text
stringlengths 25
22.1k
| label
class label 9
classes |
---|---|
Bei Moschendorf auch zwei kirchliche Grundstücke betroffen – Bischof Zsifkovics: "Bin selbst am Eisernen Vorhang aufgewachsen" – Zaun keine christliche Antwort auf Ängste der Menschen. Eisenstadt – Im bei Moschendorf im Südburgenland geplanten Grenzzaun wird wohl eine Lücke offen bleiben: Der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkokvics erteilte dem Wunsch, auf kirchlichem Grund einen Zaun zu errichten, am Donnerstag eine klare Absage. Er sei sich der schwierigen Lage und der Verantwortung des Staates bewusst, könne aber aus Gewissensgründen nicht zustimmen, so Zsifkovics. Jener Zaun, der sich nach Fertigstellung über mehrere Kilometer seitlich des Grenzübergangs Moschendorf erstrecken soll, würde auch über zwei kirchliche Grundstücke führen. Von der Liegenschaftsabteilung der Diözese, die bei entsprechenden Angelegenheiten der Pfarren eine Aufsichts- und Zustimmungspflicht hat, kam dazu eine Absage. Eine solche Maßnahme widerspräche dem Geist des Evangeliums, der klaren Botschaft von Papst Franziskus an Europa und im Besonderen einer Diözese, die jahrzehntelang im Schatten des Eisernen Vorhangs existierte und in den vergangenen Monaten keine Anstrengungen gescheut hat, um Menschen auf der Flucht die Türe zu öffnen, ihnen ein Dach über dem Kopf, Würde und Herzenswärme zu geben, heißt es nach Angaben der Diözese in dem Mittwochnachmittag an Landespolizeidirektion und Pfarre ergangenen Schreiben. Zuvor hatte sich die Diözesanleitung mit der Frage befasst. Wir haben beim schlimmsten Flüchtlingsansturm im vergangenen Jahr, als in eineinhalb Monaten an die 200.000 Menschen in Nickelsdorf über die Grenze kamen, quasi über Nacht in kirchlichen Gebäuden circa Tausend Notunterkünfte für erschöpfte Familien, für Frauen, Kinder und alte, geschwächte Menschen geschaffen. Und jetzt sollen wir auf kirchlichen Grundstücken Zäune aufstellen? Da spüre ich schon körperlich den reinsten Widerwillen, so der Bischof mit dem Hinweis auf das Jahr der Barmherzigkeit und den Heiligen Martin als Schutzheiligen der Diözese. Ich bin selbst am Eisernen Vorhang aufgewachsen und weiß noch, was es für uns alle und für das Burgenland an Freiheit und Aufbruch bedeutete, als der Zaun endlich fiel, stellte Zsifkovics fest. Er habe wiederholt öffentlich gesagt, dass er neue Zäune für keine Lösung des Flüchtlingsproblems halte: Wir müssen die heutigen Probleme an der Wurzel anpacken und das heißt: Schluss mit dem organisierten Schlepperwesen, Schluss mit Waffenlieferungen aus Europa, Schluss mit Krieg und gezielter Destabilisierung in Nahost, Schluss mit der rohstoffbasierten und landwirtschaftlichen Ausbeutung Afrikas durch europäische Konzerne! Alles andere sind Scheingefechte. Mit der vorübergehenden Aufstellung eines Containers auf Kirchengrund zur Unterbringung von Beamten, die mit Grenzkontrollen betraut seien, habe man hingegen kein gravierendes Problem, hieß es im Schreiben der Liegenschaftsabteilung. Er verstehe die Ängste der Menschen, die er ja rund um sich wahrnehme. Aber ich wäre ein schlechter Bischof, wenn ich auf diese Ängste keine christlichen Antworten geben könnte. Und diese Antwort ist nicht der Zaun. Sondern notfalls das Loch im Zaun, sagte Zsifkovics gegenüber dem Medienbüro der Diözese Eisenstadt. Der Eisenstädter Diözesanbischof ist auch Koordinator für Flüchtlingsfragen innerhalb der EU-Bischofskommission ComECE.
| 1Panorama
|
Fahne wurde von Arbeitern der Stadtgemeinde entdeckt und entfernt. Laa an der Thaya – Am Maibaum in Laa an der Thaya in Niederösterreich ist in der Nacht auf Freitag eine Hakenkreuzfahne angebracht worden, erklärte die Landespolizeidirektion und bestätigte damit einen Bericht der Niederösterreichischen Nachrichten. Die Polizeiinspektion der Grenzstadt und das Landesamt Verfassungsschutz ermitteln. Arbeiter der Stadtgemeinde hatten das verbotene Symbol Freitagfrüh entdeckt, entfernt und Anzeige erstattet, sagte Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner am Samstag auf Anfrage. Der Maibaum stehe vor dem Rathaus in Laa.
| 1Panorama
|
Ökonomen skeptisch. Frankfurt am Main/Frankfurt – Ökonomen sind überzeugt: Die Europäische Zentralbank (EZB) wird im Kampf gegen die Nullinflation schon bald noch mehr Geld in den Markt pumpen. Es ist alles andere als sicher, dass eine Ausweitung des Anleihenkaufprogramms positive Folgen hat, erklärte ING-DiBa-Chefökonom Carsten Brzeski. Ob zusätzliche Maßnahmen aber die gewünschte Wirkung erzielen können, wird hierzulande von vielen Beobachtern bezweifelt. Auch ob eine weitere Lockerung der Geldpolitik überhaupt nötig ist, ist umstritten. Schließlich sei die Inflationsrate deshalb so niedrig, weil die Ölpreise gewaltig gesunken sind, sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe. Am Donnerstag hatte EZB-Präsident Mario Draghi die Märkte unerwartet deutlich auf eine weitere Öffnung der Geldschleusen eingestimmt: Wir haben den Willen und die Fähigkeit alle Instrumente einzusetzen, wenn das nötig ist. So könne das im März begonnene Programm zum Kauf von Staatsanleihen notfalls im Umfang ausgedehnt oder zeitlich gestreckt werden. Auch eine weitere Verschärfung der Strafzinsen, die Banken zahlen müssen, wenn sie ihr Geld bei der EZB parken, sei denkbar.
| 3Wirtschaft
|
Männer grillen gerne. Daran sind auch findige Werbestrategen schuld. Sie haben aus der simplen Grillerei einen archaischen Männerkult gemacht. Wien – Sind wir Männer wirklich so schlicht im Geiste, dass wir uns von billigen Werbestrategien reinlegen und uns als tumbe Neandertaler vorführen lassen? Zumindest in einer speziellen, maskulin aufgeladenen, Angelegenheit ist diese Annahme nur schwer zu widerlegen. Es geht um eine heiße Sache, die dem Manne die Brusthaare zu Berge stehen lässt – sofern diese nicht der Igitt, Haare auf dem Körper -Hysterie zum Opfer gefallen sind. Es ist diese Regung im männlichen Innenleben, die langsam hochkommt, wenn die Außentemperaturen steigen und sich die fleischliche Lust nur noch auf ein einziges Objekt konzentriert: das Stück Fleisch auf dem Grill. Männer stehen, ganz besonders, wenn der Sommer die Luft flirren lässt, freudig erregt in kurzen Hosen an glühenden Kohlen, schütten Bier und Testosteron auf Fleischtrümmer und lassen die Grillzange lässig durch die Finger gleiten. Da ist einiges los im Manne. So viel ist klar. Dieser lüsterne Blick aufs Fleisch lässt ganz tief liegende Instinkte erahnen und die ehrfürchtig um die Feuerstelle versammelte Grillgemeinschaft unmissverständlich wissen: Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Grillen zählt im geschlechtsspezifischen Wertekanon wohl zu den letzten gesellschaftlich so halbwegs tolerierten Überbleibseln an maskulinen Attitüden. Dabei, ganz ehrlich: Das ist doch ein etwas mageres Reststück viriler Identität. Was ist daran so unglaublich männlich inhärent, wenn ein Mann in einer kindischen Schürze der Marke Ich bin der Grillkönig ein Stück Bratwurst auf einen heißen Rost legt oder ein ums andere Mal Koteletts oder Steaks mit einer schwarzen Kohleschicht überzieht? Der Vorgang an sich ist relativ banal: Fleisch auf den Grill legen, warten, umdrehen und fertig. Man braucht bloß etwas Geschick und Training, über den optimalen Zeitpunkt der Wendung Bescheid wissen, und das wars. Saucen gibts im Supermarkt, und wer witzig sein will, macht selbst welche. Nicht wirklich selbst, denn nach dem gängigen Grill-Geschlechter-Rollenspiel liefert das Beiwerk samt Salaten ohnehin die Partnerin zu. Was, bitte, soll also an der Brutzelparty besonders männlich dominant sein? Die wirklich spannende Frage ist ja: Wie konnte aus der simplen, seit Jahrtausenden gepflegten Grillerei – sie ist das älteste Garverfahren – ein derartiger männlicher Kult werden? Der Schlüssel zu dieser Frage sind die Frauen. Umfragen kamen zum Schluss, dass nur sieben Prozent der Frauen gerne die Grillzange in die Hand nehmen. Sie empfinden Grillen als eine dämliche, eigentlich primitive Art der Fleischzubereitung, weiß der Wiener Philosoph Gerhard Schwarz, der gemeinsam mit anderen renommierten österreichischen Wissenschaftern wie Peter Heintel in den frühen 1970er-Jahren Motivforschungen für Produkte betrieben hatte. Sie untersuchten unter anderem auch Kaufmotive für Griller der Haushaltsgerätefirma Moulinex. Heintel und Schwarz haben alte Studien über das damals analysierte Geschlechterphänomen Grillen für den Standard kürzlich wieder ausgegraben. Moulinex hatte damals stolz den ersten, mit etlichen eigenen Patenten gespickten, Griller auf den Markt gebracht. Wo er aber merkwürdigerweise stehen blieb. Die Werbestrategen von Moulinex hatten die Grillgeräte den Hausfrauen ans Herz gelegt und sie als ganz neue, moderne Form der Fleischzubereitung angepriesen. Frauen zeigten aber kein Interesse. Es war ganz eindeutig ein Flop, erinnert sich Schwarz, wir wurden mit unserer Marktforschungsfirma beauftragt herauszufinden, warum sich die Griller nicht verkaufen lassen, warum die Hausfrauen darauf nicht reflektieren. Wir hatten das dann relativ schnell herausgefunden. In vertiefenden Interviews wurde bald klar, dass Frauen das Gerät nicht mochten und damit auch nichts anfingen. Es war ihnen für die Essenszubereitung einfach zu primitiv, sagt Philosoph Heintel. Was aber in den umfangreichen Untersuchungen immer offenkundiger wurde: Es waren Männer, die Interesse zeigten. Speziell an der Elektro-Kombi-Variante mit dem Holzkohlengrill. Grillen weckte in ihnen offensichtlich irgendetwas. Grillen mit Feuer war nicht richtiges Kochen, das ja Frauensache war, sondern irgendetwas anderes, Archaisches. Deshalb schauten sich die Männer das neue Ding auch genauer an, sagt Schwarz. Wir sind in den damaligen Untersuchungen – die später in anderen bestätigt wurden – zum Schluss gekommen, dass hier beim Grillen sehr alte Muster zur Geltung kommen. Es geht um das Muster männlicher Jagdbanden, Lagerfeuer und überhaupt um das Prinzip des Feuers. Wir haben da interdisziplinär gearbeitet und holten uns auch Expertisen, zum Beispiel aus der Paläoanthropologie und der Urgeschichteforschung, erinnert sich Schwarz. Das domestizierte Feuer habe dazu gedient, Nahrungsmittel, wie eben Fleisch, zu veredeln. Dieser Vorgang stand in Verbindung mit der Jagd. Und für sie waren die Männer zuständig. Moulinex reagierte rasch auf die Motivforschung, aktivierte die alten Muster und polte die Werbelinie auf maskulin um. Das funktionierte. Die Griller – nun als männliches Kochwerkzeug beworben – verkauften sich prächtig. Das registrierten natürlich auch Mitbewerber und begannen ebenfalls, Grillgeräte an den Mann zu bringen – und sorgten so für die Popularisierung des neuen Männerkults. Die Industrie kreierte immer neue Grillspielzeuge. Heute können sich die Männer der Glut schon respektable Fuhrparks anlegen: Smokey Joe, Aztekengrill, Big Green Egg. Wers nobel will, gönnt sich für 30.000 Euro eine Hydra 900. Der Geschlechteraspekt des Grillens scheint wissenschaftlich also abgeklärt. Für Schwarz bleibt jedoch ein anderes maskulines Phänomen rätselhaft. Es ist unbestritten, dass im Allgemeinen nach wie vor Frauen kochen. Aber trotzdem sind Starköche fast ausschließlich Männer, obwohl sie ja im Grunde nicht kochen, sondern nur grillen können. Ich habe dafür einfach keine Erklärung, grübelt Philosoph Gerhard Schwarz nach wie vor.
| 1Panorama
|
Herausgeber ist die Schweizer Onlinemarketing-Agentur Mindpark – Auflage von 200.000 Stück. Wien – Paradox heißt ein neues Musikmagazin, das seit Juni in Österreich im Umlauf ist. Als Herausgeber fungiert die Schweizer Onlinemarketing-Agentur Mindpark. Die erste Ausgabe erschien mit einer Auflage von 200.000 Stück. Künftig soll das Gratismagazin halbjährlich, später eventuell vierteljährlich erscheinen. Inhaltlich möchte sich das Heft als Anlaufstelle zur Förderung österreichischer Musik positionieren, heißt es.
| 6Etat
|
Ein antisemitisches Posting kostet die umstrittene FPÖ-Abgeordnete Susanne Winter die Mitgliedschaft in der blauen Gesinnungsgemeinschaft. Doch nach dem Entscheid der FPÖ-Spitze tut sich für sie der nächste Fall von zynischem Aktionismus auf Facebook auf. Wien – Diesmal fiel die Entscheidung nach einer braunen Entgleisung schnell: Zwei Tage nach Susanne Winters antisemitischem Eintrag auf Facebook stellte die blaue Spitze am Montagnachmittag klar: Entweder die umstrittene Abgeordnete geht bis 19 Uhr Montagabend selbst – oder sie wird von der Partei gegangen. Das gab FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl nach einer Unterredung mit der 58-Jährigen via Aussendung bekannt. Susanne Winter im Telefoninterview mit @singerraffaela Kein Grund für Rücktritt #atvaktuell https://t.co/FEbz2xyltf Am Abend stellte die Nationalratsabgeordnete gegenüber dem Sender ATV aber klar: Ihr Mandat will sie nicht abgeben, womit sie am Abend auch aus der Partei geworfen wurde. Das Mandat, das ihr immerhin knapp 8.600 Euro brutto monatlich einbringt, kann ihr die Partei nicht wegnehmen. Sie wird damit wilde Abgeordnete. Am Wochenende hatte Winter einem User im sozialen Netzwerk Facebook beigepflichtet, der über die Zionistischen Geld – Juden (sic) hergezogen war. Zwar wurde der Kommentar von ihr mittlerweile gelöscht (schön, dass Sie mir die Worte aus dem Mund nehmen), doch seitdem hagelte es Rücktrittsaufforderungen für die Freiheitliche. Kickl begründete das Vorgehen der FPÖ so: Mit ihrem Verhalten habe sich Winter selbst außerhalb der Partei gestellt und sich de facto ausgeschlossen. Und: In der FPÖ sei kein Platz für Antisemitismus – hier habe Winter eine rote Linie überschritten. Zuvor hatte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) auch noch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, die Winters Postings auf strafrechtliche Relevanz prüfen soll, denn: Gerade vor dem Hintergrund der österreichischen Geschichte sind wir gefordert, antisemitischer Hetze mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten, sagte Bures. Winter, selbst studierte Juristin und nach ihren Tiraden gegen den Propheten Mohammed (im heutigen System ein Kinderschänder) wegen Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren verurteilt, erklärte, dass ihr Bures Anzeige weh tue, weil Antisemitismus nie in ihrem Gedankengut gewesen sei. Für den Strafrechtsprofessor Helmut Fuchs ist die juristische Relevanz von Winters Einträgen grenzwertig. In dem Posting, dem Winter zustimmte, erklärt er im STANDARD-Gespräch, werde viermal das Wort zionistisch verwendet, das eindeutig ein antisemitisches Signal sei. Das Gleiche gelte für den Satz Die Geld – Juden weltweit sind das Problem. Den Tatbestand der Verhetzung sieht Fuchs zwar eher nicht erfüllt, weil weder ein Gewaltaufruf noch eine Beleidigung oder Hetze enthalten seien. Doch die Wortwahl gehe deutlich in die Richtung nationalsozialistischer Wiederbetätigung – und dieser Strafbestand im Verbotsgesetz sei zu prüfen, sagt Fuchs. Detail am Rande: Noch gehört Winter just der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Österreich–Israel an. Herbe Kritik setzte es für Winter auch vom Drittem Nationalratspräsidenten Norbert Hofer (FPÖ). Das tut mir besonders weh, dass damit ein Schaden angerichtet wurde, der nicht wiedergutzumachen ist, sagte er im STANDARD-Gespräch. Der Grund dafür, dass er auf die Grazerin sauer ist: Seit Jahr und Tag bemühe er sich darum, Kontakte zur jüdischen Community zu pflegen – dazu verweist er auf sein Engagement dafür, dass die verfallene Synagoge im burgenländischen Kobersdorf saniert werde. Das rasche Handeln der FPÖ nach derartigen Ausfällen ist ungewöhnlich – doch mit den Zuwächsen bei vier Landtagswahlen und dem Einzug in zwei Landesregierungen will man offenbar ein neues Verantwortungsbewusstsein demonstrieren. Doch die Causa Winter war noch nicht ausgestanden, schon tut sich für die Partei der nächste Fall von zynischem Aktionismus auf Facebook auf. Der niederösterreichische FP-Chef Christian Höbart, der bereits vor einem Jahr auf der Plattform Flüchtlinge als Höhlen- und Erdmenschen bezeichnet hat, postete am selben Tag ein Video, das Flüchtlinge bei einer Bootsüberfahrt zeigte. Dazu den Liedtext: Eine Bootsfahrt, die ist lustig, eine Bootsfahrt, die ist schön ... Die FPÖ-Spitze hat sich zu Höbarts Verbalexzess – angesichts der vielen Toten im Mittelmeer besonders geschmacklos – bislang nicht geäußert. Höbart selbst rechtfertigte sein inzwischen gelöschtes Posting in einer Aussendung: Er habe es ironisch gemeint, sehe aber ein, dass es missverstanden werden könne. 18 Tage brauchte es einst, bis die Blauen ihren EU-Frontmann Andreas Mölzer abmontierten, nachdem er die Union mit dem Dritten Reich verglichen und von einem Negerkonglomerat gesprochen hatte. Gar über Monate zog es sich, bis die Partei den Tiroler Abgeordneten Werner Königshofer ausschloss – nicht wegen seines Beklagens der hefeartigen Ausbreitung von Muslimen, sondern der Gleichsetzung der Fristenlösung mit dem Anschlag im norwegischen Utøya. (Marie-Theres Egyed, Nina Weißensteiner, 2.11.2015)
| 5Inland
|
Inter-Trainer Roberto Mancini wettert gegen Maurizio Sarri nach dem Cup-Duell der beiden italienischen Topteams. Neapel – Das heftige Verbalduell zwischen Napoli-Coach Maurizio Sarri und Inter Mailands Trainer Roberto Mancini hat am Dienstagabend beim 2:0-Cup-Auswärtssieg Inters nicht zur zum Ausschluss Mancinis geführt, sondern auch heftige Anschuldigungen nach sich gezogen. Sarri sei ein Rassist und homophob, wetterte Mancini, nachdem sein Team das Halbfinale erreicht hatte. Ein 60-jähriger Mann sollte sich schämen, sich so zu benehmen, kommentierte Mancini die Geschehnisse in der Nachspielzeit, bei der er und Sarri heftig aneinandergeraten waren. Auslöser war ein Verwirrspiel des vierten Offiziellen, der erst neun und schließlich nur fünf Minuten Nachspielzeit angezeigt hatte. Sarri ist ein Rassist, und solche Leute haben im Fußball keinen Platz, meinte Mancini, der von seinem Konterpart zudem als Schwuchtel bezeichnet worden sein will. Für Sarri ist die Angelegenheit nur halb so wild. Ich habe auf einem Fußballplatz schon Schlimmeres gehört und gesehen. In meinen Worten war nichts Diskriminierendes, und ich habe nichts gegen Homosexuelle, erklärte der 57-Jährige. Ich habe mich bei Mancini entschuldigt, für mich ist alles in Ordnung.
| 4Sport
|
"Ich bin jemand, der die Wahrheit sagt". New York – Ausgerechnet Föhnfrisur-Freund Donald Trump spottet neuerdings über die Haarpracht von US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Sie hat eine neue Frisur, haben Sie das heute bemerkt?, fragte der milliardenschwere Unternehmer in einem Interview am Mittwoch. Vielleicht trage sie eine Perücke, witzelte Radiomoderator Mark Levin in Anspielung auf Trumps blonde Föhnfrisur. So muss es sein, sagte Trump, der sich ebenfalls um das Weiße Haus bewirbt, und bezeichnete die Haare der Demokratin als massiv und den Anblick als schockierend. Auf die Frage, ob ihn dieser Kommentar nicht in Schwierigkeiten bringen könnte, sagte Trump: Das ist mir egal. Ich bin jemand, der die Wahrheit sagt.
| 2International
|
Diese Woche interessieren wir uns nicht nur dafür, was Sie aktuell lesen. Schicken Sie uns Ihre Bilder!. Im Bücherregal stehen, mehr oder weniger akkurat, zumeist jene Werke, deren Lektüre schon eine Zeit zurückliegt. Bücher, die es aufs Nachtkastl geschafft haben, haben hingegen gute Chancen, (wieder)gelesen zu werden. User Tagessuppe empfiehlt außerdem die Lektüre eines Buches als Vorbereitung für eine gute Nachtruhe: In den vergangen Wochen erzählten Prominente im STANDARD von ihren Bettlektüren. Bei dem deutsch-österreichischen Kabarettisten und Autor Dirk Stermann beispielsweise findet sich Erinnerungen eines Insektenforschers von Jean-Henri Fabre, bei der Schweizer Schriftstellerin Zoë Jenny liegt der Klassiker Orlando von Virginia Woolf am Nachtkästchen. Nach diesem Vorbild wollen wir unsere wiederkehrende Frage Was haben Sie in den letzten Wochen gelesen diesmal ein wenig variieren. Nicht nur möchten wir wissen, was auf Ihrem Nachttisch liegt, ergo was sie aktuell lesen. Ob neumodisches Modell oder Antikkastl, ob ein Stapel Bücher oder ein einzelnes Werk: Senden Sie uns Fotos Ihres Nachtkastl-Bücher-Arrangements an [email protected], wir gestalten daraus eine Ansichtssache! Und natürlich: Erzählen Sie uns, welches Werk Sie momentan beschäftigt und warum.
| 8Kultur
|
Unternehmen dürfte Surfverhalten von nicht registrierten Internetnutzern nicht auswerten. Paris/Luxemburg/Menlo Park – Französische Datenschützer haben den US-Konzern Facebook gerügt. Das Unternehmen dürfe nicht das Surfverhalten von Internetnutzern auswerten, die nicht Mitglied in dem sozialen Netz seien, erklärte die Behörde CNIL am Montag. Facebook habe drei Monate Zeit, um die Praxis einzustellen. Zudem dürfe die Firma keine Daten im Rahmen des europäisch-amerikanischen Abkommens Safe Harbour in die USA übermitteln. Die Vereinbarungen hatte der Europäische Gerichtshof im vergangenen Jahr gestoppt, nachdem der Student Max Schrems gegen das Sammeln seiner Daten durch Facebook geklagt hatte. Inzwischen gibt es ein neues Abkommen. Nach den Erkenntnissen der französischen Behörde lässt Facebook beim Besuch der Webseite ein sogenanntes Cookie auf dem Rechner des Internetnutzers anlegen, das Rückschlüsse auf den Besuch anderer Seiten zulässt. Der Besucher werde darüber nicht informiert, beklagte CNIL.
| 0Web
|
Weltmeister Hamilton plant Rosberg im Grand Prix von Singapur zu entnerven und Idol Senna einzuholen. Singapur – So wie sich der Smog, der in den vergangenen Tagen dicht auf dem Stadtstaat lagerte, verflüchtigt hat, so sollen am Sonntag im Grand Prix von Singapur nach Lewis Hamiltons Willen auch die letzten Zweifel an seiner erfolgreichen Titelverteidigung ausgeräumt werden. Gelingt dem 30-jährigen Briten die Wiederholung des Vorjahreserfolges, der achte Triumph in dieser Saison, dürfte Teamkollege Nico Rosberg angesichts von im besten Fall 60 Zählern Rückstand vor den dann noch verbleibenden sechs Rennen wohl oder übel resignieren. Hamilton hat aber noch einen weiteren Antrieb für das Nachtrennen. Mit einem weiteren Erfolg auf dem Marina Bay Street Circuit könnte er sein Vorbild Ayrton Senna einholen. Der 1994 in Imola tödlich verunglückte Brasilianer, dreimaliger Weltmeister, gewann 41 Große Preise – bei 161 Starts. Seit ich ein Kind bin, wollte ich das erreichen, was Ayrton geschafft hat. Es wird sicherlich sehr emotional werden, wenn ich dieses Ziel erreiche, sagte Hamilton vor seinem – so ein Zufall aber auch – 161. Rennen. Hamilton hat bisher rund jedes vierte Rennen seiner Karriere gewonnen. Der diesbezüglich erfolgreichste aktive Fahrer ist der deutsche Vierfachweltmeister Sebastian Vettel, der in Singapur ab 2011 drei Mal en suite siegte und in der Liste der nach Renntriumphen effektivsten Formel-1-Piloten mit 41 aus 151 an fünfter Stelle liegt – hinter dem uneinholbaren Juan Manuel Fangio (24 aus 51), Alberto Ascari, Jim Clark und Rekordsieger Michael Schumacher, der 91 seiner 306 Rennen erfolgreich einer Erledigung zuführen konnte. Am Sonntag strebt Vettel im Ferrari zumindest den neunten Podestplatz dieser Saison an. Der dritte Sieg wird eher außer Reichweite sein, zumal auch Rosberg nach seinem Motorschaden in Monza auf die neueste Evolutionsstufe des Motors von Mercedes zurückgreifen kann. Erst seit 2008 rast die Formel 1 durch die Hochhausschluchten von Singapur, dennoch gilt das Rennen bereits als Klassiker. Für Hamilton ist es ein Highlight des Jahres, für Rosberg und Vettel zählt es zu ihren Lieblingsrennen. Dennoch ist es nicht nur geografisch ein großer Schritt von Monza, wo sich der Zirkus für dieses Jahr aus Europa verabschiedet hatte, nach Südostasien. Vor zwei Wochen hatten tausende enthusiastische Tifosi ihre Stars gefeiert. In Singapur geht es vergleichsweise nüchtern zu. Weshalb die Fahrer auch für die finanziell gefährdeten europäischen Klassiker auf die Barrikaden steigen. Wenn wir das hier aus beschissenen Geldgründen aus dem Kalender streichen, reißen wir uns unsere Herzen heraus, hatte Vettel angesichts des drohenden Aus für Monza gesagt. Nach dem Ausfall des GP von Deutschland – von einem fehlenden Rennen in Frankreich ganz zu schweigen – droht sich die Formel 1 gänzlich von ihren Wurzeln abzuscheiden. Denn auch wenn sich im Fall Monza sogar Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi darum müht, Promoter Bernie Ecclestone und den Zirkus im Land zu halten, sind die Veränderungen nicht aufzuhalten. Aserbaidschan hat sich für 2016 bereits einen Großen Preis gesichert, kurioserweise jenen von Europa. Und Katar wirbt mit Unsummen für einen dritten Lauf in der Golfregion nach Bahrain und Abu Dhabi. Da kann Singapur leicht ein Klassiker sein.
| 4Sport
|
Laut TT sind Schadstoffwerte in mehreren Regionen nach wie vor zu hoch. Innsbruck/Wien – Die Europäische Union hat ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich eingeleitet, weil mehrere Regionen wegen zu hoher Schadstoffwerte gegen die Luftqualitätsrichtlinie verstoßen. Das Mahnschreiben wurde am Freitag dem Umweltministerium übergeben, berichtete die Tiroler Tageszeitung in ihrer Samstagsausgabe. Österreich habe nun zwei Monate Zeit, um die Bedenken auszuräumen. Der Kommission gingen die bisher getroffenen Maßnahmen zur Reduzierung der Schadstoffe noch zu wenig weit, hieß es in dem TT-Bericht. Nach wie vor würden die Grenzwerte für den Ausstoß von Stickstoffdioxid in Regionen in Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg sowie Graz überschritten. Falls Österreich in den kommenden zwei Monaten die Bedenken nicht ausräume, könnte es zu einer Klage kommen. Und dann drohen massive Strafzahlungen. Für Tirol ergibt sich dabei die absurde Situation, dass das Land seit Jahren darum kämpft, den Transit als größten Verursacher der schlechten Luft einzudämmen, aber mit seinen Maßnahmen wie beispielsweise dem sektoralen Lkw-Fahrverbot just an der EU scheitert. Jetzt fordere die Kommission aber im Rahmen des Vertragsverletzungsverfahrens viel weitreichendere Schritte wie die Drosselung des Verkehrs oder ein Abgehen von der günstigen Besteuerung von Dieselkraftstoff, so die TT. Zwar würden die bisherigen Aktionen wie Tempolimits gelobt, aber die EU erwartet sich einen konkreten Zeitplan für eine substanzielle Reduktion der Schadstoffe, hieß es. Die für Umweltagenden zuständige LHStv. Ingrid Felipe (Grüne) erklärte in einer Aussendung am Samstag, dass sie die Einschätzung der EU-Kommission teile, dass Österreich mehr unternehmen muss, um die hohen Schadstoffwerte in der Luft zu reduzieren. Felipe appellierte daher an die Bundesregierung, Diesel und Mauten zu verteuern und öffentliche Verkehrsmittel zu verbilligen. Das Rezept sei einfach, scheitere aber am politischen Willen. Zudem müsse die Bundesregierung bei der Lkw-Maut Farbe bekennen, so Felipe: Der Brenner ist bereits heute der mit Abstand billigste Alpenpass und die Bundesregierung reduziert die Maut hier noch einmal. Unverständlich sei, warum Lkw-Verkehr mit billigem Diesel und billigen Mauten ins Inntal gelockt werde. Felipe kündigte an, die Themen Vertragsverletzungsverfahren und Luftgüte auf die Tagesordnung der im April stattfindenden Konferenz aller Verkehrslandesräte zu setzen.
| 3Wirtschaft
|
Europas Aktienmärkte konnten schwere Kursverluste im Tagesverlauf noch reduzieren. Der Kurssturz an Chinas Börsen hat die Aktienmärkte und Rohstoffe wie Öl am Donnerstag stark belastet. Der europäische Index für Schwergewichte, Euro Stoxx 50, büßte zeitweise um 3,6 ein, der Wiener ATX verlor vorübergehend fast fünf Prozent. Der deutsche Leitindex Dax rutschte erstmals seit vergangenem Oktober wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten. Die Stimmung nimmt vor allem bei Kleinanlegern allmählich panische Züge an, sagte ein Börsianer. Experten der DZ Bank rieten allerdings, die niedrigeren Kurse zum Einstieg zu nutzen. Der Kursrutsch des Dax sei anders als der Absturz der chinesischen Börsen nicht gerechtfertigt. An der Wall Street fielen der Dow-Jones- und der S&P-500-Index zunächst um je rund zwei Prozent. Die Entscheidung der chinesischen Börsen, die automatische Unterbrechung des Handels ab Freitag vorläufig auszusetzen, machte den Anlegern aber etwas Mut. Im Schlepptau der New Yorker Aktienmärkte grenzten die europäischen Börsen ihre Verluste ein. Die Furcht vor einer schwächeren China-Nachfrage schlug auch an den Rohstoffmärkten voll durch: Der Preis für die Nordsee-Rohölmarke Brent rutschte um bis zu sechs Prozent ab. Mit 32,16 Dollar kostete ein Fass (159 Liter) so wenig wie zuletzt im April 2004. Das schwarze Gold leidet neben den Konjunktursorgen unter einer weltweiten Überproduktion. Am Nachmittag stabilisierten sich die Preise etwas. Bei den Industriemetallen geriet der Preis für Kupfer mit einem Abschlag von vier Prozent auf 4430 Dollar je Tonne besonders unter Druck. Kein Land fragt so viel von diesem vor allem in der Baubranche verwendeten Metall nach wie China. Gold war dagegen als sicherer Hafen gefragt und legte 0,8 Prozent auf 1102,80 Dollar je Feinunze zu. Am Aktienmarkt warfen die Anleger vor allem Autowerte aus ihren Depots; die Branche hatte zuletzt stark vom Boom in China profitiert. So verloren die Titel von Volkswagen, BMW und Daimler besonders stark. Der Preisverfall an den Rohstoffmärkten setzte den Aktien von Ölkonzernen wie BP oder Total zu. In Wien kam der Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann besonders stark unter Druck, auch die Immobiliengesellschaften CA_Immo und Immofinanz wurden auf den Markt geworfen. In New York tendierten Technologieaktien schwächer. Yahoo kam nach einem Bericht des Nachrichtenportals Business Insider über den Abbau von 1000 Arbeitsplätzen besonders unter Druck. Apple leidet unter Befürchtungen, dass sich das iPhone künftig schlechter verkaufe.
| 3Wirtschaft
|
ÖFB-Stürmer Janko trifft beim 2:0-Sieg für Basel vom Punkt – BVB bangt um verletzten Reus – Napoli führt Midtjylland 5:0 vor – Liverpool unter Klopp weiter auf Erfolgskurs. Wien – Neben Rapid Wien haben am Donnerstag auch Borussia Dortmund, SSC Napoli und Molde FK vorzeitig den Aufstieg in die K.o.-Phase der Fußball-Europa-League geschafft. Marc Janko feierte mit dem FC Basel einen wichtigen Sieg und trat erneut als Torschütze in Erscheinung. Beim 2:0 gegen Belenenses in Lissabon traf der ÖFB-Legionär in der Nachspielzeit der ersten Hälfte vom Elfmeterpunkt. Für den 32-Jährigen war es der erste Europa-League-Treffer im Dress der Schweizer. Eine zweite gute Möglichkeit vergab der Niederösterreicher alleine vor dem gut reagierenden Keeper Hugo Ventura (52.). In der 64. Minute machte Breel Embolo, der vor Jankos Penalty gefoult worden war, mit seinem Treffer den Sack zu. Basel führt die Tabelle der Gruppe I mit neun Punkten an, der Abstand zum dritten Platz beträgt fünf Punkte. Damit steht die Tür Richtung Sechzehntelfinale schon weit offen. Zweiter ist AC Fiorentina, das sich bei Lech Posen 2:0 durchsetzte. Dortmund fixierte den Aufstieg mit einem 4:0-Heimsieg gegen FK Qäbälä aus Aserbaidschan, verlor dabei aber Marco Reus. Der Offensivstar zog sich eine Leistenverletzung zu, die zumindest einen Einsatz am Wochenende im Derby gegen Schalke 04 unwahrscheinlich erscheinen lässt. Napoli setzte sich gegen Dänemarks Meister Midtjylland ebenso souverän mit 5:0 durch. Bei Midtylland spielte der frühere ÖFB-Nationalspieler Daniel Royer im linken Mittelfeld durch, Landsmann Martin Pusic wurde in der zweiten Hälfte eingewechselt (62.). Molde fixierte den Einzug in die Runde der letzten 32 mit einem 2:1 bei Celtic Glasgow. Der entthronte norwegische Meister ist in der Gruppe A mit den übrigen Gegnern Ajax Amsterdam und Fenerbahce Istanbul weiter ungeschlagen. Dasselbe gilt für Liverpool, das unter Neo-Trainer Jürgen Klopp den dritten Pflichtspielsieg in Serie einfuhr. Das Goldtor beim 1:0 auswärts gegen Rubin Kasan erzielte Youngster Jordon Ibe (52.). In der Europa League hatten die Reds zuvor dreimal nur Unentschieden gespielt. Nicht zum Einsatz kamen die übrigen Österreicher. Kevin Wimmer nahm beim 2:1-Sieg von Tottenham Hotspur gegen Anderlecht ebenso auf der Bank Platz wie Augsburg-Torhüter Alexander Manninger und Schalke-Schlussmann Michael Gspurning. Während Augsburg AZ Alkmaar 4:1 abfertigte, kam Schalke bei Sparta Prag nicht über ein 1:1 hinaus. Für die Königsblauen war es das fünfte Spiel in Serie ohne Sieg. Das Tor der Tschechen besorgte der Ex-Austrianer David Lafata (6.). Eine Überraschung gelang dem albanischen Club Skenderbeu, der gegen Sporting Lissabon 3:0 gewann. Die Portugiesen mussten nach einer Roten Karte gegen Torhüter Rui Patricio in der 17. Minute allerdings lange mit zehn Mann auskommen. Der frühere Rapid-Stürmer Robert Beric erzielte beim 3:0-Erfolg von AS St. Etienne über Dnipro Dnipropetrowsk den zweiten Europa-League-Treffer für seinen neuen Verein. (APA, 5.11.2015) Gruppenphase, 4. Runde: Gruppe A: Celtic Glasgow – Molde FK 1:2 (1:2) Tore: Commons (26.) bzw. Elyounoussi (21.), D. Hestad (37.). Rot: Bitton (Celtic/77.) Ajax Amsterdam – Fenerbahce Istanbul 0:0 Gruppe B: Rubin Kasan – Liverpool 0:1 (0:0) Tor: Ibe (52.) FC Sion – Girondins Bordeaux 1:1 (0:0) Tore: Salatic (94.) bzw. Th. Toure (67.) Gruppe C: FC Krasnodar – PAOK Saloniki 2:1 (1:0) Tore: Ari (33.), Joaozinho (67./Elfer) bzw. Mak (91.) Borussia Dortmund – Qäbälä 4:0 (2:0) Tore: Reus (28.) Aubameyang (45.), Zenjov (67./Eigentor), Mchitarjan (70.) Gruppe D: Club Brügge – Legia Warschau 1:0 (1:0) Tor: Meunier (38.) SSC Napoli – Midtjylland 5:0 (3:0) Tore: El Kaddouri (13.), Gabbiadini (23., 38.), Maggio (54.), Callejon (77.). Midtjylland: Royer spielte durch, Pusic ab 62. Gruppe E: Dinamo Minsk – Villarreal 1:2 (0:0) Tore: Vitus (69.) bzw. Doldado (72./Elfer), Politewitsch (86./Eigentor) Viktoria Pilsen – Rapid Wien 1:2 (0:1) Tore: Schobesberger (13., 77.) bzw. Holenda (71.) Gruppe F: Olympique Marseille – SC Braga 1:0 (1:0) Tor: NKoudou (39.) FC Groningen – Slovan Liberec 0:1 (0:0) Tor: Padt (81./Eigentor) Gruppe G: Rosenborg Trondheim – Lazio Rom 0:2 (0:2) Tore: F. Djordjevic (9., 29.). Rot: Keita Balde (Lazio/83.) AS St. Etienne – Dnipro Dnipropetrowsk 3:0 (1:0) Tore: Monnet-Paquet (38.), Beric (52.), Hamouma (65.) Gruppe H: Besiktas Istanbul – Lok Moskau 1:1 (0:0) Tore: Quaresma (58.) bzw. Niasse (76.). Besiktas ohne Kavlak (verletzt) Skenderbeu – Sporting Lissabon 3:0 (2:0) Tore: Lilaj (14., 19./Elfer), Nimaga (56.). Rot: Rui Patricio (Sporting/17.) Gruppe I: Belenenses Lissabon – FC Basel 0:2 (0:1)Tore: Janko (45.+1/Elfer), Embolo (64.). Basel: Janko spielte durch Lech Posen – ACF Fiorentina 0:2 (0:1) Tore: Ilicic (42., 03.) Gruppe J: Karabach Agdam – AS Monaco 1:1 (1:0) Tore: Armenteros (39.) bzw. Cavaleiro (72.) Tottenham Hotspur – RSC Anderlecht 2:1 (1:0) Tore: Kane (29.), Dembele (87.) bzw. Ezekiel (72.). Tottenham: Wimmer Ersatz Gruppe K: Sparta Prag – FC Schalke 04 1:1 (1:1) Tore: Lafata (6.) bzw. Geis (20./Elfer). Schalke: Gspurning Ersatz Asteras Tripolis – APOEL Nikosia 2:0 Gruppe L: FC Augsburg – AZ Alkmaar 4:1 (2:1) Tore: Bobadilla (24., 33., 74.), Ji (66.) bzw. Janssen (45.+1). Augsburg: Manninger Ersatz Athletic Bilbao – Partizan Belgrad 5:1 (3:1) Tore: Williams (15., 19.), B. Etxebarria (40.), Aduriz (71.), Elustondo (81.) bzw. Oumaru (17.)
| 4Sport
|
Der Kader für die letzte Vorbereitungsphase auf die EM ist nominiert. Valentino Lazaro bekommt eine Chance. Wien – Eine Tugend von Marcel Koller ist die Verlässlichkeit. Der Mann ist konsequent – was liegt, das pickt. Also sind seine Kaderbekanntgaben selten spektakulär, er zaubert keine Wunderwuzzis aus dem Hut. Kopfschütteln und Staunen sind abgeschafft. Seit rund vier Jahren. Am Donnerstag saß Österreichs Teamchef unter dem Dach der Urania, besondere Anlässe bedürfen eines speziellen Rahmens. Normalerweise spricht er bei solchen Terminen im Medienzentrum des Happel-Stadions, ein Ort, der an Charme überbietbar ist. Grüß Gott, sagt er immer und überall. Das Aufgebot ist jenes, das bei der EM in Frankreich geigen soll, das Überstehen der Gruppenphase gilt als Minimalziel, Zugaben sind erwünscht. Koller nominierte nur 24 Spieler, es hätten auch 30 sein können. Zur EM dürfen 23, die Namen müssen bis 31. Mai kurz vor Mitternacht mitgeteilt werden. Sollte sich danach einer verletzen, kann er, der eine, ersetzt werden. Ein Zweiter nicht. Am 14. Juni geht personell nix mehr, an diesem Tag trifft Österreich in Bordeaux auf Ungarn. Zunächst geht es einmal ins Trainingslager nach Laax in die Schweiz. Einrückungstermin ist der 22. Mai, die Veranstaltung startet spektakulär, Gemeindepräsident Adrian Steiger begrüßt die illustren Gäste. Trainingslager ist relativ. Es wird individuell gearbeitet, sagte Koller. Es geht darum, die Köpfe freizubekommen, sich von den Strapazen der Saison zu erholen. Jeder Einzelne soll das bekommen, was er braucht. Einige Spieler treffen erst verspätet ein. David Alaba hat am 21. Mai in Berlin noch das Pokalfinale mit Bayern gegen Dortmund zu erledigen, er ist für den 24. avisiert. In der deutschen Bundesliga ist die Abstiegsfrage nicht geklärt, die Stuttgarter Florian Klein und Martin Harnik sind akut gefährdet. Bremens Zlatko Junuzovic droht die Relegation gegen Nürnberg, sie wird am 18. und 23. ausgetragen. Das Trio kommt irgendwann nach Laax. Die Schweiz-Legionäre Marc Janko und Jakob Jantscher sind am 25. noch in der Liga beschäftigt, sie sind ab dem 28. eingeplant. Janko ist nach seiner Muskelverletzung wieder ins Mannschaftstraining beim FC Basel eingestiegen, auch Dynamo Kiews Aleksander Dragovic macht nach dem Bänderriss alle Übungen mit. Koller ist beruhigt. Wir werden in Laax die Belastungen steuern. Weshalb er nicht das volle Kontingent ausschöpft? Mehr Leute würden nur mehr Unruhe bringen. Es geht doch darum, das Ganze zu festigen, die Automatismen zu trainieren. Sollen bei taktischen Einheiten sieben Leute von der Tribüne aus zuschauen? Aus der österreichischen Liga sind nur Austrias Tormann Robert Almer und Salzburgs Valentino Lazaro dabei. Lazaro ist gerade noch auf den Zug gesprungen. Guido Burgstaller, Florian Kainz oder Karim Onisiwo, um nur drei zu nennen, verpassten ihn. Vorerst. Ob Lazaro der Wackelkandidat ist? Koller: Ich nenne keinen Namen, das wäre kontraproduktiv. Es gehört zu meinem Job, schwierige Entscheidungen zu treffen. In Laax soll es geordnet locker zugehen. Es wird gewandert, Rad gefahren, Golf gespielt. Auf freiwilliger Basis. Koller: Wer stattdessen lieber Fußball spielt, darf das. Am 26. Mai wird gegen den Sechstligisten US Schluein Ilanz geprobt, ein verpflichtender Programmpunkt. Der ORF überträgt den Hit live (17.45), der Wahnsinn nimmt seinen Lauf. Die Tests gegen Malta (31. Mai, Klagenfurt) und die Niederlande (4. Juni, Wien) dienen der Annäherung an Frankreich. Koller: Das Ergebnis hat nicht die oberste Priorität. Mit Infos über die EM-Gegner Ungarn, Portugal und Island werden die Spieler in Laax nicht gequält. Koller hält das für verfrüht. Der 55-Jährige äußerte den Wunsch, dass Transfers rechtzeitig erledigt werden. Das große Kribbeln soll dann am 8. Juni einsetzen, wenn der Flieger nach Avignon abhebt. Der Schweizer verspürt noch keine Nervosität. Eine Anspannung habe ich immer erst kurz vor dem Spiel, das ist eine positive Anspannung, die ich brauche. Was er vielleicht nicht braucht, aber worüber er sich schon sehr freut, ist das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien. Bürgermeister Michael Häupl verleiht es am Freitag. (Christian Hackl, 12.5.2016) Der Großkader: Tor: Robert Almer (Austria Wien/27 Länderspiele)Heinz Lindner (Eintracht Frankfurt/7)Ramazan Özcan (Ingolstadt/6) Abwehr: Aleksandar Dragovic (Dynamo Kiew/45/1 Tor)Christian Fuchs (Leicester/74/1)György Garics (Darmstadt/41/2)Martin Hinteregger (Mönchengladbach/12/0)Florian Klein (Stuttgart/35/0)Sebastian Prödl (Watford/56/4)Markus Suttner (Ingolstadt/15/0)Kevin Wimmer (Tottenham/3/0) Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/44/11Marko Arnautovic (Stoke/50/10)Julian Baumgartlinger (Mainz/43/1)Martin Harnik (Stuttgart/56/14)Stefan Ilsanker (RB Leipzig/14/0)Jakob Jantscher (Luzern/21/1)Zlatko Junuzovic (Werder Bremen/46/7)Valentino Lazaro (RB Salzburg/4/0)Marcel Sabitzer (RB Leipzig/16/3)Alessandro Schöpf (Schalke 04/2) Angriff: Lukas Hinterseer (Ingolstadt/8/0)Rubin Okotie (1860 München/16/2)Marc Janko (Basel/52/26) Auf Abruf: Daniel Bachmann (Stoke/0)Andreas Lukse (Altach/0) Stefan Lainer (RB Salzburg/0)Andreas Lienhart (Altach/0)Michael Madl (Fulham/0)Emanuel Pogatetz (Union Berlin/61/2)Andreas Ulmer (RB Salzburg/3) Guido Burgstaller (Nürnberg/9/0)Florian Grillitsch (Werder Bremen/0)Andreas Ivanschitz (Seattle/69/12)Florian Kainz (Rapid/0)Veli Kavlak (Besiktas/31/1)Yasin Pehlivan (RB Salzburg, 17/0)Louis Schaub (Rapid/0) Michael Gregoritsch (Hamburger SV/0)Karim Onisiwo (Mainz/1/0)
| 4Sport
|
Kapitalkontrollen bleiben in Kraft – Bürger bekommen erste Steuererhöhungen zu spüren – Neuer Arbeitsminister kündigt harte Verhandlungen an. Athen – Nach drei Wochen öffnen die Banken in Griechenland am Montag wieder. Die Kapitalverkehrskontrollen bleiben nach einem Erlass der Regierung jedoch in Kraft. Zugleich werden erste Folgen des neuen Sparkurses für die Bevölkerung spürbar. So steigt die Mehrwertsteuer für viele Produkte und Dienstleistungen des alltäglichen Lebens deutlich. Ministerpräsident Alexis Tsipras stellte unterdessen seine neuen Mannschaft vor, mit der er die Abmachungen mit den internationalen Geldgebern erfüllen will. In Deutschland hielt der Streit über den Vorschlag von Finanzminister Wolfgang Schäuble an, Griechenland könne zeitweise aus dem Euro aussteigen. Für die griechischen Bürger erleichterte die Regierung die Bedingungen für die Versorgung mit Bargeld. Seit Schließung der Banken am 29. Juni durften sie pro Tag 60 Euro an Geldautomaten abheben. Nun können sie sich auch mehr Geld auf einmal auszahlen lassen. Allerdings bleibt die Höchstgrenze bei 420 Euro pro Woche. Die Banken rechnen bei ihrer Wiedereröffnung zwar mit langen Schlangen, aber nicht mit größeren Problemen. Die Chefin des Bankenverbandes rief die Griechen auf, ihr Geld wieder auf ihre Konten einzuzahlen. Damit könne die Liquidität der Wirtschaft gestärkt werden, sagte Louka Katseli im TV-Sender Skai. Aus Angst vor einem Staatsbankrott hatten viele Griechen ihr Geld abgehoben und es lieber zu Hause gehortet. Dadurch drohten die Banken auszubluten. Das alltägliche Leben dürfte allerdings teurer werden. Die Mehrwertsteuer steigt für bestimmte Lebensmittel, Mahlzeiten in Restaurants und für öffentliche Verkehrsmittel auf 23 von 13 Prozent. Das war eine der Bedingungen der Gläubiger für die Aufnahme von Verhandlungen über ein drittes Milliarden-Hilfspaket, auf die sich Tsipras nun mit einem neuen Kabinett vorbereitet. Der Regierungschef hatte das Kabinett umgebildet, weil ihm Minister bei einer Parlamentsabstimmung über das Abkommen mit der Euro-Gruppe die Gefolgschaft verweigert hatten. Die Zustimmung zu den Reformen hatte Tsipras nur dank der Unterstützung der Opposition erhalten. In dieser Woche stehen im Parlament weitere Abstimmungen über das Reformpaket an. Der neue Arbeitsminister, George Katrougalos, kündigte kurz nach der Vereidigung am Samstag harte Verhandlungen über das neue Kreditprogramm an. Unser Ziel ist es, das Abkommen nicht einfach abzusegnen, sondern entschieden um die Konditionen zu kämpfen. Es gebe viele schwammige Bedingungen in dem Text. Eine Vereinbarung müsse sozial gerecht sein, sagte der Minister, der die von den Gläubigern verlangte Rentenreform einbringen muss. Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte dem klammen Land Schuldenverhandlungen in Aussicht. Über längere Kreditlaufzeiten und geringere Zinsen könne zu einem späteren Zeitpunkt gesprochen werden, sagte sie in der ARD. Einen klassischen Schuldenschnitt lehnt Merkel jedoch ab. Trotz der Kehrtwende von Tsipras bleiben die Zustimmungswerte für ihn hoch. Bei einer Neuwahl, die Innenminister Nikos Voutsis für September oder Oktober ins Spiel gebracht hat, kann er einer Umfrage zufolge sogar auf die absolute Mehrheit hoffen. In einer in der linksgerichteten Zeitung Efimerida Ton Syntaknon veröffentlichten Erhebung kommt seine Syriza-Partei auf 42,5 Prozent und damit auf knapp sechs Prozent mehr als bei der Wahl im Januar. Damals fehlten Tsipras zwei Mandate. Die größte Oppositionspartei Nea Dimokratia erhielte derzeit nur 21,5 Prozent. Zudem sprachen sich 70 Prozent für das neue Hilfsprogramm aus, wenn Griechenland damit in der Euro-Zone bleiben kann. Die Gespräche darüber sollen in dieser Woche aufgenommen werden. Der Bundestag gab am Freitag grünes Licht dafür. In Deutschland ging der Koalitionsstreit über Schäubles Grexit-Vorschlag in eine neue Runde. SPD-Chef Sigmar Gabriel warf dem Finanzminister Unvernunft vor. Herr Schäuble hat die SPD gegen sich aufgebracht, sagte der Vize-Kanzler dem ZDF. Auch mit Kanzlerin Angela Merkel sei Schäuble in einem Riesenkonflikt. Schäuble räumte Differenzen mit Merkel ein. In einem Spiegel-Interview verwies er zudem darauf, dass ein Minister zurücktreten könne, wenn er zu etwas gezwungen werde. Unions-Fraktionschef Volker Kauder sieht aber keine Belastung für die weitere Zusammenarbeit der Koalition. Er sagte, alle sollten sich nun auf das dritte Hilfspaket konzentrieren. Die EU-Kommission erwartet ein Abkommen bis Mitte August. Bis dahin bekommt Griechenland eine Brückenfinanzierung von sieben Milliarden Euro über einen Finanztopf der EU, weil die Staatskassen völlig leer sind. Darüber soll das Land am Montag eine Überweisung an die EZB in Höhe von 4,2 Milliarden Euro sowie an den IWF von mehr als zwei Milliarden Euro bestreiten. (Reuters, 18.7.2015)
| 3Wirtschaft
|
Hersteller hatte sich Domain nicht ausreichend lang gesichert und bedauert Vorfall. Heinz Ketchup hat unabsichtlich für eine Porno-Website Werbung gemacht: Wer einen QR-Code auf manchen Flaschen scannt, gelangt auf die Website fundorado.com, die Camsex Girls und Kontaktanzeigen anbietet. Eigentlich sollte der QR-Code zu Heinz führen, Kunden hätten sich so ein eigenes Etikett für Ketchup-Flaschen gestalten können. Via Facebook beschwerte sich ein Kunde über die peinliche Aktion. Daraufhin löste Heinz das Rätsel: Die Werbekampagne Sags mit Heinz ist ausgelaufen, der Pornohersteller hatte sich daraufhin die entsprechende Domain gesichert. Restposten mit dem nunmehr falschen QR-Code sind aber noch im Handel. Leider können wir daher nicht kontrollieren, welche Seite stattdessen angezeigt wird, erklärte Heinz auf Facebook. Der Kunde kommt nun doch in den Genuss eines eigenen Etiketts, verspricht der Hersteller. Gegenüber der Bild-Zeitung spricht der Lebensmittelkonzern vom denkbar ungünstigsten Fall. Wie der Nutzer richtig anmerkt: So teuer wäre es eigentlich nicht, sich Domains ein bis zwei Jahre länger zu sichern.
| 0Web
|
20-jähriger Marios Pechlivanis wechselt ablösefrei von APOEL Nikoria und soll "auf Perspektive eine echte Verstärkung werden". Wien – Der FK Austria Wien hat sich für die kommende Fußball-Meisterschaft mit Marios Pechlivanis aus Zypern verstärkt. Der 20-jährige Stürmer wechselte ablösefrei von APOEL Nikosia und erhielt einen Vertrag bis 2017 (mit Option auf ein weiteres Jahr), nachdem er zuvor schon einige Wochen mit den Veilchen mittrainiert hatte. Sportdirektor Franz Wohlfahrt erwartet vor allem mittelfristig viel von dem Neuzugang: Wir werden ihn behutsam aufbauen. Er hat absolut das Zeug, auf Perspektive eine echte Verstärkung für uns zu werden.
| 4Sport
|
Absichtserklärung in St. Petersburg unterzeichnet – OMV prüft auch Beteiligung an Förderung im westsibirischen Öl- und Gasfeld Urengoy. St. Petersburg/Wien – Die OMV hat mit dem russischen Gaskonzern Gazprom sowie mit E.ON und Shell eine Absichtserklärung über eine Beteiligung am Ausbau der Gaspipeline Nord Stream unterzeichnet. Außerdem habe man vereinbart, eine Zusammenarbeit beim russischen Öl- und Gasfeld Urengoy (Urengoj) zu prüfen, gab die OMV am Donnerstag bekannt. Das sind Evaluierungen und es handelt sich um ein unverbindliches Memorandum of Understanding bezüglich dieser beiden Ideen, erklärt ein OMV-Sprecher. Die Erklärung wurde von OMV-Vorstand Manfred Leitner und Gazprom-Chef Alexej Miller am Rande des St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforums unterzeichnet, auf dem sich traditionell russische Wirtschaftsbosse und ihre ausländischen Partner treffen. Wir evaluieren eine Beteiligung am Ausbau an Nord Stream sowie von Upstream-Entwicklungen in Urengoy, wo es um zwei Projekte im Bereich Gas und Gaskondensate in Area 4 und Area 5 geht, kommentierte der OMV-Sprecher. Über Details sei Stillschweigen vereinbart worden. Konkret geht es bei dem von Gazprom und seinen Partnern angedachten Ausbau von Nord Stream um die Errichtung von zwei weiteren Pipeline-Röhren, die von Russland über die Ostsee nach Deutschland führen und insgesamt 55 Mrd. Kubikmeter Gas transportierten sollten. Laut einer Gazprom-Pressemitteilung sprach OMV-Vorstand Leitner bei der Zeremonie von einem wichtigen Schritt, der zu einer bedeutenden Erhöhung der Sicherheit von Gaslieferungen nach Zentraleuropa und der Verstärkung von Baumgarten in Österreich als Gashub führen werde. Vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine versuchte der russische Staatskonzern Gazprom zuletzt, die Bedeutung der über ukrainisches Territorium nach Mitteleuropa laufenden Gasleitung zu reduzieren. Gazprom und OMV hatten zuletzt im Juni 2014 einen Vertrag über den Bau der damals geplanten South-Stream-Pipeline in Wien unterzeichnet. Wladimir Putin hatte dieses Projekt im Dezember 2014 jedoch bei einem Staatsbesuch in der Türkei überraschend abgesagt. Derzeit planen Russland und die Türkei den Bau einer neuen Pipeline namens Turkish Stream am Grund des Schwarzen Meeres, die auch nach Griechenland führen könnte.
| 3Wirtschaft
|
Neue Analysen belegen, dass damit auch die Entwicklung des Menschen nicht maßgeblich von Klimaänderungen beeinflusst wurde. Berlin – Eine in der Fachwelt verbreitete Auffassung geht davon aus, dass wichtige Entwicklungsschritte bei afrikanischen Säugetieren – und damit auch beim Mensch – in der Regel mit großen, schnellen Klimaänderungen verbunden waren. Dem widersprechen allerdings zahlreiche Funde, die eher darauf hinweisen, dass die Evolution des Mensch und der anderen Säugetiere graduell und kontinuierlich erfolgte. Deutsche Wissenschafter haben nun in einer breit angelegten Studie anhand von ostafrikanischen Säugetieren, die vor mehreren Millionen Jahren lebten, neue Belege für die These der kontinuierlichen Evolution gefunden. Die beiden Forscher Faysal Bibi (Museum für Naturkunde Berlin) und Wolfgang Kiessling (Museum für Naturkunde Berlin und Universität Erlangen-Nürnberg) befassten sich vor allem mit dem späten Pliozän und dem frühen Pleistozän zwischen vier und einer Million Jahre vor heute. Die Wissenschafter untersuchten insbesondere die Zusammensetzung der Tierwelt, die Dauer zwischen Entstehung und Aussterben von Arten sowie die Biomasse insgesamt. Dabei konnten die beiden Forscher feststellen, dass es bei allen untersuchten Kriterien zu kontinuierlichen Änderung kam. Evolutionäre Änderungen waren nicht auf kurze Zeitabschnitte beschränkt, abrupte Klimaänderungen waren in jenem Zeitabschnitt nicht die Hauptursache für das Aussterben von Tierarten. Große evolutionäre Veränderungen, einschließlich neuer menschlicher Eigenschaften wie der Vergrößerung des Gehirns, des aufrechten Gangs und der Nutzung von Werkzeug, waren demnach vielmehr Teil langfristiger, kontinuierlicher Änderungen. Diese dürften nicht allzu sehr von plötzlichen klimatischen Veränderungen beeinflusst worden sein. Das globale Klima hatte in dieser Periode zwar sicherlich Einfluss auf die Evolution, aber eher über sehr große Zeiträume, im Bereich von Jahrmillionen, wie die Wissenschafter im Fachjournal Pnas berichten. Bei viel kürzeren Zeiträumen, im Bereich von hunderttausend Jahren, spielten lokale Umweltveränderungen, beispielsweise die Tektonik, und Wechselwirkungen zwischen Arten, wie der Wettkampf um Ressourcen, höchstwahrscheinlich eine wesentlich wichtigere Rolle für die beobachteten Muster der Veränderung des Artenspektrums.
| 7Wissenschaft
|
Justizministerium: Im Ausland geschlossene Mehrfachehen sind in Österreich nicht automatisch nichtig. Wien – In Österreich ist die Rechtslage unmissverständlich. Polygamie, also die Vielehe, ist laut dem heimischen Ehegesetz klar verboten. Eine Ehe ist nichtig, wenn ein Teil zur Zeit ihrer Schließung mit einer dritten Person in gültiger Ehe oder eingetragener Partnerschaft lebte, heißt es in Paragraf 24. Wie aber geht Österreich mit Zuwanderern um, die im Ausland rechtmäßig polygame Ehen eingegangen sind? Schließlich ist es in einigen afrikanischen und arabischen Ländern erlaubt, zwei oder mehr Frauen zu heiraten. Darauf wollte die Team-Stronach-Abgeordnete Martina Schenk im Rahmen einer parlamentarischen Anfrageserie Antworten. Kein Nichtigkeitsgrund Jene des Justizministeriums zeigt, dass das Thema juristisch nicht ganz einfach ist. Wenn eine Mehrfachehe nämlich im Herkunftsland zulässig war, so ist rein theoretisch in Österreich kein Nichtigkeitsgrund gegeben, wie das Ressort von Minister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) schreibt. Allerdings ist dabei noch das internationale Privatrecht zu berücksichtigen. Laut diesem sind Bestimmungen dann nicht anzuwenden, wenn sie mit den Grundwertungen der österreichischen Rechtsordnung unvereinbar sind. Die Gerichte in Österreich müssten also im Einzelfall prüfen, ob diese Unvereinbarkeit gegeben ist. Je stärker der Inlandsbezug ist – etwa in Form eines gewöhnlichen Aufenthalts – desto weniger werden befremdliche Ergebnisse der Anwendung ausländischen Rechts hingenommen, meint das Justizministerium. In Deutschland sind beispielsweise polygame Ehen dann anzuerkennen, wenn es um Ansprüche (Alimente) der beiden Ehefrauen gegen den Mann geht. Ein solcher Fall könnte in Österreich durchaus ähnlich entschieden werden. Nach Auskunft des Justizministeriums sind nämlich Kinder aus Vielehen, die im Ausland rechtsgültig geschlossen wurden, in der Regel als ehelich anzusehen. Nach österreichischem Recht würden nämlich auch Kinder aus nichtigen Ehen als ehelich gelten. Generell gebe es bisher aber kaum Judikatur zu dem Thema, heißt es. Der STANDARD wollte vom Ressort auch wissen, wie häufig der Staat Nichtigkeitsklagen im Zusammenhang mit Polygamie einleitet. Neben den aktuellen und früheren Partnern darf schließlich auch die Staatsanwaltschaft Anträge auf Nichtigkeit von Ehen stellen. Statistiken dazu liegen allerdings nicht vor. Zudem geht eine Sprecherin davon aus, dass der Hauptanwendungsfall der Nichtigkeitsklagen klassische Heiratsschwindler seien. Aber wie gesagt: Konkrete Zahlen gibt es nicht. Juristisch klar ist laut Innenministerium: Ein Ehemann darf im Rahmen der Familienzusammenführung keine Zweit- oder Drittfrauen nach Österreich nachholen. In diesem Fall würde laut Innenressort ein klarer Widerspruch zu den Grundwerten der österreichischen Rechtsordnung vorliegen. Selbiges gelte auch für Ehen mit Minderjährigen. Denn: Ein Ehepartner, der im Rahmen der Familienzusammenführung nach Österreich kommen will, muss das 21. Lebensjahr bereits vollendet haben. Schlechte Datenlage Wissen wollte Team-Stronach-Abgeordnete Schenk auch noch, ob es Zahlen dazu gibt, wie viele Zweit- oder Drittfrauen am Arbeitsmarkt integriert sind oder von Sozialhilfe leben. Auch dazu gibt es allerdings keinerlei Datenmaterial, wie das Sozialministerium von Alois Stöger (SPÖ) mitteilte. Aus Sicht des Ressorts besteht auch kein Bedarf nach einer Erhebung solcher Daten. Alle involvierten Ministerien sind einig: Die aktuelle Rechtslage sei ausreichend.
| 5Inland
|
Ermittlungen gegen stellvertretende Bürgermeisterin Lu Xiwen. Peking – Chinas Kommunistische Partei hat Ermittlungen wegen Korruption gegen ihre stellvertretende Parteichefin in Peking eingeleitet. Gegen die 60-jährige Lu Xiwen werde wegen des Verdachts auf ernstzunehmende Verstöße gegen die Disziplin ermittelt, teilte die Anti-Korruptions-Kommission der KP am Mittwoch online mit. Das ist in China eine gängige Formulierung bei Korruptionsverdacht. Lu ist auch Vizebürgermeisterin der chinesischen Hauptstadt und nicht stimmberechtigtes Mitglied des KP-Zentralkomitees. Laut Berichten von Staatsmedien ist Lu die ranghöchste weibliche Funktionärin, gegen die seit dem Amtsantritt von Präsident Xi Jinping vor mehr als zwei Jahren ermittelt wird. Xi hat ein großangelegtes Anti-Korruptions-Programm gestartet, das schon mehrere Staatsfunktionäre und Unternehmenschefs zu Fall gebracht hat. Erst am Dienstag waren Ermittlungen gegen den stellvertretenden Bürgermeister von Schanghai, Ai Baojun, eingeleitet worden.
| 2International
|
Medien müssten ihre Abhängigkeit von Anzeigen reduzieren, sagt Axel-Springer-Manager Christoph Keese. Bild.de sei profitabel. STANDARD: In einem STANDARD-Interview 2010 haben Sie auf die Frage, ob sich die Gratiskultur im Internet noch stoppen lässt, geantwortet: Ich kenne leider niemanden, der das weiß und beantworten kann. Können Sie diese Frage jetzt, sechs Jahre später, beantworten? Keese: Die Gratiskultur ganz stoppen zu wollen ist wahrscheinlich weder machbar noch wünschenswert. Rein werbefinanzierte Angebote kann es durchaus geben. Wichtig ist, eine funktionierende Zahlkultur zu etablieren. Dabei sind in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte erzielt worden. Die erfolgreichen Bezahlmodelle bei bild.de und welt.de ermutigen uns, diesen Weg weiterzugehen. Mittlerweile setzten schon über 100 deutsche Zeitungsverlage auf Bezahlmodelle. Einige davon hatten das vor ein paar Jahren noch ausgeschlossen. Auf Dauer wird es vermutlich so sein wie im Fernsehen – mit Bezahlfernsehen und kostenlosen Sendern. STANDARD: Bild.de hat 310.000 User, die für exklusive Inhalte auf Bild Plus zahlen. Wird das Portal einmal komplett hinter einer Bezahlschranke verschwinden? Keese: Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht. Bei jedem einzelnen Artikel wird entschieden, ob er kostenlos oder im Abo angeboten wird. Viele Befürchtungen, die anfangs geäußert wurden, haben sich nicht bestätigt. Heute ist klar: Zahlen schreckt Menschen nicht davon ab, Artikel zu lesen. Im Gegenteil. Was einen Preis hat, hat einen Wert. STANDARD: Welche Artikel animieren zum Zahlen? Nachrichten, Society oder Sport? Keese: Das lässt sich nicht pauschal sagen und ändert sich auch. Die Stärke des Modells ist, dass es sich flexibel handhaben lässt. Die Redaktion entscheidet jeden Tag aufs Neue. Vor Einführung von Bezahlmodellen wurde vermutet, dass Leser nur für exklusive Inhalte zahlen würden. Das hat sich nicht bewahrheitet. Es kommt weniger auf die Exklusivität einer Geschichte an, als auf den Ton, in dem sie erzählt wird. Das Wie ist mindestens so wichtig wie das Was. Durch das Wie kann man sich von der Konkurrenz unterscheiden, auch wenn das Thema überall auf der Welt kostenlos verfügbar ist. STANDARD: Auch bei einer nüchtern gehaltenen Meldung der deutschen Nachrichtenagentur dpa? Keese: Das würde ich bezweifeln. Aber eine Geschichte, die auf einer dpa-Meldung aufbaut und eigene Recherchen in der besonderen Sprache und Haltung der Redaktion hinzufügt, findet ihr Publikum auch in Zahlmodellen. STANDARD: Je reißerischer die Überschrift, desto besser die Verkaufszahlen? Keese: Nein, so funktioniert das nicht. Zahlmodelle belohnen Qualität. Sie stellen ein langfristiges Verhältnis zwischen Medium und Publikum her. Wer ein Abo abgeschlossen hat, setzt auf Verlässlichkeit. Gerade das schafft Platz für Kreativität. Natürlich muss man Appetit auf eine Geschichte wecken. Das bedeutet aber nicht, dass man ins Unseriöse abgleitet. Man kann das vielleicht mit Trailern von Kinofilmen vergleichen. Die haben alle ungefähr die gleiche Länge, aber es gibt sehr unterschiedliche Erzählformen, mit denen das Interesse geweckt wird. Dass es reißerische Trailer gibt, heißt nicht, dass alle Trailer reißerisch sind. Im Journalismus darf man keine übertriebenen Erwartungen wecken. Ein Artikelanriss, die Titelseite einer Zeitung, das Cover einer Zeitschrift – das sind immer auch Produktversprechen. Diese Versprechen sollten eingelöst werden. STANDARD: Schreibt bild.de schwarze Zahlen? Keese: Ja, bild.de ist profitabel. Es lohnt sich, nicht allein auf Anzeigen zu vertrauen, sondern auch Vertriebserlöse zu erzielen. Medien sollten sich nicht allzu abhängig von Anzeigen machen. Das macht sie leichter erpressbar. Zwei Standbeine sind besser als eines. Nichts macht so unabhängig wie viele Leserinnen und Leser, die für die Arbeit der Redaktion zahlen. STANDARD: Die verkaufte Auflage der Bild-Zeitung liegt aktuell bei zwei Millionen Exemplaren. Vor fünf Jahren waren es noch drei Millionen. Wie lange wird es die gedruckte Bild noch geben? Keese: Noch sehr lange. Das gilt für alle Zeitungen. Sie werden länger leben, als viele Auguren glauben. Wir glauben an Papier. Es wird immer einen Markt für gedruckte Tageszeitungen und Magazine geben. Nur wird er weitaus kleiner sein als früher. Das an sich ist aber nicht schlimm, denn etwas Aufregendes, Neues ist hinzugekommen: die Digitalisierung. Sie bietet fantastische Möglichkeiten für Journalismus. Es gibt allen Grund, zuversichtlich zu sein. Wir haben uns vorgenommen, die Idee der Zeitung vom Medium Papier zu emanzipieren. Die Idee der Zeitung ist viel größer als das Bedrucken von Papier. Es geht um die verantwortliche Absenderschaft von Information, Kommentar und Unterhaltung – das ist Zeitung, ganz gleich, ob sie auf Papier oder elektronisch erscheint. Verlage stellen sich strategisch am besten so auf, dass es egal wird, ob der von ihnen produzierte Journalismus digital oder auf Papier verbreitet wird. Wir sind auf dem besten Weg dorthin. STANDARD: Die Transformation Axel Springers in ein digitales Medienhaus ist schon seit Jahren im Fluss. Der Großteil der Erlöse fußt auf digitalen Geschäftsfeldern, die aber nicht unbedingt etwas mit Journalismus zu tun haben. Keese: Das ist auch nicht viel anders als früher. Selbst in den Blütezeiten der Zeitung kam der größte Teil der Erlöse aller Verlage aus Anzeigen- und Rubrikenmärkten. Der kleinere Teil kam direkt von Lesern. Heute ist das genauso, auch bei uns. Nur dass viele Rubrikenmärkte heute unter anderer Marke erscheinen. Springer hat eine überzeugende digitale Transformation absolviert: 60 Prozent der Umsätze, 70 Prozent der operativen Gewinne und etwa 80 Prozent der Anzeigenumsätze kommen aus dem Netz. Der Erfolg unserer Rubrikenportale drängt den Journalismus nicht in den Hintergrund. Drei Viertel der digitalen Gesamtreichweite stammt von journalistischen Angeboten. 44 Prozent unserer Erlöse kommen aus dem Segment Bezahlmodelle, also größtenteils aus Journalismus, und rund 27 Prozent der Ergebnisse. Das ist nicht viel anders als zu den Hochzeiten von Print. STANDARD: Ein großes Thema sind Adblocker. Bild.de steuert mit technischen Maßnahmen dagegen, indem die Inhalte für Adblocker-User gesperrt werden. Auf der anderen Seite verlieren Sie mit dieser Maßnahme Reichweite. Sind Sie mit den ersten Erfahrungen zufrieden? Keese: Unsere Initiative gegen Adblocker zeigt Wirkung. Wir gehen rechtlich gegen Adblocker vor und machen unseren Lesern attraktive Angebote. Wir laden sie ein, auf Adblocker zu verzichten. Dadurch konnten wir die Adblocker-Rate um 80 Prozent senken. Die vermarktbare Reichweite von bild.de ist um zehn Prozent gestiegen. Verlage können Adblocker nicht einfach hinnehmen. Journalismus muss bezahlt werden. Leser können nicht erwarten, dass sie weder Geld zahlen noch Anzeigen anschauen. Entweder Leser deaktivieren den Adblocker, oder sie schließen das Spezialabo Bild Smart für monatlich 2,99 Euro ab. Dann bekommen sie Bild Plus ohne Werbung. STANDARD: Sie klagen einerseits mit Eyeo den größten Anbieter von Adblockern, auf der anderen Seite fordern Sie User auf bild.de zum Whitelisting auf und fördern damit deren Geschäftsmodell. Keese: Generell halten wir das Geschäftsmodell der Adblocker für ausbeuterisch. Wenn neben Blacklisting auch noch Whitelisting tritt, ist das besonders verwerflich. Das ist eine Art von Schutzgeldabpressung. Man kann nicht Werbung blockieren mit der Behauptung, Leser vor Werbung schützen zu wollen, und dann hintenherum Geld nehmen, um die Werbung seiner Schutzgeldopfer durchzulassen. STANDARD: Eine andere juristische Auseinandersetzung ist das Leistungsschutzrecht. Werden Sie jemals Geld von Google erhalten? Keese: Ja, da sind wir zuversichtlich. Die VG Media, die unsere Rechte vertritt, hat schon Geld bekommen. Zwar nicht von Google, aber von einer anderen Suchmaschine. Hier ist ein signifikanter sechsstelliger Betrag für die Nutzungsrechte eines Jahres geflossen. Das ist erst der Anfang. Der Gesetzgeber hat klar festgelegt, dass Suchmaschinen und Aggregatoren an Verlage zahlen müssen, wenn sie deren Inhalte nutzen. Google verweigert die Zahlung. Also musste die VG Media den Gerichtsweg einschlagen. Das ist ihre gesetzliche Pflicht. Sie darf sich nicht damit zufriedengeben, wenn ein Nutzer sich weigert, für die Nutzung von Inhalten zu zahlen. Der Rechtsweg geht über vier Instanzen. Die erste Instanz liegt mit durchaus ermutigenden Ergebnissen hinter uns. Verwertungsgesellschaften brauchen einen langen Atem. Das ist keine Überraschung, denn das ist in der mehr als 100-jährigen Geschichte der deutschen Verwertungsgesellschaften immer schon so gewesen. Die Gema (Musik, Anm.) nimmt für ihre Künstler fast eine Milliarde Euro pro Jahr ein. So viel wird es bei uns sicher nicht werden, wir werden aber mit hoher Wahrscheinlichkeit Geld von Google bekommen. STANDARD: Wann ist es realistisch? Das Gesetz wurde 2013 verabschiedet. Keese: Wir haben uns immer auf einen langen Rechtsweg eingestellt. Wie lange der dauert, hängt von vielen Faktoren ab. Wir machen unsere Ansprüche rückwirkend auf den 1. August 2013 geltend. Das ist der Zeitpunkt, zu dem das Gesetz in Kraft trat. Wir verzichten nicht auf Geld, auch wenn das Verfahren noch drei oder fünf Jahre dauert.
| 6Etat
|
Hauptstraße Avinguda Meridiana in Barcelona über mehrere Kilometer voller Menschen. Madrid/Barcelona – Mehr als eine Million Menschen haben sich am Freitagnachmittag in Barcelona zu einer Kundgebung für die Abspaltung Kataloniens von Spanien versammelt. Schon vor dem offiziellen Beginn der Demonstration war die zum Regionalparlament führende Hauptstraße Avinguda Meridiana über eine Distanz von mehreren Kilometern mit Menschen gefüllt. Unabhängigkeit, Unabhängigkeit, Unabhängigkeit skandierten viele. Nach Angaben der verschiedenen Veranstalter meldeten sich mehr als 500.000 Menschen zur Kundgebung an. Im vorigen Jahr waren bei der seit 2012 jährlich am 11. September, dem katalanischen Nationalfeiertag, veranstalteten Demonstration rund 1,8 Millionen auf die Straßen gegangen. Diesmal findet die Kundgebung nur 16 Tage vor der mit Spannung erwarteten Regionalwahl in der wirtschaftsstärksten Region Spaniens im Nordosten des Landes statt. Die Separatisten um Regierungschef Artur Mas haben den vorgezogenen Urnengang vom 27. September zum Unabhängigkeitsplebiszit erklärt. Im Falle eines Wahlsieges wolle man die Abspaltung von Spanien einleiten, bekräftigte Mas am Freitag. Nach jüngsten Umfragen können die Separatisten die absolute Mehrheit der Mandate im katalanischen Parlament erreichen. Die Madrider Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy hat jedoch wiederholt betont, sie werde eine Trennung der Region unter keinen Umständen zulassen. Im November haben sich bei einer symbolischen Volksbefragung in Katalonien gut 80 Prozent der Teilnehmer für eine Unabhängigkeit ausgesprochen. Allerdings beteiligten sich lediglich zwei Fünftel der und 5,5 Millionen Stimmberechtigten. Danach verlor die Unabhängigkeitsbewegung deutlich an Schwung. Katalonien ist eine der wohlhabendsten und wirtschaftlich stärksten Regionen Spaniens.
| 2International
|
Die Regierung verschärft ihre Asylpolitik: Es hat fast den Anschein, als wollten SPÖ und ÖVP einander mit Vorschlägen überbieten. Fluchtbewegungen sollen unterbrochen, die Grenze dichtgemacht werden. Wien – Vor gar nicht langer Zeit geißelte Werner Faymann (SPÖ) den Zaun von Ungarns Premier Viktor Orbán zur Abwehr von Flüchtlingen noch so: Antieuropäisch, unmenschlich, nicht wirkungsvoll. Mittlerweile sind vier Monate und Tausende weitere Asylwerber ins Land gezogen – und nun macht der Kanzler und SPÖ-Chef keinen Hehl daraus, dass er an möglichen Ausweichrouten ein Grenzsystem wie in Spielfeld bauen lassen möchte. Am Wochenende sprach Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) laut aus, was das bedeutet: mehr Zäune im Süden. Der Grüne Peter Pilz, der den Nationalen Sicherheitsrat zusammentrommeln will, sagt: In halsbrecherischer Geschwindigkeit ist die Regierung von ihrem Angela-Merkel-Kurs zum Viktor-Orbán-Kurs gewechselt – zum Teil aus politischem Kalkül, zum Teil wegen eigener Hilflosigkeit. Hintergrund: Die neuen Zaunbestrebungen sind nicht die einzigen Vorstellungen, wie Rot und Schwarz künftig Flüchtlinge vom Hoheitsgebiet der Republik fernhalten wollen – erstmals gemeinsam. In atemberaubendem Tempo legen Faymann, Mikl-Leitner und andere Regierungsmitglieder Vorschläge zur Eindämmung der Flüchtlingsbewegung vor – und versuchen sich dabei teilweise an Rigidität zu überbieten. Den bisher spektakulärsten Vorstoß setzte der Kanzler höchstpersönlich aber in den auflagenstärksten Blättern Krone und Österreich. Am liebsten würde Faymann an der griechischen EU-Außengrenze von der Grenzschutzagentur Frontex aufgegriffene Flüchtlinge direkt in die Türkei zurückschicken. Mikl-Leitner bestätigt dem STANDARD die neu akkordierte Regierungslinie: Ich sage seit einem Jahr, dass im Mittelmeer an erster Stelle natürlich das Retten stehen muss. An zweiter Stelle darf aber nicht die automatische Einreise in die EU stehen. Die Menschen müssen zurück in die Türkei gebracht werden. All das gemahnt stark an das australische Modell unter dem Slogan Stop the Boats, das FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache seit geraumer Zeit für Europa einfordert. Denn seit die australische Marine selbst Flüchtlinge auf nicht mehr seetauglichen Booten einfach in Rettungsboote steckt und kurzerhand zurückschickt, hat es 2014 und 2015 kaum mehr ein Schiff mit illegalen Einwanderern auf den Kontinent geschafft. Ein Roter, der die Nervosität in der Regierung nach dem Festschreiben ihrer jährlichen Richtwerte vulgo Obergrenzen für Flüchtlinge beschreibt, klagt: Bei jedem Schritt, den wir nach rechts setzen, setzt die ÖVP noch lauter einen drauf – und stets hören wir, dass wir die Schuld tragen an der bisherigen Willkommenskultur. Die koalitionäre Unruhe angesichts ihrer 37.500 erlaubten Asylanträge allein für heuer ist nicht unberechtigt: Wegen der jüngsten syrisch-russischen Offensive harren schon zehntausende weitere Flüchtlinge an der türkischen Grenze aus. Dazu machen sich laut Schätzungen aus Afghanistan pro Tag bis zu 5000 Menschen, vor allem junge Männer, auf, mehrheitlich in Richtung Europa. Faymanns gebetsmühlenartiges Dogma, dass die beste Hilfe der Union immer noch jene vor Ort sei, hat sich offensichtlich überlebt. Die SPÖ hat sich ihre neue scharfe Linie auch von der Parteibasis absegnen lassen, nicht zuletzt um den Kritikern in den eigenen Reihen, die es auch gibt, den Wind aus den Segeln zu nehmen. In einer E-mail-Umfrage wollte die Parteizentrale von den SPÖ-Mitgliedern ihre Meinung zur Asylpolitik wissen. Es kam Zustimmung zu Richtwert/Obergrenze und zu einer generell schärferen Linie in der Asylpolitik. Den Schönheitsfehler, dass insgesamt nur von 5,6 Prozent der eingetragenen Genossen eine Antwort kam, wischt man in der SPÖ vom Tisch. Faymann weiß die großen Boulevardmedien und wohl auch einen Großteil der Bevölkerung hinter sich, die sich einen strengeren Umgang mit den Flüchtlingen wünschen. Jetzt gilt es, einen vertretbaren Kurs zwischen Grenzen dicht und einer Asylpolitik zu finden, die noch das Prädikat human verdient. In der ÖVP ist man über den Richtungsschwenk des Kanzlers und damit der SPÖ erfreut. Seit Faymann der von der ÖVP so dringlich geforderten Obergrenze zugestimmt habe, laufe es auch in der Regierung wieder besser. Erstmals werde eine gemeinsame Linie in der Flüchtlingspolitik vertreten, das sei auch nach außen hin sichtbar, frohlocken ÖVP-Vertreter, die es sich aber den Hinweis nicht verkneifen können, dass Faymann jetzt das mache, was Mikl-Leitner oder Außenminister Sebastian Kurz immer schon gesagt haben. Die gemeinsame Linie bestehe darin, was Kanzler Faymann als Plan A und Plan B bezeichnet: international Druck machen, aber national schon alle Vorkehrungen treffen, um die eigenen Grenzen dichtmachen zu können, wenn sich in der EU nichts tut. Kurz, Mikl-Leitner, Mitterlehner, Faymann und Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil arbeiten einander erstmals in die Hände statt gegeneinander, und das nicht zufällig, sondern abgesprochen. Kurskorrektur Für diesen Richtungsschwenk Faymanns gibt es in Regierungskreisen eine einfache Erklärung: die Realität. Dass Österreich im heurigen Jahr noch einmal 90.000 Flüchtlinge aufnehme, sei völlig ausgeschlossen. Das übersteige einerseits die Kapazitäten, andererseits sei das der Bevölkerung nicht mehr zu verkaufen. Die Stimmung sei am Kippen – oder bereits gekippt. Mit einer Refugees welcome-Haltung könne man niemanden mehr beeindrucken. Auch bis tief hinein in linke Kreise der SPÖ und auch bei den sonst so kritischen Künstlern habe sich die Ansicht durchgesetzt, dass man nur mit einem restriktiven Kurs Herr der Lage werden könne. Die Angst vor einer nicht mehr überschaubaren Situation habe auch jene erfasst, die der Aufnahme von Flüchtlingen ursprünglich aufgeschlossen gegenüberstanden. Die Willkommenskultur wird auch in der SPÖ abgelehnt, es sei nur noch eine kleine Minderheit, die das anders sehe. Die Kurskorrektur, die Faymann vollzog, sei der Ernüchterung geschuldet. Die europäische Lösung sei die bessere, dabei bleibe Faymann, aber sie sei derzeit nicht absehbar. Und bevor die anständigen Regierungen aus dem Amt gejagt würden und die radikale Rechte Europa übernehme, müssten auch Maßnahmen gesetzt werden, die der Beruhigung der Bevölkerung dienten. Was niemand wolle, ist eine Eskalation der Situation, dass etwa in Spielfeld Wasserwerfer gegen Flüchtlinge eingesetzt werden müssten.
| 5Inland
|
Landesweite Favoriten Clinton und Trump könnten Fehlstart erleiden. Des Moines (Iowa)/Washington – Im Präsidentschaftsrennen der USA beginnt am Montag (Ortszeit) die Auswahl der Spitzenkandidaten der beiden großen Parteien. Die Serie der Vorwahlen im Vorfeld der Präsidentenwahl am 8. November wird traditionell im Staat Iowa eröffnet. Der umstrittene Multimilliardär Donald Trump führt derzeit laut Umfragen US-weit das republikanische Bewerberfeld deutlich an, bei den Demokraten hat Ex-Außenministerin Hillary Clinton klar die Nase vorn. Es ist jedoch nicht sicher, dass sie in Iowa Siege einfahren können. Der kleine Staat im Mittleren Westen der USA hat zwar zahlenmäßig geringe Bedeutung für die Kandidatenkür. Ein gutes Abschneiden kann den Bewerbern jedoch wichtigen Rückenwind für die weiteren Vorwahlen in den anderen der insgesamt 50 US-Staaten geben. Im republikanischen Feld liegt Trump nach einer jüngsten Umfrage auch in Iowa voran, aber der erzkonservative texanische Senator Ted Cruz ist ihm auf den Fersen. Bei den Demokraten zeichnet sich in Iowa ein harter Zweikampf zwischen Clinton und dem unabhängigen Senator Bernie Sanders aus Vermont ab. Sanders, der sich selbst einen Sozialisten nennt, hat sich insgesamt bisher als stärkerer Konkurrent der Ex-First Lady und Ex-Außenministerin erwiesen als ursprünglich erwartet. Einer jüngsten Umfrage im Auftrag der Lokalzeitung Des Moines Register zufolge kommt aufseiten der Republikaner Trump in Iowa auf rund 28 Prozent und Cruz auf 23 Prozent der Stimmen. Auf Rang drei folgt Senator Marco Rubio aus Florida mit 15 Prozent. Abgeschlagen rangieren dahinter Bewerber wie Ben Carson oder Jeb Bush. Auf der demokratischen Seite führt Clinton in jüngsten Umfragen in Iowa durchschnittlich mit 3,3 Prozentpunkten vor Sanders, der dritte Bewerber, Martin OMalley, ist mit Riesenabstand Letzter. Gewählt wird in Iowa nach einem Caucus-Verfahren. Die Wähler werden auf 16.81 Stimmbezirke aufgeteilt. In jedem findet eine Versammlung von Parteimitgliedern statt, bei der über den Kandidaten diskutiert wird. Anschließend wird abgestimmt – bei den Republikanern geheim, bei den Demokraten offen. Mit ersten Trends wird nicht vor 06.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit am Dienstag gerechnet. Die nächste Vorwahl steht am 9. Februar in New Hampshire an der Ostküste auf dem Programm. Offiziell werden die Spitzenkandidaten nach Abschluss der Vorwahlen in allen Staaten auf Nominierungsparteitagen im Sommer bestimmt.
| 2International
|
Welche vielfältigen Beziehungen die wegweisende Körperkunst der US-Künstlerin zur Malerei unterhält, davon erzählt eine sehenswerte Retrospektive im Museum der Moderne in Salzburg. Salzburg – Aufgerüttelt tanzen die Pinselstriche um Landschaften oder Körper herum, ohne eine eindeutige Handschrift zu zeigen: Die frühen Gemälde Carolee Schneemanns am Beginn ihrer Retrospektive im Museum der Moderne in Salzburg wirken, wiewohl es unter ihrer Oberfläche brodelt, ein bisschen wie Etüden, brave Annäherungen an die Wildheit der klassischen Avantgarden, aber auch des abstrakten Expressionismus. Da mag man sich ein bisschen wundern, denn immerhin kennt man Schneemann (geb. 1939) als Pionierin feministischer Performance- und Körperkunst. Bei ihrem Namen denkt man an den Experimentalfilm Fuses (1965), der einen Sexualakt aus der Perspektive einer Katze zeigt. Oder die Performance Interior Scroll (1975/1977), bei der sie eine Schriftrolle aus ihrer Vagina zieht. Diese Klassiker sind in der Personale zwar eh klar vertreten, aber sie kommen erst später. Sabine Breitwieser, die seit ihrem Antritt als Direktorin des Museums der Moderne (MdM) schon Künstlerinnen wie Ana Mendieta und Andrea Fraser hier auf den Mönchsberg holte, möchte jetzt gemeinsam mit ihrem Kuratorenteam zeigen, wie viel mehr es im OEuvre der US-Amerikanerin Schneemann zu entdecken gibt. Dabei zeichnet die Schau nach, wie sich die Körperkunst aus der Malerei Schneemanns entwickelte. Die Gemälde am Beginn versetzen zunächst in eine Zeit, in der es eine derart umfangreiche Schau für eine Einzelkünstlerin wohl kaum gegeben hätte. Leg den Pinsel weg!, habe man immer zu ihr gesagt, erzählt die Künstlerin. Du bist nur ein Mädchen! Bei ihrem Studium in New York waren Frauen als Aktmodelle gefragter denn als Künstlerinnen. Ihre frühen Landschaftsbilder wird Schneemann später als misslungen bezeichnen. So steht es im Kommentar zur Installation Up to and including her limits. Diese entstand zwischen 1973 und 1977, als Schneemann sich bereits körperbetonte Malprozesse, inspiriert etwa von Jackson Pollock, angeeignet hatte: Für Up to ... ließ sie sich an den Füßen aufhängen und bemalte die umliegenden Wände und den Boden mit Buntstiften, soweit es ihre Kräfte zuließen. Die Installation wirkt wie eine Mischung aus strenger Kammer und Kinderzimmer und zehrt förmlich an den Kräften empathischer Betrachter. Der Weg zu diesem immensen Körpereinsatz führt indes über die Erweiterung der Malerei in die dritte Dimension. Painting Constructions nannte Schneemann ihre Assemblagen aus Haarknäueln, Holzstücken, Fotos oder Spieluhren, aber auch aus Scherben zerbrochener Spiegel. In letzteren zeigt sich bereits der Körper: er geistert als Spiegelung der Betrachter durch die Miniaturen. Ihren realen Körper brachte Schneemann dann etwa mit dem Werkkomplex Eye Body: 36 Transformative Actions for Camera (1963) ein: Die Künstlerin inszenierte sich nackt inmitten monumentaler Assemblagen, präsentiert sich als Objekt und Agierende zugleich, wenn sie sich etwa unter dem metallenen Skelett eines Regenschirms auf farbverschmiertem Holz zusammenkauert – in aller Verletzlichkeit, inmitten der immer wieder auftauchenden, scharfkantigen Scherben. Diese Fotos bilden den Übergang zu den Choreografien Schneemanns, etwa dem 1964 in Paris uraufgeführten Opus Meat Joy, einer herzerfrischend leibfreundlichen Gruppenperformance. Im MdM nähert man sich diesem Fest der Sinnlichkeit nicht nur im Video, sondern auch in Fotos oder (gemalten) Skizzen. Man meint, die magischen Augenblicke der Leibfreundlichkeit, geschaffen aus der Entgrenzung von Kunst und Leben, in den optimistisch-aktionistischen Choreografien Schneemanns greifen zu können. Dazu trägt die intensive Körperlichkeit, die Nähe der Kamera zu ihren Akteuren, aber auch etwa die Körnung des Filmmaterials bei. Flange 6rpm nennt sich dann eine zwischen 2011 und 2013 entstandene Arbeit, bei der sich Ensembles von jeweils drei metallenen Flügerln vor einer projizierten Feuersbrunst im Kreise drehen: In ihren jüngeren Arbeiten greift Schneemann auch Nachrichtenbilder auf und bedient sich digitaler Medien. Dass diese Arbeiten Schneemanns einen dann aber doch nicht so recht überzeugen wollen, ja fast ein wenig kühl wirken, liegt vielleicht daran, dass einen ihre Körperkunst gar so bestrickt hat.
| 8Kultur
|
Der weltgrößte Einzelhändler baut um, 269 Läden weltweit werden dichtgemacht, 16.000 Mitarbeiter sind betroffen. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
| 3Wirtschaft
|
45-Sekunden-Beiträge sollen keine Listen von Namen mehr enthalten. Hollywood – Die Dankesreden bei der Oscar-Verleihung sollen entschlackt werden. Wie die Organisatoren der Academy Awards am Montag mitteilten, wurde für die Vergabe der Filmpreise am 28. Februar ein neues Reglement erlassen. Demnach sollen sich die Empfänger der Preise in ihren 45-Sekunden-Dankesreden auf ihre Hauptbotschaft konzentrieren – nicht aber auf die Dankesworte für Mama, Papa und sonstige Lieblinge. Die neuen Regeln wurden beim traditionellen Vortreffen der Oscar-Nominierten erläutert, das am Montag in Beverly Hills stattfand. Die Oscar-Kandidaten können demnach an die Organisatoren der Preisverleihung eine Liste mit den Namen aller Menschen übergeben, denen sie sich zu Dank verpflichtet fühlen. Die Namen werden dann schriftlich eingeblendet.
| 8Kultur
|
Zum Auf- und Nachhorchen: Roberto Blanco und Waterloo besuchten Burgenlands Landeshauptmann und erinnern sich und uns an den wunderbaren Gus Backus. Eisenstadt – Zuletzt hat sich Hans Niessl ja ein wenig sehr wenig um die gängigen Usancen des Landehauptmann-Daseins kümmern können. Der Burgenländer war mit der Neuausrichtung der SPÖ beschäftigt. Nun, da die jedenfalls rhetorisch vollbracht scheint, kann sich Niessl wieder dem Eigentlichen widmen. Sehr zupass – quasi wie gerufen – kamen ihm da zwei nicht mehr ganz taufrische, aber für jeden Spaß zu habende Barden. Roberto Blanco und Johann Waterloo Kreuzmayr haben sich zusammengetan, probeweise eine Single besungen und am Rande der donnerstägigen Landtagssitzung selbstpromotend den Landeshauptmann aufgesucht. Der war, no na, amused bis über beide Ohren. Roberto Blanco und Waterloo begeistern seit Jahrzehnten ein Publikum quer durch alle Altersstufen mit ihren Hits und sind auch heute noch fixe Größen in der Showbranche. Es freut mich, dass sie nun mit dieser Single musikalisch gemeinsame Sache machen, und wünsche ihnen viel Erfolg damit. So informiert uns eine Presseaussendung des burgenländischen Landesmedienservice unter dem schönen Titel Ein bisschen Spaß muss sein: Brauner Bär und Weisse (sic!) Taube beim Landeshauptmann. Die drei Junggebliebenen schwelgten in allerlei Erinnerungen. Lag auf der Hand. Der nunmehrige Singlehit Brauner Bär und Weiße Taube ist zwar etwas jünger als das Leopoldische Schnucki, handelt aber auch von Indianern, was ganz gut ins jenes Jagdgebiet passt, wo der rote Mann blaue Kriegsfarben trägt. Der Braune Bär war 1960 ein großer Hit. Gesungen wurde er mit rührender Hingabe und bezauberndem Akzent von Gus Backus. Der hatte es nicht nur mit den Indianern, den Squaws und den Häuptlingen. Sondern auch mit dem Zuhören. Roberto Blanco, Winnetou Waterloo und der alte Häuptling der Bieresch haben also noch einiges vor sich.
| 5Inland
|
Wien pocht auf Erhöhung der "Hebesätze" um ein Drittel – Häupl drängt auf "aufgabenorientierten Finanzausgleich". Wien – Der Städtebund – mit Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) als Präsident an der Spitze – fordert mit Nachdruck eine Reform der Grundsteuer. Hier wurde seit 1983 nichts gemacht, erinnerte Häupl an den Zeitpunkt der letzten Anpassung der Immobilien-Einheitswerte aus dem Jahr 1973. Das sei eine entsetzlich lange Zeit, an die er sich auch deswegen so genau erinnere, weil er damals zum ersten Mal in den Gemeinderat gewählt wurde. Häupl sieht die Grundsteuer wegen der seit diesem Jahr nicht mehr angepassten Immobilienwerte von Verfassungswidrigkeit bedroht. Das Nichtlösen trotz mehrfacher Kritik kann Schreckliches auslösen, sagte er. Die Grundsteuer ist neben der Kommunalsteuer die einzige verbliebene Gemeindesteuer. Sollte diese wegen Verfassungswidrigkeit kippen, würden Wien 110 Millionen Euro entgehen, sagte Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ). Sie fordert eine Neuberechnung der Einheitswerte oder aber eine signifikante Erhöhung des Hebesatzes, der auf den Grundsteuermessbetrag angewendet werden kann. Aktuell sind bis zu 500 Prozent möglich. Brauner plädiert für eine Anhebung des Hebesatzes um ein Drittel bis die Hälfte. Der Bregenzer Bürgermeister Markus Linhart (ÖVP) pflichtete Brauner bei und sprach von einer für die Städte existenziellen Steuer. Das ist keine Bagatelle. Der St. Pöltener Stadtchef Matthias Stadler (SPÖ) sagte: Es muss etwas passieren. Laut Brauner seien für ein 500-m2-Reihenhaus in Kagran 0,006 Cent pro m2 an Grundsteuer pro Jahr zu entrichten. Für ein Bürogebäude in der City seien es auch nur 0,5 Cent. Aktuell laufen die Verhandlungen zum Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern, bis Ende des Jahres muss ein Ergebnis stehen. Die Städtebürgermeister bekräftigten hier ihre Forderung, auf einen aufgabenorientierten Finanzausgleich umzustellen. Die Streichung des abgestuften Bevölkerungsschlüssels, wonach große Gemeinden mehr Geld pro Einwohner erhalten als kleine, wurde abgelehnt. Brauner erinnerte daran, dass Wien auch für 265.000 Pendler Leistungen erbringen würde. 30 Prozent der AKH-Patienten kämen aus den anderen Bundesländern.
| 5Inland
|
Angebot im Zusammenhang mit dem beantragten Delesting. Wien – Die conwert Immobilien Invest SE wird den Minderheitsaktionären der KWG Kommunale Wohnen ein freiwilliges Angebot zum Erwerb ihrer Aktien im Ausmaß von bis zu 13,47 Prozent der KWG-Aktien zu einem Preis von 10,80 Euro je Aktie unterbreiten. Das Angebot erfolgt im Zusammenhang mit dem beantragten Delisting der KWG, das voraussichtlich am 20. April 2016 erfolgt, teilte conwert Mittwochabend mit. Das Delisting werde demnach zur Senkung des Kosten- und Verwaltungsaufwands von KWG führen. conwert ist mit einem Aktienanteil von knapp unter 80 Prozent Hauptaktionär der KWG. Das freiwillige Erwerbsangebot wird derart begrenzt sein, dass conwert nach Abschluss des Angebots insgesamt maximal 93 Prozent des Grundkapitals der KWG halten wird. Die Annahmefrist wird ca. vier Wochen betragen und voraussichtlich um den 24. März 2016 beginnen und um den 21. April 2016 enden, so conwert.
| 3Wirtschaft
|
9,9 Prozent der Ortschefs in Niederösterreich sind laut Gemeindebund weiblich – Österreich-Durchschnitt bei 6,7 Prozent. St. Pölten – Die Anzahl der Bürgermeisterinnen steigt zwar, österreichweit sind aber nur 141 (6,7 Prozent) der 2.100 Ortschefs weiblich. Niederösterreich führt mit 9,9 Prozent. Ziel sei, dass sich die Anzahl der Bürgermeisterinnen in den nächsten zehn Jahren verdoppelt, sagte Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer in einer Pressekonferenz anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März in St. Pölten. Seit 1999 hat sich die Anzahl der Bürgermeisterinnen in Österreich laut Mödlhammer von 45 auf 141 (Stand vor der Stichwahl in Tirol am 13. März) mehr als verdreifacht. Niederösterreich liegt beim Frauenanteil mit 57 Bürgermeisterinnen (9,9 Prozent) in 573 Gemeinden an der Spitze, im Vergleich zum Anteil der weiblichen Bevölkerung zeige sich aber ein ziemliches Ungleichgewicht, sagte Landesrätin Barbara Schwarz (ÖVP). Salzburg weist mit 3,4 Prozent (4 von 119 Ortschefs) – abgesehen von Wien – den niedrigsten Wert auf. Durch die Kommunalwahl in Tirol am 28. Februar sind einige Bürgermeisterinnen dazugekommen, durch die Stichwahl am Sonntag könnten es noch mehr werden. Derzeit gibt es laut Gemeindebund 14 Bürgermeisterinnen (fünf Prozent) in 279 Tiroler Gemeinden, bis zur jüngsten Wahl waren es lediglich elf. Vorarlberg hält bei sieben weiblichen (7,3 Prozent) von 96 Bürgermeistern, Oberösterreich bei 29 (6,6 Prozent) in 442 Gemeinden. In der Steiermark beträgt der Frauenanteil 5,6 Prozent (16 in 287 Gemeinden), in Kärnten 5,3 Prozent (sieben in 132 Gemeinden) und im Burgenland 4,1 Prozent (sieben in 171 Gemeinden). Etwas höher ist der Anteil in Gemeinderäten: Österreichweit halten Frauen 9.500 (24 Prozent) der 38.800 Mandate. In Niederösterreich liegt der Anteil laut Gemeindebund bei fast 30 Prozent. Es ist einfacher, Frauen für ein Mandat im Landtag oder Nationalrat zu gewinnen, sagte Mödlhammer. Der Gemeindebund-Präsident sprach sich dafür aus, die Rahmenbedingungen des Amtes zu verbessern: Als Bausteine dafür nannte er weniger Termine, weniger Sitzungen und weniger zusätzliche Ämter. Die Funktion des Bürgermeisters bringe viele Termine und Sitzungen abends und am Wochenende und eine Mitarbeit in regionalen Verbänden mit sich. Völlige Chancengleichheit ist noch nicht erreicht, sprach Schwarz die noch immer herrschenden Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen an. Ganzjährig vollzeitbeschäftigte Frauen verdienen in Niederösterreich 82 Prozent des Einkommens ihrer männlichen Kollegen. Das Bundesland weist mit 21.379 Euro Bruttojahreseinkommen im Mittel für Frauen nach Wien (22.050) den zweithöchsten Wert auf. Im Herbst startet das Land NÖ die Initiative Frauen stärken mit Veranstaltungen und einem Mentoring-Programm. Das Budget dafür liegt laut Schwarz bei rund 50.000 Euro. Als Schwerpunkt bezeichnete die Landesrätin den Ausbau der Kinderbetreuung für Unter-Dreijährige. Für heuer gebe es bereits konkrete Planungen für 63 neue Betreuungsgruppen.
| 5Inland
|
Aaskäferweibchen produzieren ein Antiaphrodisiakum, um Männchen während der anstrengenden Phase der Larvenaufzucht abzutörnen. Ulm/Wien – Der Schwarzhörnige Totengräber (Nicrophorus vespilloides) ist kein Protagonist eines Horrorfilms, sondern ein Aaskäfer. Ein Blick auf sein Brutverhalten lässt keine Fragen offen, wie er zu diesem Namen kam: Entdecken die Käfer den Kadaver eines kleinen Wirbeltiers, bearbeiten sie diesen so lange, bis nur noch ein formloses Etwas übrigbleibt. Zeitgleich wird die Erde unter dem Kadaver weggescharrt und das tote Tier in einer stabilen Kammer vergraben – fertig ist die Brutstätte samt üppiger Kinderkost. In diesem Grab kommt es zu Paarung, Eiablage, Geburt und schließlich auch zur Aufzucht der Jungen. Totengräber sind fürsorgliche Eltern: Sowohl Weibchen als auch Männchen sind stark in die Brutpflege involviert und füttern ihre Larven mit vorverdauter Nahrung, bis diese selbstständig sind. Wie man sich vorstellen kann, ist das für die Eltern ziemlich anstrengend. In diesen intensiven Phasen auch noch weitere Eier abzulegen oder aber sich gegen Annäherungsversuche eines zudringlichen Männchens wehren zu müssen würde die Weibchen wertvolle Energie kosten. Biologen um Katharina Engel (Uni Ulm) fanden nun heraus, welche evolutionären Mechanismen die Käfer deshalb entwickelten: Mithilfe eines Hormons wird die Reproduktionsfähigkeit der Weibchen nach einer Eiablage exakt so lange gehemmt, bis die Larven selbstständig werden. Gleichzeitig entdeckten die Forscher aber auch ein an das Hormon gekoppeltes flüchtiges Pheromon, das den Männchen die Nichtbereitschaft zur Fortpflanzung signalisiert, und zwar mit großer Wirkung: Um den Effekt zu überprüfen, brachten die Biologen unbeteiligte Käfermännchen mit dem Pheromon in Kontakt. Und tatsächlich verging ihnen bei diesem Duft ganz schnell die Lust auf Sex, sagt Koautor Joachim Ruther (Uni Regensburg). Zudem wird das Antiaphrodisiakum nur zielgerichtet produziert: Fehlen Männchen bei der Aufzucht, wird es gar nicht erst gebildet.
| 7Wissenschaft
|
Japanerin gewinnt auch Sonntag-Konkurrenz in Garmisch vor der ÖSV-Adlerin. Oberstdorf – Sara Takanashi bleibt im Skisprung-Weltcup der Damen eine Klasse für sich. Die Japanerin holte am Sonntag auch in der zweiten Oberstdorf-Konkurrenz den Tagessieg. Takanashi verwies mit Weiten von 102,5 und 97 Metern die zweitplatzierte Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz (98/98 m) und Maren Lundby aus Norwegen auf die weiteren Podestplätze. Iraschko-Stolz war bereits am Samstag Zweite hinter Takanashi gewesen. Im zweiten Bewerb betrug der Abstand zwischen den beiden Konkurrentinnen 13,6 Zähler. Im Gesamtweltcup hat die Titelverteidigerin aus der Steiermark als erste Verfolgerin nun schon 281 Zähler Rückstand auf Takanashi. Die Japanerin hat von neun Bewerben in diesem Winter acht gewonnen und war einmal Zweite. Starke Leistungen aus österreichischer Sicht boten auch Jacqueline Seifriedsberger als Fünfte und Chiara Hölzl als Elfte. Ihren Sprung verpatzte hingegen Eva Pinkelnig, die sich nicht für den zweiten Durchgang qualifizierte. Skisprung-Weltcup-Ergebnisse der Damen vom Sonntag in Oberstdorf: 1. Sara Takanashi (JPN) 271,2 Punkte (102,5/97 m) – 2. Daniela Iraschko-Stolz (AUT) 257,6 (98/98) – 3. Maren Lundby (NOR) 254,1 (94/104) – 4. Ema Klinec (SLO) 253,2 (97/98) – 5. Jacqueline Seifriedsberger (AUT) 251,5 (97,5/93). Weiter: 11. Chiara Hölzl 232,0 (93/91) – 22. Elisabeth Raudaschl 206,6 (84/90) – nicht im 2. Durchgang: 35. Eva Pinkelnig (alle AUT) 84,8 (80) Weltcup-Gesamtstand, nach 9 von 19 Bewerben: 1. Takanashi 880 Punkte – 2. Iraschko-Stolz 599 – 3. Maja Vtic (SLO) 408 – 4. Yuki Ito (JPN) 331 – 5. Seifriedsberger 330 – 6. Hölzl 322. Weiter: 9. Pinkelnig 246 – 25. Raudaschl 63.
| 4Sport
|
Clip von Ramzan Kadyrow zeigt Oppositionspolitiker mit Fadenkreuz – Kreml: "Folgen Kadyrow nicht". Der Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, liegt im Clinch mit Instagram. Der umstrittene Politiker, der seit 2014 auf der EU-Sanktionsliste im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt steht, hatte in einem hochgeladenen Video einen Oppositionspolitiker bedroht. Der gelöschte Clip zeigte den ehemaligen russischen Premier Michail Kasjanow und den Politiker und Journalisten Wladimir Kara-Mursa mit einem über ihnen schwebenden Fadenkreuz. Beide sind scharfe Kritiker der aktuellen russischen Regierung und Präsident Wladimir Putin und waren in der Vergangenheit auch an der Organisation von Demonstrationen beteiligt. Kasjanow wollte 2008 gegen Putin ins Präsidentschaftsrennen gehen. Obwohl er 2,2 Millionen Unterstützungserklärungen vorlegen konnte, wurde ihm die Teilnahme verwehrt, da laut Wahlkommission über 13 Prozent der Formulare nicht formgerecht ausgefüllt worden seien, die erlaubte Fehlerquote aber fünf Prozent nicht überschreiten dürfe. Kara-Mursa hatte damals die Nominierung des Menschenrechtsaktivisten Wladimir Bukowsky unterstützt, dem die Kandidatur aber ebenfalls untersagt wurde. Kasjanow ist nach Straßburg gekommen, um Geld für die russische Opposition zu bekommen, schriebt Kadyrow zu seinem Video. Er, der nicht versteht, wird noch verstehen. Die Veröffentlichung sorgte für Aufregung, auch weil vor fast genau einem Jahr der Oppositionspolitiker Boris Nemzow unweit des Kremls erschossen worden war. Mittlerweile wurde ein Mitarbeiter von Kadyrows Sicherheitskräften in dieser Causa des Mordes angeklagt. Das Video sorgte bald für Aufregung. Weil Kadyrow großer Anhänger von Wladimir Putin ist und entsprechend enge Bande zur Regierung pflegen soll, sah sich auch der Kreml mit Anfragen dazu konfrontiert. Ein Sprecher erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax lapidar, dass man Kadyrows Instagram-Konto nicht folge und daher dazu nichts zu sagen habe. Дорогие друзья! Я всегда честно и открыто высказываю и пишу своё мнение. Но стоило мне сказать несколько слов о цепных псах США, как они тут же удалили пост в Instagram. Вот она хвалёная свобода слова по-американски! Можешь писать что угодно, но не трогай собак Америки, друзей госдепа и конгресса. О ком я говорю, вы прекрасно знаете! #Кадыров #Россия #Чечня #ssa Ein von Аллах Велик!!! (@kadyrov_95) gepostetes Foto am 1. Feb 2016 um 12:10 Uhr Instagram reagierte allerdings schnell auf das Video, das von einigen Nutzern gemeldet worden sein dürfte. Man habe es gelöscht, weil es die Community-Richtlinien verletze, erklärte das Foto-Netzwerk gegenüber Buzzfeed. Diese untersagen unter anderem Drohungen und Hassbotschaften. Kadyrow selbst zeigte sich ob der Entfernung wenig verständnisvoll. Er setzte in einem neuen Posting zu einer Schimpftirade an. Ich musste nur ein paar Worte über die angeketteten Hunde der USA sagen und schon wurde mein Eintrag gelöscht, wettert er in Richtung der russischen Opposition und des Netzwerkes. Das ist die vielgerühmte Meinungsfreiheit nach amerikanische Vorstellung! Man kann schreiben, was man will, aber man darf Amerikas Hunde dabei nicht anfassen. Es ist nicht das erste mal, dass Kadyrow die Opposition als US-Vasallen darzustellen versucht. Er hat rund um sich einen beachtlichen Personenkult etabliert. Auf Instragram folgen ihm mittlerweile 1,6 Millionen Nutzer.
| 0Web
|
New Brunswick – Viele von uns haben als Erwachsene Angst vor Schlangen und Spinnen. Doch bei Kleinkindern ist das ganz anders, berichten US-Forscher im Journal of Experimental Childpsychology nach Tests mit sechs bis neun Monate alten Kleinkindern. Die Kinder sind zwar an diesen Tieren besonders interessiert, wie die Forscher herausfanden, indem sie ihnen Bilder von Schlangen und zum Vergleich auch von Elefanten vorführten. Indes: die Kinder zeigten vor den Schlangen keine Angst. Die wird erst später erlernt. (red, 24. 10. 2015)
| 7Wissenschaft
|
Dusan David Parízek hat für seine Fassung von Thomas Bernhards Roman einen neuen Tonfall gefunden. Die mondäne Peymann-Ästhetik ist passé: Lukas Holzhausen und Rainer Galke nehmen den "Geistesdialog" physisch-komisch im Sturm. Wien – Mit den herrschaftlichen, königlich ausgestatteten Männerwelten Thomas Bernhards, wie sie Claus Peymann einst mit Bühnenbildner Karl-Ernst Herrmann prägte, hat Dusan David Parízek nichts am Hut. Der Regisseur setzt stets auf Ausstattungsdowngrade und gibt auch den Alten Meistern am Volkstheater Auftrieb durch Entschlackung. Diese Reduktion und die mit ihr einhergehende Fokussierung auf minimalistische Körperlichkeit führt nicht selten (siehe Die lächerliche Finsternis am Akademietheater oder Der Fall Svejk bei den Wiener Festwochen) direkt zum nackten Wahnsinn. So auch im Volkstheater. Kein Tintoretto-Gemälde bekommt das Publikum zu sehen, keine samtig-grüne Sitzbank aus dem Kunsthistorischen Museum, auf der die Hauptfigur Reger, einer scheinbar überlebensnotwendigen Gewohnheit folgend, seit Jahrzehnten jeden zweiten Tag stundenlang Platz nimmt. Stattdessen richten zwei Overheadprojektoren ihr Licht auf drei große Leinwandquadrate. Sie zeigen Nahaufnahmen von Körperstellen, von Augen oder Haaren, die wie Stacheln sprießen. Es ist – die Close-ups verraten es später – die eigene arme Haut, die einem da von der Wand entgegenlacht. Denn wer Kunst betrachtet, so Reger, betrachtet letztendlich sich selbst. Mehr braucht es nicht für diesen quietschlebendigen 100-Minuten-Bernhard, nur noch das: ein gut paniertes Schnitzel aus der Alufolie, einen vom Schnürboden herabhängenden Strick und zwei paar Stöckelschuhe. Der 1985 erstmals erschienene Roman Alte Meister trägt die Genrebezeichnung Komödie. Und auf dem Grat einer solchen bewegt sich auch dieses aus seinem tollkühnen Minimalismus heraus wirkende Duett (die Erzählebene Atzbachers ließ man weg). Parízek hat keine Berührungsängste mit offenherzigen Witzen. Für das burgenländische Idiom beispielsweise nimmt der aus Nordrhein-Westfalen gebürtige Schauspieler Rainer Galke in der Rolle des Museumswärters Irrsigler bereitwillig Hilfe aus der ersten Sitzreihe an – vom Souffleur. Vastuabene Muada? hallt es dann authentisch durch das Mikrofon. Mit gleicher Hingabe groovt sich Lukas Holzhausen als Musikkritiker Reger beim Kleinreden des Großphilosophen Martin Heidegger ins Schwäbische ein (die Strümpfle selber stricke). Er kauert dabei auf der viel zu kleinen, postbourgeoisen Bordone-Sitzbank oder gerät mit Irrsiegler in eine denkwürdige Rauferei, da er in einem Anfall von Abscheu den Kunstleinwänden mit der Schere zu Leibe zu rücken gedachte – aus Verachtung all der Staatskünstler und der sie betrachtenden Staatsmenschen, die selbstredend alle Nazis seien, die nach ihrem verlogenen Museumsbesuch mit drei Fingern (dem anstelle des Hitlergrußes praktizierten Kühnen-Gruß) ihr Bier bestellten. Die Bernhard-Suada bekommt durch die Gegenwärtigkeit der Schauspielerkörper (sie sind keine bloßen Redefiguren, sondern wendige Menschen mit Haut und Haaren) plötzlich eine andere Präsenz und Dringlichkeit. Parízek schlägt einen lebhaft-lockeren Bernhard-Ton an; er hat die Imprägnierung der Figuren als Altherrenbildnisse weggesprengt, sie verjüngt (Reger ist im Original achtzig Jahre alt). Parízek dreht seine Bühnenfassung so weit, dass den großspurigen, naturgemäß paternalistischen Reden Regers (die als Trauerrede auf seine verstorbene Gattin enden) eine Hommage an die Frauen entspringt: den steten Leerstellen in Thomas Bernhards Werk. All das steckt in diesem Text. Und die beiden Volkstheater-Schauspieler sind ihm in formschöner Strenge auf der Spur.
| 8Kultur
|
Proteste vor Verfassungsgericht. Warschau – Der Streit um Polens neue Regierung und die ihr von Kritikern vorgeworfene Einflussnahme auf das Verfassungsgericht spitzt sich weiter zu. Am Donnerstag kam es in Warschau zu Protesten vor dem Gericht. Die bei Facebook ins Leben gerufene Bürgerbewegung Komitee zum Schutz der Demokratie (KOD) demonstrierte gegen die Regierung, der sie eine Bedrohung der Demokratie vorwirft. Es sind schon jetzt fast 150 Leute gekommen, ich hatte mit insgesamt 30 gerechnet, freute sich KOD-Gründer Mateusz Kijowski. Die Veranstalter rechneten im Laufe des Tages mit weiteren Unterstützern. Auch eine deutlich kleinere Gruppe von Regierungsanhängern versammelte sich vor dem Verfassungsgericht. Die seit zwei Wochen amtierende Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) hatte fünf vom alten Parlament gewählte Verfassungsrichter durch eigene Kandidaten ersetzt. Angeheizt wurde der Protest durch die Vereidigung von vier neuen Richtern in der Nacht zum Donnerstag durch Präsident Andrzej Duda. Den Kandidaten der Vorgängerregierung hatte er dies verweigert. Hochrangige Juristen warfen ihm Verfassungsbruch vor. Es ist ein Skandal, sagte Kijowski während des Protests. Mit der ganztägigen Aktion wollen die KOD-Anhänger ihre Solidarität mit dem Gericht kundtun und weitere Bürger zum Widerstand ermutigen. Bei Facebook hat die Gruppe, die ihre Arbeit fast zeitgleich mit der Regierung aufnahm, bereits rund 40.000 Anhänger.
| 2International
|
Täglich eine Stunde mehr aktueller Sport ab 26. Oktober. Wien – Der Spartensender ORF Sport + bringt zum vierten Geburtstag ab 26. Oktober täglich eine Stunde mehr aktuellen Sport. Neu im Programm ist auch das Format Sport 20 um 20.00 Uhr. Die Erfahrung zeigt, dass Live-Programm am besten konsumiert wird. Rund um dieses können wir dank der jetzigen Ausweitung unsere attraktiven Magazine besser platzieren, so Senderverantwortliche Veronika Dragon-Berger. Laut ORF ist der Spartenkanal mit seiner Tagesreichweite Nummer eins unter den in Österreich ausgestrahlten Sportsendern, bei den Sehern unter 30 Jahren erreiche ORF Sport + auch den höchsten Marktanteil, hieß es weiter. Nun werde das Sendeschema von derzeit drei Stunden täglich neu produziertem Programm – bisher 20.15 bis 23.15 Uhr – auf vier Stunden von 19.00 bis 23.00 Uhr ausgeweitet. Die Übertragungen werden zusätzlich an den jeweils vier Folgetagen in unterschiedlichen Zeitzonen wiederholt.
| 6Etat
|
Regierung Tsipras fordert Erklärung zu angeblicher Verhandlungstaktik. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
| 3Wirtschaft
|
"Binnen wenigen Wochen oder Monaten verfügbar"– Washington rechnet mit "direkter Bedrohung" durch Atomrakete. Washington – Nordkorea hat nach Erkenntnissen des US-Geheimdiensts den Atomreaktor Yongbyon mit der Möglichkeit zur Produktion von Plutonium wieder hochgefahren. Aus dem Reaktor könne in wenigen Wochen oder Monaten Plutonium verfügbar sein, erklärte US-Geheimdienstkoordinator James Clapper am Dienstag. Die Führung in Pjöngjang habe beschlossen, eine Atomrakete zu entwickeln, mit der sie die USA direkt bedrohen könne. Wir gehen davon aus, dass Nordkorea seinen Reaktor hinreichend lange betreibt, um in den kommenden Wochen oder Monaten das Plutonium zu gewinnen, heißt es in Clappers Jahresbericht zur weltweiten Gefahrenlage. Die von Nordkorea vorgesehene Trägerrakete vom Typ KN08 sei bereits in der Öffentlichkeit vorgeführt, aber noch nicht im Flug getestet worden. Clapper ist der wichtigste Berater von US-Präsident Barack Obama in Geheimdienstfragen. Die UNO hat wegen des nordkoreanischen Atomprogramms Wirtschafts- und Handelssanktionen gegen das Land verhängt. Zuletzt hatten ein angeblicher Wasserstoffbombentest im Jänner und der Abschuss einer Langstreckenrakete Nordkoreas im Februar für internationale Empörung gesorgt. Clapper kommt in seinem Bericht zu der Einschätzung, dass Nordkorea nach den jüngsten Tests eine ernsthafte Bedrohung von US-Interessen darstelle. Die Staatsführung Nordkoreas hatte den Reaktor Yongbyon, in dem Plutonium hergestellt wird, im Dezember 2002 enthüllt. Einige Jahre später wurde der Reaktorkomplex wieder dichtgemacht. Im Sommer 2013 zeigten aber Satellitenfotos, dass Nordkorea die Atomanlage wieder hochgefahren hatte. In Yongbyon können nach Experteneinschätzung bei voller Auslastung sechs Kilogramm Plutonium pro Jahr produziert werden – was für eine Atombombe ausreichen würde. Obama sprach am Montag in zwei getrennten Telefonaten mit der südkoreanischen Präsidentin Park Geun Hye und dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe über weitere Sanktionsmöglichkeiten gegen Nordkorea. Obama sei sich mit Abe und Park darüber einig, dass es eine starke und einige internationale Antwort auf die Provokationen Nordkoreas geben müsse, teilte das Weiße Haus mit. Nach dem jüngsten nordkoreanischen Raketentest am Sonntag plant das US-Militär die Stationierung eines Raketenabwehrsystems in Südkorea. Eine Einheit des mobilen THAAD-Systems solle so schnell wie möglich nach Südkorea verlegt werden, sagte Pentagon-Sprecher Peter Cook am Montag. In Washington hieß es, dass das THAAD-System binnen zwei Wochen verlegt werden könne. Das System feuert Abfangraketen ab, die feindliche Geschosse in der Luft zerstören. China lehnt die Stationierung des Waffensystems auf der koreanischen Halbinsel ab. Der Atomreaktor Yongbyon befindet sich in der wichtigsten Atomanlage des Landes. Nach Expertenangaben besteht der Komplex rund hundert Kilometer nördlich der Hauptstadt Pjöngjang aus einem fünf Megawatt starken Forschungsreaktor sowie Zentren zur Aufbereitung von Plutonium und Brennstäben. In Yongbyon wurde Plutonium produziert, das Nordkorea für seinen ersten Atomwaffentest im Oktober 2006 nutzte. Im Zuge von Verhandlungen über das Ende seines Atomprogramms sicherte Pjöngjang 2007 zu, die Plutonium produzierende Anlage abzuschalten.
| 2International
|
Porth: Aber in Ordnung zu sagen, man soll nicht länger als zehn Stunden pro Tag arbeiten. Stuttgart – Daimlers-Personalvorstand Wilfried Porth hat sich für eine Lockerung der Arbeitszeitgesetze ausgesprochen. Ich will keine Schutzfunktion aufheben, sagte Porth der Deutschen Presse-Agentur. Aber wir müssen die Regeln flexibilisieren und den heutigen Arbeitsgewohnheiten anpassen. Es sei in Ordnung zu sagen, man soll nicht länger als zehn Stunden pro Tag arbeiten. Aber es muss doch nicht im Block sein. Die Menschen bräuchten heute mehr Flexibilität – zum Beispiel für die Kinderbetreuung oder die Pflege Angehöriger. Es kann aber nicht sein, dass das alles von den Unternehmen aufgefangen werden muss. Die Debatte über die Arbeitszeiten war in diesem Jahr vom deutschen Arbeitgeberverband (BDA) angestoßen worden. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hatte gefordert, das Arbeitszeitgesetz sollte von einer täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit umgestellt werden, um mehr Spielräume zu schaffen und betriebliche Notwendigkeiten abzubilden.
| 3Wirtschaft
|
Katastrophe vor über drei Milliarden Jahren – Asteroid war laut Forschern 20 bis 30 Kilometer groß. Canberra – In der Raumfahrtbranche wird heute über die problematische Zunahme von Weltraummüll rund um die Erde gestöhnt. Zum Glück haben wir es aber nicht mehr mit solchen Brocken zu tun, wie sie in der Zeit, als auf der Erde das Leben entstand, noch gang und gäbe waren. Vor 4,1 bis 3,8 Milliarden Jahren etwa standen Erde und Mond im Trommelfeuer des sogenannten Late Heavy Bombardement, in dem zahlreiche Asteroiden und Planetesimale mit Durchmessern von mehreren Kilometern einschlugen. Auf dem Mond hinterließen Asteroideneinschläge vor 3,9 bis 3,8 Milliarden Jahren die noch heute sichtbaren Maria. Ein Nachzügler hat die Erde vor gut 3,4 Milliarden Jahren erwischt, wie nun Forscher der Australian National University im Fachjournal Precambrian Research berichten. Das Team um Andrew Glikson fand in einem Bohrkern aus dem nordwestaustralischen Marble Bar winzige kugelförmige Einschlüsse. Diese Mikro-Glasperlen aus verdampftem und wieder kondensiertem Material zeigten bei der Analyse die gleichen Anteile von Elementen wie Platin, Nickel oder Chrom, wie man sie auch aus Asteroidenproben kennt. Da der Bohrkernabschnitt mit den Kügelchen zwischen zwei vulkanischen Schichten eingelagert war, ließ sich das Alter relativ genau auf 3,46 Milliarden Jahre berechnen. Die Forscher postulieren, dass es sich um einen 20 bis 30 Kilometer großen Asteroiden gehandelt haben müsse, der einen Krater von hunderten Kilometern Durchmesser verursachte und Magmaflüsse, Tsunamis und Erdbeben auslöste, die einige Größenordnungen über allem lagen, was wir heute kennen. Marble Bar war allerdings nicht der Ort des Einschlags. Die Gegend, die damals unter dem Meer lag, hat lediglich das Material, das der Asteroid über die gesamte Erde verteilte, unter Sedimenten konservieren können. Wo der Einschlag stattfand, ist nicht rekonstruierbar: Anders als bei den Meeren des Mondes werden auf der Erde die Spuren selbst derart gewaltiger Katastrophen durch vulkanische und tektonische Prozesse mit der Zeit ausgelöscht. Deshalb weiß man bislang auch nur von 17 Einschlägen, die älter sind als 2,5 Milliarden Jahre, obwohl es natürlich wesentlich mehr gegeben haben muss. Derjenige, der seine Spuren in Marble Bar hinterlassen hat, ist der zweitälteste, den man kennt – und einer der größten.
| 7Wissenschaft
|
Seit 2015 darf mit kleinen Ausnahmen niemand weniger als 8,50 Euro brutto in der Stunde verdienen. Eine erste Bilanz. Es war eine der umstrittensten Fragen, die die deutsche Politik in den vergangenen Jahren beschäftigte: Wie viel ist eine Stunde menschliche Arbeit wert? Und wer legt das fest? Die schwarz-rote Bundesregierung hat auf beides eine Antwort gefunden, der deutsche Staat gibt seit Jänner 2015 vor, dass mit kleinen Ausnahmen niemand weniger als 8,50 Euro brutto pro Stunde verdienen darf. Die Gewerkschaften jubelten, konservative Ökonomen schrien auf. Der lautstärkste Gegner des Mindestlohns, der streitbare Ökonom Hans-Werner Sinn, warnte vor 900.000 Jobs, die verlorengehen würden. Aber wie fällt die erste Bilanz nach einem Jahr Mindestlohn aus? Das angekündigte Desaster hat jedenfalls nicht stattgefunden. Die Arbeitslosigkeit ist in Deutschland derzeit so niedrig wie seit 25 Jahren nicht mehr und ist mit dem Mindestlohn weiter gefallen, von 7,5 auf 7,1 Prozent. Unklar bleibt: Wäre sie ohne Lohnuntergrenze noch stärker gefallen? Darüber können Ökonomen aber nicht mehr als mutmaßen. Ein Rundruf des STANDARD bei deutschen Instituten ergibt ein recht positives Bild: Beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht man keine negativen Effekte auf die Beschäftigung. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sieht geringe negative Effekte, auch wenn die Datenlage noch keine endgültigen Schlüsse zulasse. Was für den Mindestlohn spricht: In Ostdeutschland, das wegen niedriger Löhne deutlich stärker betroffen ist, ist die Zahl der Arbeitslosen um sechs Prozent gesunken, in Westdeutschland nur um drei Prozent. Die Arbeitslosenrate sinkt dort aber auch schon länger stärker als im Westen, auch das muss also noch nichts heißen. Fest steht: Die negativen Effekte sind bisher entweder nicht eingetreten oder wesentlich kleiner, als zuvor gewarnt wurde. Bei den in Deutschland weitverbreiteten Minijobs, bei denen für bis zu 450 Euro im Monat keine Steuern fällig werden, sind aber wohl Arbeitsplätze wegen des Mindestlohns verlorengegangen. Immerhin fast zwei Drittel der geringfügig Beschäftigten verdienten 2013 weniger als 8,50 Euro pro Stunde. Karl Brenke vom DIW geht davon aus, dass etwa 100.000 Menschen wegen des Mindestlohns nicht mehr ihrer Mini-Arbeit nachgehen. Hans-Werner Sinn sieht sich deshalb in seinen Befürchtungen bestätigt. Oft verdienen sich so Studenten, Hausfrauen oder Rentner etwas dazu. Ein Teil der Minijobs sei laut Brenke aber auch in eine bessere Anstellung umgewandelt worden. Der Großteil der Menschen in Minijobs verdient jetzt mehr als zuvor, insgesamt gibt es in Deutschland fast acht Millionen solche Arbeitsplätze. Die deutsche Regierung habe Glück gehabt, sagt Brenke, weil der Arbeitsmarkt zum Zeitpunkt der Einführung des Mindestlohns ohnehin sehr gut gelaufen sei. Auch die Teuerung sei zuvor sehr niedrig gewesen. Dadurch konnten Unternehmen die höheren Kosten für ihre Mitarbeiter leichter an die Konsumenten weitergeben. Vor allem in Ostdeutschland seien vom Mindestlohn betroffene Dienstleistungen deutlich teurer geworden, sagt Brenke, etwa Taxis, Friseure oder Hotels. Für Ökonomen ist das eine gute Nachricht: Steigen die Preise nicht, sinkt durch die höheren Kosten die Gewinnmarge, meistens werden dann Jobs abgebaut. Langfristig erwartet Brenke keine großen Effekte mehr durch den Mindestlohn. Oliver Stettes vom von Arbeitgeberverbänden finanzierten IW Köln hingegen sieht den Lackmustest für den Mindestlohn hingegen erst in der nächsten Rezession, wenn Unternehmen einsparen müssen. Wenn sich die Wirtschaft dann wieder erholt, stellen sich die Firmen die Frage, ob es sich lohnt, jemanden einzustellen, sagt der Ökonom. Würden dann weniger Jobs geschaffen als bei früheren Wirtschaftsaufschwüngen, dann seien das die Schattenseiten des Mindestlohns. In der jetzigen guten Konjunktur könne man wenig über mögliche Nachteile herausfinden, so Stettes. Kritiker fürchten, dass vor allem Menschen ohne Ausbildung schwer für über 8,50 Euro pro Stunde vermittelbar sind. Unter Arbeitsmarktökonomen ist es eine ungeklärte und hitzig geführte Debatte, ob moderate Mindestlöhne es Niedrigqualifizierten erschweren, eine Arbeit zu finden. Während die kurzfristigen negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt wohl gering bis nicht vorhanden sind und sich die langfristigen erst zeigen müssen, ist eines schon jetzt klar: Knapp vier Millionen Deutsche verdienen seit dem Vorjahr mehr.
| 3Wirtschaft
|
Muslimisches Gebetshaus beschädigt – Zuvor war bei Protesten das Einschreiten der Polizei provoziert worden. Ajaccio – Auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika ist es zu tagelangen anti-arabischen Protesten gekommen, bei denen ein muslimisches Gebetshaus demoliert und mehrere Koranausgaben beschädigt wurden. Die Ausschreitungen in einem Problemviertel der Hauptstadt Ajaccio alarmierten die Regierung in Paris, die Inselverwaltung befürchtet einen großen Imageschaden für das Urlaubsparadies. Derzeit gilt für bestimmte Teile der korsischen Hauptstadt Ajaccio ein Versammlungsverbot. Vertreter muslimischer Gemeinden riefen am Wochenende zur Ruhe auf. Auslöser der anti-arabischen Unruhen war eine stundenlange Straßenschlacht am Donnerstagabend: Eine Gruppe Vermummter hatte in dem Einwandererviertel zunächst ein Feuer gelegt, um gezielt Feuerwehr und Polizisten anzulocken, wie die Behörden mitteilten. Beim Eintreffen der Beamten seien diese von Vermummten mit Eisenstangen und Baseballschlägern angegriffen worden, berichtete ein Feuerwehrmann. Es hätte Tote geben können. Zwei Feuerwehrleute und ein Polizist wurden verletzt. Mindestens einer der jugendlichen Angreifer soll anti-korsische Parolen gerufen haben. Als Reaktion kam es zunächst am Freitagabend zu einer anti-arabischen Demonstration, an der sich etwa 600 Menschen beteiligten. Immer wieder wurden Rufe wie Araber raus und Wir sind hier zu Hause laut. Laut Polizei scherten etwa 300 Demonstranten aus und zogen zu einer Siedlung, in der viele Einwanderer leben. Dort schlugen sie die Glastür zu einem Gebetssaal ein und verwüsteten den Raum. Mehrere Koranausgaben wurden angezündet. Trotz aller Appelle zur Ruhe und einem Großaufgebot an Sicherheitskräften zogen auch am Samstagabend wieder etwa hundert Demonstranten durch Ajaccio, riefen Araber raus und Dies ist unsere Heimat. An einem Wohngebäude in der selben Siedlung, in der das am Vorabend beschädigte Gebetshaus liegt, wurden gläserne Eingangstüren zerschlagen. Premierminister Manuel Valls verurteilte die Unruhen scharf. Nach der unannehmbaren Attacke auf Feuerwehrleute eine unannehmbare Schändung eines muslimischen Gebetsorts, schrieb er auf Twitter. Innenminister Bernard Cazeneuve sprach von ausländerfeindlichen und rassistischen Ausschreitungen. Der Rektor der Großen Moschee von Paris, Dalil Boubakeur, sagte im Fernsehsender BFMTV, er sei bestürzt und traurig. Wichtig seien jetzt Ruhe und Gelassenheit. Der Präfekt von Korsika zeigte sich wegen der Außenwirkung für die Insel beunruhigt, die vom Tourismus in den Sommermonaten lebt. Ich habe mich mit einer Delegation getroffen und sie aufgerufen, diese Demonstrationen zu stoppen, die ein verheerendes Bild von Korsika vermitteln, sagte Christophe Mirmand vor Journalisten. Die anti-arabischen Demonstranten begrüßten ihrerseits das Versprechen der Behörden, Polizisten in allen Siedlungen einzusetzen.
| 2International
|
Wien/Klagenfurt – Kärnten-Tage finden diese Woche im Hypo-U-Ausschuss statt. Am Dienstag waren Zeugen aus dem südlichsten Bundesland am Wort. Im Zentrum stand der Beschluss des Landtages des Jahres 2004 über Landeshaftungen. Damals verdoppelten sich diese Garantieerklärungen des Bundeslandes. Überblick: Niemand haftet für Hypo-Haftung
| 3Wirtschaft
|
Nutzer können Patenschaften übernehmen oder treffsicher spenden. Viele Österreicher wollen Flüchtlingen helfen und Sachspenden bereitstellen. Täglich verteilen Privatpersonen etwa beim Erstaufnahmezentrum Traiskirchen Kleidung, Essen und Spielzeug. Doch nicht immer sind die Spenden treffsicher, gibt es etwa zu viele Jacken aber viel zu wenige Schuhe. Eine private Initiative will nun auf Facebook und einer eigenen Website für mehr Informationen sorgen: Unter refugeebuddy.at und in einer gleichnamigen Facebook-Gruppe können sich Spendenfreudige informieren, was gerade benötigt wird. Außerdem können Bürger Patenschaften über Flüchtlinge übernehmen und sie so im Alltag unterstützen, etwa bei Behördenwegen. Das Projekt soll Berührungsängste auf beiden Seiten abbauen, erklärt Mitinitiator Christian Obermaier in einer Aussendung. Asylwerber, die eine Patenschaft wünschen, können sich ebenfalls auf der Seite anmelden. Informationen zu benötigten Spenden können aber auch beim Innenministerium oder NGOs wie der Caritas erfragt werden. DER STANDARD hat eine Reihe von unterschiedlichen Initiativen zusammengefasst.
| 0Web
|
Thomas Unden wollte ausländerfeindliche Äußerungen trotz Aufforderung der WGKK nicht zurücknehmen. Wien/Linz – Der Allgemeinmediziner Thomas Unden will Flüchtlinge in seiner Praxis in Wien-Floridsdorf nicht behandeln. Diese Ansage, die der Arzt via Plakat auf seiner Ordinationstür verkündete und als Foto auf Facebook postete, sorgte in den vergangenen Tagen für Aufregung. Nun hat Unden seinen Vertrag bei der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) verloren. Diese hatte Unden aufgefordert, seine Aussagen zurückzunehmen. Der Bitte kam der Arzt jedoch nicht nach. Auf Facebook schrieb er am Freitag: Eine Abänderung meiner Haltung steht für mich in keinem Fall zur Diskussion. Der Arzt hat gegenüber der WGKK auch mündlich deponiert, dass es keinen Widerruf seiner Äußerungen geben wird. Daher wird es seitens der WGKK zur Vertragskündigung kommen, sagt eine Sprecherin zum STANDARD. Auch der Disziplinaranwalt der Ärztekammer prüft derzeit, ob Unden das Ansehen der Ärzteschaft beziehungsweise die Versorgungspflicht verletzt hat. Wird ein entsprechendes Verfahren eingeleitet, spielt sich die Verurteilung zwischen schriftlichem Verweis bis hin zur Streichung aus der Ärzteliste ab, was einem unbefristeten Berufsverbot gleichkommt. Ebenfalls auf Facebook verkündete Unden, dass er nun eine Kandidatur bei der Bundespräsidentenwahl überlege. Er bitte die österreichischen Mitbürger, ihn für die Wahl zum Bundespräsidenten zu nominieren, denn er sei der Meinung, dass es angesichts der volksfeindlichen politischen Situation leider von hoher Bedeutung sein wird, dass das österreichische Bundesheer zum Schutz der Bevölkerung von einem Präsidenten kommandiert wird, der sich AUSSCHLIEßLICH dem österreichischen Volk verpflichtet fühlt. Er behalte sich vor, auf das Präsidentengehalt zu verzichten. Lediglich eine Aufwandsentschädigung werde er einfordern. In Linz hat unterdessen der Anwalt Klaus Burgholzer in einem Brief an die Rechtsanwaltskammer erklärt, dass er ausländische Angeklagte nicht verteidigen möchte, berichtete der Kurier am Freitag. Er nennt in dem Schreiben moralische Gründe und Gründe der Ideologie – ich bin politisch rechts orientiert, also volkstreu und heimattreu. Der Brief wird laut Kammerpräsident Franz Mittendorfer disziplinarrechtlich behandelt.
| 1Panorama
|
Bei Rundem Tisch zu HCB und Giftmülldeponie Brückl wurden Szenarien für die Zukunft diskutiert – Entscheidung wird noch länger auf sich warten lassen. Klagenfurt/Wien – Es soll künftig kein stark belasteter Blaukalk mehr in Zementwerken entsorgt werden. Das ist ein Ergebnis eines Runden Tisches zu HCB und dem weiteren Vorgehen rund um die Giftmülldeponie Brückl, der am Mittwoch in Klagenfurt stattgefunden hat. Diskutiert wurden acht Szenarien für die Zukunft der Deponie, eine Entscheidung wird aber wohl noch länger dauern. Die Szenarien werden nun zunächst nach medizinischen Aspekten bewertet. Die Menschen im Görtschitztal sind physisch wie psychisch vorbelastet, sagte Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne) nach dem Runden Tisch vor Journalisten. Daher müsse man erhöhte Vorsicht walten lassen. Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster sagte, man müsse den belasteten Kalkschlamm verbrennen oder deponieren. Die Szenarien sehen alle eine dieser beiden Möglichkeiten bzw. diverse Mischvormen vor. Sicher sei bisher nur eines: Stark belasteter Blaukalk kommt nicht mehr in ein Zementwerk. Er müsse entweder unter Tage gelagert oder in einer Müllverbrennungsanlage entsorgt werden. 140.000 Tonnen unterschiedlich kontaminierter Blaukalk lagert noch in Brückl. Ein Szenario sieht etwa vor, eine Verbrennungsanlage direkt vor Ort zu errichten und das gesamte Material dort aufzuarbeiten. Andere Varianten gibt es mit einer weiteren Verbrennung gering belasteten Kalks im Zementwerk Wietersdorf oder auch eine Verbrennung des gesamten Blaukalks in Müllverbrennungsanlagen wäre denkbar, allerdings müsste man hier noch bezüglich der Kapazitäten Überlegungen anstellen. Und man müsse die Bevölkerung in der Entscheidung einbinden, etwa via Mediation, hieß es. Hans-Peter Hutter von der Med-Uni Wien sagte, man schaue sich an, welche Schadstoffkonzentrationen den Görtschitztalern überhaupt noch zumutbar sind. Der Fokus liegt auf Kindern und Risikogruppen wie Älteren und Kranken. Als erstes werde man sich den Luftschadstoffen widmen. Wichtig sei, dass niedrigere Werte als anderswo eingehalten würden. Messergebnisse und das gesamte Prozedere soll für die Bevölkerung dann auch transparent dargestellt werden. Die kalkulierten Kosten der verschiedenen Szenarien liegen im Bereich zwölf bis 30 Millionen Euro. Die Finanzierung ist prinzipiell Sache der Donau Chemie, weil die Giftmülldeponie von einem ihrer Werke stammt. Ohne Hilfe des Bundes wird es aber nicht gehen, meinte Holub. Entsprechende Förderverhandlungen seien bereits im Laufen. Die gesundheitliche Bewertung der Szenarien wird frühestens Ende August vorliegen. Dann soll erneut ein Runder Tisch stattfinden.
| 1Panorama
|
Syrische Kurden als Feindbild der Türkei – Gleichberechtigung stärkt die Einheiten. Abdullah Öcalan, der Gründer und Führer der Kurdischen Arbeiterpartei PKK, ist im kurdischen Siedlungsgebiet im Norden Syriens omnipräsent. Öcalan, der seit 1999 wegen zahlreicher ihm zur Last gelegter Verbrechen in der Türkei inhaftiert ist, wird auch bei den syrischen Kurden wie ein Heiliger verehrt. Sein Bild prangt an Hauswänden, in Wohnzimmern, er schmückt Fahnen, sein Konterfei baumelt an den Rückspiegeln der Autos. Zu Wochenbeginn gab es in etlichen kurdisch-syrischen Städten große Kundgebungen, mit denen des 17. Jahrestags der Inhaftierung Öcalans in der Türkei gedacht wurde. Auch das ist ein Grund, warum die erstarkten Kurden in Syrien der Türkei ein Dorn im Auge sind. Die PYD, die Partiya Yekitiya Demokrat, die im syrischen Kurdengebiet – noch ohne Wahlen – das Sagen hat, versteht sich als Schwesterpartei oder als verlängerter Arm der PKK und ist folgerichtig das Feindbild der türkischen Regierung, die den kurdischen Einfluss im Nachbarstaat fürchtet. In den syrischen Bürgerkriegswirren ist es den Kurden gelungen, einen Großteil ihres Siedlungsgebiets, in dem etwa zwei Millionen Menschen leben, unter ihre Kontrolle zu bringen. Sie führen einen erbitterten Krieg gegen den Islamischen Staat – und haben sich mit dem syrischen Herrscher Bashar al-Assad irgendwie arrangiert. In der strategisch wichtigen Stadt Qamishli, die im direkten Grenzgebiet zur Türkei liegt, gibt es den einzigen funktionierenden Flughafen im Norden Syriens. Der Flughafen wird nach wie vor von den Assad-Truppen verwaltet, obwohl die Stadt längst in der Hand der PYD ist. Die Kurden verfügen über eine beachtliche militärische Kampfkraft, den Amerikanern sind sie ein willkommener Partner im Kampf gegen den IS, was wiederum der Türkei gar nicht passt. Das hat zuletzt zu schweren Verstimmungen zwischen der Türkei und den USA geführt. Während die USA die sogenannten Volksverteidigungseinheiten (YPG) mit Waffenlieferungen unterstützen, sieht die Türkei diese als Terrororganisation an. Was das Beziehungsgeflecht in dieser Region noch komplizierter macht: Auch die Russen unterstützen die syrischen Kurden. Die YPG war maßgeblich an der Befreiung des kurdischen Kobane an der Grenze zur Türkei beteiligt, sie hat gemeinsam mit PKK-Kämpfern, die aus dem Irak vorgestoßen waren, auch eine große Anzahl von Jesiden vor der Terrormiliz IS im Sinjar-Gebirge gerettet. Das politische System in der nunmehr selbstverwalteten Kurdenregion basiert auf einer ausgeklügelten Form der Basisdemokratie. Neben der PYD sind auch andere Parteien und Minderheiten wie Assyrer, Armenier oder auch Araber aus der Region in die Verwaltung eingebunden. Es ist auch ein gesellschaftliches Experiment. Die angestrebte Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist gerade in dieser Region eine Besonderheit. Das führt – politisch erwünscht – auch dazu, dass viele Frauen bei den Volksverteidigungseinheiten unter Waffen sind, sie bilden eigene Einheiten, die von den IS-Kämpfern besonders gefürchtet sind.
| 2International
|
Nikos Xydakis glaubt vor dem EU-Türkei-Gipfel an Fortschritte bei der Lösung der Flüchtlingskrise. Und auch an die Versöhnung mit Österreich. STANDARD: Wie groß ist der politische Schaden, der durch die Grenzschließungen entstanden ist, die Österreich und die EU- und Nicht-EU-Mitglieder auf dem Balkan veranlasst haben? Xydakis: Der Schaden ist da, und er betrifft vor allem das Verhältnis zwischen Griechenland und Österreich. Wir haben seit langen Jahren sehr gute Beziehungen miteinander. Ich glaube, wir werden sie auch wieder haben. Aber der humanitäre Korridor von der Türkei in den Norden Europas ist jetzt geschlossen und Griechenland sitzt in der Falle. FYROM (Die Frühere jugoslawische Republik Mazedonien, Anm.) lässt pro Tag jetzt 75 Personen durch. Das ist einigermaßen lächerlich. Nach welchen Kriterien wird dort entschieden, wer passieren darf und wer nicht? Die allermeisten Menschen dort an der Grenze haben dieselben Profile: Sie sind entweder Flüchtlinge, oder sie sind keine. Was die Europäische Union braucht, ist eine völlige Reform ihres Asylsystems. Eine neue Regelung, wie Menschen in Europa Asyl beantragen und wie über die Anträge entschieden wird. Wenn wir eine gemeinsame Politik haben, muss sie von allen 28 Mitgliedsstaaten getragen werden. Das ist zur Zeit nicht der Fall. Manche folgen der gemeinsamen Linie, andere nicht. STANDARD: Das ist ja wohl ein ziemliches Problem für Athen? Xydakis: Der amerikanische Außenminister hat es eine existentielle Krise der Europäischen Union genannt. So sehe ich das auch. Wenn zwei grundlegende Prinzipien der Union nicht befolgt werden – Proportionalität und Solidarität –, dann gibt es auch keine Union mehr. Dann kehren wir alle zu unserer Nationalstaatspolitik zurück mit Grenzkontrollen und unterschiedlichen politischen Entscheidungen und den Konflikten, die sich daraus ergeben. STANDARD: Sie haben die griechische Botschafterin in Wien aus Protest gegen die Grenzschließung zu Konsultationen zurückgerufen. Was passiert nun? Gibt es einen Termin für die Rückkehr der Botschafterin? Xydakis: Nein, noch nicht. Unsere diplomatischen Beziehungen sind nicht unterbrochen, sie bestehen weiter. Ich gehe davon aus, dass es nach dem EU-Sondergipfel am Montag und nach dem regulären Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs Mitte März einen neuen Konsens in der Flüchtlingsfrage geben wird. STANDARD: Es gibt Signale in Brüssel, denenzufolge eine Verständigung mit der Türkei gefunden wurde. Die Türkei soll nun angeblich bereit sein, alle nicht-syrischen illegalen Immigranten zurückzunehmen. Xydakis: Ich hoffe das. Die Türkei ist das Tor der Flüchtlinge nach Europa. Wenn die Türkei mit Europa kooperieren und den Flüchtlingsstrom auf wenige Hundert Menschen am Tag reduzieren kann, wäre das eine Größenordnung, mit der wir arbeiten können. Einige Hundert Menschen am Tag kann man registrieren, überprüfen, man kann entscheiden, wer illegaler Immigrant ist und wer tatsächlich schutzbedürftig ist. Für diese Kooperation erhält die Türkei politische Vorteile. Es geht nicht so sehr um das Geld, aber um wertvolle politische Vorteile wie die Visaliberalisierung für türkische Staatsbürger. Wir unterstützen das natürlich. STANDARD: Das Schlüsselelement für eine Vereinbarung mit der Türkei ist die Umsiedlung syrischer Kriegsflüchtlinge nach Europa. Das Ausfliegen eines täglichen Kontingents an Syrern in die EU. Glauben Sie, die deutsche Kanzlerin wird beim Gipfeltreffen am Montag und danach ausreichend Unterstützung für diesen Plan finden? Xydakis: Frau Merkel wird diese Unterstützung einfordern und sie wird dabei die Teilnehmer an alle früheren Beschlüsse des Europäischen Rats erinnern. Sie muss das tun, sie hat die Pflicht und das Recht dazu. Auch Alexis Tsipras und Matteo Renzi werden es tun. STANDARD: Das macht schon drei EU-Staaten von 28 ... Xydakis: Es gibt weitere Mitgliedsstaaten, die vom Flüchtlingsstrom stark betroffen sind – Schweden oder Österreich zum Beispiel. Ich habe immer die Leistung der Österreicher gelobt. Sie haben mehr als 90.000 Menschen aufgenommen. Die Grenzschließung jetzt ist ein anderes Thema. Ich glaube, wenn Kanzlerin Merkel zusichern kann, dass Deutschland einen bedeutenden Teil der umzusiedelnden Syrer aufnimmt, dann werden ihr andere EU-Staaten folgen. Hier liegt die Existenzfrage unserer Union, das Prinzip der Proportionalität. Für die Verteilung syrischer Flüchtlinge aus Griechenland und Italien hat sich die EU bereits auf einen Schlüssel geeinigt. Er wird wohl derselbe sein für die Umsiedlung syrischer Flüchtlinge aus der Türkei. Wenn man das nicht akzeptiert, dann akzeptiert man nicht das Grundprinzip der EU-Verträge. Und wenn Ungarn zum Beispiel nicht bereit ist, die Lasten unserer Union mitzutragen, dann darf es auch keine Vorteile etwa vom gemeinsamen Haushalt der Union haben. STANDARD: Das wäre das Ende der Europäischen Union. Xydakis: Das Ende vom Ende. Der Anfang vom Ende der EU ist, wenn ein Mitgliedsstaat erklärt: Ich nehme keine Flüchtlinge auf, ich akzeptiere meine Quote nicht. Bei der Verteilung syrischer Flüchtlinge haben bisher nur 15 EU-Staaten auf die Bitten von Italien und Griechenland geantwortet. Nur ein halbes Dutzend Länder hat sich dann auch tatsächlich beteiligt. Und die Zahlen sind klein, wie Sie wissen, um die 400 Menschen bisher von 160.000, die wir in Brüssel vereinbart hatten. Glücklicherweise gibt es bilaterale Initiativen: Portugal hat uns angeboten, 6000 Flüchtlinge zu nehmen. Die spanische Region Valenzia nimmt 1000. STANDARD: Glauben Sie nicht, dass es nach diesem Jahr 2015 eine Art Flüchtlings-Müdigkeit in der europäischen Öffentlichkeit gibt? Die Leute wollen keine neuen Flüchtlinge mehr kommen sehen. Xydakis: Ja, ich verstehe das schon. Wir müssen viel und überzeugend mit den Bürgern unserer Staaten sprechen. Wir müssen ihnen Daten und Argumente präsentieren. Das hier ist ein globales Ereignis, eine historische Bewegung. Das geschieht im Lauf der Geschichte immer wieder einmal. Manchmal sind diese Bewegungen sehr groß und kommen nicht leicht zu einem Ende. STANDARD: Können Sie sagen, wann diese Flüchtlingskrise vorbei ist? In zwei, in fünf Jahren? Xydakis: Ja, das kann ich. Wenn der Krieg in Syrien, im Irak, in Libyen vorbei ist. Die Frage ist, was wir tun und was wir in den vergangenen fünf Jahren getan haben, um den Krieg zu beenden. Wie bringen wir zum Beispiel Frankreich, das mitverantwortlich für das Chaos in Libyen ist, dazu, mehr für Frieden und Stabilität zu wirken? Der Westen hat nicht viel getan, um diese Krisen zu entschärfen. Es ist ein gutes Geschäft für Unternehmen, die Munition verkaufen. STANDARD: Die EU-Kommission ist offenbar weiterhin nicht überzeugt, dass Griechenland alle Flüchtlinge registriert. Kommissar Avramopoulos hat eine Frist bis Mitte Mai verkündet. Danach gebe es Konsequenzen für Griechenland als Mitglied der Schengenzone. Xydakis: Die Kommission kann gern kommen und das überprüfen. Die Registrierungsrate liegt meines Wissens bei weit über 90 Prozent, bei 98 Prozent. Wir könnten fragen, wie die Rate in Deutschland oder Österreich ist. Ich glaube nicht, dass sie bei 100 Prozent liegt. Dort sind den Behörden Flüchtlinge verlorengegangen. Das passiert überall, nicht nur in Griechenland in den vergangenen sechs Monaten. STANDARD: Wann darf Frau Mikl-Leitner nach Athen? Xydakis: Wir werden am selben Tisch mit Österreich sitzen, schon am Montag beim EU-Gipfel. Unsere Beziehungen sind ja nicht abgebrochen. Es ist eine schlechte Zeit, und die geht vorbei. Ich mag Österreich. Ich bin nur überrascht, wie die Wiener Diplomatie ihren so berühmten, auf Flexibilität und Ausgleich bedachten Stil verloren hat. Sie werden das wieder finden. Tradition ist stärker als einzelne Personen.
| 1Panorama
|
Lokalwahlen insgesamt "fair und ruhig" – Kriminelle traten als Kandidaten an – Opposition in der Krise. Es waren die ersten Wahlen, seit Albanien den EU-Kandidatenstatus innehat. Die internationale Beobachtermission der OSZE/ODIHR kritisierte die Politisierung der öffentlichen Institutionen, die den Wahlprozess unterminieren. Die Leiterin der Mission Audrey Glover nannte etwa namentlich die zentrale Wahlkommission. Doch insgesamt wurden die Wahlen als ruhig und fair beurteilt. Die EU gratulierte den albanischen Bürgern und mahnte, man solle den Empfehlungen der Beobachtermission folgen. Die NGO Koalition für freie Wahlen und nachhaltige Demokratie stellte keine signifikanten Irregularitäten oder Wahlfälschungen fest. In vier Prozent der Fälle kam es vor, dass Wähler, die auf der Liste waren, trotzdem nicht zur Wahl zugelassen wurden, in drei Prozent konnten Leute wählen, obwohl sie nicht auf den Listen standen. Für albanische Verhältnisse ist das ein Erfolg. Manche Wähler machten mit ihren Handys Fotos von den Wahlzetteln, die sie später der betreffenden Partei als Beweis für ihre Loyalität vorwiesen. Eigentlich ist es in Albanien deshalb verboten, Taschen in die Wahlzelle mitzunehmen. Mancherorts standen auch Partei-Leute direkt vor den Wahlzentren und winkten mit Geldscheinen. Doch immerhin: Es kam zu keiner Gewalt. Und insofern werden die Lokalwahlen vom Sonntag von der internationalen Gemeinschaft positiv beurteilt. Die Kandidatur von offensichtlich Kriminellen bei den Bürgermeisterwahlen wurde bereits im Vorfeld diskutiert – schadete diesen aber nicht. Die Plattform Balkan Insight (BI) veröffentlichte die Namen von drei Personen, die wegen krimineller Aktivitäten verhaftet worden waren. Dazu gehören die zwei sozialistischen Bürgermeisterkandidaten Artur Bushi und Elvis Rroshi, die für Kruja und Kavaja kandidierten. Bushi wurde etwa 2010 in Italien verhaftet und verdächtigt, Mitglied einer kriminellen Bande zu sein, die Kokainhandel betreibt. Bushi und Rroshi wurden übrigens am Sonntag zu Bürgermeistern gewählt. Eigentlich haben die beiden großen Parteienblöcke 2014 vereinbart, dass Personen mit kriminellem Hintergrund keine öffentlichen Posten einnehmen sollten. Die Demokratische Partei zog schließlich noch vor der Wahl den Kandidaten Gentian Muhameti zurück, der wegen Drogenhandels in Italien verurteilt worden war. Das Problem ist, dass sich die Parteien zuweilen auf Kriminelle stützen, weil diese Geld und Einfluss haben, um für ausreichend Wählerstimmen zu sorgen. Auch die Zusammenstellung der Wahllisten sorgte wieder einmal für Konflikte. Die Staatsanwaltschaft verlangte etwa die Rücknahme von 2.800 Namen auf der Wahlliste von Durres, nachdem veröffentlicht worden war, dass der Bürgermeister diese Leute, die gar nicht in Durres wohnen, über private Firmen registrieren hatte lassen. Die Opposition kritisierte, dass in der Hafenstadt vor der Wahl plötzlich sieben Mal mehr Leute gemeldet waren als in den zwei Jahren davor. Premier Edi Rama erklärte, dass die Wahl wiederholt werden sollte, wenn der sozialistische Kandidat weniger als 2.000 Stimmen Vorsprung haben sollte – was nicht der Fall war. Auch der Druck auf Journalisten wurden während des Wahlkampfs wieder einmal offenbar. So wies der Bürgermeister von Elbasan, Qazim Sejdini, ein Sozialist, Journalisten kürzlich darauf hin, dass sie oft vergessen, dass sie einen Job haben und dass sie mit ihrem Mund und ihrer Kamera die Interessen ihrer Eigentümer beschädigen. In Südosteuropa werden viele Parteien nur gewählt, weil die Leute Angst haben, ihre Jobs zu verlieren. Für Lulzim Basha, den Vorsitzenden der Demokratischen Partei (PD) in Albanien, dürfte es hingegen nach der Niederlage schwer werden, seinen Posten zu behalten. Basha, der in den vergangenen Jahren auch Bürgermeister in Tirana war, konnte sich nicht vom alten Paten der Partei, Sali Berisha, lösen. Dieser funkte dauernd hinein. Basha stand in seinem Schatten – und dieser ist lang. Intern wird in der DP nun über einen Neuanfang diskutiert – und darüber, wie man sich aus der Ära Berisha, die auch mit Korruption und Autoritarismus verbunden wird, distanzieren kann. Opposition verlor auch im Norden Die PD verlor am Sonntag nicht nur den Bürgermeisterposten von Tirana an die Sozialisten – neuer Stadtchef wird Erion Veliaj. Nach letztem Stand gingen 46 der 61 Bürgermeisterämter an die auch auf Staatsebene regierende Linkskoalition, nur 15 konnte die Rechtskoalition gewinnen. Außer der traditionell katholischen und konservativen Stadt Shkodra im Norden sind die Gemeinden, die der DP blieben, ökonomisch wie politisch unwichtig. Einzige Ausnahme im traditionell linken Süden ist Permet. Dort konnten die Demokraten offensichtlich deshalb gewinnen, weil sie einen ehemaligen Sozialisten an die Spitze setzten. Ansonsten konnte die Linkskoalition in allen wichtigen großen Städten wie Tirana, Durres, Korca, Elbasan und Vlora gewinnen.
| 2International
|
An der spezifischen DNA der Tiere lässt sich erkennen, aus welcher Gegend eine von ihr befallene Person stammt. Brunswick – Sie gehören zu jenen Lebewesen, die fast jeder von uns mit sich herumträgt: Die durchsichtigen Haarbalgmilben leben, wie der Name schon sagt, in den Haarbälgen oder Haarfollikeln. Meist drei der knapp 300 Mikrometer (also 0,3 Millimeter) kleinen Spinnentierchen teilen sich dabei einen Follikel. Der Mensch ist dabei keine Ausnahme: So gut wie jede Säugetierart hat ihre eigene Spezies von Haarbalgmilben. Beim Menschen tritt Demodex folliculorum vor allem im fortgeschrittenen Alter auf und kann selten aber doch zu Hautkrankheiten (wie Rosazea) beitragen. Ein internationales Forscherteam um den Biologen Michael Palopoli (Bowdoin College in Brunswick) hat nun die Milben aus rein wissenschaftlichen Gründen unter die genetische Lupe genommen: Sie wollten einfach mehr über die Spinnentiere herausfinden – nicht zuletzt darüber, wie sie von einer Person auf die nächste gelangten. Die Forscher verglichen für ihre im Fachblatt PNAS veröffentlichte Untersuchung die DNA von Haarbalgmilben aus den Haarfollikeln von 70 Menschen weltweit und machten eine überraschende Entdeckung: Die spezifische DNA der Tiere verrät viel über die Herkunft der Menschen. Sie entdeckten bei Menschen europäischer Abstammung einen spezifischen Milbenstamm und drei genetisch andere andere Milbenstämme, die bei Menschen in Asien, Afrika und Lateinamerika besonders häufig sind. Die Forscher konnten auf diese Weise eindeutige Schlussfolgerungen ziehen, aus welcher Gegend die Besitzer der jeweiligen Milben kamen, selbst wenn diese Migrationen hinter sich hatten. Denn allem Anschein nach werden Milben vor allem innerhalb einer Familie weitergegeben und nicht durch die jeweilige neue Umwelt. So wie etwa auch das Darmbakterium E. Coli scheinen also auch Milben etwas über die Ausbreitung des Menschen aus Afrika über den Planeten verraten zu können.
| 7Wissenschaft
|
Gesundheitsamt informiert – Infektionsgefahr nur bei längerem, unmittelbaren Kontakt in einem geschlossenen Raum – Rund 650 Erkrankungen pro Jahr in Österreich. Wien – Der Tuberkulose-Verdacht im Parlament hat sich bestätigt. Ein Mitarbeiter der Parlamentsdirektion ist laut Aussendung der Parlamentsdirektion vom Freitagabend tatsächlich an TBC erkrankt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Mitarbeiter im Plenarsaal des Parlaments weitere Personen angesteckt hat, ist laut Gesundheitsdienst der Stadt Wien (MA 15) aber äußerst gering. Die Ergebnisse der medizinischen Untersuchung des Betroffenen, der sich in stationärer Behandlung befindet, liegen laut Gesundheitsdienst der Stadt Wien seit Freitagabend vor. Die MA 15 wird – wie in solchen Fällen vorgesehen – alle Personen, mit denen der Erkrankte engen beruflichen oder privaten Kontakt hatte, kontaktieren und, wenn notwendig, entsprechende Untersuchungen durchführen, hieß es in der Aussendung der Parlamentskorrespondenz. Nachdem sich der betroffene Mitarbeiter etwa im Rahmen der Sondersitzung am Dienstag auch zeitweise im Plenarsaal aufgehalten hat, hat die Gesundheitsbehörde am Freitagnachmittag im Parlamentsgebäude entsprechende Erhebungen durchgeführt. In dem sehr großen und luftigen Plenarsaal sei die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung laut MA 15 aber äußerst gering. Tuberkulose wird am häufigsten über die Luft übertragen, doch eine unmittelbare Ansteckungsgefahr besteht nur, wenn in einem geschlossenem Raum mehr als acht Stunden ein enger Kontakt mit dem Erkrankten stattgefunden hat. Alle Abgeordneten sowie die Mitarbeiter der Parlamentsdirektion wurden bereits über den TBC- Verdacht informiert. Ihnen steht ein medizinischer Informationsdienst für Fragen zur Verfügung. In Österreich ist die Zahl der Tuberkuloseerkrankungen seit vielen Jahren ständig rückläufig. 2013 wurden 649 Tuberkulosefälle registriert. Das entspricht einer Erkrankungshäufigkeit von 7,66 pro 100.000 Einwohnern. Die meisten Erkrankungen – 14,5 pro 100.000 Einwohner – wurden in Wien registriert. Die rückläufige TB-Inzidenz (Neuerkrankungen pro 100.000 Personen und Jahr; Anm.) bei österreichischen Staatsbürgern setzte sich weiter fort, bei Personen mit nicht-österreichischer Staatsangehörigkeit blieb diese stabil, schrieb die Fachgesellschaft der Lungenärzte anlässlich des Welt-Tuberkulosetages 2015. Jahr davor (2014) erkrankten in Wien 141 Personen an ansteckender Tuberkulose. Tuberkulose wird durch Tröpfcheninfektion übertragen. Befallen TBC-Erreger die Lunge, versucht das menschliche Immunsystem, diese in Schach zu halten. Wenn die Bakterien schlummern, handelt es sich um eine geschlossene Tuberkulose. Ist das Immunsystem schwach, macht sich die Infektion bemerkbar. Dann wird von einer offenen, infektiösen Tuberkulose gesprochen. Ansteckend ist TBC, sobald die Bakterien den Weg in die Bronchien gefunden haben und über die Atemwege abgesondert werden. Eine nicht diagnostizierte offene TBC-Infektion muss nicht tödlich enden, kann jedoch laut Medizinern innerhalb einiger Tage oder Wochen zum Tod führen.
| 1Panorama
|
Bug im WLAN-Treiber kann zum Einschmuggeln von Schadcode genutzt werden – Update-Auslieferung angelaufen. Google scheint seinen Update-Rhythmus gefunden zu haben. Im Rahmen des Februar-Patch-Days für Nexus-Geräte schließt der Android-Hersteller wieder eine ganze Reihe von sicherheitsrelevanten Problemen. Darunter auch wieder einige, die als kritisch klassifiziert wurden. Das potentiell gefährlichste Problem lauert dabei im WLAN-Treiber von Broadcom. Über speziell zusammengestellte Kontrollnachrichten kann ein Angreifer Schadcode auf ein Android-Gerät einschmuggeln und mit Kernel-Rechten zur Ausführung bringen. Der wichtigste einschränkende Faktor bleibt dabei, dass Angreifer und Ziel im gleichen lokalen Netzwerk sein müssen, was gezielte Angriffe erschwert. Für Massenattacken könnte dies aber trotzdem ein für Angreifer interessanter Ausgangspunkt sein. Natürlich darf auch im Februar wieder die übliche kritische Sicherheitslücke im Mediaserver von Android nicht fehlen. Wie all seine Vorgänger könnte hier theoretisch Schadcode über in Webseiten eingebettete Audio- oder Video-Dateien eingeschmuggelt und mit dem Rechten des Mediaservers ausgeführt werden. Weitere kritische Lücken wurden im Qualcomm Performance Module, dem WLAN-Treiber des selben Hersteller und in Debuggerd ausgeräumt. Allesamt hätten sie von einer lokalen App dazu genutzt werden können, Root-Rechte zu erlangen, und so Modifikationen am System vorzunehmen. Dazu kommen noch vier mit der Warnstufe hoch klassifizierte Bugs sowie eine moderater Fehler. Jener in den letzten Wochen viel diskutierte – aber unter Android eher theoretischer – Bug im Linux-Kernel wird mit dem aktuellen Update übrigens noch nicht ausgeräumt. Dies soll im März nachgeholt werden. Laut Google sind all die Informationen und Patches für die betreffenden Lücken bereits Anfang Jänner an die eigenen Partner weitergereicht worden, damit diese zeitgerecht Updates schnüren können. Die öffentliche Freigabe des Source Codes wurde mittlerweile ebenfalls vorgenommen. Parallel dazu hat Google neue Factory Images für alle noch aktuell unterstützen Geräte der Nexus-Linie sowie das Pixel C veröffentlicht. Dies bedeutet üblicherweise, dass die Update-Auslieferung für die betreffenden Smartphones und Tablets begonnen hat. Da die Aktualisierung wie gewohnt in Wellen erfolgt, kann es allerdings einige Tage brauchen, bis alle Nutzer die neue Version erhalten. Bei Herstellern, die sich an Googles monatliches Sicherheit-Programm halten, lässt sich der Patch-Level in den Telefoninformationen abfragen. Mit der neuen Update-Welle wird dieser auf 1. Februar 2016 angehoben. Das älteste noch von Google unterstützte Gerät ist derzeit übrigens das Tablet Nexus 10. Dass dieses im Gegensatz zum ebenfalls vor mittlerweile mehr als drei Jahren vorgestellten Nexus 4 noch Updates erhält, hat dabei einen simplen Grund. Das Nexus 10 wurde von Google deutlich länger verkauft und zwar bis Mitte Oktober 2014. Damit ist es noch ein bis zwei Monate von Googles Update-Versprechen gedeckt, das nicht nur drei Jahre Updates nach dem Marktstart sondern auch mindestens 18 Monate Aktualisierungen nach dem Verkaufsende verspricht. (Andreas Proschofsky, 2.2.2015)
| 0Web
|
Eine Spaltung und verschärfte Gesetze setzen der legendären kriminellen Organisation immer mehr zu. In vielen Filmen wird die Yakuza, Japans Äquivalent zur italienischen Mafia, in romantisch-verklärter Weise als verschworene Männergemeinschaft beschrieben, in der unbedingte Gefolgschaft und Männertreue höchste Werte sind. Aber in der Realität des Gangstertums stehen hinter Männerfreundschaft und Verrat ganz handfeste materielle Interessen, die nun zu einer Spaltung der größten Yakuza-Organisation, der Yamaguchi-gumi, geführt hat. Hauptgrund dafür ist die Verlegung des Geschäftsschwerpunkts in die Region um Tokio, wo die Wirtschaft floriert, während sie in der Gegend um Osaka und Kobe, dem ursprünglichen Sitz des Syndikats, stagniert. Unter anderem ist die Organisation als Subunternehmer bei den Aufräumungsarbeiten rund um das Atomkraftwerk Fukushima involviert. Doch diese Ausdehnung des Geschäfts ist gegen das Interesse des traditionellen Flügels der Yamaguchi-gumi, wodurch es schließlich zum Bruch kam. Doch auch durch äußere Einflüsse kommt die Yakuza immer mehr unter Druck. Jahrzehntelang war sie eng mit der legalen Geschäftswelt verknüpft, im Immobiliensektor sehr aktiv und mit engen Verbindungen zu den Großbanken. Ihre illegal lukrierten Gewinne flossen in Geschäfte mit legalen Firmen. Zudem gab es auch enge Bande zur Politik. Hochrangige Volksvertreter erschienen auf Yakuza-Partys, im Gegenzug gab es Unterstützung bei Wahlen. Doch derlei Aktivitäten wurden im Oktober 2011 per Gesetz verboten, es wurde zunehmend unfein, sich mit der Yakuza zu zeigen. Für deren Mitglieder selbst wurde es immer schwieriger, sich als solche zu zeigen. Deshalb wurde auch das Fingerabhacken als Loyalitätserweis gegenüber dem Bandenchef unpopulär, weil ein als Yakuza erkannter Mann kein Bankkonto eröffnen kann. Die Folge: Die Yakuza musste sich auf illegale Geschäftszweige wie das Glücksspiel, Drogenhandel und Prostitution beschränken. Nach der Spaltung fürchtet die Polizei, dass nun ein Bandenkrieg ausbrechen könnte. Der letzte in den 1980er-Jahren kostete 29 Yakuza-Mitgliedern das Leben. Noch zählt die Yamaguchi-gumi insgesamt rund 23.000 Mitglieder. Es gibt gute Gründe, dass sie in Zukunft weniger werden.
| 1Panorama
|
Ellis Island steht für die aufgeklärte Willkommenskultur – In Wahrheit herrschte dort ein Kontrollregime. Allein schon die Anfahrt! Unter einem postkartenblauen Himmel gleitet das Schiff über die Wellen, drosselt das Tempo, kreist um die Freiheitsstatue, damit man sie von allen Seiten betrachten kann, die Lady Liberty mit Strahlenkrone und hoch erhobener Fackel. Dann weiter, es dauert nur ein paar Minuten, nach Ellis Island. Vom Wahrzeichen der offenen Tore Amerikas zum Pförtnerhäuschen der Neuen Welt, wie die Insel in der Mündungsbucht des Hudson auch genannt wurde. Was für ein Kontrast! Fred Voss balanciert über Trümmer, er führt durch die Ruinen eines Krankenhauses. Fenster ohne Scheiben. Bröckelnder Putz. Aufgequollene Dielen. Waschbecken, an denen sich seit Jahrzehnten keiner mehr wusch. Die Klinik zu renovieren, das dauert. Save Ellis Island, eine Bürgerinitiative, der auch Voss als Freiwilliger angehört, sammelt Geld dafür. Aber noch ist eine Hälfte der Insel Ruinenlandschaft. Als der Hurrikan Sandy vor drei Jahren eine Sturmflut auslöste und das Wasser stellenweise zwei Meter hoch stand, mussten sie erst mal aufräumen, bevor an Aufbauarbeiten zu denken war. Aufgepasst, drüben ist neulich ein Teil der Decke heruntergekommen, warnt Voss. Am Ende leerer Korridore taucht hier und da ein großflächiges Schwarz-Weiß-Foto auf. Seit ein paar Monaten nutzt der französische Street-Art-Künstler JR den morbiden Charme des Verfalls, um daran zu erinnern, wie sie aussahen, die Menschen, die mit ihren klobigen Seekisten hier landeten. Sie legten Wert auf ihre Würde. JR zeigt ganze Familien im Sonntagsstaat, Männer mit schnurdünnen Krawatten, Frauen mit Broschen am Revers ihrer Mäntel. Eigentlich ist Ellis Island ja ein Nationalheiligtum. Es steht auf einer Stufe mit Plymouth Rock, dem Felsen in Massachusetts, wo 1620 die Pilgerväter der Mayflower an Land gegangen sein sollen. Der Schrein einer Einwanderernation, nur eben einer, der in den 1980er-Jahren, als man sich der vergessenen Insel zu erinnern begann, doch ziemlich verklärt worden ist zu einem Ort aufgeklärtester Willkommenskultur. In Wahrheit verband sich mit dem Namen Ellis Island ein Kontrollregime, das mal mehr, mal weniger strikt gehandhabt wurde. Über zwölf Millionen Menschen standen von 1892 bis 1924 Schlange in der Great Hall, der Haupthalle. Allesamt Schiffspassagiere, die die ermüdende Atlantikpassage in quälender Enge auf den Zwischendecks der Ozeandampfer verbracht hatten. Wer sich erste oder zweite Klasse leisten konnte, durfte am Übersee-Kai Manhattans von Bord gehen. Die anderen wurden auf Barkassen nach Ellis Island gebracht. Die Erste war, am 1. Jänner 1892, Annie Moore, eine Fünfzehnjährige aus Irland. Der Überlieferung nach soll ihr ein kräftiger Landsmann namens Mike Tierney zu der Ehre verholfen haben, indem er einen Österreicher, der am Landungssteg noch an vorderster Stelle stand, kurzerhand am Kragen packte und ihn mit den Worten Ladies first! zwang, dem Mädchen den Vortritt zu lassen. Wie sich Phasen relativ offener Arme mit restriktiveren abwechselten, diese Geschichte lässt sich schon am Beispiel zweier Direktoren erzählen. Der erste, John Baptiste Weber, ein früherer Kongressabgeordneter aus Buffalo, stand ebenso symbolisch für eine großzügige Auslegung der Paragrafen, wie sein Nachfolger William Williams für eine engere stand. Bevor er den Posten übernahm, war Weber mit dem Arzt Walter Kempster quer durch Europa gereist, von Liverpool über Antwerpen, Amsterdam und Berlin nach Moskau, Minsk, Wilna, Bialystok, Warschau und Budapest bis nach Wien, um die Motive von Auswanderungswilligen zu erkunden. Die meisten, schlussfolgerten beide 1892 in einem Bericht, wollten Europa in dem Glauben verlassen, dass die Vereinigten Staaten bessere Chancen bieten, um ein Leben auf höherem Niveau zu führen, als es in ihrer Heimat möglich ist. Die Übel der Einwanderung seien teils reine Fiktion, teils würden sie grotesk übertrieben, schrieben Weber und Kempster. Die Amerikaner mögen einen Migranten nicht danach beurteilen, in welchem Zustand er sich im Augenblick seiner Ankunft befinde. Ein Mensch, der durch Missgeschick oder Verfolgung seines Vermögens beraubt wird, der Raub und Plünderung ausgesetzt war, während er vor Lasten floh, die untragbar geworden waren, ... ist nach unserer Definition kein Almosenempfänger. Der Direktor Weber jedenfalls wusste sich im Einvernehmen mit Theodore Roosevelt, dem Präsidenten, der einer Gleichbehandlung aller, unabhängig von Herkunft oder Religion, das Wort redete: Ob jemand Katholik, Protestant oder Jude sei, ob er aus England oder Deutschland, Russland oder Japan stamme, es spielt nicht die geringste Rolle. Ab 1910, im Weißen Haus war Roosevelt von William Taft abgelöst worden, pochte Williams, der neue Commissioner of Immigration, unnachgiebig auf die Regel, nach der man 25 Dol- lar besitzen musste, als Beleg, für sich sel- ber sorgen zu können. Zudem bevorzugte Williams Angelsachsen und Nordeuropäer, während er Italiener, Griechen und Juden aus Osteuropa diskriminierte. Erstere seien robuste Typen, verwandt mit den Pionieren der Besiedlung, wogegen Letztere, physisch oft schwach, häufig Krankheiten einschleppten. Es liegt auf der Hand, beim Populismus eines William Willams an John Steinbeck zu denken, den Schriftsteller, der die Realität jenseits aller Verklärungen schilderte. Von Anfang an, schrieb Steinbeck in Amerika und die Amerikaner, habe das Land seine neuen Minderheiten scheußlich behandelt, etwa so, wie ältere Jungen in der Schule es mit den Neueingetretenen tun. Um das Triebwerk der Unterdrückung und des Sadismus in Gang zu setzen, habe es genügt, dass die Neuankömmlinge demütig, arm, nicht sehr zahlreich und schutzlos waren, besonders dann, wenn ihre Haut, ihre Augen und Haare anders aussahen und wenn sie eine andere als die englische Sprache benutzten oder in einer nichtprotestantischen Kirche beteten. Die Pilgerväter eiferten gegen die Katholiken, und beide zusammen fielen über die Juden her. Auch die Iren mussten zum Spießrutenlauf antreten, nach ihnen die Deutschen, die Polen, die Slowaken, die Italiener, die Inder, Chinesen, Japaner, Filipinos und Mexikaner. Das Geplänkel gegen jede Gruppe habe so lange angedauert, bis sie stark, zahlungs- und widerstandsfähig und wirtschaftlich unabhängig wurde – worauf sie sich mit den ältesten Schülern zusammentat, um die jüngsten zu verfolgen. 1954, als kaum noch Migranten auf Schiffen über den Atlantik fuhren, versank auch das Spital im Dornröschenschlaf. Ellis Island geriet in Vergessenheit, ehe Privatleute Millionen spendeten, damit wenigstens die Haupthalle restauriert werden konnte. In dem backsteinroten Gebäude, das mit seinen vier Türmen entfernt an den Londoner Tower erinnert, ist seit 1990 ein Museum untergebracht. Ein Museum, das zum Beispiel die Odyssee von Gemma Zitello erzählt, der ältesten Tochter Salvatore Zitellos. Nachdem ihr Vater einen Job in den Stahlwerken von Youngstown, Ohio, gefunden hatte und die Familie nachholen konnte, kam die Neunzehnjährige mit ihrer Mutter Anna und vier jüngeren Geschwistern nach Ellis Island, wo die Behörden sie für geistesschwach erklärten. Sosehr sich Salvatore auch bemühte, für Gemma führte kein Weg nach Ohio. Bald nach der Ankunft im Jänner 1916 starb Dionisis, vier Jahre alt, der einzige Sohn der Zitellos. Im April durfte Anna mit drei Töchtern nach Youngstown reisen, Gemma aber wurde isoliert von ihrer Familie und zurückgeschickt nach Italien, sobald der Erste Weltkrieg beendet war. Amerika wollte keine Pflegefälle, es wollte keine Vorbestraften, keine Analphabeten. Nicht nur, dass uniformierte Beamte in der riesigen Halle Personaldaten erfassten. Manchmal änderten sie Namen, erfanden neue, kürzten Zungenbrecher rigoros ab. Eine der skurrilsten Anekdoten handelt von einem Mann, der die Frage nach seinem Namen auf Jiddisch mit Schon vergessen beantwortete. Fortan hieß er Sean Ferguson. Was sich noch tiefer eingegraben hat ins nationale Gedächtnis, sind die Ärzte, die jeden inspizierten, die Kopfhaut, den Nacken, das Gesicht, die Hände, um Symptome von Krankheiten zu entdecken. Ab 1905 kamen Doktoren hinzu, deren einzige Aufgabe es war, die Augen zu untersuchen. Sehen Sie, wahre Folterinstrumente, sagt Voss und zeigt auf Eisenwerkzeuge, mit denen die Mediziner Lider anhoben, sodass es noch stundenlang schmerzte, um zu sehen, ob jemand am Trachom litt, einer bakteriellen Entzündung des Auges. Die Schnelldiagnose Trachom bedeutete definitiv, nicht einreisen zu dürfen. Hatten die Ärzte Grund zu der Annahme, jemand könnte von einem chronischen Leiden befallen sein, malten sie mit Kreide ein Zeichen auf seine Kleidung. E stand für Eyes, für Probleme mit den Augen. Fast ein Fünftel aller Ankömmlinge siebte man aus, um sie genauer unter die Lupe nehmen zu können. Die Chronik des Inselspitals zählt rund 1,2 Millionen Patienten. Eines will Fred Voss zum Schluss unbedingt zeigen, den Flügel für die unheilbar Kranken. Der Blick geht aufs Wasser, direkt auf die Freiheitsstatue, und man weiß nicht, ob es ein letzter Trost sein sollte oder eher die Idee eines Zynikers war, jemanden seine letzten Tage ausgerechnet mit so herrlicher, symbolträchtiger Aussicht verbringen zu lassen. Wer immer dort lag, bis nach Amerika hat er es nicht geschafft, nicht im juristischen Sinne. Ellis Island war Niemandsland.
| 2International
|
"Wall Street Journal": Neue Version auf beruflichen Einsatz ausgerichtet. Die Datenbrille Google Glass wird nach einem Bericht des Wall Street Journal zunächst in einer Variante für Unternehmen neu aufgelegt. Die neue Version, die sich bereits im Test befinde, sei auf den beruflichen Einsatz in Bereichen wie Gesundheitswesen, Produktion oder Energiewirtschaft ausgerichtet, hieß es am Freitag unter Berufung auf informierte Personen. Eine neue Verbraucher-Version sei noch mindestens ein Jahr entfernt. Google hatte Glass im Juni 2012 vorgestellt. Das Projekt litt jedoch unter Problemen wie der kurzen Batterielaufzeit, dem relativ hohen Preis von 1.500 Dollar (1.370 Euro) sowie Datenschutz-Bedenken bei Verbrauchern und Regulierern. Die eingeschränkt vertriebene erste Version wurde schließlich vom Markt genommen. Das neue Modell kommt ohne einen eigenen Rahmen aus und lässt sich stattdessen an andere Brillen anklemmen. Zunächst hätten Software-Entwickler die neue Version bekommen, zum Herbst solle sie die Firmen erreichen. Das Gerät habe eine längere Batterielaufzeit und leistungsstärkere Chips, wie schon vor einigen Monaten berichtet wurde.
| 0Web
|
Über 35 Grad am Wochenende möglich. Wien – Der Hochsommer mit den entsprechenden Temperaturen wird in den kommenden Tagen in Österreich eintreffen und für Badewetter sorgen, kündigte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Dienstag an. Es wird von Tag zu Tag wärmer, Gewitter gibt es nur vereinzelt und die Wetterlage sollte weit bis in die nächste Woche anhalten. Am Mittwoch werden Höchstwerte zwischen 24 und 31 Grad erwartet, wobei es im Westen am wärmsten wird. Im Osten könnten kurzfristig ein paar Wolken auftauchen, für Regenschauer reicht es aber höchstens vereinzelt. Zwei Grad Temperaturplus und Sonne satt beschert uns der Donnerstag. Einzelne Gewitter können sich am ehesten im Bergland im Osten und Südosten bilden (z.B. von Semmering/Wechsel bis zur Pack). Auf 28 und 34 Grad Celsius wird die Quecksilbersäule bei viel Sonnenschein am Freitag klettern, wobei sich in jedem Bundesland ein 30er ausgehen wird. Am Nachmittag entstehen im Süden verstärkt Quellwolken und hier sind dann vereinzelt auch Gewitter möglich. Höchstwerte zwischen 29 und 34 oder sogar 35 Grad sollten am Samstag möglich sein. Bei viel Sonne sollte man den Tag wohl am besten im Bad verbringen. Noch ein, zwei Grad heißer und wieder viel Sonnenschein werden dem Sonntag alle Ehre machen. Gewitter sind an beiden Tagen nur vereinzelt gegen Abend möglich, am ehesten im Bergland.
| 1Panorama
|
Österreicher verbringen knapp neun Stunden täglich mit Medien. Durchschnittlich 524 Minuten, also knapp neun Stunden, verbringen die Österreicher täglich mit Medien. Am meisten wird dabei Fernsehen genutzt – 81 Prozent der Österreicher ab 14 Jahren sehen täglich fern, dahinter liegen Radio (77 Prozent) und Internet (71 Prozent). Nur 65 Prozent der Österreicher lesen Printmedien wie Zeitungen oder Magazine, wie eine Studie des Vereins Media Server ergab. Mehr als 15.000 Menschen wurden zu ihren Tagesabläufen und Mediengewohnheiten befragt, damit ist die Media Server-Erhebung die größte Studie über das Medienverhalten der Österreicher am Gesamtmedienmarkt, die es bisher gegeben hat, wie Richard Grasl, Präsident des Vereins, am Dienstag bei der Präsentation der Ergebnisse erklärte.
| 0Web
|
"Neugierde-Effekt ist verpufft, die Tendenz hat sich gedreht" – "Der Küniglberg hat mitbekommen, dass wir ATV überholt haben" – Puls 4 klopft in Zielgruppe bei fünf Prozent Marktanteil an. Wien – Puls 4-Senderchef Johannes Kampel sieht das Frühstücks-TV-Duell mit dem ORF bei den unter 50-Jährigen fürs erste entschieden. Der Neugierde-Effekt ist verpufft, die Tendenz hat sich gedreht, sagte Kampel. Während der ORF mit Guten Morgen Österreich bei den Sehern über alle Altersgruppen hinweg vorne liegt, hält Cafe Puls bei den unter 50-Jährigen die Marktführerschaft. Wir liegen im Mai wieder deutlich vorne. Wir halten aktuell bei knapp 24 Prozent Marktanteil und liegen um 33 Prozent vor dem ORF-Format. Wir hatten zuletzt keine Tagesquote mehr, wo wir hinten nach waren. Das hat sich damit glaub ich erledigt und das bestärkt, sagte Kampel. Wir können unser Angebot nun noch in Richtung unserer Zielgruppe der unter 50-Jährigen verstärken. Auch punkto Informationsanteil sieht Kampel Cafe Puls im Vergleich zum ORF-Frühstücksfernsehen gut aufgestellt. Wir können mit unserem Studio in Wien Gäste sehr schnell und aktuell einladen und punkten auch mit unserer Presseschau. Der ORF tut sich da mit seiner Bundesländer-Tour schwerer. Der Einbau der Regionalität ist einfach weiter von den News weg. Darum hat der ORF vor der Bundespräsidentenwahl ja auch ausnahmsweise gleich mehrere Tage an einem Ort – im Wiener Museumsquartier – halt gemacht. Bei Puls 4-Frühstücksfernsehen werde Regionalität anders ausgelebt. Wenn es passt, gehen wir auch mal raus, aber wir schreiben es uns nicht auf die Fahnen. Und wir schaffen keinen Truck an, so Kampel. Bei der kommenden Fußball-EM will man etwa mit Reporterteams in Frankreich und in Österreichs Fanzonen mitmischen. Generell freut es mich immer mehr, dass wir vom ORF anscheinend als Hauptkonkurrent gesehen werden, meinte der Puls 4-Senderchef. Das Match Café Puls gegen Guten Morgen Österreich hat den Fokus auf uns als Mitbewerber gelenkt, und der Küniglberg hat mitbekommen, dass wir ATV überholt haben. Kampel hält es etwa für keinen Zufall, dass der ORF auf das von Puls 4 übertragene Europa-League-Finale in der Gegenprogrammierung mit einer Doku über den Werdegang österreichischer Fußball-Stars reagiert hat. Mit der Entwicklung des Senders ist Kampel denn auch höchst zufrieden. Wir stehen in unserer Zielgruppe knapp vor 5 Prozent Marktanteil. Im April haben wir mit 4,9 Prozent schon angeklopft, im Mai liegen wir aktuell bei 4,6 Prozent. Den Grund dafür sieht Kampel in einer konsequenten Programmierung von Sender-Slots. Die Dienstag-Programmierung laufe mit Bist Du deppert! und 2 Minuten 2 Millionen ebenso gut wie die Fußball-Europa League am Donnerstag. Auch der Montag habe sich mit dem neuen Witze-Format verbessert. Daran haben wir konsequent gearbeitet, und das ist auch von unseren Zusehern angenommen worden. Jetzt arbeiten wir uns von Slot zu Slot vorwärts. Für das zweite Halbjahr sind eine Reihe von neuen Formaten in Vorbereitung. Wir wollen den Comedy-Trend fortsetzen, berichtete der Puls 4-Senderchef.
| 6Etat
|
Bei Griss' Tour in Tirol zeigt sich: Wer sie kennt, ist von ihr und ihrem Mut beeindruckt. Nur kennen sie viele nicht. Innsbruck/Wien – Irmgard Griss ist die Streberin unter den Präsidentschaftskandidaten. Sie war die Erste, die ihre Kandidatur bekanntgab, sie ist die Erste, die die erforderlichen Unterstützungserklärungen abgibt, damit ist ihre Kandidatur offiziell. Die genaue Zahl hat die frühere Präsidentin des Obersten Gerichtshof nicht parat, da muss ihr Pressesprecher nachschießen: 7851 Unterschriften übergibt das Griss-Team am Dienstagvormittag der Wahlbehörde im Innenministerium. Doch das ist nicht genug. Griss will weitersammeln, ihr Ziel sind 10.000 Erklärungen. Unermüdlich warb die pensionierte Juristin in den vergangenen Wochen um Unterstützer zwischen Wien und Bregenz. Nicht immer wurde sie erkannt. In Innsbruck sind die beiden Italiener mit dem Selfiestick verwirrt. Sie stehen unter dem Goldenen Dachl neben einer kleinen Traube von Menschen und Kameraleuten und liebäugeln mit einem Foto mit der Prominenz, die sich doch in deren Mitte finden lassen muss. Bloß, wer ist der Star? Nach ein paar Minuten ziehen sie enttäuscht von dannen. Sie konnten Irmgard Griss nicht als die umgarnte Persönlichkeit ausmachen. Dabei geriert sich die ehemalige Höchstrichterin weniger streng als in ihren Videos, fast unscheinbar wirkt Griss. Sie plaudert mit sanfter Stimme, trägt bedacht die Positionen vor. Lob für ihren Mut nimmt sie dankbar, doch bescheiden an: Ach, sie habe doch nichts zu verlieren. Ihren Unique Selling Point muss Griss gar nicht erst selbst hervorheben: So toll, dass es endlich einen unabhängigen Kandidaten gibt – das ist der Satz, den sie derzeit am häufigsten hört. Bevor sie sich am Nachmittag unter das Volk mischte, traf sie den Tiroler Polit-Wutbürger Fritz Dinkhauser zum Kaffee. Er und seine Frau Heidi haben Griss 5000 Euro gespendet, die Kleinpartei Liste Fritz unterstützt ihre Kandidatur. Inzwischen hat Griss über 540.000 Euro an Sponsorgeldern lukriert – hauptsächlich von Kleinspendern. Die Republik braucht endlich jemanden wie Griss: Eine unabhängige Frau, sagt Dinkhauser. Die meisten Politiker sind ja Hosenscheißer. Das würde Griss in dieser Wortwahl wohl nicht unterschreiben, für Berufspolitiker hat sie aber auch wenig übrig: Politiker sollten diesen Job nur für ein paar Jahre ausüben, als Krönung eines erfolgreichen Berufslebens in einer anderen Branche, erklärt sie. Auf Nachfrage, wie man solche Leute locken könne, hat sie keine klare Antwort parat: Es kann da keine fixen Regeln geben. Das ist ein Prozess, das muss aus der Gesellschaft wachsen. Politiker müssten wieder mehr Wertschätzung erfahren. Es dürfe nicht sein, dass einem politisches Engagement zum Nachteil ausgelegt werde. Bei ihrem Stadtspaziergang durch das verregnete Innsbruck wird deutlich: Sie selbst hat da derzeit nichts zu befürchten. Jeder, der sie erkennt, gratuliert. Die meisten ihrer Begegnungen mit Bürgern sind werbevideotauglich. Ich freue mich, dass sie frischen Wind reinbringen, ruft ihr eine ältere Frau zu. Ein Mann mit Hornbrille will ihr gar nicht mehr von der Seite weichen. Das Geplänkel und Gezanke der Funktionäre interessiert die Leute einfach nicht mehr, sagt er. Ja, ja, stimmt Griss zu und nickt. Zu ihrem nächsten Bürgerdialog – ein von ihrem Wahlkampfteam entworfenes Format, für das sich Interessierte anmelden können, um mit ihr zu diskutieren – bringe er, so versichert ihr Gesprächspartner, einen ganzen Fanclub mit. Danach geht es zu einem Treffen mit dem Damennetzwerk Alpha-Frauen. Die Präsidentschaftsanwärterin ist unter den Anwesenden dort mit Abstand am legersten gekleidet. Bei uns im Westen kennt man sie nicht so gut, wird sie holprig angekündigt. Dann erzählt Griss von ihrer Zeit an der amerikanischen Eliteuniversität Harvard und von ihrer Kindheit auf dem Land in der Steiermark. Täglich sei sie damals eineinhalb Stunden lang mit einem Bummelzug zur Schule gefahren. Ich habe mir nie überlegt, ob ich benachteiligt bin, ob ich schlechtere Voraussetzungen als andere habe. Ich habe das einfach gemacht, sagt sie. Die Alpha-Frauen lauschen andächtig. Neben dem abgesperrten Bereich in dem Café sitzt an einem Hochtisch eine Gruppe 16-jähriger Mädchen. Wer ist die Frau?, fragt eines. Sie kennen Griss nicht, können nur einen aufzählen, der Präsident werden will: Richard Lugner. Aber wählen tu ma den nicht. Ob sie für die ihnen nun bekannte Griss stimmen, müssten sie sich noch überlegen. Zurück in Wien, mischt sie sich vor der Hofburg noch in einen anderen Wahlkampf ein. Eine Gruppe amerikanischer Touristen stellt Griss plötzlich Fragen, die sie erfreut beantwortet. Auch ihnen erzählt sie die Geschichte der unabhängigen Kandidatin und gibt ihnen eine Wahlempfehlung mit. Geht alles nach Griss Vorstellungen, wünscht sie sich Hillary Clinton als Amtskollegin. (Marie-Theres Egyed, Katharina Mittelstaedt, 8.3.2016)
| 5Inland
|
Tochterfirma ForwardWorks soll Marken aus dem PlayStation-Universum nutzen. Playstation-Hersteller Sony will seine Stärke bei Spielekonsolen im Geschäft mit Smartphone-Games einbringen. Der Konzern gründet dafür die neue Tochterfirma ForwardWorks. Sie solle auf Figuren aus Playstation-Spielen sowie anderes intellektuelles Eigentum zurückgreifen, teilte Sony am Donnerstag mit. Der Fokus der in Tokio angesiedelten neuen Firma solle auf Nutzern in Japan und Asien liegen, hieß es. Ein Termin für den Start erster Spiele wurde nicht genannt. Im Gegensatz zu vorangegangenen Mobile-Initiativen soll es sich dabei um eigenständige Spieleproduktionen für mobile Plattformen handeln. Zuvor hatte der konzern mäßig erfolgreich alte und nur leicht angepasste Playstation-Spiele auf Android vertrieben. Sonys Konkurrent Nintendo macht gerade seine ersten Schritte auf Smartphones mit der App Miitomo, bei der man spielerisch mit Freunden kommunizieren kann. Zum Start in Japan gewann sie in drei Tagen die erste Million Nutzer. Nintendo bot bisher abseits von Pokemon-Werken grundsätzlich nur Spiele für eigene Geräte an.
| 0Web
|
Die italienische Tageszeitung "Tuttosport" lässt es in der Gerüchteküche brodeln. Wien – Die Bundesliga könnte um eine Attraktion reicher werden. Wenn man der italienischen Tageszeitung Tuttosport Glauben schenkt – man sollte das allerdings unterlassen! –, dann hat Admira Wacker einen fetten Fisch an der Angel: den Kolumbianer Juan Zúñiga vom SSC Neapel. Die kolpotierte Ablösesumme von acht bis zehn Millionen Euro sollte für die Niederösterreicher kein größeres Problem darstellen. Da allerdings auch der deutsche Bundesligist Borussia Dortmund Interesse zeigt, ist mit der Vollzugsmeldung noch abzuwarten. Dem Charme der Südstadt (Blaskapelle! Knacker! Beinfreiheit!) sind aber schon größere Kaliber erlegen.
| 4Sport
|
Der italienische Hersteller brüskiert die deutsche Regierung: Nur italienische Behörden seien für die Kontrolle der Abgasvorschriften bei Fiat zuständig. Berlin – Bei der Aufarbeitung der Abgasaffäre hat Fiat Chrysler die deutsche Regierung brüskiert. Der Hersteller ließ am Donnerstag einen von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) angesetzten Besprechungstermin platzen, wie das Ministerium erklärte. Fiat habe in einem Anwaltsschreiben mitgeteilt, alleine italienische Behörden seien für die Frage zuständig, ob Fiat-Fahrzeuge die europarechtlichen Abgasvorschriften einhalten. Dieses unkooperative Verhalten von Fiat ist völlig unverständlich, kritisierte Dobrindt. Hier stehen konkrete Vorwürfe im Raum. Es wäre angemessen, wenn Fiat gegenüber der Untersuchungskommission dazu Stellung nehmen würde. Die infolge des VW-Abgasskandals eingesetzte Untersuchungskommission habe Zweifel, ob bei Fiat die Typengenehmigungsvorschriften eingehalten worden seien. Auch bei Fiat soll es Berichten zufolge Unregelmäßigkeiten bei Abgaswerten von Dieselfahrzeugen geben. Es soll Hinweise auf gesetzeswidrige Abschaltvorrichtungen bei der Abgasreinigung geben. Regelungen auf europäischer Ebene Das Kraftfahrt-Bundesamt will nun Unterlagen mit Messergebnissen zu Fiat-Modellen an die italienische Typengenehmigungsbehörde übersenden, wie der Verkehrsminister ankündigte. Er forderte außerdem, es müsse auf europäischer Ebene zu Änderungen der entsprechenden Regelungen kommen. Es darf nicht sein, dass ein EU-Gesetz so formuliert ist, dass sich Hersteller von unterentwickelten Motoren hinter dem Argument Motorschutzgründe verstecken können. Das deutsche Verkehrsministerium hat laut Spiegel bei 30 Automodellen auffällig hohe Kohlendioxidemissionen und eine höheren Spritverbrauch als vom Hersteller angegeben festgestellt. Nach dem Ergebnis der in der VW -Affäre eingerichteten Untersuchungskommission seien weitere Tests bei allen auffälligen Wagen mit Typengenehmigung in Deutschland geplant, so der Spiegel-Bericht. Zu den Fahrzeugen gehöre auch ein Opel-Zafira-Dieselmodell. Opel habe auf Anfrage erklärt, eigene Tests im Rahmen der Produktionskontrolle hätten keine Abweichungen beim CO2-Ausstoß ergeben. Beim Verkehrsministerium war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Unter Druck Weite Teile der Autobranche stehen derzeit wegen erhöhter Abgaswerte von Dieselfahrzeugen massiv unter Druck. Auslöser war der Abgasskandal bei VW. Volkswagen hatte mit einer Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen manipuliert. Daraufhin hatte Dobrindt Nachmessungen auch bei Modellen anderer Hersteller angeordnet. Erst am Mittwoch hatte sich Dobrindt angesichts von Manipulationsvorwürfen mit Vertretern von Opel getroffen. Er kündigte danach erneute Untersuchungen der Modelle Zafira und Astra an. Die Deutsche Umwelthilfe hatte nach eigenen Angaben ermittelt, dass diese Modelle die Abgas-Reinigung in unerlaubtem Maße herunterregeln. Dobrindt hatte erklärt, dass es bei der rechtlichen Bewertung der Abschalteinrichtungen Unterschiede gebe und Zweifel geäußert, ob Opel regelkonform gehandelt habe. Opel betont, das Unternehmen habe keine illegale Software eingesetzt. Die Deutsche Umwelthilfe will nun gegen Opel vor Gericht ziehen. Die Umweltschutzorganisation werde kommende Woche vor dem Landgericht Darmstadt Klage wegen Verbrauchertäuschung einreichen, sagte Umwelthilfe-Chef Jürgen Resch der Deutschen Presse-Agentur.
| 3Wirtschaft
|
Vorstand schließt Erweiterung des Werkes aus heutiger Sicht aus. Frantschach-St. Gertraud/Wien – Der Papierkonzern Mondi schießt wieder einmal scharf gegen das in Klagenfurt geplante Biomasse-Heizkraftwerk. Vorstandschef Peter Oswald bezeichnete am Freitag im Ö1-Interview die Großinvestition in den Mondi-Standort Frantschach im Kärntner Lavanttal als Fehler. Die Ökostromförderung sei wettbewerbsverzerrend und unfair. Mehr als 60 Mio. Euro hat der Konzern laut Oswald in den vergangenen Jahren in Frantschach bei Wolfsberg investiert: Wir haben vor einigen Jahren eine Großinvestition in Frantschach durchgeführt, mit dem Versprechen der Politik, das Ökostromgesetz zu ändern. Das war ein Fehler, darauf gehört zu haben. Wir werden versuchen, das Unternehmen in Schuss zu halten, aber Erweiterungsinvestitionen kommen aus heutiger Sicht auf der Papierseite nicht infrage. Mondi selbst habe viel in erneuerbare Energie investiert, ganz ohne Förderungen. Er halte es aus den verschiedensten Gründen für nicht sinnvoll, große Mengen an Holz aus anderen Ländern nach Österreich zu importieren, wie es aufgrund der Ökostromförderung derzeit der Fall sei, so Oswald.
| 3Wirtschaft
|
Gebeine stammen von einer jungen Frau aus dem 16. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Stuttgart – Die im Juli in einer Baugrube für das Bahnprojekt Stuttgart 21 entdeckten Gebeine konnten mittlerweile zugeordnet werden: Sie stammen von einer Frau aus der Bronzezeit. Sie sei etwa 17 bis 19 Jahre alt, grazilen Körperbaus und knapp über 1,60 Meter groß gewesen, teilte das Regierungspräsidium Stuttgart mit. Archäologen datierten das vier Meter unter der heutigen Oberfläche gefundene Grab auf die Ältere Bronzezeit (etwa 1560 vor unserer Zeitrechnung). Wie die Frau ums Leben kam, ist vorerst noch unklar. Das Skelett sei leider nur unvollständig, hieß es zu den bisherigen Erkenntnissen. Zudem seien Tierknochen identifiziert worden, weitere menschliche Skelette wurden nicht gefunden. Zuerst waren die Wissenschaftler davon ausgegangen, drei Gräber entdeckt zu haben. Untersuchungen zeigten allerdings, dass es sich doch nur um ein Einzelgrab handelt. Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege hatten die Knochen Ende Juli in der S21-Baugrube gefunden. Seit mehr als einem Jahr begleitet das Amt den Erdaushub für den umstrittenen Neubau des Hauptbahnhofs. In den Baufeldern stießen sie öfter auf Funde aus römischer Zeit, aus der Völkerwanderung und auch aus der Renaissance. (APA, red, 16. 10. 2015)
| 7Wissenschaft
|
Hätte Telekom nicht "wegschwimmen" lassen. Das Infrastrukturministerium hat für die ihm zugeordneten Unternehmen wie ÖBB und Asfinag ein aktives Beteiligungsmanagement ausgearbeitet. Die Eigentümerstrategien für die jeweiligen Unternehmen werden 2016 auf der Homepage des BMVIT veröffentlicht, kündigte Minister Alois Stöger Mittwochabend vor Journalisten an. Kritik übte er am Teilverkauf der Telekom Austria. Es sei ein Versagen der ÖIAG, dass die Telekom als ein für Österreich so wichtiger Betrieb einfach weggeschwommen sei, sagte Stöger. Wäre er verantwortlich gewesen, hätte er das nicht zugelassen. Die Folgen könnten sich etwa bei der Breitbandmilliarde zeigen. Die Telekom agiere nun rein nach Marktinteressen und nicht mehr im Interesse der österreichischen Bevölkerung. Ob sich die Telekom nun auch mit Eigeninvestitionen bei der Breitbandmilliarde beteiligen werde, müsse sich erst zeigen. Die Telekom ist inzwischen mehrheitlich im Besitz der mexikanischen America Movil. Die Nachfolgerorganisation der ÖIAG, die ÖBIB, stelle zwar eine Verbesserung dar, weil die Selbsterneuerung des Aufsichtsrats weggefallen sei, durch die die Interessen der Österreicher nicht wahrgenommen wurden, meinte Stöger. Doch auch die ÖBIB sei wie die ÖIAG im falschen Ministerium angesiedelt, denn das Finanzministerium betreibe Finanzpolitik und nicht Wirtschaftspolitik, kritisierte Stöger. Ob sich die neuen Manager der Telekom auch für den Breitbandausbau etwa in Osttirol begeistern könnten, werde sich noch zeigen. (APA, 15.10. 2015)
| 0Web
|
Tränengas gegen Demonstranten am Platz der Republik. Paris – Die französische Polizei hat in der Nacht auf Montag erneut eine Demonstration der Bewegung Nuit debout in Paris gewaltsam aufgelöst. Die Sicherheitskräfte setzten nach eigenen Angaben Tränengas ein, nachdem sie mit Wurfgeschoßen attackiert worden seien. Zudem seien am Rande der Demonstration Kisten und Mistkübel unter anderem an einem Eingang zu einer Metrostation in Brand gesetzt worden. Auch die Schaufenster eines Geschäftes seien eingeschlagen worden. Zwei Demonstranten wurden den Polizeiangaben zufolge festgenommen. Zum Zeitpunkt der Räumung befanden sich demnach etwa 600 Menschen auf dem Platz, wo sich seit dem 31. März jeden Abend Demonstranten versammeln, um gegen eine geplante Arbeitsrechtsreform zu protestieren und mehr soziale Gerechtigkeit zu fordern. Die Bewegung Nuit debout – frei übersetzt Die Aufrechten der Nacht – hat sich inzwischen auf dutzende französische Städte ausgebreitet. Am Nachmittag war es in der französischen Hauptstadt am Rande von Demonstrationen zum 1. Mai bereits zu Ausschreitungen gekommen. Gegen mehrere Vermummte, die auf Sicherheitskräfte losgehen wollten, ging die Polizei mit Tränengas und Wasserwerfern vor. Knapp 20 Menschen wurden festgenommen. Der sozialistische Staatschef Francois Hollande will unter anderem eine Lockerung des Kündigungsschutzes und die Aufweichung der 35-Stunden-Woche durchsetzen. Dadurch erhofft sich die Regierung die Schaffung von Jobs. Besonders junge Menschen befürchten jedoch, dass durch die Reform die Arbeitsverhältnisse noch unsicherer werden.
| 2International
|
Bundesrichterin ordnete Sperrung von Firmenkonten an – fünf Schiffe, eine Plattform und ein Schwimmdock sollen beschlagnahmt werden. Buenos Aires – Im schwelenden Konflikt um die Falklandinseln im Südatlantik hat Argentinien die Förderung von Gas und Öl in der Region untersagt. Eine Bundesrichterin ordnete die Sperrung von Firmenkonten an, wie die Generalstaatsanwaltschaft am Samstag mitteilte. Außerdem sollten fünf Schiffe, eine Plattform und ein Schwimmdock beschlagnahmt werden. Der Wert der blockierten Aktiva beträgt 156 Millionen Dollar (139 Mio Euro). Die Unternehmen aus Großbritannien und den USA würden illegal Öl und Gas fördern, hieß es zu Begründung. Die Falklandinseln sind ein britisches Überseegebiet, das von Argentinien beansprucht wird. 2013 hatten sich die Bewohner mit großer Mehrheit für den Verbleib bei Großbritannien ausgesprochen. Im gut zweimonatigen Falklandkrieg 1982 kamen rund 900 Menschen ums Leben. Seit der Entdeckung neuer Öl- und Gasvorkommen vor den Inseln ist der Konflikt wieder neu aufgeflammt.
| 3Wirtschaft
|
Theresa Hübchen hat für das Landestheater Salzburg aus Gesprächsprotokollen eine Bühnenfassung verfasst. In Nigeria herrscht Bürgerkrieg. Weil den fundamentalistischen Gotteskriegern von Boko Haram Bildung als Satanswerk gilt, verbreiten sie Angst und Schrecken, vor allem Frauen werden Opfer dieser Attacken. Neben Brandschatzungen stehen bei den Terroristen Entführungen auf dem Plan: So verschleppten sie 2014 bei einem Überfall auf das Dorf Chibok 276 Schülerinnen – bis heute befinden sich tausende Frauen in den Händen der Islamisten. Auf diese Entführungen reagierten zahlreiche Prominente mit Entsetzen: etwa Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai, die die Kampagne Bring Back Our Girls unterstützt. Journalist Wolfgang Bauer hat Frauen interviewt, denen die Flucht gelungen ist. Die Berichte über die grausamen Erfahrungen hat er im Zeit-Magazin veröffentlicht. Theresa Hübchen hat für Salzburg aus den Gesprächsprotokollen eine Bühnenfassung namens Die geraubten Mädchen verfasst. Heute Premiere.
| 8Kultur
|
Ex-Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen wirft Russland vor, die Situation in Syrien weiter zu komplizieren. STANDARD: Erstmals seit Beginn der russischen Luftangriffe wurden am Mittwoch syrische Regierungstruppen am Boden von der russischen Luftwaffe unterstützt. Und zwar nicht gegen den Islamischen Staat, sondern gegen andere Rebellengruppen. Rasmussen: Russland macht einen Fehler, wenn es das Assad-Regime unbedingt unterstützen und halten will. Denn Assad ist die Ursache des Problems und nicht die Lösung. Das russische Engagement macht die Situation in Syrien noch komplizierter, als sie ohnehin schon ist, und es wird den Konflikt nur verlängern. Solange Assad an der Macht ist, können Blutvergießen und Bürgerkrieg in Syrien nicht gestoppt werden. Das ist der Grund, warum die Mehrheit der Staaten und der Bevölkerung im Nahen Osten ihn loswerden will und eine Langzeitlösung in Syrien unter Beteiligung Assads nicht möglich ist. Das Assad-Regime hat den Islamischen Staat erst möglich gemacht. STANDARD: Ein derzeit unwahrscheinliches Szenario, aber was wäre, wenn Assad tatsächlich zurücktritt? Rasmussen: Es ist eine Sache, Assad loszuwerden, und eine andere, eine gute Alternative zu finden. Das ist ja das Dilemma. Sollten Extremisten an die Macht kommen, könnte Syrien in eine noch schlimmere Situation schlittern. Das ist auch der Grund, warum der Westen die sogenannten moderaten Rebellen unterstützt. Dass moderate Kräfte Assad ersetzen, scheint der einzig gangbare Weg zu sein. Nun aber bekämpft Russland auch die Moderaten. STANDARD: Die moderaten Rebellen befürchten, dass auch der Iran aufseiten Russlands in den Konflikt einsteigt. Eine begründete Angst? Rasmussen: Es besteht das Risiko. Fakt ist, dass man den Islamischen Staat nicht ohne Bodentruppen bekämpfen kann. Und wenn die Länder der Region und die westlichen Staaten diese Truppen nicht einsetzen wollen, dann besteht die Gefahr, dass die Russen dieses Vakuum füllen. STANDARD: Der Westen will jedenfalls keine Bodentruppen schicken, sondern sich weiter auf Luftangriffe beschränken. Rasmussen: Es wäre auch keine gute Idee, wenn der Westen mit Truppen einmarschiert. Die Staaten der Region sollten Truppen bereitstellen, eine Luftoffensive allein genügt nicht. Und da würde ich von vornherein niemanden ausschließen. Geeignete Kandidaten für diese Aufgabe wären sicher Saudi-Arabien, die Türkei und die Golfstaaten. Die US-geführte Koalition könnte sie weiter mit Luftschlägen unterstützen. Solange Russland allerdings Assad unterstützt, wird das schwierig. STANDARD: Die Türkei hat wiederholt Luftraumverletzungen durch russische Kampfjets gemeldet. Besteht die Gefahr der Eskalation zwischen Russland und dem Nato-Staat Türkei? Rasmussen: Das Risiko besteht. Der türkische Luftraum muss respektiert werden, und wir haben auch in der Vergangenheit schon gesehen, dass die Türkei nicht zögert, Flugzeuge zu beschießen, die in ihren Luftraum eindringen. Sollte die Türkei ein russisches Kampfflugzeug abschießen, wäre das eine klare Eskalation. Die Russen wissen das, und deshalb wurden sie auch von der Nato klar gewarnt. STANDARD: Erdogan verfolgt ja auch klar seine eigene Agenda und nutzt den Kampf gegen den Islamischen Staat, um gleichzeitig die PKK im Irak zu bekämpfen. Rasmussen: Ich bedauere sehr, dass die Friedensgespräche zwischen der türkischen Regierung und den Kurden nun auf Eis liegen. Ich hoffe, dass die Gespräche bald wiederaufgenommen werden. Aber augenscheinlich hat die Türkei legitime Sicherheitsbedenken. Wenn türkische Truppen von militanten PKK-Kämpfern angegriffen werden, muss sich die Türkei verteidigen. Und wir sollten nicht vergessen, dass die PKK eine terroristische Vereinigung ist. STANDARD: Sind Sie froh, in diesen Zeiten nicht mehr Nato-Generalsekretär zu sein? Rasmussen: Ich habe diesen Job sehr gerne gemacht. Ein Job mitten im Zentrum der Geschehnisse. Aber das Mandat dauert nun einmal nur fünf Jahre. Und ich kann mich auch jetzt nicht beklagen, nicht ausreichend beschäftigt zu sein.
| 2International
|
"Crossings"-Projekt von Arko Datto kombiniert Satellitenbilder riesiger Baustellen mit Recherchen zu Arbeitsbedingungen. In Dubai steht der Burj Khalifa. Der beeindruckende Wolkenkratzer umfasst 163 Stockwerke und streckt sich 828 Meter hoch in den Himmel. Sechs Jahre lang wurde am höchsten Bauwerk der Welt gearbeitet. Rund 400 Kilometer westlich davon werden aktuell in Katar hochmoderne Sportstätten anlässlich der Fußball-WM 2022 aus dem Boden gestampft. Durch Finanz- und Rohstoffwirtschaft, allen voran den Handel mit Erdöl, sind viele Staaten auf der Arabischen Halbinsel reich geworden. Viele Prunkbauten geben dem Wohlstand ein glitzerndes Gesicht nach außen. Doch für viele, die an der Errichtung dieser architektonischen Meisterwerke beteiligt sind, ist das nicht mehr als Fassade. Der indische Künstler Arko Datto hat mit Satellitenaufnahmen von Google Maps und Google Earth und Recherche vor Ort den Alltag hinter dem Bauboom dokumentiert und als Teil seiner Serie Crossings im Netz veröffentlicht. Die Bilder zeigen die Gebäude und riesigen Baustellen von oben. Einzelne Menschen sind darauf kaum auszumachen. Das ist auch beabsichtigt. Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema in einer recht abstrakten Weise, so Datto gegenüber Wired. Die totale Abwesenheit von Menschen ist ein Symbol für die Anonymität, Gesichtslosigkeit und die fehlende Repräsentation, unter der die ausländischen Arbeiter leiden. Heerscharen an migrantischen Arbeitern werden mit dem Traum, am sichtbaren Wohlstand teilzuhaben, angelockt. Recruiter werben sie bevorzugt in Indien, Nepal und Südostasien an. Doch statt geregelter Arbeitsbedingungen und eines sicheren Einkommens erwarten sie oft Bedingungen, die man unter dem Begriff moderne Sklaverei kennt. Von Bevölkerung und Politik schlägt ihnen wenig Liebe entgegen. Den Aufnahmen gegenüber stehen kurze Textpassagen. Arbeiter und Beobachter erzählen davon, wie Bauunternehmer gegen Gesetze verstoßen und ihnen aufgebürdete Kosten etwa für die Verlängerung von Visa und Arbeitserlaubnis-Bescheiden vom Lohn abziehen. Oder wie im Sommer viele Handwerker in Spitälern landet, weil sie trotz des verordneten Arbeitsverbots für den frühen Nachmittag in der brennenden Hitze ihrem Tagwerk nachgehen. Aufgrund der klimatischen Bedingungen wird Katar das erste Land sein, das ein Weltfußballturnier im Winter abhalten wird. Vor allem im Hinblick auf die Fußball-WM, deren Vergabe an Katar der von einem Korruptionsskandal erschütterten Fifa bereits seit Jahren Kritik einbringt, ist das interessant. Schon jetzt, schätzen verschiedene NGOs, macht die Zahl der Opfer diesen Bewerb zum bisher blutigsten seiner Art. Erst im Dezember zitierte der Guardian einen Bericht, wonach im Schnitt alle zwei Tage ein nepalesischer Bauarbeiter bei den Errichtungsarbeiten zu Tode kommt. Fürsprecher der Arbeiter gehen davon aus, dass die WM rund 4.000 Todesopfer fordern wird, für jedes Spiel würden demnach 62 Menschen sterben. Die Washington Post hat auf Basis verschiedener Angaben eine bedrückende Infografik erstellt. Trotz Versprechungen steht Katar weiter in der Kritik, Verbesserungen bestenfalls schleppend zu erwirken. Daher zeigt sich Datto kämpferisch und will sich weiter mit dem Thema beschäftigen, um der Welt die bittere Wahrheit an der Schnittstelle von Kapitalismus und Rassismus zu zeigen.
| 0Web
|
Nachfolge noch nicht geregelt: "Dafür werde ich eine Weile brauchen". Der Weltranglistendritte Andy Murray und Trainerin Amelie Mauresmo haben am Montag ihre einvernehmliche Trennung bekannt gegeben. Ich habe in den letzten beiden Jahren viel von Amelie gelernt, auf und neben dem Platz, teilte Murray auf seiner offiziellen Facebook-Seite mit: Ich danke ihr für alles, wir werden sie im Team sehr vermissen. Die Nachfolge ist noch nicht geregelt: Dafür werde ich eine Weile brauchen. Mauresmo sprach von einer fantastischen Erfahrung in den vergangenen beiden Jahren. Ich habe es sehr genossen, ein Teil dieses großartigen Teams zu sein. Eine offizielle Begründung für die Trennung gab es bislang nicht, Mauresmo deutete allerdings einen möglichen Grund an: Es war eine echte Herausforderung, genügend Zeit für die vielen Reisen zu finden. Die 36-jährige Französin, selbst einst die Nummer eins der Welt, hatte seit Juni 2014 als Nachfolgerin von Ivan Lendl mit Murray zusammengearbeitet. Im August 2015 war sie Mutter eines Sohnes geworden und nach einer dreimonatigen Babypause im Dezember desselben Jahres auf den Court zurückgekehrt.
| 4Sport
|
Windows-Ausgabe betroffen, Behebung in Arbeit – Microsoft rät zur Installation der Vorversion. Bei der aktuellen Version des Microsoft-Messengers Skype für Windows (7.17.0.105) hat der Fehlerteufel zugeschlagen. Betroffen ist der textbasierte Chat, wo die Zuordnung der Nachrichten nach ihrer Übermittlungszeit in einigen Fällen nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert. Die Folge: Die Einträge werden durcheinander gewürfelt, was das Nachlesen von längeren Einzel- und Gruppenchats stark erschwert. Der Bug ist bereits am Radar, heißt es von Microsoft in den Skype-Supportforen. Eine Behebung sei bereits in Arbeit. Wer dem Problem bis dahin aus dem Weg gehen möchte, kann auf Anraten des Unternehmens die Vorgängerversion (7.17.0.104) installieren, die davon nicht betroffen ist.
| 0Web
|
Innenminister begrüßt in Rom Italiens Vorschlag für "Hotspots auf See" – Sobotka will keine Mauer am Brenner. Rom/Wien – Österreich will den Plan von Italiens Premier Matteo Renzi zu Stabilisierungsmaßnahmen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge fördern. Wir unterstützen alle Anstrengungen Roms für eine Lösung der Flüchtlingsproblematik durch eine engere Zusammenarbeit mit Libyen und den Maghreb-Ländern, sagte Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) am Donnerstag in Rom. Auch Italiens Vorschlag, Hotspots auf See einzurichten, um die Flüchtlinge vor ihrer Landung zu registrieren, werde Österreich unterstützen, erklärte Sobotka nach seinem Treffen mit Innenminister Angelino Alfano. Sobotka lobte Italiens Anstrengungen, bei der Registrierung der Flüchtlinge alle EU-Standards zu erfüllen. Österreich sei bestrebt, eine effiziente Polizeikooperation und einen Informationsaustausch auf gegenseitiger Basis zu fördern. Wir werden täglich mit unseren Verbindungsoffizieren Zahlen über die Migrantenströme vergleichen, so Sobotka. Solange es keine gemeinsame EU-Flüchtlingspolitik gebe, sei Österreich jedoch gezwungen, Vorbeugungsmaßnahmen zu ergreifen. Am Brenner sei aber weder eine Mauer noch eine Grenzsperre geplant, man habe lediglich Vorbereitungen für strengere Kontrollen ergriffen. Österreich und Italien wollen in der EU gemeinsam Druck für effizientere Kontrollen an den Außengrenzen machen. Zugleich wollen sie sich für mehr Effizienz bei der Umverteilung der Flüchtlinge einsetzen, die sich laut Sobotka noch in der Anfangsphase befindet. Wir brauchen Mechanismen, um die Migrantenströme automatisch zu verteilen. Wir wollen auch die Visegrad-Staaten überzeugen, im solidarischen Sinne zu handeln, berichtete der Minister. Damit kein Land in der EU zu Einzelmaßnahmen genötigt wird und damit es zu keinem Alleingang der einzelnen Länder kommt, ist eine europäische Lösung der Flüchtlingsproblematik unser gemeinsames Ziel.
| 1Panorama
|
Reparieren statt wegwerfen: Die ehrenamtliche Werkstatt hat nun ein fixes Domizil im Stadtteil Lehen. Salzburg – Kaputte Geräte ansehen und wenn möglich reparieren, anstatt sie wegzuschmeißen: Das mobile Repair-Café des Bewohnerservice der Stadt Salzburg hat der Wegwerfmentalität den Kampf angesagt. Viermal im Jahr findet die Reparaturwerkstatt in verschiedenen Stadtteilen statt. Zwischen 150 und 250 Besucher kommen mit ihren kaputten Sachen, um sie gemeinsam mit ehrenamtlichen Reparateuren wieder auf Vordermann zu bringen. Das Angebot ist kostenlos, rund 40 Ehrenamtliche stellen ihre handwerklichen Fähigkeiten zur Verfügung. Neben dem gemeinsamen Reparieren stehen das Gespräch und das Kennenlernen im Vordergrund. Bei den elf Repair-Cafés in den vergangenen drei Jahren kamen insgesamt rund 1.500 Besucher vorbei. Rund 2.000 kaputte Gegenstände wurden begutachtet, etwa 60 Prozent konnten wieder repariert werden. So konnten einige tausend Kilo Elektroschrott vermieden werden. Nun hat das Repair-Café im künftigen Bewohnercenter Lehen, neben dem Literaturhaus, auch ein fixes Domizil. Zweimal im Monat wird dort zusätzlich zu den mobilen Veranstaltungen am Nachmittag repariert. Da der Andrang groß ist, muss man sich vorher anmelden.
| 1Panorama
|
Mann aus Texas würde vor seinem Tod noch gerne "Das Erwachen der Macht" sehen. Ein todkranker Star Wars-Fan in den USA kämpft für seinen letzten Wunsch, sich vor seinem Tod den neuen Teil der legendären Science-Fiction-Filmreihe anschauen zu können. Der 32-jährige Daniel Fleetwood aus dem Bundesstaat Texas appellierte an die Produzenten von Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht, ihm eine Sondervorstellung zu ermöglichen. Fleetwood fürchtet, den Kinostart Mitte Dezember nicht mehr mitzuerleben. Ich liebe einfach Star Wars, sagte er dem Lokalsender KPRC-TV im texanischen Houston. Fleetwood leidet an einer seltenen Krebserkrankung des Bindegewebes. Im Juli sagten ihm seine Ärzte, dass er nur noch wenige Monate zu leben habe. Derzeit verbringt er seine letzten Tage an der Seite seiner Ehefrau in einem Hospiz. #forcefordaniel help my man get his last wish, to see a screening of Star Wars before cancer takes him. @bad_robot pic.twitter.com/XCuYD0KlpY So wie sich die Krankheit in den vergangenen zwei Monaten verschlimmert hat, glaube ich wirklich nicht, dass ich es schaffen werde, sagte er mit Blick auf die Star Wars-Premiere. In den sozialen Netzwerken im Internet erhält Fleetwood Unterstützung für sein Anliegen. Auch der Schauspieler Mark Hamill, der den Jedi-Ritter Luke Skywalker mimt, leitete Twitter-Botschaften, die unter dem Hashtag #ForceforDaniel laufen, zu Fleetwoods letztem Wunsch weiter. Offizieller US-Kinostart für Das Erwachen der Macht ist der 18. Dezember. Fleetwood ist schon lange großer Fan der Sci-Fi-Filmreihe. Im Alter von 21 Jahren gelangte er zu Bekanntheit, als eine Lokalzeitung über ihn berichtete. Er hatte tagelang vor dem örtlichen Kino gecampt, um als Erster eine Karte für Star Wars Episode III: Die Rache der Sith zu bekommen. A dying mans wish to see #StarWars The Force Awakens Help spread the word : #ForceForDaniel https://t.co/0tA3ET3DdH pic.twitter.com/zbWM7VhvGK Es wäre nicht das erste Mal, dass Disney, das mittlerweile die Rechte an Star Wars hält, eine karitative Sondervorstellung ermöglicht. 2009 stieg ein Mitarbeiter des Animationsstudios Pixar mit einer DVD des Films Oben im Gepäck ins Flugzeug, um ihn gemeinsam mit der krebskranken Zehnjährigen Colby Curtin noch vor dem Kinostart anzusehen. Das Mädchen erlag tags drauf seiner Krankheit.
| 0Web
|
Programm soll auf andere Länder ausgeweitet werden. Apple wirbt verstärkt in Europa um junge App-Entwickler für seine iPhones und iPads. Der Konzern baut in Italien sein erstes Entwickler-Zentrum in Europa auf. Dort werde man Studenten praktische Fähigkeiten vermitteln und sie bei der Entwicklung von Apps für das hauseigene Mobil-Betriebssystem iOS unterstützen, gab Apple am Donnerstag bekannt. Das Zentrum werde zusammen mit einem lokalen Partner in Neapel angesiedelt, Apple wolle das Programm in der Zukunft auf andere Länder weltweit ausweiten. Das beispiellose Wachstum des App Stores habe Entwicklern in Europa dabei geholfen über 10,2 Mrd. Euro durch den weltweiten App-Verkauf zu verdienen, betonte Apple. Im Wettstreit der Smartphone-Ökosysteme mit Android von Google gilt iOS trotz des geringeren Marktanteils nach wie vor als die lukrativere Plattform – das Geld für Apps sitzt bei Käufern der teureren iPhones oft lockerer. Aber Android holte in den vergangenen Jahren deutlich auf und stellt außerdem das System auf 80 Prozent der verkauften Smartphones.
| 0Web
|
Für den Chef des Volkswagen-Konzerns Matthias Müller wird die Reise nach Detroit heuer zum Canossagang. Detroit – Die deutschen Autohersteller rechnen wegen des Dieselskandals von Volkswagen im laufenden Jahr in den USA mit stagnierenden Verkaufszahlen. Der Absatz der deutschen Marken werde 2016 voraussichtlich wie im Vorjahr bei 1,4 Millionen Fahrzeugen liegen, sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann auf der Detroiter Automesse. VW-Chef Müller hat sich dort für die Abgasmanipulationen förmlich entschuldigt. Zur Besänftigung der Kunden will Volkswagen auch für die von dem Skandal betroffenen Fahrzeuge mit größeren Motoren Einkaufsgutscheine im Wert von 1000 Dollar (knapp 920 Euro) anbieten. Es werde Offerte für Besitzer des Geländewagens VW Touareg in Höhe von 500 Dollar Bargeld und 500 Dollar Guthaben beim Händler gegeben, erklärte der USA-Chef des Konzerns, Michael Horn, am Rande des VW-Presseempfangs zum Auftakt der Automesse. Lösungspaket steht VW will die US-Behörden im zweiten Anlauf mit neuen Lösungsvorschlägen für den Abgasskandal zufriedenstellen. Das Paket steht. Jetzt müssen wir sehen, was die US-Umweltbehörde EPA dazu sagt, erklärte Konzernchef Matthias Müller. Müller hat sich bei seinem ersten offiziellen US-Besuch für die Abgasaffäre förmlich entschuldigt. Gleichzeitig bekräftigte er das Engagement des Konzerns auf dem nordamerikanischen Markt. Wir wissen, dass wir unsere Kunden, die zuständigen staatlichen Stellen und die allgemeine Öffentlichkeit hier in den USA sehr enttäuscht haben. Ich bitte daher um Entschuldigung für das, was bei Volkswagen falsch gelaufen ist, sagte Müller in Detroit und erklärte: Unser ganzer Einsatz zielt jetzt darauf ab, die Dinge in Ordnung zu bringen. Bei der Lösung der Krise stehe das Unternehmen mit den Behörden in einem konstruktiven Dialog. Wir glauben, dass wir ein Paket anbieten, das in Ordnung ist, sagte Müller nach seiner Rede vor Journalisten. Jetzt müssen wir eben schauen, ob die EPA das genauso sieht, und dann werden wir irgendwann in der nächsten Zeit ein Ergebnis bekommen. Müller bestätigte, dass er EPA-Chefin Gina McCarthy treffen wird. Zum weiteren Besuchsprogramm während seines USA-Aufenthalts wollte er sich nicht äußern. Im Ringen um die manipulierten Dieselfahrzeuge ist es das erste Spitzentreffen zwischen den US-Aufsehern und der Konzernführung. Ich gehe da mit einem sehr guten Gefühl hin, sagte Müller. Schon im November hatte VW erste Lösungsideen vorgelegt, die die Behörden aber noch nicht überzeugten. Auch bei Einzelheiten zu den Umrüstungsplänen bleibt der Volkswagen-Chef weiterhin wortkarg. Auf die Frage, ob ein Rückkauf von 100.000 der fast 600.000 betroffenen Dieselfahrzeuge in den USA erwogen werde, sagte er: Das ist Teil der Lösung, die wir mit Frau McCarthy besprechen wollen. Aus gut informierten Kreisen ist verlautbart worden, dass VW die Möglichkeit erwägt, die Autos einiger Kunden gegen Neuwagen einzutauschen. Für den Rest der betroffenen Fahrzeuge in den USA wird angesichts der dortigen strengen Abgasnormen eine aufwendige Umrüstung erwartet.
| 3Wirtschaft
|
"World Science Conference Israel" findet von 16. bis 20. August statt. Jerusalem/Wien/Braunau am Inn – Im Rahmen der kommende Woche in Jerusalem stattfindenden ersten World Science Conference Israel (WSCI, 16. bis 20. August) haben Schüler aus aller Welt die Chance, sich mit hochdekorierten Forschern auszutauschen. Insgesamt 15 Nobelpreis- und Fieldsmedaillen-Träger treffen dort auf 400 Jugendliche. Die österreichische Delegation umfasst fünf Schüler aus Wien und Braunau. Die WSCI ist beispiellos, was einerseits die Möglichkeiten zur Überwindung fachlicher Grenzen und das Einbeziehen der Jugend, sowie andererseits die Anzahl der teilnehmenden Nobelpreisträger und hochkarätigen Wissenschafter betrifft, erklärte der US-Nobelpreisträger für Chemie (2006) und Vorsitzende des akademischen Komitees der Konferenz, Roger Kornberg. Die Konferenz soll zur fixen jährlichen Veranstaltung werden und Verbindungen von Grundlagen- und Angewandter Forschung sowie zwischen etablierten Forschern und vielversprechenden Talenten fördern. An der Hebräischen Universität Jerusalem können sich ausgewählte Schüler zwischen 17 und 21 Jahren aus 71 Ländern untereinander und mit Forschern wie dem US-Physik-Nobelpreisträger und ehemaligen Energieminister Steven Chu, der israelischen Chemie-Nobelpreisträgerin Ada Yonath oder dem mit der oft als Mathematik-Nobelpreis bezeichneten Fieldsmedaille ausgezeichneten Wissenschafter Elon Lindenstrauss austauschen. Aus den Interessenten für die Teilnahme an der österreichischen Delegation nominierte das Bildungsministerium vier Schüler der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien-Penzing sowie einen Schüler der HTL Braunau. (APA, 14. 8. 2015)
| 7Wissenschaft
|
Wieder erstarkter Spanier war im ersten Satz ein harter Gegner – Ebenfalls im Endspiel: Milos Raonic. Indian Wells (Kalifornien) – Novak Djokovic ist weiter auf dem Weg, das Masters-1000-Turnier von Indian Wells zum dritten Mal in Folge und zum fünften Mal insgesamt zu gewinnen. Mit einem 7:6 (7:5), 6:2 gegen Rafael Nadal sicherte er sich am Samstag den Final-Einzug. Nadal hatte Djokovic zuletzt im Finale des French Open 2014 besiegen können. Seither hat er gegen ihn mittlerweile sechsmal nacheinander verloren. Im Semifinale von Indian Wells war der Spanier für Djokovic aber zumindest im ersten Satz wieder ein ernsthafter Herausforderer. Nadal führte 2:0 und vergab dann auch noch einen Satzball. Im Tiebreak glich er nach einem 2:5-Rückstand aus, bevor er dennoch verlor. Der zweite Satz war zu Beginn ebenfalls umkämpft, bis Nadal den letztlich zu starken Gegner nach dem 2:2 unaufhaltsam davonziehen lassen musste. Finalgegner des Weltranglisten-Ersten Djokovic ist der aufschlagstarke Milos Raonic. Der Kanadier gewann sein Halbfinale gegen den Belgier David Goffin 6:3, 3:6, 6:3. Um in Indian Wells zu gewinnen, müsste Raonic zum ersten Mal in seiner Karriere Djokovic besiegen. In den Direktbegegnungen führt der Serbe mit 5:0 Siegen und 13:1 Sätzen, viele Sätze gingen allerdings knapp aus.
| 4Sport
|
Sprecher: "Änderungen im Vorstand werden dann kommuniziert, wenn sie getroffen wurden". Wien – In der Unicredit-Tochter Bank Austria steht wieder ein Abgang aus dem Vorstand bevor. Der Chef des Privatkundengeschäfts, Helmut Bernkopf, wird seinen Hut nehmen. Das Filialnetz wird ja um ein Drittel zurückgefahren, laut STANDARD-Informationen geht Bernkopf auf Wunsch der Italiener. Vor ihm musste schon Vorstandschef Willibald Cernko seine Demission bekanntgeben. Aufsichtsratschef Erich Hampel sprach zuletzt von einem Generationenwechsel.
| 3Wirtschaft
|
Zuma will Kosten der Luxussanierung seiner Privatvilla teilweise zurückzuzahlen. Pretoria – Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma will die Kosten der Luxussanierung seiner Privatvilla mit Steuergeldern teilweise zurückzuzahlen. Er habe aber zu keinem Zeitpunkt unredlich oder korrupt gehandelt, sagte Zuma am Freitag im Staatsfernsehen. Ich habe nie wissentlich oder absichtlich die Verfassung verletzen wollen, beteuerte der Präsident. Die überhöhten Kosten des Ausbaus von Zumas Privatresidenz in der Provinz KwaZulu-Natal, in den rund 250 Millionen Rand Staatsgelder (derzeit 14,8 Millionen Euro) flossen, sei die Schuld der angeheuerten Bauunternehmer, sagte Zuma während der Fernsehansprache. Die Regierung werde in Zukunft striktere Regulierungen für Zulieferer implementieren. Die Sache hat viel Frustration verursacht. Dafür entschuldige ich mich, so Zuma. Am Vortag hatte das Verfassungsgericht Zuma in einem harschen Urteil vorgeworfen, sich über Recht und Gesetz gestellt zu haben. Ombudsfrau Thuli Madonsela war nach einer langen Untersuchung im März 2014 zu dem Schluss gekommen, dass Zuma einen Teil der Sanierungskosten seines Anwesens im südlichen Ort Nkandla zurückerstatten muss. Zuma ignorierte die Aufforderung jedoch. Das Finanzministerium wird nun binnen 60 Tagen die zurückzuzahlende Summe festlegen. Oppositionsparteien fordern Zumas Rücktritt.
| 2International
|
Ukraine- und Eurokrise wurden gemeistert, bei Flüchtlingen das Mögliche getan: Die EU ist stärker als sie selbst glaubt. Als Katastrophenjahr, als „annus horribilis“, wurde 2015 für die Europäische Union vielfach bezeichnet. Uneins, hilflos und schwach sei sie im angesichts der großen Herausforderungen, sogar von Spaltung und Untergang bedroht, hieß es. Tatsächlich war das Jahr für Europa ein besonders schwieriges. Aber man kann die Leistung der EU auch ganz anders sehen: Sie hat die harten Prüfungen gemeistert oder zumindest soweit bestanden, dass sie mit mehr Zuversicht ins neue Jahr blicken kann. Der größte Erfolg der EU ist die Ukraine-Politik. Vergessen wir nicht: Auslöser für den Konflikt war der Wunsch der großen Mehrheit der Ukrainer, ein Assoziierungsabkommen mit der EU abzuschließen, als ersten Schritt zu einer Westintegration. Russland sah dies als Bedrohung seines Machtbereichs und versuchte dies mit allen Mitteln zu stoppen – durch die Annexion der Krim, die Besetzung der Ostukraine durch verbündete Separatisten und massiven wirtschaftlichen Druck gegen die EU-freundliche Regierung in Kiew. All das hat nichts genützt. Die Ukraine ist nicht zerbrochen, und am 1. Jänner tritt nun das Freihandelsabkommen, der wirtschaftliche Teil des Vertrags, in Kraft. Geholfen hat, dass die EU eine gemeinsame Front gegenüber Russland in Form von Sanktionen aufgebaut und diese aller internen Kritik zum Trotz gehalten hat. Das ist ein großer Erfolg für die EU mit langfristiger Bedeutung für Osteuropa. Auch beim Euro ist die Bilanz positiv. Der Wahlsieg von Syriza in Griechenland und der Versuch der Regierung von Alexis Tsipras, die Regeln der Eurozone einseitig zu ändern, war eine weitere große Herausforderung. Die anderen Staaten haben zusammengehalten und die Griechen haben am Ende entschieden, unter Anerkennung aller früheren Verpflichtungen im Euro zu bleiben. Ob das Euro-Regelwerk sinnvoll ist, bleibt dahingestellt; aber all jene, die den Sparkurs für schwer verschuldete Länder verurteilen, haben keine realistische Alternative aufgezeigt. Die Entscheidung Griechenlands wird die Währungsunion stärken. Der Spiegel- und Financial-Times-Kommentator Wolfgang Münchau behauptet zwar, dass allein der Aufruf des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble zum Grexit aus der Währungsunion ein optionales fixes Wechselkurssystem wie den Goldstandard gemacht hat. Aber man kann das auch anders sehen: Wenn Griechenland unter diesen Umständen nicht ausgetreten ist, obwohl so viel dafür gesprochen hat, dann wird kein Land je austreten. Und wenn Syriza die Regeln der Eurozone nicht einseitig abwerfen konnte, dann wird es keiner anderen Regierung gelingen. Auch die neue Linksregierung in Portugal bleibt grundsätzlich auf einem Kurs, den sie eigentlich ablehnt, und in Spanien wird Podemos trotz seines starken Abschneidens wohl kaum eine Rolle spielen. Beim Thema Flüchtlinge, der größten Herausforderung des Jahres, schaut die EU viel schlechter aus. Aber man darf nicht vergessen, dass dies ein Bereich ist, der zum Großteil außerhalb der EU-Verträge liegt und tief in die Souveränität der Staaten eingreift. Ein gemeinsames Vorgehen bei Einwanderung und Asyl wäre zwar wünschenswert, ist aber noch Zukunftsmusik. Aber dank deutscher Führungsstärke nahm Europa die Flüchtlinge auf, und zum Schluss gab es auch erste Ansätze für eine koordinierte Vorgangsweise: Das Abkommen mit der Türkei und die Stärkung der Grenzschutzbehörde Frontex könnten den Flüchtlingsstrom 2016 zumindest bremsen; das würde ein etwas solidarischeres Vorgehen im neuen Jahr erleichtern. Wer die EU beurteilt, muss immer bedenken, dass dies kein Nationalstaat wie die USA, sondern eine Gemeinschaft von 28 immer noch souveränen Staaten ist, in dem jeder Beschluss durch mühsame Verhandlungen erarbeitet werden muss. Noch nie wurde auf europäische Ebene so viel verhandelt wie 2015. Das Ergebnis war zwar durchwachsen, aber nüchtern gesehen besser als behauptet.
| 3Wirtschaft
|
Premiere bei der RTL-Show von Günther Jauch. In der ORF-"Millionenshow" nahmen bis jetzt alle die erste Hürde. Wien - Erstmals in der Geschichte der RTL-Show Wer wird Millionär? ist ein Gast bei der allerersten Frage rausgeflogen. Eine Studentin scheiterte bei Günther Jauch innerhalb von 45 Sekunden und fuhr mit null Euro und vier unbenutzten Jokern nach Hause - so etwas gab es nach RTL-Angaben noch nie in den eineinhalb Jahrzehnten seit Bestehen des Quotenrenners. Pech im Spiel und Glück in der Liebe - so kommentierte die Studentin in der Bild-Zeitung ihr schnelles Aus. Eigentlich habe ihr Freund bei der Rate-Sendung mitmachen wollen - sie selbst habe sich nur als Unterstützung spaßeshalber auch beworben und sei dann ausgewählt worden. Es war eine tolle Erfahrung und ich habe die Herzen des Publikums gewonnen und nicht die Million, so die Studentin. Aber den Hauptgewinn habe ich ja schon mit meinem Freund. In der Sendung hatte die Kandidatin gesagt: Schnell, aber schön und ich bin um eine Erfahrung reicher. Vor Millionen von Fernsehzuschauern war die Frau mit folgender 50-Euro-Frage konfrontiert: Seit jeher haben die meisten ...? A: Dober Männer, B: Cocker Spaniels, C: Schäfer Hunde, D: Riesen Schnauzer (richtige Antwort C: Schäfer Hunde). Darauf sagte die Kandidatin: Ich hätte jetzt gesagt Riesen Schnauzer. Günther Jauch: Ja, sagen Sie es auch? Kandidatin: Ja! Günther Jauch: Definitiv? Kandidatin: Ja, es sind Schnurrbärte. Günther Jauch: Die meisten Riesen haben Schnauzer? Seit jeher? Kandidatin: Machen Sie mir jetzt keine Angst. Günther Jauch: Nein, Angst kann ich Ihnen jetzt nicht mehr machen. Ich kann jetzt nur noch Schrecken verbreiten. Dann löste der Moderator auf: Seit jeher haben die meisten Schäfer Hunde. Kandidatin: Ernsthaft? Oh, Gott! In Österreich ist in der ORF-Version Die Millionenshow bisher noch nie ein Kandidat bzw. eine Kandidatin an der ersten Frage gescheitert, teilte der ORF am Dienstag mit.
| 6Etat
|
Werbung im Wert von 22 Milliarden Euro weltweit wird ausgeblendet, sagt eine Studie. Und damit wesentliche Teile der Finanzierung von Journalismus. Wien – Fragen über Fragen hat die Bundeswettbewerbsbehörde an Österreichs Medienhäuser und Onlineplattformen: Mit welchen Adblockern sind sie konfrontiert, wie viele User verwenden solche Werbebremsen – und wie viel Werbegeld entgeht Onlinemedien da, die sich ja größtenteils aus Werbung finanzieren? Die Wiener Wettbewerbsbehörde untersucht nach Beschwerden die Praktiken von Werbeblockern. Derzeit mit einer großen Marktbefragung – den Aufwand treibt die Behörde meist, wenn sie Sinn in einem formellen Verfahren sieht. Im STANDARD-Interview sagte Behördenchef Theodor Thanner schon 2014: „Konkret geht es hier um den Verdacht, dass Google in Zusammenarbeit mit Softwareunternehmen ein Geschäftsmodell entwickelt habe, wonach Google trotz installiertem Werbeblocker Werbung ungefiltert an die User bringen kann, während das anderen Medienunternehmen verwehrt bleibt. Es besteht daher der Verdacht, dass andere Unternehmen dadurch massiv beeinträchtigt werden, mit wirtschaftlichen Einbußen.“ Um welche Dimensionen es geht, umreißt eine Studie über blockierte Werbung und ihren Wert. Die irische Softwarefirma Pagefair erstellt sie mit Adobe und Eigeninteresse: Geschäftsgrundlage ist die Messung, wie viele User einer Seite blocken; und sie bietet Adblocker-kompatible Werbeformatierung an. Werbung im Gegenwert von 21,9 Milliarden Dollar, die den Werbeträgern entgehen, sollen Werbeblocker 2015 ausblenden. 2014 waren es laut Studie weltweit noch 11,7 Milliarden Dollar, 2013 7,2 Milliarden. derStandard.at versucht, so blockierten Werbeumsätzen mit „Fair Use“-Abos zu begegnen, um journalistisches Angebot und aufwendig moderierte Foren zu finanzieren: User, die Werbeblocker verwenden oder eine „werbeberuhigte“ Version der Seite wollen, sind aufgerufen, über solche Abos zum Angebot beizutragen. Laut Pagefair-Studie nutzen 21 Prozent der Internetuser in Österreich Werbeblocker, so viele wie in Großbritannien, etwas weniger als in Deutschland und Schweden mit je 25 Prozent. Spitze in Europa: Griechenland mit 37 Prozent und Polen mit 35. Besonders häufig verwendeten User von Game-Seiten Werbeblocker, fast ebenso intensiv jene von Newsgroups und Foren. Platz drei der Ausblender: Nutzer von Seiten mit Inhalten „für Erwachsene“ vor Usern von Tech-Portalen und Bildungsseiten. Medienseiten liegen laut dieser Studie mit 10,1 Prozent im Mittelfeld. Von den rund 3000 Kunden-Seiten wisse man aber, dass die Werte bei zahlreichen Medienseiten „weit höher liegen“, erklärt ein Fairpage-Sprecher auf Anfrage. Warum installieren Userinnen und User Adblocker? 400 Menschen in den USA beantworteten Pagefair und Adobe, was bisherige Nichtnutzer zur Installation bewegen würde. Zehn Prozent antworteten dem Sinne nach: wenn sie weiter Werbung bekommen, die sie nicht interessiert – Firmen also nicht gezielter werben. 41 Prozent würden zur Blockade greifen, wenn sie mit mehr Werbung als heute konfrontiert werden. Und 50 Prozent wollen blocken, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre persönlichen Daten dafür missbraucht werden, Werbung zu personalisieren. Doch gerade Onlineriesen wie Google, Amazon und Microsoft – die Userdaten durchaus eifrig sammeln und nutzen – umgehen Werbeblocker, berichtete die Financial Times Anfang 2015. Google, Amazon, Microsoft und Taboola hätten „in aller Stille“ den deutschen Weltmarktführer in dem Genre, die Kölner Eyeo GmbH bezahlt, Werbung auf ihren Seiten nicht zu blockieren. Diese Deals zeigten, dass selbst die größten Player in der Onlinewerbung Werbeblocker als „erhebliche Gefahr für ihre Einnahmen“ sehen. Die Blocker etwa von Eyeo lassen Werbung auf einer „Whitelist“ durch, die laut Eyeo bestimmte Kriterien erfüllen. Bevorzugt Textanzeigen – wie über Google. Die Fernsehkonzerne RTL und ProSiebenSat.1, Verlagsriese Axel Springer sowie Die Zeit und Handelsblatt wollten Eyeo den Vertrieb des Werbeblockers verbieten lassen. „Diese Software gefährdet eine wesentliche Säule zur Finanzierung von Qualitätsjournalismus“, argumentierte etwa Die Zeit. Drei deutsche Landgerichte wiesen die Klagen der Medien in erster Instanz in diesem Frühjahr zurück – oder ließen das zumindest schon durchklingen. Auf STANDARD-Anfrage heißt es bei Zeit: Die Zeit Online GmbH und die Handelsblatt GmbH haben gegen das Urteil von April Berufung eingelegt. Unsere Anwälte bereiten zurzeit die Berufungsbegründung vor. Österreichs Wettbewerbsbehörde ermittelt weiter.
| 6Etat
|
Chef der kurdischen HDP spricht von mehr als 400 Übergriffen und sieht Schuld bei Erdogan und Davutoglu. Istanbul – Die Auseinandersetzungen zwischen der Untergrundorganisation PKK und der Türkei haben mit Gewaltakten im südöstlichen Grenzgebiet begonnen. Jetzt droht sich der Konflikt auf das gesamte Land auszuweiten. Der Konflikt mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK verschärft die Spannungen in der Türkei. Nach gewaltsamen Ausschreitungen türkischer Nationalisten hat die Polizei 93 Menschen festgenommen, wie die Behörden in Istanbul am Mittwoch mitteilten. Türkische Demonstranten hatten am Dienstag an verschiedenen Orten des Landes gegen die PKK demonstriert. Zuvor hatte sich der Konflikt zwischen der Türkei und der PKK im südöstlichen Grenzgebiet ausgeweitet. Kurdische Bürger und Geschäfte waren am Dienstagabend das Ziel zahlreicher Gewalttaten. Nach Angaben des Führers der prokurdischen Partei HDP, Selahattin Demirtas, kam es zu mehr als 400 Übergriffen. Amateurvideos in sozialen Netzwerken zeigten die Beschädigung kurdischer Geschäfte. Demirtas gab dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und Premier Ahmet Davutoglu die Schuld an der eskalierenden Situation. Die von einer Hand gelenkte Angriffsaktion wird von der Regierung ausgeführt, sagte Demirtas. Sowohl die HDP-Zentrale in der Hauptstadt Ankara als auch andere Büros der Partei im Land wurden attackiert. In einigen Regierungskreisen werden der Partei Verbindungen zur verbotenen PKK nachgesagt. Die HDP war nach den Wahlen in diesem Jahr erstmals ins Parlament eingezogen. In Istanbul griffen Anhänger Erdogans erneut das Gebäude der Zeitung Hürriyet an. Ihr Herausgeber Sedat Ergin kritisierte, dass Erdogan den ersten Überfall auf das Gebäude der Zeitung am Sonntag nicht verurteilt und damit einen weiteren Angriff vermieden habe. Eine niederländische Journalistin, die seit Jahren über die Kurdenproblematik in der Türkei berichtet, soll derweil aus dem Land ausgewiesen werden, wie ihr Anwalt am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur sagte. Frederike Geerdink, die hauptsächlich für Radio und Zeitungen arbeitet, war bereits am Sonntag in einem Friedenslager kurdischer Aktivisten im Südosten des Landes festgenommen worden. Bei PPK-Anschlägen sind diese Woche bereits 31 türkische Polizeibeamte getötet worden. Die Türkei flog zahlreiche Luftangriffe auf PKK-Stellungen im Nordirak. Prokurdische Medien wie die Nachrichtenagentur Firat meldeten auch Opfer in der Zivilbevölkerung und machten Sicherheitskräfte dafür verantwortlich. Der stellvertretende türkische Premier Numan Kurtulmus verurteilte die Übergriffe auf das Hürriyet-Gebäude und politische Parteien auf einer Pressekonferenz. Er versprach, dass die Wahlen wie geplant stattfinden würden. Wir verurteilen die Drahtzieher hinter diesen Ereignissen, sagte Kurtulmus. Die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen. Bis zu den Neuwahlen am 1. November wird die Türkei von einer Übergangsregierung geführt. Auf Twitter bezeichnete Davutoglu die Übergriffe als inakzeptabel. Die US-Botschaft in Ankara teilte ebenfalls via Twitter mit: Wir sind über die Berichte gewaltsamer Ausschreitungen in der Türkei besorgt. Wir verurteilen insbesondere Angriffe auf politische Parteien oder ethnische Minderheiten. Alle Proteste sollten friedlich verlaufen. Es sei zudem wichtig, dass politische Parteien und Medien in der Türkei von der Polizei geschützt würden. (APA, 9.9.2015)
| 2International
|
Entscheidung um die Ausschreibung soll gefallen sein. Wien –Zwar ist noch nichts öffentlich kommuniziert worden, geht es aber nach der Branchenzeitung Horizont, soll die Entscheidung rund um den Etat der Rewe Drogeriekette Bipa bereits gefallen sein. Die Nachfolge von Demner, Merlicek und Bergmann soll demnach die deutsche Agenturgruppe Heimat antreten. Heimat ist bisher nicht in Österreich aktiv gewesen und würde mit dem Bipa-Etat gleichzeitig den Markteintritt feiern. Die Agentur mit Sitz in Berlin und Hamburg beschäftigt 230 Mitarbeiter und betreut unter anderem Hornbach.
| 6Etat
|
FC Bayern gewinnt in Stuttgart, Bremen unterliegt Augsburg trotz des Führungstores durch den ÖFB-Legionär – Ingolstadt bezwingt Gladbach und macht damit einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt. Stuttgart/Bremen – David Alaba und Florian Grillitsch haben am Samstag in der 29. Runde der deutschen Bundesliga Tore erzielt. Alaba traf in der 52. Minute beim 3:1-(1:0)-Sieg von Tabellenführer Bayern München in Stuttgart zum zwischenzeitlichen 2:0. U21-Teamspieler Grillitsch (43.) brachte Bremen mit seinem Liga-Premierentor im Heimspiel gegen Augsburg zwar in Führung, doch die Partie endete 1:2 (1:0). Für Alaba war es sein erster Saisontreffer in der Meisterschaft. Die Bayern vergrößerten damit ihren Vorsprung auf den letzten verbliebenen Titelrivalen Borussia Dortmund, der erst am Sonntagnachmittag (15.30) im Revierderby auf Schalke gastiert, vorerst auf acht Punkte. Stuttgart musste im Heimspiel gegen die Münchner ohne ÖFB-Teamspieler Martin Harnik auskommen, der wegen eines grippalen Infekts nicht im Kader stand. Werder Bremen rutschte indes durch die unglückliche Heimniederlage zwei Punkte hinter Augsburg auf Relegationsrang 16 ab. Auch Hamburg ließ beim 1:2 (0:1) im Heimspiel gegen Darmstadt wichtige Punkte liegen. ÖFB-U21-Teamstürmer Michael Gregoritsch hätte den HSV bereits in der 5. Minute in Führung bringen können, doch sein Kopfball nach Holtby-Flanke zischte hauchdünn an der Stange vorbei. Die zuvor acht Ligaspiele sieglosen Darmstädter liegen nun als Tabellen-13. nur noch zwei Zähler hinter den Hamburgern sowie einen hinter Stuttgart und verbesserten sich vor dem Leverkusen-Gastspiel am Sonntagabend in Köln sogar auf Platz drei der Auswärtstabelle. Nur die beiden Titelanwärter Bayern und Dortmund haben in der Fremde noch mehr Punkte geholt als der Aufsteiger, der nun vier Zähler vor der Abstiegsregion liegt. Liga-Neuling Ingolstadt hat dagegen nach dem 1:0-(1:0)-Heimsieg gegen den Tabellenvierten Borussia Mönchengladbach bereits 39 Punkte auf dem Konto und damit das Saisonziel Klassenerhalt praktisch erreicht. Fünf Runden vor Schluss liegt der Club von Erfolgscoach Ralph Hasenhüttl nach dem zehnten Saisonsieg bereits elf Punkte vor Bremen. Gladbach ist seit Ende Oktober bzw. acht Spielen ohne Auswärtssieg und muss deshalb um die erneute Champions-League-Teilnahme in der kommenden Saison bangen. Hoffenheim gelang mit dem 2:0-(0:0)-Sieg beim Vorletzten in Frankfurt ein wichtiger Sieg im Kampf gegen den Abstieg und der Sprung auf Tabellenplatz 14. Vier Punkte beträgt der Vorsprung auf die Frankfurter, die weiter nur einen Zähler hinter Bremen liegen. Wolfsburg nur 1:1 gegen Mainz Drei Tage nach dem Champions-League-Festtag gegen Real Madrid muss der VfL Wolfsburg seine Hoffnungen auf eine erneute Europacup-Qualifikation wohl endgültig begraben. Gegen den direkten Konkurrenten FSV Mainz 05 kam der Vizemeister in der deutschen Fußball-Bundesliga nur zu einem 1:1 (0:0), obwohl er lange Zeit die engagiertere Mannschaft gewesen war. Andre Schürrle brachte Wolfsburg gegen seinen Ex-Club in Führung (52.), der eingewechselte Jairo glich noch aus (66.). Zudem sah VfL-Abwehrspieler Dante in der Nachspielzeit noch die Gelb-Rote Karte (91.). Durch den etwas glücklichen Punkt wahrten die Mainzer, für die Julian Baumgartlinger durchspielte und Karim Onisiwo in der 87. Minute eingewechselt wurde, auf Platz sechs den Vorsprung von sechs Zählern auf Wolfsburg. Während Mainz mitten im Kampf um die internationalen Startplätze ist, dürfte für Wolfsburg selbst die Europa-League-Qualifikation fünf Runden vor dem Saisonende schwierig werden.
| 4Sport
|
Der Hauptpreis geht an Veronika Dolna für einen Beitrag in der "Furche". Die News-Journalistin Veronika Dolna hat mit ihrem Artikel Zwei-Klassen-Recht beim Kinderschutz für die Wochenzeitung Die Furche den mit 3.000 Euro dotierten Österreichischen Journalistenpreis Kinderrechte gewonnen. Daneben wurden auch Felix Lills Presse-Beitrag Der Nachwuchs im Klassenkampf sowie Bianca Bleis STANDARD-Artikel Glückliche Bräute: Gefangene hinter indischen Fabrikmauern ausgezeichnet. Die Preise werden von der gemeinnützigen Privatstiftung Hilfe mit Plan Österreich gemeinsam mit der niederösterreichischen Kinder- und Jugendanwaltschaft und der Donau-Universität Krems für Medienbeiträge vergeben, die beispielhaft auf die Rechte von Mädchen und Buben aufmerksam machen.
| 6Etat
|
21-Jähriger will Todesurteil nicht hinnehmen. Boston – Der zum Tode verurteilte Attentäter vom Bostoner Marathonlauf, Dzhokhar Tsarnaev, bemüht sich um einen neuen Prozess. Tsarnaevs Anwälte stellten am Montag in der US-Ostküstenstadt einen entsprechenden Antrag. Konkrete Gründe für die gewünschte Wiederaufnahme des Verfahrens wurden zunächst nicht genannt. Ein ausführlicher Antrag soll bis Mitte August eingereicht werden. Eine Jury am Bundesgericht von Boston hatte Dzhokhar Tsarnaev Mitte Mai zum Tode verurteilt. Die Geschworenen befanden den 21-Jährigen für schuldig, gemeinsam mit seinem später getöteten Bruder Tamerlan im Zielbereich des Boston-Marathons zwei selbst gebaute Sprengsätze zur Explosion gebracht zu haben. Drei Menschen wurden bei dem schwersten Terroranschlag in den USA seit dem 11. September 2001 getötet, mehrere der 264 Verletzten verloren Arme oder Beine. Auf der Flucht erschoss das Bruderpaar einen Polizisten. Bei der offiziellen Verkündung des Todesurteils im vergangenen Monat hatte sich Tsarnaev bei den Opfern und Hinterbliebenen entschuldigt. Ich bereue die Leben, die ich genommen habe, und das Leid und den Schaden, den ich angerichtet habe, sagte der junge Mann. Die Tsarnaev-Brüder stammen aus einer tschetschenischen Familie und waren als Kinder mit ihren Eltern in die Vereinigten Staaten eingewandert. Dzhokhar Tsarnaev ist seit 2012 US-Staatsbürger und studierte an der University of Massachusetts in Dartmouth Meeresbiologie. Sein älterer Bruder Tamerlan hatte sich dem radikalen Islam zugewandt und soll bei einem Aufenthalt im Kaukasus Anfang 2012 Kontakt zu extremistischen Gruppen gehabt haben. Die Verteidigung hatte argumentiert, dass Dzhokhar unter dem Einfluss seines Bruders gehandelt habe, konnte damit das Todesurteil aber nicht abwenden.
| 2International
|
Soll Regierungen davon überzeugen, dass keine Hintertüren in die eigene Software implementiert sind. Ein Jahr, nachdem Microsoft europäischen Staaten mehr Transparenz zugesagt hat, macht der IT-Riese aus Redmond nun Ernst. Kunden aus dem Umkreis der Regierungen erhalten die Möglichkeit, den Quellcode von Microsoft-Software einzusehen, schreibt der Spiegel. Sinn und Zweck der Maßnahme ist Vertrauensbildung. Die Überwachungsaffäre rund um die NSA und ihre weltweiten Partner hat Befürchtungen ausgelöst, dass sensible Daten über Hintertüren in oft verwendeten Anwendungen an die Geheimdienste wandern könnten. Die Einsicht in den Sourcecode erlaubt es, nach möglichen Schlupflöchern zu suchen. Ein Vorwurf, den Microsoft stets zurückgewiesen hat. Das Unternehmen gehört, so wie viele andere große Tech-Firmen, zu den Kritikern der Internetüberwachung. US-Dienstleister und Softwarehersteller befürchten, dass die Spähprogramme das Vertrauen der Kunden nachhaltig beschädigen könnte, was starke wirtschaftliche Nachteile mit sich brächte. Als Gegenmaßnahme wurde schon vor längerem in Washington ein Transparency Center eröffnet. Dieses hat vergangenen Mittwoch ein europäisches Pendant erhalten. Standort ist Brüssel. Bereits 42 Behörden aus 23 Ländern nützen laut Microsoft bereits die Gelegenheit zur Quellcode-Einsicht.
| 0Web
|
Angehörige des Bräutigams schlugen zu – Paar gab sich dennoch das Ja-Wort. Mannheim – Bei einer Trauung im Mannheimer Standesamt ist es zu einer Prügelei gekommen. Die Standesbeamtin wurde leicht verletzt. Wie die Polizei berichtete, waren Angehörige des Bräutigams mit der Wahl der Braut nicht einverstanden. Deshalb kam es am Samstagnachmittag im Trausaal zu einer Schlägerei, auch Inventar wurde beschädigt. Dennoch gab sich die Paar danach das Ja-Wort und feierte in einem Gartenverein – ohne weitere Zwischenfälle, wie die Polizei berichtete. Gegen vier Verdächtige im Alter zwischen 15 und 47 Jahren wurden Ermittlungen wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Beleidigung eingeleitet.
| 1Panorama
|
Ohnehin hohe Preise auf dem Wohnungsmarkt von Rio steigen weiter. Die Krise lastet auf Vorbereitungen für die Spiele. Rios Bürgermeister Eduardo Paes steht hemdsärmelig und wild gestikulierend mit einem Mikrofon vor einer Traube von Kameras. Heute kann er endlich einmal gute Nachrichten überbringen. Es geht nicht um den Zika-Virus oder Korruption bei den Olympischen Spielen. Über ihm erstreckt sich die imposante Metallkonstruktion der Basketball-Arena im olympischen Park. Und viel wichtiger: Sie ist rechtzeitig fertig geworden. Wir zeigen, dass wir Olympia können, ruft der 46-Jährige stolz aus. Dabei gibt es rund 150 Tage vor Beginn der weltweit größten Sportspiele fast täglich Negativschlagzeilen. Kürzlich musste das Organisationskomitee (OK) nochmals empfindliche Einsparungen bekannt gegeben. Das Budget wurde seit Oktober damit um mehr als 30 Prozent gekürzt. Kein Wunder, Brasilien steckt in der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten fest. Davon bleiben die Olympia-Vorbereitungen nicht verschont. Bei den Ruderern wurden aus Kostengründen die Plätze auf der Zuschauertribüne zusammengestrichen, der Plan einer schwimmenden Tribüne ganz aufgegeben. Freuen dürfen sich indes die Athleten im olympischen Dorf. Die Klimaanlagen in ihren Zimmern fallen doch nicht der Sparliste zum Opfer. Nach einem Proteststurm des IOC versprachen die Organisatoren eine kreative Lösung und tauschen Fernseher gegen Klimaanlage. Und auch bei vielen Brasilianern scheint sich keine Lust auf die Spiele einzustellen. Der Kartenabsatz im Austragungsland läuft schleppend. Nur knapp die Hälfte des Kontingents konnten bisher verkauft werden. Es wurden zu viele Versprechen gebrochen, sagt der Stadtplaner Vinicius de Moraes Netto von der Universität Federal Fluminense (UFF). Die Olympischen Spiele sind eine vertane Chance. Es bleibe nichts, was die Lebensqualität der Menschen verbessern würde. Rio ist heute schon die teuerste Stadt Brasiliens. Die Spiele erhöhen den Druck auf Mieten und Dienstleistungen noch. Netto kritisiert, dass für Olympia nur Luxusbauten, aber keine Sozialwohnungen entstanden seien. Alles wurde hinter verschlossenen Türen ohne Bewohner entschieden, sagt der Dozent. Alle Olympia-Investitionen fließen in den wohlhabenden Süden, in die Mittel- und Oberklasseviertel an den Stränden. Der Großraum mit seinen zwölf Millionen Bewohnern wird vernachlässigt. Als Gewinner stehen schon jetzt Immobilienfirmen wie Carvalho Hosken fest. Das ganze Gelände rund um den Olympia-Park in Barra da Tijuca wurde enorm aufgewertet, vor allem durch die zwangsweise Umsiedlung von Armensiedlungen. Das Konsortium um den 91-jährigen Immobilienmogul Carlos Carvalho errichtete das olympische Dorf mit 31 Hochhäusern. Nach den Spielen werden die Wohnungen zu Luxusappartements umgerüstet und stehen für rund 20.000 Euro pro Quadratmeter zum Verkauf. Es lohnt nicht, Arme aus den Favelas zu holen. Wir brauchen Wohnungen für Reiche, sagt Carvalho wie selbstverständlich. Die Guanabara-Bucht vor den Toren der Stadt verspricht nur von weitem Postkartenidylle. Pro Sekunde ergießen sich hier 10.000 Liter ungeklärtes Abwasser. In der vor Fäkalien stinkenden Brühe sollen die Segelwettbewerbe stattfinden. Die Säuberung der Bucht war eine IOC-Auflage, wurde aber nicht angegangen. Statt Kläranlagen errichteten die Behörden Barrieren, also Stahlgitter, in denen Schutt, Kühlschränke und Müll hängenbleiben. Dort, wo die Segelwettbewerbe stattfinden, ist die Bucht sauber, beruhigt Paes. Doch Untersuchungen zeigen das Gegenteil. Das Wasser ist mit Bakterien und Viren verseucht. Nach Trainingseinheiten klagten Sportler wie Österreichs Segler David Hussl über Übelkeit und Erbrechen. (skr, 16.3.2016)
| 3Wirtschaft
|
Antrag auf Halbstrafe bewilligt, Bewährungszeit mit drei Jahren festgesetzt. Landsberg am Lech – Der ehemalige FC Bayern-Präsident Uli Hoeneß wird vorzeitig aus der Haft entlassen. Die restliche Strafe werde zum 29. Februar 2016 ausgesetzt, teilte das Landgericht Augsburg am Montag mit und bestätigte damit einen Bericht der Sport Bild. Hoeneß war am 13. März 2014 wegen Hinterziehung von 28,5 Millionen Euro Steuern zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Am 2. Juni 2014 hatte der ehemalige Fußball-Profi und -Topmanager im Gefängnis von Landsberg am Lech seine Haft angetreten. Nach den ersten Monaten im geschlossenen Vollzug ist Hoeneß seit Anfang des Vorjahres Freigänger und muss damit nur noch zum Schlafen hinter Gitter. Tagsüber arbeitet der 64-Jährige in der Jugendabteilung des deutschen Fußball-Rekordmeisters in München, an Wochenenden darf er bei seiner Familie sein. Die Entscheidung zur vorzeitigen Haftentlassung war erwartet worden. Nachdem der Anwalt des Fußballmanagers bereits im November mitgeteilt hatte, dass Hoeneß einen Antrag auf sogenannte Halbstrafe gestellt habe, wurde ab Mitte Jänner mit einem Beschluss gerechnet. Die Bewährungszeit wurde auf drei Jahre festgesetzt, erläuterte das Gericht nun am Montag. Nach dem Strafgesetzbuch können Häftlinge unter bestimmten Voraussetzungen bereits nach Verbüßung der halben Strafe entlassen werden. Bedingung ist, dass der Verurteilte Ersttäter ist und die Gesamtwürdigung von Tat, Persönlichkeit des Verurteilten und Entwicklung während des Strafvollzugs ergeben, dass besondere Umstände vorliegen. Dies sah das Gericht nun als gegeben an.
| 3Wirtschaft
|
Die Zeitschrift "Connect" testete österreichische Handynetze. Scharfe Kritik an derartigen Tests kommt von T-Mobile. Sie haben keinen besonders guten Ruf. In den letzten Jahren sind Tests von Mobilfunknetzen zunehmend unter Beschuss geraten: Sie seien offensichtlich zu einem Geschäft für Zeitschriften und Webseiten geworden. Gute Bewertungen im Tausch gegen Inserate, lautet der Vorwurf. In den letzten Monate kritisierte T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth derartige Netztests, die dann von den Siegern massiv beworben werden, scharf. Hier werde den Teilnehmern gegen ein Beratungsentgelt mitgeteilt, wo gemessen wird – und dann werde das Netz genau darauf abgestimmt. Das habe aber nichts mit den Kundenbedürfnissen zu tun, sagte Bierwirth. Nun wurde der für die österreichischen Mobilfunkbranche wichtigste Test veröffentlicht – jener der deutschen Zeitschrift Connect. Dieses Jahr hat die Zeitschrift einen neuen Sieger gekürt. Vergangenes Jahr landete 3 noch auf dem letzten Platz, 2015 konnte der Handynetzbetreiber den Sieg in Österreich erringen (siehe Grafik). Demnach erzielte 3 eine deutliche Steigerung auf dem Gebiet Sprachtelefonie. Dabei gelang es dem Netzbetreiber, den in diesem Bereich bisher starken Marktführer A1 zu überflügeln. Bei den Daten liegt das 3 -Netz zwar knapp hinter dem Vorjahressieger A1 – doch die Verbesserung gegenüber den Ergebnissen aus 2014 ist so signifikant, dass es dem Hutchison-Netz schließlich gelingt, den Gesamtsieg einzufahren, so Connect. T-Mobile landete auf dem dritten Platz. Ein Abstand zu 3 und A1 ist klar vorhanden – bei den Daten noch etwas ausgeprägter als bei der Sprachtelefonie, urteilt die Zeitschrift. In Deutschland und der Schweiz konnten die Marktführer Deutsche Telekom und Swisscom ihre Konkurrenten auf die Plätze verweisen. Im Vergleich zu Deutschland können sich die heimischen Netze sehen lassen. Via Pressemitteilungen zeigten sich 3, A1 und T-Mobile mit den Ergebnissen des Test sehr zufrieden. Die Ergebnisse des Tests basieren je Netzbetreiber auf der Bewertung von mehr als 8.500 Anrufen, über 60.000 Sprachsamples, über 20.000 Live-Webseiten und 10.000 HTTP-Übertragungen von Dateien. Für den Test legten die Messfahrzeuge rund 20.000 Kilometer in Deutschland, Österreich und der Schweiz zurück. Die Fahrzeuge waren für Deutschland mit jeweils acht Smartphones vom Typ Samsung Galaxy S5 für die Sprachtests und jeweils vier Samsung Galaxy Note 4 für die Datentests bestückt – ausgelegt auf die vier Netzbetreiber. In Österreich und der Schweiz, wo jeweils drei Netze konkurrieren, hatte jedes Auto sechs Galaxy S5 und drei Note 4 an Bord. In den Walktests kamen dieselben Gerätekonstellationenzum Einsatz, installiert in Rucksäcken oder Trolleys mit starken Akkus.
| 0Web
|
Wirtschafts- und Industrieminister Emmanuel Macron plant offenbar, 2017 Präsident zu werden. Wird Emmanuel Macron, nachdem er seine Französischlehrerin erobern konnte und geheiratet hat, auch Frankreich im Sturm nehmen? Der 38-jährige Minister für Wirtschaft, Industrie und Digitales Frankreich nährt Spekulationen über ein Antreten bei der Präsidentschaftswahl 2017. Wohl zu diesem Zweck hat er im nordfranzösischen Amiens die Formation En Marche (in Bewegung) lanciert: Sie trägt seine Initialen und will in einer landesweiten Tür-zu-Tür-Operation die Stimmung im Land eruieren, sagt ein Mitarbeiter. Wenn das nicht nach Wahlkampfvorbereitung klingt ... Der Exinvestor der Bank Rothschild, erst kürzlich aus dem Parti Socialiste ausgetreten, verficht ein Credo, das für französische Verhältnisse geradezu liberal ist: gegen die 35-Stunden-Woche, das Beamtenstatut und die Vermögenssteuer; für Chancengleichheit der Einwandererjugend und die Integration von Muslimen – und zwar nicht in erster Linie mit Polizeimethoden. Damit grenzt er sich deutlich von Premier Manuel Valls und Präsident François Hollande ab. Offen gewährte er kürzlich der Illustrierten Paris-Match Einblick in sein Privatleben: Seine Frau Brigitte Trogneux (57) erzählte etwa, wie sie dem Charme ihres damals 16-jährigen Schülers erlegen sei. Als sie zusammen ein Theaterstück geprobt hätten, habe er ihr sehr direkt erklärt, er werde sie eines Tages heiraten. Vergeblich versuchte die dreifache, verheiratete Mutter, den stürmischen Emmanuel in eine andere Schule versetzen zu lassen. Er hielt Wort und führte sie 2007, 13 Jahre später, tatsächlich zum Traualtar. Mittlerweile bezeichnet der Minister die Klatschreportage als Dummheit – doch die Franzosen stört das nicht: 38 Prozent sähen in ihm laut einer Umfrage vom vergangenen Donnerstag einen guten Präsidenten – weit mehr als Valls (28) und Hollande (11). Zwar schwört Macron seinen beiden Vorgesetzten Loyalität, erklärt aber auch gleichzeitig, er fühle sich Hollande nicht verpflichtet. Dem Vernehmen nach suchen Hollande und Valls bereits nach Wegen, sich ihres erst seit August 2014 amtierenden Starministers zu entledigen. Vergrätzt ist auch der linke Flügel des sozialistischen Regierungslagers, weil Macron erklärt, er stehe weder links noch rechts. Zudem tritt er für die umstrittene Reform des Arbeitsrechts und die Lockerung des Kündigungsschutzes ein, womit er sich den Zorn vieler einbrockt. Auch die Ex-Sozialistenchefin Martine Aubry erklärt ohne Umschweife, sie habe von Macron die Nase voll. Während ihn die britische BBC bereits als neuen Tony Blair präsentiert, belächelt ihn die Pariser Elite als politischen Springinsfeld, der sich für eine Art französischen John F. Kennedy halte. Ein gutwilliger Spitzenfunktionär wird nur dank Paris-Match noch lange nicht zu einem Rebellenchef, giftet etwa der konservative Vordenker Serge Federbusch: Wo sind seine Wähler?, fragt bissig der Politologe Nicolas Baverez. Die Bürgerlichen hätten schon genug Kandidaten – und die Linke werde einen katholischen Banker wie Macron nie auf den Schild heben. Gut möglich, dass der Komet im Wahlkampf verglüht, bevor er in Zielnähe gelangt. Ohne Parteiapparat haben es selbst populäre Präsidentschaftskandidaten noch nie weit gebracht. Die Macronisten sprechen von anderen Zeiten: Frankreich sei schlechter dran als je zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg – und damit reif, den überholten Rechts-links-Gegensatz zu überwinden. Alain Juppé sei mit 70 Jahren zu alt, Hollande zu verbraucht; und Marine Le Pen habe kein tragfähiges Programm. Bleibt die Frage, ob Macron genug Ausdauer hat und fähig ist, in so kurzer Zeit einen eigenen Wahlkampfapparat aus dem Boden zu stampfen und einflussreiche Zentrumspolitiker mitzuziehen. Gelingt ihm dies, hat er in der aktuellen Niedergangsstimmung in Frankreich durchaus eine Chance.
| 2International
|
Band geht nach der Südamerika-Tour ins Studio. Los Angeles – Die Rolling Stones wollen 2016 ein neues Album veröffentlichen. Es wäre das 25. Studioalbum der Band und das erste seit mehr als einem Jahrzehnt, sagte Gitarrist Keith Richards in einem Radiointerview anlässlich der Promotion für sein Soloalbum Crosseyed Heart, das der 71-Jährige am Freitag veröffentlicht. Ich war letzte Woche in London und traf die Jungs, und ja, es gibt definitiv Pläne für ein neues Album, so Richards. Ins Studio will die Band nach der geplanten Südamerika-Tournee im nächsten Jahr gehen. Das letzte Album mit neuen Songs veröffentlichten die Stones 2005 mit A Bigger Bang.
| 8Kultur
|
Subsets and Splits
No community queries yet
The top public SQL queries from the community will appear here once available.