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Führende CDU-Politiker führen Österreich als Beispiel gegen Fortsetzung der Großen Koalition an. Berlin – Politiker der deutschen Regierungspartei CDU führen die politische Lage in Österreich als Argument gegen die Fortführung der Großen Koalition ins Feld. Österreich ist da Menetekel. Wir brauchen mehr als eine Koalitionsoption. Das ist am Ende auch gut für die Demokratie und die politische Kultur, sagte CDU-Präsidiumsmitglied und Finanz-Staatssekretär Jens Spahn dem Nachrichtenmagazin Focus. Auch der CDU-Fraktionschef im Bundestag, Volker Kauder, sprach sich in einer Frage der Rheinischen Post nach österreichischen Verhältnissen gegen eine Fortführung des Paktes mit den Sozialdemokraten (SPD) aus. Eine Fortsetzung der Großen Koalition sollte es nach der nächsten Wahl möglichst nicht geben, auch wenn wir nach wie vor gut mit der SPD regieren. Den Regierungsfraktionen sollte wieder eine stärkere Opposition gegenüberstehen, sagte Kauder. In Deutschland finden im kommenden Jahr Bundestagswahlen statt. Im Regierungsbündnis zwischen der CDU von Kanzlerin Angela Merkel und der SPD machten sich zuletzt Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Sowohl Spahn als auch Kauder nannten ein schwarz-grünes Regierungsbündnis als Alternative zur Großen Koalition.
2International
Polizist nach Vorgehen gegen Mädchen bei Scheren-Attacke verhört. Jerusalem – Tödliche Schüsse auf eine am Boden liegende 16-Jährige: Erste Ermittlungen gegen einen Polizeibeamten haben in Israel die Diskussion um die Wahrung der Verhältnismäßigkeit bei der Abwehr von Messerattacken neu entfacht. Geklärt werden soll, warum der Polizist nach einer Scheren-Attacke auf eine bereits angeschossene und reglos am Boden liegende palästinensische Teenagerin feuerte. Vonseiten israelischer Bürgerrechtler und aus dem Ausland wird zunehmend Kritik am Vorgehen der israelischen Sicherheitskräfte laut. Auf Empfehlung der Generalstaatsanwaltschaft leitete das israelische Justizministerium Ermittlungen gegen den Beamten ein, der Ende November im Zentrum von Jerusalem auf zwei mit Scheren bewaffnete palästinensische Mädchen geschossen hatte. Der Mann wurde am Sonntag vernommen. Seit Anfang Oktober in Israel und den besetzten Palästinensergebieten eine Serie von Angriffen auf Israelis begann, ist dies das erste Mal, dass gegen einen Angehörigen der Sicherheitskräfte ermittelt wird. Die beiden 14 und 16 Jahre alten Ost-Jerusalemer Cousinen hatten am 23. November im Westteil der Stadt nahe des jüdischen Zentralmarkts mit Scheren um sich gestochen. Die Schülerinnen wollten den Bruder von einer der beiden rächen, der 2013 bei gewaltsamen Protesten einen tödlichen Kopfschuss erlitt. Ein Kampfmittelräumer der Polizei sah die Scheren-Attacke, sprang aus seinem Auto und schoss auf die beiden Angreiferinnen, die einen 70-jährigen Mann leicht verletzten. Die 14-jährige war sofort tot, ihre 16-jährige Cousine lag verletzt am Boden. Wie Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen, ging der Beamte zurück zu ihr und schoss erneut auf sie. Diese Handlungsweise löste die aktuellen Ermittlungen aus. Israels Generalstaatsanwalt Jehuda Weinstein hatte Ende Oktober vor dem Hintergrund mehrerer fragwürdiger Vorfälle klargestellt, dass die Einsatzregeln klar vorschreiben, dass keine Schüsse mehr abgegeben werden dürfen, wenn die Gefahr für Leib und Leben abgewendet ist. Wer auf einen bereits kampfunfähigen Attentäter schieße, verstößt gegen das Gesetz. Israelische Bürgerrechtler kritisieren, dass dieser Grundsatz in den vergangenen zehn Wochen mehrfach missachtet worden sei. Bei Dutzenden Angriffen mit Messern sowie Schusswaffen und Autos sind in dieser Zeit bereits 17 Israelis und ein US-Bürger getötet worden. Die meisten Angreifer wurden auf der Stelle erschossen. Auch ein eritreischer Flüchtling, der fälschlich für einen Attentäter gehalten wurde, wurde von Wachleuten und einem aufgebrachten Mob getötet. Die Menschenrechtsgruppe BTselem nahm den Vorfall zum Anlass, einen offenen Brief an Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu schreiben, in dem sie auf das Risiko außergerichtlicher Hinrichtungen hinwies. Dabei wurden vier Fälle in Jerusalem und einer im Westjordanland genannt, bei denen auf mutmaßliche Attentäter noch geschossen wurde, als diese bereits regungslos am Boden lagen. BTselem kritisierte, dass Äußerungen von israelischen Regierungsmitgliedern ein Klima erzeugt hätten, in dem Polizeibeamte und sogar bewaffnete Zivilisten zu Richtern und Henkern werden. So habe der Minister für Innere Sicherheit Gilad Erdan verkündet: Jeder Terrorist sollte wissen, dass er die Attacke, die er begehen will, nicht überleben wird. Auch im Ausland erzeugte die hohe Todesrate unter den erwiesenen oder mutmaßlichen Messerstechern Zweifel am rechtsstaatlichen Vorgehen. Zwei Sonderberichterstatter des UN-Menschenrechtsrats berichteten Mitte November: Fälle übermäßigen Gewalteinsatzes durch israelische Sicherheitskräfte gegen Palästinenser, von denen einige wie standrechtliche Hinrichtungen aussehen, werden weiterhin bekannt und manche wurden auf Video festgehalten. Auch Schwedens Außenministerin Margot Wallström verurteilte vergangene Woche in einer Fragestunde des Parlaments die anhaltenden Messerattentate auf Israelis, warnte aber zugleich, die Antwort darauf dürfe nicht unverhältnismäßig sein und berge das Risiko von außergerichtlichen Hinrichtungen. Das israelische Außenministerium verurteilte diese Äußerung als skandalös, erschreckend unverschämt und realitätsfremd.
2International
Bundeskanzler und Vizekanzler schärfen ihren Ton und weisen EU-Kritik zurück. Wien – Mit scharfen Worten haben Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) die Kritik der EU-Kommission an Österreichs Asylobergrenzen zurückgewiesen. Die Position der Kommission sei unsinnig, sagte Faymann am Dienstag. Auf diese Art von Ratschlag können wir verzichten, polterte der Kanzler im Anschluss an den Ministerrat. Wie die EU derzeit mit den Fluchtbewegungen aus Syrien und Afghanistan umgehe, sei fahrlässig, so Faymann. Auch Mitterlehner wollte die Kritik, wonach die Obergrenzen EU-Recht widersprechen, nicht gelten lassen. Die Argumentation der EU ist nicht nur unsinnig, sondern auch völlig widersprüchlich, so der Vizekanzler. Eine Obergrenze sei derzeit alternativlos, zumal beim Plan der EU, die Außengrenzen abzuriegeln und die schon in der EU angekommenen Flüchtlinge besser aufzuteilen, nichts weitergehe. Österreich sei ein Vorbild an Hilfsbereitschaft, schloss sich Faymann dem Tenor eines von Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) an EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos gerichteten Briefs an. Würden alle EU-Staaten so viele Asylanträge annehmen wie Österreich, dann kämen wir auf 2,5 Millionen, so der Kanzler. Brandstetter hatte zuvor in einem emotional formulierten Brief an den griechischen Flüchtlingskommissar auf dessen Kritik an den Obergrenzen reagiert und gefragt, wie lange unsere Geduld noch strapaziert werde. Auch die Kritik aus Deutschland lässt Faymann nicht gelten. Wenn Deutschland auf andere Maßnahmen setze als Österreich, dann werden wir dem respektvoll entgegentreten – er erwarte denselben Umgang aber auch von der deutschen Regierung. Im Übrigen hält Faymann es für denkbar, dass die Flüchtlingspolitik in Österreich und Deutschland bald wieder im Gleichklang steht. Was genau er mit dieser Formulierung meine, wollte Faymann auf Nachfrage nicht konkretisieren. Bundespräsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen hat wegen der Flüchtlingskrise Verständnis für Kontrollen an Europas Binnengrenzen. Nach den Erfahrungen des letzten Jahres seien diese nachvollziehbar, sagte Van der Bellen am Dienstag. Er warnte davor, in der Flüchtlingspolitik blauäugig zu sein. Am Rand des Starts seiner Unterschriftensammlung in der Innsbrucker Innenstadt betonte er gleichzeitig, dass Asylverfahren mehrfach verfassungsrechtlich abgesichert seien. Er trete dabei für Kontrolle und Registrierung, aber gegen Abweisung ein. Zur deutschen Kritik an Österreichs Obergrenze von 3.200 Flüchtlingen, die täglich nach Deutschland durchreisen dürfen, meinte Van der Bellen, er würde in einem solchen Fall mit dem deutschen Präsidenten Joachim Gauck Kontakt aufnehmen. Es stelle sich die Frage, welche Position Deutschland konkret einnehme und ob etwa Innenminister Thomas de Maizière mit Kanzlerin Angela Merkel überhaupt übereinstimme.
1Panorama
Zaha Hadid zählte zu den bedeutendsten Architektinnen der Gegenwart. Am Donnerstag ist sie 65-jährig in Miami gestorben. Die Kritiker sprechen sich oft gegen meine Projekte aus, weil sie ihnen zu innovativ sind und weil sie solche Geometrien in der Architektur noch nie zuvor gesehen haben, sagte Zaha Hadid vor einigen Jahren in einem Interview. Aber wissen Sie, wenn ich mich je durch die internationale Meinung über meine Arbeit hätte beeinflussen lassen, dann hätte ich den Job schon vor zwanzig Jahren hingeschmissen. Das hat sie nicht. Mit mehr als 900 Projekten weltweit war Hadid nicht nur eine der meistbauenden, sondern auch eine der wichtigsten zeitgenössischen Architektinnen des 20. und 21. Jahrhunderts. Als erste Frau, die mit dem Pritzker-Preis (2004) ausgezeichnet wurde, galt sie zudem als Avantgardistin, Galionsfigur und Wegbereiterin eines neuen Selbstverständnisses in der Architekturszene. Am Donnerstag ist sie in einem Krankenhaus in Miami, wo sie wegen einer Bronchitis behandelt wurde, an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Hadid wurde 1950 in Bagdad geboren und entwarf als Kind ihr eigenes Kinderzimmer, das in der irakischen Hauptstadt von der Hautevolee etliche Male kopiert wurde. Sie besuchte eine katholische Klosterschule in Bagdad sowie Internate in der Schweiz und Großbritannien. Bereits mit elf Jahren wusste sie, dass sie Architektin werden wollte. Sie studierte Mathematik an der American University of Beirut und Architektur an der Architectural Association School in London. Die zunächst erlernte Welt der Zahlen, Vektoren und hochgradigen Funktionskurven ließ sie nie wieder los. Bereits die Collagen und Architekturzeichnungen der frühen Jahre, mit deren Verkauf sie ihre ersten Berufsjahre finanzierte, gaben einen vielversprechenden Ausblick auf ihr späteres Schaffen. 1988 wurde sie, noch ohne je etwas gebaut zu haben, in der Ausstellung Deconstructivist Architecture am New Yorker Museum of Modern Art (Moma) porträtiert. Allein, bis zu ihrem ersten realisierten Projekt sollten noch viele Jahre vergehen. 1993 schließlich, nach einem langen Kampf um ihre Position in der damals noch männlich dominierten Architektenschaft, wurde auf dem Areal des Möbelherstellers Vitra in Weil am Rhein ihre extravagante Feuerwehrstation eröffnet. Wir müssen uns endlich von der Schachtel und vom alles bestimmenden 90-Grad-Winkel verabschieden, meinte sie damals. Und sie meinte es ernst. Die Winkel im Feuerwehrhaus waren so spitz, dass die Feuerwehrautos im Notfall nicht ohne Reversieren hinausfahren konnten. Heute dient das anekdotenreiche Gebäude als Museum und Ausstellungshaus. In den darauffolgenden zwei Jahrzehnten legte Hadid, die sich – quasi als Abbild ihrer eigenen Architekturidee – gerne mit Stilettos und mit Stücken des japanischen Designers Issey Miyake kleidete, eine einzigartige Karriere hin, die sie zur bekanntesten und bedeutendsten Gegenwartsarchitektin machte. Niemand hatte auf das zeitgenössische Bauen der letzten Jahrzehnte mehr Einfluss als Zaha Hadid, sagt ihr Kollege und Freund Richard Rogers. Zu Hadids bekanntesten Bauten zählen das Rosenthal Center for Contemporary Arts in Cincinnati (2003), das Wissenschaftsmuseum Phæno in Wolfsburg (2005), das Maxxi-Museum in Rom (2010), das Opernhaus in Guangzhou (2010), das Riverside Museum in Glasgow (2011), das Heydar Aliyev Centre in Baku (2014) sowie das im vergangenen Sommer fertiggestellte Messner Mountain Museum in Südtirol. In Österreich baute Hadid, die von 2000 bis 2015 an der Universität für angewandte Kunst in Wien unterrichtete, die spektakuläre Skisprungschanze auf dem Bergisel, die Innsbrucker Hungerburgbahn, die Wohnhausanlage über den Otto-Wagner-Bögen in Wien-Spittelau und das Library and Learning Center auf dem neuen WU-Campus im Wiener Prater. Darüber hinaus entwarf sie Möbel, Lampen, Bühnenbilder, Schuhe für Melissa und United Nude sowie eine Weinflasche für den burgenländischen Winzer Leo Hillinger. Kritisiert wurde sie zuletzt vor allem dafür, dass sie für Auftraggeber aus diktatorischen Staaten arbeitete und sich zunehmend selbst zitiere. Neider hatte ich immer schon, sagte Zaha Hadid. Das stört mich nicht. Das ist nur Ausdruck dessen, dass die Menschen verlernt haben, an die Möglichkeit des Fantastischen zu glauben. Ich will meine Fantasie ausreizen. Bis zuletzt. Das ist ihr gelungen.
8Kultur
Wenige Kinder, kaum Inflation: Der demografische Wandel ist laut Ökonomen dafür verantwortlich, dass die Geldpolitik der EZB ins Leere läuft. Wien – Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) droht ins Leere zu laufen. Zu diesem Schluss kommen Studien des Internationalen Währungsfonds und der US-Notenbank Fed. Die Europäische Wächterin der Preisstabilität hat Anfang 2015 ein massives Anleihekaufprogramm gestartet. Mit einem Ziel: die Inflation anzukurbeln und eine Deflation, also ein allgemein sinkendes Preisniveau, um jeden Preis zu vermeiden. Das Inflationsziel von zwei Prozent hat die EZB seit Jänner 2013 nicht mehr erreicht. Zunächst werden dafür folgende Gründe angeführt: Rohstoffpreise auf Rekordtiefständen, schwaches Investitionsklima seit der Lehman-Krise sowie Überproduktion in manchen Wirtschaftszweigen. Bei genauerer Betrachtung dürfte aber auch die Überalterung der Gesellschaft eine wichtige Rolle spielen, wie ein Blick nach Japan zeigt: Nach dem Platzen der dortigen Immobilien- und Aktienblase im Jahr 1990 rutschte das Land sukzessive in eine ausgedehnte Deflation, während die Weltwirtschaft brummte. Seither ist es der japanischen Notenbank nicht gelungen, trotz Nullzinspolitik und mehrfachen Anleihenkaufprogrammen die Inflation anzuheizen. Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IWF) haben nun Japan und Europa verglichen und eine Erklärung für die Unwirksamkeit der Geldpolitik in beiden Ländern gefunden: die zunehmende Überalterung der Gesellschaften. Japan ist den Europäern nicht nur beim Einsetzen der Deflation voraus, sondern auch beim demografischen Wandel. Die stärksten Jahrgänge sind dort bereits pensioniert, und die Geburtenrate liegt bei nur knapp 1,4 Kindern pro Frau. Zudem haben Japaner die weltweit höchste Lebenserwartung. Kurzum: Die Gesellschaft wird immer älter. Das trifft mit Verzögerung auch auf die EU zu, wo Frauen im Schnitt auch bloß 1,57 Kinder gebären. Ohne Zuzug benötigt eine Gesellschaft 2,1 Kinder pro Frau, um die Bevölkerung konstant zu halten. Genau darunter leiden derzeit die Pensionssysteme, dazu treibt die steigende Nachfrage nach medizinischer Betreuung die Staatsschulden in die Höhe. Wenn die Einnahmen des Staates aufgrund sinkender Preise zurückgehen, verschlechtert sich zudem die Schuldentragfähigkeit. Neuen Erkenntnissen zufolge wirkt sich der demografische Wandel auch auf das Preisniveau aus. Die Rechnung ist einfach: Angenommen, es gibt zehn Personen und zehn Brote. Wenn man eine Person hinzufügt, wird die Nachfrage nach Brot und somit auch der Preis steigen. Nimmt man eine Person weg, tritt der gegenteilige Effekt ein. Außerdem wirkt sich ein Bevölkerungsrückgang negativ auf das Wachstum aus, weil Produktivkräfte aus der Wirtschaft abgezogen werden – und weil der Konsum zurückgeht. Gedämpfte Konjunkturaussichten drücken die Preise. Unternehmen und Private halten sich mit Investitionen und Ausgaben zurück, weil sie weitere Preisrückgänge erwarten. Eine Negativspirale ist in Gang gesetzt. Eine Studie der Fed zeigt, dass ältere Menschen niedrige Inflationsraten bevorzugen, da sie über höheres Vermögen verfügen und von dessen Kapitalerträgen zehren. Auf Arbeitende trifft das weniger zu, da sie von inflationsangepassten Löhnen leben: Inflation löst einen Umverteilungseffekt zwischen den Generationen aus. Die IWF-Studie zeigt zudem, dass im Alter die Risikoscheue bei der Geldanlage zunimmt. Dadurch entsteht ein schleichender Trend zu sicheren heimischen Anlagen, wodurch die Rendite auf heimische Staatsanleihen sinkt. Dass Zentralbanken Deflation um jeden Preis vermeiden wollen, liegt am Geldsystem. Da Geld durch Kreditvergabe geschaffen wird, kann Deflation zum Kollaps des Geldsystems führen, sofern nicht wie in Japan die Notenbank durch unkonventionelle Geldpolitik für einen Ausgleich sorgt. Angesichts der Erfahrungen Nippons in den letzten zwei Jahrzehnten und Europas seit der Lehman-Krise müssen sich die Zentralbanken und besonders die Politik nach neuen Wegen umsehen, um den deflationären Druck durch Überalterung abzufedern: etwa durch Preisregulierung bei öffentlichen Gütern oder durch gezielte Konjunkturprogramme. Dabei liegt die langfristig einfachste Maßnahme zur Ankurbelung der Inflation auf der Hand: nämlich höhere Geburtenraten zu fördern und Zuzug aus dem Ausland zuzulassen. Beides würde zu dem Bevölkerungswachstum führen, das Analysten und Arbeitgeberverbände schon seit längerem – und verstärkt seit Ausbruch der Flüchtlingskrise – fordern.
3Wirtschaft
Knackpunkt Lobautunnel dürfte vom Tisch sein – Jahreskarte soll weiterhin 365 Euro kosten – 150-seitiger Pakt wurde zäh verhandelt. Wien – Bis in den späten Nachmittag hinein war am Freitag aus Kreisen der Wiener SPÖ und Grünen vor allem eines zu hören: Ich kann gerade nicht sprechen. Dann einigte man sich aber doch noch vor dem Wochenende und nach mehr als 14 Tagen zäher Verhandlungen auf einen Regierungspakt: Rot-Grün geht damit fix in die zweite Runde. Um die großen Brocken sei bis zuletzt gerungen worden, hörte man am Freitag aus Verhandlerkreisen, die Gespräche seien aber vom Geist der Einigung getragen gewesen. Bei einem dieser großen Brocken, dem Wahlrecht, gab es eine Übereinkunft. Details wollte man dazu am Freitag aber noch nicht preisgeben. Streitpunkt war bisher in erster Linie der mehrheitsfördernde Faktor: Die Wahlzahl für die Mandatsverteilung in den Wahlkreisen wird nach der Formel gültige Stimmen, dividiert durch die Zahl der Mandate plus eins errechnet. Das bevorzugt besonders die SPÖ. Die Grünen wollten den Faktor eins streichen. Ein weiterer Knackpunkt, der umstrittene Lobautunnel, dürfte vom Tisch sein. Man habe sich stattdessen auf ein Bekenntnis zu einer sechsten Donauquerung geeinigt, deren Bau jedoch aufgrund der Budgetnöte des Bundes und damit der Asfinag in den kommenden fünf Jahren unrealistisch sei, hieß es aus Kreisen der Grünen. Mit dem Nein zum Tunnel gehe auch ein Bekenntnis zum Nationalpark Donauauen einher, das auch von der SPÖ mitgetragen werde: Der Nationalpark soll in keiner wie auch immer gearteten Form durch Straßenverkehrsprojekte beeinträchtigt werden. Ein weiterer Punkt, der besonders den Grünen wichtig ist, ist Integration ab Tag eins, will heißen: Künftig sollen Flüchtlinge in Wien ab dem Tag der Asylantragstellung ein Recht auf einen Deutschkurs haben. Die 365-Euro-Jahreskarte für die Öffis wird beibehalten. Dazu habe sich Finanzstadträtin Renate Brauner erweichen lassen, heißt es aus dem Büro Häupl. Das 150-seitige Arbeitsabkommen für die nächsten fünf Jahre wird am Samstag von den Parteigremien abgesegnet. Das Papier ist doppelt so umfangreich wie jenes im Jahr 2010. Diesmal sei wesentlich konkreter über Details verhandelt worden, so die Grünen. Die von Häupl und Vassilakou angeführten Kernverhandlerteams hatten bis zuletzt unter wachsendem Zeitdruck um eine Einigung gerungen. Denn Bürgermeister Michael Häupl wollte das Budget für 2016 fristgerecht mit dem neuen Team beschließen. Vassilakou dürfte auch weiterhin Vizebürgermeisterin sowie Verkehrsstadträtin bleiben. Die Grünen wollten einen zweiten Stadtratsposten. Diese Forderung wurde aber schon bald abgetan, Häupl bezeichnete sie als No-Go. Die SPÖ hätte dann einen weiteren Stadtratsposten aufgeben müssen. Laut STANDARD-Informationen ist fix, dass Stadtrat Christian Oxonitsch wieder Chef des SPÖ-Rathausklubs wird. Dessen bisherige Bildungsagenden soll Sandra Frauenberger übernehmen. Das Thema Sport dürfte zu Sonja Wehsely wandern. Die Regierungsriege soll ansonsten unverändert bleiben. Das veranlasste die FPÖ von einem verkrusteten, rot-grünen System zu sprechen. Es seien dieselben Köpfe, dieselben Strukturen und dieselben hohlen Phrasen, ließ der designierte Vizebürgermeister Johann Gudenus via Aussendung verlauten. Ich habe den Eindruck, dass Rot-Grün weitermacht wie bisher und wir more of the same haben, sagte die Wiener Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger am Rande einer Pressekonferenz zur künftigen Themenaufteilung der Neos-Abgeordneten im Gemeinderat. Meinl-Reisinger selbst werde sich vor allem um Kontrollthemen kümmern, darunter den Stadtrechnungshof, aber auch um Kultur und den Standort Wien.
5Inland
Kapitän Stefan Koubek ist auch ohne Daviscup nicht fad – Tennisgenuss in Wien. Wien – Im Leben des Stefan Koubek ist Ruhe eingekehrt. Keine 30 Wochen mehr im Jahr Fliegerei rund um den Globus, kein Jetlag, weniger Rückenschmerzen. Ich tanze zwar mit einem Hintern immer noch auf drei Kirtagen, bin aber endlich zu Hause, sagt der 38-jährige Kärntner. Koubek ist als Daviscup-Kapitän vom Österreichischen Tennisverband (ÖTV) um ein Jahr bis Ende 2016 verlängert worden, er analysiert für den ORF. Hauptsächlich arbeitet er aber neuerdings als Leiter in einem großen Tennisgeschäft in Wien. Ich versuche, den Laden zu schmeißen, bin Mädchen für alles. Vom Verkaufen, Organisieren, Improvisieren bis hin zum Saubermachen. Zwischendurch schaut Stefan Koubek natürlich in der Wiener Stadthalle beim Tennisturnier vorbei. Auch wenn die größten Namen der ATP-Tour fehlen, bestehe kein Grund zum Jammern. Das ist ein unglaublich gutes Starterfeld. Koubek ist ein Freund Roger Federers, des aktuell Dritten der Rangliste. Hätte er dem Schweizer Wien nicht schmackhaft machen können? Roger hat einen Plan, weiß genau, was er macht. Man kann ihm nicht ins Gewissen reden. Da wäre schon ein größerer Aufwand nötig gewesen. Dass die Erste Bank Open zu einer Aufschlagorgie ohne längere Ballwechsel verkommen und den Zuschauern fad wird, wenn John Isner, Kevin Anderson oder der kroatische Ass-Weltrekordler Ivo Karlovic anrücken, befürchtet Koubek nicht. Der Boden ist langsamer als in den Vorjahren, die Bälle springen nicht so hoch auf. Es ist aber sinnlos, darüber zu philosophieren. In Wimbledon kommen Aufschlagkanonen auch nicht automatisch ins Finale. Dass Wien dennoch ein sehr schwieriges Tennisturnier ist, weiß Stefan Koubek aus eigener Erfahrung. Elf Mal schmückte er das Stadthallenturnier, ein Semifinale (2001) war das höchste der Gefühle. Im Viertelfinale schlug er den damals Weltranglisten-Zwölften Federer. Über Potenzial im Nachwuchs freut sich Koubek. Der 22-jährige Dennis Novak sei ein Versprechen für die Zukunft. Schade findet Koubek, dass einige Talente zur Qualifikation gar nicht auftauchten, es gab zwei Freilose in Runde eins. Sie rechnen sich bei einem Future mehr aus als bei einem 500er-Turnier. Chancen wären da gewesen, sich in Wien zu präsentieren. Stefan Koubeks Lebenskonstante bleibt Tennis. Im Sommer spielt er Meisterschaft, den Ehrgeiz verlierst du nie, du willst immer den letzten Punkt machen. Coachen kommt für den Vater eines zweijährigen Sohnes nicht in Frage. Heute raucht mir in der Arbeit manchmal der Schädel, aber ich muss körperlich nicht mehr ständig an meine Grenzen gehen.(Florian Vetter, 21.10.2015)
4Sport
Van Gaal nach Pleite bei Midtjylland verzweifelt: "Murphys Gesetz – alles, was schiefgehen kann, geht auch schief". Herning – Nach der peinlichen Europa-League-Niederlage beim FC Midtjylland fühlt sich Manchester Uniteds Trainer Louis van Gaal vom Pech verfolgt. Das ist Murphys Gesetz. Alles, was schiefgehen kann, geht auch schief, klagte der Niederländer nach dem 1:2 am Donnerstagabend. Die Dänen hingegen konnten ihr Glück kaum fassen. Ein Traum ist wahr geworden, meinte Siegtorschütze Paul Onuachu. Der erst vor 17 Jahren gegründete Verein feierte seinen größten internationalen Erfolg, der für den Austro-Kroaten Martin Pusic eingewechselte Onuachu traf in der 77. Minute zum Sieg. Es war, als bliebe die Zeit stehen, als der Ball reinging, sagte Onuachu. Jetzt müssen wir den Moment genießen, bevor wir an Old Trafford denken. Pusic und Royer im Einsatz Dabei hätte der Sieg für den dänischen Meister nach Ansicht von Sportdirektor Claus Steinlein noch höher ausfallen können. Es hätte auch ein 3:1 oder 4:1 sein können, meinte er. Mit Daniel Royer wirkte neben Pusic ein weiterer Österreicher mit, der Ex-Austrianer kam in der 85. Minute aufs Feld. Für das Boulevardblatt The Sun war Manchesters Vorstellung die nächste Horrorshow, nachdem Van Gaal angesichts der enttäuschende Premier-League-Saison ohnehin schon heftig in der Kritik steht. Sein Abschied zum Saisonende scheint sicher, sogar ein vorzeitiges Aus ist nach den jüngsten Rückschlägen wahrscheinlicher geworden. Als Kandidat gilt der bei Chelsea entlassene Jose Mourinho. Auch personelle Sorgen trüben die Aussichten ManUniteds für das Rückspiel. Bastian Schweinsteiger fehlt schon länger verletzt, auch Wayne Rooney musste sich für die Reise nach Dänemark abmelden. Beim Aufwärmen vor der Partie beim Underdog hatte sich auch noch Stammtorwart David de Gea am Knie verletzt, Ersatzmann Sergio Romero bewahrte die Engländer mehrmals vor einer potenziell höheren Niederlage. Es ist nicht gut. Aber wir haben die Chance, sie zu Hause zu schlagen, und das müssen wir schaffen, sagte van Gaal.
4Sport
Streit zwischen afghanischen und tschetschenischen Gruppen eskalierte. Zwei Mordversuche und fünf schwere Körperverletzungen angezeigt. Wien – Bis zu 50 afghanische Jugendliche haben am Samstagabend eine zahlenmäßig unterlegene Gruppe tschetschenischer Herkunft in einem Jugendzentrum am Handelskai in Wien-Brigittenau aufgesucht und mit Messern und Eisenstangen angegriffen. Es wurden zwei Mordversuche und fünf schwere Körperverletzungen angezeigt, sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger am Sonntag. Bei zwei Opfern herrschte zuerst sogar akute Lebensgefahr. Eine Sozialarbeiterin, die Zeugin der Gewalt wurde, gab an, dass die angegriffene Gruppe zahlenmäßig weit unterlegen war. So kam es dazu, dass in dem Jugendtreff in der Engerthstraße die Opfer zum Teil von fünf Angreifern gleichzeitig attackiert wurden. Die Opfer erlitten demnach Messerstiche in Bauch, Brustbereich, Rücken und Gesicht. Auslöser des Angriffs war laut Polizei unter anderem ein auf Facebook ausgetragener Streit zwischen den beiden Gruppen. Die Anzeigen laufen vorerst noch gegen unbekannt, da ein Großteil der Täter vor dem Eintreffen der Polizei flüchtete. Die Aktion soll nicht mehr als zwei Minuten gedauert haben. Neben Messern waren die meist jugendlichen Beteiligten – laut Eidenberger lag das Alter zwischen 15 und 25 Jahren – auch mit Holzlatten und Eisenstangen bewaffnet. Die Kämpfe verlagerten sich teilweise auf die Straße vor dem Treff. Sechs Mitglieder der afghanischen Gruppe wurden auf ihrer Flucht in der Denisgasse gestellt und festgenommen. Bisher wurden drei Zeugen einvernommen. Um den Tathergang zu klären, wurden Videoaufnahmen von der ÖBB und den Wiener Linien angefordert, da der Tatort nahe der Station Handelskai liegt. Bei den Ermittlungen setzte die Polizei auch einen Blutspürhund und einen Spezialfährtenhund ein. Vorerst wurden Metallrohre als mutmaßliche Tatwerkzeuge sichergestellt.
1Panorama
Angreifer die Passwort kennen, können sich ohne Problem per SSH einlogen – Spurensuche läuft. Es kommt, wie es kommen musste: Nur kurz nachdem zwei Hintertüren in den Sicherheitslösungen von Juniper bekannt wurden, werden diese jetzt aktiv ausgenutzt. Verwunderlich ist diese Entwicklung allerdings nicht: Immerhin sind keine großen technischen Skills notwendig, um einen solchen Angriff durchzuführen. Das Wissen über das mittlerweile öffentlich publizierte Master-Passwort reicht aus, um sich auf einem System mit einer der verwundbaren Versionen von Junipers ScreenOS via SSH einzuloggen. Zudem gibt es mittlerweile nicht nur mehrere Scanner-Programme, die gezielt nach der Lücke suchen, auch das Exploit-Framework Metasploit soll schon bald ein entsprechendes Modul erhalten. Beim SANS Internet Storm Center hat man wiederum einen Honeypot mit einem verwundbaren Juniper-Geräte aufgestellt, und so die laufenden Angriffsversuche dokumentiert. Unterdessen läuft weiter die Spurensuche, wer jetzt eigentlich schlussendlich die Hintertüren in die Juniper-Software eingebracht hat – und vor allem wer sie dann aktiv genutzt hat. Nach aktuellem Stand dürfte Juniper bei der zweiten Hintertür, die das Ausspionieren von VPN-Verbindungen ermöglicht, einen von der NSA gezielt geschwächten Zufallszahlengenerator eingesetzt haben. Diese Schwäche dürften sich dann andere Angreifer zunutze gemacht haben, um selbst ein ziemlich unauffälliges Backdoor einzubringen. Die US-Behörden dementieren jedenfalls, dass die Hintertüren auf sie zurückzuführen sind. Gerade dies könnte ihnen aber in der aktuellen Diskussion über Verschlüsselungs-Backdoors ziemlich ungelegen kommen. Wäre der Vorfall doch dann geradezu ein Paradebeispiel für die Gefährlichkeit der bewussten Schwächung von Verschlüsselung.
0Web
Pressestunde | Hohes Haus | Panorama: Die perfekte Männerfrisur | Metropolis | Erlebnis Bühne: KulturWerk | End of Watch | Der Untergang des Alpenlandes | Sonny Boy – Eine Liebe in dunkler Zeit. 11.05 DISKUSSIONPressestunde Zu Gast im Studio ist Konrad Kogler, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit. Die Fragen stellen Andreas Koller (Salzburger Nachrichten) und Brigitte Handlos (ORF). Bis 12.00, ORF 2 12.00 MAGAZINHohes Haus Fritz Jungmayr präsentiert 1) Tafelsilber: Aktuell gibt es eine Debatte über die OMV. Im Studiogespräch nimmt der Wirtschaftswissenschafter Stephan Schulmeister vom WIFO dazu Stellung. 2) Brexit: Die Europäische Union beabsichtigt, der Regierung Großbritanniens ein Reihe von Sonderregelungen bei den EU-Verträgen zu erlauben. 3) Raumwärme: Um die Klimaziele von Paris erreichen zu können, müsste der Raumwärmeverbrauch um mindestens 30 Prozent gesenkt werden. 4) Flugobjekte: Michael Klonfar hat sich angeschaut, was sich alles im österreichischen Luftraum tummelt und welche Regelungen gelten. Bis 12.30, ORF 2 13.05 MAGAZINPanorama: Die perfekte Männerfrisur Nina Horowitz zeigt die Haarpracht der Männer von den 60er und 70er Jahren, über strenge Haarvorschriften für Soldaten bis hin zum Musical Hair, das einen Meilenstein in der Popkultur und der Haarmode darstellt. Bis 13.30, ORF 2 13.30 MAGAZINHeimat, fremde Heimat Silvana Meixner präsentiert: 1) Bürgermeister – vereinigt euch! 2) Integration im Weinviertel. 3) schwarzweißlila – Mit Witz und Humor gegen Rassismus. Bis 14.05, ORF 2 17.25 MAGAZINMetropolis 1) Metropolenreport Zürich – 100 Jahre Dada. 2) Kampf der Türkei gegen die Kurden. 3) Ausstellung Picasso. Fenster zur Welt. 4) Josef Fischnaller. 5) Uraufführung South Pole. 6) Frank Woeste. Bis 18.10, Arte 19.25 MAGAZINErlebnis Bühne: KulturWerk – Schauspiellegende Elisabeth Orth Schauspiellegende Elisabeth Orth erzählt im Gespräch von ihren Anfängen mit Kaffeekochen und Textbücher-Abstauben im Theater an der Josefstadt. Barbara Rett präsentiert ab 20.15 Uhr mit Mozarts Idomeneo die dritte und finale Jubiläumsaufführung anlässlich zehn Jahre Wiedereröffnung Theater an der Wien als Opernbühne. Bis 23.35, ORF 3 20.00 THEMENABENDOktoskop: splace Magazin Zu Gast im Studio bei Amina Handke präsentieren Sabine Kienzer und Tina Frank Werke aktueller und ehemaliger Studenten der Kunstuniversität Linz. Bis 21.25, Okto 22.00 DISKUSSIONIm Zentrum: Zu wenig zum Leben – Wie viel Mindestsicherung ist angemessen? Zu Gast bei Ingrid Thurnher: Sonja Wehsely (Sozialstadträtin Wien, SPÖ), Peter McDonald (Generalsekretär, ÖVP), Manfred Haimbuchner (Landeshauptmannstellvertreter OÖ, FPÖ), Karin Heitzmann (Institut für Sozialpolitik, WU Wien) und Christian Keuschnigg (Ökonom, Universität St. Gallen). Bis 23.05, ORF 2 22.00 KARTELLEnd of Watch (USA 2012, David Ayer) Die zwei Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal und Michael Peña überzeugen in ihrer Rolle als Cops im Schmelztiegel der US-Kriminalität. Im Stil einer Documentary gedreht, geht die Geschichte unter die Haut. Bis 23.45, ORF 1 23.05 DOKUMENTARFILMDer Untergang des Alpenlandes – D.U.D.A! Werner Pirchner Der Berliner Regisseur Malte Ludin begibt sich in seinem Film auf Spurensuche nach dem österreichischen Jazzmusiker, Künstler und Dichter Werner Pirchner. Bis 0.30, ORF 2 23.30 MAGAZINTitel, Thesen, Temperamente 1) Dabiq: Das Zentralorgan des IS. 2) Kollektiv Assemble: Designer, Architekten und Künstler. 3) Colonia Dignidad: Der neue Film von Florian Gallenberger. 4) So klingt die Welt: Field Recordings. 5) Der Boulevard der Einwanderer: Die Kantstraße in Berlin als Labor der Integration. Bis 0.00, ARD 23.35 EROBERUNGSonny Boy – Eine Liebe in dunkler Zeit (NL 2011, Maria Peters) Rika (Ricky Koole) hat sich vor kurzem von ihrem untreuen Mann getrennt. Für die 1920er Jahre schon ein großer Schritt, besonders mit vier Kindern, die durchgefüttert werden wollen. Aus Geldmangel nimmt sie den 17 Jahre jüngeren Studenten Waldemar (Sergio Hasselbaink) aus Surinam als Untermieter auf. Nachdem sie ein Kind von ihm bekommt, marschieren die Nationalsozialisten ins Land ein. Berührende Geschichte, mit Oscar-Nominierung. Bis 1.48, ARD 1.20 MYSTERIÖSHoly Motors (F 2012, Leos Carax) Carax schickt Denis Lavant in seinem ersten Langfilm durch Paris. Dabei nimmt Lavant die Gestalt unterschiedlicher Figuren ein: er wird zur Bettlerin, zu einem Tänzer und einem Auftragsmörder. Ohne Handlung aber mit sehr viel Mystery – nur bedingt verwirrend. Bis 3.05, SRF 1
6Etat
Norweger holt auf dem Ganslernhang von Platz zwölf kommend seinen fünften Saisonsieg, Salzburger nur drei Hundertstel dahinter – Kreuzbandriss auch bei Razzoli. Kitzbühel – Nur drei Hundertstelsekunden haben Marcel Hirscher zu einem perfekten Sonntag am Ganslernhang gefehlt. Der Salzburger musste sich auf pickelharter Eispiste nur Henrik Kristoffersen geschlagen geben. Der ÖSV blieb damit bei den 76. Hahnenkammrennen ohne Sieg. Der Norweger, heuer bester Artist im Stangenwald, war nach fehlerhafter Fahrt im ersten Durchgang nur Zwölfter, lag 0,49 hinter Hirscher und preschte mit einem famosen Finalritt in 1:43.96 Minuten zu seinem fünften Slalomsaisonsieg nach Val dIsere, Madonna, Adelboden und Wengen. Dritter wurde der zur Halbzeit führende Deutsche Fritz Dopfer (+0,45). Beachtlich waren die Auftritte der jungen ÖSV-Läufer. Christian Hirschbühl, der mit Startnummer 59 zunächst auf Rang 15 carvte, klassierte sich am Ende ex aequo mit Felix Neureuther (1,56) an siebenter Stelle und holte damit zum zweiten Mal Weltcuppunkte nach dem 22. Platz in Sölden. Marco Schwarz, zur Halbzeit als Dritter sogar eine Hundertstel schneller als Hirscher, belegte Rang neun (1,61) und feierte damit sein zweitbestes Weltcupergebnis nach Platz drei in Madonna. Manuel Feller, Siebenter nach dem ersten Lauf, scheiterte im zweiten. Klaffte letzte Saison noch eine riesige Lücke hinter Hirscher, so sind die ÖSV-Hoffnungen unerwartet flott in der Slalomweltspitze angekommen. Superhappy Hirscher Ich bin superhappy, das war ein hartes Stück Arbeit. Henrik ist in bestechender Form, aber schon langsam reicht es mit den Hundertsteln, sagte Hirscher, der erleichtert war, nach den Ausfällen im Slalom von Wengen und im Kombislalom von Kitzbühel wieder ins Ziel gekommen zu sein. Es ist unglaublich, vielleicht der coolste Sieg in meinem Leben, meinte Kristoffersen. Hirscher schrammte schon nach wenigen Fahrsekunden an einer weiteren Pleite vorbei, als er beim ersten Übergang in extreme Rücklage geriet und obendrein das Malheur mit einem Stock zwischen den Beinen meistern musste. Marc Digruber und Reinfried Herbst scheiterten im ersten Run. Michael Matt verpasste die Entscheidung als 34., Wolfgang Hörl wurde disqualifiziert. Das Rennen hatte denkbar unglücklich begonnen. Der mit Nummer eins gestartete Italiener Giuliano Razzoli zog sich bei einem Sturz einen Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie und musste mit dem Hubschrauber abtransportiert werden. Das bedeutet einige Monate Urlaub, schrieb der 31-jährige Olympiasieger von 2010 auf Instagram. Ich habe schon einmal das Comeback geschafft, das zweite Mal wird einfacher. Im Gesamtweltcup reduzierte Titelverteidiger Hirscher seinen Rückstand auf den noch führenden Aksel Lund Svindal (916 Punkte), für den die Saison nach dem Sturz auf der Streif vorbei ist, auf 27 Punkte. Hirscher hat nun 889 Punkte auf dem Konto, Kristoffersen folgt als Dritter mit 771. Rückblickend auf die Abfahrt vom Samstag, auf der sich mit Svindal und Georg Streitberger zwei Spitzenfahrer schwer verletzt hatten: Die Piste sei fahrbar gewesen, die Passage aber eine der gefährlichsten Stellen – dies war zusammengefasst der Kommentar von FIS-Chefrenndirektor Markus Waldner auf die verhängnisvollen Stürze von gleich drei Rennläufern an der gleichen Stelle der Streif, die Kompression nach dem Hausberg. Für Svindal und Georg Streitberger ist die Saison nach Knieverletzungen vorbei, Hannes Reichelt ist angeschlagen. Wir wissen, dass diese Passage schwierig ist. Es sind Wellen dort, das Licht war flach. Es war sehr schwierig, die Wellen zu sehen, das hat wahrscheinlich die Fehler verursacht, die Konsequenz waren Stürze. Und wir wissen, dass diese Stelle keine Fehler erlaubt. Wir wissen, dass das die schwierigste Sektion ist, sagte Waldner auf der Mannschaftsführersitzung am Samstagabend. Aber die Piste war gut, fügte er hinzu. Als dann aber die Bedingungen schlechter wurden, entschied man sich, das Rennen nach 30 Läufern zu stoppen. Wir waren der Meinung, dass die Sicherheit für die jungen Läufer mit höheren Startnummern nicht gewährleistet gewesen wäre, so Waldner. US-Herren-Cheftrainer Sasha Rearick zeigte sich von der Entscheidung enttäuscht: Entweder ist es fahrbar oder nicht. Wer fährt, ist die Entscheidung der Trainer und Läufer. Auch für ÖSV-Cheftrainer Andreas Puelacher war die Entscheidung der Jury nachvollziehbar. Zum Zeitpunkt des Abbruchs habe ich nicht verstanden, warum das Rennen beendet wurde, als dann aber die Schlechtwetterfront da war, war es mir klar. Für die ÖSV-Misere – mittlerweile sind acht Abfahrer schwer verletzt – hat er keine Erklärung. Ich bin jetzt 27 Jahre Trainer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich etwas falsch gemacht habe, ich finde keine Struktur hinter der Verletzungsserie. Svindal werde erst in einem Jahr wieder fit sein, gab der norwegische Verband bekannt. Es ist irgendwie scheiße mitten im Winter, aber so ist das Leben, schrieb der 33-Jährige auf seiner Facebook-Seite. Bereits die letzte Saison hatte er wegen eines Achillessehnenrisses beinahe komplett verpasst. (Thomas Hirner, bausch, 24.1.2016) Same kompression, same injury, same room!!! and same nurse!󾬴󾬴󾌴󾌴󾌴 but we have fun!!✌️✌󾭞󾭞#axellundsvindal #floscheiber #streif #hochrum #saalbach #itsgettingbetter Link Ergebnis Herren-Slalom Kitzbühel
4Sport
Reaktion auf Beschluss der Nato, ihre Präsenz in den Nachbarstaaten Russlands zu stärken. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
2International
Virtual-Reality-Headset für PS4 ab 399 Euro erhältlich – 50 Games noch für 2016 versprochen. Sony hat im Rahmen der Game Developers Conference in San Francisco die finale Version des Virtual-Reality-Systems für Playstation 4 enthüllt. Playstation VR wird im Oktober auf den Markt kommen und ab 399 Euro (auch in Österreich, Deutschland und der Schweiz) erhältlich sein. Eine deutliche Kampfansage an Hersteller konkurrierender PC-Systeme wie Oculus Rift und HTC Vive, die in den Monaten davor für 699 Euro und 899 Euro im Handel erscheinen. Um sicherzustellen, dass wir den Verbrauchern weltweit eine ausreichende Menge an Geräten sowie eine breite Auswahl an Software-Titeln bieten können, haben wir uns für eine Markteinführung im Oktober 2016 entschieden, sagt Playstation-Chef Andrew House in einer Aussendung. Rift und Vive werden bereits im Frühling erscheinen. Sony erhofft sich, damit gleich zum Start ein breiteres Publikum ansprechen zu können und scheint das Headset dafür laut Medienberichten mit einer sehr geringen Marge zu verkaufen. Für die Nutzung von Playstation VR (PSVR) wird eine PS4, eine mitgelieferte Set-top-Box und eine separat erhältliche Playstation-Kamera vorausgesetzt. Unterstützt werden je nach Spiel sowohl der Dualshock-4-Controller als auch separat verkaufte beziehungsweise bestehende Playstation-Move-Controller. Bundles mit allen Komponenten dürfte es zum Start ebenfalls geben. In Summe will Sony jedenfalls einen klar günstigeren Einstieg in VR bieten. Für Vive und Rift werden zur Nutzung leistungsfähige PCs im Wert von rund 1.000 Euro vorausgesetzt. Dass PSVR günstiger als die Konkurrenz ist, liegt wohl auch an den etwas niedrigeren Spezifikationen: Das Headset integriert ein 5,7 Zoll großes Oled-Display mit einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel (960 x 1.080 Pixel pro Auge) und 100 Grad Sichtfeld. Bei Vive und Rift sind es 1.080 x 1.200 Pixel pro Auge und 110 Grad. Ein Vorzug von PSVR ist die hohe Bildwiederholungsfrequenz von maximal 120 Hz. 90 Hz wie bei Vive und Rift werden ebenfalls unterstützt. Über die 9 integrierten LED-Leuchten der Brille und die Kamera soll PSVR eine komplette 360-Grad-Erfassung des Kopfes ermöglichen, damit sich Spieler in der VR-Welt in alle Richtungen umsehen können. Das finale Design wiegt 610 Gram und soll so austariert sein, dass sich die Last auf den gesamten Kopf verteilt. Die Brille selbst liegt nicht am Gesicht an, sondern hängt vor den Augen. Die mitgelieferte Set-top-Box sieht aus wie eine kleine PS4 und integriert einen Prozessor zur Berechnung des 3D-Sounds und einen HDMI-Signalsplitter. Damit kann das Bild ohne Recheneinbußen gleichzeitig am Fernseher ausgegeben werden, um anderen das Zuschauen bei VR-Games oder auch lokale Multiplayer-Games zu ermöglichen. Der Sound wird über mitgelieferte oder beliebige Kopfhörer ausgegeben, die per Klinkestecker am Headset angeschlossen werden. Verbunden wird das Headset über ein Kabel mit der Set-top-Box. HDMI- und USB-Kabel sind im Lieferumfang ebenfalls enthalten. Laut Playstation-Chef Andrew House arbeiten derzeit mehr als 230 Entwickler an Inhalten für Playstation VR, von kleineren unabhängigen Entwicklern bis hin zu den größeren Studios der großen Herausgeber. Bis Ende 2016 sollen rund 50 dedizierte VR-Spiele für PSVR erhältlich sein. Einer der Headliner sei eine exklusive PSVR-Version von Star Wars Battlefront, die von Schöpfer DICE entwickelt wird. Details dazu will man erst in den kommenden Monaten verraten. Auf der GDC wurden zumindest kurz einige kleinere Projekte gezeigt. Dazu gehört eine Spielesammlung namens Playstation VR Worlds, die unterschiedliche Erlebnisse wie eine Weltraumschatzsuche, Tauchgänge oder den Shooter London Heist umfasst. Zu den weiteren Starttiteln gehören unter anderem Eagle Flight (Ubisoft), EVE: Valkyrie (CCP Games), Headmaster (Frame Interactive), Rez Infinite (Enhance Games), Wayward Sky (Uber Entertainment) sowie RIGS: Mechanized Combat League, Tumble VR und Until Dawn: Rush of Blood. PSVR beigelegt sein wird zudem eine Demo-Disc mit Probeversionen diverser Launch-Titel. Zudem kann man sich kostenlos die VR-App Playroom VR herunterladen. Über einen Kino-Modus wird man zudem sämtliche PS4-Games mit dem Headset spielen können, wobei man die Spiele dann wie auf einer Leinwand betrachtet und nicht blickfeldumfassend. Darüber hinaus können Nutzer auf PSVR über den PS4 Media Player 360-Grad-Fotos und -Videos ansehen, die zum Beispiel mit einer Rundumkamera aufgenommen wurden. Weitere Informationen und Spiele dürfte Sony dann im April auf der Playstation-Experience-Messe in München bekanntgeben.
0Web
Mehr als 25 Wahllokale wegen Zusammenstößen geschlossen – Äußerst niedrige Wahlbeteiligung bei erstem Urnengang seit 2011. Port-au-Prince – Überschattet von einigen Zwischenfällen ist in Haiti mit fast vierjähriger Verzögerung ein neues Parlament gewählt worden. Wie die Polizei mitteilte, wurden am Sonntag in dem Karibikstaat 26 Wahllokale wegen gewaltsamer Zwischenfälle geschlossen. Außerdem öffneten einige Wahllokale mit deutlichen Verspätungen. Es wurde mit einer Wahlbeteiligung von gerade einmal 15 Prozent gerechnet. Die EU-Wahlbeobachtermission zog dennoch eine überwiegend positive Bilanz. 5,8 Millionen registrierte Wahlberechtigte waren am Sonntag aufgerufen, sämtliche Abgeordneten und zwei Drittel der Mitglieder des Senats neu zu bestimmen. Um die 139 Parlamentsposten bewarben sich 128 registrierte Parteien und mehr als 1800 Kandidaten. Laut Umfragen vor der Parlamentswahl wollten sich nur 15 Prozent der Stimmberechtigten an dem Urnengang beteiligen. Bis Ende des Jahres sollen in Haiti unter anderem noch Kommunal- und Präsidentschaftswahlen stattfinden. Nach Angaben politischer Parteien wurden zwei Menschen getötet. Die Vorsitzende der Partei Fusion, Edmonde Supplice Beauzile, verkündete am Montag den Tod des Sohnes eines ihrer Anhänger in der Stadt Savanette im Zentrum Haitis. Angaben zu den Umständen des Todes machte sie nicht. Die Ex-Senatorin und derzeitige Präsidentschaftskandidatin sagte weiter, dass überdies zwei ihrer Parteimitglieder verletzt worden seien. Die Partei des haitianischen Präsidenten Michel Martelly, PHTK, teilte derweil mit, dass einer ihrer Unterstützer im Norden Haitis erschossen worden sei. Die Polizei nannte keine konkreten Zahlen zu Opfern am Tag der Wahl. Sie teilte mit, es seien mehr als 130 Menschen festgenommen und 23 Waffen sichergestellt worden. Der Sprecher der nationalen Polizei, Frantz Lerebours, teilte am Nachmittag (Ortszeit) mit, landesweit seien 26 Wahllokale wegen gewaltsamer Zwischenfälle in den Wahllokalen oder ihrer Umgebung geschlossen worden. In Port-au-Prince waren bereits am Vormittag mindestens drei Wahllokale verwüstet worden. Im Departement Savanette im Zentrum des Landes seien drei Wahllokale in Brand gesteckt worden, erklärte die Chefin der Oppositionspartei Fusion, Edmonde Supplice Beauzile. Landesweit öffneten zahlreiche Wahllokale mit Verspätung. In Haiti hat jeder Kandidat das Recht, Beobachter in die Wahllokale seines Wahlkreises zu entsenden. Angesichts der Vielzahl der Kandidaten gab es allerdings vielerorts nicht genügend Platz für die Beobachter und daher Streit um die Ablösung der jeweiligen Beobachter. Wegen der Verzögerungen blieben einige Wahllokale ausnahmsweise länger geöffnet. Der Sprecher der Wahlkommission, Richardson Dumel, sagte, die Verzögerungen zu Beginn der Wahl würden im Laufe des Tages aufgeholt. Die Chefin der EU-Wahlbeobachtermission, Elena Valenciano, sagte AFP: Auch wenn es Zwischenfälle in einigen Wahllokalen gab, korrigieren die Probleme sich. Das Europaparlament erklärte mit Blick auf die sich abzeichnende extrem niedrige Wahlbeteiligung, nötig sei ein Appell an die Haitianer, ihr Wahlrecht auszuüben, um die Zukunft ihres Landes zu bestimmen. Wegen eines tiefen Zerwürfnis zwischen Haitis Staatschef Michel Martelly und der Opposition wurden seit 2011 keine Wahlen mehr abgehalten. Seit der Auflösung des Parlaments im Jänner gab es keine Volksvertretung. Der monatelange Wahlkampf war von Gewalt überschattet. Das Nationale Netzwerk für die Verteidigung der Menschenrechte (RNDDH) sprach von einem Klima des Terrors und listete in einem Bericht die schlimmsten Vorfälle auf. Darunter waren neun bewaffnete Zusammenstöße, fünf Morde und zwei versuchte Morde, sieben durch Schüsse, zwei durch Messerstiche und 17 durch Steinwürfe verletzte Menschen sowie zehn Prügelfälle. Haitis Wahlgesetz sieht vor, dass niemand Teilergebnisse von Wahlen publik machen darf, bevor nicht die Wahldokumente überprüft wurden und die Wahlkommission die Ergebnisse veröffentlicht hat. Erste Ergebnisse der Parlamentswahl werden demnach erst am 19. August bekanntgegeben, die Endergebnisse sollen am 8. September vorliegen. Haiti ist das ärmste Land Amerikas. Es leidet immer noch unter den Folgen des verheerenden Erdbebens vom Jänner 2010, durch das mehr als 250.000 Menschen ums Leben kamen und nachhaltige Zerstörungen an der Infrastruktur des Karibikstaates angerichtet wurde.
2International
Heuer 46 Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte – Mehrzahl verübt Tat im eigenen Ort. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
1Panorama
Auch wenn sie nicht Präsidentin sein darf, wird sie die Geschicke Burmas lenken, sagt Südostasien-Expertin Katrin Bannach. STANDARD: Das Mehrheitswahlrecht und die starke Rolle der Armee, der ein Viertel der Parlamentssitze zustehen, machen klare Aussagen über das Endergebnis der Parlamentswahl in Burma schwierig. Kann Aung San Suu Kyi die Wahl noch verlieren? Bannach: Das ist tatsächlich möglich, weil die Nationale Liga für Demokratie (NLD) zwei Drittel der Stimmen gewinnen muss, um die Mehrheit zu erlangen. Bis dato sind aber nur die Ergebnisse aus dem Zentrum des Landes bekannt, wo alle mit einem Wahlsieg der NLD gerechnet haben. Es wird sich noch herausstellen, wie die Gebiete der ethnischen Minderheiten wählen, die alle jeweils eigene Parteien haben. Aus manchen Gebieten dauert es mindestens eine Woche, bis die Wahlergebnisse überhaupt in die Hauptstadt transportiert sind. Wenn die NLD im Zentrum nicht einen haushohen Sieg davonträgt, sondern bei 70 Prozent stehen bleibt, kann sich das noch einmal ändern. STANDARD: Präsidentin darf die Friedensnobelpreisträgerin ohnehin nicht werden. Wie will sie dann regieren? Bannach: Viele Beobachter hier in Burma meinen, sie würde sich ein neues Amt schaffen wollen, was die Verfassung aber nicht zulässt. Ganz konkret wird es heißen, dass sie einen Präsidenten einsetzt, den sie im Tagesgeschäft entsprechend briefen wird, damit er die Geschicke des Landes in ihrem Sinne führt. STANDARD: Gibt es schon Kandidaten? Bannach: Nein, Suu Kyi hat sich in dieser Frage stets bedeckt gehalten. In der Hauptstadt kursieren die Namen einiger Geschäftsfrauen, die sich in der NLD engagiert haben, die man aber kaum kennt. Klar ist, dass der nächste Präsident eine relativ schwache Position haben wird, weil Suu Kyi schon deutlich gemacht hat, dass eigentlich sie das Land führen wird. Zudem hat sie in den vergangenen Jahren niemanden neben sich wirklich groß werden lassen. STANDARD: Was wird sich ändern, wenn Suu Kyi oder einer ihrer Vertreter aus der NLD an der Macht ist? Bannach: Das oberste Gebot, das sich die Partei auf die Fahne geschrieben hat, ist Rechtsstaatlichkeit. Die Menschen im Alltag, aber auch die Wirtschaft brauchen dringend verlässliche Regeln, an die man sich halten kann, weil sonst nur zählt, wen man kennt. Das Vertrauen in die Behörden und die Regierung ist gering, viele fühlen sich betrogen, hintergangen. Die Menschen erwarten sich von Suu Kyi aber auch mehr Jobs und bessere Bildung. Kurz gesagt sind die Erwartungen sehr hoch, und sie werden sehr schwierig zu erfüllen sein. STANDARD: Wird die Armee einen Sieg Suu Kyis akzeptieren? Bannach: Die Signale waren jüngst sehr positiv. Der Oberbefehlshaber hat immer wieder betont, dass er auch einen Sieg der NLD akzeptieren würde. Das Militär hat diese Wahl schließlich erst zugelassen, obwohl es im Vorfeld genügend Gründe gehabt hätte, sie zu verschieben, etwa wegen der Flutkatastrophe. Egal wie die Wahl ausgeht, wird die Armee das Land weiterhin nachhaltig politisch beeinflussen können. Laut Verfassung hat die Armee noch immer eine sehr starke Vetomacht im Parlament und besetzt die wichtigsten Ministerien, nämlich das Grenz-, das Innen- und das Außenministerium. Der mächtige Sicherheitsrat kann außerdem die Verfassung jederzeit wieder außer Kraft setzen. Die Hoffnung ist nun, dass die Armee sich auf diese Sicherheiten zurückzieht. Es gibt aber noch immer Grenzen, so wurden kürzlich kritische Studentenführer auf offener Straße verhaftet. STANDARD: Ethnische Rebellengruppen bekämpfen die Zentralregierung seit Jahrzehnten. Wie könnte es unter einer neuen Regierung mit den Friedensverhandlungen weitergehen? Bannach: Das Hauptprojekt des amtierenden Präsidenten Thein Sein war die Unterzeichnung eines nationalen Friedensabkommens, was ihm nur mittelmäßig gelungen ist, weil es nur von acht der 16 anerkannten Bevölkerungsgruppen getragen wird. Zudem ist es ein sehr schwaches Abkommen, das den Namen kaum verdient. Ein Grund für die Zurückhaltung mancher Gruppen ist wohl, dass man die neue Regierung abwarten will. Wenn jetzt Suu Kyi tatsächlich über die Regierung bestimmt, wird das für Unruhe sorgen, weil erstens das Vertrauen komplett neu aufgebaut werden muss und zweitens das Militär eingebunden werden muss, was der neuen Regierung schwerer fallen wird als der alten, die armeenah war. Indem der nationale Vertrag jetzt nicht unterzeichnet wurde, hat man eine Riesenchance verpasst. Die Zeichen für Frieden standen vor der Wahl so gut, wie es danach eigentlich nicht mehr sein kann. Ein möglicherweise schwacher Präsident unter Suu Kyi wird nicht die notwendigen Kontakte haben. Und eine neue Regierung dürfte nicht das Mandat zur Lösung der essenziellen Fragen über eine neue dezentrale Staatsstruktur haben. STANDARD: Wie steht es um das Verhältnis von Buddhisten und Muslimen, das in der Vergangenheit sehr angespannt war? Bannach: Einige radikalisierte Mönche haben im Wahlkampf starken Einfluss auf die Politik und die Gesetzgebung genommen. Ihre Organisation Ma Ba Tha wird das Land nachhaltig verändern. Selbst wenn die Wahl eine Partei an die Macht bringt, die diesen Leuten kritisch gegenübersteht, wird es schwer sein, diesen Geist wieder zurück in die Flasche zu verfrachten. Konkret hat sich keine Partei getraut, muslimische Kandidaten aufzustellen. Unter der alten Regierung hatten Muslime hingegen noch politische Vertreter. STANDARD: Wie wird sich der Einfluss Chinas auf das weit kleinere Burma entwickeln, wenn dort eine neue Regierung an die Macht gelangt? Bannach: Burma ist nicht der Vasall Pekings, als der es im Westen oft dargestellt wird. Natürlich hat das Regime während der westlichen Sanktionen in den 90er-Jahren China die Tür geöffnet, weil es der einzige Partner war, mit dem Burma große Projekte durchführen konnte. Einerseits ist Chinas Einfluss in den vergangenen zwanzig Jahren in allen Bereichen stark gestiegen, andererseits ist auch das Ressentiment der Bevölkerung gegenüber den manchmal rabiat agierenden Chinesen stark gewachsen. Es wird gemunkelt, dass die Öffnung der Regierung gegenüber dem Westen auch dem Wunsch entspringt, sich aus der chinesischen Einflusssphäre hinauszubewegen.
2International
Stromversorgung im westukrainischen Ivano-Frankivsk am 23. Dezember unterbrochen. Kiew – Das ukrainische Energieministerium ermittelt wegen eines angeblichen Hackerangriffs auf die Stromversorgung. Das Elektrizitätsunternehmen Prykarpattyaoblenergo gibt an, dass am 23. Dezember in einem Teil des von ihm versorgten Gebiets das Netz zusammengebrochen sein, weil dieses von außen beeinflusst worden sei. Der Stromausfall habe auch die Gebietshauptstadt Iwano-Frankiwsk im Westen des Landes betroffen. Eine Sprecherin des ukrainischen Geheimdienstes SBU gab an, hinter dem Angriff stünde Russland. Es sei gelungen, Schadsoftware , die von russischen Sicherheitsdiensten stamme, rechtzeitig zu deaktivieren und so einen längeren Stromausfall zu verhindern. Falls sich die Anschuldigungen bestätigen, wäre dies der erste durch eine Cyberattacke gezielt herbeigeführte Stromausfall weltweit, sagte der Sicherheitsexperte Robert Lee der Nachrichtenagentur Reuters. Aus dem Kreml war vorerst keine Stellungnahme verfügbar. Trotz heftigen Widerstands aus Moskau lassen die Europäische Union und die Ukraine am (heutigen) Neujahrstag ein umfassendes Freihandelsabkommen in Kraft treten. Die Vereinbarung sieht einen fast 100-prozentigen Verzicht beider Seiten auf Zölle vor. Die Ukraine passt dabei ihre Vorschriften an die der EU an, um den Handel zu vereinfachen. Zudem werden unter anderem die Ansiedelung von Unternehmen erleichtert und der freie Kapitalverkehr garantiert. Wegen russischer Bedenken hatten die EU und die Ukraine eineinhalb Jahre lang Gespräche mit Kreml-Vertretern geführt. Eine Einigung konnte allerdings nicht erzielt werden. Ursprünglich hatte der Handelspakt bereits im November 2014 in Kraft treten sollen. Moskau argumentiert, die heimische Wirtschaft könne durch das Abkommen der EU mit der Ukraine Nachteile erleiden, weil zollfreie Importe aus dem Westen über die Ukraine auch nach Russland gelangen könnten. Als Schutzmaßnahme setzt Russland zum 1. Jänner seinerseits den bisher bestehenden Freihandel mit der Ukraine außer Kraft.
2International
Theisen-Eaton gewinnt Siebenkampf, Jennifer Ennis-Hill nach Babypause auf Platz vier. Der Deutsche Kai Kazmirek hat am Sonntag erstmals beim Mehrkampf-Meeting in Götzis den Zehnkampf der Leichtathleten gewonnen. Er bilanzierte mit der Jahresweltbestleistung von 8.462 Punkten und verwies seinen Landsmann Michael Schrader um 47 Zähler auf Platz zwei. Der Südafrikaner Willem Coertzen (8.398) schnappte Rico Freimuth um 18 Punkte Platz drei weg, verhinderte einen deutschen Triplesieg. Der Österreicher Dominik Siedlaczek landete mit 7.386 Zählern unter 21 Platzierten auf Rang 19, sieben Athleten gaben auf. US-Weltrekordler Ashton Eaton war am Samstag wegen Rückenschmerzen nicht zum Bewerb angetreten. Bei den Frauen siegte die Kanadierin Brianne Theisen-Eaton im Siebenkampf. Sie kam auf die Jahresweltbestleistung von 6.808 Punkten bzw. 261 Zähler Vorsprung auf die Deutsche Carolin Schäfer (6.547). Die Niederländerin Nadine Broersen wurde Dritte (6.531). Die Österreicherin Verena Preiner kam in Abwesenheit ihrer verletzten Landsfrau Ivona Dadic als Vorletzte der Platzierten mit 5.712 Punkten auf Rang 22. Sechs Athletinnen gaben auf, darunter die nach Tag eins zweitplatzierte Niederländerin Dafne Schippers. Die britische Olympiasiegerin Jessica Ennis-Hill wurde bei ihrem Wettkampf-Comeback nach Babypause mit 6.520 Punkten Vierte und erbrachte damit WM- und Olympia-Limit.
4Sport
Uno-Kommission wirft Präsident Pérez Molina und seiner ehemaligen Stellvertreterin vor, Millionen unterschlagen zu haben. Seit vier Monaten kommt es in Guatemala immer wieder zu Demonstrationen gegen die grassierende Korruption. Ermittlungen der Uno-Kommission gegen die Straffreiheit in Guatemala (CICIG) haben ergeben, dass höchste Regierungskreise in einen Skandal verwickelt sind. Anfang September werden ein Präsident und Parlament gewählt. Im Rahmen der wegen der verwendeten Telefonhotline La Linea genannten Affäre ersparten sich Importeure Einfuhrabgaben, indem sie hohe Beamte bestochen haben. Die Uno-Ermittler unter Führung des kolumbianischen Exstaatsanwalts Ivan Velásquez kamen nach fast 90.000 überwachten Telefonaten zu dem Schluss, dass es hinter den von den Beschuldigten mehrfach verwendeten Codenamen Nummer eins und Nummer zwei in Wirklichkeit Präsident Otto Pérez Molina und seine im Mai zurückgetretene Exstellvertreterin Roxana Baldetti stehen. Pérez erklärte am Sonntag in einer zuvor aufgezeichneten Fernsehansprache, er werde nicht zurücktreten, sondern sich mutig dem gesetzlichen Prozess stellen und unterwerfen. Ein Vorstoß zur Aufhebung seiner Immunität scheiterte kürzlich im Parlament. Am Wochenende waren vier Minister aus Protest gegen die Amtsführung des Präsidenten zurückgetreten, Baldetti sitzt seit Freitag in Untersuchungshaft. Mittlerweile sprechen sich sogar die römisch-katholische Kirche und der Unternehmerverband CACIF für einen umgehenden Rücktritt von Pérez aus. Der einflussreiche CACIF-Chef Jorge Briz erklärte am Samstag, angesichts der Korruptionsvorwürfe müsse sich der Präsident sofort der Justiz stellen. Bei dieser Gelegenheit richtete er auch eine Mahnung an Pérez´ mögliche Nachfolger: Alle Kandidaten, die am 6. September antreten, sollten sich bewusst sein, dass wir in Guatemala nicht noch mehr Straflosigkeit und Korruption mehr brauchen. Die CICIG wurde 2006 auf Ersuchen der damaligen guatemaltekischen Regierung ins Leben gerufen, um die örtlichen Behörden bei Ermittlungen zu unterstützen. Das Modell ist so erfolgreich, dass mittlerweile auch aus den Nachbarstaaten Mexiko, El Salvador und Honduras Rufe nach der Einrichtung einer ähnlichen Organisation kommen. Präsident Pérez wollte eine Verlängerung des Mandats der UN-Ermittler, das heuer ausgelaufen wäre, mit allen Mitteln verhindern. Er änderte seine Meinung erst, als US-Vizepräsident Joe Biden bei seinem Guatemala-Besuch im April erklärte, Hilfszahlungen an das mittelamerikanische Land würden nur erfolgen, wenn die CICIG weiterhin besteht. Eine im Mai dieses Jahres veröffentlichte CICIG-Studie kommt zu dem Schluss, dass die Finanzierung der meisten Parteien des Landes so undurchsichtig ist, dass diese damit außerhalb des Gesetzes stehen.
2International
Scharfe Verurteilung von Agentur Mhoch3, Anwaltskanzlei Lansky, Ganzger + Partner sowie Medienberater Langsner. Wien – Der PR-Ethikrat rügt die Agentur Mhoch3, die Anwaltskanzlei Lansky, Ganzger + Partner sowie den Berater Herbert Langsner wegen Manipulation der Öffentlichkeit im Alijew-Verfahren. Durch die Beauftragung von Postingaktivitäten hätten die Unternehmen die öffentliche Meinung zum Verfahren Rachat Alijew und in weiterer Folge sogar die Gerichtsbarkeit zu beeinflussen versucht, so der PR-Ethikrat. Die Agentur Mhoch3 wurde bereits in einem früheren Verfahren wegen der planmäßigen Täuschung von Online-Usern durch Fake-Postings im Auftrag mehrerer Unternehmen scharf vom Ethikrat verurteilt. Der aktuelle Fall wiegt aus Sicht des Rates jedoch noch schwerer, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung. Demnach hätte Mhoch3 als Auftragnehmer der Rechtsanwaltskanzlei Lansky, Ganzger + Partner sowie deren Berater Langsner die Stimmung in der österreichischen Öffentlichkeit so zu beeinflussen versucht, dass die Staatsanwaltschaft sich genötigt sähe, Alijew anzuklagen bzw. nach Kasachstan auszuliefern. Zu diesem Zweck seien zahlreiche Mhoch3-Dienstnehmer in Online-Foren aktiv gewesen, hätten dabei aber gefälschte Identitäten benützt und mit ihren Postings auch die Unschuldsvermutung verletzt. Aufgedeckt wurden die Aktivitäten vom Monatsmagazin Datum. Aus Sicht des Ethikrats ist schon die Beeinflussung und positive Bewerbung von Produkten, Angeboten oder einem Unternehmensimage durch gefälschte Postings verwerflich. Wenn jedoch damit auf die Beeinflussung eines Strafverfahrens abgezielt wird und ein Mensch systematisch zum Mörder gestempelt werden soll, bekommen die fragwürdigen Methoden noch eine ganz andere Tragweite, erklärte der Rat. Diese Vorgangsweise ist durch einen behaupteten Branchen-Usus oder das Fehlen entsprechender Ethikkodizes nicht zu rechtfertigen. Der Ethikrat kritisierte erneut die Vorgangsweise der Verwendung von falschen Identitäten in Onlineforen, hinter denen keine realen Personen stehen. Dies sei als planmäßige Täuschung der User zu werten. Bei den Bloggern handle es sich auch nicht – wie von Mhoch3 argumentiert – um Online-Journalisten, sondern um bezahlte Auftragnehmer der Agentur, die damit in einem Abhängigkeitsverhältnis zu Mhoch3 und damit zu den Kunden der Agentur stehen. Darüber hinaus deklarierten diese ihr Auftragsverhältnis nicht. Der Ethikrat sprach deshalb gegen die Agentur Mhoch3 eine Rüge wegen planmäßig verdeckter Manipulation der Öffentlichkeit zum Zweck der Beeinflussung eines Strafverfahrens zulasten eines Beschuldigten aus. Die Gegendarstellung von Mhoch3 habe den Rat nicht überzeugt. Sie sei in sich widersprüchlich, denn das Argument der angeblich freien Meinungsäußerung durch die Blogger greife nicht, da schon aus der Stellungnahme von Mhoch3 selbst deutlich werde, dass die Agentur die Identitäten und Postings der Auftragnehmer kannte und auch kontrollierte. Damit sei die Erfüllung des Kommunikationsauftrags wohl Voraussetzung für die Beschäftigung als Blogger gewesen. Besonders hervorzuheben sei im vorliegenden Fall das Ziel der Kampagne, nämlich die planmäßige Unterminierung der Unschuldsvermutung durch bezahlte, getarnte Blogger. Eine ebenso scharfe Rüge sprach der Ethikrat gegen Lansky, Ganzger + Partner aus. Die Postingaktivitäten wurden laut Rat von Anwalt Gabriel Lansky in einer Stellungnahme zu den Vorwürfen nicht grundsätzlich bestritten. Er will allerdings diesen Auftrag zum Schutz und zur Wahrung des Rufes seiner Mandantschaft – der Witwen der ermordeten Bankmanager – erteilt haben. Schließlich sei man davon ausgegangen, dass Mhoch3 eine profilierte Agentur sei und rechtlich korrekt handle. Im Übrigen sei die Abwicklung des Auftrags durch seinen Medienberater Langsner erfolgt, einen Auftrag für hunderte Postings mit Nicknames habe die Kanzlei nicht erteilt. Die zur Verfügung stehenden Unterlagen sprechen laut Ethikrat allerdings eine andere Sprache und zeigten deutlich, dass bereits der Vertrag mit Mhoch3 ein strategisches Vorgehen enthielt und die Anwaltskanzlei in die Kampagne stark involviert war. Die gewählte Vorgangsweise, gezielt die Unschuldsvermutung durch anonyme bezahlte Blogger zu unterminieren, ist verwerflich und einer Rechtsanwaltskanzlei besonders anzukreiden, so der Ethikrat. Wenn Dr. Lansky die Postings nicht in Auftrag gegeben haben will, so musste er zumindest Kenntnis von der Gangart haben. Einerseits gab es Leistungsberichte der Agentur. Andererseits lässt das zitierte Besprechungsprotokoll (in welchem klargemacht wurde, dass Alijew mit Mord assoziiert werden sollte) keinerlei Zweifel am Ziel der Kampagne zu. Wie bei einem derartigen Kommunikationsziel selbstverständlich vorausgesetzt wird, dass die Unschuldsvermutung in allen Beiträgen eingehalten wird (Zitat aus der Stellungnahme von Lansky, Ganzger + Partner) sei dahingestellt. Der Ethikrat rügte daher die Kanzlei Lansky, Ganzger + Partner wegen Beteiligung an der planmäßigen verdeckten Manipulation von Online-Usern zum Zweck der unsachlichen Beeinflussung eines Strafverfahrens zulasten eines Beschuldigten. Eine Rüge gleichen Inhalts setzte es auch gegen den Medienberater Langsner. Die gewählten Mittel der an der Posting-Kampagne gegen Alijew beteiligten Unternehmen seien ethisch nicht vertretbar: Die Beschäftigung von Bloggern, die unter dem Schutz einer falschen Identität nicht nur die User über ihren Auftrag täuschen, sondern – mehr noch – die Unschuldsvermutung massiv verletzen, ist auch nicht mit einer allenfalls notwendigen Verteidigungsstrategie zu rechtfertigen. Besonders vorzuwerfen ist, dass den verhetzenden, teilweise rassistischen Postings nicht sofort Einhalt geboten wurde. Sie finden sich teilweise heute noch im Netz. Die Duldung einer derartigen Vorgangsweise ist nach ethischen Kriterien zu verurteilen, so der Ethikrat. Alijew wurde die Beteiligung an der Ermordung von zwei kasachischen Bankern vorgeworfen. Der in Kasachstan in Ungnade gefallene Alijew wurde deshalb in Österreich angeklagt und erhängte sich im Februar in seiner Zelle in der Justizanstalt Wien-Josefstadt.
6Etat
Drohanrufe an mindestens fünf Gymnasien eingegangen. Paris – Nach Bombendrohungen gegen sechs Pariser Gymnasien ist der Alarm an fünf Schulen wieder aufgehoben. An einer Schule seien die Überprüfungen noch nicht abgeschlossen, erklärte das Rektorat der für die Schulen zuständigen Pariser Akademie am Dienstag. Die Gymnasien hatten zuvor Drohanrufe erhalten, daraufhin wurden die Schüler nach den geltenden Notfallplänen in Sicherheit gebracht und die Polizei rückte an. Der Sender France Info berichtete zu Mittag, dass Polizeipatrouillen mit Hunden im Einsatz waren. In Frankreich gilt nach den Terroranschlägen vom 13. November der Ausnahmezustand. Auch die Sicherheitsvorkehrungen an Schulen wurden erhöht.
2International
Dreisatz-Niederlage im Achtelfinale gegen US-Aufschlagskanone Isner. Paris – Für Roger Federer ist am Donnerstag im Achtelfinale des Masters-1000-Turniers in Paris-Bercy Endstation gewesen. Der 34-Jährige unterlag dem US-Aufschlagspezialisten John Isner (Nr. 13) nach Abwehr von drei Matchbällen 6:7(3),6:3,6:7(5). Ein Servicewinner des 2,08-Meter-Manns besiegelte nach 2:16 Stunden das Ausscheiden des Schweizers. Auszuscheiden, ohne gebreakt zu werden, ist bitter. Aber gegen John kann dir das passieren, sagte Federer. Dass der 30-Jährige aus North Carolina das siebente Duell zwischen den beiden für sich entschied (5:2 für Federer), lag an der Aufschlagstärke des Amerikaners, der im Viertelfinale auf den Spanier David Ferrer trifft. Das zweite Freitag-Match der unteren Tableau-Hälfte bestreiten der Schotte Andy Murray (2) und der Franzose Richard Gasquet (10). Die Chance zu einem möglichen Sieg verpasste Federer beim Stand von 2:2 und 3:3 im dritten Satz, als sich ihm jeweils ein Breakball bot. Wegen einer leichten Armverletzung, zugezogen in der vergangenen Woche in Basel, nahm Federer während der Partie entzündungshemmende Tabletten ein. Es sei aber nichts Ernsthaftes, versicherte der Weltranglisten-Zweite. Für ihn stehen jetzt noch die World Tour Finals ab 15. November in London aus. Für Federer endete damit das Turnier in Bercy einmal mehr mit einer Enttäuschung. Bei zwölf Teilnahmen erreichte der nunmehr 34-Jährige nur dreimal das Halbfinale. 2011 feierte er dank eines Finalerfolgs gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga seinen bisher einzigen Turniersieg. Meine Vorbereitung für Paris ist wegen des Turniers in Basel, das für mich Priorität genießt, fast nie ideal, erklärte Federer. (APA/Si, 5.11.2015)
4Sport
Zusatzdividende von 25 Cent je Aktie. Dearborn – Der Autobauer Ford rechnet für 2016 mit einem unveränderten operativen Gewinn von rund zehn Milliarden Dollar (9,18 Mrd. Euro) und will seinen Aktionären eine Sonderausschüttung von einer Milliarde Dollar zukommen lassen. In der Zusatzdividende, die mit 25 Cent je Aktie höher liegt als die reguläre Quartalsdividende von 15 Cent, zeige sich die gute finanzielle Entwicklung im vergangenen Jahr sowie die robuste Liquidität, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.
3Wirtschaft
Bericht: Suche nach Computerfestplatten und elektronischen Geräten. San Bernardino – Bei den Ermittlungen zu dem Anschlag im kalifornischen San Bernardino haben Taucher damit begonnen, einen See in der Nähe des Anschlagsorts abzusuchen. Es gebe Hinweise darauf, dass der Attentäter Syed F. und seine Frau Tashfeen M. sich am Tag des Anschlags oder zuvor in der Umgebung des Seccombe Lake aufgehalten hätten, sagte David Bowdich vom FBI in Los Angeles am Donnerstag. Möglicherweise seien in dem See Beweisstücke versenkt worden. Die Los Angeles Times berichtete unter Berufung auf Ermittler, die Taucher suchten nach Computerfestplatten und anderen elektronischen Geräten. F., ein pakistanischstämmiger US-Bürger, hatte am Mittwoch vergangener Woche zusammen mit seiner pakistanischen Ehefrau die Weihnachtsfeier seines städtischen Arbeitgebers gestürmt. Das Paar tötete 14 Menschen und verletzte 22, bevor es von der Polizei erschossen wurde. Die US-Bundespolizei stufte die Tat als Terroranschlag ein. In der Wohnung der Attentäter wurde ein großes Waffenarsenal gefunden, darunter 5.000 Schuss Munition und Material zum Bombenbau. Laut den Ermittlern übte das Paar Tage vor dem Anschlag auf einem Schießstand. M. soll der Jihadistenmiliz Islamischer Staat auf Facebook die Treue geschworen, ihr Mann Kontakt zu islamistischen Extremisten gehabt haben.
2International
Landesrätin Johanna Mikl-Leitner will Förderungen für Migranten an deren Integration koppeln. Sie ist zurück. Johanna Mikl-Leitner ist wieder im Landhaus in St. Pölten, diesmal als Stellvertreterin von Landeshauptmann Erwin Pröll (beide ÖVP). Im Interview mit dem STANDARD sagt sie, dass die Vergabe von Förderungen an Migranten künftig generell an deren Integrationsfortschritte geknüpft werden solle. Bei den Spekulationsgeschäften rund um die verkauften Wohnbaudarlehen sei kein Euro verlorengegangen, sagt die neue Finanzlandesrätin. STANDARD: Haben Sie in Niederösterreich schon den ersten Kreisverkehr eingeweiht oder Spatenstich gesetzt? Mikl-Leitner: So etwas Ähnliches – und zwar heute in der Früh in Unterpurkersdorf. Da habe ich mit meinem Amtsvorgänger im Innenministerium, Karl Schlögl, jetzt Bürgermeister, die erste Park-and-ride-Anlage eröffnet. Das hat mir Spaß gemacht. STANDARD: Offenbar sind Sie ganz froh, das Innenressort in Wien hinter sich gelassen zu haben? Mikl-Leitner: Zugegeben, wegen der Migrationskrise waren die letzten fünf Jahre eine herausfordernde Zeit. Aber ich habe als Ministerin auch viele Steine aus dem Weg geräumt, etwa, dass Asylwerber nun auch in sichere Drittstaaten zurückgewiesen werden können. STANDARD: Dennoch galten Sie in der Regierung wie in der Union als Bad Cop – hat Sie das gestört? Mikl-Leitner: Mittlerweile gibt es ja viel Verständnis für das Vorgehen Österreichs, etwa für das Schließen der Westbalkanroute. Deutschland etwa profitiert davon sehr – in den letzten Monaten gab es dafür auch hunderte Dankesbriefe aus der deutschen Bevölkerung. STANDARD: Vom bisherigen Finanzlandesrat und jetzigen Innenminister Wolfgang Sobotka haben Sie das Spekulationsproblem rund um die Wohnbaudarlehen geerbt, zu dem der Rechnungshof festgestellt hat, dass ein Schaden von einer Milliarde Euro entstanden ist. Haben Sie sich schon einen Überblick über die Bilanzen verschafft? Mikl-Leitner: Wir sind auf einem sehr guten Weg, und den werden wir fortführen. Denn wir haben dem Landesbudget 2,86 Milliarden zugeführt. Kein einziger Euro ist also verlorengegangen, der Ertrag ist aber leider geringer ausgefallen als erwartet. STANDARD: Die Wohnbaudarlehen waren aber acht Milliarden Euro wert. Verkauft wurde um 4,4 Milliarden, weil man von hohen Renditen ausging. Im Endeffekt wird es doch einen Verlust geben? Mikl-Leitner: Die veräußerten Wohnbaudarlehen wurden im Rahmen internationaler Ausschreibung verwertet und hatten wegen der sehr langen Laufzeiten und der geringen Verzinsung den Marktwert, der eben erzielt wurde. Der Nominalbetrag betrug 6,4 Milliarden Euro. Das Stammkapital ist ja nicht weg, nur der Zuwachs ist geringer. STANDARD: Was werden Sie dann in Niederösterreich als Erstes angehen? Mikl-Leitner: Einer meiner Schwerpunkte wird sein, das Wohnen erschwinglich zu machen. Damit möglichst viele Menschen in ihren eigenen vier Wände leben können. Einerseits sollen vor allem für Familien Wohnungen für die kleine Brieftasche gebaut werden. Anderseits wollen wir welche zu einer Monatsmiete von 250 Euro anbieten. Das Budget dafür ist da – und bei den Verhandlungen sind wir auf der Zielgeraden. STANDARD: Soll es dabei Auflagen für Migranten geben, wenn diese auch solche Wohnungen wollen? Mikl-Leitner: Generell sollte in Zukunft überprüft werden, ob Integrationsfortschritte gegeben sind – und zwar bei der Vergabe von allen Förderungen. Denn Menschen, die zu uns kommen, kann man durchaus etwas abverlangen – und zwar sowohl in Deutsch- als auch in Wertekursen. STANDARD: Soll das der Bund regeln – oder wollen Sie dafür ein eigenes Gesetz in Niederösterreich haben? Mikl-Leitner: Das werden wir für Niederösterreich andenken. STANDARD: Verträgt Österreich mehr als die zwei Minarette in Wien-Floridsdorf und in Telfs? Mikl-Leitner: Darum geht es derzeit nicht, sondern vor allem um ein Miteinander und eine gemeinsame Wertorientierung. STANDARD: Landeshauptmann Erwin Pröll hat muslimische Gebetstürme einst als artfremd bezeichnet. Teilen Sie seine Ansicht? Mikl-Leitner: Ich möchte mich hier jetzt nicht an einer Bewertung von Diktionen beteiligen, die schon ewig zurückliegen. STANDARD: Sowohl von Pröll als auch von Ihrem Nachfolger Sobotka heißt es, dass sie bei Differenzen sehr laut werden können. Wie gehen Sie damit um? Mikl-Leitner: (lacht) Emotionen waren noch nie etwas Schlechtes. Ich kann auch laut werden, aber nur kurz. STANDARD: Seit den schlechten Ergebnissen bei der Bundespräsidentenwahl zerfleischt sich der Koalitionspartner SPÖ. Ihr Mentor Pröll hat Kanzler Werner Faymann vorgeworfen, Regierungsarbeit zu verschleppen – ein übertriebener oder gerechtfertigter Vorwurf? Mikl-Leitner: Ich hätte mir vom Kanzler in manchen Phasen auch mehr Durchsetzungskraft gewünscht. Dann hätte man meine Asyllinie schneller verfolgt und jetzt bei der Wahl ein anderes Ergebnis erzielen können. STANDARD: Die ÖVP steht aber keinen Deut besser da. Hofburg-Kandidatin Irmgard Griss etwa hat mit dem Anprangern des rot-schwarzen Proporzes ein sehr gutes Wahlergebnis erzielt. Mikl-Leitner: Bei den Postenvergaben geht es in erster Linie um Kompetenz, das war und ist unser oberstes Credo. Selbstverständlich darf aber eine Mitgliedschaft, egal wo, kein Nachteil für einen Bewerber sein. STANDARD: Ihre Partei hat im letzten Jahrzehnt drei Obmänner verschlissen. Wie lange hält sich Reinhold Mitterlehner noch? Mikl-Leitner: Noch länger, als Sie denken. Diese Frage sollten Sie eher jemandem von der SPÖ stellen. ÖVP-Obmann zu sein ist eine herausfordernde Aufgabe – und Reinhold Mitterlehner bewerkstelligt seine Aufgabe sehr gut. STANDARD: Die ÖVP hat also bis jetzt gar nichts falsch gemacht? Mikl-Leitner: Das war ganz klar eine Protestwahl. Die Menschen hätten sich eine schnellere Reaktion auf die Flüchtlingsfrage gewünscht seitens der gesamten Regierung. STANDARD: Die Regierung vermittelt aber auch den Eindruck, wenig weiterzubringen – Stichwort Schule. Vielleicht haben viele Wähler mit ihrem Votum auch dagegen protestiert? Mikl-Leitner: Bei zwei Parteien mit unterschiedlicher Ideologie muss auch diskutiert werden. Ich sehe das nicht als Streit, aber so wird es oft interpretiert. Demokratie verlangt aber Diskussion. STANDARD: Wem geben Sie bei der Stichwahl Ihre Stimme? Mikl-Leitner: Auch für mich gilt das Wahlgeheimnis. Ich werde hier sicherlich keine Empfehlung abgeben, denn die Menschen sind mündig genug, darüber zu entscheiden. STANDARD: Wann übernehmen Sie den Landeshauptmann-Posten? Mikl-Leitner: Ich stelle mich jetzt mit ganzer Kraft den Aufgaben, für die ich angelobt worden bin.
5Inland
Präsident lobt fortschrittliche Verfassung, übt aber Kritik an Todesstrafe. Bundespräsident Heinz Fischer hat am Donnerstag bei seinem Besuch in Tunesien erklärt, wie wichtig es sei, die Region im Norden Afrikas zu stabilisieren und zu beruhigen. Wenn Österreich Tunesien bei friedlichen Entwicklungen und Stabilität unterstütze, helfen wir gleichzeitig mit, dass es weniger Flüchtlinge gibt, sagte Fischer in Tunis. Auch am zweiten und letzten Tag von Fischers Tunesienaufenthalt waren Menschenrechte eines der dominierenden Themen. Nach einem Gespräch zwischen Fischer und Parlamentspräsident Mohamed Ennaceur wurde das an der Universität Graz erarbeitete Handbuch für Menschenrechte in arabischer Fassung an das tunesische Abgeordnetenhaus übergeben. Fischer lobte in diesem Zusammenhang die Fortschrittlichkeit der mittlerweile knapp zwei Jahre alten tunesischen Verfassung. Bereits am Vortag hatte er das Bemühen des Landes um eine neue, demokratische Verfassung als erfolgreich bezeichnet. Drei schwere Anschläge erschütterten Tunesien jedoch im vergangenen Jahr: Bei Angriffen im Bardo-Museum in Tunis, im Badeort Sousse sowie auf die Präsidentengarde in Tunis wurden mehr als 70 Menschen getötet. Seit dem Terroranschlag im Bardo-Museum seien die Besucherzahlen stark zurückgegangen, erklärte Museumsdirektor Moncef Ben Moussa dem österreichischen Bundespräsidenten bei seinem Besuch vor Ort. Fischer äußerte Verständnis für die Angst der Menschen, erklärte aber, man müsse dagegenhalten und hierherkommen. Das Bardo-Museum sei ein Kulturjuwel. Nach den Anschlägen im vergangenen Jahr wurden den Behörden durch ein neues Antiterrorgesetz sowie die Verlängerung des Ausnahmezustands zusätzliche Befugnisse eingeräumt, die jedoch zum Teil Kritik von Menschenrechtsorganisationen nach sich zogen. Amnesty International berichtete erst kürzlich von Folter sowie mehreren Todesfällen in Haft, die nicht ausreichend untersucht worden seien. Und bereits im Juli des vergangenen Jahres haben mehrere NGOs beanstandet, dass das neue Antiterrorgesetz den Sicherheitskräften bei einer vagen Definition von Terrorismus zu umfassende Überwachungs- und Kontrollrechte gebe. Im Rahmen des Gesetzes wurde zudem die Todesstrafe für bestimmte Terrorverbrechen beschlossen. Fischer kritisierte bei seinem Gespräch mit Verfassungs- und Menschenrechtsexperten am Donnerstag, dass die Todesstrafe in Tunesien nicht verboten sei – auch wenn sie seit 1991 nicht mehr vollstreckt wurde. Zugleich zeigte er sich zuversichtlich: In 20 Jahren wird es auch in Tunesien keine Todesstrafe mehr geben. Das Thema Homosexualität wurde bei Fischers Besuch nicht angeschnitten. Immer wieder steht die tunesische Justiz auch wegen Haftstrafen wegen Homosexualität in der Kritik. Die neue Verfassung garantiert zwar die persönliche Freiheit, das tunesische Strafrecht sieht aber bei gleichgeschlechtlichem Sex nach wie vor eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren vor. Bei dem Gespräch mit Verfassungs- und Menschenrechtsexperten wurde aber zumindest die Diskrepanz zwischen der Verfassung und geltenden Gesetzen angesprochen. In Tunesien gelte eine wunderschöne Verfassung, erklärte Néji Baccouch, Rektor der Universität Sfax und Professor für öffentliches Recht. Doch die Verfassung muss nun auch tatsächlich in Gesetze umgesetzt werden, damit das Leben der Tunesier verbessert werden kann.
2International
Einweihungszeremonie unter hohen Sicherheitsvorkehrungen. Kairo – Mehr Platz für mehr Schiffe: Der Neue Suezkanal ist am Donnerstag unter strengen Sicherheitsvorkehrungen offiziell eröffnet worden. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi fuhr in Gala-Uniform auf einer historischen Jacht an der Spitze einer Flottenparade auf dem Kanal, während Kampfflugzeuge und Hubschrauber über die Szenerie flogen. Das Land hofft auf steigende Einnahmen aus dem Kanalbetrieb und einen wirtschaftlichen Aufschwung. Der Neue Suezkanal wurde innerhalb von nur einem Jahr gebaut. Auf einer Länge von 37 Kilometern wurde eine neue Wasserstraße gegraben, auf weiteren 35 Kilometern wurde der alte Kanal erweitert und vertieft. Das Projekt kostete umgerechnet rund 7,9 Mrd. Euro. Der Suezkanal, seit 1869 in Betrieb, verbindet das Rote Meer und das Mittelmeer miteinander und ist für den Welthandel enorm wichtig. Für al-Sisi ist der Erweiterungsbau ein Prestige-Projekt. Der damalige Armeechef hatte vor zwei Jahren Präsident Mohammed Mursi gestürzt und gewann die Präsidentenwahl im vergangenen Jahr. Zu seinen zentralen Versprechen zählten die Verbesserung der Sicherheitslage und die Belebung der Wirtschaft. Bei letzterem soll der Neue Suezkanal helfen: Die Regierung hofft, dass sich die Einnahmen aus den Gebühren für die Kanalnutzung in den nächsten Jahren mehr als verdoppeln werden – von rund 5,3 Mrd. Dollar (4,9 Mrd. Euro) 2015 auf rund 13,2 Mrd. Dollar im Jahr 2023. Im gleichen Zeitraum soll sich auch die Zahl der Schiffe, die täglich auf der Wasserstraße unterwegs sind, fast verdoppeln. Analysten sehen die offiziellen Vorhersagen allerdings skeptisch. Er glaube nicht, dass Reeder bereit seien, für kürzere Wartezeiten höhere Gebühren zu zahlen, sagte Ralph Leszczynski aus der Forschungsabteilung des italienischen Schiffsmaklers Banchero Costa. Für die Reeder stünden niedrige Kosten an erster Stelle und nicht der Zeitfaktor. Derzeit befahren täglich 49 Schiffe den Kanal. Durch den Neuen Suezkanal reduziert sich die durchschnittliche Wartezeit der Schiffe von 18 auf elf Stunden. Für Ägypten sind die Kanalgebühren eine wichtige Einnahmequelle. Die Regierung hofft zugleich, dass sich die Gegend um den Kanal zu einem Industriezentrum entwickelt. Entsprechend groß fiel die Eröffnungszeremonie in der Hafenstadt Ismailia aus, zu der auch Frankreichs Präsident Francois Hollande anreiste. Spruchbänder mit Aufschriften wie Ägyptens Geschenk an die Welt und Das ägyptische Wunder waren zu sehen. Dutzende Busse brachten geladene Gäste zu der Veranstaltung. Für die Eröffnungszeremonie wurden strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen; zahlreiche Einsatzkräfte waren vor Ort. Überschattet wurden die Feierlichkeiten von der Drohung der Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS), einen Kroaten zu töten, der in der Nähe von Kairo entführt worden war. (APA, 6.8.2015)
2International
Die Infografik zeigt, wie Ihre Gemeinde gewählt hat.
5Inland
Abkommen für Nordkosovo geschlossen – Diskussion mit Zivilgesellschaft und Regierungschefs. Es war ihnen dann doch zu peinlich, mit leeren Händen nach Wien zu kommen. Am Dienstag, kurz vor Beginn des großen Westbalkangipfels, brachten die Delegationen von Serbien und dem Kosovo in Brüssel noch schnell die längst ausstehende Einigung für den Nordkosovo unter Dach und Fach. Konkret geht es um die Bildung einer Assoziation der serbischen Gemeinden, um Energie, Telekommunikation und die Brücke über den Ibar in der geteilten Stadt Mitrovica. Auch einige andere südosteuropäischen Staaten hatten im Vorfeld der Konferenz in Wien noch politische Lösungen gefunden. So haben sich die mazedonischen Parteichefs auf ein Prozedere für die Neuwahlen kommenden April unter der Mediation von EU-Kommissar Johannes Hahn geeinigt, die Föderation in Bosnien-Herzegowina hat das von der EU geforderte Arbeitsgesetz unterschrieben, und Bosnien-Herzegowina und Montenegro haben sich auf ein Grenzabkommen geeinigt. Das wird am Mittwoch unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Heinz Fischer in der Hofburg unterschrieben. Anfangs hatten die Bosnier noch Bedenken, ob das nicht allzu viele kakanische Züge haben könnte, doch schließlich fand man es doch einleuchtend, in der Wiener Hofburg ein wenig feiern zu können. Das Grenzabkommen folgt auf einen Streit um ein Gebiet in Montenegro, das unter der Besatzung von Österreich-Ungarn noch zu Bosnien-Herzegowina gehörte. Es ging um 74 Quadratkilometer vor der Bucht von Kotor. Doch die bosnischen Ansprüche hatten von Anfang an keine Chance. Noch ein weiteres Grenzabkommen, jenes zwischen dem Kosovo und Montenegro, könnte in Wien unterzeichnet werden. Zentral ist aber eine Deklaration aller südosteuropäischen Staaten, die noch keine EU-Mitglieder sind. Sie besagt, dass sie einander bei der EU-Annäherung nicht blockieren werden. Angesichts der Spannungen zwischen Serbien und dem Kosovo, der von Serbien nicht als Staat anerkannt wird, ist diese Deklaration weitreichend. Aber auch die anderen Balkanstaaten haben offene bilaterale Streitigkeiten. Zudem wurden die benachbarten EU-Staaten eingeladen, die Deklaration zu unterzeichnen. Besonders wichtig wäre das im Fall von Griechenland, das die EU- und Nato-Integration Mazedoniens seit zehn Jahren per Veto verhindert und auch beginnt, Albanien Schwierigkeiten zu machen. Wichtig wäre es auch im Fall von Kroatien, das einen nationalistischen Kurs gegenüber Serbien und Bosnien-Herzegowina eingeschlagen hat. Doch die beiden EU-Staaten zeigen bisher keine Ambitionen mitzumachen. Am Mittwoch wird im Außenministerium mit Unterstützung des European Fund for the Balkans über die offenen bilateralen Konflikte diskutiert. Das Konzept stammt von dem Südosteuropa-Experten Florian Bieber von der Universität Graz. Am Mittwochabend findet in der Ankerbrotfabrik eine Diskussionsveranstaltung mit den Premierministern von Serbien und Albanien, Aleksandar Vučić und Edi Rama, sowie den Außenministern von Bosnien-Herzegowina und Montenegro und Vertretern der Zivilgesellschaft aus Südosteuropa statt. Es geht um drei große Themenblöcke: wirtschaftliche Entwicklung und die Schaffung von Arbeitsplätzen, Meinungsfreiheit und regionale Zusammenarbeit. Das Außenministerium ist an die Erste Stiftung herangetreten, die Veranstaltung zu organisieren. Es geht darum, dass die Politiker und die Zivilgesellschaft auf Augenhöhe diskutieren, sagt Maribel Königer von der Erste Stiftung. Das Thema wirtschaftliche Entwicklung wurde vergangenes Jahr auf Initiative der deutschen Kanzlerin Angela Merkel angestoßen. Sie ist es auch, die den Berlin-Prozess begonnen hat, bei dem sich die Premiers, die Wirtschafts- und Außenminister nun jährlich treffen, um gemeinsame Projekte zu besprechen. Merkel wird am Donnerstag auch in Wien sein, ebenso die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und EU-Kommissar Hahn. Das nächste Treffen innerhalb des Berlin-Prozesses findet kommendes Jahr in Paris statt, 2017 ist Italien dran. Weil es in absehbarer Zeit keine EU-Erweiterung geben wird, wollen zentrale EU-Staaten so signalisieren, dass die südosteuropäischen Staaten sich trotzdem an der EU orientieren sollen. Man will sie quasi an der Stange halten und gleichzeitig den Einfluss Russlands im Zaum halten. Deutschland ist seit vielen Jahren das engagierteste Land auf dem Balkan. Aber auch Österreich ist nicht nur wirtschaftlich interessiert. Sebastian Kurz ist der erste Außenminister seit langem, der den Balkan wirklich zu einem Schwerpunktgebiet gemacht hat und sich tatsächlich interessiert. Konkret soll es bei der Diskussion auch um die Bildungssysteme auf dem Balkan gehen. Es gibt sehr viele Hochschulabsolventen, aber wenige Berufsschüler. In den vergangenen Jahren sind zahlreiche private Universitäten gegründet worden, mit zweifelhaftem Ruf. Es ist relativ einfach, in Südosteuropa einen Abschluss mit Geld zu bekommen. Die Vertreter der Zivilgesellschaft sollen auch die mangelnde Medienfreiheit (auch in Serbien kontrolliert die Regierung zahlreiche Medien) ansprechen. Am Donnerstag sollen dann die Empfehlungen der Zivilgesellschaft den Politikern auf dem Gipfeltreffen präsentiert werden. Sorge hat man, dass der Gipfel zu sehr von dem Asylthema und den Migranten aus den Balkanstaaten dominiert werden könnte. Deshalb ist Kurz auch nach Mazedonien geflogen, um das Thema abzufangen. Im Vorfeld des Gipfels wird auch in der EU-Kommission darum gerungen, dass Mogherini und Hahn mit ein paar konkreten Ideen zu den Asylsuchenden in der EU nach Wien kommen. Die wichtigste Veranstaltung findet im Anschluss an die Diskussionsveranstaltung in der Ankerbrotfabrik statt. Im Austria-Stadion wird ein Politikerteam aus Südosteuropa gegen Österreicher und Slowenen spielen. Das Ganze steht unter dem Motto FC Future EU against FC EU. Wer von den Balkan-Premiers im Tor stehen wird, ist noch nicht ausgemacht. Die beiden großen Führer, der Serbe Vučić und der Albaner Rama, kommen infrage. Kurz und der slowenische Regierungschef Miro Cerar sind auch dabei. Letzterer wird als sehr fussballbegabt eingeschätzt. Auf der Europaseite spielen auch der politische Direktor im Außenministerium, Jan Kickert, und der Chef der Balkanabteilung, Johann Sattler, der sich den Kick ausgedacht hat.
2International
In ihrem sehenswerten Dokumentarfilm zeigt die deutsche Regisseurin Bettina Blümner ("Prinzessinenbad") auf, dass es auf das Massaker des Alters auch taktvolle Antworten gibt. Wien - Tanzen hält erstens jung und bringt zweitens die Leute zusammen. Das ist natürlich ein Klischee, denn die zwischenmenschliche Kommunikation auf hormonspiegelglatter sozialer Tanzfläche kann auch enttäuschend sein. Für ihren neuen Film Parcours damour hat die deutsche Regisseurin Bettina Blümner in Paris drei ältere Herren und zwei reifere Damen begleitet, die beim Tanzen Gesellschaft suchen und finden. Blümner war bereits 2007 mit ihrer melancholischen Girlie-Studie Prinzessinnenbad erfolgreich, hat danach die Verfilmung von Alicia Bronskys Bestseller Scherbenpark vorgelegt und ist vor zwei Jahren mit dem Migrantenreport Halbmondwahrheiten wieder zum Dokumentationsformat zurückgekehrt. Parcours damour hat in Stil und Methode zwar deutliche Ähnlichkeiten mit Prinzessinnenbad, doch die 40-jährige Regisseurin konnte sich hier in ihrer Sensibilität und Eindringlichkeit noch steigern. In seinen Roman Jedermann schrieb der US-amerikanische Schriftsteller Philip Roth vor zehn Jahren als 73-Jähriger den Satz: Alter ist ein Massaker. Im Gegensatz zu dieser abgeklärt harschen Feststellung sucht Blümner den späten Jahren positive Aspekte abzugewinnen. Weil sie aber trotzdem nicht beschönigend vorgeht, legt sie auch manche Hintergründe frei, die Roths Diktum durchaus bestätigen. Die offenherzigen Protagonistinnen von Prinzessinnenbad hatten das so aufgeputschte wie öde Inferno im Übergang zum Erwachsensein deutlich gemacht. In Parcours damour ist zu sehen, wie Christiane und Michelle sowie Gino, Eugène und Michel in ihren Tanzcafés, unterwegs und zu Hause das Rothsche Massaker hinauszuzögern und erträglich zu machen versuchen. Sie lassen sich nicht gehen, sondern unternehmen etwas gegen die Folgen der Enttäuschungen in ihren Leben, gegen drohende Vereinsamung, körperliche Veränderung und Krankheit. Sie tun, was sie können. Mit Paso Doble, Tango oder Walzer erleben sie an- oder gar aufregende Momente - wenn nötig, auch gegen Bezahlung, wovon wiederum der soignierte und versierte Taxi-Tänzer Michel profitiert. Der ist ein Profi, und er macht den Damen, die ihn stundenweise als Partner fürs Parkett mieten, klar, dass er für Liebesabenteuer nicht zu haben ist. Das sorgt bei seinen alleinstehenden Klientinnen dann doch für die eine oder andere Aufwallung. Den Jüngeren dienen Social Dance oder Clubdance zur Selbstdarstellung und Anbahnung. Die wenigen dafür nötigen Bewegungsmuster werden so spielerisch gelernt wie das Bedienen eines Mobiltelefons. Der traditionelle Gesellschaftstanz dagegen ist geregelter, disziplinierter. Die Tanzpartner gewinnen darin ihre potenziellen Freiheiten erst, wenn sie technisch richtig gut sind. Und weil man da tatsächlich miteinander auf Tuchfühlung geht, braucht es auch eine bestimmte soziale Kompetenz, um das Spiel mit den Reizen und Grenzen der Intimität genießen zu können. Parcours damour ist ein Film über die Lasten beinahe zu Ende gelebter Biografien, über Umstände, die das Alter zum Massaker machen können, und über die kleinen Tröstungen des Gesellschaftstanzes. Für diese Ambivalenzen hätte Bettina Blümner, deren Kamera (Mathias Schnöningh, Axel Schneppat) oft allzu nahe an ihren Heldinnen und Helden klebt, lediglich etwas distanziertere, kühlere Bilder finden sollen.
8Kultur
Mit dem Prediger wurden zwei weitere Angeklagten als mutmaßliche IS-Kämpfer zu je fünf Jahren Haft verurteilt, drei Frauen wegen falscher Zeugenaussage. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.. Graz – Der Stuhl, auf dem sonst die Tschetschenisch-Dolmetscherin sitzt, ist heute leer. Das dürfte wohl direkt Folge der Vorkommnisse Ende letzter Woche sein, als bekannt geworden war, dass die Frau mit einem ehemals Beschuldigten liiert ist. Jetzt übernimmt ihre Kollegin, die Russisch-Übersetzerin, ihren Part in diesem Prozess um sechs angeklagte Tschetschenen, denen teilweise Teilnahme an einer terroristischen Vereinigung oder Falschaussage vorgeworfen wird. Jedenfalls egal, ob mit oder ohne Dolmetscherin: Die meisten Zeuginnen, die am Montag vor Gericht beim Grazer Jihadistenprozess aussagen, verstehen ohnehin Deutsch und Richter und Staatsanwalt beißen sich die Zähne aus, um die Zeuginnen zumindest dazu zu bringen, ihre seinerzeitigen Aussagen vor der Polizei im Gericht zu bestätigen. Die Gesprächsführung entwickelt sich bisweilen einigermaßen zäh. Richter: Wo ist ihr Gatte? Zeugin: Weiß ich nicht. Richter: Ist er gestorben? Zeugin: Weiß ich nicht. Richter: War er in Syrien kämpfen? Zeugin: Weiß ich nicht. Der Richter lässt sich erschöpft in den Stuhl fallen: Ich glaub, ich bin auf einem anderen Planeten. Richter und Staatsanwaltschaft versuchen von gut dutzend Zeuginnen und Zeugen der Grazer Tschetschenen-Community bestätigt zu bekommen, dass – wie sie zum Teil in Polizeiverhören zu Protokoll gaben – ein Grazer Imam, der als Beschuldigter auf der Anklagebank sitzt, junge Männer verleitet haben soll, nach Syrien in den Jihad zu ziehen. Dann tritt eine junge Frau mit schwarzem Wuschelkopf und großen Ohrringen auf. Sie bringt Ankläger und Richter auf die Palme: Wir lassen uns nicht mehr veräppeln, strapaziert der Richter seine Stimmbänder, entweder Sie sagen jetzt die Wahrheit oder ich lasse Sie abführen. Im Vorverfahren hatte sie ausgesagt, sie habe gehört, dass der Imam eine zentrale Rolle bei der Rekrutierung junger Männer gespielt habe. Sie kenne den Mann gar nicht und Teile des Protokolls seien falsch formuliert, sagt die eloquente Frau, die in Graz eine Abendschule besucht. Mit ihrem girlyhaften Auftreten in modischem Outfit irritiert sie dann mit Aussagen, wie: Ein richtiger Muslim kann nur nach der Scharia leben. Aber das sei in Österreich nicht möglich. Zuvor saß eine verschüchterte, 16 Jahre alte Tschetschenin mit langen offenen Haaren im Zeugenstuhl. Sie wollte – als sie eigentlich noch ein Kind mit 15 Jahren war – nach Syrien fahren. Heute weiß sie nicht mehr, was sie vor der Polizei ausgesagt hatte, weiß wenig von all den Gerüchten um junge Grazer Muslime in Syrien. Es war gelogen, sagt sie. Dass sie in den islamischen Staat wollte, habe sie bereut. Ich war jung, ich mache so etwas nicht mehr. Am Nachmittag folgte das Urteil: Der Prediger einer Grazer Moschee wurde – nicht rechtskräftig – zu sechs Jahren Haft verurteilt. Es war die höchste Strafe, die an diesem Tag verhängt wurde. Er habe durch seine Predigten Männer bewogen, nach Syrien zu gehen, wenn es ihm auch nicht in allen angeklagten Fällen nachgewiesen werden habe können, hieß es in der Urteilsbegründung. Bei den beiden anderen Männern bestehe an der Schuld kein Zweifel, so der Richter. Beide sind nach Meinung des Gerichts als Kämpfer für die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) tätig gewesen und müssen jeweils fünf Jahre Haft verbüßen.. Die junge Frau, die mit drei Kindern nach Syrien gehen wollte, wurde zu 15 Monaten Haft, davon ein Monat unbedingt, verurteilt. Ihre Schwester und ihre Mutter kamen wegen Falschaussage mit drei bzw. fünf Monaten bedingt davon. (mue, APA, 14.3.2016)
1Panorama
"Die Fleischhauer von Wien": Das Theater im Bahnhof hat im Auftrag des Volkstheaters ein Stück auf Recherchebasis erarbeitet. Es handelt von einem am Scheideweg stehenden Familienbetrieb. Uraufführung ist am 26. Februar. Auch für Vegetarier geeignet!. Wien – Was ein Fricandeau ist oder ein mageres Meisel, das braucht man Lorenz Kabas und Pia Hierzegger vom Theater im Bahnhof (TiB) nicht mehr zu erklären. Sie haben sich mit der Teilstückkunde des Fleischerhandwerks längst vertraut gemacht. Am Freitag hat ihr auch auf Recherchen vor Ort beruhendes Stück Die Fleischhauer von Wien Premiere beim Volkstheater in den Bezirken (Volx Margareten). Die Produktion tourt danach wie üblich durch die Stadt. Für alle, die es nicht wissen: Fricandeau bezeichnet eines der kostbarsten Stücke vom Schweinsschlögel. So erklärt es Lorenz Kabas. Er ist Regisseur des Abends und entstammt selbst einer Fleischerfamilie. Das Theater im Bahnhof mit Basislager in Graz versteht sich als zeitgenössisches Volkstheater, das Prozesse in der Krise ausforscht und genauer betrachtet. Von der massiven (postindustriellen) Absiedelung handelte jüngst das Stück Blue Moonshine beim Steirischen Herbst. In Die Kaufleute von Graz (2011) wurde das Aussterben des Einzelhandels beklagt, Lehrerzimmer 8020 (2013) schilderte pädagogische Zerreißproben im Angesicht der Bildungsreform. Krisenmomente sind für das Theater eben spannend, sagt Kabas, genau darin liegt ja das dramatische Potenzial. Der Beruf der Fleischhauer ist jedenfalls krisenbehaftet. Andererseits ist es auch ein Zufall, dass nun das Fleischerhandwerk im Zentrum steht. Weder sind die TiB-Leute leidenschaftliche Fleischesser noch vehemente Ablehner. Hierzegger beispielsweise hat sich eine Zeitlang vegetarisch ernährt. Fleisch als Thema versammelt, so die Autorin des Stücks, viele Aspekte: die großen Lebensmittelketten, die luxuriösen Bobo-Attitüden (was man essen darf und was nicht) und natürlich die riskante Struktur des Familienbetriebs, der im Stück im Zentrum steht. In Die Fleischhauer von Wien will beziehungsweise soll eine Wiener Fleischhauerfamilie (Mutter und Sohn werden gespielt von Doris Weiner und Dominik Warta) den Betrieb an Verwandte aus der Steiermark (Martina Zinner, Rupert Lehofer) übergeben. Von dieser konfliktbeladenen Übergabephase handelt das Stück von Pia Hierzegger. Es sei für Vegetarier genauso geeignet, natürlich auch für Vegane, so die Autorin. Ethische Überlegungen stelle das Stück zwar an – es gibt auch eine Figur, die kein Fleisch isst -, doch sie stünden keineswegs im Zentrum. Wir wollten vielmehr eine ernste Auseinandersetzung mit dem Berufsstand, so Kabas. Während der Fleischkonsum stetig steigt, ist bizarrerweise das alte Fleischerhandwerk bedroht. Den Letzten Fleischhauern von Wien (Metroverlag, 2012) wurde bereits in Buchform gehuldigt. Das Sterben der alteingesessenen Betriebe wird sich weiter fortsetzen, prophezeit auch der Innungsmeister Erwin Fellner, einer der Gesprächspartner bei der Recherche. Für das Stück wurden Vertreter aus verschiedenen Bereichen interviewt: ein Berufsschullehrer, jemand aus der Kommission des Österreichischen Lebensmittelkodexes oder auch einer, der einen Internetvertrieb für Biofleisch eröffnet hat. Es ist, so die Erkenntnis aus den Gesprächen, nicht ein Faktor, der für das Fleischhauersterben die Verantwortung trägt. Nicht nur das wachsende Angebot in den Supermärkten verdrängt die kleinen Betriebe. Auch die EU-Auflagen stellen große Hürden dar oder grundsätzlich die Finanzierung (etwa von Lebensmittelanalysen). Nicht zuletzt ist die familiäre Betriebsstruktur ein vager Faktor. Gewiss spielt auch der veränderte Fleischkonsum eine Rolle. Da dem täglichen Kochen immer weniger Zeit eingeräumt wird, wächst der Trend zum Kurzgebratenen. Das wiederum kickt viele Fleischteile aus dem Sortiment und schmälert so das Handwerk. All dieses zusammengetragene Recherchematerial nützte Pia Hierzegger als Inspiration für das Stück. Unsere Ideen für den Abend wurden von den Gesprächen eigentlich weiter verstärkt, sagt sie. Die konkreten Gespräche führte allerdings Dramaturgin Mona Schwitzer. Hierzegger: Für mich als Autorin ist es wichtig, Distanz zu den konkreten Personen zu haben, sie nicht zu kennen, damit das beim Schreiben keine Scheu auslöst. Einige von ihnen habe ich aber trotzdem getroffen.
8Kultur
Sachverständiger hatte empfohlen, alle Waren zu verbrennen – Tiere stellten sich als ungefährlich heraus. Kronach – Große Aufregung in einem Supermarkt in Oberfranken: In der Obstabteilung des Hauses waren Spinnen gefunden worden – mutmaßlich giftig. Wegen der Tiere, die vermutlich aus Brasilien stammten, sollte der Markt in Wilhelmsthal (Landkreis Kronach) bis auf Weiteres geschlossen bleiben, hatte zunächst am Sonntag die Polizei berichtet. Kurz darauf die Entwarnung: Die Tiere seien völlig ungefährlich. Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks hatte ein Sachverständiger zuvor noch dazu geraten, alle Waren aus dem Supermarkt zu verbrennen und die Räume danach mit Gift zu behandeln. Spezialisten hätten im Supermarkt ein Exemplar der Spinne sichergestellt und schockgefrostet. Es soll es sich um ein Weibchen handeln, dessen Jungtiere bereits geschlüpft sind.
1Panorama
Das Hauptaugenmerk, das die Autoren verbindet, liegt auf dem Nationalsozialismus. Wien – Der deutsche Regisseur Christoph Rüter (Brasch, 2011) begleitet für seinen Dokumentarfilm Krimis und das Dritte Reich (Mittwoch ab 22.10 Uhr auf Arte) drei international bekannte Schriftsteller, die Experten der nationalsozialistischen Ära sind, 18 Monate lang bei ihren Recherchen. Das Hauptaugenmerk, das die Autoren verbindet, liegt dabei auf dem Nationalsozialismus. Durch diese Epoche würden die Werke eine atmosphärische Dichte, die in keiner anderen Konstellation möglich wäre, erzeugen. Und obwohl das Dritte Reich in der deutschen Unterhaltungsliteratur lange gemieden wurde, hegen viele Menschen ein Interesse daran, was den Erfolg der jeweiligen Autoren ausmacht. Für den Film begleitet Rüter beispielsweise die französische Autorin Dominique Manotti, die Quartiere der Gestapo in Paris erkundet. Der britische Literat Philip Kerr hingegen zeigt, wie er vom Werbetexter zum Historiker wurde und erklärt sein Interesse an der Wannseekonferenz 1942. Für ihn ist das Schreiben von Kriminalromanen wie eine Sucht. Und der deutsche Journalist und Schriftsteller Volker Kutscher begibt sich in ein ehemaliges Konzentrationslager, um aus seinem neuen Roman Märzgefallene: Gereon Raths fünfter Fall vorzulesen. Er gibt damit Einblicke in einen Rosenmontagszug von 1933. Mit der Dokumentation zeigt Christoph Rüter dem Zuschauer einen Überblick über tatsächliche Ereignisse und deren Verbindung zum heutigen Genre des Kriminalromans.(sc, 23.3.2016)
6Etat
Ein neuer Bildband dokumentiert die Anfänge des Musikers. Er ist der Godfather aller androgynen Wesen, authentischer Ingeniosus aller Schwestern und Brüder. In einer Ära aber, in der sich jede dritte unbegabte Kaulquappe als spastisch zuckendes Starlet erbärmlich hypersexuell oder transgender gibt, um auf- und oder aus dem Rahmen zu fallen, muss man, der Einordnung willen, zurückblicken. Anfang der 1970er-Jahre war die Welt im Wesentlichen schwarz-weiß – realiter und im übertragenen Sinn. Bunte Vögel waren rar. Abseits des aalglatten Show-Biz, hochglanzpolierter Las-Vegas-Scheiße und unrasierter Hippies war der Mainstream dem kollektiven Bilderbuch des Normierten geschuldet. In diesem Vakuum explodierte David Bowie. Entgegen heute üblichen Attitüden der Provokation war ihm diese selbstverständlich. Bowie verinnerlichte die Verweigerung, war Dandy, intergalaktischer Space-Cowboy, war melancholischer Weißclown, fiel vom Himmel, visitierte im Maßanzug die Unterwelt, gefiel sich als Outcast, Verletzlicher, als angry young man. Oszillierend zwischen aristokratischer Lässigkeit und Punk-Rock. Mit Geschlechterrollen spielend gab er androgyne Fabelwesen, Sexmaniac und abgehoben Entrückte. Authentisch in Noblesse durch die ihm geschenkte Physiognomie, die sphärisch-ätherische Schönheit personifiziert. Genial wechselte er Gesichter und Emotionen, pulverisierte Kategorien wie hetero oder homo, befreite Obsessionen und inspirierte ganze Generationen. Mit Unbeirrbarkeit erkundete er Galaxien des Unerwartbaren. Die Anfänge dieser interstellaren Reise wurden von Mick Rock minutiös dokumentiert. Das phänomenale an der nun exhumierten Serie ist, dass das kunstvolle Opus immer noch kreativer und kräftiger wirkt als vieles heute bemüht Gekünstelten. Ashes to ashes, Staub zu Staub! Auch wenn sein letzter relevanter Song schon lang her ist, ein Fixstern im Pop-Olymp bleibt Bowie bis in alle Ewigkeit.
8Kultur
Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" ist der Finanzbedarf um 6,2 Milliarden Euro gewachsen. Athen/Berlin – Ganz einig waren sich die Verhandlungspartner ohnedies nie, wie hoch Griechenlands Geldbedarf ganz genau ist. Schon ehe das Hilfspaket vergangene Wochen abgesegnet wurde, kursierte eine Zahl von über 90 Milliarden Euro. In Deutschland – wo der Widerstand gegen ein neuerliches Hilfspaket besonders hoch war – wurde nun noch einmal nachgerechnet: Die Hilfen für Griechenland müssen nach deutschen Medieninformationen nochmals aufgestockt werden. Vor der deutschen Bundestagsabstimmung über das dritte Hilfspaket am Mittwoch zeige der Beschlussantrag des deutschen Finanzministeriums, dass der Finanzbedarf des hochverschuldeten Landes um weitere 6,2 Milliarden Euro gewachsen sei, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble hingegen lässt ausrichten, dass das nicht stimme: Der Finanzbedarf bleibt unverändert bei 86 Milliarden Euro, erklärte das von (CDU) geleitete Ministerium am Dienstag in Berlin. EU-Kommission weist höheren Bedarf zurück Auch die EU-Kommission weist das zurück. Sie sind einfach falsch, sagte Kommissionssprecherin Annika Breidthard am Dienstag in Brüssel. Der Umfang des Griechenland-Pakets betrage bis zu 86 Mrd. Euro. Es könnte sich sogar herausstellen, dass es viel weniger wird, wenn alles gut geht, sagte die Sprecherin. Der in den Medienberichten genannte höhere Betrag lasse komplett die Privatisierungserlöse außer Betracht. Diese seien bereits in das Programm einberechnet. Der Betrag von 86 Mrd. Euro beziehe sich auf die volle Laufzeit des Programms von drei Jahren. Der Betrag könnte geringer ausfallen, wenn der Internationale Währungsfonds (IWF) mit einem eigenen Programm Griechenland unterstützt. Dann würde der IWF-Beitrag vom Gesamtbetrag abgezogen. Geringer würden die Finanzanforderungen im Hilfsprogramm auch dann ausfallen, wenn sich Griechenland wieder Geld von den Märkten holt, was es im vergangenen Jahr bereits gemacht habe. Höhere Einnahmen Die SZ hatte geschrieben, dass die Geldgeber nun Insgesamt von einem Betrag von etwa 92 Milliarden Euro ausgingen – eine Summe, die bereits vergangene Woche genannt worden ist. In der Erklärung des Euro-Sondergipfels vom 12. Juli ist von einem Programmfinanzierungsbedarf zwischen 82 und 86 Milliarden Euro die Rede. Weiter hieß es darin, dass eine Verringerung des Finanzbedarfs durch höhere Einnahmen aus Privatisierungen geprüft werden sollte. Laut Süddeutscher Zeitung ist aber das Gegenteil der Fall: Im Beschlussantrag des deutschen Finanzministeriums helfe der Posten Privatisierung in Höhe von 6,2 Milliarden Euro nun dabei, dass die vorgegebene Maximalsumme von 86 Milliarden Euro nicht überschritten werde.
3Wirtschaft
Uni möchte Gebühren einheben, andere dürften nachziehen. ÖH kritisiert auch geplante Hürden für Informatikstudien. Wien – Geht es nach dem Rektorat der Uni Wien, soll es künftig 50 Euro kosten, den Aufnahmetest für ein Studium mit Zugangsbeschränkung zu probieren. Das ist geplant, bestätigt eine Sprecherin der größten österreichischen Uni. Inwieweit die Pläne tatsächlich umgesetzt werden, könne man noch nicht sagen – die inneruniversitären Prozedere für solche Entscheidungen seien kompliziert und von Fach zu Fach unterschiedlich. Unklar ist deshalb auch, für welche Fächer und ab wann die Gebühren kommen. Setzt sich das Rektorat durch, prescht die Uni Wien vor. Denn Gespräche über ein bundesweit akkordiertes Vorgehen für gebührenpflichtige Aufnahmetests laufen in der Universitätenkonferenz (Uniko) bereits, wie ihr Sprecher bestätigt. Ein Ergebnis gebe es aber noch nicht. Das Thema steht auf der Tagesordnung der nächsten Uniko-Sitzung am Montag. Einzelne Unis, etwa die Med-Uni Wien, verlangen bereits Geld für den Aufnahmetest. Rechtlich möglich ist so eine Gebühr, das stellte der Verfassungsgerichtshof (VfGH) im Herbst 2015 fest: Ein Kandidat für ein Lehramtsstudium an der Uni Innsbruck klagte gegen den Kostenbeitrag für den dortigen Aufnahmetest. Der VfGH wies die Klage letztlich ab. Die Gebühr sei eine ablauftechnische Maßnahme, die die Ernsthaftigkeit von Registrierungen sicherstellt – und ist damit rechtens. Die Studierendenvertretung der Uni Wien ist – erwartungsgemäß – wenig erfreut über die Pläne. Eine weitere Hürde fürs Studium sieht Karin Stanger (Gras) vom Vorsitzteam der ÖH Uni Wien als völlig inakzeptabel. Für angehende Studierende ohne Unterstützung der Eltern würde die Gebühr das Studium oft unmöglich machen. Das dürfte an der Uni Wien künftig auch jene treffen, die Informatik oder Wirtschaftsinformatik studieren wollen. Zugangsbeschränkungen in diesen Fächern stehen den Unis nach dem Gesetz schon bisher frei, die Uni Wien möchte ab kommendem Herbst davon Gebrauch machen. 370 Plätze in Informatik-Fächern muss die Uni laut Gesetz mindestens anbieten. Nachziehen dürfte dann die Technische Universität (TU) Wien. Zugangsbeschränkungen in Informatik seien als Reaktion auf den Vorstoß der Uni Wien angedacht, sagt Vizerektor Karl Matyas. Schließlich sei mit einem signifikanten Anstieg der Interessenten zu rechnen, wenn die Uni Wien den Zugang reguliert. Kritik von der ÖH kommt auch an dieser Maßnahme – letztlich siebe ein Aufnahmetest meist Frauen und sozial Schwache aus. Zudem sei es vonseiten des Wissenschaftsministeriums widersinnig, viel Geld in Werbung für technische Fächer zu investieren, den Unis dann aber nicht genug Mittel zur Verfügung zu stellen. Zur Förderung technischer und naturwissenschaftlicher Fächer bekenne man sich selbstverständlich, heißt es aus dem Ministerium. Das bedeute aber nicht, dass jederzeit an jedem Standort in jedem Fach eine beliebige Anzahl von Studienplätzen zur Verfügung gestellt werden kann.
5Inland
Tausende Exemplare der Spezies Pleuroncodes planipes bewegen sich im sauerstoffarmen Wasser über den Meeresboden. Washington/Panama-Stadt – Wenn Tausende Krebse unterwegs sind, ergibt das beeindruckende Bilder: Auf ihrer Forschungstauchfahrt an einem Tiefseeberg vor der Pazifik-Küste Panamas sind US-Forschern einzigartige Videoaufnahmen gelungen. Sie zeigen, wie ein gewaltiger Krebsschwarm enggedrängt im sauerstoffarmen Wasser über den Meeresboden klettert und wirbelt. Die Bilder sind Teil ihrer Veröffentlichung im Fachjournal PeerJ über die Artenvielfalt am Tiefseeberg Hannibal Bank. Solche unterseeischen Berge gelten als sogenannte ökologische Hotspots. Der Biologe Jesus Pineda berichtet von der hypnotisierenden Erfahrung: Zuerst dachten wir, es seien Felsstrukturen biologischer Herkunft. Als wir sahen, dass sie sich bewegen – wie schwärmende Insekten – konnten wir es nicht glauben. Bei den Krebsen handelt es sich um Pleuroncodes planipes, die sonst vor allem an den Küsten der Baja California in Mexiko vorkommen. Erstmals wurden sie nun so weit südlich entdeckt. Nach dem bemannten Tauchgang schickten die Forscher ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug hinab. Das registrierte weitere Krebsschwärme, stets mit einem Zentrum. Ein ähnliches Verhalten ist auch von Insekten bekannt. Die dichtesten Schwärme mit bis zu 78 Krebse pro Quadratmeter fanden sich an der Bergflanke in 355 bis 385 Meter Wassertiefe, wo es nur 0,04 Milliliter Sauerstoff pro Liter Wasser gab. Es könnte sein, dass das sauerstoffarme Wasser für diese Art einen Schutz vor Räubern darstellt, sagte Pineda. Die Krebe, in den USA red crabs oder tuna crabs genannt, sind begehrte Nahrungsquelle für Thunfische und auch Meeressäuger. Auch die großen Mengen, die zwei Monate nach der Expedition – im Juni 2015 – an der südkalifornischen US-Küste vor San Diego auftraten, waren Pleuroncodes planipes. Sie färbten viele Strände komplett orange. Forscher von der Scripps Institution of Oceanography in La Jolla brachten die Wanderung mit dem Klimaphänomen El Niño in Verbindung. Strömungen und Wind können demnach dafür sorgen, dass sich die normalerweise standorttreuen Populationen fortbewegen. Die Tiere verendeten an den Stränden.
7Wissenschaft
Verteidiger musste mit Schlussvortrag von vorne beginnen. Bochum – Weil sie während der Verhandlung vom Schlaf übermannt wurde, hat eine Schöffin am Landgericht Bochum beinahe einen Prozess zum Platzen gebracht. Während einer der Verteidiger gerade sein Schlussplädoyer vortrug, sackte der ehrenamtlichen Richterin der Kopf auf die Brust und sie bekam auch von dem Getuschel im Gerichtssaal nichts mehr mit. Doppelt hält besser Richter Wolfgang Mittrup reagierte und schickte alle erstmal für 30 Minuten in die Pause. So etwas habe ich noch nie erlebt, sagte er den Ruhr Nachrichten (Mittwoch). Am Ende fanden alle eine einvernehmliche Lösung: Der Verteidiger habe sein Plädoyer nach der Pause dann noch einmal von vorne begonnen, damit auch die Schöffin alles mit anhören konnten, sagte ein Gerichtssprecher am Mittwoch.
1Panorama
Mädchen soll versucht haben, sich der Terrormiliz "Islamischer Staat" anzuschließen. Wien – Eine 17-jährige Schwedin, die sich nach Ansicht der Behörden der Terrormiliz Islamischer Staat anschließen wollte, ist am Donnerstag am Wiener Straflandesgericht wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung zu einem Jahr Haft verurteilt worden. Ein Monat wurde unbedingt ausgesprochen, den Rest sah der Schöffensenat der Jugendlichen auf Bewährung nach. Da die mehr als zweimonatige U-Haft auf die Strafe anzurechnen war, öffneten sich für die Jugendliche nach der Verhandlung die Gefängnistore. Es ist nicht notwendig, die Angeklagte weiter einzusperren, erklärte der Vorsitzende Richter Andreas Hautz in der Urteilsbegründung. Wichtiger sei, dass sie in ihre Heimat zurückkehre und man dort die nötigen Maßnahmen ergreift, eventuell durch Jugendwohlfahrtsbehörden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Während Verteidiger Wolfgang Blaschitz die Entscheidung akzeptierte, gab Staatsanwalt Florian Pöschl keine Erklärung ab.
1Panorama
US-Firma wirbt damit, dass die Waffe in der Öffentlichkeit praktisch nicht erkennbar sein soll. Eine Schusswaffe, die wie ein Smartphone aussieht – mit diesem innovativen Design wartet ein Hersteller in den USA auf. Smartphones sind überall, deswegen werden Sie sich mit Ihrer neuen Pistole leicht in das Umfeld der heutigen Zeit einfügen, wirbt die Firma Ideal Conceal aus dem Bundesstaat Minnesota auf ihrer Website für das neue Produkt. Die Pistole sei, auch wenn sie offen getragen wird, praktisch nicht zu entdecken. In die Waffe passen den Angaben zufolge zwei Kugeln. Sie passt ebenso wie ein Smartphone in die Hosentasche. Auf den Markt kommen soll die neue Pistole zur Mitte des Jahres. Die weite Verbreitung von Waffen ist in den USA ein politisch hochkontroverses Thema. Das Recht auf privaten Waffenbesitz ist in der Verfassung des Landes verankert. Jedes Jahr werden in den Vereinigten Staaten rund 30.000 Menschen durch Schusswaffen getötet.
0Web
Schöne Kostüme und scharfe Trennung zwischen Herrschaft und Untertanen – am Sonntag lief im britischen TV die erste Folge der letzten Staffel von "Downton Abbey". Die Familiensaga Downton Abbey geht derzeit in die sechste und damit letzte Runde. Am Sonntag strahlte der britische Sender ITV den Anfang vom Ende der Granthams aus. Wir – die Serienreif-Damen – sind nicht völlig am Boden zerstört, dass es keine weitere Staffel mehr geben wird. Denn zuletzt waren die Geschichten schon ein wenig platt, dünn, langweilig. Da halfen auch die schönen Kostümchen nicht mehr. Deswegen die Frage: Ist Downton Abbey das neue Reich und Schön? Doris Priesching: Ich seh das nicht so eng, und gegen Reich und Schön habe ich auch nichts. Ganz abgesehen davon, dass Reich und Schön ungefähr 7000 Folgen hat und Downton Abbey um ca. 6950 weniger. Natürlich ist seit der zweiten, spätestens dritten Staffel die Luft raus, und alles wiederholt sich. Julian Fellowes hat es sich einfach gemacht, indem er die Figuren ausgewalzt hat – und jetzt wirken sie eben ein bisschen platt. Ich schau’s trotzdem, allein wegen Maggie Smith. Ich vermisse sie jetzt schon. Daniela Rom: Ach ja, die Dowager Countess ist schon das Großartigste, was Downton Abbey zu bieten hatte. Vor allem im Dauerclinch mit der Frau Crawley. Da ist so viel Witz drin, das reicht für sechs Staffeln. Beim Rest der Geschichte allerdings war die Luft eigentlich bald mal draußen. Und dann sterben einfach alle, um das Drama am Kochen zu halten. Ich muss gestehen, ich bin ein großer Fan der Optik von Downton Abbey und generell ein Fan von britischem Adelsspaß. Dass die Serie aber spätestens ab Staffel zwei immer mehr versoapisierte, hat meinen anfänglichen Enthusiasmus aber doch gedämpft. Julia Meyer: Ja, Maggie Smith mit ihrem Elektrizitätstick war lustig. Ich fand auch die Idee, dass Marys Verlobter auf der Titanic stirbt, lustig. Ich fand ehrlich gesagt alles, was tragisch sein sollte, irgendwie lustig. Vor allem wenn die Schauspielerin von Lady Mary versucht hat, ihrer Rolle Profil zu geben, und das irgendwie mit Pathos verwechselt hat. Am lustigsten fand ich den Tod des Diplomaten Mr. Pamuk. Doris Priesching: Lady Mary ist übrigens auch im wirklichen Leben als Michelle Dockery eine richtige Lady. Wir haben uns beim Interview kaum zu fragen getraut, so ein Eisberg saß da vor uns. Taylor Schilling übrigens auch, aber das ist eine andere Geschichte. Dockery erinnerte mich ein wenig an Christiane Hörbiger, der man auch nachsagt, dass sie seit ihrer Rolle bei den Guldenburgs glaubt, eine Gräfin zu sein. Interessantes Phänomen! Julia Meyer: Ich hab nach einem Gossip Girl-Marathon mal gedacht, ich wäre die 16-jährige Serena van der Woodsen. Und dann im Supermarkt auch so geschaut. Passiert also den besten. Michaela Kampl: Wer mich besonders nervt von der ganzen Familie, ist Lord Grantham. Der macht so gut wie alles immer richtig, und wenn er mal was nicht richtig macht, macht er es so, dass ich ihm nicht böse sein kann. Der verjubelt das Familienvermögen gleich zweimal, und dann müssen die Ladys den Karren wieder aus dem Dreck ziehen. Oder er steigt einem hübschen Zimmermädchen nach oder versteht nicht, warum seine Tochter einen irischen Revolutionssympathisanten heiraten will. Aber am Ende geht dann alles irgendwie immer gut aus – egal was passiert. Daniela Rom: Er ist halt so der gute Lotsch, der aber immer noch in der Vergangenheit festhängt. Da heiratet er zwar seine Amerikanerin, aber wenn es um den Hof geht, machen wir bitte alles so, wie wir es immer gemacht haben. Da ist auch das Spannungsverhältnis zu seiner Mutter, der vermeintlichen Betonschädelin, sehr interessant. Letztlich ist die alte Violet eine Revoluzzerin, selbst wenn sie zuerst verächtlich mit dem Kopf wackelt. Wenn die Enkelin dann unehelich schwanger ist, dann ist Violet zur Stelle und hat einen Plan. Michaela Kampl: Was mich an Downton Abbey stört, ist auch dieses Gefühl, das sie von einer historischen Periode vermitteln. Das eigentlich eh alles super ist, wie es war. Die Angestellten und die Hausherren sind doch wie eine große Familie, und dass den einen alles und den anderen nichts gehört, ist ja sowieso kein Problem, weil sich alle mögen. Und die Reichen geben dann den Armen eh was, und so kann es dann für immer bleiben. Das grenzt an Geschichtsfälschung und regt mich auf. Das ist die eine Seite. Auf der anderen schau auch ich schon gern zu, was sich so tut auf dem Grantham-Anwesen, wer mit wem und was und wo und überhaupt und die Kleider und so. Daniela Rom: Hmmm, ich verstehe, was du meinst – ob das allerdings schon Geschichtsfälschung ist, weiß ich nicht. Ich finde ja dieses ständige Hinweisen darauf, dass die ganzen Hauselfen urwichtig sind und dass es zur Aufgabe der Gutsherren gehört, Jobs zu schaffen, eher bezeichnend für das ureigene Verständnis dieser Klasse. Dass das wahrscheinlich nicht immer so eitel Wonne wie bei den Granthams war, ist aber auch klar. Und dass der Lord und sein Butler immer Buddies waren, wohl auch. Michaela Kampl: Ja, Jobs schaffen, eh. Aber das ist so ein bissi der gute, wohlmeinende Industrielle, dem dann die Leute dankbar sein müssen, dass sie ihre Arbeitskraft zu miesen Bedingungen verkaufen dürfen, weil es keine Alternative gibt. Downton Abbey bedient hier eine Sehnsucht nach einer Zeit, wie sie so nicht existiert hat – ähnlich wie der Manufactum-Katalog. Aber ich weiß schon, es ist eine Fiktion und ein wenig Kostümschinken und keine Dokumentation. Manchmal bin ich da milder, manchmal nicht. Es gibt auch die Theorie, dass Downton Abbeys rigides Klassensystem bei den Zuschauern besonders gut ankam, weil zur gleichen Zeit in der echten Welt die Finanzkrise tobte und drohte, vieles sicher Geglaubtes auf den Kopf zu stellen. Fun Fact: Julian Fellowes, der Drehbuchautor, sitzt auch für die britischen Tories im House of Lords. Daniela Rom: Ich sag ja eh nicht, dass das Bild des wohlmeinenden, umsorgenden Gutsherren der Wahrheit entspricht – es ist das Eigenverständnis. Darauf wird ständig hingewiesen, und das finde ich schon interessant. Dass es da offenbar immer noch einen tief verwurzelten Wunsch nach den alten gesellschaftlichen Spielregeln gibt und –da geb ich dir recht, Michi – damit nach einer Gesellschaft, die in dieser idealisierten Form nie existierte. Dass der gute Herr Fellowes auch eher aus Upstairs kommt denn aus Downstairs, spiegelt sich dann auch in der Serie wider. Der Blickwinkel ist immer klar jener von den Besitzenden auf die Untergebenen, selbst wenn die Angestellten gleich viel dargestellte Zeit in der Serie kriegen. Julia Meyer: Ja, voll. Wir hatten das im Zuge des Familienserien-Blogs schon mal angerissen: Dowton Abbey ist halt Eskapismus pur. Das ist ja nichts Schlechtes, aber ich finde, dass die Serie ihre Zeit nicht ernst nimmt. Die Rollen sind schon arg einfach gestrickt, und anders als beispielsweise bei Mad Men ist die 2015er-Perspektive der Serienmacher schon sehr spürbar. Und alles läuft dann im Endeffekt auf moderne Moralvorstellungen hinaus. Das historische Setting ist meiner Meinung nach oft nur Dekor. Aber vielleicht bin ich auch zu streng. Doris Priesching: Was mir am Anfang so gut gefallen hat, war dieses ständige Nichteskalieren von Situationen. Es musste nicht immer zum Schlimmsten kommen. Das begann mit dem Unkrautsalz, das schon fast zum Dinner serviert wurde – war es Unkrautsalz? Egal, irgendwas Giftiges, jedenfalls wurde es in der letzten Sekunde verhindert. Es ging so weiter, nie kam es zur unumkehrbaren Katastrophe, es gab immer irgendwie einen Ausweg. Das war ungewöhnlich fürs Dramafernsehen, das sich ja meistens von einem emotionalen Höhepunkt zum nächsten schrauben muss. Das Ende dieses zarten Leichtigkeit kam mit dem Tod diverser Hauptdarsteller. Daniela Rom: Stimmt, in Staffel drei war Schluss mit lustig. Ich meine, die haben da zwei Hauptfiguren ins Gras beißen lassen. Zwei! Das muss ein Serienfan-Herz erst mal verkraften. Michaela Kampl: Ja, das war schlimm. Und hat irgendwie nicht zum Rest der Erzählweise gepasst. Sonst ging es da zum Teil darum, wer eine Gartenshow gewinnt, und dann das. Ich sag euch ehrlich, ich bin überwiegend froh, dass es nach dieser Staffel vorbei ist. Dann kann die Suppe nicht noch dünner werden – und ich kann Dowton Abbey in einigermaßen guter Erinnerung behalten kann. Irgendwie die letzte Chance, nicht zu Reich und Schön zu werden. Also mit ein paar Scones, süßem Rahm und schwarzem Tee wird wohl auch dieser Abschied bittersüß und erträglich werden. Julia Meyer: Teile der Serie wurden übrigens auf dem Anwesen von Deborah Mitford gedreht, der jüngsten der Mitford-Schwestern. Im englischen Raum ist die Familie sehr bekannt. Unity Mitford war zum Beispiel eine gute Freundin Hitlers und schoss sich zu Kriegsbeginn in den Kopf. Ihre Schwester Jessica war wiederum Kämpferin im spanischen Bürgerkrieg, Sozialistin, Menschenrechtsaktivistin und auch sonst ziemlich einzigartig. Und die älteren Schwestern galten in den 20er-Jahren als die ersten It-Girls ever. Der Vergleich zwischen dem Leben der Mitford-Schwestern und Downton Abbey taucht in der englischen Presse oft auf. Ich empfehle jeder und jedem, die sich für die Zeit und/oder bewegte Biografien vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts interessieren, Susanne Kippenbergers Buch Das rote Schaf der Familie. Da gehts wirklich wild zu. (Michaela Kampl, Julia Meyer, Doris Priesching, Daniela Rom, 22.9.2015)
6Etat
Britische Polizei nahm 16-jährigen Hacker fest. Die britische Polizei hat einen Teenager festgenommen, der für peinliche Datenlecks beim US-Geheimdienst verantwortlich sein soll. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, wurde der 16-Jährige am Dienstag in den englischen West Midlands festgenommen. Nach Angaben eines Sprechers soll er sich unerlaubt Zugang zu Computerdaten verschafft haben. Wie der US-Fernsehsender CNN und die Nachrichtenseite Motherboard berichteten, geht es um Hackerangriffe auf hochrangige US-Geheimdienstvertreter. Im Jänner hatte US-Geheimdienstkoordinator James Clapper eingestehen müssen, dass seine Onlinekonten gehackt worden waren. Laut Motherboard bekannte sich ein Jugendlicher zu dem Hackerangriff auf ClappersInternet- und Telefonkonto. Laut dem Bericht gelang es dem Hacker, Anrufe an Clappers Nummer zur propalästinensischen Bewegung Free Palestine Movement umzuleiten. Zudem sei er in ein Yahoo-Konto von Clappers Ehefrau eingedrungen. Der Hacker mit dem Pseudonym Cracka gehörte demnach einer Gruppe an, die bereits in einen Cyberangriff auf das private E-Mail-Konto des CIA-Direktors John Brennan verwickelt war. Die Enthüllungs-Website Wikileaks hatte im Oktober gehackte E-Mails von Brennan veröffentlicht. Die Dokumente stammten aus einem Postfach beim E-Mail-Dienst AOL, das der Geheimdienstdirektor vor seinem Amtsantritt genutzt hatte. Geheime Informationen enthielt es nicht. Brennan reagierte empört auf die Veröffentlichung. Die Veröffentlichung erfolgte wenige Tage nachdem ein Hacker in US-Medien erklärt hatte, sich Zugriff auf Brennans Konto beim E-Mail-Dienst AOL verschafft zu haben. Der Hacker, der sich als 13-jähriger Schüler einer High School in den USA bezeichnet, hatte mehrere Journalisten angerufen. Seinen Angaben zufolge befanden sich in Brennans privatem Postfach auch vertrauliche Dokumente.
0Web
Familienministerin Karmasin (ÖVP) und Regisseur Sicheritz über Bildung als Konsequenz von Geduld und korrupte Politiker. STANDARD: Frau Ministerin, haben Sie schon einmal die Serie Vorstadtweiber gesehen? Karmasin: Ich habe jede Folge gesehen, ich bin ein Fan. Nach anfänglicher Skepsis ist auch mein Mann nicht mehr davon gewichen. Zum Schluss haben sogar die Kinder mitgeschaut, was eine hohe Auszeichnung ist. Sicheritz: Es ist eine hohe Auszeichnung, das zu hören. Es wird auch meine Kollegin Sabine Derflinger, die die ersten Folgen inszeniert hat, und Programmdirektorin Kathrin Zechner, von der die Idee zum Ganzen stammt, sehr freuen. Karmasin: Es ist unterhaltsam, aber ich denke, die Serie hat auch einen tieferen Sinn. Wurde bei der Serie ein gesellschaftspolitischer Hintergrund verfolgt? Sicheritz: Ich mag mit einer Gegenfrage antworten. Gibt es irgendeine Geschichte, die keinen gesellschaftspolitischen Hintergrund hat? Karmasin: Die Frage war, ob Sie einen gewissen gesellschaftspolitischen Auftrag mit der Serie verfolgen? Sicheritz: Ich kann nur für mich sprechen. Ich habe es gerne, wenn man in meinen Filmen die Nachbarin oder sich selbst wiedererkennt. Und natürlich schimmert mein persönliches Moralgebäude durch. Wenn jemand etwas tut, was nicht in Ordnung ist, hätte ich gerne, dass es früher oder später dafür eine Strafe gibt. Karmasin: Auch eine soziale Strafe? Im Sinne von gesellschaftlicher Ächtung? Sicheritz: Das Schönste ist, wenn sich die Akteure selbst entlarven. Karmasin: Ich finde an der Serie spannend, dass Personen gezeigt werden, von denen man landläufig denkt, diese sind nachahmenswert und attraktiv. Die Frau in einer schönen Villa oder der erfolgreiche Politiker. Beim näheren Hinschauen merkt man, dass bei jedem Einzelnem der Hund drin ist, die Falschheit oder die Gemeinheit. Gesellschaftspolitisch finde ich interessant, dass diese vermeintlich attraktiven Lebenskonzepte in eine Sackgasse führen. Man sieht Frauen, die keine Ausbildung haben, vom Mann abhängig sind, aus sozialen Zwängen dort bleiben, wo sie sind, und ihre Sexualität nicht leben können. Die Serie verbreitet eine schöne Botschaft, nach dem Motto Bitte schauts doch zweimal hin. STANDARD: In der Serie kommt auch die Politik nicht besonders gut weg, Stichwort Korruption. Können solche Darstellungen zur Politikverdrossenheit beitragen? Karmasin: Dass Politiker grundsätzlich korrupt sind und eine eigene Agenda haben, das ist ebenfalls ein Stereotyp, das es leider auch in unserer Gesellschaft gibt und in dieser Serie nicht widerlegt wird. Sicheritz: Bislang nicht. Klischees kommen ja nicht von ungefähr. Karmasin: Diesen Politikertypus gibt es heute nicht mehr. Sicheritz: Ist das so? Karmasin: Zumindest gibt es diesen Politikertypus nicht mehr in der Regierung. Sicheritz: Es steht mir nicht zu, das zu beurteilen. Aber in mir entsteht der Verdacht, dass Sie in der Politik sind, weil Sie wirklich etwas verändern wollen. Stimmt das? Karmasin: Ja, ich meine es ernst, ich will etwas für die Familien in diesem Land verändern. Sicheritz: Ist dieser Zugang unter Politikern mehrheitsfähig? Karmasin: Lassen Sie es mich so sagen: Es gibt Verbündete. Sicheritz: Ich habe auch den Verdacht, dass der Anteil der Glücksritter – also Menschen, die fachlich nicht besonders sind, aber gute Netzwerke haben – in der heimischen Politik recht hoch ist. Karmasin: In der Politik geht es nicht nur um Sachkompetenz und um analytische Fähigkeiten. Es gibt ganz andere Qualitäten und Fähigkeiten, die man in der Politik haben muss, um Erfolg zu haben. STANDARD: Die da wären? Karmasin: Es gibt Mechanismen, die man als Außenstehende nicht für möglich hält. Und man benötigt sehr viel Geduld. Entscheidungen und Umsetzungen laufen oftmals langsam. Als Ministerin entscheidet man nur vermeintlich allein. In Wahrheit gibt es viele Stakeholder, deren Positionen mit berücksichtigt werden müssen. STANDARD: Viele meinen, dass die große Koalition das Land lähmt. Wie sehen Sie das? Würde in einer anderen Konstellation mehr weitergehen? Karmasin: Das kann ich nicht beurteilen. Dann würde es wohl andere Probleme geben. STANDARD: Frau Ministerin, würden Sie einer schwarz-blauen Regierung zur Verfügung stehen? Karmasin: Nein. Sicheritz: Wie geht man als Politikerin mit dem Gruppenzwang um, den es in der Parteipolitik ja zweifelsohne gibt? Karmasin: Das ist eine ambivalente Geschichte. Es ist klar, dass eine Partei mit einer einheitlichen Meinung auftreten muss. Für mich ist das vertretbar. Meine Meinung deckt sich zu 80 Prozent mit jener der ÖVP. Dennoch bin ich als Parteifreie von niemandem abhängig. STANDARD: Ist es in Ihrer Position einfacher, parteifrei zu sein? Karmasin: Manchmal denke ich mir, es wäre vielleicht leichter, nicht parteifrei zu sein. Im politischen Geschäft gibt es Lobbys und Bünde. Wenn man diese im Hintergrund hat, dann hat das durchaus Vorteile. STANDARD: Die Vorstadtweiber führen trotz aller Abgründe ein privilegiertes Leben. Besteht in Österreich in Hinblick auf Zukunftschancen ein gravierender Unterschied, ob man in finanziell bessergestellten Verhältnissen aufwächst oder eben nicht? Karmasin: Das besagen sämtliche Studien. Es geht nicht nur um Bildungschancen, sondern um tiefliegende psychologische Mechanismen, die in einem sozialen Umfeld gelernt oder genetisch übertragen werden. Geduld ist die ausschlaggebende Kompetenz. Diese Geduld ist in der Oberschicht vermutlich stärker ausgeprägt. STANDARD: Die Geduld der Eltern mit ihren Kindern? Karmasin: Ich meine, die Fähigkeit des Kindes, geduldig zu sein. Die Frage, ob ich es als Kind schaffe, meine Wünsche für eine spätere Belohnung zurückzustellen, ist entscheidend für den Bildungsweg und das Lebensglück des Kindes. Wer zum Beispiel eine Ausbildung abschließen will, braucht Geduld. Das ist ein starker psychologischer Faktor, der im Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld steht. Bildung ist die Konsequenz dessen, dass Familien Belohnungsaufschub gelehrt haben. Sicheritz: Das setzt natürlich voraus, dass die Welt, in der man den Belohnungsaufschub lernt, zuverlässig ist. Irgendwann muss es sie dann geben, die Belohnung. Ich bin ein gutes Beispiel dafür. Ich bin ein Kreisky-Akademiker, ich wurde mit Bildungschancen belohnt. Wo ich herkomme, war es nicht vorgesehen, dass man an eine Universität geht. Das dürfte mittlerweile besser sein. STANDARD: Nach wie vor sind nur zehn Prozent der Studenten an den Universitäten sogenannte Arbeiterkinder. Sicheritz: Da sind wir noch nicht an dem Punkt, wo wir hinmüssen. Karmasin: Wie gesagt, es geht nicht nur um die Bildung der Eltern. Leider gibt es schlechte und verwahrloste Situationen, in denen Kinder aufwachsen. Deshalb ist auch der Kindergarten so wichtig. Was Frühkindpädagogik betrifft, sind wir im internationalen Vergleich schlecht aufgestellt. Wir arbeiten daran, aber leider dauert auch das sehr lange. Auch dort müssen Kinder Geduld lernen. Sicheritz: Geduld ist ein gutes Stichwort. Wie lange müssen Frauen, etwa meine Schauspielerinnen, noch warten, bis sie gleich viel bezahlt bekommen wie ihre männlichen Kollegen? Karmasin: Das ist eine multidimensionale Geschichte. Frauen gehen in Berufsfelder, die schlechter bezahlt sind, beziehungsweise werden diese Berufe schlechter bezahlt, weil dort überwiegend Frauen tätig sind. Sie machen weniger Überstunden. Zudem hat finanzielle Unabhängigkeit für Frauen noch immer nicht denselben Stellenwert wie für Männer. STANDARD: Für die Frauen oder für die Männer? Karmasin: Für die Frauen. Finanzielle Unabhängigkeit ist nicht die oberste Priorität für Frauen. STANDARD: Gibt es nicht gesellschaftliche Kräfte, die ein Interesse haben, dass diese Rollenbilder erhalten bleiben? Karmasin: Natürlich gibt es Männer, die es ganz gut finden, dass manche Bereiche ihnen allein bleiben. Es gehören zwei dazu. Die einen, die drücken, und die anderen, die es akzeptieren. Aber wie gesagt: Die finanzielle Unabhängigkeit hat für viele Frauen keine Priorität. Das Modell wird von Frauen und Männern getragen. Sicheritz: Wie viel Geduld müssen Frauen noch haben, bis sich etwas bewegt? Karmasin: Ich würde vorschlagen, dass Frauen bei Wahlen die Parteien danach bewerten, wie diese mit dieser Frage umgehen. STANDARD: Handelt die ÖVP im Sinne der Frauen? Karmasin: Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Das der Politikerin und das der Unternehmerin. Wir brauchen einen gesamtgesellschaftlichen Wandel, es braucht mehr Partnerschaftlichkeit im Alltag. STANDARD: Herr Sicheritz, die Vorstadtweiber machten von sich reden, weil der ORF eine Szene herausschneiden ließ – es ging um ein Wortspiel, in dem Strache als schwul bezeichnet wurde. Kommt Zensur öfters vor? Sicheritz: Bei den Produktionen, die mich der ORF machen lässt, kommt Zensur eigentlich nie vor. In besagter Szene wurde über Herrn Strache letztlich das Gegenteil behauptet. In der Rechtsabteilung des ORF ist dennoch jemand nervös geworden. Dass das Entfernen der Szene dann nicht ganz gelungen ist, finde ich hochkomödiantisch. Ich bin allerdings kein Freund der plumpen Polemik. Man kann Gesellschaftskritik auch betreiben, ohne Namen zu nennen. STANDARD: Herr Sicheritz, wenn Sie Regie führen könnten im Arbeitsalltag der Frau Ministerin, was würden Sie dann machen? Sicheritz: Zuerst müsste ich sie einmal lang beobachten, weil ich keine Ahnung habe vom Alltag einer Familienministerin. STANDARD: Frau Ministerin, könnten Sie einen Film drehen, wie würde dieser dann heißen? Karmasin: Tatsächlich denke ich über ein Buch nach. Es heißt Inside Politics.
5Inland
Wienflussüberquerung am Naschmarkt nun für Autos, Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen benutzbar – Umbau kostete 120.000 Euro. Wien – Knapp vor der Wahl hat Wien noch 35 Meter Begegnungszone in prominenter Lage bekommen: die Schleifmühlbrücke am Naschmarkt. Nach sechs Monaten Umbau gaben die Vorsteher der Bezirke Mariahilf und Wieden, Markus Rumelhart und Leopold Plasch (beide SPÖ), die neu gestaltete Fläche für den Verkehr frei. Autofahrer und Radler dürfen das Areal mit höchstens 20 km/h in beiden Richtungen befahren. Der Naschmarkt ist durch die neue Begegnungszone wieder zusammengewachsen, sagte Rumelhart. Im Rahmen der Umbauarbeiten wurde die 36 Meter lange Fahrbahn der Brücke zwischen Rechter und Linker Wienzeile auf das Niveau des Gehsteigs angehoben und neu gepflastert. Parkplätze gibt es nun keine mehr, dafür wurde ein Trinkbrunnen installiert. Sitzmöbel sollen noch folgen, wurde versichert. Das Budget für den Umbau betrug 120.000 Euro. Durch die Begegnungszone bleibt die Naschmarkt-Verbindung zwischen Mariahilf und Wieden für Autos, Radfahrer und Fußgänger nun doch gleichermaßen benutzbar. Ursprünglich war vorgesehen, anlässlich der laufenden Naschmarktsanierung die Brücke künftig für Autos zu sperren und sie den Radlern und Fußgängern zu überlassen. Nach Protesten und Verkehrszählungen entschied man sich schließlich für die nun umgesetzte Variante. Die Verkehrszählung habe ergeben, dass außerhalb der Naschmarkt-Öffnungszeit zu den morgendlichen und abendlichen Verkehrsspitzen rund 430 Pkws von der Linken Wienzeile kommend auf die Brücke einbogen und in den vierten Bezirk weiterfuhren, hieß es am Montag. Einige Fahrzeuge weniger hätten die Brücke in die andere Richtung genutzt. Tagsüber würden nur einige Autos und hauptsächlich Fußgänger die Fläche queren. Für Rumelhart ist die Begegnungszone daher die optimale Lösung für die Schleifmühlbrücke. Plasch bedankte sich bei Rumelhart für die gute Zusammenarbeit – schließlich sei die Schleifmühlbrücke 100 Prozent Territorium des sechsten Bezirks. Sie ist keine klassische Brücke, sondern ein unbebauter Abschnitt jenes zwei Kilometer langen Plateaus, das die Trasse der U-Bahn-Linie U4 und den Wienfluss zwischen dem Café Rüdigerhof und dem Stadtpark überspannt. Noch bis Ende 2016 dauert die Sanierung des Naschmarkts. Die Betonflächen sind mittlerweile erneuert, ebenso die Wasser- und Stromleitungen, die Kanalisation und der Regenwasserabfluss. Kleine Baustellen gibt es allerdings noch. So werden in den Quergängen bis November noch die letzten Pflastersteine verlegt. Seit Anfang Oktober können außerdem alle Stände ohne Einschränkungen und Absperrungen offen halten. Im kommenden Jahr wird schließlich noch die Oberfläche auf dem Areal, auf dem sich der Bauernmarkt befindet, angepasst.
1Panorama
Revolutionsführer erstmals seit neun Monaten bei öffentlichem Auftritt. Havanna – Der kubanische Revolutionsführer und ehemalige Staatschef Fidel Castro ist erstmals seit neun Monaten wieder in der Öffentlichkeit aufgetreten. Bilder des staatlichen Fernsehens zeigten den 89-Jährigen am Donnerstag, wie er mit Kindern über die Revolutionsführerin Vilma Espin (1930–2007) sprach und den historischen Besuch von US-Präsident Barack Obama in Kuba Ende März kritisierte. Fidel Castro, der die Macht im Jahr 2006 aus gesundheitlichen Gründen an seinen Bruder Raúl abgab, hält sich seither weitgehend von der Öffentlichkeit fern. Die meisten von den Staatsmedien veröffentlichten Aufnahmen zeigen ihn in seinem Zuhause beim Empfang ausländischer Würdenträger oder mit kubanischen Bürgern. Fidel Castro hatte die überraschende Ankündigung seines Bruders von Ende 2014 zur Wiederaufnahme der Beziehungen mit den USA nie öffentlich kritisiert. Eine Woche nach dem Besuch Obamas in Havanna äußerte er jedoch deutliche Vorbehalte gegen den einstigen Erzfeind.
2International
FPÖ sieht Zentralmatura schiefgelaufen. Wien – Die Volksanwaltschaft prüft wieder einmal in Sachen Zentralmatura: Nach zu wenig Literatur 2014 stehen nun die möglichen schlechten Ergebnisse mancher Schulen bei den Mathematik-Klausuren im Fokus. Volksanwalt Peter Fichtenbauer nimmt sich den Sorgen der Schülerinnen, Schüler und der Eltern an und hat in diesem Fall umgehend ein amtswegiges Prüfverfahren eingeleitet, hieß es in einer Aussendung. Nicht nur die scheinbar unverhältnismäßige Schwierigkeit der Aufgaben, sondern auch konkrete Vorgaben zu Prüfungsbedingungen in einzelnen Schulen sollen beleuchtet werden, betonte man weiter. Wenn an manchen Schulen Taschenrechner, an anderen PC-Programme verwendet werden dürfen, ist die Vergleichbarkeit der Ergebnisse infrage zu stellen, so Fichtenbauer (FPÖ). Man erwarte sich eine Stellungnahme des Bildungsministeriums. Es kann nicht sein, dass Schüler, die ohne Probleme bis in die Abschlussklassen aufsteigen, dann bei der Matura ausgesiebt werden – noch dazu mehr als die Hälfte aller Angetretenen, meinte auch FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz in einer Aussendung. Die neue Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) müsse sofort handeln. Diese Mathematik-Matura zeigt, dass unsere Jugend Versuchskaninchen für SPÖ-Bildungsutopien ist. Möglicherweise hat das BMBF mit dieser schiefgelaufenen Zentralmatura den jungen Menschen ein Jahr gestohlen. - Sehr unübersichtlich sind für den Direktor des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie), Jürgen Horschinegg, noch die Resultate der Zentralmatura, die heute, Donnerstag, mit den Klausuren in Latein und Griechisch endet. In der Mathematik gebe es eine große Bandbreite an Rückmeldungen, so Horschinegg zur APA. Die technische Abwicklung sei durchwegs positiv gelaufen. Obwohl mit den erstmals vollzählig teilnehmenden berufsbildenden höheren Schulen (BHS) heuer die doppelte Menge an Schulen zu bewältigen war, sei die gesamte schriftliche Reifeprüfung problemlos abgelaufen, betonte Horschinegg. Da sind wir auf einem guten Weg. Daher werde man hier möglichst wenig ändern – bei der Eingliederung ins Bildungsministerium, das 2017 die Zentralmatura übernimmt, werde man sich bemühen, die Struktur möglichst zu belassen. Auch inhaltlich wird die Matura im kommenden Jahr gleich bleiben. Wir sind übereingekommen, in den ersten drei Jahren nichts zu ändern. Wenn man jetzt schon anfängt, an den Inhalten zu schrauben, ist ja nicht mehr herausfindbar, welche möglichen Probleme rein an der Organisation liegen oder ob sich bestimmte Dinge nicht ohnehin mit der Zeit einspielen. Erst ab 2018 seien inhaltliche Änderungen möglich, so Horschinegg: Und auch das geht nicht von einem Tag auf den anderen. Da muss die Community eingebunden werden und die Wissenschaft. Erst wenn didaktisch und in den Lehrplänen Änderungen implementiert seien, könnten sie auch bei der Matura gelten. Schwer tut sich Horschinegg noch mit der Bewertung der heurigen Mathe-Matura: Wir hören von Standorten, wo sie furchtbar ausgefallen sein soll, von anderen, dass sie angemessen war bzw. gut ausgefallen ist. Solange man keine validen Zahlen habe, fische man aber im Trüben: Man kann das weder widerlegen noch für bare Münzen nehmen. Erst wenn man im Juni nach den Kompensationsprüfungen alle Daten habe, könne man wirklich die Zahlen gegenüberstellen – und auch dann wisse man noch nicht die Gründe. Sämtliche Aufgaben der Matura seien in Feldtests schon einmal oder mehrere Male abgefragt worden, so der Bifie-Direktor. Dabei habe sich gezeigt, dass sie mit der gleichen Wahrscheinlichkeit gelöst wurden wie die Matura-Aufgaben des Vorjahrs. Anschließend seien sie nochmals von Fachpraktikern, Mathematikern und Didaktikern überprüft und für in Ordnung befunden worden. Eines sei aber auch klar: Wirklich wissen, wie die Aufgaben bei der Matura ankommen, tut man erst, wenn man sie gemacht hat. Ein Restrisiko hat man immer. Ausnahme: Außer man stellt immer dieselben Fragen, aber das wäre ja unsinnig. Noch unsinniger wäre es, wenn man nur andere Zahlen nimmt – davon wollen wir ja weg und hin zu einem besseren Verständnis von Mathematik. Das von der Schülervertretung aufgebrachte Thema des unterschiedlichen Technologieeinsatzes hält Horschinegg für systemimmanent. Wir haben jetzt eine sehr unterschiedliche Wirklichkeit an den Schulen. Manche Schulen bzw. manche Klassen arbeiten im Unterricht technologieunterstützt, andere nicht. Wir müssen bei der Matura daher den Spagat schaffen: Wir wollen den einen nichts wegnehmen, den anderen aber auch nichts aufzwingen. Die Aufgaben seien daher so gestaltet worden, dass sie ohne Technologieeinsatz lösbar seien und mit nicht leichter werden. Die Aufgaben sind ja nicht einfach in den Computer einzugeben und der wirft dann die Lösung aus. Wenn man etwa in Mathe die Beispiele verstanden habe, brauche man gar keine Computerprogramme für die Lösung – und wenn ich es verstanden habe und mit Technologieunterstützung noch einen Gegencheck machen will, ist das auch okay. (APA, 15.05.2016)
5Inland
Dringende Quartierbitten an Journalisten bei Führung durch Österreichs Asyl-Hotspot. Traiskirchen – Vorschriften sind zum Befolgen da, weiß Gernot Maier, Leiter der Abteilung Grundversorgung des Innenministeriums. Bei bau- und feuerpolizeilichen Vorschriften sei das auch eine Sicherheitsfrage. Es geht um die Breite der Gänge. In diesem Gebäude dürfen nicht mehr Menschen wohnen, als im Fall eines Brandes rechtzeitig ins Freie gelangen können, sagt Maier, auf der Schwelle zu einem von 31 unbewohnten Zimmern im Haus eins des Erstaufnahmezentrums Traiskirchen stehend. In dem Raum sind dutzende aufklappbare Betten gestapelt, aus Holz, mit Lattenrosten. Unbenutzte Betten, für die im Lager aus Vorschriftsgründen Platz zum Aufstellen fehlt – und aufgrund des akuten Quartiermangels auch anderswo. Sodass etwa Karim (Name geändert), junger Mann aus dem Irak, sein Schlafsacklager unter einem Baum auf dem Rasen aufgeschlagen hat, der an den Platz vor Haus eins angrenzt. We need Verlegung, sagt Karim, der als einziger aus einer Gruppe von etwa zehn Männern ein wenig Englisch spricht. Er brauche dringend einen Platz in einem festen Quartier, meint er. Zehn Tage und Nächte campiere er jetzt schon hier, schildert Karim. Der Wettersturz am Mittwoch habe ihm eine Verkühlung beschert. Der Iraker ist einer von rund 1200 Asylwerbern, die laut Ministerialbeamten Maier am Donnerstag im Lager unter freiem Himmel lebten. 1820 andere genossen das Privileg einer Bettstatt und von vier Wänden. 480 – auch Familien mit kleinen Kindern – harrten auf Pritschen in Zelten aus, die auf blankem Boden aufgestellt sind. Dass hier Menschen im Freien leben müssen, tut mir in der Seele weh, sagt Maier. Tatsächlich ist die grassierende Obdachlosigkeit im Erstaufnahmezentrum unübersehbar. Kein Baum, unter dem nicht ein Asylwerber eingemummelt daliegt. Wer kann, sucht hinter Mauerecken oder in Verschlägen Schutz vor dem böigen Wind. Von einer Unterkunft abgesehen fehle es diesen Menschen im Lager an nichts, betonen Maier und Lagerleiter Franz Schabhüttl. Auch sie hätten volle Verpflegung, mit Nachschlag gar, könnten duschen, würden ärztlich betreut. Please do something for us, bittet Karim trotzdem. Die Journalisten, die an diesem Tag durchs Lager geführt werden, sollten ihm und den anderen Irakern aus seiner Gruppe zu einem Dach über den Kopf verhelfen. Derlei vor Notizblöcken und Kameras formulierte Wünsche findet Abteilungsleiter Maier gar nicht gut. Das schaffe nur Unruhe – aber es ändert sich nichts, sagt er.
1Panorama
Vorführung auf Google I/O - erfolgreicher Start und nachträglicher Einbau von Kamera-Modul. Wenngleich es im Rahmen der Keynote kaum Erwähnung fand, hat Googles Projekt zur Entwicklung eines modularen Smartphones, Ara, weiter große Fortschritte gemacht. Bei einer Session auf der Google I/O in San Francisco konnten die Mitarbeiter der zuständigen ATAP-Abteilung den aktuellen Entwicklungsstand live präsentieren. Technikspezialist Rafa Camargo demonstrierte den Prototypen. Das Konzept von Ara sieht vor, dass praktisch alle Komponenten des Smartphones – darunter auch die CPU – über einen zentralen Bus miteinander kommunizieren, der gleichzeitig auch das Skelett des Telefons darstellt. Der Anschluss erfolgt dabei über Einschübe mit magnetischen Kontakten. Camargo zeigte einen aktuellen Spiral 2-Prototypen, der unter anderem mit zwei Lautsprechern konfiguriert war. Nach dem Start des Gerätes demonstrierte er den nachträglichen Anschluss eines Kamera-Moduls. Ara wurde außerdem auch softwareseitig auf den neuesten Stand gebracht und läuft mittlerweile mit Android 5. Der Fortschritt wird vor allem im Vergleich zur letztjährigen I/O sichtbar. Auch damals hatte Google einen Ara-Prototypen dabei. Dieser wirkte nicht nur äußerlich noch deutlich unfertiger, sondern verhielt sich auch bei der Live-Demo nicht ganz wie geplant. Das Gerät folgte bis zur Android-Bootanimation dem vorgesehen Protokoll, stürzte jedoch bei der Initialisierung des Startbildschirms ab. In Puerto Rico soll im Herbst ein Feldtest mit Ara starten. Hinsichtlich internationaler Verfügbarkeit ist noch nichts bekannt. Am Mobile World Congress wurde aber bereits eine Reihe von Modulen gezeigt, darunter auch ein Mini-Gamecontroller. Auf der I/O hat Googles Abteilung für fortgeschrittene Technologien auch noch mit ganz anderen Erfindungen verblüfft – darunter etwa mit einem Mini-Radar zur Gestensteuerung und smarten Textilien.
0Web
Nach den Urnengängen im Burgenland und in der Steiermark tun sich diverse Koalitionsvarianten auf. DER STANDARD verschafft den Überblick. Nach dem Wahlsonntag mit den enormen Zuwächsen für die FPÖ wird jetzt sowohl im Burgenland als auch in der Steiermark sondiert, um Koalitionen zu schmieden. DER STANDARD bringt die möglichen Varianten im Überblick, dazu die bereits erfolgten Absagen. Nach den roten Verlusten von sechs Prozent will Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) mit allen Parteien, auch den Freiheitlichen, Gespräche führen, bevor er konkrete Koalitionsverhandlungen aufnimmt. Der Landesparteivorstand würde auch eine rot-blaue Koalition einstimmig mittragen, hat Niessl schon versichert. Das heiße aber nicht, dass man eine solche auch anstrebt. ÖVP-Chef Franz Steindl will auch mit den anderen Parteien sondieren. Rechnerisch gingen sich im östlichsten Bundesland vier verschiedene Bündnisse aus. Allerdings: Die grüne Spitzenkandidatin Regina Petrik hat für ihre Partei noch am Wahlabend eine Koalition mit der FPÖ und der Liste Burgenland ausgeschlossen, denn: Letztere sei immerhin eine FPÖ-Abspaltung, so ihre Begründung. Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) würde nach den dramatischen Einbrüchen für Rot und Schwarz am liebsten die Reformpartnerschaft mit Hermann Schützenhöfer (ÖVP) fortsetzen. Allerdings erhält der schon prominente Unterstützung, wie etwa von ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka, dass er Verhandlungen mit den Blauen aufnehmen soll. Denn so könnte Schützenhöfer Landeshauptmann werden. Er selbst hat sich noch nicht so eindeutig zur Zusammenarbeit bekannt wie Voves. Dafür hielt Schützenhöfer fest: Es solle niemand glauben, dass der Erstplatzierte automatisch Anspruch auf den Landeshauptmann habe, allerdings gelte das auch für den Zweiten. Die Frage stelle sich am Ende der Verhandlungen. Rechnerisch gibt es drei Koalitionsoptionen: Eine Koalition mit der FPÖ wird es für die SPÖ aber nicht geben, hielt Voves am Montagabend ausdrücklich fest, nachdem sich die roten Gremien mit dem Wahlergebnis beschäftigt hatten.
5Inland
Schauspieler hält Kritiker für ahnungslos und schreibt auf Facebook einen Verehrerbrief an den Regisseur. Berlin – Til Schweiger (52) hält seine neue Tatort-Folge für bahnbrechend und die Kritiker für ahnungslos. Der Filmemacher und Kommissar-Darsteller im Hamburger Tatort veröffentlichte in der Nacht auf Montag auf Facebook eine Art Verehrerbrief an Regisseur Christian Alvart. Darin attestiert Schweiger ihm, mit der am Sonntag ausgestrahlten Folge ein Stück deutsche Fernsehgeschichte geschaffen zu haben: Kompromisslos, atemlos, viril, phantastisch für das schmale Geld ... andere verschwenden das Budget für zwei moppelige Kommissare, die ne Currywurst verspeisen oder ein Bier vor einem bayrischen Imbiss zocken. Über die Kritiker schrieb Schweiger: Wenn sie ehrlich wären, würden sie zugeben, dass du was Außergewöhnliches geschaffen hast! Das kriegen sie aber nicht hin, weil sie schwach und klein sind! Er, Schweiger, habe viel mehr Ahnung von Filmkunst als die meisten Trottel, die darüber schreiben. Auf Facebook erhielt das Posting neben mehreren hundert Likes auch zahlreiche kritische Kommentare.
6Etat
Reaktion auf Kritik aus Seoul an Atomprogramm. Seoul/Pjöngjang – Nach Kritik der südkoreanischen Präsidentin Park Geun Hye am nordkoreanischen Atomprogramm droht Pjöngjang mit der Absage eines Termins zur Zusammenführung von Familien beider Staaten. Das Ereignis könnte vollständig scheitern, sagte ein Sprecher der nordkoreanischen Führung am späten Dienstagabend. Nicht nur die Beziehungen der Staaten, sondern die Zusammenführung der Familien sei in erhebliche Gefahr gebracht worden. Seoul reagierte besorgt auf die Warnung. In mühsamen Verhandlungen hatten sich Unterhändler aus dem Süden und dem Norden Anfang September darauf geeinigt, dass je hundert Staatsbürger vom 20. bis zum 26. Oktober Angehörige aus dem Nachbarstaat treffen dürfen. Es wäre erst die zweite derartige Gelegenheit binnen fünf Jahren, die Vereinbarung wurde als Signal der Entspannung gewertet. Mit der Absage-Androhung reagierte Pjöngjang auf Äußerungen Parks am Montag vor der UN-Vollversammlung in New York. Dort hatte Südkoreas Präsidentin das atomare Abschreckungsprogramm Nordkoreas als globale Bedrohung gebrandmarkt und die Staatengemeinschaft aufgerufen, Druck auf das kommunistische Regime auszuüben. Die Warnung aus Pjöngjang, die geplante Familienzusammenführung wieder abzusagen, sei sehr bedauerlich, erklärte das südkoreanische Vereinigungsministerium am Mittwochmorgen. Der Norden solle nicht nach Vorwänden suchen, um sich aus seiner humanitären Verantwortung zu ziehen. Während des Korea-Kriegs von 1950 bis 1953 waren Millionen Menschen von ihren Angehörigen getrennt worden. Die meisten von ihnen starben ohne die Möglichkeit zu einem Wiedersehen. Inzwischen ist der Großteil der Betroffenen schon um die 80 oder 90 Jahre alt, die Zeit rennt davon. Die Begegnungen hatten im Jahr 2000 begonnen und sollten ursprünglich jährlich stattfinden. In den vergangenen fünf Jahren gab es aber nur noch eine Familienzusammenführung.
2International
Inoffizielle Erweiterungen erwecken den Gangster in "Super Mario". Seit drei Jahrzehnten begeistert ein amerikanischer Installateur mit italienischem Migrationshintergrund die Spielewelt. Nintendos wohl wichtigster Games-Charakter Mario ist mittlerweile Teil der Kultur mehrerer Generationen an Videospielern. Dementsprechend oft wurde er schon – offiziell und inoffiziell – in andere Spieleuniversen exportiert. Nun ist auch das Gangster-Epos Grand Theft Auto 5 an der Reihe. Möglich gemacht haben das findige Modder, schreibt Wired. Kombiniert man das Super Mario Masks-Pack und die Modifikation Kart V, lässt sich der Handwerker nebst seinem fahrbaren Untersatz aus der Mario Kart-Reihe nach Los Santos bringen. Und dort kann er, wie sonst Trevor und Co., durch die Straßen fegen und Unruhe stiften. Wie dies aussieht, dokumentiert ein Youtube-Video. Etwas auffallend sind die groben Texturen der Gesichter von Mario, Yoshi und Co., was allerdings daran liegt, dass diese großteils dem Spiel Super Mario Galaxy entnommen sind, das 2007 noch für die Wii erschienen ist. Warios Antlitz entstammt sogar einem noch älteren Titel, nämlich der GameCube-Umsetzung Wario World. Unverändert geblieben ist derweil der Körper der eigentlichen Spielfigur, was der ganzen Angelegenheit einen etwas bizarren Anstrich verpasst.
0Web
Team-Stronach-Klubchef: "Zum Selbstschutz" – Zahl der Waffenbesitzer steigt stetig an. Wien – Robert Lugar macht kein Geheimnis daraus: Nicht zuletzt wegen der anhaltenden Flüchtlingskrise will sich der Klubchef des Teams Stronach jetzt eine Waffe zulegen – und zwar eine halbautomatische Glock. Ich mache gerade das Prozedere durch, erzählt er dem STANDARD, angefangen von der Einschulung bis zum Psychotest. In zwei, drei Wochen, so hofft er, sei er dann wehrhafter Besitzer. Denn: Die EU versuche derzeit die Bevölkerung zu entwaffnen – und verwehre ihr damit den Selbstschutz, obwohl in den kommenden Jahren Millionen Flüchtlinge pro Jahr in die Union gelassen werden sollen. Lugar hält nichts von dem Ansinnen der EU-Kommission, wegen der steigenden Terrorgefahr EU-weit den Erwerb fast aller halbautomatischer Langgewehre zu verbieten (siehe Wissen unten). Denn: Dann könnte man wegen der Messerattentate auch gleich alle Messer verbieten. Aber ein Messer kann man nicht nur als Waffe verwenden, sondern damit kann man auch einen Apfel schälen. Lugars Fazit: Die EU solle sich besser um den Kampf gegen den illegalen Waffenhandel kümmern. Wie berichtet, drängen der SPÖ-Abgeordnete Hannes Weninger und der Grüne Peter Pilz – trotz Widerstands seitens der ÖVP, der FPÖ, der Neos und des Teams Stronach – auch auf einen Verkaufsstopp für nahezu alle halbautomatischen Langwaffengewehre, weil diese legal allzu leicht erhältlich seien und Terroristen damit jede Menge Unheil anrichten könnten. Auf Anfrage wollten die Klubchefs Andreas Schieder (SPÖ) und Reinhold Lopatka (ÖVP), sonst recht auskunftsfreudig, die heikle Angelegenheit nicht kommentieren – weil der EU-weite Diskussionsprozess noch am Laufen ist. In einem Protokoll zum EU-Konsultationsverfahren hat Österreich beim letzten Rat der Innenminister im März aber bereits festgehalten, dass halbautomatische Waffen für Sport und Jagd eine große Rolle spielen. Peter Pilz dazu: Ich betrachte es als Verunglimpfung der Jäger, dass die mit einer halbautomatischen Waffe hantieren. Gestandene Waidmänner würden sich zu Tode genieren, diese beim Erlegen zu benutzen. Mandatar Lugar rät der Grüne spitz, sich lieber eine Spritzpistole zu kaufen. Das Innenressort bestätigt, dass immer mehr Waffen im Umlauf seien. Ja, insgesamt gehen die Zahlen nach oben, so Sprecher Karl-Heinz Grundböck. Er schränkt aber ein, dass sich dies nicht auf die halbautomatischen Waffen allein beziehe. Denn in der ministeriellen Statistik werden diese nicht extra ausgeschildert. Tatsache ist aber: Mit der Zahl der Waffen steigt auch jene der Besitzer: Gab es im Jänner 2014 noch 240.699 Waffenbesitzer mit 836.953 Waffen, waren es im September 2015 schon 898.385 Waffen und 255.009 Besitzer. Ein Trend, der anhält: Für März 2016 verzeichnete man bereits 934.729 Waffen und 272.562 Besitzer.
5Inland
AktuelleForschungsergebnisse zur Nazi-Besatzung zwischen 1941 und 1944 veröffentlicht. Athen – Am Montag hat das griechische Verteidigungsministerium aktuelle Forschungsergebnisse zur Nazi-Besatzung zwischen 1941 und 1944 veröffentlicht. Die Studie gibt detaillierte und grausige Einblicke in diese Zeit. Dabei stützte sich die Forschung auf bisher als geheim eingestufte Dokumente aus US-Archiven. Aus diesen geht etwa die Zahl der zu erschießenden Geiseln ebenso hervor, wie Empfehlungen, welches Bordell in Griechenland zu benutzen sei. Es sei eine endlose Liste von Tötungen, Plünderungen, Zerstörungen von Dörfern, sagt die Historikerin Efi Paschalidou von der Geschichtsabteilung der griechischen Armee (DIS). Zu den Dokumenten gehören private Tagebücher ebenso wie Berichte der Kommandanten vor Ort an das Oberkommando der Wehrmacht. Sogenannte Vergeltungsaktionen mit Hunderten Toten werden darin beschönigend als Sühnemaßnahmen für Partisanenangriffe bezeichnet. Ganze Märtyrerdörfer – so die Bezeichnung in Griechenland – wurden niedergebrannt, Frauen und Kinder ermordet. In ausführlichen Listen ist erfasst, wie viele Tonnen Vieh, Getreide, Olivenöl, Fahrzeuge und sogar Wollteppiche beschlagnahmt wurden – zu einer Zeit, als in Griechenland eine Hungersnot grassierte. Die Wehrmachtssoldaten in Epirus im Nordwesten des Landes wurden aufgefordert, keine Gnade walten zu lassen, wie Paschalidou ausführt. Es dürfe keine Schwäche geben, auch nicht gegenüber Familien, hieß es. Verdächtige müssten auf der Stelle erschossen werden, andernfalls könne es deutsches Blut kosten. Zehntausende griechische Juden wurden deportiert und ermordet. Die wenigen kretischen Kollaborateure erhielten für ihre Dienste kaum so viel Geld wie ein Brotlaib kostete – auch das geht aus den Dokumenten hervor. Wertvoll sind die Informationen Paschalidou zufolge, weil sie nicht von einem griechischen Großvater stammen, sondern von den Hitler-Streitkräften selbst. Die Dokumente wurden von den USA zwischen 2005 und 2007 in Form von 162 Mikrofilmen übergeben. 278,7 Millionen Euro hatte die griechische Regierung im April als Entschädigung für die Nazigräuel von Deutschland verlangt. Für den von den Nazis 1942 der griechischen Notenbank auferlegten Zwangskredit fordert Athen eine Zahlung einschließlich Zinsen von 10,3 Milliarden Euro. Die Rückzahlung des Zwangskredits, der sich auf 476 Millionen Reichsmark belief, war seinerzeit vertraglich vereinbart worden. Zurückerstattet wurde das Geld jedoch nie. Ein Teil der rückzuzahlenden Summe soll nach Angaben des Finanzministeriums zur Entschädigung von Bürgern sowie zur Wiedergutmachung von Kriegsschäden dienen. Die deutsche Regierung verweist auf eine Einigung von 1960 mit Griechenland und anderen betroffenen Staaten. Aus Sicht Berlins schließt der 4+2-Vertrag von 1990 zudem weitere Reparationsforderungen aus.
7Wissenschaft
Die Juristin Birgit Schrattbauer hat im Bereich Arbeitsrecht dissertiert. Birgit Schrattbauer hat für ihre Dissertation ein umstrittenes Thema gewählt: das Verleihen von Arbeitskraft. Die Juristin promovierte an der Universität Salzburg über die Risiken und Chancen der Arbeitskräfteüberlassung. Für Befürworter steigt damit die Flexibilität von Arbeitgebern und -nehmern, was zum Wandel des Wirtschaftslebens gehört. Kritiker befürchten hingegen, dass mit der wachsenden Leiharbeit die Erosion stabiler Beschäftigungsverhältnisse weiter voranschreitet. Sozialwissenschaftliche Studien zeigen, dass von der Arbeitskräfteüberlassung betroffene Arbeitnehmer diese Beschäftigungsform mehrheitlich als prekär empfinden, berichtet Schrattbauer, die als Postdoc weiter in Salzburg arbeitet. Mich hat hierbei die rechtliche Dimension interessiert: Sind dafür einige schwarze Schafe in der Leiharbeitsbranche verantwortlich, oder ist es im Arbeitsrecht selbst angelegt, dass Prekaritätsrisiken nicht restlos ausgeräumt werden?, sagt die 42-Jährige. Letzteres scheint der Fall zu sein: Auch wenn etwa das Arbeitsverfassungsgesetz die Rechte und Pflichten von Arbeitgebern und -nehmern regelt, kommt hier die Leiharbeit nur am Rande vor. Der Teufel liegt im Detail, und so ergibt sich viel Spielraum für Interpretationen – die nicht immer zugunsten der Leiharbeiter ausfallen. Auch über die angedachte Brückenfunktion der Arbeitskräfteüberlassung fällt das Fazit der Bad Ischlerin weniger gut aus: Einen neuen festen Arbeitsplatz finden auf diesem Weg nur zwölf Prozent. In Österreich unternimmt man da bisher wenig. Dabei werden Leiharbeiter zunehmend dauerhaft eingesetzt, und damit entsteht ein ganzes neues Segment, für das Handlungsbedarf besteht. Der Gesetzgeber müsse klar entgegenwirken, etwa indem für Leiharbeiter nach einer längeren Beschäftigungszeit via Gesetz auch automatisch das Einkommen und die arbeitsrechtliche Situation aufgewertet würden. Es ist jedoch nicht alles schlecht, stellte Schrattbauer fest: Im Bereich der sozialen Schutzbestimmungen vor allem gegen Diskriminierung sei man den europäischen Standards voraus. Auch die Einkommenssituation stelle sich im Bereich der Zeitarbeit besser dar als etwa in Deutschland. Zum Fach Jus ist Schrattbauer erst über einen Umweg gekommen, das Arbeitsrecht beschäftigt sie aber schon länger: Einem abgeschlossenen Studium der Pädagogik und Germanistik in Salzburg schlossen sich Tätigkeiten als Sozialpädagogin und anschließend als Arbeitsassistentin an. Schrattbauer half Menschen mit geistiger Beeinträchtigung bei der beruflichen Rehabilitation und Integration. Die Praxis weckte das Interesse für die Theorie. Das parallel zu Beruf und Gerichtspraktikum absolvierte Studium der Rechtswissenschaften schloss sie im letzten Jahr mit ihrer Dissertation ab, die sie als Universitätsassistentin schrieb und die heuer mit dem Wissenschaftspreis des Sozialministeriums für Jungakademiker ausgezeichnet wurde. Als dreifache Mutter war die Prämierte aber nicht nur beim Auswerten der Gesetzestexte gefordert, sondern auch zu Hause: Besonders in der heißen Abschlussphase war es schon eine Herausforderung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.
7Wissenschaft
Neue Bilder zieren Verpackung anlässlich der Fußball-EM – Ferrero tritt Hetze entgegen. Eine Änderung der Verpackung der bekannten Kinderschokolade von Ferrero sorgt derzeit für Aufregung. Eine lokale Gruppe der rechten Bewegung Pegida hatte zwei Packungen mit dunkelhäutigen Kindergesichtern entdeckt und auf Facebook gepostet. Vor Nichts wird Halt gemacht. Gibts die echt so zu kaufen? Oder ist das ein Scherz?, schreiben die Seitenbetreiber dazu. Anhänger der Gruppierung reagierten entsprechend. Wird nicht mehr gekauft, sollte das so sein, schreibt ein Nutzer. Oder sind das Warnungen vor zukünftigen Terroristen?, vermutet ein anderer und hängt einen lachenden Smiley an. Prompt tauchten einige der empörten Pegida-Sympathisanten auch auf der Facebookseite des Süßigkeiten-Herstellers Ferrero auf, um ihre Ablehnung auch dort kund zu tun. Dort allerdings wird die Aktion mehrheitlich begrüßt. Auch Ferrero selbst antwortet einer Nutzerin, die auf den Pegida-Beitrag hinweist, dass man sich ausdrücklich von jeglicher Form von Fremdenfeindlichkeit oder Diskriminierung distanziere. Das Rätsel um die neuen Bilder auf der Verpackung ist auch einfach zu lösen, schreibt Horizont. Ferrero ist langjähriger Partner der deutschen Fußballnationalmannschaft. Anlässlich der bald beginnenden Europameisterschaft hat man das bekannte Gesicht auf den Schokoladenkartons um elf Abbildungen ergänzt, die aktuelle oder ehemalige Kicker der deutschen Elf als Kind zeigen – darunter auch Spieler mit Migrationshintergrund, wie etwa Jerome Boateng oder Ilkay Gündogan. Die Sonderedition, hinter deren Gestaltung die Agentur M&C Saatchi steckt, wird auch in TV-Werbespots beworben.
0Web
Noch nie gab es so viele Superreiche unter den sich Abgeordneten des Volkskongress und des Beraterparlaments. Bei der Eröffnung der Jahressitzung des chinesischen Parlaments fielen nur die Vertreter der 55 chinesischen Minderheiten dank ihre farbenprächtigen Trachten auf. Alle übrigen Abgeordneten gingen in der Masse von fast 3000 Delegierten des Volkskongress (NPC) und der 2300 Mitglieder des Beraterparlament (CPPCC) unter. Gemeinsam hörten die 5000 Abgeordneten dem zwei Stunden lang verlesenen Regierungsbericht von Premier Li Keqiang zu. Sie saßen in ihrer Armeekleidung oder mit zivilen Anzügen und Krawatte nebeneinander in der Pekinger Großen Halle des Volkes. Wer ihre Gesichter erkannte, wusste, wen er vor sich hatte: Chinas wichtigste Entscheidungsträger, hohe Generäle, mächtige Provinzgouverneure oder Minister. Unter den nach außen so uniform Erscheinenden im sozialistischen Parlament sitzt aber noch eine besondere Spezies, die man dort nicht vermutet. Noch nie tummelten sich so viele Milliardäre unter den Volksvertretern. 117 Volkskongressabgeordnete sind im Hauptberuf schwerreiche Unternehmer, Konzernchefs oder Internetbetreiber. Weitere 101 Superreiche sitzen im Beraterparlament. Rupert Hoogewerf, Herausgeber der jährlich in Shanghai erscheinenden Hurun-Reichenlisten, hat sie nun auf seiner 2016 erschienen Weltliste zum Ranking von 2188 Dollar- Milliardären und einer weiteren Liste von 1877 chinesischen Superreichen erkannt. Am Samstag veröffentlichte er eine neue Ranking-Liste mit 218 der reichsten Politiker Chinas 2016, die in beiden Kammern des Parlaments sitzen. Mitglieder dieses exklusiven Klubs können nur Abgeordnete werden, die mindestens Firmen-, Aktien- oder Immobilienvermögen im Wert von mehr als zwei Milliarden Yuan (300 Millionen Euro) besitzen. Ein Jahre zuvor hatte der Brite 203 Abgeordnete im Volkskongress und im Beraterparlament als Milliardäre gezählt, darunter 106 superreiche Abgeordnete im NPC (3,6 Prozent aller Delegierten) und 97 im CPPCC (4,3 Prozent). Nun stieg der Anteil auf 3,9 und 4,5 Prozent. Der Grund sind nicht Neuwahlen oder Nachbesetzungen. Viele andere Unternehmer in den beiden Parlamenten rückten 2005 mit erfolgreichen Geschäften oder Börsengängen in die Elite der Krösusse auf, ungeachtet des schwächelnden Wirtschaftswachstums, der Aktienturbulenzen, oder der Anti-Korruptionskampagnen, die sie nicht tangierten. Insgesamt vermehrten die 117 Superreichen im Volkskongress 2015 ihr Vermögen im Durchschnitt um 20 Prozent, die 101 im Beraterparlament um zehn Prozent. Chinas Wirtschaftswachstum stieg dagegen nur um 6,9 Prozent. Alle heutigen 1877 Yuan-Milliardäre, die Hurun erfasst hat, seien mit ihren Privatunternehmen und Aktiengesellschaften so erfolgreich und innovativ, dass sie 1,3 Prozent aller Arbeitskräfte des Landes beschäftigen und vier Prozent aller Steuereinnahmen zahlen. Hoogewerf sagte Da passt es ins Bild, wenn sie auch in den beiden Parlamenten sitzen. Die meisten darunter dürften sogar Mitglieder der Kommunistischen Partei sein, wie etwa der Wahaha-Getränkegigant Zong Qinghou aus Hangzhou. Das Vermögen des 71-Jährigen, der in dritter Legislaturperiode dem Volkskongress angehört, addiert sich heute auf 125 Milliarden Yuan (17 Milliarden Euro). Auf eine Milliarde Yuan weniger und auf Platz 2 unter den NPC-Abgeordneten kommt der 45 Jahre alte Chef des Internet-Portals Tencent, Ma Huateng. Ihm folgt der als Apple-Herausforderer international bekannt gewordene Xiaomi-Handyhersteller Lei Jun mit 92 Milliarden Yuan Vermögen. Zu den Milliardären im Beraterparlament gehört mit umgerechnet rund 23 Milliarden Euro Vermögen der Sohn Victor Li des Hongkonger Magnaten und Immobilienhändler Li Ka-Hsing. Er kommt auf Platz 1. Ihm folgt ein weiterer Hongkonger, Peter Lee von Henderson Land Development. Der 48 Jahre alte Robin Li von Chinas googleähnlichen Online-Suchsystem Baidu kommt auf Platz 3 . Seit 2001 umarmt die Partei pragmatisch den neuen Geldadel Chinas, solange er patriotisch gesinnt ist, seine Steuern zahlt und den Aufbau des Landes unterstützt. Nirgendwo werden Unternehmer so schnell zu Milliardären wie in China fand Hoogewerf heraus. Nirgendwo machen sie solche märchenhafte Karrieren, wie die des reichsten Chinesen und Immobilienunternehmer Wang Jianlin, der seine Wanda-Gruppe zum größten Unterhaltungskonzern der Welt umwandelte, oder des Online-Händler Jack Ma, der mit seinem Alibaba-Konzern nun auch ins Medienbusiness einsteigt. Inzwischen wohnen in Peking 100 chinesische Dollar-Milliardäre. Die Hauptstadt entthronte New York, wo 95 Superreiche wohnen. Auf der globalen Hoogewerf-Reichenliste sind unter den 2188 Dollar-Milliardären in 68 Ländern auf der ganzen Welt bereits 568 Chinesen.
3Wirtschaft
Nach Information des "Kicker", der sich auf "zuverlässige englische Quellen" beruft. München – Drei Tage nach der Bekanntgabe seines Abschieds beim FC Bayern München mit Saisonende soll der Wechsel von Josep Guardiola zu Manchester City im Sommer bereits feststehen. Das berichtete der Kicker auf seiner Website am Mittwoch. Das Blatt beruft sich für den Wechsel des 44-jährigen Spaniers auf zuverlässige englischen Quellen. Guardiolas Vertrag bei den Bayern läuft im Juni 2016 aus, er hatte eine Verlängerung ausgeschlagen und wird nicht in München bleiben. Neuer Trainer wird dort im Sommer der Italiener Carlo Ancelotti. Schon vor seinem bekanntgewordenen Abschied bei den Bayern hielten sich Gerüchte über ein Engagement Guardiolas bei den Citizens hartnäckig. Den Vorstandsvorsitzenden des Vereins, Ferran Soriano, sowie Sportdirektor Txiki Begiristain kennt er aus seiner Zeit beim FC Barcelona. Als Duo gewannen Trainer Guardiola und Sportdirektor Begiristain im Jahr 2009 die Champions League. Nun soll das Gespann im Sommer wiedervereint werden. Während der deutsche Meister am Sonntag in der Mitteilung von Guardiolas Abschied gleich den Nachfolger präsentierte, blieb ein Statement des abwandernden Katalanen aus. Ob Guardiola nach Vertragsende bei den Bayern einen neuen Verein betreuen oder sich erneut ein Jahr Auszeit gönnen würde, blieb zunächst offen. Am Montag sagte FCB-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge der Bild-Zeitung auf die Frage nach Guardiolas Zukunft: Ich glaube zu wissen, wohin er geht. Aber ich möchte die Verkündung ihm oder seinem neuen Arbeitgeber überlassen. Guardiola wird bei nahezu allen großen Vereinen Europas, insbesondere aber in England als Trainerkandidat gehandelt. Nach dem FC Barcelona, den er von 2008 bis 2012 betreute und mit dem er zweimal die Champions League (2009 und 2011) gewann, und dem FC Bayern wird Guardiola im Sommer 2016 voraussichtlich seine dritte Station in seiner Laufbahn als Trainer antreten.
4Sport
Download-Link, Fotos und Gameplay-Videos zu Videospiel veröffentlicht. 2008 eingestellt, hat es offenbar der Multiplayer-Shooter Star Wars Battlefront 3 ins Netz geschafft. Dies behauptet zumindest der Reddit-Nutzer ProtoFaggot, der laut eigenen Angaben einen Prototyp des Shooters angespielt hat und dies sogar mit Bildern und Gameplay-Videos belegen konnte. Der Reddit-Nutzer veröffentlichte zudem einen Download-Link zu dem Game. Dieser wurde aber nach kurzer Zeit von den Moderatoren entfernt, aus Angst wegen Software-Piraterie angeklagt zu werden. Die Bilder und Videos sind nach wie vor online. Darin ist ein Rebell auf Hoth zu sehen, der durch einen Hangar voller Snowspeeder schreitet. In einem weiteren Video ist die Charakterauswahl ersichtlich – so kann etwa als Wookiee oder Clone Trooper gespielt werden. In der Vergangenheit wurden immer wieder Fotos und Gameplay-Videos im Netz veröffentlicht. Das Spiel wurde von 2006 bis 2008 von Free Radical Design entwickelt und wurde offenbar eingestellt, nachdem das Unternehmen immer wieder Deadlines verpasst hatte und nicht den Anforderungen gerecht wurde.
0Web
Laut Anklage 611 Kilogramm Kokain in Segelboot aus Brasilien nach Europa transportiert – Urteil heute erwartet. Steyr – Ein 61-Jähriger und sein 29-jähriger Sohn müssen sich am Mittwoch in einem Drogenschmuggel-Prozess im Landesgericht Steyr in Oberösterreich verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, 611 Kilogramm Kokain in einem Segelboot aus Brasilien nach Europa geschmuggelt zu haben. Strafen zwischen ein und fünfzehn Jahren drohen. Das Rauschgift wurde laut Anklage 2014 aus Kolumbien und Bolivien per Flugzeug nach Brasilien gebracht. Dort wurde es auf einen in Österreich registrierten Segelkatamaran mit einem eigens angelegten Versteck verladen, von den beiden Oberösterreichern über den Atlantik transportiert und in spanischen Hoheitsgewässern an unbekannte Abnehmer übergeben. Dafür bekamen Vater und Sohn von einem über den Atlantik agierenden Drogenring jeweils 250.000 Euro. 2015 habe der 61-Jährige einen weiteren Schmuggel versucht. Doch wegen einer Verzögerung bei der Anlieferung kehrte er nach Österreich zurück, wo er und sein Sohn festgenommen wurden. Ein Urteil soll noch am Mittwoch ergehen.
1Panorama
Werte von Hexachlorbutadien laut aktueller Messung erhöht. Klagenfurt/Wien - Die Abbauarbeiten auf der Giftmülldeponie der Donau Chemie im Kärntner Görtschitztal sind am Mittwoch mit sofortiger Wirkung gestoppt worden. Wie das Land Kärnten in einer Aussendung mitteilte, wurden deutlich erhöhte Werte von Hexachlorbutadien (HCBD) in der Luft gemessen. Bis zuletzt wurde auf der Deponie Material abgebaut, das nicht mit dem belasteten Blaukalk in Verbindung stand. Was genau die Ursache für die erhöhten Werte war, stand vorerst noch nicht fest. Eine akute Gesundheitsgefährdung für die Görtschitztaler bestand laut Michael Kundi von der medizinischen Universität Wien aber nicht: Die gemessenen Werte sind hoch, jedoch nicht beängstigend. Trotzdem wurde den Anrainern in einem Umkreis von zwei Kilometern davon abgeraten, selbst angebaute Lebensmittel zu konsumieren. Auf der Deponie der Donau Chemie haben sich zu Beginn der Sanierungsarbeiten rund 400.000 Tonnen Material befunden. Neben den 250.000 Tonnen zum Teil mit HCB belasteten Blaukalk lagerten auf der Deponie rund 150.000 Tonnen anderes Material. Dieses hätte bis Mitte des Sommers geräumt werden sollen, die Räumung des Blaukalks wurde nach dem Bekanntwerden des HCB-Skandals im vergangenen November gestoppt.
1Panorama
Sentinel-3A auch mit österreichischer Technologie ausgerüstet. Wien – Am Dienstagabend ist der Umwelt-Satellit Sentinel-3A mit einer Rockot-Trägerrakete vom Kosmodrom Plessezk in Nordrussland Richtung All gestartet. Aus rund 800 Kilometern Höhe soll er regelmäßig und global die Ozeane im Blick haben und die Temperatur sowie das Ansteigen des Meeresspiegels messen. Sentinel-3A (englisch für: Wächter) ist der dritte Satellite aus dem europäischen Copernicus-Programm zur Erdbeobachtung. Weitere Satelliten sollen folgen. Dazu zählt im nächsten Jahr 2017 ein zweiter, baugleicher Sentinel-3B. Die Vorhersage- und Klimadaten nutzen hauptsächlich Politiker, Unternehmer, Wissenschafter und die Landwirtschaft. Bis 2021 sollen insgesamt zehn Sentinel-Satelliten um die Erde kreisen. 2014 wurde mit Sentinel-1A der erste davon gestartet, im Vorjahr folgte Sentinel-2A. Das Programm Copernicus ist eine Initiative der EU, der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und der Europäischen Organisation für meteorologische Satelliten EUMETSAT. Damit soll nach den Missionen ERS-1, ERS-2 und ENVISAT die kontinuierliche Umweltbeobachtung fortgesetzt werden. Die Sentinel-Flotte überwacht Land- und Meeresoberflächen, beobachtet Klimaveränderungen und Veränderungen in der Flächennutzung. Die öffentlich zugänglichen Daten der Satelliten stehen aber nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für wirtschaftliche Anwendungen in der Land- und Forstwirtschaft, Raum-und Städteplanung oder für das Katastrophen-Management zur Verfügung. Die zwei baugleichen Sentinel-3-Satelliten (Sentinel-3B soll 2017 starten) werden Temperatur, Farbe und Höhe der Meeresoberflächen sowie die Dicke von Meereis messen und damit u.a. Veränderungen des Meeresspiegels, Meeresverschmutzung und biologische Produktivität überwachen. So können etwa für die Seefahrt der Zustand der Meeresoberfläche genau vorhergesagt werden. Aus der Beobachtung der Landfläche sollen Aussagen über die Landnutzung, den Zustand der Vegetation oder die Pegelstände von Flüssen und Seen getroffen und etwa Flächenbrände überwacht werden können. Der Satellit wurde von einem Konsortium aus rund 100 Unternehmen unter der Federführung von Thales Alenia Space aus Frankreich entworfen und gebaut. Von RUAG Space Österreich, der größten heimischen Firma im Bereich Weltraumtechnik, stammen – wie schon für Sentinel-2A – die GPS-Navigationsempfänger zur genauen Positionierung des Satelliten im All, die Schnittstellenelektronik für den Zentralcomputer und das gesamte Thermalsystem für einen geregelten Temperaturhaushalt des Satelliten. Zudem lieferte RUAG Space Österreich das Hochfrequenz-Testsystem des Höhenmessradars und Siemens Österreich Softwaretestgeräte. Zahlreiche österreichische Unternehmen und Forschungseinrichtungen nutzen bereits die Sentinel-Daten.
7Wissenschaft
Manchester United setzt sich durch ein Tor von Wayne Rooney an der Anfield Road durch. Stoke vs. Arsenal endet torlos. Liverpool – Manchester United hat am Sonntag etwas Druck von Trainer Louis van Gaal genommen. Der englische Rekordmeister setzte sich im Prestigeduell bei Liverpool mit 1:0 (0:0) durch. Das Goldtor erzielte Wayne Rooney. Der United-Kapitän verwertete einen Abpraller nach einem Lattenkopfball von Marouane Fellaini (77.). Es war der einzige United-Schuss aufs Tor. Liverpool war in einem schwachen Spiel bis dahin eigentlich die gefährlichere Mannschaft. Die Reds sind nach ihrem jüngsten 3:3-Heimremis gegen Tabellenführer Arsenal aber bereits drei Ligaspiele sieglos. United wahrte mit dem erst zweiten Sieg in den vergangenen neun Runden zumindest den Anschluss an die Top vier. Zwei Punkte fehlen dem Tabellenfünften auf den Vierten Tottenham. Liverpool ist Neunter. ÖFB-Teamspieler Marko Arnautovic hat unterdessen mit Stoke City einen weiteren Achtungserfolg eingefahren. Stoke trotzte Tabellenführer Arsenal zu Hause ein 0:0 ab. Der Arnautovic-Club liegt damit weiterhin auf dem siebenten Tabellenplatz. Arsenal ist punktegleich mit dem Überraschungsteam Leicester City von ÖFB-Kapitän Christian Fuchs Spitzenreiter. Die ersatzgeschwächten Londoner mussten sich vier Tage nach einem 3:3 in Liverpool erneut mit einem Remis begnügen. Arsenal musste unter anderem ohne den am Fuß angeschlagenen deutschen Weltmeister Mesut Özil auskommen. Bei Stoke fehlte der Schweizer Xherdan Shaqiri. Arnautovic war trotz jüngster Oberschenkelprobleme bis zur 87. Minute im Einsatz, tauchte im Spielverlauf aber etwas ab. Im Dezember hatte der Wiener sowohl gegen Manchester City als auch gegen Manchester United (jeweils 2:0) getroffen. Stoke hat aus den vergangenen fünf Ligaspielen zehn Punkte geholt. Arsenal ist vier Runden ungeschlagen. Kommenden Sonntag empfangen die Gunners den strauchelnden Meister Chelsea.
4Sport
FP-Chef hatte Foto von Asylwerbern bei FPÖ-Protest als "gestellt" bezeichnet. Wien – Im Parlament haben die Abgeordneten am Donnerstag die vom Wiener Straflandesgericht begehrte Aufhebung der parlamentarischen Immunität von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache einstimmig abgelehnt. Nicht ausgeliefert wurde, weil die von Kurier-Fotograf Jürg Christandl beanstandenden Äußerungen als im Zusammenhang mit Straches Funktion als Abgeordneter getätigt gewertet wurden. Grund für das Begehr des Gerichts war eine Privatanklage Christandls wegen übler Nachrede, nachdem Strache ein Foto von Asylwerbern bei einer FPÖ-Protestaktion in Wien-Erdberg als gestellt bezeichnet hatte. Das Bild zeigt ein Flüchtlingskind und zwei erwachsene Flüchtlinge vor freiheitlichen Anhängern, die Nein zum Asylantenheim-Schilder hochhalten. FPÖ begrüßt geflüchtete Kinder in Erdberg. pic.twitter.com/lmceQwMbYP Einstimmig gewährt wurde hingegen die von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt begehrte Auslieferung des FPÖ-Abgeordneten Christian Höbart. In dieser Causa geht es um Vorwürfe der Urkundenfälschung und -unterdrückung sowie um Verbreitung falscher Nachrichten bei einer Wahl oder Volksabstimmung im Zusammenhang mit den niederösterreichischen Kommunalwahlen vom 25. Jänner in Guntramsdorf. Höbart ist dort Ortsparteiobmann der Freiheitlichen. Eine Frau soll ohne ihr Einverständnis auf eine FPÖ-Wahlliste gesetzt und ihre Unterschrift bei der entsprechenden Einverständniserklärung gefälscht worden sein, so der Vorwurf laut einer Anzeige. Und zum Schluss der Sitzung beschäftigte ein eher ungewöhnlicher Fall die Abgeordneten: Die Staatsanwaltschaft Wien bat die Parlamentarier um Ermittlungserlaubnis gegen eine Privatperson – und zwar wegen Beleidigung des Parlaments. Die Mehrheit der Abgeordneten gab der Staatsanwaltschaft dafür grünes Licht.
5Inland
Twitter-User stellt inoffizielle Streamingmöglichkeit bereit – auch für ältere iOS-Versionen. Am Dienstagabend ist Apple Music in 100 Ländern an den Start gegangen und begründet damit Apples Einstieg in den Musikstreaming-Markt. Verfügbar ist der Service auf allen Apple-Mobilgeräten, auf denen das neue Update auf iOS 8.4 eingespielt wird sowie auf OS X und Windows. Android-User bleiben erstmal noch außen vor. Ausgeschlossen werden sie aber nicht, die App für ihr Betriebssystem wird jedoch erst im Herbst erscheinen. Nun hat ein Twitter-User eine Möglichkeit gefunden, zumindest den Flagship-Radiosender Beats 1 auf Geräten mit Googles Betriebssystem sowie älteren iOS-Ausgaben anzuhören. Grundlage dafür ist ein offenbar ungeschützter Stream des Beats 1-Angebots, berichtet The Verge. Diesen hat Benji R. im Rahmen seiner sehr inoffiziellen Lösung mit einem einfachen Player angezapft und auf einer für Mobilgeräte optimierten Website zusammen mit einer Tweet-Übersicht zu Apple Music bereit gestellt. Eine Apple ID ist für den Zugriff nicht erforderlich. Voraussetzung ist ein Smartphone oder Tablet mit Android 4.1 Jelly Bean bzw. iOS 6 oder höher. Die Seite muss lediglich mit dem Browser aufgerufen und der Player gestartet werden. Auch unter OS X lässt sich auf diese Weise im Safari-Browser mithören. Laut dem User darf man allerdings nicht erwarten, dass die Wiedergabe stets zuverlässig funktioniert. Zudem ist durchaus denkbar, dass Apple den ungeschützten Stream offline nimmt.
0Web
Dass Paris Athen so massiv unter die Arme greift, hat einen einfachen Grund: Die Franzosen fürchten, sich im Grexit-Fall über höhere Zinsen noch stärker zu verschulden. Ein Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone stünde im Widerspruch zu allen Entscheidungen, die Frankreich getroffen hat, meinte Premierminister Manuel Valls vergangene Woche, um so kategorisch wie möglich anzufügen: Ich weigere mich, und Frankreich weigert sich, dass Griechenland aus dem Euro aussteigt. Nicht minder deutlich äußerte sich Präsident François Hollande: Frankreich unternimmt alles, damit Griechenland in der Eurozone bleibt, und scheut keinen Aufwand, um am Schluss doch noch ein Abkommen zu erzielen. Die neuen griechischen Vorschläge waren vergangenen Donnerstag kaum publik, da lobte sie Hollande bereits als seriös und glaubwürdig. Kein Wunder, sie haben französische Köche. Mehr als ein Dutzend Spitzenbeamter sorgte in Brüssel und Athen dafür, dass der neue Sparplan von Premier Alexis Tsipras in Brüssel durchgehe. Die Franzosen schauten den griechischen Ökonomen dabei nicht nur über die Schulter; sie gaben ihnen zum Beispiel ein, wie hoch sie die Mehrwertsteuersätze anlegen sollten, um das Plazet der Gläubiger zu erhalten. Aus Erfahrung und dank guter Kontakte weiß man in Paris sehr genau, was die deutsche Regierung oder der Internationale Währungsfonds gerade noch schlucken würden. Sogar die Zeitung Le Monde staunte: Der Einsatz des Präsidenten (für eine Lösung der Griechenland-Krise, Anm.) scheint keine Grenzen mehr zu kennen. Herr Hollande kümmert sich nur noch darum. Ein Élysée-Berater fügt an: Ich habe Frankreich noch nie so involviert erlebt. Paris mobilisiert auch seine Kanäle nach Berlin. Hollande engagiert sich so massiv, weil er in einem Atemzug die Führungsrolle von Kanzlerin Angela Merkel und die europäische Austerität infrage stellen kann. Doch der linke Philosoph Etienne Balibar fragt darüber hinaus: Warum verfolgen die Franzosen die griechische Krise mit einer Leidenschaft, als hinge ihr eigenes Los davon ab? Hinter Hollandes und Valls imperativen Erklärungen verbirgt sich eine gute Dosis Angst vor einer Kettenreaktion. Die konservative Zeitung LOpinion nennt es den sanften Schauder vor dem Frexit, dem französischen Euroausstieg. Der Ausdruck mag übertrieben sein. Unbestreitbar ist aber, dass sich die französische Staatsschuld in Windeseile der Schwelle von 100 Prozent des Bruttoinlandprodukts nähert. In Zahlen beträgt sie ein Vielfaches der griechischen Schulden, nämlich mehr als 2.000 Milliarden Euro. Der Pariser Trésor (Schatzamt) zahlt dafür Zinsen, die so hoch liegen wie der ganze Bildungsetat Frankreichs. Und das, obwohl seine Zehnjahresanleihen nicht viel teurer sind als die deutschen. Nicht auszudenken, was geschähe, wenn die Zinsen dafür plötzlich stiegen. Präsident Hollande will den Anfängen wehren. Denn ein Grexit könnte, so die Befürchtung vieler Ökonomen, den Schuldenfokus auf andere Länder wie Portugal oder Italien und indirekt auf Frankreich lenken. Aus diesem Grund ist er bereit zu allem – außer einem Grexit. (Stefan Brändle aus Paris, 12.7.2015)
3Wirtschaft
SPÖ und Grüne vermissen Impulse bei Zukunftsthemen. Linz – Der Voranschlag für das Budget des Landes Oberösterreich 2016 sieht einen Abgang von 67 Millionen Euro vor. Als Gründe werden Steuerreform, Pflege, das neue Ärztedienstrecht und die Flüchtlinge genannt. 2017 oder 2018 soll das Budget wieder ausgeglichen sein, kündigten Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) und sein Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) am Dienstag an. Auf der Ausgabenseite stehen im Voranschlag 2015 rund 5,16 Milliarden Euro (2015: 5,0 Milliarden), auf der Einnahmenseite 5,09 Milliarden (2015: 4,94 Milliarden). Der Abgang von 67 Millionen Euro ist um 11,7 Millionen höher als im Voranschlag 2015. Dass Pühringer trotzdem zufrieden ist, begründet er mit einer Sondersituation: Durch die Steuerreform würden 60 Millionen Euro Einnahmen wegfallen, das Pflegepaket schlage sich mit 25,8 Millionen zu Buche. Das Ärztedienstrecht verursache Mehrkosten von 25 Millionen, die durch die Flüchtlingskrise teurer gewordene Grundversorgung welche von 21,5 Millionen Euro. Hinzu kommen noch acht Millionen Euro Zusatzkosten im Rahmen des Projektes Behördenfunk. Gespart wird erneut bei den Ermessensausgaben. Sie sollen um 13 Millionen Euro (3,2 Prozent) auf 391,9 Millionen Euro sinken. Zählt man den 2016 erstmals neu hinzukommenden Bereich Hauskrankenpflege mit, seien es sogar 28 Millionen Euro (sieben Prozent), so Pühringer: Das ist ziemlich das Ende der Fahnenstange. Vom Sparstift verschont bleiben sollen die Ermessensausgaben im Sozial- und Arbeitsmarktbudget sowie die Forschungsförderung. Die Pflichtausgaben steigen von um 152 Millionen Euro (4,56 Prozent), was mit den Bereichen Kinderbetreuung, Forschung, Bildung, Soziales, Flüchtlinge und Gesundheit (Ärzte und Pflege) begründet wird. An Einnahmen aus Ertragsanteilen und Landesumlage erwartet Pühringer 2,635 Millionen Euro, neun Millionen Euro weniger als 2015. Der Schätzung liege aber eine Prognose von April zugrunde, seither gebe es eine gewisse Aufhellung, es könne also besser werden. 2015 lag der Voranschlag bei 2,644. Haimbuchner, dessen Partei in den vergangenen Jahren immer einzelnen Budget-Kapiteln nicht zugestimmt hatte, gab sich zufrieden: Das Budget kann sich sehen lassen, die Einsparung bei den Ermessensausgaben sei verkraftbar. Es wird nichts kaputtgespart. Allerdings sei das Budget unter enormem Zeitdruck entstanden und man werde künftig noch genauer hinsehen müssen, wo man sparen könne. Neu ist, dass im Sommer eine Budgetklausur der Landesregierung stattfinden soll, in der die Grundsätze für 2017 besprochen werden. SPÖ und Grüne kritisierten den Budgetvoranschlag. Weiterentwicklung versäumt, Probleme werden fortgeschrieben, lautet die erste Diagnose von SPÖ-Chef Reinhold Entholzer. Wesentliche Instrumente einer aktiveren Arbeitsmarktpolitik bleiben ungenützt, auch in anderen Zukunftsbereichen wie Wohnbau und Infrastruktur (beide FPÖ-geführt) vermisse er Akzente, ebenso fehle eine umfassende Vermögensbilanz. Besonders die FPÖ, die mit dem Versprechen angetreten ist, alles anders und besser zu machen, hat eine Bankrotterklärung abgegeben, die den Wählerinnen und Wählern in Erinnerung bleiben wird, so Entholzer. Positiv wertet er die Ankündigung einer Budgetklausur. Grünen-Klubchef Gottfried Hirz sieht kein zukunftsweisendes Budget, sondern eine politische Leermeldung. Das Papier pendelt zwischen planlosem Sparen und Durchwurschteln, findet Hirz. Er vermisst Schwerpunktsetzungen in den Bereichen Bildung, Umwelt, Ökojobs und Lebensqualität und befürchtet, dass diese ausgebremst werden. Durch die geplanten Kürzungen der Ermessensausgaben würden hier massive Einschnitte drohen. Die Arbeit vieler engagierter Vereine sei gefährdet. Die Grünen werden das Budget genau unter die Lupe nehmen, kündigte er an. Ein Abnicken werde es nicht geben.
5Inland
30-Jähriger "landete" auf Dach von Rettungsfahrzeug. Lienz – Der traditionelle Dolomitenmann in Osttirol war am Samstag überschattet von zwei schweren Unfällen. Ein 30-jähriger Niederösterreicher landete mit seinem Paragleiter nach Angaben der Polizei am Dach eines Rettungsfahrzeuges. Ein Steirer stürzte kurz danach mit seinem Fluggerät ab und musste mit Verdacht auf Verletzungen an der Wirbelsäule ins Krankenhaus geflogen werden. Der Niederösterreicher war am Hochstein gestartet und wollte im Dolomitenstadion in Lienz landen. Dabei stürzte er während dem Landemanöver aus vorerst ungeklärter Ursache auf das Dach des südlich des Zielgeländes abgestellten Rettungswagens. Der Mann erlitt eine Wirbelverletzung und wurde nach der Behandlung im Bezirkskrankenhaus in die Universitätsklinik nach Innsbruck überstellt. Der 33-jährige Steirer verlor 150 Meter nach dem Start am Hochstein die Kontrolle über seinen Paragleiter. Er wurde im Bezirkskrankenhaus Lienz stationär aufgenommen.
1Panorama
Die Lobbyisten stellten die FMA 2006 im Hypo-Auftrag als "systemisches Problem" und die Bank als Opfer dar. Eingebunden wurden Politiker und Medien. Wien – Am Dienstag ging der Hypo-U-Ausschuss weiter; als Erster wurde Wirtschaftsprüfer Thomas Becker (Deloitte) befragt. Die Rolle der Wirtschaftsprüfer hat jüngst Notenbankchef Ewald Nowotny kritisiert. Vor ihm hatte Exvizegouverneur Wolfgang Duchatczek ausgesagt – dabei wurde auch ein Hypo-Lobbyingprojekt der Agentur Pleon Publico von 2006 thematisiert. Damals, nach Aufkommen der Swap-Verluste, führte die Finanzmarktaufsicht FMA ein Absetzungsverfahren gegen Kulterer, die Hypo kaufte PR- und Lobbying-Leistungen bei Pleon Publico ein. Eine der Zielpersonen laut Lobbying-Planquadrat war auch Duchatczek: Informationsgespräch am 1. Juni erfolgt, heißt es in der Unterlage. Durchatczek selbst war dazu aber nichts bekannt, wie er aussagte. Allerdings könnte es auch schwierig sein, nach fast zehn Jahren die Rollen der handelnden Personen auseinanderzuhalten: Pleon Publico (wurde inzwischen verkauft) war damals auch als Berater für die Notenbank (OeNB) tätig. Dies bestätigt der damalige Publico-Geschäftsführer Markus Schindler. 2006 bis 2011 war auch Harald Mahrer Partner und Geschäftsführer der Agentur, er ist heute Staatssekretär im Wirtschaftsministerium (ÖVP). Aus dem Publico-Exposé von 26. Mai 2006 erschließt sich, wie man für die Hypo Positivkommunikation betreiben und die FMA als systemisches Problem darstellen wollte. Die Lobbyisten stellten ein Dossier über die fragwürdige Vorgehensweise und die Verfehlungen der FMA zusammen. Zudem bezweifelten sie die Unabhängigkeit der in der Ära Karl-Heinz Grasser gegründeten Behörde und insinuierten unter dem Punkt FMA: Fluch oder Segen? eher Letzteres. Die durchlässige Kontrolle und mehrfaches Zuspätkommen (etwa bei der Bawag) der FMA habe massive Kritik gebracht (...) und dem Bankplatz Österreich enorm geschadet. Kurzum: Man könne sich derart skandalöse Vorgänge in und rund um die (...) FMA (...) nicht mehr länger leisten. Zumal die FMA von den persönlichen Eitelkeiten ihrer Hauptdarsteller abhängig sei. Als blütenweiß sollte dagegen die Hypo dargestellt werden. Sie sei von einer kleinen regionalen Landeshypo zu einer der stärksten Banken Österreichs geworden und stelle die Erfolgsstory von GD Kulterer dar, hieß es im streng vertraulichen Exposé. Der Verlust 2004 (Wirtschaftsprüfer Deloitte hatte das Bilanztestat zurückgezogen) sei ein rein optischer, die Zukunftsperspektive positiv. Die Conclusio: Es gebe viele schwarze Schafe und ein Opferlamm: die Hypo. Dieses Argumentarium wurde in ein strategisches Triangel gegossen, bei dem auch politisches Lobbying eine Rolle spielte, wie es in einem der Papiere hieß. Die FMA würde doch nicht nur der Hypo und dem Finanzplatz Österreich, sondern auch der ÖVP im Wahlkampf schaden! Zeitlich setzten sich die Lobbyisten unter Hochdruck: Das generalstabsmäßig angelegte Lobbying-Planquadrat sollte im Vorfeld der Sitzung des ständigen Rechnungshofausschusses am 8. Juni im Parlament zum Einsatz kommen. Für diesen Tag waren auch die FMA-Chefs dort geladen. Wer neben Duchatczek bearbeitet werden sollte: die ÖVP-Abgeordneten Karl-Heinz Dernoscheg, Günter Stummvoll, Michael Ikrath, SPÖ-Mandatar Christoph Matznetter, Werner Kogler (Grüne), aber auch Referenten der Klubs zwecks Entrierung der Gespräche. Die Parlamentarier selbst sollten persönlich über die rechtswidrige und ungeheuerliche Vorgangsweise der FMA (...) informiert werden. Weitere Ansprechpersonen: ÖVP-Klubobmann Wilhelm Molterer (Thema: politische Implikationen für VP im Wahlkampf), der steirische Landeshauptmann Franz Voves, der vor Folgen der FMA-Vorgangsweise für die steirische Hypo gewarnt werden sollte. Zuständiger Lobbyist war laut Planquadrat ausgerechnet: Othmar Ederer, Vizechef des Hypo-Aufsichtsrats und Chef der Grawe. Parallel dazu wurden die Medien aufmunitioniert, was sich in Exklusivinterviews mit Kulterer und zahlreichen Positiv-Storys für die Hypo niederschlug. Wer in Sachen Hypo-Politur unterwegs war, lässt sich heute schwer eruieren. Laut Schindler sind die Unterlagen, auch wegen des zwischenzeitlich erfolgten Verkaufs der Agentur, nicht mehr verfügbar, er selbst könne sich nicht an die Details erinnern. Aber er schließe aus, dass Mahrer dabei war, der habe nicht für Banken gearbeitet. Mahrer selbst sagt gar nichts. Laut Vertrag war die Hypo Chef-Sache. Verrechnet werde ein hochkarätiges Team auf Geschäftsführer- beziehungsweise Partner-Level (drei Personen) und weitere drei Agenturmitarbeiter. Kostenpunkt der Publico-Aktivitäten, die von 27. Mai bis 9. Juni gedauert haben sollen: 72.000 Euro. 25 Prozent für gute Kooperation (...) und in Hinblick auf eine Fortsetzung derselben inklusive.
3Wirtschaft
Schadenshöhe weit über 500.000 Euro, Urteil nicht rechtskräftig. Wien – Am Wiener Straflandesgericht ist am Mittwoch der Gewinnspiel-Betreiber Gerhard Bruckberger, der mit der Marke Friedrich Müller unzählige Konsumenten getäuscht haben soll, wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges zu einer Zusatzstrafe von 2,5 Jahre verurteilt worden. Der 48-Jährige hatte wegen desselben Deliktes zu einem früheren Tatzeitraum bereits vier Jahren Haft ausgefasst. Angeklagt war der teils vollendete, teils versuchte schwere gewerbsmäßige Betrug. Bruckberger soll bei der Kampagne Millionenrad hauptsächlich Kunden aus Deutschland von Dezember 2008 bis September 2009 per Postwurfsendung fixe Gewinne vorgegaukelt, die entsprechenden Zusagen jedoch mit Express- oder Bearbeitungsgebühren in Höhe von 50 Euro verknüpft haben. In der Hoffnung auf hohe Gewinne haben die zumeist älteren Empfänger des Postwurfes laut Anklage in diesem Zeitraum insgesamt 587.650 Euro eingezahlt. In weit über 2,4 Millionen Fällen hatten die Kunden die Postwurfsendungen zwar erhalten, aber ignoriert, was die Staatsanwaltschaft als Versuch wertete. Bruckberger, vertreten durch Herbert Eichenseder, blieb bei seiner Verantwortung, die er bereits bei seinen beiden anderen Prozessen dargelegt hatte, und plädierte auf nicht schuldig. Er habe sich bei seinen Geschäften auf Gutachten renommierter Rechtsexperten gestützt und sich insofern entsprechend abgesichert, meine er. Er habe sich sogar an den Verein für Konsumenteninformation (VKI) gewandt und diesen um Prüfung der inkriminierten Gewinnbestätigungen gebeten, legte Anwalt Eichenseder erneut vor Gericht dar. Diesen Angaben schenkte der Schöffensenat (Vorsitz: Stephanie Öner) keinen Glauben und verurteilte Bruckberger – nicht rechtskräftig – zu der Zusatzstrafe von 2,5 Jahren. Während die Staatsanwaltschaft keine Erklärung abgab, verzichte der Angeklagte auf Rechtsmittel. Die Verhandlung war noch auf zwei weitere Tage anberaumt. Doch das Beweisverfahren konnte früher geschlossen und ein Urteil gefällt werden. Bruckberger ist mit einem weitverzweigten Firmengeflecht seit über zwei Jahrzehnten im Versandhandel und Online-Marketing sowie unter der Marke Friedrich Müller als Veranstalter von Gewinnspielen tätig. Dabei soll sich die Firmengruppe unlauterer Methoden bedient und Verbraucher in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Belgien, Großbritannien und Frankreich abgezockt haben. Konsumentenschützer hatten wiederholt vor den Praktiken des Gewinnspiel-Betreibers gewarnt. Anfang Februar 2013 wurde der 48-Jährige festgenommen. In einem ersten Prozess im Oktober 2014 wurde Bruckberger wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs zu vier Jahren unbedingt verurteilt. Der Schöffensenat, der ebenfalls von Richterin Öner geleitet wurde, gelangte zur Überzeugung, er habe zwischen August und Dezember 2008 die Verbraucher um 760.000 Euro betrogen, indem für die Zusage von fixen Gewinnen diesen Express- oder Bearbeitungsgebühren von zehn bis 100 Euro verknüpfte. Dieses Urteil ist rechtskräftig. Bruckberger, der sich bis Oktober 2014 in U-Haft befand, wurde mittlerweile in Strafhaft überstellt. In einem zweiten Prozess, der den Zeitraum 2000 bis 2004 umfasste, wurde Bruckberger Ende November 2014 freigesprochen. Dieser Senat (Vorsitz: Eva Brandstetter) war der Meinung, es liege keine Täuschung und damit kein Betrug vor. Dieses Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
3Wirtschaft
Hunderte Gegner des G-7-Gipfels sind zu einer Kundgebung in Garmisch-Partenkirchen zusammengekommen. Garmisch-Partenkirchen/Elmau - Hunderte Gegner des G-7-Gipfels sind am Samstag zu Mittag zu einer Kundgebung vor dem Bahnhof in Garmisch-Partenkirchen zusammengekommen. Nach Angaben des Aktionsbündnisses Stop G-7 Elmau waren es 1.000. Außerdem seien rund 2.000 Demonstranten vom Protestcamp am Ortsrand auf dem Weg zum Bahnhofsvorplatz. Auf Schildern war zu lesen: Kein intelligentes Volk verkauft seine Demokratie und Rettet die Umwelt vor der Profitwirtschaft. Für Unmut sorgte das massive Polizeiaufgebot am Rande der Kundgebung. Um 14 Uhr soll ein Demonstrationszug Richtung Mittenwald starten und schließlich zurück zum Ausgangsort kommen, wo von 17 Uhr an eine Abschlusskundgebung geplant ist. Am Sonntag und Montag treffen sich die Staats- und Regierungschefs sieben wichtiger Industrienationen auf Schloss Elmau.
2International
Die weltgrößte Pharmariese blockiert die Nutzung seiner Mittel bei Hinrichtungen in den USA und folgt damit anderen Unternehmen. New York – Der Pharmariese Pfizer unterbindet die Nutzung seiner Mittel bei Hinrichtungen in den USA. Für bestimmte Produkte, die bei Exekutionen mit Giftspritzen genutzt werden oder deren Nutzung von Bundesstaaten erwogen wird, gelten nach Konzernangaben nun schärfere Lieferbeschränkungen. Pfizer lehnt den Einsatz seiner Produkte als tödliche Injektionen bei der Vollstreckung der Todesstrafe strikt ab, erklärte der größte Pharmakonzern der USA am Freitag auf seiner Internetseite. Damit hat einem Bericht der New York Times zufolge der letzte Lieferant solcher Mittel den Einsatz seiner Produkte bei Hinrichtungen untersagt. Vor Pfizer hätten mehr als zwanzig Pharmaunternehmen aus Europa und den USA diesen Schritt unternommen. Insgesamt sind nach Konzernangaben sieben Produkte von den Lieferbeschränkungen betroffen. Dazu gehört unter anderem das Narkosemittel Propofol.
3Wirtschaft
Medienberichten zufolge erstickten die Opfer unter Deck – 300 bis 400 Menschen waren an Bord des Bootes. Rom – Bei einem neuen Flüchtlingsdrama im Mittelmeer sind nach Angaben der italienischen Marine mindestens 40 Menschen ums Leben gekommen. Zahlreiche Menschen seien gerettet worden, mindestens 40 seien aber gestorben, teilte die Marine am Samstag im Kurzmitteilungsdienst Twitter mit. Die Rettungsaktion dauere noch an. Medienberichten zufolge erstickten die Opfer unter Deck. Laut Nachrichtenagentur Ansa waren zwischen 300 und 400 Menschen an Bord. Das Schiff geriet demnach vor der libyschen Küste südlich der italienischen Insel Lampedusa in Seenot. Erst Anfang August waren wahrscheinlich Hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken. Etwa 200 Migranten damals wurden vermisst, nachdem ein überladenes Boot vor der libyschen Küste gekentert war. Wenig später meldete die italienische Marine ein Unglück mit rund 60 Vermissten. Italiens Innenminister Angelino Alfano warnte am Samstag, dass das aktuelle Unglück nicht das letzte sein werde, wenn die Probleme im Krisenland Libyen nicht gelöst würden. Von dort starten viele Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten die gefährliche Fahrt über das Meer. Seit Jahresbeginn kamen nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration rund 2.300 Flüchtlinge im Mittelmeer ums Leben.
1Panorama
Rechtsaußen-Politiker Korwin-Mikke störte Debatte zu EU-Ticketsystem: "Ein Volk, ein Reich, ein Ticket". Der polnische Rechtsaußenpolitiker Janusz Korwin-Mikke hat bei einer Debatte im EU-Parlament den Hitlergruß gezeigt und damit für Aufregung gesorgt. Der Europa-Skeptiker wollte mit der Aktion am Dienstag gegen die europaweite Vereinheitlichung der Ticket-Systeme protestieren. Ein Reich, ein Volk, ein Ticket, rief der 72-Jährige in deutscher Sprache in den Plenarsaal. Korwin-Mikke kritisierte bei der Debatte die Vorschläge des Ausschusses für Transport und Touristik. Wir reden die ganze Zeit über Diversität, dass wir die Diversität verteidigen sollen. Aber immer, wenn es zu Abstimmung kommt, stimmen wir für Vereinheitlichung von allem, sagt er in seinem kurzen Redebeitrag, der am Mittwoch auf der Videoplattform Youtube veröffentlicht wurde. Der erklärte Demokratie-Gegner und überzeugte Monarchist Korwin-Mikke wurde bei der EU-Wahl im Mai 2014 ins Parlament gewählt. Danach wurde er kurzzeitig auch als möglicher Bündnispartner für die FPÖ gehandelt. In seiner politischen Laufbahn sorgte Korwin-Mikke immer wieder mit extremistischen Äußerungen für Aufsehen. Bereits im Wahlkampf hatte er angekündigt, er wolle das EU-Parlamentsgebäude verkaufen und dort ein Bordell errichten. Das Europäische Parlament hat erst im Mai die Immunität von Korwin-Mikke aufgehoben. Damit kam das Parlament einem Antrag der Warschauer Staatsanwaltschaft nach, die gegen Korwin-Mikke ermittelt, nachdem er im vergangenen Jahr einen anderen polnischen EU-Abgeordneten geohrfeigt hatte. Bei dem EU-Ticket-System, gegen das der polnische Politiker sich äußerte, handelt es sich um einen im Juni im Verkehrsausschuss verabschiedeten Bericht an. In diesem forderten die Parlamentarier die europäischen Transportunternehmen auf, ihre Systeme bis 2020 zu vereinheitlichen, um eine Integration der Buchungssysteme für nahtloses grenzübergreifendes Reisen zu schaffen. Wenn dies nicht geschehe, solle die EU-Kommission Gesetzesvorschläge für ein solches integriertes Ticket-System ausarbeiten.
2International
War beim Überqueren der Gleise erfasst worden. Kufstein – Jener Mann, der am Mittwoch in Kufstein von einem Zug erfasst und lebensgefährlich verletzt wurde, ist Mittwochabend im Spital gestorben. Er erlag im Krankenhaus Kufstein seinen schweren Verletzungen, teilte ein Polizeisprecher am Donnerstag mit. Der etwa 30-Jährige wollte die Gleise überqueren, um offenbar auf den gegenüberliegenden Bahnsteig zu gelangen. Dabei wurde er gegen 15.00 Uhr von einem einfahrenden Zug erfasst. Der Schwerstverletzte wurde in das Krankenhaus Kufstein eingeliefert. Die genaue Identität des Mannes und der Unfallhergang waren nach wie vor unklar und Gegenstand von Ermittlungen.
1Panorama
Gerhard Ruiss' Initiative fordert "Reparatur" des Gesetzes nach Entscheid des Verwaltungsgerichtshofs. Wien – Der Verein der Gebührenzahler, bisher vor allem engagiert gegen eine Aufgabe des Wiener Funkhauses als ORF-Standort, stellt sich in Sachen Gebühren hinter den ORF. Sprecher und Mitinitiator Gerhard Ruiss verlangt eine Reparatur des ORF-Gesetzes. Der Verwaltungsgerichtshof hat Montag bestätigt, dass reine Webnutzer von ORF-Programmen keine Rundfunkgebühr zahlen müssen. Ruiss am Dienstag: Wir bezahlen nicht die ORF-Gebühr für Streamingnutzer mit. Wir bezahlen die ORF-Gebühr nicht dafür, dass die mit unseren Gebühren erbrachten Leistungen kostenlos von anderen benutzt werden können, die mit Streaming einen Weg gefunden haben, die Leistungen des ORF zu beziehen, ohne eine entgeltliche Gegenleistung dafür zu erbringen, schreibt Ruiss in einer Reaktion auf die Entscheidung. Ruiss: Wir sprechen uns gegen alle Versuche aus, nach Schlupfwegen und Schlupfwinkeln zu suchen, wie von anderen erbrachte und bezahlte Leistungen mitgenutzt werden können, ohne selbst etwas beizutragen. Eine große Mehrheit der österreichischen Bevölkerung bezahlt für die ORF-Programme, selbst noch bei geringer oder auswahlweiser Nutzung, es besteht keine Berechtigung, die große Bevölkerungsmehrheit für dumm hinzustellen, weil sie die ORF-Gebühr entrichtet, insbesondere nicht durch politische Mandatare, die damit Oppositionspolitik zu machen versuchen. Es gehe auch nicht darum, die Finanzierung des ORF zu garantieren, schreibt Ruiss, zugleich Obmann der IG Autorinnen Autoren. Es geht darum, die Gelder, die von allen, die den ORF finanzieren, sorgfältig zu verwalten, und dafür zu sorgen, dass die Programme denjenigen zugute kommen, die für ihr Entstehen den größten finanziellen Beitrag leisten.
6Etat
Explosionsartiges Wachstum, aber noch von sehr niedrigem Niveau. Grundsätzlich kaufen die Österreicher immer mehr im Distanzhandel, also ohne selber ins Geschäft zu gehen. Bestellungen per Post oder Telefon spielen dabei nur mehr eine verschwindend geringe Rolle. Nun ersetzt das Smartphone zunehmend den Computer als Gerät, von dem aus eingekauft wird, zeigt eine am Dienstag präsentierte Studie der KMU Forschung Austria im Auftrag des Handelsverbands. Smartphone-Shopping hat 2015 im Vergleich zu 2014 (jeweils Untersuchungszeiträume bis April des Jahres) um 40 Prozent zugelegt, das explosionsartige Wachstum dürfte weitergehen, erwartet Studienautor Ernst Gittenberger. Allerdings ist der Gesamtumsatz am Smartphone mit 350 Mio. Euro noch klein. Im Distanzhandel haben die Österreicher 7,1 Mrd. Euro ausgegeben, also das 20-fache. Am gesamten Einzelhandelsumsatz in Österreich machen Smartphones überhaupt erst 0,5 Prozent aus. Schon im kommenden Jahr könnte sich das auf ein Prozent verdoppeln, sagte Gittenberger in Wien vor Journalisten. Inzwischen besitzen 55 Prozent der Österreicher ein internetfähiges Handy (Smartphone), 30 Prozent suchen damit Produkte und 14 Prozent kaufen auch tatsächlich damit ein - das sind rund 1 Mio. Österreicher. Auch Harald Gutschi, Vizepräsident des Handelsverbands und Chef der Otto-Gruppe und damit des größten heimischen Versandhändlers, sieht die Zukunft vor allem am Smartphone. Wer jetzt neu in das Online-Geschäft einsteige, sollte sich schon nur mehr um die Optimierung für den Verkauf auf Handys konzentrieren, empfiehlt er. Sein eigenes Unternehmen habe derzeit 90 Prozent Online-Anteil bei den Bestellungen. Es sei aber nicht nur das Katalog-Geschäft rückläufig, auch Bestellungen vom Desktop gehen zurück, Kunden am Laptop stagnieren. Der Zuwachs komme von mobilen Geräten, Tablets und Handys, deren Umsätze explodieren. Bei der Otto-Gruppe gehen schon 25 Prozent der Käufe über das Smartphone. Ein Problem ist noch, dass sich zwar sechs Prozent der PC-Nutzer, die bei Otto surfen, letztlich für einen Kauf entscheiden, aber nur vier Prozent der Smartphone-Nutzer. Dieser Anteil sei in den letzten eineinhalb Jahren schon gestiegen, mittelfristig ist auch hier eine Kaufrate von sechs Prozent denkbar, sagt Gutschi. Voraussetzung ist, dass das Angebot für Handy optimiert wird. (APA, 16.6. 20159
0Web
Keine Einigung über Lokalwahlen – Steinmeier: Waffenstillstand soll stabiler gemacht werden. Berlin – Im Ukraine-Konflikt hat auch ein neues Krisentreffen in Berlin keinen Durchbruch gebracht. Die Außenminister aus Deutschland, Frankreich, Russland und der Ukraine gingen am Mittwoch ohne konkrete Vereinbarungen für eine politische Lösung auseinander. Es war bereits das zwölfte Treffen der Minister im sogenannten Normandie-Format. Insbesondere gelang es in der Villa Borsig in Berlin nicht, sich auf die Grundzüge eines Gesetzes zu einigen, mit dem in den umstrittenen Gebieten im Osten der Ukraine Lokalwahlen abgehalten werden können. Nach dem ursprünglichen Fahrplan hätten die Wahlen bereits im Herbst vergangenen Jahres stattfinden sollen. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte, die Vorstellungen auf beiden Seiten seien in dieser Frage noch sehr weit voneinander entfernt. Jetzt soll eine Arbeitsgruppe versuchen, Kompromissmöglichkeiten auszuloten. Strittig ist unter anderem, ob die mehr als eine Million Binnenvertriebenen wählen dürfen. Offen ist auch, wie im Wahlkampf und während der Wahlen die Sicherheit gewährleistet werden kann. Russlands Außenminister Sergej Lawrow warf der Ukraine vor, eine Autonomie für den Osten ebenso wie eine Amnestie für Separatisten zu verzögern. Ohne diese könne es keine Wahlen geben. Nach Angaben Steinmeiers gab es zumindest Fortschritte in Sicherheitsfragen. Damit soll der Waffenstillstand im Osten des Landes stabiler gemacht werden. Die Außenminister hätten sich bei dem Treffen auf eine Entflechtung der Militäreinheiten entlang der Front in der Ostukraine geeinigt, sagte Steinmeier. Zudem sollten entmilitarisierte Zonen eingerichtet werden. Auch der Informationsaustausch entlang der Front solle verstärkt werden, erklärte er. Der ukrainische Außenminister Pawlo Klimkin äußerte sich nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur TASS enttäuscht: Wir haben in Schlüsselfragen keine Vereinbarungen erzielen können. Und leider führt diese Uneinigkeit dazu, dass der Minsk-Prozess wohl eingefroren wird. In der weißrussischen Hauptstadt hatten sich alle vier Länder im Februar 2015 auf einen Friedensplan verständigt. Davon ist aber mit Ausnahme der Waffenruhe nur ein Bruchteil umgesetzt. Die Europäische Union muss in den nächsten Wochen über die Zukunft der Sanktionen entscheiden, die sie gegen Russland verhängt hat. Falls nicht alle 28 EU-Mitglieder für eine Verlängerung stimmen, laufen die Strafmaßnahmen Ende Juli aus. Denkbar wäre aber auch eine Lockerung in bestimmten Bereichen. Der Krieg in der Ostukraine hat nach Angaben der Vereinten Nationen seit 2014 schon mehr als 9.000 Menschen das Leben gekostet. Trotz des offiziellen Waffenstillstands gab es auch in diesem Jahr auf beiden Seiten mehrere Dutzend Tote.
2International
Der Kanzler erwartet wie Reinhold Mitterlehner Bewegung bei den Sozialpartnern. Seine Kritik fällt allerdings deutlich vorsichtiger aus. Wien – Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sieht sich durch die Reaktion der Sozialpartner auf seine Kritik bestätigt. Wenn man die ganze Empörung jetzt hernimmt, ist das eher eine Bestätigung, dass die Vorwürfe in der Sache nicht falsch sind, sagte der Vizekanzler am Montag. Als Beispiel für seine Kritik nannte Mitterlehner das Thema Arbeitszeitflexibilisierung: Diese sei in ganz Europa ein Thema, werde aber von der Arbeitnehmerseite in Österreich immer mit Forderungen nach zusätzlichen Sozialleistungen wie einer sechsten Urlaubswoche verknüpft. Das eine sei standortmäßig angebracht, das andere derzeit einfach nicht machbar. Das Ganze kann man auch umdrehen, verwies Mitterlehner auf die Wirtschaftskammer und mögliche Änderungen bei der Gewerbeordnung. Die Sozialpartner würden gut daran tun, die Botschaft zu hören und nicht auf den Boten abzustellen, sagte Mitterlehner. Er habe Sachkritik geübt und sehe durchaus die Bereitschaft zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung. Mit seiner Kritik hatte der ÖVP-Chef für massiven Unmut bei den Sozialpartnern gesorgt. Im Kurier hatte er festgehalten, dass altbekannte Rituale nicht mehr zeitgemäß seien und Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter nicht mehr einseitige Klientelpolitik betreiben sollten. Er selbst wolle künftig mehr auf andere Experten hören. Wirtschaftskammer, Gewerkschaftsbund und Arbeiterkammer hatten darauf heftig reagiert. Die Regierung sei gefordert, seit Jahren vorliegende Konzepte der Sozialpartner in den Bereichen Bildung, Pensionen, Integration oder Arbeitsmarkt umzusetzen. Bis jetzt habe sie aber kaum etwas weitergebracht. Den Stillstand im letzten Jahrzehnt hat die Regierung zu verantworten, sagte etwa Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl zum Standard. Für Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske ist klar: Wir sind Teil der Lösung, nicht des Problems. Auch der ÖGB sieht auf Sozialpartnerebene keinen Handlungsbedarf. Allerdings sieht auch der neue Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) durchaus Handlungs- und Bewegungsbedarf bei den Sozialpartnern, wie er vergangene Woche in einem Gespräch mit dem STANDARD festgehalten hatte. Kern ortet auch bei den Sozialpartnern ein großes Unbehagen. Die Entwicklungen im Land seien in niemandes Interesse, den Sozialpartnern müsse man wohl nicht erklären, was die Probleme seien. Aus Gesprächen mit Gewerkschaft, Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung wisse er, dass es dort die Bereitschaft gebe, etwas zu tun. Kern verwies allerdings auch darauf, dass die Gesetze im Parlament und nicht von den Sozialpartnern beschlossen würden. Es gehe darum, zusammenzuarbeiten und nicht gegeneinander zu arbeiten. Er wisse jedenfalls, dass er einen Überzeugungsdialog führen müsse. Letztendlich gehe er davon aus, dass er sich auf die Unterstützung der Sozialpartner verlassen könne. Sein Verständnis von Politik sei allerdings nicht, dass er Forderungen von irgendeiner Seite in den Ministerrat durchreiche und diese dann so im Parlament beschlossen würden. Er sei ein Anhänger einer faktenorientierten Politik, führte Kanzler Kern aus, und Entscheidungen resultierten aus Prozessen und nicht aus den Wünschen von Interessenvertretungen. Die Verfassung regle jedenfalls klar die Position der einzelnen Organe. Im Grunde vertritt Kern damit die gleiche Position wie Mitterlehner, drückte seine Erwartungshaltung aber deutlich vorsichtiger aus.
5Inland
Das Team von Marcel Koller trifft im letzten Testspiel vor der EURO am 4. Juni in Wien auf die Niederlande. Das österreichische Nationalteam bestreitet sein finales Vorbereitungsspiel vor der UEFA EURO 2016 gegen die Niederlande. Die Auswahl von Teamchef Marcel Koller trifft am 4. Juni 2016, um 20.30 Uhr, im freundschaftlichen Burgenland Länderspiel im Wiener Ernst-Happel-Stadion auf den 14. der aktuellen FIFA-Weltrangliste. Die Gesamtbilanz gegen den Drittplatzierten der letzten Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien spricht für die Gäste. Sechs österreichische Siege stehen vier Unentschieden und acht Niederlagen bei einem Torverhältnis von 24:34 Toren gegenüber. Das letzte Duell gegen die Oranje datiert vom 9. Februar 2011, in dem sich das österreichische Nationalteam im niederländischen Eindhoven mit 3:1 geschlagen geben musste. Den einzigen österreichischen Treffer erzielte Marko Arnautovic in der 84. Minute durch einen Elfmeter. Vor den beiden Testspielen gegen Malta, am 31. Mai, im Klagenfurter Wörthersee Stadion, und die Niederlande, am 4. Juni, bereitet sich das Team vom 22. – 30. Mai 2016 im Rahmen eines einwöchigen Trainingslagers im Ausland auf die Spiele und die EM vor.
4Sport
Die Ages hat in Österreich das exklusive Recht auf die Produktion von Hanf – Profit schlägt daraus ein deutscher Pharmakonzern. Ein Wiener Unternehmer zieht gegen das Monopol vor Gericht. Wien – Der Besitz potenter Hanfblüten ist in Österreich grundsätzlich verboten. Das Suchtmittelgesetz (SMG) macht in Paragraf 6a aber eine explizite Ausnahme: Die staatliche Agentur für Ernährungssicherheit (Ages) darf Cannabispflanzen zwecks Gewinnung von Suchtgift zur Herstellung von Arzneimitteln sowie damit verbundene wissenschaftliche Zwecke anbauen; über ein Tochterunternehmen könnten laut Gesetz sogar private Anteilseigner mit Gewerbeberechtigung für Arzneimittel an bis zu einem Viertel des Geschäfts teilhaben. Den Anspruch auf eine solche Tochter nimmt die Ages nicht wahr. Sie lässt ihr Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, im Organigramm der Ages im Geschäftsfeld Ernährungssicherung untergebracht, seit 2008 selbst produzieren. Im Schnitt waren es zuletzt rund 90 Kilogramm pro Jahr. 2013 wog die Ernte 142 Kilogramm, 2010 nur 38 Kilogramm. Die Zahlen meldet das Gesundheitsministerium, dem die Ages untersteht, jedes Jahr den Vereinten Nationen. Doch auch ohne Beteiligungsmöglichkeit profitieren Private von der staatlichen Cannabisproduktion. Denn die jährliche Herstellungsmenge ist Vereinbarungssache zwischen der Ages und ihrem Vertragspartner Bionorica, wie das Gesundheitsministerium dem STANDARD mitteilt. Das deutsche Unternehmen mit einer Forschungsfiliale in Innsbruck ist Marktführer bei pflanzlichen Arzneien in Deutschland und mehreren osteuropäischen sowie zentralasiatischen Staaten. Als Exklusivabnehmer machte Bionorica einen Teil seines 2014 erwirtschafteten Nettoumsatzes von 232 Millionen Euro mit österreichischem Cannabis. In extrahierter Form wird es als Dronabinol meist bei chronischen Schmerzen, Spasmen und Appetitstörungen verordnet. Auch auf dem österreichischen Markt sind derartige auf Cannabisextrakten basierende Medikamente zugelassen. Wenn schon Privatunternehmen an der staatlichen Hanfproduktion mitverdienen, habe das Monopol der Ages keine Berechtigung, findet Alexander Kristen. Über sein Unternehmen Flowery Field ist er selbst mit der Kultivierung der umstrittenen Staude beschäftigt. Sein Geschäftsmodell gründet auf dem Umstand, dass der Besitz der Pflanze erst illegal wird, wenn sie ihre berauschend wirkenden Blüten ausbildet. Flowery Field verkauft Stecklinge vor der Blüte als Zierpflanzen und weist die Kunden darauf hin, sie besser nicht zum Blühen zu bringen. Für den Fall eines Fortbestands des Monopols bot Kristen der Ages an, im Rahmen der gesetzlichen Zulässigkeit auch Cannabisblüten, Hanfsamen beziehungsweise Arzneimittel zu produzieren und zu vertreiben. Er argumentierte, dass Flowery Field auch in der Grundlagenforschung tätig sei und so mehrere Cannabinoide extrahieren und europaweit erstmals Hanf durch eine In-vitro-Methode vermehren konnte. Die Ages sagte ab. Da sie keine Tochtergesellschaft hält, sei eine derartige Beteiligung nicht möglich. Nach Kristens Ansicht kommt das dem Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung im Sinn des Kartellgesetzes gleich. Marktbeherrschend, so das Gesetz, ist ein Unternehmer, der als Anbieter oder Nachfrager keinem oder nur unwesentlichem Wettbewerb ausgesetzt ist. Die Ages sei zweifellos in der Lage, einen Wettbewerb auf dem Markt des Cannabisanbaus für die Herstellung von Arzneimitteln zu verhindern, heißt es in einer an die Bundeswettbewerbsbehörde übermittelten Beschwerde. Denn sie verweigere eine Beteiligung an ihrem Unternehmen und lasse dadurch keine Mitbewerber in den Markt eintreten. Die Ages könne frei von Konkurrenz die Mengen und den Preis der angebauten Cannabispflanzen bestimmen. Das verstoße sogar gegen das öffentliche Interesse an entsprechender medizinischer Versorgung. Also beantragte Kristen die Prüfung der SMG-Paragrafen vor dem Verfassungsgerichtshof (VfGH), da gravierende Bedenken gegen die Verfassungsmäßigkeit des darin gesetzlich festgelegten Vorrechts der Ages bestehen. In dem Individualantrag beim VfGH begehrt die Flowery Field GmbH, die Bestimmungen in Paragraf 6 Absatz 2 und Paragraf 6a SMG, die die mutmaßliche Monopolstellung manifestieren, wegen Verfassungswidrigkeit zur Gänze aufzuheben. Die angefochtenen Regelungen würden einen unverhältnismäßigen Eingriff in das im Staatsgrundgesetz gewährleistete Grundrecht auf Erwerbsfreiheit darstellen und auch die in der Europäischen Grundrechtecharta geregelte Eigentums- und unternehmerische Freiheit einschränken. Gleichzeitig mit dem Individualantrag wurde ein Ansuchen eingebracht, eine Vorabentscheidung des Europäischen Gerichtshofs zur Frage der Vereinbarkeit mit der Europäischen Grundrechtecharta einzuholen. In bisherigen Gesetzesmaterialien wurde das Primat der Ages vor allem mit dem sonst zu erwartenden Missbrauch von Cannabis gerechtfertigt. Aber jemand, der rechtswidrig Cannabis anpflanzen will, wird sich durch das Monopol der Ages zur Produktion von Medizinalcannabis wohl nicht abschrecken lassen, meint Kristen. Bestehende Bestimmungen würden den Missbrauch ohnehin schon unter Strafe stellen. Eine zusätzliche, überschießende Monopolregelung für ein staatliches Unternehmen berühre die Frage des Suchtmittelmissbrauchs in keiner Weise, versucht Kristen anhand einer Analogie zu erklären: So ließe sich etwa das Missbrauchspotenzial einer Axt oder eines Hammers als Tatwaffe für ein Gewaltverbrechen wohl auch nicht dadurch verringern, ein gesetzliches Monopol zur Produktion dieser Werkzeuge zu verankern. Auch Sprengmittel und Schusswaffen dürfen unter staatlicher Aufsicht produziert werden, heißt es weiter, und wenn selbst Atomreaktoren (als Forschungsreaktor zum Beispiel in Seibersdorf) in Österreich privat betrieben werden dürfen, ist nicht einzusehen, weshalb der Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken Privaten nicht einmal unter behördlicher Kontrolle beziehungsweise Aufsicht erlaubt wird. Kristen wünscht sich vielmehr einen gesetzlichen Rahmen, wie er derzeit in Deutschland in Begutachtung ist: Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte soll dort die Rolle eines staatlichen Cannabishändlers übernehmen und nach den Regeln des Vergabe- und Wettbewerbsrechts zivilrechtliche Verträge über Lieferaufträge abschließen. Als Anbauer kommen landwirtschaftliche Betriebe und andere Unternehmen infrage, die die gesetzlichen Vorgaben und die Bereitschaft zu laufenden Prüfungen erfüllen.
1Panorama
Story-Erweiterung "Batgirl: Eine Familienangelegenheit" ab 14.Juli verfügbar. Erstmals in der Arkham-Reihe wird man in die Rolle von Batgirl schlüpfen können. Batgirl: Eine Familienangelegenheit ist das erste Story-Add-on für Batman: Arkham Knight und spielt vor den Ereignissen von Batman: Arkham Asylum. Die Erweiterung wird ab dem 14. Juli verfügbar sein. Mit enthalten sind neue Orte mit verschiedenen Missionen, Nebenaufgaben und Geheimnissen, eine neue Hacking-Funktion für das Vorankommen in der Welt und für das Lösen von Rätseln, sowie eine Dual Play-Funktionalität mit Robin für dynamische Kampfstrategien. Batman: Arkham Knight ist der finale Teil der populären Batman: Arkham-Serie der Rocksteady Studios. Batgirl: Eine Familienangelegenheit ist ab dem 14. Juli für Besitzer des Batman: Arkham Knight-Seasonpass online verfügbar. Ab dem 21. Juli wird es auch separat zum Preis von 6,99 Euro im PlayStation-Network und pber Xbox live erhältlich sein. Batman: Arkham Knight basiert auf DC Comics’ Batman-Kernlizenz und ist für PS4 und Xbox One erhältlich. Die überarbeitete PC-Version wird in den kommenden Wochen erscheinen.
0Web
E-Papers von DER STANDARD, "Die Presse", "Kleine Zeitung" und "Wirtschaftsblatt" können zum monatlichen Fixpreis per App gelesen werden. Graz/Wien – DER STANDARD geht mit drei Tageszeitungen der Styria-Gruppe eine neuartige Kooperation ein. Mit der App epaper.at lesen User den STANDARD, die Presse, die Kleine Zeitung und das Wirtschaftsblatt in der E-Paper-Ausgabe für 34,90 Euro pro Monat. Bestehende Abonnenten einer der Zeitungen zahlen nur 12,90 Euro monatlich, um sich alle Produkte auf den Bildschirm zu holen. Das Flatrate-Abonnement umfasst die E-Paper-Ausgaben (PDF-Version der Printmedien) der Verlage und kann mittels einer App (Android und iOS für Smartphone und Tablet) bezogen werden. Das Abonnement ermöglicht die gleichzeitige Nutzung durch jeweils maximal zwei Endgeräte pro Gerätetyp (zum Beispiel zweimal iPhone, zweimal Tablet). Die E-Paper-Ausgaben können heruntergeladen und dann auch offline gelesen werden. Das Flatrate-Abonnement ist nur als Sieben-Tage-Abonnement für das gesamte E-Paper-Bündel erhältlich. Ein Download der aktuellen Ausgabe ist täglich ab 5 Uhr früh möglich. Einzelne Artikel können auf die Merkliste gesetzt und so für spätere Lektüre vorgemerkt werden. Ältere Ausgaben sind im Archiv abrufbar, mittels Suchfunktion können die Angebote aller Verlage durchstöbert werden. Zudem ist es möglich, sich Artikel vorlesen zu lassen.
6Etat
William Campbell und Satoshi Ōmura für Entdeckung eines Wirkstoffs gegen Parasitenerkrankungen ausgezeichnet, Youyou Tu für Entwicklung eines Malariamedikaments. Stockholm – Der Nobelpreis für Physiologie beziehungsweise Medizin geht 2015 an den gebürtigen Nordiren William C. Campbell und den Japaner Satoshi Ōmura für die Entwicklung einer neuen Therapie gegen Erkrankungen durch parasitäre Fadenwürmer sowie an die Chinesin Youyou Tu für neue Entdeckungen bei der Behandlung von Malaria. Das gab die Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm am Montag bekannt. Parasitäre Erkrankungen seien seit Jahrtausenden eine Plage der Menschheit und verursachten noch heute weltweit dramatische Gesundheitsprobleme, heißt es in der Begründung der Akademie. Insbesondere die ärmsten Bevölkerungsteile seien von diesen Krankheiten betroffen. Die diesjährigen Laureaten werden für Entdeckungen ausgezeichnet, die die Behandlung einiger der verheerendsten Infektionserkrankungen revolutioniert haben. Campbell (Drew University, Madison, USA) und Ōmura (Kitasato-Universität, Tokio) entdeckten einen Wirkstoff, der das Auftreten von sogenannter Flussblindheit als Folge der Onchozerkose sowie von Elephantiasis (lymphatische Filariose) dramatisch mindert: Avermectin bzw. dessen Derivat Ivermectin. Beide Krankheiten treten als Spätfolgen von Infektionen auf, die vorwiegend in tropischen Gebieten durch Fadenwürmer verbreitet werden. Die Flussblindheit ist das Endstadium der Wurmerkrankung Onchozerkose. Übertragen wird sie durch Kriebelmücken, die in den Wäldern an Flussläufen leben. Dort haben sich in Afrika wegen der Fruchtbarkeit der Regionen natürlich auch Menschen vermehrt angesiedelt, erklärte der Wiener Tropenmediziner Herwig Kollaritsch. Die Mücken übertragen die Larven der Fadenwürmer, die im menschlichen Körper ausreifen und ihrerseits wieder Larven (Mikrofilarien) bilden. Bei der Flussblindheit wandern letztere ins Auge ein. Ivermectin töte die Mikrofilarien ab und unterbreche so den Infektionskreislauf, so Kollaritsch. Dies gelte auch für die lymphatische Filariose. Zwar gab es schon zuvor Medikamente, die genau darauf abzielten. Diese seien aber nur teilweise wirksam gewesen und hätten teils hohe Nebenwirkungen verursacht. Tu (Chinesische Akademie für traditionelle chinesische Medizin, Peking) wiederum trug maßgeblich zur Entwicklung von Artemisinin bei. Dieses Medikament, das auf dem Wirkstoff des Einjährigen Beifußes (Artemisia annua) basiert, senkt die Sterblichkeitsrate von Malariapatienten erheblich. Beifuß wird in China seit Jahrtausenden als Heilpflanze eingesetzt. Tu gelang es bereits in den 1970er Jahren, den aktiven Wirkstoff zu isolieren und seine Wirksamkeit gegen Malaria nachzuweisen. Nach Angaben der WHO erkrankten im Jahr 2013 weltweit 198 Millionen Menschen an der Tropenkrankheit. 584.000 Betroffene starben daran, 90 Prozent davon in Afrika. Malaria wird durch Parasiten verursacht, die durch die Stiche infizierter Mücken übertragen werden. Zwar würden sich sich vor allem in Indochina immer mehr Resistenzen gegen Artemisinin-Präparate zeigen, sagte Kollaritsch. Aber das deutliche Zurückdrängen der Krankheit sei sicherlich zur einen Hälfte auf Moskitonetze und zur anderen auf diese Medikamente zurückzuführen. Die Entdeckungen der drei Forscher hätten der Menschheit zu leistungsstarken neuen Mitteln verholfen, um Krankheiten zu bekämpfen, die jedes Jahr hunderte Millionen Menschen beeinträchtigen, so die Akademie in ihrer Begründung. Die Folgen in Form gesundheitlicher Verbesserung und verringerten Leidens seien unermesslich. Im vergangenen Jahr war das norwegische Forscherehepaar Edvard und May-Britt Moser zusammen mit dem in London forschenden US-Neurowissenschafter John OKeefe mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet worden. Ihre Arbeit dreht sich um das Positionierungssystem im Gehirn, das die räumliche Orientierung und das Finden eines Weges erleichtert. Am Dienstag folgt die Bekanntgabe des Physiknobelpreises, am Mittwoch die des Chemienobelpreises. Die Auszeichnung ist wie im Vorjahr mit acht Millionen schwedischen Kronen (umgerechnet 850.000 Euro) dotiert. Übergeben wird der Preis alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.
7Wissenschaft
Ursache vermutlich Brand einer Tunnelbohrmaschine. Wien/Klagenfurt – Auf der Baustelle im Koralmtunnel im Kärntner Lavanttal ist am Samstag ein Brand ausgebrochen. Zwölf Personen waren vorrübergehend im Tunnel eingeschossen, konnten aber gerettet werden. Ursache für den Brand dürfte ein Defekt beim Hydraulikgerät einer Tunnelbohrmaschine gewesen sein, hieß es seitens der ÖBB. Alle Arbeiter konnten aus der Tunnelröhre in Sicherheit gebracht werden, zwei erlitten leichte Rauchgasvergiftungen. Die genaue Brandursache wurde am Nachmittag noch ermittelt.
1Panorama
Die Dividendenzahlungen stiegen von 41 auf 161 Millionen Euro. Der Glückspielkonzern will heuer weiter expandieren. Wien/Gumpoldskirchen – Der Glücksspielmilliardär Johann Graf hat sich für das Jahr 2015 deutlich mehr von seinem Novomatic-Konzern auszahlen lassen. Die Dividendenzahlungen stiegen von 41,6 Mio. auf 161,3 Mio. Euro, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Heuer will das Unternehmen weiter expandieren. Wegen der noch immer nicht vergebenen Casinolizenzen in Österreich nahm Novomatic Abschreibungen vor. Novomatic gehört zu 89,96 Prozent der Novo Invest GmbH, die im Alleineigentum von Gründer Graf steht. 10,04 Prozent hält die Gryphon Invest AG mit Sitz in der Schweiz, die ebenfalls Graf zuzurechnen ist. 6,3 Mio. Euro an Wertminderungen für die geplanten Casinostandorte in Wien und Niederösterreich wurden in der Bilanz 2015 verbucht. Ursprünglich hatte Novomatic den Zuschlag für zwei neue Spielbanken in Bruck an der Leitha und im Wiener Prater bekommen, aufgrund von Beschwerden der teilstaatlichen Casinos Austria liegt das Lizenzvergabeverfahren des Finanzministeriums aber auf Eis. Weiters hat Novomatic eine Liegenschaft in Baden für 2,5 Mio. Euro abgeschrieben. Für diese stehe der Verkaufspreis bereits fest. Die K.Y.A.T.T.-Gruppe mit malaysischem Hintergrund hat Ende 2015 in der niederösterreichischen Kurstadt zwei Hotels gekauft: das Hotel Sacher von Novomatic sowie den strudelnden Sauerhof. Der Mehrheitseinstieg Novomatics beim australischen Glücksspielriesen Ainsworth für 473,3 Mio. australische Dollar (317,5 Mio. Euro) dürfte frühestens Ende 2016 unter Dach und Fach gebracht werden, so der Konzern aus Gumpoldskirchen. Die 53-Prozent-Beteiligung an Ainsworth ist für Novomatic das Tor in den wichtigen Glücksspielmarkt USA. Der Umsatz der Novomaticgruppe ist 2015 um 5,5 Prozent auf mehr als 2 Mrd. Euro gesteigert. Der Jahresüberschuss sackte aber um ein Fünftel auf 220,7 Mio. Euro ab, das Betriebsergebnis (Ebit) um 10 Prozent auf 325,4 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote von Novomatic ist 2015 gesunken, und zwar von 44,6 auf 40,9 Prozent. Die Verbindlichkeiten erhöhten sich dagegen von 1,068 Mrd. auf 1,258 Mrd. Euro. Davon entfielen 600 Mio. Euro auf Anleihe-Verbindlichkeiten und 436 Mio. Euro auf Bankschulden.
3Wirtschaft
Lokalaugenschein am Montag an der Grenze zu Griechenland. Wien – Angesichts der Flüchtlingskrise reiste Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag nach Mazedonien. Neben einem Treffen mit seinem Amtskollegen Nikola Poposki sowie den Außenministern aus Bulgarien und Albanien, Daniel Mitov und Ditmir Bushati, steht auch ein Lokalaugenschein an der Grenze zu Griechenland auf dem Tagesprogramm, wie das Außenministerium bekannt gab. Kurz wolle sich im Vorfeld der Westbalkan-Konferenz ein Bild über die Flüchtlingskrise vor Ort machen. Mazedonien hat sich zu einem Haupt-Transitland für Flüchtlinge entwickelt, die dann über Serbien weiter in die Europäische Union wollen. Die Regierung in Skopje hatte angesichts der zunehmenden Anzahl der Flüchtlinge am Donnerstag den Notstand erklärt und den Übergang an einer Hauptroute tagelang blockiert, bis es am Samstag vor der Menschenmenge kapitulieren musste. Am Nachmittag will Kurz mit den anwesenden Außenministern den am Wochenende vorgelegten Fünf-Punkte-Plan besprechen. Dabei gehe es einerseits um eine Bekämpfung der Ursachen der Flüchtlingskrise, auch durch militärisches Vorgehen gegen die Terrormiliz IS, die Schaffung von Sicherheit für Flüchtlinge in Schutzzonen etwa in Syrien und im Irak sowie um eine wirksame Kontrolle der EU-Außengrenzen und um einen massiven Kampf gegen Schlepper, betonte Kurz. Zudem sei auch eine Umsiedlung (Stichwort Resettlement) in den Herkunftsländern nötig. Kurz forderte, das sich die Großmacht EU mehr in den Herkunftsländern der Menschen engagiert, die vor Krieg und Verfolgung fliehen: Die EU muss Geld in die Hand nehmen und dort humanitäre Unterstützung leisten, aber auch militärisch vorgehen. Der Außenminister sieht in der in der kommenden Woche geplanten Westbalkan-Konferenz, zu der mehr als 30 hochrangige Regierungsvertreter erwartet werden, eine Chance, über gemeinsame europäische Strategien zur Bewältigung der Flüchtlingskrise zu sprechen. Es sei mehr Aktivität der EU nötig, wir stehen vor riesigen Herausforderungen, so Kurz.
1Panorama
Der ungarisch-amerikanische Oscarpreisträger wurde 85 Jahre alt. Hollywood –Vilmos Zsigmond, einer der einflussreichsten Kameramänner Hollywoods und 1978 mit dem Oscar geehrt, ist tot. Er starb am Neujahrstag in Big Sur in Kalifornien, wie die Los Angeles Times am Montag berichtete. Als Todesursache habe sein Geschäftspartner eine Kombination vieler Krankheiten genannt. Zsigmond wurde 85 Jahre alt. Der Ungar hatte 1956 den Einmarsch der Russen in Budapest fotografiert und war mit den Bildern in den Westen geflohen. In den USA fand er schnell Arbeit als Kameramann, drehte zuerst aber drittklassige Filme wie etwa 2071 – Mutan-Bestien gegen Roboter. Anfang der 1970er Jahre konnte er jedoch bei dem Western McCabe & Mrs. Miller und beim Kinoklassiker Beim Sterben ist jeder der Erste die Kamera führen. Für Steven Spielbergs Unheimliche Begegnung der dritten Art bekam er dann schließlich einen Oscar. Zu seinen weiteren Arbeiten gehörten Die durch die Hölle gehen, Menschen am Fluß, Fegefeuer der Eitelkeiten und Black Dahlia. 2010 drehte er Woody Allens Ich sehe den Mann deiner Träume.
8Kultur
Die Kommunistische Partei hatte Ermittlungen wegen Bestechung eingeleitet. Tianjin – Zwei Wochen nach der verheerenden Explosion in der chinesischen Hafenstadt Tianjin ist der Chef der nationalen Behörde für Arbeitssicherheit wegen Korruptionsvorwürfen entlassen worden. Yang Dongliang würden schwere Verstöße gegen Disziplin und Gesetze vorgeworfen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch. Dies ist in China die gängige Umschreibung für Korruption. Weitere Details wurden nicht genannt. Die Kommunistische Partei hatte nach dem Unglück mit 139 Toten Ermittlungen wegen Bestechung eingeleitet. Die Regierung in Peking brachte die Entlassung Yangs nicht in direkten Zusammenhang mit den Explosionen in dem Chemikalienlager. Die Betreiberfirma der Lagerhalle hatte allerdings keine Lizenz für Materialien dieser Gefährdungsstufe. Yang war bis 2012 stellvertretender Bürgermeister der 15-Millionen-Metropole Tianjin. In China kamen in den vergangenen Jahren Hunderte Menschen bei Unglücken in Bergwerken oder bei Fabrik-Bränden ums Leben, weil eklatant gegen Sicherheitsvorschriften verstoßen wurde. Präsident Xi Jinping hat angekündigt, Konsequenzen daraus zu ziehen.
1Panorama
Das Brot für den Titelkandidaten erwies sich als hart, erst in der Schlussphase konnte der 35:11-Erfolg sichergestellt werden. 80.000 Fans in Twickenham waren vorübergehend in Sorge. England hat das Auftaktspiel der achten Rugby-WM gegen Fidschi mit 35:11 (18:8) für sich entschieden. Das Team des Gastgebers zeigte am Freitagabend in Twickenham zwar alles andere als eine berauschende Leistung, verlor gegen den Gegner aus der Südsee zweitweise die Kontrolle über das Spiel, sicherte sich am Ende jedoch mit einem vierten Try sogar noch einen Bonuspunkt. Dessen Bedeutung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, kämpfen die Briten in Gruppe A doch mit Wales und Australien um zwei Plätze im Viertelfinale. England hatte alle bisherigen fünf Vergleiche mit Fidschi für sich entschieden, die Scores waren dabei teilweise sehr deutlich ausgefallen. Nemani Nadolo, der aufregendste Spieler im Team des regierenden pazifischen Champions, hatte auch deshalb im Vorfeld den Vergleich vom Kampf Davids gegen Goliath bemüht. Kommen die Davids jedoch daher wie der 1,96 Meter große, 126 Kilo schwere 27 Jährige, gerät dieses Bild aber in gehörige Schieflage. Nadolo, der seine Brötchen bei den berühmten Crusaders in Neuseeland verdient, wird von der englischen Presse denn auch als fliegender, mit Blei gefüllter Kleiderschrank beschrieben. Typischerweise findet ein Mensch mit solchen Ausmaßen im Rugby in einer Forward-Position sein Zuhause. Nicht so Nadolo, der lieber auf dem Flügel umherstürmt und dort, einmal im Rollen, auch kaum mehr zu bremsen ist. An Außergewöhnlichem noch nicht genug, ist der Gigant auch noch in der Lage, den Ball als Kicker mit zärtlicher Finesse zwischen die Goalstangen zu befördern. Nadolo und seine Kollegen, die ganz überwiegend in europäischen Ligen engagiert sind, hatten etwas gut zu machen. Die miserablen Auftritte Fidschis bei der WM 2011 waren der stolzen Rugby-Nation nicht würdig gewesen. In der Anfangsphase des Spiels vor über 80.000 Zuschauern deutete jedoch alles nach einer gemähten Wiese für England hin. In der 13. Minute gelang der schnellste Try der WM-Geschichte: Fidschi war nicht in der Lage, das kraftvoll nach vorne drängende englische Maul den Regeln entsprechend aufzuhalten. Nach 22 Minuten lag der ganz in ungewohntes Rot gewandete Favorit bereits mit 15:0 in Führung, ein schrecklich schief gegangenes Lineout Fidschis hatte dessen zweiten Try durch Mike Brown eingeleitet. Dann jedoch trat Nadolo in Aktion, wuchtete seinen Luxuskörper hoch in die Luft, und fing einen von Flyhalf Ben Volavola herrlich quer über das Feld geschickten Kick hart bedrängt herunter: die ersten Punkte für Fidschi. Das Erfolgserlebnis verlieh dem Team nun Schwung und Selbstvertrauen, während bei England mehr und mehr Sand ins Getriebe rieselte. Fidschi setzte alles daran, das Spiel so flüssig wie möglich zu gestalten, den Ball schnellstmöglich durch die eigenen Reihen wandern zu lassen. Das ist zwar risikoreich, behagte dem Gegner aber wenig. Darüber hinaus erlaubten sich die Mannen von Coach Stuart Lancaster auch viel zu viele Ballverluste und wirkten im Scrum verwundbar. Auch ein Penalty von George Ford zum 18:8 kurz vor der Halbzeit konnte die Nerven nicht beruhigen. Nach dem Seitenwechsel setzten sich die Schlampigkeiten fort – auf beiden Seiten. Es sprach jedoch klar für den überraschend diszipliniert verteidigenden Außenseiter, dass England zu strukturierten Offensivaktionen weiterhin nicht in der Lage war. 20 Minuten lang ging es eher wüst hin und her, ehe ein Penalty von Volavola Fidschis Rückstand auf nur noch sieben Punkte verringerte. Davor hatte bereits Nadolo zwei solcher Versuche nicht nützen können. Die Mienen auf den Rängen des Nationalstadions im Südwesten von London wurden besorgter, nicht nur bei Lancaster. Es kam England in dieser kritischen Situation sehr zupass, dass der eingewechselte Owen Farrell quasi im Gegenzug mit ebenfalls drei Punkten kontern konnte. Die Gastgeber rissen sich nun endlich zusammen, und mit Browns zweitem Try war die Entscheidung gefallen. Fidschi, durch immensen Einsatz sichtlich ermüdet, konnte nun nicht mehr dagegen halten. In den Schlussminuten setzte England alles daran, auch noch den einen Bonuspunkt versprechenden vierten Versuch zu legen. Das Unterfangen gelang in der Nachspielzeit, als Billy Vunipola sich durch eine Masse verzweifelt verteidigender Opposition wuchtete. Die Szene war unübersichtlich, es blieb dem Television Match Official (vulgo: Video-Schiedsrichter) vorbehalten, das Geschehene für gut zu befinden. Der Ball hatte die Linie erreicht, die Berührung eines einzigen weiß gekalkten Grashalms ist dafür ausreichend. Englands nächster Job wird nicht leichter und heißt Wales, für Fidschis Treffen mit Australien gilt nämliches. (Michael Robausch 19.9. 2015) Rugby-WM, Gruppe A: England – Fidschi 35:11 (18:8) England – Tries: Mike Brown (22, 72), Billy Vunipola (81) Penalty Try: (13); Conversions: George Ford (13), Owen Farrell (74, 85) Penalty Goals: George Ford (3, 34), Owen Farrell (68) Fidschi – Try: Nemani Nadolo (30) Penalty Goals: Nemani Nadolo (36), Ben Volavola (64)
4Sport
Schulz: Auch der türkische Präsident muss mit Satire leben können. Berlin/Straßburg – EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hat den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan scharf kritisiert. Es ist nicht hinnehmbar, dass der Präsident eines anderen Landes verlangt, dass wir in Deutschland demokratische Rechte einschränken, weil er sich karikiert fühlt, sagte der SPD-Politiker der Zeitung Bild am Sonntag. Satire ist ein Grundelement der demokratischen Kultur. Politiker müssten damit leben, auch der türkische Staatspräsident. Die Türkei hat sich mehrfach wegen einer ARD-Satire beschwert, in der Erdogan wegen seines Vorgehens gegen die Meinungs- und Pressefreiheit verspottet wird. Der Umgang der Regierung in Ankara mit oppositionellen Medien wird seit längerem international kritisiert. So wurden die Zeitung Zaman wie auch die Nachrichtenagentur Cihan unter staatliche Zwangskontrolle gestellt. Zudem läuft ein Prozess gegen Cumhuriyet-Journalisten, denen Spionage vorgeworfen wird. Wir dürfen zu Grundrechtsverletzungen in der Türkei nicht schweigen, nur weil wir in der Flüchtlingsfrage zusammenarbeiten, sagte Schulz.
6Etat
Der Energiestreit zwischen Kiew und Moskau geht in die nächste Runde und könnte auch Westeuropa treffen. Kiew/Moskau – Russland hat die Gaslieferungen in die Ukraine eingestellt. Der ukrainische Konzern Naftogas habe die gesamte Gasmenge, die Kiew bezahlt habe, aus dem Pipelinesystem entnommen, sagte Gazprom-Chef Alexej Miller. Eine neue Vorauszahlung ist nicht eingegangen, daher werden die Lieferungen bis zum Eintreffen neuer Zahlungen von Seiten des ukrainischen Konzerns eingestellt, fügte er hinzu. Beide Seiten hatten sich erst im September auf Vermittlung der Europäischen Union auf Umfang und Preis der Lieferungen für den laufenden Winter geeinigt. Demnach muss die Ukraine für 1000 Kubikmeter russischen Gases 227,40 Dollar zahlen. Insgesamt hat Russland für 454 Millionen Dollar rund zwei Milliarden Kubikmeter geliefert. Ende Oktober wurden dann in der Ukraine die Heizungen angestellt. Die in den unterirdischen Speichern gelagerte Gasmenge hat sich in der Zwischenzeit um 600 Millionen auf 16,48 Milliarden Kubikmeter verringert. Laut Miller braucht die Ukraine mindestens 19 Milliarden Kubikmeter in den Speichern, um selbst durch den Winter zu kommen und den Transit russischen Gases nach Europa sicher stellen zu können. Im Winter 2006 hatte es nach einem ukrainisch-russischen Gasstreit kurzzeitig auch Versorgungsprobleme in Europa gegeben. Miller sprach auch am Mittwoch von ernsten Risiken für die Versorgung Westeuropas. In Kiew wird wie üblich anders gerechnet als in Moskau: Der Pipelinebetreiber UkrTransgas, Tochter von Naftogas, habe noch nicht alles bekommen, was bezahlt worden sei, teilte der Pressechef des Konzerns Maxim Beljawski am Mittwoch mit. UkrTransgas rechne daher noch auf fünf Millionen Kubikmeter russisches Gas, sagte Beljawski. Neue Zahlungen wird es hingegen nicht geben. Hatte Energieminister Wladimir Demtschischin Anfang der Woche noch erklärt, Kiew wolle bis Jahresende auf den Zukauf russischen Gases verzichten und so lange von den Speicherreserven zehren, so wurde Ministerpräsident Arseni Jazenjuk noch kategorischer. Er erklärte am Mittwoch gar, die Regierung habe Naftogas verboten, weiter russisches Gas zu importieren. Die Russen haben das verwechselt: Nicht sie haben aufgehört, uns Gas zu liefern, sondern wir haben aufgehört, welches zu kaufen, sagte Jazenjuk. Der Premier begründete das Verbot mit niedrigeren Gaspreisen westlicher Anbieter. Zudem sei der Gasverbrauch in der Ukraine um 20 Prozent zurückgegangen, fügte er hinzu. Der Rückgang beim Gasverbrauch hängt weniger mit Energiesparmaßnahmen zusammen als damit, dass die Wirtschaftsleistung der Ukraine eingebrochen ist, sagte Sergey Rozhenko, Moskauer Energieexperte des Ingenieurbüros Arup, dem Standard. Zudem sehe sich Kiew nicht mehr in der Verantwortung, den Gasverbrauch in den von Rebellen beherrschten Regionen Donezk und Luhansk zu finanzieren. Seinen Worten nach ist die erklärte Unabhängigkeit der Ukraine von russischer Energie trotzdem nur ein Taschenspielertrick. Die Ukraine bezieht russisches Gas einfach über den Umweg aus Europa. Tatsächlich haben in den vergangenen Jahren schon die Reverslieferungen aus der Slowakei und Ungarn deutlich zugenommen. Gazprom hat die Praxis in der Vergangenheit kritisiert und sogar mit Klagen gedroht. Russland und die Ukraine haben ihre Energiebeziehungen nicht nur beim Gas eingefroren: Nachdem vermutlich ukrainische Nationalisten und Krimtataren mit einem Sprengstoffanschlag die Stromverbindung zur Krim gekappt haben, liegt die Energieversorgung auf der vor von Russland annektierten Halbinsel immer noch weitgehend lahm. Russlands Präsident Wladimir Putin warf Kiew daraufhin vor, die Menschen zu drangsalieren. Als Gegenreaktion hat der russische Zoll bereits die Ausfuhr von Koks und Kohle an der ukrainischen Grenze gestoppt. Ladungen, die als Transit für Drittländer gedacht sind, seien von der Maßnahme nicht betroffen, heißt es.
3Wirtschaft
Deutschlands Wirtschaftsminister Gabriel will Übernahme von Kaiser's Tengelmann durch Edeka genehmigen. Hamburg/Mülheim – Die vom deutschen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) angedeutete Genehmigung der umstrittenen Übernahme von Kaisers Tengelmann durch die Supermarktkette Edeka entzweit in Deutschland Kartellrechts-Experten. Der Unionspolitiker Matthias Heider sagte der Welt am Sonntag, die absehbare Sondererlaubnis für das Zusammengehen der beiden Einzelhändler – unter harten Auflagen wie Job-Garantien – mache eine grundsätzliche Diskussion der angewandten Ministererlaubnis nötig: Es muss darüber nachgedacht werden, wie man den Beurteilungsspielraum des Wirtschaftsministers sinnvoll einschränkt. Gabriel hatte am vorigen Dienstag erklärt, den Deal zwischen Edeka und Kaisers Tengelmann gegen das Votum des Bundeskartellamts und der Monopolkommission erlauben zu wollen. Bedingung: Die rund 16.000 Arbeitsplätze bei Kaisers Tengelmann müssen mindestens fünf Jahre weitgehend gesichert und die Mitarbeiter tariflich bezahlt werden. Heider sieht das kritisch: Die von den Wettbewerbshütern festgestellte, drohende Machtkonzentration in der Branche dürfe nicht völlig unberücksichtigt bleiben. Es gibt mit Blick auf Gabriels Position aber auch Fürsprecher. Die Ministererlaubnis hat sich bewährt, denn die kartellrechtlich-fachliche und die politische Bewertung werden sehr klar getrennt, meinte der Leiter der Bucerius Law School in Hamburg, Michael Fehling. Das Bundeskartellamt hatte den Kauf der rund 450 Läden durch Edeka abgelehnt. Um das Veto auszuhebeln, beantragten die Supermarktketten bei Gabriel eine Ministererlaubnis. Edeka, Tengelmann sowie die Mitbewerber haben nun noch etwas mehr als eine Woche Zeit, um sich zu den Auflagen zu äußern. Danach wird Gabriel endgültig entscheiden.
3Wirtschaft
Die Landwirtschaft will die Schweiz nachahmen, wo die Herkunft von Produkten auf der Speisekarte steht. Wien – Die heimischen Bauern drängen auf eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung von Fleisch- und Eierprodukten in der österreichischen Gastronomie. Es soll draufstehen, was es ist. Wo das Schnitzel herkommt, fordert Landwirtschaftskammer-Präsident Hermann Schultes. Ob es sich etwa um Schweinefleisch aus Österreich oder Rindfleisch aus Rumänien handle. Als Vorbild sieht die Landwirtschaftskammer die Fleisch-Deklaration in der Schweiz, wo die Herkunft der Produkte auf der Speisekarte oder einem Aushang im Lokal verpflichtend bekanntgegeben werden muss. In Österreich gibt es bisher nur das freiwillige AMA-Gastrosiegel, das die Verwendung von heimischen Produkten bestätigt. Rund 2,5 Millionen Österreicher essen täglich außer Haus, etwa in Restaurants und Kantinen. Dort wo gekocht wird, erfährt der Kunde nicht mehr, wo es herkommt, sagte Schultes vor Journalisten bei der Wintertagung 2016 des Ökosozialen Forums am Montag in Wien. Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) verwies bei der landwirtschaftlichen Tagung auf den Erfolg der Qualitätsstrategie der österreichischen Bauern. Die Anzahl der Bio-Betriebe soll heuer um rund zehn Prozent nach oben gehen. Insgesamt hätten 1.953 Betriebe im Herbst 2015 den Neueinstieg in die Maßnahme Biologische Wirtschaftsweise des Agrarumweltprogramms ÖPUL beantragt. Nach der Prüfung der Anträge könnte es in Österreich also bald 21.500 Biobetriebe geben, nach zuvor 19.600 Betrieben im Jahr 2015. Für Rupprechter macht es keinen Sinn, wenn heimische bäuerliche Familienbetriebe am globalen Weltmarkt mit den großen Anbietern konkurrieren. Wichtig seien Spezialprodukte mit eindeutiger Spezialisierung und hoher Wertschöpfung. Als ein großes Problem der Agrarbranche bezeichnete der niederösterreichische Agrar-Landesrat und Präsident des Ökosozialen Forums, Stephan Pernkopf, das Preistief bei Milch und Schweinefleisch. Die beiden Branchen würden sehr stark unter den Niedrigpreisen leiden. Er halte aber nichts von gegenseitigen Schuldzuweisungen entlang der Lebensmittelkette. Billige Nahrungsmittel gehen immer auf Kosten anderer, betonte Pernkopf. Wer billig kaufe, unterstützte Sozialdumping, Umweltzerstörung und Tierleid. Die Wintertagung des Ökosozialen Forums widmet sich heuer von 08. bis 12. Februar in österreichweit 11 Veranstaltungen dem Thema Billig gibts nicht. Irgendwer zahlt immer (drauf)!. Als weiteres wichtiges Ziel der Agrarpolitik sieht Pernkopf die Erhöhung des Selbstversorgungsgrades, etwa bei Putenfleisch, Fisch und pflanzlichen Ölen. Da brauchen wir Innovationen. Die ÖVP-Europaabgeordnete Elisabeth Köstinger berichtete bei der Tagung über geplante Änderungen des EU-Agrarkommissars Phil Hogan bei der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU. Bei den Fördergelder-Anträgen soll es künftig eine Nachfrist von 35 Tagen geben, bei welcher der einzelne Bauer noch Änderungen machen kann. Landwirte würden derzeit viel Zeit mit den komplizierten Anträgen verbringen. Einfache Fehler sind grundsätzlich keine Straftat, betonte Köstinger. Auch gebe es eine Taskforce der EU gegen Preisdumping bei landwirtschaftlichen Produkten, die im Herbst einen Bericht vorlegen soll. Milch und Fleisch würden von Supermarktketten manchmal unter dem Einstandspreis verkauft und als Lockartikel verwendet. Im Eingangsbereich der Wintertagung im Austria Vienna Center demonstrierten am Montagvormittag knapp 100 Bauern und Unterstützer der Plattform Wir haben es satt! für eine ökologische und sozial gerechte Agrarwende. Mit dem Läuten von Kuhglocken und Blasmusik versuchten sie auf ihre Anliegen aufmerksam zumachen. Zur Plattform gehören unter anderem AgrarAttac, GLOBAL 2000, Greenpeace, Grüne Bäuerinnen und Bauern, IG-Milch und das Welthaus Diözese Graz-Seckau.
3Wirtschaft
Verträge von Teamchef Storck und seiner Assistenten verlängert – Norwegen nach verpasster EM selbstkritisch: "Wirken zurzeit wie eine Juniorenmannschaft". Budapest – Bernd Storck bleibt Trainer der ungarischen Nationalmannschaft. Am Tag nach dem Erfolg in den EM-Playoffs gegen Norwegen (1:0/2:1) einigte sich der Verband mit dem 52-Jährigen und seinen Co-Trainern Andreas Möller und Holger Gehrke auf eine Zusammenarbeit bis zum Ende des Turniers in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli 2016). Herr Storck hat außergewöhnlich gute Arbeit geleistet. Wir planen langfristig mit ihm, sagte Ungarns Verbandspräsident Sandor Csanyi am Montag. Storck, seit März Ungarns Sportdirektor, hatte das Team im Sommer von Pal Dardai übernommen. Dardai sollte nicht gleichzeitig Hertha BSC in der deutschen Bundesliga und die ungarische Nationalelf trainieren. Die Verpflichtung von Möller war vor wenigen Wochen eine große Überraschung. Im Stab arbeitet zudem der Berliner Gehrke als Tormanntrainer. Gemeinsam schafften sie am Sonntag nun Ungarns erste Qualifikation für ein großes Turnier seit 1986, als die Auswahl es zur WM nach Mexiko geschafft hatte. 1972 war Ungarn zuletzt bei einer EM vertreten. Der Verband hat so viele Jahre finanziell so viel investiert, aber es kam nie etwas raus, sagte Storck. Europa, wir kommen!, titelte die Budapester Sportzeitung Mezeti Sport. Nach dem 1:0 im Hinspiel brachte Tamas Priskin die Ungarn am Sonntagabend mit seinem Führungstor schon in der 14. Minute endgültig auf EM-Kurs. Mit einem Eigentor in der 83. Minute besiegelte Markus Henriksen das Aus der Norweger. Der Treffer des Pechvogels zum 1:2-Endstand in der 87. Minute kam zu spät. Die Mannschaft hat sich das verdient. Wir wussten, dass die Norweger spielerisch besser sind, erklärte Möller. Dass die spielerische Überlegenheit nicht zu Norwegens erster EM-Teilnahme seit 2000 reichte, löste viel Kritik aus. Norwegens Coach Per Mathias Högmo wurde von den TV-Experten sogleich infrage gestellt. Wir sind gescheitert und das beweist nur, dass wir nicht gut genug sind, sagte Tormann Örjan Nyland, der beim deutschen Bundesliga-Aufsteiger Ingolstadt Konkurrent von Ramazan Özcan ist. Flügelspieler Pal Andre Helland wurde noch deutlicher: Wir wirken zurzeit wie eine Juniorenmannschaft.
4Sport
Einige Fehlerbehebungen und Updates – bessere Hardware-Unterstützung. ElementaryOS Freya hat ein umfassendes Update erhalten. Die Linux-Distribution auf Ubuntu 14.04.-Basis, die vielerorts als das Mac OS der Linux-Welt bezeichnet wird, gibt es nun in der Version 0.3.1. Integriert wurde bereits der aktuelle Hardware Enablement Stack aus Ubuntu 14.04.3, wodurch eine bessere Hardware-Unterstützung gegeben ist. Neben einigen Fehlerbehebungen wurde auch optimiert: Unter anderem hat das Update eine bessere UEFI-Unterstützung mit sich gebracht. Aktualisiert wurde auch die mitgelieferte Software – darunter der Dateimanager, Browser Midori und Mail-Client Geary. Die Konfiguration der Systemsprache wurde außerdem überarbeitet. Übersetzungen sollen nun vollständiger sein. Weitere Updates und Neuerungen sind im Blog der Projekt-Website nachzulesen. Mittels Paketverwaltung können Freya 0.3-Nutzer das Update installieren. Ein Live-Image der neuesten Version steht zudem zum Download bereit.
0Web
Grafisch aufpolierter Arcade-Racer setzt auf bekannte Stärken. The temperature is rising up, up – so hot. And Im burning down. Kurve, Kurve, Boost, Looping, Tunnel, Sprung. Repeat. Pyromania, Pyromania-oow, Pyromania, a-a-a-oow.... Es ist einige Jahre her, da saß ich mitten im Sommer vor meinem Gaming-Laptop, starrte mit ehrgeizigem Blick auf dessen Display und betätigte mit einer Mischung aus Verve und beinahe zärtliche Behutsamkeit die Pfeiltasten. 22 Sekunden, 13 Hundertstel. Wieder an den Top 3 vorbei. Während im Hintergrund Cascadas monotoner, aber leider sehr einprägsamer, Song immer und immer wieder aus den Boxen erklang – der Serveradmin hatte keine anderen Werke in der Playlist – ärgerte ich mich grün und blau, wieder irgendwo am Start die entscheidenden paar Sekundenbruchteile liegen gelassen zu haben. Das Spiel hieß Trackmania – welcher der mittlerweile zahlreichen Teile des Games es war, könnte ich nicht mehr mit Sicherheit sagen. Mit Trackmania Turbo hat Hersteller Nadeo nun unter Schirmherrschaft von Ubisoft einen neuen Teil auf Xbox One, PlayStation 4 und Windows ins Rennen geschickt. Zeit den Rennfahrerhelm wieder anzuziehen und mal wieder eine Runde zu drehen. Eine Solokarriere schickt den Spieler über verschiedene Strecken auf die Jagd nach Mindestbestzeiten. Ein Modus, der sich besonders für Neulinge und Eingerostete eignet, sich mit der Steuerung und vor allem der Fahrphysik bekannt zu machen. Kontrolliert wird der eigene Wagen mit vier Tasten, was selbsterklärend sein dürfte. Physikalisch bemüht sich das Spiel wie immer, so viel Realismus zuzulassen, wie ein Arcade-Rennspiel mit Tendenz zu wahnwitzigem Streckendesign es eben verträgt. Und in der Tat, man hat auch bei Loopings oder Überkopf-Fahrten stets das Gefühl, so etwas wie ein Auto zu lenken. Und zwar ein sehr schnelles mit Reifen, von denen Formel 1-Rennställe bislang nur träumen können. Grafisch erscheint Trackmania Turbo einen Tick realistischer als frühere Teile und leiht sich gleichzeitig etwas den Stil verwandter Games aus früheren Jahrzehnten. Als Urvater des Genres an sich lässt sich übrigens Stunt Car Racer der einstigen Spieleschmiede MicroProse identifizieren, die Autos im 2016er-Ableger sehen jenen aus dem Klassiker nicht ganz unähnlich. Ebenfalls alleine angehen kann man auch einzelne Herausforderungen, die von anderen Spielern hochgeladen wurden. Doch das Game ist primär nicht dafür gedacht, solo auf den teils wahnwitzigen Strecken zu rasen. Was Trackmania groß gemacht hat und weiterhin groß macht, ist die einfache Multiplayer-Wettfahrt. Auf diversen Servern (oder lokal im Splitscreen mit maximal vier Teilnehmern) lässt es sich gegen andere Spieler antreten, wobei keine Rennen im klassischen Sinne gefahren werden. So lange die Zeit läuft, kann jeder auf dem aktuellen Kurs (auf dem Start und Ziel üblicherweise getrennt sind) versuchen, eine Bestzeit aufzustellen. Dabei sieht man auch anderen Fahrern beim Scheitern und Gelingen zu, ihre Autos sind transparent und man kollidiert nicht mit ihnen. Wer sich gut schlägt, wird nach Ende des Countdowns in den drei Rangstufen (Bundesland, Land, Global) befördert. Gleichzeitig kann man sich auch per Chat mit anderen Spielern unterhalten – wie damals zeigt die Trackmania-Community dabei meist ein sympathisches Gesicht. Der Weg zur Spitze auf dem Asphalt ist immer zuverlässig der selbe: Man crasht mit seinem Auto so lange in unerwartet enge Kurven oder befördert es mit schlecht getimten Sprüngen ins Gemüse, bis man die Strecke einigermaßen auswendig gelernt hat. Ab dann entscheidet erst hauptsächlich die eigene Fahrkunst. Die Jagd nach immer besseren Platzierungen vermag dabei lange zu motivieren, was auch an der Streckenvielfalt liegt. Trackmania Turbo bringt, ganz in der Tradition der Serie, einen Trackbuilder mit, mit dem man selbst mehr oder weniger irre Kurse zusammenstellen und mit dem Rest der Welt teilen kann. Freilich kann man online auch auf die eine oder andere verkorkste Herausforderung stoßen, externes Feedback kann aber leicht eingeholt werden, denn nach jeder Runde können Spieler auf einem Server angeben, ob ihnen die Strecke gefallen hat, oder nicht. Der Editor selbst ist mächtig, allerdings nicht sonderlich gut zu bedienen. Hier merkt man als PC-Spieler, dass das Rennspiel eigentlich eine portierte Konsolenversion ist. Immerhin, Streckenteile, die nicht zum zuletzt gelegten Abschnitt passen, werden automatisch ausgegraut. Nichtsdestotrotz ist einige Einarbeitung von Nöten, ehe man mehr zustande bringt, als einfache, flache Kurse. Während Trackmania Turbo in Sachen Soundeffekten solide Unterhaltung bietet, kann man das von der musikalischen Begleitung leider nicht sagen. Gar sehr belanglos utz-utz-utzen verschiedene sehr basslastige Titel im Hintergrund vor sich hin. Der Rhythmus mag es erleichtern, sich auf die Steuerungsabfolge einer Strecke zu konzentrieren, zur Stimmung tragen die Songs kaum etwas bei. Ein Manko, das sich leicht beheben lässt. Ganz im Gegensatz zu der Tatsache, dass die größte Stärke des neuen Trackmania auch sein größtes Problem ist. Das Game bietet im Kern alles, was man schon von den bisherigen Sprösslingen der Reihe kennt. Mehr allerdings nicht, wenn man von ein paar (scheinbar) neuen Bauelementen und dem grafischen Fortschritt absieht. Der letzte große Release der Serie ist fünf Jahre her. Bedenkt man, dass der Titel mit 40 Euro billiger ist, als viele jährliche Sportspiel-Ausführungen, die ebenfalls selten große Neuerungen mitbringen, machen Fans sicherlich keinen Fehler, wenn sie zuschlagen. Wer die Reihe kennt und nicht unbedingt mehr vom Gleichen haben muss, verpasst aber auch nicht all zu viel. Für sich allein stehend ist Trackmania Turbo ein sehr zugänglicher Arcade-Racer, der dank des Onlinemodus und Strecken aus der Community lange unterhalten kann. Zumindest wenn man die seichte Spielmusik abdreht und auf Songs des eigenen Geschmacks zurückgreift. Statt Cascada gibt bei mir nun Megadeth den Takt vor.
0Web
Österreichs Top-Duo zeigt vor der Heim-EM in Klagenfurt mit einer starken Leistung auf. Österreichs Beach-Volleyball-Top-Duo Clemens Doppler/Alexander Horst hat mit dem zweitbesten Ergebnis seiner Karriere eine sehr gute Generalprobe für die Heim-EM in Klagenfurt abgeliefert. Die ÖVV-Paarung holte beim Grand-Slam-Turnier in Yokohama nach einer Halbfinal-Niederlage gegen die brasilianischen Weltmeister Alison/Bruno noch den dritten Rang. Zwar ging das Semifinale gegen die Favoriten trotz einer 16:13-Führung im zweiten Satz mit 0:2 (-14,-18) verloren, doch dann hatten Doppler/Horst im Spiel um Platz drei den längeren Atem. Sie besiegten die Russen Semenow/Krasilnikow mit 2:0 (17,16). Es ist eine verdiente Medaille hier auf der World Tour. Die Bedingungen hier waren sicher nicht unsere und wir haben es trotzdem auf das Podest geschafft. Ich bin überglücklich, freute sich Doppler und Horst ergänzte: Wir hatten nach dem Semifinale eine Stunde mehr Zeit zu regenerieren und das hat uns den Sieg gebracht. Zufrieden war auch Coach Robert Nowotny: Der Wille war zu sehen, die Jungs wollten diese Medaille. Das Heimteam, im Vorjahr EM-Dritter, will nun am späten Montagabend in Klagenfurt eintreffen.
4Sport