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6B_1114_2018_2020_02_20_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 20. Februar 2020
Embargo: 20. Februar 2020, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 29. Januar 2020 (6B_1114/2018)
Üble Nachrede durch "liken" oder teilen eines Facebook-Beitrags
Das Drücken des "Gefällt mir"- oder "Teilen"-Buttons für einen ehrverletzenden Beitrag auf Facebook kann eine tatbestandsmässige Handlung darstellen, wenn der
Beitrag dadurch einem Dritten mitgeteilt wird. Das Bundesgericht bestätigt in diesem
Punkt einen Entscheid des Obergerichts des Kantons Zürich. Allerdings muss das
Obergericht im konkreten Fall nochmals prüfen, ob die weiterverbreiteten Inhalte tatsächlich eine üble Nachrede darstellen.
Das Obergericht des Kantons Zürich hatte den Mann 2018 wegen mehrfacher übler
Nachrede zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt. Ihm wurde zunächst angelastet, in
einem selbstverfassten Mail und einem eigenen Facebook-Kommentar ehrverletzende
Aussagen zu Lasten einer Drittperson gemacht zu haben; weiter habe er unter
Facebook-Beiträge anderer, in denen der fraglichen Drittperson rechtes, "braunes" sowie antisemitisches Gedankengut vorgeworfen wurde, eine "Gefällt mir"- oder "Teilen"Markierung gesetzt. Damit habe er eine üble Nachrede "weiterverbreitet". Der Verurteilte
erhob Beschwerde ans Bundesgericht.
Gemäss dem Urteil des Bundesgerichts gilt die Weiterverbreitung einer üblen Nachrede
im Sinne von Artikel 173 Ziffer 1 Absatz 2 des Strafgesetzbuches (StGB) als eigenständiges Delikt. Sowohl das Drücken des "Gefällt mir"-Buttons, als auch das Drücken des
"Teilen"-Buttons auf Facebook können zur besseren Sichtbarkeit und damit zur Verbreitung des markierten Beitrags im sozialen Netzwerk führen. Ob jedoch tatsächlich eine
strafbare Weiterverbreitungshandlung vorliegt, bedarf einer Betrachtung im Einzelfall.
Von Gesetzes wegen ist dazu erforderlich, dass der "gelikte" oder geteilte Beitrag einem
Dritten mitgeteilt wird; das Delikt ist erst vollendet, wenn der weiterverbreitete Vorwurf
für einen Dritten sichtbar und von diesem wahrgenommen wird. Dies hängt einerseits
von der Pflege des Newsfeeds bzw. dem Algorithmus des sozialen Netzwerkdienstes
ab, andererseits von den persönlichen Einstellungen der Nutzerinnen und Nutzer. Im
vorliegenden Fall steht fest, dass die "gelikten" und geteilten Nachrichteninhalte an Personen gelangt sind, die nicht dem Abonnentenkreis des Ursprungsautors angehörten.
Das Obergericht ist damit zu Recht davon ausgegangen, dass der Tatbestand des
Weiterverbreitens grundsätzlich erfüllt ist. Im Ergebnis heisst das Bundesgericht die Beschwerde dennoch gut und weist die Sache zu neuem Entscheid zurück ans Obergericht. Es hat den Beschuldigten bisher zu Unrecht von der Möglichkeit ausgeschlossen, die Wahrheit der fraglichen Vorwürfe zu beweisen.
Nicht zu klären hatte das Bundesgericht im Rahmen der vorliegenden Beschwerde, ob
Facebook als "Medium" im Sinne von Artikel 28 StGB zu qualifizieren wäre. Gemäss der
Bestimmung ist bei einer strafbaren Handlung, begangen durch die Veröffentlichung in
einem Medium, grundsätzlich nur der Autor des fraglichen Beitrags strafbar ("Medienprivileg").
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 20 février 2020
Embargo : 20 février 2020, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 29 janvier 2020 (6B_1114/2018)
Diffamation par « like » ou partage d'une publication Facebook
Activer le bouton « j'aime » ou « partager » d'une publication attentatoire à l'honneur
sur Facebook peut constituer une infraction si la publication est ainsi communiquée
à un tiers. Le Tribunal fédéral confirme sur ce point un jugement du Tribunal
cantonal du canton de Zurich. Ce dernier devra réexaminer si, en l'espèce, ce sont
bien des propos diffamatoires que l'accusé a propagés.
En 2018, le Tribunal cantonal du canton de Zurich a condamné un homme à une peine
pécuniaire avec sursis pour diffamation répétée. On lui avait tout d'abord reproché de
s'être exprimé de manière attentatoire à l'honneur d'un tiers dans un courrier électronique qu'il avait lui-même rédigé ainsi que dans un commentaire personnel sur
Facebook ; il aurait aussi activé la fonction « j'aime » ou « partager » au pied de publications d'autres personnes, dans lesquelles il était reproché au tiers en question des
idées de droite, « brunes » et antisémites. Il aurait ainsi « propagé » des propos diffamatoires. Le condamné a recouru au Tribunal fédéral.
Selon l'arrêt du Tribunal fédéral, la propagation de propos diffamatoires au sens de
l'article 173 chiffre 1 alinéa 2 du Code pénal (CP) constitue un délit à part entière. L'activation dans Facebook des boutons tant « j'aime » que « partager » peut améliorer la
visibilité et, partant, contribuer à la diffusion au sein du réseau social du contenu marqué. La réalité d'une telle propagation doit toutefois être appréciée au cas par cas. La loi
exige, à cet égard, que le contenu partagé ou « liké » soit communiqué à un tiers ; le
délit n'est consommé qu'une fois que le reproche propagé est devenu visible pour un
tiers et a été perçu par ce dernier. Cela dépend, d'une part, de la maintenance du fil
d'actualité respectivement de l'algorithme des services du réseau social et, d'autre part,
des paramètres de l'utilisatrice ou de l'utilisateur. En l'espèce, il est établi que les
contenus « likés » et partagés ont atteint des personnes ne faisant pas partie du cercle
des abonnés de l'auteur initial. Le Tribunal cantonal est ainsi parti à bon droit que
l'élément constitutif de la propagation était en principe réalisé. En définitive, le Tribunal
fédéral admet toutefois le recours et renvoie la cause aux Tribunal cantonal afin qu'il se
prononce à nouveau, parce qu'il a jusque là refusé à tort à l'accusé la possibilité de
prouver la réalité des reproches litigieux.
Le Tribunal fédéral n'a pas été amené, dans le cadre de ce recours, à préciser si
Facebook constitue un « média » au sens de l'article 28 CP. Conformément à cette
norme, en principe, seul l'auteur est punissable lorsqu’une infraction a été commise
sous forme de publication par un média (« privilège des médias »).
| 2 |
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6B_1114_2018_2020_02_20_T_{lang} | Lausanne, 20. Februar 2020
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 29. Januar 2020 (6B_1114/2018)
Üble Nachrede durch "liken" oder teilen eines Facebook-Beitrags
Das Drücken des "Gefällt mir"- oder "Teilen"-Buttons für einen ehrverletzenden Beitrag auf Facebook kann eine tatbestandsmässige Handlung darstellen, wenn der
Beitrag dadurch einem Dritten mitgeteilt wird. Das Bundesgericht bestätigt in diesem
Punkt einen Entscheid des Obergerichts des Kantons Zürich. Allerdings muss das
Obergericht im konkreten Fall nochmals prüfen, ob die weiterverbreiteten Inhalte tatsächlich eine üble Nachrede darstellen.
Das Obergericht des Kantons Zürich hatte den Mann 2018 wegen mehrfacher übler
Nachrede zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt. Ihm wurde zunächst angelastet, in
einem selbstverfassten Mail und einem eigenen Facebook-Kommentar ehrverletzende
Aussagen zu Lasten einer Drittperson gemacht zu haben; weiter habe er unter
Facebook-Beiträge anderer, in denen der fraglichen Drittperson rechtes, "braunes" sowie antisemitisches Gedankengut vorgeworfen wurde, eine "Gefällt mir"- oder "Teilen"Markierung gesetzt. Damit habe er eine üble Nachrede "weiterverbreitet". Der Verurteilte
erhob Beschwerde ans Bundesgericht.
Gemäss dem Urteil des Bundesgerichts gilt die Weiterverbreitung einer üblen Nachrede
im Sinne von Artikel 173 Ziffer 1 Absatz 2 des Strafgesetzbuches (StGB) als eigenständiges Delikt. Sowohl das Drücken des "Gefällt mir"-Buttons, als auch das Drücken des
"Teilen"-Buttons auf Facebook können zur besseren Sichtbarkeit und damit zur Verbreitung des markierten Beitrags im sozialen Netzwerk führen. Ob jedoch tatsächlich eine
strafbare Weiterverbreitungshandlung vorliegt, bedarf einer Betrachtung im Einzelfall.
Von Gesetzes wegen ist dazu erforderlich, dass der "gelikte" oder geteilte Beitrag einem
Dritten mitgeteilt wird; das Delikt ist erst vollendet, wenn der weiterverbreitete Vorwurf
für einen Dritten sichtbar und von diesem wahrgenommen wird. Dies hängt einerseits
von der Pflege des Newsfeeds bzw. dem Algorithmus des sozialen Netzwerkdienstes
ab, andererseits von den persönlichen Einstellungen der Nutzerinnen und Nutzer. Im
vorliegenden Fall steht fest, dass die "gelikten" und geteilten Nachrichteninhalte an Personen gelangt sind, die nicht dem Abonnentenkreis des Ursprungsautors angehörten.
Das Obergericht ist damit zu Recht davon ausgegangen, dass der Tatbestand des
Weiterverbreitens grundsätzlich erfüllt ist. Im Ergebnis heisst das Bundesgericht die Beschwerde dennoch gut und weist die Sache zu neuem Entscheid zurück ans Obergericht. Es hat den Beschuldigten bisher zu Unrecht von der Möglichkeit ausgeschlossen, die Wahrheit der fraglichen Vorwürfe zu beweisen.
Nicht zu klären hatte das Bundesgericht im Rahmen der vorliegenden Beschwerde, ob
Facebook als "Medium" im Sinne von Artikel 28 StGB zu qualifizieren wäre. Gemäss der
Bestimmung ist bei einer strafbaren Handlung, begangen durch die Veröffentlichung in
einem Medium, grundsätzlich nur der Autor des fraglichen Beitrags strafbar ("Medienprivileg").
| Lausanne, le 20 février 2020
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 29 janvier 2020 (6B_1114/2018)
Diffamation par « like » ou partage d'une publication Facebook
Activer le bouton « j'aime » ou « partager » d'une publication attentatoire à l'honneur
sur Facebook peut constituer une infraction si la publication est ainsi communiquée
à un tiers. Le Tribunal fédéral confirme sur ce point un jugement du Tribunal
cantonal du canton de Zurich. Ce dernier devra réexaminer si, en l'espèce, ce sont
bien des propos diffamatoires que l'accusé a propagés.
En 2018, le Tribunal cantonal du canton de Zurich a condamné un homme à une peine
pécuniaire avec sursis pour diffamation répétée. On lui avait tout d'abord reproché de
s'être exprimé de manière attentatoire à l'honneur d'un tiers dans un courrier électronique qu'il avait lui-même rédigé ainsi que dans un commentaire personnel sur
Facebook ; il aurait aussi activé la fonction « j'aime » ou « partager » au pied de publications d'autres personnes, dans lesquelles il était reproché au tiers en question des
idées de droite, « brunes » et antisémites. Il aurait ainsi « propagé » des propos diffamatoires. Le condamné a recouru au Tribunal fédéral.
Selon l'arrêt du Tribunal fédéral, la propagation de propos diffamatoires au sens de
l'article 173 chiffre 1 alinéa 2 du Code pénal (CP) constitue un délit à part entière. L'activation dans Facebook des boutons tant « j'aime » que « partager » peut améliorer la
visibilité et, partant, contribuer à la diffusion au sein du réseau social du contenu marqué. La réalité d'une telle propagation doit toutefois être appréciée au cas par cas. La loi
exige, à cet égard, que le contenu partagé ou « liké » soit communiqué à un tiers ; le
délit n'est consommé qu'une fois que le reproche propagé est devenu visible pour un
tiers et a été perçu par ce dernier. Cela dépend, d'une part, de la maintenance du fil
d'actualité respectivement de l'algorithme des services du réseau social et, d'autre part,
des paramètres de l'utilisatrice ou de l'utilisateur. En l'espèce, il est établi que les
contenus « likés » et partagés ont atteint des personnes ne faisant pas partie du cercle
des abonnés de l'auteur initial. Le Tribunal cantonal est ainsi parti à bon droit que
l'élément constitutif de la propagation était en principe réalisé. En définitive, le Tribunal
fédéral admet toutefois le recours et renvoie la cause aux Tribunal cantonal afin qu'il se
prononce à nouveau, parce qu'il a jusque là refusé à tort à l'accusé la possibilité de
prouver la réalité des reproches litigieux.
Le Tribunal fédéral n'a pas été amené, dans le cadre de ce recours, à préciser si
Facebook constitue un « média » au sens de l'article 28 CP. Conformément à cette
norme, en principe, seul l'auteur est punissable lorsqu’une infraction a été commise
sous forme de publication par un média (« privilège des médias »).
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6B_114_2019_2020_03_12_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 12. März 2020
Embargo: 12. März 2020, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteile vom 26. Februar 2020 (6B_114/2019, 6B_169/2019)
Propaganda-Videos des IZRS: Freispruch von zwei IZRS-Vorstandsmitgliedern aufgehoben – Verurteilung von drittem Vorstandsmitglied bestätigt
Das Bundesgericht hebt den Freispruch von zwei Vorstandsmitgliedern des Vereins
"Islamischer Zentralrat Schweiz" (IZRS) durch das Bundesstrafgericht im Zusammenhang mit zwei Propaganda-Videos auf. Es heisst die Beschwerde der Bundesanwaltschaft (BA) gut und weist die Sache zu neuem Entscheid ans Bundesstrafgericht
zurück. Die Beschwerde eines dritten Vorstandsmitglieds des IZRS, das vom
Bundesstrafgericht verurteilt wurde, weist das Bundesgericht ab.
Der IZRS hatte im November 2015 auf seinem Youtube-Kanal einen Film veröffentlicht,
in dem ein Interview mit dem Anführer des syrischen Ablegers der terroristischen Organisation Al-Qaïda gezeigt wurde. Ein zweiter Film (deutscher Titel: "Die wahrhaftige
Morgendämmerung") wurde im Dezember 2015 in einem Hotel in Winterthur aufgeführt
und anschliessend ebenfalls auf dem Youtube-Kanal des IZRS veröffentlicht. Die Filme
wurden auch über die sozialen Netzwerke des IZRS bekannt gemacht. Die BA erhob
2017 Anklage gegen drei Vorstandsmitglieder des IZRS. Ihnen wurde vorgeworfen, gegen das Bundesgesetz über das Verbot der Gruppierungen "Al-Qaïda" und "Islamischer
Staat" sowie verwandter Organisationen verstossen zu haben, indem sie die Filme
hergestellt (Vorwurf betrifft nur einen Beschuldigten), veröffentlicht und aktiv beworben
hätten. Durch die Veröffentlichung der Propaganda-Videos habe der Anführer des syrischen Ablegers der Al Qaïda eine Plattform erhalten, um seine Person und die Ideologie
der von ihm vertretenen Al-Qaïda vorteilhaft darzustellen und zu propagieren. Das Bundesstrafgericht sprach ein Vorstandsmitglied im Juni 2018 in fünf von sechs Anklagepunkten schuldig und verurteilte es zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 20 Monaten.
Die beiden anderen Vorstandsmitglieder sprach es frei. Die BA erhob gegen die Freisprüche Beschwerde ans Bundesgericht. Der Verurteilte erhob ebenfalls Beschwerde.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde der BA gut, hebt das Urteil des Bundesstrafgerichts bezüglich der beiden freigesprochenen Personen auf und weist die Sache in
dieser Hinsicht zu neuem Entscheid zurück an die Vorinstanz. Die Beschwerde des
Verurteilten weist das Bundesgericht ab. Die beiden Freisprüche hat das Bundesstrafgericht damit begründet, dass die Tatvorwürfe gegen die zwei Betroffenen in der
Anklageschrift nicht hinreichend umschrieben seien. Dies verletzt Bundesrecht. Im Teil
der Anklageschrift, der sich auf das verurteilte Vorstandsmitglied bezieht, sind die
vorgeworfenen Sachverhalte akribisch dargestellt. Die BA weist zu Recht darauf hin,
dass dieser Teil angesichts der Kritik des Bundesstrafgericht im Sinne eines "copy and
paste" bloss in die Teile der Anklageschrift betreffend die beiden anderen Beschuldigten
hätte eingefügt werden müssen. Eine solche Forderung stellt einen übertriebenen
Formalismus dar. Die Wiederholung würde zu einer blossen Aufblähung der Anklageschrift führen. Aus der Gesamtbetrachtung der Anklageschrift ergibt sich jedenfalls ohne
Weiteres, welche Taten den beiden vom Bundesstrafgericht freigesprochenen Personen
vorgeworfen werden. Auch hinsichtlich des Modus Operandi unterscheidet die Anklage
die von den Betroffenen jeweils organisierten Propaganda-Aktionen oder vorgenommenen Werbehandlungen hinreichend präzise. In Bezug auf die verurteilte Person hat das
Bundesstrafgericht kein Bundesrecht verletzt, wenn es zum Schluss gekommen ist,
dass sie mit Vorsatz gehandelt hat.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 12 mars 2020
Embargo : 12 mars 2020, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêts du 26 février 2020 (6B_114/2019, 6B_169/2019)
Vidéos de propagande du CCIS : acquittement de deux membres
du comité du CCIS annulé – condamnation du troisième membre
du comité confirmée
Le Tribunal fédéral annule l'acquittement de deux membres du comité de l'association « Conseil central islamique suisse » (CCIS), prononcé par le Tribunal pénal
fédéral en lien avec deux vidéos de propagande. Il admet le recours du Ministère
public de la Confédération (MPC) et renvoie la cause au Tribunal pénal fédéral pour
nouvelle décision. Le recours d'un troisième membre du comité du CCIS, qui avait
été condamné par le Tribunal pénal fédéral, est rejeté par le Tribunal fédéral.
Le CCIS avait, en novembre 2015, sur sa chaîne Youtube, publié un film comprenant
une interview du chef de la branche syrienne de l'organisation terroriste Al-Qaïda. Un
second film (titre en français : « la véritable aurore ») avait été projeté, en décembre
2015, dans un hôtel de Winterthour, avant d'être également publié sur la chaîne Youtube du CCIS. Les films avaient aussi été diffusés sur les réseaux sociaux du CCIS. En
2017, le MPC avait mis en accusation trois membres du comité du CCIS. Il leur avait
reproché d'avoir enfreint la loi fédérale interdisant les groupes « Al-Qaïda » et « Etat
islamique » et les organisations apparentées, en réalisant les films (ce reproche concernant seulement l'un des prévenus), en les publiant et les diffusant activement. Par la
publication des vidéos de propagande, le chef de la branche syrienne d'Al-Qaïda avait
obtenu une plateforme lui permettant de présenter favorablement sa personne et
l'idéologie d'Al-Qaïda, qu'il représente, ainsi que de propager celle-ci. En juin 2018, le
Tribunal pénal fédéral avait condamné un membre du comité, concernant cinq des six
points de l'accusation, à une peine privative de liberté de 20 mois avec sursis. Il avait
acquitté les deux autres membres du comité. Le MPC avait formé un recours au Tribunal fédéral contre ces acquittements. Le condamné avait également formé recours.
Le Tribunal fédéral admet le recours du MPC, annule le jugement du Tribunal pénal
fédéral concernant les deux personnes acquittées et renvoie la cause à l'autorité précédente pour nouvelle décision sur ce point. Il rejette le recours du condamné. Le Tribunal
pénal fédéral a motivé les deux acquittements en indiquant que les comportements
reprochés aux deux intéressés n'étaient pas suffisamment décrits dans l'acte d'accusation. Cela viole le droit fédéral. Dans la partie de l'acte d'accusation concernant le
membre du comité condamné, les faits reprochés sont présentés méticuleusement. Le
MPC fait valoir à bon droit que cette partie, compte tenu de la critique du Tribunal pénal
fédéral, aurait dû simplement être reportée, par un « copier / coller », dans les parties
de l'acte d'accusation concernant les deux autres prévenus. Une telle exigence relève
du formalisme excessif. La répétition aurait conduit à un simple alourdissement de l'acte
d'accusation. Au regard de l'acte d'accusation pris dans son ensemble, les actes
reprochés aux deux personnes acquittées par le Tribunal pénal fédéral se distinguent
aisément. En ce qui concerne le modus operandi également, l'accusation différencie, de
manière suffisamment précise, les actes de propagande organisés ou les mesures de
diffusion prises respectivement par les intéressés. Concernant la personne condamnée,
le Tribunal pénal fédéral n'a pas violé le droit fédéral en concluant que celle-ci avait agi
intentionnellement.
| 2 |
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6B_114_2019_2020_03_12_T_{lang} | Lausanne, 12. März 2020
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteile vom 26. Februar 2020 (6B_114/2019, 6B_169/2019)
Propaganda-Videos des IZRS: Freispruch von zwei IZRS-Vorstandsmitgliedern aufgehoben – Verurteilung von drittem Vorstandsmitglied bestätigt
Das Bundesgericht hebt den Freispruch von zwei Vorstandsmitgliedern des Vereins
"Islamischer Zentralrat Schweiz" (IZRS) durch das Bundesstrafgericht im Zusammenhang mit zwei Propaganda-Videos auf. Es heisst die Beschwerde der Bundesanwaltschaft (BA) gut und weist die Sache zu neuem Entscheid ans Bundesstrafgericht
zurück. Die Beschwerde eines dritten Vorstandsmitglieds des IZRS, das vom
Bundesstrafgericht verurteilt wurde, weist das Bundesgericht ab.
Der IZRS hatte im November 2015 auf seinem Youtube-Kanal einen Film veröffentlicht,
in dem ein Interview mit dem Anführer des syrischen Ablegers der terroristischen Organisation Al-Qaïda gezeigt wurde. Ein zweiter Film (deutscher Titel: "Die wahrhaftige
Morgendämmerung") wurde im Dezember 2015 in einem Hotel in Winterthur aufgeführt
und anschliessend ebenfalls auf dem Youtube-Kanal des IZRS veröffentlicht. Die Filme
wurden auch über die sozialen Netzwerke des IZRS bekannt gemacht. Die BA erhob
2017 Anklage gegen drei Vorstandsmitglieder des IZRS. Ihnen wurde vorgeworfen, gegen das Bundesgesetz über das Verbot der Gruppierungen "Al-Qaïda" und "Islamischer
Staat" sowie verwandter Organisationen verstossen zu haben, indem sie die Filme
hergestellt (Vorwurf betrifft nur einen Beschuldigten), veröffentlicht und aktiv beworben
hätten. Durch die Veröffentlichung der Propaganda-Videos habe der Anführer des syrischen Ablegers der Al Qaïda eine Plattform erhalten, um seine Person und die Ideologie
der von ihm vertretenen Al-Qaïda vorteilhaft darzustellen und zu propagieren. Das Bundesstrafgericht sprach ein Vorstandsmitglied im Juni 2018 in fünf von sechs Anklagepunkten schuldig und verurteilte es zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 20 Monaten.
Die beiden anderen Vorstandsmitglieder sprach es frei. Die BA erhob gegen die Freisprüche Beschwerde ans Bundesgericht. Der Verurteilte erhob ebenfalls Beschwerde.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde der BA gut, hebt das Urteil des Bundesstrafgerichts bezüglich der beiden freigesprochenen Personen auf und weist die Sache in
dieser Hinsicht zu neuem Entscheid zurück an die Vorinstanz. Die Beschwerde des
Verurteilten weist das Bundesgericht ab. Die beiden Freisprüche hat das Bundesstrafgericht damit begründet, dass die Tatvorwürfe gegen die zwei Betroffenen in der
Anklageschrift nicht hinreichend umschrieben seien. Dies verletzt Bundesrecht. Im Teil
der Anklageschrift, der sich auf das verurteilte Vorstandsmitglied bezieht, sind die
vorgeworfenen Sachverhalte akribisch dargestellt. Die BA weist zu Recht darauf hin,
dass dieser Teil angesichts der Kritik des Bundesstrafgericht im Sinne eines "copy and
paste" bloss in die Teile der Anklageschrift betreffend die beiden anderen Beschuldigten
hätte eingefügt werden müssen. Eine solche Forderung stellt einen übertriebenen
Formalismus dar. Die Wiederholung würde zu einer blossen Aufblähung der Anklageschrift führen. Aus der Gesamtbetrachtung der Anklageschrift ergibt sich jedenfalls ohne
Weiteres, welche Taten den beiden vom Bundesstrafgericht freigesprochenen Personen
vorgeworfen werden. Auch hinsichtlich des Modus Operandi unterscheidet die Anklage
die von den Betroffenen jeweils organisierten Propaganda-Aktionen oder vorgenommenen Werbehandlungen hinreichend präzise. In Bezug auf die verurteilte Person hat das
Bundesstrafgericht kein Bundesrecht verletzt, wenn es zum Schluss gekommen ist,
dass sie mit Vorsatz gehandelt hat.
| Lausanne, le 12 mars 2020
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêts du 26 février 2020 (6B_114/2019, 6B_169/2019)
Vidéos de propagande du CCIS : acquittement de deux membres
du comité du CCIS annulé – condamnation du troisième membre
du comité confirmée
Le Tribunal fédéral annule l'acquittement de deux membres du comité de l'association « Conseil central islamique suisse » (CCIS), prononcé par le Tribunal pénal
fédéral en lien avec deux vidéos de propagande. Il admet le recours du Ministère
public de la Confédération (MPC) et renvoie la cause au Tribunal pénal fédéral pour
nouvelle décision. Le recours d'un troisième membre du comité du CCIS, qui avait
été condamné par le Tribunal pénal fédéral, est rejeté par le Tribunal fédéral.
Le CCIS avait, en novembre 2015, sur sa chaîne Youtube, publié un film comprenant
une interview du chef de la branche syrienne de l'organisation terroriste Al-Qaïda. Un
second film (titre en français : « la véritable aurore ») avait été projeté, en décembre
2015, dans un hôtel de Winterthour, avant d'être également publié sur la chaîne Youtube du CCIS. Les films avaient aussi été diffusés sur les réseaux sociaux du CCIS. En
2017, le MPC avait mis en accusation trois membres du comité du CCIS. Il leur avait
reproché d'avoir enfreint la loi fédérale interdisant les groupes « Al-Qaïda » et « Etat
islamique » et les organisations apparentées, en réalisant les films (ce reproche concernant seulement l'un des prévenus), en les publiant et les diffusant activement. Par la
publication des vidéos de propagande, le chef de la branche syrienne d'Al-Qaïda avait
obtenu une plateforme lui permettant de présenter favorablement sa personne et
l'idéologie d'Al-Qaïda, qu'il représente, ainsi que de propager celle-ci. En juin 2018, le
Tribunal pénal fédéral avait condamné un membre du comité, concernant cinq des six
points de l'accusation, à une peine privative de liberté de 20 mois avec sursis. Il avait
acquitté les deux autres membres du comité. Le MPC avait formé un recours au Tribunal fédéral contre ces acquittements. Le condamné avait également formé recours.
Le Tribunal fédéral admet le recours du MPC, annule le jugement du Tribunal pénal
fédéral concernant les deux personnes acquittées et renvoie la cause à l'autorité précédente pour nouvelle décision sur ce point. Il rejette le recours du condamné. Le Tribunal
pénal fédéral a motivé les deux acquittements en indiquant que les comportements
reprochés aux deux intéressés n'étaient pas suffisamment décrits dans l'acte d'accusation. Cela viole le droit fédéral. Dans la partie de l'acte d'accusation concernant le
membre du comité condamné, les faits reprochés sont présentés méticuleusement. Le
MPC fait valoir à bon droit que cette partie, compte tenu de la critique du Tribunal pénal
fédéral, aurait dû simplement être reportée, par un « copier / coller », dans les parties
de l'acte d'accusation concernant les deux autres prévenus. Une telle exigence relève
du formalisme excessif. La répétition aurait conduit à un simple alourdissement de l'acte
d'accusation. Au regard de l'acte d'accusation pris dans son ensemble, les actes
reprochés aux deux personnes acquittées par le Tribunal pénal fédéral se distinguent
aisément. En ce qui concerne le modus operandi également, l'accusation différencie, de
manière suffisamment précise, les actes de propagande organisés ou les mesures de
diffusion prises respectivement par les intéressés. Concernant la personne condamnée,
le Tribunal pénal fédéral n'a pas violé le droit fédéral en concluant que celle-ci avait agi
intentionnellement.
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6B_114_2019_2020_03_13_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 13. März 2020
Embargo: 13. März 2020, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteile vom 26. Februar 2020 (6B_114/2019, 6B_169/2019)
Propaganda-Videos des IZRS: Freispruch von zwei IZRSVorstandsmitgliedern aufgehoben – Verurteilung von drittem
Vorstandsmitglied bestätigt
Das Bundesgericht hebt den Freispruch von zwei Vorstandsmitgliedern des Vereins
"Islamischer Zentralrat Schweiz" (IZRS) durch das Bundesstrafgericht im Zusammenhang mit zwei Propaganda-Videos auf. Es heisst die Beschwerde der Bundesanwaltschaft (BA) gut und weist die Sache zu neuem Entscheid ans Bundesstrafgericht
zurück. Die Beschwerde eines dritten Vorstandsmitglieds des IZRS, das vom
Bundesstrafgericht verurteilt wurde, weist das Bundesgericht ab.
Der IZRS hatte im November 2015 auf seinem Youtube-Kanal einen Film veröffentlicht,
in dem ein Interview mit dem Anführer des syrischen Ablegers der terroristischen Organisation Al-Qaïda gezeigt wurde. Ein zweiter Film wurde im Dezember 2015 in einem
Hotel in Winterthur aufgeführt und anschliessend ebenfalls auf dem Youtube-Kanal des
IZRS veröffentlicht. Die Filme wurden auch über die sozialen Netzwerke des IZRS
bekannt gemacht. Die BA erhob 2017 Anklage gegen drei Vorstandsmitglieder des
IZRS. Ihnen wurde vorgeworfen, gegen das Bundesgesetz über das Verbot der Gruppierungen "Al-Qaïda" und "Islamischer Staat" sowie verwandter Organisationen verstossen
zu haben, indem sie die Filme hergestellt (Vorwurf betrifft nur einen Beschuldigten),
veröffentlicht und aktiv beworben hätten. Durch die Veröffentlichung der PropagandaVideos habe der Anführer des syrischen Ablegers der Al Qaïda eine Plattform erhalten,
um seine Person und die Ideologie der von ihm vertretenen Al-Qaïda vorteilhaft
darzustellen und zu propagieren. Das Bundesstrafgericht sprach ein Vorstandsmitglied
im Juni 2018 in fünf von sechs Anklagepunkten schuldig und verurteilte es zu einer
bedingten Freiheitsstrafe von 20 Monaten. Die beiden anderen Vorstandsmitglieder
sprach es frei. Die BA erhob gegen die Freisprüche Beschwerde ans Bundesgericht. Der
Verurteilte erhob ebenfalls Beschwerde.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde der BA gut, hebt das Urteil des Bundesstrafgerichts bezüglich der beiden freigesprochenen Personen auf und weist die Sache in
dieser Hinsicht zu neuem Entscheid zurück an die Vorinstanz. Die Beschwerde des Verurteilten weist das Bundesgericht ab. Die beiden Freisprüche hat das Bundesstrafgericht
damit begründet, dass die Tatvorwürfe gegen die zwei Betroffenen in der Anklageschrift
nicht hinreichend umschrieben seien. Dies verletzt Bundesrecht. Im Teil der Anklageschrift, der sich auf das verurteilte Vorstandsmitglied bezieht, sind die vorgeworfenen
Sachverhalte akribisch dargestellt. Die BA weist zu Recht darauf hin, dass dieser Teil
angesichts der Kritik des Bundesstrafgericht im Sinne eines "copy and paste" bloss in
die Teile der Anklageschrift betreffend die beiden anderen Beschuldigten hätte eingefügt
werden müssen. Eine solche Forderung stellt einen übertriebenen Formalismus dar. Die
Wiederholung würde zu einer blossen Aufblähung der Anklageschrift führen. Aus der
Gesamtbetrachtung der Anklageschrift ergibt sich jedenfalls ohne Weiteres, welche
Taten den beiden vom Bundesstrafgericht freigesprochenen Personen vorgeworfen werden. Auch hinsichtlich des Modus Operandi unterscheidet die Anklage die von den
Betroffenen jeweils organisierten Propaganda-Aktionen oder vorgenommenen Werbehandlungen hinreichend präzise. In Bezug auf die verurteilte Person hat das Bundesstrafgericht kein Bundesrecht verletzt, wenn es zum Schluss gekommen ist, dass sie mit
Vorsatz gehandelt hat.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 13 mars 2020
Embargo : 13 mars 2020, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêts du 26 février 2020 (6B_114/2019, 6B_169/2019)
Vidéos de propagande du CCIS : acquittement de deux membres
du comité du CCIS annulé – condamnation du troisième membre
du comité confirmée
Le Tribunal fédéral annule l'acquittement de deux membres du comité de l'association « Conseil central islamique suisse » (CCIS), prononcé par le Tribunal pénal
fédéral en lien avec deux vidéos de propagande. Il admet le recours du Ministère
public de la Confédération (MPC) et renvoie la cause au Tribunal pénal fédéral pour
nouvelle décision. Le recours d'un troisième membre du comité du CCIS, qui avait
été condamné par le Tribunal pénal fédéral, est rejeté par le Tribunal fédéral.
Le CCIS avait, en novembre 2015, sur sa chaîne Youtube, publié un film comprenant
une interview du chef de la branche syrienne de l'organisation terroriste Al-Qaïda. Un
second film avait été projeté, en décembre 2015, dans un hôtel de Winterthour, avant
d'être également publié sur la chaîne Youtube du CCIS. Les films avaient aussi été
annoncés sur les réseaux sociaux du CCIS. En 2017, le MPC avait mis en accusation
trois membres du comité du CCIS. Il leur avait reproché d'avoir enfreint la loi fédérale
interdisant les groupes « Al-Qaïda » et « Etat islamique » et les organisations apparentées, en réalisant les films (ce reproche concernant seulement l'un des prévenus), en
les publiant et les diffusant activement. Par la publication des vidéos de propagande, le
chef de la branche syrienne d'Al-Qaïda avait obtenu une plateforme lui permettant de
présenter favorablement sa personne et l'idéologie d'Al-Qaïda, qu'il représente, ainsi
que de propager celle-ci. En juin 2018, le Tribunal pénal fédéral avait condamné un
membre du comité, concernant cinq des six points de l'accusation, à une peine privative
de liberté de 20 mois avec sursis. Il avait acquitté les deux autres membres du comité.
Le MPC avait formé un recours au Tribunal fédéral contre ces acquittements. Le
condamné avait également formé recours.
Le Tribunal fédéral admet le recours du MPC, annule le jugement du Tribunal pénal
fédéral concernant les deux personnes acquittées et renvoie la cause à l'autorité précédente pour nouvelle décision sur ce point. Il rejette le recours du condamné. Le Tribunal
pénal fédéral a motivé les deux acquittements en indiquant que les comportements
reprochés aux deux intéressés n'étaient pas suffisamment décrits dans l'acte d'accusation. Cela viole le droit fédéral. Dans la partie de l'acte d'accusation concernant le
membre du comité condamné, les faits reprochés sont présentés méticuleusement. Le
MPC fait valoir à bon droit que cette partie, compte tenu de la critique du Tribunal pénal
fédéral, aurait dû simplement être reportée, par un « copier / coller », dans les parties
de l'acte d'accusation concernant les deux autres prévenus. Une telle exigence relève
du formalisme excessif. La répétition aurait conduit à un simple alourdissement de l'acte
d'accusation. Au regard de l'acte d'accusation pris dans son ensemble, les actes
reprochés aux deux personnes acquittées par le Tribunal pénal fédéral se distinguent
aisément. En ce qui concerne le modus operandi également, l'accusation différencie, de
manière suffisamment précise, les actes de propagande organisés ou les mesures de
diffusion prises respectivement par les intéressés. Concernant la personne condamnée,
le Tribunal pénal fédéral n'a pas violé le droit fédéral en concluant que celle-ci avait agi
intentionnellement.
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6B_114_2019_2020_03_13_T_{lang} | Lausanne, 13. März 2020
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteile vom 26. Februar 2020 (6B_114/2019, 6B_169/2019)
Propaganda-Videos des IZRS: Freispruch von zwei IZRSVorstandsmitgliedern aufgehoben – Verurteilung von drittem
Vorstandsmitglied bestätigt
Das Bundesgericht hebt den Freispruch von zwei Vorstandsmitgliedern des Vereins
"Islamischer Zentralrat Schweiz" (IZRS) durch das Bundesstrafgericht im Zusammenhang mit zwei Propaganda-Videos auf. Es heisst die Beschwerde der Bundesanwaltschaft (BA) gut und weist die Sache zu neuem Entscheid ans Bundesstrafgericht
zurück. Die Beschwerde eines dritten Vorstandsmitglieds des IZRS, das vom
Bundesstrafgericht verurteilt wurde, weist das Bundesgericht ab.
Der IZRS hatte im November 2015 auf seinem Youtube-Kanal einen Film veröffentlicht,
in dem ein Interview mit dem Anführer des syrischen Ablegers der terroristischen Organisation Al-Qaïda gezeigt wurde. Ein zweiter Film wurde im Dezember 2015 in einem
Hotel in Winterthur aufgeführt und anschliessend ebenfalls auf dem Youtube-Kanal des
IZRS veröffentlicht. Die Filme wurden auch über die sozialen Netzwerke des IZRS
bekannt gemacht. Die BA erhob 2017 Anklage gegen drei Vorstandsmitglieder des
IZRS. Ihnen wurde vorgeworfen, gegen das Bundesgesetz über das Verbot der Gruppierungen "Al-Qaïda" und "Islamischer Staat" sowie verwandter Organisationen verstossen
zu haben, indem sie die Filme hergestellt (Vorwurf betrifft nur einen Beschuldigten),
veröffentlicht und aktiv beworben hätten. Durch die Veröffentlichung der PropagandaVideos habe der Anführer des syrischen Ablegers der Al Qaïda eine Plattform erhalten,
um seine Person und die Ideologie der von ihm vertretenen Al-Qaïda vorteilhaft
darzustellen und zu propagieren. Das Bundesstrafgericht sprach ein Vorstandsmitglied
im Juni 2018 in fünf von sechs Anklagepunkten schuldig und verurteilte es zu einer
bedingten Freiheitsstrafe von 20 Monaten. Die beiden anderen Vorstandsmitglieder
sprach es frei. Die BA erhob gegen die Freisprüche Beschwerde ans Bundesgericht. Der
Verurteilte erhob ebenfalls Beschwerde.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde der BA gut, hebt das Urteil des Bundesstrafgerichts bezüglich der beiden freigesprochenen Personen auf und weist die Sache in
dieser Hinsicht zu neuem Entscheid zurück an die Vorinstanz. Die Beschwerde des Verurteilten weist das Bundesgericht ab. Die beiden Freisprüche hat das Bundesstrafgericht
damit begründet, dass die Tatvorwürfe gegen die zwei Betroffenen in der Anklageschrift
nicht hinreichend umschrieben seien. Dies verletzt Bundesrecht. Im Teil der Anklageschrift, der sich auf das verurteilte Vorstandsmitglied bezieht, sind die vorgeworfenen
Sachverhalte akribisch dargestellt. Die BA weist zu Recht darauf hin, dass dieser Teil
angesichts der Kritik des Bundesstrafgericht im Sinne eines "copy and paste" bloss in
die Teile der Anklageschrift betreffend die beiden anderen Beschuldigten hätte eingefügt
werden müssen. Eine solche Forderung stellt einen übertriebenen Formalismus dar. Die
Wiederholung würde zu einer blossen Aufblähung der Anklageschrift führen. Aus der
Gesamtbetrachtung der Anklageschrift ergibt sich jedenfalls ohne Weiteres, welche
Taten den beiden vom Bundesstrafgericht freigesprochenen Personen vorgeworfen werden. Auch hinsichtlich des Modus Operandi unterscheidet die Anklage die von den
Betroffenen jeweils organisierten Propaganda-Aktionen oder vorgenommenen Werbehandlungen hinreichend präzise. In Bezug auf die verurteilte Person hat das Bundesstrafgericht kein Bundesrecht verletzt, wenn es zum Schluss gekommen ist, dass sie mit
Vorsatz gehandelt hat.
| Lausanne, le 13 mars 2020
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêts du 26 février 2020 (6B_114/2019, 6B_169/2019)
Vidéos de propagande du CCIS : acquittement de deux membres
du comité du CCIS annulé – condamnation du troisième membre
du comité confirmée
Le Tribunal fédéral annule l'acquittement de deux membres du comité de l'association « Conseil central islamique suisse » (CCIS), prononcé par le Tribunal pénal
fédéral en lien avec deux vidéos de propagande. Il admet le recours du Ministère
public de la Confédération (MPC) et renvoie la cause au Tribunal pénal fédéral pour
nouvelle décision. Le recours d'un troisième membre du comité du CCIS, qui avait
été condamné par le Tribunal pénal fédéral, est rejeté par le Tribunal fédéral.
Le CCIS avait, en novembre 2015, sur sa chaîne Youtube, publié un film comprenant
une interview du chef de la branche syrienne de l'organisation terroriste Al-Qaïda. Un
second film avait été projeté, en décembre 2015, dans un hôtel de Winterthour, avant
d'être également publié sur la chaîne Youtube du CCIS. Les films avaient aussi été
annoncés sur les réseaux sociaux du CCIS. En 2017, le MPC avait mis en accusation
trois membres du comité du CCIS. Il leur avait reproché d'avoir enfreint la loi fédérale
interdisant les groupes « Al-Qaïda » et « Etat islamique » et les organisations apparentées, en réalisant les films (ce reproche concernant seulement l'un des prévenus), en
les publiant et les diffusant activement. Par la publication des vidéos de propagande, le
chef de la branche syrienne d'Al-Qaïda avait obtenu une plateforme lui permettant de
présenter favorablement sa personne et l'idéologie d'Al-Qaïda, qu'il représente, ainsi
que de propager celle-ci. En juin 2018, le Tribunal pénal fédéral avait condamné un
membre du comité, concernant cinq des six points de l'accusation, à une peine privative
de liberté de 20 mois avec sursis. Il avait acquitté les deux autres membres du comité.
Le MPC avait formé un recours au Tribunal fédéral contre ces acquittements. Le
condamné avait également formé recours.
Le Tribunal fédéral admet le recours du MPC, annule le jugement du Tribunal pénal
fédéral concernant les deux personnes acquittées et renvoie la cause à l'autorité précédente pour nouvelle décision sur ce point. Il rejette le recours du condamné. Le Tribunal
pénal fédéral a motivé les deux acquittements en indiquant que les comportements
reprochés aux deux intéressés n'étaient pas suffisamment décrits dans l'acte d'accusation. Cela viole le droit fédéral. Dans la partie de l'acte d'accusation concernant le
membre du comité condamné, les faits reprochés sont présentés méticuleusement. Le
MPC fait valoir à bon droit que cette partie, compte tenu de la critique du Tribunal pénal
fédéral, aurait dû simplement être reportée, par un « copier / coller », dans les parties
de l'acte d'accusation concernant les deux autres prévenus. Une telle exigence relève
du formalisme excessif. La répétition aurait conduit à un simple alourdissement de l'acte
d'accusation. Au regard de l'acte d'accusation pris dans son ensemble, les actes
reprochés aux deux personnes acquittées par le Tribunal pénal fédéral se distinguent
aisément. En ce qui concerne le modus operandi également, l'accusation différencie, de
manière suffisamment précise, les actes de propagande organisés ou les mesures de
diffusion prises respectivement par les intéressés. Concernant la personne condamnée,
le Tribunal pénal fédéral n'a pas violé le droit fédéral en concluant que celle-ci avait agi
intentionnellement.
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6B_1162_2019_2020_08_07_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 7. August 2020
Embargo: 7. August 2020, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 30. Juni 2020 (6B_1162/2019)
Förderung der illegalen Einreise: Beschwerde von Helferin abgewiesen
Das Bundesgericht weist die Beschwerde einer Frau ab, die 2018 einem Flüchtling
zur Einreise von Italien in die Schweiz verhelfen wollte und dafür zu einer Busse von
800 Franken verurteilt wurde. Die Betroffene kann sich nicht darauf berufen, Notstandshilfe geleistet und berechtigte Interessen gewahrt zu haben.
Ein aus Afghanistan stammender Mann hatte 2017 in der Schweiz um Asyl ersucht. Das
Staatssekretariat für Migration trat auf sein Gesuch im Dublin-Verfahren nicht ein und
ordnete seine Wegweisung nach Italien an, wo er zuvor ein Asylgesuch gestellt hatte.
Der Mann wurde in der Schweiz wegen psychischer Probleme teils stationär teils ambulant psychiatrisch behandelt. Die geplante Überstellung nach Italien konnte zunächst
nicht vollzogen werden, da die Behörden seinen Aufenthaltsort nicht kannten. Anfangs
2018 wurde er verhaftet und anschliessend nach Italien überstellt. Die Frau holte ihn in
Domodossola ab und wollte ihn in die Schweiz zurückführen. Bei der Zollkontrolle
wurden sie angehalten. Das Bezirksgericht Brig verurteilte die Frau 2018 wegen Förderung der rechtswidrigen Einreise in einem leichten Fall zu einer Busse von 800
Franken, was vom Kantonsgericht Wallis 2019 bestätigt wurde.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde der Frau ab, mit der sie die Aufhebung ihrer
Verurteilung und einen Freispruch beantragt hatte. Sie bestreitet die Rechtswidrigkeit
ihres Handelns und macht geltend, Notstandshilfe geleistet und berechtigte Interessen
gewahrt zu haben. Ein Notstand setzt voraus, dass die Gefahr nicht anders abwendbar
war. Der übergesetzliche Rechtfertigungsgrund der Wahrung berechtigter Interessen
kann nur angerufen werden, wenn die Tat ein notwendiges und angemessenes Mittel ist,
um ein berechtigtes Ziel zu erreichen; die Tat muss in diesem Sinne den einzig möglichen Weg darstellen und offenkundig weniger schwer wiegen, als die Interessen, die
der Täter zu wahren sucht. Die Vorinstanz hat eingeräumt, dass sich der Flüchtling in
Italien in einer sehr schwierigen Situation befunden hat; sie hat indessen nicht willkürlich
entschieden, wenn sie seine Situation nicht als ausweglos beurteilt hat. Es lag keine
derart gravierende Situation vor, die unter das Verbot unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung nach Artikel 3 der Europäischen Menschenrechtskonvention fallen
würde. Es ist denn auch festzustellen, dass der Mann in der Folge in einer italienischen
Klinik behandelt und seine Versorgung garantiert wurde. Im Ergebnis erscheint der
angefochtene Entscheid nicht als schlechterdings unhaltbar oder unzureichend begründet. Die Vorinstanz war nicht verpflichtet, weitere Abklärungen zu treffen. Indem sich die
Beschwerdeführerin wissentlich und willentlich, unbekümmert um das rechtmässig abgeschlossene Dublin-Verfahren über das Verbot zur Förderung der illegalen Einreise
hinweggesetzt hat, handelte sie rechtswidrig. Schliesslich wurde eine Strafbefreiung
mangels Strafbedürfnisses im Sinne von Artikel 52 des Strafgesetzbuches zu Recht
ausgeschlossen; es ist kein Grund dafür ersichtlich, die Betroffene doppelt zu privilegieren, nachdem bereits auf einen leichten Fall erkannt wurde.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 7 août 2020
Embargo : 7 août 2020, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 30 juin 2020 (6B_1162/2019)
Incitation à l'entrée illégale : recours d'une assistante rejeté
Le Tribunal fédéral rejette le recours formé par une femme condamnée à une amende
de 800 francs pour avoir voulu faciliter, en 2018, l'entrée en Suisse depuis l'Italie d'un
réfugié. L'intéressée ne peut pas se prévaloir d'avoir agi dans un état de nécessité
pour autrui et d'avoir sauvegardé des intérêts légitimes.
Un homme originaire d'Afghanistan avait déposé une demande d'asile en Suisse en
2017. Le Secrétariat d'Etat aux migrations n'est pas entré en matière sur sa demande
dans le cadre d'une procédure Dublin et a ordonné son renvoi en Italie, Etat auprès
duquel il avait préalablement formé une demande d'asile. En raison de problèmes
psychiques, l'homme avait bénéficié, en Suisse, de soins psychiatriques ambulatoires et
stationnaires. Le transfert planifié pour l'Italie n'a pas pu être mis en œuvre dans un
premier temps, dès lors que les autorités ne connaissaient pas son lieu de séjour. Au
début de l'année 2018, il a été arrêté puis transféré en Italie. La femme est allée le
chercher à Domodossola et voulait le reconduire en Suisse. Ils ont été arrêtés au
contrôle douanier. En 2018, le Tribunal de district de Brigue a condamné la femme à une
amende de 800 francs pour incitation à l'entrée illégale dans un cas de peu de gravité,
ce qui a été confirmé par le Tribunal cantonal du Valais en 2019.
Le Tribunal fédéral rejette le recours par lequel l'intéressée demandait l'annulation de sa
condamnation et son acquittement. Elle conteste l'illicéité de son agissement et fait
valoir qu'elle a agi dans un état de nécessité pour autrui et sauvegardé des intérêts
légitimes. Un état de nécessité suppose que le danger soit impossible à détourner
autrement. Le motif justificatif « extra-légal » de la sauvegarde d'intérêts légitimes ne
peut être invoqué que lorsque l'acte incriminé constitue un moyen nécessaire et
proportionné, à même d'atteindre un but légitime ; l'acte doit dans ce sens constituer le
seul moyen possible et peser manifestement moins lourd que les intérêts que l'auteur
cherche à sauvegarder. L'autorité précédente a admis que le réfugié se trouvait dans
une situation très difficile en Italie. Cela étant, elle n'a pas versé dans l'arbitraire en ne
qualifiant pas sa situation de sans issue. La situation n'était pas d'une gravité telle
qu'elle tombait sous le coup de l'interdiction d'un traitement inhumain et dégradant au
sens de l'article 3 de la Convention européenne des droits de l'homme. Il y a aussi lieu
de constater que l'intéressé a par la suite été traité dans une clinique italienne et des
soins ont été garantis. Il en résulte que le jugement attaqué n'est pas manifestement
insoutenable ou insuffisamment motivé. L'autorité précédente n'était pas tenue de
procéder à d'autres clarifications. En tant que la recourante a, avec conscience et
volonté, passé outre l'interdiction de l'incitation à l'entrée illégale en faisant fi d'une
procédure Dublin menée à terme dans les règles, elle a agi de manière illicite. Enfin,
c'est à raison qu'une exemption de peine pour absence d'intérêt à punir au sens de
l'article 52 du code pénal a été refusée ; il n'y a pas de motif à ce que l'intéressée, ayant
déjà bénéficié de la qualification de l'infraction en tant que cas de peu de gravité, soit à
nouveau privilégiée.
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6B_1162_2019_2020_08_07_T_{lang} | Lausanne, 7. August 2020
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 30. Juni 2020 (6B_1162/2019)
Förderung der illegalen Einreise: Beschwerde von Helferin abgewiesen
Das Bundesgericht weist die Beschwerde einer Frau ab, die 2018 einem Flüchtling
zur Einreise von Italien in die Schweiz verhelfen wollte und dafür zu einer Busse von
800 Franken verurteilt wurde. Die Betroffene kann sich nicht darauf berufen, Notstandshilfe geleistet und berechtigte Interessen gewahrt zu haben.
Ein aus Afghanistan stammender Mann hatte 2017 in der Schweiz um Asyl ersucht. Das
Staatssekretariat für Migration trat auf sein Gesuch im Dublin-Verfahren nicht ein und
ordnete seine Wegweisung nach Italien an, wo er zuvor ein Asylgesuch gestellt hatte.
Der Mann wurde in der Schweiz wegen psychischer Probleme teils stationär teils ambulant psychiatrisch behandelt. Die geplante Überstellung nach Italien konnte zunächst
nicht vollzogen werden, da die Behörden seinen Aufenthaltsort nicht kannten. Anfangs
2018 wurde er verhaftet und anschliessend nach Italien überstellt. Die Frau holte ihn in
Domodossola ab und wollte ihn in die Schweiz zurückführen. Bei der Zollkontrolle
wurden sie angehalten. Das Bezirksgericht Brig verurteilte die Frau 2018 wegen Förderung der rechtswidrigen Einreise in einem leichten Fall zu einer Busse von 800
Franken, was vom Kantonsgericht Wallis 2019 bestätigt wurde.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde der Frau ab, mit der sie die Aufhebung ihrer
Verurteilung und einen Freispruch beantragt hatte. Sie bestreitet die Rechtswidrigkeit
ihres Handelns und macht geltend, Notstandshilfe geleistet und berechtigte Interessen
gewahrt zu haben. Ein Notstand setzt voraus, dass die Gefahr nicht anders abwendbar
war. Der übergesetzliche Rechtfertigungsgrund der Wahrung berechtigter Interessen
kann nur angerufen werden, wenn die Tat ein notwendiges und angemessenes Mittel ist,
um ein berechtigtes Ziel zu erreichen; die Tat muss in diesem Sinne den einzig möglichen Weg darstellen und offenkundig weniger schwer wiegen, als die Interessen, die
der Täter zu wahren sucht. Die Vorinstanz hat eingeräumt, dass sich der Flüchtling in
Italien in einer sehr schwierigen Situation befunden hat; sie hat indessen nicht willkürlich
entschieden, wenn sie seine Situation nicht als ausweglos beurteilt hat. Es lag keine
derart gravierende Situation vor, die unter das Verbot unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung nach Artikel 3 der Europäischen Menschenrechtskonvention fallen
würde. Es ist denn auch festzustellen, dass der Mann in der Folge in einer italienischen
Klinik behandelt und seine Versorgung garantiert wurde. Im Ergebnis erscheint der
angefochtene Entscheid nicht als schlechterdings unhaltbar oder unzureichend begründet. Die Vorinstanz war nicht verpflichtet, weitere Abklärungen zu treffen. Indem sich die
Beschwerdeführerin wissentlich und willentlich, unbekümmert um das rechtmässig abgeschlossene Dublin-Verfahren über das Verbot zur Förderung der illegalen Einreise
hinweggesetzt hat, handelte sie rechtswidrig. Schliesslich wurde eine Strafbefreiung
mangels Strafbedürfnisses im Sinne von Artikel 52 des Strafgesetzbuches zu Recht
ausgeschlossen; es ist kein Grund dafür ersichtlich, die Betroffene doppelt zu privilegieren, nachdem bereits auf einen leichten Fall erkannt wurde.
| Lausanne, le 7 août 2020
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 30 juin 2020 (6B_1162/2019)
Incitation à l'entrée illégale : recours d'une assistante rejeté
Le Tribunal fédéral rejette le recours formé par une femme condamnée à une amende
de 800 francs pour avoir voulu faciliter, en 2018, l'entrée en Suisse depuis l'Italie d'un
réfugié. L'intéressée ne peut pas se prévaloir d'avoir agi dans un état de nécessité
pour autrui et d'avoir sauvegardé des intérêts légitimes.
Un homme originaire d'Afghanistan avait déposé une demande d'asile en Suisse en
2017. Le Secrétariat d'Etat aux migrations n'est pas entré en matière sur sa demande
dans le cadre d'une procédure Dublin et a ordonné son renvoi en Italie, Etat auprès
duquel il avait préalablement formé une demande d'asile. En raison de problèmes
psychiques, l'homme avait bénéficié, en Suisse, de soins psychiatriques ambulatoires et
stationnaires. Le transfert planifié pour l'Italie n'a pas pu être mis en œuvre dans un
premier temps, dès lors que les autorités ne connaissaient pas son lieu de séjour. Au
début de l'année 2018, il a été arrêté puis transféré en Italie. La femme est allée le
chercher à Domodossola et voulait le reconduire en Suisse. Ils ont été arrêtés au
contrôle douanier. En 2018, le Tribunal de district de Brigue a condamné la femme à une
amende de 800 francs pour incitation à l'entrée illégale dans un cas de peu de gravité,
ce qui a été confirmé par le Tribunal cantonal du Valais en 2019.
Le Tribunal fédéral rejette le recours par lequel l'intéressée demandait l'annulation de sa
condamnation et son acquittement. Elle conteste l'illicéité de son agissement et fait
valoir qu'elle a agi dans un état de nécessité pour autrui et sauvegardé des intérêts
légitimes. Un état de nécessité suppose que le danger soit impossible à détourner
autrement. Le motif justificatif « extra-légal » de la sauvegarde d'intérêts légitimes ne
peut être invoqué que lorsque l'acte incriminé constitue un moyen nécessaire et
proportionné, à même d'atteindre un but légitime ; l'acte doit dans ce sens constituer le
seul moyen possible et peser manifestement moins lourd que les intérêts que l'auteur
cherche à sauvegarder. L'autorité précédente a admis que le réfugié se trouvait dans
une situation très difficile en Italie. Cela étant, elle n'a pas versé dans l'arbitraire en ne
qualifiant pas sa situation de sans issue. La situation n'était pas d'une gravité telle
qu'elle tombait sous le coup de l'interdiction d'un traitement inhumain et dégradant au
sens de l'article 3 de la Convention européenne des droits de l'homme. Il y a aussi lieu
de constater que l'intéressé a par la suite été traité dans une clinique italienne et des
soins ont été garantis. Il en résulte que le jugement attaqué n'est pas manifestement
insoutenable ou insuffisamment motivé. L'autorité précédente n'était pas tenue de
procéder à d'autres clarifications. En tant que la recourante a, avec conscience et
volonté, passé outre l'interdiction de l'incitation à l'entrée illégale en faisant fi d'une
procédure Dublin menée à terme dans les règles, elle a agi de manière illicite. Enfin,
c'est à raison qu'une exemption de peine pour absence d'intérêt à punir au sens de
l'article 52 du code pénal a été refusée ; il n'y a pas de motif à ce que l'intéressée, ayant
déjà bénéficié de la qualification de l'infraction en tant que cas de peu de gravité, soit à
nouveau privilégiée.
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6B_1162_2019_yyyy_mm_dd_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 7. August 2020
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 30. Juni 2020 (6B_1162/2019)
Förderung der illegalen Einreise: Beschwerde von Helferin abgewiesen
Das Bundesgericht weist die Beschwerde einer Frau ab, die 2018 einem Flüchtling
zur Einreise von Italien in die Schweiz verhelfen wollte und dafür zu einer Busse von
800 Franken verurteilt wurde. Die Betroffene kann sich nicht darauf berufen, Notstandshilfe geleistet und berechtigte Interessen gewahrt zu haben.
Ein aus Afghanistan stammender Mann hatte 2017 in der Schweiz um Asyl ersucht. Das
Staatssekretariat für Migration trat auf sein Gesuch im Dublin-Verfahren nicht ein und
ordnete seine Wegweisung nach Italien an, wo er zuvor ein Asylgesuch gestellt hatte.
Der Mann wurde in der Schweiz wegen psychischer Probleme teils stationär teils ambulant psychiatrisch behandelt. Die geplante Überstellung nach Italien konnte zunächst
nicht vollzogen werden, da die Behörden seinen Aufenthaltsort nicht kannten. Anfangs
2018 wurde er verhaftet und anschliessend nach Italien überstellt. Die Frau holte ihn in
Domodossola ab und wollte ihn in die Schweiz zurückführen. Bei der Zollkontrolle
wurden sie angehalten. Das Bezirksgericht Brig verurteilte die Frau 2018 wegen Förderung der rechtswidrigen Einreise in einem leichten Fall zu einer Busse von 800
Franken, was vom Kantonsgericht Wallis 2019 bestätigt wurde.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde der Frau ab, mit der sie die Aufhebung ihrer
Verurteilung und einen Freispruch beantragt hatte. Sie bestreitet die Rechtswidrigkeit
ihres Handelns und macht geltend, Notstandshilfe geleistet und berechtigte Interessen
gewahrt zu haben. Ein Notstand setzt voraus, dass die Gefahr nicht anders abwendbar
war. Der übergesetzliche Rechtfertigungsgrund der Wahrung berechtigter Interessen
kann nur angerufen werden, wenn die Tat ein notwendiges und angemessenes Mittel ist,
um ein berechtigtes Ziel zu erreichen; die Tat muss in diesem Sinne den einzig möglichen Weg darstellen und offenkundig weniger schwer wiegen, als die Interessen, die
der Täter zu wahren sucht. Die Vorinstanz hat eingeräumt, dass sich der Flüchtling in
Italien in einer sehr schwierigen Situation befunden hat; sie hat indessen nicht willkürlich
entschieden, wenn sie seine Situation nicht als ausweglos beurteilt hat. Es lag keine
derart gravierende Situation vor, die unter das Verbot unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung nach Artikel 3 der Europäischen Menschenrechtskonvention fallen
würde. Es ist denn auch festzustellen, dass der Mann in der Folge in einer italienischen
Klinik behandelt und seine Versorgung garantiert wurde. Im Ergebnis erscheint der
angefochtene Entscheid nicht als schlechterdings unhaltbar oder unzureichend begründet. Die Vorinstanz war nicht verpflichtet, weitere Abklärungen zu treffen. Indem sich die
Beschwerdeführerin wissentlich und willentlich, unbekümmert um das rechtmässig abgeschlossene Dublin-Verfahren über das Verbot zur Förderung der illegalen Einreise
hinweggesetzt hat, handelte sie rechtswidrig. Schliesslich wurde eine Strafbefreiung
mangels Strafbedürfnisses im Sinne von Artikel 52 des Strafgesetzbuches zu Recht
ausgeschlossen; es ist kein Grund dafür ersichtlich, die Betroffene doppelt zu privilegieren, nachdem bereits auf einen leichten Fall erkannt wurde.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 7 août 2020
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 30 juin 2020 (6B_1162/2019)
Incitation à l'entrée illégale : recours d'une assistante rejeté
Le Tribunal fédéral rejette le recours formé par une femme condamnée à une amende
de 800 francs pour avoir voulu faciliter, en 2018, l'entrée en Suisse depuis l'Italie d'un
réfugié. L'intéressée ne peut pas se prévaloir d'avoir agi dans un état de nécessité
pour autrui et d'avoir sauvegardé des intérêts légitimes.
Un homme originaire d'Afghanistan avait déposé une demande d'asile en Suisse en
2017. Le Secrétariat d'Etat aux migrations n'est pas entré en matière sur sa demande
dans le cadre d'une procédure Dublin et a ordonné son renvoi en Italie, Etat auprès
duquel il avait préalablement formé une demande d'asile. En raison de problèmes
psychiques, l'homme avait bénéficié, en Suisse, de soins psychiatriques ambulatoires et
stationnaires. Le transfert planifié pour l'Italie n'a pas pu être mis en œuvre dans un
premier temps, dès lors que les autorités ne connaissaient pas son lieu de séjour. Au
début de l'année 2018, il a été arrêté puis transféré en Italie. La femme est allée le
chercher à Domodossola et voulait le reconduire en Suisse. Ils ont été arrêtés au
contrôle douanier. En 2018, le Tribunal de district de Brigue a condamné la femme à une
amende de 800 francs pour incitation à l'entrée illégale dans un cas de peu de gravité,
ce qui a été confirmé par le Tribunal cantonal du Valais en 2019.
Le Tribunal fédéral rejette le recours par lequel l'intéressée demandait l'annulation de sa
condamnation et son acquittement. Elle conteste l'illicéité de son agissement et fait
valoir qu'elle a agi dans un état de nécessité pour autrui et sauvegardé des intérêts
légitimes. Un état de nécessité suppose que le danger soit impossible à détourner
autrement. Le motif justificatif « extra-légal » de la sauvegarde d'intérêts légitimes ne
peut être invoqué que lorsque l'acte incriminé constitue un moyen nécessaire et
proportionné, à même d'atteindre un but légitime ; l'acte doit dans ce sens constituer le
seul moyen possible et peser manifestement moins lourd que les intérêts que l'auteur
cherche à sauvegarder. L'autorité précédente a admis que le réfugié se trouvait dans
une situation très difficile en Italie. Cela étant, elle n'a pas versé dans l'arbitraire en ne
qualifiant pas sa situation de sans issue. La situation n'était pas d'une gravité telle
qu'elle tombait sous le coup de l'interdiction d'un traitement inhumain et dégradant au
sens de l'article 3 de la Convention européenne des droits de l'homme. Il y a aussi lieu
de constater que l'intéressé a par la suite été traité dans une clinique italienne et des
soins ont été garantis. Il en résulte que le jugement attaqué n'est pas manifestement
insoutenable ou insuffisamment motivé. L'autorité précédente n'était pas tenue de
procéder à d'autres clarifications. En tant que la recourante a, avec conscience et
volonté, passé outre l'interdiction de l'incitation à l'entrée illégale en faisant fi d'une
procédure Dublin menée à terme dans les règles, elle a agi de manière illicite. Enfin,
c'est à raison qu'une exemption de peine pour absence d'intérêt à punir au sens de
l'article 52 du code pénal a été refusée ; il n'y a pas de motif à ce que l'intéressée, ayant
déjà bénéficié de la qualification de l'infraction en tant que cas de peu de gravité, soit à
nouveau privilégiée.
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6B_1162_2019_yyyy_mm_dd_T_{lang} | Lausanne, 7. August 2020
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 30. Juni 2020 (6B_1162/2019)
Förderung der illegalen Einreise: Beschwerde von Helferin abgewiesen
Das Bundesgericht weist die Beschwerde einer Frau ab, die 2018 einem Flüchtling
zur Einreise von Italien in die Schweiz verhelfen wollte und dafür zu einer Busse von
800 Franken verurteilt wurde. Die Betroffene kann sich nicht darauf berufen, Notstandshilfe geleistet und berechtigte Interessen gewahrt zu haben.
Ein aus Afghanistan stammender Mann hatte 2017 in der Schweiz um Asyl ersucht. Das
Staatssekretariat für Migration trat auf sein Gesuch im Dublin-Verfahren nicht ein und
ordnete seine Wegweisung nach Italien an, wo er zuvor ein Asylgesuch gestellt hatte.
Der Mann wurde in der Schweiz wegen psychischer Probleme teils stationär teils ambulant psychiatrisch behandelt. Die geplante Überstellung nach Italien konnte zunächst
nicht vollzogen werden, da die Behörden seinen Aufenthaltsort nicht kannten. Anfangs
2018 wurde er verhaftet und anschliessend nach Italien überstellt. Die Frau holte ihn in
Domodossola ab und wollte ihn in die Schweiz zurückführen. Bei der Zollkontrolle
wurden sie angehalten. Das Bezirksgericht Brig verurteilte die Frau 2018 wegen Förderung der rechtswidrigen Einreise in einem leichten Fall zu einer Busse von 800
Franken, was vom Kantonsgericht Wallis 2019 bestätigt wurde.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde der Frau ab, mit der sie die Aufhebung ihrer
Verurteilung und einen Freispruch beantragt hatte. Sie bestreitet die Rechtswidrigkeit
ihres Handelns und macht geltend, Notstandshilfe geleistet und berechtigte Interessen
gewahrt zu haben. Ein Notstand setzt voraus, dass die Gefahr nicht anders abwendbar
war. Der übergesetzliche Rechtfertigungsgrund der Wahrung berechtigter Interessen
kann nur angerufen werden, wenn die Tat ein notwendiges und angemessenes Mittel ist,
um ein berechtigtes Ziel zu erreichen; die Tat muss in diesem Sinne den einzig möglichen Weg darstellen und offenkundig weniger schwer wiegen, als die Interessen, die
der Täter zu wahren sucht. Die Vorinstanz hat eingeräumt, dass sich der Flüchtling in
Italien in einer sehr schwierigen Situation befunden hat; sie hat indessen nicht willkürlich
entschieden, wenn sie seine Situation nicht als ausweglos beurteilt hat. Es lag keine
derart gravierende Situation vor, die unter das Verbot unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung nach Artikel 3 der Europäischen Menschenrechtskonvention fallen
würde. Es ist denn auch festzustellen, dass der Mann in der Folge in einer italienischen
Klinik behandelt und seine Versorgung garantiert wurde. Im Ergebnis erscheint der
angefochtene Entscheid nicht als schlechterdings unhaltbar oder unzureichend begründet. Die Vorinstanz war nicht verpflichtet, weitere Abklärungen zu treffen. Indem sich die
Beschwerdeführerin wissentlich und willentlich, unbekümmert um das rechtmässig abgeschlossene Dublin-Verfahren über das Verbot zur Förderung der illegalen Einreise
hinweggesetzt hat, handelte sie rechtswidrig. Schliesslich wurde eine Strafbefreiung
mangels Strafbedürfnisses im Sinne von Artikel 52 des Strafgesetzbuches zu Recht
ausgeschlossen; es ist kein Grund dafür ersichtlich, die Betroffene doppelt zu privilegieren, nachdem bereits auf einen leichten Fall erkannt wurde.
| Lausanne, le 7 août 2020
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 30 juin 2020 (6B_1162/2019)
Incitation à l'entrée illégale : recours d'une assistante rejeté
Le Tribunal fédéral rejette le recours formé par une femme condamnée à une amende
de 800 francs pour avoir voulu faciliter, en 2018, l'entrée en Suisse depuis l'Italie d'un
réfugié. L'intéressée ne peut pas se prévaloir d'avoir agi dans un état de nécessité
pour autrui et d'avoir sauvegardé des intérêts légitimes.
Un homme originaire d'Afghanistan avait déposé une demande d'asile en Suisse en
2017. Le Secrétariat d'Etat aux migrations n'est pas entré en matière sur sa demande
dans le cadre d'une procédure Dublin et a ordonné son renvoi en Italie, Etat auprès
duquel il avait préalablement formé une demande d'asile. En raison de problèmes
psychiques, l'homme avait bénéficié, en Suisse, de soins psychiatriques ambulatoires et
stationnaires. Le transfert planifié pour l'Italie n'a pas pu être mis en œuvre dans un
premier temps, dès lors que les autorités ne connaissaient pas son lieu de séjour. Au
début de l'année 2018, il a été arrêté puis transféré en Italie. La femme est allée le
chercher à Domodossola et voulait le reconduire en Suisse. Ils ont été arrêtés au
contrôle douanier. En 2018, le Tribunal de district de Brigue a condamné la femme à une
amende de 800 francs pour incitation à l'entrée illégale dans un cas de peu de gravité,
ce qui a été confirmé par le Tribunal cantonal du Valais en 2019.
Le Tribunal fédéral rejette le recours par lequel l'intéressée demandait l'annulation de sa
condamnation et son acquittement. Elle conteste l'illicéité de son agissement et fait
valoir qu'elle a agi dans un état de nécessité pour autrui et sauvegardé des intérêts
légitimes. Un état de nécessité suppose que le danger soit impossible à détourner
autrement. Le motif justificatif « extra-légal » de la sauvegarde d'intérêts légitimes ne
peut être invoqué que lorsque l'acte incriminé constitue un moyen nécessaire et
proportionné, à même d'atteindre un but légitime ; l'acte doit dans ce sens constituer le
seul moyen possible et peser manifestement moins lourd que les intérêts que l'auteur
cherche à sauvegarder. L'autorité précédente a admis que le réfugié se trouvait dans
une situation très difficile en Italie. Cela étant, elle n'a pas versé dans l'arbitraire en ne
qualifiant pas sa situation de sans issue. La situation n'était pas d'une gravité telle
qu'elle tombait sous le coup de l'interdiction d'un traitement inhumain et dégradant au
sens de l'article 3 de la Convention européenne des droits de l'homme. Il y a aussi lieu
de constater que l'intéressé a par la suite été traité dans une clinique italienne et des
soins ont été garantis. Il en résulte que le jugement attaqué n'est pas manifestement
insoutenable ou insuffisamment motivé. L'autorité précédente n'était pas tenue de
procéder à d'autres clarifications. En tant que la recourante a, avec conscience et
volonté, passé outre l'interdiction de l'incitation à l'entrée illégale en faisant fi d'une
procédure Dublin menée à terme dans les règles, elle a agi de manière illicite. Enfin,
c'est à raison qu'une exemption de peine pour absence d'intérêt à punir au sens de
l'article 52 du code pénal a été refusée ; il n'y a pas de motif à ce que l'intéressée, ayant
déjà bénéficié de la qualification de l'infraction en tant que cas de peu de gravité, soit à
nouveau privilégiée.
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6B_1188_2018_2019_10_10_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 10. Oktober 2019
Embargo: 10. Oktober 2019, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 26. September 2019 (6B_1188/2018)
Verurteilung aufgrund von Dashcam-Aufzeichnungen: Beschwerde von Fahrzeuglenkerin gutgeheissen
Das Bundesgericht hebt die Verurteilung einer Fahrzeuglenkerin auf, die auf Basis
der Dashcam-Aufzeichnungen eines anderen Verkehrsteilnehmers der mehrfachen
Verletzung der Verkehrsregeln schuldig gesprochen worden war. Als Beweismittel
fällt die Verwertung der in Missachtung des Datenschutzgesetzes erlangten Aufnahmen bereits deshalb ausser Betracht, weil es sich bei den fraglichen Verkehrsdelikten nicht um schwere Straftaten handelt. Ob eine beweismässige Verwertung der
Aufzeichnungen im Falle einer schweren Straftat zulässig wäre, hatte das Bundesgericht nicht zu entscheiden.
Die Betroffene war vom Bezirksgericht Bülach 2018 auf Basis der Dashcam-Aufzeichnungen eines anderen Verkehrsteilnehmers wegen mehrfacher, teilweise grober Verkehrsregelverletzung zu einer bedingten Geldstrafe sowie einer Busse von 4000 Franken verurteilt worden. Das Obergericht des Kantons Zürich bestätigte das Urteil.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde der Frau gut und hebt das Urteil des Obergerichts auf. Die privaten Dashcam-Aufzeichnungen wurden in Missachtung des Datenschutzgesetzes (DSG) und damit rechtswidrig erlangt. Da die Erstellung von Aufnahmen
aus einem Fahrzeug heraus für andere Verkehrsteilnehmer nicht ohne weiteres erkennbar ist, handelt es sich um eine heimliche Datenverarbeitung im Sinne von Artikel 4
Absatz 4 DSG, die eine Persönlichkeitsverletzung darstellt. Die Strafprozessordnung
(StPO) enthält Bestimmungen zur Verwertbarkeit von Beweisen, die von staatlichen
Behörden rechtswidrig erlangt wurden. Nicht explizit geregelt wird in der StPO, wieweit
diese Beweisverbote auch greifen, wenn Private Beweismittel sammeln. Gemäss Rechtsprechung des Bundesgerichts dürfen von Privaten rechtswidrig erhobene Beweismittel
nur dann verwertet werden, wenn kumulativ zwei Voraussetzungen erfüllt sind: Einerseits wird verlangt, dass von Privaten erlangte Beweismittel von den Strafverfolgungsbehörden rechtmässig hätten erlangt werden können; andererseits muss eine Interessenabwägung für deren Verwertung sprechen. In Bezug auf Beweismittel, die von den
Strafverfolgungsbehörden rechtswidrig erhoben wurden, nimmt die StPO diese Interessenabwägung selber vor. Demnach dürfen solche Beweise nur dann verwertet werden,
wenn dies zur Aufklärung einer schweren Straftat unerlässlich ist. Es erscheint angemessen, den gleichen Massstab auch bei rechtswidrig erlangten Beweismitteln von
Privaten anzuwenden, zumal es aus Sicht der betroffenen Person keine Rolle spielt,
durch wen die Beweise erhoben wurden, mit denen sie im Strafverfahren konfrontiert
wird. Im vorliegenden Fall wurde das Verhalten der Automobilistin vom Obergericht teils
als einfache, teils als grobe Verletzung der Verkehrsregeln qualifiziert. Bei diesen Delikten handelt es sich um Übertretungen und Vergehen, die gemäss bundesgerichtlicher
Rechtsprechung nicht als schwere Straftaten im Sinne der StPO zu qualifizieren sind.
Die Interessenabwägung fällt damit gegen eine Verwertung der Aufnahmen als Beweis
aus. Offen bleiben kann unter diesen Voraussetzungen, ob auch die weitere für eine
Verwertung der fraglichen Aufnahmen erforderliche Bedingung erfüllt wäre, dass die
Aufzeichnungen von den Strafverfolgungsbehörden rechtmässig hätten erlangt werden
können.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 10 octobre 2019
Embargo : 10 octobre 2019, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 26 septembre 2019 (6B_1188/2018)
Condamnation fondée sur les enregistrements d'une dashcam :
le recours de la conductrice est admis
Le Tribunal fédéral annule la condamnation d'une conductrice qui avait été reconnue
coupable de multiples violations des règles de la circulation routière sur la base des
enregistrements de la dashcam d'un autre usager de la route. L'exploitation, comme
moyen de preuve, des prises de vue obtenues en violation de la Loi sur la protection
des données, n'est pas admissible dès lors que les violations des règles de la circulation routière en question ne constituent pas des infractions graves. Le Tribunal
fédéral n'a pas dû trancher la question de savoir si une exploitation des enregistrements à titre de preuve aurait été licite en cas d'infractions graves.
L'intéressée avait été condamnée en 2018 par le Tribunal de district de Bülach à une
peine pécuniaire avec sursis ainsi qu'à une amende de 4000 francs pour de multiples
violations des règles de la circulation routière, pour partie graves, sur la base des
enregistrements de la dashcam d'un autre usager de la route. Le Tribunal cantonal du
canton de Zurich a confirmé le jugement.
Le Tribunal fédéral admet le recours de l'intéressée et annule le jugement du Tribunal
cantonal. Les enregistrements privés de la dashcam ont été obtenus en violation de la
Loi sur la protection des données (LPD), et donc de manière illégale. Puisque la réalisation de prises de vue depuis un véhicule n'est pas aisément reconnaissable pour les
autres usagers de la route, il s'agit d'un traitement secret de données au sens de
l'article 4 alinéa 4 LPD, constitutif d'une atteinte à la personnalité. Le Code de procédure
pénale (CPP) règle l'exploitabilité des preuves qui ont été obtenues illégalement par les
autorités publiques. Le CPP ne règle pas expressément la question de savoir dans
quelle mesure cette inexploitabilité s'applique également aux preuves recueillies par une
personne privée. Selon la jurisprudence du Tribunal fédéral, les moyens de preuve
collectés illégalement par des personnes privées ne peuvent être exploités que lorsque
les deux conditions cumulatives suivantes sont remplies : en premier lieu, les moyens
de preuve collectés par une personne privée auraient pu être collectés de manière
légale par les autorités de poursuite pénales ; en second lieu, une pesée des intérêts
doit pencher en faveur de leur exploitation. En rapport avec les moyens de preuve qui
ont été recueillis illégalement par les autorités de poursuite pénales, le CPP procède luimême à cette pesée des intérêts. Il en découle que de telles preuves ne peuvent être
exploitées que lorsqu'elles sont indispensables pour élucider des infractions graves. Il
apparaît approprié d'appliquer le même critère aux moyens de preuve obtenus illégalement par des personnes privées puisque, du point de vue de la personne concernée, il
est sans importance de savoir qui a collecté les preuves auxquelles elle est confrontée
dans le cadre de la procédure pénale. Dans le cas d'espèce, le Tribunal cantonal a
qualifié le comportement de l'automobiliste en partie de violations simples, et en partie
de violations graves des règles de la circulation routière. Ces infractions constituent des
contraventions et des délits, que la jurisprudence du Tribunal fédéral ne qualifie pas
d'infractions graves au sens du CPP. La pesée des intérêts va ainsi à l'encontre d'une
exploitabilité des prises de vue en tant que preuves. Dans ces circonstances, la
question de savoir si la condition supplémentaire permettant l'exploitabilité des prises de
vue en cause était remplie, soit que les enregistrements auraient pu être collectés
légalement par les autorités de poursuite pénales, peut rester ouverte.
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6B_1188_2018_2019_10_10_T_{lang} | Lausanne, 10. Oktober 2019
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 26. September 2019 (6B_1188/2018)
Verurteilung aufgrund von Dashcam-Aufzeichnungen: Beschwerde von Fahrzeuglenkerin gutgeheissen
Das Bundesgericht hebt die Verurteilung einer Fahrzeuglenkerin auf, die auf Basis
der Dashcam-Aufzeichnungen eines anderen Verkehrsteilnehmers der mehrfachen
Verletzung der Verkehrsregeln schuldig gesprochen worden war. Als Beweismittel
fällt die Verwertung der in Missachtung des Datenschutzgesetzes erlangten Aufnahmen bereits deshalb ausser Betracht, weil es sich bei den fraglichen Verkehrsdelikten nicht um schwere Straftaten handelt. Ob eine beweismässige Verwertung der
Aufzeichnungen im Falle einer schweren Straftat zulässig wäre, hatte das Bundesgericht nicht zu entscheiden.
Die Betroffene war vom Bezirksgericht Bülach 2018 auf Basis der Dashcam-Aufzeichnungen eines anderen Verkehrsteilnehmers wegen mehrfacher, teilweise grober Verkehrsregelverletzung zu einer bedingten Geldstrafe sowie einer Busse von 4000 Franken verurteilt worden. Das Obergericht des Kantons Zürich bestätigte das Urteil.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde der Frau gut und hebt das Urteil des Obergerichts auf. Die privaten Dashcam-Aufzeichnungen wurden in Missachtung des Datenschutzgesetzes (DSG) und damit rechtswidrig erlangt. Da die Erstellung von Aufnahmen
aus einem Fahrzeug heraus für andere Verkehrsteilnehmer nicht ohne weiteres erkennbar ist, handelt es sich um eine heimliche Datenverarbeitung im Sinne von Artikel 4
Absatz 4 DSG, die eine Persönlichkeitsverletzung darstellt. Die Strafprozessordnung
(StPO) enthält Bestimmungen zur Verwertbarkeit von Beweisen, die von staatlichen
Behörden rechtswidrig erlangt wurden. Nicht explizit geregelt wird in der StPO, wieweit
diese Beweisverbote auch greifen, wenn Private Beweismittel sammeln. Gemäss Rechtsprechung des Bundesgerichts dürfen von Privaten rechtswidrig erhobene Beweismittel
nur dann verwertet werden, wenn kumulativ zwei Voraussetzungen erfüllt sind: Einerseits wird verlangt, dass von Privaten erlangte Beweismittel von den Strafverfolgungsbehörden rechtmässig hätten erlangt werden können; andererseits muss eine Interessenabwägung für deren Verwertung sprechen. In Bezug auf Beweismittel, die von den
Strafverfolgungsbehörden rechtswidrig erhoben wurden, nimmt die StPO diese Interessenabwägung selber vor. Demnach dürfen solche Beweise nur dann verwertet werden,
wenn dies zur Aufklärung einer schweren Straftat unerlässlich ist. Es erscheint angemessen, den gleichen Massstab auch bei rechtswidrig erlangten Beweismitteln von
Privaten anzuwenden, zumal es aus Sicht der betroffenen Person keine Rolle spielt,
durch wen die Beweise erhoben wurden, mit denen sie im Strafverfahren konfrontiert
wird. Im vorliegenden Fall wurde das Verhalten der Automobilistin vom Obergericht teils
als einfache, teils als grobe Verletzung der Verkehrsregeln qualifiziert. Bei diesen Delikten handelt es sich um Übertretungen und Vergehen, die gemäss bundesgerichtlicher
Rechtsprechung nicht als schwere Straftaten im Sinne der StPO zu qualifizieren sind.
Die Interessenabwägung fällt damit gegen eine Verwertung der Aufnahmen als Beweis
aus. Offen bleiben kann unter diesen Voraussetzungen, ob auch die weitere für eine
Verwertung der fraglichen Aufnahmen erforderliche Bedingung erfüllt wäre, dass die
Aufzeichnungen von den Strafverfolgungsbehörden rechtmässig hätten erlangt werden
können.
| Lausanne, le 10 octobre 2019
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 26 septembre 2019 (6B_1188/2018)
Condamnation fondée sur les enregistrements d'une dashcam :
le recours de la conductrice est admis
Le Tribunal fédéral annule la condamnation d'une conductrice qui avait été reconnue
coupable de multiples violations des règles de la circulation routière sur la base des
enregistrements de la dashcam d'un autre usager de la route. L'exploitation, comme
moyen de preuve, des prises de vue obtenues en violation de la Loi sur la protection
des données, n'est pas admissible dès lors que les violations des règles de la circulation routière en question ne constituent pas des infractions graves. Le Tribunal
fédéral n'a pas dû trancher la question de savoir si une exploitation des enregistrements à titre de preuve aurait été licite en cas d'infractions graves.
L'intéressée avait été condamnée en 2018 par le Tribunal de district de Bülach à une
peine pécuniaire avec sursis ainsi qu'à une amende de 4000 francs pour de multiples
violations des règles de la circulation routière, pour partie graves, sur la base des
enregistrements de la dashcam d'un autre usager de la route. Le Tribunal cantonal du
canton de Zurich a confirmé le jugement.
Le Tribunal fédéral admet le recours de l'intéressée et annule le jugement du Tribunal
cantonal. Les enregistrements privés de la dashcam ont été obtenus en violation de la
Loi sur la protection des données (LPD), et donc de manière illégale. Puisque la réalisation de prises de vue depuis un véhicule n'est pas aisément reconnaissable pour les
autres usagers de la route, il s'agit d'un traitement secret de données au sens de
l'article 4 alinéa 4 LPD, constitutif d'une atteinte à la personnalité. Le Code de procédure
pénale (CPP) règle l'exploitabilité des preuves qui ont été obtenues illégalement par les
autorités publiques. Le CPP ne règle pas expressément la question de savoir dans
quelle mesure cette inexploitabilité s'applique également aux preuves recueillies par une
personne privée. Selon la jurisprudence du Tribunal fédéral, les moyens de preuve
collectés illégalement par des personnes privées ne peuvent être exploités que lorsque
les deux conditions cumulatives suivantes sont remplies : en premier lieu, les moyens
de preuve collectés par une personne privée auraient pu être collectés de manière
légale par les autorités de poursuite pénales ; en second lieu, une pesée des intérêts
doit pencher en faveur de leur exploitation. En rapport avec les moyens de preuve qui
ont été recueillis illégalement par les autorités de poursuite pénales, le CPP procède luimême à cette pesée des intérêts. Il en découle que de telles preuves ne peuvent être
exploitées que lorsqu'elles sont indispensables pour élucider des infractions graves. Il
apparaît approprié d'appliquer le même critère aux moyens de preuve obtenus illégalement par des personnes privées puisque, du point de vue de la personne concernée, il
est sans importance de savoir qui a collecté les preuves auxquelles elle est confrontée
dans le cadre de la procédure pénale. Dans le cas d'espèce, le Tribunal cantonal a
qualifié le comportement de l'automobiliste en partie de violations simples, et en partie
de violations graves des règles de la circulation routière. Ces infractions constituent des
contraventions et des délits, que la jurisprudence du Tribunal fédéral ne qualifie pas
d'infractions graves au sens du CPP. La pesée des intérêts va ainsi à l'encontre d'une
exploitabilité des prises de vue en tant que preuves. Dans ces circonstances, la
question de savoir si la condition supplémentaire permettant l'exploitabilité des prises de
vue en cause était remplie, soit que les enregistrements auraient pu être collectés
légalement par les autorités de poursuite pénales, peut rester ouverte.
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6B_1199_2016_2017_05_22_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 22. Mai 2017
Embargo: 22. Mai 2017, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 4. Mai 2017 (6B_1199/2016)
Vertrauensarzt untersteht gegenüber Arbeitgeber dem Berufsgeheimnis
Ein vom Arbeitgeber eingesetzter Vertrauensarzt untersteht bei der Information über
die Ergebnisse der Untersuchung eines Arbeitnehmers dem strafrechtlich geschützten Berufsgeheimnis. Ohne weitergehende Ermächtigung des Arbeitnehmers
darf sich der Vertrauensarzt gegenüber dem Arbeitgeber nur zum Bestehen, zur
Dauer und zum Grad einer Arbeitsunfähigkeit äussern, sowie zur Frage, ob es sich
um eine Krankheit oder einen Unfall handelt. Das Bundesgericht bestätigt die
Verurteilung eines Arztes, der dem Arbeitgeber auch seine Diagnose und weitere
Angaben zum betroffenen Angestellten mitgeteilt hat.
Dem Angestellten war von seinem behandelnden Arzt mehrmals eine vollständige
Arbeitsunfähigkeit attestiert worden. Die Arbeitgeberfirma verlangte daraufhin eine vertrauensärztliche Untersuchung. In diesem Rahmen ermächtigte der Arbeitnehmer den
Vertrauensarzt dazu, zuhanden der Arbeitgeberin ein ärztliches Zeugnis zu verfassen.
Der Vertrauensarzt machte in seinem detaillierten Bericht an die Arbeitgeberin dann
auch Angaben zur persönlichen, beruflichen und finanziellen Situation des Untersuchten
und offenbarte ihr die gestellte Diagnose. Das Obergericht des Kantons Zürich
verurteilte den Arzt 2016 wegen Verletzung des Berufsgeheimnisses zu einer bedingten
Geldstrafe.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Arztes ab. Der vom Arbeitgeber
eingesetzte Vertrauensarzt muss über umfassende Informationen zum Gesundheitszustand der zu untersuchenden Person verfügen, um der ihm übertragenen Aufgabe
sachgerecht nachkommen zu können. Der Arbeitnehmer, der zu einer solchen Untersuchung aufgeboten wird, darf darauf vertrauen, dass diese Informationen nicht ohne
Weiteres dem Arbeitgeber weitergeleitet werden. Daher untersteht auch der vom
Arbeitgeber eingesetzte Vertrauensarzt dem von Artikel 321 des Strafgesetzbuches
geschützten Berufsgeheimnis. Ob und in welchem Umfang der Vertrauensarzt dem
Arbeitgeber berichten darf, hängt davon ab, inwieweit er seitens des Arbeitnehmers vom
Geheimnis entbunden worden ist. Im konkreten Fall hat der Arbeitnehmer den Arzt zum
Verfassen eines ärztlichen Zeugnisses zuhanden des Arbeitgebers ermächtigt. Das
Obergericht ist zu Recht davon ausgegangen, dass dies gemäss Artikel 328b des
Obligationenrechts nur Informationen umfasst, welche die Eignung des Arbeitnehmers
für das Arbeitsverhältnis und zu dessen Durchführung betreffen, mithin also Angaben
zum Bestehen, zur Dauer und zum Grad einer Arbeitsunfähigkeit sowie eine Antwort auf
die Frage, ob es sich um eine Krankheit oder einen Unfall handelt.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 22 mai 2017
Embargo : 22 mai 2017, 12h00
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 4 mai 2017 (6B_1199/2016)
Un médecin-conseil est soumis au secret professionnel à l'égard
de l'employeur
Un médecin-conseil à qui un employeur a fait appel est soumis au secret
professionnel protégé par le droit pénal s'agissant de l'information sur le résultat de
l'enquête concernant un travailleur. Sans autre autorisation du travailleur, le
médecin-conseil peut s'exprimer uniquement sur l'existence, la durée et le degré de
l'incapacité de travail, comme sur la question de savoir s'il s'agit d'une maladie ou
d'un accident. Le Tribunal fédéral confirme la condamnation d'un médecin qui a
également annoncé à l'employeur son diagnostic et d'autres détails sur le travailleur
concerné.
Plusieurs incapacités de travail totales de l'employé ont été attestées par son médecintraitant. Par la suite, la société l'employant a requis un examen d'un médecin-conseil.
Dans ce contexte, le travailleur a autorisé le médecin-conseil à rédiger un certificat
médical à l'attention de son employeuse. Dans son rapport détaillé à l'employeuse, le
médecin-conseil a aussi donné des informations sur la situation personnelle, professionnelle et financière du travailleur examiné et lui a dévoilé le diagnostic posé. La Cour
suprême du canton de Zurich a condamné le médecin en 2016 pour violation du secret
professionnel à une peine pécuniaire avec sursis.
Le Tribunal fédéral rejette le recours du médecin. Le médecin-conseil à qui l'employeur
a fait appel doit disposer d'informations complètes sur l'état de santé de la personne à
examiner, afin de remplir correctement la tâche qui lui est confiée. Le travailleur, qui est
sollicité pour une telle enquête, doit pouvoir compter sur le fait que ces informations ne
seront pas transmises sans autre à son employeur. Par conséquent, le médecin-conseil
auquel l'employeur a fait appel est également soumis au secret professionnel, protégé
par l'article 321 du Code pénal. Si et dans quelle mesure le médecin-conseil peut
renseigner l'employeur dépend jusqu'à quel point il a été délié de son secret par le
travailleur. Dans le cas particulier, le travailleur a autorisé le médecin à établir un
certificat médical à l'attention de son employeuse. La Cour suprême est, à bon droit,
partie du principe que l'article 328b du Code des obligations ne comprend que des
données portant sur l'aptitude du travailleur à remplir son emploi ou à l'exécuter, partant
des indications sur l'existence, la durée et le degré d'une incapacité de travail et sur la
réponse à la question de savoir s'il s'agit d'une maladie ou d'un accident.
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6B_1199_2016_2017_05_22_T_{lang} | Lausanne, 22. Mai 2017
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 4. Mai 2017 (6B_1199/2016)
Vertrauensarzt untersteht gegenüber Arbeitgeber dem Berufsgeheimnis
Ein vom Arbeitgeber eingesetzter Vertrauensarzt untersteht bei der Information über
die Ergebnisse der Untersuchung eines Arbeitnehmers dem strafrechtlich geschützten Berufsgeheimnis. Ohne weitergehende Ermächtigung des Arbeitnehmers
darf sich der Vertrauensarzt gegenüber dem Arbeitgeber nur zum Bestehen, zur
Dauer und zum Grad einer Arbeitsunfähigkeit äussern, sowie zur Frage, ob es sich
um eine Krankheit oder einen Unfall handelt. Das Bundesgericht bestätigt die
Verurteilung eines Arztes, der dem Arbeitgeber auch seine Diagnose und weitere
Angaben zum betroffenen Angestellten mitgeteilt hat.
Dem Angestellten war von seinem behandelnden Arzt mehrmals eine vollständige
Arbeitsunfähigkeit attestiert worden. Die Arbeitgeberfirma verlangte daraufhin eine vertrauensärztliche Untersuchung. In diesem Rahmen ermächtigte der Arbeitnehmer den
Vertrauensarzt dazu, zuhanden der Arbeitgeberin ein ärztliches Zeugnis zu verfassen.
Der Vertrauensarzt machte in seinem detaillierten Bericht an die Arbeitgeberin dann
auch Angaben zur persönlichen, beruflichen und finanziellen Situation des Untersuchten
und offenbarte ihr die gestellte Diagnose. Das Obergericht des Kantons Zürich
verurteilte den Arzt 2016 wegen Verletzung des Berufsgeheimnisses zu einer bedingten
Geldstrafe.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Arztes ab. Der vom Arbeitgeber
eingesetzte Vertrauensarzt muss über umfassende Informationen zum Gesundheitszustand der zu untersuchenden Person verfügen, um der ihm übertragenen Aufgabe
sachgerecht nachkommen zu können. Der Arbeitnehmer, der zu einer solchen Untersuchung aufgeboten wird, darf darauf vertrauen, dass diese Informationen nicht ohne
Weiteres dem Arbeitgeber weitergeleitet werden. Daher untersteht auch der vom
Arbeitgeber eingesetzte Vertrauensarzt dem von Artikel 321 des Strafgesetzbuches
geschützten Berufsgeheimnis. Ob und in welchem Umfang der Vertrauensarzt dem
Arbeitgeber berichten darf, hängt davon ab, inwieweit er seitens des Arbeitnehmers vom
Geheimnis entbunden worden ist. Im konkreten Fall hat der Arbeitnehmer den Arzt zum
Verfassen eines ärztlichen Zeugnisses zuhanden des Arbeitgebers ermächtigt. Das
Obergericht ist zu Recht davon ausgegangen, dass dies gemäss Artikel 328b des
Obligationenrechts nur Informationen umfasst, welche die Eignung des Arbeitnehmers
für das Arbeitsverhältnis und zu dessen Durchführung betreffen, mithin also Angaben
zum Bestehen, zur Dauer und zum Grad einer Arbeitsunfähigkeit sowie eine Antwort auf
die Frage, ob es sich um eine Krankheit oder einen Unfall handelt.
| Lausanne, le 22 mai 2017
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 4 mai 2017 (6B_1199/2016)
Un médecin-conseil est soumis au secret professionnel à l'égard
de l'employeur
Un médecin-conseil à qui un employeur a fait appel est soumis au secret
professionnel protégé par le droit pénal s'agissant de l'information sur le résultat de
l'enquête concernant un travailleur. Sans autre autorisation du travailleur, le
médecin-conseil peut s'exprimer uniquement sur l'existence, la durée et le degré de
l'incapacité de travail, comme sur la question de savoir s'il s'agit d'une maladie ou
d'un accident. Le Tribunal fédéral confirme la condamnation d'un médecin qui a
également annoncé à l'employeur son diagnostic et d'autres détails sur le travailleur
concerné.
Plusieurs incapacités de travail totales de l'employé ont été attestées par son médecintraitant. Par la suite, la société l'employant a requis un examen d'un médecin-conseil.
Dans ce contexte, le travailleur a autorisé le médecin-conseil à rédiger un certificat
médical à l'attention de son employeuse. Dans son rapport détaillé à l'employeuse, le
médecin-conseil a aussi donné des informations sur la situation personnelle, professionnelle et financière du travailleur examiné et lui a dévoilé le diagnostic posé. La Cour
suprême du canton de Zurich a condamné le médecin en 2016 pour violation du secret
professionnel à une peine pécuniaire avec sursis.
Le Tribunal fédéral rejette le recours du médecin. Le médecin-conseil à qui l'employeur
a fait appel doit disposer d'informations complètes sur l'état de santé de la personne à
examiner, afin de remplir correctement la tâche qui lui est confiée. Le travailleur, qui est
sollicité pour une telle enquête, doit pouvoir compter sur le fait que ces informations ne
seront pas transmises sans autre à son employeur. Par conséquent, le médecin-conseil
auquel l'employeur a fait appel est également soumis au secret professionnel, protégé
par l'article 321 du Code pénal. Si et dans quelle mesure le médecin-conseil peut
renseigner l'employeur dépend jusqu'à quel point il a été délié de son secret par le
travailleur. Dans le cas particulier, le travailleur a autorisé le médecin à établir un
certificat médical à l'attention de son employeuse. La Cour suprême est, à bon droit,
partie du principe que l'article 328b du Code des obligations ne comprend que des
données portant sur l'aptitude du travailleur à remplir son emploi ou à l'exécuter, partant
des indications sur l'existence, la durée et le degré d'une incapacité de travail et sur la
réponse à la question de savoir s'il s'agit d'une maladie ou d'un accident.
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6B_1203_2016_2017_03_06_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 6. März 2017
Embargo: 6. März 2017, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteile vom 16. Februar 2017 (6B_1203/2016, 6B_73/2017)
Obergericht Kanton Aargau: Verwahrung von Straftäter zu Recht
abgelehnt
Das Obergericht des Kantons Aargau hat die Verwahrung eines Mannes zu Recht
abgelehnt, den es 2016 zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt hat.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde der Oberstaatsanwaltschaft des Kantons
Aargau ab. Gleichzeitig heisst es eine Beschwerde des Mannes im Zusammenhang
mit seiner Entlassung aus dem 2013 vorzeitig angetretenen Strafvollzug gut.
Das Obergericht des Kantons Aargau hatte den Mann im August 2016 zweitinstanzlich
wegen versuchter schwerer Körperverletzung und mehrerer weiterer Delikte zu viereinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Gleichzeitig ordnete es eine ambulante Behandlung an. Den Antrag der Staatsanwaltschaft auf Verwahrung des Betroffenen wies es
ab. Die Staatsanwaltschaft gelangte dagegen ans Bundesgericht. Der Mann befindet
sich seit 2013 im vorzeitigen Strafvollzug. Im vergangenen Dezember lehnte das Obergericht sein Gesuch um bedingte Entlassung ab. Diesbezüglich erhob der Betroffene
Beschwerde ans Bundesgericht.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde der Staatsanwaltschaft ab. Als Anlasstaten für
eine Verwahrung kommen nur schwere Delikte in Betracht. Das massgebende Delikt im
vorliegenden Fall ist die versuchte schwere Körperverletzung. Das Obergericht verletzt
kein Bundesrecht, wenn es annimmt, dass damit keine Anlasstat für eine Verwahrung
vorliegt. Es hat diesbezüglich festgehalten, dass der Täter zwar eine schwere Körperverletzung zunächst in Kauf genommen, dann aber selbstbestimmt davon abgelassen
habe. Bei dieser und der anderen in den letzten Jahren begangenen Körperverletzung
habe er die Opfer nicht schwer verletzt. Aufgrund seines Alters sei zudem von einer
Abnahme der kriminellen Intensität auszugehen. Die Verwahrung sei deshalb unverhältnismässig, auch wenn die Gefahr künftiger Delikte nicht völlig auszuschliessen sei.
Die Beschwerde des Verurteilten heisst das Bundesgericht gut. Er befindet sich
aufgrund seiner früheren Einwilligung im vorzeitigen Strafvollzug. Die eigentliche Vollstreckung des Urteils wurde bis heute noch nicht angeordnet. Für eine Aufrechterhaltung der Haft müssten damit die Voraussetzungen für Untersuchungs- oder Sicherheitshaft erfüllt sein; das ist nicht der Fall. Untersuchungs- oder Sicherheitshaft dürfen nicht
länger als die zu erwartende Freiheitsstrafe dauern. Die verhängte Freiheitsstrafe von
viereinhalb Jahren würde unter Anrechnung der im November 2012 angeordneten
Untersuchungshaft und dem anschliessend angetretenen vorzeitigen Strafvollzug im
kommenden Mai enden. Angesichts eines drohenden Strafrests von zwei Monaten lässt
sich eine Weiterführung der Haft nicht rechtfertigen. Der Mann ist innert fünf Tagen nach
Zustellung des bundesgerichtlichen Entscheides aus dem vorzeitigen Strafvollzug zu
entlassen. Ob andere Haftgründe vorliegen, ist nicht vom Bundesgericht zu prüfen.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 6 mars 2017
Embargo : 6 mars 2017, 12:00 heures
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêts du 16 février 2017 (6B_1203/2016, 6B_73/2017)
Cour d’appel du canton d’Argovie : internement refusé à juste titre
La Cour d’appel du canton d’Argovie a refusé à juste titre l’internement d’un homme
qu’elle avait condamné en 2016 à une peine privative de liberté de quatre ans et
demi. Le Tribunal fédéral rejette le recours du Ministère public général du canton
d’Argovie. Il admet en parallèle un recours de l’intéressé en lien avec sa libération de
l’exécution anticipée de la peine entreprise en 2013.
La Cour d’appel du canton d’Argovie, statuant en deuxième instance, avait condamné
l’homme en août 2016 à une peine privative de liberté de quatre ans et demi pour
tentative de lésions corporelles graves ainsi que plusieurs autres infractions. Elle a
également ordonné un traitement ambulatoire et rejeté la requête du Ministère public
visant l’internement de l’intéressé. Le Ministère public a recouru au Tribunal fédéral.
L’homme exécute sa peine de manière anticipée depuis 2013. En décembre dernier, la
Cour d'appel a refusé sa requête tendant à sa mise en liberté conditionnelle. L’intéressé
a interjeté un recours au Tribunal fédéral.
Le Tribunal fédéral rejette le recours du Ministère public. Seules des infractions graves
entrent en considération pour l’internement. L’infraction pertinente en l’espèce est la
tentative de lésions corporelles graves. La Cour d’appel n’a pas violé le droit fédéral en
considérant qu’il ne s’agissait pas ici d’un acte justifiant un internement. Elle a retenu à
cet égard que l’auteur avait certes tout d’abord envisagé une lésion corporelle grave,
mais qu’il y avait de lui-même renoncé. Les victimes n’avaient pas été gravement
blessées, ni par cet acte ni par l'autre lésion corporelle commise précédemment. En
outre, on pouvait s’attendre à une diminution de l’intensité criminelle compte tenu de
son âge. L’internement était ainsi disproportionné, même si le risque de la commission
de futures infractions ne pouvait pas totalement être exclu.
Le Tribunal fédéral admet le recours du condamné. Il se trouve en exécution anticipée
de la peine sur la base de son consentement donné antérieurement. L’exécution du
jugement proprement dite n’a, à ce jour, par encore été ordonnée. Pour que la détention
soit maintenue, les conditions de la détention provisoire ou à titre de sûreté devraient
être remplies ; tel n’est pas le cas. La détention provisoire ou à titre de sûreté ne doit
pas être d’une durée supérieure à la peine privative de liberté attendue. La peine
infligée, par quatre ans et demi de privation de liberté, expirerait en mai prochain
compte tenu de l’imputation de la détention provisoire ordonnée en novembre 2012 et
de l’exécution anticipée de la peine intervenue par la suite. Le maintien de la détention
ne se justifie pas au regard du solde de peine de deux mois. L’homme doit être libéré de
l’exécution anticipée de la peine dans les cinq jours suivant la notification de la décision
du Tribunal fédéral. Il n’appartient pas au Tribunal fédéral d’examiner s’il existe d’autres
motifs de détention.
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6B_1203_2016_2017_03_06_T_{lang} | Lausanne, 6. März 2017
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteile vom 16. Februar 2017 (6B_1203/2016, 6B_73/2017)
Obergericht Kanton Aargau: Verwahrung von Straftäter zu Recht
abgelehnt
Das Obergericht des Kantons Aargau hat die Verwahrung eines Mannes zu Recht
abgelehnt, den es 2016 zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt hat.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde der Oberstaatsanwaltschaft des Kantons
Aargau ab. Gleichzeitig heisst es eine Beschwerde des Mannes im Zusammenhang
mit seiner Entlassung aus dem 2013 vorzeitig angetretenen Strafvollzug gut.
Das Obergericht des Kantons Aargau hatte den Mann im August 2016 zweitinstanzlich
wegen versuchter schwerer Körperverletzung und mehrerer weiterer Delikte zu viereinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Gleichzeitig ordnete es eine ambulante Behandlung an. Den Antrag der Staatsanwaltschaft auf Verwahrung des Betroffenen wies es
ab. Die Staatsanwaltschaft gelangte dagegen ans Bundesgericht. Der Mann befindet
sich seit 2013 im vorzeitigen Strafvollzug. Im vergangenen Dezember lehnte das Obergericht sein Gesuch um bedingte Entlassung ab. Diesbezüglich erhob der Betroffene
Beschwerde ans Bundesgericht.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde der Staatsanwaltschaft ab. Als Anlasstaten für
eine Verwahrung kommen nur schwere Delikte in Betracht. Das massgebende Delikt im
vorliegenden Fall ist die versuchte schwere Körperverletzung. Das Obergericht verletzt
kein Bundesrecht, wenn es annimmt, dass damit keine Anlasstat für eine Verwahrung
vorliegt. Es hat diesbezüglich festgehalten, dass der Täter zwar eine schwere Körperverletzung zunächst in Kauf genommen, dann aber selbstbestimmt davon abgelassen
habe. Bei dieser und der anderen in den letzten Jahren begangenen Körperverletzung
habe er die Opfer nicht schwer verletzt. Aufgrund seines Alters sei zudem von einer
Abnahme der kriminellen Intensität auszugehen. Die Verwahrung sei deshalb unverhältnismässig, auch wenn die Gefahr künftiger Delikte nicht völlig auszuschliessen sei.
Die Beschwerde des Verurteilten heisst das Bundesgericht gut. Er befindet sich
aufgrund seiner früheren Einwilligung im vorzeitigen Strafvollzug. Die eigentliche Vollstreckung des Urteils wurde bis heute noch nicht angeordnet. Für eine Aufrechterhaltung der Haft müssten damit die Voraussetzungen für Untersuchungs- oder Sicherheitshaft erfüllt sein; das ist nicht der Fall. Untersuchungs- oder Sicherheitshaft dürfen nicht
länger als die zu erwartende Freiheitsstrafe dauern. Die verhängte Freiheitsstrafe von
viereinhalb Jahren würde unter Anrechnung der im November 2012 angeordneten
Untersuchungshaft und dem anschliessend angetretenen vorzeitigen Strafvollzug im
kommenden Mai enden. Angesichts eines drohenden Strafrests von zwei Monaten lässt
sich eine Weiterführung der Haft nicht rechtfertigen. Der Mann ist innert fünf Tagen nach
Zustellung des bundesgerichtlichen Entscheides aus dem vorzeitigen Strafvollzug zu
entlassen. Ob andere Haftgründe vorliegen, ist nicht vom Bundesgericht zu prüfen.
| Lausanne, le 6 mars 2017
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêts du 16 février 2017 (6B_1203/2016, 6B_73/2017)
Cour d’appel du canton d’Argovie : internement refusé à juste titre
La Cour d’appel du canton d’Argovie a refusé à juste titre l’internement d’un homme
qu’elle avait condamné en 2016 à une peine privative de liberté de quatre ans et
demi. Le Tribunal fédéral rejette le recours du Ministère public général du canton
d’Argovie. Il admet en parallèle un recours de l’intéressé en lien avec sa libération de
l’exécution anticipée de la peine entreprise en 2013.
La Cour d’appel du canton d’Argovie, statuant en deuxième instance, avait condamné
l’homme en août 2016 à une peine privative de liberté de quatre ans et demi pour
tentative de lésions corporelles graves ainsi que plusieurs autres infractions. Elle a
également ordonné un traitement ambulatoire et rejeté la requête du Ministère public
visant l’internement de l’intéressé. Le Ministère public a recouru au Tribunal fédéral.
L’homme exécute sa peine de manière anticipée depuis 2013. En décembre dernier, la
Cour d'appel a refusé sa requête tendant à sa mise en liberté conditionnelle. L’intéressé
a interjeté un recours au Tribunal fédéral.
Le Tribunal fédéral rejette le recours du Ministère public. Seules des infractions graves
entrent en considération pour l’internement. L’infraction pertinente en l’espèce est la
tentative de lésions corporelles graves. La Cour d’appel n’a pas violé le droit fédéral en
considérant qu’il ne s’agissait pas ici d’un acte justifiant un internement. Elle a retenu à
cet égard que l’auteur avait certes tout d’abord envisagé une lésion corporelle grave,
mais qu’il y avait de lui-même renoncé. Les victimes n’avaient pas été gravement
blessées, ni par cet acte ni par l'autre lésion corporelle commise précédemment. En
outre, on pouvait s’attendre à une diminution de l’intensité criminelle compte tenu de
son âge. L’internement était ainsi disproportionné, même si le risque de la commission
de futures infractions ne pouvait pas totalement être exclu.
Le Tribunal fédéral admet le recours du condamné. Il se trouve en exécution anticipée
de la peine sur la base de son consentement donné antérieurement. L’exécution du
jugement proprement dite n’a, à ce jour, par encore été ordonnée. Pour que la détention
soit maintenue, les conditions de la détention provisoire ou à titre de sûreté devraient
être remplies ; tel n’est pas le cas. La détention provisoire ou à titre de sûreté ne doit
pas être d’une durée supérieure à la peine privative de liberté attendue. La peine
infligée, par quatre ans et demi de privation de liberté, expirerait en mai prochain
compte tenu de l’imputation de la détention provisoire ordonnée en novembre 2012 et
de l’exécution anticipée de la peine intervenue par la suite. Le maintien de la détention
ne se justifie pas au regard du solde de peine de deux mois. L’homme doit être libéré de
l’exécution anticipée de la peine dans les cinq jours suivant la notification de la décision
du Tribunal fédéral. Il n’appartient pas au Tribunal fédéral d’examiner s’il existe d’autres
motifs de détention.
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6B_1207_2018_2019_06_04_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 4. Juni 2019
Embargo: 4. Juni 2019, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 17. Mai 2019 (6B_1207/2018)
Strafbares Eindringen in fremdes E-Mail-Konto: Art und Weise
der Passwortbeschaffung nicht entscheidend
Das unbefugte Eindringen in ein zugriffgeschütztes fremdes E-Mail-Konto ist unabhängig von der Art und Weise strafbar, wie der Täter an das Passwort gelangt ist.
Aktives Handeln ist dabei nicht erforderlich. Das Bundesgericht weist die Beschwerde einer Frau ab, die sich mit dem zufällig gefundenen Passwort Zugang zum
E-Mail-Konto ihres getrennt von ihr lebenden Mannes verschafft hat.
Die Frau war nach der Trennung von ihrem Mann mehrfach in dessen passwortgeschütztes E-Mail-Konto eingedrungen. Das Kennwort hatte sie zufällig auf einem
Kärtchen gefunden, das er im Büroschreibtisch der früheren ehelichen Wohnung zurückgelassen hatte. Das Aargauer Obergericht bestätigte 2018 das erstinstanzliche Urteil,
mit dem die Frau wegen mehrfachen unbefugten Eindringens in ein Datenverarbeitungssystem (Artikel 143 bis Absatz 1 des Strafgesetzbuches, StGB) zu einer bedingten Geldstrafe und einer Busse verurteilt worden war. In ihrer Beschwerde ans Bundesgericht
machte sie geltend, dass der fragliche Tatbestand für das Eindringen in ein fremdes und
zugriffgesichertes Datenverarbeitungssystem eine erhöhte kriminelle Energie verlange,
wie dies etwa beim Hacking oder bei Phishing-Mails der Fall sei. Sie selber sei ohne
irgendwelche kriminellen Machenschaften in den Besitz des Passwortes gelangt und
habe sich nicht strafbar gemacht.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde ab. Die Betroffene hat die ihr nicht
zustehende E-Mail-Adresse angewählt und das zugehörige Passwort eingegeben. Damit
hat sie die elektronische Sicherung des Accounts umgangen und die Zugangsschranken
überwunden. Dass sie das Passwort nicht durch aktives Handeln erlangt, sondern
dieses zufällig gefunden hat, ändert nichts. Für die Würdigung einer Tat als "Hackerangriff" im Sinne von Artikel 143 bis Absatz1 StGB ist es ohne Bedeutung, auf welche Art
und Weise sich der Täter Zugang zum Passwort verschafft hat. Im Weiteren ist unbestritten, dass die Frau nicht berechtigt war, sich in das E-Mail-Konto des getrennt von ihr
lebenden Mannes einzuloggen. Das unbewusste Zurücklassen, beziehungsweise Vergessen des Passworts in der vormals ehelichen Wohnung lässt sich nicht als Einverständis für den Zugriff auf sein E-Mail-Konto verstehen.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 4 juin 2019
Embargo : 4 juin 2019, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 17 mai 2019 (6B_1207/2018)
Punissabilité de l'accès indu à un compte courriel appartenant à
autrui : la façon d'obtenir le mot de passe n'est pas décisive
L'accès indu à un compte courriel appartenant à autrui, protégé au moyen d'un mot
de passe, est punissable quelles que soient les circonstances qui en entourent
l'obtention. Un comportement actif n'est pas nécessaire. Le Tribunal fédéral rejette le
recours d'une femme qui avait accédé au compte courriel de son époux, dont elle
vivait séparée, après en avoir trouvé fortuitement le mot de passe.
Après s'être séparée de son mari, l'intéressée avait accédé à de multiples reprises au
compte courriel de ce dernier. Elle en avait trouvé par hasard le mot de passe sur une
carte qu'il avait laissée sur un bureau dans l'ancien appartement conjugal. Le Tribunal
cantonal argovien a confirmé courant 2018 le jugement de première instance
qui condamnait cette femme pour accès indu à un système informatique répété
(article 143bis alinéa 1 du Code pénal; CP) à une peine pécuniaire avec sursis et à une
amende. Cette dernière faisait valoir devant le Tribunal fédéral que l'infraction en cause
suppose une énergie criminelle accrue, à l'image de ce qui prévaut pour le hacking ou le
hameçonnage (phishing). Elle s'était trouvée en possession du mot de passe sans la
moindre manoeuvre frauduleuse de sa part et soutenait dès lors que son comportement
n'était pas punissable.
Le Tribunal fédéral rejette le recours. L'intéressée s'est connectée à un compte courriel
qui ne lui appartenait pas et a saisit le mot de passe correspondant. Elle est ainsi
parvenue à passer outre le système de protection censé lui en empêcher l'accès. Peu
importe qu'elle n'ait pas activement cherché à obtenir le mot de passe et qu'elle l'ait
découvert par hasard. Lorsqu'il s'agit de déterminer si un comportement comme une
« attaque informatique » est punissable sous l'angle de l'article 143 bis alinéa 1 CP, la
façon d'obtenir cet élément n'est pas déterminante. Au surplus, il est incontestable que
la recourante n'était pas autorisée à se connecter au compte courriel de l'homme dont
elle vivait séparée. L'oubli par ce dernier, dans l'ancien appartement conjugal, d'une
carte sur laquelle était inscrit le mot de passe ne pouvait valoir consentement de sa part
à un accès à son compte courriel.
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6B_1207_2018_2019_06_04_T_{lang} | Lausanne, 4. Juni 2019
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 17. Mai 2019 (6B_1207/2018)
Strafbares Eindringen in fremdes E-Mail-Konto: Art und Weise
der Passwortbeschaffung nicht entscheidend
Das unbefugte Eindringen in ein zugriffgeschütztes fremdes E-Mail-Konto ist unabhängig von der Art und Weise strafbar, wie der Täter an das Passwort gelangt ist.
Aktives Handeln ist dabei nicht erforderlich. Das Bundesgericht weist die Beschwerde einer Frau ab, die sich mit dem zufällig gefundenen Passwort Zugang zum
E-Mail-Konto ihres getrennt von ihr lebenden Mannes verschafft hat.
Die Frau war nach der Trennung von ihrem Mann mehrfach in dessen passwortgeschütztes E-Mail-Konto eingedrungen. Das Kennwort hatte sie zufällig auf einem
Kärtchen gefunden, das er im Büroschreibtisch der früheren ehelichen Wohnung zurückgelassen hatte. Das Aargauer Obergericht bestätigte 2018 das erstinstanzliche Urteil,
mit dem die Frau wegen mehrfachen unbefugten Eindringens in ein Datenverarbeitungssystem (Artikel 143 bis Absatz 1 des Strafgesetzbuches, StGB) zu einer bedingten Geldstrafe und einer Busse verurteilt worden war. In ihrer Beschwerde ans Bundesgericht
machte sie geltend, dass der fragliche Tatbestand für das Eindringen in ein fremdes und
zugriffgesichertes Datenverarbeitungssystem eine erhöhte kriminelle Energie verlange,
wie dies etwa beim Hacking oder bei Phishing-Mails der Fall sei. Sie selber sei ohne
irgendwelche kriminellen Machenschaften in den Besitz des Passwortes gelangt und
habe sich nicht strafbar gemacht.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde ab. Die Betroffene hat die ihr nicht
zustehende E-Mail-Adresse angewählt und das zugehörige Passwort eingegeben. Damit
hat sie die elektronische Sicherung des Accounts umgangen und die Zugangsschranken
überwunden. Dass sie das Passwort nicht durch aktives Handeln erlangt, sondern
dieses zufällig gefunden hat, ändert nichts. Für die Würdigung einer Tat als "Hackerangriff" im Sinne von Artikel 143 bis Absatz1 StGB ist es ohne Bedeutung, auf welche Art
und Weise sich der Täter Zugang zum Passwort verschafft hat. Im Weiteren ist unbestritten, dass die Frau nicht berechtigt war, sich in das E-Mail-Konto des getrennt von ihr
lebenden Mannes einzuloggen. Das unbewusste Zurücklassen, beziehungsweise Vergessen des Passworts in der vormals ehelichen Wohnung lässt sich nicht als Einverständis für den Zugriff auf sein E-Mail-Konto verstehen.
| Lausanne, le 4 juin 2019
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 17 mai 2019 (6B_1207/2018)
Punissabilité de l'accès indu à un compte courriel appartenant à
autrui : la façon d'obtenir le mot de passe n'est pas décisive
L'accès indu à un compte courriel appartenant à autrui, protégé au moyen d'un mot
de passe, est punissable quelles que soient les circonstances qui en entourent
l'obtention. Un comportement actif n'est pas nécessaire. Le Tribunal fédéral rejette le
recours d'une femme qui avait accédé au compte courriel de son époux, dont elle
vivait séparée, après en avoir trouvé fortuitement le mot de passe.
Après s'être séparée de son mari, l'intéressée avait accédé à de multiples reprises au
compte courriel de ce dernier. Elle en avait trouvé par hasard le mot de passe sur une
carte qu'il avait laissée sur un bureau dans l'ancien appartement conjugal. Le Tribunal
cantonal argovien a confirmé courant 2018 le jugement de première instance
qui condamnait cette femme pour accès indu à un système informatique répété
(article 143bis alinéa 1 du Code pénal; CP) à une peine pécuniaire avec sursis et à une
amende. Cette dernière faisait valoir devant le Tribunal fédéral que l'infraction en cause
suppose une énergie criminelle accrue, à l'image de ce qui prévaut pour le hacking ou le
hameçonnage (phishing). Elle s'était trouvée en possession du mot de passe sans la
moindre manoeuvre frauduleuse de sa part et soutenait dès lors que son comportement
n'était pas punissable.
Le Tribunal fédéral rejette le recours. L'intéressée s'est connectée à un compte courriel
qui ne lui appartenait pas et a saisit le mot de passe correspondant. Elle est ainsi
parvenue à passer outre le système de protection censé lui en empêcher l'accès. Peu
importe qu'elle n'ait pas activement cherché à obtenir le mot de passe et qu'elle l'ait
découvert par hasard. Lorsqu'il s'agit de déterminer si un comportement comme une
« attaque informatique » est punissable sous l'angle de l'article 143 bis alinéa 1 CP, la
façon d'obtenir cet élément n'est pas déterminante. Au surplus, il est incontestable que
la recourante n'était pas autorisée à se connecter au compte courriel de l'homme dont
elle vivait séparée. L'oubli par ce dernier, dans l'ancien appartement conjugal, d'une
carte sur laquelle était inscrit le mot de passe ne pouvait valoir consentement de sa part
à un accès à son compte courriel.
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6B_123_2014_2015_01_13_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 13. Januar 2015
Embargo: 13. Januar 2015, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 2. Dezember 2014 (6B_123/2014)
Kind durch Elternteil ins Ausland verbracht: Schuldspruch wegen
Entführung möglich
Ein sorgeberechtigter Elternteil kann wegen Entführung verurteilt werden, wenn er
sein Kind eigenmächtig und klarerweise gegen dessen Interessen an einen fremden
Aufenthaltsort im Ausland verbringt. Das Obergericht des Kantons Zürich muss den
Fall eines Vaters erneut prüfen, der seine Söhne ohne Wissen der Mutter dauerhaft
zu Verwandten an einen unbekannten Ort in Nigeria gebracht hat.
Der getrennt von seiner früheren Partnerin lebende Mann hatte 2011 die beiden gemeinsamen Kinder im Alter von dreieinhalb und fünf Jahren zu Verwandten nach Nigeria
gebracht. Zu diesem Zeitpunkt hatte er mit der Mutter der Kinder die gemeinsame
elterliche Sorge. Bei seiner alleinigen Rückkehr in die Schweiz wurde der Mann
verhaftet. Das Zürcher Obergericht verurteilte ihn 2014 wegen mehrfachen Entziehens
von Minderjährigen und mehrfacher qualifizierter Freiheitsberaubung zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Mannes teilweise gut und weist die
Sache zu neuem Entscheid ans Obergericht zurück. Das Bundesgericht bestätigt
zunächst die Verurteilung des Betroffenen wegen mehrfachen Entziehens von Minderjährigen (Artikel 220 Strafgesetzbuch). Aufgehoben hat es den Schuldspruch wegen
Freiheitsberaubung. Dieser Tatbestand ist nicht erfüllt, weil die körperliche
Fortbewegungsfreiheit der Kinder durch das Vorgehen des Vaters nicht aufgehoben
wurde. Dagegen kommt in solchen Fällen eine Verurteilung wegen Entführung in
Betracht (Artikel 183 Ziffer 2 Strafgesetzbuch). Zwar hat jeder sorgeberechtigte
Elternteil grundsätzlich das Recht, über den Aufenthaltsort der Kinder zu bestimmen. Es
sind aber Konstellationen denkbar, wo die Verbringung der Kinder an einen anderen
Aufenthaltsort derart massiv in ihre Interessen eingreift, dass eine Entführung vorliegt.
In diesen Ausnahmefällen, bei denen die konkreten Umstände eindeutig ausserhalb des
Kindswohls liegen, lässt sich die Ortsveränderung nicht mehr mit dem Aufenthaltsbestimmungsrecht vereinbaren.
Im zu beurteilenden Fall liegt eine solche Situation vor. Die Kinder wurden vom Vater
dauerhaft an einen unbekannten Ort in Nigeria zu ihnen fremden Personen verbracht.
Sie leben fernab von der Mutter, konnten sich von ihr weder verabschieden, noch haben
sie Kontakt zu ihr. Dieser abrupte und langandauernde Verlust der Mutter und das
Herausreissen aus der vertrauten Umgebung kommt einer Entwurzelung der Kinder
gleich. Das widerspricht ihren Interessen und ihrem Wohl in krasser Weise. Das Obergericht muss noch prüfen, ob auch die weiteren Voraussetzungen für einen Schuldspruch wegen Entführung erfüllt sind.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 13 janvier 2015
Embargo : 13 janvier 2015, 12:00 heures
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 2 décembre 2014 (6B_123/2014)
Enfant emmené à l'étranger par un parent : condamnation pour
enlèvement possible
Un parent titulaire de l'autorité parentale peut être condamné pour enlèvement
lorsqu'il déplace, sans concertation préalable et de manière clairement contraire à
l'intérêt de l'enfant, le lieu de résidence de celui-ci à l'étranger. La Cour suprême du
canton de Zurich doit réexaminer le cas d'un père qui a amené ses fils, à l'insu de la
mère, auprès de parents en un lieu inconnu au Nigeria pour qu'ils y séjournent
durablement.
L'homme, séparé de son ancienne concubine, avait emmené, en 2011, les deux enfants
communs âgés de trois ans et demi et cinq ans auprès de parents au Nigeria. A cette
époque, il exerçait l'autorité parentale sur les enfants conjointement avec la mère.
L'homme avait été arrêté après son retour seul en Suisse. La Cour suprême zurichoise
l'a condamné, en 2014, pour enlèvement de mineur et séquestration qualifiée, à une
peine privative de liberté de sept ans.
Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours de l'homme et renvoie la cause à la
cour cantonale pour nouvelle décision. Le Tribunal fédéral confirme tout d'abord la
condamnation de l'intéressé pour enlèvement de mineur (article 220 du Code pénal). Il
annule en revanche la condamnation pour séquestration. Les éléments constitutifs de
l'infraction ne sont pas remplis dès lors que la liberté de mouvement des enfants n'a pas
été entravée par le comportement du père. En revanche, dans de tels cas, une
condamnation pour enlèvement peut entrer en ligne de compte (article 183 chiffre 2 du
Code pénal). Certes, chaque parent titulaire de l'autorité parentale a, en principe, le
droit de décider du lieu de résidence de l'enfant. Il existe toutefois des configurations
dans lesquelles le déplacement de l'enfant dans un autre lieu de résidence porte si
massivement atteinte à son intérêt qu'il constitue un enlèvement. Dans ces cas
exceptionnels, où, au regard des circonstances concrètes, l'intérêt supérieur de l'enfant
est manifestement mis en péril, le droit de décider du lieu de résidence de celui-ci
n'autorise plus son déplacement.
Dans le cas d'espèce, une telle situation existe. Les enfants ont été déplacés de
manière durable par le père dans un lieu inconnu au Nigeria auprès de personnes qui
leur étaient étrangères. Ils vivent loin de leur mère, n'ont pu ni lui dire au revoir, ni n'ont
de contact avec elle. Cette perte abrupte et de longue durée de contacts avec la mère
ainsi que le fait d'avoir été arraché de l'environnement familier équivalent pour l'enfant à
un déracinement. Cela contrevient manifestement à ses intérêts et à son bien-être. La
Cour suprême devra encore examiner si les autres conditions d'une condamnation pour
enlèvement sont remplies.
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6B_123_2014_2015_01_13_T_{lang} | Lausanne, 13. Januar 2015
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 2. Dezember 2014 (6B_123/2014)
Kind durch Elternteil ins Ausland verbracht: Schuldspruch wegen
Entführung möglich
Ein sorgeberechtigter Elternteil kann wegen Entführung verurteilt werden, wenn er
sein Kind eigenmächtig und klarerweise gegen dessen Interessen an einen fremden
Aufenthaltsort im Ausland verbringt. Das Obergericht des Kantons Zürich muss den
Fall eines Vaters erneut prüfen, der seine Söhne ohne Wissen der Mutter dauerhaft
zu Verwandten an einen unbekannten Ort in Nigeria gebracht hat.
Der getrennt von seiner früheren Partnerin lebende Mann hatte 2011 die beiden gemeinsamen Kinder im Alter von dreieinhalb und fünf Jahren zu Verwandten nach Nigeria
gebracht. Zu diesem Zeitpunkt hatte er mit der Mutter der Kinder die gemeinsame
elterliche Sorge. Bei seiner alleinigen Rückkehr in die Schweiz wurde der Mann
verhaftet. Das Zürcher Obergericht verurteilte ihn 2014 wegen mehrfachen Entziehens
von Minderjährigen und mehrfacher qualifizierter Freiheitsberaubung zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Mannes teilweise gut und weist die
Sache zu neuem Entscheid ans Obergericht zurück. Das Bundesgericht bestätigt
zunächst die Verurteilung des Betroffenen wegen mehrfachen Entziehens von Minderjährigen (Artikel 220 Strafgesetzbuch). Aufgehoben hat es den Schuldspruch wegen
Freiheitsberaubung. Dieser Tatbestand ist nicht erfüllt, weil die körperliche
Fortbewegungsfreiheit der Kinder durch das Vorgehen des Vaters nicht aufgehoben
wurde. Dagegen kommt in solchen Fällen eine Verurteilung wegen Entführung in
Betracht (Artikel 183 Ziffer 2 Strafgesetzbuch). Zwar hat jeder sorgeberechtigte
Elternteil grundsätzlich das Recht, über den Aufenthaltsort der Kinder zu bestimmen. Es
sind aber Konstellationen denkbar, wo die Verbringung der Kinder an einen anderen
Aufenthaltsort derart massiv in ihre Interessen eingreift, dass eine Entführung vorliegt.
In diesen Ausnahmefällen, bei denen die konkreten Umstände eindeutig ausserhalb des
Kindswohls liegen, lässt sich die Ortsveränderung nicht mehr mit dem Aufenthaltsbestimmungsrecht vereinbaren.
Im zu beurteilenden Fall liegt eine solche Situation vor. Die Kinder wurden vom Vater
dauerhaft an einen unbekannten Ort in Nigeria zu ihnen fremden Personen verbracht.
Sie leben fernab von der Mutter, konnten sich von ihr weder verabschieden, noch haben
sie Kontakt zu ihr. Dieser abrupte und langandauernde Verlust der Mutter und das
Herausreissen aus der vertrauten Umgebung kommt einer Entwurzelung der Kinder
gleich. Das widerspricht ihren Interessen und ihrem Wohl in krasser Weise. Das Obergericht muss noch prüfen, ob auch die weiteren Voraussetzungen für einen Schuldspruch wegen Entführung erfüllt sind.
| Lausanne, le 13 janvier 2015
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 2 décembre 2014 (6B_123/2014)
Enfant emmené à l'étranger par un parent : condamnation pour
enlèvement possible
Un parent titulaire de l'autorité parentale peut être condamné pour enlèvement
lorsqu'il déplace, sans concertation préalable et de manière clairement contraire à
l'intérêt de l'enfant, le lieu de résidence de celui-ci à l'étranger. La Cour suprême du
canton de Zurich doit réexaminer le cas d'un père qui a amené ses fils, à l'insu de la
mère, auprès de parents en un lieu inconnu au Nigeria pour qu'ils y séjournent
durablement.
L'homme, séparé de son ancienne concubine, avait emmené, en 2011, les deux enfants
communs âgés de trois ans et demi et cinq ans auprès de parents au Nigeria. A cette
époque, il exerçait l'autorité parentale sur les enfants conjointement avec la mère.
L'homme avait été arrêté après son retour seul en Suisse. La Cour suprême zurichoise
l'a condamné, en 2014, pour enlèvement de mineur et séquestration qualifiée, à une
peine privative de liberté de sept ans.
Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours de l'homme et renvoie la cause à la
cour cantonale pour nouvelle décision. Le Tribunal fédéral confirme tout d'abord la
condamnation de l'intéressé pour enlèvement de mineur (article 220 du Code pénal). Il
annule en revanche la condamnation pour séquestration. Les éléments constitutifs de
l'infraction ne sont pas remplis dès lors que la liberté de mouvement des enfants n'a pas
été entravée par le comportement du père. En revanche, dans de tels cas, une
condamnation pour enlèvement peut entrer en ligne de compte (article 183 chiffre 2 du
Code pénal). Certes, chaque parent titulaire de l'autorité parentale a, en principe, le
droit de décider du lieu de résidence de l'enfant. Il existe toutefois des configurations
dans lesquelles le déplacement de l'enfant dans un autre lieu de résidence porte si
massivement atteinte à son intérêt qu'il constitue un enlèvement. Dans ces cas
exceptionnels, où, au regard des circonstances concrètes, l'intérêt supérieur de l'enfant
est manifestement mis en péril, le droit de décider du lieu de résidence de celui-ci
n'autorise plus son déplacement.
Dans le cas d'espèce, une telle situation existe. Les enfants ont été déplacés de
manière durable par le père dans un lieu inconnu au Nigeria auprès de personnes qui
leur étaient étrangères. Ils vivent loin de leur mère, n'ont pu ni lui dire au revoir, ni n'ont
de contact avec elle. Cette perte abrupte et de longue durée de contacts avec la mère
ainsi que le fait d'avoir été arraché de l'environnement familier équivalent pour l'enfant à
un déracinement. Cela contrevient manifestement à ses intérêts et à son bien-être. La
Cour suprême devra encore examiner si les autres conditions d'une condamnation pour
enlèvement sont remplies.
| 2 |
|
6B_1265_2019_2020_05_07_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 7. Mai 2020
Embargo: 7. Mai 2020, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 9. April 2020 (6B_1265/2019)
Sexueller Missbrauch von Kindern: Rechtsprechung
konkretisiert
Das Bundesgericht konkretisiert die Rechtsprechung zum Schutz der sexuellen
Freiheit von Kindern. Es äussert sich dabei im Zusammenhang mit den Tatbeständen
der sexuellen Nötigung und der Vergewaltigung insbesondere zur Zwangssituation
eines Kindes bei der Ausübung von psychischem Druck durch einen ihm nahestehenden Täter.
Ein Mann hatte die Tochter seiner Lebensgefährtin während rund zwei Jahren mehrfach
sexuell missbraucht. Das Kind war dabei zwischen achteinhalb und zehneinhalb Jahren
alt. Der Täter wurde vom Obergericht des Kantons Zürich 2019 wegen mehrfacher
Vergewaltigung, mehrfacher sexueller Nötigung, mehrfacher sexueller Handlungen mit
Kindern und weiterer Delikte zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Mannes ab. Das Gericht bestätigt
zunächst seine Rechtsprechung, wonach gegenüber einem Täter zusätzlich zu einer
Verurteilung wegen sexueller Handlungen mit Kindern (Artikel 187 Strafgesetzbuch,
StGB) auch die Straftatbestände betreffend Angriffe auf die sexuelle Freiheit (Artikel
189ff StGB, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung) zur Anwendung gelangen können. Das
Strafrecht schützt Kinder stärker als erwachsene Opfer. Mit dem Tatbestand der
sexuellen Handlungen mit Kindern wird ihre seelische Entwicklung geschützt, während
die weiteren Tatbestände gleich wie bei Erwachsenen ihre sexuelle Freiheit schützen.
In seinem Entscheid konkretisiert das Bundesgericht insbesondere die Anforderungen
an das psychische "Unter-Druck-Setzen" eines Kindes bei einer sexuellen Nötigung oder
einer Vergewaltigung (sexuelle Nötigungstatbestände von Artikel 189 und 190 StGB)
durch einen Täter aus seinem sozialen Nahraum. Der Verurteilte hatte die Aufhebung
seiner entsprechenden Verurteilungen beantragt, da er für das Opfer keine Zwangssituation geschaffen habe. Die sexuellen Nötigungstatbestände erfordern, dass der
Täter das Opfer bedroht, Gewalt anwendet, das Opfer unter psychischen Druck setzt
oder zum Widerstand unfähig macht. Ein psychisches "Unter-Druck-Setzen", welches
das Kind in eine ausweglose Zwangssituation bringt, setzt voraus, dass es sich bereits
einen Willen betreffend seine eigene sexuelle Freiheit bilden kann (sonst fällt der Tatbestand der Schändung gemäss Artikel 191 StGB in Betracht). Auf die Festlegung einer
festen Altersgrenze, ab der sich ein Kind einen solchen Willen bilden kann, ist auch
weiterhin zu verzichten. Entscheidend sind die Umstände des Einzelfalls. Dabei ist
gemäss Rechtsprechung nur mit Zurückhaltung anzunehmen, dass ein Kind diesbezüglich nicht urteilsfähig ist. Wenn bei Kindern bereits im weit vorpubertären Alter Urteilsfähigkeit angenommen wird – wie im vorliegenden Fall beim achteinhalb bis zehneinhalbjährigen Opfer –, so ist dennoch ihrer entwicklungsbedingten Unterlegenheit, der
Beeinflussbarkeit der Willensbildung und der längst noch nicht abgeschlossenen
Persönlichkeitsentwicklung Rechnung zu tragen. Ein psychisches "Unter-Druck-Setzen"
des Kindes durch einen Täter aus seinem sozialen Nahraum ist auch ohne aktive
Ausübung von Zwang oder der Androhung von Nachteilen möglich. Auch der Täter, der
dem Kind vorspiegelt, die sexuellen Handlungen seien normal, beziehungsweise als
Gefälligkeit zu erbringen oder der Täter, der dem Kind weismacht, es handle sich um
eine schöne Sache, die man gemeinsam erleben könne, schafft für das Kind eine
dermassen ausweglose Situation, wie sie von den sexuellen Nötigungstatbeständen
erfasst wird. Der Einfluss auf die Willensbildung des Opfers ist dabei umso grösser, je
jünger das Opfer ist und je näher ihm der Täter steht. Sichert sich der Täter den
Zustand einer Zwangssituation durch das Schaffen einer Geheimnissituation und hält er
diese aufrecht, ist ohne weiteres davon auszugehen, dass die Ausweglosigkeit für das
Kind andauert. Dies gilt auch dann, wenn dem Kind weis gemacht wird, es würde sich
lächerlich machen, niemand würde ihm glauben oder müsste sich für seine Handlungen
schämen, wenn Dritte davon erfahren würden.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 7 mai 2020
Embargo : 7 mai 2020, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 9 avril 2020 (6B_1265/2019)
Abus sexuels d'enfants : précision de la jurisprudence
Le Tribunal fédéral précise la jurisprudence sur la protection de la liberté sexuelle
des enfants. Il se prononce, en lien avec des faits de contrainte sexuelle et de viol,
en particulier sur la situation de contrainte résultant, pour une enfant, de la pression
psychique exercée par un auteur proche.
Un homme avait, à plusieurs reprises, abusé de la fille de sa concubine, cela durant
environ deux ans. L'enfant avait alors de huit ans et demi à dix ans et demi. L'auteur
avait été condamné en 2019 par le Tribunal cantonal du canton de Zurich, pour de multiples viols, contraintes sexuelles, actes d'ordre sexuel avec des enfants, ainsi que pour
d'autres délits, à une peine privative de liberté de huit ans.
Le Tribunal fédéral rejette le recours du condamné. Le Tribunal confirme tout d'abord sa
jurisprudence, selon laquelle un auteur peut être à la fois condamné pour actes d'ordre
sexuel avec des enfants (article 187 du Code pénal, CP) et pour des infractions concernant des atteintes à la liberté sexuel (articles 189ss CP, contrainte sexuelle, viol). Le
droit pénal protège davantage les enfants que les victimes adultes. Avec l'infraction
d'actes d'ordre sexuel avec des enfants, leur développement psychique est protégé,
tandis qu'avec les autres infractions c'est leur liberté sexuelle, comme pour les adultes,
qui est protégée.
Dans son arrêt, le Tribunal fédéral précise en particulier les exigences relatives à
« l'exercice d'une pression » psychique sur un enfant en cas de contrainte sexuelle ou
de viol (infractions de contrainte sexuelle des articles 189 et 190 CP) par un auteur dans
son proche entourage social. Le condamné avait conclu à l'annulation de ses condamnations correspondantes, car il n'aurait pas créé, à l'égard de la victime, une situation
de contrainte. Les infractions de contrainte sexuelle exigent que l'auteur use de menace
ou de violence, exerce sur la victime des pressions d'ordre psychique ou mette celle-ci
hors d'état de résister. L'« exercice d'une pression » psychique, qui place l'enfant dans
une situation de contrainte sans issue, suppose que celui-ci puisse déjà former sa
volonté concernant sa propre liberté sexuelle (sinon, entre en considération le crime
d'actes d’ordre sexuel commis sur une personne incapable de discernement ou de
résistance, article 191 CP). Il convient toujours de renoncer à définir une limite d'âge
fixe à partir de laquelle un enfant peut former une telle volonté. Les circonstances du
cas d'espèce sont déterminantes. A cet égard, selon la jurisprudence, il ne doit être
admis qu'avec retenue qu'un enfant n'est pas capable de discernement sur ce point. Si,
comme dans le cas présent, la victime de huit ans et demi à dix ans et demi peut déjà
être supposée capable de discernement comme les enfants en âge prépubère au sens
large, il convient cependant de tenir compte de son infériorité, de sa volonté influençable et du développement encore très incomplet de sa personnalité. L'« exercice d'une
pression » psychique sur l'enfant par un auteur dans son proche entourage social est
également possible sans l'utilisation active de la contrainte ou de la menace de désavantages. L'auteur laissant penser à l'enfant que les actes sexuels seraient normaux,
respectivement constitueraient une faveur, ou celui faisant croire à l'enfant qu'il s'agit
d'une belle chose, que l'on pourrait vivre ensemble, place également l'enfant dans une
situation inextricable, telle que celles couvertes par les infractions de contrainte
sexuelle. L'influence sur la volonté de la victime est à cet égard d'autant plus grande
que celle-ci est jeune et proche de l'auteur. Lorsque l'auteur obtient une situation de
contrainte par la création d'une configuration secrète et qu'il maintient celle-ci, on peut
partir du principe que l'impasse perdure pour l'enfant. Cela vaut également si l'enfant se
fait persuader qu'il serait ridicule, que personne ne le croirait ou qu'il devrait avoir honte
si des tiers venaient à apprendre les faits.
| 2 |
|
6B_1265_2019_2020_05_07_T_{lang} | Lausanne, 7. Mai 2020
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 9. April 2020 (6B_1265/2019)
Sexueller Missbrauch von Kindern: Rechtsprechung
konkretisiert
Das Bundesgericht konkretisiert die Rechtsprechung zum Schutz der sexuellen
Freiheit von Kindern. Es äussert sich dabei im Zusammenhang mit den Tatbeständen
der sexuellen Nötigung und der Vergewaltigung insbesondere zur Zwangssituation
eines Kindes bei der Ausübung von psychischem Druck durch einen ihm nahestehenden Täter.
Ein Mann hatte die Tochter seiner Lebensgefährtin während rund zwei Jahren mehrfach
sexuell missbraucht. Das Kind war dabei zwischen achteinhalb und zehneinhalb Jahren
alt. Der Täter wurde vom Obergericht des Kantons Zürich 2019 wegen mehrfacher
Vergewaltigung, mehrfacher sexueller Nötigung, mehrfacher sexueller Handlungen mit
Kindern und weiterer Delikte zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Mannes ab. Das Gericht bestätigt
zunächst seine Rechtsprechung, wonach gegenüber einem Täter zusätzlich zu einer
Verurteilung wegen sexueller Handlungen mit Kindern (Artikel 187 Strafgesetzbuch,
StGB) auch die Straftatbestände betreffend Angriffe auf die sexuelle Freiheit (Artikel
189ff StGB, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung) zur Anwendung gelangen können. Das
Strafrecht schützt Kinder stärker als erwachsene Opfer. Mit dem Tatbestand der
sexuellen Handlungen mit Kindern wird ihre seelische Entwicklung geschützt, während
die weiteren Tatbestände gleich wie bei Erwachsenen ihre sexuelle Freiheit schützen.
In seinem Entscheid konkretisiert das Bundesgericht insbesondere die Anforderungen
an das psychische "Unter-Druck-Setzen" eines Kindes bei einer sexuellen Nötigung oder
einer Vergewaltigung (sexuelle Nötigungstatbestände von Artikel 189 und 190 StGB)
durch einen Täter aus seinem sozialen Nahraum. Der Verurteilte hatte die Aufhebung
seiner entsprechenden Verurteilungen beantragt, da er für das Opfer keine Zwangssituation geschaffen habe. Die sexuellen Nötigungstatbestände erfordern, dass der
Täter das Opfer bedroht, Gewalt anwendet, das Opfer unter psychischen Druck setzt
oder zum Widerstand unfähig macht. Ein psychisches "Unter-Druck-Setzen", welches
das Kind in eine ausweglose Zwangssituation bringt, setzt voraus, dass es sich bereits
einen Willen betreffend seine eigene sexuelle Freiheit bilden kann (sonst fällt der Tatbestand der Schändung gemäss Artikel 191 StGB in Betracht). Auf die Festlegung einer
festen Altersgrenze, ab der sich ein Kind einen solchen Willen bilden kann, ist auch
weiterhin zu verzichten. Entscheidend sind die Umstände des Einzelfalls. Dabei ist
gemäss Rechtsprechung nur mit Zurückhaltung anzunehmen, dass ein Kind diesbezüglich nicht urteilsfähig ist. Wenn bei Kindern bereits im weit vorpubertären Alter Urteilsfähigkeit angenommen wird – wie im vorliegenden Fall beim achteinhalb bis zehneinhalbjährigen Opfer –, so ist dennoch ihrer entwicklungsbedingten Unterlegenheit, der
Beeinflussbarkeit der Willensbildung und der längst noch nicht abgeschlossenen
Persönlichkeitsentwicklung Rechnung zu tragen. Ein psychisches "Unter-Druck-Setzen"
des Kindes durch einen Täter aus seinem sozialen Nahraum ist auch ohne aktive
Ausübung von Zwang oder der Androhung von Nachteilen möglich. Auch der Täter, der
dem Kind vorspiegelt, die sexuellen Handlungen seien normal, beziehungsweise als
Gefälligkeit zu erbringen oder der Täter, der dem Kind weismacht, es handle sich um
eine schöne Sache, die man gemeinsam erleben könne, schafft für das Kind eine
dermassen ausweglose Situation, wie sie von den sexuellen Nötigungstatbeständen
erfasst wird. Der Einfluss auf die Willensbildung des Opfers ist dabei umso grösser, je
jünger das Opfer ist und je näher ihm der Täter steht. Sichert sich der Täter den
Zustand einer Zwangssituation durch das Schaffen einer Geheimnissituation und hält er
diese aufrecht, ist ohne weiteres davon auszugehen, dass die Ausweglosigkeit für das
Kind andauert. Dies gilt auch dann, wenn dem Kind weis gemacht wird, es würde sich
lächerlich machen, niemand würde ihm glauben oder müsste sich für seine Handlungen
schämen, wenn Dritte davon erfahren würden.
| Lausanne, le 7 mai 2020
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 9 avril 2020 (6B_1265/2019 )
Abus sexuels d'enfants : précision de la jurisprudence
Le Tribunal fédéral précise la jurisprudence sur la protection de la liberté sexuelle
des enfants. Il se prononce, en lien avec des faits de contrainte sexuelle et de viol,
en particulier sur la situation de contrainte résultant, pour une enfant, de la pression
psychique exercée par un auteur proche.
Un homme avait, à plusieurs reprises, abusé de la fille de sa concubine, cela durant
environ deux ans. L'enfant avait alors de huit ans et demi à dix ans et demi. L'auteur
avait été condamné en 2019 par le Tribunal cantonal du canton de Zurich, pour de multiples viols, contraintes sexuelles, actes d'ordre sexuel avec des enfants, ainsi que pour
d'autres délits, à une peine privative de liberté de huit ans.
Le Tribunal fédéral rejette le recours du condamné. Le Tribunal confirme tout d'abord sa
jurisprudence, selon laquelle un auteur peut être à la fois condamné pour actes d'ordre
sexuel avec des enfants (article 187 du Code pénal, CP) et pour des infractions concernant des atteintes à la liberté sexuelle (articles 189ss CP, contrainte sexuelle, viol). Le
droit pénal protège davantage les enfants que les victimes adultes. Avec l'infraction
d'actes d'ordre sexuel avec des enfants, leur développement psychique est protégé,
tandis qu'avec les autres infractions c'est leur liberté sexuelle, comme pour les adultes,
qui est protégée.
Dans son arrêt, le Tribunal fédéral précise en particulier les exigences relatives à
« l'exercice d'une pression » psychique sur un enfant en cas de contrainte sexuelle ou
de viol (infractions de contrainte sexuelle des articles 189 et 190 CP) par un auteur dans
son proche entourage social. Le condamné avait conclu à l'annulation de ses condamnations correspondantes, car il n'aurait pas créé, à l'égard de la victime, une situation
de contrainte. Les infractions de contrainte sexuelle exigent que l'auteur use de menace
ou de violence, exerce sur la victime des pressions d'ordre psychique ou mette celle-ci
hors d'état de résister. L'« exercice d'une pression » psychique, qui place l'enfant dans
une situation de contrainte sans issue, suppose que celui-ci puisse déjà former sa
volonté concernant sa propre liberté sexuelle (sinon, entre en considération le crime
d'actes d’ordre sexuel commis sur une personne incapable de discernement ou de
résistance, article 191 CP). Il convient toujours de renoncer à définir une limite d'âge
fixe à partir de laquelle un enfant peut former une telle volonté. Les circonstances du
cas d'espèce sont déterminantes. A cet égard, selon la jurisprudence, il ne doit être
admis qu'avec retenue qu'un enfant n'est pas capable de discernement sur ce point. Si,
comme dans le cas présent, la victime de huit ans et demi à dix ans et demi peut déjà
être supposée capable de discernement comme les enfants en âge prépubère au sens
large, il convient cependant de tenir compte de son infériorité, de sa volonté influençable et du développement encore très incomplet de sa personnalité. L'« exercice d'une
pression » psychique sur l'enfant par un auteur dans son proche entourage social est
également possible sans l'utilisation active de la contrainte ou de la menace de désavantages. L'auteur laissant penser à l'enfant que les actes sexuels seraient normaux,
respectivement constitueraient une faveur, ou celui faisant croire à l'enfant qu'il s'agit
d'une belle chose, que l'on pourrait vivre ensemble, place également l'enfant dans une
situation inextricable, telle que celles couvertes par les infractions de contrainte
sexuelle. L'influence sur la volonté de la victime est à cet égard d'autant plus grande
que celle-ci est jeune et proche de l'auteur. Lorsque l'auteur obtient une situation de
contrainte par la création d'une configuration secrète et qu'il maintient celle-ci, on peut
partir du principe que l'impasse perdure pour l'enfant. Cela vaut également si l'enfant se
fait persuader qu'il serait ridicule, que personne ne le croirait ou qu'il devrait avoir honte
si des tiers venaient à apprendre les faits.
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6B_1293_2015_2016_10_19_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 19. Oktober 2016
Embargo: 19. Oktober 2016, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 28. September 2016 (6B_1293/2015)
Polizist unter Pseudonym im Chatroom: Vorgehen war als
verdeckte Fahndung nicht genehmigungsbedürftig
Das Vorgehen eines Zürcher Polizeibeamten, der sich gegenüber einem Mann in
einem Chatroom und beim anschliessenden E-Mail- und SMS-Verkehr als 14-jähriges
Mädchen ausgegeben hat, gilt als verdeckte Fahndung, die keiner Genehmigung
durch das Zwangsmassnahmengericht bedurfte. Die Erkenntnisse aus der ChatUnterhaltung sowie die in der Folge erhobenen Beweismittel dürfen deshalb im
Verfahren gegen den wegen versuchter sexueller Handlungen mit einem Kind
beschuldigten Mann grundsätzlich verwertet werden. Das Bundesgericht heisst die
Beschwerde der Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich gut.
Ein erwachsener Mann hatte 2013 in einem Chatroom Kontakt mit einer vermeintlich 14
Jahre alten "Sabrina" aufgenommen. Hinter dem Pseudonym "Sabrina" verbarg sich ein
Polizeibeamter. Im Verlauf der Unterhaltung lenkte der Chat-Partner von "Sabrina" das
Gespräch rasch auf sexuelle Inhalte. Zunächst tauschten sie ihre E-Mail-Adressen und
nach rund einer Stunde ihre Telefonnummern aus. In der Folge schickten sie sich über
E-Mail Nacktfotos, kommunizierten per SMS über Sex und vereinbarten schliesslich ein
Treffen am Hauptbahnhof Zürich, um anschliessend zum Wohnort von "Sabrina" zu
fahren. Als der Mann am Hauptbahnhof erschien, traf er auf Beamte der Stadtpolizei
Zürich. Das Obergericht des Kantons Zürich sprach den Mann 2015 vom Vorwurf der
versuchten sexuellen Handlungen mit einem Kind frei. Es war zum Schluss gekommen,
dass ab einem gewissen Zeitpunkt eine verdeckte Ermittlung vorgelegen habe, für die
eine Bewilligung durch das Zwangsmassnahmengericht erforderlich gewesen wäre. Da
diese Bewilligung nicht eingeholt worden sei, könnten die nach dem fraglichen Zeitpunkt
erhobenen Beweismittel nicht verwertet werden.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde der Oberstaatsanwaltschaft des Kantons
Zürich gut und weist die Sache zur neuen Beurteilung zurück ans Obergericht. Das
Vorgehen der Polizei ist im Sinne der geltenden Strafprozessordnung mangels der
hierfür erforderlichen gesetzlichen Voraussetzungen (u.a. durch Urkunde abgesicherte
Legende bzw. falsche Identität, Bildung eines Vertrauensverhältnisses zur Zielperson)
nicht als verdeckte Ermittlung zu qualifizieren, sondern als verdeckte Fahndung, die
keiner Genehmigung durch das Zwangsmassnahmengericht bedarf. Weil es sich beim
Einsatz um eine verdeckte Fahndung gehandelt hat, sind das Chatroom-Protokoll, der
E-Mail- und SMS-Verkehr sowie die später in den Einvernahmen erfolgten Aussagen
des Beschuldigten auch ohne Genehmigung durch das Zwangsmassnahmengericht
grundsätzlich verwertbar. Allerdings wird das Obergericht noch zu prüfen haben, ob der
Verwertbarkeit der gewonnenen Erkenntnisse und der Folgebeweise andere Gründe
entgegenstehen könnten.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 19 octobre 2016
Embargo : 19 octobre 2016, 12:00 heures
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 28 septembre 2016 (6B_1293/2015)
Policier sous pseudonyme dans un forum de discussion: procédé
qui équivaut à une recherche secrète non soumise à autorisation
Le procédé par lequel un agent de police zurichois se fait passer pour une jeune fille
de 14 ans dans ses contacts avec un homme sur un forum de discussion et par la
suite lors d'échanges de courriels et de SMS avec lui doit être qualifié de recherche
secrète. En tant que telle, il ne nécessitait aucune autorisation du Tribunal des
mesures de contraintes. Les informations recueillies lors des conversations sur le
forum de discussion de même que les preuves administrées par la suite peuvent
donc en principe être exploitées dans le cadre de la procédure ouverte contre
l'homme prévenu de tentative d'actes d'ordre sexuel avec des enfants. Le Tribunal
fédéral admet le recours formé par le ministère public du canton de Zurich.
En 2013, un homme adulte avait pris contact, sur un forum de discussion, avec une soidisant " Sabrina " âgée de 14 ans. Derrière le pseudonyme " Sabrina ", se cachait un
agent de police. Au cours des échanges, le partenaire de discussion de " Sabrina "
dirigea rapidement la discussion vers un contenu sexuel. Au préalable, ils avaient
échangé leur adresse email et, après environ une heure, leur numéro de téléphone. Par
la suite, ils s'étaient envoyés par courriel des photos d'eux nus, avaient communiqué par
SMS sur le sexe et en dernier lieu convenu d'une rencontre à la gare principale de
Zurich, afin de se rendre finalement au domicile de " Sabrina ". Lorsque l'homme s'est
présenté à la gare, il s'est retrouvé face à des agents de police de la ville de Zurich. En
2015, le Tribunal cantonal du canton de Zurich a libéré l'homme de l'accusation de
tentative d'actes d'ordre sexuel avec des enfants. Cette autorité était arrivée à la
conclusion qu'à partir d'un certain moment, il s'était agi d'une investigation secrète qui
aurait exigé l'autorisation du Tribunal des mesures de contraintes. Comme cette
autorisation n'avait pas été demandée, les preuves administrées après le moment en
question ne pouvaient être exploitées.
Le Tribunal fédéral admet le recours du ministère public du canton de Zurich et renvoie
la cause pour nouvelle décision au Tribunal cantonal. Au sens du Code de procédure
pénale, le procédé de la police doit être qualifié, faute de réaliser les conditions d'une
investigation secrète (parmi lesquelles utilisation d'une identité d'emprunt attestée par
titre, instauration d'une relation de confiance avec la personne visée), non comme une
investigation secrète, mais comme une recherche secrète, qui ne nécessite aucune
autorisation du Tribunal des mesures de contraintes. Comme l'intervention a constitué
en une recherche secrète, les compte-rendus du forum de discussion, les échanges de
courriels et de SMS de même que les déclarations du prévenu faites plus tard lors de
ses auditions sont en principe exploitables, même sans autorisation du Tribunal des
mesures de contraintes. Dans tous les cas, le Tribunal cantonal devra encore examiner
si d'autres motifs pourraient s'opposer à l'exploitation des informations recueillies et
leurs conséquences.
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6B_1293_2015_2016_10_19_T_{lang} | Lausanne, 19. Oktober 2016
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 28. September 2016 (6B_1293/2015)
Polizist unter Pseudonym im Chatroom: Vorgehen war als
verdeckte Fahndung nicht genehmigungsbedürftig
Das Vorgehen eines Zürcher Polizeibeamten, der sich gegenüber einem Mann in
einem Chatroom und beim anschliessenden E-Mail- und SMS-Verkehr als 14-jähriges
Mädchen ausgegeben hat, gilt als verdeckte Fahndung, die keiner Genehmigung
durch das Zwangsmassnahmengericht bedurfte. Die Erkenntnisse aus der ChatUnterhaltung sowie die in der Folge erhobenen Beweismittel dürfen deshalb im
Verfahren gegen den wegen versuchter sexueller Handlungen mit einem Kind
beschuldigten Mann grundsätzlich verwertet werden. Das Bundesgericht heisst die
Beschwerde der Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich gut.
Ein erwachsener Mann hatte 2013 in einem Chatroom Kontakt mit einer vermeintlich 14
Jahre alten "Sabrina" aufgenommen. Hinter dem Pseudonym "Sabrina" verbarg sich ein
Polizeibeamter. Im Verlauf der Unterhaltung lenkte der Chat-Partner von "Sabrina" das
Gespräch rasch auf sexuelle Inhalte. Zunächst tauschten sie ihre E-Mail-Adressen und
nach rund einer Stunde ihre Telefonnummern aus. In der Folge schickten sie sich über
E-Mail Nacktfotos, kommunizierten per SMS über Sex und vereinbarten schliesslich ein
Treffen am Hauptbahnhof Zürich, um anschliessend zum Wohnort von "Sabrina" zu
fahren. Als der Mann am Hauptbahnhof erschien, traf er auf Beamte der Stadtpolizei
Zürich. Das Obergericht des Kantons Zürich sprach den Mann 2015 vom Vorwurf der
versuchten sexuellen Handlungen mit einem Kind frei. Es war zum Schluss gekommen,
dass ab einem gewissen Zeitpunkt eine verdeckte Ermittlung vorgelegen habe, für die
eine Bewilligung durch das Zwangsmassnahmengericht erforderlich gewesen wäre. Da
diese Bewilligung nicht eingeholt worden sei, könnten die nach dem fraglichen Zeitpunkt
erhobenen Beweismittel nicht verwertet werden.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde der Oberstaatsanwaltschaft des Kantons
Zürich gut und weist die Sache zur neuen Beurteilung zurück ans Obergericht. Das
Vorgehen der Polizei ist im Sinne der geltenden Strafprozessordnung mangels der
hierfür erforderlichen gesetzlichen Voraussetzungen (u.a. durch Urkunde abgesicherte
Legende bzw. falsche Identität, Bildung eines Vertrauensverhältnisses zur Zielperson)
nicht als verdeckte Ermittlung zu qualifizieren, sondern als verdeckte Fahndung, die
keiner Genehmigung durch das Zwangsmassnahmengericht bedarf. Weil es sich beim
Einsatz um eine verdeckte Fahndung gehandelt hat, sind das Chatroom-Protokoll, der
E-Mail- und SMS-Verkehr sowie die später in den Einvernahmen erfolgten Aussagen
des Beschuldigten auch ohne Genehmigung durch das Zwangsmassnahmengericht
grundsätzlich verwertbar. Allerdings wird das Obergericht noch zu prüfen haben, ob der
Verwertbarkeit der gewonnenen Erkenntnisse und der Folgebeweise andere Gründe
entgegenstehen könnten.
| Lausanne, le 19 octobre 2016
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 28 septembre 2016 (6B_1293/2015)
Policier sous pseudonyme dans un forum de discussion: procédé
qui équivaut à une recherche secrète non soumise à autorisation
Le procédé par lequel un agent de police zurichois se fait passer pour une jeune fille
de 14 ans dans ses contacts avec un homme sur un forum de discussion et par la
suite lors d'échanges de courriels et de SMS avec lui doit être qualifié de recherche
secrète. En tant que telle, il ne nécessitait aucune autorisation du Tribunal des
mesures de contraintes. Les informations recueillies lors des conversations sur le
forum de discussion de même que les preuves administrées par la suite peuvent
donc en principe être exploitées dans le cadre de la procédure ouverte contre
l'homme prévenu de tentative d'actes d'ordre sexuel avec des enfants. Le Tribunal
fédéral admet le recours formé par le ministère public du canton de Zurich.
En 2013, un homme adulte avait pris contact, sur un forum de discussion, avec une soidisant " Sabrina " âgée de 14 ans. Derrière le pseudonyme " Sabrina ", se cachait un
agent de police. Au cours des échanges, le partenaire de discussion de " Sabrina "
dirigea rapidement la discussion vers un contenu sexuel. Au préalable, ils avaient
échangé leur adresse email et, après environ une heure, leur numéro de téléphone. Par
la suite, ils s'étaient envoyés par courriel des photos d'eux nus, avaient communiqué par
SMS sur le sexe et en dernier lieu convenu d'une rencontre à la gare principale de
Zurich, afin de se rendre finalement au domicile de " Sabrina ". Lorsque l'homme s'est
présenté à la gare, il s'est retrouvé face à des agents de police de la ville de Zurich. En
2015, le Tribunal cantonal du canton de Zurich a libéré l'homme de l'accusation de
tentative d'actes d'ordre sexuel avec des enfants. Cette autorité était arrivée à la
conclusion qu'à partir d'un certain moment, il s'était agi d'une investigation secrète qui
aurait exigé l'autorisation du Tribunal des mesures de contraintes. Comme cette
autorisation n'avait pas été demandée, les preuves administrées après le moment en
question ne pouvaient être exploitées.
Le Tribunal fédéral admet le recours du ministère public du canton de Zurich et renvoie
la cause pour nouvelle décision au Tribunal cantonal. Au sens du Code de procédure
pénale, le procédé de la police doit être qualifié, faute de réaliser les conditions d'une
investigation secrète (parmi lesquelles utilisation d'une identité d'emprunt attestée par
titre, instauration d'une relation de confiance avec la personne visée), non comme une
investigation secrète, mais comme une recherche secrète, qui ne nécessite aucune
autorisation du Tribunal des mesures de contraintes. Comme l'intervention a constitué
en une recherche secrète, les compte-rendus du forum de discussion, les échanges de
courriels et de SMS de même que les déclarations du prévenu faites plus tard lors de
ses auditions sont en principe exploitables, même sans autorisation du Tribunal des
mesures de contraintes. Dans tous les cas, le Tribunal cantonal devra encore examiner
si d'autres motifs pourraient s'opposer à l'exploitation des informations recueillies et
leurs conséquences.
| 2 |
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6B_1311_2019_2020_04_01_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 1. April 2020
Embargo: 1. April 2020, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 5. März 2020 (6B_1311/2019)
Tatbestand der "Kindestötung" zu Recht angewendet
Das Bundesgericht weist die Beschwerde der Staatsanwaltschaft des Kantons Wallis
gegen die Verurteilung einer Frau zu einer zweijährigen bedingten Freiheitsstrafe
wegen Kindestötung ab. Das Kantonsgericht Wallis hat den privilegierten Tatbestand
der "Kindestötung" zu Recht angewendet, mit dem der besonderen Situation einer
Mutter während der Geburt, oder solange sie unter dem Einfluss des Geburtsvorganges steht, Rechnung getragen wird.
Eine Frau aus dem Kanton Wallis hatte im Dezember 2015 ihr Neugeborenes getötet,
das sie rund zweieinhalb Stunden zuvor zu Hause alleine zur Welt gebracht hatte. Das
Kantonsgericht Wallis verurteilte sie wegen Kindestötung (Artikel 116 des Strafgesetzbuches, StGB) zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 24 Monaten. Der fragliche Tatbestand lautet: "Tötet eine Mutter ihr Kind während der Geburt oder solange sie unter dem
Einfluss des Geburtsvorganges steht, so wird sie mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren
oder Geldstrafe bestraft."
Gegen das Urteil erhob die Staatsanwaltschaft des Kantons Wallis Beschwerde ans
Bundesgericht; sie beantragte im Wesentlichen einen Schuldspruch wegen Mordes und
eine Verurteilung der Betroffenen zu einer Freiheitsstrafe von 10 Jahren. Zur Begründung stützt sie sich auf ein psychiatrisches Gutachten. Das Kantonsgericht habe
unberücksichtigt gelassen, dass der psychische Zustand der Frau gemäss Gutachter
keinen Einfluss auf ihre Tat gehabt habe, auch wenn sie sich dabei noch in der Phase
des Geburtsvorganges befunden habe. Eine eigentliche psychische Störung habe bei
der Betroffenen nicht vorgelegen.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde ab. Beim Tatbestand der "Kindestötung"
handelt es sich um einen privilegierten Tatbestand, insbesondere hinsichtlich der maximalen Strafdauer. Der Gesetzestext setzt für eine Anwendung dieser privilegierten
Strafbestimmung voraus, dass die Tat von der Mutter "während der Geburt" oder
"solange sie unter dem Einfluss des Geburtsvorganges steht" begangen wurde. Nicht
vorausgesetzt wird für eine Anwendung der privilegierten Strafnorm der "Kindestötung",
dass die Mutter bei der Tat an einer psychischen Störung gelitten hat. Vielmehr stellt
das Gesetz die unwiderlegbare Vermutung auf, dass die Verantwortlichkeit der Mutter
während des Geburtsvorganges sowie während einer gewissen Zeit danach verringert
ist. Bei einer Interpretation im Sinne der Staatsanwaltschaft würde die Strafnorm der
"Kindestötung" jeglicher Bedeutung entleert, wie sie ihr der Gesetzgeber beimessen
wollte.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 1er avril 2020
Embargo : 1er avril 2020, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 5 mars 2020 (6B_1311/2019)
« Infanticide » retenu à bon droit
Le Tribunal fédéral rejette le recours du Ministère public valaisan contre la condamnation d'une femme à deux ans de privation de liberté avec sursis pour infanticide.
Le Tribunal cantonal valaisan a retenu à juste titre l'infraction d'« infanticide », qui
tient compte de la situation spécifique de la mère qui a agi alors qu'elle accouchait
ou qu'elle était encore sous l'influence de l'état puerpéral.
Au mois de décembre 2015, en Valais, une femme avait tué le nouveau-né qu'elle avait
mis seule au monde à son domicile deux heures et demi plus tôt. Le Tribunal cantonal
valaisan l'a condamnée pour infanticide (article 116 du Code pénal, CP), à 24 mois de
privation de liberté avec sursis. Cet article dispose : « La mère qui aura tué son enfant
pendant l’accouchement ou alors qu’elle se trouvait encore sous l’influence de l’état
puerpéral sera punie d’une peine privative de liberté de trois ans au plus ou d’une peine
pécuniaire. »
Le Ministère public du canton du Valais a interjeté recours au Tribunal fédéral contre ce
jugement ; il demandait, pour l'essentiel, une condamnation pour assassinat à 10 ans de
privation de liberté. Il invoquait une expertise psychiatrique à l'appui de son recours.
Selon lui, le Tribunal cantonal n'avait pas pris en compte que, selon l'expert, l'état psychique de la femme n'avait pas eu d'influence sur ses actes même si elle se trouvait
alors encore dans la période puerpérale. L'intéressée ne présentait pas de trouble
psychique à proprement parler.
Le Tribunal fédéral rejette le recours. L'« infanticide » constitue un état de fait privilégié,
en particulier quant à la peine maximale. Pour l'application de cette norme plus
favorable, le texte légal exige que l'acte ait été commis par la mère « pendant l'accouchement » ou « alors qu'elle se trouvait encore sous l'influence de l'état puerpéral ».
Cette qualification pénale ne suppose pas que la mère ait souffert d'un trouble
psychique. Bien plus, la loi présume de manière irréfragable que la responsabilité de la
mère est diminuée durant l'accouchement ainsi que durant un certain temps après.
L'interprétation soutenue par le ministère public aurait vidé l'infraction d'« infanticide »
de toute la portée que le législateur voulait lui conférer.
| 2 |
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6B_1311_2019_2020_04_01_T_{lang} | Lausanne, 1. April 2020
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 5. März 2020 (6B_1311/2019)
Tatbestand der "Kindestötung" zu Recht angewendet
Das Bundesgericht weist die Beschwerde der Staatsanwaltschaft des Kantons Wallis
gegen die Verurteilung einer Frau zu einer zweijährigen bedingten Freiheitsstrafe
wegen Kindestötung ab. Das Kantonsgericht Wallis hat den privilegierten Tatbestand
der "Kindestötung" zu Recht angewendet, mit dem der besonderen Situation einer
Mutter während der Geburt, oder solange sie unter dem Einfluss des Geburtsvorganges steht, Rechnung getragen wird.
Eine Frau aus dem Kanton Wallis hatte im Dezember 2015 ihr Neugeborenes getötet,
das sie rund zweieinhalb Stunden zuvor zu Hause alleine zur Welt gebracht hatte. Das
Kantonsgericht Wallis verurteilte sie wegen Kindestötung (Artikel 116 des Strafgesetzbuches, StGB) zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 24 Monaten. Der fragliche Tatbestand lautet: "Tötet eine Mutter ihr Kind während der Geburt oder solange sie unter dem
Einfluss des Geburtsvorganges steht, so wird sie mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren
oder Geldstrafe bestraft."
Gegen das Urteil erhob die Staatsanwaltschaft des Kantons Wallis Beschwerde ans
Bundesgericht; sie beantragte im Wesentlichen einen Schuldspruch wegen Mordes und
eine Verurteilung der Betroffenen zu einer Freiheitsstrafe von 10 Jahren. Zur Begründung stützt sie sich auf ein psychiatrisches Gutachten. Das Kantonsgericht habe
unberücksichtigt gelassen, dass der psychische Zustand der Frau gemäss Gutachter
keinen Einfluss auf ihre Tat gehabt habe, auch wenn sie sich dabei noch in der Phase
des Geburtsvorganges befunden habe. Eine eigentliche psychische Störung habe bei
der Betroffenen nicht vorgelegen.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde ab. Beim Tatbestand der "Kindestötung"
handelt es sich um einen privilegierten Tatbestand, insbesondere hinsichtlich der maximalen Strafdauer. Der Gesetzestext setzt für eine Anwendung dieser privilegierten
Strafbestimmung voraus, dass die Tat von der Mutter "während der Geburt" oder
"solange sie unter dem Einfluss des Geburtsvorganges steht" begangen wurde. Nicht
vorausgesetzt wird für eine Anwendung der privilegierten Strafnorm der "Kindestötung",
dass die Mutter bei der Tat an einer psychischen Störung gelitten hat. Vielmehr stellt
das Gesetz die unwiderlegbare Vermutung auf, dass die Verantwortlichkeit der Mutter
während des Geburtsvorganges sowie während einer gewissen Zeit danach verringert
ist. Bei einer Interpretation im Sinne der Staatsanwaltschaft würde die Strafnorm der
"Kindestötung" jeglicher Bedeutung entleert, wie sie ihr der Gesetzgeber beimessen
wollte.
| Lausanne, le 1er avril 2020
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 5 mars 2020 (6B_1311/2019)
« Infanticide » retenu à bon droit
Le Tribunal fédéral rejette le recours du Ministère public valaisan contre la condamnation d'une femme à deux ans de privation de liberté avec sursis pour infanticide.
Le Tribunal cantonal valaisan a retenu à juste titre l'infraction d'« infanticide », qui
tient compte de la situation spécifique de la mère qui a agi alors qu'elle accouchait
ou qu'elle était encore sous l'influence de l'état puerpéral.
Au mois de décembre 2015, en Valais, une femme avait tué le nouveau-né qu'elle avait
mis seule au monde à son domicile deux heures et demi plus tôt. Le Tribunal cantonal
valaisan l'a condamnée pour infanticide (article 116 du Code pénal, CP), à 24 mois de
privation de liberté avec sursis. Cet article dispose : « La mère qui aura tué son enfant
pendant l’accouchement ou alors qu’elle se trouvait encore sous l’influence de l’état
puerpéral sera punie d’une peine privative de liberté de trois ans au plus ou d’une peine
pécuniaire. »
Le Ministère public du canton du Valais a interjeté recours au Tribunal fédéral contre ce
jugement ; il demandait, pour l'essentiel, une condamnation pour assassinat à 10 ans de
privation de liberté. Il invoquait une expertise psychiatrique à l'appui de son recours.
Selon lui, le Tribunal cantonal n'avait pas pris en compte que, selon l'expert, l'état psychique de la femme n'avait pas eu d'influence sur ses actes même si elle se trouvait
alors encore dans la période puerpérale. L'intéressée ne présentait pas de trouble
psychique à proprement parler.
Le Tribunal fédéral rejette le recours. L'« infanticide » constitue un état de fait privilégié,
en particulier quant à la peine maximale. Pour l'application de cette norme plus
favorable, le texte légal exige que l'acte ait été commis par la mère « pendant l'accouchement » ou « alors qu'elle se trouvait encore sous l'influence de l'état puerpéral ».
Cette qualification pénale ne suppose pas que la mère ait souffert d'un trouble
psychique. Bien plus, la loi présume de manière irréfragable que la responsabilité de la
mère est diminuée durant l'accouchement ainsi que durant un certain temps après.
L'interprétation soutenue par le ministère public aurait vidé l'infraction d'« infanticide »
de toute la portée que le législateur voulait lui conférer.
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6B_1314_2016_yyyy_mm_dd_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 10. Oktober 2018
Kein Embargo
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 10. Oktober 2018 (6B_1314/2016, 6B_1318/2016)
Rudolf Elmer: Keine Verletzung des Bankgeheimnisses
Das Bundesgericht bestätigt den Freispruch von Rudolf Elmer vom Vorwurf der
mehrfachen Verletzung des Bankgeheimnisses. Es weist die Beschwerde der Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich gegen das Urteil des Zürcher Obergerichts
ab. Mit dem Obergericht ist davon auszugehen, dass Rudolf Elmer bei der Veröffentlichung von Bankdaten nicht dem Bankgeheimnis unterstanden hat. Die Beschwerde
von Rudolf Elmer heisst das Bundesgericht in Nebenpunkten teilweise gut.
Rudolf Elmer war ab 1994 Chefbuchalter der auf den Kaimaninseln domizilierten Julius
Baer Bank & Trust Company Ltd. (JBBT), einer Schwesterfirma der in Zürich ansässigen
Bank Julius Bär & Co. AG. Beide Unternehmen waren Teil der Julius Bär Holding AG mit
Sitz in Zürich. Ab 1999 leitete er das operative Geschäft der JBBT. Im Dezember 2002
wurde das Arbeitsverhältnis ordentlich gekündigt und Rudolf Elmer per sofort
freigestellt. 2010 erhob die Staatsanwaltschaft Winterthur / Unterland Anklage gegen
Rudolf Elmer. Ihm wurde im Wesentlichen eine Verletzung des Bank- respektive des
Geschäftsgeheimnisses zur Last gelegt, indem er Bankkundendaten, die ihm als Mitarbeiter der Julius Bär Holding AG respektive der zugehörigen Konzerngesellschaft auf
den Kaimaninseln zugänglich waren, an Personen und Stellen weitergeleitet habe (Steuerverwaltungen der Kantone Basel-Stadt und Zürich, Eidgenössische Steuerverwaltung
[ESTV], Zeitschrift Cash), die darauf keinen Anspruch gehabt hätten. Weiter wurden ihm
mehrfache versuchte Nötigung und mehrfache Drohung vorgeworfen. Das Bezirksgericht Zürich sprach ihn 2011 der mehrfachen Verletzung des Bankgeheimnisses
schuldig, der mehrfachen versuchten Nötigung und in einem Fall der Drohung. In einer
zweiten Anklage der Staatsanwaltschaft III des Kantons Zürich wurde Rudolf Elmer
2014 eine Urkundenfälschung und die mehrfache (teilweise versuchte) Verletzung des
Bank- respektive des Geschäftsgeheimnisses vorgeworfen (Weiterleitung von Bankkundendaten an WikiLeaks 2008, angekündigte Übergabe von weiteren Daten an WikiLeaks
2011, Angebot von Daten deutscher Staatsangehöriger an den damaligen deutschen
Finanzminister). Das Bezirksgericht Zürich sprach ihn 2015 der Urkundenfälschung und
der mehrfachen Verletzung des Bankgeheimnisses in Bezug auf einen Teil des
Anklagekomplexes WikiLeaks 2008 schuldig. Auf Beschwerde von Rudolf Elmer und der
Staatsanwaltschaft sprach das Obergericht des Kantons Zürich Rudolf Elmer bezüglich
sämtlicher Vorwürfe der Verletzung des Bankkundengeheimnisses frei oder stellte die
Verfahren ein. Es war zum Schluss gekommen, dass Rudolf Elmer zu den möglichen
Tatzeitpunkten weder bei einer Schweizer Bank angestellt noch von einer solchen
beauftragt gewesen sei und damit nicht dem Bankgeheimnis unterstanden habe.
Verurteilt wurde er wegen Drohung (Mail an einen Mitarbeiter der Bank Julius Bär & Co.
AG) und Urkundenfälschung (fingierter Brief an die deutsche Bundeskanzlerin). Das
Obergericht verurteilte ihn dafür und wegen einer bereits rechtskräftig gewordenen
versuchten Nötigung zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 14 Monaten. Gegen den
Entscheid des Obergerichts gelangten die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft und Rudolf
Elmer mit Beschwerden ans Bundesgericht.
Das Bundesgericht weist an seiner öffentlichen Beratung vom Mittwoch die Beschwerde
der Staatsanwaltschaft ab und bestätigt den Freispruch von Rudolf Elmer vom Vorwurf
der mehrfachen Verletzung des Bankgeheimnisses. Es bleibt damit im Strafpunkt bei
der Verurteilung durch das Obergericht. Das Bundesgericht kommt zum Schluss, dass
Rudolf Elmer nicht dem Bankgeheimnis unterstanden hat. Artikel 47 des Bankengesetzes (BankG), welcher das Bankkundengeheimnis schützt, kommt nicht zur Anwendung
in Bezug auf Kundenbeziehungen der ausländischen Filialen einer Schweizer Bank.
Dies entspricht herrschender Lehre und Rechtsprechung und wurde vom Bundesgericht
erst vor Kurzem bestätigt. Wenn ausländische Filialen schweizerischer Banken nicht von
Artikel 47 BankG erfasst werden, so muss dies umso mehr gelten, wenn es sich wie
vorliegend um die ausländische Tochtergesellschaft einer schweizerischen Holdinggesellschaft handelt, die ihrerseits nicht einmal dem Bankengesetz untersteht. Es fehlt
insofern an einem geeigneten Tatobjekt, weil die von Rudolf Elmer offenbarten Daten
allesamt aus den Beständen der JBBT mit Sitz auf den Kaimaninseln stammen. Hinzu
kommt, dass Rudolf Elmer auch persönlich nicht der schweizerischen Bankengesetzgebung unterlag. Die von ihm weitergeleiteten Informationen hat er nicht als Angesteller
oder Beauftragter der schweizerischen Bank Julius Bär & Co. AG erlangt, sondern
aufgrund seiner Stellung bei der JBBT. Schliesslich sind bezüglich des Vorwurfs der
Bankgeheimnisverletzung auch die Voraussetzungen für die Anwendung des schweizerischen Strafrechts nicht erfüllt, womit kein Gerichtsstand in der Schweiz besteht. Die
Beschwerde von Rudolf Elmer heisst das Bundesgericht insofern teilweise gut, als von
ihm im Hinblick auf die Rückgabe beschlagnahmter Gegenstände ein Kostenvorschuss
verlangt wurde, sowie bezüglich zweier Punkte betreffend die Modalitäten der Herausgabe.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 10 octobre 2018
Pas d'embargo
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 10 octobre 2018 (6B_1314/2016, 6B_1318/2016)
Rudolf Elmer : pas de violation du secret bancaire
Le Tribunal fédéral confirme l'acquittement de Rudolf Elmer du chef d'accusation de
violations répétées du secret bancaire. Il rejette le recours du Ministère public
zurichois formé à l'encontre de l'arrêt de la Cour suprême du canton de Zurich.
Conformément à ce qu'avait jugé l'autorité cantonale, Rudolf Elmer n'était pas
soumis au secret bancaire au moment de la publication de données bancaires. Le
Tribunal fédéral a également admis partiellement le recours de Rudolf Elmer sur des
points accessoires.
Depuis 1994, Rudolf Elmer a travaillé en qualité de chef-comptable de la société Julius
Baer Bank & Trust Company Ltd. (JBBT) aux Îles Caïmans, une société soeur de Bank
Julius Bär & Co. AG à Zurich. Ces deux entreprises étaient des filiales de Julius Bär
Holding AG à Zurich. Dès 1999, Rudolf Elmer a dirigé les activités opérationnelles de
JBBT. Il a fait l'objet d'un licenciement ordinaire en décembre 2002 et immédiatement
libéré de son obligation de travailler. Le Ministère public de Winterthour / Unterland a
mis en accusation Rudolf Elmer en 2010. Il lui était reproché pour l'essentiel d'avoir
violé le secret bancaire et le secret des affaires, en ayant divulgué des données bancaires auxquelles il avait eu accès en tant que collaborateur de Julius Bär Holding AG,
respectivement d'une de ses filiales aux Îles Caïmans, avant de les remettre à des tiers
non autorisés (Administrations fiscales des cantons de Bâle-Ville et Zurich, Administration fédérale des contributions [AFC], magazine Cash). Il lui était en outre reproché
plusieurs tentatives de contrainte et plusieurs cas de menaces. En 2011, le Tribunal du
district de Zurich l'a reconnu coupable de violations répétées du secret bancaire, de
tentatives de contrainte répétées et d'un cas de menaces. Dans un second acte d'accusation datant de 2014, le Ministère public III du canton de Zurich a renvoyé Rudolf Elmer
en jugement pour faux dans les titres et violations répétées (en partie tentées) du secret
bancaire et du secret des affaires (transmission de données bancaires à WikiLeaks en
2008 et transmission annoncée à WikiLeaks en 2011, offre de transmission de données
bancaires de citoyens allemands au Ministre des finances allemand de l'époque). En
2015, le Tribunal du district de Zurich a reconnu Rudolf Elmer coupable de faux dans les
titres et de violations répétées du secret bancaire en lien avec le complexe de faits
concernant WikiLeaks en 2008. Saisi d'un appel de Rudolf Elmer et du Ministère public,
la Cour suprême l'a libéré de toute accusation de violation du secret bancaire ou a
classé la procédure sur ce point. Pour la Cour suprême, Rudolf Elmer était, au moment
des faits, ni employé, ni mandataire d'une banque suisse et n'était donc pas soumis au
secret bancaire. Il a en revanche reconnu Rudolf Elmer coupable de menaces (courriel
à un collaborateur de Bank Julius Bär & Co. AG) et de faux dans les titres (lettre fictive à
la Chancelière allemande). La Cour suprême l'a dès lors condamné, compte tenu également d'une précédente condamnation pour tentative de contrainte déjà entrée en force,
à une peine privative de liberté de 14 mois avec sursis. Tant le Ministère public que
Rudolf Elmer ont formé recours au Tribunal fédéral contre l'arrêt cantonal.
Lors de sa séance publique de ce mercredi, le Tribunal fédéral rejette le recours du
Ministère public zurichois et confirme l'acquittement de Rudolf Elmer du chef
d'accusation de violation du secret bancaire. Le verdict de culpabilité rendu par la Cour
suprême sur les autres chefs d'accusation demeure inchangé. Le Tribunal fédéral considère que Rudolf Elmer n'était pas soumis au secret bancaire. L'article 47 de la Loi sur
les banques (LB), qui protège le secret bancaire, ne trouve pas application s'agissant de
la clientèle d'une filiale étrangère d'une banque suisse. Cette conception est conforme à
la jurisprudence et correspond à la doctrine dominante. Elle a été confirmée il y a peu
par la jurisprudence. Si l'article 47 LB ne trouve pas application dans le contexte de
filiales étrangères de banques suisses, il ne peut qu'en aller de même lorsqu'il est question, comme en l'espèce, d'une filiale étrangère d'une holding suisse qui n'est même pas
elle-même soumise à la LB. Les données litigieuses ne pouvaient faire l'objet d'une
violation du secret bancaire suisse, étant donné qu'elles provenaient de JBBT, dont le
siège se situe aux Îles Caïmans et qu'elles n'étaient pas protégées par la législation
bancaire suisse. En outre, Rudolf Elmer n'était pas non plus soumis à la loi suisse. Il
n'avait pas obtenu les informations qu'il a révélées en qualité d'employé ou de mandataire de la banque suisse Bank Julius Bär & Co. AG, mais en raison de ses fonctions au
sein de JBBT. Enfin, s'agissant des violations du secret bancaire qui lui étaient reprochées, les conditions d'application du droit pénal suisse faisaient défaut. Le Tribunal
fédéral a admis partiellement le recours de Rudolf Elmer, dans la mesure où l'on avait
exigé de sa part une avance de frais pour la restitution d'objets séquestrés, ainsi que
sur deux points concernant les modalités de la restitution.
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6B_1314_2016_yyyy_mm_dd_T_{lang} | Lausanne, 10. Oktober 2018
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 10. Oktober 2018 (6B_1314/2016, 6B_1318/2016)
Rudolf Elmer: Keine Verletzung des Bankgeheimnisses
Das Bundesgericht bestätigt den Freispruch von Rudolf Elmer vom Vorwurf der
mehrfachen Verletzung des Bankgeheimnisses. Es weist die Beschwerde der Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich gegen das Urteil des Zürcher Obergerichts
ab. Mit dem Obergericht ist davon auszugehen, dass Rudolf Elmer bei der Veröffentlichung von Bankdaten nicht dem Bankgeheimnis unterstanden hat. Die Beschwerde
von Rudolf Elmer heisst das Bundesgericht in Nebenpunkten teilweise gut.
Rudolf Elmer war ab 1994 Chefbuchalter der auf den Kaimaninseln domizilierten Julius
Baer Bank & Trust Company Ltd. (JBBT), einer Schwesterfirma der in Zürich ansässigen
Bank Julius Bär & Co. AG. Beide Unternehmen waren Teil der Julius Bär Holding AG mit
Sitz in Zürich. Ab 1999 leitete er das operative Geschäft der JBBT. Im Dezember 2002
wurde das Arbeitsverhältnis ordentlich gekündigt und Rudolf Elmer per sofort
freigestellt. 2010 erhob die Staatsanwaltschaft Winterthur / Unterland Anklage gegen
Rudolf Elmer. Ihm wurde im Wesentlichen eine Verletzung des Bank- respektive des
Geschäftsgeheimnisses zur Last gelegt, indem er Bankkundendaten, die ihm als Mitarbeiter der Julius Bär Holding AG respektive der zugehörigen Konzerngesellschaft auf
den Kaimaninseln zugänglich waren, an Personen und Stellen weitergeleitet habe (Steuerverwaltungen der Kantone Basel-Stadt und Zürich, Eidgenössische Steuerverwaltung
[ESTV], Zeitschrift Cash), die darauf keinen Anspruch gehabt hätten. Weiter wurden ihm
mehrfache versuchte Nötigung und mehrfache Drohung vorgeworfen. Das Bezirksgericht Zürich sprach ihn 2011 der mehrfachen Verletzung des Bankgeheimnisses
schuldig, der mehrfachen versuchten Nötigung und in einem Fall der Drohung. In einer
zweiten Anklage der Staatsanwaltschaft III des Kantons Zürich wurde Rudolf Elmer
2014 eine Urkundenfälschung und die mehrfache (teilweise versuchte) Verletzung des
Bank- respektive des Geschäftsgeheimnisses vorgeworfen (Weiterleitung von Bankkundendaten an WikiLeaks 2008, angekündigte Übergabe von weiteren Daten an WikiLeaks
2011, Angebot von Daten deutscher Staatsangehöriger an den damaligen deutschen
Finanzminister). Das Bezirksgericht Zürich sprach ihn 2015 der Urkundenfälschung und
der mehrfachen Verletzung des Bankgeheimnisses in Bezug auf einen Teil des
Anklagekomplexes WikiLeaks 2008 schuldig. Auf Beschwerde von Rudolf Elmer und der
Staatsanwaltschaft sprach das Obergericht des Kantons Zürich Rudolf Elmer bezüglich
sämtlicher Vorwürfe der Verletzung des Bankkundengeheimnisses frei oder stellte die
Verfahren ein. Es war zum Schluss gekommen, dass Rudolf Elmer zu den möglichen
Tatzeitpunkten weder bei einer Schweizer Bank angestellt noch von einer solchen
beauftragt gewesen sei und damit nicht dem Bankgeheimnis unterstanden habe.
Verurteilt wurde er wegen Drohung (Mail an einen Mitarbeiter der Bank Julius Bär & Co.
AG) und Urkundenfälschung (fingierter Brief an die deutsche Bundeskanzlerin). Das
Obergericht verurteilte ihn dafür und wegen einer bereits rechtskräftig gewordenen
versuchten Nötigung zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 14 Monaten. Gegen den
Entscheid des Obergerichts gelangten die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft und Rudolf
Elmer mit Beschwerden ans Bundesgericht.
Das Bundesgericht weist an seiner öffentlichen Beratung vom Mittwoch die Beschwerde
der Staatsanwaltschaft ab und bestätigt den Freispruch von Rudolf Elmer vom Vorwurf
der mehrfachen Verletzung des Bankgeheimnisses. Es bleibt damit im Strafpunkt bei
der Verurteilung durch das Obergericht. Das Bundesgericht kommt zum Schluss, dass
Rudolf Elmer nicht dem Bankgeheimnis unterstanden hat. Artikel 47 des Bankengesetzes (BankG), welcher das Bankkundengeheimnis schützt, kommt nicht zur Anwendung
in Bezug auf Kundenbeziehungen der ausländischen Filialen einer Schweizer Bank.
Dies entspricht herrschender Lehre und Rechtsprechung und wurde vom Bundesgericht
erst vor Kurzem bestätigt. Wenn ausländische Filialen schweizerischer Banken nicht von
Artikel 47 BankG erfasst werden, so muss dies umso mehr gelten, wenn es sich wie
vorliegend um die ausländische Tochtergesellschaft einer schweizerischen Holdinggesellschaft handelt, die ihrerseits nicht einmal dem Bankengesetz untersteht. Es fehlt
insofern an einem geeigneten Tatobjekt, weil die von Rudolf Elmer offenbarten Daten
allesamt aus den Beständen der JBBT mit Sitz auf den Kaimaninseln stammen. Hinzu
kommt, dass Rudolf Elmer auch persönlich nicht der schweizerischen Bankengesetzgebung unterlag. Die von ihm weitergeleiteten Informationen hat er nicht als Angesteller
oder Beauftragter der schweizerischen Bank Julius Bär & Co. AG erlangt, sondern
aufgrund seiner Stellung bei der JBBT. Schliesslich sind bezüglich des Vorwurfs der
Bankgeheimnisverletzung auch die Voraussetzungen für die Anwendung des schweizerischen Strafrechts nicht erfüllt, womit kein Gerichtsstand in der Schweiz besteht. Die
Beschwerde von Rudolf Elmer heisst das Bundesgericht insofern teilweise gut, als von
ihm im Hinblick auf die Rückgabe beschlagnahmter Gegenstände ein Kostenvorschuss
verlangt wurde, sowie bezüglich zweier Punkte betreffend die Modalitäten der Herausgabe.
| Lausanne, le 10 octobre 2018
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 10 octobre 2018 (6B_1314/2016, 6B_1318/2016)
Rudolf Elmer : pas de violation du secret bancaire
Le Tribunal fédéral confirme l'acquittement de Rudolf Elmer du chef d'accusation de
violations répétées du secret bancaire. Il rejette le recours du Ministère public
zurichois formé à l'encontre de l'arrêt de la Cour suprême du canton de Zurich.
Conformément à ce qu'avait jugé l'autorité cantonale, Rudolf Elmer n'était pas
soumis au secret bancaire au moment de la publication de données bancaires. Le
Tribunal fédéral a également admis partiellement le recours de Rudolf Elmer sur des
points accessoires.
Depuis 1994, Rudolf Elmer a travaillé en qualité de chef-comptable de la société Julius
Baer Bank & Trust Company Ltd. (JBBT) aux Îles Caïmans, une société soeur de Bank
Julius Bär & Co. AG à Zurich. Ces deux entreprises étaient des filiales de Julius Bär
Holding AG à Zurich. Dès 1999, Rudolf Elmer a dirigé les activités opérationnelles de
JBBT. Il a fait l'objet d'un licenciement ordinaire en décembre 2002 et immédiatement
libéré de son obligation de travailler. Le Ministère public de Winterthour / Unterland a
mis en accusation Rudolf Elmer en 2010. Il lui était reproché pour l'essentiel d'avoir
violé le secret bancaire et le secret des affaires, en ayant divulgué des données bancaires auxquelles il avait eu accès en tant que collaborateur de Julius Bär Holding AG,
respectivement d'une de ses filiales aux Îles Caïmans, avant de les remettre à des tiers
non autorisés (Administrations fiscales des cantons de Bâle-Ville et Zurich, Administration fédérale des contributions [AFC], magazine Cash). Il lui était en outre reproché
plusieurs tentatives de contrainte et plusieurs cas de menaces. En 2011, le Tribunal du
district de Zurich l'a reconnu coupable de violations répétées du secret bancaire, de
tentatives de contrainte répétées et d'un cas de menaces. Dans un second acte d'accusation datant de 2014, le Ministère public III du canton de Zurich a renvoyé Rudolf Elmer
en jugement pour faux dans les titres et violations répétées (en partie tentées) du secret
bancaire et du secret des affaires (transmission de données bancaires à WikiLeaks en
2008 et transmission annoncée à WikiLeaks en 2011, offre de transmission de données
bancaires de citoyens allemands au Ministre des finances allemand de l'époque). En
2015, le Tribunal du district de Zurich a reconnu Rudolf Elmer coupable de faux dans les
titres et de violations répétées du secret bancaire en lien avec le complexe de faits
concernant WikiLeaks en 2008. Saisi d'un appel de Rudolf Elmer et du Ministère public,
la Cour suprême l'a libéré de toute accusation de violation du secret bancaire ou a
classé la procédure sur ce point. Pour la Cour suprême, Rudolf Elmer était, au moment
des faits, ni employé, ni mandataire d'une banque suisse et n'était donc pas soumis au
secret bancaire. Il a en revanche reconnu Rudolf Elmer coupable de menaces (courriel
à un collaborateur de Bank Julius Bär & Co. AG) et de faux dans les titres (lettre fictive à
la Chancelière allemande). La Cour suprême l'a dès lors condamné, compte tenu également d'une précédente condamnation pour tentative de contrainte déjà entrée en force,
à une peine privative de liberté de 14 mois avec sursis. Tant le Ministère public que
Rudolf Elmer ont formé recours au Tribunal fédéral contre l'arrêt cantonal.
Lors de sa séance publique de ce mercredi, le Tribunal fédéral rejette le recours du
Ministère public zurichois et confirme l'acquittement de Rudolf Elmer du chef
d'accusation de violation du secret bancaire. Le verdict de culpabilité rendu par la Cour
suprême sur les autres chefs d'accusation demeure inchangé. Le Tribunal fédéral considère que Rudolf Elmer n'était pas soumis au secret bancaire. L'article 47 de la Loi sur
les banques (LB), qui protège le secret bancaire, ne trouve pas application s'agissant de
la clientèle d'une filiale étrangère d'une banque suisse. Cette conception est conforme à
la jurisprudence et correspond à la doctrine dominante. Elle a été confirmée il y a peu
par la jurisprudence. Si l'article 47 LB ne trouve pas application dans le contexte de
filiales étrangères de banques suisses, il ne peut qu'en aller de même lorsqu'il est question, comme en l'espèce, d'une filiale étrangère d'une holding suisse qui n'est même pas
elle-même soumise à la LB. Les données litigieuses ne pouvaient faire l'objet d'une
violation du secret bancaire suisse, étant donné qu'elles provenaient de JBBT, dont le
siège se situe aux Îles Caïmans et qu'elles n'étaient pas protégées par la législation
bancaire suisse. En outre, Rudolf Elmer n'était pas non plus soumis à la loi suisse. Il
n'avait pas obtenu les informations qu'il a révélées en qualité d'employé ou de mandataire de la banque suisse Bank Julius Bär & Co. AG, mais en raison de ses fonctions au
sein de JBBT. Enfin, s'agissant des violations du secret bancaire qui lui étaient reprochées, les conditions d'application du droit pénal suisse faisaient défaut. Le Tribunal
fédéral a admis partiellement le recours de Rudolf Elmer, dans la mesure où l'on avait
exigé de sa part une avance de frais pour la restitution d'objets séquestrés, ainsi que
sur deux points concernant les modalités de la restitution.
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6B_1379_2017_2018_05_15_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 15. Mai 2018
Embargo: 15. Mai 2018, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 25. April 2018 (6B_1379/2017)
Obligatorische Landesverweisung auch bei blossem Tatversuch
Die obligatorische Landesverweisung bei der Begehung bestimmter Straftaten durch
Ausländer ist auch dann auszusprechen, wenn es beim blossen Tatversuch
geblieben ist. Das Bundesgericht weist die Beschwerde eines Mannes ab, gegen den
die Aargauer Justiz wegen versuchten Einbruchdiebstahls eine Landesverweisung
von fünf Jahren verhängt hat.
Per 1. Oktober 2016 wurde die neue Bestimmung von Artikel 66a des Strafgesetzbuches (StGB) eingeführt. Demnach werden ausländische Personen vom Strafrichter für
die Dauer von 5 bis 15 Jahren aus der Schweiz verwiesen, wenn sie wegen einer der im
fraglichen Artikel aufgeführten Straftaten verurteilt werden. 2017 hatte das Obergericht
des Kantons Aargau einen Mann wegen versuchten Diebstahls in Verbindung mit
versuchtem Hausfriedensbruch (erfasst in Kombination den "Einbruchdiebstahl") zu
einer bedingten Geldstrafe verurteilt. Da Artikel 66a StGB dieses Delikt als Anlasstat
aufführt, sprach das Gericht zudem eine Landesverweisung von 5 Jahren aus.
In seiner Beschwerde ans Bundesgericht argumentierte der Betroffene, dass Artikel 66a
StGB für die Landesverweisung nur vollendete strafbare Handlungen nenne. Hätte der
Gesetzgeber auch den blossen Versuch genügen lassen wollen, wäre dies im Katalog
der massgeblichen Straftaten entsprechend aufgeführt worden. Das Bundesgericht
weist die Beschwerde ab. Dass der Versuch in Artikel 66a StGB nicht ausdrücklich
genannt wird, ist nicht entscheidend. Der Botschaft des Bundesrates zur fraglichen
Gesetzesänderung ist ausdrücklich zu entnehmen, dass die Landesverweisung unabhängig davon auszusprechen ist, ob es bei den im Katalog aufgezählten Straftaten nur
beim Versuch geblieben ist. Weiter ist davon auszugehen, dass die Strafmilderungsgründe, die zu einem Verzicht auf die Landesverweisung führen können (entschuldbare
Notwehr oder entschuldbarer Notstand) im Gesetz abschliessend aufgezählt werden
und andere Strafmilderungsgründe wie die Begehung eines blossen Versuchs nicht
berücksichtigt werden können.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 15 mai 2018
Embargo : 15 mai 2018, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 25 avril 2018 (6B_1379/2017)
Expulsion obligatoire en cas de simple tentative
L'expulsion obligatoire en cas de commission, par un étranger, d'infractions
déterminées, doit également être prononcée lorsque l'acte délictueux est resté au
stade de la tentative. Le Tribunal fédéral rejette le recours formé par un homme,
contre lequel la justice argovienne a prononcé une expulsion pour une durée de cinq
ans, en raison d'une tentative de vol avec effraction.
Le nouvel article 66a du Code pénal (CP) est entré en vigueur le 1 er octobre 2016. Selon
cette disposition, le juge pénal expulse de Suisse, pour une durée de 5 à 15 ans,
l'étranger qui est condamné pour l'une des infractions énumérées par cet article. En
2017, la Cour suprême du canton d'Argovie a condamné un homme à une peine
pécuniaire avec sursis pour tentative de vol en lien avec une tentative de violation de
domicile (qui constituent un « vol avec effraction »). Dès lors que cette infraction est
prévue par l'article 66a CP comme motif d'expulsion, le tribunal a prononcé une
expulsion pour une durée de 5 ans.
Dans son recours auprès du Tribunal fédéral, l'intéressé a argumenté que l'article 66a
CP n'énumère que des infractions qui doivent être consommées pour justifier
l'expulsion. Selon lui, si le législateur avait voulu inclure la tentative, il l'aurait introduite
dans le catalogue des infractions topiques. Le Tribunal fédéral rejette le recours. Le
défaut de mention expresse de la tentative dans l'article 66a CP n'est pas déterminant.
Il ressort expressément du Message du Conseil fédéral concernant la modification
légale que l'expulsion doit être prononcée indépendamment de savoir si l'infraction est
restée au stade de la tentative. Il convient d'en déduire que les circonstances
atténuantes permettant de justifier qu'il soit renoncé à prononcer une expulsion (défense
excusable ou état de nécessité excusable) sont énumérées exhaustivement dans la loi,
de sorte que d'autres motifs d’atténuation de la peine, comme un acte délictueux resté
au stade de la tentative, ne peuvent entrer en ligne de compte.
| 2 |
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6B_1379_2017_2018_05_15_T_{lang} | Lausanne, 15. Mai 2018
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 25. April 2018 (6B_1379/2017)
Obligatorische Landesverweisung auch bei blossem Tatversuch
Die obligatorische Landesverweisung bei der Begehung bestimmter Straftaten durch
Ausländer ist auch dann auszusprechen, wenn es beim blossen Tatversuch
geblieben ist. Das Bundesgericht weist die Beschwerde eines Mannes ab, gegen den
die Aargauer Justiz wegen versuchten Einbruchdiebstahls eine Landesverweisung
von fünf Jahren verhängt hat.
Per 1. Oktober 2016 wurde die neue Bestimmung von Artikel 66a des Strafgesetzbuches (StGB) eingeführt. Demnach werden ausländische Personen vom Strafrichter für
die Dauer von 5 bis 15 Jahren aus der Schweiz verwiesen, wenn sie wegen einer der im
fraglichen Artikel aufgeführten Straftaten verurteilt werden. 2017 hatte das Obergericht
des Kantons Aargau einen Mann wegen versuchten Diebstahls in Verbindung mit
versuchtem Hausfriedensbruch (erfasst in Kombination den "Einbruchdiebstahl") zu
einer bedingten Geldstrafe verurteilt. Da Artikel 66a StGB dieses Delikt als Anlasstat
aufführt, sprach das Gericht zudem eine Landesverweisung von 5 Jahren aus.
In seiner Beschwerde ans Bundesgericht argumentierte der Betroffene, dass Artikel 66a
StGB für die Landesverweisung nur vollendete strafbare Handlungen nenne. Hätte der
Gesetzgeber auch den blossen Versuch genügen lassen wollen, wäre dies im Katalog
der massgeblichen Straftaten entsprechend aufgeführt worden. Das Bundesgericht
weist die Beschwerde ab. Dass der Versuch in Artikel 66a StGB nicht ausdrücklich
genannt wird, ist nicht entscheidend. Der Botschaft des Bundesrates zur fraglichen
Gesetzesänderung ist ausdrücklich zu entnehmen, dass die Landesverweisung unabhängig davon auszusprechen ist, ob es bei den im Katalog aufgezählten Straftaten nur
beim Versuch geblieben ist. Weiter ist davon auszugehen, dass die Strafmilderungsgründe, die zu einem Verzicht auf die Landesverweisung führen können (entschuldbare
Notwehr oder entschuldbarer Notstand) im Gesetz abschliessend aufgezählt werden
und andere Strafmilderungsgründe wie die Begehung eines blossen Versuchs nicht
berücksichtigt werden können.
| Lausanne, le 15 mai 2018
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 25 avril 2018 (6B_1379/2017)
Expulsion obligatoire en cas de simple tentative
L'expulsion obligatoire en cas de commission, par un étranger, d'infractions
déterminées, doit également être prononcée lorsque l'acte délictueux est resté au
stade de la tentative. Le Tribunal fédéral rejette le recours formé par un homme,
contre lequel la justice argovienne a prononcé une expulsion pour une durée de cinq
ans, en raison d'une tentative de vol avec effraction.
Le nouvel article 66a du Code pénal (CP) est entré en vigueur le 1 er octobre 2016. Selon
cette disposition, le juge pénal expulse de Suisse, pour une durée de 5 à 15 ans,
l'étranger qui est condamné pour l'une des infractions énumérées par cet article. En
2017, la Cour suprême du canton d'Argovie a condamné un homme à une peine
pécuniaire avec sursis pour tentative de vol en lien avec une tentative de violation de
domicile (qui constituent un « vol avec effraction »). Dès lors que cette infraction est
prévue par l'article 66a CP comme motif d'expulsion, le tribunal a prononcé une
expulsion pour une durée de 5 ans.
Dans son recours auprès du Tribunal fédéral, l'intéressé a argumenté que l'article 66a
CP n'énumère que des infractions qui doivent être consommées pour justifier
l'expulsion. Selon lui, si le législateur avait voulu inclure la tentative, il l'aurait introduite
dans le catalogue des infractions topiques. Le Tribunal fédéral rejette le recours. Le
défaut de mention expresse de la tentative dans l'article 66a CP n'est pas déterminant.
Il ressort expressément du Message du Conseil fédéral concernant la modification
légale que l'expulsion doit être prononcée indépendamment de savoir si l'infraction est
restée au stade de la tentative. Il convient d'en déduire que les circonstances
atténuantes permettant de justifier qu'il soit renoncé à prononcer une expulsion (défense
excusable ou état de nécessité excusable) sont énumérées exhaustivement dans la loi,
de sorte que d'autres motifs d’atténuation de la peine, comme un acte délictueux resté
au stade de la tentative, ne peuvent entrer en ligne de compte.
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6B_1385_2017_2018_08_15_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 15. August 2018
Embargo: 15. August 2018, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 3. August 2018 (6B_1385/2017)
Beteiligung an krimineller Organisation "Islamischer Staat":
Strafmass für Iraker bestätigt
Das Bundesgericht bestätigt die Freiheitsstrafe von drei Jahren und acht Monaten für
einen irakischen Mann, der als Zugehöriger des "Islamischen Staats" (IS) für die
Terrororganisation aktiv war. Es weist die Beschwerde des Verurteilten gegen den
Entscheid des Bundesstrafgerichts vom vergangenen Oktober ab. Eine erste
Beschwerde des Mannes hatte das Bundesgericht 2017 teilweise gutgeheissen.
Das Bundesstrafgericht hatte den Beschuldigten am 18. März 2016 der Beteiligung an
einer kriminellen Organisation (Artikel 260 ter des Strafgesetzbuches) schuldig gesprochen und zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und acht Monaten verurteilt. Das
Gericht erachtete es als erwiesen, dass er als Zugehöriger des IS in verschiedener
Hinsicht für die Terrororganisation aktiv gewesen war. Im März 2017 hatte das
Bundesgericht die Beschwerde des Verurteilten in Bezug auf den Schuldspruch abgewiesen und sie betreffend die Strafzumessung gutgeheissen ( Medienmitteilung des
Bundesgerichts vom 22. März 2017 ). Bei seiner Neubeurteilung vom vergangenen
Oktober hat das Bundesstrafgericht eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und acht
Monaten verhängt.
Der Betroffene ist gegen diesen Entscheid wiederum ans Bundesgericht gelangt, das
seine Beschwerde abweist. Er rügt darin unter anderem, dass die Vorinstanz sein
Verschulden zu Unrecht als schwer eingestuft und bei der Strafzumessung die intensive
Medienberichterstattung unberücksichtigt gelassen habe. Das Bundesgericht kommt
zum Schluss, dass sich die ausgesprochene Strafe im Rahmen des richterlichen
Ermessens hält und nicht gegen Bundesrecht verstösst. Das Bundesstrafgericht hat
seinen Entscheid ausreichend begründet und dargelegt, welche Gesichtspunkte es für
die Beurteilung des schweren Verschuldens berücksichtigt hat. Was die Medienberichterstattung betrifft, so hat der Beschwerdeführer nicht aufgezeigt, dass und inwiefern er
durch diese vorverurteilt worden wäre.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 15 août 2018
Embargo : 15 août 2018, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 3 août 2018 (6B_1385/2017)
Participation à l'organisation criminelle « Etat islamique » : la
quotité de la peine confirmée pour un Irakien
Le Tribunal fédéral confirme la peine privative de liberté de trois ans et huit mois
infligée à un homme irakien qui, comme membre de l'« Etat islamique » (EI), a été
actif pour cette organisation terroriste. Il rejette le recours formé par le condamné
contre le jugement du Tribunal pénal fédéral du mois d'octobre dernier. Un premier
recours de cet homme avait été partiellement admis par le Tribunal fédéral en 2017.
Le 18 mars 2016, le Tribunal pénal fédéral avait reconnu le prévenu coupable de
participation à une organisation criminelle (article 260 ter du Code pénal) et l'avait
condamné à une peine privative de liberté de quatre ans et huit mois. Ce tribunal avait
considéré comme établi que l'homme avait été, en tant que membre de l'EI, actif à
différents égards pour cette organisation terroriste. En mars 2017, le Tribunal fédéral
avait rejeté le recours du condamné en ce qui concernait le prononcé de culpabilité et
avait admis celui-ci concernant la quotité de la peine prononcée ( communiqué aux
médias du Tribunal fédéral du 22 mars 2017 ). Dans son nouveau jugement rendu en
octobre dernier, le Tribunal pénal fédéral a prononcé une peine privative de liberté de
trois ans et huit mois.
L'intéressé a à nouveau recouru contre ce jugement devant le Tribunal fédéral, lequel
rejette son recours. Il a notamment reproché à l'autorité précédente d'avoir à tort
considéré que sa culpabilité était lourde et de ne pas avoir tenu compte, dans la fixation
de la peine, de la couverture médiatique intensive. Le Tribunal fédéral arrive à la
conclusion que la peine prononcée se situe dans le cadre relevant de l'appréciation du
juge et ne contrevient pas au droit fédéral. Le Tribunal pénal fédéral a suffisamment
motivé son jugement et précisé quels aspects il a pris en considération pour conclure à
une lourde culpabilité. Concernant la couverture médiatique, le recourant n'a pas
démontré si et dans quelle mesure il aurait été préjugé par celle-ci.
| 2 |
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6B_1385_2017_2018_08_15_T_{lang} | Lausanne, 15. August 2018
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 3. August 2018 (6B_1385/2017)
Beteiligung an krimineller Organisation "Islamischer Staat":
Strafmass für Iraker bestätigt
Das Bundesgericht bestätigt die Freiheitsstrafe von drei Jahren und acht Monaten für
einen irakischen Mann, der als Zugehöriger des "Islamischen Staats" (IS) für die
Terrororganisation aktiv war. Es weist die Beschwerde des Verurteilten gegen den
Entscheid des Bundesstrafgerichts vom vergangenen Oktober ab. Eine erste
Beschwerde des Mannes hatte das Bundesgericht 2017 teilweise gutgeheissen.
Das Bundesstrafgericht hatte den Beschuldigten am 18. März 2016 der Beteiligung an
einer kriminellen Organisation (Artikel 260 ter des Strafgesetzbuches) schuldig gesprochen und zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und acht Monaten verurteilt. Das
Gericht erachtete es als erwiesen, dass er als Zugehöriger des IS in verschiedener
Hinsicht für die Terrororganisation aktiv gewesen war. Im März 2017 hatte das
Bundesgericht die Beschwerde des Verurteilten in Bezug auf den Schuldspruch abgewiesen und sie betreffend die Strafzumessung gutgeheissen ( Medienmitteilung des
Bundesgerichts vom 22. März 2017 ). Bei seiner Neubeurteilung vom vergangenen
Oktober hat das Bundesstrafgericht eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und acht
Monaten verhängt.
Der Betroffene ist gegen diesen Entscheid wiederum ans Bundesgericht gelangt, das
seine Beschwerde abweist. Er rügt darin unter anderem, dass die Vorinstanz sein
Verschulden zu Unrecht als schwer eingestuft und bei der Strafzumessung die intensive
Medienberichterstattung unberücksichtigt gelassen habe. Das Bundesgericht kommt
zum Schluss, dass sich die ausgesprochene Strafe im Rahmen des richterlichen
Ermessens hält und nicht gegen Bundesrecht verstösst. Das Bundesstrafgericht hat
seinen Entscheid ausreichend begründet und dargelegt, welche Gesichtspunkte es für
die Beurteilung des schweren Verschuldens berücksichtigt hat. Was die Medienberichterstattung betrifft, so hat der Beschwerdeführer nicht aufgezeigt, dass und inwiefern er
durch diese vorverurteilt worden wäre.
| Lausanne, le 15 août 2018
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 3 août 2018 (6B_1385/2017)
Participation à l'organisation criminelle « Etat islamique » : la
quotité de la peine confirmée pour un Irakien
Le Tribunal fédéral confirme la peine privative de liberté de trois ans et huit mois
infligée à un homme irakien qui, comme membre de l'« Etat islamique » (EI), a été
actif pour cette organisation terroriste. Il rejette le recours formé par le condamné
contre le jugement du Tribunal pénal fédéral du mois d'octobre dernier. Un premier
recours de cet homme avait été partiellement admis par le Tribunal fédéral en 2017.
Le 18 mars 2016, le Tribunal pénal fédéral avait reconnu le prévenu coupable de
participation à une organisation criminelle (article 260 ter du Code pénal) et l'avait
condamné à une peine privative de liberté de quatre ans et huit mois. Ce tribunal avait
considéré comme établi que l'homme avait été, en tant que membre de l'EI, actif à
différents égards pour cette organisation terroriste. En mars 2017, le Tribunal fédéral
avait rejeté le recours du condamné en ce qui concernait le prononcé de culpabilité et
avait admis celui-ci concernant la quotité de la peine prononcée ( communiqué aux
médias du Tribunal fédéral du 22 mars 2017 ). Dans son nouveau jugement rendu en
octobre dernier, le Tribunal pénal fédéral a prononcé une peine privative de liberté de
trois ans et huit mois.
L'intéressé a à nouveau recouru contre ce jugement devant le Tribunal fédéral, lequel
rejette son recours. Il a notamment reproché à l'autorité précédente d'avoir à tort
considéré que sa culpabilité était lourde et de ne pas avoir tenu compte, dans la fixation
de la peine, de la couverture médiatique intensive. Le Tribunal fédéral arrive à la
conclusion que la peine prononcée se situe dans le cadre relevant de l'appréciation du
juge et ne contrevient pas au droit fédéral. Le Tribunal pénal fédéral a suffisamment
motivé son jugement et précisé quels aspects il a pris en considération pour conclure à
une lourde culpabilité. Concernant la couverture médiatique, le recourant n'a pas
démontré si et dans quelle mesure il aurait été préjugé par celle-ci.
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6B_1410_2019_2020_07_16_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 16. Juli 2020
Embargo: 16. Juli 2020, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 17. Juni 2020 (6B_1410/2019)
Mediation im Jugendstrafrecht
Das Bundesgericht äussert sich zu der im Jugendstrafrecht vorgesehenen Mediation
zwischen Täter und Opfer. Haben zwei Jugendliche eine Straftat als Mittäter begangen, ist für jeden von ihnen gesondert zu beurteilen, ob die Mediation mit dem Opfer
gelungen ist oder nicht. Es ist grundsätzlich nicht willkürlich, wenn gegen den einen
Mittäter das Strafverfahren wegen erfolgreicher Mediation eingestellt wird, während
der andere nach erfolgloser Mediation verurteilt wird.
Zwei minderjährige Jugendliche hatten 2016 eine ebenfalls minderjährige Jugendliche
sexuell missbraucht. Nach Einleitung des Strafverfahrens wurde vom zuständigen
Genfer Jugendrichter die Durchführung einer Mediation gemäss Artikel 17 der Jugendstrafprozessordnung (JStPO) angeordnet. Bei einem Täter endete die Mediation mit
dem Opfer erfolgreich, beim anderen nicht. Gegen den ersten wurde das Strafverfahren
in der Folge gemäss Artikel 17 JStPO eingestellt. Der zweite wurde nach Jugendstrafrecht zu einer bedingten Freiheitsstrafe verurteilt. In seiner Beschwerde ans Bundesgericht machte er unter anderem geltend, dass es verfassungswidrig sei, wenn bei Mittäterschaft die Mediation für einen der Beschuldigten erfolgreich verlaufe, für den
anderen aber nicht. Der zu Straflosigkeit führende erfolgreiche Ausgang des Mediationsverfahrens bezüglich des einen Mittäters und der Schuldspruch gegen den anderen
Mittäter sei willkürlich.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde ab. Die in Artikel 17 JStPO vorgesehene
Mediation stellt ein zusätzliches Instrument der Jugendstrafbehörden dar, um auf das
Konfliktverhältnis zwischen dem Täter und dem Opfer einzuwirken. Die Mediation ist ein
Schritt zu einer einvernehmlichen Lösung des Konflikts; sie beruht auf dem Postulat,
dass strafrechtliche Interventionen bei Jugendlichen als ultima ratio auf das strikte
Minimum zu beschränken sind. Im Verfahren der Mediation betreffen mehrere Faktoren
– wie etwa der Wille zur Anerkennung der Tatsachen oder die Bemühungen um
Wiedergutmachung – spezifisch den einzelnen Täter und die Entwicklung seines
Verhältnisses zum Opfer. Es versteht sich von selbst, dass der Erfolg des Mediationsverfahrens bezüglich des einen Mittäters vom anderen Mittäter nicht dadurch vereitelt
werden kann, dass dieser die Faktenlage nicht anerkennt oder keine ausreichenden
Anstrengungen zur Wiedergutmachung unternimmt. Mit anderen Worten beurteilt die zuständige Behörde den Erfolg oder Misserfolg einer Mediation immer nur in Bezug auf die
betroffene Partei. Der Beschwerdeführer kann deshalb nichts zu seinen Gunsten daraus
ableiten, dass bei ihm die Mediation nicht erfolgreich war, bei seinem Mittäter hingegen
schon. Was die Verurteilung des Betroffenen als solche betrifft, ist die gerichtliche Beweiswürdigung nicht zu beanstanden.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 16 juillet 2020
Embargo : 16 juillet 2020, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 17 juin 2020 (6B_1410/2019)
Médiation en droit pénal des mineurs
Le Tribunal fédéral s'exprime sur la médiation entre auteur et victime en droit pénal
des mineurs. Lorsque deux mineurs ont commis conjointement une infraction, il faut
déterminer séparément pour chacun d'eux si la médiation avec la victime a abouti ou
non. La procédure peut ainsi, sans arbitraire, être classée pour l'un parce que la
médiation a abouti, cependant que l'autre est jugé après l'échec de la médiation.
Deux mineurs avaient abusé sexuellement d'une adolescente en 2016. Après l'ouverture
de la procédure pénale, le juge genevois des mineurs compétent a ordonné une
médiation selon l'article 17 de la procédure pénale applicable aux mineurs (PPMin). La
médiation avec la victime a abouti pour l'un des auteurs, non pour l'autre. La procédure
pénale a été classée pour le premier. Le second a été condamné, en application du droit
pénal des mineurs, à une peine privative de liberté avec sursis. Dans son recours au
Tribunal fédéral, il invoquait, entre autre, qu'il aurait été contraire à la Constitution que,
pour des coauteurs, la médiation puisse aboutir pour l'un et non pour l'autre. Il aurait été
arbitraire que l'issue favorable de la procédure de médiation conduise à l'acquittement
d'un coauteur cependant que l'autre était condamné.
Le Tribunal fédéral rejette le recours. La médiation prévue par l'article 17 PPMin
constitue un instrument supplémentaire à la disposition des autorités pénales des
mineurs, leur permettant d'agir sur les rapports conflictuels entre l'auteur et la victime.
C'est un premier pas vers la résolution amiable des conflits, qui repose notamment sur
le postulat de la limitation au strict minimum de l'intervention pénale appréhendée
comme une ultima ratio. Dans la procédure de médiation, plusieurs facteurs, tels la
volonté de reconnaître les faits et les efforts consentis en vue de réparer le tort causé,
concernent spécifiquement un auteur et l'évolution de sa propre relation avec la victime.
Il va donc de soi qu'un coauteur ne peut mettre ce processus en échec même pour
l'autre coauteur par son seul refus d'admettre les faits ou de consentir des efforts
suffisants pour réparer le dommage. En d'autres termes, l'autorité de jugement tire les
conclusions sur l'aboutissement ou l'échec de la médiation séparément pour chacun des
prévenus. Le recourant ne peut donc rien déduire en sa faveur du fait que la médiation
n'a abouti qu'à l'égard de son coprévenu. Quant à la condamnation de l'intéressé,
l'appréciation des preuves opérée par la cour cantonale n'est pas critiquable.
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6B_1410_2019_2020_07_16_T_{lang} | Lausanne, 16. Juli 2020
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 17. Juni 2020 (6B_1410/2019)
Mediation im Jugendstrafrecht
Das Bundesgericht äussert sich zu der im Jugendstrafrecht vorgesehenen Mediation
zwischen Täter und Opfer. Haben zwei Jugendliche eine Straftat als Mittäter begangen, ist für jeden von ihnen gesondert zu beurteilen, ob die Mediation mit dem Opfer
gelungen ist oder nicht. Es ist grundsätzlich nicht willkürlich, wenn gegen den einen
Mittäter das Strafverfahren wegen erfolgreicher Mediation eingestellt wird, während
der andere nach erfolgloser Mediation verurteilt wird.
Zwei minderjährige Jugendliche hatten 2016 eine ebenfalls minderjährige Jugendliche
sexuell missbraucht. Nach Einleitung des Strafverfahrens wurde vom zuständigen
Genfer Jugendrichter die Durchführung einer Mediation gemäss Artikel 17 der Jugendstrafprozessordnung (JStPO) angeordnet. Bei einem Täter endete die Mediation mit
dem Opfer erfolgreich, beim anderen nicht. Gegen den ersten wurde das Strafverfahren
in der Folge gemäss Artikel 17 JStPO eingestellt. Der zweite wurde nach Jugendstrafrecht zu einer bedingten Freiheitsstrafe verurteilt. In seiner Beschwerde ans Bundesgericht machte er unter anderem geltend, dass es verfassungswidrig sei, wenn bei Mittäterschaft die Mediation für einen der Beschuldigten erfolgreich verlaufe, für den
anderen aber nicht. Der zu Straflosigkeit führende erfolgreiche Ausgang des Mediationsverfahrens bezüglich des einen Mittäters und der Schuldspruch gegen den anderen
Mittäter sei willkürlich.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde ab. Die in Artikel 17 JStPO vorgesehene
Mediation stellt ein zusätzliches Instrument der Jugendstrafbehörden dar, um auf das
Konfliktverhältnis zwischen dem Täter und dem Opfer einzuwirken. Die Mediation ist ein
Schritt zu einer einvernehmlichen Lösung des Konflikts; sie beruht auf dem Postulat,
dass strafrechtliche Interventionen bei Jugendlichen als ultima ratio auf das strikte
Minimum zu beschränken sind. Im Verfahren der Mediation betreffen mehrere Faktoren
– wie etwa der Wille zur Anerkennung der Tatsachen oder die Bemühungen um
Wiedergutmachung – spezifisch den einzelnen Täter und die Entwicklung seines
Verhältnisses zum Opfer. Es versteht sich von selbst, dass der Erfolg des Mediationsverfahrens bezüglich des einen Mittäters vom anderen Mittäter nicht dadurch vereitelt
werden kann, dass dieser die Faktenlage nicht anerkennt oder keine ausreichenden
Anstrengungen zur Wiedergutmachung unternimmt. Mit anderen Worten beurteilt die zuständige Behörde den Erfolg oder Misserfolg einer Mediation immer nur in Bezug auf die
betroffene Partei. Der Beschwerdeführer kann deshalb nichts zu seinen Gunsten daraus
ableiten, dass bei ihm die Mediation nicht erfolgreich war, bei seinem Mittäter hingegen
schon. Was die Verurteilung des Betroffenen als solche betrifft, ist die gerichtliche Beweiswürdigung nicht zu beanstanden.
| Lausanne, le 16 juillet 2020
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 17 juin 2020 (6B_1410/2019)
Médiation en droit pénal des mineurs
Le Tribunal fédéral s'exprime sur la médiation entre auteur et victime en droit pénal
des mineurs. Lorsque deux mineurs ont commis conjointement une infraction, il faut
déterminer séparément pour chacun d'eux si la médiation avec la victime a abouti ou
non. La procédure peut ainsi, sans arbitraire, être classée pour l'un parce que la
médiation a abouti, cependant que l'autre est jugé après l'échec de la médiation.
Deux mineurs avaient abusé sexuellement d'une adolescente en 2016. Après l'ouverture
de la procédure pénale, le juge genevois des mineurs compétent a ordonné une
médiation selon l'article 17 de la procédure pénale applicable aux mineurs (PPMin). La
médiation avec la victime a abouti pour l'un des auteurs, non pour l'autre. La procédure
pénale a été classée pour le premier. Le second a été condamné, en application du droit
pénal des mineurs, à une peine privative de liberté avec sursis. Dans son recours au
Tribunal fédéral, il invoquait, entre autre, qu'il aurait été contraire à la Constitution que,
pour des coauteurs, la médiation puisse aboutir pour l'un et non pour l'autre. Il aurait été
arbitraire que l'issue favorable de la procédure de médiation conduise à l'acquittement
d'un coauteur cependant que l'autre était condamné.
Le Tribunal fédéral rejette le recours. La médiation prévue par l'article 17 PPMin
constitue un instrument supplémentaire à la disposition des autorités pénales des
mineurs, leur permettant d'agir sur les rapports conflictuels entre l'auteur et la victime.
C'est un premier pas vers la résolution amiable des conflits, qui repose notamment sur
le postulat de la limitation au strict minimum de l'intervention pénale appréhendée
comme une ultima ratio. Dans la procédure de médiation, plusieurs facteurs, tels la
volonté de reconnaître les faits et les efforts consentis en vue de réparer le tort causé,
concernent spécifiquement un auteur et l'évolution de sa propre relation avec la victime.
Il va donc de soi qu'un coauteur ne peut mettre ce processus en échec même pour
l'autre coauteur par son seul refus d'admettre les faits ou de consentir des efforts
suffisants pour réparer le dommage. En d'autres termes, l'autorité de jugement tire les
conclusions sur l'aboutissement ou l'échec de la médiation séparément pour chacun des
prévenus. Le recourant ne peut donc rien déduire en sa faveur du fait que la médiation
n'a abouti qu'à l'égard de son coprévenu. Quant à la condamnation de l'intéressé,
l'appréciation des preuves opérée par la cour cantonale n'est pas critiquable.
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6B_1452_2019_2020_10_22_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 22. Oktober 2020
Embargo: 22. Oktober 2020, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 25. September 2020 (6B_1452/2019)
Fahrlässige Führerflucht bleibt strafbar
Das Bundesgericht bestätigt seine Rechtsprechung, wonach Führerflucht auch
fahrlässig begangen werden kann. Es weist die Beschwerde eines Autolenkers ab,
der eine seitliche Kollision mit einem Motorradfahrer pflichtwidrig nicht bemerkt und
seine Fahrt fortgesetzt hat, ohne für Hilfe zu sorgen oder die Polizei zu benachrichtigen.
Der Autolenker hatte 2017 zum Überholen eines Motorrades und eines Autos mit Wohnanhänger angesetzt. Kurz bevor er die Höhe des Motorradlenkers erreicht hatte, setzte
dieser ebenfalls zum Überholen an, worauf es zu einer seitlichen Kollision kam. Der
Motorradfahrer und seine Mitfahrerin wurden verletzt. Der Autolenker setzte seine Fahrt
fort, ohne für Hilfe zu sorgen oder die Polizei zu benachrichtigen. Das Kantonsgericht
Graubünden sprach ihn 2019 der fahrlässigen Führerflucht schuldig und bestrafte ihn
mit einer bedingten Geldstrafe. Der Betroffene gelangte ans Bundesgericht und machte
geltend, dass der Tatbestand der Führerflucht nicht fahrlässig begangen werden könne.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde ab. Bei einem Unfall haben alle Beteiligten für
Hilfe zu sorgen und hat insbesondere der Fahrzeugführer die Polizei zu benachrichtigen
(Artikel 51 Absatz 2 des Strassenverkehrsgesetzes, SVG). Führerflucht begeht, wer als
Fahrzeuglenker bei einem Verkehrsunfall einen Menschen getötet oder verletzt hat und
die Flucht ergreift (Artikel 92 Absatz 2 SVG). Gemäss SVG sind alle gemäss diesem
Gesetz verbotenen Handlungen auch bei fahrlässiger Begehung strafbar, sofern das
SVG selber nicht etwas anderes bestimmt. Das Bundesgericht hat bereits in einem
Entscheid von 1967 festgehalten, dass Führerflucht auch fahrlässig begangen werden
kann. Betreffend Sinn und Zweck des Tatbestandes der Führerflucht wies es darauf hin,
dass die Bestimmung Opfer eines Verkehrsunfalls vor gesundheitlicher und wirtschaftlicher Gefährdung bewahren und die Aufklärung der Unfallursachen ermöglichen will.
Dieser Zweck könne nicht erreicht werden, wenn Führerflucht nur bei vorsätzlichem
Handeln geahndet werde.
Der Betroffene bringt vor, den Unfall nicht zur Kenntnis genommen zu haben. Die Vorinstanz hat zunächst zu Recht bejaht, dass der Zusammenstoss aufgrund der Intensität
und der Position der Fahrzeuge wahrnehmbar war. Fahrzeugführer müssen ihre Aufmerksamkeit der Strasse und dem Verkehr zuwenden. Wer nicht bemerkt, dass er möglicherweise einen Fussgänger oder ein anderes Fahrzeug angefahren hat und weiterfährt, handelt in der Regel fahrlässig. Bei einer auf das Verkehrsgeschehen gerichteten
Aufmerksamkeit ist eine Kollision grundsätzlich erkennbar. Ein Fahrzeugführer, der aus
pflichtwidriger Unvorsichtigkeit den Verkehrsunfall oder einen Personenschaden nicht
bemerkt, macht sich der fahrlässigen Führerflucht schuldig.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 22 octobre 2020
Embargo : 22 octobre 2020, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 25 septembre 2020 (6B_1452/2019)
Le délit de fuite par négligence demeure punissable
Le Tribunal fédéral confirme sa jurisprudence, selon laquelle le délit de fuite peut
également être commis par négligence. Il rejette le recours formé par un conducteur
qui n'a fautivement pas remarqué sa collision latérale avec un motocycliste et a
continué sa course sans porter secours ni avertir la police.
En 2017, le conducteur a entrepris de dépasser un motocycle ainsi qu'une voiture tractant une caravane. Peu avant d'arriver à hauteur du motocycliste, ce dernier a également procédé à un dépassement, ce qui a conduit à une collision latérale. Le motocycliste et sa passagère ont été blessés. Le conducteur a continué sa course sans
porter secours ni avertir la police. En 2019, le Tribunal cantonal des Grisons l'a reconnu
coupable de délit de fuite par négligence et l'a condamné à une peine pécuniaire avec
sursis. L'intéressé a recouru au Tribunal fédéral faisant valoir que l'infraction de délit de
fuite ne pouvait pas être commise par négligence.
Le Tribunal fédéral rejette le recours. En cas d'accident, toutes les personnes impliquées
doivent porter secours et le conducteur en particulier doit avertir la police (article 51
alinéa 2 de la Loi sur la circulation routière, LCR). Commet un délit de fuite, celui qui, en
tant que conducteur, prend la fuite après avoir tué ou blessé une personne lors d’un
accident de la circulation (article 92 alinéa 2 LCR). Selon la LCR, toutes les infractions à
cette loi sont aussi punissables si elles sont commises par négligence, sauf disposition
expresse et contraire de la LCR. Le Tribunal fédéral a déjà jugé dans un arrêt de 1967
que le délit de fuite peut également être réalisé par négligence. S'agissant du sens et du
but de la norme pénalisant le délit de fuite, le Tribunal fédéral a relevé que cette disposition vise à protéger les victimes d'accidents de la circulation d'atteintes à la santé et
économiques, et à permettre l'identification des causes de l'accident. Ce but ne pouvait
être atteint si le délit de fuite n'était punissable qu'en cas de commission intentionnelle.
L’intéressé expose n'avoir pas eu connaissance de l'accident. L'autorité précédente a
dans un premier temps, à juste titre, considéré que la collision était perceptible, en
raison de son intensité et de la position des véhicules. Les conducteurs doivent prêter
leur attention sur la route et la circulation. Celui qui ne remarque pas qu'il peut avoir
heurté un piéton ou un autre véhicule et continue sa course agit généralement par
négligence. Une attention prêtée aux événements de la circulation implique en principe
qu'une collision est détectable. Un conducteur qui, en raison d'une inattention fautive, ne
remarque pas un accident de la circulation ou la lésion d'une personne se rend coupable de délit de fuite par négligence.
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6B_1452_2019_2020_10_22_T_{lang} | Lausanne, 22. Oktober 2020
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 25. September 2020 (6B_1452/2019)
Fahrlässige Führerflucht bleibt strafbar
Das Bundesgericht bestätigt seine Rechtsprechung, wonach Führerflucht auch
fahrlässig begangen werden kann. Es weist die Beschwerde eines Autolenkers ab,
der eine seitliche Kollision mit einem Motorradfahrer pflichtwidrig nicht bemerkt und
seine Fahrt fortgesetzt hat, ohne für Hilfe zu sorgen oder die Polizei zu benachrichtigen.
Der Autolenker hatte 2017 zum Überholen eines Motorrades und eines Autos mit Wohnanhänger angesetzt. Kurz bevor er die Höhe des Motorradlenkers erreicht hatte, setzte
dieser ebenfalls zum Überholen an, worauf es zu einer seitlichen Kollision kam. Der
Motorradfahrer und seine Mitfahrerin wurden verletzt. Der Autolenker setzte seine Fahrt
fort, ohne für Hilfe zu sorgen oder die Polizei zu benachrichtigen. Das Kantonsgericht
Graubünden sprach ihn 2019 der fahrlässigen Führerflucht schuldig und bestrafte ihn
mit einer bedingten Geldstrafe. Der Betroffene gelangte ans Bundesgericht und machte
geltend, dass der Tatbestand der Führerflucht nicht fahrlässig begangen werden könne.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde ab. Bei einem Unfall haben alle Beteiligten für
Hilfe zu sorgen und hat insbesondere der Fahrzeugführer die Polizei zu benachrichtigen
(Artikel 51 Absatz 2 des Strassenverkehrsgesetzes, SVG). Führerflucht begeht, wer als
Fahrzeuglenker bei einem Verkehrsunfall einen Menschen getötet oder verletzt hat und
die Flucht ergreift (Artikel 92 Absatz 2 SVG). Gemäss SVG sind alle gemäss diesem
Gesetz verbotenen Handlungen auch bei fahrlässiger Begehung strafbar, sofern das
SVG selber nicht etwas anderes bestimmt. Das Bundesgericht hat bereits in einem
Entscheid von 1967 festgehalten, dass Führerflucht auch fahrlässig begangen werden
kann. Betreffend Sinn und Zweck des Tatbestandes der Führerflucht wies es darauf hin,
dass die Bestimmung Opfer eines Verkehrsunfalls vor gesundheitlicher und wirtschaftlicher Gefährdung bewahren und die Aufklärung der Unfallursachen ermöglichen will.
Dieser Zweck könne nicht erreicht werden, wenn Führerflucht nur bei vorsätzlichem
Handeln geahndet werde.
Der Betroffene bringt vor, den Unfall nicht zur Kenntnis genommen zu haben. Die Vorinstanz hat zunächst zu Recht bejaht, dass der Zusammenstoss aufgrund der Intensität
und der Position der Fahrzeuge wahrnehmbar war. Fahrzeugführer müssen ihre Aufmerksamkeit der Strasse und dem Verkehr zuwenden. Wer nicht bemerkt, dass er möglicherweise einen Fussgänger oder ein anderes Fahrzeug angefahren hat und weiterfährt, handelt in der Regel fahrlässig. Bei einer auf das Verkehrsgeschehen gerichteten
Aufmerksamkeit ist eine Kollision grundsätzlich erkennbar. Ein Fahrzeugführer, der aus
pflichtwidriger Unvorsichtigkeit den Verkehrsunfall oder einen Personenschaden nicht
bemerkt, macht sich der fahrlässigen Führerflucht schuldig.
| Lausanne, le 22 octobre 2020
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 25 septembre 2020 (6B_1452/2019)
Le délit de fuite par négligence demeure punissable
Le Tribunal fédéral confirme sa jurisprudence, selon laquelle le délit de fuite peut
également être commis par négligence. Il rejette le recours formé par un conducteur
qui n'a fautivement pas remarqué sa collision latérale avec un motocycliste et a
continué sa course sans porter secours ni avertir la police.
En 2017, le conducteur a entrepris de dépasser un motocycle ainsi qu'une voiture tractant une caravane. Peu avant d'arriver à hauteur du motocycliste, ce dernier a également procédé à un dépassement, ce qui a conduit à une collision latérale. Le motocycliste et sa passagère ont été blessés. Le conducteur a continué sa course sans
porter secours ni avertir la police. En 2019, le Tribunal cantonal des Grisons l'a reconnu
coupable de délit de fuite par négligence et l'a condamné à une peine pécuniaire avec
sursis. L'intéressé a recouru au Tribunal fédéral faisant valoir que l'infraction de délit de
fuite ne pouvait pas être commise par négligence.
Le Tribunal fédéral rejette le recours. En cas d'accident, toutes les personnes impliquées
doivent porter secours et le conducteur en particulier doit avertir la police (article 51
alinéa 2 de la Loi sur la circulation routière, LCR). Commet un délit de fuite, celui qui, en
tant que conducteur, prend la fuite après avoir tué ou blessé une personne lors d’un
accident de la circulation (article 92 alinéa 2 LCR). Selon la LCR, toutes les infractions à
cette loi sont aussi punissables si elles sont commises par négligence, sauf disposition
expresse et contraire de la LCR. Le Tribunal fédéral a déjà jugé dans un arrêt de 1967
que le délit de fuite peut également être réalisé par négligence. S'agissant du sens et du
but de la norme pénalisant le délit de fuite, le Tribunal fédéral a relevé que cette disposition vise à protéger les victimes d'accidents de la circulation d'atteintes à la santé et
économiques, et à permettre l'identification des causes de l'accident. Ce but ne pouvait
être atteint si le délit de fuite n'était punissable qu'en cas de commission intentionnelle.
L’intéressé expose n'avoir pas eu connaissance de l'accident. L'autorité précédente a
dans un premier temps, à juste titre, considéré que la collision était perceptible, en
raison de son intensité et de la position des véhicules. Les conducteurs doivent prêter
leur attention sur la route et la circulation. Celui qui ne remarque pas qu'il peut avoir
heurté un piéton ou un autre véhicule et continue sa course agit généralement par
négligence. Une attention prêtée aux événements de la circulation implique en principe
qu'une collision est détectable. Un conducteur qui, en raison d'une inattention fautive, ne
remarque pas un accident de la circulation ou la lésion d'une personne se rend coupable de délit de fuite par négligence.
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6B_14_2014_2015_05_04_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 4. Mai 2015
Embargo: 4. Mai 2015, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 7. April 2015 (6B_14/2014)
Champ-Dollon: Systematische Leibesvisitationen zulässig
Die systematische Durchführung von Leibesvisitationen bei Insassen des Genfer
Gefängnisses Champ-Dollon nach Besucherkontakten ist menschenrechtskonform.
Die Massnahme ist aus Gründen der Sicherheit objektiv gerechtfertigt und stellt
keine unmenschliche, erniedrigende oder gegen die Menschenwürde verstossende
Behandlung dar. Das Bundesgericht weist die Beschwerde eines Gefangenen ab, der
innerhalb eines Jahres 38 Mal einer Leibesvisitation unterzogen wurde.
Der Betroffene befindet sich seit September 2012 in der Genfer Strafanstalt ChampDollon. Zunächst war er in Untersuchungshaft, anschliessend trat er eine mehrjährige
Freiheitsstrafe zur Verbüssung an. Zwischen dem 21. September 2012 und dem
12. September 2013 wurde er 38 Mal einer Leibesvisitation mit Entkleiden unterzogen,
nachdem er im Sprechzimmer des Gefängnisses direkten Kontakt mit seinen Besuchern
gehabt hatte. In seiner Beschwerde ans Bundesgericht beanstandete der Betroffene
diese systematische Durchführung von Leibesvisitationen nach jedem Besuch als
unmenschliche oder erniedrigende Behandlung im Sinne von Artikel 3 der Europäischen
Menschenrechtskonvention (EMRK), beziehungsweise als Verletzung der Menschenwürde gemäss Artikel 7 der Bundesverfassung und Artikel 3 der Schweizerischen Strafprozessordnung.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde ab. Die automatische Durchführung von
Leibesvisitationen nach einem Direktkontakt mit Besuchern ist mit den Anforderungen
der EMRK vereinbar. Die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für
Menschenrechte hat die Zulässigkeit von Leibesvisitationen bei Gefangenen nie in
Frage gestellt, soweit sie dadurch begründet waren, dass ein physischer Kontakt mit
Drittpersonen stattgefunden hat, bei dem potentiell gefährliche Gegenstände oder
Substanzen übergeben werden könnten. Um die Sicherheit im Gefängnis Champ-Dollon
zu gewährleisten, ist jede einzelne Kontrolle nach einem direkten Besucherkontakt aus
objektiven Gründen gerechtfertigt. Es kann deshalb keine Rolle spielen, wie häufig ein
bestimmter Gefangener einer Leibesvisitation unterzogen wird. Das Prinzip der
Verhältnismässigkeit ist ebenfalls gewahrt. Zwar wären zur Gewährleistung der Sicherheit in der Strafanstalt auch andere Überwachungs- oder Untersuchungsmassnahmen
möglich, wie etwa eine physische Trennung von Insassen und Besuchern oder eine
verstärkte Kontrolle der Besucher. Diese Alternativen hätten aber ihrerseits nachteilige
Auswirkungen. Hinzu kommt, dass den Kantonen bei der Organisation des Gefängnissystems ein grosser Handlungsspielraum zukommt, was vom Bundesgericht bei der
Beurteilung der gewählten Lösungen entsprechende Zurückhaltung verlangt. Nicht abschliessend zu prüfen hatte das Bundesgericht aufgrund der vorgebrachten Rügen, ob
die Art und Weise der Durchführung der Leibesvisitationen in Champ-Dollon den massgeblichen Grundsätzen entspricht.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 4 mai 2015
Embargo : 4 mai 2015, 12:00 heures
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 7 avril 2015 (6B_14/2014)
Champ-Dollon: admissibilité des fouilles corporelles systématiques
La pratique consistant à soumettre systématiquement les détenus de la prison
genevoise de Champ-Dollon à une fouille corporelle après avoir eu des contacts
avec des visiteurs est un traitement conforme aux droits de l'homme. La mesure est
justifiée objectivement par des raisons de sécurité et ne constitue pas un traitement
inhumain, dégradant ou incompatible avec la dignité humaine. Le Tribunal fédéral
rejette le recours d'un détenu qui a fait l'objet d'une fouille corporelle à 38 reprises en
l'espace d'une année.
L'intéressé est incarcéré à la prison genevoise de Champ-Dollon depuis le mois de
septembre 2012, d'abord en détention provisoire, puis pour purger une peine privative
de liberté de plusieurs années. Entre le 21 septembre 2012 et le 12 septembre 2013, il a
été soumis à 38 reprises à une fouille corporelle avec déshabillage après avoir eu un
contact direct avec des visiteurs au parloir de la prison. Dans le recours qu'il a interjeté
devant le Tribunal fédéral, l’intéresse faisait valoir que le fait d'être systématiquement
soumis à une fouille corporelle après une visite constituait un traitement inhumain ou
dégradant au sens de l'art. 3 de la Convention des droits de l'homme (CEDH),
respectivement une atteinte incompatible avec la dignité humaine au sens des art. 7 de
la Constitution fédérale et 3 du Code de procédure pénale suisse.
Le Tribunal fédéral rejette le recours. La pratique consistant à soumettre
automatiquement un détenu à une fouille corporelle après un contact direct avec des
visiteurs est compatible avec les exigences de la CEDH. La jurisprudence de la Cour
européenne des droits de l'homme n'a jamais remis en cause le bien-fondé des fouilles
corporelles, lorsque celles-ci sont justifiées par le fait que le détenu a eu un contact
physique avec une tierce personne au cours duquel des objets ou des substances
potentiellement dangereux auraient pu être introduits. Or ce sont des considérations
objectives liées à la sécurité au sein de la prison de Champ-Dollon qui justifient chaque
fouille effectuée après un contact direct avec un visiteur. Le nombre de fouilles
corporelles que subit un détenu ne joue par conséquent aucun rôle. Le principe de la
proportionnalité est également respecté. Certes, il existe d'autres moyens de
surveillance ou d'investigation permettant d'assurer la sécurité au sein de l'établissement pénitentiaire, tels qu'une séparation physique entre les détenus et les visiteurs
ou un contrôle renforcé des visiteurs. Ces autres moyens présentaient toutefois eux
aussi des inconvénients. A cela s'ajoute que les cantons disposent d'une marge de
manoeuvre importante dans l'organisation du système carcéral, si bien que le Tribunal
fédéral se doit de faire preuve de retenue lorsqu'il s'agit de revoir le bien-fondé de
l'organisation choisie. Compte tenu des griefs invoqués, le Tribunal fédéral n'avait pas à
examiner de manière définitive si la manière dont les fouilles sont menées à la prison de
Champ-Dollon respectent les exigences posées en la matière.
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6B_14_2014_2015_05_04_T_{lang} | Lausanne, 4. Mai 2015
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 7. April 2015 (6B_14/2014)
Champ-Dollon: Systematische Leibesvisitationen zulässig
Die systematische Durchführung von Leibesvisitationen bei Insassen des Genfer
Gefängnisses Champ-Dollon nach Besucherkontakten ist menschenrechtskonform.
Die Massnahme ist aus Gründen der Sicherheit objektiv gerechtfertigt und stellt
keine unmenschliche, erniedrigende oder gegen die Menschenwürde verstossende
Behandlung dar. Das Bundesgericht weist die Beschwerde eines Gefangenen ab, der
innerhalb eines Jahres 38 Mal einer Leibesvisitation unterzogen wurde.
Der Betroffene befindet sich seit September 2012 in der Genfer Strafanstalt ChampDollon. Zunächst war er in Untersuchungshaft, anschliessend trat er eine mehrjährige
Freiheitsstrafe zur Verbüssung an. Zwischen dem 21. September 2012 und dem
12. September 2013 wurde er 38 Mal einer Leibesvisitation mit Entkleiden unterzogen,
nachdem er im Sprechzimmer des Gefängnisses direkten Kontakt mit seinen Besuchern
gehabt hatte. In seiner Beschwerde ans Bundesgericht beanstandete der Betroffene
diese systematische Durchführung von Leibesvisitationen nach jedem Besuch als
unmenschliche oder erniedrigende Behandlung im Sinne von Artikel 3 der Europäischen
Menschenrechtskonvention (EMRK), beziehungsweise als Verletzung der Menschenwürde gemäss Artikel 7 der Bundesverfassung und Artikel 3 der Schweizerischen Strafprozessordnung.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde ab. Die automatische Durchführung von
Leibesvisitationen nach einem Direktkontakt mit Besuchern ist mit den Anforderungen
der EMRK vereinbar. Die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für
Menschenrechte hat die Zulässigkeit von Leibesvisitationen bei Gefangenen nie in
Frage gestellt, soweit sie dadurch begründet waren, dass ein physischer Kontakt mit
Drittpersonen stattgefunden hat, bei dem potentiell gefährliche Gegenstände oder
Substanzen übergeben werden könnten. Um die Sicherheit im Gefängnis Champ-Dollon
zu gewährleisten, ist jede einzelne Kontrolle nach einem direkten Besucherkontakt aus
objektiven Gründen gerechtfertigt. Es kann deshalb keine Rolle spielen, wie häufig ein
bestimmter Gefangener einer Leibesvisitation unterzogen wird. Das Prinzip der
Verhältnismässigkeit ist ebenfalls gewahrt. Zwar wären zur Gewährleistung der Sicherheit in der Strafanstalt auch andere Überwachungs- oder Untersuchungsmassnahmen
möglich, wie etwa eine physische Trennung von Insassen und Besuchern oder eine
verstärkte Kontrolle der Besucher. Diese Alternativen hätten aber ihrerseits nachteilige
Auswirkungen. Hinzu kommt, dass den Kantonen bei der Organisation des Gefängnissystems ein grosser Handlungsspielraum zukommt, was vom Bundesgericht bei der
Beurteilung der gewählten Lösungen entsprechende Zurückhaltung verlangt. Nicht abschliessend zu prüfen hatte das Bundesgericht aufgrund der vorgebrachten Rügen, ob
die Art und Weise der Durchführung der Leibesvisitationen in Champ-Dollon den massgeblichen Grundsätzen entspricht.
| Lausanne, le 4 mai 2015
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 7 avril 2015 (6B_14/2014)
Champ-Dollon: admissibilité des fouilles corporelles systématiques
La pratique consistant à soumettre systématiquement les détenus de la prison
genevoise de Champ-Dollon à une fouille corporelle après avoir eu des contacts
avec des visiteurs est un traitement conforme aux droits de l'homme. La mesure est
justifiée objectivement par des raisons de sécurité et ne constitue pas un traitement
inhumain, dégradant ou incompatible avec la dignité humaine. Le Tribunal fédéral
rejette le recours d'un détenu qui a fait l'objet d'une fouille corporelle à 38 reprises en
l'espace d'une année.
L'intéressé est incarcéré à la prison genevoise de Champ-Dollon depuis le mois de
septembre 2012, d'abord en détention provisoire, puis pour purger une peine privative
de liberté de plusieurs années. Entre le 21 septembre 2012 et le 12 septembre 2013, il a
été soumis à 38 reprises à une fouille corporelle avec déshabillage après avoir eu un
contact direct avec des visiteurs au parloir de la prison. Dans le recours qu'il a interjeté
devant le Tribunal fédéral, l’intéresse faisait valoir que le fait d'être systématiquement
soumis à une fouille corporelle après une visite constituait un traitement inhumain ou
dégradant au sens de l'art. 3 de la Convention des droits de l'homme (CEDH),
respectivement une atteinte incompatible avec la dignité humaine au sens des art. 7 de
la Constitution fédérale et 3 du Code de procédure pénale suisse.
Le Tribunal fédéral rejette le recours. La pratique consistant à soumettre
automatiquement un détenu à une fouille corporelle après un contact direct avec des
visiteurs est compatible avec les exigences de la CEDH. La jurisprudence de la Cour
européenne des droits de l'homme n'a jamais remis en cause le bien-fondé des fouilles
corporelles, lorsque celles-ci sont justifiées par le fait que le détenu a eu un contact
physique avec une tierce personne au cours duquel des objets ou des substances
potentiellement dangereux auraient pu être introduits. Or ce sont des considérations
objectives liées à la sécurité au sein de la prison de Champ-Dollon qui justifient chaque
fouille effectuée après un contact direct avec un visiteur. Le nombre de fouilles
corporelles que subit un détenu ne joue par conséquent aucun rôle. Le principe de la
proportionnalité est également respecté. Certes, il existe d'autres moyens de
surveillance ou d'investigation permettant d'assurer la sécurité au sein de l'établissement pénitentiaire, tels qu'une séparation physique entre les détenus et les visiteurs
ou un contrôle renforcé des visiteurs. Ces autres moyens présentaient toutefois eux
aussi des inconvénients. A cela s'ajoute que les cantons disposent d'une marge de
manoeuvre importante dans l'organisation du système carcéral, si bien que le Tribunal
fédéral se doit de faire preuve de retenue lorsqu'il s'agit de revoir le bien-fondé de
l'organisation choisie. Compte tenu des griefs invoqués, le Tribunal fédéral n'avait pas à
examiner de manière définitive si la manière dont les fouilles sont menées à la prison de
Champ-Dollon respectent les exigences posées en la matière.
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6B_165_2015_2016_06_22_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 22. Juni 2016
Embargo: 22. Juni 2016, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 1. Juni 2016 (6B_165/2015)
Änderung der Praxis zum Rasertatbestand
Das Bundesgericht ändert seine Rechtsprechung zu dem seit 2013 geltenden
"Rasertatbestand". Nicht jede Überschreitung des Tempolimits um das in der fraglichen Bestimmung festgelegte Mass erfüllt den Tatbestand zwingend. Zwar ist auch
künftig grundsätzlich davon auszugehen, dass der Fahrzeuglenker beim Tempoexzess vorsätzlich gehandelt hat. Der Richter muss jedoch – entgegen einem
früheren Urteil des Bundesgerichts – über einen beschränkten Beurteilungsspielraum verfügen, um beim Vorliegen spezieller Umstände vorsätzliches Handeln zu
verneinen.
Im Rahmen des Strassensicherheitsprogramms "Via sicura" wurden im Strassenverkehrsgesetz (SVG) 2013 neue Tatbestände zu Raser-Delikten eingeführt (Artikel 90
Absätze 3 und 4 SVG). Demnach liegt eine als Verbrechen strafbare qualifizierte grobe
Verletzung der Verkehrsregeln vor, wenn die zulässige Höchstgeschwindigkeit um ein
bestimmtes Mass überschritten wird (um 40 km/h bei Höchstgeschwindigkeit 30 km/h,
um 50 km/h bei Höchstgeschwindigkeit 50 km/h, um 60 km/h bei Höchstgeschwindigkeit
80 km/h und um 80 km/h bei Höchstgeschwindigkeit über 80 km/h). Die Dauer des
Führerausweisentzuges beträgt in diesen Fällen im Minimum zwei Jahre und die strafrechtliche Sanktion mindestens ein Jahr Freiheitsstrafe.
Im konkreten Fall hatte ein Autolenker aus dem Kanton Genf die signalisierte Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern um 54 Stundenkilometer überschritten. Er
wurde dafür in Anwendung von Artikel 90 Absätze 3 und 4 SVG mit einer bedingten
Freiheitsstrafe von einem Jahr bestraft. Vor Bundesgericht argumentierte er, bei der Geschwindigkeitsüberschreitung nicht vorsätzlich gehandelt zu haben. Der Schuldspruch
auf Grundlage des Rasertatbestandes sei deshalb aufzuheben und er sei stattdessen
wegen grober Verkehrsregelverletzung zu einer bedingten Geldstrafe zu verurteilen.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde ab, ändert dabei aber seine Rechtsprechung.
Gemäss einem früheren Urteil des Bundesgerichts (Urteil 1C_397/2014, Medienmitteilung vom 23. Dezember 2014) ist bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung im
Sinne des "Rasertatbestandes" zwingend davon auszugehen, dass der Fahrzeuglenker
vorsätzlich gehandelt hat und der Tatbestand damit erfüllt ist. An diesem Verständnis
der Norm, wonach kraft unwiderlegbarer gesetzlicher Vermutung in jedem Fall eine
vorsätzliche Tatbegehung vorliegt, kann nicht festgehalten werden. Zwar ist auch künftig
grundsätzlich davon auszugehen, dass der Fahrzeuglenker bei einer Überschreitung der
Geschwindigkeit um das im "Rasertatbestand" festgelegte Mass vorsätzlich gehandelt
hat. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass es Fälle gibt, wo zwar eine
Geschwindigkeitsüberschreitung gemäss dem "Rasertatbestand" vorliegt, diese aber
vom Fahrzeuglenker nicht mit Vorsatz begangen wurde und damit kein Raser-Delikt
vorliegt. Der Richter muss deshalb über einen beschränkten Beurteilungsspielraum
verfügen, um bei speziellen Umständen ein vorsätzliches Handeln des Täters zu
verneinen. Im konkreten Fall liegen solche Umstände nicht vor. Die Praxisänderung des
Bundesgerichts erfolgt aufgrund einer umfassenden Auslegung der fraglichen Bestimmung. Berücksichtigt wurde dabei der Wortlaut der Norm, ihre Entstehungsgeschichte
und systematische Einordnung, Ziel und Zweck des "Rasertatbestandes" sowie die
Kritik, die von Seiten der Lehre an der vom Bundesgericht in seinem früheren Entscheid
vertretenen Ansicht geübt wurde. Zur Klärung der vorliegenden Rechtsfrage haben die
betroffenen Abteilungen des Bundesgerichts einen Meinungsaustausch durchgeführt
(gemäss Artikel 23 des Bundesgerichtsgesetzes).
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 22 juin 2016
Embargo : 22 juin 2016, 12:00 heures
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 1er juin 2016 (6B_165/2015)
Changement de jurisprudence en lien avec le comportement de
chauffard
Le Tribunal fédéral modifie sa jurisprudence relative au « comportement de
chauffard » en vigueur depuis 2013. Tout dépassement particulièrement important
des limitations de vitesse fixées dans la disposition topique ne réalise pas nécessairement l'infraction. Certes, il sied de partir en règle générale de l'idée qu'en commettant un tel excès de vitesse l'auteur agit avec intention. Toutefois, contrairement à ce
que retient un précédent arrêt du Tribunal fédéral, le juge doit conserver une marge
de manœuvre restreinte afin d'exclure, dans des circonstances particulières,
l'existence d'un comportement intentionnel.
Dans le cadre du programme d'action pour plus de sécurité sur les routes « Via sicura »,
des nouvelles dispositions en lien avec les délits de chauffard ont été introduites en
2013 dans la loi sur la circulation routière (article 90 alinéas 3 et 4 LCR). Ces dispositions érigent au rang de crime la violation grave qualifiée des règles de circulation, lors
de dépassements de la vitesse maximale autorisée atteignant certains seuils (au moins
40 km/h pour une vitesse maximale de 30 km/h; 50 km/h pour une vitesse maximale de
50 km/h; 60 km/h pour une vitesse maximale de 80 km/h et 80 km/h pour une vitesse
maximale de plus de 80 km/h). Dans ces cas, le permis de conduire est retiré pour une
durée minimale de deux ans et la sanction pénale s'élève à minimum un an de peine
privative de liberté.
Dans le cas concret, un conducteur automobile du canton de Genève a dépassé de 54
km/h la limitation de vitesse signalée à 50 km/h. Il a été condamné à une peine privative
de liberté d'un an avec sursis en application de l'article 90 alinéas 3 et 4 LCR. Il allègue
devant le Tribunal fédéral, ne pas avoir agi intentionnellement en commettant l'excès de
vitesse. Ainsi, au lieu d'être condamné pour délit de chauffard, il devait, selon lui, être
condamné pour violation grave des règles de la circulation routière, à une peine pécuniaire avec sursis.
Le Tribunal fédéral rejette le recours, tout en modifiant sa jurisprudence. Selon un
précédent arrêt du Tribunal fédéral (arrêt 1C_397/2014, communiqué de presse du
23 décembre 2014), il faut nécessairement considérer qu'en cas d'excès de vitesse
particulièrement important constituant un « comportement de chauffard », le conducteur
agit intentionnellement et réalise donc les conditions de l'infraction. Une telle appréciation de la norme, selon laquelle, en vertu d'une présomption légale irréfragable, le
comportement est nécessairement intentionnel, ne saurait être suivie. Certes, il sied de
partir en règle générale de l'idée que le conducteur qui commet un excès de vitesse tel
qu'il constitue un « comportement de chauffard » agit avec intention. Toutefois, il ne
peut être exclu que certains dépassements de vitesse particulièrement importants impliquant un « comportement de chauffard » ne relèvent pas de l'intention du conducteur,
de sorte que le délit de chauffard n'est pas réalisé. Le juge doit ainsi conserver une
marge de manœuvre restreinte afin d'exclure, dans des circonstances particulières, le
comportement intentionnel de l'auteur. De telles circonstances ne ressortent pas du cas
concret. Le changement de jurisprudence résulte d'une interprétation complète de la
disposition topique. Les approches fondées sur le texte de la norme, sur sa genèse, sur
la systématique légale et le but et l'esprit du « comportement de chauffard » ont été
prises en compte, ainsi que les critiques émises par la doctrine à l'égard de l'approche
retenue dans l'arrêt rendu précédemment par le Tribunal fédéral. Une procédure
d'échange de vues a été mise en œuvre entre les cours intéressées du Tribunal fédéral
pour clarifier la présente question juridique (en vertu de l’article 23 de la loi sur le
Tribunal fédéral).
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6B_165_2015_2016_06_22_T_{lang} | Lausanne, 22. Juni 2016
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 1. Juni 2016 (6B_165/2015)
Änderung der Praxis zum Rasertatbestand
Das Bundesgericht ändert seine Rechtsprechung zu dem seit 2013 geltenden
"Rasertatbestand". Nicht jede Überschreitung des Tempolimits um das in der fraglichen Bestimmung festgelegte Mass erfüllt den Tatbestand zwingend. Zwar ist auch
künftig grundsätzlich davon auszugehen, dass der Fahrzeuglenker beim Tempoexzess vorsätzlich gehandelt hat. Der Richter muss jedoch – entgegen einem
früheren Urteil des Bundesgerichts – über einen beschränkten Beurteilungsspielraum verfügen, um beim Vorliegen spezieller Umstände vorsätzliches Handeln zu
verneinen.
Im Rahmen des Strassensicherheitsprogramms "Via sicura" wurden im Strassenverkehrsgesetz (SVG) 2013 neue Tatbestände zu Raser-Delikten eingeführt (Artikel 90
Absätze 3 und 4 SVG). Demnach liegt eine als Verbrechen strafbare qualifizierte grobe
Verletzung der Verkehrsregeln vor, wenn die zulässige Höchstgeschwindigkeit um ein
bestimmtes Mass überschritten wird (um 40 km/h bei Höchstgeschwindigkeit 30 km/h,
um 50 km/h bei Höchstgeschwindigkeit 50 km/h, um 60 km/h bei Höchstgeschwindigkeit
80 km/h und um 80 km/h bei Höchstgeschwindigkeit über 80 km/h). Die Dauer des
Führerausweisentzuges beträgt in diesen Fällen im Minimum zwei Jahre und die strafrechtliche Sanktion mindestens ein Jahr Freiheitsstrafe.
Im konkreten Fall hatte ein Autolenker aus dem Kanton Genf die signalisierte Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern um 54 Stundenkilometer überschritten. Er
wurde dafür in Anwendung von Artikel 90 Absätze 3 und 4 SVG mit einer bedingten
Freiheitsstrafe von einem Jahr bestraft. Vor Bundesgericht argumentierte er, bei der Geschwindigkeitsüberschreitung nicht vorsätzlich gehandelt zu haben. Der Schuldspruch
auf Grundlage des Rasertatbestandes sei deshalb aufzuheben und er sei stattdessen
wegen grober Verkehrsregelverletzung zu einer bedingten Geldstrafe zu verurteilen.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde ab, ändert dabei aber seine Rechtsprechung.
Gemäss einem früheren Urteil des Bundesgerichts (Urteil 1C_397/2014, Medienmitteilung vom 23. Dezember 2014) ist bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung im
Sinne des "Rasertatbestandes" zwingend davon auszugehen, dass der Fahrzeuglenker
vorsätzlich gehandelt hat und der Tatbestand damit erfüllt ist. An diesem Verständnis
der Norm, wonach kraft unwiderlegbarer gesetzlicher Vermutung in jedem Fall eine
vorsätzliche Tatbegehung vorliegt, kann nicht festgehalten werden. Zwar ist auch künftig
grundsätzlich davon auszugehen, dass der Fahrzeuglenker bei einer Überschreitung der
Geschwindigkeit um das im "Rasertatbestand" festgelegte Mass vorsätzlich gehandelt
hat. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass es Fälle gibt, wo zwar eine
Geschwindigkeitsüberschreitung gemäss dem "Rasertatbestand" vorliegt, diese aber
vom Fahrzeuglenker nicht mit Vorsatz begangen wurde und damit kein Raser-Delikt
vorliegt. Der Richter muss deshalb über einen beschränkten Beurteilungsspielraum
verfügen, um bei speziellen Umständen ein vorsätzliches Handeln des Täters zu
verneinen. Im konkreten Fall liegen solche Umstände nicht vor. Die Praxisänderung des
Bundesgerichts erfolgt aufgrund einer umfassenden Auslegung der fraglichen Bestimmung. Berücksichtigt wurde dabei der Wortlaut der Norm, ihre Entstehungsgeschichte
und systematische Einordnung, Ziel und Zweck des "Rasertatbestandes" sowie die
Kritik, die von Seiten der Lehre an der vom Bundesgericht in seinem früheren Entscheid
vertretenen Ansicht geübt wurde. Zur Klärung der vorliegenden Rechtsfrage haben die
betroffenen Abteilungen des Bundesgerichts einen Meinungsaustausch durchgeführt
(gemäss Artikel 23 des Bundesgerichtsgesetzes).
| Lausanne, le 22 juin 2016
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 1er juin 2016 (6B_165/2015)
Changement de jurisprudence en lien avec le comportement de
chauffard
Le Tribunal fédéral modifie sa jurisprudence relative au « comportement de
chauffard » en vigueur depuis 2013. Tout dépassement particulièrement important
des limitations de vitesse fixées dans la disposition topique ne réalise pas nécessairement l'infraction. Certes, il sied de partir en règle générale de l'idée qu'en commettant un tel excès de vitesse l'auteur agit avec intention. Toutefois, contrairement à ce
que retient un précédent arrêt du Tribunal fédéral, le juge doit conserver une marge
de manœuvre restreinte afin d'exclure, dans des circonstances particulières,
l'existence d'un comportement intentionnel.
Dans le cadre du programme d'action pour plus de sécurité sur les routes « Via sicura »,
des nouvelles dispositions en lien avec les délits de chauffard ont été introduites en
2013 dans la loi sur la circulation routière (article 90 alinéas 3 et 4 LCR). Ces dispositions érigent au rang de crime la violation grave qualifiée des règles de circulation, lors
de dépassements de la vitesse maximale autorisée atteignant certains seuils (au moins
40 km/h pour une vitesse maximale de 30 km/h; 50 km/h pour une vitesse maximale de
50 km/h; 60 km/h pour une vitesse maximale de 80 km/h et 80 km/h pour une vitesse
maximale de plus de 80 km/h). Dans ces cas, le permis de conduire est retiré pour une
durée minimale de deux ans et la sanction pénale s'élève à minimum un an de peine
privative de liberté.
Dans le cas concret, un conducteur automobile du canton de Genève a dépassé de 54
km/h la limitation de vitesse signalée à 50 km/h. Il a été condamné à une peine privative
de liberté d'un an avec sursis en application de l'article 90 alinéas 3 et 4 LCR. Il allègue
devant le Tribunal fédéral, ne pas avoir agi intentionnellement en commettant l'excès de
vitesse. Ainsi, au lieu d'être condamné pour délit de chauffard, il devait, selon lui, être
condamné pour violation grave des règles de la circulation routière, à une peine pécuniaire avec sursis.
Le Tribunal fédéral rejette le recours, tout en modifiant sa jurisprudence. Selon un
précédent arrêt du Tribunal fédéral (arrêt 1C_397/2014, communiqué de presse du
23 décembre 2014), il faut nécessairement considérer qu'en cas d'excès de vitesse
particulièrement important constituant un « comportement de chauffard », le conducteur
agit intentionnellement et réalise donc les conditions de l'infraction. Une telle appréciation de la norme, selon laquelle, en vertu d'une présomption légale irréfragable, le
comportement est nécessairement intentionnel, ne saurait être suivie. Certes, il sied de
partir en règle générale de l'idée que le conducteur qui commet un excès de vitesse tel
qu'il constitue un « comportement de chauffard » agit avec intention. Toutefois, il ne
peut être exclu que certains dépassements de vitesse particulièrement importants impliquant un « comportement de chauffard » ne relèvent pas de l'intention du conducteur,
de sorte que le délit de chauffard n'est pas réalisé. Le juge doit ainsi conserver une
marge de manœuvre restreinte afin d'exclure, dans des circonstances particulières, le
comportement intentionnel de l'auteur. De telles circonstances ne ressortent pas du cas
concret. Le changement de jurisprudence résulte d'une interprétation complète de la
disposition topique. Les approches fondées sur le texte de la norme, sur sa genèse, sur
la systématique légale et le but et l'esprit du « comportement de chauffard » ont été
prises en compte, ainsi que les critiques émises par la doctrine à l'égard de l'approche
retenue dans l'arrêt rendu précédemment par le Tribunal fédéral. Une procédure
d'échange de vues a été mise en œuvre entre les cours intéressées du Tribunal fédéral
pour clarifier la présente question juridique (en vertu de l’article 23 de la loi sur le
Tribunal fédéral).
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6B_17_2014_2014_07_11_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 11. Juli 2014
Embargo: 11. Juli 2014, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 1. Juli 2014 (6B_17/2014)
Entschädigung für menschenrechtswidrige Haftbedingungen
Der Kanton Waadt muss einen Straftäter für die erlittenen menschenrechtswidrigen
Haftbedingungen finanziell entschädigen. Die blosse Feststellung, dass die rund
zehntägige Unterbringung in einer fensterlosen und dauerbeleuchteten Zelle eines
Polizeigefängnisses widerrechtlich war, genügt nicht als Wiedergutmachung.
Der Mann war im Kanton Waadt vom 8. bis zum 20. August 2012 in einem
Polizeigefängnis in einer 24 Stunden am Tag beleuchteten und fensterlosen Zelle untergebracht worden. Die Zeit für den täglichen Spaziergang betrug maximal 30 Minuten.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Mannes gut und spricht ihm eine Genugtuung von 550 Franken zu. Das Gericht bestätigt zunächst die Einschätzung des
Waadtländer Kantonsgerichts, dass die Bedingungen der Haft gegen Artikel 3 der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) verstossen haben. Die Bestimmung
verbietet unmenschliche oder erniedrigende Behandlung. Die gesetzlichen Regelungen
des Kantons Waadt selber sehen eine Inhaftierung in Polizeilokalen während maximal
48 Stunden vor. Nach Ansicht des Bundesgerichts wird ein Häftling mit der Unterbringung in einer fensterlosen Zelle mit Dauerbeleuchtung selbst bei einer beschränkten
Dauer von rund zehn Tagen in eine Leidens- und Erniedrigungssituation versetzt, die
deutlich über das bei einem Freiheitsentzug unvermeidbare Mass hinausgeht.
Entgegen der Ansicht des Kantonsgericht genügt es nicht, zur Wiedergutmachung
dieser Menschenrechtsverletzung lediglich die Widerrechtlichkeit der erlittenen Haftbedingungen festzustellen. Die Umstände im konkreten Fall rechtfertigen als Genugtuung
eine finanzielle Entschädigung. Dem Betroffenen sind gemäss seiner Forderung
50 Franken pro Tag widerrechtlicher Haft zuzusprechen, insgesamt 550 Franken. Die
ersten 48 Stunden der Haft sind dabei nicht zu berücksichtigen. Der Anspruch auf eine
Geldleistung im vorliegenden Fall schliesst nicht generell aus, dass die kantonalen
Behörden in ähnlichen Fällen eine andere Form der Wiedergutmachung gewähren
können. Die Frage, ob dies auch in Form einer Strafreduktion möglich ist, kann offen
bleiben.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 11 juillet 2014
Embargo : 11 juillet 2014, 12:00 heures
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 1er juillet 2014 (6B_17/2014)
Indemnité en cas de conditions de détention contraires à la CEDH
Le canton de Vaud devra indemniser l'auteur d'une infraction à la suite d'une
détention dont les conditions étaient contraires à la Convention européenne des
droits de l'homme. La seule constatation de l'illicéité de la détention dans une
cellule, sans fenêtre et éclairée en permanence, d'une zone carcérale de la police
durant une dizaine de jours ne constitue pas une réparation suffisante.
Dans le canton de Vaud, un homme a été détenu du 8 au 20 août 2012 dans une zone
carcérale de la police, dans une cellule sans fenêtre et éclairée 24h sur 24h. Le temps
de promenade quotidienne était limité à un maximum de trente minutes. Le Tribunal
fédéral a admis le recours de l'intéressé et lui a accordé une indemnité de 550 francs. Il
a en premier lieu confirmé l'appréciation du Tribunal cantonal vaudois que de telles
conditions de détention violaient l'art. 3 de la Convention européenne des droits de
l'homme (CEDH). Cette disposition interdit les traitements inhumains ou dégradants. La
réglementation cantonale vaudoise prévoit elle-même la détention dans les locaux de la
police pour un maximum de 48 heures. D'après le Tribunal fédéral, l'intéressé détenu
dans une cellule sans fenêtre allumée en permanence même pour une période limitée
d'une dizaine de jours est placé dans un état de détresse et d'humiliation sensiblement
supérieur à ce que requiert la privation de liberté.
Contrairement à l'avis du Tribunal cantonal, un simple constat de l'illicéité ne suffit pas
pour réparer cette violation de la CEDH. Les circonstances du cas d'espèces justifient le
versement d'une indemnité financière à titre de réparation du tort moral. Conformément
aux conclusions de l'intéressé, un montant de 50 fr. par jour pour détention illicite doit lui
être accordé, soit un montant total de 550 fr., les 48 premières heures ne devant pas
être prises en considération. Le droit à une indemnisation financière reconnu dans le
présent cas d'espèce n'exclut pas de manière générale que les autorités cantonales
saisies d'une problématique similaire puissent accorder une autre forme de réparation.
La question de savoir si elle peut prendre la forme d'une réduction de peine peut rester
ouverte.
| 2 |
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6B_17_2014_2014_07_11_T_{lang} | Lausanne, 11. Juli 2014
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 1. Juli 2014 (6B_17/2014)
Entschädigung für menschenrechtswidrige Haftbedingungen
Der Kanton Waadt muss einen Straftäter für die erlittenen menschenrechtswidrigen
Haftbedingungen finanziell entschädigen. Die blosse Feststellung, dass die rund
zehntägige Unterbringung in einer fensterlosen und dauerbeleuchteten Zelle eines
Polizeigefängnisses widerrechtlich war, genügt nicht als Wiedergutmachung.
Der Mann war im Kanton Waadt vom 8. bis zum 20. August 2012 in einem
Polizeigefängnis in einer 24 Stunden am Tag beleuchteten und fensterlosen Zelle untergebracht worden. Die Zeit für den täglichen Spaziergang betrug maximal 30 Minuten.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Mannes gut und spricht ihm eine Genugtuung von 550 Franken zu. Das Gericht bestätigt zunächst die Einschätzung des
Waadtländer Kantonsgerichts, dass die Bedingungen der Haft gegen Artikel 3 der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) verstossen haben. Die Bestimmung
verbietet unmenschliche oder erniedrigende Behandlung. Die gesetzlichen Regelungen
des Kantons Waadt selber sehen eine Inhaftierung in Polizeilokalen während maximal
48 Stunden vor. Nach Ansicht des Bundesgerichts wird ein Häftling mit der Unterbringung in einer fensterlosen Zelle mit Dauerbeleuchtung selbst bei einer beschränkten
Dauer von rund zehn Tagen in eine Leidens- und Erniedrigungssituation versetzt, die
deutlich über das bei einem Freiheitsentzug unvermeidbare Mass hinausgeht.
Entgegen der Ansicht des Kantonsgericht genügt es nicht, zur Wiedergutmachung
dieser Menschenrechtsverletzung lediglich die Widerrechtlichkeit der erlittenen Haftbedingungen festzustellen. Die Umstände im konkreten Fall rechtfertigen als Genugtuung
eine finanzielle Entschädigung. Dem Betroffenen sind gemäss seiner Forderung
50 Franken pro Tag widerrechtlicher Haft zuzusprechen, insgesamt 550 Franken. Die
ersten 48 Stunden der Haft sind dabei nicht zu berücksichtigen. Der Anspruch auf eine
Geldleistung im vorliegenden Fall schliesst nicht generell aus, dass die kantonalen
Behörden in ähnlichen Fällen eine andere Form der Wiedergutmachung gewähren
können. Die Frage, ob dies auch in Form einer Strafreduktion möglich ist, kann offen
bleiben.
| Lausanne, le 11 juillet 2014
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 1er juillet 2014 (6B_17/2014)
Indemnité en cas de conditions de détention contraires à la CEDH
Le canton de Vaud devra indemniser l'auteur d'une infraction à la suite d'une
détention dont les conditions étaient contraires à la Convention européenne des
droits de l'homme. La seule constatation de l'illicéité de la détention dans une
cellule, sans fenêtre et éclairée en permanence, d'une zone carcérale de la police
durant une dizaine de jours ne constitue pas une réparation suffisante.
Dans le canton de Vaud, un homme a été détenu du 8 au 20 août 2012 dans une zone
carcérale de la police, dans une cellule sans fenêtre et éclairée 24h sur 24h. Le temps
de promenade quotidienne était limité à un maximum de trente minutes. Le Tribunal
fédéral a admis le recours de l'intéressé et lui a accordé une indemnité de 550 francs. Il
a en premier lieu confirmé l'appréciation du Tribunal cantonal vaudois que de telles
conditions de détention violaient l'art. 3 de la Convention européenne des droits de
l'homme (CEDH). Cette disposition interdit les traitements inhumains ou dégradants. La
réglementation cantonale vaudoise prévoit elle-même la détention dans les locaux de la
police pour un maximum de 48 heures. D'après le Tribunal fédéral, l'intéressé détenu
dans une cellule sans fenêtre allumée en permanence même pour une période limitée
d'une dizaine de jours est placé dans un état de détresse et d'humiliation sensiblement
supérieur à ce que requiert la privation de liberté.
Contrairement à l'avis du Tribunal cantonal, un simple constat de l'illicéité ne suffit pas
pour réparer cette violation de la CEDH. Les circonstances du cas d'espèces justifient le
versement d'une indemnité financière à titre de réparation du tort moral. Conformément
aux conclusions de l'intéressé, un montant de 50 fr. par jour pour détention illicite doit lui
être accordé, soit un montant total de 550 fr., les 48 premières heures ne devant pas
être prises en considération. Le droit à une indemnisation financière reconnu dans le
présent cas d'espèce n'exclut pas de manière générale que les autorités cantonales
saisies d'une problématique similaire puissent accorder une autre forme de réparation.
La question de savoir si elle peut prendre la forme d'une réduction de peine peut rester
ouverte.
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6B_181_2018_2019_01_17_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 17. Januar 2019
Embargo: 17. Januar 2019, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 20. Dezember 2018 (6B_181/2018)
Polizeiliche Videoüberwachung von Angestellten im Betrieb
Eine polizeiliche Videoüberwachung von Angestellten in Geschäftsräumen zwecks
Aufklärung einer Straftat muss von der Staatsanwaltschaft angeordnet und vom
Zwangsmassnahmengericht genehmigt werden. Weil dies im konkreten Fall nicht
erfolgte, dürfen die in einem Betrieb gemachten Videoaufnahmen im Strafverfahren
gegen eine Mitarbeiterin nicht verwertet werden.
Die Geschäftsleitung eines Betriebs im Kanton Solothurn hatte 2015 Strafanzeige gegen
Unbekannt eingereicht, weil aus der Kasse des Unternehmens mehrfach Geld entwendet worden war. Mit Einwilligung der Geschäftsleitung installierte die Polizei im
Betrieb eine Videoüberwachung. In der Folge wurden während rund fünf Wochen ohne
Wissen der Angestellten Aufnahmen vom Büro-/Küchenbereich gemacht, wo sich auch
der Tresor befindet. Unter anderem gestützt auf diese Aufnahmen verurteilte das
Obergericht des Kantons Solothurn 2018 eine Mitarbeiterin des Betriebs wegen mehrfachen geringfügigen Diebstahls zu einer Busse von 500 Franken.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde der Betroffenen gut. Eine behördliche Videoüberwachung, wie sie im konkreten Fall durchgeführt wurde, stellt eine Zwangsmassnahme mit dem Einsatz technischer Überwachungsgeräte dar, die von der Staatsanwaltschaft angeordnet und vom Zwangsmassnahmengericht genehmigt werden muss
(Artikel 196, 280 und 281 Absatz 4 i.V.m. 272 Absatz 1 Strafprozessordnung). Daran
ändert nichts, dass die Geschäftsleitung als Hausherrin in die Überwachung eingewilligt
hat. Sie war nicht befugt, dies an Stelle ihrer Mitarbeiter zu tun. Da die Massnahme
weder von der Staatsanwaltschaft angeordnet, noch vom Zwangsmassnahmengericht
genehmigt wurde, dürfen die dabei gewonnenen Erkenntnisse nicht verwertet werden.
Das bedeutet allerdings nicht zwingend, dass die Betroffene freizusprechen ist. Vielmehr muss dass Obergericht prüfen, ob die weiteren Beweismittel wie zum Beispiel die
Arbeitszeiterfassung oder die erfolgten Einvernahmen eine Verurteilung zu begründen
vermögen.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 17 janvier 2019
Embargo : 17 janvier 2019, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 20 décembre 2018 (6B_181/2018)
Vidéosurveillance par la police d'employés au sein d'une
entreprise
La vidéosurveillance, par la police, d'employés sur le lieu de travail, dans le but
d'élucider une infraction, doit être ordonnée par le ministère public et autorisée par
le tribunal des mesures de contrainte. Dès lors que ces conditions n'ont pas été
respectées dans le cas concret, les enregistrements vidéo effectués dans l'entreprise
ne peuvent être exploités en défaveur d'une employée dans le cadre de la procédure
pénale.
En 2015, la direction d'une entreprise sise dans le canton de Soleure avait déposé une
plainte pénale contre inconnu au motif que de l'argent avait été soustrait à plusieurs
reprises de la caisse de la société. En accord avec la direction, la police a installé un
dispositif de vidéosurveillance dans l'entreprise. Par la suite, des enregistrements de
l'espace bureau / cuisine, où se trouvait le coffre-fort, ont été effectués pendant environ
cinq semaines à l'insu des employés. En 2018, sur la base notamment de ces
enregistrements, le Tribunal supérieur du canton de Soleure a condamné une employée
de la société pour vols répétés d'importance mineure à une amende de 500 francs.
Le Tribunal fédéral admet le recours formé par l'intéressée. La vidéosurveillance mise
en place dans le cas concret par une autorité publique constitue une mesure de
contrainte impliquant l'utilisation de dispositifs techniques de surveillance qui doit être
ordonnée par le ministère public et autorisée par le tribunal des mesures de contrainte
(articles 196, 280 et 281 alinéa 4 en lien avec 272 alinéa 1 du Code de procédure
pénale). L'accord donné par la direction de l'entreprise de procéder à la surveillance n'y
change rien. Elle n'était pas autorisée à le faire à la place de ses employés. Dès lors
que la mesure n'a pas été ordonnée par le ministère public, pas plus qu'elle n'a été
autorisée par le tribunal des mesures de contrainte, les informations recueillies par ce
moyen ne peuvent être exploitées. Cela ne signifie pas pour autant nécessairement que
l'intéressée doit être acquittée. Il appartient plutôt au Tribunal supérieur d'examiner si
les autres moyens de preuve, tels que la saisie du temps de travail ou les témoignages
sont à même de fonder une condamnation.
| 2 |
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6B_181_2018_2019_01_17_T_{lang} | Lausanne, 17. Januar 2019
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 20. Dezember 2018 (6B_181/2018)
Polizeiliche Videoüberwachung von Angestellten im Betrieb
Eine polizeiliche Videoüberwachung von Angestellten in Geschäftsräumen zwecks
Aufklärung einer Straftat muss von der Staatsanwaltschaft angeordnet und vom
Zwangsmassnahmengericht genehmigt werden. Weil dies im konkreten Fall nicht
erfolgte, dürfen die in einem Betrieb gemachten Videoaufnahmen im Strafverfahren
gegen eine Mitarbeiterin nicht verwertet werden.
Die Geschäftsleitung eines Betriebs im Kanton Solothurn hatte 2015 Strafanzeige gegen
Unbekannt eingereicht, weil aus der Kasse des Unternehmens mehrfach Geld entwendet worden war. Mit Einwilligung der Geschäftsleitung installierte die Polizei im
Betrieb eine Videoüberwachung. In der Folge wurden während rund fünf Wochen ohne
Wissen der Angestellten Aufnahmen vom Büro-/Küchenbereich gemacht, wo sich auch
der Tresor befindet. Unter anderem gestützt auf diese Aufnahmen verurteilte das
Obergericht des Kantons Solothurn 2018 eine Mitarbeiterin des Betriebs wegen mehrfachen geringfügigen Diebstahls zu einer Busse von 500 Franken.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde der Betroffenen gut. Eine behördliche Videoüberwachung, wie sie im konkreten Fall durchgeführt wurde, stellt eine Zwangsmassnahme mit dem Einsatz technischer Überwachungsgeräte dar, die von der Staatsanwaltschaft angeordnet und vom Zwangsmassnahmengericht genehmigt werden muss
(Artikel 196, 280 und 281 Absatz 4 i.V.m. 272 Absatz 1 Strafprozessordnung). Daran
ändert nichts, dass die Geschäftsleitung als Hausherrin in die Überwachung eingewilligt
hat. Sie war nicht befugt, dies an Stelle ihrer Mitarbeiter zu tun. Da die Massnahme
weder von der Staatsanwaltschaft angeordnet, noch vom Zwangsmassnahmengericht
genehmigt wurde, dürfen die dabei gewonnenen Erkenntnisse nicht verwertet werden.
Das bedeutet allerdings nicht zwingend, dass die Betroffene freizusprechen ist. Vielmehr muss dass Obergericht prüfen, ob die weiteren Beweismittel wie zum Beispiel die
Arbeitszeiterfassung oder die erfolgten Einvernahmen eine Verurteilung zu begründen
vermögen.
| Lausanne, le 17 janvier 2019
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 20 décembre 2018 (6B_181/2018)
Vidéosurveillance par la police d'employés au sein d'une
entreprise
La vidéosurveillance, par la police, d'employés sur le lieu de travail, dans le but
d'élucider une infraction, doit être ordonnée par le ministère public et autorisée par
le tribunal des mesures de contrainte. Dès lors que ces conditions n'ont pas été
respectées dans le cas concret, les enregistrements vidéo effectués dans l'entreprise
ne peuvent être exploités en défaveur d'une employée dans le cadre de la procédure
pénale.
En 2015, la direction d'une entreprise sise dans le canton de Soleure avait déposé une
plainte pénale contre inconnu au motif que de l'argent avait été soustrait à plusieurs
reprises de la caisse de la société. En accord avec la direction, la police a installé un
dispositif de vidéosurveillance dans l'entreprise. Par la suite, des enregistrements de
l'espace bureau / cuisine, où se trouvait le coffre-fort, ont été effectués pendant environ
cinq semaines à l'insu des employés. En 2018, sur la base notamment de ces
enregistrements, le Tribunal supérieur du canton de Soleure a condamné une employée
de la société pour vols répétés d'importance mineure à une amende de 500 francs.
Le Tribunal fédéral admet le recours formé par l'intéressée. La vidéosurveillance mise
en place dans le cas concret par une autorité publique constitue une mesure de
contrainte impliquant l'utilisation de dispositifs techniques de surveillance qui doit être
ordonnée par le ministère public et autorisée par le tribunal des mesures de contrainte
(articles 196, 280 et 281 alinéa 4 en lien avec 272 alinéa 1 du Code de procédure
pénale). L'accord donné par la direction de l'entreprise de procéder à la surveillance n'y
change rien. Elle n'était pas autorisée à le faire à la place de ses employés. Dès lors
que la mesure n'a pas été ordonnée par le ministère public, pas plus qu'elle n'a été
autorisée par le tribunal des mesures de contrainte, les informations recueillies par ce
moyen ne peuvent être exploitées. Cela ne signifie pas pour autant nécessairement que
l'intéressée doit être acquittée. Il appartient plutôt au Tribunal supérieur d'examiner si
les autres moyens de preuve, tels que la saisie du temps de travail ou les témoignages
sont à même de fonder une condamnation.
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6B_209_2018_2018_12_20_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 20. Dezember 2018
Embargo: 20. Dezember 2018, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 23. November 2018 (6B_209/2018)
Kriterien für Härtefall-Beurteilung bei Landesverweisung
Das Bundesgericht konkretisiert die Kriterien für die Beurteilung, ob ein "Härtefall"
vorliegt, der zum Verzicht auf die strafrechtliche Landesverweisung führt. Bei einem
in der Schweiz geborenen spanischen Staatsangehörigen aus dem Kanton Waadt ist
aufgrund der konkreten Umstände von einem solchen Härtefall auszugehen.
Der 1985 in der Schweiz geborene Spanier war 2017 im Kanton Waadt wegen Raubes
sowie wegen Verstössen gegen das Waffen- sowie das Betäubungsmittelgesetz
schuldig gesprochen und zu einer Freiheitsstrafe von 12 Monaten verurteilt worden.
Zudem wurde er für die Dauer von 5 Jahren des Landes verwiesen.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Mannes teilweise gut. Artikel 66a des
Strafgesetzbuches (StGB) sieht bei bestimmten Delikten (u.a. Raub) die obligatorische
Landesverweisung von Ausländern vor. Gemäss Artikel 66a Absatz 2 StGB kann der
Richter ausnahmsweise auf eine Landesverweisung verzichten, wenn diese für den
Ausländer einen schweren persönlichen Härtefall bewirken würde und die öffentlichen
Interessen an der Landesverweisung die privaten Interessen am Verbleib in der Schweiz
nicht überwiegen. Rechnung zu tragen ist gemäss der Bestimmung der besonderen
Situation von Ausländern, die in der Schweiz geboren oder aufgewachsen sind.
Damit das in der Verfassung garantierte Verhältnismässigkeitsprinzip gewahrt wird,
muss der Richter auf eine Landesverweisung verzichten, wenn die Voraussetzungen
eines Härtefalls erfüllt sind. Im Gesetz wird indessen nicht ausgeführt, was unter einem
persönlichen Härtefall zu verstehen ist und welche Kriterien bei der Interessenabwägung zu berücksichtigen sind. Aus der parlametarischen Debatte kann dazu nichts
Konkretes abgeleitet werden. Allerdings geht daraus hervor, dass der Gesetzgeber Ausnahmen von der obligatorischen Landesverweisung restriktiv regeln und das richterliche
Ermessen im Einzelfall so weit wie möglich einschränken wollte. Es ist gerechtfertigt,
sich für die Anwendung der Härtefallklausel allgemein an den Kriterien zu orientieren,
die im Ausländerrecht für die Erteilung einer Aufenthaltsbewilligung in einem schwerwiegenden persönlichen Härtefall gelten. Zu berücksichtigen sind demnach die Integration,
die Respektierung der Rechtsordnung, die Familienverhältnisse – insbesondere der
Zeitpunkt der Einschulung und die Dauer des Schulbesuchs der Kinder –, die
finanziellen Verhältnisse sowie der Wille zur Teilhabe am Wirtschaftsleben und zum
Erwerb von Bildung, die Dauer der Anwesenheit in der Schweiz, der Gesundheitszustand und die Möglichkeiten der Wiedereingliederung im Herkunftsstaat. Zusätzlich hat
der Strafrichter die Aussichten auf soziale Wiedereingliederung des Verurteilten zu
berücksichtigen. Zur Beurteilung der Situation von Ausländern, die in der Schweiz
geboren oder aufgewachsen sind, können als Leitlinie die Kriterien herangezogen
werden, die für den Entzug der Aufenthaltsbewilligung von Ausländern der zweiten
Generation entwickelt wurden. Allerdings ist dabei im Auge zu behalten, dass mit der
strafrechtlichen Landesverweisung das ausländerrechtliche Ausweisungsregime deutlich
verschärft werden sollte.
Beim Beschwerdeführer ist aufgrund der konkreten Umständen von einem Härtefall auszugehen, bei dem das öffentliche Interesse an einem Landesverweis das private
Interesse an einem Verbleib nicht überwiegt. Der Betroffene ist hier geboren und hat
immer in der Schweiz gelebt. In der Schweiz leben auch alle seine Angehörigen
(Grossmutter, Mutter), insbesondere seine beiden vier und sieben Jahre alten Kinder, zu
denen er eine enge Beziehung unterhält. Er spricht wohl spanisch, hat aber keine
familiären oder sozialen Beziehungen zu seinem Heimatland. Seine berufliche und
finanzielle Integration ist nicht mustergültig, kann aber auch nicht als vernachlässigbar
erachtet werden. Zwar weist er Vorstrafen auf; er wurde aber bis auf die Verurteilung
von 2017 noch nie zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Bei den beiden massgeblichen
Raubtaten (Raub von Mobiltelefonen) hat er als Mittäter seines Cousins gehandelt,
selber aber weder die Initiative ergriffen, noch Gewalt angewendet. Bis auf eine kurze
Phase nach dem Verlust seiner Stelle im August 2016 bis zu seiner Inhaftierung im
darauffolgenden Februar hat er immer gearbeitet und ist für seinen Lebensbedarf selber
aufgekommen. Es bestehen somit realistische Aussichten auf eine Wiedereingliederung
in der Schweiz nach der Strafverbüssung.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 20 décembre 2018
Embargo : 20 décembre 2018, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 23 novembre 2018 (6B_209/2018)
Critères d'appréciation du cas de rigueur dans le cadre de
l'expulsion
Le Tribunal fédéral précise les critères d'appréciation du « cas de rigueur », qui doit
conduire à renoncer à l'expulsion pénale. Compte tenu des circonstances concrètes,
un cas de rigueur est réalisé s'agissant d'un ressortissant espagnol né en Suisse,
dans le canton de Vaud.
En 2017, le ressortissant espagnol né en 1985 en Suisse avait été reconnu coupable,
dans le canton de Vaud, de brigandages ainsi que de violations à la loi sur les armes et
à la loi sur les stupéfiants et condamné à une peine privative de liberté de 12 mois. Il
avait en outre été ordonné son expulsion du territoire pour une durée de 5 ans.
Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours de l'intéressé. L'article 66a du Code
pénal (CP) prévoit l'expulsion obligatoire des étrangers pour des infractions déterminées
(dont le brigandage). Selon l'article 66a alinéa 2 CP, le juge peut exceptionnellement
renoncer à une expulsion lorsque celle-ci mettrait l'étranger dans une situation personnelle grave et que les intérêts publics à l'expulsion ne l'emportent pas sur l'intérêt privé
de l'étranger à demeurer en Suisse. A cet égard, il tiendra compte de la situation particulière de l'étranger qui est né ou qui a grandi en Suisse.
Lorsque les conditions du cas de rigueur sont remplies, le juge doit renoncer à l'expulsion afin de respecter le principe de proportionnalité garanti par la Constitution. La loi ne
définit toutefois pas ce qu'il faut entendre par une situation personnelle grave ni
n'indique les critères à prendre en compte dans la pesée des intérêts. De même, il ne
peut rien être déduit de précis des débats parlementaires sur ce point. Il en ressort
essentiellement que le législateur a voulu réglementer de manière restrictive les exceptions à l'expulsion obligatoire et réduire autant que possible le pouvoir d'appréciation du
juge dans le cas particulier. Dans le cadre de l'application de la clause de rigueur, il est
justifié de s'inspirer, de manière générale, des critères qui président à l'octroi d'une
autorisation de séjour dans les cas individuels d'extrême gravité. Il faut dès lors tenir
compte de l'intégration, du respect de l'ordre juridique suisse, de la situation
familiale – particulièrement de la période de scolarisation et de la durée de la scolarité
des enfants –, de la situation financière ainsi que de la volonté de prendre part à la vie
économique et d'acquérir une formation, de la durée de la présence en Suisse, de l'état
de santé ainsi que des possibilités de réintégration dans l'Etat de provenance. Pour
apprécier la situation d'étrangers qui sont nés ou qui ont grandi en Suisse, on tiendra
compte des critères développés en lien avec la révocation de l'autorisation d'établissement d'un étranger de la deuxième génération. Il convient toutefois de garder à l'esprit
que l'expulsion pénale durcit clairement le régime du renvoi en matière de droit des
étrangers.
Dans le cas du recourant, les circonstances concrètes conduisent à retenir une situation
personnelle grave, dans le cadre de laquelle l'intérêt public à son expulsion ne l'emporte
sur l'intérêt privé à rester en Suisse. L'intéressé est né ici et a toujours vécu en Suisse.
Les membres de sa famille (grand-mère, mère), et en particulier ses deux enfants de
quatre et sept ans avec lesquels il entretient une relation étroite, vivent également en
Suisse. Il parle l'espagnol, mais n'a aucun lien familial ou social avec son pays d'origine.
Son intégration professionnelle et financière n'est pas exemplaire, sans qu'elle ne
puisse pour autant être considérée comme négligeable. Il a certes des antécédents ; il
n'avait toutefois encore jamais été condamné à une peine privative de liberté avant la
condamnation de 2017. En ce qui concerne les deux actes de brigandages (vols de
téléphones portables), il a agi comme coauteur avec son cousin, sans toutefois en avoir
pris l'initiative ni avoir fait usage de violence. Jusqu'à une courte période entre la perte
de son emploi en août 2016 et son incarcération en février de l'année suivante, il a
toujours travaillé et subvenu à ses besoins. Ses perspectives de réinsertion en Suisse à
l'issue de l'exécution de sa peine sont donc réelles.
| 2 |
|
6B_209_2018_2018_12_20_T_{lang} | Lausanne, 20. Dezember 2018
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 23. November 2018 (6B_209/2018)
Kriterien für Härtefall-Beurteilung bei Landesverweisung
Das Bundesgericht konkretisiert die Kriterien für die Beurteilung, ob ein "Härtefall"
vorliegt, der zum Verzicht auf die strafrechtliche Landesverweisung führt. Bei einem
in der Schweiz geborenen spanischen Staatsangehörigen aus dem Kanton Waadt ist
aufgrund der konkreten Umstände von einem solchen Härtefall auszugehen.
Der 1985 in der Schweiz geborene Spanier war 2017 im Kanton Waadt wegen Raubes
sowie wegen Verstössen gegen das Waffen- sowie das Betäubungsmittelgesetz
schuldig gesprochen und zu einer Freiheitsstrafe von 12 Monaten verurteilt worden.
Zudem wurde er für die Dauer von 5 Jahren des Landes verwiesen.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Mannes teilweise gut. Artikel 66a des
Strafgesetzbuches (StGB) sieht bei bestimmten Delikten (u.a. Raub) die obligatorische
Landesverweisung von Ausländern vor. Gemäss Artikel 66a Absatz 2 StGB kann der
Richter ausnahmsweise auf eine Landesverweisung verzichten, wenn diese für den
Ausländer einen schweren persönlichen Härtefall bewirken würde und die öffentlichen
Interessen an der Landesverweisung die privaten Interessen am Verbleib in der Schweiz
nicht überwiegen. Rechnung zu tragen ist gemäss der Bestimmung der besonderen
Situation von Ausländern, die in der Schweiz geboren oder aufgewachsen sind.
Damit das in der Verfassung garantierte Verhältnismässigkeitsprinzip gewahrt wird,
muss der Richter auf eine Landesverweisung verzichten, wenn die Voraussetzungen
eines Härtefalls erfüllt sind. Im Gesetz wird indessen nicht ausgeführt, was unter einem
persönlichen Härtefall zu verstehen ist und welche Kriterien bei der Interessenabwägung zu berücksichtigen sind. Aus der parlametarischen Debatte kann dazu nichts
Konkretes abgeleitet werden. Allerdings geht daraus hervor, dass der Gesetzgeber Ausnahmen von der obligatorischen Landesverweisung restriktiv regeln und das richterliche
Ermessen im Einzelfall so weit wie möglich einschränken wollte. Es ist gerechtfertigt,
sich für die Anwendung der Härtefallklausel allgemein an den Kriterien zu orientieren,
die im Ausländerrecht für die Erteilung einer Aufenthaltsbewilligung in einem schwerwiegenden persönlichen Härtefall gelten. Zu berücksichtigen sind demnach die Integration,
die Respektierung der Rechtsordnung, die Familienverhältnisse – insbesondere der
Zeitpunkt der Einschulung und die Dauer des Schulbesuchs der Kinder –, die
finanziellen Verhältnisse sowie der Wille zur Teilhabe am Wirtschaftsleben und zum
Erwerb von Bildung, die Dauer der Anwesenheit in der Schweiz, der Gesundheitszustand und die Möglichkeiten der Wiedereingliederung im Herkunftsstaat. Zusätzlich hat
der Strafrichter die Aussichten auf soziale Wiedereingliederung des Verurteilten zu
berücksichtigen. Zur Beurteilung der Situation von Ausländern, die in der Schweiz
geboren oder aufgewachsen sind, können als Leitlinie die Kriterien herangezogen
werden, die für den Entzug der Aufenthaltsbewilligung von Ausländern der zweiten
Generation entwickelt wurden. Allerdings ist dabei im Auge zu behalten, dass mit der
strafrechtlichen Landesverweisung das ausländerrechtliche Ausweisungsregime deutlich
verschärft werden sollte.
Beim Beschwerdeführer ist aufgrund der konkreten Umständen von einem Härtefall auszugehen, bei dem das öffentliche Interesse an einem Landesverweis das private
Interesse an einem Verbleib nicht überwiegt. Der Betroffene ist hier geboren und hat
immer in der Schweiz gelebt. In der Schweiz leben auch alle seine Angehörigen
(Grossmutter, Mutter), insbesondere seine beiden vier und sieben Jahre alten Kinder, zu
denen er eine enge Beziehung unterhält. Er spricht wohl spanisch, hat aber keine
familiären oder sozialen Beziehungen zu seinem Heimatland. Seine berufliche und
finanzielle Integration ist nicht mustergültig, kann aber auch nicht als vernachlässigbar
erachtet werden. Zwar weist er Vorstrafen auf; er wurde aber bis auf die Verurteilung
von 2017 noch nie zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Bei den beiden massgeblichen
Raubtaten (Raub von Mobiltelefonen) hat er als Mittäter seines Cousins gehandelt,
selber aber weder die Initiative ergriffen, noch Gewalt angewendet. Bis auf eine kurze
Phase nach dem Verlust seiner Stelle im August 2016 bis zu seiner Inhaftierung im
darauffolgenden Februar hat er immer gearbeitet und ist für seinen Lebensbedarf selber
aufgekommen. Es bestehen somit realistische Aussichten auf eine Wiedereingliederung
in der Schweiz nach der Strafverbüssung.
| Lausanne, le 20 décembre 2018
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 23 novembre 2018 (6B_209/2018)
Critères d'appréciation du cas de rigueur dans le cadre de
l'expulsion
Le Tribunal fédéral précise les critères d'appréciation du « cas de rigueur », qui doit
conduire à renoncer à l'expulsion pénale. Compte tenu des circonstances concrètes,
un cas de rigueur est réalisé s'agissant d'un ressortissant espagnol né en Suisse,
dans le canton de Vaud.
En 2017, le ressortissant espagnol né en 1985 en Suisse avait été reconnu coupable,
dans le canton de Vaud, de brigandages ainsi que de violations à la loi sur les armes et
à la loi sur les stupéfiants et condamné à une peine privative de liberté de 12 mois. Il
avait en outre été ordonné son expulsion du territoire pour une durée de 5 ans.
Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours de l'intéressé. L'article 66a du Code
pénal (CP) prévoit l'expulsion obligatoire des étrangers pour des infractions déterminées
(dont le brigandage). Selon l'article 66a alinéa 2 CP, le juge peut exceptionnellement
renoncer à une expulsion lorsque celle-ci mettrait l'étranger dans une situation personnelle grave et que les intérêts publics à l'expulsion ne l'emportent pas sur l'intérêt privé
de l'étranger à demeurer en Suisse. A cet égard, il tiendra compte de la situation particulière de l'étranger qui est né ou qui a grandi en Suisse.
Lorsque les conditions du cas de rigueur sont remplies, le juge doit renoncer à l'expulsion afin de respecter le principe de proportionnalité garanti par la Constitution. La loi ne
définit toutefois pas ce qu'il faut entendre par une situation personnelle grave ni
n'indique les critères à prendre en compte dans la pesée des intérêts. De même, il ne
peut rien être déduit de précis des débats parlementaires sur ce point. Il en ressort
essentiellement que le législateur a voulu réglementer de manière restrictive les exceptions à l'expulsion obligatoire et réduire autant que possible le pouvoir d'appréciation du
juge dans le cas particulier. Dans le cadre de l'application de la clause de rigueur, il est
justifié de s'inspirer, de manière générale, des critères qui président à l'octroi d'une
autorisation de séjour dans les cas individuels d'extrême gravité. Il faut dès lors tenir
compte de l'intégration, du respect de l'ordre juridique suisse, de la situation
familiale – particulièrement de la période de scolarisation et de la durée de la scolarité
des enfants –, de la situation financière ainsi que de la volonté de prendre part à la vie
économique et d'acquérir une formation, de la durée de la présence en Suisse, de l'état
de santé ainsi que des possibilités de réintégration dans l'Etat de provenance. Pour
apprécier la situation d'étrangers qui sont nés ou qui ont grandi en Suisse, on tiendra
compte des critères développés en lien avec la révocation de l'autorisation d'établissement d'un étranger de la deuxième génération. Il convient toutefois de garder à l'esprit
que l'expulsion pénale durcit clairement le régime du renvoi en matière de droit des
étrangers.
Dans le cas du recourant, les circonstances concrètes conduisent à retenir une situation
personnelle grave, dans le cadre de laquelle l'intérêt public à son expulsion ne l'emporte
sur l'intérêt privé à rester en Suisse. L'intéressé est né ici et a toujours vécu en Suisse.
Les membres de sa famille (grand-mère, mère), et en particulier ses deux enfants de
quatre et sept ans avec lesquels il entretient une relation étroite, vivent également en
Suisse. Il parle l'espagnol, mais n'a aucun lien familial ou social avec son pays d'origine.
Son intégration professionnelle et financière n'est pas exemplaire, sans qu'elle ne
puisse pour autant être considérée comme négligeable. Il a certes des antécédents ; il
n'avait toutefois encore jamais été condamné à une peine privative de liberté avant la
condamnation de 2017. En ce qui concerne les deux actes de brigandages (vols de
téléphones portables), il a agi comme coauteur avec son cousin, sans toutefois en avoir
pris l'initiative ni avoir fait usage de violence. Jusqu'à une courte période entre la perte
de son emploi en août 2016 et son incarcération en février de l'année suivante, il a
toujours travaillé et subvenu à ses besoins. Ses perspectives de réinsertion en Suisse à
l'issue de l'exécution de sa peine sont donc réelles.
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6B_217_2015_2015_11_30_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 30. November 2015
Embargo: 30. November 2015, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 5. November 2015 (6B_217/2015)
Lebenslängliche Verwahrung aufgehoben
Das Bundesgericht hebt die vom Appellationsgericht des Kantons Basel-Stadt
angeordnete lebenslängliche Verwahrung eines mehrfachen Sexualstraftäters auf,
weil eine gesetzliche Voraussetzung dazu nicht erfüllt ist. Es heisst die Beschwerde
des Mannes teilweise gut und weist die Sache zu neuem Entscheid zurück. Nicht zu
beurteilen hatte das Bundesgericht die Zulässigkeit einer allfälligen ordentlichen
Verwahrung des Täters.
Der Mann hatte seit 1978 zahlreiche Sexualdelikte begangen und war mehrmals zu
langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Nachdem er 2011 aus einer im Kanton
Luzern aufgehobenen Verwahrung entlassen worden war, bezog er eine Wohnung in
Basel. 2011 und 2012 nahm er dort sexuelle Handlungen an zwei Frauen vor, die er
zuvor mit einer Substanz betäubt hatte. Das Strafgericht Basel-Stadt verurteilte ihn
dafür 2013 wegen mehrfacher sexueller Nötigung und einfacher Körperverletzung zu
viereinhalb Jahren Freiheitsstrafe mit anschliessender lebenslänglicher Verwahrung.
Das Appellationsgericht des Kantons Basel-Stadt bestätigte den Entscheid 2014.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Verurteilten teilweise gut, hebt das Urteil
des Appellationsgerichts in Bezug auf die lebenslängliche Verwahrung auf und weist die
Sache zu neuem Entscheid an die Vorinstanz zurück. Das Gesetz verlangt für eine
lebenslängliche Verwahrung (Artikel 64 Absatz 1 bis des Strafgesetzbuches) unter
anderem, dass der Täter mit seinem Verbrechen die physische, psychische oder
sexuelle Integrität des Opfers "besonderes schwer" beeinträchtigt hat oder beeinträchtigen wollte. Davon kann bei den zwei fraglichen Taten von 2011 und 2012 nicht
ausgegangen werden. Zunächst führt eine sexuelle Nötigung als solche nicht in jedem
Fall zu einer "besonders schweren" Beeinträchtigung des Opfers. Vielmehr fallen unter
den Tatbestand der sexuellen Nötigung ganz unterschiedliche, mehr oder weniger
schwere Verhaltensweisen. Dies zeigt sich daran, dass gegen den Täter alternativ zu
einer Freiheitsstrafe auch eine Geldstrafe verhängt werden kann. Im konkreten Fall
haben die Vorinstanzen eine "besonders schwere" Beeinträchtigung der Opfer im
Wesentlichen damit begründet, dass diese die Tat infolge der Betäubung nicht bewusst
miterlebt hätten und daher ein Leben lang nicht verarbeiten könnten. Diesem Kriterium
kann aus folgenden Gründen keine ausschlaggebende Bedeutung zukommen: Dass ein
Opfer nach der Tat nicht weiss, was ihm geschehen ist, trifft auch beim Tatbestand der
Schändung (Artikel 191 des Strafgesetzbuches) zu. Bei diesem Delikt nimmt der Täter
an einer – allenfalls infolge Betäubung – widerstandsunfähigen Person sexuelle Handlungen vor. Der Tatbestand der Schändung gehört jedoch nicht zu den in Artikel 64
Absatz 1bis des Strafgesetzbuches genannten Straftaten, die zu einer lebenslänglichen
Verwahrung führen können. Eine lebenslängliche Verwahrung kann deshalb auch im
vorliegenden Fall nicht mit der Betäubung der Opfer begründet werden. Schliesslich
liegt auch in den konkret ausgeführten Tathandlungen – soweit diese bekannt sind –
keine "besonders schwere" Beeinträchtigung der Opfer. Zu beachten ist dabei, dass
gegen den Täter bei einem möglichen Strafmaximum von 15 Jahren eine Freiheitsstrafe
von viereinhalb Jahren verhängt wurde. Nicht zu entscheiden hatte das Bundesgericht
im Rahmen der vorliegenden Beschwerde, ob beim Täter die Voraussetzungen für eine
ordentliche Verwahrung im Sinne von Artikel 64 Absatz 1 des Strafgesetzbuches erfüllt
wären, die bei andauernder Gefährlichkeit zeitlich ebenfalls unbeschränkt ist.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 30 novembre 2015
Embargo : 30 novembre 2015, 12:00 heures
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 5 novembre 2015 (6B_217/2015)
Internement à vie annulé
Le Tribunal fédéral annule l'internement à vie prononcé par le Tribunal d'appel du
canton de Bâle-Ville à l'encontre d'un délinquant sexuel multirécidiviste, parce
qu'une condition légale n'est pas réalisée. Il admet partiellement le recours de
l'intéressé et renvoie la cause pour nouvelle décision. Le Tribunal fédéral n'avait pas
à se prononcer sur l'admissibilité d'un éventuel internement ordinaire.
Depuis 1978, l'homme avait commis de nombreux délits sexuels et avait été condamné
plusieurs fois à de longues peines privatives de liberté. En 2011, après avoir été libéré
d'un internement dans le canton de Lucerne, il s'installa à Bâle. En 2011 et 2012, il y
commit des actes d'ordre sexuel sur deux femmes qu'il avait préalablement endormies
avec une substance. Le Tribunal pénal de Bâle-Ville le condamna en 2013 pour
contraintes sexuelles et lésions corporelles simples répétées à une peine privative de
liberté de quatre ans et demi et ordonna un internement à vie. Le Tribunal d'appel du
canton de Bâle-Ville confirma la décision en 2014.
Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours du condamné, annule le jugement du
Tribunal d'appel en ce qui concerne l'internement à vie et renvoie la cause à l'autorité
précédente pour nouvelle décision. La loi exige, entre autres, pour un internement à vie
(article 64 alinéa 1 bis du Code pénal) que, en commettant le crime, l'auteur ait porté ou
voulu porter une atteinte « particulièrement grave » à l'intégrité physique, psychique ou
sexuelle d'autrui. Or, tel n'est pas le cas pour les deux actes commis en 2011 et 2012.
D'abord, une contrainte sexuelle en tant que telle ne cause pas nécessairement une
atteinte « particulièrement grave » à la victime. Au contraire, toute sorte de comportements plus ou moins graves tombent sous le coup de la disposition réprimant la
contrainte sexuelle. Preuve en est que l'auteur peut être puni alternativement d'une
peine privative de liberté ou d'une peine pécuniaire. Dans le cas concret, les instances
précédentes avaient motivé, pour l'essentiel, une atteinte « particulièrement grave » aux
victimes, au motif qu'elles n'avaient pas participé consciemment à l'acte à la suite d'un
état d'inconscience et qu'elles ne pourraient donc pas traiter l'acte leur vie durant. Il ne
peut être donné à ce critère aucun sens déterminant pour les raisons suivantes : qu'une
victime ne sache pas ce qui s'est passé après les faits est également susceptible de
concerner l'infraction d'actes d'ordre sexuel commis sur une personne incapable de
discernement ou de résistance (article 191 du Code pénal). Toutefois, l'infraction d'actes
d'ordre sexuel commis sur une personne incapable de discernement ou de résistance
ne fait pas partie des infractions visées par l'article 64 alinéa 1 bis du Code pénal qui
peuvent donner lieu à un internement à vie. L'internement à vie ne peut dès lors pas
non plus, dans le cas présent, être motivé par l'inconscience des victimes. Enfin, l'acte
réalisé dans le cas concret – dans la mesure où il est connu – n'a causé aux victimes
aucune atteinte « particulièrement grave ». Il est à noter qu'une peine privative de
liberté de quatre ans et demi a été infligée à l'auteur, alors que la peine maximale
possible était de quinze ans. Le Tribunal fédéral n'avait pas à se prononcer dans le
présent recours sur la réalisation des conditions d'un internement ordinaire au sens de
l'article 64 alinéa 1 du Code pénal, qui peut être également illimité dans le temps en cas
de dangerosité permanente de l'auteur.
| 2 |
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6B_217_2015_2015_11_30_T_{lang} | Lausanne, 30. November 2015
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 5. November 2015 (6B_217/2015)
Lebenslängliche Verwahrung aufgehoben
Das Bundesgericht hebt die vom Appellationsgericht des Kantons Basel-Stadt
angeordnete lebenslängliche Verwahrung eines mehrfachen Sexualstraftäters auf,
weil eine gesetzliche Voraussetzung dazu nicht erfüllt ist. Es heisst die Beschwerde
des Mannes teilweise gut und weist die Sache zu neuem Entscheid zurück. Nicht zu
beurteilen hatte das Bundesgericht die Zulässigkeit einer allfälligen ordentlichen
Verwahrung des Täters.
Der Mann hatte seit 1978 zahlreiche Sexualdelikte begangen und war mehrmals zu
langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Nachdem er 2011 aus einer im Kanton
Luzern aufgehobenen Verwahrung entlassen worden war, bezog er eine Wohnung in
Basel. 2011 und 2012 nahm er dort sexuelle Handlungen an zwei Frauen vor, die er
zuvor mit einer Substanz betäubt hatte. Das Strafgericht Basel-Stadt verurteilte ihn
dafür 2013 wegen mehrfacher sexueller Nötigung und einfacher Körperverletzung zu
viereinhalb Jahren Freiheitsstrafe mit anschliessender lebenslänglicher Verwahrung.
Das Appellationsgericht des Kantons Basel-Stadt bestätigte den Entscheid 2014.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Verurteilten teilweise gut, hebt das Urteil
des Appellationsgerichts in Bezug auf die lebenslängliche Verwahrung auf und weist die
Sache zu neuem Entscheid an die Vorinstanz zurück. Das Gesetz verlangt für eine
lebenslängliche Verwahrung (Artikel 64 Absatz 1 bis des Strafgesetzbuches) unter
anderem, dass der Täter mit seinem Verbrechen die physische, psychische oder
sexuelle Integrität des Opfers "besonderes schwer" beeinträchtigt hat oder beeinträchtigen wollte. Davon kann bei den zwei fraglichen Taten von 2011 und 2012 nicht
ausgegangen werden. Zunächst führt eine sexuelle Nötigung als solche nicht in jedem
Fall zu einer "besonders schweren" Beeinträchtigung des Opfers. Vielmehr fallen unter
den Tatbestand der sexuellen Nötigung ganz unterschiedliche, mehr oder weniger
schwere Verhaltensweisen. Dies zeigt sich daran, dass gegen den Täter alternativ zu
einer Freiheitsstrafe auch eine Geldstrafe verhängt werden kann. Im konkreten Fall
haben die Vorinstanzen eine "besonders schwere" Beeinträchtigung der Opfer im
Wesentlichen damit begründet, dass diese die Tat infolge der Betäubung nicht bewusst
miterlebt hätten und daher ein Leben lang nicht verarbeiten könnten. Diesem Kriterium
kann aus folgenden Gründen keine ausschlaggebende Bedeutung zukommen: Dass ein
Opfer nach der Tat nicht weiss, was ihm geschehen ist, trifft auch beim Tatbestand der
Schändung (Artikel 191 des Strafgesetzbuches) zu. Bei diesem Delikt nimmt der Täter
an einer – allenfalls infolge Betäubung – widerstandsunfähigen Person sexuelle Handlungen vor. Der Tatbestand der Schändung gehört jedoch nicht zu den in Artikel 64
Absatz 1bis des Strafgesetzbuches genannten Straftaten, die zu einer lebenslänglichen
Verwahrung führen können. Eine lebenslängliche Verwahrung kann deshalb auch im
vorliegenden Fall nicht mit der Betäubung der Opfer begründet werden. Schliesslich
liegt auch in den konkret ausgeführten Tathandlungen – soweit diese bekannt sind –
keine "besonders schwere" Beeinträchtigung der Opfer. Zu beachten ist dabei, dass
gegen den Täter bei einem möglichen Strafmaximum von 15 Jahren eine Freiheitsstrafe
von viereinhalb Jahren verhängt wurde. Nicht zu entscheiden hatte das Bundesgericht
im Rahmen der vorliegenden Beschwerde, ob beim Täter die Voraussetzungen für eine
ordentliche Verwahrung im Sinne von Artikel 64 Absatz 1 des Strafgesetzbuches erfüllt
wären, die bei andauernder Gefährlichkeit zeitlich ebenfalls unbeschränkt ist.
| Lausanne, le 30 novembre 2015
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 5 novembre 2015 (6B_217/2015)
Internement à vie annulé
Le Tribunal fédéral annule l'internement à vie prononcé par le Tribunal d'appel du
canton de Bâle-Ville à l'encontre d'un délinquant sexuel multirécidiviste, parce
qu'une condition légale n'est pas réalisée. Il admet partiellement le recours de
l'intéressé et renvoie la cause pour nouvelle décision. Le Tribunal fédéral n'avait pas
à se prononcer sur l'admissibilité d'un éventuel internement ordinaire.
Depuis 1978, l'homme avait commis de nombreux délits sexuels et avait été condamné
plusieurs fois à de longues peines privatives de liberté. En 2011, après avoir été libéré
d'un internement dans le canton de Lucerne, il s'installa à Bâle. En 2011 et 2012, il y
commit des actes d'ordre sexuel sur deux femmes qu'il avait préalablement endormies
avec une substance. Le Tribunal pénal de Bâle-Ville le condamna en 2013 pour
contraintes sexuelles et lésions corporelles simples répétées à une peine privative de
liberté de quatre ans et demi et ordonna un internement à vie. Le Tribunal d'appel du
canton de Bâle-Ville confirma la décision en 2014.
Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours du condamné, annule le jugement du
Tribunal d'appel en ce qui concerne l'internement à vie et renvoie la cause à l'autorité
précédente pour nouvelle décision. La loi exige, entre autres, pour un internement à vie
(article 64 alinéa 1 bis du Code pénal) que, en commettant le crime, l'auteur ait porté ou
voulu porter une atteinte « particulièrement grave » à l'intégrité physique, psychique ou
sexuelle d'autrui. Or, tel n'est pas le cas pour les deux actes commis en 2011 et 2012.
D'abord, une contrainte sexuelle en tant que telle ne cause pas nécessairement une
atteinte « particulièrement grave » à la victime. Au contraire, toute sorte de comportements plus ou moins graves tombent sous le coup de la disposition réprimant la
contrainte sexuelle. Preuve en est que l'auteur peut être puni alternativement d'une
peine privative de liberté ou d'une peine pécuniaire. Dans le cas concret, les instances
précédentes avaient motivé, pour l'essentiel, une atteinte « particulièrement grave » aux
victimes, au motif qu'elles n'avaient pas participé consciemment à l'acte à la suite d'un
état d'inconscience et qu'elles ne pourraient donc pas traiter l'acte leur vie durant. Il ne
peut être donné à ce critère aucun sens déterminant pour les raisons suivantes : qu'une
victime ne sache pas ce qui s'est passé après les faits est également susceptible de
concerner l'infraction d'actes d'ordre sexuel commis sur une personne incapable de
discernement ou de résistance (article 191 du Code pénal). Toutefois, l'infraction d'actes
d'ordre sexuel commis sur une personne incapable de discernement ou de résistance
ne fait pas partie des infractions visées par l'article 64 alinéa 1 bis du Code pénal qui
peuvent donner lieu à un internement à vie. L'internement à vie ne peut dès lors pas
non plus, dans le cas présent, être motivé par l'inconscience des victimes. Enfin, l'acte
réalisé dans le cas concret – dans la mesure où il est connu – n'a causé aux victimes
aucune atteinte « particulièrement grave ». Il est à noter qu'une peine privative de
liberté de quatre ans et demi a été infligée à l'auteur, alors que la peine maximale
possible était de quinze ans. Le Tribunal fédéral n'avait pas à se prononcer dans le
présent recours sur la réalisation des conditions d'un internement ordinaire au sens de
l'article 64 alinéa 1 du Code pénal, qui peut être également illimité dans le temps en cas
de dangerosité permanente de l'auteur.
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6B_235_2018_2018_12_05_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 5. Dezember 2018
Embargo: 5. Dezember 2018, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 1. November 2018 (6B_235/2018)
Strafrechtliche Landesverweisung gegen EU-Bürger bestätigt
Das Bundesgericht äussert sich in einem ersten Entscheid zur strafrechtlichen
Landesverweisung im Zusammenhang mit dem Freizügigkeitsabkommen (FZA). Es
bestätigt die vom Obergericht des Kantons Zürich gegen einen straffälligen EUBürger angeordnete Landesverweisung. Im konkreten Fall besteht kein Konflikt mit
dem FZA, weshalb sich die Frage nach einem allfälligen Vorrang von Landesrecht
oder FZA nicht gestellt hat.
2010 hatte die Schweizer Stimmbevölkerung die "Ausschaffungsinitiative" angenommen.
Das Bundesparlament setzte die Verfassungsänderung in der Folge auf Gesetzesstufe
um. Auf den 1. Oktober 2016 traten entsprechende Anpassungen des Strafgesetzbuches (StGB) in Kraft, unter anderem Artikel 66a StGB zur obligatorischen Landesverweisung und Artikel 66a bis StGB zur nicht obligatorischen Landesverweisung.
Im konkreten Fall hatte ein schwedisch-serbischer Doppelbürger mit Aufenthaltsbewilligung B im November 2016 bei einer Auseinandersetzung einem Kontrahenten
eine Flasche an den Kopf geworfen und ihm damit eine 2 bis 3 Zentimeter lange Wunde
zugefügt. Zudem bedrohte er ihn mit dem Tod. Das Obergericht des Kantons Zürich verhängte gegen den Mann im Januar 2018 wegen qualifizierter einfacher Körperverletzung
sowie Drohung eine unbedingte Freiheitsstrafe von 8 Monaten und ordnete den Vollzug
von zwei Vorstrafen an. Es verwies ihn zudem gestützt auf Artikel 66a bis des StGB für
drei Jahre des Landes.
Das Bundesgericht weist die dagegen erhobene Beschwerde des Mannes ab. Als
schwedisch-serbischer Doppelbürger hat sich der Betroffene auf das FZA berufen. Er
macht im Wesentlichen geltend, dass bei der strafrechtlichen Landesverweisung ein
grundsätzlicher Konflikt zum FZA bestehe; für die Wegweisung von EU-Bürgern sei das
FZA massgebend und nicht das Landesrecht.
Das Anwesenheitsrecht in einem Vertragsstaat gemäss FZA steht unter dem doppelten
Vorbehalt eines rechtmässigen Aufenthalts und eines rechtskonformen Verhaltens der
betroffenen Person. Die Schweiz ist beim Erlass von Strafrecht auf ihrem Territorium
nicht an das FZA gebunden, sie muss jedoch die völkerrechtlich vereinbarten Bestimmungen des FZA beachten. Bei der Prüfung einer Landesverweisung hat das Strafgericht zunächst das vertraute Landesrecht anzuwenden. Ist das Ergebnis wie hier mit
dem FZA kompatibel, stellt sich die Frage des Vorrangs der landesrechtlichen Normen
oder des FZA nicht. Bezüglich der Landesverweisung im konkreten Fall hat das Obergericht unter anderem erwogen, dass sich diese aufgrund der erheblichen Gefahr weiterer
Straftaten aufdränge, insbesondere solcher gegen Leib und Leben. Die Rückfallgefahr
erscheine aufgrund der Anlasstat und der Tendenz zu zunehmender Gewaltanwendung
als so erheblich, dass eine Landesverweisung auch nach den Massstäben des Europäischen Gerichtshofs zulässig und am Platze sei.
Gemäss Rechtsprechung des Bundesgerichts kann für eine Massnahme zur Beendigung des Aufenthalts gemäss FZA ein geringes, aber tatsächlich vorhandenes Rückfallrisiko genügen, sofern dieses eine schwere Verletzung hoher Rechtsgüter wie zum
Beispiel die körperliche Unversehrtheit betrifft. Nicht erforderlich ist, dass weitere Straftaten mit Gewissheit zu erwarten sind. Allerdings würde das FZA einer Massnahme zur
Begrenzung der Freizügigkeit entgegenstehen, wenn diese lediglich unter Verweis auf
die öffentliche Ordnung oder allein aus generalpräventiven Gründen verfügt würde. Das
ist vorliegend nicht der Fall. Der Betroffene bringt vor, eine Beendigung des Aufenthalts
gemäss FZA setze eine tatsächliche und hinreichend schwere Gefährdung voraus,
welche ein Grundinteresse der Gesellschaft berühre. Mit Blick auf die Rechtsprechung
des Bundesgerichts sei die Wegweisung eines EU-Bürgers nur bei schwerwiegenden,
mehrfach verübten Delikten mit dem FZA vereinbar. Sein Fall könne damit nicht verglichen werden. Mit dieser Argumentation bezieht sich der Betroffene auf die Rechtsprechung im Bereich des Ausländerrechts, welche vor dem Inkrafttreten der Ausführungsgesetzgebung zur Ausschaffungsinitiative ergangen ist. Die von Volk und Ständen
angenommene Ausschaffungsinitiative und deren Umsetzung durch das Parlament führt
zu einer klaren Verschärfung der Praxis mittels der strafrechtlichen Landesverweisung.
Das Zürcher Obergericht hat bei seinem Entscheid den Willen des Gesetzgebers beachtet und auch das Verhältnismässigkeitsprinzip berücksichtigt.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 5 décembre 2018
Embargo : 5 décembre 2018, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 1er novembre 2018 (6B_235/2018)
Expulsion pénale d'un citoyen de l'Union européenne confirmée
Le Tribunal fédéral se prononce pour la première fois dans un arrêt sur l'expulsion
pénale en relation avec l'Accord sur la libre circulation des personnes (ALCP). Il
confirme l'expulsion, ordonnée par la Cour suprême du canton de Zurich, d'un
condamné citoyen de l'Union européenne. Il n'existe, dans le présent cas, pas de
conflit avec l'ALCP, de sorte que la question d'une éventuelle primauté du droit
national ou de l'ALCP ne s'est pas posée.
En 2010, le peuple et les cantons ont adopté l'initiative populaire fédérale « pour le
renvoi des étrangers criminels ». L'Assemblée fédérale a par la suite traduit cette modification constitutionnelle dans la législation. Le 1 er octobre 2016, les modifications correspondantes du Code pénal (CP) sont entrées en vigueur, notamment l'article 66a CP
sur l'expulsion obligatoire ainsi que l'article 66a bis CP sur l'expulsion non obligatoire.
Dans le cas d'espèce, un citoyen binational suédois et serbe au bénéfice d'une
autorisation de séjour B avait, lors d'une altercation en novembre 2016, lancé une
bouteille à la tête de son adversaire, causant à ce dernier une blessure longue de 2 à
3 centimètres. Il l'avait en outre menacé de mort. En janvier 2018, la Cour suprême du
canton de Zurich avait condamné cet individu, pour lésions corporelles simples
qualifiées ainsi que pour menaces, à une peine privative de liberté ferme de 8 mois et
ordonnait l'exécution de deux peines prononcées antérieurement. Elle avait en outre
ordonné son expulsion du territoire suisse, pour une durée de trois ans, sur la base de
l'article 66abis CP.
Le Tribunal fédéral rejette le recours formé par l'intéressé contre cette décision. En tant
que citoyen binational suédois et serbe, celui-ci s'est prévalu de l'ALCP. Il fait en
substance valoir que l'expulsion pénale entrerait fondamentalement en conflit avec
l'ALCP ; pour le renvoi des citoyens de l'Union européenne, l'ALCP serait déterminant et
non le droit national.
Le droit au séjour dans un état partie existe, selon l'ALCP, sous la double réserve d'un
séjour légal et du comportement conforme à la loi de la personne concernée. La Suisse
n'est pas liée par l'ALCP pour l'adoption du droit pénal sur son propre territoire, mais
doit cependant respecter les engagements découlant de l'ALCP. Dans l'examen d'une
expulsion pénale, le tribunal pénal doit tout d'abord appliquer le droit national. Si le
résultat est, comme en l'espèce, compatible avec l'ALCP, la question de la primauté des
normes légales nationales ou de l'ALCP ne se pose pas. Concernant l'expulsion dans le
présent cas, la Cour suprême du canton de Zurich a notamment considéré que cette
mesure s'imposait, compte tenu du danger important de commission de nouvelles
infractions, en particulier dirigées contre la vie et l'intégrité physique d'autrui. Le risque
de récidive apparaissait si important, vu les faits de la cause et la tendance croissante
de l'intéressé à recourir à la violence, qu'une expulsion était également permise selon
les critères de la Cour de justice de l'Union européenne.
Selon la jurisprudence du Tribunal fédéral, un risque de récidive faible mais effectif peut
suffire pour prononcer une mesure mettant fin au séjour selon l'ALCP, pour autant que
celui-ci concerne une atteinte grave à des biens juridiques importants, par exemple
l'intégrité corporelle. Il n'est pas nécessaire de s'attendre avec certitude à de nouvelles
infractions. Toutefois, l'ALCP ferait obstacle à une mesure limitant la libre circulation si
celle-ci devait être prononcée seulement en référence à l'ordre public ou pour des motifs
de prévention générale. Cela n'est pas le cas en l'espèce. L'intéressé soutient qu'une fin
du séjour selon l'ALCP suppose l'existence d'une menace réelle et d'une certaine
gravité affectant un intérêt fondamental de la société. Au regard de la jurisprudence du
Tribunal fédéral, le renvoi d'un citoyen de l'Union européenne ne serait compatible avec
l'ALCP qu'en présence de multiples infractions graves ; ce qui selon lui n'est pas le cas
dans cette affaire. Par cette argumentation, l'intéressé se réfère à la jurisprudence
rendue en matière de droit des étrangers, laquelle a été adoptée avant la mise en
oeuvre législative de l'initiative sur le renvoi des étrangers criminels. Cette initiative,
acceptée par le peuple et les cantons, ainsi que sa mise en oeuvre par le Parlement,
conduisent à un clair durcissement de la pratique au moyen de l'expulsion pénale. La
Cour suprême du canton de Zurich a, par sa décision, respecté la volonté du législateur
tout en observant le principe de proportionnalité.
| 2 |
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6B_235_2018_2018_12_05_T_{lang} | Lausanne, 5. Dezember 2018
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 1. November 2018 (6B_235/2018)
Strafrechtliche Landesverweisung gegen EU-Bürger bestätigt
Das Bundesgericht äussert sich in einem ersten Entscheid zur strafrechtlichen
Landesverweisung im Zusammenhang mit dem Freizügigkeitsabkommen (FZA). Es
bestätigt die vom Obergericht des Kantons Zürich gegen einen straffälligen EUBürger angeordnete Landesverweisung. Im konkreten Fall besteht kein Konflikt mit
dem FZA, weshalb sich die Frage nach einem allfälligen Vorrang von Landesrecht
oder FZA nicht gestellt hat.
2010 hatte die Schweizer Stimmbevölkerung die "Ausschaffungsinitiative" angenommen.
Das Bundesparlament setzte die Verfassungsänderung in der Folge auf Gesetzesstufe
um. Auf den 1. Oktober 2016 traten entsprechende Anpassungen des Strafgesetzbuches (StGB) in Kraft, unter anderem Artikel 66a StGB zur obligatorischen Landesverweisung und Artikel 66a bis StGB zur nicht obligatorischen Landesverweisung.
Im konkreten Fall hatte ein schwedisch-serbischer Doppelbürger mit Aufenthaltsbewilligung B im November 2016 bei einer Auseinandersetzung einem Kontrahenten
eine Flasche an den Kopf geworfen und ihm damit eine 2 bis 3 Zentimeter lange Wunde
zugefügt. Zudem bedrohte er ihn mit dem Tod. Das Obergericht des Kantons Zürich verhängte gegen den Mann im Januar 2018 wegen qualifizierter einfacher Körperverletzung
sowie Drohung eine unbedingte Freiheitsstrafe von 8 Monaten und ordnete den Vollzug
von zwei Vorstrafen an. Es verwies ihn zudem gestützt auf Artikel 66a bis des StGB für
drei Jahre des Landes.
Das Bundesgericht weist die dagegen erhobene Beschwerde des Mannes ab. Als
schwedisch-serbischer Doppelbürger hat sich der Betroffene auf das FZA berufen. Er
macht im Wesentlichen geltend, dass bei der strafrechtlichen Landesverweisung ein
grundsätzlicher Konflikt zum FZA bestehe; für die Wegweisung von EU-Bürgern sei das
FZA massgebend und nicht das Landesrecht.
Das Anwesenheitsrecht in einem Vertragsstaat gemäss FZA steht unter dem doppelten
Vorbehalt eines rechtmässigen Aufenthalts und eines rechtskonformen Verhaltens der
betroffenen Person. Die Schweiz ist beim Erlass von Strafrecht auf ihrem Territorium
nicht an das FZA gebunden, sie muss jedoch die völkerrechtlich vereinbarten Bestimmungen des FZA beachten. Bei der Prüfung einer Landesverweisung hat das Strafgericht zunächst das vertraute Landesrecht anzuwenden. Ist das Ergebnis wie hier mit
dem FZA kompatibel, stellt sich die Frage des Vorrangs der landesrechtlichen Normen
oder des FZA nicht. Bezüglich der Landesverweisung im konkreten Fall hat das Obergericht unter anderem erwogen, dass sich diese aufgrund der erheblichen Gefahr weiterer
Straftaten aufdränge, insbesondere solcher gegen Leib und Leben. Die Rückfallgefahr
erscheine aufgrund der Anlasstat und der Tendenz zu zunehmender Gewaltanwendung
als so erheblich, dass eine Landesverweisung auch nach den Massstäben des Europäischen Gerichtshofs zulässig und am Platze sei.
Gemäss Rechtsprechung des Bundesgerichts kann für eine Massnahme zur Beendigung des Aufenthalts gemäss FZA ein geringes, aber tatsächlich vorhandenes Rückfallrisiko genügen, sofern dieses eine schwere Verletzung hoher Rechtsgüter wie zum
Beispiel die körperliche Unversehrtheit betrifft. Nicht erforderlich ist, dass weitere Straftaten mit Gewissheit zu erwarten sind. Allerdings würde das FZA einer Massnahme zur
Begrenzung der Freizügigkeit entgegenstehen, wenn diese lediglich unter Verweis auf
die öffentliche Ordnung oder allein aus generalpräventiven Gründen verfügt würde. Das
ist vorliegend nicht der Fall. Der Betroffene bringt vor, eine Beendigung des Aufenthalts
gemäss FZA setze eine tatsächliche und hinreichend schwere Gefährdung voraus,
welche ein Grundinteresse der Gesellschaft berühre. Mit Blick auf die Rechtsprechung
des Bundesgerichts sei die Wegweisung eines EU-Bürgers nur bei schwerwiegenden,
mehrfach verübten Delikten mit dem FZA vereinbar. Sein Fall könne damit nicht verglichen werden. Mit dieser Argumentation bezieht sich der Betroffene auf die Rechtsprechung im Bereich des Ausländerrechts, welche vor dem Inkrafttreten der Ausführungsgesetzgebung zur Ausschaffungsinitiative ergangen ist. Die von Volk und Ständen
angenommene Ausschaffungsinitiative und deren Umsetzung durch das Parlament führt
zu einer klaren Verschärfung der Praxis mittels der strafrechtlichen Landesverweisung.
Das Zürcher Obergericht hat bei seinem Entscheid den Willen des Gesetzgebers beachtet und auch das Verhältnismässigkeitsprinzip berücksichtigt.
| Lausanne, le 5 décembre 2018
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 1er novembre 2018 (6B_235/2018)
Expulsion pénale d'un citoyen de l'Union européenne confirmée
Le Tribunal fédéral se prononce pour la première fois dans un arrêt sur l'expulsion
pénale en relation avec l'Accord sur la libre circulation des personnes (ALCP). Il
confirme l'expulsion, ordonnée par la Cour suprême du canton de Zurich, d'un
condamné citoyen de l'Union européenne. Il n'existe, dans le présent cas, pas de
conflit avec l'ALCP, de sorte que la question d'une éventuelle primauté du droit
national ou de l'ALCP ne s'est pas posée.
En 2010, le peuple et les cantons ont adopté l'initiative populaire fédérale « pour le
renvoi des étrangers criminels ». L'Assemblée fédérale a par la suite traduit cette modification constitutionnelle dans la législation. Le 1 er octobre 2016, les modifications correspondantes du Code pénal (CP) sont entrées en vigueur, notamment l'article 66a CP
sur l'expulsion obligatoire ainsi que l'article 66a bis CP sur l'expulsion non obligatoire.
Dans le cas d'espèce, un citoyen binational suédois et serbe au bénéfice d'une
autorisation de séjour B avait, lors d'une altercation en novembre 2016, lancé une
bouteille à la tête de son adversaire, causant à ce dernier une blessure longue de 2 à
3 centimètres. Il l'avait en outre menacé de mort. En janvier 2018, la Cour suprême du
canton de Zurich avait condamné cet individu, pour lésions corporelles simples
qualifiées ainsi que pour menaces, à une peine privative de liberté ferme de 8 mois et
ordonnait l'exécution de deux peines prononcées antérieurement. Elle avait en outre
ordonné son expulsion du territoire suisse, pour une durée de trois ans, sur la base de
l'article 66abis CP.
Le Tribunal fédéral rejette le recours formé par l'intéressé contre cette décision. En tant
que citoyen binational suédois et serbe, celui-ci s'est prévalu de l'ALCP. Il fait en
substance valoir que l'expulsion pénale entrerait fondamentalement en conflit avec
l'ALCP ; pour le renvoi des citoyens de l'Union européenne, l'ALCP serait déterminant et
non le droit national.
Le droit au séjour dans un état partie existe, selon l'ALCP, sous la double réserve d'un
séjour légal et du comportement conforme à la loi de la personne concernée. La Suisse
n'est pas liée par l'ALCP pour l'adoption du droit pénal sur son propre territoire, mais
doit cependant respecter les engagements découlant de l'ALCP. Dans l'examen d'une
expulsion pénale, le tribunal pénal doit tout d'abord appliquer le droit national. Si le
résultat est, comme en l'espèce, compatible avec l'ALCP, la question de la primauté des
normes légales nationales ou de l'ALCP ne se pose pas. Concernant l'expulsion dans le
présent cas, la Cour suprême du canton de Zurich a notamment considéré que cette
mesure s'imposait, compte tenu du danger important de commission de nouvelles
infractions, en particulier dirigées contre la vie et l'intégrité physique d'autrui. Le risque
de récidive apparaissait si important, vu les faits de la cause et la tendance croissante
de l'intéressé à recourir à la violence, qu'une expulsion était également permise selon
les critères de la Cour de justice de l'Union européenne.
Selon la jurisprudence du Tribunal fédéral, un risque de récidive faible mais effectif peut
suffire pour prononcer une mesure mettant fin au séjour selon l'ALCP, pour autant que
celui-ci concerne une atteinte grave à des biens juridiques importants, par exemple
l'intégrité corporelle. Il n'est pas nécessaire de s'attendre avec certitude à de nouvelles
infractions. Toutefois, l'ALCP ferait obstacle à une mesure limitant la libre circulation si
celle-ci devait être prononcée seulement en référence à l'ordre public ou pour des motifs
de prévention générale. Cela n'est pas le cas en l'espèce. L'intéressé soutient qu'une fin
du séjour selon l'ALCP suppose l'existence d'une menace réelle et d'une certaine
gravité affectant un intérêt fondamental de la société. Au regard de la jurisprudence du
Tribunal fédéral, le renvoi d'un citoyen de l'Union européenne ne serait compatible avec
l'ALCP qu'en présence de multiples infractions graves ; ce qui selon lui n'est pas le cas
dans cette affaire. Par cette argumentation, l'intéressé se réfère à la jurisprudence
rendue en matière de droit des étrangers, laquelle a été adoptée avant la mise en
oeuvre législative de l'initiative sur le renvoi des étrangers criminels. Cette initiative,
acceptée par le peuple et les cantons, ainsi que sa mise en oeuvre par le Parlement,
conduisent à un clair durcissement de la pratique au moyen de l'expulsion pénale. La
Cour suprême du canton de Zurich a, par sa décision, respecté la volonté du législateur
tout en observant le principe de proportionnalité.
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6B_237_2019_2019_06_05_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 5. Juni 2019
Embargo: 5. Juni 2019, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 21. Mai 2019 (6B_237/2019)
Mordfälle Rupperswil: Keine ambulante Therapie für Täter
Gegen den Täter des Vierfachmordes von Rupperswil/AG kann die von ihm beantragte vollzugsbegleitende ambulante therapeutische Massnahme nicht angeordnet
werden, weil mit der unangefochten gebliebenen Verwahrung von seiner langfristigen Untherapierbarkeit auszugehen ist. Das Bundesgericht weist seine Beschwerde
gegen den Entscheid des Aargauer Obergerichts ab.
Der Mann hatte 2015 in Rupperswil im Kanton Aargau vier Personen getötet und in
diesem Zusammenhang andere schwere Straftaten begangen. Das Bezirksgericht
Lenzburg sprach ihn 2018 des mehrfachen Mordes sowie weiterer Delikte schuldig und
verurteilte ihn zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe. Gleichzeitig ordnete es die
ordentliche Verwahrung sowie eine vollzugsbegleitende ambulante therapeutische
Massnahme zur Behandlung der psychischen Störungen des Betroffenen an. In teilweiser Gutheissung der Anschlussberufung der Staatsanwaltschaft hob das Obergericht
des Kantons Aargau die vollzugsbegleitende ambulante Massnahme auf.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Mannes ab, mit der er einzig den Verzicht
auf die vollzugsbegleitende ambulante therapeutische Massnahme rügte. Die Anordnung einer therapeutischen Massnahme erfordert eine hinreichende Wahrscheinlichkeit,
dass innerhalb von fünf Jahren eine wesentliche Verbesserung des für die Delikte
relevanten schweren psychischen Störungsbildes bewirkt werden kann. Gegen den
Betroffenen wurde eine lebenslange Freiheitsstrafe kombiniert mit einer ordentlichen
Verwahrung ausgesprochen. Die Anordnung einer Verwahrung setzt die Unbehandelbarkeit beziehungsweise eine langfristige Nichttherapierbarkeit des psychisch gestörten
Täters voraus. Die Verwahrung bildet nicht Gegenstand des vorliegenden Verfahrens.
Die für die Verwahrung vorausgesetzte Unbehandelbarkeit und die Aussichtslosigkeit
einer therapeutischen Massnahme stehen somit fest, weshalb die Eingangsbedingungen
für eine vollzugsbegleitende ambulante therapeutische Massnahme nicht erfüllt sind. Mit
deren Verweigerung ist das Obergericht im Übrigen auch nicht von den Gutachten der
beiden Sachverständigen abgewichen. Diese haben vor Obergericht bestätigt, dass
innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre keine deutliche Verbesserung der Rückfallgefahr zu erreichen sei. Dass von der Anordnung einer therapeutischen Massnahme
abgesehen wird, bedeutet nicht, dass der Betroffene nicht die nötige Unterstützung
erhalten könnte. Die Vorinstanz hat auf die im Rahmen des Strafvollzugs angebotenen
Möglichkeiten verwiesen, namentlich auf die freiwillige psychiatrische Versorgung. Es
wird zudem von Gesetzes wegen regelmässig zu prüfen sein, ob die Voraussetzungen
für einen Übertritt in eine stationäre therapeutische Behandlung erfüllt sind.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 5 juin 2019
Embargo : 5 juin 2019, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 21 mai 2019 (6B_237/2019)
Assassinats de Rupperswil : pas de thérapie ambulatoire pour
l'auteur
La mesure thérapeutique ambulatoire requise par l'auteur des quatre assassinats de
Rupperswil/AG ne peut pas être ordonnée car son internement, qui n'a fait l'objet
d'aucun recours, suppose sa non-amendabilité à long terme. Le Tribunal fédéral
rejette son recours contre la décision de la Cour suprême argovienne.
En 2015, l'homme avait tué quatre personnes à Rupperswil, dans le canton d'Argovie, et
avait commis d'autres infractions graves dans ce contexte. En 2018, le Tribunal de
district de Lenzburg l'a reconnu coupable de multiples assassinats ainsi que d'autres
infractions et l'a condamné à une peine privative de liberté à vie. Il a également ordonné
un internement ordinaire ainsi qu'une mesure thérapeutique ambulatoire pour le
traitement des troubles psychiques de l'intéressé. La Cour suprême du canton d'Argovie
a partiellement admis l'appel du Ministère public et levé la mesure ambulatoire.
Le Tribunal fédéral rejette le recours de l'homme, qui portait uniquement sur le refus
d'une mesure thérapeutique ambulatoire. Le prononcé d'une mesure thérapeutique
exige qu'il soit suffisamment vraisemblable qu'elle entraîne, dans un délai de cinq ans,
une amélioration concrète des graves troubles psychiques liés à la commission des
infractions. Dans le cas de l'intéressé, une peine privative de liberté à vie combinée
avec un internement ordinaire ont été ordonnés. Le prononcé d'un internement suppose
que l'auteur soit non-amendable, plus particulièrement que ses troubles psychiques ne
soient pas accessibles aux soins sur le long terme. L'internement n'est pas l'objet de la
présente procédure. La non-amendabilité exigée pour l'internement et l'absence de
perspective d'amélioration résultant d'une mesure thérapeutique établissent ainsi que
les conditions d'une mesure thérapeutique ambulatoire ne sont pas remplies. Au
demeurant, la Cour suprême ne s'est pas non plus écartée des rapports des deux
experts en prononçant ce refus. Ceux-ci ont confirmé devant la Cour suprême
qu'aucune amélioration sensible de la dangerosité ne pourrait être atteinte dans un délai
de cinq à dix ans. Le fait qu'aucune mesure thérapeutique n'ait été ordonnée ne signifie
pas que l'intéressé ne pourrait pas obtenir le soutien nécessaire. L'autorité précédente a
renvoyé aux possibilités proposées dans le cadre de l'exécution de la peine, notamment
aux soins psychiatriques volontaires. Il doit en outre être examiné régulièrement,
conformément à la loi, si les conditions d'un passage à un traitement thérapeutique
institutionnel sont remplies.
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6B_237_2019_2019_06_05_T_{lang} | Lausanne, 5. Juni 2019
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 21. Mai 2019 (6B_237/2019)
Mordfälle Rupperswil: Keine ambulante Therapie für Täter
Gegen den Täter des Vierfachmordes von Rupperswil/AG kann die von ihm beantragte vollzugsbegleitende ambulante therapeutische Massnahme nicht angeordnet
werden, weil mit der unangefochten gebliebenen Verwahrung von seiner langfristigen Untherapierbarkeit auszugehen ist. Das Bundesgericht weist seine Beschwerde
gegen den Entscheid des Aargauer Obergerichts ab.
Der Mann hatte 2015 in Rupperswil im Kanton Aargau vier Personen getötet und in
diesem Zusammenhang andere schwere Straftaten begangen. Das Bezirksgericht
Lenzburg sprach ihn 2018 des mehrfachen Mordes sowie weiterer Delikte schuldig und
verurteilte ihn zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe. Gleichzeitig ordnete es die
ordentliche Verwahrung sowie eine vollzugsbegleitende ambulante therapeutische
Massnahme zur Behandlung der psychischen Störungen des Betroffenen an. In teilweiser Gutheissung der Anschlussberufung der Staatsanwaltschaft hob das Obergericht
des Kantons Aargau die vollzugsbegleitende ambulante Massnahme auf.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Mannes ab, mit der er einzig den Verzicht
auf die vollzugsbegleitende ambulante therapeutische Massnahme rügte. Die Anordnung einer therapeutischen Massnahme erfordert eine hinreichende Wahrscheinlichkeit,
dass innerhalb von fünf Jahren eine wesentliche Verbesserung des für die Delikte
relevanten schweren psychischen Störungsbildes bewirkt werden kann. Gegen den
Betroffenen wurde eine lebenslange Freiheitsstrafe kombiniert mit einer ordentlichen
Verwahrung ausgesprochen. Die Anordnung einer Verwahrung setzt die Unbehandelbarkeit beziehungsweise eine langfristige Nichttherapierbarkeit des psychisch gestörten
Täters voraus. Die Verwahrung bildet nicht Gegenstand des vorliegenden Verfahrens.
Die für die Verwahrung vorausgesetzte Unbehandelbarkeit und die Aussichtslosigkeit
einer therapeutischen Massnahme stehen somit fest, weshalb die Eingangsbedingungen
für eine vollzugsbegleitende ambulante therapeutische Massnahme nicht erfüllt sind. Mit
deren Verweigerung ist das Obergericht im Übrigen auch nicht von den Gutachten der
beiden Sachverständigen abgewichen. Diese haben vor Obergericht bestätigt, dass
innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre keine deutliche Verbesserung der Rückfallgefahr zu erreichen sei. Dass von der Anordnung einer therapeutischen Massnahme
abgesehen wird, bedeutet nicht, dass der Betroffene nicht die nötige Unterstützung
erhalten könnte. Die Vorinstanz hat auf die im Rahmen des Strafvollzugs angebotenen
Möglichkeiten verwiesen, namentlich auf die freiwillige psychiatrische Versorgung. Es
wird zudem von Gesetzes wegen regelmässig zu prüfen sein, ob die Voraussetzungen
für einen Übertritt in eine stationäre therapeutische Behandlung erfüllt sind.
| Lausanne, le 5 juin 2019
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 21 mai 2019 (6B_237/2019)
Assassinats de Rupperswil : pas de thérapie ambulatoire pour
l'auteur
La mesure thérapeutique ambulatoire requise par l'auteur des quatre assassinats de
Rupperswil/AG ne peut pas être ordonnée car son internement, qui n'a fait l'objet
d'aucun recours, suppose sa non-amendabilité à long terme. Le Tribunal fédéral
rejette son recours contre la décision de la Cour suprême argovienne.
En 2015, l'homme avait tué quatre personnes à Rupperswil, dans le canton d'Argovie, et
avait commis d'autres infractions graves dans ce contexte. En 2018, le Tribunal de
district de Lenzburg l'a reconnu coupable de multiples assassinats ainsi que d'autres
infractions et l'a condamné à une peine privative de liberté à vie. Il a également ordonné
un internement ordinaire ainsi qu'une mesure thérapeutique ambulatoire pour le
traitement des troubles psychiques de l'intéressé. La Cour suprême du canton d'Argovie
a partiellement admis l'appel du Ministère public et levé la mesure ambulatoire.
Le Tribunal fédéral rejette le recours de l'homme, qui portait uniquement sur le refus
d'une mesure thérapeutique ambulatoire. Le prononcé d'une mesure thérapeutique
exige qu'il soit suffisamment vraisemblable qu'elle entraîne, dans un délai de cinq ans,
une amélioration concrète des graves troubles psychiques liés à la commission des
infractions. Dans le cas de l'intéressé, une peine privative de liberté à vie combinée
avec un internement ordinaire ont été ordonnés. Le prononcé d'un internement suppose
que l'auteur soit non-amendable, plus particulièrement que ses troubles psychiques ne
soient pas accessibles aux soins sur le long terme. L'internement n'est pas l'objet de la
présente procédure. La non-amendabilité exigée pour l'internement et l'absence de
perspective d'amélioration résultant d'une mesure thérapeutique établissent ainsi que
les conditions d'une mesure thérapeutique ambulatoire ne sont pas remplies. Au
demeurant, la Cour suprême ne s'est pas non plus écartée des rapports des deux
experts en prononçant ce refus. Ceux-ci ont confirmé devant la Cour suprême
qu'aucune amélioration sensible de la dangerosité ne pourrait être atteinte dans un délai
de cinq à dix ans. Le fait qu'aucune mesure thérapeutique n'ait été ordonnée ne signifie
pas que l'intéressé ne pourrait pas obtenir le soutien nécessaire. L'autorité précédente a
renvoyé aux possibilités proposées dans le cadre de l'exécution de la peine, notamment
aux soins psychiatriques volontaires. Il doit en outre être examiné régulièrement,
conformément à la loi, si les conditions d'un passage à un traitement thérapeutique
institutionnel sont remplies.
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6B_24_2017_2017_11_28_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 28. November 2017
Embargo: 28. November 2017, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 13. November 2017 (6B_24/2017)
Präzisierung der Rechtsprechung zum "Rasertatbestand"
Das Bundesgericht präzisiert seine Rechtsprechung zum "Rasertatbestand". Wird
die signalisierte Höchstgeschwindigkeit um das in Artikel 90 Absatz 4 des Strassenverkehrsgesetzes festgelegte Mass überschritten, ist zwar grundsätzlich davon
auszugehen, dass der Fahrzeuglenker das hohe Risiko eines Unfalls mit Schwerverletzten oder Todesopfern geschaffen hat und den Rasertatbestand erfüllt. Diese
Vermutung kann beim Vorliegen ausserordentlicher Umstände jedoch widerlegt
werden.
2013 wurden im Strassenverkehrsgesetz (SVG) Regelungen zu Raser-Delikten
eingeführt. So wird mit Freiheitsstrafe von einem bis zu vier Jahren bestraft, wer durch
eine vorsätzliche Verletzung elementarer Verkehrsregeln das hohe Risiko eines Unfalls
mit Schwerverletzten oder Todesopfern eingeht (Artikel 90 Absatz 3 SVG). Dies ist unter
anderem der Fall, wenn die zulässige Höchstgeschwindigkeit um einen der in Artikel 90
Absatz 4 SVG festgelegten Richtwerte überschritten wird (mindestens 40 km/h bei
Höchstgeschwindigkeit 30 km/h, 50 km/h bei Höchstgeschwindigkeit 50 km/h, 60 km/h
bei Höchstgeschwindigkeit 80 km/h, 80 km/h bei Höchstgeschwindigkeit über 80 km/h).
Im konkreten Fall hatte ein Motorradlenker die signalisierte Höchstgeschwindigkeit von
50 km/h um 58 km/h überschritten. Er wurde dafür gemäss Artikel 90 Absätze 3 und 4
SVG mit einer bedingten Freiheitsstrafe von einem Jahr bestraft.
In seiner Beschwerde ans Bundesgericht argumentierte der Betroffene im Wesentlichen,
kein hohes Risiko für einen Unfall mit Schwerverletzten oder Todesopfern geschaffen zu
haben. Das Bundesgericht weist seine Beschwerde ab, präzisiert aber seine Praxis. Wer
das Tempolimit um einen der in Artikel 90 SVG Absatz 4 festgelegten Richtwerte
überschreitet, begeht in jedem Fall eine Verletzung elementarer Verkehrsregeln gemäss
Artikel 90 Absatz 3 SVG. Eine entsprechende Tempoüberschreitung genügt grundsätzlich auch, um im Sinne der fraglichen Bestimmung ein hohes Risiko für einen Unfall
mit Schwerverletzten oder Todesopfern zu schaffen. Dabei handelt es sich jedoch um
eine Vermutung, die beim Vorliegen ausserordentlicher Umstände widerlegt werden
kann. Insbesondere wenn die Beschränkung der Geschwindigkeit zu einem anderen
Zweck als der Verkehrssicherheit angeordnet wurde – etwa bloss vorübergehend aus
ökologischen Gründen – ist es möglich, dass der Tempoexzess nicht zu einer qualifizierten Gefahr im Sinne von Artikel 90 Absatz 3 SVG geführt hat. Vorliegend bestehen
keine solchen ausserordentlichen Umstände. In seinem Entscheid verweist das
Bundesgericht unter anderem auf ein Grundsatzurteil von 2016 (BGE 142 IV 137,
Medienmitteilung des Bundesgerichts vom 22. Juni 2016). Gemäss diesem Urteil muss
der Richter über einen beschränkten Beurteilungsspielraum verfügen, um beim Vorliegen ausserordentlicher Umstände ein vorsätzliches Handeln des Täters und damit ein
Raserdelikt zu verneinen. Zu beachten ist weiter, dass bei der Prüfung einer groben
Verkehrsregelverletzung (Artikel 90 Absatz 2 SVG) infolge Überschreitung der vom
Bundesgericht festgelegten Tempo-Richtwerte ausserordentliche Umstände ebenfalls zu
berücksichtigen sind. Hinzu kommt, dass Raserdelikte auch möglich sind, wenn die
Richtwerte von Artikel 90 Absatz 4 nicht überschritten wurden. Es macht deshalb Sinn,
wenn umgekehrt beim Vorliegen ausserordentlicher Umstände trotz Erreichen der Richtwerte ein Raserdelikt verneint werden kann.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 28 novembre 2017
Embargo : 28 novembre 2017, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 13 novembre 2017 (6B_24/2017)
Précision de la jurisprudence en lien avec le « comportement de
chauffard »
Le Tribunal fédéral précise sa jurisprudence en lien avec le « comportement de
chauffard ». Lorsque l'excès de vitesse atteint un des seuils de l'article 90 alinéa 4 de
la loi sur la circulation routière il faut partir du principe que le conducteur a créé un
grand risque d'accident pouvant entraîner des blessures graves ou la mort et ainsi
réalisé le comportement de chauffard. Cette présomption peut toutefois être renversée en cas de circonstances exceptionnelles.
Les dispositions sur le délit de chauffard ont été introduites dans la loi sur la circulation
routière (LCR) en 2013. Ainsi, est puni d'une peine privative de liberté d'un à quatre ans,
celui qui, par une violation intentionnelle des règles fondamentales de la circulation, accepte de courir un grand risque d'accident pouvant entraîner de graves blessures ou la
mort (article 90 alinéa 3 LCR). C'est notamment le cas lorsque l'un des seuils de dépassement de vitesse de l'article 90 alinéa 4 LCR a été dépassé (au moins 40 km/h, là où la
limite était fixée à 30 km/h ; 50 km/h, là où la limite était fixée à 50 km/h ; 60 km/h, là où
la limite était fixée à 80 km/h ; 80 km/h, là où la limite était fixée à plus de 80 km/h).
Dans le cas concret, le conducteur de la moto avait dépassé la limitation de vitesse
fixée à 50 km/h de 58 km/h. Il a été condamné pour ce comportement à une peine
privative de liberté d'un an avec sursis en vertu de l'article 90 alinéa 3 et 4 LCR.
Dans son recours auprès du Tribunal fédéral, le recourant a soutenu en substance, qu'il
n'avait pas créé de grand risque d'accident pouvant entraîner des blessures graves ou
la mort. Le Tribunal fédéral rejette son recours et précise sa jurisprudence. Celui qui
dépasse les seuils de dépassement de vitesse fixés à l'article 90 alinéa 4 LCR commet
dans tous les cas une violation d'une règle fondamentale de la circulation routière. En
principe, un tel dépassement de vitesse suffit aussi pour créer un grand risque d'accident pouvant entraîner des blessures graves ou la mort au sens de la disposition légale.
Il s'agit toutefois d'une présomption qui peut être renversée en cas de circonstances
exceptionnelles. En particulier, lorsque la limitation de vitesse n'avait pas pour objet la
sécurité routière – mais temporairement des motifs écologiques – l'excès de vitesse
peut ne pas constituer un danger qualifié au sens de l'article 90 alinéa 3 LCR. Le cas
d'espèce ne présente pas de circonstances exceptionnelles. Dans sa décision, le
Tribunal fédéral se réfère notamment à un arrêt de principe de 2016 (ATF 142 IV 137,
communiqué de presse du 22 juin 2016). D'après cet arrêt, le juge doit conserver une
marge de manoeuvre restreinte, pour dénier l'intention de l'auteur et ainsi la réalisation
du délit de chauffard, en cas de circonstances exceptionnelles. Il y a lieu de rendre
attentif au fait que, lors de l'examen de violations graves des règles de la circulation
routière (article 90 alinéa 2 LCR) en raison d'un seuil de dépassement de vitesse tel que
fixé par le Tribunal fédéral, les circonstances exceptionnelles entrent également en
considération. Il est précisé que la réalisation du délit de chauffard est possible quand
bien même les seuils de dépassement de l'article 90 alinéa 4 LCR ne sont pas atteints.
Ainsi, il fait sens qu'à l'inverse, des circonstances exceptionnelles permettent de
considérer que le « délit de chauffard » n'est pas réalisé alors même que l'une des
valeurs indicatives a été atteinte.
| 2 |
|
6B_24_2017_2017_11_28_T_{lang} | Lausanne, 28. November 2017
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 13. November 2017 (6B_24/2017)
Präzisierung der Rechtsprechung zum "Rasertatbestand"
Das Bundesgericht präzisiert seine Rechtsprechung zum "Rasertatbestand". Wird
die signalisierte Höchstgeschwindigkeit um das in Artikel 90 Absatz 4 des Strassenverkehrsgesetzes festgelegte Mass überschritten, ist zwar grundsätzlich davon
auszugehen, dass der Fahrzeuglenker das hohe Risiko eines Unfalls mit Schwerverletzten oder Todesopfern geschaffen hat und den Rasertatbestand erfüllt. Diese
Vermutung kann beim Vorliegen ausserordentlicher Umstände jedoch widerlegt
werden.
2013 wurden im Strassenverkehrsgesetz (SVG) Regelungen zu Raser-Delikten
eingeführt. So wird mit Freiheitsstrafe von einem bis zu vier Jahren bestraft, wer durch
eine vorsätzliche Verletzung elementarer Verkehrsregeln das hohe Risiko eines Unfalls
mit Schwerverletzten oder Todesopfern eingeht (Artikel 90 Absatz 3 SVG). Dies ist unter
anderem der Fall, wenn die zulässige Höchstgeschwindigkeit um einen der in Artikel 90
Absatz 4 SVG festgelegten Richtwerte überschritten wird (mindestens 40 km/h bei
Höchstgeschwindigkeit 30 km/h, 50 km/h bei Höchstgeschwindigkeit 50 km/h, 60 km/h
bei Höchstgeschwindigkeit 80 km/h, 80 km/h bei Höchstgeschwindigkeit über 80 km/h).
Im konkreten Fall hatte ein Motorradlenker die signalisierte Höchstgeschwindigkeit von
50 km/h um 58 km/h überschritten. Er wurde dafür gemäss Artikel 90 Absätze 3 und 4
SVG mit einer bedingten Freiheitsstrafe von einem Jahr bestraft.
In seiner Beschwerde ans Bundesgericht argumentierte der Betroffene im Wesentlichen,
kein hohes Risiko für einen Unfall mit Schwerverletzten oder Todesopfern geschaffen zu
haben. Das Bundesgericht weist seine Beschwerde ab, präzisiert aber seine Praxis. Wer
das Tempolimit um einen der in Artikel 90 SVG Absatz 4 festgelegten Richtwerte
überschreitet, begeht in jedem Fall eine Verletzung elementarer Verkehrsregeln gemäss
Artikel 90 Absatz 3 SVG. Eine entsprechende Tempoüberschreitung genügt grundsätzlich auch, um im Sinne der fraglichen Bestimmung ein hohes Risiko für einen Unfall
mit Schwerverletzten oder Todesopfern zu schaffen. Dabei handelt es sich jedoch um
eine Vermutung, die beim Vorliegen ausserordentlicher Umstände widerlegt werden
kann. Insbesondere wenn die Beschränkung der Geschwindigkeit zu einem anderen
Zweck als der Verkehrssicherheit angeordnet wurde – etwa bloss vorübergehend aus
ökologischen Gründen – ist es möglich, dass der Tempoexzess nicht zu einer qualifizierten Gefahr im Sinne von Artikel 90 Absatz 3 SVG geführt hat. Vorliegend bestehen
keine solchen ausserordentlichen Umstände. In seinem Entscheid verweist das
Bundesgericht unter anderem auf ein Grundsatzurteil von 2016 (BGE 142 IV 137,
Medienmitteilung des Bundesgerichts vom 22. Juni 2016). Gemäss diesem Urteil muss
der Richter über einen beschränkten Beurteilungsspielraum verfügen, um beim Vorliegen ausserordentlicher Umstände ein vorsätzliches Handeln des Täters und damit ein
Raserdelikt zu verneinen. Zu beachten ist weiter, dass bei der Prüfung einer groben
Verkehrsregelverletzung (Artikel 90 Absatz 2 SVG) infolge Überschreitung der vom
Bundesgericht festgelegten Tempo-Richtwerte ausserordentliche Umstände ebenfalls zu
berücksichtigen sind. Hinzu kommt, dass Raserdelikte auch möglich sind, wenn die
Richtwerte von Artikel 90 Absatz 4 nicht überschritten wurden. Es macht deshalb Sinn,
wenn umgekehrt beim Vorliegen ausserordentlicher Umstände trotz Erreichen der Richtwerte ein Raserdelikt verneint werden kann.
| Lausanne, le 28 novembre 2017
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 13 novembre 2017 (6B_24/2017)
Précision de la jurisprudence en lien avec le « comportement de
chauffard »
Le Tribunal fédéral précise sa jurisprudence en lien avec le « comportement de
chauffard ». Lorsque l'excès de vitesse atteint un des seuils de l'article 90 alinéa 4 de
la loi sur la circulation routière il faut partir du principe que le conducteur a créé un
grand risque d'accident pouvant entraîner des blessures graves ou la mort et ainsi
réalisé le comportement de chauffard. Cette présomption peut toutefois être renversée en cas de circonstances exceptionnelles.
Les dispositions sur le délit de chauffard ont été introduites dans la loi sur la circulation
routière (LCR) en 2013. Ainsi, est puni d'une peine privative de liberté d'un à quatre ans,
celui qui, par une violation intentionnelle des règles fondamentales de la circulation, accepte de courir un grand risque d'accident pouvant entraîner de graves blessures ou la
mort (article 90 alinéa 3 LCR). C'est notamment le cas lorsque l'un des seuils de dépassement de vitesse de l'article 90 alinéa 4 LCR a été dépassé (au moins 40 km/h, là où la
limite était fixée à 30 km/h ; 50 km/h, là où la limite était fixée à 50 km/h ; 60 km/h, là où
la limite était fixée à 80 km/h ; 80 km/h, là où la limite était fixée à plus de 80 km/h).
Dans le cas concret, le conducteur de la moto avait dépassé la limitation de vitesse
fixée à 50 km/h de 58 km/h. Il a été condamné pour ce comportement à une peine
privative de liberté d'un an avec sursis en vertu de l'article 90 alinéa 3 et 4 LCR.
Dans son recours auprès du Tribunal fédéral, le recourant a soutenu en substance, qu'il
n'avait pas créé de grand risque d'accident pouvant entraîner des blessures graves ou
la mort. Le Tribunal fédéral rejette son recours et précise sa jurisprudence. Celui qui
dépasse les seuils de dépassement de vitesse fixés à l'article 90 alinéa 4 LCR commet
dans tous les cas une violation d'une règle fondamentale de la circulation routière. En
principe, un tel dépassement de vitesse suffit aussi pour créer un grand risque d'accident pouvant entraîner des blessures graves ou la mort au sens de la disposition légale.
Il s'agit toutefois d'une présomption qui peut être renversée en cas de circonstances
exceptionnelles. En particulier, lorsque la limitation de vitesse n'avait pas pour objet la
sécurité routière – mais temporairement des motifs écologiques – l'excès de vitesse
peut ne pas constituer un danger qualifié au sens de l'article 90 alinéa 3 LCR. Le cas
d'espèce ne présente pas de circonstances exceptionnelles. Dans sa décision, le
Tribunal fédéral se réfère notamment à un arrêt de principe de 2016 (ATF 142 IV 137,
communiqué de presse du 22 juin 2016). D'après cet arrêt, le juge doit conserver une
marge de manoeuvre restreinte, pour dénier l'intention de l'auteur et ainsi la réalisation
du délit de chauffard, en cas de circonstances exceptionnelles. Il y a lieu de rendre
attentif au fait que, lors de l'examen de violations graves des règles de la circulation
routière (article 90 alinéa 2 LCR) en raison d'un seuil de dépassement de vitesse tel que
fixé par le Tribunal fédéral, les circonstances exceptionnelles entrent également en
considération. Il est précisé que la réalisation du délit de chauffard est possible quand
bien même les seuils de dépassement de l'article 90 alinéa 4 LCR ne sont pas atteints.
Ainsi, il fait sens qu'à l'inverse, des circonstances exceptionnelles permettent de
considérer que le « délit de chauffard » n'est pas réalisé alors même que l'une des
valeurs indicatives a été atteinte.
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6B_252_2017_yyyy_mm_dd_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 20. Juni 2018
Kein Embargo
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 20. Juni 2018 (6B_252/2017)
Haftung des Fahrzeughalters für Ordnungsbussen bei unbekanntem Lenker
Die Möglichkeit, für Ordnungsbussen im Strassenverkehr den im Fahrzeugausweis
eingetragenen Halter zu belangen, falls sich der tatsächliche Lenker nicht ermitteln
lässt, ist mit der Unschuldsvermutung vereinbar. Die entsprechende Regelung von
Artikel 6 des Ordnungsbussengesetzes (OBG) darf indessen mangels einer ausreichend bestimmten gesetzlichen Grundlage nicht auf Unternehmen als Fahrzeughalter angewendet werden.
Artikel 6 OBG sieht vor, dass eine Ordnungsbusse (bis zu 300 Franken) dem im
Fahrzeugausweis eingetragenen Halter auferlegt wird, wenn der tatsächliche Lenker
nicht bekannt ist. Nennt der Halter Name und Adresse des Lenkers, so wird dieser
belangt. Kann mit verhältnismässigem Aufwand nicht festgestellt werden, wer der
Lenker war, so muss der Halter die Busse bezahlen, ausser er macht glaubhaft, dass
das Fahrzeug gegen seinen Willen benutzt wurde und er dies trotz entsprechender
Sorgfalt nicht verhindern konnte.
Im konkreten Fall hatte der Lenker eines Firmenwagens 2014 die zulässige
Höchstgeschwindigkeit innerorts um 14 km/h überschritten. Gestützt auf Artikel 6 OBG
forderte die Kantonspolizei Obwalden das im Fahrzeugausweis als Halterin eingetragene Unternehmen zur Bezahlung der Busse von 250 Franken auf. Nachdem die
Firma mitgeteilt hatte, dass sie nicht wisse, wer den Wagen gefahren habe, wurde sie
von der Staatsanwaltschaft mit Strafbefehl zur entsprechenden Busse verurteilt. Die
kantonalen Gerichte bestätigten den Entscheid.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde der Firma in seiner öffentlichen Beratung
vom Mittwoch teilweise gut. Unter dem Blickwinkel der in der Bundesverfassung (BV)
und der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) verankerten Unschuldsvermutung (Artikel 32 BV und Artikel 6 EMRK) ist Artikel 6 OBG nicht zu beanstanden.
Die Unschuldsvermutung umfasst auch das "Recht zu schweigen". Dieses Recht gilt
indessen nicht absolut. Gemäss neuerer Rechtsprechung des Bundesgerichts und des
Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte ergeben sich für Halter und Lenker von
Motorfahrzeugen aus ihrer Akzeptanz der Strassenverkehrsgesetzgebung und der
Fahrberechtigung gewisse Obliegenheiten. Darunter fallen auch Auskunftspflichten
gegenüber einer Behörde. Verweigern sie die Auskunft, können sie dazu zwar nicht
gezwungen werden. Sie müssen aber trotzdem die Konsequenzen tragen.
Die fragliche Norm verstösst indessen bei einer Anwendung auf Unternehmen als
Fahrzeughalter gegen das Legalitätsprinzip, beziehungsweise gegen den Grundsatz
"Keine Strafe ohne Gesetz". Gemäss Strassenverkehrsgesetz (SVG) sind im Bereich
der Verkehrsdelikte die allgemeinen Bestimmungen des Strafgesetzbuches (StGB)
anwendbar, soweit keine abweichende Regelung besteht. Das Strafgesetzbuch
schliesst sodann eine strafrechtliche Verantwortlichkeit von Unternehmen aus, wenn es
wie vorliegend um eine blosse Übertretung geht. Da Artikel 6 OBG nicht ausdrücklich
auf eine Haftung von Unternehmen als Fahrzeughalter verweist, darf die Bestimmung
bei Firmen deshalb mangels einer ausreichend bestimmten gesetzlichen Grundlage
nicht angewendet werden.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 20 juin 2018
Pas d'embargo
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 20 juin 2018 (6B_252/2017)
Responsabilité du détenteur du véhicule pour les amendes
d'ordre qui lui sont infligées lorsque le conducteur effectif est
inconnu
En matière de circulation routière, il n'est pas contraire au principe de la
présomption d'innocence d'infliger les amendes d'ordre au détenteur mentionné
dans le permis de circulation du véhicule, lorsque le conducteur est inconnu.
Toutefois, à défaut d'être suffisamment précise, la réglementation en la matière,
prévue à l'article 6 de la Loi sur les amendes d'ordre (LAO), ne peut pas s'appliquer
lorsque la détentrice du véhicule est une entreprise.
L'article 6 LAO prévoit que les amendes d'ordre (jusqu'à 300 francs) peuvent être
infligées, si le conducteur est inconnu, au détenteur du véhicule mentionné dans le
permis de circulation. Si le détenteur indique le nom et l'adresse du conducteur, ce
dernier se voit remettre l'amende d'ordre. En revanche, si le conducteur du véhicule ne
peut être déterminé sans efforts disproportionnés, l'amende doit être payée par le
détenteur, sauf s'il établit de manière crédible que son véhicule a été utilisé contre sa
volonté et qu'il n'a pu l'empêcher, bien qu'ayant fait preuve de la diligence nécessaire.
Dans le cas d'espèce, en 2014, le conducteur d'un véhicule d'entreprise a dépassé de
14 km/h la vitesse maximale autorisée à l'intérieur d'une localité. Se fondant sur l'article
6 LAO, la police cantonale obwaldienne a alors exigé de la société détentrice du
véhicule le paiement d'une amende de 250 francs. Après que la société a indiqué qu'elle
ne savait pas qui avait conduit le véhicule, le Ministère public l'a condamnée au
paiement de l'amende par ordonnance pénale. Les autorités judiciaires cantonales ont
confirmé la décision.
Lors de sa séance publique de mercredi, le Tribunal fédéral admet partiellement le
recours formé par la société condamnée. Il juge que l'article 6 LAO n'est pas critiquable
sous l'angle de la présomption d'innocence, qui est ancrée tant dans la Constitution
fédérale (article 32 Cst.) que dans la Convention européenne des droits de l'homme
(article 6 CEDH). Si la présomption d'innocence inclut notamment le « droit au silence »,
ce droit ne vaut toutefois pas de manière absolue. Ainsi, selon la jurisprudence récente
du Tribunal fédéral et de la Cour européenne des droits de l'homme, le détenteur et le
conducteur d'un véhicule motorisé doivent savoir, par leur adhésion à la législation sur
la circulation routière et par l'obtention du permis de conduire, qu'ils sont tenus de
respecter diverses obligations. Parmi celles-ci figure notamment un devoir de
renseignement à l'égard des autorités. Ainsi, si le détenteur et le conducteur ne peuvent
pas être contraints de fournir des renseignements, ils doivent néanmoins supporter les
conséquences d'un refus de collaborer.
L'application de l'article 6 LAO à l'égard d'entreprises détentrices de véhicules consacre
toutefois une violation du principe de la légalité, respectivement de l'adage « nulla
poena sine lege » (« pas de peine sans loi »). Les dispositions générales du Code pénal
(CP) sont en effet applicables à la Loi sur la circulation routière (LCR), pour autant que
cette dernière ne prévoie pas de prescriptions contraires. Or, le Code pénal exclut la
responsabilité pénale de l'entreprise lorsque, comme en l'espèce, l'infraction constitue
une simple contravention. Dès lors que l'article 6 LAO ne se réfère pas expressément à
la responsabilité de l'entreprise en qualité de détentrice du véhicule, cette disposition ne
peut pas s'appliquer aux sociétés, à défaut d'une base légale suffisamment précise.
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6B_252_2017_yyyy_mm_dd_T_{lang} | Lausanne, 20. Juni 2018
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 20. Juni 2018 (6B_252/2017)
Haftung des Fahrzeughalters für Ordnungsbussen bei unbekanntem Lenker
Die Möglichkeit, für Ordnungsbussen im Strassenverkehr den im Fahrzeugausweis
eingetragenen Halter zu belangen, falls sich der tatsächliche Lenker nicht ermitteln
lässt, ist mit der Unschuldsvermutung vereinbar. Die entsprechende Regelung von
Artikel 6 des Ordnungsbussengesetzes (OBG) darf indessen mangels einer ausreichend bestimmten gesetzlichen Grundlage nicht auf Unternehmen als Fahrzeughalter angewendet werden.
Artikel 6 OBG sieht vor, dass eine Ordnungsbusse (bis zu 300 Franken) dem im
Fahrzeugausweis eingetragenen Halter auferlegt wird, wenn der tatsächliche Lenker
nicht bekannt ist. Nennt der Halter Name und Adresse des Lenkers, so wird dieser
belangt. Kann mit verhältnismässigem Aufwand nicht festgestellt werden, wer der
Lenker war, so muss der Halter die Busse bezahlen, ausser er macht glaubhaft, dass
das Fahrzeug gegen seinen Willen benutzt wurde und er dies trotz entsprechender
Sorgfalt nicht verhindern konnte.
Im konkreten Fall hatte der Lenker eines Firmenwagens 2014 die zulässige
Höchstgeschwindigkeit innerorts um 14 km/h überschritten. Gestützt auf Artikel 6 OBG
forderte die Kantonspolizei Obwalden das im Fahrzeugausweis als Halterin eingetragene Unternehmen zur Bezahlung der Busse von 250 Franken auf. Nachdem die
Firma mitgeteilt hatte, dass sie nicht wisse, wer den Wagen gefahren habe, wurde sie
von der Staatsanwaltschaft mit Strafbefehl zur entsprechenden Busse verurteilt. Die
kantonalen Gerichte bestätigten den Entscheid.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde der Firma in seiner öffentlichen Beratung
vom Mittwoch teilweise gut. Unter dem Blickwinkel der in der Bundesverfassung (BV)
und der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) verankerten Unschuldsvermutung (Artikel 32 BV und Artikel 6 EMRK) ist Artikel 6 OBG nicht zu beanstanden.
Die Unschuldsvermutung umfasst auch das "Recht zu schweigen". Dieses Recht gilt
indessen nicht absolut. Gemäss neuerer Rechtsprechung des Bundesgerichts und des
Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte ergeben sich für Halter und Lenker von
Motorfahrzeugen aus ihrer Akzeptanz der Strassenverkehrsgesetzgebung und der
Fahrberechtigung gewisse Obliegenheiten. Darunter fallen auch Auskunftspflichten
gegenüber einer Behörde. Verweigern sie die Auskunft, können sie dazu zwar nicht
gezwungen werden. Sie müssen aber trotzdem die Konsequenzen tragen.
Die fragliche Norm verstösst indessen bei einer Anwendung auf Unternehmen als
Fahrzeughalter gegen das Legalitätsprinzip, beziehungsweise gegen den Grundsatz
"Keine Strafe ohne Gesetz". Gemäss Strassenverkehrsgesetz (SVG) sind im Bereich
der Verkehrsdelikte die allgemeinen Bestimmungen des Strafgesetzbuches (StGB)
anwendbar, soweit keine abweichende Regelung besteht. Das Strafgesetzbuch
schliesst sodann eine strafrechtliche Verantwortlichkeit von Unternehmen aus, wenn es
wie vorliegend um eine blosse Übertretung geht. Da Artikel 6 OBG nicht ausdrücklich
auf eine Haftung von Unternehmen als Fahrzeughalter verweist, darf die Bestimmung
bei Firmen deshalb mangels einer ausreichend bestimmten gesetzlichen Grundlage
nicht angewendet werden.
| Lausanne, le 20 juin 2018
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 20 juin 2018 (6B_252/2017)
Responsabilité du détenteur du véhicule pour les amendes
d'ordre qui lui sont infligées lorsque le conducteur effectif est
inconnu
En matière de circulation routière, il n'est pas contraire au principe de la
présomption d'innocence d'infliger les amendes d'ordre au détenteur mentionné
dans le permis de circulation du véhicule, lorsque le conducteur est inconnu.
Toutefois, à défaut d'être suffisamment précise, la réglementation en la matière,
prévue à l'article 6 de la Loi sur les amendes d'ordre (LAO), ne peut pas s'appliquer
lorsque la détentrice du véhicule est une entreprise.
L'article 6 LAO prévoit que les amendes d'ordre (jusqu'à 300 francs) peuvent être
infligées, si le conducteur est inconnu, au détenteur du véhicule mentionné dans le
permis de circulation. Si le détenteur indique le nom et l'adresse du conducteur, ce
dernier se voit remettre l'amende d'ordre. En revanche, si le conducteur du véhicule ne
peut être déterminé sans efforts disproportionnés, l'amende doit être payée par le
détenteur, sauf s'il établit de manière crédible que son véhicule a été utilisé contre sa
volonté et qu'il n'a pu l'empêcher, bien qu'ayant fait preuve de la diligence nécessaire.
Dans le cas d'espèce, en 2014, le conducteur d'un véhicule d'entreprise a dépassé de
14 km/h la vitesse maximale autorisée à l'intérieur d'une localité. Se fondant sur l'article
6 LAO, la police cantonale obwaldienne a alors exigé de la société détentrice du
véhicule le paiement d'une amende de 250 francs. Après que la société a indiqué qu'elle
ne savait pas qui avait conduit le véhicule, le Ministère public l'a condamnée au
paiement de l'amende par ordonnance pénale. Les autorités judiciaires cantonales ont
confirmé la décision.
Lors de sa séance publique de mercredi, le Tribunal fédéral admet partiellement le
recours formé par la société condamnée. Il juge que l'article 6 LAO n'est pas critiquable
sous l'angle de la présomption d'innocence, qui est ancrée tant dans la Constitution
fédérale (article 32 Cst.) que dans la Convention européenne des droits de l'homme
(article 6 CEDH). Si la présomption d'innocence inclut notamment le « droit au silence »,
ce droit ne vaut toutefois pas de manière absolue. Ainsi, selon la jurisprudence récente
du Tribunal fédéral et de la Cour européenne des droits de l'homme, le détenteur et le
conducteur d'un véhicule motorisé doivent savoir, par leur adhésion à la législation sur
la circulation routière et par l'obtention du permis de conduire, qu'ils sont tenus de
respecter diverses obligations. Parmi celles-ci figure notamment un devoir de
renseignement à l'égard des autorités. Ainsi, si le détenteur et le conducteur ne peuvent
pas être contraints de fournir des renseignements, ils doivent néanmoins supporter les
conséquences d'un refus de collaborer.
L'application de l'article 6 LAO à l'égard d'entreprises détentrices de véhicules consacre
toutefois une violation du principe de la légalité, respectivement de l'adage « nulla
poena sine lege » (« pas de peine sans loi »). Les dispositions générales du Code pénal
(CP) sont en effet applicables à la Loi sur la circulation routière (LCR), pour autant que
cette dernière ne prévoie pas de prescriptions contraires. Or, le Code pénal exclut la
responsabilité pénale de l'entreprise lorsque, comme en l'espèce, l'infraction constitue
une simple contravention. Dès lors que l'article 6 LAO ne se réfère pas expressément à
la responsabilité de l'entreprise en qualité de détentrice du véhicule, cette disposition ne
peut pas s'appliquer aux sociétés, à défaut d'une base légale suffisamment précise.
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6B_256_2014_2015_04_29_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 29. April 2015
Embargo: 29. April 2015, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 8. April 2015 (6B_256/2014)
Facebook-Post: Freundeskreis ist nicht "Bevölkerung"
Eine Drohung gegenüber Facebook-Freunden kann nicht als "Schreckung der
Bevölkerung" bestraft werden. Der Freundes- und Bekanntenkreis im realen oder
virtuellen Leben gilt nicht als "Bevölkerung". Darunter sind vielmehr die Bewohner
eines bestimmten Gebietes zu verstehen oder die Gesamtheit der Personen, die sich
gleichzeitig an einem bestimmten Ort befinden. Das Bundesgericht hebt die Verurteilung eines Mannes durch das Obergericht des Kantons Zürich auf.
Der Betroffene hatte im März 2012 auf seinem Facebook-Profil einen Text gepostet, den
die rund 290 Personen mit Freundschaftsstatus einsehen konnten. Er sprach darin
diejenigen an, die ihm nicht zum Geburtstag gratulierten hatten und hielt unter anderem
fest: (...) Ich vernichte euch alle, ihr werdet es bereuen (...) jetzt kann euch niemand
mehr schützen POW!!!!POW!!!!POW!!!! (Original-Post in schweizerdeutscher Mundart).
Das Obergericht des Kantons Zürich verurteilte den Mann dafür 2013 wegen versuchter
Schreckung der Bevölkerung gemäss Artikel 258 des Strafgesetzbuches (StGB) zu
einer teilbedingten Geldstrafe.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Mannes gut und hebt das Urteil des
Obergerichts auf. Der Tatbestand von Artikel 258 StGB ist nur anwendbar, wenn "die
Bevölkerung" in Schrecken versetzt, beziehungsweise zu versetzen versucht wird. Unter
"Bevölkerung" sind nach allgemeinem Sprachgebrauch zunächst die Gesamtheit der
Bewohner eines bestimmten, mehr oder weniger grossen Gebietes zu verstehen. Eine
"Bevölkerung" bildet darüber hinaus die Gesamtheit der Personen, die sich eher zufällig
und kurzfristig gleichzeitig an einem bestimmten Ort befindet, beispielsweise in einem
Kaufhaus, in einem öffentlichen Verkehrsmittel oder in einem Sportstadion. Nicht als
"Bevölkerung" angesehen werden kann dagegen der Personenkreis, mit dem jemand
über Freundschaft oder Bekanntschaft im realen oder virtuellen Leben verbunden ist,
zumal hier der Bezug zu einem bestimmten Ort fehlt. Der Betroffene richtete sich damit
nicht an die "Bevölkerung", wenn er die fraglichen Äusserungen an seine rund 290
Facebook-Freunde adressierte und darin im Besonderen diejenigen Freunde ansprach,
die ihm nicht zum Geburtstag gratuliert hatten.
Nicht zu entscheiden hatte das Bundesgericht die Frage, ob eine Äusserung gegenüber
Facebook-Freunden als "öffentlich" oder "privat" zu gelten hat. Der Begriff der
"Bevölkerung" ist nicht gleichbedeutend mit demjenigen der "Öffentlichkeit", der unter
anderem beim Tatbestand der Rassendiskriminierung massgebend ist.
Offen lässt das Bundesgericht, ob die Aussagen im Post objektiv geeignet waren, die
Adressaten in Schrecken zu versetzen. Das Obergericht hatte dies zwar bejaht, aber
keine Anhaltspunkte dafür gesehen, dass tatsächlich eine grosse Anzahl Personen in
Angst und Schrecken versetzt worden wäre und deshalb einen Versuch angenommen.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 29 avril 2015
Embargo : 29 avril 2015, 12:00 heures
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 8 avril 2015 (6B_256/2014)
« Post » Facebook: le cercle d'amis n'est pas une « population »
Une menace proférée envers des amis Facebook ne peut être sanctionnée au titre de
« menaces alarmant la population ». Le cercle d'amis et de connaissances dans la
vie réelle ou virtuelle ne constitue pas une « population ». Forment en revanche une
« population » les habitants d'une zone déterminée ou l'ensemble des personnes se
trouvant au même moment dans un lieu déterminé. Le Tribunal fédéral annule la
condamnation d'un homme par le Tribunal supérieur du canton de Zurich.
En mars 2012, l'intéressé avait posté sur sa page Facebook un texte qui pouvait être lu
par environ 290 personnes ayant le statut d'ami. Il s'adressait dans ce texte à ceux qui
ne lui avaient pas souhaité un bon anniversaire et indiquait entre autres : (...) je vous
extermine tous, vous allez le regretter (...) maintenant plus personne ne peut vous
protéger Pan!!!! Pan!!!! Pan!!!! (« post » original en dialecte suisse-allemand). En 2013,
le Tribunal supérieur du canton de Zurich a condamné l'homme pour ces faits pour
tentative de menaces alarmant la population au sens de l'art. 258 du Code pénal (CP) à
une peine pécuniaire avec sursis partiel.
Le Tribunal fédéral admet le recours de l'intéressé et annule l'arrêt du Tribunal cantonal.
L'art. 258 CP n'est applicable que lorsque « la population » est alarmée, respectivement
lorsqu'il est tenté de l'alarmer. Par « population », on entend dans le langage commun
en premier lieu l'ensemble des habitants d'une zone déterminée plus ou moins grande.
Forme également une « population » l'ensemble des personnes qui se trouvent plutôt
par hasard et pour un temps court au même moment dans un lieu déterminé, par
exemple dans un magasin, dans un transport public ou dans un stade sportif. Ne peut
en revanche être considéré comme une « population » le cercle des personnes, avec
lesquelles quelqu'un est ami ou qu'il connaît dans la vie réelle ou virtuelle, ce d'autant
plus qu'il manque là un lien avec un endroit déterminé. L'intéressé ne s'adresse ainsi
pas à la « population » lorsqu'il communique les déclarations litigieuses à ses environs
290 amis Facebook et par là s'adresse en particulier à ceux qui ne lui ont pas souhaité
un bon anniversaire.
Le Tribunal fédéral n'avait pas à trancher la question de savoir si une déclaration à des
amis Facebook devait être considérée comme « publique » ou « privée ». La notion de
« population » n'est pas équivalente à celle du « caractère public », déterminante
notamment s'agissant de l'infraction de discrimination raciale.
Le Tribunal fédéral laisse ouverte la question de savoir si une déclaration faite dans un
« post » était objectivement de nature à alarmer ses destinataires. Le Tribunal supérieur
l'avait pourtant admis. Il n'avait toutefois vu aucun indice qu'un grand nombre de
personnes aurait concrètement été apeuré et alarmé et avait pour cette raison admis
une tentative.
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6B_256_2014_2015_04_29_T_{lang} | Lausanne, 29. April 2015
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 8. April 2015 (6B_256/2014)
Facebook-Post: Freundeskreis ist nicht "Bevölkerung"
Eine Drohung gegenüber Facebook-Freunden kann nicht als "Schreckung der
Bevölkerung" bestraft werden. Der Freundes- und Bekanntenkreis im realen oder
virtuellen Leben gilt nicht als "Bevölkerung". Darunter sind vielmehr die Bewohner
eines bestimmten Gebietes zu verstehen oder die Gesamtheit der Personen, die sich
gleichzeitig an einem bestimmten Ort befinden. Das Bundesgericht hebt die Verurteilung eines Mannes durch das Obergericht des Kantons Zürich auf.
Der Betroffene hatte im März 2012 auf seinem Facebook-Profil einen Text gepostet, den
die rund 290 Personen mit Freundschaftsstatus einsehen konnten. Er sprach darin
diejenigen an, die ihm nicht zum Geburtstag gratulierten hatten und hielt unter anderem
fest: (...) Ich vernichte euch alle, ihr werdet es bereuen (...) jetzt kann euch niemand
mehr schützen POW!!!!POW!!!!POW!!!! (Original-Post in schweizerdeutscher Mundart).
Das Obergericht des Kantons Zürich verurteilte den Mann dafür 2013 wegen versuchter
Schreckung der Bevölkerung gemäss Artikel 258 des Strafgesetzbuches (StGB) zu
einer teilbedingten Geldstrafe.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Mannes gut und hebt das Urteil des
Obergerichts auf. Der Tatbestand von Artikel 258 StGB ist nur anwendbar, wenn "die
Bevölkerung" in Schrecken versetzt, beziehungsweise zu versetzen versucht wird. Unter
"Bevölkerung" sind nach allgemeinem Sprachgebrauch zunächst die Gesamtheit der
Bewohner eines bestimmten, mehr oder weniger grossen Gebietes zu verstehen. Eine
"Bevölkerung" bildet darüber hinaus die Gesamtheit der Personen, die sich eher zufällig
und kurzfristig gleichzeitig an einem bestimmten Ort befindet, beispielsweise in einem
Kaufhaus, in einem öffentlichen Verkehrsmittel oder in einem Sportstadion. Nicht als
"Bevölkerung" angesehen werden kann dagegen der Personenkreis, mit dem jemand
über Freundschaft oder Bekanntschaft im realen oder virtuellen Leben verbunden ist,
zumal hier der Bezug zu einem bestimmten Ort fehlt. Der Betroffene richtete sich damit
nicht an die "Bevölkerung", wenn er die fraglichen Äusserungen an seine rund 290
Facebook-Freunde adressierte und darin im Besonderen diejenigen Freunde ansprach,
die ihm nicht zum Geburtstag gratuliert hatten.
Nicht zu entscheiden hatte das Bundesgericht die Frage, ob eine Äusserung gegenüber
Facebook-Freunden als "öffentlich" oder "privat" zu gelten hat. Der Begriff der
"Bevölkerung" ist nicht gleichbedeutend mit demjenigen der "Öffentlichkeit", der unter
anderem beim Tatbestand der Rassendiskriminierung massgebend ist.
Offen lässt das Bundesgericht, ob die Aussagen im Post objektiv geeignet waren, die
Adressaten in Schrecken zu versetzen. Das Obergericht hatte dies zwar bejaht, aber
keine Anhaltspunkte dafür gesehen, dass tatsächlich eine grosse Anzahl Personen in
Angst und Schrecken versetzt worden wäre und deshalb einen Versuch angenommen.
| Lausanne, le 29 avril 2015
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 8 avril 2015 (6B_256/2014)
« Post » Facebook: le cercle d'amis n'est pas une « population »
Une menace proférée envers des amis Facebook ne peut être sanctionnée au titre de
« menaces alarmant la population ». Le cercle d'amis et de connaissances dans la
vie réelle ou virtuelle ne constitue pas une « population ». Forment en revanche une
« population » les habitants d'une zone déterminée ou l'ensemble des personnes se
trouvant au même moment dans un lieu déterminé. Le Tribunal fédéral annule la
condamnation d'un homme par le Tribunal supérieur du canton de Zurich.
En mars 2012, l'intéressé avait posté sur sa page Facebook un texte qui pouvait être lu
par environ 290 personnes ayant le statut d'ami. Il s'adressait dans ce texte à ceux qui
ne lui avaient pas souhaité un bon anniversaire et indiquait entre autres : (...) je vous
extermine tous, vous allez le regretter (...) maintenant plus personne ne peut vous
protéger Pan!!!! Pan!!!! Pan!!!! (« post » original en dialecte suisse-allemand). En 2013,
le Tribunal supérieur du canton de Zurich a condamné l'homme pour ces faits pour
tentative de menaces alarmant la population au sens de l'art. 258 du Code pénal (CP) à
une peine pécuniaire avec sursis partiel.
Le Tribunal fédéral admet le recours de l'intéressé et annule l'arrêt du Tribunal cantonal.
L'art. 258 CP n'est applicable que lorsque « la population » est alarmée, respectivement
lorsqu'il est tenté de l'alarmer. Par « population », on entend dans le langage commun
en premier lieu l'ensemble des habitants d'une zone déterminée plus ou moins grande.
Forme également une « population » l'ensemble des personnes qui se trouvent plutôt
par hasard et pour un temps court au même moment dans un lieu déterminé, par
exemple dans un magasin, dans un transport public ou dans un stade sportif. Ne peut
en revanche être considéré comme une « population » le cercle des personnes, avec
lesquelles quelqu'un est ami ou qu'il connaît dans la vie réelle ou virtuelle, ce d'autant
plus qu'il manque là un lien avec un endroit déterminé. L'intéressé ne s'adresse ainsi
pas à la « population » lorsqu'il communique les déclarations litigieuses à ses environs
290 amis Facebook et par là s'adresse en particulier à ceux qui ne lui ont pas souhaité
un bon anniversaire.
Le Tribunal fédéral n'avait pas à trancher la question de savoir si une déclaration à des
amis Facebook devait être considérée comme « publique » ou « privée ». La notion de
« population » n'est pas équivalente à celle du « caractère public », déterminante
notamment s'agissant de l'infraction de discrimination raciale.
Le Tribunal fédéral laisse ouverte la question de savoir si une déclaration faite dans un
« post » était objectivement de nature à alarmer ses destinataires. Le Tribunal supérieur
l'avait pourtant admis. Il n'avait toutefois vu aucun indice qu'un grand nombre de
personnes aurait concrètement été apeuré et alarmé et avait pour cette raison admis
une tentative.
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6B_265_2015_2015_12_23_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 23. Dezember 2015
Embargo: 23. Dezember 2015, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteile vom 3. Dezember 2015 (6B_265/2015)
Verurteilung wegen Mordes bestätigt – Massnahme gegen Täter
muss neu geprüft werden
Das Bundesgericht bestätigt den vom Kantonsgericht St. Gallen gegen einen Mann
verhängten Schuldspruch wegen Mordes. Das Kantonsgericht wird jedoch gestützt
auf ein neues psychiatrisches Gutachten nochmals prüfen müssen, ob entgegen
seinem ursprünglichen Entscheid beim Täter eine Verwahrung oder eine andere
Massnahme anzuordnen ist. Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Verurteilten ab und heisst diejenige der Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen gut.
Der Betroffene hatte im März 2011 in Rapperswil einen Mann erschossen. Das Kantonsgericht St. Gallen sprach den Täter 2015 des Mordes schuldig und verurteilte ihn zu
einer Freiheitsstrafe von 18 Jahren. Von einer Verwahrung oder einer anderen Massnahme sah es gestützt auf ein psychiatrisches Gutachten ab.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Täters ab. Gestützt auf die belastenden
Indizien durfte das Kantonsgericht zum Schluss kommen, dass der Betroffene das Opfer
erschossen hat. Der Täter bringt nichts vor, das dieses Beweisergebnis in Frage stellen
könnte. Was die rechtliche Würdigung der Tat betrifft, hat das Kantonsgericht die zielgerichtete und aus nichtigem Anlass erfolgte Tötung zu Recht als besonders skrupellos
und damit als Mord eingestuft. Das Strafmass wurde nicht angefochten.
Die Beschwerde der Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen heisst das Bundesgericht insoweit gut, als das Kantonsgericht ein neues psychiatrisches Gutachten einholen und nochmals über die Frage einer allfälligen Verwahrung oder einer anderen
Massnahme entscheiden muss. Das ursprüngliche Gutachten bildet wegen formellen
und inhaltlichen Mängeln keine rechtsgenügende Entscheidgrundlage, um von einer
Massnahme oder gegebenenfalls einer Verwahrung abzusehen bzw. eine solche anzuordnen. Unter anderem kann dem Gutachten keine ausreichend klare Prognose zur
Rückfallgefahr des Täters entnommen werden.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 23 décembre 2015
Embargo : 23 décembre 2015, 12:00 heures
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêts du 3 décembre 2015 (6B_265/2015)
Condamnation pour assassinat confirmée – Réexamen de la
mesure
Le Tribunal fédéral confirme la condamnation d'un homme pour assassinat,
prononcée par le Tribunal cantonal st-gallois. Celui-ci devra cependant à nouveau
examiner, sur la base d'une nouvelle expertise psychiatrique si, contrairement à sa
décision initiale, il y a lieu d'ordonner un internement ou une autre mesure. Le
Tribunal fédéral rejette le recours du condamné et admet celui du Ministère public du
canton de St-Gall.
L'intéressé avait fusillé un homme à Rapperswil en mars 2011. Le Tribunal cantonal
st-gallois l'a reconnu coupable d'assassinat en 2015 et l'a condamné à une peine
privative de liberté de 18 ans. Il a en revanche renoncé à prononcer, sur la base d'une
expertise psychiatrique, un internement ou une mesure.
Le Tribunal fédéral rejette le recours du condamné. Sur la base des indices à charge,
c'est à juste titre que le Tribunal cantonal a conclu que l'intéressé avait fusillé la victime.
L'auteur n'apporte aucun argument de nature à remettre en question le résultat de
l'administration des preuves. En ce qui concerne l'appréciation juridique de l'acte, le
Tribunal cantonal a retenu le caractère ciblé de l'homicide, commis pour des raisons
futiles et sans scrupule, et l'a à bon droit qualifié d'assassinat. La mesure de la peine
n'était pas contestée.
Le Tribunal fédéral admet en revanche le recours du Ministère public du canton de
St-Gall. Le Tribunal cantonal devra mettre en œuvre une nouvelle expertise psychiatrique et décider s'il y a lieu d'ordonner un éventuel internement ou une autre mesure.
L'expertise initiale, entachée de défauts quant à sa forme et à son contenu, ne constitue
en effet pas une base suffisante pour renoncer à, respectivement d'ordonner une
mesure ou un internement. Notamment, l'expertise ne se détermine pas clairement à
propos du risque de récidive de l'auteur.
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6B_265_2015_2015_12_23_T_{lang} | Lausanne, 23. Dezember 2015
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteile vom 3. Dezember 2015 (6B_265/2015)
Verurteilung wegen Mordes bestätigt – Massnahme gegen Täter
muss neu geprüft werden
Das Bundesgericht bestätigt den vom Kantonsgericht St. Gallen gegen einen Mann
verhängten Schuldspruch wegen Mordes. Das Kantonsgericht wird jedoch gestützt
auf ein neues psychiatrisches Gutachten nochmals prüfen müssen, ob entgegen
seinem ursprünglichen Entscheid beim Täter eine Verwahrung oder eine andere
Massnahme anzuordnen ist. Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Verurteilten ab und heisst diejenige der Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen gut.
Der Betroffene hatte im März 2011 in Rapperswil einen Mann erschossen. Das Kantonsgericht St. Gallen sprach den Täter 2015 des Mordes schuldig und verurteilte ihn zu
einer Freiheitsstrafe von 18 Jahren. Von einer Verwahrung oder einer anderen Massnahme sah es gestützt auf ein psychiatrisches Gutachten ab.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Täters ab. Gestützt auf die belastenden
Indizien durfte das Kantonsgericht zum Schluss kommen, dass der Betroffene das Opfer
erschossen hat. Der Täter bringt nichts vor, das dieses Beweisergebnis in Frage stellen
könnte. Was die rechtliche Würdigung der Tat betrifft, hat das Kantonsgericht die zielgerichtete und aus nichtigem Anlass erfolgte Tötung zu Recht als besonders skrupellos
und damit als Mord eingestuft. Das Strafmass wurde nicht angefochten.
Die Beschwerde der Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen heisst das Bundesgericht insoweit gut, als das Kantonsgericht ein neues psychiatrisches Gutachten einholen und nochmals über die Frage einer allfälligen Verwahrung oder einer anderen
Massnahme entscheiden muss. Das ursprüngliche Gutachten bildet wegen formellen
und inhaltlichen Mängeln keine rechtsgenügende Entscheidgrundlage, um von einer
Massnahme oder gegebenenfalls einer Verwahrung abzusehen bzw. eine solche anzuordnen. Unter anderem kann dem Gutachten keine ausreichend klare Prognose zur
Rückfallgefahr des Täters entnommen werden.
| Lausanne, le 23 décembre 2015
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêts du 3 décembre 2015 (6B_265/2015)
Condamnation pour assassinat confirmée – Réexamen de la
mesure
Le Tribunal fédéral confirme la condamnation d'un homme pour assassinat,
prononcée par le Tribunal cantonal st-gallois. Celui-ci devra cependant à nouveau
examiner, sur la base d'une nouvelle expertise psychiatrique si, contrairement à sa
décision initiale, il y a lieu d'ordonner un internement ou une autre mesure. Le
Tribunal fédéral rejette le recours du condamné et admet celui du Ministère public du
canton de St-Gall.
L'intéressé avait fusillé un homme à Rapperswil en mars 2011. Le Tribunal cantonal
st-gallois l'a reconnu coupable d'assassinat en 2015 et l'a condamné à une peine
privative de liberté de 18 ans. Il a en revanche renoncé à prononcer, sur la base d'une
expertise psychiatrique, un internement ou une mesure.
Le Tribunal fédéral rejette le recours du condamné. Sur la base des indices à charge,
c'est à juste titre que le Tribunal cantonal a conclu que l'intéressé avait fusillé la victime.
L'auteur n'apporte aucun argument de nature à remettre en question le résultat de
l'administration des preuves. En ce qui concerne l'appréciation juridique de l'acte, le
Tribunal cantonal a retenu le caractère ciblé de l'homicide, commis pour des raisons
futiles et sans scrupule, et l'a à bon droit qualifié d'assassinat. La mesure de la peine
n'était pas contestée.
Le Tribunal fédéral admet en revanche le recours du Ministère public du canton de
St-Gall. Le Tribunal cantonal devra mettre en œuvre une nouvelle expertise psychiatrique et décider s'il y a lieu d'ordonner un éventuel internement ou une autre mesure.
L'expertise initiale, entachée de défauts quant à sa forme et à son contenu, ne constitue
en effet pas une base suffisante pour renoncer à, respectivement d'ordonner une
mesure ou un internement. Notamment, l'expertise ne se détermine pas clairement à
propos du risque de récidive de l'auteur.
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6B_286_2014_2014_10_15_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 15. Oktober 2014
Embargo: 15. Oktober 2014, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 6. Oktober 2014 (6B_286/2014)
Fall Kneubühl: Bundesgericht weist Beschwerde ab
Die Beschwerde von Peter Hans Kneubühl gegen das Urteil des Obergerichts des
Kantons Bern vom 20. November 2013 wird vom Bundesgericht abgewiesen. Es
bleibt damit bei der angeordneten stationären therapeutischen Massnahme. Der
Beschwerdeführer hatte sich im September 2010 mit Waffengewalt gegen die
Versteigerung seines Hauses gewehrt.
Am 8. September 2010 war eine Besichtigung einer Liegenschaft in Biel im Hinblick auf
deren öffentliche Versteigerung vorgesehen. Peter Hans Kneubühl verschanzte sich in
seinem Haus. Jeder Kontaktversuch seitens der Polizei scheiterte. In den folgenden
Tagen feuerte er insgesamt mindestens acht Schüsse ab. Einen Polizisten verfehlte er
knapp, einen anderen verletzte er schwer am Kopf.
Am 20. November 2013 stellte das Obergericht des Kantons Bern fest, dass Peter Hans
Kneubühls Verhalten die Straftatbestände der versuchten vorsätzlichen Tötung und der
Gefährdung des Lebens zum Nachteil von mehreren Polizeibeamten erfüllte, er jedoch
bei diesen Taten nicht schuldfähig war. Das Gericht ordnete eine stationäre
therapeutische Massnahme an. Zudem entschied es über die Kosten für die amtliche
Verteidigung.
Peter Hans Kneubühl beschwerte sich dagegen beim Bundesgericht. Dieses weist die
Beschwerde ab, soweit es darauf eintritt. Es erachtet die Rüge, die Vorinstanz habe den
Sachverhalt willkürlich festgestellt, als weitgehend ungenügend begründet und im Übrigen unberechtigt. Die von der Verfahrensleitung des Obergerichts angeordnete amtliche Verteidigung wird vom Bundesgericht ebenfalls nicht beanstandet, weil nach der
Strafprozessordnung ein Beschuldigter bei freiheitsentziehenden Massnahmen zwingend verteidigt sein muss. Wenn die beschuldigte Person selber keine Verteidigung
bestimmt, wird ihr eine amtliche Verteidigung beigegeben. Die Beschwerde wird dementsprechend auch abgewiesen, als verlangt wird, das vorinstanzliche Urteil sei, soweit
es sich auf Handlungen des amtlichen Verteidigers beziehe, als ungültig zu erklären.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 15 octobre 2014
Embargo : 15 octobre 2014, 12:00 heures
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 6 octobre 2014 (6B_286/2014)
Affaire Kneubühl: Le Tribunal fédéral rejette le recours
Le recours interjeté par Peter Hans Kneubühl contre le jugement de la Cour suprême
du canton de Berne du 20 novembre 2013 est rejeté par le Tribunal fédéral. On en
reste ainsi à la mesure thérapeutique institutionnelle prononcée. Le recourant s'était
opposé par les armes en septembre 2010 à la vente forcée de sa maison.
Une visite d'un immeuble à Bienne était prévue le 8 septembre 2010 en vue de sa vente
aux enchères publiques. Peter Hans Kneubühl s'était alors retranché dans sa maison.
Toutes les tentatives de contact par la police avaient échoué. Les jours suivants, il avait
ouvert le feu à huit reprises au moins, manquant de peu un policier et en blessant
gravement un autre à la tête.
Le 20 novembre 2013, la Cour suprême du canton de Berne a constaté que le
comportement de Peter Hans Kneubühl réalisait les états de fait de tentative de meurtre
et de mise en danger de la vie de plusieurs policiers, mais qu'il n'était pas responsable
de ses actes au moment des faits. Le Tribunal a ordonné une mesure thérapeutique
institutionnelle et a, par ailleurs, statué sur les frais de la défense d'office.
Peter Hans Kneubühl a recouru contre ce jugement au Tribunal fédéral. Celui-ci rejette
le recours dans la mesure où il est recevable. Il considère que le reproche adressé à
l'autorité cantonale d'avoir constaté arbitrairement les faits n'est, de loin, pas
suffisamment motivé et n'est, au demeurant, pas fondé. La défense d'office ordonnée
par la direction de la procédure de la Cour suprême bernoise ne prête pas le flanc à la
critique aux yeux du Tribunal fédéral parce que, conformément au Code de procédure
pénale, le prévenu doit impérativement être défendu en cas de mesures privatives de
liberté. Si le prévenu ne choisit pas lui-même un conseil, un défenseur doit lui être
désigné d'office. Le recours est ainsi rejeté aussi dans la mesure où il demandait que
soit constatée l'invalidité du jugement de l'autorité précédente en tant qu'il se référait à
des actes du défenseur d'office.
| 2 |
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6B_286_2014_2014_10_15_T_{lang} | Lausanne, 15. Oktober 2014
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 6. Oktober 2014 (6B_286/2014)
Fall Kneubühl: Bundesgericht weist Beschwerde ab
Die Beschwerde von Peter Hans Kneubühl gegen das Urteil des Obergerichts des
Kantons Bern vom 20. November 2013 wird vom Bundesgericht abgewiesen. Es
bleibt damit bei der angeordneten stationären therapeutischen Massnahme. Der
Beschwerdeführer hatte sich im September 2010 mit Waffengewalt gegen die
Versteigerung seines Hauses gewehrt.
Am 8. September 2010 war eine Besichtigung einer Liegenschaft in Biel im Hinblick auf
deren öffentliche Versteigerung vorgesehen. Peter Hans Kneubühl verschanzte sich in
seinem Haus. Jeder Kontaktversuch seitens der Polizei scheiterte. In den folgenden
Tagen feuerte er insgesamt mindestens acht Schüsse ab. Einen Polizisten verfehlte er
knapp, einen anderen verletzte er schwer am Kopf.
Am 20. November 2013 stellte das Obergericht des Kantons Bern fest, dass Peter Hans
Kneubühls Verhalten die Straftatbestände der versuchten vorsätzlichen Tötung und der
Gefährdung des Lebens zum Nachteil von mehreren Polizeibeamten erfüllte, er jedoch
bei diesen Taten nicht schuldfähig war. Das Gericht ordnete eine stationäre
therapeutische Massnahme an. Zudem entschied es über die Kosten für die amtliche
Verteidigung.
Peter Hans Kneubühl beschwerte sich dagegen beim Bundesgericht. Dieses weist die
Beschwerde ab, soweit es darauf eintritt. Es erachtet die Rüge, die Vorinstanz habe den
Sachverhalt willkürlich festgestellt, als weitgehend ungenügend begründet und im Übrigen unberechtigt. Die von der Verfahrensleitung des Obergerichts angeordnete amtliche Verteidigung wird vom Bundesgericht ebenfalls nicht beanstandet, weil nach der
Strafprozessordnung ein Beschuldigter bei freiheitsentziehenden Massnahmen zwingend verteidigt sein muss. Wenn die beschuldigte Person selber keine Verteidigung
bestimmt, wird ihr eine amtliche Verteidigung beigegeben. Die Beschwerde wird dementsprechend auch abgewiesen, als verlangt wird, das vorinstanzliche Urteil sei, soweit
es sich auf Handlungen des amtlichen Verteidigers beziehe, als ungültig zu erklären.
| Lausanne, le 15 octobre 2014
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 6 octobre 2014 (6B_286/2014)
Affaire Kneubühl: Le Tribunal fédéral rejette le recours
Le recours interjeté par Peter Hans Kneubühl contre le jugement de la Cour suprême
du canton de Berne du 20 novembre 2013 est rejeté par le Tribunal fédéral. On en
reste ainsi à la mesure thérapeutique institutionnelle prononcée. Le recourant s'était
opposé par les armes en septembre 2010 à la vente forcée de sa maison.
Une visite d'un immeuble à Bienne était prévue le 8 septembre 2010 en vue de sa vente
aux enchères publiques. Peter Hans Kneubühl s'était alors retranché dans sa maison.
Toutes les tentatives de contact par la police avaient échoué. Les jours suivants, il avait
ouvert le feu à huit reprises au moins, manquant de peu un policier et en blessant
gravement un autre à la tête.
Le 20 novembre 2013, la Cour suprême du canton de Berne a constaté que le
comportement de Peter Hans Kneubühl réalisait les états de fait de tentative de meurtre
et de mise en danger de la vie de plusieurs policiers, mais qu'il n'était pas responsable
de ses actes au moment des faits. Le Tribunal a ordonné une mesure thérapeutique
institutionnelle et a, par ailleurs, statué sur les frais de la défense d'office.
Peter Hans Kneubühl a recouru contre ce jugement au Tribunal fédéral. Celui-ci rejette
le recours dans la mesure où il est recevable. Il considère que le reproche adressé à
l'autorité cantonale d'avoir constaté arbitrairement les faits n'est, de loin, pas
suffisamment motivé et n'est, au demeurant, pas fondé. La défense d'office ordonnée
par la direction de la procédure de la Cour suprême bernoise ne prête pas le flanc à la
critique aux yeux du Tribunal fédéral parce que, conformément au Code de procédure
pénale, le prévenu doit impérativement être défendu en cas de mesures privatives de
liberté. Si le prévenu ne choisit pas lui-même un conseil, un défenseur doit lui être
désigné d'office. Le recours est ainsi rejeté aussi dans la mesure où il demandait que
soit constatée l'invalidité du jugement de l'autorité précédente en tant qu'il se référait à
des actes du défenseur d'office.
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6B_288_2019_2019_07_19_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 19. Juli 2019
Embargo: 19. Juli 2019, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 8. Juli 2019 (6B_288/2019)
Verurteilung wegen Aufforderung zu Gewalt: Beschwerde von
Imam abgewiesen
Das Bundesgericht weist die Beschwerde eines Imams ab, der für Äusserungen in
seiner Freitagspredigt von 2016 in der An'Nur-Moschee in Winterthur wegen öffentlicher Aufforderung zu Verbrechen oder zur Gewalttätigkeit verurteilt wurde.
Der Mann hatte am 21. Oktober 2016 im Rahmen einer öffentlich zugänglichen Freitagspredigt in der An'Nur-Moschee in Winterthur vor rund 60 Personen zu Gewaltdelikten
aufgefordert. Das Bezirksgericht Winterthur sprach ihn 2017 unter anderem der öffentlichen Aufforderung zu Verbrechen oder zur Gewalttätigkeit schuldig und verhängte eine
bedingte Freiheitsstrafe von 18 Monaten. Zudem ordnete es eine Landesverweisung
von zehn Jahren an. Das Obergericht des Kantons Zürich wies die Berufung des Verurteilten ab.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Mannes ab. Die von einer Dolmetscherin
angefertigte Übersetzung seiner Freitagspredigt ist entgegen der Ansicht des Betroffenen verwertbar. Weder wurden bei der Übersetzung formelle Anforderungen missachtet,
noch bestehen Anhaltspunkte dafür, dass die Übersetzerin befangen gewesen wäre.
Das Obergericht verletzt weiter kein Bundesrecht, wenn es zum Schluss kommt, dass
die umstrittenen Passagen in der Predigt den Tatbestand der Aufforderung zu Verbrechen oder zur Gewalttätigkeit erfüllen. Erforderlich ist dabei gemäss Rechtsprechung
eine gewisse Eindringlichkeit der Aufforderung. In diesem Sinne kann als Handlungsaufforderung zu einem genügend bestimmten Tun zunächst der Aufruf verstanden werden,
dass "getötet werden müsste, wer nicht in der Gemeinschaft betet". Das Gleiche gilt für
den Appell, "Menschen in ihren Häusern zu verbrennen, weil sie sich im Gebet von der
Gemeinschaft ferngehalten haben". Einen gewissen Interpretationsspielraum lässt zwar
die Äusserung offen, "wer ein Laster gesehen hat, sollte es mit seinen Händen ändern".
Angesichts des Gesamtkontextes ist es allerdings naheliegend, dass die Empfänger die
Äusserung im Sinne eines Handels gemäss dem Tatbestand verstehen können. Fehl
geht der Einwand des Verurteilten, dass nur eigene Kommentare zu den fraglichen
Zitaten als Aufforderung zur Gewalttätigkeit gelten könnten. Das Gegenteil ist der Fall:
Indem der Betroffene als Imam die Worte Gottes, Mohammeds oder hoher Gelehrter als
Äusserungen der grösstmöglichen religiösen Autoritäten unkommentiert liess, brachte er
zum Ausdruck, dass sie deren ureigenem Willen entsprechen würden. Unzutreffend ist
weiter, dass die fraglichen Aussagen aus dem Zusammenhang der gesamten Predigt
gerissen worden seien. Keine Rolle spielt im Weiteren, welchen prozentualen Umfang
die zu Gewalt auffordernden Passagen innerhalb der ganzen Predigt ausgemacht
haben.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 19 juillet 2019
Embargo : 19 juillet 2019, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 8 juillet 2019 (6B_288/2019)
Condamnation pour provocation à la violence : recours de l'imam
rejeté
Le Tribunal fédéral rejette le recours d'un imam qui avait été condamné pour
provocation publique au crime ou à la violence en relation avec des propos tenus
lors de son sermon du vendredi, en 2016, à la mosquée An'Nur à Winterthour.
Le 21 octobre 2016, l'homme avait provoqué à commettre un délit impliquant la violence
dans le cadre d'un sermon du vendredi, accessible publiquement et tenu devant environ
60 personnes, à la mosquée An'Nur à Winterthour. En 2017, le Tribunal de district de
Winterthour l'avait condamné, entre autres, pour provocation publique au crime ou à la
violence et lui avait infligé une peine privative de liberté de 18 mois, avec sursis. En
outre, il avait prononcé une expulsion du territoire pour une durée de dix ans. La Cour
suprême du canton de Zurich avait rejeté le recours du condamné.
Le Tribunal fédéral rejette le recours de celui-ci. Contrairement à l'avis de l’intéressé, la
traduction de son sermon du vendredi effectuée par une interprète est exploitable. Lors
de la traduction, les exigences formelles ont été respectées et il n'existe aucun indice
que la traductrice aurait été partiale. La cour cantonale ne viole pas le droit fédéral lorsqu'elle parvient à la conclusion que les passages controversés du sermon remplissent
les éléments constitutifs de l'infraction de provocation publique au crime ou à la violence. Selon la jurisprudence, une provocation empreinte d'une insistance certaine est
nécessaire. En ce sens, l'appel à « tuer ceux qui ne prient pas dans la communauté »
peut être compris comme une incitation à procéder à une action suffisamment spécifique. Il en va de même de l'appel à « brûler les gens dans leurs maisons parce qu'il
sont restés éloignés, dans la prière, de la communauté ». L'affirmation « celui qui a vu
un vice doit le changer de ses mains » laisse une certaine marge d'interprétation.
Compte tenu du contexte général, il est toutefois évident que les destinataires peuvent
comprendre la déclaration dans le sens d'une incitation à agir, correspondant à l'élément constitutif de l'infraction en cause. L'argument du condamné selon lequel seuls ses
propres commentaires sur les citations litigieuses pourraient être considérés comme
une incitation à la violence est erroné. C'est tout le contraire : dans la mesure où
l'intéressé, en tant qu'imam, laisse non commentées les paroles de Dieu, de Mahomet
ou des grands érudits comme expressions des plus grandes autorités religieuses possibles, il a exprimé qu'elles correspondaient à leur volonté personnelle. Il est également
inexact que les déclarations litigieuses ont été détachées du contexte du sermon. De
plus, le pourcentage que constituent les passages incitant à la violence sur l'ensemble
du sermon importe peu.
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6B_288_2019_2019_07_19_T_{lang} | Lausanne, 19. Juli 2019
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 8. Juli 2019 (6B_288/2019)
Verurteilung wegen Aufforderung zu Gewalt: Beschwerde von
Imam abgewiesen
Das Bundesgericht weist die Beschwerde eines Imams ab, der für Äusserungen in
seiner Freitagspredigt von 2016 in der An'Nur-Moschee in Winterthur wegen öffentlicher Aufforderung zu Verbrechen oder zur Gewalttätigkeit verurteilt wurde.
Der Mann hatte am 21. Oktober 2016 im Rahmen einer öffentlich zugänglichen Freitagspredigt in der An'Nur-Moschee in Winterthur vor rund 60 Personen zu Gewaltdelikten
aufgefordert. Das Bezirksgericht Winterthur sprach ihn 2017 unter anderem der öffentlichen Aufforderung zu Verbrechen oder zur Gewalttätigkeit schuldig und verhängte eine
bedingte Freiheitsstrafe von 18 Monaten. Zudem ordnete es eine Landesverweisung
von zehn Jahren an. Das Obergericht des Kantons Zürich wies die Berufung des Verurteilten ab.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Mannes ab. Die von einer Dolmetscherin
angefertigte Übersetzung seiner Freitagspredigt ist entgegen der Ansicht des Betroffenen verwertbar. Weder wurden bei der Übersetzung formelle Anforderungen missachtet,
noch bestehen Anhaltspunkte dafür, dass die Übersetzerin befangen gewesen wäre.
Das Obergericht verletzt weiter kein Bundesrecht, wenn es zum Schluss kommt, dass
die umstrittenen Passagen in der Predigt den Tatbestand der Aufforderung zu Verbrechen oder zur Gewalttätigkeit erfüllen. Erforderlich ist dabei gemäss Rechtsprechung
eine gewisse Eindringlichkeit der Aufforderung. In diesem Sinne kann als Handlungsaufforderung zu einem genügend bestimmten Tun zunächst der Aufruf verstanden werden,
dass "getötet werden müsste, wer nicht in der Gemeinschaft betet". Das Gleiche gilt für
den Appell, "Menschen in ihren Häusern zu verbrennen, weil sie sich im Gebet von der
Gemeinschaft ferngehalten haben". Einen gewissen Interpretationsspielraum lässt zwar
die Äusserung offen, "wer ein Laster gesehen hat, sollte es mit seinen Händen ändern".
Angesichts des Gesamtkontextes ist es allerdings naheliegend, dass die Empfänger die
Äusserung im Sinne eines Handels gemäss dem Tatbestand verstehen können. Fehl
geht der Einwand des Verurteilten, dass nur eigene Kommentare zu den fraglichen
Zitaten als Aufforderung zur Gewalttätigkeit gelten könnten. Das Gegenteil ist der Fall:
Indem der Betroffene als Imam die Worte Gottes, Mohammeds oder hoher Gelehrter als
Äusserungen der grösstmöglichen religiösen Autoritäten unkommentiert liess, brachte er
zum Ausdruck, dass sie deren ureigenem Willen entsprechen würden. Unzutreffend ist
weiter, dass die fraglichen Aussagen aus dem Zusammenhang der gesamten Predigt
gerissen worden seien. Keine Rolle spielt im Weiteren, welchen prozentualen Umfang
die zu Gewalt auffordernden Passagen innerhalb der ganzen Predigt ausgemacht
haben.
| Lausanne, le 19 juillet 2019
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 8 juillet 2019 (6B_288/2019)
Condamnation pour provocation à la violence : recours de l'imam
rejeté
Le Tribunal fédéral rejette le recours d'un imam qui avait été condamné pour
provocation publique au crime ou à la violence en relation avec des propos tenus
lors de son sermon du vendredi, en 2016, à la mosquée An'Nur à Winterthour.
Le 21 octobre 2016, l'homme avait provoqué à commettre un délit impliquant la violence
dans le cadre d'un sermon du vendredi, accessible publiquement et tenu devant environ
60 personnes, à la mosquée An'Nur à Winterthour. En 2017, le Tribunal de district de
Winterthour l'avait condamné, entre autres, pour provocation publique au crime ou à la
violence et lui avait infligé une peine privative de liberté de 18 mois, avec sursis. En
outre, il avait prononcé une expulsion du territoire pour une durée de dix ans. La Cour
suprême du canton de Zurich avait rejeté le recours du condamné.
Le Tribunal fédéral rejette le recours de celui-ci. Contrairement à l'avis de l’intéressé, la
traduction de son sermon du vendredi effectuée par une interprète est exploitable. Lors
de la traduction, les exigences formelles ont été respectées et il n'existe aucun indice
que la traductrice aurait été partiale. La cour cantonale ne viole pas le droit fédéral lorsqu'elle parvient à la conclusion que les passages controversés du sermon remplissent
les éléments constitutifs de l'infraction de provocation publique au crime ou à la violence. Selon la jurisprudence, une provocation empreinte d'une insistance certaine est
nécessaire. En ce sens, l'appel à « tuer ceux qui ne prient pas dans la communauté »
peut être compris comme une incitation à procéder à une action suffisamment spécifique. Il en va de même de l'appel à « brûler les gens dans leurs maisons parce qu'il
sont restés éloignés, dans la prière, de la communauté ». L'affirmation « celui qui a vu
un vice doit le changer de ses mains » laisse une certaine marge d'interprétation.
Compte tenu du contexte général, il est toutefois évident que les destinataires peuvent
comprendre la déclaration dans le sens d'une incitation à agir, correspondant à l'élément constitutif de l'infraction en cause. L'argument du condamné selon lequel seuls ses
propres commentaires sur les citations litigieuses pourraient être considérés comme
une incitation à la violence est erroné. C'est tout le contraire : dans la mesure où
l'intéressé, en tant qu'imam, laisse non commentées les paroles de Dieu, de Mahomet
ou des grands érudits comme expressions des plus grandes autorités religieuses possibles, il a exprimé qu'elles correspondaient à leur volonté personnelle. Il est également
inexact que les déclarations litigieuses ont été détachées du contexte du sermon. De
plus, le pourcentage que constituent les passages incitant à la violence sur l'ensemble
du sermon importe peu.
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6B_28_2018_2018_08_23_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 23. August 2018
Embargo: 23. August 2018, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 7. August 2018 (6B_28/2018)
Beschwerde von Dieter Behring abgewiesen
Das Bundesgericht weist die Beschwerde von Dieter Behring gegen seine Verurteilung im Strafpunkt durch das Bundesstrafgericht ab. Noch nicht beurteilt hat
das Bundesgericht die Beschwerden von mehreren am Verfahren beteiligten Zivilklägern und Einziehungsbetroffenen.
Das Bundesstrafgericht hatte Dieter Behring am 30. September 2016 wegen gewerbsmässigen Betrugs – begangen zwischen dem 1. Oktober 2001 und Herbst 2004 –
schuldig gesprochen und zu fünfeinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Im Weiteren
ordnete es die Einziehung von beschlagnahmten Vermögenswerten an und verurteilte
ihn zur Leistung einer Ersatzforderung von 100 Millionen Franken zu Gunsten der
Eidgenossenschaft. Die Verurteilung Dieter Behrings betrifft den gewerbsmässigen
Anlagebetrug zu Lasten von rund 2000 Geschädigten im Zusammenhang mit dem
"Handelssystem Behring" und dem Vertrieb des Anlagekonzepts im Umfeld der "Moore
Park Gruppe".
Das Bundesgericht weist die Beschwerde von Dieter Behring gegen seine Verurteilung
im Strafpunkt ab. Die Frist von 30 Tagen für die Erhebung der Beschwerde in
Strafsachen ans Bundesgericht verletzt das Recht auf ein faires Verfahren nicht. Auch
der Anspruch von Dieter Behring auf wirksame und unentgeltliche Verteidigung ist nicht
verletzt. Er hat im Verfahren vor Bundesgericht auf die Mandatierung einer Vertretung
verzichtet und sein Gesuch um Bestellung eines unentgeltlichen Verteidigers ist
mangels Bedürftigkeit unbegründet. Dieter Behring war auch im Verfahren vor Bundesstrafgericht ausreichend verteidigt. Die von Dieter Behring im Weiteren erhobenen
verfahrensmässigen Rügen, namentlich diejenige der Verletzung seines rechtlichen
Gehörs, sind unbegründet. Die Vorinstanz hat sich mit seinen wesentlichen Vorbringen
und Einwänden hinreichend auseinandergesetzt, insbesondere auch mit seinen Argumenten zum "Anlagesystem Behring" und hat ihren Entscheid ausreichend begründet.
Nicht zu beanstanden ist, dass sich die Bundesanwaltschaft bei ihrer Anklage auf Dieter
Behring fokussiert hat, nachdem sie das Verfahren gegenüber den ursprünglich
mitbeschuldigten Personen eingestellt hatte. Eine Verletzung des Anklagegrundsatzes
ist nicht ersichtlich. Die Anklageschrift umschreibt den erhobenen Vorwurf konkret und
detailliert. Das Bundesstrafgericht hat den massgeblichen Sachverhalt nicht in willkürlicher Weise festgestellt und insbesondere das Vorliegen des Merkmals der "Arglist"
als Teil des Betrugstatbestandes zu Recht bejaht. Kein Bundesrecht verletzt auch sein
Schluss, dass es sich beim Handelssystem von Dieter Behring um ein "Schneeballsystem" gehandelt hat. Unbegründet sind schliesslich die Rügen von Dieter Behring im
Zusammenhang mit der verfügten Einziehung von Vermögenswerten.
Noch nicht entschieden hat das Bundesgericht über die Beschwerden von am Verfahren
beteiligten Zivilklägern und Einziehungsbetroffenen.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 23 août 2018
Embargo : 23 août 2018, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 7 août 2018 (6B_28/2018)
Recours de Dieter Behring rejeté
Le Tribunal fédéral rejette le recours de Dieter Behring contre le jugement de
condamnation pénale rendu par le Tribunal pénal fédéral. Les recours des nombreux
participants à la procédure en qualité de demandeurs au civil et de parties
concernées par la confiscation n'ont pas encore fait l'objet d'une décision du
Tribunal fédéral.
Le 30 septembre 2016, le Tribunal pénal fédéral a reconnu Dieter Behring coupable
d'escroquerie par métier – infraction commise entre le 1 er octobre 2001 et l'automne
2004 – et l'a condamné à une peine privative de liberté de cinq ans et demi. En outre, il
a ordonné la confiscation de valeurs patrimoniales séquestrées et l'a condamné au
paiement d'une créance compensatrice de 100 millions de francs en faveur de la
Confédération. La condamnation de Dieter Behring concerne l'escroquerie au placement
commise par métier au préjudice d'environ 2000 lésés en lien avec le « système
commercial Berhring » et l'exploitation du système de placement dans le cadre du
« Groupe Moore Park ».
Le Tribunal fédéral rejette le recours de Dieter Behring contre sa condamnation pénale.
Le délai de 30 jours pour former un recours en matière pénale auprès du Tribunal
fédéral n'entre pas en contradiction avec le droit à un procès équitable. Le droit de
Dieter Behring à une défense efficace et gratuite n'est pas davantage violé. Il a renoncé
à mandater un avocat dans la procédure devant le Tribunal fédéral et sa requête
d'attribution d'un défenseur gratuit a été rejetée, faute d'impécuniosité. Dieter Behring
était également suffisamment défendu dans la procédure devant le Tribunal pénal
fédéral. Les différents griefs invoqués par Dieter Behring, en particulier ceux relatifs à la
violation de son droit d'être entendu, sont infondés. L'autorité précédente a
suffisamment examiné ses arguments et objections principaux, en particulier aussi ses
arguments relatifs au « système de placements Behring » et a suffisamment motivé son
jugement. Il n'est pas critiquable que le Ministère public de la Confédération a focalisé
l'accusation sur Dieter Behring après avoir classé la procédure dirigée contre les coprévenus initiaux. Le Tribunal fédéral ne relève pas de violation du principe
d'accusation. L'acte d'accusation décrit les faits reprochés de manière concrète et
détaillée. Le Tribunal pénal fédéral n'a pas établi les faits pertinents de manière
arbitraire et a en particulier admis « l'astuce » en tant qu'élément constitutif de
l'escroquerie conformément au droit. Il n'a pas non plus violé le droit fédéral en
concluant que le système commercial de Dieter Behring constituait un système « boule
de neige ». Enfin, les griefs de Dieter Behring en lien avec la confiscation de valeurs
patrimoniales sont infondés.
Le Tribunal fédéral n'a pas encore rendu de décision concernant les recours des
demandeurs au civil et des parties concernées par la confiscation, participant à la
procédure.
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6B_28_2018_2018_08_23_T_{lang} | Lausanne, 23. August 2018
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 7. August 2018 (6B_28/2018)
Beschwerde von Dieter Behring abgewiesen
Das Bundesgericht weist die Beschwerde von Dieter Behring gegen seine Verurteilung im Strafpunkt durch das Bundesstrafgericht ab. Noch nicht beurteilt hat
das Bundesgericht die Beschwerden von mehreren am Verfahren beteiligten Zivilklägern und Einziehungsbetroffenen.
Das Bundesstrafgericht hatte Dieter Behring am 30. September 2016 wegen gewerbsmässigen Betrugs – begangen zwischen dem 1. Oktober 2001 und Herbst 2004 –
schuldig gesprochen und zu fünfeinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Im Weiteren
ordnete es die Einziehung von beschlagnahmten Vermögenswerten an und verurteilte
ihn zur Leistung einer Ersatzforderung von 100 Millionen Franken zu Gunsten der
Eidgenossenschaft. Die Verurteilung Dieter Behrings betrifft den gewerbsmässigen
Anlagebetrug zu Lasten von rund 2000 Geschädigten im Zusammenhang mit dem
"Handelssystem Behring" und dem Vertrieb des Anlagekonzepts im Umfeld der "Moore
Park Gruppe".
Das Bundesgericht weist die Beschwerde von Dieter Behring gegen seine Verurteilung
im Strafpunkt ab. Die Frist von 30 Tagen für die Erhebung der Beschwerde in
Strafsachen ans Bundesgericht verletzt das Recht auf ein faires Verfahren nicht. Auch
der Anspruch von Dieter Behring auf wirksame und unentgeltliche Verteidigung ist nicht
verletzt. Er hat im Verfahren vor Bundesgericht auf die Mandatierung einer Vertretung
verzichtet und sein Gesuch um Bestellung eines unentgeltlichen Verteidigers ist
mangels Bedürftigkeit unbegründet. Dieter Behring war auch im Verfahren vor Bundesstrafgericht ausreichend verteidigt. Die von Dieter Behring im Weiteren erhobenen
verfahrensmässigen Rügen, namentlich diejenige der Verletzung seines rechtlichen
Gehörs, sind unbegründet. Die Vorinstanz hat sich mit seinen wesentlichen Vorbringen
und Einwänden hinreichend auseinandergesetzt, insbesondere auch mit seinen Argumenten zum "Anlagesystem Behring" und hat ihren Entscheid ausreichend begründet.
Nicht zu beanstanden ist, dass sich die Bundesanwaltschaft bei ihrer Anklage auf Dieter
Behring fokussiert hat, nachdem sie das Verfahren gegenüber den ursprünglich
mitbeschuldigten Personen eingestellt hatte. Eine Verletzung des Anklagegrundsatzes
ist nicht ersichtlich. Die Anklageschrift umschreibt den erhobenen Vorwurf konkret und
detailliert. Das Bundesstrafgericht hat den massgeblichen Sachverhalt nicht in willkürlicher Weise festgestellt und insbesondere das Vorliegen des Merkmals der "Arglist"
als Teil des Betrugstatbestandes zu Recht bejaht. Kein Bundesrecht verletzt auch sein
Schluss, dass es sich beim Handelssystem von Dieter Behring um ein "Schneeballsystem" gehandelt hat. Unbegründet sind schliesslich die Rügen von Dieter Behring im
Zusammenhang mit der verfügten Einziehung von Vermögenswerten.
Noch nicht entschieden hat das Bundesgericht über die Beschwerden von am Verfahren
beteiligten Zivilklägern und Einziehungsbetroffenen.
| Lausanne, le 23 août 2018
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 7 août 2018 (6B_28/2018)
Recours de Dieter Behring rejeté
Le Tribunal fédéral rejette le recours de Dieter Behring contre le jugement de
condamnation pénale rendu par le Tribunal pénal fédéral. Les recours des nombreux
participants à la procédure en qualité de demandeurs au civil et de parties
concernées par la confiscation n'ont pas encore fait l'objet d'une décision du
Tribunal fédéral.
Le 30 septembre 2016, le Tribunal pénal fédéral a reconnu Dieter Behring coupable
d'escroquerie par métier – infraction commise entre le 1 er octobre 2001 et l'automne
2004 – et l'a condamné à une peine privative de liberté de cinq ans et demi. En outre, il
a ordonné la confiscation de valeurs patrimoniales séquestrées et l'a condamné au
paiement d'une créance compensatrice de 100 millions de francs en faveur de la
Confédération. La condamnation de Dieter Behring concerne l'escroquerie au placement
commise par métier au préjudice d'environ 2000 lésés en lien avec le « système
commercial Berhring » et l'exploitation du système de placement dans le cadre du
« Groupe Moore Park ».
Le Tribunal fédéral rejette le recours de Dieter Behring contre sa condamnation pénale.
Le délai de 30 jours pour former un recours en matière pénale auprès du Tribunal
fédéral n'entre pas en contradiction avec le droit à un procès équitable. Le droit de
Dieter Behring à une défense efficace et gratuite n'est pas davantage violé. Il a renoncé
à mandater un avocat dans la procédure devant le Tribunal fédéral et sa requête
d'attribution d'un défenseur gratuit a été rejetée, faute d'impécuniosité. Dieter Behring
était également suffisamment défendu dans la procédure devant le Tribunal pénal
fédéral. Les différents griefs invoqués par Dieter Behring, en particulier ceux relatifs à la
violation de son droit d'être entendu, sont infondés. L'autorité précédente a
suffisamment examiné ses arguments et objections principaux, en particulier aussi ses
arguments relatifs au « système de placements Behring » et a suffisamment motivé son
jugement. Il n'est pas critiquable que le Ministère public de la Confédération a focalisé
l'accusation sur Dieter Behring après avoir classé la procédure dirigée contre les coprévenus initiaux. Le Tribunal fédéral ne relève pas de violation du principe
d'accusation. L'acte d'accusation décrit les faits reprochés de manière concrète et
détaillée. Le Tribunal pénal fédéral n'a pas établi les faits pertinents de manière
arbitraire et a en particulier admis « l'astuce » en tant qu'élément constitutif de
l'escroquerie conformément au droit. Il n'a pas non plus violé le droit fédéral en
concluant que le système commercial de Dieter Behring constituait un système « boule
de neige ». Enfin, les griefs de Dieter Behring en lien avec la confiscation de valeurs
patrimoniales sont infondés.
Le Tribunal fédéral n'a pas encore rendu de décision concernant les recours des
demandeurs au civil et des parties concernées par la confiscation, participant à la
procédure.
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6B_35_2017_2018_03_08_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 8. März 2018
Embargo: 8. März 2018, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 26. Februar 2018 (6B_35/2017)
Fall "Marie": Verurteilung wegen Mordes und lebenslängliche
Freiheitsstrafe gegen Täter bestätigt – gesetzliche Voraussetzungen für lebenslängliche Verwahrung nicht erfüllt
Das Bundesgericht bestätigt die Verurteilung wegen Mordes durch das Kantonsgericht des Kantons Waadt sowie die lebenslängliche Freiheitsstrafe gegenüber dem
Mann, der 2013 die junge Frau "Marie" getötet hat. Die vom Kantonsgericht angeordnete lebenslängliche Verwahrung hebt das Bundesgericht auf, weil die gesetzlichen Voraussetzungen nicht erfüllt sind. Das Strafgesetzbuch verlangt dafür unter
anderem, dass zwei Sachverständige den Täter unabhängig voneinander als "dauerhaft untherapierbar" einstufen. Im konkreten Fall ergibt sich dies nur aus einem
Gutachten. Das Kantonsgericht wird neu entscheiden müssen.
Der Mann war 2000 wegen Mordes sowie weiterer Delikte zu einer Zuchthausstrafe von
20 Jahren verurteilt und 2012 bedingt entlassen worden. Ab März 2013 stand er in
Kontakt mit einer jungen Frau namens "Marie". Am 13. Mai 2013 suchte er sie an ihrem
Arbeitsplatz in Payerne VD auf und zwang sie in sein Auto. In der Nacht auf den 14. Mai
2013 erdrosselte er die junge Frau. 2016 verurteilte ihn das Kriminalgericht des Bezirks
de la Broye et du Nord vaudois wegen Mordes, Freiheitsberaubung und Entführung,
sexueller Nötigung und weiterer Delikte zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe. Weiter
ordnete es seine lebenslängliche Verwahrung an. Das Waadtländer Kantonsgericht
bestätigte den Entscheid 2016.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Verurteilten teilweise gut. Abgewiesen
hat es insbesondere seine Einwände gegen die Verurteilungen wegen Mordes und
weiterer Delikte sowie gegen die Verhängung der lebenslänglichen Freiheitsstrafe. Bei
der Qualifikation der Tat als Mord hat das Kantonsgericht ohne Verletzung von Bundesrecht das Vorliegen des Merkmals der besonderen Skrupellosigkeit bejaht. Für die
besondere Skrupellosigkeit des Täters sprechen einerseits sein nichtiges und egoistisches Motiv und andererseits seine Kälte und Selbstbeherrschung bei der Vorbereitung
und Ausführung der Tat. Bei der Bemessung der Sanktion mit der Verhängung einer
lebenslänglichen Freiheitsstrafe ist das Kantonsgericht zu Recht davon ausgegangen,
dass beim Täter keine verringerte Zurechnungsfähigkeit bestanden hat. Nicht als
willkürlich erscheint insbesondere, wenn sich das Kantonsgericht dabei auf denjenigen
von zwei Sachverständigen gestützt hat, der von einer vollständigen strafrechtlichen
Verantwortlichkeit des Verurteilten ausgeht.
Bezüglich der lebenslänglichen Verwahrung heisst das Bundesgericht die Beschwerde
des Betroffenen gut, da die gesetzlichen Voraussetzungen zur Anordnung der Massnahme nicht erfüllt sind. Das Gesetz verlangt für eine lebenslängliche Verwahrung unter
anderem, dass sich das Gericht auf die Gutachten von mindestens zwei erfahrenen und
voneinander unabhängigen Sachverständigen stützen kann, die den Täter als dauerhaft
nicht therapierbar einstufen (Artikel 56 und 64 Absatz 1 bis des Strafgesetzbuches).
Gemäss Rechtsprechung bedeutet "dauerhaft nicht therapierbar", dass der Täter auf
Lebzeiten keiner Behandlung zugänglich ist. Das Kantonsgericht ist bei seinem
Entscheid davon ausgegangen, dass im konkreten Fall beide der zwei beigezogenen
Gutachter zum Schluss gekommen seien, der Verurteilte sei dauerhaft untherapierbar.
Das trifft bei einem der Experten indessen nicht zu. Entgegen der Auffassung des
Kantonsgerichts hat der fragliche Gutachter keine ausdrückliche dahingehende Feststellung gemacht, dass der bei der Tat 36 Jahre alte Betroffene Zeit seines Lebens einer
Behandlung unzugänglich wäre. Vielmehr hat er ausgeführt, dass in der Psychiatrie
keine "lebenslangen" Prognosen betreffend der Behandlungsmöglichkeiten gemacht
werden könnten. Das Urteil ist in diesem Punkt deshalb aufzuheben und zu neuem
Entscheid ans Kantonsgericht zurückzuweisen.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 8 mars 2018
Embargo : 8 mars 2018, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 26 février 2018 (6B_35/2017)
Affaire « Marie » : Confirmation de la condamnation pour
assassinat ainsi que de la peine privative de liberté à vie contre
l'auteur – les conditions légales pour l'internement à vie ne sont
pas remplies
Le Tribunal fédéral confirme la condamnation pour assassinat du Tribunal cantonal
du canton de Vaud ainsi que la peine privative de liberté à vie de l'homme qui a tué
en 2013 la jeune « Marie ». Le Tribunal fédéral annule l'internement à vie ordonné par
le Tribunal cantonal car les conditions légales ne sont pas remplies. Le Code pénal
exige notamment que deux experts indépendants l'un de l'autre qualifient l'auteur de
« durablement non amendable ». Dans le cas d'espèce, cela ne ressort que d'une
expertise. Le Tribunal cantonal devra rendre une nouvelle décision.
L'homme avait été condamné en 2000 à une peine de prison de 20 ans pour assassinat
ainsi que d'autres infractions et avait été mis au bénéfice de la libération conditionnelle
en 2012. Dès le mois de mars 2013, il a été en contact avec une jeune femme prénommée « Marie ». Le 13 mai 2013, il est venu la trouver sur son lieu de travail à Payerne,
dans le canton de Vaud, et l'a forcée à monter dans sa voiture. Dans la nuit du 14 mai
2013, il a étranglé la jeune femme. Le Tribunal criminel de l'arrondissement de la Broye
et du Nord vaudois l'a condamné en 2016 à une peine privative de liberté à vie pour
assassinat, séquestration et enlèvement, contrainte sexuelle ainsi que d'autres
infractions. Il a également ordonné son internement à vie. Le Tribunal cantonal vaudois
a confirmé la décision en 2016.
Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours du condamné. Il rejette ses griefs à
l'encontre des condamnations pour assassinat et autres infractions, ainsi que contre le
prononcé de la peine privative de liberté à vie. En ce qui concerne la qualification
d'assassinat, le Tribunal cantonal n'a pas violé le droit fédéral en retenant que la caractéristique de l'absence particulière de scrupules était réalisée. L'absence particulière de
scrupules de l'auteur découle d'une part de son mobile futile et égoïste et d'autre part de
sa froideur et de sa maîtrise de soi dans la préparation et l'exécution du crime. Dans le
cadre de la fixation de la sanction, le Tribunal cantonal a considéré à juste titre, en
prononçant une peine privative de liberté à vie, qu'il n'existait chez l'auteur aucune
diminution de responsabilité. C'est en particulier sans arbitraire que le Tribunal cantonal
s'est fondé sur celle des deux expertises qui conclut à une responsabilité pénale entière
du condamné.
En rapport avec l'internement à vie, le Tribunal fédéral admet le recours de l'intéressé
dès lors que les conditions légales pour ordonner la mesure ne sont pas remplies. La loi
exige notamment, pour le prononcé d'un internement à vie, que le tribunal puisse se
fonder sur les expertises réalisées par au moins deux experts indépendants l'un de
l'autre et expérimentés, qui qualifient l'auteur de durablement non amendable (articles
56 et 64 alinéa 1 bis du Code pénal). Selon la jurisprudence, « durablement non amendable » signifie que l'auteur est inaccessible à un traitement sa vie durant. Le Tribunal
cantonal a considéré dans sa décision que, dans le cas d'espèce, les deux experts
mandatés étaient parvenus à la conclusion que le condamné était durablement non
amendable. Cela n'est toutefois pas exact pour l'un des experts. Contrairement à l'avis
du Tribunal cantonal, l'expert en question n'a pas expressément constaté que
l'intéressé, âgé de 36 ans au moment des faits, était inaccessible à un traitement sa vie
durant. A l'inverse, il a exposé qu'on ne pouvait pas, en psychiatrie, poser de pronostic
« à vie » concernant les possibilités de traitement. Le jugement est en conséquence
annulé sur ce point et la cause est renvoyée au Tribunal cantonal pour nouvelle
décision.
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6B_35_2017_2018_03_08_T_{lang} | Lausanne, 8. März 2018
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 26. Februar 2018 (6B_35/2017)
Fall "Marie": Verurteilung wegen Mordes und lebenslängliche
Freiheitsstrafe gegen Täter bestätigt – gesetzliche Voraussetzungen für lebenslängliche Verwahrung nicht erfüllt
Das Bundesgericht bestätigt die Verurteilung wegen Mordes durch das Kantonsgericht des Kantons Waadt sowie die lebenslängliche Freiheitsstrafe gegenüber dem
Mann, der 2013 die junge Frau "Marie" getötet hat. Die vom Kantonsgericht angeordnete lebenslängliche Verwahrung hebt das Bundesgericht auf, weil die gesetzlichen Voraussetzungen nicht erfüllt sind. Das Strafgesetzbuch verlangt dafür unter
anderem, dass zwei Sachverständige den Täter unabhängig voneinander als "dauerhaft untherapierbar" einstufen. Im konkreten Fall ergibt sich dies nur aus einem
Gutachten. Das Kantonsgericht wird neu entscheiden müssen.
Der Mann war 2000 wegen Mordes sowie weiterer Delikte zu einer Zuchthausstrafe von
20 Jahren verurteilt und 2012 bedingt entlassen worden. Ab März 2013 stand er in
Kontakt mit einer jungen Frau namens "Marie". Am 13. Mai 2013 suchte er sie an ihrem
Arbeitsplatz in Payerne VD auf und zwang sie in sein Auto. In der Nacht auf den 14. Mai
2013 erdrosselte er die junge Frau. 2016 verurteilte ihn das Kriminalgericht des Bezirks
de la Broye et du Nord vaudois wegen Mordes, Freiheitsberaubung und Entführung,
sexueller Nötigung und weiterer Delikte zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe. Weiter
ordnete es seine lebenslängliche Verwahrung an. Das Waadtländer Kantonsgericht
bestätigte den Entscheid 2016.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Verurteilten teilweise gut. Abgewiesen
hat es insbesondere seine Einwände gegen die Verurteilungen wegen Mordes und
weiterer Delikte sowie gegen die Verhängung der lebenslänglichen Freiheitsstrafe. Bei
der Qualifikation der Tat als Mord hat das Kantonsgericht ohne Verletzung von Bundesrecht das Vorliegen des Merkmals der besonderen Skrupellosigkeit bejaht. Für die
besondere Skrupellosigkeit des Täters sprechen einerseits sein nichtiges und egoistisches Motiv und andererseits seine Kälte und Selbstbeherrschung bei der Vorbereitung
und Ausführung der Tat. Bei der Bemessung der Sanktion mit der Verhängung einer
lebenslänglichen Freiheitsstrafe ist das Kantonsgericht zu Recht davon ausgegangen,
dass beim Täter keine verringerte Zurechnungsfähigkeit bestanden hat. Nicht als
willkürlich erscheint insbesondere, wenn sich das Kantonsgericht dabei auf denjenigen
von zwei Sachverständigen gestützt hat, der von einer vollständigen strafrechtlichen
Verantwortlichkeit des Verurteilten ausgeht.
Bezüglich der lebenslänglichen Verwahrung heisst das Bundesgericht die Beschwerde
des Betroffenen gut, da die gesetzlichen Voraussetzungen zur Anordnung der Massnahme nicht erfüllt sind. Das Gesetz verlangt für eine lebenslängliche Verwahrung unter
anderem, dass sich das Gericht auf die Gutachten von mindestens zwei erfahrenen und
voneinander unabhängigen Sachverständigen stützen kann, die den Täter als dauerhaft
nicht therapierbar einstufen (Artikel 56 und 64 Absatz 1 bis des Strafgesetzbuches).
Gemäss Rechtsprechung bedeutet "dauerhaft nicht therapierbar", dass der Täter auf
Lebzeiten keiner Behandlung zugänglich ist. Das Kantonsgericht ist bei seinem
Entscheid davon ausgegangen, dass im konkreten Fall beide der zwei beigezogenen
Gutachter zum Schluss gekommen seien, der Verurteilte sei dauerhaft untherapierbar.
Das trifft bei einem der Experten indessen nicht zu. Entgegen der Auffassung des
Kantonsgerichts hat der fragliche Gutachter keine ausdrückliche dahingehende Feststellung gemacht, dass der bei der Tat 36 Jahre alte Betroffene Zeit seines Lebens einer
Behandlung unzugänglich wäre. Vielmehr hat er ausgeführt, dass in der Psychiatrie
keine "lebenslangen" Prognosen betreffend der Behandlungsmöglichkeiten gemacht
werden könnten. Das Urteil ist in diesem Punkt deshalb aufzuheben und zu neuem
Entscheid ans Kantonsgericht zurückzuweisen.
| Lausanne, le 8 mars 2018
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 26 février 2018 (6B_35/2017)
Affaire « Marie » : Confirmation de la condamnation pour
assassinat ainsi que de la peine privative de liberté à vie contre
l'auteur – les conditions légales pour l'internement à vie ne sont
pas remplies
Le Tribunal fédéral confirme la condamnation pour assassinat du Tribunal cantonal
du canton de Vaud ainsi que la peine privative de liberté à vie de l'homme qui a tué
en 2013 la jeune « Marie ». Le Tribunal fédéral annule l'internement à vie ordonné par
le Tribunal cantonal car les conditions légales ne sont pas remplies. Le Code pénal
exige notamment que deux experts indépendants l'un de l'autre qualifient l'auteur de
« durablement non amendable ». Dans le cas d'espèce, cela ne ressort que d'une
expertise. Le Tribunal cantonal devra rendre une nouvelle décision.
L'homme avait été condamné en 2000 à une peine de prison de 20 ans pour assassinat
ainsi que d'autres infractions et avait été mis au bénéfice de la libération conditionnelle
en 2012. Dès le mois de mars 2013, il a été en contact avec une jeune femme prénommée « Marie ». Le 13 mai 2013, il est venu la trouver sur son lieu de travail à Payerne,
dans le canton de Vaud, et l'a forcée à monter dans sa voiture. Dans la nuit du 14 mai
2013, il a étranglé la jeune femme. Le Tribunal criminel de l'arrondissement de la Broye
et du Nord vaudois l'a condamné en 2016 à une peine privative de liberté à vie pour
assassinat, séquestration et enlèvement, contrainte sexuelle ainsi que d'autres
infractions. Il a également ordonné son internement à vie. Le Tribunal cantonal vaudois
a confirmé la décision en 2016.
Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours du condamné. Il rejette ses griefs à
l'encontre des condamnations pour assassinat et autres infractions, ainsi que contre le
prononcé de la peine privative de liberté à vie. En ce qui concerne la qualification
d'assassinat, le Tribunal cantonal n'a pas violé le droit fédéral en retenant que la caractéristique de l'absence particulière de scrupules était réalisée. L'absence particulière de
scrupules de l'auteur découle d'une part de son mobile futile et égoïste et d'autre part de
sa froideur et de sa maîtrise de soi dans la préparation et l'exécution du crime. Dans le
cadre de la fixation de la sanction, le Tribunal cantonal a considéré à juste titre, en
prononçant une peine privative de liberté à vie, qu'il n'existait chez l'auteur aucune
diminution de responsabilité. C'est en particulier sans arbitraire que le Tribunal cantonal
s'est fondé sur celle des deux expertises qui conclut à une responsabilité pénale entière
du condamné.
En rapport avec l'internement à vie, le Tribunal fédéral admet le recours de l'intéressé
dès lors que les conditions légales pour ordonner la mesure ne sont pas remplies. La loi
exige notamment, pour le prononcé d'un internement à vie, que le tribunal puisse se
fonder sur les expertises réalisées par au moins deux experts indépendants l'un de
l'autre et expérimentés, qui qualifient l'auteur de durablement non amendable (articles
56 et 64 alinéa 1 bis du Code pénal). Selon la jurisprudence, « durablement non amendable » signifie que l'auteur est inaccessible à un traitement sa vie durant. Le Tribunal
cantonal a considéré dans sa décision que, dans le cas d'espèce, les deux experts
mandatés étaient parvenus à la conclusion que le condamné était durablement non
amendable. Cela n'est toutefois pas exact pour l'un des experts. Contrairement à l'avis
du Tribunal cantonal, l'expert en question n'a pas expressément constaté que
l'intéressé, âgé de 36 ans au moment des faits, était inaccessible à un traitement sa vie
durant. A l'inverse, il a exposé qu'on ne pouvait pas, en psychiatrie, poser de pronostic
« à vie » concernant les possibilités de traitement. Le jugement est en conséquence
annulé sur ce point et la cause est renvoyée au Tribunal cantonal pour nouvelle
décision.
| 2 |
|
6B_35_2017_yyyy_mm_dd_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 7. März 2018
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 26. Februar 2018 (6B_35/2017)
Fall "Marie": Verurteilung wegen Mordes und lebenslängliche
Freiheitsstrafe gegen Täter bestätigt – gesetzliche Voraussetzungen für lebenslängliche Verwahrung nicht erfüllt
Das Bundesgericht bestätigt die Verurteilung wegen Mordes durch das Kantonsgericht des Kantons Waadt sowie die lebenslängliche Freiheitsstrafe gegenüber dem
Mann, der 2013 die junge Frau "Marie" getötet hat. Die vom Kantonsgericht angeordnete lebenslängliche Verwahrung hebt das Bundesgericht auf, weil die gesetzlichen Voraussetzungen nicht erfüllt sind. Das Strafgesetzbuch verlangt dafür unter
anderem, dass zwei Sachverständige den Täter unabhängig voneinander als "dauerhaft untherapierbar" einstufen. Im konkreten Fall ergibt sich dies nur aus einem
Gutachten. Das Kantonsgericht wird neu entscheiden müssen.
Der Mann war 2000 wegen Mordes sowie weiterer Delikte zu einer Zuchthausstrafe von
20 Jahren verurteilt und 2012 bedingt entlassen worden. Ab März 2013 stand er in
Kontakt mit einer jungen Frau namens "Marie". Am 13. Mai 2013 suchte er sie an ihrem
Arbeitsplatz in Payerne VD auf und zwang sie in sein Auto. In der Nacht auf den 14. Mai
2013 erdrosselte er die junge Frau. 2016 verurteilte ihn das Kriminalgericht des Bezirks
de la Broye et du Nord vaudois wegen Mordes, Freiheitsberaubung und Entführung,
sexueller Nötigung und weiterer Delikte zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe. Weiter
ordnete es seine lebenslängliche Verwahrung an. Das Waadtländer Kantonsgericht
bestätigte den Entscheid 2016.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Verurteilten teilweise gut. Abgewiesen
hat es insbesondere seine Einwände gegen die Verurteilungen wegen Mordes und
weiterer Delikte sowie gegen die Verhängung der lebenslänglichen Freiheitsstrafe. Bei
der Qualifikation der Tat als Mord hat das Kantonsgericht ohne Verletzung von Bundesrecht das Vorliegen des Merkmals der besonderen Skrupellosigkeit bejaht. Für die
besondere Skrupellosigkeit des Täters sprechen einerseits sein nichtiges und egoistisches Motiv und andererseits seine Kälte und Selbstbeherrschung bei der Vorbereitung
und Ausführung der Tat. Bei der Bemessung der Sanktion mit der Verhängung einer
lebenslänglichen Freiheitsstrafe ist das Kantonsgericht zu Recht davon ausgegangen,
dass beim Täter keine verringerte Zurechnungsfähigkeit bestanden hat. Nicht als
willkürlich erscheint insbesondere, wenn sich das Kantonsgericht dabei auf denjenigen
von zwei Sachverständigen gestützt hat, der von einer vollständigen strafrechtlichen
Verantwortlichkeit des Verurteilten ausgeht.
Bezüglich der lebenslänglichen Verwahrung heisst das Bundesgericht die Beschwerde
des Betroffenen gut, da die gesetzlichen Voraussetzungen zur Anordnung der Massnahme nicht erfüllt sind. Das Gesetz verlangt für eine lebenslängliche Verwahrung unter
anderem, dass sich das Gericht auf die Gutachten von mindestens zwei erfahrenen und
voneinander unabhängigen Sachverständigen stützen kann, die den Täter als dauerhaft
nicht therapierbar einstufen (Artikel 56 und 64 Absatz 1 bis des Strafgesetzbuches).
Gemäss Rechtsprechung bedeutet "dauerhaft nicht therapierbar", dass der Täter auf
Lebzeiten keiner Behandlung zugänglich ist. Das Kantonsgericht ist bei seinem
Entscheid davon ausgegangen, dass im konkreten Fall beide der zwei beigezogenen
Gutachter zum Schluss gekommen seien, der Verurteilte sei dauerhaft untherapierbar.
Das trifft bei einem der Experten indessen nicht zu. Entgegen der Auffassung des
Kantonsgerichts hat der fragliche Gutachter keine ausdrückliche dahingehende Feststellung gemacht, dass der bei der Tat 36 Jahre alte Betroffene Zeit seines Lebens einer
Behandlung unzugänglich wäre. Vielmehr hat er ausgeführt, dass in der Psychiatrie
keine "lebenslangen" Prognosen betreffend der Behandlungsmöglichkeiten gemacht
werden könnten. Das Urteil ist in diesem Punkt deshalb aufzuheben und zu neuem
Entscheid ans Kantonsgericht zurückzuweisen.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 7 mars 2018
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 26 février 2018 (6B_35/2017)
Affaire « Marie » : Confirmation de la condamnation pour
assassinat ainsi que de la peine privative de liberté à vie contre
l'auteur – les conditions légales pour l'internement à vie ne sont
pas remplies
Le Tribunal fédéral confirme la condamnation pour assassinat du Tribunal cantonal
du canton de Vaud ainsi que la peine privative de liberté à vie de l'homme qui a tué
en 2013 la jeune « Marie ». Le Tribunal fédéral annule l'internement à vie ordonné par
le Tribunal cantonal car les conditions légales ne sont pas remplies. Le Code pénal
exige notamment que deux experts indépendants l'un de l'autre qualifient l'auteur de
« durablement non amendable ». Dans le cas d'espèce, cela ne ressort que d'une
expertise. Le Tribunal cantonal devra rendre une nouvelle décision.
L'homme avait été condamné en 2000 à une peine de prison de 20 ans pour assassinat
ainsi que d'autres infractions et avait été mis au bénéfice de la libération conditionnelle
en 2012. Dès le mois de mars 2013, il a été en contact avec une jeune femme prénommée « Marie ». Le 13 mai 2013, il est venu la trouver sur son lieu de travail à Payerne,
dans le canton de Vaud, et l'a forcée à monter dans sa voiture. Dans la nuit du 14 mai
2013, il a étranglé la jeune femme. Le Tribunal criminel de l'arrondissement de la Broye
et du Nord vaudois l'a condamné en 2016 à une peine privative de liberté à vie pour
assassinat, séquestration et enlèvement, contrainte sexuelle ainsi que d'autres
infractions. Il a également ordonné son internement à vie. Le Tribunal cantonal vaudois
a confirmé la décision en 2016.
Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours du condamné. Il rejette ses griefs à
l'encontre des condamnations pour assassinat et autres infractions, ainsi que contre le
prononcé de la peine privative de liberté à vie. En ce qui concerne la qualification
d'assassinat, le Tribunal cantonal n'a pas violé le droit fédéral en retenant que la caractéristique de l'absence particulière de scrupules était réalisée. L'absence particulière de
scrupules de l'auteur découle d'une part de son mobile futile et égoïste et d'autre part de
sa froideur et de sa maîtrise de soi dans la préparation et l'exécution du crime. Dans le
cadre de la fixation de la sanction, le Tribunal cantonal a considéré à juste titre, en
prononçant une peine privative de liberté à vie, qu'il n'existait chez l'auteur aucune
diminution de responsabilité. C'est en particulier sans arbitraire que le Tribunal cantonal
s'est fondé sur celle des deux expertises qui conclut à une responsabilité pénale entière
du condamné.
En rapport avec l'internement à vie, le Tribunal fédéral admet le recours de l'intéressé
dès lors que les conditions légales pour ordonner la mesure ne sont pas remplies. La loi
exige notamment, pour le prononcé d'un internement à vie, que le tribunal puisse se
fonder sur les expertises réalisées par au moins deux experts indépendants l'un de
l'autre et expérimentés, qui qualifient l'auteur de durablement non amendable (articles
56 et 64 alinéa 1 bis du Code pénal). Selon la jurisprudence, « durablement non amendable » signifie que l'auteur est inaccessible à un traitement sa vie durant. Le Tribunal
cantonal a considéré dans sa décision que, dans le cas d'espèce, les deux experts
mandatés étaient parvenus à la conclusion que le condamné était durablement non
amendable. Cela n'est toutefois pas exact pour l'un des experts. Contrairement à l'avis
du Tribunal cantonal, l'expert en question n'a pas expressément constaté que
l'intéressé, âgé de 36 ans au moment des faits, était inaccessible à un traitement sa vie
durant. A l'inverse, il a exposé qu'on ne pouvait pas, en psychiatrie, poser de pronostic
« à vie » concernant les possibilités de traitement. Le jugement est en conséquence
annulé sur ce point et la cause est renvoyée au Tribunal cantonal pour nouvelle
décision.
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6B_35_2017_yyyy_mm_dd_T_{lang} | Lausanne, 7. März 2018
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 26. Februar 2018 (6B_35/2017)
Fall "Marie": Verurteilung wegen Mordes und lebenslängliche
Freiheitsstrafe gegen Täter bestätigt – gesetzliche Voraussetzungen für lebenslängliche Verwahrung nicht erfüllt
Das Bundesgericht bestätigt die Verurteilung wegen Mordes durch das Kantonsgericht des Kantons Waadt sowie die lebenslängliche Freiheitsstrafe gegenüber dem
Mann, der 2013 die junge Frau "Marie" getötet hat. Die vom Kantonsgericht angeordnete lebenslängliche Verwahrung hebt das Bundesgericht auf, weil die gesetzlichen Voraussetzungen nicht erfüllt sind. Das Strafgesetzbuch verlangt dafür unter
anderem, dass zwei Sachverständige den Täter unabhängig voneinander als "dauerhaft untherapierbar" einstufen. Im konkreten Fall ergibt sich dies nur aus einem
Gutachten. Das Kantonsgericht wird neu entscheiden müssen.
Der Mann war 2000 wegen Mordes sowie weiterer Delikte zu einer Zuchthausstrafe von
20 Jahren verurteilt und 2012 bedingt entlassen worden. Ab März 2013 stand er in
Kontakt mit einer jungen Frau namens "Marie". Am 13. Mai 2013 suchte er sie an ihrem
Arbeitsplatz in Payerne VD auf und zwang sie in sein Auto. In der Nacht auf den 14. Mai
2013 erdrosselte er die junge Frau. 2016 verurteilte ihn das Kriminalgericht des Bezirks
de la Broye et du Nord vaudois wegen Mordes, Freiheitsberaubung und Entführung,
sexueller Nötigung und weiterer Delikte zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe. Weiter
ordnete es seine lebenslängliche Verwahrung an. Das Waadtländer Kantonsgericht
bestätigte den Entscheid 2016.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Verurteilten teilweise gut. Abgewiesen
hat es insbesondere seine Einwände gegen die Verurteilungen wegen Mordes und
weiterer Delikte sowie gegen die Verhängung der lebenslänglichen Freiheitsstrafe. Bei
der Qualifikation der Tat als Mord hat das Kantonsgericht ohne Verletzung von Bundesrecht das Vorliegen des Merkmals der besonderen Skrupellosigkeit bejaht. Für die
besondere Skrupellosigkeit des Täters sprechen einerseits sein nichtiges und egoistisches Motiv und andererseits seine Kälte und Selbstbeherrschung bei der Vorbereitung
und Ausführung der Tat. Bei der Bemessung der Sanktion mit der Verhängung einer
lebenslänglichen Freiheitsstrafe ist das Kantonsgericht zu Recht davon ausgegangen,
dass beim Täter keine verringerte Zurechnungsfähigkeit bestanden hat. Nicht als
willkürlich erscheint insbesondere, wenn sich das Kantonsgericht dabei auf denjenigen
von zwei Sachverständigen gestützt hat, der von einer vollständigen strafrechtlichen
Verantwortlichkeit des Verurteilten ausgeht.
Bezüglich der lebenslänglichen Verwahrung heisst das Bundesgericht die Beschwerde
des Betroffenen gut, da die gesetzlichen Voraussetzungen zur Anordnung der Massnahme nicht erfüllt sind. Das Gesetz verlangt für eine lebenslängliche Verwahrung unter
anderem, dass sich das Gericht auf die Gutachten von mindestens zwei erfahrenen und
voneinander unabhängigen Sachverständigen stützen kann, die den Täter als dauerhaft
nicht therapierbar einstufen (Artikel 56 und 64 Absatz 1 bis des Strafgesetzbuches).
Gemäss Rechtsprechung bedeutet "dauerhaft nicht therapierbar", dass der Täter auf
Lebzeiten keiner Behandlung zugänglich ist. Das Kantonsgericht ist bei seinem
Entscheid davon ausgegangen, dass im konkreten Fall beide der zwei beigezogenen
Gutachter zum Schluss gekommen seien, der Verurteilte sei dauerhaft untherapierbar.
Das trifft bei einem der Experten indessen nicht zu. Entgegen der Auffassung des
Kantonsgerichts hat der fragliche Gutachter keine ausdrückliche dahingehende Feststellung gemacht, dass der bei der Tat 36 Jahre alte Betroffene Zeit seines Lebens einer
Behandlung unzugänglich wäre. Vielmehr hat er ausgeführt, dass in der Psychiatrie
keine "lebenslangen" Prognosen betreffend der Behandlungsmöglichkeiten gemacht
werden könnten. Das Urteil ist in diesem Punkt deshalb aufzuheben und zu neuem
Entscheid ans Kantonsgericht zurückzuweisen.
| Lausanne, le 7 mars 2018
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 26 février 2018 (6B_35/2017)
Affaire « Marie » : Confirmation de la condamnation pour
assassinat ainsi que de la peine privative de liberté à vie contre
l'auteur – les conditions légales pour l'internement à vie ne sont
pas remplies
Le Tribunal fédéral confirme la condamnation pour assassinat du Tribunal cantonal
du canton de Vaud ainsi que la peine privative de liberté à vie de l'homme qui a tué
en 2013 la jeune « Marie ». Le Tribunal fédéral annule l'internement à vie ordonné par
le Tribunal cantonal car les conditions légales ne sont pas remplies. Le Code pénal
exige notamment que deux experts indépendants l'un de l'autre qualifient l'auteur de
« durablement non amendable ». Dans le cas d'espèce, cela ne ressort que d'une
expertise. Le Tribunal cantonal devra rendre une nouvelle décision.
L'homme avait été condamné en 2000 à une peine de prison de 20 ans pour assassinat
ainsi que d'autres infractions et avait été mis au bénéfice de la libération conditionnelle
en 2012. Dès le mois de mars 2013, il a été en contact avec une jeune femme prénommée « Marie ». Le 13 mai 2013, il est venu la trouver sur son lieu de travail à Payerne,
dans le canton de Vaud, et l'a forcée à monter dans sa voiture. Dans la nuit du 14 mai
2013, il a étranglé la jeune femme. Le Tribunal criminel de l'arrondissement de la Broye
et du Nord vaudois l'a condamné en 2016 à une peine privative de liberté à vie pour
assassinat, séquestration et enlèvement, contrainte sexuelle ainsi que d'autres
infractions. Il a également ordonné son internement à vie. Le Tribunal cantonal vaudois
a confirmé la décision en 2016.
Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours du condamné. Il rejette ses griefs à
l'encontre des condamnations pour assassinat et autres infractions, ainsi que contre le
prononcé de la peine privative de liberté à vie. En ce qui concerne la qualification
d'assassinat, le Tribunal cantonal n'a pas violé le droit fédéral en retenant que la caractéristique de l'absence particulière de scrupules était réalisée. L'absence particulière de
scrupules de l'auteur découle d'une part de son mobile futile et égoïste et d'autre part de
sa froideur et de sa maîtrise de soi dans la préparation et l'exécution du crime. Dans le
cadre de la fixation de la sanction, le Tribunal cantonal a considéré à juste titre, en
prononçant une peine privative de liberté à vie, qu'il n'existait chez l'auteur aucune
diminution de responsabilité. C'est en particulier sans arbitraire que le Tribunal cantonal
s'est fondé sur celle des deux expertises qui conclut à une responsabilité pénale entière
du condamné.
En rapport avec l'internement à vie, le Tribunal fédéral admet le recours de l'intéressé
dès lors que les conditions légales pour ordonner la mesure ne sont pas remplies. La loi
exige notamment, pour le prononcé d'un internement à vie, que le tribunal puisse se
fonder sur les expertises réalisées par au moins deux experts indépendants l'un de
l'autre et expérimentés, qui qualifient l'auteur de durablement non amendable (articles
56 et 64 alinéa 1 bis du Code pénal). Selon la jurisprudence, « durablement non amendable » signifie que l'auteur est inaccessible à un traitement sa vie durant. Le Tribunal
cantonal a considéré dans sa décision que, dans le cas d'espèce, les deux experts
mandatés étaient parvenus à la conclusion que le condamné était durablement non
amendable. Cela n'est toutefois pas exact pour l'un des experts. Contrairement à l'avis
du Tribunal cantonal, l'expert en question n'a pas expressément constaté que
l'intéressé, âgé de 36 ans au moment des faits, était inaccessible à un traitement sa vie
durant. A l'inverse, il a exposé qu'on ne pouvait pas, en psychiatrie, poser de pronostic
« à vie » concernant les possibilités de traitement. Le jugement est en conséquence
annulé sur ce point et la cause est renvoyée au Tribunal cantonal pour nouvelle
décision.
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6B_378_2018_2019_06_18_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 18. Juni 2019
Embargo: 18. Juni 2019, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 22. Mai 2019 (6B_378/2018)
Strafrechtliche Landesverweisung von EU-Bürgern und FZA:
Ausweisung von spanischem Straftäter bestätigt
Das Bundesgericht äussert sich vertieft zum Verhältnis der strafrechtlichen Landesverweisung von EU-Bürgern und dem Abkommen über die Personenfreizügigkeit
(FZA) zwischen der Schweiz und den Staaten der Europäischen Union (EU).
Einschränkungen der Personenfreizügigkeit, wie sie das primär wirtschaftsrechtlich
motivierte FZA unter anderem aus Gründen der öffentlichen Ordnung vorsieht, sind
im Strafrecht nicht eng auszulegen, sondern gemäss dem Wortsinn der fraglichen
Bestimmung des FZA. Im konkreten Fall ist die Ausweisung eines wegen Drogenhandels zu einer bedingten Strafe verurteilten Spaniers durch das Zürcher Obergericht nicht zu beanstanden.
In der Wohnung des spanischen Staatsangehörigen waren rund 590 Gramm
Kokaingemisch gefunden worden, die zum Verkauf bestimmt waren. Das Bezirksgericht
Zürich verurteilte ihn 2017 wegen qualifizierten Verstosses gegen das Betäubungsmittelgesetz zu einer Freiheitsstrafe von 19 Monaten, wovon er 140 Tage in Haft beziehungsweise vorzeitigem Strafvollzug verbüsste. Der Rest der Strafe wurde bedingt ausgesprochen. Zudem ordnete das Bezirksgericht eine Landesverweisung für sieben
Jahre an. Das Obergericht des Kantons Zürich bestätigte den Entscheid 2018.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Mannes ab. In seinem Entscheid befasst
sich das Bundesgericht mit der Tragweite, die der im FZA enthaltenen Bestimmung zur
Einschränkung der Personenfreizügigkeit im Bereich des Strafrechts zukommt. Gemäss
dem massgeblichen Artikel 5 Absatz 1 Anhang I FZA dürfen die vom FZA eingeräumten
Rechte nur durch Massnahmen eingeschränkt werden, die aus Gründen der öffentlichen
Ordnung, der Sicherheit und der Gesundheit gerechtfertigt sind.
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) räumt den Vertragsstaaten bei der Auslegung und
der Anwendung der fraglichen Bestimmung des FZA zwar eine prinzipielle Eigenständigkeit ein, beschränkt ihre Anwendung aber auf eine strikte Auslegung. Im Ausländerrecht
geht die Rechtsprechung des Bundesgerichts ebenfalls davon aus, dass Einschränkungen der Personenfreizügigkeit eng auszulegen seien.
In seinem aktuellen Entscheid kommt das Bundesgericht zum Schluss, dass Artikel 5
Absatz 1 Anhang I FZA im Bereich des Strafrechts nicht eng auszulegen ist, sondern
dass der Sinn der Norm vielmehr ihrem Wortsinn entspricht. Zu berücksichtigen ist dabei, dass es sich beim FZA im Wesentlichen um ein wirtschaftsrechtliches und nicht um
ein strafrechtliches Abkommen handelt. In einem Urteil vom vergangenen November hat
das Bundesgericht bereits festgehalten, dass der Aufenthalt von EU-Bürgern in der
Schweiz unter dem Vorbehalt eines rechtskonformen Verhaltens stehe (BGE 145 IV 55,
Medienmitteilung vom 5. Dezember 2018). Die einschränkende Auslegung der Vorbehalte von Artikel 5 Absatz 1 Anhang I FZA durch den EuGH ist auf seine integrativ
wirkende, dynamische Rechtsanwendung zurückzuführen, welche auf die Harmonisierung und Vertiefung der EU abzielt. Diese Nuance der Rechtsprechung des EuGH hat
die Schweiz für das Strafrecht nicht zu beachten.
Im Einzelfall haben die Gerichte jeweils zu prüfen, ob das FZA eine strafrechtliche
Landesverweisung hindern kann. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um die Prüfung
der Verhältnismässigkeit staatlichen Handelns bei der Einschränkung der Freizügigkeit
gemäss FZA. Wesentliches Kriterium für die Landesverweisung bildet die Intensität der
Gefährdung der öffentlichen Ordnung, der Sicherheit, der Gesundheit oder des Gemeinwohlinteresses durch den kriminellen Willen, wie er sich in den Taten realisiert, die
gemäss Artikel 66a Absatz 1 des Strafgesetzbuches eine Ausweisung nach sich ziehen
können. Vorliegend geht es um Drogenhandel mit einer Menge Kokain, welche die
Grenze zum qualifizierten Fall um ein Vielfaches überschreitet. Der Beschwerdeführer
liess ein Verhalten erkennen, das eine gegenwärtige Gefährdung der öffentlichen Ordnung und der Gesundheit vieler Menschen darstellt. Es ist der gesetzgeberische Wille,
dem Drogenhandel durch Ausländer einen Riegel zu schieben. Dies konnte auch dem
Betroffenen angesichts der jahrelangen politischen Auseinandersetzung um die Ausschaffungsinitiative nicht unbekannt geblieben sein. Das FZA ermöglichte ihm die Einreise zu einer wirtschaftlichen Tätigkeit. Mit dem beabsichtigten Kokainhandel ging er
bewusst das Risiko ein, sein Aufenthaltsrecht zu verlieren.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 18 juin 2019
Embargo : 18 juin 2019, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 22 mai 2019 (6B_378/2018)
Expulsion pénale de ressortissants européens et ALCP :
expulsion d'un délinquant espagnol confirmée
Le Tribunal fédéral examine de manière approfondie le rapport entre l'expulsion
pénale de ressortissants européens et l'Accord sur la libre circulation des personnes
(ALCP) entre la Suisse et les Etats membres de l'Union européenne (UE). Les
restrictions à la libre circulation des personnes, notamment pour des raisons d'ordre
public, telles qu'envisagées par l'ALCP, lequel est motivé en premier lieu par des
considérations de droit économique, ne doivent pas être interprétées restrictivement
en droit pénal, mais sur la base du sens littéral de la disposition pertinente de
l'ALCP. Dans le cas concret, l'expulsion d'un espagnol condamné à une peine avec
sursis pour trafic de drogue, prononcée par le Tribunal cantonal zurichois, n'est pas
contestable.
Dans le logement du ressortissant espagnol, 590 grammes de mélange de cocaïne ont
été retrouvés, lesquels était destinés à la vente. Le Tribunal d'arrondissement de Zurich
l'a condamné en 2017 pour infraction qualifiée à la loi sur les stupéfiants à une peine
privative de liberté de 19 mois, sous déduction de 140 jours de détention, respectivement d'exécution anticipée de peine. Le solde de la peine a été assorti du sursis. En
outre, le Tribunal d'arrondissement a ordonné une expulsion d'une durée de sept ans.
Le Tribunal cantonal zurichois a confirmé ce jugement en 2018.
Le Tribunal fédéral rejette le recours du condamné. Dans son arrêt, le Tribunal fédéral
traite de la portée, en droit pénal, des normes de l'ALCP relatives à la restriction de la
libre circulation des personnes. Selon l'article 5 paragraphe 1 Annexe I ALCP concerné,
les droits octroyés par l'ALCP ne peuvent être limités que par des mesures justifiées par
des raisons d'ordre public, de sécurité publique et de santé publique.
La Cour de justice de l'Union européenne (CJUE) laisse certes aux Etats membres une
autonomie de principe dans l’interprétation et l'application de la disposition en question
de l'ALCP, tout en limitant toutefois son application à une stricte interprétation. En droit
des étrangers, la jurisprudence du Tribunal fédéral exige également que les limitations à
la libre circulation des personnes soient interprétées de manière restrictive.
Dans son arrêt actuel, le Tribunal fédéral parvient à la conclusion que l'article 5
paragraphe 1 Annexe I ALCP ne doit pas être interprété restrictivement en matière
pénale, mais plutôt à l'aune du sens propre de la norme. En cela, il y a lieu de tenir
compte du fait que l'ALCP relève essentiellement du droit économique et ne constitue
pas un accord de droit pénal. Dans un arrêt du mois de novembre dernier, le Tribunal
fédéral a retenu que le séjour de ressortissants européens en Suisse était conditionné à
un comportement conforme au droit (ATF 145 IV 55, communiqué de presse du
5 décembre 2018). L'interprétation restrictive que fait la CJUE des réserves prévues à
l'article 5 paragraphe 1 annexe I ALCP doit être attribuée à une application à effet
intégrateur et dynamique du droit, laquelle vise l'harmonisation et l'approfondissement
de l'UE. La Suisse n'a pas, en droit pénal, à tenir compte de cette nuance de la jurisprudence de la CJUE.
Concrètement, les tribunaux doivent, dans chaque cas, examiner si l'ALCP peut
empêcher une expulsion pénale. Il s'agit essentiellement d'un examen de la proportionnalité de l'acte étatique en lien avec la restriction à la libre circulation des
personnes au sens de l'ALCP. Le critère déterminant pour l'expulsion pénale est
l'intensité de la mise en danger de l'ordre public, de la sécurité, de la santé ou du bien
commun par la volonté criminelle telle qu'elle se réalise dans les actes qui pourrait
justifier une expulsion au sens de l'article 66a alinéa 1 du Code pénal. En l'espèce, il
s'agit d'un trafic de drogue portant sur une quantité de cocaïne qui dépasse largement le
seuil à partir duquel l'infraction est qualifiée. Le recourant a eu un comportement
représentant une mise en danger actuelle de l'ordre public et de la santé de nombreuses personnes. C'est l'intention du législateur que de verrouiller le trafic de drogue
par les étrangers. Cela ne pouvait être ignoré par l'intéressé, compte tenu du long débat
politique autour de l'initiative pour le renvoi. L'ALCP lui permettait d'entrer en Suisse
pour exercer une activité économique. En envisageant le commerce de cocaïne, il a pris
consciemment le risque de perdre son droit de séjour.
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6B_378_2018_2019_06_18_T_{lang} | Lausanne, 18. Juni 2019
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 22. Mai 2019 (6B_378/2018)
Strafrechtliche Landesverweisung von EU-Bürgern und FZA:
Ausweisung von spanischem Straftäter bestätigt
Das Bundesgericht äussert sich vertieft zum Verhältnis der strafrechtlichen Landesverweisung von EU-Bürgern und dem Abkommen über die Personenfreizügigkeit
(FZA) zwischen der Schweiz und den Staaten der Europäischen Union (EU).
Einschränkungen der Personenfreizügigkeit, wie sie das primär wirtschaftsrechtlich
motivierte FZA unter anderem aus Gründen der öffentlichen Ordnung vorsieht, sind
im Strafrecht nicht eng auszulegen, sondern gemäss dem Wortsinn der fraglichen
Bestimmung des FZA. Im konkreten Fall ist die Ausweisung eines wegen Drogenhandels zu einer bedingten Strafe verurteilten Spaniers durch das Zürcher Obergericht nicht zu beanstanden.
In der Wohnung des spanischen Staatsangehörigen waren rund 590 Gramm
Kokaingemisch gefunden worden, die zum Verkauf bestimmt waren. Das Bezirksgericht
Zürich verurteilte ihn 2017 wegen qualifizierten Verstosses gegen das Betäubungsmittelgesetz zu einer Freiheitsstrafe von 19 Monaten, wovon er 140 Tage in Haft beziehungsweise vorzeitigem Strafvollzug verbüsste. Der Rest der Strafe wurde bedingt ausgesprochen. Zudem ordnete das Bezirksgericht eine Landesverweisung für sieben
Jahre an. Das Obergericht des Kantons Zürich bestätigte den Entscheid 2018.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Mannes ab. In seinem Entscheid befasst
sich das Bundesgericht mit der Tragweite, die der im FZA enthaltenen Bestimmung zur
Einschränkung der Personenfreizügigkeit im Bereich des Strafrechts zukommt. Gemäss
dem massgeblichen Artikel 5 Absatz 1 Anhang I FZA dürfen die vom FZA eingeräumten
Rechte nur durch Massnahmen eingeschränkt werden, die aus Gründen der öffentlichen
Ordnung, der Sicherheit und der Gesundheit gerechtfertigt sind.
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) räumt den Vertragsstaaten bei der Auslegung und
der Anwendung der fraglichen Bestimmung des FZA zwar eine prinzipielle Eigenständigkeit ein, beschränkt ihre Anwendung aber auf eine strikte Auslegung. Im Ausländerrecht
geht die Rechtsprechung des Bundesgerichts ebenfalls davon aus, dass Einschränkungen der Personenfreizügigkeit eng auszulegen seien.
In seinem aktuellen Entscheid kommt das Bundesgericht zum Schluss, dass Artikel 5
Absatz 1 Anhang I FZA im Bereich des Strafrechts nicht eng auszulegen ist, sondern
dass der Sinn der Norm vielmehr ihrem Wortsinn entspricht. Zu berücksichtigen ist dabei, dass es sich beim FZA im Wesentlichen um ein wirtschaftsrechtliches und nicht um
ein strafrechtliches Abkommen handelt. In einem Urteil vom vergangenen November hat
das Bundesgericht bereits festgehalten, dass der Aufenthalt von EU-Bürgern in der
Schweiz unter dem Vorbehalt eines rechtskonformen Verhaltens stehe (BGE 145 IV 55,
Medienmitteilung vom 5. Dezember 2018). Die einschränkende Auslegung der Vorbehalte von Artikel 5 Absatz 1 Anhang I FZA durch den EuGH ist auf seine integrativ
wirkende, dynamische Rechtsanwendung zurückzuführen, welche auf die Harmonisierung und Vertiefung der EU abzielt. Diese Nuance der Rechtsprechung des EuGH hat
die Schweiz für das Strafrecht nicht zu beachten.
Im Einzelfall haben die Gerichte jeweils zu prüfen, ob das FZA eine strafrechtliche
Landesverweisung hindern kann. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um die Prüfung
der Verhältnismässigkeit staatlichen Handelns bei der Einschränkung der Freizügigkeit
gemäss FZA. Wesentliches Kriterium für die Landesverweisung bildet die Intensität der
Gefährdung der öffentlichen Ordnung, der Sicherheit, der Gesundheit oder des Gemeinwohlinteresses durch den kriminellen Willen, wie er sich in den Taten realisiert, die
gemäss Artikel 66a Absatz 1 des Strafgesetzbuches eine Ausweisung nach sich ziehen
können. Vorliegend geht es um Drogenhandel mit einer Menge Kokain, welche die
Grenze zum qualifizierten Fall um ein Vielfaches überschreitet. Der Beschwerdeführer
liess ein Verhalten erkennen, das eine gegenwärtige Gefährdung der öffentlichen Ordnung und der Gesundheit vieler Menschen darstellt. Es ist der gesetzgeberische Wille,
dem Drogenhandel durch Ausländer einen Riegel zu schieben. Dies konnte auch dem
Betroffenen angesichts der jahrelangen politischen Auseinandersetzung um die Ausschaffungsinitiative nicht unbekannt geblieben sein. Das FZA ermöglichte ihm die Einreise zu einer wirtschaftlichen Tätigkeit. Mit dem beabsichtigten Kokainhandel ging er
bewusst das Risiko ein, sein Aufenthaltsrecht zu verlieren.
| Lausanne, le 18 juin 2019
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 22 mai 2019 (6B_378/2018)
Expulsion pénale de ressortissants européens et ALCP :
expulsion d'un délinquant espagnol confirmée
Le Tribunal fédéral examine de manière approfondie le rapport entre l'expulsion
pénale de ressortissants européens et l'Accord sur la libre circulation des personnes
(ALCP) entre la Suisse et les Etats membres de l'Union européenne (UE). Les
restrictions à la libre circulation des personnes, notamment pour des raisons d'ordre
public, telles qu'envisagées par l'ALCP, lequel est motivé en premier lieu par des
considérations de droit économique, ne doivent pas être interprétées restrictivement
en droit pénal, mais sur la base du sens littéral de la disposition pertinente de
l'ALCP. Dans le cas concret, l'expulsion d'un espagnol condamné à une peine avec
sursis pour trafic de drogue, prononcée par le Tribunal cantonal zurichois, n'est pas
contestable.
Dans le logement du ressortissant espagnol, 590 grammes de mélange de cocaïne ont
été retrouvés, lesquels était destinés à la vente. Le Tribunal d'arrondissement de Zurich
l'a condamné en 2017 pour infraction qualifiée à la loi sur les stupéfiants à une peine
privative de liberté de 19 mois, sous déduction de 140 jours de détention, respectivement d'exécution anticipée de peine. Le solde de la peine a été assorti du sursis. En
outre, le Tribunal d'arrondissement a ordonné une expulsion d'une durée de sept ans.
Le Tribunal cantonal zurichois a confirmé ce jugement en 2018.
Le Tribunal fédéral rejette le recours du condamné. Dans son arrêt, le Tribunal fédéral
traite de la portée, en droit pénal, des normes de l'ALCP relatives à la restriction de la
libre circulation des personnes. Selon l'article 5 paragraphe 1 Annexe I ALCP concerné,
les droits octroyés par l'ALCP ne peuvent être limités que par des mesures justifiées par
des raisons d'ordre public, de sécurité publique et de santé publique.
La Cour de justice de l'Union européenne (CJUE) laisse certes aux Etats membres une
autonomie de principe dans l’interprétation et l'application de la disposition en question
de l'ALCP, tout en limitant toutefois son application à une stricte interprétation. En droit
des étrangers, la jurisprudence du Tribunal fédéral exige également que les limitations à
la libre circulation des personnes soient interprétées de manière restrictive.
Dans son arrêt actuel, le Tribunal fédéral parvient à la conclusion que l'article 5
paragraphe 1 Annexe I ALCP ne doit pas être interprété restrictivement en matière
pénale, mais plutôt à l'aune du sens propre de la norme. En cela, il y a lieu de tenir
compte du fait que l'ALCP relève essentiellement du droit économique et ne constitue
pas un accord de droit pénal. Dans un arrêt du mois de novembre dernier, le Tribunal
fédéral a retenu que le séjour de ressortissants européens en Suisse était conditionné à
un comportement conforme au droit (ATF 145 IV 55, communiqué de presse du
5 décembre 2018). L'interprétation restrictive que fait la CJUE des réserves prévues à
l'article 5 paragraphe 1 annexe I ALCP doit être attribuée à une application à effet
intégrateur et dynamique du droit, laquelle vise l'harmonisation et l'approfondissement
de l'UE. La Suisse n'a pas, en droit pénal, à tenir compte de cette nuance de la jurisprudence de la CJUE.
Concrètement, les tribunaux doivent, dans chaque cas, examiner si l'ALCP peut
empêcher une expulsion pénale. Il s'agit essentiellement d'un examen de la proportionnalité de l'acte étatique en lien avec la restriction à la libre circulation des
personnes au sens de l'ALCP. Le critère déterminant pour l'expulsion pénale est
l'intensité de la mise en danger de l'ordre public, de la sécurité, de la santé ou du bien
commun par la volonté criminelle telle qu'elle se réalise dans les actes qui pourrait
justifier une expulsion au sens de l'article 66a alinéa 1 du Code pénal. En l'espèce, il
s'agit d'un trafic de drogue portant sur une quantité de cocaïne qui dépasse largement le
seuil à partir duquel l'infraction est qualifiée. Le recourant a eu un comportement
représentant une mise en danger actuelle de l'ordre public et de la santé de nombreuses personnes. C'est l'intention du législateur que de verrouiller le trafic de drogue
par les étrangers. Cela ne pouvait être ignoré par l'intéressé, compte tenu du long débat
politique autour de l'initiative pour le renvoi. L'ALCP lui permettait d'entrer en Suisse
pour exercer une activité économique. En envisageant le commerce de cocaïne, il a pris
consciemment le risque de perdre son droit de séjour.
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6B_383_2019_2019_12_03_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 3. Dezember 2019
Embargo: 3. Dezember 2019, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 8. November 2019 (6B_383/2019, 6B_394/2019)
LTTE-Urteil: Beschwerde der BA weitgehend abgewiesen
Das Bundesgericht bestätigt den Freispruch von 12 Personen vom Vorwurf der
Unterstützung und/oder Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation im Zusammenhang mit ihren Aktivitäten für die tamilische Organisation "Liberation Tigers of
Tamil Eelam" (LTTE). Es weist die Beschwerde der Bundesanwaltschaft gegen das
Urteil des Bundesstrafgerichts in den Hauptpunkten ab.
Die Bundesanwaltschaft (BA) hatte 2016 13 Personen angeklagt. 12 von ihnen wurde
Unterstützung und/oder Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation vorgeworfen,
indem sie die mutmasslich als Terrororganisation zu betrachtende LTTE in den Jahren
1999 bis 2009 von der Schweiz aus finanziell unterstützt hätten. Weitere Anklagepunkte
betrafen Betrug, Urkundenfälschung, Geldwäscherei und Erpressung. Gemäss BA sei
die LTTE zur Tatzeit über ihren Schweizer Ableger "World Tamil Coordinating
Committee" (WTCC) aufgetreten. Die führenden Köpfe der LTTE in der Schweiz hätten
eine Methode zur systematischen und raschen Geldbeschaffung innerhalb der
tamilischen Diaspora-Gemeinde in der Schweiz entwickelt und umgesetzt. Mit Hilfe von
Kurieren und Krediten aus der Diaspora-Gemeinde seien namhafte Geldbeträge
beschafft worden. Das Bundesstrafgericht sprach 2018 alle Beschuldigten vom Vorwurf
der Unterstützung und/oder Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation frei. Bei fünf
Angeklagten erkannte es auf gewerbsmässigen Betrug, bei zwei von ihnen zusätzlich
auf Urkundenfälschung. Es verurteilte sie zu bedingten Freiheitsstrafen zwischen 11 und
24 Monaten. Die BA gelangte ans Bundesgericht und forderte Verurteilungen wegen
Unterstützung und/oder Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation und weiterer
Delikte.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde der BA in einem Punkt gut und weist sie im
übrigen ab. Das Bundesstrafgericht wird bezüglich einer freigesprochenen Person
prüfen müssen, ob sie sich der Urkundenfälschung schuldig gemacht hat. Die Freisprüche vom Vorwurf der Unterstützung und/oder der Mitgliedschaft in einer kriminellen
Organisation (Artikel 260 ter des Strafgesetzbuches, StGB) sind nicht zu beanstanden.
Gemäss dem Legalitätsprinzip muss ein Straftatbestand so präzise formuliert sein, dass
der Bürger sein Verhalten danach richten und die Folgen eines bestimmten Verhaltens
mit einem den Umständen entsprechenden Grad an Gewissheit erkennen kann. Artikel
260ter StGB wurde ursprünglich zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität mafiösen
Charakters konzipiert und später auch auf terroristische Organisationen angewendet.
Nicht angelegt wurde die Norm im Hinblick auf Organisationen, die am Rande zwar
terroristische Akte begehen, sonst aber überwiegend andere Ziele verfolgen. Ab gesehen
von Gruppierungen, die das Bundesgericht bereits als terroristisch qualifiziert hat (u.a.
"Al-Qaida" und "Islamischer Staat"), ist nur schwer absehbar, ob eine Organi sation, die
terroristische Akte begangen hat, als kriminelle Organisation im Sinne von Artikel 260 ter
StGB einzustufen ist. Was die LTTE betrifft, ist diese entgegen der Ansicht der
Vorinstanz zwar auch Urheberin terroristischer Angriffe gewesen. Zu ihren überwiegenden Zielen gehörte dies allerdings nicht; dazu zählten vielmehr die Führung eines
konventionellen bewaffneten Kampfes, die quasi-staatliche Verwaltung eines Gebiets
und die Anerkennung der Unabhängigkeit ihrer ethnischen Gemeinschaft. Angesichts
des Umfangs und der Vielfältigkeit der nicht-kriminellen Aktivitäten der LTTE kann
schwerlich gesagt werden, dass eine Person, die zu ihren Gunsten Geld gesammelt hat,
davon ausging, ihr Verhalten diene direkt einem kriminellen Ziel. Stellungnahmen
verschiedener Bundesbehörden aus dem fraglichen Zeitraum zeigen zudem, dass die
LTTE nicht als kriminelle Organisation betrachtet wurde. Insgesamt war es für die
Beschuldigten somit nicht vorhersehbar, dass ihre Tätigkeiten zu Gunsten der WTCC
resp. der LTTE gegen Artikel 260 ter StGB verstossen könnten. Eine entsprechende Verurteilung würde das Legalitätsprinzip verletzen. Gutgeheissen hat das Bundesgericht die
Beschwerde eines Betroffenen. Das Bundesstrafgericht wird seine Verurteilung wegen
Betrugs neu prüfen müssen.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 3 décembre 2019
Embargo : 3 décembre 2019, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 8 novembre 2019 (6B_383/2019, 6B_394/2019)
Jugement LTTE : recours du MPC largement rejeté
Le Tribunal fédéral confirme l'acquittement de 12 personnes accusées de soutien
et/ou de participation à une organisation criminelle en relation avec leurs activités
pour l'organisation tamoule « Liberation Tigers of Tamil Eelam » (LTTE). Il rejette, sur
les points principaux, le recours du Ministère public de la Confédération contre le
jugement du Tribunal pénal fédéral.
Le Ministère public de la Confédération (MPC) avait, en 2016, mis 13 personnes en
accusation. 12 d'entre elles avaient été accusées de soutien et/ou de participation à une
organisation criminelle, pour avoir, depuis la Suisse, soutenu financièrement l'organisation prétendument terroriste LTTE durant les années 1999 à 2009. D'autres points de
l'accusation concernaient des escroqueries, des faux dans les titres, du blanchiment
d'argent et de l'extorsion. Selon le MPC, le mouvement LTTE se serait, à l'époque des
faits, manifesté par sa ramification suisse, le « World Tamil Coordinating Committee »
(WTCC). Les dirigeants du mouvement LTTE en Suisse auraient développé et appliqué
une méthode d'obtention rapide et systématique d'argent au sein de la communauté
tamoule de la diaspora dans notre pays. Des fonds considérables auraient été obtenus
de la communauté tamoule de la diaspora par le biais d'émissaires et de crédits. En
2018, le Tribunal pénal fédéral avait libéré tous les prévenus du chef de prévention de
soutien et/ou de participation à une organisation criminelle. Il avait condamné cinq
accusés pour escroquerie par métier, dont deux en outre pour faux dans les titres. Il leur
avait infligé des peines privatives de liberté de 11 à 24 mois avec sursis. Le MPC a saisi
le Tribunal fédéral et a demandé des condamnations pour soutien et/ou participation à
une organisation criminelle ainsi que pour d'autres délits.
Le Tribunal fédéral admet le recours du MPC sur un point et le rejette pour le reste. Le
Tribunal pénal fédéral devra, à cet égard, examiner si une personne acquittée a pu se
rendre coupable de faux dans les titres. Les acquittements concernant l'accusation de
soutien et/ou de participation à une organisation criminelle (article 260ter du Code pénal,
CP) ne sont pas critiquables. Selon le principe de la légalité, une norme pénale doit être
formulée de manière suffisamment précise pour qu'un citoyen puisse s'y conformer et
prévoir les conséquences d'un comportement déterminé avec un certain degré de certitude dépendant des circonstances. A l'origine, l'article 260ter CP a été conçu pour lutter
contre le crime organisé de type mafieux. Par la suite, son application a été étendue aux
organisations terroristes. La norme n'a pas été conçue pour des organisations qui se
livrent certes, en marge, à des actes terroristes, mais qui poursuivent principalement
d'autres objectifs. En dehors des groupes qui ont déjà été qualifiés de terroristes par le
Tribunal fédéral (entre autres « Al-Qaïda » et « Etat islamique »), il est malaisé de prévoir si une organisation ayant notamment commis des actes terroristes doit être considérée comme une organisation criminelle au sens de l'article 260ter CP. Concernant le
mouvement LTTE, ce dernier a, contrairement à l'avis de l'autorité précédente, bien
commis des attaques terroristes. Ces dernières ne comptaient toutefois pas parmi ses
objectifs directs ; parmi ceux-ci comptaient plutôt la conduite d'une lutte armée conventionnelle, l'administration quasi-étatique d'un territoire et la reconnaissance de
l'indépendance de sa communauté ethnique. Vu l'ampleur et la diversité des tâches non
criminelles exercées par le mouvement LTTE, on pouvait difficilement affirmer qu'une
personne collectant des fonds à son profit pouvait partir du principe que son comportement servait directement un objectif criminel. Les prises de position de différentes
autorités fédérales durant la période en question montrent en outre que le mouvement
LTTE n'était pas considéré comme une organisation criminelle. En définitive, il n'était
pas prévisible, pour les prévenus, que leurs activités en faveur du WTCC, respectivement du mouvement LTTE, pourraient porter atteinte à l'article 260ter CP. Une condamnation à cet égard aurait violé le principe de la légalité. Le Tribunal fédéral a par ailleurs
admis le recours d'un intéressé. Le Tribunal pénal fédéral devra à nouveau examiner sa
condamnation pour escroquerie.
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6B_383_2019_2019_12_03_T_{lang} | Lausanne, 3. Dezember 2019
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 8. November 2019 (6B_383/2019, 6B_394/2019)
LTTE-Urteil: Beschwerde der BA weitgehend abgewiesen
Das Bundesgericht bestätigt den Freispruch von 12 Personen vom Vorwurf der
Unterstützung und/oder Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation im Zusammenhang mit ihren Aktivitäten für die tamilische Organisation "Liberation Tigers of
Tamil Eelam" (LTTE). Es weist die Beschwerde der Bundesanwaltschaft gegen das
Urteil des Bundesstrafgerichts in den Hauptpunkten ab.
Die Bundesanwaltschaft (BA) hatte 2016 13 Personen angeklagt. 12 von ihnen wurde
Unterstützung und/oder Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation vorgeworfen,
indem sie die mutmasslich als Terrororganisation zu betrachtende LTTE in den Jahren
1999 bis 2009 von der Schweiz aus finanziell unterstützt hätten. Weitere Anklagepunkte
betrafen Betrug, Urkundenfälschung, Geldwäscherei und Erpressung. Gemäss BA sei
die LTTE zur Tatzeit über ihren Schweizer Ableger "World Tamil Coordinating
Committee" (WTCC) aufgetreten. Die führenden Köpfe der LTTE in der Schweiz hätten
eine Methode zur systematischen und raschen Geldbeschaffung innerhalb der
tamilischen Diaspora-Gemeinde in der Schweiz entwickelt und umgesetzt. Mit Hilfe von
Kurieren und Krediten aus der Diaspora-Gemeinde seien namhafte Geldbeträge
beschafft worden. Das Bundesstrafgericht sprach 2018 alle Beschuldigten vom Vorwurf
der Unterstützung und/oder Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation frei. Bei fünf
Angeklagten erkannte es auf gewerbsmässigen Betrug, bei zwei von ihnen zusätzlich
auf Urkundenfälschung. Es verurteilte sie zu bedingten Freiheitsstrafen zwischen 11 und
24 Monaten. Die BA gelangte ans Bundesgericht und forderte Verurteilungen wegen
Unterstützung und/oder Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation und weiterer
Delikte.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde der BA in einem Punkt gut und weist sie im
übrigen ab. Das Bundesstrafgericht wird bezüglich einer freigesprochenen Person
prüfen müssen, ob sie sich der Urkundenfälschung schuldig gemacht hat. Die Freisprüche vom Vorwurf der Unterstützung und/oder der Mitgliedschaft in einer kriminellen
Organisation (Artikel 260 ter des Strafgesetzbuches, StGB) sind nicht zu beanstanden.
Gemäss dem Legalitätsprinzip muss ein Straftatbestand so präzise formuliert sein, dass
der Bürger sein Verhalten danach richten und die Folgen eines bestimmten Verhaltens
mit einem den Umständen entsprechenden Grad an Gewissheit erkennen kann. Artikel
260ter StGB wurde ursprünglich zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität mafiösen
Charakters konzipiert und später auch auf terroristische Organisationen angewendet.
Nicht angelegt wurde die Norm im Hinblick auf Organisationen, die am Rande zwar
terroristische Akte begehen, sonst aber überwiegend andere Ziele verfolgen. Ab gesehen
von Gruppierungen, die das Bundesgericht bereits als terroristisch qualifiziert hat (u.a.
"Al-Qaida" und "Islamischer Staat"), ist nur schwer absehbar, ob eine Organi sation, die
terroristische Akte begangen hat, als kriminelle Organisation im Sinne von Artikel 260 ter
StGB einzustufen ist. Was die LTTE betrifft, ist diese entgegen der Ansicht der
Vorinstanz zwar auch Urheberin terroristischer Angriffe gewesen. Zu ihren überwiegenden Zielen gehörte dies allerdings nicht; dazu zählten vielmehr die Führung eines
konventionellen bewaffneten Kampfes, die quasi-staatliche Verwaltung eines Gebiets
und die Anerkennung der Unabhängigkeit ihrer ethnischen Gemeinschaft. Angesichts
des Umfangs und der Vielfältigkeit der nicht-kriminellen Aktivitäten der LTTE kann
schwerlich gesagt werden, dass eine Person, die zu ihren Gunsten Geld gesammelt hat,
davon ausging, ihr Verhalten diene direkt einem kriminellen Ziel. Stellungnahmen
verschiedener Bundesbehörden aus dem fraglichen Zeitraum zeigen zudem, dass die
LTTE nicht als kriminelle Organisation betrachtet wurde. Insgesamt war es für die
Beschuldigten somit nicht vorhersehbar, dass ihre Tätigkeiten zu Gunsten der WTCC
resp. der LTTE gegen Artikel 260 ter StGB verstossen könnten. Eine entsprechende Verurteilung würde das Legalitätsprinzip verletzen. Gutgeheissen hat das Bundesgericht die
Beschwerde eines Betroffenen. Das Bundesstrafgericht wird seine Verurteilung wegen
Betrugs neu prüfen müssen.
| Lausanne, le 3 décembre 2019
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 8 novembre 2019 (6B_383/2019, 6B_394/2019)
Jugement LTTE : recours du MPC largement rejeté
Le Tribunal fédéral confirme l'acquittement de 12 personnes accusées de soutien
et/ou de participation à une organisation criminelle en relation avec leurs activités
pour l'organisation tamoule « Liberation Tigers of Tamil Eelam » (LTTE). Il rejette, sur
les points principaux, le recours du Ministère public de la Confédération contre le
jugement du Tribunal pénal fédéral.
Le Ministère public de la Confédération (MPC) avait, en 2016, mis 13 personnes en
accusation. 12 d'entre elles avaient été accusées de soutien et/ou de participation à une
organisation criminelle, pour avoir, depuis la Suisse, soutenu financièrement l'organisation prétendument terroriste LTTE durant les années 1999 à 2009. D'autres points de
l'accusation concernaient des escroqueries, des faux dans les titres, du blanchiment
d'argent et de l'extorsion. Selon le MPC, le mouvement LTTE se serait, à l'époque des
faits, manifesté par sa ramification suisse, le « World Tamil Coordinating Committee »
(WTCC). Les dirigeants du mouvement LTTE en Suisse auraient développé et appliqué
une méthode d'obtention rapide et systématique d'argent au sein de la communauté
tamoule de la diaspora dans notre pays. Des fonds considérables auraient été obtenus
de la communauté tamoule de la diaspora par le biais d'émissaires et de crédits. En
2018, le Tribunal pénal fédéral avait libéré tous les prévenus du chef de prévention de
soutien et/ou de participation à une organisation criminelle. Il avait condamné cinq
accusés pour escroquerie par métier, dont deux en outre pour faux dans les titres. Il leur
avait infligé des peines privatives de liberté de 11 à 24 mois avec sursis. Le MPC a saisi
le Tribunal fédéral et a demandé des condamnations pour soutien et/ou participation à
une organisation criminelle ainsi que pour d'autres délits.
Le Tribunal fédéral admet le recours du MPC sur un point et le rejette pour le reste. Le
Tribunal pénal fédéral devra, à cet égard, examiner si une personne acquittée a pu se
rendre coupable de faux dans les titres. Les acquittements concernant l'accusation de
soutien et/ou de participation à une organisation criminelle (article 260ter du Code pénal,
CP) ne sont pas critiquables. Selon le principe de la légalité, une norme pénale doit être
formulée de manière suffisamment précise pour qu'un citoyen puisse s'y conformer et
prévoir les conséquences d'un comportement déterminé avec un certain degré de certitude dépendant des circonstances. A l'origine, l'article 260ter CP a été conçu pour lutter
contre le crime organisé de type mafieux. Par la suite, son application a été étendue aux
organisations terroristes. La norme n'a pas été conçue pour des organisations qui se
livrent certes, en marge, à des actes terroristes, mais qui poursuivent principalement
d'autres objectifs. En dehors des groupes qui ont déjà été qualifiés de terroristes par le
Tribunal fédéral (entre autres « Al-Qaïda » et « Etat islamique »), il est malaisé de prévoir si une organisation ayant notamment commis des actes terroristes doit être considérée comme une organisation criminelle au sens de l'article 260ter CP. Concernant le
mouvement LTTE, ce dernier a, contrairement à l'avis de l'autorité précédente, bien
commis des attaques terroristes. Ces dernières ne comptaient toutefois pas parmi ses
objectifs directs ; parmi ceux-ci comptaient plutôt la conduite d'une lutte armée conventionnelle, l'administration quasi-étatique d'un territoire et la reconnaissance de
l'indépendance de sa communauté ethnique. Vu l'ampleur et la diversité des tâches non
criminelles exercées par le mouvement LTTE, on pouvait difficilement affirmer qu'une
personne collectant des fonds à son profit pouvait partir du principe que son comportement servait directement un objectif criminel. Les prises de position de différentes
autorités fédérales durant la période en question montrent en outre que le mouvement
LTTE n'était pas considéré comme une organisation criminelle. En définitive, il n'était
pas prévisible, pour les prévenus, que leurs activités en faveur du WTCC, respectivement du mouvement LTTE, pourraient porter atteinte à l'article 260ter CP. Une condamnation à cet égard aurait violé le principe de la légalité. Le Tribunal fédéral a par ailleurs
admis le recours d'un intéressé. Le Tribunal pénal fédéral devra à nouveau examiner sa
condamnation pour escroquerie.
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6B_396_2014_2015_11_13_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 13. November 2015
Embargo: 13. November 2015, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteile vom 28. Oktober 2015 (6B_396/2014, 6B_441/2014)
Fall Rolf Erb: Einziehung von Vermögenswerten bestätigt
Das Bundesgericht bestätigt die Einziehung von Liegenschaften, Inventar,
Automobilen, Aktien und Inhaberschuldbriefen zu Gunsten der Konkursmasse des
Unternehmers Rolf Erb. Es weist die Beschwerden der Lebenspartnerin, der Söhne
und des Bruders von Rolf Erb gegen das Urteil des Obergerichts des Kantons Zürich
ab, soweit es darauf eintritt.
Das Obergericht des Kantons Zürich hatte Rolf Erb im Januar 2014 im Zusammenhang
mit dem Zusammenbruch der Erb-Gruppe wegen gewerbsmässigen Betrugs, mehrfacher Urkundenfälschung und mehrfacher Gläubigerschädigung durch Vermögensminderung zu einer Freiheitsstrafe von 7 Jahren verurteilt. In Bezug auf die Gläubigerschädigung wurde Rolf Erb angelastet, seiner Lebenspartnerin und seinen zwei Söhnen
im Hinblick auf seinen sich anbahnenden Privatkonkurs Vermögenswerte aus seinem
Privatvermögen unentgeltlich übertragen zu haben. Dazu gehören unter anderem die
Liegenschaft Schloss Eugensberg, das sich darin befindliche Inventar, mehrere Automobile, weitere Liegenschaften sowie Aktien. Das Bundesgericht wies die Beschwerde
von Rolf Erb gegen seine Verurteilung mit Entscheid vom 27. August 2015 ab (Urteil
6B_462/2014, siehe Medienmitteilung des Bundesgerichts vom 16.9.2015). In seinem
Urteil vom Januar 2014 hatte das Zürcher Obergericht zudem die Einziehung der
fraglichen Vermögenswerte beschlossen und festgestellt, dass diese der Zwangsvollstreckung gegen Rolf Erb unterliegen. Die Lebenspartnerin und die beiden Söhne
wurden verpflichtet, den Einbezug der fraglichen Vermögenswerte in die Konkursmasse
Rolf Erb und deren anschliessende Verwertung zu dulden. Der Zwangsvollstreckung
unterlägen ferner mehrere Inhaberschuldbriefe, die im Rahmen des eingestellten
Verfahrens gegen den Bruder von Rolf Erb beschlagnahmt wurden.
Das Bundesgericht weist die Beschwerden der Lebenspartnerin, der beiden Söhne und
des Bruders von Rolf Erb ab, soweit es darauf eintritt. Sie hatten im Wesentlichen den
Schuldspruch gegen Rolf Erb wegen Gläubigerschädigung bestritten, welcher die
Grundlage für die vom Obergericht beschlossene Einziehung bildet. Die diesbezüglichen
Einwände der Beschwerdeführer sind nicht geeignet, die Würdigung des Obergerichts in
Frage zu stellen und seinen Entscheid als willkürlich erscheinen zu lassen. Insbesondere ist davon auszugehen, dass die Gesellschaften der Erb-Gruppe in den Jahren
1998 bis 2002 überschuldet waren und Rolf Erb mit seinem Konkurs rechnen musste.
Auch die übrigen Rügen der Betroffenen sind unbegründet.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 13 novembre 2015
Embargo : 13 novembre 2015, 12:00 heures
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêts du 28 octobre 2015 (6B_396/2014, 6B_441/2014)
Affaire Rolf Erb : Confiscation de valeurs patrimoniales confirmée
Le Tribunal fédéral confirme la confiscation d'immeubles, de biens inventoriés, de
véhicules automobiles, d'actions et de cédules hypothécaires au porteur, en faveur
de la masse en faillite de l'entrepreneur Rolf Erb. Il rejette le recours interjeté par la
compagne, les fils et le frère de Rolf Erb contre le jugement de la Cour suprême du
canton de Zurich, dans la mesure de sa recevabilité.
En janvier 2014, la Cour suprême du canton de Zurich avait condamné Rolf Erb à une
peine privative de liberté de 7 ans, des chefs d'escroquerie par métier, faux dans les
titres et diminution effective de l'actif au préjudice des créanciers, infractions commises
à réitérées reprises, en lien avec la chute du groupe Erb. En ce qui concerne la diminution effective de l'actif au préjudice des créanciers, il lui était reproché d'avoir cédé à
titre gratuit à sa compagne et à ses deux enfants, des valeurs patrimoniales issues de
sa fortune privée, en anticipation de sa faillite personnelle. Parmi celles-ci, comptent
notamment le château Eugensberg ainsi que l'inventaire des biens qui s'y trouvent,
plusieurs véhicules automobiles, d'autres immeubles ainsi que des actions. Le Tribunal
fédéral a rejeté le recours interjeté par Rolf Erb contre son jugement de condamnation,
par arrêt du 27 août 2015 (arrêt 6B_462/2014, cf. communiqué aux médias du Tribunal
fédéral du 16.9.2015). Dans son jugement de janvier 2014, la Cour suprême du canton
de Zurich avait ordonné la confiscation des valeurs patrimoniales litigieuses, retenant
qu'elles étaient soumises à la procédure d'exécution forcée contre Rolf Erb. La
compagne et les deux fils de ce dernier devaient tolérer l'intégration des valeurs
patrimoniales litigieuses à la masse en faillite de Rolf Erb ainsi que leur réalisation. Par
ailleurs, la procédure d'exécution forcée concernait plusieurs cédules hypothécaires au
porteur, qui avaient été séquestrées dans le cadre de la procédure pénale dirigée contre
le frère de Rolf Erb, celle-ci ayant abouti à un classement.
Le Tribunal fédéral rejette les recours interjeté par la compagne, les deux fils et le frère
de Rolf Erb, dans la mesure de leur recevabilité. Ces derniers avaient en substance
contesté la culpabilité de Rolf Erb du chef de diminution effective de l'actif au préjudice
des créanciers, infraction qui fondait la confiscation ordonnée par la Cour suprême. Les
griefs des recourants sur ce point ne sont pas propres à remettre en cause l'appréciation de la Cour suprême et à démontrer l'arbitraire de son jugement. En particulier, il est
établi que les sociétés du groupe Erb étaient surendettées dans les années 1998 à
2002 et que Rolf Erb devait s'attendre à une faillite. Les autres griefs des recourants
sont également infondés.
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6B_396_2014_2015_11_13_T_{lang} | Lausanne, 13. November 2015
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteile vom 28. Oktober 2015 (6B_396/2014, 6B_441/2014)
Fall Rolf Erb: Einziehung von Vermögenswerten bestätigt
Das Bundesgericht bestätigt die Einziehung von Liegenschaften, Inventar,
Automobilen, Aktien und Inhaberschuldbriefen zu Gunsten der Konkursmasse des
Unternehmers Rolf Erb. Es weist die Beschwerden der Lebenspartnerin, der Söhne
und des Bruders von Rolf Erb gegen das Urteil des Obergerichts des Kantons Zürich
ab, soweit es darauf eintritt.
Das Obergericht des Kantons Zürich hatte Rolf Erb im Januar 2014 im Zusammenhang
mit dem Zusammenbruch der Erb-Gruppe wegen gewerbsmässigen Betrugs, mehrfacher Urkundenfälschung und mehrfacher Gläubigerschädigung durch Vermögensminderung zu einer Freiheitsstrafe von 7 Jahren verurteilt. In Bezug auf die Gläubigerschädigung wurde Rolf Erb angelastet, seiner Lebenspartnerin und seinen zwei Söhnen
im Hinblick auf seinen sich anbahnenden Privatkonkurs Vermögenswerte aus seinem
Privatvermögen unentgeltlich übertragen zu haben. Dazu gehören unter anderem die
Liegenschaft Schloss Eugensberg, das sich darin befindliche Inventar, mehrere Automobile, weitere Liegenschaften sowie Aktien. Das Bundesgericht wies die Beschwerde
von Rolf Erb gegen seine Verurteilung mit Entscheid vom 27. August 2015 ab (Urteil
6B_462/2014, siehe Medienmitteilung des Bundesgerichts vom 16.9.2015). In seinem
Urteil vom Januar 2014 hatte das Zürcher Obergericht zudem die Einziehung der
fraglichen Vermögenswerte beschlossen und festgestellt, dass diese der Zwangsvollstreckung gegen Rolf Erb unterliegen. Die Lebenspartnerin und die beiden Söhne
wurden verpflichtet, den Einbezug der fraglichen Vermögenswerte in die Konkursmasse
Rolf Erb und deren anschliessende Verwertung zu dulden. Der Zwangsvollstreckung
unterlägen ferner mehrere Inhaberschuldbriefe, die im Rahmen des eingestellten
Verfahrens gegen den Bruder von Rolf Erb beschlagnahmt wurden.
Das Bundesgericht weist die Beschwerden der Lebenspartnerin, der beiden Söhne und
des Bruders von Rolf Erb ab, soweit es darauf eintritt. Sie hatten im Wesentlichen den
Schuldspruch gegen Rolf Erb wegen Gläubigerschädigung bestritten, welcher die
Grundlage für die vom Obergericht beschlossene Einziehung bildet. Die diesbezüglichen
Einwände der Beschwerdeführer sind nicht geeignet, die Würdigung des Obergerichts in
Frage zu stellen und seinen Entscheid als willkürlich erscheinen zu lassen. Insbesondere ist davon auszugehen, dass die Gesellschaften der Erb-Gruppe in den Jahren
1998 bis 2002 überschuldet waren und Rolf Erb mit seinem Konkurs rechnen musste.
Auch die übrigen Rügen der Betroffenen sind unbegründet.
| Lausanne, le 13 novembre 2015
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêts du 28 octobre 2015 (6B_396/2014, 6B_441/2014)
Affaire Rolf Erb : Confiscation de valeurs patrimoniales confirmée
Le Tribunal fédéral confirme la confiscation d'immeubles, de biens inventoriés, de
véhicules automobiles, d'actions et de cédules hypothécaires au porteur, en faveur
de la masse en faillite de l'entrepreneur Rolf Erb. Il rejette le recours interjeté par la
compagne, les fils et le frère de Rolf Erb contre le jugement de la Cour suprême du
canton de Zurich, dans la mesure de sa recevabilité.
En janvier 2014, la Cour suprême du canton de Zurich avait condamné Rolf Erb à une
peine privative de liberté de 7 ans, des chefs d'escroquerie par métier, faux dans les
titres et diminution effective de l'actif au préjudice des créanciers, infractions commises
à réitérées reprises, en lien avec la chute du groupe Erb. En ce qui concerne la diminution effective de l'actif au préjudice des créanciers, il lui était reproché d'avoir cédé à
titre gratuit à sa compagne et à ses deux enfants, des valeurs patrimoniales issues de
sa fortune privée, en anticipation de sa faillite personnelle. Parmi celles-ci, comptent
notamment le château Eugensberg ainsi que l'inventaire des biens qui s'y trouvent,
plusieurs véhicules automobiles, d'autres immeubles ainsi que des actions. Le Tribunal
fédéral a rejeté le recours interjeté par Rolf Erb contre son jugement de condamnation,
par arrêt du 27 août 2015 (arrêt 6B_462/2014, cf. communiqué aux médias du Tribunal
fédéral du 16.9.2015). Dans son jugement de janvier 2014, la Cour suprême du canton
de Zurich avait ordonné la confiscation des valeurs patrimoniales litigieuses, retenant
qu'elles étaient soumises à la procédure d'exécution forcée contre Rolf Erb. La
compagne et les deux fils de ce dernier devaient tolérer l'intégration des valeurs
patrimoniales litigieuses à la masse en faillite de Rolf Erb ainsi que leur réalisation. Par
ailleurs, la procédure d'exécution forcée concernait plusieurs cédules hypothécaires au
porteur, qui avaient été séquestrées dans le cadre de la procédure pénale dirigée contre
le frère de Rolf Erb, celle-ci ayant abouti à un classement.
Le Tribunal fédéral rejette les recours interjeté par la compagne, les deux fils et le frère
de Rolf Erb, dans la mesure de leur recevabilité. Ces derniers avaient en substance
contesté la culpabilité de Rolf Erb du chef de diminution effective de l'actif au préjudice
des créanciers, infraction qui fondait la confiscation ordonnée par la Cour suprême. Les
griefs des recourants sur ce point ne sont pas propres à remettre en cause l'appréciation de la Cour suprême et à démontrer l'arbitraire de son jugement. En particulier, il est
établi que les sociétés du groupe Erb étaient surendettées dans les années 1998 à
2002 et que Rolf Erb devait s'attendre à une faillite. Les autres griefs des recourants
sont également infondés.
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6B_462_2014_2015_09_16_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 16. September 2015
Embargo: 16. September 2015, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 27. August 2015 (6B_462/2014)
Urteil gegen Rolf Erb bestätigt
Die Verurteilung des Unternehmers Rolf Erb durch das Obergericht des Kantons
Zürich wegen gewerbsmässigen Betrugs, mehrfacher Urkundenfälschung und mehrfacher Gläubigerschädigung ist bundesrechtskonform. Das Bundesgericht weist die
Beschwerde von Rolf Erb ab, soweit es darauf eintritt.
Rolf Erb wurde vorgeworfen, in den Jahren 1998 bis 2002/2003 für Unternehmen der
Erb-Gruppe als deren Verwaltungsrat und Miteigentümer bei 17 Banken betrügerische
Kreditaufnahmen beziehungsweise Kreditverlängerungen oder -erhöhungen erlangt zu
haben. Dabei ging es um Beträge im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich. Die Kreditinstitute habe er dabei mit unwahren Jahres- und Konzernabschlüssen sowie Revisionsberichten der einzelnen Gesellschaften arglistig über deren Vermögens- und Ertragslage
und damit über ihre Kreditwürdigkeit getäuscht. Ferner habe er als Verwaltungsratspräsident einer Autokreditfirma gegenüber einem Autohersteller, der ihm zur Vorfinanzierung von Autokäufen durch Schweizer Händler einen Rahmenkredit gewährte, einen
um insgesamt CHF 38 Mio. überhöhten Kreditbedarf vorgetäuscht. Diesen Kreditanteil
habe er zur Abdeckung von Verbindlichkeiten der Erb-Gruppe verwendet. Zudem wurde
ihm angelastet, seiner Lebenspartnerin und seinen zwei Kindern im Hinblick auf seinen
anbahnenden Privatkonkurs Vermögenswerte aus seinem Privatvermögen unentgeltlich
übertragen zu haben. Das Obergericht des Kantons Zürich verurteilte ihn im Januar
2014 wegen gewerbsmässigen Betrugs, mehrfacher Urkundenfälschung und mehrfacher
Gläubigerschädigung durch Vermögensminderung zu einer Freiheitsstrafe von 7 Jahren.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde von Rolf Erb ab, soweit es darauf eintritt. Weder das Beschleunigungsgebot noch der Anklagegrundsatz wurden verletzt. Die Dauer
des Verfahrens von rund 10 Jahren erscheint angesichts der Komplexität des Falles
nicht als übermässig lange. Die Anklageschrift umschreibt die erhobenen Vorwürfe
hinreichend konkret. Die Schuldsprüche in den verschiedenen Punkten sind bundesrechtskonform. Bezüglich der Verurteilung wegen mehrfacher Urkundenfälschung und
gewerbsmässigen Betrugs ist das Obergericht zu Recht davon ausgegangen, dass Rolf
Erb mit Schädigungs- und Täuschungsabsicht gehandelt hat. Insbesondere musste
bezüglich der für die Kreditgewährung massgeblichen finanziellen Verhältnisse nicht auf
eine wirtschaftliche Gesamtbetrachtung der Erb-Gruppe abgestellt werden, wie dies im
Privatgutachten des Beschwerdeführers gefordert wurde. Vielmehr durfte das Obergericht davon ausgehen, dass Rolf Erb zumindest in Kauf genommen hat, die Bankenvertreter mit den geschönten Abschlüssen der Einzelgesellschaften zu täuschen und mit
der Kreditaufnahme oder -verlängerung zu schädigen. Nicht zu beanstanden ist weiter
der Schuldspruch wegen mehrfachen Betrugs zu Lasten des Autoherstellers. Was die
Verurteilung wegen Gläubigerschädigung betrifft, ist das Obergericht willkürfrei zum
Schluss gekommen, dass Rolf Erb die Vermögensübertragungen vorgenommen hat, um
die Werte im eigenen Konkurs den Gläubigern vorzuenthalten und sich gleichzeitig den
wirtschaftlichen Wert daran zu sichern.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 16 septembre 2015
Embargo : 16 septembre 2015, 12:00 heures
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 27 août 2015 (6B_462/2014)
Confirmation du jugement rendu contre Rolf Erb
La condamnation par la cour suprême du canton de Zurich de l'entrepreneur Rolf Erb
pour escroquerie par métier, faux dans les titres et diminution effective de l'actif au
préjudice des créanciers – infractions commises à réitérées reprises – est conforme
au droit fédéral. Le Tribunal fédéral rejette le recours de Rolf Erb, dans la mesure où
il est recevable.
Il est reproché à Rolf Erb d'avoir obtenu, dans les années 1998 à 2002/2003, des crédits, respectivement des prolongations ou augmentations de crédits pour des sociétés
du Groupe Erb, dont il était l'administrateur et copropriétaire. Il s'agissait de crédits à
hauteur de plusieurs dizaines voire centaines de millions francs. Il a astucieusement
trompé les 17 établissements de crédit sur la situation patrimoniale et les résultats de
chaque entreprise, et ainsi sur leur solvabilité, en présentant des faux bilans annuels,
comptes consolidés et rapports de révision. Par ailleurs, en sa qualité de président du
conseil d'administration d'une société de crédit automobile, il avait conclu un contrat
cadre de crédit avec un constructeur automobile pour préfinancer des achats de voitures par des revendeurs actifs en Suisse. Dans ce contexte, il a simulé un besoin supplémentaire de 38 millions de francs. Cette partie du crédit a servi au recouvrement de
dettes du Groupe Erb. En outre, il lui est reproché d'avoir cédé à titre gratuit, des
valeurs patrimoniales issues de sa fortune privée, à sa compagne et ses deux enfants
en anticipation de sa faillite personnelle. La cour suprême du canton de Zurich l'a
condamné en janvier 2014 à une peine privative de liberté de 7 ans pour escroquerie
par métier, faux dans les titres et diminution effective de l'actif au préjudice des créanciers, infractions commises à réitérées reprises.
Le Tribunal fédéral rejette le recours de Rolf Erb dans la mesure où il est recevable.
Tant le grief de violation du principe de célérité que celui de violation du principe d'accusation sont rejetés. La durée de la procédure d'environ 10 ans n'apparaît pas comme
exagérément longue au vu de la complexité de l'affaire. L'acte d'accusation décrit les
faits reprochés de manière suffisamment concrète. Les verdicts de culpabilité sont
conformes au droit fédéral. S'agissant des condamnations pour faux dans les titres commis à réitérées reprises et pour escroquerie par métier, c'est à raison que la cour
suprême a retenu que Rolf Erb a agi avec l'intention de tromper et de causer un dommage. En particulier, pour l'octroi de crédits en lien avec la situation financière authentique, il ne fallait pas se fonder sur une appréciation globale du Groupe Erb, ainsi que le
prétendait l'expertise privée du recourant. Aussi, la cour suprême pouvait retenir que
Rolf Erb avait à tout le moins accepté qu'il pouvait tromper les représentants de
banques avec les comptes maquillés de chaque société et leur causer un dommage en
obtenant des crédits et des prolongations de crédits. La condamnation pour escroquerie
commise à réitérées reprises au préjudice du constructeur automobile ne prête pas le
flanc à la critique. En ce qui concerne la condamnation pour diminution effective de
l'actif au préjudice des créanciers, la constatation de la cour suprême, selon laquelle
Rolf Erb a effectué les transactions patrimoniales afin de distraire les valeurs de sa
faillite personnelle au préjudice de ses créanciers et de s'en assurer le montant est
dénuée d'arbitraire.
| 2 |
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6B_462_2014_2015_09_16_T_{lang} | Lausanne, 16. September 2015
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 27. August 2015 (6B_462/2014)
Urteil gegen Rolf Erb bestätigt
Die Verurteilung des Unternehmers Rolf Erb durch das Obergericht des Kantons
Zürich wegen gewerbsmässigen Betrugs, mehrfacher Urkundenfälschung und mehrfacher Gläubigerschädigung ist bundesrechtskonform. Das Bundesgericht weist die
Beschwerde von Rolf Erb ab, soweit es darauf eintritt.
Rolf Erb wurde vorgeworfen, in den Jahren 1998 bis 2002/2003 für Unternehmen der
Erb-Gruppe als deren Verwaltungsrat und Miteigentümer bei 17 Banken betrügerische
Kreditaufnahmen beziehungsweise Kreditverlängerungen oder -erhöhungen erlangt zu
haben. Dabei ging es um Beträge im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich. Die Kreditinstitute habe er dabei mit unwahren Jahres- und Konzernabschlüssen sowie Revisionsberichten der einzelnen Gesellschaften arglistig über deren Vermögens- und Ertragslage
und damit über ihre Kreditwürdigkeit getäuscht. Ferner habe er als Verwaltungsratspräsident einer Autokreditfirma gegenüber einem Autohersteller, der ihm zur Vorfinanzierung von Autokäufen durch Schweizer Händler einen Rahmenkredit gewährte, einen
um insgesamt CHF 38 Mio. überhöhten Kreditbedarf vorgetäuscht. Diesen Kreditanteil
habe er zur Abdeckung von Verbindlichkeiten der Erb-Gruppe verwendet. Zudem wurde
ihm angelastet, seiner Lebenspartnerin und seinen zwei Kindern im Hinblick auf seinen
anbahnenden Privatkonkurs Vermögenswerte aus seinem Privatvermögen unentgeltlich
übertragen zu haben. Das Obergericht des Kantons Zürich verurteilte ihn im Januar
2014 wegen gewerbsmässigen Betrugs, mehrfacher Urkundenfälschung und mehrfacher
Gläubigerschädigung durch Vermögensminderung zu einer Freiheitsstrafe von 7 Jahren.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde von Rolf Erb ab, soweit es darauf eintritt. Weder das Beschleunigungsgebot noch der Anklagegrundsatz wurden verletzt. Die Dauer
des Verfahrens von rund 10 Jahren erscheint angesichts der Komplexität des Falles
nicht als übermässig lange. Die Anklageschrift umschreibt die erhobenen Vorwürfe
hinreichend konkret. Die Schuldsprüche in den verschiedenen Punkten sind bundesrechtskonform. Bezüglich der Verurteilung wegen mehrfacher Urkundenfälschung und
gewerbsmässigen Betrugs ist das Obergericht zu Recht davon ausgegangen, dass Rolf
Erb mit Schädigungs- und Täuschungsabsicht gehandelt hat. Insbesondere musste
bezüglich der für die Kreditgewährung massgeblichen finanziellen Verhältnisse nicht auf
eine wirtschaftliche Gesamtbetrachtung der Erb-Gruppe abgestellt werden, wie dies im
Privatgutachten des Beschwerdeführers gefordert wurde. Vielmehr durfte das Obergericht davon ausgehen, dass Rolf Erb zumindest in Kauf genommen hat, die Bankenvertreter mit den geschönten Abschlüssen der Einzelgesellschaften zu täuschen und mit
der Kreditaufnahme oder -verlängerung zu schädigen. Nicht zu beanstanden ist weiter
der Schuldspruch wegen mehrfachen Betrugs zu Lasten des Autoherstellers. Was die
Verurteilung wegen Gläubigerschädigung betrifft, ist das Obergericht willkürfrei zum
Schluss gekommen, dass Rolf Erb die Vermögensübertragungen vorgenommen hat, um
die Werte im eigenen Konkurs den Gläubigern vorzuenthalten und sich gleichzeitig den
wirtschaftlichen Wert daran zu sichern.
| Lausanne, le 16 septembre 2015
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 27 août 2015 (6B_462/2014)
Confirmation du jugement rendu contre Rolf Erb
La condamnation par la cour suprême du canton de Zurich de l'entrepreneur Rolf Erb
pour escroquerie par métier, faux dans les titres et diminution effective de l'actif au
préjudice des créanciers – infractions commises à réitérées reprises – est conforme
au droit fédéral. Le Tribunal fédéral rejette le recours de Rolf Erb, dans la mesure où
il est recevable.
Il est reproché à Rolf Erb d'avoir obtenu, dans les années 1998 à 2002/2003, des crédits, respectivement des prolongations ou augmentations de crédits pour des sociétés
du Groupe Erb, dont il était l'administrateur et copropriétaire. Il s'agissait de crédits à
hauteur de plusieurs dizaines voire centaines de millions francs. Il a astucieusement
trompé les 17 établissements de crédit sur la situation patrimoniale et les résultats de
chaque entreprise, et ainsi sur leur solvabilité, en présentant des faux bilans annuels,
comptes consolidés et rapports de révision. Par ailleurs, en sa qualité de président du
conseil d'administration d'une société de crédit automobile, il avait conclu un contrat
cadre de crédit avec un constructeur automobile pour préfinancer des achats de voitures par des revendeurs actifs en Suisse. Dans ce contexte, il a simulé un besoin supplémentaire de 38 millions de francs. Cette partie du crédit a servi au recouvrement de
dettes du Groupe Erb. En outre, il lui est reproché d'avoir cédé à titre gratuit, des
valeurs patrimoniales issues de sa fortune privée, à sa compagne et ses deux enfants
en anticipation de sa faillite personnelle. La cour suprême du canton de Zurich l'a
condamné en janvier 2014 à une peine privative de liberté de 7 ans pour escroquerie
par métier, faux dans les titres et diminution effective de l'actif au préjudice des créanciers, infractions commises à réitérées reprises.
Le Tribunal fédéral rejette le recours de Rolf Erb dans la mesure où il est recevable.
Tant le grief de violation du principe de célérité que celui de violation du principe d'accusation sont rejetés. La durée de la procédure d'environ 10 ans n'apparaît pas comme
exagérément longue au vu de la complexité de l'affaire. L'acte d'accusation décrit les
faits reprochés de manière suffisamment concrète. Les verdicts de culpabilité sont
conformes au droit fédéral. S'agissant des condamnations pour faux dans les titres commis à réitérées reprises et pour escroquerie par métier, c'est à raison que la cour
suprême a retenu que Rolf Erb a agi avec l'intention de tromper et de causer un dommage. En particulier, pour l'octroi de crédits en lien avec la situation financière authentique, il ne fallait pas se fonder sur une appréciation globale du Groupe Erb, ainsi que le
prétendait l'expertise privée du recourant. Aussi, la cour suprême pouvait retenir que
Rolf Erb avait à tout le moins accepté qu'il pouvait tromper les représentants de
banques avec les comptes maquillés de chaque société et leur causer un dommage en
obtenant des crédits et des prolongations de crédits. La condamnation pour escroquerie
commise à réitérées reprises au préjudice du constructeur automobile ne prête pas le
flanc à la critique. En ce qui concerne la condamnation pour diminution effective de
l'actif au préjudice des créanciers, la constatation de la cour suprême, selon laquelle
Rolf Erb a effectué les transactions patrimoniales afin de distraire les valeurs de sa
faillite personnelle au préjudice de ses créanciers et de s'en assurer le montant est
dénuée d'arbitraire.
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6B_471_2015_2015_08_07_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 7. August 2015
Embargo: 7. August 2015, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 27. Juli 2015 (6B_471/2015)
Carunfall in Siders: Tod des Chauffeurs steht Anklageerhebung
entgegen und rechtfertigt die Einstellung des Strafverfahrens
Das Bundesgericht bestätigt die kantonale Einstellungsverfügung vom 23. März
2015. Wenn eine Anklageerhebung von vornherein ausgeschlossen ist und keine
andere strafrechtliche Verantwortlichkeit infrage steht, genügen blosse Indizien für
eine mögliche Unfallursache nicht, um das Strafverfahren fortzuführen. Das Recht,
einen Zivilprozess zu führen, bleibt davon unbenommen.
Mit Verfügung vom 23. März 2015 hat die Strafkammer des Kantonsgerichts Wallis die
Beschwerde von elf Eltern gegen die Einstellungsverfügung der Staatsanwaltschaft
abgewiesen, soweit sie darauf eingetreten ist. Dagegen haben am 7. Mai 2015 zwei
Eltern Beschwerde beim Bundesgericht erhoben und unabhängig von der Anklageerhebung gegen allfällige Verantwortliche die Fortführung des Strafverfahrens verlangt,
um die Ursache des Unfalls vom 13. März 2012 auf der Autobahn A9 im Tunnel von
Siders abschliessend zu klären. Das Bundesgericht weist darauf hin, dass das Ziel des
Strafverfahrens darauf beschränkt ist, den oder die Straftäter zu ermitteln und der
Strafjustiz zuzuführen. Der Hinschied des Chauffeurs verunmöglicht dessen Anklage.
Blosse Indizien für eine mögliche Unfallursache (Suizid) rechtfertigen die Fortführung
des Strafverfahrens nicht, auch nicht zur Untermauerung eines eventuellen Zivilprozesses.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 7 août 2015
Embargo : 7 août 2015, 12:00 heures
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 27 juillet 2015 (6B_471/2015)
Accident d'autocar à Sierre : le décès du chauffeur empêche sa
mise en accusation et justifie le classement de la procédure pénale
Le Tribunal fédéral confirme l'ordonnance cantonale de classement du 23 mars 2015.
Lorsqu'une mise en accusation est d'emblée exclue et qu'aucune autre
responsabilité pénale est mise en cause, la seule découverte d'indices relatifs aux
causes éventuelles de l'accident ne suffit pas pour justifier la poursuite de l'action
pénale. Le droit à agir dans le cadre d'une procédure de droit civil demeure réservé.
Par ordonnance du 23 mars 2015, la Chambre pénale du Tribunal cantonal valaisan
avait rejeté, dans la mesure où il était recevable, le recours formé par onze parents
d'enfants à l'encontre de l'ordonnance de classement du Ministère public du Valais. Le
7 mai 2015 deux couples de parents ont interjeté un recours contre cette ordonnance
cantonale auprès du Tribunal fédéral et demandé la continuation de la procédure pénale
afin de déterminer les causes exactes de l'accident survenu dans le tunnel de
l'autoroute A9 de Sierre le 13 mars 2012, cela indépendamment d'une mise en
accusation d'éventuels coupables. Le Tribunal fédéral a souligné que le but de l'action
publique est strictement circonscrit à l'identification du ou des auteurs d'infractions en
vue de leur comparution devant la justice pénale. Le décès du conducteur empêchant
sa mise en accusation, la seule découverte d'indices relatifs aux causes éventuelles de
l'accident (suicide) ne suffit pas pour justifier la poursuite de l'action pénale, fût-ce afin
d'étayer une saisine éventuelle de la juridiction civile.
| 2 |
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6B_471_2015_2015_08_07_T_{lang} | Lausanne, 7. August 2015
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 27. Juli 2015 (6B_471/2015)
Carunfall in Siders: Tod des Chauffeurs steht Anklageerhebung
entgegen und rechtfertigt die Einstellung des Strafverfahrens
Das Bundesgericht bestätigt die kantonale Einstellungsverfügung vom 23. März
2015. Wenn eine Anklageerhebung von vornherein ausgeschlossen ist und keine
andere strafrechtliche Verantwortlichkeit infrage steht, genügen blosse Indizien für
eine mögliche Unfallursache nicht, um das Strafverfahren fortzuführen. Das Recht,
einen Zivilprozess zu führen, bleibt davon unbenommen.
Mit Verfügung vom 23. März 2015 hat die Strafkammer des Kantonsgerichts Wallis die
Beschwerde von elf Eltern gegen die Einstellungsverfügung der Staatsanwaltschaft
abgewiesen, soweit sie darauf eingetreten ist. Dagegen haben am 7. Mai 2015 zwei
Eltern Beschwerde beim Bundesgericht erhoben und unabhängig von der Anklageerhebung gegen allfällige Verantwortliche die Fortführung des Strafverfahrens verlangt,
um die Ursache des Unfalls vom 13. März 2012 auf der Autobahn A9 im Tunnel von
Siders abschliessend zu klären. Das Bundesgericht weist darauf hin, dass das Ziel des
Strafverfahrens darauf beschränkt ist, den oder die Straftäter zu ermitteln und der
Strafjustiz zuzuführen. Der Hinschied des Chauffeurs verunmöglicht dessen Anklage.
Blosse Indizien für eine mögliche Unfallursache (Suizid) rechtfertigen die Fortführung
des Strafverfahrens nicht, auch nicht zur Untermauerung eines eventuellen Zivilprozesses.
| Lausanne, le 7 août 2015
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 27 juillet 2015 (6B_471/2015)
Accident d'autocar à Sierre : le décès du chauffeur empêche sa
mise en accusation et justifie le classement de la procédure pénale
Le Tribunal fédéral confirme l'ordonnance cantonale de classement du 23 mars 2015.
Lorsqu'une mise en accusation est d'emblée exclue et qu'aucune autre
responsabilité pénale est mise en cause, la seule découverte d'indices relatifs aux
causes éventuelles de l'accident ne suffit pas pour justifier la poursuite de l'action
pénale. Le droit à agir dans le cadre d'une procédure de droit civil demeure réservé.
Par ordonnance du 23 mars 2015, la Chambre pénale du Tribunal cantonal valaisan
avait rejeté, dans la mesure où il était recevable, le recours formé par onze parents
d'enfants à l'encontre de l'ordonnance de classement du Ministère public du Valais. Le
7 mai 2015 deux couples de parents ont interjeté un recours contre cette ordonnance
cantonale auprès du Tribunal fédéral et demandé la continuation de la procédure pénale
afin de déterminer les causes exactes de l'accident survenu dans le tunnel de
l'autoroute A9 de Sierre le 13 mars 2012, cela indépendamment d'une mise en
accusation d'éventuels coupables. Le Tribunal fédéral a souligné que le but de l'action
publique est strictement circonscrit à l'identification du ou des auteurs d'infractions en
vue de leur comparution devant la justice pénale. Le décès du conducteur empêchant
sa mise en accusation, la seule découverte d'indices relatifs aux causes éventuelles de
l'accident (suicide) ne suffit pas pour justifier la poursuite de l'action pénale, fût-ce afin
d'étayer une saisine éventuelle de la juridiction civile.
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6B_504_2019_2019_08_26_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 26. August 2019
Embargo: 26. August 2019, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 29. Juli 2019 (6B_504/2019)
Für schwere Betäubungsmitteldelikte relevante Drogenmengen
bestätigt
Die für das Vorliegen eines schweren Drogendelikts vom Bundesgericht bisher für
verschiedene Betäubungsmittel (Heroin, Kokain, LSD, Amphetamin) festgelegten
Mindestmengen sind weiter anwendbar. Bei der Droge "Crystal Meth" darf gemäss
dem aktuellen Entscheid des Bundesgerichts bei einer Menge von 12 Gramm der
reinen Substanz davon ausgegangen werden, dass die Gesundheit vieler Menschen
gefährdet wird und somit ein schwerer Fall vorliegt.
Das Betäubungsmittelgesetz (BetmG) sieht für schwere Fälle von Drogendelikten eine
Sanktion von mindestens einem Jahr Freiheitsstrafe vor (Artikel 19 Absatz 2 BetmG). In
der bis Juli 2011 geltenden Fassung des BetmG lag ein schwerer Fall unter anderem
dann vor, wenn der Täter " weiss oder annehmen muss, dass sich die Widerhandlung
auf eine Menge von Betäubungsmitteln bezieht, welche die Gesundheit vieler Menschen
in Gefahr bringen kann ". Gestützt auf Expertisen hat das Bundesgericht in früheren
Entscheiden festgelegt, dass 12 Gramm Heroin, 18 Gramm Kokain, 200 LSD-Trips oder
36 Gramm Amphetamin die Gesundheit vieler Menschen gefährden können und somit
ein "schwerer Fall" vorliegt. Diese Werte beziehen sich auf die Menge an reiner Droge.
In der aktuellen, seit Juli 2011 geltenden Fassung von Artikel 19 Absatz 2 BetmG zum
schweren Fall wird das Kriterium der Menge nicht mehr genannt (...wenn der Täter
"weiss oder annehmen muss, dass die Widerhandlung mittelbar oder unmittelbar die
Gesundheit vieler Menschen in Gefahr bringen kann "). Damit sollte das Kriterium
"Menge" allerdings nicht aufgegeben, sondern vielmehr ermöglicht werden, dass bei der
Gefährdung der Gesundheit vieler Menschen auch andere Elemente als die Menge
berücksichtigt werden können. Was die Höhe der vom Bundesgericht bisher festgelegten Drogenmengen zum Vorliegen eines schweren Falls betrifft, sind diese von der
Lehre zwar kritisiert worden. Unter Vorbehalt neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse ist
an diesen Mindestmengen indessen festzuhalten.
Im konkret zu beurteilenden Fall ging es unter anderem um Drogendelikte im
Zusammenhang mit "Crystal Meth" (Methamphetamin). Das Bundesgericht hat sich bisher noch nicht dazu geäussert, ab welcher Menge dabei ein schwerer Fall vorliegt. Das
Kantonsgericht des Kantons Neuenburg ist gestützt auf eine Studie davon ausgegangen, dass bei 12 Gramm reinem Methamphetamin-Hydrochlorid die Gesundheit
vieler Menschen gefährdet werde und somit ein schwerer Fall vorliege. Dies ist nicht zu
beanstanden. Den Reinheitsgrad hat das Kantonsgericht bei 69 Prozent festgelegt. Da
die fraglichen Drogen nicht beschlagnahmt werden konnten, durfte es sich dabei auf
jüngere Studien stützen, wonach der durchschnittliche Reinheitsgrad von in der Schweiz
aufgetauchtem "Crystal Meth" bei 70 Prozent oder höher liegt.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 26 août 2019
Embargo : 26 août 2019, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 29 juillet 2019 (6B_504/2019)
Confirmation des quantités limites déterminantes pour qualifier
de graves les infractions en matière de stupéfiants
Les quantités limites pour les différents types de drogue (héroïne, cocaïne, LSD,
amphétamine) réalisant le cas aggravé de l'infraction à la loi sur les stupéfiants
demeurent applicables. S'agissant de la drogue « crystal meth », une quantité de 12
grammes de substance pure suffit pour mettre en danger la santé de nombreuses
personnes et réaliser un cas grave, d'après le présent arrêt du Tribunal fédéral.
La loi sur les stupéfiants (LStup) prévoit les cas aggravés pour lesquels une peine
privative de liberté d'un an au moins doit être prononcée (article 19 alinéa 2 LStup).
Dans sa version en vigueur jusqu'à juillet 2011, la LStup prévoyait que le cas était
aggravé, notamment, lorsque l'auteur « sait ou ne peut ignorer que l’infraction porte sur
une quantité de stupéfiants pouvant mettre en danger la santé de nombreuses
personnes ». Sur la base d'expertises, le Tribunal fédéral a fixé, dans des arrêts
précédents, les seuils de 12 grammes d'héroïne, 18 grammes de cocaïne, 200 trips de
LSD ou 36 grammes d'amphétamines, à partir desquels la santé de nombreuses
personnes peut être mise en danger, impliquant la réalisation du « cas aggravé ». Ces
valeurs correspondent à une quantité de drogue pure.
Dans la version actuelle de l'article 19 alinéa 2 LStup, en vigueur depuis juillet 2011, le
critère de la quantité de drogue n'est plus mentionné (... si l'auteur « sait ou ne peut
ignorer que l'infraction peut directement ou indirectement mettre en danger la santé de
nombreuses personnes »). Cela ne signifie pas que le critère de la « quantité » doit être
écarté, mais plutôt que d'autres facteurs que la quantité peuvent être pris en compte
pour déterminer si la santé de nombreuses personnes est mise en danger. La doctrine a
émis des critiques relatives aux quantités limites de drogue retenues par le Tribunal
fédéral pour qualifier le cas de grave. Sauf à considérer l'existence de nouvelles
connaissances scientifiques, ces valeurs seuils demeurent pertinentes.
Le cas concret concerne des infractions en lien avec de la « crystal meth »
(méthamphétamine). Le Tribunal fédéral ne s'est jusqu'alors jamais prononcé sur le
seuil à envisager pour retenir le cas aggravé s'agissant de cette drogue. Le Tribunal
cantonal du canton de Neuchâtel s'est fondé sur une étude, dont il ressort que le seuil
de 12 grammes de substance pure de méthamphétamine-hydrochloride peut mettre en
danger la santé de nombreuses personnes, pour qualifier le cas de grave. Il n'y a pas
lieu de s'en écarter. Le Tribunal cantonal a fixé le degré de pureté à 69 pour cent. Dès
lors que la drogue en question n'a pas pu être saisie, le Tribunal cantonal pouvait retenir
cette valeur, en prenant appui sur des études récentes à teneur desquelles le taux de
pureté moyen de la « crystal meth » apparue en Suisse est supérieure ou égale à 70
pour cent.
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6B_504_2019_2019_08_26_T_{lang} | Lausanne, 26. August 2019
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 29. Juli 2019 (6B_504/2019)
Für schwere Betäubungsmitteldelikte relevante Drogenmengen
bestätigt
Die für das Vorliegen eines schweren Drogendelikts vom Bundesgericht bisher für
verschiedene Betäubungsmittel (Heroin, Kokain, LSD, Amphetamin) festgelegten
Mindestmengen sind weiter anwendbar. Bei der Droge "Crystal Meth" darf gemäss
dem aktuellen Entscheid des Bundesgerichts bei einer Menge von 12 Gramm der
reinen Substanz davon ausgegangen werden, dass die Gesundheit vieler Menschen
gefährdet wird und somit ein schwerer Fall vorliegt.
Das Betäubungsmittelgesetz (BetmG) sieht für schwere Fälle von Drogendelikten eine
Sanktion von mindestens einem Jahr Freiheitsstrafe vor (Artikel 19 Absatz 2 BetmG). In
der bis Juli 2011 geltenden Fassung des BetmG lag ein schwerer Fall unter anderem
dann vor, wenn der Täter " weiss oder annehmen muss, dass sich die Widerhandlung
auf eine Menge von Betäubungsmitteln bezieht, welche die Gesundheit vieler Menschen
in Gefahr bringen kann ". Gestützt auf Expertisen hat das Bundesgericht in früheren
Entscheiden festgelegt, dass 12 Gramm Heroin, 18 Gramm Kokain, 200 LSD-Trips oder
36 Gramm Amphetamin die Gesundheit vieler Menschen gefährden können und somit
ein "schwerer Fall" vorliegt. Diese Werte beziehen sich auf die Menge an reiner Droge.
In der aktuellen, seit Juli 2011 geltenden Fassung von Artikel 19 Absatz 2 BetmG zum
schweren Fall wird das Kriterium der Menge nicht mehr genannt (...wenn der Täter
"weiss oder annehmen muss, dass die Widerhandlung mittelbar oder unmittelbar die
Gesundheit vieler Menschen in Gefahr bringen kann "). Damit sollte das Kriterium
"Menge" allerdings nicht aufgegeben, sondern vielmehr ermöglicht werden, dass bei der
Gefährdung der Gesundheit vieler Menschen auch andere Elemente als die Menge
berücksichtigt werden können. Was die Höhe der vom Bundesgericht bisher festgelegten Drogenmengen zum Vorliegen eines schweren Falls betrifft, sind diese von der
Lehre zwar kritisiert worden. Unter Vorbehalt neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse ist
an diesen Mindestmengen indessen festzuhalten.
Im konkret zu beurteilenden Fall ging es unter anderem um Drogendelikte im
Zusammenhang mit "Crystal Meth" (Methamphetamin). Das Bundesgericht hat sich bisher noch nicht dazu geäussert, ab welcher Menge dabei ein schwerer Fall vorliegt. Das
Kantonsgericht des Kantons Neuenburg ist gestützt auf eine Studie davon ausgegangen, dass bei 12 Gramm reinem Methamphetamin-Hydrochlorid die Gesundheit
vieler Menschen gefährdet werde und somit ein schwerer Fall vorliege. Dies ist nicht zu
beanstanden. Den Reinheitsgrad hat das Kantonsgericht bei 69 Prozent festgelegt. Da
die fraglichen Drogen nicht beschlagnahmt werden konnten, durfte es sich dabei auf
jüngere Studien stützen, wonach der durchschnittliche Reinheitsgrad von in der Schweiz
aufgetauchtem "Crystal Meth" bei 70 Prozent oder höher liegt.
| Lausanne, le 26 août 2019
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 29 juillet 2019 (6B_504/2019)
Confirmation des quantités limites déterminantes pour qualifier
de graves les infractions en matière de stupéfiants
Les quantités limites pour les différents types de drogue (héroïne, cocaïne, LSD,
amphétamine) réalisant le cas aggravé de l'infraction à la loi sur les stupéfiants
demeurent applicables. S'agissant de la drogue « crystal meth », une quantité de 12
grammes de substance pure suffit pour mettre en danger la santé de nombreuses
personnes et réaliser un cas grave, d'après le présent arrêt du Tribunal fédéral.
La loi sur les stupéfiants (LStup) prévoit les cas aggravés pour lesquels une peine
privative de liberté d'un an au moins doit être prononcée (article 19 alinéa 2 LStup).
Dans sa version en vigueur jusqu'à juillet 2011, la LStup prévoyait que le cas était
aggravé, notamment, lorsque l'auteur « sait ou ne peut ignorer que l’infraction porte sur
une quantité de stupéfiants pouvant mettre en danger la santé de nombreuses
personnes ». Sur la base d'expertises, le Tribunal fédéral a fixé, dans des arrêts
précédents, les seuils de 12 grammes d'héroïne, 18 grammes de cocaïne, 200 trips de
LSD ou 36 grammes d'amphétamines, à partir desquels la santé de nombreuses
personnes peut être mise en danger, impliquant la réalisation du « cas aggravé ». Ces
valeurs correspondent à une quantité de drogue pure.
Dans la version actuelle de l'article 19 alinéa 2 LStup, en vigueur depuis juillet 2011, le
critère de la quantité de drogue n'est plus mentionné (... si l'auteur « sait ou ne peut
ignorer que l'infraction peut directement ou indirectement mettre en danger la santé de
nombreuses personnes »). Cela ne signifie pas que le critère de la « quantité » doit être
écarté, mais plutôt que d'autres facteurs que la quantité peuvent être pris en compte
pour déterminer si la santé de nombreuses personnes est mise en danger. La doctrine a
émis des critiques relatives aux quantités limites de drogue retenues par le Tribunal
fédéral pour qualifier le cas de grave. Sauf à considérer l'existence de nouvelles
connaissances scientifiques, ces valeurs seuils demeurent pertinentes.
Le cas concret concerne des infractions en lien avec de la « crystal meth »
(méthamphétamine). Le Tribunal fédéral ne s'est jusqu'alors jamais prononcé sur le
seuil à envisager pour retenir le cas aggravé s'agissant de cette drogue. Le Tribunal
cantonal du canton de Neuchâtel s'est fondé sur une étude, dont il ressort que le seuil
de 12 grammes de substance pure de méthamphétamine-hydrochloride peut mettre en
danger la santé de nombreuses personnes, pour qualifier le cas de grave. Il n'y a pas
lieu de s'en écarter. Le Tribunal cantonal a fixé le degré de pureté à 69 pour cent. Dès
lors que la drogue en question n'a pas pu être saisie, le Tribunal cantonal pouvait retenir
cette valeur, en prenant appui sur des études récentes à teneur desquelles le taux de
pureté moyen de la « crystal meth » apparue en Suisse est supérieure ou égale à 70
pour cent.
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6B_508_2014_2015_03_13_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 13. März 2015
Embargo: 13. März 2015, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 25. Februar 2015 (6B_508/2014)
Verkauf von Bankkundendaten: Einziehung von Vermögenswerten
rechtmässig
Die Vermögenswerte aus dem Verkauf von Bankkundendaten an deutsche Steuerbehörden durch einen kurz nach der Tat verstorbenen Mann dürfen von der Bundesanwaltschaft eingezogen werden. Das Bundesgericht weist die Beschwerde der
Eltern des Betroffenen in diesem Punkt ab und bestätigt den Entscheid des Bundesstrafgerichts.
Die Bundesanwaltschaft hatte im Februar 2010 im Zusammenhang mit dem Verkauf der
Daten von deutschen Kunden einer Schweizer Bank an deutsche Behörden ein Strafverfahren eröffnet. Es richtete sich gegen den Angestellten einer Schweizer Grossbank, der
die Daten bei seiner Arbeitgeberin beschafft hatte sowie gegen einen ihm bekannten
österreichischen Staatsbürger, dem er die Daten ausgehändigt hatte. Dieser übergab
die Daten gegen ein Entgelt von 2,5 Millionen Euro an deutsche Steuerbehörden. Der
Bankangestellte wurde vom Bundesstrafgericht 2011 im abgekürzten Verfahren wegen
qualifizierten wirtschaftlichen Nachrichtendienstes und anderer Delikte zu einer
bedingten Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Der österreichische Staatsbürger
verstarb 2010 in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft stellte das Strafverfahren
gegen ihn 2013 ein, ordnete aber die Einziehung der Vermögenswerte an, die aus dem
Verkauf der Daten resultierten. Das Bundesstrafgericht bestätigte die Einziehung 2014
in den wesentlichen Punkten.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde der Eltern des Verstorbenen in Bezug auf die
Einziehung ab. Es ist rechtsgenügend bewiesen, dass der Betroffene die Bankdaten an
deutsche Behörden verkauft hat. Die Einziehung von Vermögenswerten aus einer
Straftat ist auch dann möglich, wenn der Urheber einer tatbestandsmässigen und
rechtswidrigen Tat infolge Ablebens nicht bestraft werden kann. Im konkreten Fall ist der
Tatbestand des wirtschaftlichen Nachrichtendienstes im Sinne von Artikel 273 des
Strafgesetzbuches erfüllt, selbst wenn die Handlungen ausschliesslich im Ausland
ausgeführt worden sein sollten. Die Anwendung schweizerischen Rechts ergibt sich in
einem Fall der vorliegenden Art aus dem sogenannten Staatsschutzprinzip. Die
Vermögenswerte, welche eine verstorbene Person durch tatbestandsmässiges und
rechtswidriges Verhalten erlangt hat, dürfen auch zu Lasten der Erben eingezogen
werden. Das ergibt sich aus dem Zweck der Massnahme, wonach sich strafbares
Verhalten nicht lohnen darf. Gutgeheissen hat das Bundesgericht die Beschwerde der
Eltern in Bezug auf die Verweigerung der unentgeltlichen Rechtspflege. In diesem Punkt
muss das Bundesstrafgericht neu entscheiden.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 13 mars 2015
Embargo : 13 mars 2015, 12:00 heures
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 25 février 2015 (6B_508/2014)
Vente de données bancaires : légalité de la confiscation de valeurs
patrimoniales
Les valeurs patrimoniales issues de la vente de données bancaires aux autorités
fiscales allemandes par une personne décédée peu après la vente peuvent être
confisquées par le Procureur général de la Confédération. Le Tribunal fédéral rejette
le recours des parents de l'intéressé sur ce point et confirme la décision du Tribunal
pénal fédéral.
Le Procureur général de la Confédération avait ouvert une procédure pénale en février
2010 en relation avec la vente aux autorités allemandes de données de clients
allemands d'une banque suisse. Cette procédure était dirigée contre l'employé d'une
importante banque suisse, qui s'était procuré les données auprès de son employeur, et
contre un citoyen autrichien, à qui il avait remis les données. Ce dernier avait livré les
données aux autorités allemandes en contre-partie de 2,5 millions d'euros. Par un
jugement rendu en 2011 en procédure simplifiée, le Tribunal pénal fédéral avait
condamné l'employé de banque pour service de renseignements économiques qualifié
et d'autres délits à une peine privative de liberté de deux ans, assortie du sursis. Le
citoyen autrichien était décédé en 2010 durant sa détention provisoire. Le Procureur
général de la Confédération avait classé la procédure contre lui en 2013, ordonnant
néanmoins la confiscation des valeurs patrimoniales résultant de la vente des données.
En 2014, le Tribunal pénal fédéral confirma la confiscation dans ses aspects principaux.
Le Tribunal fédéral rejette le recours des parents du défunt s'agissant de la confiscation.
Il est établi de manière suffisante que l'intéressé a vendu les données bancaires aux
autorités allemandes. La confiscation de valeurs patrimoniales provenant d'une
infraction est également possible lorsque son auteur ne peut plus être sanctionné à la
suite de son décès. Dans le cas d'espèce, les éléments constitutifs de l'infraction de
service de renseignements économiques au sens de l'art. 273 du Code pénal sont
réalisés, même si les actes devaient exclusivement avoir été commis à l'étranger.
L'application du droit suisse découle dans un cas de ce genre du principe dit de sécurité
de l'Etat. Les valeurs patrimoniales qu'une personnes décédée a obtenues par un
comportement remplissant les éléments constitutifs d'une infraction et illicite peuvent
également être confisquées à la charge des héritiers. Cela résulte du but de la mesure,
qui veut qu'un comportement constitutif d'une infraction ne paie pas. Le Tribunal fédéral
a admis le recours des parents à l'encontre du refus d'assistance judiciaire. Sur ce
point, le Tribunal pénal fédéral devra rendre une nouvelle décision.
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6B_508_2014_2015_03_13_T_{lang} | Lausanne, 13. März 2015
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 25. Februar 2015 (6B_508/2014)
Verkauf von Bankkundendaten: Einziehung von Vermögenswerten
rechtmässig
Die Vermögenswerte aus dem Verkauf von Bankkundendaten an deutsche Steuerbehörden durch einen kurz nach der Tat verstorbenen Mann dürfen von der Bundesanwaltschaft eingezogen werden. Das Bundesgericht weist die Beschwerde der
Eltern des Betroffenen in diesem Punkt ab und bestätigt den Entscheid des Bundesstrafgerichts.
Die Bundesanwaltschaft hatte im Februar 2010 im Zusammenhang mit dem Verkauf der
Daten von deutschen Kunden einer Schweizer Bank an deutsche Behörden ein Strafverfahren eröffnet. Es richtete sich gegen den Angestellten einer Schweizer Grossbank, der
die Daten bei seiner Arbeitgeberin beschafft hatte sowie gegen einen ihm bekannten
österreichischen Staatsbürger, dem er die Daten ausgehändigt hatte. Dieser übergab
die Daten gegen ein Entgelt von 2,5 Millionen Euro an deutsche Steuerbehörden. Der
Bankangestellte wurde vom Bundesstrafgericht 2011 im abgekürzten Verfahren wegen
qualifizierten wirtschaftlichen Nachrichtendienstes und anderer Delikte zu einer
bedingten Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Der österreichische Staatsbürger
verstarb 2010 in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft stellte das Strafverfahren
gegen ihn 2013 ein, ordnete aber die Einziehung der Vermögenswerte an, die aus dem
Verkauf der Daten resultierten. Das Bundesstrafgericht bestätigte die Einziehung 2014
in den wesentlichen Punkten.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde der Eltern des Verstorbenen in Bezug auf die
Einziehung ab. Es ist rechtsgenügend bewiesen, dass der Betroffene die Bankdaten an
deutsche Behörden verkauft hat. Die Einziehung von Vermögenswerten aus einer
Straftat ist auch dann möglich, wenn der Urheber einer tatbestandsmässigen und
rechtswidrigen Tat infolge Ablebens nicht bestraft werden kann. Im konkreten Fall ist der
Tatbestand des wirtschaftlichen Nachrichtendienstes im Sinne von Artikel 273 des
Strafgesetzbuches erfüllt, selbst wenn die Handlungen ausschliesslich im Ausland
ausgeführt worden sein sollten. Die Anwendung schweizerischen Rechts ergibt sich in
einem Fall der vorliegenden Art aus dem sogenannten Staatsschutzprinzip. Die
Vermögenswerte, welche eine verstorbene Person durch tatbestandsmässiges und
rechtswidriges Verhalten erlangt hat, dürfen auch zu Lasten der Erben eingezogen
werden. Das ergibt sich aus dem Zweck der Massnahme, wonach sich strafbares
Verhalten nicht lohnen darf. Gutgeheissen hat das Bundesgericht die Beschwerde der
Eltern in Bezug auf die Verweigerung der unentgeltlichen Rechtspflege. In diesem Punkt
muss das Bundesstrafgericht neu entscheiden.
| Lausanne, le 13 mars 2015
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 25 février 2015 (6B_508/2014)
Vente de données bancaires : légalité de la confiscation de valeurs
patrimoniales
Les valeurs patrimoniales issues de la vente de données bancaires aux autorités
fiscales allemandes par une personne décédée peu après la vente peuvent être
confisquées par le Procureur général de la Confédération. Le Tribunal fédéral rejette
le recours des parents de l'intéressé sur ce point et confirme la décision du Tribunal
pénal fédéral.
Le Procureur général de la Confédération avait ouvert une procédure pénale en février
2010 en relation avec la vente aux autorités allemandes de données de clients
allemands d'une banque suisse. Cette procédure était dirigée contre l'employé d'une
importante banque suisse, qui s'était procuré les données auprès de son employeur, et
contre un citoyen autrichien, à qui il avait remis les données. Ce dernier avait livré les
données aux autorités allemandes en contre-partie de 2,5 millions d'euros. Par un
jugement rendu en 2011 en procédure simplifiée, le Tribunal pénal fédéral avait
condamné l'employé de banque pour service de renseignements économiques qualifié
et d'autres délits à une peine privative de liberté de deux ans, assortie du sursis. Le
citoyen autrichien était décédé en 2010 durant sa détention provisoire. Le Procureur
général de la Confédération avait classé la procédure contre lui en 2013, ordonnant
néanmoins la confiscation des valeurs patrimoniales résultant de la vente des données.
En 2014, le Tribunal pénal fédéral confirma la confiscation dans ses aspects principaux.
Le Tribunal fédéral rejette le recours des parents du défunt s'agissant de la confiscation.
Il est établi de manière suffisante que l'intéressé a vendu les données bancaires aux
autorités allemandes. La confiscation de valeurs patrimoniales provenant d'une
infraction est également possible lorsque son auteur ne peut plus être sanctionné à la
suite de son décès. Dans le cas d'espèce, les éléments constitutifs de l'infraction de
service de renseignements économiques au sens de l'art. 273 du Code pénal sont
réalisés, même si les actes devaient exclusivement avoir été commis à l'étranger.
L'application du droit suisse découle dans un cas de ce genre du principe dit de sécurité
de l'Etat. Les valeurs patrimoniales qu'une personnes décédée a obtenues par un
comportement remplissant les éléments constitutifs d'une infraction et illicite peuvent
également être confisquées à la charge des héritiers. Cela résulte du but de la mesure,
qui veut qu'un comportement constitutif d'une infraction ne paie pas. Le Tribunal fédéral
a admis le recours des parents à l'encontre du refus d'assistance judiciaire. Sur ce
point, le Tribunal pénal fédéral devra rendre une nouvelle décision.
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6B_509_2018_2019_07_18_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 18. Juli 2019
Embargo: 18. Juli 2019, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 2. Juli 2019 (6B_509/2018)
Besitz geringfügiger Menge Cannabis auch bei Jugendlichen
nicht strafbar
Der blosse Besitz von weniger als zehn Gramm Cannabis ist auch bei Jugendlichen
nicht strafbar. Aus den gesetzlichen Bestimmungen und den Materialien dazu ergeben sich keine Anhaltspunkte, dass Jugendliche bei Vorbereitungshandlungen in
Bezug auf eine geringfügige Menge Cannabis zum späteren (grundsätzlich strafbaren) Eigenkonsum anders behandelt werden sollten als Erwachsene.
Die Polizei hatte 2017 bei einem 16 Jahre alten Jugendlichen 1,4 Gramm Marihuana
gefunden, das für den Eigenkonsum bestimmt war. Die Jugendanwaltschaft Winterthur
sprach ihn mit Strafbefehl einer Übertretung des Betäubungsmittelgesetzes (BetmG)
schuldig und verhängte einen Verweis. Das Bezirksgericht Winterthur sprach ihn frei,
was vom Obergericht des Kantons Zürich bestätigt wurde.
Das Bundesgericht weist die dagegen erhobene Beschwerde der Oberjugendanwaltschaft des Kantons Zürich ab. Wer eine geringfügige Menge Cannabis für den
eigenen Konsum vorbereitet, macht sich nicht strafbar (Artikel 19b Absatz 1 BetmG).
Unter die straflosen Vorbereitungshandlungen fallen gemäss Rechtsprechung insbesondere der Erwerb und der Besitz einer geringfügigen Menge Cannabis. Ob diese
Strafbefreiung nur bei Erwachsenen oder auch bei Jugendlichen gilt, hatte das Bundesgericht bisher nicht zu entscheiden. Bei der Einführung der Regelung im Jahr 1975 war
der Cannabiskonsum Jugendlicher ein bekanntes Problem. Weder dem Gesetzestext
noch den Materialien lässt sich entnehmen, dass sich die Straflosigkeit bezüglich Vorbereitungshandlungen für eine geringfügige Menge Cannabis zum Eigenkonsum auf
Erwachsene beschränken sollte.
Etwas anderes ergibt sich auch nicht aus der Revision des BetmG von 2012. Der
Gesetzgeber hatte damals festgelegt, dass weniger als zehn Gramm Cannabis als "geringfügige Menge" gelten (Artikel 19b Absatz 2 BetmG) und der Konsum von Cannabis
gegenüber Erwachsenen mit einer Ordnungsbusse von 100 Franken geahndet werden
kann (Artikel 28b BetmG). Ausgenommen vom Ordnungsbussenverfahren im Falle des
Konsums sind Jugendliche. Daraus lässt sich jedoch nicht ableiten, dass für Vorbereitungshandlungen bezüglich einer geringfügigen Menge Cannabis eine Strafbarkeit von
Jugendlichen hätte eingeführt werden sollen. Dem Jugendschutz kommt im BetmG zwar
eine zentrale Rolle zu; diesem wird indessen nicht durch eine härtere Bestrafung Jugendlicher im Vergleich mit Erwachsenen Rechnung getragen. Vielmehr sah der Gesetzgeber eine strengere Bestrafung der Abgabe von Betäubungsmitteln an Jugendliche
vor, sowie spezifische Präventions- und Therapiemassnahmen.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 18 juillet 2019
Embargo : 18 juillet 2019, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 2 juillet 2019 (6B_509/2018)
La possession d'une quantité minime de cannabis par un mineur
n'est pas punissable
La simple possession de moins de dix grammes de cannabis par un mineur n'est pas
punissable. Il ne ressort pas des dispositions légales et des travaux préparatoires y
relatifs que des mineurs, qui se bornent à préparer une quantité minime de cannabis
pour la consommation personnelle (qui est en principe punissable), devraient être
traités de manière différente que les adultes.
La police a trouvé chez un mineur âgé de 16 ans, 1,4 gramme de marijuana destiné à la
consommation personnelle. Par ordonnance pénale, le procureur des mineurs de
Winterthour l'a déclaré coupable d'une contravention à la loi sur les stupéfiants (LStup)
et a prononcé une réprimande. Le Tribunal de l'arrondissement de Winterthour l'a
acquitté, ce qui a été confirmé par la Cour d'appel du canton de Zurich.
Le Tribunal fédéral rejette le recours du procureur général des mineurs du canton de
Zurich. Celui qui se borne à préparer des stupéfiants en quantités minimes, pour sa
propre consommation, n’est pas punissable (article 19b alinéa 1 LStup). Selon la jurisprudence, sont considérés comme actes préparatoires notamment l'acquisition et la
possession d'une quantité minime de cannabis. Le Tribunal fédéral n'a pas encore eu à
trancher la question de savoir si cette exclusion s'applique également aux mineurs.
Lorsque les dispositions en question ont été introduites en 1975, la consommation de
cannabis par des mineurs était un problème connu. Or, il ne ressort ni des dispositions
légales, ni des travaux préparatoires y relatifs, que la non-punissabilité des actes préparatoires d'une quantité minime de cannabis pour la consommation personnelle était
limitée aux adultes.
Aucun élément contraire ressort de la révision de la loi sur les stupéfiants en 2012. Le
législateur avait alors prévu que moins de dix grammes de cannabis sont considérés
comme une « quantité minime » (article 19b alinéa 2 LStup) et que la consommation de
cannabis par un adulte est sanctionné avec une amende d'ordre de 100 francs
(article 28b LStup). Or, la procédure relative aux amendes d'ordre n'est pas appliquée
aux infractions commises par des mineurs. Néanmoins, on ne saurait en déduire la
punissabilité des mineurs concernant des actes préparatoires d'une quantité minime de
cannabis. La protection des mineurs joue un rôle central dans la LStup, mais n'est pas
mise en oeuvre par des peines plus sévères à l'encontre des mineurs qu'à l'encontre
des adultes. Le législateur a plutôt considéré que la mise à disposition des stupéfiants
aux mineurs est punie de manière plus sévère et a prévu des mesures spécifiques de
prévention et de thérapie.
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6B_509_2018_2019_07_18_T_{lang} | Lausanne, 18. Juli 2019
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 2. Juli 2019 (6B_509/2018)
Besitz geringfügiger Menge Cannabis auch bei Jugendlichen
nicht strafbar
Der blosse Besitz von weniger als zehn Gramm Cannabis ist auch bei Jugendlichen
nicht strafbar. Aus den gesetzlichen Bestimmungen und den Materialien dazu ergeben sich keine Anhaltspunkte, dass Jugendliche bei Vorbereitungshandlungen in
Bezug auf eine geringfügige Menge Cannabis zum späteren (grundsätzlich strafbaren) Eigenkonsum anders behandelt werden sollten als Erwachsene.
Die Polizei hatte 2017 bei einem 16 Jahre alten Jugendlichen 1,4 Gramm Marihuana
gefunden, das für den Eigenkonsum bestimmt war. Die Jugendanwaltschaft Winterthur
sprach ihn mit Strafbefehl einer Übertretung des Betäubungsmittelgesetzes (BetmG)
schuldig und verhängte einen Verweis. Das Bezirksgericht Winterthur sprach ihn frei,
was vom Obergericht des Kantons Zürich bestätigt wurde.
Das Bundesgericht weist die dagegen erhobene Beschwerde der Oberjugendanwaltschaft des Kantons Zürich ab. Wer eine geringfügige Menge Cannabis für den
eigenen Konsum vorbereitet, macht sich nicht strafbar (Artikel 19b Absatz 1 BetmG).
Unter die straflosen Vorbereitungshandlungen fallen gemäss Rechtsprechung insbesondere der Erwerb und der Besitz einer geringfügigen Menge Cannabis. Ob diese
Strafbefreiung nur bei Erwachsenen oder auch bei Jugendlichen gilt, hatte das Bundesgericht bisher nicht zu entscheiden. Bei der Einführung der Regelung im Jahr 1975 war
der Cannabiskonsum Jugendlicher ein bekanntes Problem. Weder dem Gesetzestext
noch den Materialien lässt sich entnehmen, dass sich die Straflosigkeit bezüglich Vorbereitungshandlungen für eine geringfügige Menge Cannabis zum Eigenkonsum auf
Erwachsene beschränken sollte.
Etwas anderes ergibt sich auch nicht aus der Revision des BetmG von 2012. Der
Gesetzgeber hatte damals festgelegt, dass weniger als zehn Gramm Cannabis als "geringfügige Menge" gelten (Artikel 19b Absatz 2 BetmG) und der Konsum von Cannabis
gegenüber Erwachsenen mit einer Ordnungsbusse von 100 Franken geahndet werden
kann (Artikel 28b BetmG). Ausgenommen vom Ordnungsbussenverfahren im Falle des
Konsums sind Jugendliche. Daraus lässt sich jedoch nicht ableiten, dass für Vorbereitungshandlungen bezüglich einer geringfügigen Menge Cannabis eine Strafbarkeit von
Jugendlichen hätte eingeführt werden sollen. Dem Jugendschutz kommt im BetmG zwar
eine zentrale Rolle zu; diesem wird indessen nicht durch eine härtere Bestrafung Jugendlicher im Vergleich mit Erwachsenen Rechnung getragen. Vielmehr sah der Gesetzgeber eine strengere Bestrafung der Abgabe von Betäubungsmitteln an Jugendliche
vor, sowie spezifische Präventions- und Therapiemassnahmen.
| Lausanne, le 18 juillet 2019
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 2 juillet 2019 (6B_509/2018)
La possession d'une quantité minime de cannabis par un mineur
n'est pas punissable
La simple possession de moins de dix grammes de cannabis par un mineur n'est pas
punissable. Il ne ressort pas des dispositions légales et des travaux préparatoires y
relatifs que des mineurs, qui se bornent à préparer une quantité minime de cannabis
pour la consommation personnelle (qui est en principe punissable), devraient être
traités de manière différente que les adultes.
La police a trouvé chez un mineur âgé de 16 ans, 1,4 gramme de marijuana destiné à la
consommation personnelle. Par ordonnance pénale, le procureur des mineurs de
Winterthour l'a déclaré coupable d'une contravention à la loi sur les stupéfiants (LStup)
et a prononcé une réprimande. Le Tribunal de l'arrondissement de Winterthour l'a
acquitté, ce qui a été confirmé par la Cour d'appel du canton de Zurich.
Le Tribunal fédéral rejette le recours du procureur général des mineurs du canton de
Zurich. Celui qui se borne à préparer des stupéfiants en quantités minimes, pour sa
propre consommation, n’est pas punissable (article 19b alinéa 1 LStup). Selon la jurisprudence, sont considérés comme actes préparatoires notamment l'acquisition et la
possession d'une quantité minime de cannabis. Le Tribunal fédéral n'a pas encore eu à
trancher la question de savoir si cette exclusion s'applique également aux mineurs.
Lorsque les dispositions en question ont été introduites en 1975, la consommation de
cannabis par des mineurs était un problème connu. Or, il ne ressort ni des dispositions
légales, ni des travaux préparatoires y relatifs, que la non-punissabilité des actes préparatoires d'une quantité minime de cannabis pour la consommation personnelle était
limitée aux adultes.
Aucun élément contraire ressort de la révision de la loi sur les stupéfiants en 2012. Le
législateur avait alors prévu que moins de dix grammes de cannabis sont considérés
comme une « quantité minime » (article 19b alinéa 2 LStup) et que la consommation de
cannabis par un adulte est sanctionné avec une amende d'ordre de 100 francs
(article 28b LStup). Or, la procédure relative aux amendes d'ordre n'est pas appliquée
aux infractions commises par des mineurs. Néanmoins, on ne saurait en déduire la
punissabilité des mineurs concernant des actes préparatoires d'une quantité minime de
cannabis. La protection des mineurs joue un rôle central dans la LStup, mais n'est pas
mise en oeuvre par des peines plus sévères à l'encontre des mineurs qu'à l'encontre
des adultes. Le législateur a plutôt considéré que la mise à disposition des stupéfiants
aux mineurs est punie de manière plus sévère et a prévu des mesures spécifiques de
prévention et de thérapie.
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6B_513_2015_yyyy_mm_dd_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 4. Februar 2016
Kein Embargo
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 4. Februar 2016 (6B_513/2015)
Lebenslängliche Freiheitsstrafe und Verwahrung
Die Verurteilung eines Täters zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe schliesst die
gleichzeitige Anordnung einer Verwahrung nicht aus. Zwar fällt der Vollzug einer
Verwahrung im Anschluss an eine lebenslange Freiheitsstrafe tatsächlich kaum in
Betracht, weil diese bei anhaltender Gefährlichkeit des Täters unbeschränkt lange
dauert. Allerdings hat die zusätzliche Anordnung einer Verwahrung Einfluss auf den
frühest möglichen Zeitpunkt für eine bedingte Entlassung aus der Freiheitsstrafe und
auf den dabei anzuwendenden Massstab.
Das Obergericht des Kantons Glarus hatte einen Mann im März 2015 unter anderem
wegen mehrfachen Mordes und mehrfachen Raubes zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt. Gleichzeitig ordnete es die Verwahrung des Täters an.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Mannes in seiner öffentlichen Beratung
vom Donnerstag ab. Die Verhängung einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe schliesst
nicht aus, dass gleichzeitig eine nach der Freiheitsstrafe zu vollziehende Verwahrung
angeordnet wird. Da die lebenslängliche Freiheitsstrafe grundsätzlich so lange andauert,
wie vom Täter eine Gefahr ausgeht, wird eine anschliessende Verwahrung zwar kaum je
vollzogen werden. Der Gesetzgeber hat indessen ausdrücklich eine Regelung zur bedingten Entlassung von Tätern vorgesehen, gegen die gleichzeitig mit der Verhängung
einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe eine spätere Verwahrung angeordnet wurde. In
diesem Fall ist eine bedingte Entlassung frühestens nach 15 Jahren zulässig und sind
sowohl die formellen als auch die materiellen Voraussetzungen strenger.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 4 février 2016
Pas d'embargo
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 4 février 2016 (6B_513/2015)
Peine privative de liberté à vie et internement
La condamnation d'un auteur à une peine privative de liberté à vie n'exclut pas le
prononcé simultané d'un internement à son encontre. Il est vrai que la question de
l'exécution d'un internement après une peine privative de liberté à vie ne se posera
dans la réalité que rarement, dès lors que l'exécution de cette peine perdurera aussi
longtemps que l'auteur est dangereux. Néanmoins, le prononcé additionnel d'un
internement a une influence sur le moment à partir duquel une libération
conditionnelle de l'exécution de la peine privative de liberté pourra être ordonnée et
sur les critères à appliquer dans ce cadre.
En mars 2015, le Tribunal supérieur du canton de Glaris avait condamné un homme à
une peine privative de liberté à vie pour avoir notamment perpétré plusieurs assassinats
et plusieurs brigandages. Cette autorité avait également prononcé l'internement de
l’intéressé.
Le Tribunal fédéral rejette le recours de l'homme lors de sa séance publique de jeudi. Le
prononcé d'une peine privative de liberté à vie n'exclut pas celui simultané d'un
internement à exécuter après cette peine privative de liberté. Comme en principe
l'exécution de cette peine durera aussi longtemps que l'auteur présente un danger,
l'internement sera en réalité rarement exécuté. Le législateur a toutefois expressément
prévu une réglementation s'agissant de la libération conditionnelle des auteurs, contre
lesquels sont prononcés simultanément une peine privative de liberté à vie et un
internement. Une libération conditionnelle est dans ce cas possible au plus tôt après
quinze ans. En cas de prononcé simultané d'une telle peine et d'un internement les
conditions tant formelles que matérielles permettant la libération conditionnelle sont plus
strictes.
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6B_513_2015_yyyy_mm_dd_T_{lang} | Lausanne, 4. Februar 2016
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 4. Februar 2016 (6B_513/2015)
Lebenslängliche Freiheitsstrafe und Verwahrung
Die Verurteilung eines Täters zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe schliesst die
gleichzeitige Anordnung einer Verwahrung nicht aus. Zwar fällt der Vollzug einer
Verwahrung im Anschluss an eine lebenslange Freiheitsstrafe tatsächlich kaum in
Betracht, weil diese bei anhaltender Gefährlichkeit des Täters unbeschränkt lange
dauert. Allerdings hat die zusätzliche Anordnung einer Verwahrung Einfluss auf den
frühest möglichen Zeitpunkt für eine bedingte Entlassung aus der Freiheitsstrafe und
auf den dabei anzuwendenden Massstab.
Das Obergericht des Kantons Glarus hatte einen Mann im März 2015 unter anderem
wegen mehrfachen Mordes und mehrfachen Raubes zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt. Gleichzeitig ordnete es die Verwahrung des Täters an.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Mannes in seiner öffentlichen Beratung
vom Donnerstag ab. Die Verhängung einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe schliesst
nicht aus, dass gleichzeitig eine nach der Freiheitsstrafe zu vollziehende Verwahrung
angeordnet wird. Da die lebenslängliche Freiheitsstrafe grundsätzlich so lange andauert,
wie vom Täter eine Gefahr ausgeht, wird eine anschliessende Verwahrung zwar kaum je
vollzogen werden. Der Gesetzgeber hat indessen ausdrücklich eine Regelung zur bedingten Entlassung von Tätern vorgesehen, gegen die gleichzeitig mit der Verhängung
einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe eine spätere Verwahrung angeordnet wurde. In
diesem Fall ist eine bedingte Entlassung frühestens nach 15 Jahren zulässig und sind
sowohl die formellen als auch die materiellen Voraussetzungen strenger.
| Lausanne, le 4 février 2016
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 4 février 2016 (6B_513/2015)
Peine privative de liberté à vie et internement
La condamnation d'un auteur à une peine privative de liberté à vie n'exclut pas le
prononcé simultané d'un internement à son encontre. Il est vrai que la question de
l'exécution d'un internement après une peine privative de liberté à vie ne se posera
dans la réalité que rarement, dès lors que l'exécution de cette peine perdurera aussi
longtemps que l'auteur est dangereux. Néanmoins, le prononcé additionnel d'un
internement a une influence sur le moment à partir duquel une libération
conditionnelle de l'exécution de la peine privative de liberté pourra être ordonnée et
sur les critères à appliquer dans ce cadre.
En mars 2015, le Tribunal supérieur du canton de Glaris avait condamné un homme à
une peine privative de liberté à vie pour avoir notamment perpétré plusieurs assassinats
et plusieurs brigandages. Cette autorité avait également prononcé l'internement de
l’intéressé.
Le Tribunal fédéral rejette le recours de l'homme lors de sa séance publique de jeudi. Le
prononcé d'une peine privative de liberté à vie n'exclut pas celui simultané d'un
internement à exécuter après cette peine privative de liberté. Comme en principe
l'exécution de cette peine durera aussi longtemps que l'auteur présente un danger,
l'internement sera en réalité rarement exécuté. Le législateur a toutefois expressément
prévu une réglementation s'agissant de la libération conditionnelle des auteurs, contre
lesquels sont prononcés simultanément une peine privative de liberté à vie et un
internement. Une libération conditionnelle est dans ce cas possible au plus tôt après
quinze ans. En cas de prononcé simultané d'une telle peine et d'un internement les
conditions tant formelles que matérielles permettant la libération conditionnelle sont plus
strictes.
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6B_515_2018_2018_12_07_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 7. Dezember 2018
Embargo: 7. Dezember 2018, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 21. November 2018 (6B_515/2018)
Früherer Nachtlokalbetreiber zu Recht wegen versuchten Mordes
verurteilt
Das Obergericht des Kantons Uri hat einen ehemaligen Nachtlokalbetreiber zu Recht
wegen versuchten Mordes an seiner früheren Ehefrau verurteilt. Das Bundesgericht
weist die Beschwerde des Betroffenen ab.
Das Obergericht des Kantons Uri hatte die Sache ein erstes Mal 2013 beurteilt. Es
sprach den früheren Barbetreiber der versuchten Tötung schuldig, weil er am 4. Januar
2010 vor seinem Nachtlokal auf einen Mann geschossen habe, ohne diesen allerdings
zu treffen. Zudem erfolgte ein Schuldspruch wegen versuchten Mordes, weil ein Dritter
am 12. November 2010 im Auftrag des Beschuldigten auf dessen getrennt von ihm
lebende Ehefrau geschossen habe, die dabei lebensgefährlich verletzt wurde. Das
Bundesgericht hiess 2014 die Beschwerde des Verurteilten teilweise gut und verlangte
eine Neubeurteilung. Im April 2016 sprach das Obergericht den Betroffenen für den
Vorfall vom Januar 2010 der Gefährdung des Lebens schuldig. Vom Vorwurf des
versuchten Mordes im Zusammenhang mit den Geschehnissen vom November 2010
sprach es ihn frei. Gegen dieses Urteil des Obergerichts gelangte der Mann erneut ans
Bundesgericht und verlangte einen Freispruch. Beschwerde erhoben auch die Staatsanwaltschaft des Kantons Uri sowie die frühere Ehefrau des Mannes. Die Beschwerde des
Mannes gegen seine Verurteilung wegen Gefährdung des Lebens wies das Bundesgericht ab; hingegen kam es zum Schluss, dass der Freispruch vom Vorwurf des versuchten Mordes auf Grundlage der vom Obergericht vorgenommenen Beweiswürdigung
vor Bundesrecht nicht standhalte. Bei seiner Neubeurteilung vom vergangenen Januar
sprach das Obergericht den Mann des versuchten Mordes schuldig. Dafür und für
weitere, bereits rechtskräftig gewordene Schuldsprüche verhängte es eine Freiheitsstrafe von zehn Jahren, eine Geldstrafe sowie eine Busse.
Das Bundesgericht weist die dagegen erhobene Beschwerde des Mannes ab. Unbegründet ist zunächst seine Rüge, dass sich das Obergericht von der falschen Annahme
habe leiten lassen, aufgrund des vorangegangenen Entscheides des Bundesgerichts
habe zwingend ein Schuldspruch ergehen müssen. Nicht zu beanstanden ist sodann die
vom Obergericht vorgenommene Beweiswürdigung. Der Betroffene hatte hier zur Hauptsache die Berücksichtigung der Aussage einer Zeugin gerügt. Weder die Würdigung
dieser Zeugenaussage, noch die der übrigen Indizien durch die Vorinstanz war willkürlich. Insgesamt sprach das Obergericht den Beschwerdeführer auf dieser Basis zu
Recht des versuchten Mordes zum Nachteil seiner früheren Ehefrau schuldig.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 7 décembre 2018
Embargo : 7 décembre 2018, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 21 novembre 2018 (6B_515/2018)
Un ancien exploitant de boîte de nuit condamné à juste titre pour
tentative d'assassinat
La Cour suprême du canton d'Uri a condamné à juste titre un ancien exploitant de
boîte de nuit pour tentative d'assassinat sur son ex-femme. Le Tribunal fédéral
rejette le recours de l'intéressé.
La Cour suprême uranaise avait jugé l'affaire une première fois en 2013. Elle avait
reconnu l'ancien exploitant de bar coupable de tentative d'homicide pour avoir, le
4 janvier 2010, tiré sur un homme devant sa boîte de nuit, sans toutefois l'atteindre. Il
avait en outre été condamné pour tentative d'assassinat dès lors que, le 12 novembre
2010, un tiers agissant pour le compte du prévenu avait tiré sur l'épouse de celui-ci,
dont il était séparé, la blessant de façon à mettre sa vie en danger. Le Tribunal fédéral
avait partiellement admis le recours du condamné en 2014 et ordonné un nouveau
jugement. En avril 2016, la Cour suprême avait reconnu l'intéressé coupable de mise en
danger de la vie d'autrui pour les faits de janvier 2010. Sur le chef d'accusation de
tentative d'assassinat en relation avec les évènements de novembre 2010, elle avait
prononcé un acquittement. Contre ce jugement de la Cour suprême, l'intéressé avait
recouru une nouvelle fois au Tribunal fédéral en réclamant un acquittement. Le
Ministère public du canton d'Uri et l'ex-femme de l'individu avaient également fait
recours. Le Tribunal fédéral avait rejeté le recours de l'intéressé à l'encontre de sa
condamnation pour mise en danger de la vie d'autrui ; en revanche, il était parvenu à la
conclusion que l'acquittement de l'infraction de tentative d'assassinat fondé sur
l'appréciation des preuves de la Cour suprême n'était pas conforme au droit fédéral.
Dans son nouveau jugement de janvier dernier, la Cour suprême a déclaré l'individu
coupable de tentative d'assassinat. En lien avec ce verdict de culpabilité ainsi qu'avec
d'autres déjà entrés en force, elle a infligé une peine privative de liberté de dix ans, une
peine pécuniaire ainsi qu'une amende.
Le Tribunal fédéral rejette le recours de l'intéressé à l'encontre de ce jugement. Est tout
d'abord infondé le grief affirmant que la Cour suprême se serait laissée guider par
l'hypothèse erronée selon laquelle la précédente décision du Tribunal fédéral imposait
de rendre un verdict de culpabilité. Ensuite, l'appréciation des preuves de la Cour
suprême n'est pas critiquable. L'intéressé s'était principalement plaint de la prise en
considération des déclarations d'une témoin. La Cour suprême n'a apprécié ni ce
témoignage, ni les autres indices de manière arbitraire. Sur cette base, c'est à juste titre
que la Cour suprême a reconnu le recourant coupable de tentative d'assassinat au
préjudice de son ex-épouse.
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6B_515_2018_2018_12_07_T_{lang} | Lausanne, 7. Dezember 2018
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 21. November 2018 (6B_515/2018)
Früherer Nachtlokalbetreiber zu Recht wegen versuchten Mordes
verurteilt
Das Obergericht des Kantons Uri hat einen ehemaligen Nachtlokalbetreiber zu Recht
wegen versuchten Mordes an seiner früheren Ehefrau verurteilt. Das Bundesgericht
weist die Beschwerde des Betroffenen ab.
Das Obergericht des Kantons Uri hatte die Sache ein erstes Mal 2013 beurteilt. Es
sprach den früheren Barbetreiber der versuchten Tötung schuldig, weil er am 4. Januar
2010 vor seinem Nachtlokal auf einen Mann geschossen habe, ohne diesen allerdings
zu treffen. Zudem erfolgte ein Schuldspruch wegen versuchten Mordes, weil ein Dritter
am 12. November 2010 im Auftrag des Beschuldigten auf dessen getrennt von ihm
lebende Ehefrau geschossen habe, die dabei lebensgefährlich verletzt wurde. Das
Bundesgericht hiess 2014 die Beschwerde des Verurteilten teilweise gut und verlangte
eine Neubeurteilung. Im April 2016 sprach das Obergericht den Betroffenen für den
Vorfall vom Januar 2010 der Gefährdung des Lebens schuldig. Vom Vorwurf des
versuchten Mordes im Zusammenhang mit den Geschehnissen vom November 2010
sprach es ihn frei. Gegen dieses Urteil des Obergerichts gelangte der Mann erneut ans
Bundesgericht und verlangte einen Freispruch. Beschwerde erhoben auch die Staatsanwaltschaft des Kantons Uri sowie die frühere Ehefrau des Mannes. Die Beschwerde des
Mannes gegen seine Verurteilung wegen Gefährdung des Lebens wies das Bundesgericht ab; hingegen kam es zum Schluss, dass der Freispruch vom Vorwurf des versuchten Mordes auf Grundlage der vom Obergericht vorgenommenen Beweiswürdigung
vor Bundesrecht nicht standhalte. Bei seiner Neubeurteilung vom vergangenen Januar
sprach das Obergericht den Mann des versuchten Mordes schuldig. Dafür und für
weitere, bereits rechtskräftig gewordene Schuldsprüche verhängte es eine Freiheitsstrafe von zehn Jahren, eine Geldstrafe sowie eine Busse.
Das Bundesgericht weist die dagegen erhobene Beschwerde des Mannes ab. Unbegründet ist zunächst seine Rüge, dass sich das Obergericht von der falschen Annahme
habe leiten lassen, aufgrund des vorangegangenen Entscheides des Bundesgerichts
habe zwingend ein Schuldspruch ergehen müssen. Nicht zu beanstanden ist sodann die
vom Obergericht vorgenommene Beweiswürdigung. Der Betroffene hatte hier zur Hauptsache die Berücksichtigung der Aussage einer Zeugin gerügt. Weder die Würdigung
dieser Zeugenaussage, noch die der übrigen Indizien durch die Vorinstanz war willkürlich. Insgesamt sprach das Obergericht den Beschwerdeführer auf dieser Basis zu
Recht des versuchten Mordes zum Nachteil seiner früheren Ehefrau schuldig.
| Lausanne, le 7 décembre 2018
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 21 novembre 2018 (6B_515/2018)
Un ancien exploitant de boîte de nuit condamné à juste titre pour
tentative d'assassinat
La Cour suprême du canton d'Uri a condamné à juste titre un ancien exploitant de
boîte de nuit pour tentative d'assassinat sur son ex-femme. Le Tribunal fédéral
rejette le recours de l'intéressé.
La Cour suprême uranaise avait jugé l'affaire une première fois en 2013. Elle avait
reconnu l'ancien exploitant de bar coupable de tentative d'homicide pour avoir, le
4 janvier 2010, tiré sur un homme devant sa boîte de nuit, sans toutefois l'atteindre. Il
avait en outre été condamné pour tentative d'assassinat dès lors que, le 12 novembre
2010, un tiers agissant pour le compte du prévenu avait tiré sur l'épouse de celui-ci,
dont il était séparé, la blessant de façon à mettre sa vie en danger. Le Tribunal fédéral
avait partiellement admis le recours du condamné en 2014 et ordonné un nouveau
jugement. En avril 2016, la Cour suprême avait reconnu l'intéressé coupable de mise en
danger de la vie d'autrui pour les faits de janvier 2010. Sur le chef d'accusation de
tentative d'assassinat en relation avec les évènements de novembre 2010, elle avait
prononcé un acquittement. Contre ce jugement de la Cour suprême, l'intéressé avait
recouru une nouvelle fois au Tribunal fédéral en réclamant un acquittement. Le
Ministère public du canton d'Uri et l'ex-femme de l'individu avaient également fait
recours. Le Tribunal fédéral avait rejeté le recours de l'intéressé à l'encontre de sa
condamnation pour mise en danger de la vie d'autrui ; en revanche, il était parvenu à la
conclusion que l'acquittement de l'infraction de tentative d'assassinat fondé sur
l'appréciation des preuves de la Cour suprême n'était pas conforme au droit fédéral.
Dans son nouveau jugement de janvier dernier, la Cour suprême a déclaré l'individu
coupable de tentative d'assassinat. En lien avec ce verdict de culpabilité ainsi qu'avec
d'autres déjà entrés en force, elle a infligé une peine privative de liberté de dix ans, une
peine pécuniaire ainsi qu'une amende.
Le Tribunal fédéral rejette le recours de l'intéressé à l'encontre de ce jugement. Est tout
d'abord infondé le grief affirmant que la Cour suprême se serait laissée guider par
l'hypothèse erronée selon laquelle la précédente décision du Tribunal fédéral imposait
de rendre un verdict de culpabilité. Ensuite, l'appréciation des preuves de la Cour
suprême n'est pas critiquable. L'intéressé s'était principalement plaint de la prise en
considération des déclarations d'une témoin. La Cour suprême n'a apprécié ni ce
témoignage, ni les autres indices de manière arbitraire. Sur cette base, c'est à juste titre
que la Cour suprême a reconnu le recourant coupable de tentative d'assassinat au
préjudice de son ex-épouse.
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6B_515_2018_yyyy_mm_dd_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 7. Dezember 2018
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 21. November 2018 (6B_515/2018)
Früherer Nachtlokalbetreiber zu Recht wegen versuchten Mordes
verurteilt
Das Obergericht des Kantons Uri hat einen ehemaligen Nachtlokalbetreiber zu Recht
wegen versuchten Mordes an seiner früheren Ehefrau verurteilt. Das Bundesgericht
weist die Beschwerde des Betroffenen ab.
Das Obergericht des Kantons Uri hatte die Sache ein erstes Mal 2013 beurteilt. Es
sprach den früheren Barbetreiber der versuchten Tötung schuldig, weil er am 4. Januar
2010 vor seinem Nachtlokal auf einen Mann geschossen habe, ohne diesen allerdings
zu treffen. Zudem erfolgte ein Schuldspruch wegen versuchten Mordes, weil ein Dritter
am 12. November 2010 im Auftrag des Beschuldigten auf dessen getrennt von ihm
lebende Ehefrau geschossen habe, die dabei lebensgefährlich verletzt wurde. Das
Bundesgericht hiess 2014 die Beschwerde des Verurteilten teilweise gut und verlangte
eine Neubeurteilung. Im April 2016 sprach das Obergericht den Betroffenen für den
Vorfall vom Januar 2010 der Gefährdung des Lebens schuldig. Vom Vorwurf des
versuchten Mordes im Zusammenhang mit den Geschehnissen vom November 2010
sprach es ihn frei. Gegen dieses Urteil des Obergerichts gelangte der Mann erneut ans
Bundesgericht und verlangte einen Freispruch. Beschwerde erhoben auch die Staatsanwaltschaft des Kantons Uri sowie die frühere Ehefrau des Mannes. Die Beschwerde des
Mannes gegen seine Verurteilung wegen Gefährdung des Lebens wies das Bundesgericht ab; hingegen kam es zum Schluss, dass der Freispruch vom Vorwurf des versuchten Mordes auf Grundlage der vom Obergericht vorgenommenen Beweiswürdigung
vor Bundesrecht nicht standhalte. Bei seiner Neubeurteilung vom vergangenen Januar
sprach das Obergericht den Mann des versuchten Mordes schuldig. Dafür und für
weitere, bereits rechtskräftig gewordene Schuldsprüche verhängte es eine Freiheitsstrafe von zehn Jahren, eine Geldstrafe sowie eine Busse.
Das Bundesgericht weist die dagegen erhobene Beschwerde des Mannes ab. Unbegründet ist zunächst seine Rüge, dass sich das Obergericht von der falschen Annahme
habe leiten lassen, aufgrund des vorangegangenen Entscheides des Bundesgerichts
habe zwingend ein Schuldspruch ergehen müssen. Nicht zu beanstanden ist sodann die
vom Obergericht vorgenommene Beweiswürdigung. Der Betroffene hatte hier zur Hauptsache die Berücksichtigung der Aussage einer Zeugin gerügt. Weder die Würdigung
dieser Zeugenaussage, noch die der übrigen Indizien durch die Vorinstanz war willkürlich. Insgesamt sprach das Obergericht den Beschwerdeführer auf dieser Basis zu
Recht des versuchten Mordes zum Nachteil seiner früheren Ehefrau schuldig.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 7 décembre 2018
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 21 novembre 2018 (6B_515/2018)
Un ancien exploitant de boîte de nuit condamné à juste titre pour
tentative d'assassinat
La Cour suprême du canton d'Uri a condamné à juste titre un ancien exploitant de
boîte de nuit pour tentative d'assassinat sur son ex-femme. Le Tribunal fédéral
rejette le recours de l'intéressé.
La Cour suprême uranaise avait jugé l'affaire une première fois en 2013. Elle avait
reconnu l'ancien exploitant de bar coupable de tentative d'homicide pour avoir, le
4 janvier 2010, tiré sur un homme devant sa boîte de nuit, sans toutefois l'atteindre. Il
avait en outre été condamné pour tentative d'assassinat dès lors que, le 12 novembre
2010, un tiers agissant pour le compte du prévenu avait tiré sur l'épouse de celui-ci,
dont il était séparé, la blessant de façon à mettre sa vie en danger. Le Tribunal fédéral
avait partiellement admis le recours du condamné en 2014 et ordonné un nouveau
jugement. En avril 2016, la Cour suprême avait reconnu l'intéressé coupable de mise en
danger de la vie d'autrui pour les faits de janvier 2010. Sur le chef d'accusation de
tentative d'assassinat en relation avec les évènements de novembre 2010, elle avait
prononcé un acquittement. Contre ce jugement de la Cour suprême, l'intéressé avait
recouru une nouvelle fois au Tribunal fédéral en réclamant un acquittement. Le
Ministère public du canton d'Uri et l'ex-femme de l'individu avaient également fait
recours. Le Tribunal fédéral avait rejeté le recours de l'intéressé à l'encontre de sa
condamnation pour mise en danger de la vie d'autrui ; en revanche, il était parvenu à la
conclusion que l'acquittement de l'infraction de tentative d'assassinat fondé sur
l'appréciation des preuves de la Cour suprême n'était pas conforme au droit fédéral.
Dans son nouveau jugement de janvier dernier, la Cour suprême a déclaré l'individu
coupable de tentative d'assassinat. En lien avec ce verdict de culpabilité ainsi qu'avec
d'autres déjà entrés en force, elle a infligé une peine privative de liberté de dix ans, une
peine pécuniaire ainsi qu'une amende.
Le Tribunal fédéral rejette le recours de l'intéressé à l'encontre de ce jugement. Est tout
d'abord infondé le grief affirmant que la Cour suprême se serait laissée guider par
l'hypothèse erronée selon laquelle la précédente décision du Tribunal fédéral imposait
de rendre un verdict de culpabilité. Ensuite, l'appréciation des preuves de la Cour
suprême n'est pas critiquable. L'intéressé s'était principalement plaint de la prise en
considération des déclarations d'une témoin. La Cour suprême n'a apprécié ni ce
témoignage, ni les autres indices de manière arbitraire. Sur cette base, c'est à juste titre
que la Cour suprême a reconnu le recourant coupable de tentative d'assassinat au
préjudice de son ex-épouse.
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6B_515_2018_yyyy_mm_dd_T_{lang} | Lausanne, 7. Dezember 2018
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 21. November 2018 (6B_515/2018)
Früherer Nachtlokalbetreiber zu Recht wegen versuchten Mordes
verurteilt
Das Obergericht des Kantons Uri hat einen ehemaligen Nachtlokalbetreiber zu Recht
wegen versuchten Mordes an seiner früheren Ehefrau verurteilt. Das Bundesgericht
weist die Beschwerde des Betroffenen ab.
Das Obergericht des Kantons Uri hatte die Sache ein erstes Mal 2013 beurteilt. Es
sprach den früheren Barbetreiber der versuchten Tötung schuldig, weil er am 4. Januar
2010 vor seinem Nachtlokal auf einen Mann geschossen habe, ohne diesen allerdings
zu treffen. Zudem erfolgte ein Schuldspruch wegen versuchten Mordes, weil ein Dritter
am 12. November 2010 im Auftrag des Beschuldigten auf dessen getrennt von ihm
lebende Ehefrau geschossen habe, die dabei lebensgefährlich verletzt wurde. Das
Bundesgericht hiess 2014 die Beschwerde des Verurteilten teilweise gut und verlangte
eine Neubeurteilung. Im April 2016 sprach das Obergericht den Betroffenen für den
Vorfall vom Januar 2010 der Gefährdung des Lebens schuldig. Vom Vorwurf des
versuchten Mordes im Zusammenhang mit den Geschehnissen vom November 2010
sprach es ihn frei. Gegen dieses Urteil des Obergerichts gelangte der Mann erneut ans
Bundesgericht und verlangte einen Freispruch. Beschwerde erhoben auch die Staatsanwaltschaft des Kantons Uri sowie die frühere Ehefrau des Mannes. Die Beschwerde des
Mannes gegen seine Verurteilung wegen Gefährdung des Lebens wies das Bundesgericht ab; hingegen kam es zum Schluss, dass der Freispruch vom Vorwurf des versuchten Mordes auf Grundlage der vom Obergericht vorgenommenen Beweiswürdigung
vor Bundesrecht nicht standhalte. Bei seiner Neubeurteilung vom vergangenen Januar
sprach das Obergericht den Mann des versuchten Mordes schuldig. Dafür und für
weitere, bereits rechtskräftig gewordene Schuldsprüche verhängte es eine Freiheitsstrafe von zehn Jahren, eine Geldstrafe sowie eine Busse.
Das Bundesgericht weist die dagegen erhobene Beschwerde des Mannes ab. Unbegründet ist zunächst seine Rüge, dass sich das Obergericht von der falschen Annahme
habe leiten lassen, aufgrund des vorangegangenen Entscheides des Bundesgerichts
habe zwingend ein Schuldspruch ergehen müssen. Nicht zu beanstanden ist sodann die
vom Obergericht vorgenommene Beweiswürdigung. Der Betroffene hatte hier zur Hauptsache die Berücksichtigung der Aussage einer Zeugin gerügt. Weder die Würdigung
dieser Zeugenaussage, noch die der übrigen Indizien durch die Vorinstanz war willkürlich. Insgesamt sprach das Obergericht den Beschwerdeführer auf dieser Basis zu
Recht des versuchten Mordes zum Nachteil seiner früheren Ehefrau schuldig.
| Lausanne, le 7 décembre 2018
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 21 novembre 2018 (6B_515/2018)
Un ancien exploitant de boîte de nuit condamné à juste titre pour
tentative d'assassinat
La Cour suprême du canton d'Uri a condamné à juste titre un ancien exploitant de
boîte de nuit pour tentative d'assassinat sur son ex-femme. Le Tribunal fédéral
rejette le recours de l'intéressé.
La Cour suprême uranaise avait jugé l'affaire une première fois en 2013. Elle avait
reconnu l'ancien exploitant de bar coupable de tentative d'homicide pour avoir, le
4 janvier 2010, tiré sur un homme devant sa boîte de nuit, sans toutefois l'atteindre. Il
avait en outre été condamné pour tentative d'assassinat dès lors que, le 12 novembre
2010, un tiers agissant pour le compte du prévenu avait tiré sur l'épouse de celui-ci,
dont il était séparé, la blessant de façon à mettre sa vie en danger. Le Tribunal fédéral
avait partiellement admis le recours du condamné en 2014 et ordonné un nouveau
jugement. En avril 2016, la Cour suprême avait reconnu l'intéressé coupable de mise en
danger de la vie d'autrui pour les faits de janvier 2010. Sur le chef d'accusation de
tentative d'assassinat en relation avec les évènements de novembre 2010, elle avait
prononcé un acquittement. Contre ce jugement de la Cour suprême, l'intéressé avait
recouru une nouvelle fois au Tribunal fédéral en réclamant un acquittement. Le
Ministère public du canton d'Uri et l'ex-femme de l'individu avaient également fait
recours. Le Tribunal fédéral avait rejeté le recours de l'intéressé à l'encontre de sa
condamnation pour mise en danger de la vie d'autrui ; en revanche, il était parvenu à la
conclusion que l'acquittement de l'infraction de tentative d'assassinat fondé sur
l'appréciation des preuves de la Cour suprême n'était pas conforme au droit fédéral.
Dans son nouveau jugement de janvier dernier, la Cour suprême a déclaré l'individu
coupable de tentative d'assassinat. En lien avec ce verdict de culpabilité ainsi qu'avec
d'autres déjà entrés en force, elle a infligé une peine privative de liberté de dix ans, une
peine pécuniaire ainsi qu'une amende.
Le Tribunal fédéral rejette le recours de l'intéressé à l'encontre de ce jugement. Est tout
d'abord infondé le grief affirmant que la Cour suprême se serait laissée guider par
l'hypothèse erronée selon laquelle la précédente décision du Tribunal fédéral imposait
de rendre un verdict de culpabilité. Ensuite, l'appréciation des preuves de la Cour
suprême n'est pas critiquable. L'intéressé s'était principalement plaint de la prise en
considération des déclarations d'une témoin. La Cour suprême n'a apprécié ni ce
témoignage, ni les autres indices de manière arbitraire. Sur cette base, c'est à juste titre
que la Cour suprême a reconnu le recourant coupable de tentative d'assassinat au
préjudice de son ex-épouse.
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6B_529_2014_yyyy_mm_dd_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 22. Dezember 2014
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 10. Dezember 2014 (6B_529/2014)
Obergericht Uri muss Fall von Nachtlokal-Betreiber neu be urteilen
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde eines Nachtlokal-Betreibers gegen seine
Verurteilung wegen versuchten Mordes und weiterer Delikte durch das Obergericht
des Kantons Uri teilweise gut. Das Obergericht muss den Fall neu beurteilen und
dabei zusätzliche Anstrengungen unternehmen, damit es einen Hauptbelastungszeugen selber befragen kann. Zudem darf es die auf einer Patronenhülse gefundene
DNA-Spur des Beschuldigten nicht als Indiz verwenden.
Das Obergericht des Kantons Uri sprach den Mann im September 2013 der versuchten
vorsätzlichen Tötung, des versuchten Mordes und der mehrfachen Widerhandlungen
gegen das Waffengesetz schuldig. Es verurteilte ihn zu 15 Jahren Freiheitsstrafe und zu
einer Busse von 1000 Franken. Das Obergericht hielt es für erwiesen, dass der
Beschuldigte im Januar 2010 vor seinem Nachtlokal auf einen Mann geschossen hatte,
ohne ihn allerdings zu treffen. Weiter ging es davon aus, dass ein Dritter in seinem
Auftrag im November 2010 mit der gleichen Waffe auf die von ihm getrennt lebende
Ehefrau geschossen hatte, die dabei lebensgefährlich verletzt wurde. Bezüglich der
ersten Tat stellte das Obergericht in erster Linie auf die Aussagen des Opfers und
mehrerer Auskunftspersonen ab, sowie auf eine DNA-Spur des Beschuldigten, die auf
der Hülse der verschossenen Patrone gefunden wurde. In Bezug auf die zweite Tat
würdigte es neben mehreren anderen Beweismitteln die Aussagen des Schützen und
den Umstand, dass die gleiche Waffe verwendet wurde wie im Januar.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Nachtlokal-Betreibers teilweise gut und
weist die Sache zu neuer Beurteilung an die Vorinstanz zurück. Als begründet erachtet
das Bundesgericht zwei der mehreren Rügen, die der Beschwerdeführer gegen den
angefochtenen Entscheid erhoben hat. Zunächst hätte das Obergericht das Opfer des
ersten Vorfalls als Hauptbelastungszeugen zur Verhandlung vorladen müssen, um sich
einen unmittelbaren Eindruck von seinen Aussagen machen zu können. Für seinen
neuen Entscheid muss das Obergericht nun zusätzliche Anstrengungen unternehmen,
um den Mann ausfindig zu machen. Sollte das nicht gelingen, können die von ihm früher
gemachten Aussagen zwar trotzdem verwertet werden. Allerdings hat das Obergericht
in diesem Fall besonders sorgfältig und anhand der verwertbaren Aussagen der
Auskunftspersonen zu begründen, weshalb der Beschuldigte beim Vorfall vom Januar
als Schütze erachtet wird. Zudem darf das Obergericht für seinen neuen Entscheid die
DNA-Spur des Beschuldigten auf der Patronenhülse nicht als Indiz berücksichtigen.
Diesbezüglich besteht eine erhebliche Unsicherheit, zu welchem Zeitpunkt die DNA auf
die Hülse gelangt ist. Ein genügender Beweis, dass dies vor der Schussabgabe geschehen ist, fehlt. Im übrigen weist das Bundesgericht die Beschwerde ab, soweit es
darauf eintritt.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 22 décembre 2014
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 10 décembre 2014 (6B_529/2014)
La Cour d'appel du canton d'Uri doit rendre une nouvelle décision
dans l'affaire du gérant de cabaret
Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours d'un gérant de cabaret contre sa
condamnation pour tentative d'assassinat et autres délits, prononcée par la Cour
d'appel du canton d'Uri. La Cour d'appel doit rendre une nouvelle décision dans ce
dossier et prendre des mesures supplémentaires afin d'interroger un des témoins à
charge principaux. Par ailleurs, il se voit interdit d'utiliser comme indice, une trace
ADN du prévenu, retrouvée sur une douille.
En septembre 2013, la Cour d'appel du canton d'Uri avait déclaré l'homme coupable de
tentative d'assassinat, tentative de meurtre et infractions répétées à la loi sur les armes.
Elle l'avait condamné à une peine privative de liberté de 15 ans et à une amende de
1'000 francs. La Cour d'appel tenait pour établi qu'en janvier 2010, devant son
établissement, le prévenu avait tiré un coup de feu en direction d'un homme, en
manquant toutefois sa cible. La Cour d'appel avait retenu en outre, qu'en novembre
2010, un tiers avait, sur mandat du prévenu, tiré sur l'épouse de ce dernier, dont il vivait
séparé, à l'aide de la même arme à feu. La victime avait souffert de blessures ayant mis
sa vie en danger. S'agissant de la première infraction, l'autorité cantonale s'est fondée
principalement sur les déclarations de la victime et de plusieurs personnes appelées à
donner des renseignements ainsi que sur la trace ADN du prévenu, prélevée sur la
douille de l'arme employée. Quant au second évènement, la Cour d'appel s'est fondée,
parmi nombre d'autres moyens de preuve, sur les déclarations du tireur et sur le fait que
l'arme du crime était celle employée en janvier.
Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours formé par le gérant de cabaret et
renvoie la cause à l'autorité cantonale pour nouvelle décision. Deux des nombreux
griefs dirigés contre la décision attaquée sont bien fondés. D'une part, la Cour d'appel
aurait dû convoquer la victime du premier tir aux débats d'appel, en tant que témoin à
charge principal, afin de se forger une impression personnelle de ses déclarations. En
vue de prononcer sa nouvelle décision, la Cour d'appel devra ainsi prendre des mesures
supplémentaires afin de retrouver l'homme en question. Si elle n'y parvient pas, les
déclarations précédentes de ce dernier pourraient malgré tout être utilisées. Toutefois,
dans ce cas, la Cour d'appel devra motiver avec soin et en se fondant sur les
déclarations exploitables des personnes appelées à donner des renseignements, pour
quelles raisons elle considère que le prévenu est l'auteur du tir du mois de janvier.
D'autre part, la Cour d'appel a l'interdiction d'exploiter la trace ADN du prévenu prélevée
sur la douille, pour rendre son nouveau jugement. A cet égard, il existe une incertitude
importante quant au moment à partir duquel l'ADN s'est retrouvé sur la douille. Il
manque une preuve suffisante permettant de retenir que cela soit arrivé avant le coup
de feu. Pour le reste, le Tribunal fédéral rejette le recours, dans la mesure de sa
recevabilité.
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6B_529_2014_yyyy_mm_dd_T_{lang} | Lausanne, 22. Dezember 2014
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 10. Dezember 2014 (6B_529/2014)
Obergericht Uri muss Fall von Nachtlokal-Betreiber neu be urteilen
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde eines Nachtlokal-Betreibers gegen seine
Verurteilung wegen versuchten Mordes und weiterer Delikte durch das Obergericht
des Kantons Uri teilweise gut. Das Obergericht muss den Fall neu beurteilen und
dabei zusätzliche Anstrengungen unternehmen, damit es einen Hauptbelastungszeugen selber befragen kann. Zudem darf es die auf einer Patronenhülse gefundene
DNA-Spur des Beschuldigten nicht als Indiz verwenden.
Das Obergericht des Kantons Uri sprach den Mann im September 2013 der versuchten
vorsätzlichen Tötung, des versuchten Mordes und der mehrfachen Widerhandlungen
gegen das Waffengesetz schuldig. Es verurteilte ihn zu 15 Jahren Freiheitsstrafe und zu
einer Busse von 1000 Franken. Das Obergericht hielt es für erwiesen, dass der
Beschuldigte im Januar 2010 vor seinem Nachtlokal auf einen Mann geschossen hatte,
ohne ihn allerdings zu treffen. Weiter ging es davon aus, dass ein Dritter in seinem
Auftrag im November 2010 mit der gleichen Waffe auf die von ihm getrennt lebende
Ehefrau geschossen hatte, die dabei lebensgefährlich verletzt wurde. Bezüglich der
ersten Tat stellte das Obergericht in erster Linie auf die Aussagen des Opfers und
mehrerer Auskunftspersonen ab, sowie auf eine DNA-Spur des Beschuldigten, die auf
der Hülse der verschossenen Patrone gefunden wurde. In Bezug auf die zweite Tat
würdigte es neben mehreren anderen Beweismitteln die Aussagen des Schützen und
den Umstand, dass die gleiche Waffe verwendet wurde wie im Januar.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Nachtlokal-Betreibers teilweise gut und
weist die Sache zu neuer Beurteilung an die Vorinstanz zurück. Als begründet erachtet
das Bundesgericht zwei der mehreren Rügen, die der Beschwerdeführer gegen den
angefochtenen Entscheid erhoben hat. Zunächst hätte das Obergericht das Opfer des
ersten Vorfalls als Hauptbelastungszeugen zur Verhandlung vorladen müssen, um sich
einen unmittelbaren Eindruck von seinen Aussagen machen zu können. Für seinen
neuen Entscheid muss das Obergericht nun zusätzliche Anstrengungen unternehmen,
um den Mann ausfindig zu machen. Sollte das nicht gelingen, können die von ihm früher
gemachten Aussagen zwar trotzdem verwertet werden. Allerdings hat das Obergericht
in diesem Fall besonders sorgfältig und anhand der verwertbaren Aussagen der
Auskunftspersonen zu begründen, weshalb der Beschuldigte beim Vorfall vom Januar
als Schütze erachtet wird. Zudem darf das Obergericht für seinen neuen Entscheid die
DNA-Spur des Beschuldigten auf der Patronenhülse nicht als Indiz berücksichtigen.
Diesbezüglich besteht eine erhebliche Unsicherheit, zu welchem Zeitpunkt die DNA auf
die Hülse gelangt ist. Ein genügender Beweis, dass dies vor der Schussabgabe geschehen ist, fehlt. Im übrigen weist das Bundesgericht die Beschwerde ab, soweit es
darauf eintritt.
| Lausanne, le 22 décembre 2014
Communiqué aux médias du Tribunal fédéral
Arrêt du 10 décembre 2014 (6B_529/2014)
La Cour d'appel du canton d'Uri doit rendre une nouvelle décision
dans l'affaire du gérant de cabaret
Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours d'un gérant de cabaret contre sa
condamnation pour tentative d'assassinat et autres délits, prononcée par la Cour
d'appel du canton d'Uri. La Cour d'appel doit rendre une nouvelle décision dans ce
dossier et prendre des mesures supplémentaires afin d'interroger un des témoins à
charge principaux. Par ailleurs, il se voit interdit d'utiliser comme indice, une trace
ADN du prévenu, retrouvée sur une douille.
En septembre 2013, la Cour d'appel du canton d'Uri avait déclaré l'homme coupable de
tentative d'assassinat, tentative de meurtre et infractions répétées à la loi sur les armes.
Elle l'avait condamné à une peine privative de liberté de 15 ans et à une amende de
1'000 francs. La Cour d'appel tenait pour établi qu'en janvier 2010, devant son
établissement, le prévenu avait tiré un coup de feu en direction d'un homme, en
manquant toutefois sa cible. La Cour d'appel avait retenu en outre, qu'en novembre
2010, un tiers avait, sur mandat du prévenu, tiré sur l'épouse de ce dernier, dont il vivait
séparé, à l'aide de la même arme à feu. La victime avait souffert de blessures ayant mis
sa vie en danger. S'agissant de la première infraction, l'autorité cantonale s'est fondée
principalement sur les déclarations de la victime et de plusieurs personnes appelées à
donner des renseignements ainsi que sur la trace ADN du prévenu, prélevée sur la
douille de l'arme employée. Quant au second évènement, la Cour d'appel s'est fondée,
parmi nombre d'autres moyens de preuve, sur les déclarations du tireur et sur le fait que
l'arme du crime était celle employée en janvier.
Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours formé par le gérant de cabaret et
renvoie la cause à l'autorité cantonale pour nouvelle décision. Deux des nombreux
griefs dirigés contre la décision attaquée sont bien fondés. D'une part, la Cour d'appel
aurait dû convoquer la victime du premier tir aux débats d'appel, en tant que témoin à
charge principal, afin de se forger une impression personnelle de ses déclarations. En
vue de prononcer sa nouvelle décision, la Cour d'appel devra ainsi prendre des mesures
supplémentaires afin de retrouver l'homme en question. Si elle n'y parvient pas, les
déclarations précédentes de ce dernier pourraient malgré tout être utilisées. Toutefois,
dans ce cas, la Cour d'appel devra motiver avec soin et en se fondant sur les
déclarations exploitables des personnes appelées à donner des renseignements, pour
quelles raisons elle considère que le prévenu est l'auteur du tir du mois de janvier.
D'autre part, la Cour d'appel a l'interdiction d'exploiter la trace ADN du prévenu prélevée
sur la douille, pour rendre son nouveau jugement. A cet égard, il existe une incertitude
importante quant au moment à partir duquel l'ADN s'est retrouvé sur la douille. Il
manque une preuve suffisante permettant de retenir que cela soit arrivé avant le coup
de feu. Pour le reste, le Tribunal fédéral rejette le recours, dans la mesure de sa
recevabilité.
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6B_52_2019_2019_03_22_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 22. März 2019
Embargo: 22. März 2019, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 5. März 2019 (6B_52/2019)
Verurteilung von Fussballer wegen fahrlässiger Körperverletzung
bestätigt
Das Bundesgericht bestätigt die Verurteilung eines Amateur-Fussballers wegen
fahrlässiger Körperverletzung, der seinem Gegner bei einem gefährlichen Tackling
ohne Absicht den Knöchel gebrochen und für das Foul die gelbe Karte erhalten hat.
Es weist die Beschwerde des Verurteilten gegen den Entscheid des Freiburger
Kantonsgerichts ab.
Im Spiel zweier Amateurmannschaften im Kanton Freiburg hatte ein Spieler seinen
ballführenden Gegner auf Höhe des Knöchels mit gestrecktem Bein getackelt. Der
Getroffene erlitt einen Knöchelbruch. Der Schiedsrichter ahndete die Aktion mit einer
gelben Karte; er ging dabei davon aus, dass der Bestrafte ein gefährliches Spiel begangen, indessen nicht mit Absicht gehandelt habe. Das Kantonsgericht des Kantons
Freiburg bestätigte im vergangenen November die vom zuständigen Polizeigericht
ausgesprochene Verurteilung des Spielers wegen einfacher fahrlässiger Körperverletzung zu einer bedingt ausgesprochenen Strafe von 40 Stunden gemeinnütziger Arbeit.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Verurteilten ab. Fahrlässig handelt, wer
nicht die Vorsicht walten lässt, die aufgrund der Umstände und der persönlichen
Situation erforderlich wäre. Bei einer Körperverletzung, die im Rahmen einer Sportveranstaltung begangen wird, ergeben sich die massgebenden Sorgfaltspflichten und das
vom Verletzen stillschweigend akzeptierte Risiko in Abhängigkeit von den anwendbaren
Spielregeln und des allgemeinen Schädigungsverbotes. Die Spielregeln dienen insbesondere dazu, Unfälle zu vermeiden und die Spielenden zu schützen. Gemäss den
Fussball-Regeln (Spielregeln des "International Football Association Board") ist ein
Spieler unter anderem dann zu verwarnen, wenn er bei einem mit Freistoss zu ahndenden Vergehen mit Körperkontakt rücksichtslos handelt. Indem der Schiedsrichter im
vorliegenden Fall eine gelbe Karte verhängt hat, ist er von einer gewichtigen Verletzung
der Spielregeln ausgegangen, die zudem ohne Rücksicht auf die Gefahr oder die Folgen
für den Gegner begangen wurde. Angesichts der Gefährlichkeit des begangenen
Tacklings ist die Verletzung der zum Schutz der anderen Spieler aufgestellten Spielregel
als schwer einzustufen. Unter diesen Voraussetzungen kann keine Einwilligung des
Verletzten in das dem Fussball inhärente Risiko einer Körperverletzung angenommen
werden. Nicht entscheidend ist, ob für die Regelverletzung als Sanktion eine Verwarnung oder ein Spielausschluss vorgesehen ist.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 22 mars 2019
Embargo : 22 mars 2019, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 5 mars 2019 (6B_52/2019)
Condamnation d'un footballeur pour lésions corporelles par
négligence confirmée
Le Tribunal fédéral confirme la condamnation, pour lésions corporelles par
négligence, d'un footballeur amateur ayant pratiqué un tacle dangereux sur un
adversaire et ayant, sans intention, cassé sa cheville, cette faute ayant été
sanctionnée par un carton jaune. Il rejette le recours formé par le condamné contre
l'arrêt du Tribunal cantonal du canton de Fribourg.
Durant la rencontre de deux équipes amateurs dans le canton de Fribourg, un joueur
avait taclé son adversaire, possesseur du ballon, à la hauteur de la cheville avec la
jambe tendue, lui causant une fracture de la cheville. L'arbitre avait sanctionné l'action
avec un carton jaune ; il avait, à cet égard, considéré que l'auteur du tacle avait – sans
agir intentionnellement – joué dangereusement. En novembre dernier, le Tribunal
cantonal du canton de Fribourg avait confirmé la condamnation du joueur, prononcée
par le Juge de police compétent, pour lésions corporelles simples par négligence, à une
peine de 40 heures de travail d'intérêt général avec sursis.
Le Tribunal fédéral rejette le recours du condamné. Se comporte par négligence celui
qui ne fait pas montre de la prudence qui aurait été nécessaire compte tenu des
circonstances et de sa situation personnelle. S'agissant d'une lésion corporelle infligée
lors d'une rencontre sportive, le devoir de prudence et le risque accepté tacitement par
le lésé résultent des règles de jeu applicables et de l'interdiction générale de porter
atteinte à autrui. Les règles du jeu servent notamment à empêcher les accidents et à
protéger les joueurs. Selon les règles du football (Lois du jeu de l'« International
Football Association Board »), un joueur doit être averti notamment s'il commet, avec
imprudence, une faute au contact sanctionnée par un coup franc. Dans le cas d'espèce,
dès lors que l'arbitre a sanctionné l'auteur du tacle par un carton jaune, il a considéré
que celui-ci avait commis une violation importante des règles du jeu, sans tenir compte,
de plus, du caractère dangereux ou des conséquences de son acte pour son adversaire.
Au vu de la dangerosité du tacle pratiqué, la violation de la règle de jeu visant à
protéger les autres joueurs doit être qualifiée de grave. Dans ces conditions, on ne
saurait admettre que le lésé aurait accepté la lésion corporelle comme un risque
inhérent à la pratique du football. Il n'est pas déterminant que la violation des règles du
jeu soit sanctionnée par une exclusion ou un avertissement.
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6B_52_2019_2019_03_22_T_{lang} | Lausanne, 22. März 2019
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 5. März 2019 (6B_52/2019)
Verurteilung von Fussballer wegen fahrlässiger Körperverletzung
bestätigt
Das Bundesgericht bestätigt die Verurteilung eines Amateur-Fussballers wegen
fahrlässiger Körperverletzung, der seinem Gegner bei einem gefährlichen Tackling
ohne Absicht den Knöchel gebrochen und für das Foul die gelbe Karte erhalten hat.
Es weist die Beschwerde des Verurteilten gegen den Entscheid des Freiburger
Kantonsgerichts ab.
Im Spiel zweier Amateurmannschaften im Kanton Freiburg hatte ein Spieler seinen
ballführenden Gegner auf Höhe des Knöchels mit gestrecktem Bein getackelt. Der
Getroffene erlitt einen Knöchelbruch. Der Schiedsrichter ahndete die Aktion mit einer
gelben Karte; er ging dabei davon aus, dass der Bestrafte ein gefährliches Spiel begangen, indessen nicht mit Absicht gehandelt habe. Das Kantonsgericht des Kantons
Freiburg bestätigte im vergangenen November die vom zuständigen Polizeigericht
ausgesprochene Verurteilung des Spielers wegen einfacher fahrlässiger Körperverletzung zu einer bedingt ausgesprochenen Strafe von 40 Stunden gemeinnütziger Arbeit.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde des Verurteilten ab. Fahrlässig handelt, wer
nicht die Vorsicht walten lässt, die aufgrund der Umstände und der persönlichen
Situation erforderlich wäre. Bei einer Körperverletzung, die im Rahmen einer Sportveranstaltung begangen wird, ergeben sich die massgebenden Sorgfaltspflichten und das
vom Verletzen stillschweigend akzeptierte Risiko in Abhängigkeit von den anwendbaren
Spielregeln und des allgemeinen Schädigungsverbotes. Die Spielregeln dienen insbesondere dazu, Unfälle zu vermeiden und die Spielenden zu schützen. Gemäss den
Fussball-Regeln (Spielregeln des "International Football Association Board") ist ein
Spieler unter anderem dann zu verwarnen, wenn er bei einem mit Freistoss zu ahndenden Vergehen mit Körperkontakt rücksichtslos handelt. Indem der Schiedsrichter im
vorliegenden Fall eine gelbe Karte verhängt hat, ist er von einer gewichtigen Verletzung
der Spielregeln ausgegangen, die zudem ohne Rücksicht auf die Gefahr oder die Folgen
für den Gegner begangen wurde. Angesichts der Gefährlichkeit des begangenen
Tacklings ist die Verletzung der zum Schutz der anderen Spieler aufgestellten Spielregel
als schwer einzustufen. Unter diesen Voraussetzungen kann keine Einwilligung des
Verletzten in das dem Fussball inhärente Risiko einer Körperverletzung angenommen
werden. Nicht entscheidend ist, ob für die Regelverletzung als Sanktion eine Verwarnung oder ein Spielausschluss vorgesehen ist.
| Lausanne, le 22 mars 2019
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 5 mars 2019 (6B_52/2019)
Condamnation d'un footballeur pour lésions corporelles par
négligence confirmée
Le Tribunal fédéral confirme la condamnation, pour lésions corporelles par
négligence, d'un footballeur amateur ayant pratiqué un tacle dangereux sur un
adversaire et ayant, sans intention, cassé sa cheville, cette faute ayant été
sanctionnée par un carton jaune. Il rejette le recours formé par le condamné contre
l'arrêt du Tribunal cantonal du canton de Fribourg.
Durant la rencontre de deux équipes amateurs dans le canton de Fribourg, un joueur
avait taclé son adversaire, possesseur du ballon, à la hauteur de la cheville avec la
jambe tendue, lui causant une fracture de la cheville. L'arbitre avait sanctionné l'action
avec un carton jaune ; il avait, à cet égard, considéré que l'auteur du tacle avait – sans
agir intentionnellement – joué dangereusement. En novembre dernier, le Tribunal
cantonal du canton de Fribourg avait confirmé la condamnation du joueur, prononcée
par le Juge de police compétent, pour lésions corporelles simples par négligence, à une
peine de 40 heures de travail d'intérêt général avec sursis.
Le Tribunal fédéral rejette le recours du condamné. Se comporte par négligence celui
qui ne fait pas montre de la prudence qui aurait été nécessaire compte tenu des
circonstances et de sa situation personnelle. S'agissant d'une lésion corporelle infligée
lors d'une rencontre sportive, le devoir de prudence et le risque accepté tacitement par
le lésé résultent des règles de jeu applicables et de l'interdiction générale de porter
atteinte à autrui. Les règles du jeu servent notamment à empêcher les accidents et à
protéger les joueurs. Selon les règles du football (Lois du jeu de l'« International
Football Association Board »), un joueur doit être averti notamment s'il commet, avec
imprudence, une faute au contact sanctionnée par un coup franc. Dans le cas d'espèce,
dès lors que l'arbitre a sanctionné l'auteur du tacle par un carton jaune, il a considéré
que celui-ci avait commis une violation importante des règles du jeu, sans tenir compte,
de plus, du caractère dangereux ou des conséquences de son acte pour son adversaire.
Au vu de la dangerosité du tacle pratiqué, la violation de la règle de jeu visant à
protéger les autres joueurs doit être qualifiée de grave. Dans ces conditions, on ne
saurait admettre que le lésé aurait accepté la lésion corporelle comme un risque
inhérent à la pratique du football. Il n'est pas déterminant que la violation des règles du
jeu soit sanctionnée par une exclusion ou un avertissement.
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6B_56_2018_2018_08_23_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 23. August 2018
Embargo: 23. August 2018, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 2. August 2018 (6B_56/2018)
Rechtliches Gehör verletzt: Obergericht ZH muss über Verwahrung neu entscheiden
Das Obergericht des Kantons Zürich muss über die Verwahrung eines Straftäters
wegen Verletzung seines rechtlichen Gehörs neu entscheiden. Das Bundesgericht
heisst die Beschwerde des Betroffenen teilweise gut. Das Obergericht wird für die
Neubeurteilung zusätzliche Akten beiziehen müssen, die bisher nur dem psychiatrischen Gutachter vollständig vorgelegen haben.
Das Obergericht des Kantons Zürich hatte den Betroffenen 2013 wegen vorsätzlicher
Tötung, versuchter vorsätzlicher Tötung und weiterer Delikte zu einer Freiheitsstrafe von
19 Jahren verurteilt und seine Verwahrung angeordnet. Das Bundesgericht hiess 2014
eine Beschwerde des Mannes teilweise gut und wies das Obergericht an, ein neues
psychiatrisches Gutachten zu seiner Behandlungsfähigkeit, den Erfolgsaussichten einer
stationären therapeutischen Massnahme und deren Vollzugsmöglichkeiten einzuholen.
Gestützt auf das neue Gutachten, welches auf eine unzureichende Therapiefähigkeit
des Mannes schliesst, ordnete das Obergericht 2017 erneut die Verwahrung des
Mannes an.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Betroffenen teilweise gut. Dem fraglichen
Gutachten liegen unter anderem Akten zu Grunde, die der psychiatrische Sachverständige selbständig beim Psychiatrisch-Psychologischen Dienst (PPD) des Zürcher
Amts für Justizvollzug zum Verlauf der bisherigen Behandlung des Beschwerdeführers
angefordert hat. Soweit ersichtlich, hat das Obergericht seinerseits beim PPD nie die
Herausgabe dieser Akten verlangt. Zudem hat das Obergericht einen Antrag des Beschwerdeführers auf Einholung der fraglichen Dokumente abgewiesen. Damit wurde der
Anspruch des Betroffenen auf rechtliches Gehör verletzt. Hinzu kommt, dass das
Vorgehen des Gutachters, beziehungsweise des Obergerichts auch mit den Vorgaben
der Strafprozessordnung betreffend Beweiserhebung und Aktenbeizug nicht vereinbar
ist. Allerdings wird das Gutachten deshalb nicht per se unverwertbar. Vielmehr kann die
Verletzung des rechtlichen Gehörs nachträglich geheilt werden. Das Obergericht wird
die fraglichen Akten nachträglich beim PPD edieren und den Parteien Einsicht gewähren
müssen. Anhand der vollständigen Dokumente wird es prüfen müssen, ob der Sachverständige alle wesentlichen Unterlagen berücksichtigt hat und ob sein Gutachten im
Ergebnis schlüssig ist.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 23 août 2018
Embargo : 23 août 2018, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 2 août 2018 (6B_56/2018)
Violation du droit d'être entendu : le Tribunal cantonal zurichois
doit rendre une nouvelle décision dans une affaire d'internement
Le Tribunal cantonal zurichois doit rendre une nouvelle décision au sujet de
l'internement d'un auteur d'infractions en raison d'une violation de son droit d'être
entendu. Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours de l'intéressé. Le
Tribunal cantonal devra rejuger le cas en prenant en considération des pièces
complémentaires qui n'avaient jusqu'alors été pleinement portées à la connaissance
que de l'expert psychiatre.
Le Tribunal cantonal zurichois avait condamné l'individu en 2013 pour meurtre, tentative
de meurtre et d'autres infractions à une peine privative de liberté de 19 ans et ordonné
son internement. En 2014, le Tribunal fédéral avait partiellement admis un recours de
l'intéressé et ordonné la mise en oeuvre d'une nouvelle expertise psychiatrique
concernant son accessibilité à un traitement, les chances de succès d'une mesure
thérapeutique institutionnelle et les possibilités de l'exécution de celle-ci. Sur la base de
cette nouvelle expertise, dont il ressortait que l'individu était insuffisamment accessible
à un traitement thérapeutique, le Tribunal cantonal a à nouveau ordonné, en 2017, une
mesure d'internement.
Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours du condamné. L'expertise en
question repose notamment sur des pièces concernant le déroulement de la prise en
charge antérieure du recourant que l'expert psychiatre a sollicité de son propre chef
auprès du service psychiatrique et psychologique de l'office zurichois d'exécution des
peines. Il apparaît que le Tribunal cantonal n'a jamais requis du même service la
production desdites pièces et qu'il a de surcroît rejeté une requête du recourant tendant
à en obtenir l'accès. Le Tribunal cantonal a ainsi violé le droit d'être entendu du
recourant. De plus, la façon de procéder de l'expert et du Tribunal cantonal n'est pas
compatible avec les prescriptions du Code de procédure pénale concernant
l'administration des preuves et la production de dossiers. Le rapport d'expertise ne s'en
trouve pas en soi inexploitable. La violation du droit d'être entendu peut en effet être
réparée ultérieurement. Il appartiendra dès lors au Tribunal cantonal d'ordonner la
production des pièces en cause en main du service compétent et d'en garantir l'accès
aux parties. Une fois le dossier complet, il lui appartiendra d'examiner si l'expert a pris
en compte l'ensemble des pièces essentielles et de déterminer si son rapport est
concluant dans son résultat.
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6B_56_2018_2018_08_23_T_{lang} | Lausanne, 23. August 2018
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 2. August 2018 (6B_56/2018)
Rechtliches Gehör verletzt: Obergericht ZH muss über Verwahrung neu entscheiden
Das Obergericht des Kantons Zürich muss über die Verwahrung eines Straftäters
wegen Verletzung seines rechtlichen Gehörs neu entscheiden. Das Bundesgericht
heisst die Beschwerde des Betroffenen teilweise gut. Das Obergericht wird für die
Neubeurteilung zusätzliche Akten beiziehen müssen, die bisher nur dem psychiatrischen Gutachter vollständig vorgelegen haben.
Das Obergericht des Kantons Zürich hatte den Betroffenen 2013 wegen vorsätzlicher
Tötung, versuchter vorsätzlicher Tötung und weiterer Delikte zu einer Freiheitsstrafe von
19 Jahren verurteilt und seine Verwahrung angeordnet. Das Bundesgericht hiess 2014
eine Beschwerde des Mannes teilweise gut und wies das Obergericht an, ein neues
psychiatrisches Gutachten zu seiner Behandlungsfähigkeit, den Erfolgsaussichten einer
stationären therapeutischen Massnahme und deren Vollzugsmöglichkeiten einzuholen.
Gestützt auf das neue Gutachten, welches auf eine unzureichende Therapiefähigkeit
des Mannes schliesst, ordnete das Obergericht 2017 erneut die Verwahrung des
Mannes an.
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde des Betroffenen teilweise gut. Dem fraglichen
Gutachten liegen unter anderem Akten zu Grunde, die der psychiatrische Sachverständige selbständig beim Psychiatrisch-Psychologischen Dienst (PPD) des Zürcher
Amts für Justizvollzug zum Verlauf der bisherigen Behandlung des Beschwerdeführers
angefordert hat. Soweit ersichtlich, hat das Obergericht seinerseits beim PPD nie die
Herausgabe dieser Akten verlangt. Zudem hat das Obergericht einen Antrag des Beschwerdeführers auf Einholung der fraglichen Dokumente abgewiesen. Damit wurde der
Anspruch des Betroffenen auf rechtliches Gehör verletzt. Hinzu kommt, dass das
Vorgehen des Gutachters, beziehungsweise des Obergerichts auch mit den Vorgaben
der Strafprozessordnung betreffend Beweiserhebung und Aktenbeizug nicht vereinbar
ist. Allerdings wird das Gutachten deshalb nicht per se unverwertbar. Vielmehr kann die
Verletzung des rechtlichen Gehörs nachträglich geheilt werden. Das Obergericht wird
die fraglichen Akten nachträglich beim PPD edieren und den Parteien Einsicht gewähren
müssen. Anhand der vollständigen Dokumente wird es prüfen müssen, ob der Sachverständige alle wesentlichen Unterlagen berücksichtigt hat und ob sein Gutachten im
Ergebnis schlüssig ist.
| Lausanne, le 23 août 2018
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 2 août 2018 (6B_56/2018)
Violation du droit d'être entendu : le Tribunal cantonal zurichois
doit rendre une nouvelle décision dans une affaire d'internement
Le Tribunal cantonal zurichois doit rendre une nouvelle décision au sujet de
l'internement d'un auteur d'infractions en raison d'une violation de son droit d'être
entendu. Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours de l'intéressé. Le
Tribunal cantonal devra rejuger le cas en prenant en considération des pièces
complémentaires qui n'avaient jusqu'alors été pleinement portées à la connaissance
que de l'expert psychiatre.
Le Tribunal cantonal zurichois avait condamné l'individu en 2013 pour meurtre, tentative
de meurtre et d'autres infractions à une peine privative de liberté de 19 ans et ordonné
son internement. En 2014, le Tribunal fédéral avait partiellement admis un recours de
l'intéressé et ordonné la mise en oeuvre d'une nouvelle expertise psychiatrique
concernant son accessibilité à un traitement, les chances de succès d'une mesure
thérapeutique institutionnelle et les possibilités de l'exécution de celle-ci. Sur la base de
cette nouvelle expertise, dont il ressortait que l'individu était insuffisamment accessible
à un traitement thérapeutique, le Tribunal cantonal a à nouveau ordonné, en 2017, une
mesure d'internement.
Le Tribunal fédéral admet partiellement le recours du condamné. L'expertise en
question repose notamment sur des pièces concernant le déroulement de la prise en
charge antérieure du recourant que l'expert psychiatre a sollicité de son propre chef
auprès du service psychiatrique et psychologique de l'office zurichois d'exécution des
peines. Il apparaît que le Tribunal cantonal n'a jamais requis du même service la
production desdites pièces et qu'il a de surcroît rejeté une requête du recourant tendant
à en obtenir l'accès. Le Tribunal cantonal a ainsi violé le droit d'être entendu du
recourant. De plus, la façon de procéder de l'expert et du Tribunal cantonal n'est pas
compatible avec les prescriptions du Code de procédure pénale concernant
l'administration des preuves et la production de dossiers. Le rapport d'expertise ne s'en
trouve pas en soi inexploitable. La violation du droit d'être entendu peut en effet être
réparée ultérieurement. Il appartiendra dès lors au Tribunal cantonal d'ordonner la
production des pièces en cause en main du service compétent et d'en garantir l'accès
aux parties. Une fois le dossier complet, il lui appartiendra d'examiner si l'expert a pris
en compte l'ensemble des pièces essentielles et de déterminer si son rapport est
concluant dans son résultat.
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6B_598_2018_2018_12_07_J_{lang} | An alle akkreditierten Journalisten
des Bundesgerichts
Lausanne, 7. Dezember 2018
Embargo: 7. Dezember 2018, 12:00 Uhr
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 7. November 2018 (6B_598/2018)
Drogenschnelltest darf direkt von der Polizei angeordnet werden
Die Polizei darf Fahrzeuglenker in eigener Kompetenz zur Durchführung von Drogenschnelltests verpflichten. Eine Anordnung durch die Staatsanwaltschaft ist nicht erforderlich. Das Bundesgericht weist die Beschwerde eines Autolenkers ab.
Der Mann war 2016 bei einer Polizeikontrolle wegen starken Marihuanageruchs in
seinem Wagen und sichtlicher Nervosität zu einem Drogenschnelltest aufgefordert
worden. Er widersetzte sich und wurde dafür wegen "Vereitelung einer Massnahme zur
Feststellung der Fahrunfähigkeit" zu einer Geldstrafe verurteilt. In seiner Beschwerde
ans Bundesgericht argumentierte der Betroffene, dass die Polizei zur Anordnung von
Drogenschnelltests nicht befugt sei. Dies sei Sache der Staatsanwaltschaft.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde ab. Bei der Anordnung eines Vortests zum
Nachweis von Drogen oder Medikamenten gemäss Artikel 10 Absatz 2 der Strassenverkehrskontrollverordnung handelt es sich um eine sicherheitspolizeiliche Kontrolltätigkeit, die von der Polizei angeordnet werden darf. Eine Anordnung durch die Staatsanwaltschaft wäre dann erforderlich, wenn dazu ein "hinreichender Tatverdacht"
vorliegen müsste. Das ist aber nicht der Fall. Zwar sind anders als bei Atemalkoholtests
gewisse Anzeichen für eine entsprechend beeinträchtigte Fahrfähigkeit erforderlich; geringe Anzeichen wie ein blasser Teint oder wässrige Augen genügen jedoch.
Massgebend ist letztlich, dass Personen, die ihre Fahrunfähigkeit durch Drogen- oder
Medikamentenkonsum herbeiführen, grundsätzlich gleich behandelt werden sollten wie
solche, die wegen Alkoholkonsums fahrunfähig sind. Im Übrigen kommt einem Drogenschnelltest nur Indikatorfunktion zu. Je nach Ergebnis ist die tatsächliche Fahrunfähigkeit in der Folge im Rahmen einer von der Staatsanwalt anzuordnenden Massnahme
abzuklären.
| A tous les journalistes accrédités auprès
du Tribunal fédéral
Lausanne, le 7 décembre 2018
Embargo : 7 décembre 2018, 12h00
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 7 novembre 2018 (6B_598/2018)
Un test rapide de dépistage de drogues peut être ordonné
directement par la police
La police peut exiger du conducteur d'un véhicule qu'il se soumette à un test rapide
de dépistage de drogues. Il n'est pas nécessaire qu'une telle mesure soit ordonnée
par le ministère public. Le Tribunal fédéral rejette le recours d'un automobiliste.
Lors d'un contrôle de police effectué en 2016, un homme avait été invité à se soumettre
à un test rapide de dépistage de drogues, alors qu'une forte odeur de cannabis se
dégageait de son véhicule et qu'il était visiblement nerveux. Il s'y est opposé et a alors
été condamné à une peine pécuniaire pour « entrave aux mesures de constatation de
l'incapacité de conduire ». Dans son recours au Tribunal fédéral, l'intéressé soutient que
la police ne peut pas ordonner un tel examen. Il s'agirait selon lui d'une compétence du
ministère public.
Le Tribunal fédéral rejette le recours. La mise en oeuvre d'un examen préliminaire
visant la détection de stupéfiants et de médicaments selon l'article 10 alinéa 2 de
l'ordonnance sur le contrôle de la circulation routière constitue une tâche de gestion de
la sécurité publique, qui peut être menée par la police. Un ordre du ministère public
n'est requis que s'il devait exister « des soupçons suffisants laissant présumer une
infraction ». Or ce n'est pas le cas en l'espèce. Contrairement à ce qui prévaut
concernant les alcootests, l'existence d'indices accréditant une capacité de conduire
réduite est nécessaire ; toutefois, des indices légers tels qu'un teint blême ou des yeux
embués sont suffisants. Ce qui est déterminant, c'est que les personnes, dont
l'incapacité de conduire est liée à la consommation de stupéfiants ou de médicaments,
soient en principe traitées de la même manière que celles qui sont incapables de
conduire en raison de leur consommation d'alcool. Le test rapide de dépistage de
drogues n'a du reste qu'une fonction indicative. En effet, selon le résultat obtenu,
l'incapacité effective de conduire doit ensuite être vérifiée par le biais de mesures
ordonnées par le ministère public.
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6B_598_2018_2018_12_07_T_{lang} | Lausanne, 7. Dezember 2018
Medienmitteilung des Bundesgerichts
Urteil vom 7. November 2018 (6B_598/2018)
Drogenschnelltest darf direkt von der Polizei angeordnet werden
Die Polizei darf Fahrzeuglenker in eigener Kompetenz zur Durchführung von Drogenschnelltests verpflichten. Eine Anordnung durch die Staatsanwaltschaft ist nicht erforderlich. Das Bundesgericht weist die Beschwerde eines Autolenkers ab.
Der Mann war 2016 bei einer Polizeikontrolle wegen starken Marihuanageruchs in
seinem Wagen und sichtlicher Nervosität zu einem Drogenschnelltest aufgefordert
worden. Er widersetzte sich und wurde dafür wegen "Vereitelung einer Massnahme zur
Feststellung der Fahrunfähigkeit" zu einer Geldstrafe verurteilt. In seiner Beschwerde
ans Bundesgericht argumentierte der Betroffene, dass die Polizei zur Anordnung von
Drogenschnelltests nicht befugt sei. Dies sei Sache der Staatsanwaltschaft.
Das Bundesgericht weist die Beschwerde ab. Bei der Anordnung eines Vortests zum
Nachweis von Drogen oder Medikamenten gemäss Artikel 10 Absatz 2 der Strassenverkehrskontrollverordnung handelt es sich um eine sicherheitspolizeiliche Kontrolltätigkeit, die von der Polizei angeordnet werden darf. Eine Anordnung durch die Staatsanwaltschaft wäre dann erforderlich, wenn dazu ein "hinreichender Tatverdacht"
vorliegen müsste. Das ist aber nicht der Fall. Zwar sind anders als bei Atemalkoholtests
gewisse Anzeichen für eine entsprechend beeinträchtigte Fahrfähigkeit erforderlich; geringe Anzeichen wie ein blasser Teint oder wässrige Augen genügen jedoch.
Massgebend ist letztlich, dass Personen, die ihre Fahrunfähigkeit durch Drogen- oder
Medikamentenkonsum herbeiführen, grundsätzlich gleich behandelt werden sollten wie
solche, die wegen Alkoholkonsums fahrunfähig sind. Im Übrigen kommt einem Drogenschnelltest nur Indikatorfunktion zu. Je nach Ergebnis ist die tatsächliche Fahrunfähigkeit in der Folge im Rahmen einer von der Staatsanwalt anzuordnenden Massnahme
abzuklären.
| Lausanne, le 7 décembre 2018
Communiqué de presse du Tribunal fédéral
Arrêt du 7 novembre 2018 (6B_598/2018)
Un test rapide de dépistage de drogues peut être ordonné
directement par la police
La police peut exiger du conducteur d'un véhicule qu'il se soumette à un test rapide
de dépistage de drogues. Il n'est pas nécessaire qu'une telle mesure soit ordonnée
par le ministère public. Le Tribunal fédéral rejette le recours d'un automobiliste.
Lors d'un contrôle de police effectué en 2016, un homme avait été invité à se soumettre
à un test rapide de dépistage de drogues, alors qu'une forte odeur de cannabis se
dégageait de son véhicule et qu'il était visiblement nerveux. Il s'y est opposé et a alors
été condamné à une peine pécuniaire pour « entrave aux mesures de constatation de
l'incapacité de conduire ». Dans son recours au Tribunal fédéral, l'intéressé soutient que
la police ne peut pas ordonner un tel examen. Il s'agirait selon lui d'une compétence du
ministère public.
Le Tribunal fédéral rejette le recours. La mise en oeuvre d'un examen préliminaire
visant la détection de stupéfiants et de médicaments selon l'article 10 alinéa 2 de
l'ordonnance sur le contrôle de la circulation routière constitue une tâche de gestion de
la sécurité publique, qui peut être menée par la police. Un ordre du ministère public
n'est requis que s'il devait exister « des soupçons suffisants laissant présumer une
infraction ». Or ce n'est pas le cas en l'espèce. Contrairement à ce qui prévaut
concernant les alcootests, l'existence d'indices accréditant une capacité de conduire
réduite est nécessaire ; toutefois, des indices légers tels qu'un teint blême ou des yeux
embués sont suffisants. Ce qui est déterminant, c'est que les personnes, dont
l'incapacité de conduire est liée à la consommation de stupéfiants ou de médicaments,
soient en principe traitées de la même manière que celles qui sont incapables de
conduire en raison de leur consommation d'alcool. Le test rapide de dépistage de
drogues n'a du reste qu'une fonction indicative. En effet, selon le résultat obtenu,
l'incapacité effective de conduire doit ensuite être vérifiée par le biais de mesures
ordonnées par le ministère public.
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