Datasets:

basename
stringclasses
96 values
par_idx
int64
0
10.4k
orig
stringlengths
0
2.46k
norm
stringlengths
0
2.48k
arnima_invalide_1818
200
rief ſie und der Haken eines Stangenruders verband ſie mit dem großen Schiffe das bald darauf Ancker warf.
rief sie und der Haken eines Stangenruders verband sie mit dem großen Schiffe das bald darauf Anker warf.
arnima_invalide_1818
201
Wäre das Feuerwerk auf dem Fort Ratonneau nicht aufgegangen, rief der eine Schiffer, ich hätte euch nicht geſehen und wir hätten euch ohne böſen Willen in den Grund geſegelt, wie kommt ihr ſo ſpät und allein aufs Waſſer, warum habt ihr uns nicht angeſchrieen?
Wäre das Feuerwerk auf dem Fort Ratonneau nicht aufgegangen, rief der eine Schiffer, ich hätte Euch nicht gesehen und wir hätten Euch ohne bösen Willen in den Grund gesegelt, wie kommt Ihr so spät und allein aufs Wasser, warum habt Ihr uns nicht angeschrien?
arnima_invalide_1818
202
Roſalie beantwortete ſchnell die Fragen und bat nur dringend, ſie nach dem Hauſe des Kommandanten zu bringen.
Rosalie beantwortete schnell die Fragen und bat nur dringend, sie nach dem Hause des Kommandanten zu bringen.
arnima_invalide_1818
203
Der Schiffer gab ihr aus Mitleid ſeinen Jungen zum Führer.
Der Schiffer gab ihr aus Mitleid seinen Jungen zum Führer.
arnima_invalide_1818
204
Sie fand Alles in Bewegung beim Kommandanten, ſie bat ihn ſeines Verſprechens eingedenk zu ſein, daß er ihrem Manne drei Verſehen verzeihen wolle.
Sie fand alles in Bewegung beim Kommandanten, sie bat ihn seines Versprechens eingedenk zu sein, dass er ihrem Manne drei Versehen verzeihen wolle.
arnima_invalide_1818
205
Er leugnete, daß von ſolchen Verſehen die Rede geweſen, es ſei über Scherz und Grillen geklagt worden, das ſey aber ein teufliſcher Ernſt.
Er leugnete, dass von solchen Versehen die Rede gewesen, es sei über Scherz und Grillen geklagt worden, das sei aber ein teuflischer Ernst.
arnima_invalide_1818
206
— So iſt das Unrecht auf eurer Seite, ſagte die Frau gefaßt, denn ſie fühlte ſich nicht mehr ſchickſallos, auch habe ich den Zuſtand des armen Mannes angezeigt und doch habt ihr ihm einen ſo gefährlichen Poſten vertraut, ihr habt mir Geheimniß angelobt, und doch habt ihr alles an Baſſet, euren
— So ist das Unrecht auf Eurer Seite, sagte die Frau gefasst, denn sie fühlte sich nicht mehr schicksallos, auch habe ich den Zustand des armen Mannes angezeigt und doch habt Ihr ihm einen so gefährlichen Posten vertraut, Ihr habt mir Geheimnis angelobt, und doch habt Ihr alles an Basset, Euren
arnima_invalide_1818
207
Diener erzählt, der uns mit ſeiner thörigten Klugheit und Vorwitzigkeit in das ganze Unglück geſtürzt hat; nicht mein armer Mann, ihr ſeid an allem Unglück ſchuld, ihr müßt dem Könige davon Rechenſchaft geben.
Diener erzählt, der uns mit seiner törichten Klugheit und Vorwitzigkeit in das ganze Unglück gestürzt hat; nicht mein armer Mann, Ihr seid an allem Unglück schuld, Ihr müsst dem Könige davon Rechenschaft geben.
arnima_invalide_1818
208
— Der Kommandant vertheidigte ſich gegen den Vorwurf, daß er etwas dem Baſſet erzählt habe, dieſer geſtand: daß er ihn im Selbſtgeſpräche belauſcht, und ſo war die ganze Schuld auf ſeine Seele geſchoben.
— Der Kommandant verteidigte sich gegen den Vorwurf, dass er etwas dem Basset erzählt habe, dieser gestand: dass er ihn im Selbstgespräche belauscht, und so war die ganze Schuld auf seine Seele geschoben.
arnima_invalide_1818
209
Der alte Mann ſagte: daß er den andern Tag ſich vor dem Fort wolle todtſchieſſen Iaſſen, um ſeinem Könige die Schuld mit ſeinem Leben abzuzahlen, aber Roſalie bat ihn, ſich nicht zu übereilen, er möge bedenken, daß ſie ihn ſchon einmal aus dem Feuer gerettet habe.
Der alte Mann sagte: dass er den anderen Tag sich vor dem Fort Wolle totschießen Lassen, um seinem Könige die Schuld mit seinem Leben abzuzahlen, aber Rosalie bat ihn, sich nicht zu übereilen, er möge bedenken, dass sie ihn schon einmal aus dem Feuer gerettet habe.
arnima_invalide_1818
210
Ihr wurde ein Zimmer im Hauſe des Kommandanten angewieſen und ſie brachte ihr Kind zur Ruhe, während ſie ſelbſt mit ſich zu Rathe ging und zu Gott flehte, ihr anzugeben, wie ſie ihre Mutter den Flammen und ihren Mann dem Fluche entreiſſen könne.
Ihr wurde ein Zimmer im Hause des Kommandanten angewiesen und sie brachte ihr Kind zur Ruhe, während sie selbst mit sich zu Rate ging und zu Gott flehte, ihr anzugeben, wie sie ihre Mutter den Flammen und ihren Mann dem Fluche entreißen könne.
arnima_invalide_1818
211
Aber auf ihren Knieen verſank ſie in einen tiefen Schlaf und war ſich am Morgen keines Traumes, keiner Eingebung bewußt.
Aber auf ihren Knieen versank sie in einen tiefen Schlaf und war sich am Morgen keines Traumes, keiner Eingebung bewusst.
arnima_invalide_1818
212
Der Kommandant, der ſchon früh einen Verſuch gegen das Fort gemacht hatte, kam verdrießlich zurück.
Der Kommandant, der schon früh einen Versuch gegen das Fort gemacht hatte, kam verdrießlich zurück.
arnima_invalide_1818
213
Zwar hatte er keine Leute verloren, aber Francoeur hatte ſo viele Kugeln mit ſolcher Geſchicklichkeit links und rechts und über ſie hinſauſen laſſen, daß ſie ihr Leben nur ſeiner Schonung dankten.
Zwar hatte er keine Leute verloren, aber Francoeur hatte so viele Kugeln mit solcher Geschicklichkeit links und rechts und über sie hinsausen lassen, dass sie ihr Leben nur seiner Schonung dankten.
arnima_invalide_1818
214
Den Fluß hatte er durch Signalſchüſſe geſperrt, auch auf der Chauſſee durfte niemand fahren, kurz, aller Verkehr der Stadt war für dieſen Tag gehemmt und die Stadt drohete, wenn der Kommandant nicht vorſichtig verfahre, ſondern wie in Feindes Land ihn zu belagern denke, daß ſie die Bürger aufbieten und mit den Invaliden ſchon fertig werden wolle.
Den Fluss hatte er durch Signalschüsse gesperrt, auch auf der Chaussee durfte niemand fahren, kurz, aller Verkehr der Stadt war für diesen Tag gehemmt und die Stadt drohte, wenn der Kommandant nicht vorsichtig verfahre, sondern wie in Feindes Land ihn zu belagern denke, dass sie die Bürger aufbieten und mit den Invaliden schon fertig werden wolle.
arnima_invalide_1818
215
Drei Tage ließ ſich der Commandant ſo hinhalten, jeden Abend verherrlichte ein Feuerwerk, jeden Abend erinnerte Roſalie an ſein Verſprechen der Nachſicht.
Drei Tage ließ sich der Kommandant so hinhalten, jeden Abend verherrlichte ein Feuerwerk, jeden Abend erinnerte Rosalie an sein Versprechen der Nachsicht.
arnima_invalide_1818
216
Am dritten Abend ſagte er ihr: der Sturm ſei auf den andern Mittag feſtgeſetzt, die Stadt gäbe nach, weil aller Verkehr geſtört ſey, und endlich Hungersnoth ausbrechen könne.
Am dritten Abend sagte er ihr: Der Sturm sei auf den anderen Mittag festgesetzt, die Stadt gäbe nach, weil aller Verkehr gestört sei, und endlich Hungersnot ausbrechen könne.
arnima_invalide_1818
217
Er werde den Eingang ſtürmen, während ein andrer Theil von der andern Seite heimlich anzuklettern ſuche, ſo daß dieſe vielleicht früher ihrem Mannein den Rücken kämen, ehe er nach dem Pnlverthurm ſpringen könne; es werde Menſchen koſten, der Ausgang ſey ungewiß, aber er wolle den Schimpf von ſich ablenken daß durch ſeine Feigheit ein toller Menſch zu dem Dünkel gekommen: einer ganzen Stadt zu trotzen, das größte Unglück ſei ihm lieber, als dieſer Verdacht, er habe ſeine Angelegenheiten mit der Welt und vor Gott zu ordnen geſucht, Roſalie und ihr Kind würden ſich in ſeinem Teſtamente nicht vergeſſen finden.
Er werde den Eingang stürmen, während ein anderer Teil von der anderen Seite heimlich anzuklettern suche, so dass diese vielleicht früher ihrem Manne in den Rücken kämen, ehe er nach dem Pulverturm springen könne; es werde Menschen kosten, der Ausgang sei ungewiss, aber er wolle den Schimpf von sich ablenken dass durch seine Feigheit ein toller Mensch zu dem Dünkel gekommen: einer ganzen Stadt zu trotzen, das größte Unglück sei ihm lieber, als dieser Verdacht, er habe seine Angelegenheiten mit der Welt und vor Gott zu ordnen gesucht, Rosalie und ihr Kind würden sich in seinem Testamente nicht vergessen finden.
arnima_invalide_1818
218
Roſalie fiel ihm zu Füßen und fragte: was denn das Schickſal ihres Mannes ſey, wenn er im Sturme gefangen würde?
Rosalie fiel ihm zu Füßen und fragte: Was denn das Schicksal ihres Mannes sei, wenn er im Sturme gefangen würde?
arnima_invalide_1818
219
Der Kommandant wendete ſich ab und ſagte leiſe: der Tod unausbleiblich, auf Wahnſinn würde von keinem Kriegsgerichte erkannt werden, es iſt zu viel Einſicht, Vorſicht und Klugheit in der ganzen Art, wie er ſich nimmt; der Teufel kann nicht vor Gericht gezogen werden, er muß für ihn leiden.
Der Kommandant wendete sich ab und sagte leise: der Tod unausbleiblich, auf Wahnsinn würde von keinem Kriegsgerichte erkannt werden, es ist zu viel Einsicht, Vorsicht und Klugheit in der ganzen Art, wie er sich nimmt; der Teufel kann nicht vor Gericht gezogen werden, er muss für ihn leiden.
arnima_invalide_1818
220
— Nach einem Strome von Thränen erholte ſich Roſalie und ſagte:
— Nach einem Strome von Tränen erholte sich Rosalie und sagte:
arnima_invalide_1818
221
Wenn ſie das Fort, ohne Blutvergieſſen, ohne Gefahr, in die Gewalt des Kommandanten brächte, würde dann ſein Vergehen als ein Wahnſinn Begnadigung finden?
Wenn sie das Fort, ohne Blutvergießen, ohne Gefahr, in die Gewalt des Kommandanten brächte, würde dann sein Vergehen als ein Wahnsinn Begnadigung finden?
arnima_invalide_1818
222
— Ja, ich ſchwör’s!
— Ja, ich schwöre es!
arnima_invalide_1818
223
rief der Kommandant, aber es iſt vergeblich, euch haßt er vor Allen, und rief geſtern einem unſrer Vorpoſten zu, er wolle das Fort übergeben, wenn wir ihm den Kopf ſeiner Frau ſchicken könnten.
rief der Kommandant, aber es ist vergeblich, Euch hasst er vor allen, und rief gestern einem unserer Vorposten zu, er wolle das Fort übergeben, wenn wir ihm den Kopf seiner Frau schicken könnten.
arnima_invalide_1818
224
Ich kenne ihn, ſagte die Frau, ich will den Teufel beſchwören in ihm, ich will ihm Frieden geben, ſterben würde ich doch mit ihm, alſo iſt nur Gewinn für mich, wenn ich von ſeiner Hand ſterbe, der ich vermählt bin durch den heiligſten Schwur.
Ich kenne ihn, sagte die Frau, ich will den Teufel beschwören in ihm, ich will ihm Frieden geben, sterben würde ich doch mit ihm, also ist nur Gewinn für mich, wenn ich von seiner Hand sterbe, der ich vermählt bin durch den heiligsten Schwur.
arnima_invalide_1818
225
— Der Kommandant bat ſie, ſich wohl zu bedenken, erforſchte ihre Abſicht, widerſtand aber weder ihren Bitten, noch der Hoffnung, auf dieſem Wege dem gewiſſen Untergange zu entgehen.
— Der Kommandant bat sie, sich wohl zu bedenken, erforschte ihre Absicht, widerstand aber weder ihren Bitten, noch der Hoffnung, auf diesem Wege dem gewissen Untergange zu entgehen.
arnima_invalide_1818
226
Vater Philip hatte ſich im Hauſe eingefunden und erzählte: der unſinnige Francoeur habe jetzt eine große weiße Flagge ausgeſteckt, auf welcher der Teufel gemahlt ſey, aber der Kommandant wollte nichts von ſeinen Neuigkeiten wiſſen, und befahl ihm: zu Roſalien zu gehen, die ihm beichten wolle.
Vater Philip hatte sich im Hause eingefunden und erzählte: Der unsinnige Francoeur habe jetzt eine große weiße Flagge ausgesteckt, auf welcher der Teufel gemalt sei, aber der Kommandant wollte nichts von seinen Neuigkeiten wissen, und befahl ihm: zu Rosalien zu gehen, die ihm beichten wolle.
arnima_invalide_1818
227
Nachdem Roſalie ihre Beichte in aller Ruhe eines gottergebnen Gemüthes abgelegt hatte, bat ſie den Vater Philip: ſie nur bis zu einem ſichern Steinwalle zu begleiten, wo keine Kugel ihn treffen könne, dort wolle ſie ihm ihr Kind und Geld zur Erziehung deſſelben übergeben, ſie könne ſich noch nicht von dem lieben Kinde trennen.
Nachdem Rosalie ihre Beichte in aller Ruhe eines gottergebenen Gemütes abgelegt hatte, bat sie den Vater Philip: sie nur bis zu einem sichern Steinwalle zu begleiten, wo keine Kugel ihn treffen könne, dort wolle sie ihm ihr Kind und Geld zur Erziehung desselben übergeben, sie könne sich noch nicht von dem lieben Kinde trennen.
arnima_invalide_1818
228
Er verſprach es ihr zögernd, nachdem er ſich im Hauſe erkundigt hatte: ob er auch dort noch ſicher gegen die Schüſſe ſei, denn ſein Glaube, Teufel austreiben zu können, hatte ſich in ihm ganz verloren, er geſtand, was er bisher ausgetrieben hätte, möchte wohl der rechte Teufel nicht geweſen ſein, ſondern ein geringerer Spuk.
Er versprach es ihr zögernd, nachdem er sich im Hause erkundigt hatte: ob er auch dort noch sicher gegen die Schüsse sei, denn sein Glaube, Teufel austreiben zu können, hatte sich in ihm ganz verloren, er gestand, was er bisher ausgetrieben hätte, möchte wohl der rechte Teufel nicht gewesen sein, sondern ein geringerer Spuk.
arnima_invalide_1818
229
Roſalie kleidete ihr Kind noch einmal unter mancher Thräne weiß mit rothen Bandſchleifen an, dann nahm ſie es auf den Arm und ging ſchweigend die Treppe hinunter.
Rosalie kleidete ihr Kind noch einmal unter mancher Träne weiß mit roten Bandschleifen an, dann nahm sie es auf den Arm und ging schweigend die Treppe hinunter.
arnima_invalide_1818
230
Unten ſtand der alte Kommandant und konnte ihr nur die Hand drücken und mußte ſich umwenden, weil er ſich der Thränen vor den Zuſchauern ſchämte.
Unten stand der alte Kommandant und konnte ihr nur die Hand drücken und musste sich umwenden, weil er sich der Tränen vor den Zuschauern schämte.
arnima_invalide_1818
231
So trat ſie auf die Straße, Keiner wußte ihre Abſicht, Vater Philip blieb etwas zurück, weil er des Mitgehens gern überhoben geweſen, dann folgte die Menge müſſiger Menſchen auf den Straßen, die ihn fragten: was es bedeute?
So trat sie auf die Straße, keiner wusste ihre Absicht, Vater Philip blieb etwas zurück, weil er des Mitgehens gern überhoben gewesen, dann folgte die Menge müßiger Menschen auf den Straßen, die ihn fragten: Was es bedeute?
arnima_invalide_1818
232
Viele fluchten auf Roſalien, weil ſie Francoeurs Frau war, aber dieſer Fluch berührte ſie nicht.
Viele fluchten auf Rosalien, weil sie Francoeurs Frau war, aber dieser Fluch berührte sie nicht.
arnima_invalide_1818
233
Der Kommandant führte unterdeſſen ſeine Leute auf verborgenen Wegen nach den Plätzen, von welchen der Sturm eröffnet werden ſollte, wenn die Frau den Wahnſinn des Mannes nicht beſchwören könnte.
Der Kommandant führte unterdessen seine Leute auf verborgenen Wegen nach den Plätzen, von welchen der Sturm eröffnet werden sollte, wenn die Frau den Wahnsinn des Mannes nicht beschwören könnte.
arnima_invalide_1818
234
Am Thore ſchon verließ die Menge Roſalien, denn Francoeur ſchoß von Zeit zu Zeit über dieſe Fläche, auch Vater Philip klagte, daß ihm ſchwach werde, er müſſe ſich niederlaſſen.
Am Tore schon verließ die Menge Rosalien, denn Francoeur schoss von Zeit zu Zeit über diese Fläche, auch Vater Philip klagte, dass ihm schwach werde, er müsse sich niederlassen.
arnima_invalide_1818
235
Roſalie bedauerte es und zeigte ihm den Felſenwall, wo ſie ihr Kind noch einmal ſtillen und es dann in den Mantel nieder legen wollte, dort möge es geſucht werden, da liege es ſicher aufbewahrt, wenn ſie nicht zu ihm zurück kehren könne.
Rosalie bedauerte es und zeigte ihm den Felsenwall, wo sie ihr Kind noch einmal stillen und es dann in den Mantel niederlegen wollte, dort möge es gesucht werden, da liege es sicher aufbewahrt, wenn sie nicht zu ihm zurückkehren könne.
arnima_invalide_1818
236
Vater Philip ſetzte ſich betend hinter den Felſen und Roſalie ging mit feſtem Schritt dem Steinwalle zu, wo ſie ihr Kind tränkte und ſegnete, es in ihren Mantel wickelte und in Schlummer brachte.
Vater Philip setzte sich betend hinter den Felsen und Rosalie ging mit festem Schritt dem Steinwalle zu, wo sie ihr Kind tränkte und segnete, es in ihren Mantel wickelte und in Schlummer brachte.
arnima_invalide_1818
237
Da verließ ſie es mit einem Seufzer, der die Wolken in ihr brach, daß blaue Hellung und das ſtärkende Sonnenbild ſie beſtrahlten.
Da verließ sie es mit einem Seufzer, der die Wolken in ihr brach, dass blaue Hellung und das stärkende Sonnenbild sie bestrahlten.
arnima_invalide_1818
238
Nun war ſie dem harten Manne ſichtbar, als ſie am Steinwalle heraustrat, ein Licht ſchlug am Thore auf, ein Druck, als ob ſie umſtürzen müßte, ein Rollen in der Luft, ein Sauſen, daß ſich damit miſchte, zeigten ihr an: daß der Tod nahe an ihr vorüber gegangen.
Nun war sie dem harten Manne sichtbar, als sie am Steinwalle heraustrat, ein Licht schlug am Tore auf, ein Druck, als ob sie umstürzen müsste, ein Rollen in der Luft, ein Sausen, dass sich damit mischte, zeigten ihr an: dass der Tod nahe an ihr vorübergegangen.
arnima_invalide_1818
239
Es wurde ihr aber nicht mehr bange, eine Stimme ſagte ihr innerlich: daß nichts untergehen könne, was dieſen Tag beſtanden und ihre Liebe zum Manne, zum Kinde regte ſich noch in ihrem Herzen, als ſie ihren Mann vor ſich auf dem Feſtungswerke ſtehen und laden, das Kind hinter ſich ſchreien hörte; ſie thaten ihr Beide mehr leid als ihr eignes Unglück, und der ſchwere Weg war nicht der ſchwerſte Gedanke ihres Herzens.
Es wurde ihr aber nicht mehr bange, eine Stimme sagte ihr innerlich: dass nichts untergehen könne, was diesen Tag bestanden und ihre Liebe zum Manne, zum Kinde regte sich noch in ihrem Herzen, als sie ihren Mann vor sich auf dem Festungswerke stehen und laden, das Kind hinter sich schreien hörte; sie taten ihr Beide mehr leid als ihr eigenes Unglück, und der schwere Weg war nicht der schwerste Gedanke ihres Herzens.
arnima_invalide_1818
240
Und ein neuer Schuß betäubte ihre Ohren und ſchmetterte ihr Felsſtaub ins Geſicht, aber ſie betete und ſah zum Himmel.
Und ein neuer Schuss betäubte ihre Ohren und schmetterte ihr Felsstaub ins Gesicht, aber sie betete und sah zum Himmel.
arnima_invalide_1818
241
So betrat ſie den engen Felsgang, der wie ein verlängerter Lauf, für zwei mit Kartätſchen geladene Kanonen mit boshaftem Geize die Maſſe des verderblichen Schuſſes gegen die Andringenden zuſammen zu halten beſtimmt war.
So betrat sie den engen Felsgang, der wie ein verlängerter Lauf, für zwei mit Kartätschen geladene Kanonen mit boshaftem Geize die Masse des verderblichen Schusses gegen die Andringenden zusammenzuhalten bestimmt war.
arnima_invalide_1818
242
— Was ſiehſt du Weib!
— Was siehst du Weib!
arnima_invalide_1818
243
brüllte Francoeur, ſieh nicht in die Luft, deine Engel kommen nicht, hier ſteht dein Teufel und dein Tod.
brüllte Francoeur, sieh nicht in die Luft, deine Engel kommen nicht, hier steht dein Teufel und dein Tod.
arnima_invalide_1818
244
— Nicht Tod, nicht Teufel trennen mich mehr von dir, ſagte ſie getroſt, und ſchritt weiter hinauf die großen Stufen.
— Nicht Tod, nicht Teufel trennen mich mehr von dir, sagte sie getrost, und schritt weiter hinauf die großen Stufen.
arnima_invalide_1818
245
Weib, ſchrie er, du haſt mehr Muth als der Teufel, aber es ſoll dir doch nichts helfen.
Weib, schrie er, du hast mehr Mut als der Teufel, aber es soll dir doch nichts helfen.
arnima_invalide_1818
246
— Er blies die Lunte an, die eben verlöſchen wollte, der Schweis ſtand ihm hellglänzend über Stirn und Wangen, es war als ob zwei Naturen in ihm rangen.
— Er blies die Lunte an, die eben verlöschen wollte, der Schweiß stand ihm hellglänzend über Stirn und Wangen, es war als ob zwei Naturen in ihm rangen.
arnima_invalide_1818
247
Und Roſalie wollte nicht dieſen Kampf hemmen und der Zeit vorgreifen, auf die ſie zu vertrauen begann; ſie ging nicht vor, ſie kniete auf die Stufe nieder, als ſie drei Stufen von den Kanonen entfernt war, wo ſich das Feuer kreutzte.
Und Rosalie wollte nicht diesen Kampf hemmen und der Zeit vorgreifen, auf die sie zu vertrauen begann; sie ging nicht vor, sie kniete auf die Stufe nieder, als sie drei Stufen von den Kanonen entfernt war, wo sich das Feuer kreuzte.
arnima_invalide_1818
248
Er riß Rock und Weſte an der Bruſt auf, um ſich Luft zu machen, er griff in ſein ſchwarzes Haar, das verwildert in Locken ſtarrte und riß es ſich wüthend aus.
Er riss Rock und Weste an der Brust auf, um sich Luft zu machen, er griff in sein schwarzes Haar, das verwildert in Locken starrte und riss es sich wütend aus.
arnima_invalide_1818
249
Da öffnete ſich die Wunde am Kopfe in dem wilden Erſchüttern durch Schläge, die er an ſeine Stirn führte, Thränen und Blut löſchten den brennenden Zundſtrick, ein Wirbelwind warf das Pulver von den Zündlöchern der Kanonen und die Teufelsflagge vom Thurm.
Da öffnete sich die Wunde am Kopfe in dem wilden Erschüttern durch Schläge, die er an seine Stirn führte, Tränen und Blut löschten den brennenden Zundstrick, ein Wirbelwind warf das Pulver von den Zündlöchern der Kanonen und die Teufelsflagge vom Turm.
arnima_invalide_1818
250
Der Schornſteinfeger macht ſich Platz, er ſchreit zum Schornſtein hinaus!
Der Schornsteinfeger macht sich Platz, er schreit zum Schornstein hinaus!
arnima_invalide_1818
251
rief er, und deckte ſeine Augen.
rief er, und deckte seine Augen.
arnima_invalide_1818
252
Dann beſann er ſich, öffnete die Gitterthüre, ſchwankte zu ſeiner Frau, hob ſie auf, küßte ſie, endlich ſagte er:
Dann besann er sich, öffnete die Gittertüre, schwankte zu seiner Frau, hob sie auf, küsste sie, endlich sagte er:
arnima_invalide_1818
253
Der ſchwarze Bergmann hat ſich durchgearbeitet, es ſtrahlt wieder Licht in meinen Kopf und Luft zieht hindurch und die Liebe ſoll wieder ein Feuer zünden, daß uns nicht mehr friert.
Der schwarze Bergmann hat sich durchgearbeitet, es strahlt wieder Licht in meinen Kopf und Luft zieht hindurch und die Liebe soll wieder ein Feuer zünden, dass uns nicht mehr friert.
arnima_invalide_1818
254
Ach Gott, was hab' ich in dieſen Tagen verbrochen.
Ach Gott, was habe ich in diesen Tagen verbrochen.
arnima_invalide_1818
255
Laß nns nicht feiern, ſie werden mir nur wenig Stunden noch ſchenken, wo iſt mein Kind, ich muß es küſſen, weil ich noch frei bin; was iſt ſterben?
Lass uns nicht feiern, sie werden mir nur wenig Stunden noch schenken, wo ist mein Kind, ich muss es küssen, weil ich noch frei bin; was ist Sterben?
arnima_invalide_1818
256
Starb' ich nicht ſchon einmal, als du mich verlaſſen und nun kommſt du wieder und dein Kommen giebt mir mehr, als dein Scheiden mir nehmen konnte, ein unendliches Gefühl meines Daſeins, deſſen Augenblicke mir genügen.
Starb ich nicht schon einmal, als du mich verlassen und nun kommst du wieder und dein Kommen gibt mir mehr, als dein Scheiden mir nehmen konnte, ein unendliches Gefühl meines Daseins, dessen Augenblicke mir genügen.
arnima_invalide_1818
257
Nun lebte ich gern mit dir und wäre deine Schuld noch größer als meine Verzweiflung geweſen, aber ich kenne das Kriegsgeſetz und ich kann nun Gottlob in Vernunft als ein reuiger Chriſt ſterben.
Nun lebte ich gern mit dir und wäre deine Schuld noch größer als meine Verzweiflung gewesen, aber ich kenne das Kriegsgesetz und ich kann nun Gottlob in Vernunft als ein reuiger Christ sterben.
arnima_invalide_1818
258
— Roſalie konnte in ihrer Entzückung, von ihren Thränen faſt erſtickt, kaum ſagen, daß ihm verziehen, daß ſie ohne Schuld und ihr Kind nahe ſey.
— Rosalie konnte in ihrer Entzückung, von ihren Tränen fast erstickt, kaum sagen, dass ihm verziehen, dass sie ohne Schuld und ihr Kind nahe sei.
arnima_invalide_1818
259
Sie verband ſeine Wunde in Eile, dann zog ſie ihn die Stufen hinunter bis hin zu dem Steinwalle, wo ſie das Kind verlaſſen.
Sie verband seine Wunde in Eile, dann zog sie ihn die Stufen hinunter bis hin zu dem Steinwalle, wo sie das Kind verlassen.
arnima_invalide_1818
260
Da fanden ſie den guten Vater Philip bei dem Kinde, der allmählig hinter Felsſtücken zu ihm hingeſchlichen war, und das Kind ließ etwas aus den Händen fliegen, um nach dem Vater ſie auszuſtrecken.
Da fanden sie den guten Vater Philip bei dem Kinde, der allmählich hinter Felsstücken zu ihm hingeschlichen war, und das Kind ließ etwas aus den Händen fliegen, um nach dem Vater sie auszustrecken.
arnima_invalide_1818
261
Und während ſich alle drei umarmt hielten, erzählte Vater Philip, wie ein Taubenpaar vom Schloß herunter geflattert ſei und mit dem Kinde artig geſpielt, ſich von ihm habe anrühren laſſen, und es gleichſam in ſeiner Verlaſſenheit getröſtet habe.
Und während sich alle drei umarmt hielten, erzählte Vater Philip, wie ein Taubenpaar vom Schloss herunter geflattert sei und mit dem Kinde artig gespielt, sich von ihm habe anrühren lassen, und es gleichsam in seiner Verlassenheit getröstet habe.
arnima_invalide_1818
262
Als er das geſehen, habe er ſich dem Kinde zu nahen gewagt.
Als er das gesehen, habe er sich dem Kinde zu nahen gewagt.
arnima_invalide_1818
263
Sie waren, wie gute Engel, meines Kindes Spielkammeraden auf dem Fort geweſen, ſie haben es treulich aufgeſucht, ſie kommen ſicher wieder und werden es nicht verlaſſen.
Sie waren, wie gute Engel, meines Kindes Spielkameraden auf dem Fort gewesen, sie haben es treulich aufgesucht, sie kommen sicher wieder und werden es nicht verlassen.
arnima_invalide_1818
264
Und wirklich umflogen ſie die Tauben freundlich und trugen in ihren Schnäbeln grüne Blätter.
Und wirklich umflogen sie die Tauben freundlich und trugen in ihren Schnäbeln grüne Blätter.
arnima_invalide_1818
265
Die Sünde iſt, uns geſchieden, ſagte Francoeur nie will ich wieder auf den Frieden ſchelten, der Friede thut mir ſo gut.
Die Sünde ist, uns geschieden, sagte Francoeur nie will ich wieder auf den Frieden schelten, der Friede tut mir so gut.
arnima_invalide_1818
266
Inzwiſchen hatte ſich der Kommandant mit ſeinen Offizieren genähert, weil er den glücklichen Ausgang durch ſein Fernrohr geſehen.
Inzwischen hatte sich der Kommandant mit seinen Offizieren genähert, weil er den glücklichen Ausgang durch sein Fernrohr gesehen.
arnima_invalide_1818
267
Fraucoeur übergab ihm ſeinen Degen, er kündigte Francoeur Verzeihung an, weil ſeine Wunde ihn des Verſtandes beraubt gehabt und befahl einem Chirurgen: dieſe Wunde zu unterſuchen und beßer zu verbinden.
Francoeur übergab ihm seinen Degen, er kündigte Francoeur Verzeihung an, weil seine Wunde ihn des Verstandes beraubt gehabt und befahl einem Chirurgen: diese Wunde zu untersuchen und besser zu verbinden.
arnima_invalide_1818
268
Francoeur ſetzte ſich nieder und ließ ruhig Alles mit ſich geſchehen, er ſah nur Frau und Kind an.
Francoeur setzte sich nieder und ließ ruhig alles mit sich geschehen, er sah nur Frau und Kind an.
arnima_invalide_1818
269
Der Chirurg wunderte ſich, daß er keinen Schmerz zeigte, er zog ihm einen Knochenſplitter aus der Wunde, der rings umher eine Eiterung hervorgebracht hatte; es ſchien als ob die gewaltige Natur Francoeurs ununterbrochen und allmählig an der Hlnausſchaffung gearbeitet habe, bis ihm endlich äußere Gewalt, die eigne Hand ſeiner Verzweiflung die äußere Rinde durchbrochen.
Der Chirurg wunderte sich, dass er keinen Schmerz zeigte, er zog ihm einen Knochensplitter aus der Wunde, der rings umher eine Eiterung hervorgebracht hatte; es schien als ob die gewaltige Natur Francoeurs ununterbrochen und allmählich an der Hinausschaffung gearbeitet habe, bis ihm endlich äußere Gewalt, die eigene Hand seiner Verzweiflung die äußere Rinde durchbrochen.
arnima_invalide_1818
270
Er verſicherte, daß ohne dieſe glückliche Fügung ein unheilbarer Wahnſinn den unglücklichen Francoeur hätte aufzehren müſſen.
Er versicherte, dass ohne diese glückliche Fügung ein unheilbarer Wahnsinn den unglücklichen Francoeur hätte aufzehren müssen.
arnima_invalide_1818
271
Damit ihm keine Anſtrengung ſchade, wurde er auf einen Wagen gelegt und ſein Einzug in Marſeille glich unter einem Volke, das Kühnheit immer mehr als Güte zu achten weiß, einem Triumphzuge; die Frauen warfen Lorbeerkränze auf den Wagen, Alles drängte ſich den ſtolzen Böſewich t kenne zu lernen, der ſo viele tauſend Menſchen während drei Tage beherrſcht hatte.
Damit ihm keine Anstrengung schade, wurde er auf einen Wagen gelegt und sein Einzug in Marseille glich unter einem Volke, das Kühnheit immer mehr als Güte zu achten weiß, einem Triumphzuge; die Frauen warfen Lorbeerkränze auf den Wagen, alles drängte sich den stolzen Bösewich t kenne zu lernen, der so viele tausend Menschen während drei Tage beherrscht hatte.
arnima_invalide_1818
272
Die Männer aber reichten ihre Blumenkränze Roſalien und ihrem Kinde und rühmten ſie als Brfreierin und ſchwuren ihr und dem Kinde reichlich zu vergelten, daß ſie ihre Stadt vom Untergange gerettet habe.
Die Männer aber reichten ihre Blumenkränze Rosalien und ihrem Kinde und rühmten sie als Befreierin und schwuren ihr und dem Kinde reichlich zu vergelten, dass sie ihre Stadt vom Untergange gerettet habe.
arnima_invalide_1818
273
Nach ſolchem Tage läßt ſich in einem Menſchenleben ſelten noch etwas erleben, was der Mühe des Erzählens werth wäre, wenn gleich die Wiederbeglückten, die Fluchbefreiten, erſt in dieſen ruhigeren Jahren den ganzen Umfang des gewonnenen Glücks erkannten.
Nach solchem Tage lässt sich in einem Menschenleben selten noch etwas erleben, was der Mühe des Erzählens wert wäre, wenn gleich die Wiederbeglückten, die Fluchbefreiten, erst in diesen ruhigeren Jahren den ganzen Umfang des gewonnenen Glücks erkannten.
arnima_invalide_1818
274
Der gute alte Kommandant nahm Francoeur als Sohn an und konnte er ihm auch nicht ſeinen Namen übertragen, ſo ließ er ihm doch einen Theil ſeines Vermögens und ſeinen Segen.
Der gute alte Kommandant nahm Francoeur als Sohn an und konnte er ihm auch nicht seinen Namen übertragen, so ließ er ihm doch einen Teil seines Vermögens und seinen Segen.
arnima_invalide_1818
275
Was aber Roſalie noch inniger berührte, war ein Bericht, der erſt nach Jahren aus Prag einlief, in welchem ein Freund der Mutter anzeigte, daß dieſe wohl ein Jahr, unter verzehrenden Schmerzen, den Fluch bereut habe, den ſie über ihre Tochter ausgeſtoſſen, und, bei dem ſehnlichen Wunſche nach Erlöſung des Leibes und der Seele, ſich und der Welt zum Ueberdruß bis zu dem Tage gelebt habe, der Roſaliens Treue und Ergebenheit in Gott gekrönt, an dem Tage ſei ſie, durch einen Strahl aus ihrem Innern beruhigt, im gläubigen Bekenntniß des Erlöſers ſelig entſchlafen.
Was aber Rosalie noch inniger berührte, war ein Bericht, der erst nach Jahren aus Prag einlief, in welchem ein Freund der Mutter anzeigte, dass diese wohl ein Jahr, unter verzehrenden Schmerzen, den Fluch bereut habe, den sie über ihre Tochter ausgestoßen, und, bei dem sehnlichen Wunsche nach Erlösung des Leibes und der Seele, sich und der Welt zum Überdruss bis zu dem Tage gelebt habe, der Rosaliens Treue und Ergebenheit in Gott gekrönt, an dem Tage sei sie, durch einen Strahl aus ihrem Inneren beruhigt, im gläubigen Bekenntnis des Erlösers selig entschlafen.
arnima_invalide_1818
276
Gnade löſt den Fluch der Sünde, Liebe treibt den Teufel aus.
Gnade löst den Fluch der Sünde, Liebe treibt den Teufel aus.
arnimb_goethe01_1835
0
Liebe Frau Rath,
Liebe Frau Rat,
arnimb_goethe01_1835
1
Am 5. Mai 1807.
Am 5. Mai 1807.
arnimb_goethe01_1835
2
Eine Schachtel wird Ihr mit dem Poſtwagen zukommen, beſte Frau Mutter, darin ſich eine Taſſe befindet; es iſt das ſehnlichſte Verlangen Sie wieder zu ſehen, was mich treibt Ihr ſolche unwürdige Zeichen meiner Verehrung zu ſenden.
Eine Schachtel wird Ihr mit dem Postwagen zukommen, beste Frau Mutter, darin sich eine Tasse befindet; es ist das sehnlichste Verlangen Sie wiederzusehen, was mich treibt Ihr solche unwürdige Zeichen meiner Verehrung zu senden.
arnimb_goethe01_1835
3
Thue Sie mir den Gefallen Ihren Thee früh morgens d’raus zu trinken, und denk’ Sie meiner dabei.
Tue Sie mir den Gefallen Ihren Tee früh morgens draus zu trinken, und denke Sie meiner dabei.
arnimb_goethe01_1835
4
— Ein Schelm giebt’s beſſer als er’s hat.
— Ein Schelm gibt es besser als er das hat.
arnimb_goethe01_1835
5
Den Wolfgang hab’ ich endlich geſehen; aber ach was hilft’s?
Den Wolfgang habe ich endlich gesehen; aber ach was hilft es?
arnimb_goethe01_1835
6
Mein Herz iſt geſchwellt wie das volle Seegel eines Schiff’s, das feſt vom Anker gehalten iſt am fremden Boden, und doch ſo gern in’s Vaterland zurück möchte.
Mein Herz ist geschwellt wie das volle Segel eines Schiffs, das fest vom Anker gehalten ist am fremden Boden, und doch so gern ins Vaterland zurückmöchte.
arnimb_goethe01_1835
7
Adieu meine liebe gute Frau Mutter, halt’ Sie mich lieb.
Adieu meine liebe gute Frau Mutter, halte Sie mich lieb.
arnimb_goethe01_1835
8
Bettine Brentano.
Bettine Brentano.
arnimb_goethe01_1835
9
Goethe’s Mutter an Bettine.
Goethes Mutter an Bettine.
arnimb_goethe01_1835
10
Am 11. Mai 1807.
Am 11. Mai 1807.
arnimb_goethe01_1835
11
Was läßt Du die Flügel hängen?
Was lässt Du die Flügel hängen?
arnimb_goethe01_1835
12
Nach einer ſo ſchönen Reiſe ſchreibſt Du einen ſo kurzen Brief, und ſchreibſt nichts von meinem Sohn, als daß Du ihn geſehen haſt; das hab’ ich auch ſchon gewußt und er hat mir’s geſtern geſchrieben.
Nach einer so schönen Reise schreibst Du einen so kurzen Brief, und schreibst nichts von meinem Sohn, als dass Du ihn gesehen hast; das habe ich auch schon gewusst und er hat mir es gestern geschrieben.
arnimb_goethe01_1835
13
Was hab’ ich von Deinem geankerten Schiff?
Was habe ich von Deinem geankerten Schiff?
arnimb_goethe01_1835
14
da weiß ich ſo viel wie nichts.
da weiß ich soviel wie nichts.
arnimb_goethe01_1835
15
Schreib’ doch was paſſirt iſt.
Schreibe doch was passiert ist.
arnimb_goethe01_1835
16
Denk’ doch daß ich ihn acht Jahr nicht geſehen hab’, und ihn vielleicht nie wieder ſeh; wenn Du mir nichts von ihm erzählen willſt, wer ſoll mir dann erzählen?
Denke doch dass ich ihn acht Jahr nicht gesehen habe, und ihn vielleicht nie wieder sehe; wenn Du mir nichts von ihm erzählen willst, wer soll mir dann erzählen?
arnimb_goethe01_1835
17
— hab’ ich nicht Deine alberne Geſchichten hundertmal angehört, die ich auswendig weiß, und nun, wo Du etwas Neues erfahren haſt, etwas Einziges, wo Du weißt, daß Du mir die größte Freud’ machen könnteſt, da ſchreibſt Du nichts.
— habe ich nicht Deine alberne Geschichten hundertmal angehört, die ich auswendig weiß, und nun, wo Du etwas Neues erfahren hast, etwas Einziges, wo Du weißt, dass Du mir die größte Freude machen könntest, da schreibst Du nichts.
arnimb_goethe01_1835
18
Fehlt Dir denn was?
Fehlt Dir denn was?
arnimb_goethe01_1835
19
— es iſt ja nicht über’s Meer bis nach Weimar.
— es ist ja nicht über das Meer bis nach Weimar.
arnimb_goethe01_1835
20
Du haſt ja jetzt ſelbſt erfahren, daß man dort ſein kann, bis die Sonne zweimal aufgeht.
Du hast ja jetzt selbst erfahren, dass man dort sein kann, bis die Sonne zweimal aufgeht.
arnimb_goethe01_1835
21
— Biſt Du traurig?
— Bist Du traurig?
arnimb_goethe01_1835
22
— Liebe, liebe Tochter, mein Sohn ſoll Dein Freund ſein, Dein Bruder, der Dich gewiß liebt, und Du ſollſt mich Mutter heißen in Zukunft für alle Täg, die mein ſpätes Alter noch zählt, es iſt ja doch der einzige Name der mein Glück umfaßt.
— Liebe, liebe Tochter, mein Sohn soll Dein Freund sein, Dein Bruder, der Dich gewiss liebt, und Du sollst mich Mutter heißen in Zukunft für alle Tage, die mein spätes Alter noch zählt, es ist ja doch der einzige Name der mein Glück umfasst.