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Unbekannter fährt im Geländewagen auf der Suche nach gehsteignahen Lacken durch die britische Hauptstadt. London – Die Londoner Polizei ermittelt in einem ungewöhnlichen Fall. Sie fahndet nach einem Serientäter, der absichtlich mit seinem Auto durch Lacken fährt, um Fußgänger nass zu spritzen. White Chapel hatte Jack the Ripper, und der Katzen-Killer von Croydon ist bis heute nicht gefasst, schrieb die Tageszeitung The Times am Montag. Zu diesen legendären Kriminellen geselle sich nun der Serien-Lackenspritzer von Kentish Town, einem Stadtteil im Norden Londons, so ein The Times-Autor, der dafür das Wortspiel rain of terror in den Titel gehoben hat. Sobald es regne – keine Seltenheit in der britischen Hauptstadt – fahre der Unbekannte mit seinem Geländewagen durch die Gegend, bis er eine Lacke in Gehsteignähe entdecke. Dann fahre er genüsslich durchs Wasser und spritze unschuldige Passanten von Kopf bis Fuß nass. Laut Times konnte eine Passantin den Mann kürzlich filmen, weil er nach einer Tat wendete und noch ein zweites Mal durch eine Pfütze fuhr, um Fußgänger an einer Bushaltestelle nass zu spritzen. Die Polizei konnte ihn trotz des Beweismaterials nicht aufspüren, weil sein schwarzer Geländewagen nicht angemeldet war. Deshalb bitte die Polizei nun um Hinweise aus der Bevölkerung, um dem seit Jänner aktiven Übeltäter das Handwerk zu legen.
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Scobel über Organhandel, Am Schauplatz über erste Schritte eines syrischen Balletttänzers in Österreich und "Die langen hellen Tage" in Georgien. 21.00 MAGAZINScobel: Organhandel – Der Wert des Menschen: Illegaler Handel mit menschlichen Organen boomt Gert Sobel diskutiert mit Huige Li (Mediziner und Pharmakologe), Johann Pratschke (Chirurg) und Urban Wiesing (Medizinethiker), inwieweit Deutschland in den Organhandel verstrickt ist, und sucht eine Antwort auf die Frage, wie diese besonders brutale Form von Sozialdarwinismus entsteht. Bis 22.00, 3sat 21.05 DISKUSSIONInside Brüssel Peter Fritz diskutiert mit den Europaabgeordneten Paul Rübig (ÖVP) und Barbara Kappel (FPÖ) sowie mit den EU-Korrespondenten Bojan Pancevski von der britischen Wochenzeitung Sunday Times und Florence Autret von der französischen Zeitung La Tribune über folgende Themen: 1) Flüchtlingsgipfel: Europa vor der Spaltung? 2) EU ohne Großbritannien? 3) Bargeld ade? Bis 21.50, ORF 3 21.05 REPORTAGEAm Schauplatz: Erste Schritte Der syrische Balletttänzer Walaa kam als Flüchtling nach Österreich. Nach zwei Jahren, die er in unterschiedlichen Zeltlagern verbrachte, erhielt er die Chance eines Auftritts beim Europaballett St. Pölten und einen fixen Ausbildungsplatz. Bis 22.00, ORF 2 21.50 MAGAZINIm Brennpunkt: Die weiße Afar Die Australierin Valerie Browning lebt in Äthiopien, nachdem sie vor über 20_Jahren einen Afar-Nomaden ge heiratet hat. Auch im 21. Jahrhundert zieht das muslimische Hirtenvolk mit seinem Vieh noch von Weideland zu Weideland. Bis 22.25, ORF 3 22.15 TALKMaybrit Illner: Auf verlorenem Posten. Scheitert Merkel an Europa? Zu Gast sind Thomas Oppermann (SPD), Markus Söder (Finanzminister Bayern), Politikwissenschafterin Almut Möller, Unternehmerin Sina Trinkwalder, Gabor Steingart (Handelsblatt) und Falko Liecke (Bezirksstadtrat Berlin-Neukölln). Bis 23.15, ZDF 22.15 DISKUSSIONTalk im Hangar-7: Bioweltmeister Österreich: Essen wir wirklich so gesund? Gäste bei Michael Fleischhacker: Tobias Moretti (Schauspieler und Biolandwirt), Sarah Wiener (Fernsehköchin und Autorin), Johannes Gutmann (Gründer der Biomarke Sonnentor), Maximilian Ledochowski (Ernährungsmediziner) und Clemens Arvay (Autor und Biologe). Bis 23.25, Servus TV 22.25 DISKUSSION60 Minuten.Politik: Sozialstaat Österreich – Kommt die Mindestsicherung neu? Christoph Takacs (ORF 3) und Klaus Herrmann (Kronen Zeitung) diskutieren mit Markus Vogl (SPÖ), Werner Groiß (ÖVP), Dagmar Belakowitsch-Jenewein (Stv. Klubobfrau FPÖ), Judith Schwentner (Sozialsprecherin Die Grünen), Gerald Loacker (Sozialsprecher Neos) und Robert Lugar (Klubobmann Team Stronach). Bis 23.30, ORF 3 22.30 MAGAZINEco Angelika Ahrens präsentiert: 1) OMV im Umbruch: Sparen und verkaufen. 2) Bargeld unter der Lupe: Der Kampf um große Scheine und kleine Münzen. 3) Jobs für Flüchtlinge: Wie Betriebe Flüchtlingen helfen. Bis 23.05, ORF 2 22.45 RACHEDie langen hellen Tage (Grzeli nateli dgeebi, D/F/GE 2013, Nana Ekvtimishvili / Simon Groß) Die 14-jährigen Freundinnen Eka (Lika Babluani) und Natia (Miriam Bokeria) wachsen 1992 in Georgien auf, das nach Erlangen der Unabhängigkeit in Gewalt und Anarchie versinkt. Bedrückendes Sittenbild mit ästhetischen Aufnahmen. Bis 0.25, Arte 23.05 TALKStöckl Zu Gast bei Barbara Stöckl: Schauspieler und Autor Samuel Koch, Bergsteiger Wolfgang Nairz, Schauspielerin und Sängerin Katharina Straßer sowie Musiker Johnny Bertl. Bis 0.05, ORF 2
| 6Etat
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Kügelchen von leicht unterschiedlicher Größe kristallisieren schneller. Mainz – Deutsche Wissenschafter haben bei der Untersuchung von Kolloiden ein überraschende Phänomen beobachtet: Winzige, in Wasser verteilte Plastikkügelchen ordnen sich schneller in einer Kristallstruktur an, wenn sie von leicht unterschiedlicher Größe sind als gleich große Kugeln. Kolloide sind Teilchen von weniger als einem tausendstel Millimeter Größe, die als Schwebstoffe fein verteilt in einem Trägermedium schwimmen. Ein klassisches Beispiel ist die Milch mit ihren kleinen Fetttröpfchen. Die Forscher um Thomas Palberg von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) beobachtet die Kristallbildung von solchen in Wasser schwebenden Plastikkügelchen mit Videomikroskopie oder anderen optischen Methoden. Ein besonders beliebtes Modellsystem sind elektrostatisch negativ geladene Kugeln in salzarmem oder destilliertem Wasser. Bereits mit bloßem Auge lässt sich erkennen, wie die Probe bei zunehmender Konzentration der Kügelchen zunächst stark milchig wird und schließlich kleine Kristalle bildet, die in allen Regenbogenfarben schillern. Unter dem Mikroskop ist zu sehen, dass sich die Schwebeteilchen zu einer regelmäßigen Gitterstruktur angeordnet haben wie bei einem Schmuckopal. Bei dem jetzigen Versuch haben die Physiker Suspensionen mit Kügelchen verschiedener Größe und Größenverteilung untersucht. Erstaunlicherweise konnten sie feststellen, dass die Kristallbildung durch leichte Größenunterschiede der Kugeln kontinuierlich beschleunigt wurde – und zwar bis zu einem Größenunterschied von acht Prozent. Größere Abweichungen werden nicht toleriert, stattdessen geht die Geschwindigkeit der Kristallisation dann drastisch zurück, weil mehr Zeit für die Sortierung der Kugeln in Kristalle aus vorwiegend großen oder vorwiegend kleinen Kugeln nötig wird. Wir waren über diesen Effekt sehr überrascht, weil wir intuitiv erwartet hätten, dass gleich große Kugeln schneller kristallisieren, sagt Palberg zu dem Ergebnis. Aber offenbar lassen sich ungleich große Kugeln schneller in ein Gitter packen, auch wenn es am Ende vielleicht nicht so schön aussieht. Der physikalische Grund für die unerwartet schnelle Kristallisation ist eine geringere Oberflächenspannung zwischen dem Kristall und seiner umgebenden Schmelze. Wir können zeigen, dass die Oberflächenspannung eng gekoppelt ist an die Differenz zwischen dem Ausmaß der Unordnung in der Schmelze und dem Ausmaß der Unordnung im festen Zustand, ergänzt der Physiker. Natürlich ist eine Schmelze viel ungeordneter als ein Kristall. Aber gerade deswegen ist die perfekte Ordnung des Kristalls leicht durch ein paar Kügelchen abweichender Größe zu stören, während man in der Schmelze die Zunahme der Unordnung kaum bemerken würde. Der Unterschied der Unordnung und damit die Oberflächenspannung nehmen also ab, wenn leicht unterschiedliche Kugeln verwendet werden. In der Folge wird dann die Kristallbildung wesentlich einfacher und schneller. Dies könnte auch erklären, weshalb im Computer simulierte, gleichmäßig große Kugeln viel zu langsam kristallisieren.
| 7Wissenschaft
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Neues System unterstützt mehrere biometrische Verfahren zur Anmeldung. Mit Windows Hello ist es unter Microsofts kommendem Betriebssystem Windows 10 möglich, sich mittels Fingerabdruck-, Gesichts- oder Iris-Erkennung am Computer anzumelden. An biometrischen Verfahren, die als Ersatz für Passwörter eingesetzt werden können, gibt es einige Kritik. Das c’t-Magazin hat ausprobiert, ob sich die Gesichtserkennung austricksten lässt. Die Gesichtserkennung funktioniert zunächst nur zusammen mit der Kamera Intel RealSense F200. Damit kann man sein Gesicht für die Anmeldung und das Entsperren eines Computers oder Laptops registrieren lassen. Der PC entsperrt sich, sobald man sich davor setzt bzw. das Gesicht vor die Kamera hält. Trägt man ab und zu eine Brille, kann das System um weitere Bilder ergänzt werden. Sollte die Erkennung einmal nicht klappen oder die Kamera einen Defekt haben, lässt sich der PC weiterhin mit einem Passwort oder PIN-Code entsperren. Die Kamera nimmt dabei nicht nur Farbbilder auf, sondern misst auch die Entfernung eines Objekts für jeden Pixel. Diese Informationen werden für die Gesichtserkennung herangezogen. So kann die Gesichtserkennung nicht mit dem flachen Foto des Nutzers getäuscht werden. Wer – aus welchen Gründen auch immer – eine Maske zur Anmeldung aufsetzen möchte, hat Pech. Masken von Tieren oder anderen nicht-menschlichen Gestalten – Drachen, Dämonen etc. – akzeptiert Windows Hello laut den Testern beim Registrierungsprozess nicht. Masken mit menschlichen Zügen können zwar registriert werden, die Erkennung dauert allerdings etwas länger. Immerhin klappt es dann aber auch, wenn die Maske nur in der Hand vor die Kamera gehalten wird. Die Tester probierten auch aus, ob sich die biometrische Erkennung mit einer Maske austricksen lässt, die mithilfe eines 3D-Scans vom Gesicht einer Person erstellt wurde. Diese kann zwar grundsätzlich für die Anmeldung registriert werden. Hat sich die Person zuvor mit ihrem echten Gesicht registriert, wird das 3D-Modell aber nicht erkannt. Windows Hello wirkt durchaus alltagstauglich und ist nicht leicht zu überlisten, lautet das Fazit der Tester. Windows 10 wird ab dem 29. Juli ausgeliefert.
| 0Web
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Rädelsführer hart bestrafen, fordert Konfliktforscher Ulrich Wagner nach Angriffen auf Flüchtlingsheime. STANDARD: Die Zahl der Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland steigt. Vor kurzem brannte im sächsischen Bautzen eine Unterkunft, in Clausnitz hinderte der Mob Flüchtlinge am Betreten ihrer Bleibe. Muss man sich an solche Szenen gewöhnen? Ulrich Wagner: Man möchte das natürlich nicht, aber es ist eine weitere Eskalation zu befürchten, wenn sich politisch nichts ändert. Seit Sommer 2015 sind die Menschen in Deutschland sehr verunsichert, wie es mit den vielen Flüchtlingen weitergehen soll. Wenn Menschen unsicher sind, suchen sie nach einfachen Antworten. Und die einfachste Antwort ist dann: Die Flüchtlinge sind irgendwie selber schuld. Das rechtfertigt sozusagen, dass man gegen Geflüchtete selber vorgeht. STANDARD: Vielerorts herrscht in Deutschland die Meinung, Kanzlerin Angela Merkel sei schuld. Wagner: Ich glaube nicht, dass die Entscheidung, mit Österreich all die Menschen aufzunehmen, der Grund für gestiegene Fremdenfeindlichkeit ist. In beiden Ländern setzte eine große Welle der Hilfsbereitschaft ein. Problematisch aber ist, dass Merkel keine Lösung dazu anbot, wie man es schaffen solle. Dann sah man wochenlang Bilder von überfüllten Unterkünften und unwürdigen Zuständen. Das machte die politische Hilflosigkeit deutlich und verstörte auch Gutwillige. STANDARD: Inwiefern haben die Ereignisse von Köln in der Silvesternacht das Misstrauen vergrößert? Wagner: Das hat leider in hohem Maß dazu beigetragen. Es war ein schreckliches Ereignis in Köln. Aber plötzlich herrschte in ganz Deutschland das Gefühl: Das kann auch mir überall passieren. STANDARD: Wer protestiert vor Flüchtlingsunterkünften? Das sind doch nicht nur Neonazis. Wagner: Die Rädelsführer kommen aus dieser Szene. Das wissen wir auch aus Untersuchungen in den Neunzigerjahren, als es in Deutschland eine Reihe schrecklicher Vorkommnisse gab – in Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda. Aber in der Masse steht auch die bürgerliche Mitte, die um ihre Pfründe fürchtet. STANDARD: Als Einzelpersonen würden viele davon wohl nicht so handeln. Wagner: Nein. Das ist Gruppendynamik. Die Menschen sind aufgeheizt, oft angetrunken, es schaukelt sich hoch. STANDARD: Trägt die Alternative für Deutschland (AfD) zur Verschärfung des Klimas bei? Wagner: Natürlich. Wenn der Thüringer AfD-Politiker Björn Höcke vom lebensbejahenden afrikanischen Ausbreitungstyp spricht, ist das eine eindeutige rassistische Äußerung. Die AfD tritt im Osten Deutschlands viel radikaler auf als im Westen, weil sie auf dieser Schiene zulegen kann. Im Osten haben die Menschen nicht die gleiche interkulturelle Kompetenz wie im Westen, weil es weniger Ausländer gab und gibt. STANDARD: Wie soll man auf fremdenfeindliche Angriffe reagieren? Wagner: Wichtig ist, mit aller Klarheit und strafrechtlichen Konsequenzen gegen die Rädelsführer vorzugehen. Dann braucht es eine deutliche Verurteilung durch Politiker. Sie müssen zeigen, dass es Grenzen gibt, die nicht zu überschreiten sind. Natürlich sollte man auf die Mitläufer zugehen und mit ihnen reden. STANDARD: Wen sehen Sie diesbezüglich in der Pflicht? Wagner: Die Politik, Kommunalpolitiker vor Ort, aber auch den anderen, erfreulicherweise größeren Teil der Gesellschaft. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, und es passiert ja auch viel, vor allem in Schulen, wenn Kinder zusammen lernen und Eltern zusammenkommen. Jeder kann ein bisschen dazu beitragen. Und wir sollten in Deutschland wie in Österreich aufhören zu diskutieren, ob die Flüchtlinge kommen sollen oder nicht. Sie sind ja schon da. Jetzt müssen wir gemeinsam daraus das Beste machen.
| 1Panorama
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Bei den Nationalratswahlen in der Schweiz tritt eine Künstlerliste an. Bern – Dass bei Wahlen in der Schweiz eine Vielzahl monothematisch aufgestellter Kleinstparteien ihren Anliegen Luft macht, hat gewissermaßen Tradition. Ebenso dass diese am Einzug in die politischen Kammern scheitern. Eine Ausnahme war die rechte Autopartei, die es 1991 gar mit acht Mandataren in den Nationalrat schaffte. Von einer solchen Sensation geht die Liste Kunst+ Politik nicht aus, man ist sich bewusst, dass die Chancen auf einen Einzug bei der Nationalratswahl am 15. Oktober gegen null tendieren. Was bleibt, ist Symbolpolitik. 35 Kulturschaffende aus allen Sparten stehen auf der Liste: Schriftsteller, Schauspieler, Musiker, aber auch Leiter von Kulturinstitutionen oder Kritiker. Zu den bekannteren Namen zählt die Schriftstellerin und Musikerin Melinda Nadj Abonji, die 2010 den Deutschen und Schweizer Buchpreis erhielt. Sie steht auch an der Spitze der Liste. Initiiert wurde das Politprojekt von der Autorin Ruth Schweikert, der Schauspielerin Johanna Lier und Hans Läubli, der von 2007 bis 2015 für die Schweizer Grünen im Zürcher Kantonsrat saß. Die Idee, zu kandidieren, sei daraus entstanden, dass das Lobbyistentum in der schweizerischen Politlandschaft immer mehr zunehme, erklärt Ruth Schweikert im Gespräch mit dem STANDARD. Es gibt keine Vertretung von intellektuellen Städtern, dem Kreativsektor und der Wissenschaft. Stattdessen haben wir Bauern von links bis rechts und Unternehmervertreter. Unabhängige Geister fehlen zusehends. Dass die Liste wohl am Einzug scheitern wird, ist gewissermaßen mitkalkuliert. Unsere Schwäche ist unsere Chance, sagen die Kandidaten. Wir wollen auch danach fragen, ob es überhaupt noch möglich ist, ohne Geld und starke Gruppen im Hintergrund in die Politik zu kommen, sagt Schweikert. Als Programm hat die Liste Kunst+Politik ein knappes Manifest veröffentlicht, das mit Überschriften wie Soziale Gerechtigkeit, Meinungsfreiheit, Einhaltung des Völkerrechts und Offene, moderne Schweiz bewusst offen gehalten wurde. Ein Minimalkonsens, da die politischen Einstellungen auf der Liste von ganz links bis liberal reichen würden, so Schweikert. Es gehe nicht darum, mehr Geld für Kunst und Kultur zu lukrieren, sondern vielmehr darum, eine Diskussion darüber in Gang zu bringen, ob es noch eine Vorstellung von einem Staat gibt, der gegenüber der Wirtschaft etwas zu sagen hat. Wir wollen auch wieder über Utopien reden und darüber, wie eine visionäre Komponente in die Politik eingebracht werden kann, sagt die Autorin. Den Kandidaten auf der Liste soll es bei einer allfälligen Wahl freigestellt sein, sich einer Fraktion anzuschließen. Warum dann nicht gleich für etablierte Parteien ins Rennen gehen? Künstler, die das machen, bewundere ich, wir wollen auch kein Gegenbeispiel dazu sein, so Schweikert, aber wir sind eine Möglichkeit für Leute, die noch nicht durch die ganze Schule der Realpolitik durchgegangen sind. Im Wahlkampf will man dann auch schreibend und redend konkretere Positionen beziehen. Dass das wahltaktisch kein Fehler ist, zeigte auch die Autopartei. Themen damals: gegen Tempo 30 und überhöhte Benzinpreise.
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Musikstreaming vom Rechner derzeit nur mit Apple TV möglich – Rückkehr der Funktion ungewiss. Das Update auf iOS 8.4, insbesondere die damit verbundene Einführung von Apple Music, hat für User auch negative Überraschungen mitgebracht. So wurde kürzlich bekannt, dass der Dienst von den Nutzern selber hochgeladene Songs, die sich nicht bereits im Sortiment des Streamingangebots befinden, einfach mit einem Kopierschutz belegt. Gleichzeitig ist mit der Aktualisierung aber auch eine von vielen geschätzte Funktion verschwunden: Home Sharing. Sie ermöglichte es, vom eigenen Rechner aus Musik über das heimische Netzwerk an mit diesem verbundene iPhones, iPods und iPads zu streamen. Die Änderung hat bei Apple-Kunden zu einigem Frust geführt. In den Supportforen wird die Wiedereinführung der Funktion verlangt. Interessanterweise, so merkt Engadget an, ist das Streamen von Videos weiterhin möglich, betroffen sind nur reine Audioinhalte. Die Absenz von Home Sharing wird von Apple in den Release Notes zu iOS 8.4 als Known Issue, also bekanntes Problem angeführt. Das könnte dafür sprechen, dass es in dieser Version aus technischen Gründen temporär deaktiviert wurde. Allerdings wurden Verweise auf die Funktion aus den Supportdokumenten entfernt, was als Hinweis gedeutet werden kann, dass die Funktion nicht mehr reimplementiert wird. Lediglich auf Apple TV kann aktuell noch Musik gestreamt werden. Dementsprechend häufen sich Vorwürfe, dass Apple Home Sharing gekippt hat, um Nutzer zum Abschluss eines Apple Music-Abos zu drängen. Eine Stellungnahme ist das Unternehmen bislang schuldig geblieben. (gpi, 03.07.2015) Update, 12:35 Uhr: Artikel auf Basis neuer Fakten (Entfernung von Home Sharing aus Supportdokumenten entfernt) aktualisiert.
| 0Web
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Gespräche über Nahost in Davos: IS und Iran für Netanjahu "gefährlichste Kräfte". US-Außenminister John Kerry rechnet trotz der jüngsten Boykott-Drohungen der syrischen Opposition mit einem zügigen Beginn der Friedensverhandlungen für das Bürgerkriegsland. Die Gespräche könnten einen oder zwei Tage später anfangen, sagte Kerry am Donnerstag bei einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Davos. Es wird aber keine größere Verzögerung geben. Die Verhandlungen sollten am 25. Jänner in Genf beginnen. Bei seinem Auftritt vor dem Forum sagte Netanjahu, er zweifle, ob sich Syrien auf Dauer als ein Staat halten könne. Im besten Fall sei eine leichte Balkanisierung Syriens zu erwarten. Das Atomabkommen mit dem Iran bewertete Netanjahu weiter kritisch. Mit Blick auf den Iran warnte er, Teheran strebe auch nach der Vereinbarung mit den Weltmächten weiter nach dem Bau einer Atombombe. Ich hoffe, dass sich letztlich herausstellen wird, dass ich mich geirrt habe. Ich wäre der glücklichste Mensch – aber ich bezweifle, dass es so kommt. Den Iran und die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hält Netanjahu für die gefährlichsten Kräfte weltweit. Sie sind zwei Seiten der militanten islamischen Münze. Der IS könne aber besiegt werden. Zuerst müsse verhindert werden, dass die Terrormiliz weiter über Einnahmen aus dem Ölgeschäft verfügen könne. Dann kann man die Nervenzentren bombardieren. Dazu muss man nicht ganz Syrien oder den Irak bombardieren. Netanjahu räumte ein, dass es dazu und zu anderen Themen Diskussionen mit den USA gebe. Aber ungeachtet der Spannungen seien die Beziehungen zu den USA weiterhin felsenfest, betonte der Regierungschef. Israel verhandle mit den USA über ein umfassendes Militärhilfepaket. Seinen Angaben zufolge gibt es auch eine wachsende Annäherung arabischer Staaten an Israel, dar unter auch Saudi-Arabien. Kritisch äußerte sich Netanjahu über die Europäer: Die EU-Kommission hatte im Vorjahr trotz heftigen Widerstands aus Israel eine Kennzeichnung von Produkten aus israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten beschlossen, damit Verbraucher in der EU entscheiden können, ob sie solche Produkte kaufen wollen. Diejenigen, die einseitig Israel die Schuld im Konflikt mit den Palästinensern geben, seien die UN – und leider auch Europa. An seinem Leiden an Europa ließ auch der britische Premierminister David Cameron die nach Davos angereisten Teilnehmer teilhaben. Er hoffe auf eine Einigung über eine EU-Reform im Februar. Wir haben gute Fortschritte gemacht, sagte Cameron zu den bisherigen Verhandlungen in Brüssel. Aber wir sind sicherlich noch nicht am Ziel. Heikelster Punkt: Zuwanderer aus der EU sollen bestimmte staatliche Leistungen erst nach vier Jahren erhalten. Das sagte er gleich zweimal bei seinem Auftritt in Davos. Der Druck durch die Migration in Großbritannien sei zu groß. Wenn beim nächsten EU-Gipfel ein guter Deal auf dem Tisch liegt, nehme ich ihn, rief Cameron in den Saal. Dann werde er auch zum bevorstehenden EU-Referendum mit all seiner Kraft für einen Verbleib Großbritanniens in der Gemeinschaft kämpfen. Falls es aber keine Einigung gebe, schließe ich nichts aus, fügte Cameron sogleich hinzu. Er schickte noch zwei Drohungen hinterher. Es könne auch erst Ende 2017 abgestimmt werden. Und: Wir sind keine schlechten Europäer. Aber wenn es weiter in Richtung politische Union geht, dann ohne uns.
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Studie "Queer in Wien" fragte erstmals Diskriminierung ab: Nur die Hälfte outet sich im Job. Wien – Die Piktogramme zweier Frauen leuchten rot. Sie halten einander an den Händen, zwischen ihnen ein Herz: Bei diesem Bild wartet man an einzelnen Ampeln seit kurzem in Wien. In der Realität ist Händchenhalten für zwei Personen gleichen Geschlechts oft nicht so einfach, wie die von der Stadtregierung am Mittwoch veröffentlichte Studie Queer in Wien zeigt. 3.161 Personen wurden dafür zu Sexualität und Diskriminierung in Wien befragt. Rund 28 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen auf offener Straße in Wien gemacht haben. Auf Platz zwei der Orte, an denen sich die teilnehmenden Lesben, Schwule, Transgender- oder Intersex-Personen (LGBTI) Übergriffen ausgesetzt fühlten, landeten die öffentlichen Verkehrsmittel. Vor allem verbale Übergriffe würden sie aber zumeist ignorieren. Selten kommt es zu Anzeigen oder zum Aufsuchen einer Beratungsstelle. Die U-Bahn sei der sicherste Ort im öffentlichen Raum, entgegnet Wiener-Linien-Sprecher Answer Lang. Es sei überall hell, man sei immer unter anderen Menschen, es werde videoüberwacht, und es gebe Sicherheitseinrichtungen. Diese sollte man auch unbedingt benutzen, wenn es eine heikle Situation gibt. Unsere Fahrer können dann entweder einschreiten oder über unsere Leitstelle rasch die Polizei verständigen, sagt Lang. Ansonsten würden die Wiener Linien stark auf Bewusstseinsbildung und gegenseitige Rücksichtnahme setzen – gerade dann, wenn es Diskriminierung betrifft. Sichtbare Schritte wollen sie zusätzlich durch spezielle Straßenbahnen für den Life Ball und bei der Regenbogenparade setzen. Wir brauchen einen Klimawandel, sagt Wiens Frauen- und Gleichstellungsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). In den Öffis, am Arbeitsplatz und auf der Uni dürfen Homo- und Transphobie nicht mehr zum Umgangston gehören. Frauenberger fordert bei Übergriffen mehr Zivilcourage: Wer beobachtet, wie ein lesbisches Pärchen angegriffen wird, weil es Händchen hält, sollte sich zu Wort melden. Diskriminierung passiert in Wien der Studie zufolge vor vor allem verbal. 79 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, dass sie im vergangenen Jahr mindestens einmal beschimpft wurden; 74 Prozent, dass sie lächerlich gemacht wurden. Die Gewalt wird allerdings auch physisch ausgetragen. 25 Prozent wurden im vergangenen Jahr Opfer von sexualisierten Übergriffen oder Gewalt, 20 Prozent wurden körperlich attackiert. Die Gewalt geht dabei vor allem von männlichen Jugendlichen aus. Auf Platz zwei der Angreifer liegen extremistische Gruppen. Von den LGBTI-Personen in Ausbildung gaben 30 Prozent an, an der Ausbildungsstätte und in der Schule geoutet zu sein. 69 Prozent hingegen haben sich nur zum Teil oder gar nicht vor ihren Schulkollegen oder Lehrenden geoutet. 15 Prozent gaben zudem an, im vergangenen Jahr gemobbt oder benachteiligt worden zu sein. Die häufigste Form, wie Diskriminierung wahrgenommen wird, ist das Klima in der Ausbildungsstätte. Oft wird die sexuelle oder geschlechtliche Identität durch beiläufige Andeutungen oder Witze schlechtgemacht. Im weiteren Berufsleben sieht es ähnlich aus. Viele befürchten negative Konsequenzen für ihre Karriere, sagt Frauenberger. Außerdem müssten Personen befürchten, dass sie aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität schlechter behandelt werden. Die Angst vor Diskriminierung ist dabei leider nicht unberechtigt, so Frauenberger. 14 Prozent der Befragten haben im vergangenen Jahr Übergriffe am Arbeitsplatz erlebt. Knapp die Hälfte der Studienteilnehmer (48 Prozent) ist am Arbeitsplatz vollständig geoutet. Nur acht Prozent haben all ihren Kollegen von ihrer sexuellen Orientierung erzählt, zehn Prozent allen Vorgesetzten. Wobei Hierarchien laut Studie das Coming-out erschweren. Fast die Hälfte ist am Arbeitsplatz nicht geoutet. Das bedeutet nicht nur, beim Frühstückskaffee verheimlichen zu müssen, mit wem man am verlängerten Wochenende auf Thermenurlaub war, sagt Frauenberger. Durch das fehlende Outing würden auch Ansprüche etwa auf Pflegefreistellung verlorengehen. Auch die Zufriedenheit mit dem Leben in Wien wurde abgefragt. Großer Kritikpunkt: die eingetragene Partnerschaft. Die Unzufriedenheit zeigt deutlich, dass lesbische und schwule Paare nicht länger in die Ehe zweiter Klasse eingeteilt werden wollen, sagt Frauenberger. Gleichgeschlechtliche Paare sollten deshalb das gleiche Recht auf die Ehe bekommen: Ohne Sonderbehandlungen wie die Kategorie Nachname statt Familienname – und am Standesamt.
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Angriff eines Palästinensers in großem Büro- und Geschäftszentrum. Tel Aviv – Bei palästinensischen Anschlägen in Tel Aviv und im Westjordanland sind am Donnerstag fünf Menschen getötet worden. In Tel Aviv erstach ein Angreifer in einem Bürogebäude zwei Israelis und verletzte einen weiteren mit einem Messer. Wenig später eröffneten Palästinenser südlich von Bethlehem das Feuer auf Israelis und rammten danach eine Gruppe mit ihrem Auto. Dabei starben drei Menschen: ein Israeli, ein US-amerikanischer Tourist und ein Palästinenser. Weitere Menschen wurden verletzt, alle Angreifer nach Polizeiangaben gefasst. Die im Gazastreifen herrschende Hamas begrüßte den Anschlag in Tel Aviv als heroisch. Israelische Medien berichteten, der Angreifer habe vor einem jüdischen Gebetsraum im Panorama-Gebäude im Süden der Stadt auf Menschen eingestochen. Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan stammte der Täter aus Hebron im Westjordanland. Wir haben gerade angefangen zu beten, da kam ein blutüberströmter Mann in die Synagoge gelaufen und brach zusammen, erzählte ein Augenzeuge der Nachrichtenseite ynet. Wir sahen einen Terroristen mit einem riesigen Messer, der in den Gebetsraum eindringen wollte, aber wir konnten gerade noch die Tür blockieren. In Tel Aviv wurde zuletzt am 8. Oktober ein Palästinenser erschossen, nachdem er auf eine Soldatin eingestochen hatte. Die Unruhen wurden durch Gerüchte ausgelöst, wonach Israel den Tempelberg in Jerusalem schließen will, auf dem sich zwei wichtige islamische Heiligtümer befinden. Die israelische Regierung macht die Palästinenserführung für das Streuen der Gerüchte verantwortlich und hat mehrfach bekräftigt, den Status quo nicht antasten zu wollen.
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Wien – Am Sonntag diskutierte Ingrid Thurnher mit ihren Gästen in Im Zentrum in ORF 2 das Thema Tabubruch Obergrenze – Wie viele Flüchtlinge schafft das Land?. Gäste bei Ingrid Thurnher waren Nutzen Sie das Forum, um sich mit anderen über die Sendung auszutauschen.
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Die Chefin des Währungsfonds meldete bereits Interesse an einer zweiten Amtszeit an. London – Großbritannien läutet mit der Unterstützung einer zweiten Amtszeit Christine Lagardes an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) das Rennen um den Job ein. Die Welt sieht sich einer bedrohlichen Mischung von Gefahren ausgesetzt, sagte Finanzminister George Osborne am Donnerstag. Christine hat die Vision, die Energie und den Scharfsinn, um die Weltwirtschaft durch die kommenden Jahre zu steuern. Deshalb werde er Lagarde nominieren, kündigte Osborne an. Lagarde selbst hat bereits Interesse an einer zweiten Amtsperiode signalisiert. Bisher hat sie keine Herausforderer. Diese können nun ihre Kandidatur offiziell anmelden. Die frühere französische Finanzministerin war 2011 an die Spitze des IWF gewählt worden und setzte sich dabei gegen den mexikanischen Zentralbankchef Augustin Carstens durch. Ihre fünfjährige Amtszeit endet am 5. Juli. Allerdings könnte Lagarde noch juristisch ausgebremst werden. Im Dezember ordnete ein Gericht in Paris an, dass ihr wegen ihrer Rolle bei einer 400-Millionen-Euro-Zahlung an den Unternehmer Bernard Tapie ein Verfahren droht. Das Geld war dem Unterstützer des früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy während der Amtszeit Lagardes als Finanzministerin als Schadenersatz zuerkannt worden. Damit sollten Verluste ausgeglichen werden, die Tapie 1992 beim Verkauf von Adidas -Anteilen entstanden sein sollen. Der IWF ist der wichtigste internationale Helfer bei Finanz- oder Wirtschaftskrisen. So war er beispielsweise bei den Rettungsprogrammen für Griechenland und andere Euro-Länder an Bord. Die Rolle des IWF ist umstritten, da er im Gegenzug für seine Beteiligung in der Regel harte Sparprogramme fordert.
| 3Wirtschaft
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Software des Innenministeriums fehlerhaft – Stadt Wien berichtet über Probleme in letzten Tagen. Österreichische Bezirkshauptmannschaften und Magistrate haben momentan Probleme, neue Pässe auszustellen. Eine Software des Innenministeriums soll mit technischen Schwierigkeiten kämpfen und nicht ordnungsgemäß funktionieren. Da alle zuständigen Stellen mit dem Server des Ministeriums verbunden sind, betrifft der Ausfall ganz Österreich. Die Probleme treten seit Wochenbeginn auf, wie der Wiener Magistrat auf Anfrage des STANDARD bestätigt. Momentan können wir Pässe ausstellen, die letzten drei Tage hatten wir jedoch massive Problem, heißt es aus der Pressestelle des Wiener Rathauses. Die Kärntner Woche hatte erstmals über den Ausfall berichtet. Ein Sprecher des Innenministeriums hatte angegeben, dass alle Experten an der Behebung des Schadens beteiligt seien, ein Hackerangriff werde vorerst ausgeschlossen. Am Mittwoch soll das System wieder ordnungsgemäß angelaufen sein.
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Die russisch-türkischen Beziehungen stehen nach dem Abschuss eines Kampfbombers vor dem Aus. Demonstranten bewarfen die türkische Botschaft mit Steinen. Moskau will nun wichtige Projekte einfrieren. Mehrere Scheiben gingen zu Bruch, als Demonstranten die türkische Botschaft in Moskau mit Steinen, Eiern, Farbpaketen und Papierfliegern bewarfen. In der Großstadt Uljanowsk bekam die türkische Brauerei Efes den Volkszorn zu spüren: 70 junge Männer forderten die Herausgabe der türkischen Flagge über der Fabrik, die dann anschließend ebenfalls mit Eiern beworfen wurde. Nach dem Abschuss eines russischen SU-24-Jagdbombers an der syrisch-türkischen Grenze gibt es nicht nur bei den einfachen Russen Vergeltungsgelüste: Auch die russische Regierung zeigte den Türken hinsichtlich Gesprächsangeboten die kalte Schulter. Außenminister Sergej Lawrow sprach von einem gezielten Hinterhalt. Meldungen Ankaras nach einem vereinbarten Treffen wies er zurück. Der überlebende russische Pilot bestreitet, vor dem Abschuss optisch oder per Funk von der Türkei gewarnt worden zu sein. Die türkische Armee veröffentliche später eine Sprachaufnahme, bei der es sich um den Funkspruch an die Piloten handeln soll. Darauf ist die mehrmalige Warnung zu hören, nach Süden abzudrehen. Premier Dmitri Medwedew, der Ankara erneut den illegalen Handel mit Öl der Terrormiliz IS vorwarf, bezeichnete die Beziehungen beider Länder, unter anderem in der Wirtschaft und im humanitären Bereich, als zerstört. Direkte Folge kann der Verzicht auf eine Reihe wichtiger Gemeinschaftsprojekte sein, türkischen Unternehmen drohe der Verlust des russischen Markts, sagte er. Medwedew spielt damit auf das Pipelineprojekt Turkstream an, das freilich zuletzt ohnehin zurechtgestutzt wurde – von seiner ursprünglichen Kapazität über 63 Milliarden Kubikmeter blieben 32 Milliarden übrig. Die Türkei hängt zu 60 Prozent von russischem Gas ab. Unklar ist auch die Zukunft eines mit russischer Hilfe geplanten Atomkraftwerks in der Türkei. Im Prinzip ist der gesamte Waren- und Dienstleistungsaustausch – etwa 44 Milliarden Dollar (41,5 Milliarden Euro) – infrage gestellt: Als Erstes wurde bereits die Tourismusbranche getroffen. Das Reiseverbot des russischen Außenministeriums trifft Ankara empfindlich. 2014 ließen russische Urlauber immerhin 3,5 Milliarden Dollar in der Türkei. Die militärisch-technische Zusammenarbeit ist ohnehin eingestellt. Daneben drohen auch den türkischen Lebensmittelhändlern Probleme. Aber auch für Russland hat das Agieren im Syrien-Konflik Konsequenzen: Die USA verschärfen nun ihren Sanktionskurs gegen Russland. Wegen Unterstützung der syrischen Regierung würden Strafmaßnahmen gegen die russische Financial Alliance Bank verhängt, teilte das US-Finanzministerium am Mittwoch mit. Zeitgleich äußerten US-Außenminister John Kerry und EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini in einem Telefonat mit Lawrow ihre Besorgnis.
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Vermittler stand in wirtschaftlichem Naheverhältnis zu Versicherung, weil er hauptsächlich deren Polizzen verkaufte – Frau in Finanznot schloss riskante Kredit/Versicherungs-Kombi ab. Wien – Ein eigentlich unabhängiger Versicherungsmakler hat einer finanziell strudelnden Kundin einen Privatkredit samt Lebensversicherung verkauft. Am Ende blieb sie auf einem Schuldenberg sitzen. Ein Gericht stellte nun Falschberatung fest. Allerdings haftet auch die Versicherung, eine Uniqa-Tochter, für den Beratungsfehler des Maklers, da diese in einem wirtschaftlichen Naheverhältnis standen. Der Makler vermittelte bis inklusive 2006 im Bereich fondsgebundene Lebensversicherungen fast ausschließlich Verträge der Uniqa-Tochter Finance Life, die in einem vom Verein für Konsumenteinformation (VKI) angestrengen Verfahren Erstbeklagte war. Insgesamt waren bis dahin mindestens 65 Prozent der von dem Makler verkauften Polizzen von der Finance Life, der Rest großteils von anderen Uniqa-Konzerngesellschaften, so das Bezirksgericht für Handelssachen (BGHS) in seinem nicht rechtskräftigten Urteil. Auch in den Jahren danach lukrierte der Makler einen Gutteil seines Umsatzes via Uniqa-Provisionen. Es ist daher aufgrund dieser Größenordnungen von einem wirtschaftlichen Naheverhältnis zwischen den Beklagten (Finance Life und Makler, Anm.) auszugehen, das es zweifelhaft erscheinen lässt, ob der Zweitbeklagte in der Lage war, überwiegend die Interessen der Versicherungsnehmer zu wahren, so das Gericht. Die Uniqa-Tochter haftet also für die Fehlberatung des Maklers. Die Uniqa will das Urteil bekämpfen. Wir schließen uns der Rechtsmeinung nicht an und werden in Berufung gehen, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Die betroffene Kundin hatte sich 2006 an den Makler gewandt. Sie befand sich in finanzieller Notlage und benötigte dringend 4.000 Euro. Der Makler stellte ihr einen zwei Jahre laufenden Kredit in dieser Höhe in Aussicht – allerdings nur, wenn sie gleichzeitig eine fondsgebundene Lebensversicherung abschließen würde, was sie auch tat. Das Problem: Die Versicherung lief 27 Jahre und bei den monatlichen Zahlungen von 200 Euro handelte es sich um Versicherungsprämien, nicht um Kreditraten. Die Ansprüche aus der Lebensversicherung wurden zugunsten des Kreditgebers vinkuliert. Die Kundin wollte jedoch lediglich einen Kredit, den sie so schnell wie möglich zurückzahlen kann. Laut Gericht war die fondsgebundene Lebensversicherung als Ansparform für die Kreditrückzahlung jedenfalls völlig ungeeignet. Die BGHS-Richterin sieht Fehlberatung gleich in mehrerlei Hinsicht. Die Beratung ... war fehlerhaft, da ihr ein für sie nachteiliges Versicherungsprodukt empfohlen wurde, das sie nicht wollte und über dessen Eigenschaften sie in die Irre geführt wurde. Des Weiteren wurde sie in die Irre geführt, indem ihr vermittelt wurde, dass sie mit der Rückzahlung der monatlichen Prämien für die Lebensversicherung den Kredit bis 31.8.2008 tilgen würde. Die Kundin habe sich außerdem aufgrund der monatlichen Prämienzahlungen weder die Kredittilgung leisten noch monatliche Beträge für den endfälligen Kredit ansparen können. Durch die vom Zweitbeklagten (Makler, Anm.) gewählte Konstruktion ist auch die wirtschaftliche Wirkung des von angestrebten Darlehens ad absurdum geführt worden, heißt es in dem am Mittwoch vom VKI veröffentlichten Urteil. Der Makler hat für die Verrechnung von Krediten nichts verrechnet; Provisionen lukrierte er lediglich aus der Vermittlung von Lebensversicherungen.
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Identitäten nach gerichtsmedizinischen Untersuchungen vorerst noch unklar – Keine Hinweise auf Fremdverschulden unklar – Polizei bittet um Hinweise. Wien – Bei den Opfern eines katastrophalen Brandes in Wien-Favoriten Donnerstagabend sind vier Männer und eine Frau ums Leben gekommen. Dies erklärte ein Sprecher der Wiener Polizei Samstagnachmittag gegenüber der APA. Es gibt keine Hinweise auf Fremdverschulden. Die Opfer dürften erstickt sein. Das Feuer dürfte im Inneren des Gebäudes entstanden sein, sagte der Sprecher. Die Identität sei noch nicht geklärt. Jetzt müssten Abgängigkeitsanzeigen kontrolliert werden. Zwei der fünf Todesopfer des Feuers in einem leer stehenden Lokal waren Männer im Alter zwischen 17 und 25 Jahren. Das hatten die ersten Untersuchungen Freitagabend ergeben. Die Kriminalisten baten um Hinweise zu Personen, auch Jugendlichen, die sich öfter im Bereich der aufgelassenen Mostschenke am Rande des Kurparks Oberlaa aufgehalten haben könnten. Diese werden in jeder Polizeidienststelle entgegengenommen, hieß es in der Aussendung am Freitag. Die Einsatzkräfte waren im Zuge der Löscharbeiten auf die bis zur Unkenntlichkeit verkohlten Leichen gestoßen.
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Die Ausstellung "Viennese Videogame Aesthetics" zeigt Kunstwerke aus der Wiener Spieleentwicklerszene. Dass Spiele auch ins Museum gehören, hat bereits vor drei Jahren das renommierte Museum of Modern Arts in New York bewiesen. Trotzdem klafft traditionell immer noch ein tiefer Graben zwischen der Welt der Videospiele und der Welt der Kunst. Eine aktuelle Ausstellung im 15. Wiener Gemeindebezirk versucht den Brückenschlag: In der Hollerei Galerie sind vom 19. Oktober bis 13. November ausgewählte Kunstwerke aus den Spielen von Wiener Entwicklerstudios zu sehen – und zwar nicht in Form der Spiele selbst, sondern als eine Auswahl von Einzelbildern, die in Museumsqualität ausgearbeitet wurden. Bilder aus den Spielen von Wiener Entwicklern wie Bloodirony Games, Broken Rules, Mipumi Games, Philipp Seifried, Socialspiel und anderer lokaler Größen finden sich so im Galeriekontext wieder. Für den Kurator der Ausstellung Viennese Videogame Aesthetics, den ehemaligen Spieleentwickler, Künstler und promovierten Kunstphilosophen Christian Bazant-Hegemark, liegt in dieser statischen Form der Präsentation die besondere Herausforderung: Die jetzige Ausstellung war von Anfang an so konzipiert: Was geschieht wenn ein interaktives Medium seiner Interaktivität beraubt wird? Was passiert, wenn man aus einem Medium mit einer Refresh-Rate von 30-60 Frames pro Sekunde ein einzelnes Bild herausnimmt und hervorhebt? Die Entscheidung, die Spiele in Form von einzelnen Bildern zu präsentieren, komme aber auch dem Galeriebetrieb entgegen: Werden Spiele in ihrer ursprünglichen Form ausgestellt, also als interaktives, zeit-basiertes Medium, gibt es ja auch keine verkäufliche Ware, an welcher die Galerie verdienen könnte. Berührungsängste der Kunstwelt mit dem jungen Medium habe es dabei in diesem Fall nicht gegeben, so Bazant-Hegemark: Die Ausstellung wurde sehr positiv angenommen. Die Hollerei Galerie wurde von Margit und André Stolzlechner erst dieses Jahr gegründet, es handelt sich also um ein sehr junges Projekt. Der Standort ist im 15. Bezirk, etwas fernab der etablierten Wiener Galerien. Das ist sicher mit ein Grund, warum dort experimentiert werden kann. Einen speziellen Wiener Stil gibt es aber, trotz des Ausstellungstitels, im Gamesbereich nicht – jemand, der heute noch in Wien arbeitet, kann das morgen schon in Vancouver tun -, wohl aber eine gemeinsame Geschichte: In Wien war mit Rockstar Vienna für kurze Zeit der größte Arbeitsplatz für Videospielentwicklung im deutschsprachigen Raum angesiedelt. Die abrupte Schließung im Jahr 2006 hat aber eine seltene Startup-Kultur gefördert, weil über Nacht mehr als 120 Angestellte einen neuen Fokus brauchten. Auch Bazant-Hegemark selbst hat bis zur Schließung als Programmierer bei Rockstar Vienna gearbeitet, sich aber dann der Kunst und darauf der Philosophie zugewandt. Bei vielen der ausgestellten Werke zeigt sich, dass die für gewöhnlich als reine Unterhaltungsprodukte wahrgenommenen Spiele auch gesellschaftspolitische und sozialkritische Aussagen treffen. Das geht von ausdrücklich als Politsatire angelegten Spielen wie 1700, in dem der Polizei-Großeinsatz bei der Räumung der Pizzeria Anarchia in Form eines Lemmings-Klons gezeigt wird, bis hin zu Sabine Harrers Cunt touch this, in dem Schamgefühl und Tabuisierung eine bedeutende Rolle spielen. So gut wie alle ausgestellten Spiele gehen auf die eine oder andere Art über ihren bloßen Warencharakter als Unterhaltungsprodukt hinaus: From Darkness dokumentiert die Lebensrealitäten in Ostafrika, CHESTO – At The Checkout thematisiert Ausbeutung und Prekarität und in Forsaken geht es um Hinterlassenschaften und welche Aussagekraft diese über ihre ehemaligen Besitzer haben könnten. Die ausgestellten Spiele finden einen nuancenreichen Umgang mit einem Medium, das sonst oft in Klischees agiert, meint Bazant-Hegemark. Die Ausstellung Viennese Videogame Aesthetics richtet sich demnach auch an ein Publikum, das sonst derartige Nuancen im fremden Medium Videospiele nicht erwarten würde, aber auch an Besucher, die einen ungewöhnlichen Blick auf die Wiener Spielentwicklerszene werfen wollen, ohne den internationalen Aspekt der Videospielkultur zu verneinen. Bereits Old-School-Spiele wie ‘Tetris’, ‘Lemmings’, ‘Pac-man’ oder ‘Super Mario’ hatten die Fähigkeit, neben ihrer klaren Wirtschaftlichkeit auch globale kulturelle Phänomene zu sein. Ich wollte in dieser Ausstellung vor allem die ästhetische Bandbreite der hiesigen Spieleentwicklungen zeigen, da diese außerhalb ihrer eigenen Kreise gar nicht so bekannt ist. Das führt natürlich auch dazu, dass ‘ruhige’, sensible Werke neben lauteren, kontrastreicheren ausgestellt werden. Das ist aber vielleicht auch das spannende Moment der Ausstellung: Was passiert, wenn ‘ruhige’ Arbeiten zum Beispiel in bedeutend größeren physischen Formaten ausgestellt sind, als ihre ‘lauteren’ Verwandten? Bis zum 13. November lässt sich diese Frage durch den Besuch der Ausstellung noch beantworten.
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Fehlerhafte Programmierung ermöglicht Entschlüsselung gesperrter Daten ohne Zahlung. Trojaner, die Daten auf den Rechnern ihrer Opfer verschlüsseln und für ihre Wiederherstellung Geld fordern, sind dieser Tage sehr beliebt. Immer wieder wird über gehäuftes Auftreten neuer Ransomware berichtet. Zuletzt hat es sogar den deutschen Verfassungsschutz erwischt. Einen besonders originellen Vertreter seiner Gattung haben nun Sicherheitsforscher aufgespürt. Das digitale Erpressungswerkzeug nennt sich Alpha und unterscheidet sich in einigen Punkten von anderen Artgenossen. Denn Alpha gibt sich für einen Schädling betont höflich. Statt dem Nutzer forsch mitzuteilen, dass er nun Geld für die Auslösung seiner nunmehr verschlüsselten Daten zahlen müsse, meldet er sich mit einer beinahe nett geschriebenen Nachricht. Wir würden uns gerne für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, jedoch wurde ihr Computer gesperrt, heißt es da. Gefolgt von einer Anleitung zur Wiederherstellung des Zugangs. Als nächste Besonderheit fällt die Forderung auf. Anstatt einen Geldtransfer über einen entsprechenden Dienstleister oder eine Bezahlung in Bitcoins zu verlangen, werden iTunes-Gutscheine im Gegenwert von 400 Dollar gefordert, deren Codes an eine bestimmte E-Mail-Adresse geschickt werden müsse, um im Gegenzug das Passwort und ein Programm für die Entschlüsselung zu bekommen. Danach werde der Computer nie mehr verschlüsselt werden. Zusätzlich ersetzt der Trojaner das Hintergrundbild des Desktops durch eine eigene Grafik. Betroffene haben allerdings Glück, denn den Machern von Alpha sind bei der Programmierung Fehler unterlaufen. Einerseits werden die E-Mail-Adressen, an welche die Gutscheine verschickt werden müssten, nicht angezeigt. Andererseits ist aber auch der Verschlüsselungsmechanismus fehlerhaft implementiert. Bei Bleeping Computer steht mittlerweile ein kostenloses Werkzeug zum Download zur Verfügung, mit dem Opfer von Alpha ihre Daten wieder entschlüsseln können. Es dürfte allerdings nur eine Frage der Zeit sein, bis die Entwickler der Malware eine verbesserte Version in Umlauf bringen.
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Laut EU-Kommission erhöht die Steuerreform die Ungleichheit und entlastet die obersten Einkommen mehr als die von Geringverdienern. Wien – Die größte Steuerreform aller Zeiten findet nicht nur Lob. Während die Regierung die fünf Milliarden Euro schwere Entlastung als großen Wurf preist und auch heimische Wirtschaftsforscher deren konsumbelebende Wirkung zu schätzen wissen, kommt wieder einmal Kritik aus Brüssel. Die EU-Kommission hat sich die von der Steuerreform ausgehenden Effekte im Rahmen eines Länderberichts genauer angesehen und auf Analysen ihres Wissenschaftsinstituts Joint Research Centre zurückgegriffen. Der Tenor der Untersuchung, die im jüngsten Länderbericht der EU-Kommission zu Österreich erschienen ist: Die Verteilungswirkung der Steuerreform ist dürftig. Zwar war bisher schon bekannt, dass untere Einkommensschichten weniger stark von der Entlastung profitieren als obere. Doch die Diskrepanz in der neuen Untersuchung fällt deutlich größer aus als beispielsweise in einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts. Der Effekt der Reform sei ungleich verteilt, die Entlastung für die untersten Einkommensschichten besonders gering, schreibt die EU-Kommission in dem Bericht. Betrachtet man einzelne Personen (im Unterschied zu Haushalten), bleiben dem untersten Dezil (Zehntel) heuer 119 Euro oder 1,9 Prozent mehr im Börserl, während die Top-Verdiener (oberstes Dezil) um 3077 Euro (4,5 Prozent) besser abschneiden. Noch ungleicher sind die Effekte, wenn man die Verteilungswirkung auf Haushalte herunterbricht. Nach dieser Betrachtung haben mehr als drei Viertel der ärmsten Haushalte gar nichts von der Reform, in Summe kommt dieses Zehntel nur auf eine Entlastung von knapp 0,5 Prozent. Die Bestverdiener zahlen in dieser Kategorie 4,4 Prozent weniger Steuern. In Verteilungsfragen wird der Betrachtung der Haushalte große Bedeutung beigemessen, da sie oft mehr über den Lebensstandard eines Landes aussagt als Untersuchungen auf individueller Ebene. Die Gründe für die Diskrepanz sind in der großen Gruppe von Erwerbstätigen zu suchen, die keine Steuern zahlen. Zwar wurden die mehr als 2,5 Millionen betroffenen Personen unterhalb der steuerpflichtigen Einkommensgrenze von 11.000 Euro ebenfalls bei der Reform berücksichtigt, indem die Gutschrift (Negativsteuer) von 110 auf 400 Euro steigt. Doch die Negativsteuer wird technisch über die Refundierung von Sozialversicherungsbeiträgen ausgeschüttet. Und geringfügig Beschäftigte – das sind derzeit rund 300.000 Österreicher – zahlen auch keine Sozialbeiträge, weshalb die Entlastung an ihnen völlig vorbeigeht. All diese Effekte wurden auch in bisherigen Analysen berücksichtigt, weshalb die Ergebnisse der EU-Kommission für das Wifo überraschend kommen, wie Silvia Rocha-Akis meint. Da sie die Annahmen der EU-Kommission nicht kenne, könne sie das Ergebnis auch nicht beurteilen. Ähnlich äußert sich Arbeiterkammerexperte Otto Farny. Die hohe Entlastung für Besserverdiener, wie sie Brüssel konstatiert, ist für ihn jedenfalls nicht nachvollziehbar. Eigene Berechnungen sowie die Untersuchung von Rocha-Akis hätten keine oder nur eine äußerst geringe Erhöhung der Ungleichheit ergeben. Allerdings hat auch der Budgetdienst des Parlaments eine interessante Berechnung erstellt. Demnach entfallen 22 Prozent der Entlastung auf das oberste Zehntel.
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Die bereits 2011 versprochene Reform soll vor allem die Rechte der Berber-Minderheit stärken. Algier/Madrid – Algerien steht vor einer Verfassungsreform. Das Land soll demokratischer werden, die Berber-Minderheit zu ihren eingeforderten Rechten kommen. In den nächsten Wochen wird die Reform, die Präsident Abdelaziz Bouteflika bereits 2011 infolge der Proteste im Rahmen des Arabischen Frühlings versprochen hatte, dem Parlament vorgelegt werden. Bouteflika und sein Premier Abdelmalek Sellal reden von einer Reform für einen zivilen Staat. Die neue Verfassung soll der Regierung mehr Macht gegenüber dem Staatschef einräumen. Künftig wird der Ministerpräsident nicht mehr vom Präsidenten ernannt, sondern vom Parlament gewählt. Eine unabhängige Institution zur Überwachung der Wahlen soll entstehen, die Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit soll gestärkt werden. Die Amtszeit des Präsidenten wird auf zwei Legislaturperioden von jeweils fünf Jahren beschränkt. Damit kehrt Bouteflikas Reform zu einer Regelung zurück, wie sie vor 2008 bestand. Damals ließ der Staatschef die Verfassung ändern, um weiterhin zu den Präsidentschaftswahlen antreten zu können. Der heute 78-jährige Bouteflika wurde 2009 zu einer dritten und im April 2014 zu einer vierten Amtszeit gewählt, obwohl er seit einem Schlaganfall gesundheitlich schwer angeschlagen ist. Der wichtigste Punkt der Reform bezieht sich auf die Rechte der Berber. Ihre Sprache, das Tamazight, wird erstmals in der Geschichte des Landes zur nationalen und offiziellen Sprache. Die 30 Prozent der Bevölkerung, die diese alte nordafrikanische Sprache benutzen, können auf eine völlige Normalisierung des Tamazight im Alltag hoffen. Seit der Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich 1962 hatte die Regierung immer wieder versucht, Arabisch zur einzigen Sprache im Land zu machen. Es sollte sowohl Tamazight als auch Französisch – die Kolonialsprache, in der sich Berber und Arabophone verständigen können – vollständig ersetzen – ohne Erfolg. In der Region mit der größten Berber-Bevölkerung, der Kabylei, kam es immer wieder zu Protesten für mehr Eigenständigkeit und kulturelle Rechte. Endlich wird der Kampf mehrerer Generationen für legitime und grundlegende Forderungen gewürdigt, heißt es in einer Erklärung der wichtigsten nichtreligiösen Oppositionspartei, der Versammlung für Demokratie und Kultur (RCD), die vor allem in der Kabylei stark verankert ist. Der Rest der Reform sei allerdings Augenwischerei. Die Reform, die nicht mit allen politischen Kräften ausgehandelt wurde, stelle keinen wirklichen Fortschritt dar, heißt es. Auch der ehemalige Ministerpräsident Ali Benflis, der aus der einstigen Einheitspartei Nationale Befreiungsfront (FLN) ausgetreten ist, nachdem er 2014 erfolglos gegen Bouteflika um das Amt des Staatschefs kandidiert hatte, sieht in der Reform ein rein politisches Manöver, um von den wirklichen Herausforderungen abzulenken. Algerien steckt durch den Verfall des Preises für Erdöl und Erdgas in einer wirtschaftlichen und sozialen Krise. Im Hintergrund streiten sich die politischen und wirtschaftlichen Clans um Einfluss, während die Politik weitgehend untätig bleibt. Der schwerkranke Bouteflika lenkt die Geschicke des Landes längst nicht mehr. Er zeigt sich so gut wie nie in der Öffentlichkeit. Und Auslandsreisen unternimmt er nur, um sich in Frankreich ärztlich behandeln zu lassen. In seinem Umfeld kommt es immer offener zu Machtkämpfen zwischen denen, die ihn beerben wollen – darunter sein Bruder und Berater Said Bouteflika (58). Das Präsidialamt hat in den vergangenen Jahren die Spitze der einflussreichen Armee weitgehend umgebaut, den Chef des allmächtigen militärischen Geheimdienstes DRS, Mohamed Mediene Toufik, in den Ruhestand versetzt. Vor kurzem wurde der DRS ganz aufgelöst. Ein neuer Geheimdienst untersteht nun dem Präsidentialamt statt den Generälen.
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Induzierte pluripotente Stammzellen entwickelten sich zu Blutgefäß-Zellen und formten funktionelles Gewebe. Wien/Cambridge – Forschern ist auf dem Weg zu biologischen Kunst-Organen ist ein entscheidender Schritt gelungen: Wissenschafter in den USA haben Stammzellen dazu gebracht, sich zu Blutgefäß-Zellen zu entwickeln und zu funktionellem Gewebe zu formen – konkret zu Blutgefäßen einer Lunge, wie der aus Österreich stammende Chirurg Harald Ott von der Harvard Medical School im Fachjournal Nature Biotechnology berichtet. Ott hat in den vergangenen Jahren mit seiner Arbeit an künstlichen biologischen Organen für Aufsehen gesorgt. Er baute in Bioreaktoren Herz, Lunge und Niere von Ratten nach, die – wenn auch in reduziertem Ausmaß – funktionsfähig waren und in lebende Tiere transplantiert teilweise für mehrere Wochen arbeiteten. Als Ausgangsmaterial für die Kunst-Organe verwendet der Forscher Organe toter Tiere oder Menschen, die mit einem speziellen Verfahren von allen Zellen befreit werden. Übrig bleibt dann nur noch ein Gerüst aus sogenannter extrazellulärer Matrix (ECM). Diese ist in hohem Maße biokompatibel und ruft – später in einem fremden Organismus verpflanzt – keine Abstoßungsreaktion hervor. Diese ECM wird dann in einem Bioreaktor mit frischen Zellen des entsprechenden Gewebes wieder besiedelt. Dafür verwendeten die Forscher bisher verschiedene Zellen, etwa noch nicht fertig ausdifferenzierte Zellen aus Ratten-Föten. So stellten sie etwa eine Kunst-Niere her, die im Labor bis zu 23 Prozent und nach Transplantation in eine lebende Ratte bis zu zehn Prozent der Funktion einer normalen Niere erreichte. Eine biologische Kunst-Lunge funktionierte bis zu zwei Wochen, nachdem sie einer lebenden Ratte transplantiert wurde. Nun ist es Ott und seinem Team gelungen das gesamte Gefäßsystem einer menschlichen Lunge mit Endothel-Zellen, die die Blutgefäße auskleiden, und Perizyten, die die Außenwand von Kapillargefäßen bilden, zu besiedeln. Der Durchbruch dabei: Die dafür notwendigen Zellen wurden aus humanen induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) hergestellt, sagte Ott. Bei iPS reprogrammieren die Forscher bereits fertig ausdifferenzierte Zellen in eine Art embryonalen Zustand, aus dem sich dann die gewünschte Zellart herstellen lässt. Bisher verwendeten die Wissenschafter ihnen gut vertraute Endothelzellen aus der Nabelschnur, um ihre Technik zu erproben. Für die Praxis würden sich diese vollständig differenzierten Zellen aber nicht eignen. Es sei kaum möglich, sie so stark zu vermehren, um damit eine humane Lunge herzustellen, und sie würden – weil von einem anderen Individuum stammend – vom Empfänger abgestoßen. Durch spezielle Protokolle zur Zellentwicklung und -vermehrung ist es uns nun gelungen, Zellen in ausreichender Reinheit und Anzahl herzustellen, um die Besiedelung einer humanen Lunge zu ermöglichen, sagte Ott. In der Organentwicklung sei das der nächste Schritt – von einzelnen Zellen im frühen Stadium bis zur Bildung von Gewebe, sozusagen das gezielte Formen von Gewebe, so Ott. Und dieses Gewebe zeigt wichtige Grundfunktionen des Gefäßsystems, insbesondere die Barrierefunktion, die Fähigkeit Durchblutung zu ermöglichen und Blutgerinnung zu verhindern, sagte der Wissenschafter. Die Forscher verwenden iPs auch bereits, um die Lungen-Oberfläche herzustellen. Hier sei man aber noch in einem frühen Stadium, weil das Differenzierungsprogramm komplizierter sei, sagte Ott. Die Wissenschafter hoffen, mit dieser Technik eines Tages eine humane Lunge mit maßgeschneiderten Zellen eines Patienten zu besiedeln und so die Abstoßung und die Nebenwirkungen der Immunsuppression nach einer Transplantation zu umgehen.
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27 Ausfälle wegen Krankmeldungen – AUA-Sprecher Hödl: Auch Ausfälle in kommender Woche möglich. Schwechat – Die Personalnot bei den Austria Airlines (AUA) hält an: Am Wochenende mussten wieder 27 Flüge gestrichen werden, weil sich viele Piloten krankgemeldet hatten, wie wien.orf.at Montagfrüh berichtete. Die Probleme sollen aber schnell behoben werden, heißt es demnach seitens der AUA. Weil sich auch für heute Montag weitere Engpässe abzeichnete, strich die Airline vorweg 14 von 364 geplanten Flügen: Je einen Hin- und Rückflug nach Brüssel, Nizza, Bukarest, Amsterdam und Klagenfurt sowie Varna und Baku. Weiterhin sind also zu wenig Piloten im Dienst. Nach Angaben der Austrian Airlines werden die von den Flugabsagen betroffenen Passagiere telefonisch oder via E-Mail benachrichtigt und auf Ersatzmaschinen umgebucht. Das wird auch den Rest der Woche so sein, so lange wir diesen Engpass haben, sagte AUA-Sprecher Peter Thier. Elf Flüge der Austrian Airlines von oder nach Wien mussten bereits am Samstag gestrichen werden, am Sonntag wurden 16 Flüge gecancelled. Erst in der vorigen Woche war es ebenfalls zu vermehrten Flugstreichungen gekommen. Bei den Piloten der Fokker- und Dash-Maschinen gibt es vermehrt Krankenstände, sagte Sprecher Peter Hödl gegenüber dem ORF Wien. Es ist nur die Kurz- und Mittelstrecke betroffen, keine Langstreckenflüge. Laut Hödl könnten kurzfristig Flugzeuge samt Besatzung angemietet werden und im Management tätige Piloten einspringen. Zudem könnte das ehrgeizige Sommerprogramm angepasst werden. Viele Piloten würden sich zudem bei Fortbildungen befinden. Bei den zahlreichen Krankmeldungen soll es sich laut Bordbetriebsrat Karl Minhard um keine konzertierte Aktion der Piloten handeln, wie wien.orf.at berichtete. Minhard hatte gegenüber der Tageszeitung Oberösterreichische Nachrichten allerdings auf permanente Personalengpässe bei der Fluglinie verwiesen: Die Planung ist problematisch, wir haben einfach zu wenig Personal. Neuanstellungen von Piloten könnten die jetzigen Engpässe in den Cockpits zwar nicht lösen, sagte AUA-Sprecher Hödl. Langfristig sollen jedoch neue Piloten angestellt werden.
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Von Yahoo, Microsoft und Google-Accounts – Betroffene vor allem in Russland. Sicherheitsexperten haben den Diebstahl von E-Mail-Adressen und Zugangsdaten von mehr als 272 Millionen Benutzerkonten aufgedeckt. Darunter sei mit 57 Millionen Adressen die Mehrheit aller Nutzer von Russlands führendem E-Mail-Dienst Mail.ru, wie Alex Holden, Gründer von Hold Security, erklärte. Auch Yahoo, Microsoft und Google seien millionenfach betroffen, einige Hunderttausend Konten stammten auch aus Deutschland. Mail.ru erklärte, es werde geprüft, wie viele der Adressen noch in Gebrauch seien. Hold Security hatte die betroffenen Unternehmen nach eigenen Angaben vor zehn Tagen von dem Fund unterrichtet. Holden ist Experte für Online-Verbrechen in Osteuropa. Vor zwei Jahren deckte er eine Datenbank mit 1,2 Milliarden gestohlenen Login-Zugängen auf, der weltgrößte Fund dieser Art. Quelle des neu entdeckten Diebesgutes ist Holden zufolge ein junger russischer Hacker, der sich in einem Online-Forum zur Weitergabe von 1,17 Milliarden Datensätzen bereit erklärt habe. Da diese aus verschiedenen Quellen stammten, gaben ihm die Experten den Spitznamen The Collector (der Sammler). Nach der Aussortierung von Doppelnennungen seien 272 Millionen Sätze übrig geblieben. Erstaunlicherweise habe der Hacker zunächst nur 50 Rubel – weniger als ein Euro – für alles verlangt. Allerdings habe er die Daten dann kostenlos übergeben, als ihm zugesagt worden sei, ihm in einem Forum für Hacker zu loben. Diese Person hat gezeigt, dass sie bereit ist, die Daten an Leute zu verschenken, die nett zu ihm sind, warnte Holden. Neben den Mail.ru-Adressen stammen den Angaben zufolge 40 Millionen von Yahoo, 33 Millionen von Microsoft und fast 24 Millionen von Google. Ein Microsoft-Sprecher verwies auf Vorkehrungen des Unternehmens, um gehackte Konten zu entdecken. Eine Stellungnahme von Yahoo und Google lag zunächst nicht vor
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Nach dem Verzicht auf eine Kandidatur bei der Präsidentenwahl sorgt Niederösterreichs Landeshauptmann für eine neue Überraschung: Die Innenministerin wird nach St. Pölten beordert, der Nebenbuhler nach Wien entsandt. Wien – Das Innenministerium bekommt einen neuen Chef, und wieder kommt er aus Niederösterreich: Landeshauptmann Erwin Pröll schickt Wolfgang Sobotka, bisher Finanzlandesrat, nach Wien. Zum achten Mal in Folge ist das Innenministerium damit in ÖVP-Hand. Johanna Mikl-Leitner wechselt – auf eigenen Wunsch, wie in der offiziellen Darstellung beteuert wird – zurück nach St. Pölten, wird dort wieder Landesrätin und auch Landeshauptmann-Stellvertreterin. Sie soll damit von Pröll als kommende Landeshauptfrau aufgebaut werden. Beim Parteivorstand am Sonntag in der Politischen Akademie der ÖVP in Wien wurde die Rochade einstimmig beschlossen. Der Vorstand der ÖVP Niederösterreich hatte zuvor Mikl-Leitner ebenfalls ohne Gegenstimmen als Landeshauptmann-Stellvertreterin fixiert. Schon bei der Landtagssitzung am 21. April – also noch vor der Bundespräsidentenwahl – soll Mikl-Leitner laut STANDARD-Informationen zur Landesrätin gewählt werden. Um Punkt 19 Uhr trat die ÖVP-Spitze dann am Sonntagabend vor die Presse. Parteichef Reinhold Mitterlehner sagte, dass Mikl-Leitner ihn vor einigen Tagen informiert habe, dass sie zurück in ihr Heimatland wolle – und das habe er mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen. Ich konnte sie nicht überzeugen, in der Bundespolitik zu bleiben. Das wäre, folgt man den Worten Prölls, aber auch gar nicht möglich gewesen. Denn laut Pröll hat die Rochade eine fünfjährige Vorgeschichte: Als der frühere ÖVP-Chef Michael Spindelegger die damalige niederösterreichische Landesrätin Mikl-Leitner in die Bundespolitik holen wollte, habe das großer Überredungskunst bedurft, sagt Pröll. Denn ein bewährtes Mitglied der Landesregierung gibt man nicht so mir nichts, dir nichts frei. Er habe Mikl-Leitner aber damals zugesagt, dass wir sie eines Tages wieder in die Landespolitik zurückholen – und zwar binnen drei Jahren. Nun seien es eben doch fünf geworden. Der Zeitpunkt der Rochade sei mit der Mitte der Regierungsperiode gut gewählt, glaubt Pröll, der darin den richtigen Abstand zur nächsten Wahl sieht. Der auch parteiintern geäußerten Kritik, dass der Wechsel übereilt erfolge, hält Pröll sein eigenes Timing entgegen: Er habe schon Anfang März Kontakt mit Sobotka und Mikl-Leitner aufgenommen, um die Rochade zu fixieren. Erst danach habe man auch mit Parteichef Mitterlehner gesprochen und den Wechsel mit spätestens Ende April terminisiert. Mikl-Leitner selbst zeigte sich beim Pressetermin gut gelaunt. In einigen Tagen habe ich wohl den schwierigsten Job in dieser Republik hinter mir, freute sich die Noch-Innenministerin. Ihr Nachfolger Sobotka sei der Richtige, um ihre Arbeit nahtlos fortzusetzen. Dass die Linie fortgesetzt wird, daran lässt Sobotka keinen Zweifel: Wir setzen Grenzen, und solange die EU nicht zu einer ganzheitlichen Situation kommen wird, ist das für uns die Maxime. Mikl-Leitners Funktion als Regierungskoordinatorin wird auf Staatssekretär Harald Mahrer übergehen. Mitterlehner wiederum musste den Zeitpunkt für den Wechsel im ÖVP-Regierungsteam mitten im Präsidentschaftswahlkampf verteidigen. Man versuche, so gut es geht, das eine vom anderen zu trennen, denn: Wir glauben, dass die rasche Entscheidung eher dazu beigetragen hat, als wenn ein Thema lange diskutiert wird. Ebenfalls peinlich: Zwischen Prölls und Mitterlehners Darstellung der Einleitung der Rochade klaffen – ähnlich wie rund um Prölls Absage für eine Kandidatur bei der Präsidentenwahl – mehrere Wochen. Während der Landeshauptmann schon Anfang März alles eingefädelt haben will, will der ÖVP-Chef erst vor einigen Tagen von Mikl-Leitners Abgang erfahren haben. Die SPÖ nahm den Wechsel am Sonntag betont freundlich zur Kenntnis. Der Schritt Mikl-Leitners sei zu respektieren, erklärte Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) in einem Statement. Persönlich finde er es schade, dass sie aus der Regierung ausscheidet. Aber: Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, so Doskozil in Richtung seines neuen Spiegelministers Sobotka. Auch Kanzler Werner Faymann (SPÖ) erklärte am Sonntagabend, er respektiere die Entscheidung des Koalitionspartners. In einer Aussendung bedankte er sich bei Mikl-Leitner für ihre Arbeit in der Regierung. Mit Sobotka hofft er auf eine gute Zusammenarbeit. Mikl-Leitner habe das Innenressort in einer außergewöhnlich schwierigen Zeit geführt, sagte Faymann, der ihr persönlich und beruflich alles Gute wünschte. All das war ein Diktat von Pröll, wird aber hinter vorgehaltener Hand kritisiert. Für Niederösterreich ist das Timing zwar perfekt, für die Bundesregierung und die ÖVP jedoch weniger. Denn mit Sobotka schickt Pröll einen unangenehmen Nebenbuhler nach Wien. Zuletzt hatte es mit ihm vermehrt Auseinandersetzungen gegeben, weil der ehrgeizige Landesrat selbst den Landesthron im Visier hatte und diesen nicht kampflos Mikl-Leitner überlassen wollte. Mit dem Innenministerium ist aber auch Sobotka zufrieden und als Unruhestifter in St. Pölten erst einmal entfernt. ÖVP-Insider räumen ein, dass Mitterlehner bei dieser Entscheidung nicht allzu viel mitzureden hatte. Er wurde informiert, sagt dazu ein Funktionär aus Niederösterreich trocken. Die offizielle Geschichtsschreibung lautet also, dass es Mikl-Leitner selbst nach fünf Jahren als Innenministerin – eine herausfordernde Zeit, wie alle eingestehen – wieder nach Niederösterreich zog. Für Mitterlehner und die Regierung kommt das gar nicht gelegen: Denn nun hat die Regierung die Flüchtlingskrise einigermaßen in den Griff bekommen und fährt jenen strikten Kurs, auf den die ÖVP immer gedrängt hatte und der jetzt auch vom Regierungspartner SPÖ mitgetragen wird. Der Personalwechsel auf SPÖ-Seite, der durch die Kandidatur von Rudolf Hundstorfer bei der Bundespräsidentenwahl ausgelöst wurde, hat Mikl-Leitner mit Doskozil als neuem Verteidigungsminister einen Partner in der Sicherheitspolitik gebracht, mit dem sie gut kann. Das schlug sich zuletzt in einem deutlich ruhigeren und konsensualen Vorgehen in der Flüchtlingskrise nieder. Sobotkas Bestellung wird in der SPÖ daher mit Skepsis gesehen, aber auch in der ÖVP gibt es viele, die nicht nur überrascht, sondern auch verärgert sind. Offiziell wollte zwar niemand die Kritik an dieser von Pröll losgetretenen Rochade formulieren, intern wird aber heftig über die Selbstherrlichkeit des niederösterreichischen Landeshauptmanns diskutiert, der seine Interessen ohne Rücksicht vor jene der Bundespartei und der Bundesregierung stellt. Prölls Interessen stünden über jenen der Gesamtheit der Partei, sagt ein zerknirschter Funktionär. Auch für den Wahlkampf von Hofburg-Anwärter Andreas Khol ist die nun entstandene Unruhe nicht gerade hilfreich. Offenbar wurde über Prölls jüngste Entscheidung auch SPÖ-Chef Werner Faymann recht kurzfristig in Kenntnis gesetzt. Dass die Achse Mikl-Leitner und Doskozil, die man auch in der SPÖ als erfolgreich angesehen hat, so mutwillig demontiert wird, kommentiert man mit Bedauern. Auch wenn Sobotka nicht mit Kritik empfangen werden soll, zeigt man sich in der SPÖ über dessen Bestellung nicht glücklich: Sobotka eilt ein Ruf als Choleriker mit einem ausgeprägten Ego voraus. Ein Kenner des Trios Pröll, Sobotka und Mikl-Leitner kann dieses Temperament bestätigen: Wenn dem neuen Minister etwas nicht in den Kram passt, kann er herumschreien und -schmeißen wie der Landeshauptmann. Bundespräsident Heinz Fischer wurde bereits informiert, nach einem Termin für die Angelobung Sobotkas wird gesucht. Am Donnerstag soll die Verschärfung des Asylgesetzes durch den Innenausschuss, das könnte noch unter Mikl-Leitners Aufsicht passieren. (Michael Völker, Maria Sterkl, Nina Weißensteiner, 10.4.2016)
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Die aufwendig und ziemlich detailverliebt verfilmten zehn Folgen beruhen lose auf einem bereits 1962 erschienenen gleichnamigen Roman. Von der Großmutter ist der Spruch überliefert, dass Englisch ganz einfach sei. Man müsse sich nur einen Knödel in den Mund schieben, um dann einfach weiter deppert daherzureden, wie einem der Schnabel gewachsen sei. Wenn man sich vorstellt, wie im Gegenzug US-Schauspieler Deutsch sprechen, die in einer von Amazon produzierten Serie Nazis geben müssen, hat man eine ungefähre Ahnung, was den Reiz der ersten Staffel von The Man in the High Castle ausmacht. Es wird mächtig zurückgeknödelt. Die aufwendig und ziemlich detailverliebt verfilmten zehn Folgen beruhen lose auf einem bereits 1962 erschienenen gleichnamigen Roman des gern adaptierten Science-Fiction-Großmeisters Philip K. Dick (Blade Runner, Total Recall, Minority Report, Paycheck, Screamers ...). Die Nazis und die Japaner haben den Zweiten Weltkrieg gewonnen und sich den nordamerikanischen Kontinent geteilt. Doch es regt sich im Jahr 1962 Widerstand, der bis in jeweilig höchste Verschwörungsebenen und Diktatur-Verwaltungshauptbüros reicht. Nicht nur bezüglich Süüüg hoil! und Jawooohl, Obrrrssssdurmbämfuuuhror schoss man hier den sprichwörtlichen Vogel, Pardon, deutschen Adler ab. Als Titelsong dient obendrein eine ziemlich stark Gänsehaut machende, spukige Version des alten Anti-Nazi-Musical-Hits aus The Sound of Music: Öööödälwuaisssss, Öööödälwuaisssss .... Die durchaus klischeehaften Nazis haben jedenfalls alle Lacher auf ihrer Seite. Das ist wirklich lustiger Trash. Hitler wird übrigens von einem Holländer gegeben, der redet wie Johannes Heesters. Ab 18. Dezember wird es nun eine deutsche Synchronfassung geben. Das kann nicht gutgehen.
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Bürokratie, Steuerlast, Reformstau dämpfen laut Umfrage die Investitionslust österreichischer Manager. Industriechef Kapsch ist besorgt. Wien – Pessimistische Wirtschaftseinschätzungen im Rahmen einer Befragung heimischer Manager nahmen Industriellenpräsident Georg Kapsch und PwC-Partner Aslan Milla am Mittwoch zum Anlass, die Defizite bei den unternehmerischen Standortfaktoren aufs Korn zu nehmen. In der von PwC durchgeführten Umfrage kam zum Vorschein, dass nur 38 Prozent der österreichischen Vorstandschefs – die Rede war von rund 30 Befragten – heuer eine Verbesserung beim Wachstum erwarten. Weltweit waren es 60 Prozent. Österreichische Manager beurteilen auch die Steuerbelastung, Verschuldung und Überregulierung deutlich negativer als ihre internationalen Pendants oder auch deutsche Firmenchefs. Kapsch nannte den Befund vor Journalisten horribel und verlieh seiner Sorge um den Standort Ausdruck. Die Unternehmen zögerten angesichts sich ständig verschlechternder Rahmenbedingungen bei den Investitionen, obwohl Bereitschaft grundsätzlich vorhanden sei. Diskussionen über neue Belastungen wie Vermögenssteuer oder Wertschöpfungsabgabe verschrecken jeden Investor. Um seinen altbekannten Forderungen nach einer Auflösung des Reformstaus Nachdruck zu verleihen, wartete Kapsch mit plakativen Vergleichen auf: Die Pro-Kopf-Verschuldung Österreichs liege über jener Griechenlands, so der Industrieboss, der aber als Chef der Kapsch-Gruppe wahrgenommen werden wollte. Tatsächlich machen die Staatsschulden hierzulande gut 30.000 Euro pro Einwohner aus, während sie in Griechenland knapp unter 29.000 Euro liegen. Allerdings berücksichtigt dieser Vergleich die weit höhere Wirtschaftsleistung Österreichs nicht. Nicht ganz überraschend geißelte Kapsch auch den hohen Verwaltungsanteil. Unter Berufung auf Eurostat-Zahlen bezifferte der Unternehmer die österreichischen Pro-Kopf-Kosten mit 1.270 Euro. Damit sei die österreichische Verwaltung um die Hälfte teurer als im EU-Schnitt, der bei 850 Euro liege. Diese Zahlen seien bereits kaufkraftbereinigt, erklärte Kapsch. PwC-Mann Milla – die Umfrage der Beratungsgruppe wird jährlich beim Weltwirtschaftsforum in Davos präsentiert, heuer wurde erstmals eine Detailuntersuchung für Österreich nachgereicht – sieht insbesondere im Steuerbereich Handlungsbedarf. Die heurige Entlastung ändere nichts daran, dass die Reise seit vielen Jahren in die falsche Richtung gehe, weil keine Entrümpelung des komplexen Systems angegangen werde. Eine umfassende Reform werde es in dieser Legislaturperiode wohl auch nicht mehr geben, so Millas Einschätzung. Selbiges gelte für die Lohnverrechnung, die kaum mehr überschaubar sei. Milla erinnerte auch an die von PwC und Weltbank durchgeführte Studie, der zufolge Österreich international beim Steuersystem nur auf dem 74. Platz liegt. Millas Résumé: Wenn nicht bald etwas passiert, passiert etwas.
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Tote und Verletzte bei Gefechten zwischen Polizei und rechtem Sektor. Die Lage bleibt weiterhin angespannt. Moskau/Kiew – Eine Kleinstadtschießerei als Fanal für die Ukraine: Mukatschewe, eine 85.000-Seelen-Gemeinde in der Westukraine, 40 Kilometer von der Grenze zu Ungarn entfernt, wurde am Wochenende Austragungsort eines erbitterten Machtkampfs zwischen dem paramilitärischen Rechten Sektor und dem Innenministerium. Stundenlang lieferten sich die Nationalisten Gefechte mit der Polizei. Dabei kamen auch schwere Maschinengewehre und Granatwerfer zum Einsatz. Die Bilanz der Attacke: drei Tote, 14 Verletzte, mehrere ausgebrannte Autos – und ein politisch sichtlich angeschlagener Präsident. Petro Poroschenko hatte zunächst angeordnet, die Verbrecher, die die Schießerei in Mukatschewe begonnen haben, zu entwaffnen und festzunehmen. Doch die Demonstration der Stärke gelang nicht, stattdessen musste sich Poroschenko in demütigende Verhandlungen mit Nationalistenführer Dmytro Jarosch begeben, der seinen Anhängern verbot, aufzugeben. Der Rechte Sektor lieferte am Montag seine Sichtweise des Vorfalls: Demnach haben die Paramilitärs in der grenznahen Region die Funktion von Ordnungshütern übernommen und seien gegen Zigarettenschmuggel vorgegangen, der ihren Angaben nach vom Rada-Abgeordneten Michail Lanjo (dessen Angaben deuten eher auf versuchte Schutzgelderpressung des Rechten Sektors hin) gedeckt wird. Daneben fordern sie die Absetzung von Innenminister Arsen Awakow, der seit einiger Zeit den Kurs gegen die radikalen Extremisten verschärft hat. Zur Unterstützung der Kämpfer in Mukatschewe trommelte Jarosch landesweit Anhänger zu Demonstrationen zusammen. Vor der Präsidialverwaltung richteten Anhänger des Rechten Sektors in Flecktarnbekleidung gar eine Feldküche ein, um ihren notfalls langen Atem zu demonstrieren. Widersprüchliche Berichte gibt es zudem über einen Truppenabzug von Freiwilligenbataillonen des Rechten Sektors im Donbass und sogar von angeblichen Straßensperren vor Kiew. In jedem Fall zeigte die Drohgebärde Wirkung: Das Innenministerium wurde von der Behandlung des Vorfalls in Mukatschewe vorläufig ausgeschlossen, die Verhandlungen hat der Geheimdienst SBU übernommen, dessen Chef Wassili Grizak sicherte den Nationalisten eine gerechte Untersuchung zu. Der Geheimdienst habe nur Fragen an Einzelpersonen, die Tätigkeit des Rechten Sektors werde nicht eingeschränkt. Zudem wurde die gesamte Führungsebene der Zollbehörden in der Karpatenregion beurlaubt, der Abgeordnete Lanjo vernommen, ihm droht der Entzug der Immunität. Die an der Schießerei beteiligten Männer hingegen waren Montagabend noch auf freiem Fuß.
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Polizeidirektor: "Können diesen Anordnungen nicht nachkommen". Ist Johann Tschürtz – Burgenlands blauer Landeshauptmann-Vize und Sicherheitslandesrat – in seinem Element, dann ist in der rot-blauen Koalition stets ein bisserl Feuer am Dach. So auch jetzt. Tschürtz hat am Dienstag verkündet, dass ab September regelmäßige Schwerpunktkontrollen im Grenzraum stattfinden werden. Die 130 Beamte der Verkehrsabteilung, die mir unterstehen, würden dazu herangezogen. Tschürtz versteht die burgenländische Initiative als Ergänzung der angelaufenen Kontrollen an der Ostautobahn. In Nickelsdorf ist das eine Anlasskontrollsituation. Wir werden laufend kontrollieren, Schwerpunktaktionen auch auf Feldwege ausdehnen. Zur Not würden dann halt die Kontrollkordone um Zeltfeste oder Gasthäuser zurückgefahren werden. Diesbezüglich ist Tschürtz so weit zuversichtlich, dass er über die ihm unterstehende Landesverkehrsabteilung eine entsprechende Weisung erlassen hat. Die Absprache mit der Polizeidirektion des Landes sei deshalb nicht notwendig. Juristisch sei die Zuständigkeit ja eh klar. Nun ja. Der zuletzt im Fokus internationaler Medienaufmerksamkeit gestandene Polizeidirektor Hans Peter Doskozil, einst Bürochef des roten Landeshauptmanns Hans Niessl, sieht das entscheidend anders. Zumal das Burgenland seit Jahr und Tag darüber Klage führt, dass zu wenige Beamte Dienst versehen im östlichen Grenzland. Unterstützung anderer Bundesländer wurde angefordert und gewährt. Hans Peter Doskozil stellt also klar: Wir haben täglich hunderte Aufgriffe. Wir haben seit 31. August Kontrollen im grenznahen Bereich aus verkehrspolizeilicher und kriminalpolizeilicher Hinsicht an neun Stellen angeordnet. Kurz und gut: Wir können in der Situation diesen Anordnungen nicht nachkommen. Vielleicht horcht ja das Bundesheer auf den Vorschlag aus dem Tschürtz-Büro. Der Sicherheitsreferent möchte sich nämlich vorstellen, die ebenfalls schon angelaufene Assistenzleitung des Bundesheeres auf Schlepperdienste auszuweiten. Nicht jeder Ankömmling ist einer, dem nach Österreich der Sinn steht. Das heißt, die Assistenzleistung des Bundesheeres soll so weit gehen, dass man sie dort hinbefördert, wo sie hinwollen. Das hat das Büro Tschürtz mit dem bayrischen Innenminister allerdings noch nicht im Detail akkordiert.
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Ausgeschlossenes FPÖ-Mitglied muss 120 Tagsätze zahlen, Grünpolitikerin Korun spendet Geld für Obdachlose und Flüchtlinge. Ein ehemaliger steirischer FPÖ-Kandidat ist wegen eines Hasspostings zu 120 Tagsätzen sowie einer Entschädigung von 500 Euro verurteilt worden. Karl K. hatte die grüne Nationalratsabgeordnete Alev Korun mehrfach in sozialen Netzwerken beschimpft und insinuiert, man möge sie steinigen. Nachdem DER STANDARD den Fall publik gemacht hatte, war K. von Gerhard Kurzmann, damals Landesparteichef der FPÖ Steiermark, aus der Partei ausgeschlossen worden. K. hat keine Berufung eingelegt, das Urteil ist somit rechtskräftig. Das aus dem Prozess lukrierte Geld will Korun nun dem Verein Ute Bock, der sich für Flüchtlinge engagiert, und dem Neunerhaus, das Obdachlose unterstützt, zur Verfügung stellen. Mit dieser unfreiwilligen Spende habe die Sache immerhin einen guten Aspekt, so Korun. Sie habe mit dem Prozess zeigen wollen, dass soziale Netzwerke kein rechtsfreier Raum seien. Politiker müssen harte Kritik aushalten, aber nicht unter der Gürtellinie, sagt Korun zum STANDARD. Beleidigungen dieser Form wünsche sie niemandem. Die Grünen wollen in den nächsten Wochen vermehrt gegen Hasspostings vorgehen. Das hat Mediensprecher Dieter Brosz am Mittwoch in einem Pressegespräch angekündigt. So laufen momentan weitere Prozesse, die zur Abschreckung potenzieller Hassposter führen sollen.
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Jeep und Kleinbus kamen nacheinander im Bundesstaat Himachal Pradesh von den Straßen ab. Neu-Delhi – Bei zwei schweren Verkehrsunfällen im Norden Indiens sind mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen. Wie die Polizei mitteilte, stürzte im Bundesstaat Himachal Pradesh am Samstag ein überladener Jeep in eine 300 Meter tiefe Schlucht. Bei dem Unglück im Bezirk Kinnaur seien 13 Menschen ums Leben gekommen und ein weiterer verletzt worden. Nur wenige Stunden zuvor war im selben Bundesstaat ein Kleinbus in eine andere Schlucht gestürzt. Der Bus war nach Polizeiangaben am Freitagabend im Bezirk Chamba von einer bergigen Straße abgekommen. Mindestens 17 Menschen kamen um Leben, 23 weitere wurden teilweise schwer verletzt. Der indische Straßenverkehr zählt zu den gefährlichsten der Welt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben auf Indiens Straßen jährlich mehr als 200.000 Menschen. Experten führen die hohe Opferzahl auf den schlechten Zustand der Straßen, die mangelhafte Wartung der Fahrzeuge und unverantwortliches Verhalten der Fahrer zurück.
| 1Panorama
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Offenbar klarer Sieg mit über 70 Prozent. Kiew – Der frühere Boxweltmeister Witali Klitschko (44) hat die Bürgermeisterwahl der ukrainischen Hauptstadt Kiew Prognosen zufolge klar gewonnen. Auf den Amtsinhaber entfielen zwischen 65 und 72 Prozent, berichteten Medien am Sonntagabend unter Berufung auf mehrere Nachwahlbefragungen. Klitschko wäre damit für fünf Jahre auf den einflussreichen Posten gewählt. Der Chef der Regierungspartei Solidarnist (Solidarität) war 2014 über eine vorgezogene Wahl für zunächst eineinhalb Jahre ins Amt gelangt. Auf Klitschkos Gegner, den nationalistischen Abgeordneten Borislaw Berjosa, entfielen in der Stichwahl demnach zwischen 28 und 35 Prozent. Außer in Kiew wurden am Sonntag in 28 weiteren Großstädten neue Bürgermeister gewählt. In der westukrainischen Metropole Lwiw (Lemberg) setzte sich ersten Prognosen zufolge Amtsinhaber Andrej Sadowy mit rund 61 Prozent gegen Herausforderer Ruslan Koschulinski von der ultranationalistischen Partei Swoboda (Freiheit) durch. In der strategisch wichtigen Industriestadt Dnipropetrowsk sahen zwei von drei Nachwahlbefragungen Boris Filatow, einen Vertrauten des Milliardärs Ihor Kolomojski, zunächst mit 55 und 62 Prozent vorne. Aussagekräftige Ergebnisse werden für diesen Montag erwartet. Die Wahl galt auch als wichtiger Stimmungsmesser für die prowestliche Regierung des Landes. Die Ukraine wird vom Kampf gegen prorussische Separatisten im Osten und einer Finanzkrise erschüttert. Die abtrünnigen Gebiete im Donbass nahmen am Urnengang nicht teil. Wahlleiter Michail Ochendowski hatte am Nachmittag erklärt, er rechnete landesweit mit einer Beteiligung von nur etwa 30 Prozent der Berechtigten. Präsident Petro Poroschenko warb bei seiner Stimmabgabe in Kiew für eine Teilnahme an der Wahl. Für Aufregung sorgte eine Aktivistin der Organisation Femen, die mit blankem Oberkörper gegen Prostitution protestierte. Sie wurde nach kurzer Zeit weggeführt. Klitschko zeigte sich gelassen. Warum nicht, wenn sie sich präsentieren will, sagte der amtierende Bürgermeister. Klitschko hatte im ersten Wahlgang vor drei Wochen etwa 41 Prozent der Stimmen erhalten, sein Kontrahent Berjosa rund neun Prozent. Die Führung der Europäischen Union verknüpft ein Ende der Sanktionen gegen Russland weiter mit einer vollständigen Umsetzung des Minsker Friedensplans für die Ostukraine. Das erklärten EU-Ratspräsident Donald Tusk und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker am Sonntag am Rande des G-20-Gipfeltreffens in Belek nahe Antalya in der Türkei.
| 2International
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Ricky Ma verwirklichte sich Kindheitstraum und baute ohne Vorerfahrung einen Roboter. Ein 42-jähriger Produkt- und Grafikdesigner hat einen Roboter gebaut, der der Schauspielerin Scarlett Johansson sehr ähnelt. Mehr als 50.000 Dollar und insgesamt eineinhalb Jahre Arbeit soll Ricky Ma in seinen Prototypen investiert haben. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen und beherrscht auch einige Funktionen. So reagiert der Roboter etwa auf Kommandos mit unterschiedlichen Gesichtszügen oder eingeübten Sätzen. Ma war schon im Kindesalter von Robotern fasziniert, wie er selbst sagt. Im Laufe seines Lebens haderte der Chinese aus Hong-Kong immer wieder mit der Idee, einmal selber einen Roboter zu bauen. Die Reaktionen seiner Bekannten wie Weißt du überhaupt, wie du vorgehst? bis zu Das kostet verdammt viel Geld und ist wirklich schwierig hielten ihn jedoch ab, seinen Traum zu verwirklichen. Ma ließ sich davon jedoch nicht abhalten und druckte mithilfe eines 3D-Druckers das Skelett des Roboters. Eine Haut aus Silikon verdeckt zudem das mechanische und elektrische Innenleben. Im Laufe der Fertigung stieß er selbst auf einige Hürden. So hatte er noch nie im Leben eine Zeile Code geschrieben, weshalb er auch hier einiges nachzulernen hatte. Einige Fehlversuche, ausgebrannte Motoren und umgestürzte Skelette später, war der Chinese zufrieden mit seiner Arbeit. Ich wollte meinen Traum realisieren, um später nicht zu bereuen, dass ich es doch nicht gemacht habe, sagt er der britischen Zeitung Mirror. Der 42-Jährige hofft nun, dass sich ein Investor für seinen Prototypen begeistern kann, um noch mehr Roboter bauen zu könne. Zudem will er ein Buch schreiben um andere Menschen zu motivieren.
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Die Arbeitnehmer beklagen Sturheit, die Unternehmer fühlen sich schikaniert. Wien – Als Turbo für jede noch so lahme große Koalition: So stellen sich die Sozialpartner gerne dar. Da könne sich die Regierung bis zur Handlungsfähigkeit zerstreiten – das jahrzehntelang erprobte Gespann aus Vertretern von Arbeitgebern und -nehmern komme immer auf einen grünen Zweig. Heute steht dieses Selbstbild auf dem Kopf. Zwei quälende Jahre lang haben Wirtschaftskammer und Gewerkschaft über ein Arbeitsmarktpaket verhandelt, um am Ende genau gar nichts zu beschließen. Statt sich, wie es die sozialpartnerschaftliche Kultur gebietet, in der Mitte zu treffen, stehen beide Seiten mit leeren Händen da. Extra peinlich: Ausgerechnet von den Koalitionsparteien, landläufig selbst als Verwalter des Stillstands verschrien, müssen sich die gescheiterten Verhandler nun ermahnen lassen. Früher hätten die Sozialpartner ein Projekt wie dieses – keinesfalls ein Jahrhundertwurf – wohl routiniert über die Bühne gebracht, räumt Bernhard Achitz, leitender Sekretär des Gewerkschaftsbundes (ÖGB), ein: Man konnte über fast alles reden. Doch nun habe ich das Gefühl, dass kein Fußbreit nachgegeben wird. Nachsatz: Aber das liegt nicht an uns. Tatsächlich waren es die Wirtschaftsvertreter, die letztlich lieber auf das ganze Paket verzichteten, als einen leichteren Zugang zur sechsten Urlaubswoche zu akzeptieren. Forderungen können nie Einbahnstraßen sein, kritisiert Arbeiterkammerpräsident Rudolf Kaske. Wenn sich die Wirtschaft also etwa flexiblere Arbeitszeiten wünsche, müsse sie ihrerseits auch entgegen kommen. Hinter der harten Haltung der Gegenseite wittert Kaske neoliberale Strömungen: Die Wirtschaftskammer wird von der Industriellenvereinigung getrieben. Wie Getriebene fühle sich seine Klientel tatsächlich, hält Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl dagegen – jedoch aus ganz anderen Gründen. Frust und Bitterkeit herrscht unter den Unternehmern, sagt er. Sie sind die Buhmänner, werden als potenzielle Betrüger hingestellt. Das Gesetz gegen Lohn- und Sozialbetrug, das keinesfalls nur ausländischen Firmen schärfere Kontrollen beschert, empfinden Wirtschaftstreibende ebenso als Schikane wie die Registrierkassenpflicht – und die nächste Hürde, sagt Leitl, sei das Gebot der Barrierefreiheit, das die Unternehmen bereits bis Ende des Jahres umsetzen müssen. Dabei schrieben viele Betriebe im achten Jahr der Krise immer noch rote Zahlen. Dass die Arbeitnehmervertreter, ohnehin mit einer Lohnsteuersenkung bedient, in dieser Situation nun auch noch eine sechste Urlaubswoche, hohe Lohnabschlüsse und, und, und fordern, ärgert die schwarze Gegenseite maßlos. Das ist derzeit nicht leistbar, sagt Leitl, zumal das Geld viel dringlicher für das Flüchtlingsproblem gebraucht werde. Das Fass zum Überlaufen bringe, wenn Arbeiterkämmerer in Bundesländern von Lohnraub und Ausbeutung sprechen, als lebten wir noch im 19. Jahrhundert. Ihren Tonfall haben die Arbeitnehmervertreter nicht erst seit gestern verschärft. Vor etwa zehn Jahren begannen die Interessenvertreter, ihre Kampagnenfähigkeit aufzumöbeln – um am Verhandlungstisch verlorene Durchsetzungskraft zu kompensieren, wie der Innsbrucker Politologe Ferdinand Karlhofer sagt. Die Logik der globalisierten – Kritiker sagen: neoliberalen – Wirtschaftsordnung hatte das Gewicht ins Lager der Unternehmer verschoben, zudem steckte der ÖGB nach dem Bawag-Skandal tief in der Misere. Die Ende 2008 ausgebrochene Wirtschaftskrise, von roter Seite als kapitalistisches Systemversagen interpretiert, stachelte die Angriffigkeit so richtig an. Weil die alten Rezepte zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit – teure Investitionsprogramme – wegen der strengen Budgetregeln kaum noch möglich sind, verlegten sich die Arbeitnehmer auf Forderungen, die auf der Gegenseite als Tabus gelten: Vermögenssteuern etwa, oder Arbeitszeitverkürzung. Pointierte Kampagnen für derartige Anliegen spießen sich mit der Rolle des verbindlichen Sozialpartners. Gerät die ewige Konsensmaschine also dauerhaft ins Stottern? Uns ist es noch immer gelungen, Dissonanzen aufzulösen, erwidert der rote Kaske, während der schwarze Leitl auf Einigkeit in anderen Fragen wie der Bildung verweist. Außerdem habe er bei der jährlichen, am Mittwoch zu Ende gegangenen Tagung der Sozialpartner in Bad Ischl ausgezeichnete Gespräche geführt – wenn auch zum geduldigen, weil eher unverbindlichen Thema digitale Wirtschaft und Arbeitswelt. Sogar in der Blütezeit der Sozialpartner gab es Streiks und Säbelrasseln, gibt der Experte Karlhofer zu bedenken. Dass es für die Akteure klug ist, sich gegenseitig leben zu lassen, statt zu überfordern, gebiete schon die Verfassung: Mit dem Niedergang einer Kammer falle auch die Existenzberechtigung der anderen weg. (Gerald John, 7.10.2015)
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Mainz 05 hat Bayern München auswärts mit 2:1 geschlagen. Kapitän Julian Baumgartlinger bot erneut eine Topleistung. Er rannte, rannte, rannte. Und spielte Fußball. Wien/München – Julian Baumgartlinger hat nach dem Spiel ein halbes Glas Bier getrunken, mehr hat nicht in seinen ausgepumpten Körper gepasst. Wer glaubt, dass nach einem 2:1-Sieg bei Bayern München bis zum Umfallen gesoffen wird, irrt. Es war am Mittwochabend, der 28-jährige Salzburger war an der Sensation mit-, ja, sogar hauptbeteiligt. Das Siegestor hat er Jhon Córdoba aufgelegt (86.). Während der 90 Minuten hat der Kapitän von Mainz 13,6 Kilometer zurückgelegt, das ist ein absoluter Spitzenwert, die deutsche Fußballbundesliga kennt diesbezüglich keinen zweiten Baumgartlinger. Normalerweise sind es so zwölf Kilometer, aber gegen die Bayern ist der Aufwand gezwungenermaßen größer. Am Tag danach ist der ÖFB-Legionär in Mainz und auf dem Boden der Realität angekommen. Natürlich wird das in Erinnerung bleiben, Bayern dominiert seit einem Jahrzehnt, sagt Baumgartlinger dem Standard. Karrierehöhepunkt ist zu hoch gegriffen, es ist lediglich etwas Besonderes. Mainz passt seit 2011 zu Baumgartlinger, der Umkehrschluss ist zulässig. Die Mannschaft steht im Mittelpunkt. Aber wir haben auch Qualitäten, können mehr als nur rennen. Nach 24 Runden liegt man an fünfter Stelle, hält bei 39 Zählern. Die Geschichte lehrt, dass 40 nötig sind, um sicher nicht abzusteigen. Also brauchen wir einen Punkt. Die Quali für die Champions League sei überhaupt kein Thema. Es wäre kühn, als Mainzer daran zu denken. Wenn es passiert, passiert es. Seit Saisonbeginn trägt Baumgartlinger die Kapitänsbinde, Trainer Martin Schmidt, ein Schweizer, wollte das. Ein äußeres Zeichen. Auch davor war ich ein Führungsspieler. Ich bin halt ein Sprachrohr, habe Termine wahrzunehmen. Schmidt singt Hymnen auf Baumgartlinger. Der sei der ideale Achter, ein Vorbild, ein Klassemann, besitze defensiv wie offensiv große Qualitäten. Der Klassemann schickt das Lob zurück. Ein euphorischer, positiver, ehrlicher, geradliniger, analytischer Mensch. Ein Vergleich mit einem anderen Schweizer, mit Teamchef Marcel Koller, sei zwar zulässig, aber nicht zielführend. Sie sind unterschiedlich. Koller ist der kühle Analytiker, der ebenfalls sagt, was Sache ist. Baumgartlinger fühlt sich in Topform. Seit eineinhalb Jahren. Ich habe Spaß an dem Aufwand. Natürlich denke ich mir manchmal, es könnte ein bisserl weniger sein, vielleicht würden zehn Kilometer reichen. Aber bei Anpfiff setzt ein Automatismus sein, und ich renne los. Ich merke, dass ich nicht müder werde. Wahrscheinlich liebe ich die Qual. Er habe gelernt, perfekt zu regenerieren. Ob er am Zenit seiner Karriere angelangt ist? Ich glaube nicht, ich bin dabei, durch harte Arbeit mein Leistungsniveau immer höher zu schrauben. Also kann ich nicht behaupten, dass ich in der Form meines Lebens bin. Den Job im Mittelfeld habe er im Laufe der Zeit neu interpretiert. Ich dachte lange, ich habe im Angriffsdrittel nichts verloren, muss in der Mitte und hinten abräumen. Es geht aber mehr. Am 12. Februar hat er im 112. Spiel für Mainz sein erstes Tor, den Siegestreffer gegen Schalke, erzielt. Ich habe das mit einer gewissen Ironie gesehen. Für das zweite Tor werde ich nicht so lange brauchen. Sein Vertrag endet 2019. Ob ich ein ewiger Mainzer bin? Keine Ahnung, ich kann mir in diesem Geschäft alles vorstellen. Am Sonntag gastiert Darmstadt in Mainz. Die EM in Frankreich hat Baumgartlinger im Hinterkopf. Drei Monate sind schnell vorbei. Was er bis dahin machen wird? Mit Freude laufen.
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Erika Pluhar, Markus Meyer, Martin Schwab, Petra Morzé und Otto Schenk wählten und interpretierten für die Sendung "Du holde Kunst" ihre Favoriten. Wien – Rund 180.000 Menschen hören jeden Sonntagmorgen die Ö1-Sendung Du holde Kunst mit ihrer Mischung aus Lyrik und Musik. Im Mai werden ihnen dabei die Lieblingsgedichte prominenter Schauspieler zu Gehör gebracht: Erika Pluhar (1.5.), Markus Meyer (8.5.), Martin Schwab (15.5.), Petra Morzé (22.5.) und Otto Schenk (29.5.) haben dafür ihre Favoriten ausgewählt und interpretiert. Ein gutes Gedicht sei das eindringendste Mittel der Belebung des Gemüts, zitiert Kurt Reissnegger, Leiter von Literatur und Hörspiel bei Ö1, Immanuel Kants Kritik der Urteilskraft. Den Anfang dieser Belebungsversuche unternimmt morgen, Sonntag, Erika Pluhar mit Gedichten von Rainer Maria Rilke, der auch bei vielen ihren Kollegen auf der Leseliste steht. Burgschauspieler Markus Meyer, von der ORF-Hörspiel-Jury zum Schauspieler des Jahres 2015 gekürt und demnächst am Burgtheater in Carlo Goldonis Der Diener zweier Herren zu sehen, hat sich u.a. für Erich Kästner, Bertolt Brecht, Rainer Werner Fassbinder, Mascha Kaléko, Johann Wolfgang von Goethe und Fritz Grünbaum entschieden, während sich Martin Schwab als Kurt Tucholsky-Fan entpuppt. Seine Auswahl umfasst ausschließlich Gedichte des 20. Jahrhunderts, darunter Karl Kraus, Ernst Jandl, Ingeborg Bachmann und Wolf Biermann. Bachmann findet sich neben Rose Ausländer, Christian Morgenstern, Hilde Domin, Hermann Hesse und Hugo von Hofmannsthal auch unter den Lieblingsgedichten von Petra Morzé, deren Auswahl sich zumindest autorenseitig gar nicht so sehr von jener Otto Schenks unterscheidet. Der 85-jährige Publikumsliebling beginnt seine Auswahl mit Bertolt Brechts Gegen Verführung: Lasst Euch nicht verführen / zu Fron und Ausgezehr! Was kann Euch Angst noch rühren? / Ihr sterbt mit allen Tieren / und es kommt nichts nachher.
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Nach einer dreimonatigen Negativserie bei den Aufträgen geht es wieder nach oben, die Nachfrage aus der Eurozone steigt. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
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Der Kärtner Autor spricht über die Entstehung von "Specter of the Gardenia oder Der Tag wird kommen", das er mit Johannes Maria Staud zu Eröffnung des Steirischen Herbstes erarbeitet hat. Bei der heurigen Festivaleröffnung des Steirischen Herbstes trifft der Komponist Johannes Maria Staud auf den Schriftsteller Josef Winkler. Ihr gemeinsam entwickeltes Werk ist ein Wechselspiel von Musik und Text. Specter of the Gardenia oder Der Tag wird kommen ist benannt nach einer Skulptur des Surrealisten Marcel Jean. Sie inspirierte Josef Winkler zu einem surrealistischen Monolog in drei Teilen, in dem er Rückblick auf seine katholische Kindheit in Kärnten hält, gleichzeitig über die Gegenwart und den Zustand der Welt klagt. STANDARD: Von Marcel Jean ist heuer bei einer Auktion das Aquarell Arriverai ce jour, also auf Deutsch: Der Tag wird kommen, verkauft worden. Waren Sie der Käufer? Winkler: Nein. Von dieser Auktion habe ich nichts mitgekriegt. Ich war voriges Jahr erstmals in den USA. Im Museum bin ich vor diesem Kopf gestanden, ich hatte noch nie etwas von Marcel Jean gehört. Aber ich habe sofort gewusst, damit werde ich literarisch etwas machen. Mit dem Text für Graz hatte ich damals schon begonnen. Der Arbeitstitel war Die Angst des Himmels vor der Auferstehung von Julien Green. Aber die Ordnung kam dann durch diesen kleinen Kopf. STANDARD: Der Specter of the Gardenia ist ein schwarz verhüllter Kopf mit kleinen Reißverschlüssen an der Stelle der Augen. Den Hals ziert eine Filmspule. Was daran hat Sie angeregt? Winkler: Wichtiger als die Bedeutung des Titels war für mich dieser unheimliche, fast beängstigende Kopf. Die Frage, was ich in diesen Kopf hinter seine Reißverschlüsse lege, war der erste Anziehungspunkt. Wenn ich die Reißverschlüsse öffne, schaue ich in meinen eigenen Kopf, bis in die Kindheit zurück. Aber man kann diese Reißverschlüsse auch wieder zuziehen. Das ist das Beruhigende daran. Dann geht die Flut zurück. Ich nehme mir immer noch viel zu viel zu Herzen. Es ist besser geworden als vor 20 Jahren. Aber sie haben mich 50 Jahre beschäftigt, die Schuldgefühle, die mir die katholische Kirche eingeflößt hat. Wenn mich früher nur jemand schräg angeschaut hat, habe ich geglaubt, er weiß etwas Schlimmes über mich. Damit wenigstens ist es inzwischen vorbei. STANDARD: Sehen Sie der Uraufführung gelassen entgegen? Winkler: Sicher mit Herzklopfen. Ich habe einen 25 Seiten langen Text abgeliefert. Der ist dann noch einmal etwas reduziert worden im Zug dieser musiktheatralischen Installation oder wie man das nennt. Ich möchte mir keine Proben anschauen. Ich wünsche mir, dass ich nach der Premiere den Saal mit Ideen verlasse. STANDARD: Was erwartet das Publikum? Winkler: Ich umkreise meine Themen seit 35 Jahren. Damit es keine Repetition wird, versuche ich das Neue über den Stil. Man soll das Gefühl haben, es noch nicht so von mir gehört zu haben. Im Fall dieses Textes habe ich mich besonders ausgetobt in Wortspielen, ich habe mich auch im Surrealismus umgesehen und Redewendungen daraus aufgenommen. Ja, ich habe in diesem Text sicher vieles von mir wiederholt, wiederholt im Sinne von wiedergeholt, aber eben neu. STANDARD: Wie Gert Jonke, Elfriede Jelinek oder Peter Handke sind Sie kein herkömmlicher Bühnenautor. Was für eine Art von Theater schwebt Ihnen vor? Winkler: Ich habe kein Thema vorgegeben bekommen. Das war für mich der Reiz. Wenn man mir ein Thema vorgibt, habe ich schon das Gefühl, dass man mich erschießt. Handke sagt, er weiß nicht, wie man ein Theaterstück schreibt. Ich auch nicht. Aber einen Text herstellen oder ein Gerippe, das man dann Wort für Wort in eine dramatische Struktur bringen kann, das geht. Aber es ist das erste Mal etwas, was ich direkt für diese Performance geschrieben habe. Und ich habe den Komponisten Johannes Maria Staud insofern teilhaben lassen, als er in jede der sechs Fassungen hineinschauen konnte. Dann hat er bei einzelnen Sätzen gesagt, dass er das gut zu Musik machen kann, und bei anderen weniger. Das hat mir eine Stoßrichtung gegeben. STANDARD: Zu Ihren häufigsten Sprachfiguren zählt die Variation. Räumen Sie ein, dass Sie für Ihre Eltern ein komplizierter Erziehungsfall gewesen sein könnten? Winkler: Ich habe mich ja dem Vater gegenüber als Opfer dargestellt. Aber ich komme immer mehr drauf, dass es für ihn schon sehr schwer war, weil ich so eigensinnig gewesen bin. An das Wort eigensinnig erinnere ich mich. Weil ich so widerborstig war, ist er nicht zurechtgekommen mit mir, und ich mit ihm auch nicht. Am Abend, wenn er gekommen ist, er hat sich höchstens die Hände gewaschen, er roch nach Tieren, nach Schweiß. Ich habe ihn gerochen und daneben Karl May gelesen. Wie so ein Liebespaar sind wir dann als Letzte schlafen gegangen. Er zu seiner Frau, ich mit meinem Kinderfinger im Karl-May-Buch. Mit 17 hat er zu mir gesagt: Seppl, mach mir keine Schande. Die größte habe ich ihm mit meinen Büchern gemacht. Aber da ich Erfolg hatte, war er stolz darauf. Und einmal habe ich sogar bemerkt, dass wir uns unendlich lieben. Es gab Ratten, vom Dachboden bis in den Keller, wo die Kartoffeln waren. Eines Tages sind wir runter und haben welche getötet. Wir haben sie eingeklemmt zwischen Türe und Schwelle. Die Augen sind ihnen herausgequollen. Da haben wir uns angelacht. Beim Rattentöten haben wir uns wirklich lieben können.
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ORF-Radios kommen im zweiten Halbjahr 2015 auf 72 Prozent Marktanteil, die Privatradios auf 24. Wien – Rund fünf Millionen Österreicher hören täglich ORF-Radios, die Privatsender erreichen rund 2,2 Millionen Österreicher. Die durchschnittliche Hördauer pro Tag lag im 2. Halbjahr 2015 bei 186 Minuten (rund drei Stunden). Im Vergleichszeitraum 2014 waren es noch 191 Minuten. Die ORF-Radios konnten laut Radiotest im zweiten Halbjahr 2015 zwar ihre Dominanz halten, verlieren aber bei der Tagesreichweite signifikant und kommen hier bei den Hörern ab zehn Jahren (Montag bis Freitag) aktuell auf 64,6 Prozent (2014: 66,5 Prozent) und einen rückläufigen Marktanteil von 72 Prozent (2014: 74 Prozent). Die Privatradios verbuchten 28,6 Prozent (29,1 Prozent) Reichweite und legten bei den Marktanteilen mit 24 Prozent (23 Prozent) etwas zu. Ö3 bleibt mit einer Reichweite von 34,9 Prozent (36,4 Prozent im 2. Halbjahr 2014) und einem stabilem Marktanteil von 31 Prozent größter Sender, verliert aber bei den Reichweiten signifikant: Von 36,4 Prozent auf 34,9 Prozent. Die ORF-Regionalradios folgen mit 30,7 Prozent (2014: 31,5 Prozent) Reichweite und 34 Prozent (35 Prozent) Marktanteil. Ö1 verlor und kommt auf 7,4 Prozent (2014: 8,8 Prozent) Tagesreichweite und fünf Prozent (2014: sechs Prozent) Marktanteil. FM4 legt sowohl bei der Reichweite (3,9 Prozent gegenüber 3,7 Prozent) als auch bei den Marktanteilen (drei gegenüber zwei) gegenüber dem 2. Halbjahr 2014 zu. ORF-Hörfunkdirektor Karl Amon zeigte sich mit den Radiotest-Ergebnissen in Summe zufrieden. Die ORF-Radios sind Publikumslieblinge. Das Ö1-Morgenjournal im Auto, Ö3 via Live-Stream im Büro, FM4 zum Nachhören – kein anderes Medium ist so ein einfach verfügbarer und zeitgemäßer Tagesbegleiter wie das Radio. Der ORF biete nicht nur Inhalte für unterschiedliche Interessen an, sondern auch über unterschiedliche Verbreitungswege. Kronehit kam auf eine nationale Reichweite von 12,4 Prozent (2014: 12,2 Prozent) sowie einem stabilen Marktanteil von acht Prozent. Geschäftsführer Ernst Swoboda dazu: Wir freuen uns sehr, dass der Erfolgslauf von Kronehit so klar und stark weitergeht. Das ist auch für den dualen Rundfunk in Österreich sehr wichtig, Kronehit war und ist auf dem Weg dorthin die Zugmaschine. Die Privatradiovermarkterin RMS errechnet, welche Tagesreichweiten (Montag bis Sonntag, Publikum ab zehn Jahren) sich gegenüber den Daten vor einem Jahr signifikant verändert haben. Im zweiten Halbjahr 2015 waren das gegenüber dem zweiten Halbjahr 2014: (red, APA, 28.1.2016)
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François Hollande schlug in Rede zu Nationalfeiertag Parlament der Euroländer vor. Welch schönes und sonderbares Land! Frankreich feierte am Dienstag seinen Nationalfeiertag Quatorze Juillet mit Tanzbällen, Feuerwerken und einer farbenprächtigen Truppenparade über die Pariser Champs-Élysées. Zehntausende verfolgten säbelbewehrte Gendarminnen und bärtige Fremdenlegionäre, Federbüsche und Bérets, die Marseillaise und den Chant des Partisans, den Gesang der Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg. Als Kontrapunkt zu den blitzenden Uniformen enthüllte das engagierte Online-Portal Mediapart, dass die Kindesmissbrauchsvorwürfe gegen französische Soldaten in Westafrika nicht der Vergangenheit angehörten, sondern weitergehen. Aber auch diese Form von Résistance gegen das Militär gehört in Frankreich zum Ritual: Seit der Revolution von 1789 gehört der 14. Juli genauso den Roten wie den Patrioten. Neu war am Dienstag einzig, dass auch Anti-Terror-Einheiten wie GIGN, Raid und BRI über die Champs-Élysées defilierten. Sie traten mit Helmen und Sonnenbrillen an, mit zahlreichen Orden auf der Brust. Die Nation erbrachte ihnen damit eine Hommage, nachdem sie die Attentäter der Charlie Hebdo-Redaktion und des jüdischen Supermarktes Anfang Jänner ohne Kollateralschäden neutralisiert hatten. An der Spitze der 3000-köpfigen Truppenparade fuhr der Staatschef vom Triumphbogen aus die rot, weiß und blau beflaggte Prachtavenue im offenen Wagen stehend ab. Da Nationalfeiertag war, blieben sogar die Pfiffe, die François Hollande regelmäßig empfangen, aus: Die Franzosen scharten sich hinter dem Präsidenten wie früher hinter dem Monarchen – so unpopulär er auch sein mag. Immerhin hat der siebente Präsident der Fünften Republik in letzter Zeit einige Pluspunkte gesammelt. In der Griechenlandkrise verteidigte er das vorrangige Ziel Frankreichs, den Grexit zu verhindern. Ich sage nicht, dass Frankreich gewonnen hat, meinte er nach der Truppenparade im üblichen Fernsehinterview am Nationalfeiertag. Europa hat gewonnen. Lieber sprach der Staatschef über Außenpolitik und fordert Teheran auf, zu einer Lösung in Syrien und im Irak beizutragen. Auch wärmte er die französische, von Deutschland skeptisch beäugte Idee einer EU-Wirtschaftsregierung auf. Neu schlägt er ein Parlament der Euroländer vor. Zugleich machte Hollande aber auch klar, dass er die Achse Berlin- Paris nicht weiter strapazieren will: Ohne Frankreich und Deutschland kommt Europa nicht voran. Und wenn er Griechenland weiterhin seine Hilfe zusage, gehe es ebenfalls um die europäische Idee. Diese ist allerdings gemäß Hollande nichts anderes als eine vergrößerte Idee Frankreichs. Es gehe um eine gewisse Idee Frankreichs, meinte der 60-Jährige mit Bezug auf einen Ausdruck des Begründers der Fünften Republik, Charles de Gaulles.
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Neue EU-Datenschutzverordnung und Hassposting-Abkommen mit Deutschland. 2018 soll in den 28 EU-Staaten eine neue Datenschutzverordnung in Kraft treten. Darauf hat man sich am Dienstag in Brüssel geeinigt. Sie soll Internetnutzern mehr Kontrolle über ihre Daten bringen, unter anderem die Löschung erleichtern und die Mitnahme von Kundendaten ermöglichen. Anlaufstellen sind künftig nationale Stellen und nicht mehr der EU-Sitz der jeweiligen Firma. Bei Verstößen drohen empfindliche Strafen. Die EU-Abgeordneten begrüßen die Neuregelung. Der EU-Datenschutz wird die Politik von Google, Facebook und Co verändern, sagt der SPÖ-Europaabgeordnete Josef Weidenholzer. Datenschützer und Juristen hegen Zweifel. Der Jurist Max Schrems, der seit Jahren den europäischen Datenschutz mit Prozessen gegen Facebook aufwühlt und zuletzt die Safe-Harbor-Regelung zum Kippen brachte, übt einige Kritik. Problematisch sei, dass es viele schwammige Formulierungen gebe, die in der Praxis für Rechtsunsicherheit sorgen dürften, sagt er zum STANDARD. Massives Lobbying der Konzerne habe dazu geführt, dass es Schlupflöcher gebe. Und: In vielen Punkten ist die neue Regelung deutlich unter dem derzeitigen Gesetz in Österreich. Die Datenschutzverordnung kann nur durch nationales Recht durchgesetzt werden. Der IT-Rechtsexperte Lukas Feiler glaubt, dass es weiterhin starke Unterschiede von Land zu Land geben wird. Die österreichische Regierung muss den Reformvorschlag erst prüfen, bevor sie konkret dazu Stellung bezieht. Der Rechtsanwalt Rainer Knyrim geht zudem davon aus, dass auch anderen Unternehmen hohe Strafen drohen. Das betrifft ja nicht nur den Onlinebereich und die ganz großen Internetkonzerne wie Facebook, sondern diese Strafen treffen jedes österreichische Unternehmen, sagte Knyrim im Ö1-Mittagsjournal. Der Strafrahmen beträgt laut Knyrim bis zu 20 Millionen Euro oder vier Prozent vom Umsatz, je nachdem, was höher ist. Auch kleinere Betriebe und die Pizzeria ums Eck seien betroffen. Es ist kaum ein Unternehmen mehr zu betreiben, das nicht mit Daten arbeitet, so Knyrim. Sein vorläufiges Urteil: Es ist ein großer Wurf für den Konsumentenschutz. Der Wurf ist aber eine Keule, die jetzt die Unternehmen trifft. Auf die geplante Festlegung eines Mindestalters von 13 Jahren für die Nutzung von Facebook und Co konnte man sich nicht einigen. Einige Staaten forderten die Nutzung erst ab 16 Jahren. Die Verordnung lässt sie nun zwischen 13 und 16 Jahren wählen. Das könnte nach Einschätzung Feilers ein effektives Internetverbot für jüngere Nutzer darstellen. 13 Jahre ist das Minimum in den Geschäftsbedingungen von Facebook. Google setzt schon jetzt teilweise höhere Schranken: In Spanien etwa darf man gemäß nationaler Bestimmungen ab 14 Jahren ein Konto anlegen, in den Niederlanden ab 16 Jahren. Facebook selbst begrüßt die Harmonisierung des Datenschutzes, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilt. Zu konkreten Änderungen will der Konzern aber noch nichts sagen. Von der Verordnung nicht erfasst ist das ebenfalls in den Bereich Datenschutz und Privatsphäre spielende Thema Klarnamenpflicht. Facebook besteht darauf, dass Nutzer einen authentischen Namen verwenden. Allerdings hat das Unternehmen die Regelung nun etwas gelockert. Nutzer dürfen unter Angaben eines Grundes auch einen anderen Namen als ihren gesetzlichen verwenden. Das Unternehmen will damit unter anderem Transgender-Personen entgegenkommen. Generell kommen auf die Konzerne noch weitere Änderungen zu. In Deutschland haben Google und Facebook mit Justizminister Heiko Maas ein schärferes Vorgehen gegen Hasspostings beschlossen. Diese sollen in Zukunft binnen 24 Stunden gelöscht werden. In den vergangenen Monaten war es besonders oft zu Hetze gegen Flüchtlinge gekommen. In Österreich gibt es vorerst keine gesonderte Vorgehensweise. Hierzulande tritt am 1. Jänner 2016 allerdings ein neuer Verhetzungsparagraf in Kraft, der härtere Strafen vorsieht.
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"Lügenpresse"-Vorwürfe gibt es auch in den USA, sagt Brooke Gladstone. Doch Medien hören schlicht auf ihr Publikum. STANDARD: Sie sprechen diese Woche in Wien bei der Media-Trends-Konferenz – worüber? Gladstone: Über die Beziehung zwischen Medien, Politik und dem Gehirn. Wie wir Politik wahrnehmen, wird maßgeblich beeinflusst durch diese zwei riesigen Filter, die aufeinander einwirken – das Filter der Medien und unser Gehirn. STANDARD: Und wie spielen diese Filter zusammen? Gladstone: Ein Beispiel: Benimmt sich ein Politiker daneben, den wir unterstützen, macht uns das unrund. Sobald wir aber selbst daran glauben, dass es für das schlechte Verhalten eine vernünftige Erklärung gibt, bekommen wir eine Dosis des Glückshormons Dopamin. Das ist die Belohnung für die Lüge, die es uns erlaubt, unsere Meinung beizubehalten. STANDARD: Wir werden also high davon, uns selbst zu belügen? Gladstone: Ja, und das alles hat Auswirkungen darauf, wie wir über Politik lesen und schreiben. Es geht nicht nur darum, Leute mit neuen Informationen zu versorgen. Das alles ist ein sehr viel subtilerer und komplizierterer Vorgang. STANDARD: Ihr Buch heißt The Influencing Machine, der Beeinflussungsapparat – worauf bezieht sich der Titel? Gladstone: Der Wiener Psychoanalytiker Victor Tausk entdeckte dieses Syndrom bei einer Frau, die davon überzeugt war, dass ein ehemaliger Geliebter mittels eines Apparats ihre Gedanken und Gefühle steuert. Immer wenn sich eine neue Technologie durchsetzt, taucht dieses Syndrom wieder auf – wir haben Angst davor, von außen kontrolliert zu werden, auch von Medien. Der Titel ist also ironisch gemeint: Wir werden nicht von einem Beeinflussungsapparat kontrolliert. Medien erhalten ihre Stichwörter von uns. STANDARD: Bekommen wir also die Medien, die wir verdienen? Gladstone: Ganz genau. Das ist der letzte Satz meines Buches! STANDARD: Das macht meinen Job ja ziemlich einfach, wenn das Publikum Schuld trägt. Gladstone: Wenn Sie nur wollen, dass Leute Ihre Artikel anklicken, werden Sie den Bullshit schreiben, den Leute anklicken. Ich nehme an, das machen Sie nicht – aber viele tun es. Sie übernehmen Verantwortung, genau wie jeder Leser verantwortlich dafür ist, zu klicken oder nicht zu klicken. STANDARD: Sie sagen, es gibt keine Objektivität. Gladstone: Objektivität ist ein Reinzustand. Ich glaube sehr wohl, dass Journalisten fair sein können, auch wenn sie nicht objektiv sind. Objektiv zu sein, in dem Sinne, dass man unbeeinflusst bleibt von den eigenen Gefühlen und Meinungen, wenn man Fakten wiedergibt – ich glaube nicht, dass das möglich ist. Denn Gefühle und Meinungen werden doch zu einem großen Teil durch Fakten und Erfahrungen erst gebildet! Davon nicht beeinflusst zu sein, würde also bedeuten, schlecht informiert zu sein. STANDARD: Die Geschichte der Medien, die Sie in The Influencing Machine erzählen, beginnt mit der Erfindung der Schrift und endet im Jahr 2045 – wie schauen Medien dann aus? Gladstone: Ich stelle es mir als nahtlose Beziehung vor, in der wir in einer virtuellen Welt parallel zur realen schweben. Intel will in naher Zukunft Implantate anbieten; es gibt Wearables, es gibt Smart Houses. Irgendwann werden all diese Maschinen nicht mehr nur Annehmlichkeiten sein, sondern das, was uns zu Menschen macht. STANDARD: Ich warte noch immer darauf, dass Sie sagen: Und dann gehen wir vor die Tür, um unsere gedruckte Tageszeitung zu holen. Gladstone: Ich denke, es wird dann sehr wohl noch Printzeitungen geben – für Menschen, die bereit sind, viel Geld dafür zu zahlen. Wer es liebt, am Sonntag die New York Times aufzublättern, wird dafür jede Woche hundert Mäuse hinlegen. STANDARD: In Deutschland und Österreich ist der Begriff Lügenpresse in rechten Kreisen populär. Gladstone: Ja, das haben wir auch! Und dann sagt die Linke, dass die Medien von einer Gruppe böser, unternehmerischer Overlords kontrolliert wird. Alles, was man tun muss, ist dem Geld zu folgen: Wer bezahlt dafür? Die Antwort beginnt dort, aber sie endet woanders. Jemand bezahlt dafür, aber jemand anderes muss es kaufen. Es ist eine wechselseitige Beziehung. Die Mehrheit der Massenmedien gehört reichen Menschen, und sie sind eine facettenreiche Gruppe. Manche sind links, manche rechts. Kleine Medien, die auch enormen Einfluss haben, sind so bunt wie die gesamte Menschheit. Das ist reiner Ausdruck des Syndroms des Beeinflussungsapparats, das ich vorhin beschrieben habe. STANDARD: Diese Verschwörungstheorien werden also nicht bald aufhören? Gladstone: Oh nein. Das ist so alt wie Kommunikation. Aber sein wir ehrlich: Es gibt genug Lügen da draußen. Die erste Verwendung von Schrift war politische Propaganda. Kommunikation wurde immer zur Manipulation genutzt. Aber zu sagen, dass das alles in der Hand einer Partei liegt, ist Unsinn. STANDARD: Eine Nebendebatte zur aktuellen Flüchtlingskrise in Europa betrifft die Frage, ob man Fotos von Toten zeigen darf oder nicht. Gladstone: Darauf gibt es keine einfache Antwort. Ich wünschte, es gäbe eine. Aber es gibt einen Unterschied zwischen einem Foto, das das Grauen zeigt – und einem Foto, das wir Violence Porn nennen. Eines vermenschlicht, das andere entmenschlicht.
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Generalstaatsanwaltschaft prüft mögliche Auflösung von Kotlebas Volkspartei – Unsere Slowakei. Bratislava – Der rechtsextremen slowakischen Volkspartei-Unsere Slowakei (LS-NS) von Marian Kotleba droht ein Verbot. Wie das Institut für Menschenrechte (ILP) am Donnerstag mitteilte, hat die Generalstaatsanwaltschaft in Bratislava Untersuchungen zur möglichen Auflösung der Gruppierung eingeleitet. Das ILP hatte sich an die Staatsanwaltschaft gewendet, nachdem Kotlebas Volkspartei für einen Schock bei den Parlamentswahlen Anfang März gesorgt hatte. Bei dem Urnengang kam die LS-NS überraschend auf acht Prozent der Stimmen und stellt damit derzeit 14 der insgesamt 150 Abgeordneten im slowakischen Parlament. Einen Aufruf der Menschenrechtler für ein Verbot der rechtsextremen Gruppierung hatten im Internet über 20.000 Menschen unterstützt. Der Fakt, dass diese Partei formell demokratisch ins Parlament gekommen ist, ändert nichts daran, dass sie absolut nicht demokratisch ist, die Wähler belogen hat und ihre Ziele nicht zu vereinbaren sind mit der slowakischen Verfassung, erklärte Peter Weisenbacher, Direktor des Instituts für Menschenrechte. Neben der Initiative des ILP sind bis Mitte März bei der slowakischen Generalstaatsanwaltschaft insgesamt über 160 Anträge zur Auflösung der LS-NS eingegangen, bestätigte eine Sprecherin der Behörde der slowakischen Nachrichtenagentur TASR. Diese würden derzeit geprüft. Die Aktivisten beklagten, dass die LS-NS faktisch identisch sei mit der faschistischen Vorgängerpartei von Kotleba, der Slovenska pospolitost (Slowakische Gemeinsamkeit), die auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft vom slowakischen Höchstgericht bereits 2006 verboten wurde. Die Extremisten von Kotleba hatten daraufhin 2010 die Partei der Weinfreunde übernommen und sie in die Volkspartei-Unsere Slowakei umbenannt. Seit 2013 ist der Extremistenführer Kotleba auch Regionspräsident im slowakischen Banska Bystrica.
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"Valley of Love" ist der erste Film seit 35 Jahren, in dem Isabelle Huppert und Gérard Depardieu gemeinsam spielen. Der Franzose Guillaume Nicloux verwischt darin souverän die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit.. Wien – Die Sonne brennt stur herunter. Schatten sind rar. Nur der Tourismus zeugt an dem dürren Ort von Leben. Die Eltern sind auf Veranlassung des Sohnes hier. Er hat sich umgebracht und sie in seinem Abschiedsbrief ins kalifornische Death Valley bestellt. Die beiden sind schon lange voneinander getrennt, nun müssen sie sich an seine Anweisungen halten. Nur dann, so verspricht er in seinem Schreiben, würde er sich ihnen noch einmal zeigen. Guillaume Nicloux Valley of Love erzählt die Geschichte einer Verabredung, und er erzählt sie auch nicht. Man kann die Ausgangsidee auch einfach als Setting verstehen: als Einladung an zwei Schauspieler, mit der eigenen Starpersona zu spielen. Der französische Regisseur setzt hier fort, was er in Die Entführung des Michel Houellebecq (2014) begonnen hat: Er vermischt die öffentliche Person mit der erfundenen eines Films – Houellebecq, der Schriftsteller, verkörperte damals ein Double seiner selbst. In Valley of Love treibt Nicloux nun zwei Giganten des französischen Kinos in die Manege. Isabelle Huppert und Gérard Depardieu haben – man mag es kaum glauben – seit 35 Jahren nicht gemeinsam gespielt. In Maurice Pialats Loulou (1980) waren sie ein Mann und eine Frau, die auf ihre sozialen Unterschiede, auf ihre Herkunft zurückgeworfen werden. In Valley of Love teilen sie eine imaginäre Vergangenheit, die in der Gegenwart weiter wirksam bleibt. Eine Mise en abyme, eine Spiegelkonstruktion von Bildern, sei der Film, so Nicloux im Standard-Interview. Die Grenzen zwischen dem richtigen Leben und der Fiktion verwischen sich. Mit dieser Methode, diesem Alibi einer Fiktion, vermochte ich das Wort Dokumentarfilm loszuwerden. Man verwendet den Begriff immer synonym mit Wahrheit, aber er ist genau das Gegenteil: Nichts ist mehr Fake als das Dokumentarische. Die Wahrheit findet man nur in der Fiktion. Valley of Love gibt mithin einen Rahmen vor, damit der Intimität auf die Sprünge geholfen wird. Aber ist es die Vertrautheit der beiden Darsteller oder jene der Figuren, die sich auf der Leinwand manifestiert? Es ist jedenfalls eine, die nicht vieler Worte bedarf; eine, die auch auf die sonderlichen Seiten des anderen Wert legt. Am Anfang geraten sich die beiden oft in die Haare. Beide haben den Trip nur unwillig angetreten. Gérard liebt immer noch das Maßlose, Isabelle hat ihre sensible, feinnervige Seite kultiviert. Er ist gierig, sie eher verhalten. Er wird in seiner riesenhaften Körperlichkeit gefilmt, sie wirkt fast noch schmäler als gewohnt. Der Zauber des Films kommt jedoch daher, dass man das Gefühl gewinnt, die Figuren wüssten noch viel mehr voneinander. Ich habe die filmische Mythologie der beiden genutzt und mir vorgestellt, sie hätten in der Zwischenzeit ein Kind miteinander bekommen, erklärt Nicloux seinen Gedankengang. Ihre Liebe ging auf dem Weg irgendwann verloren – und als Folge des Todes dieses Kindes verlieben sie sich erneut. Die Intimität sei ein Ergebnis verschiedener Dynamiken, die jeder aus Beziehungen kennt. Es ist erstaunlich, wie viele Brücken sich von selbst ergeben. Kleine Aufmerksamkeiten verraten schließlich, dass die beiden das Bild des anderen zurechtzurücken beginnen. Man passt aufeinander auf, tauscht ungeschickt kleine Zärtlichkeiten aus, trinkt gemeinsam Rotwein im Zimmer. Zugleich spitzt sich die existenzielle Situation zu, auch die eigene Vergänglichkeit rückt in den Blick. Depardieu laufen die Schweißbäche über das Gesicht, einmal begegnet er sogar einer Art Todesengel. Bei Huppert treten im Schlaf seltsame Male auf Händen und Füßen auf. Valley of Love konfrontiert den Zuschauer mit der eigentümlichen Verbundenheit, die er mit Ausnahmedarstellern teilt. Ist ein Regisseur von ähnlichen Motiven umgetrieben, wenn er zwei Stars vor der Kamera hat? Natürlich hat der Film auch etwas Egoistisches. Ich bin ein Egoist. Und ich bin auch prätentiös, denn man muss prätentiös sein, wenn man im Wettkampf mit einem mythischen Paar etwas Besonderes erfassen will. In einer der stärksten Szenen des Films glaubt Depardieu dann tatsächlich, den Sohn gesehen zu haben. Huppert hat den Augenblick verpasst. Die Situation eskaliert, die beiden stehen sich in der Wüste brüllend gegenüber. Kann man solche Szenen planen? Ich konnte es nicht voraussehen. Ich bin der erste Zuschauer meines Films. Depardieu wurde wütend, Huppert begann zu schreien – und es gab keinen zweiten Take. Das mache ich praktisch nie. Ich möchte nichts reproduzieren. Ich möchte nur nach der Intensität und Energie eines Augenblicks greifen.
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Vizeaußenminister erwartet Abschlussbericht der Atomenergiebehörde. Teheran/Wien – Der Iran erwartet für Freitag den Abschlussbericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zu seinem Atomprogramm, der grünes Licht zur Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran bedeuten könnte. Die IAEA werde in ihrem Bericht bestätigen, dass der Iran seine Auflagen erfüllt habe, sagte der stellvertretende Außenminister Abbas Araqchi am Mittwoch laut der Nachrichtenagentur Fars. Nach jahrelangem Streit über das Atomprogramm – westliche Staaten warfen dem Iran die Entwicklung von Nuklearwaffen vor – gab es im Juli eine Einigung. Der Iran verpflichtete sich zu einem Ende einiger Atomaktivitäten und internationalen Inspektionen, im Gegenzug sollten die Sanktionen aufgehoben werden, die die Wirtschaft des Landes seit einem Jahrzehnt lähmen. Gemeinsame Erklärung mit Mogherini erwartet Der Abschlussbericht der IAEA soll Auskunft darüber geben, wie weit der Iran die Auflagen erfüllt. Die UN-Atombehörde wollte die iranischen Angaben am Mittwoch nicht kommentieren. Araqchi sagte am Mittwoch, dem Abschlussbericht folge am Samstag oder Sonntag eine gemeinsame Erklärung des iranischen Außenminister Mohammed Javad Zarif und der EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini über die Umsetzung des Atomdeals und eine Aufhebung der Sanktionen.
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Arthur Schnitzlers Einakter im Schauspielhaus Wien. Wien – Die Pariser Kellerspelunke Der grüne Kakadu ist Schauplatz von Arthur Schnitzlers gleichnamiger Groteske, in der sich der Angstschweiß der Revolution auf den Straßen von 1789 mit dem schwülstigen Dunst der Adelsvergnügungen im Souterrain vermischt. Chevaliers, Marquis und Vicomtes treffen sich bei dem Wirt und abgewirtschafteten Theaterdirektor Prospère, um in einem Proletenstück in den prickelnden Genuss der Gefahr zu kommen. Das Proletariat könnte ihnen im echten Leben gefährlich an den Kragen gehen! Prospère ist am Schauspielhaus Wien eine Frau (Kara Schröder), die die Ausschank in Form ihrer beiden Busenzapfhähne bestens unter Kontrolle hat. Kein schlechtes Bild für einen geschäftstüchtigen Gastwirt. Und es ist generell das aus Latex, Tüll und Leder gefertigte Bühnen- und Kostümwerk von Josa Marx, das in der Inszenierung von Lucia Bihler den Ton angibt. Die beiden haben ihrer Vorliebe für sexy Oberflächen schon öfters Ausdruck verliehen (Titus am Ballhaus Ost; Biedermann und die Brandstifter in Göttingen). Plastik überzieht die Bühne, das blaue Blut rinnt den Adeligen schon über die Leggings. Wie ein Todesvogel erhebt sich von Zeit zu Zeit ein androgyner Sänger (Nicolas Fehr) auf seine Plateau-Overknees und haucht wunderschön seine Trauer aus (Musik: Jacob Suske). Das puppenhaft steife Spiel der Knautschlackfiguren macht das Stück aber leblos, es drängt den Text zur Seite – einerseits wird dabei hochtönend viel vernuschelt, andererseits stiehlt man der Sprache die Show. Man hätte sich mehr Schauspielerfleisch gewünscht wie jenes von Jesse Inman, der als begriffsstutziger Chevalier Albin den Untergang seines Standes anrührend darstellt. Im Getriebe dieses Ausstattungsabends versickern auch die Zusatztexte von Bernhard Studlar, die von der Wirtin als Zwischenkommentare gesprochen werden. Sie legen sich (beim Lesen) wie Metatexte auf die Schnitzler-Dialoge drauf. Dass im Kakadu-Ensemble letztlich doch ein Mord passiert, geht schließlich fast unter.
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Sturm-Graz-Spieler Marko Stankovic hatte FPÖ-Chef Strache zur Scham aufgefordert und wurde vom medialen Echo überrascht. Wien / Graz – Schämen Sie sich, Herr Strache, schämen Sie sich, hatte Marko Stankovic, Spieler des SK Sturm Graz am Samstag auf Facebook geschrieben. Anlass zum Unmut gab ein Eintrag des FPÖ-Chefs zur Amokfahrt von Graz, in dem die Herkunft des Täters thematisiert wurde. Am Montag erklärte der rekonvaleszente Stankovic dem STANDARD die Hintergründe. STANDARD: Haben Sie erwartet, dass Ihr Facebook-Eintrag ein derartiges Echo hervorruft? Stankovic: Mir war zwar bewusst, dass man als Bundesliga-Spieler stärker wahrgenommen wird. Die Größenordnung hat mich dann aber doch überrascht, ein Echo ungeahnten Ausmaßes. STANDARD: Würden Sie Ihren Eintrag jetzt anders formulieren oder vielleicht sogar bleiben lassen? Stankovic: Ich bereue gar nichts. Ich habe niemanden beleidigt, ich wollte nur niveauvoll meine Meinung abgeben. Ich war zu diesem Zeitpunkt emotional sehr ergriffen, die Vorfälle haben mich persönlich getroffen. STANDARD: Woher kommt der persönliche Bezug? Stankovic: Meine Frau hat das alles miterleben müssen, wäre es zehn Sekunden früher passiert, hätte es auch sie erwischen können. Wir sind sehr oft in der Herrengasse. Vielleicht habe ich deshalb dünnhäutiger als sonst reagiert. STANDARD: Gab es auch negatives Feedback? Stankovic: Die Kommentare in den sozialen Medien lese ich nicht. Ich habe in meinem Umfeld aber sehr viele positive Rückmeldungen bekommen. Und zwar aus jeder Altersschicht. Mir wurde zu den Worten gratuliert. STANDARD: Macht Sie das ein klein wenig stolz? Stankovic: Ach was, ich bilde mir überhaupt nichts darauf ein. Es war nicht mein Ziel, den Sonntag damit zu verbringen, Nachrichten über mich zu lesen. Ich bin politisch gar nicht besonders interessiert. STANDARD: Hatten Sie zuvor ein konkretes Bild von Strache? Stankovic: Eigentlich nicht. Mir ging es nicht darum, etwas gegen die FPÖ zu sagen. STANDARD: Strache ist ja nicht zum ersten Mal unangenehm aufgefallen. Was hat Sie in diesem Fall besonders gestört? Stankovic: Es ist eine Unart, dass man über die Herkunft des Täters spricht, bevor man seine Anteilnahme bekundet. Ich war sehr erbost. Bei so einer Tragödie ist kein Platz für Parteipolitik. STANDARD: Sportler sollen immer als Vorbilder dienen, sie sollen gegen dies und für jenes sein. Ist das zu viel verlangt? Stankovic: Es ist positiv, wenn man sich für einen guten Zweck einsetzt. Ich würde es aber von niemandem verlangen, jeder hat mit seinem Leben genug zu tun. Aber Jugendliche sehen zu Sportlern auf, also sollte man zumindest nicht negativ auffallen. STANDARD: Ihre Eltern sind gebürtige Serben. Hat sich Ihre Familie in Österreich immer wohl gefühlt? Stankovic: Mit dem Thema Diskriminierung bin ich in Österreich nie in Berührung gekommen. Meine Familie war hier immer willkommen. STANDARD: Arnautovic, Dragovic, Junuzovic – wo wäre das Nationalteam ohne Spieler mit Migrationshintergrund? Stankovic: Ich weiß, die Magazine schreiben gerne Geschichten über Spieler mit ausländischem Hintergrund. Aber wozu eigentlich? Ja, unsere Namen enden mit vic, na und? Wir spielen für Österreich, weil wir alle Österreicher sind.
| 4Sport
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Erste Ergebnisse der Magnetospheric Multiscale Mission der Nasa liegen vor. Das Grazer Institut für Weltraumforschung ist an dem Projekt beteiligt. Graz/Seattle – In der Magnetosphäre der Erde spielen sich faszinierende Prozesse ab. Neue Erkenntnisse über den explosiven Prozess in der Magnetopause der Erde, also der äußeren Begrenzung der Magnetosphäre, liefert die NASA-Satellitenmission MMS. Unter Mitwirkung von Forschern aus Graz wurden nun im Fachblatt Science erste Ergebnisse publiziert. Die Daten liegen für einen Durchflug der Magnetopause im Oktober 2015 vor. Damals flogen die Satelliten offenbar mitten durch die Geburtsregion einer Rekonnexion: Für Plasmaphysiker ist das mit einem Lotto-Sechser zu vergleichen, sagte Wolfgang Baumjohann vom Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Als Rekonnexion bezeichnet man in der Physik die abrupte Umwandlung der Energie magnetischer Felder in Strömungs- und thermische Energie. In Weltraumplasmen beeinflusst diese Energieumwandlung die Wechselwirkung zwischen dem Sonnenwind – dem Teilchenfluss, der von der Sonne abströmt – und dem Erdmagnetfeld und damit auch das sogenannte Weltraumwetter. Dabei kann es zu Problemen etwa bei Satelliten, elektrischen Anlagen, bei der Funkkommunikation oder bei Navigationssystemen kommen. Ein besseres Verständnis der Rekonnexion ist ein wichtiges Ziel für die Plasmaphysik der Erde und des Weltraums, betonten die Autoren unter Federführung von Jim Burch vom Southwest Research Institute in San Antonio (Texas). Im Vorjahr ist die NASA-Satellitenmission MMS (Magnetospheric Multiscale Mission) gestartet, um das Zusammenspiel zwischen den Magnetfeldern von Erde und Sonne genauer zu untersuchen. Nun wurden Daten ausgewertet, die die vier Satelliten in der Grenzregion zwischen dem Sonnenwind und der Erdatmosphäre gesammelt haben, so Baumjohann. Das Grazer IWF ist der größte nicht-amerikanische Partner der Mission und ist am Instrumentenbau wie auch der Datenauswertung beteiligt. Das Besondere an der Mission ist der Maßstab, in dem die Magnetfelder untersucht werden: Die Forscher analysieren den dynamischen Prozess im Millisekundenbereich. Erstmals konnten wir wie mit einem Mikroskop in das Entstehungsgebiet der magnetischen Rekonnexion blicken und quasi die Keimzellen für diesen wichtigen plasmaphysikalischen Prozess untersuchen, so der Wissenschafter. Rekonnexion tritt auf, wenn sich zwei einander entgegengesetzte Magnetfelder in Plasmen zu nahe kommen. Die Feldlinien brechen auf, um sich anschließend neu zu formieren. Dabei werden explosionsartig große Mengen magnetischer Energie in andere Energieformen umgewandelt. Damit Rekonnexion stattfinden kann, müssen die Plasmen des Sonnenwindes und der Erdmagnetosphäre jedoch entmagnetisiert werden: Das heißt, Plasma und Magnetfeld werden entkoppelt, wie Baumjohann erklärte. Die Geräte auf den Satelliten messen laut IWF hundertmal schneller als frühere Missionen. Daher konnte das Verhalten der sehr kleinen und leichteren negativ geladenen Elektronen im Plasma, das bisher nur am Computer simuliert wurde, erstmals direkt beobachtet werden.
| 7Wissenschaft
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Deutscher Politiker verweist auf Apple Watch und Smartphones – Gegen Abschaffung des 500-Euro-Scheins. Stuttgart – Das Ende von Münzen und Scheinen zur Bezahlung ist nach Ansicht von EU-Digitalkommissar Günther Oettinger unvermeidlich. Bargeld stirbt aus: Wir werden mit der Apple-Watch bezahlen, mit dem Smartphone bezahlen, sagte Oettinger auf einer Veranstaltung des Beratungsunternehmens Deloitte in Stuttgart. Deutsche seien in Sachen Bezahlungsart zwar etwas konservativer als Finnen oder Dänen, räumte der christdemokratische Politiker ein. Sie hätten in der Vergangenheit noch lange am Scheck festgehalten, als anderswo die EC-Karte längst Usus gewesen sei. Das Ende der Barzahlungen und die Verlagerung der Transaktionen komplett ins Digitale würden aber kommen, sagte Oettinger. Der CDU-Politiker sprach sich jedoch gegen die von der Europäischen Zentralbank (EZB) erwogene Abschaffung des 500-Euro-Scheins aus. Anstatt regulatorisch einzugreifen, sollte man dies dem Markt und der absehbar sinkenden Nachfrage überlassen. Mein Rat ist: Schafft den 500-Euro-Schein nicht ab, haltet am Bargeld fest – der Markt macht es, sagte Oettinger. Bargeldloses Bezahlen werde im Zuge der Digitalisierung der Verbrauchergewohnheiten immer selbstverständlicher. Diesem Trend wird nach Auffassung des EU-Kommissars das Bargeld komplett zum Opfer fallen. Wann dies wohl geschieht, ließ er offen.
| 3Wirtschaft
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Mit dem neuen Look will man stilsicher auf Smartphones in Erscheinung treten. Seit 1999 wurde es nur minimal verändert, doch am Dienstag stellte Google ein neu gestaltetes Logo vor. Auf google.at wird es bereits via Animation vorgestellt. Damit will der Konzern sicherstellen, dass sein Logo auch auf Smartphones und Tablets stilsicher in Erscheinung tritt. Die feinen Serifen unseres Logos sieht man auf mobilen Geräten kaum noch, sagte ein Google-Sprecher der Welt. Bei der Neugestaltung setzte man auf einfache und flache Formen und spricht jene Designsprache, die auch bei iOS und Android zur Anwendung kommt. Hintergründe zu den Design-Überlegungen liefert das Unternehmen in einem eigenen Blogeintrag. Parallel zur Google-Suche werden auch andere Logos des Unternehmens angepasst, etwa jene für Google Maps und Google+. Zudem werden die ersten Updates für Android-Apps ausgeliefert, die das Branding auf den neuesten Stand bringen. In diesem Zuge soll auch das Design von Google Now überarbeitet werden. Google hat sich erst vor wenigen Wochen eine neue Struktur verpasst. Mit Alphabet wurde ein Mutterkonzern geschaffen, den der bisherige Google-CEO Larry Page gemeinsam mit Co-Gründer Sergey Brin leitet. Unter diesem Dach sollen mehrere weitgehend eigenständige Unternehmen entstehen, von denen ein aufs Kerngeschäft reduziertes Google nur eines ist. Andere Unterfangen wie die Hardwareabteilung Nest und das in der medizinischen Forschung tätige Calico werden künftig gesondert geführt, samt eigenem CEO. Neuer Google-Chef ist Sundar Pichai, der bereits im Oktober als Produktchef zur inoffiziellen Nummer zwei des Unternehmens avancierte.
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Gedenken an die toten Flüchtlinge im Burgenland – Keine polizeilich relevanten Vorfälle. Wien – Knapp 20.000 Menschen haben am Montagabend in Wien gegen unmenschlichen Umgang mit Flüchtlingen demonstriert. Gestartet war der Demo-Zug am Christian-Broda-Platz, die Schlusskundgebung fand vor dem Parlament statt. Um etwa 21.30 Uhr wurde die unter dem Motto Mensch sein in Österreich stehende Kundgebung beendet. Der Demonstrationszug hatte sich zuvor verspätet erst 19.30 Uhr in Bewegung gesetzt, da sich immer mehr Menschen versammelten. Viele Teilnehmer trugen auf Anregung der Organisatorin Nadia Rida weiße Kleidung. Teilweise unter Applaus von Passanten gingen die Demonstranten über die Mariahilfer Straße Richtung Innenstadt, zu Songs wie Es fangt genauso an von STS und A Mensch möcht i bleiben von Wolfgang Ambros. Gemeinsam und mit Liebe war das Motto der Demonstration. Damit könne man das Land verändern. Die laut Polizei knapp 20.000 Teilnehmer sammelten sich gegen 21.00 Uhr vor dem Parlament. Zuvor hatte die Polizei den Ring komplett von der Operngasse bis zum Parlament gesperrt. Es kam auch auf der 2er-Linie zu langen Rückstaus. Vor dem Parlament wurden dann Transparente geschwenkt und zahlreiche Kerzen entzündet. Mit der Asylpolitik in Österreich sei man nicht zufrieden. Seht, wie viele wir sind, auch wir können viel bewegen , sagte Organisatorin Nadia Rida. Bei der Kundgebung vor dem Parlament wurde auch der 71 toten Flüchtlinge aus dem Lkw an der A4 im Burgenland gedacht. Zum Lied Gebt uns endlich Frieden von Georg Danzer entzündeten die Teilnehmer ein Lichtermeer. Die Stimmung bei der Demo war außerordentlich friedlich, zahlreiche Familien nahmen mit Kindern teil. Polizisten trugen ihre Sicherheitshelme lediglich unter dem Arm. Insgesamt waren 450 Beamte im Einsatz, die Demonstration selbst begleiteten aber nur rund 100, die restlichen kümmerten sich etwa um Verkehrsmaßnahmen und Objektschutz. Es gab keinen einzigen polizeilich relevanten Vorfall, sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer. Kurz nach 22.00 Uhr wurde der Ring wieder für den Verkehr freigegeben. Zuvor ist am Montagabend mit einem öffentlichen Gedenkgottesdienst im Stephansdom der 71 in einem Schlepperfahrzeug ums Leben gekommenen Flüchtlinge gedacht worden. Es ist genug! Genug des Sterbens, genug des Leides und der Verfolgung. Wir können nicht mehr wegschauen, sagte Kardinal Christoph Schönborn vor den Besuchern, darunter fast die gesamte Bundesregierung, wie Kathpress berichtete. Es sei eigentlich zu grauenhaft, an das Todesleiden und Sterben dieser 71 Flüchtlinge in einem Kühlwagen für Fleischtransport zu denken, sagte der Kardinal zu dem am vergangenen Donnerstag entdeckten Flüchtlingsdrama auf der Ostautobahn (A4) im Burgenland. Das Gedenken sei aber notwendig: Sie alle, die gestorben sind, um die wir trauern, sind unsere Geschwister, einfach Mitmenschen. Der Kardinal rief einmal mehr zu mehr Hilfe für Flüchtlinge auf, zugleich mahnte er auch mehr europäische Solidarität bei der Versorgung und Integration der Flüchtlinge ein. Die Flüchtlinge seien Menschen, die einfach überleben und leben wollen, wie wir alle. Es sei endlich an der Zeit, aus der Starre zu erwachen und uns entschieden der wohl größten humanitären Herausforderung Europas in den letzten Jahrzehnten zu stellen, sagte Schönborn. Das gehe nur gemeinsam, im Zusammenspiel von Staaten, Gemeinden und Religionsgemeinschaften. Wir dürfen zugeben, dass es schwierig ist. Wir dürfen Ängste und Sorgen benennen. Aber Wegschauen geht nicht mehr, betonte der Kardinal. Gemeinsam mit Schönborn zelebrierten u. a. Militärbischof Werner Freistetter und Weihbischof Franz Scharl den Gottesdienst. Fast die gesamte Bundesregierung, angeführt von Kanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP), war in den Stephansdom gekommen. U. a. nahmen auch Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, Außenminister Sebastian Kurz (beide ÖVP), Nationalratspräsidentin Doris Bures, Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (beide SPÖ) und der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Fuat Sanac, an dem Gedenken teil.
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Binärmodul ungefragt installiert – Google reagiert auf Kritik mit Deaktivierung. Die freie Verfügbarkeit des Codes ist für so manche Nutzer ein entscheidender Faktor bei der Wahl der von ihnen genutzten Software. Googles Chrome kann dabei die Ansprüche nicht vollständig erfüllen. Zwar stehen weite Teile als Open Source zur Verfügung – aber eben nicht alle. Vor allem das Flash-Modul aber auch die Synchronisations-Funktionen sind bei Chrome proprietär. Gerade unter Linux ist es insofern gebräuchlich direkt aus dem freien Chromium-Projekt erstellte Browser zu nutzen, die ganz ohne Binärbestandteile auskommen. Zumindest bis vor kurzem. Wie ein Debian-Entwickler entdeckt hat, laden mittlerweile nämlich auch Chromium-Versionen ein Binärmodul nach. Noch dazu handelt es sich dabei um eine durchaus kritische Komponente nämlich jene zur Hotword-Aktivierung mittels OK Google. So mancher Kritiker vermutete entsprechend schnell, dass Google hier seine Nutzer heimlich ausspionieren wolle. Dem widerspricht das Unternehmen allerdings entschieden. Wie schon ein rascher Blick auf den Source Code offenbare, sei das Modul gar nicht von Haus aus aktiviert. Wer es nutzen will, muss zuerst explizit die Hotword-Funktion in den Browser-Einstellungen anschalten. Um weitere Bedenken auszuräumen hat das Unternehmen vor einigen Tagen eine Option hinzugefügt, mit der schon beim Kompilieren festgelegt werden kann, dass das Binärmodul nie heruntergeladen werden soll. Allerdings war dabei der Download von Haus aktiviert – was wiederum zu weiterer Kritik führte. Also bessert das Unternehmen nun noch einmal nach: Ab der Revision r335874 ist das OK Google-Feature in Chromium-Builds von Haus aus vollständig deaktiviert – also inklusive des umstrittenen Downloads. Bei Google Chrome wird die Hotword-Funktion hingegen weiterhin mitgeliefert. Allerdings ist sie auch hier von Haus aus deaktiviert, wie das Unternehmen versichert. Wer in dieser Hinsicht sichergehen will, kann diesen Umstand in den Browsereinstellungen unter dem Punkt Suche überprüfen. Prinzipiell ist die Sprachsuche so aufgebaut, dass die Eingaben – wie auch unter Android oder iOS – auf den Servern des Herstellers in Text umgewandelt werden. Allerdings erfolgt eine Datenübertragung erst nach der Erkennung der Phrase Ok Google, die lokal vorgenommen wird.
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Sie bezahlen dafür rund 2,5 Milliarden Euro.. Die drei deutschen Autobauer Audi, BMW und Daimler haben grünes Licht für die Übernahme der Nokia -Navigationssparte Here bekommen. Alle zuständigen Kartellbehörden hätten den Kauf genehmigt, teilten die drei Oberklasse-Hersteller am Freitag mit. Die drei Partner übernehmen Here zu gleichen Teilen. Sie bezahlen dafür rund 2,5 Milliarden Euro. Das Trio will mit der Übernahme verhindern, dass die Schlüsseltechnologie für Assistenzsysteme, Navigation und autonomes Fahren in die Hände von Google, Apple oder anderen Internetfirmen gerät. Nokia Here wird in Europa in vier von fünf Autos genutzt. Die Sparte ging aus dem Navigations-Anbieter Navteq hervor, den der finnische Konzern Nokia 2008 für rund acht Milliarden Dollar gekauft hatte.
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Bisher beste ATP-Platzierung stellt Niederösterreicher als 18. schon ein. Im Rio-Viertelfinale trifft er auf den Spanier David Ferrer. Rio de Janeiro – Dominic Thiem hat seinen Erfolgslauf bei seiner Südamerika-Premiere auf der ATP-Tour fortgesetzt. Der 22-jährige Niederösterreicher erreichte am Mittwoch in Rio de Janeiro erstmals in seiner Karriere das Viertelfinale eines ATP-500-Turniers. Nach dem 7:5, 7:5 über Diego Schwartzman (ARG) egalisiert Thiem am Montag mit Rang 18 zumindest seine bisher beste Weltranglisten-Platzierung. Am Freitag geht es gegen den als Nummer zwei gesetzten Spanier David Ferrer, der seinen Landsmann Albert Ramos-Vinolas in drei Sätzen 4:6, 6:1, 6:4 besiegen konnte. Im Falle eines Sieges ist Thiem auf jeden Fall bereits Nummer 16 der Welt, sogar das erstmalige Erreichen der Top 15 wäre möglich. Im Vorjahr stand übrigens mit dem derzeit verletzten Andreas Haider-Maurer Österreichs Nummer zwei im Rio-Halbfinale – und verlor da gegen Ferrer. Sieben Siege in Folge Nach dem Turniersieg in Buenos Aires und nun zwei Erfolgen in der Olympiastadt Rio hält Thiem schon bei sieben Siegen in Folge. Doch die Anstrengungen der vergangenen zehn Tage wirken sich freilich bei dem Lichtenwörther auch aus. Schwieriges Match heute, war etwas müde, muss ich zugeben, bin auch recht froh, dass morgen kein Einzel ansteht, berichtete Thiem via Facebook nach dem zweiten Sieg im zweiten Match gegen Schwartzman. Spielerisch war es ein guter Fight, in den brenzligen Situationen habe ich stets eine starke Antwort gehabt und konnte mir so den Sieg erkämpfen, schilderte Thiem. Der Schützling von Günter Bresnik spielt am Donnerstag gemeinsam mit dem Serben Dusan Lajovic Doppel und wird dann schon seinen nächsten Gegner kennen. Das Spanier-Duell Ferrer – Ramos-Vinolas ist davor angesetzt. Gegen den 33-jährigen Weltranglisten-Sechsten Ferrer hat Thiem noch nie gespielt und es wäre genau das Duell, das sich Coach Bresnik gewünscht hätte. Thiem soll ja so viel wie möglich gegen Top-Ten-Spieler antreten, um Erfahrung zu sammeln und sich weiter zu verbessern. Es wäre in diesem Jahr schon das dritte Aufeinandertreffen mit einem Spieler aus jenem Kreis, in dem Thiem früher oder später selbst einmal landen möchte. Im Halbfinale von Brisbane hatte er im Jänner gegen den Weltranglisten-Dritten Roger Federer mit 1:6, 4:6 verloren, in der Vorwoche sensationell die Nummer 5, Rafael Nadal, mit 6:4, 4:6, 7:6 (4) ausgeschaltet. Ob die Kräfte für ein eventuelles Duell mit dem aktuellen Wien-Sieger Ferrer noch reichen? Bis dahin werde ich hoffentlich wieder fit sein. Auf in das Viertelfinale!, schrieb Thiem. Auch gegen Ramos-Vinolas hat Thiem übrigens noch nie gespielt. Olympia auf Hartplatz Mit dem Viertelfinaleinzug bei dem mit 1,47 Millionen Dollar dotierten Sandplatz-Turnier hat sich Thiem 90 ATP-Punkte sowie brutto 35.365 US-Dollar (knapp 32.000 Euro) gesichert, mit einem weiteren Sieg könnte er beides verdoppeln. Das Sandplatz-Turnier in Rio ist übrigens nicht die Generalprobe für die Olympischen Tennis-Bewerbe (6. bis 14. August), denn dann wird auf Hartplatz und auf einer anderen Anlage gespielt. Thiem ist auf einen Einsatz im Zeichen der Fünf Ringe nicht besonders heiß, weil er den Stellenwert von Tennis bei Olympia nicht hoch einschätzt. Zudem wurden ja die Weltranglisten-Punkte für Olympia wieder gestrichen. Mal schauen, vielleicht spiele ich, vielleicht nicht, aber ich kann auch ohne Olympia zufrieden heimgehen, hatte Thiem nach seinem Aus bei den Australian Open im Jänner erklärt. Vielleicht ändert er seine Meinung ja schon alleine wegen seiner schon jetzt so guten Südamerika-Erfahrungen.
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Die Zahlungsmoral der Österreicher ist ingesamt hoch, am wenigsten offene Rechnungen haben die Burgenländer. Wien – Die Zahlungsmoral der Österreicher ist hoch und hat sich im Vergleich zum Vorjahr weiter verbessert. Der Anteil der österreichischen Bevölkerung mit offenen Rechnungen ist um 15 Prozent gesunken. Glaubt man einer Studie der Wirtschaftsauskunftei CRIF, sind die Burgenländer besonders tüchtig. Im Bundesländervergleich haben hier die wenigsten Personen offene Forderungen. In Wien ist der Bevölkerungsanteil mit offenen Rechnungen doppelt so hoch wie im Burgenland. Die zweitbeste Zahlungsmoral hinter dem Burgenland gibt es demnach in Tirol, gefolgt von Niederösterreich, Oberösterreich und Vorarlberg. Salzburg, Kärnten und die Steiermark teilen sich den vorletzten Platz. Einen wesentlichen Unterschied bei der Zahlungsmoral spielt das Geschlecht. So ist die durchschnittliche Forderungshöhe von rund 405 Euro bei Männern um knapp ein Drittel höher als die bei Frauen mit 304 Euro. (red, 12.8.2015)
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Die "Initiative gegen Überhundung" legt die Mechanismen populistischer Panikmache offen – und schafft sich damit Feinde. Es ist eine auf den ersten Blick bizarre politische Vereinigung, die mit Reimen auf Volksschulniveau gegen eine Minderheit hetzt, weil diese angeblich den normalen Österreicher bedroht: Die Initiative Hunde raus aus Österreich hat es sich zum Ziel gesetzt, der Überhundung Österreichs ein Ende zu setzen. Mit Slogans wie Österreich statt Waustria und Deutsch statt Wuff will das Projekt mit seiner Facebook-Seite aufrütteln. Dabei handelt es sich natürlich um ein Satireprojekt: Die drei Betreiber wollen offenlegen, welcher Mechanismen sich Populisten bedienen, um gegen Minderheiten zu hetzen – und auch die Absurdität mancher Behauptungen klarmachen. Der Hund eigne sich dabei am besten als Platzhalter, zeigen sich die Seiten-Betreiber überzeugt: Hunde sind greifbar. Irgendwie kann sich jeder damit auf die eine oder andere Weise identifizieren, vielleicht oder gerade mehr als mit so manchen Menschen – die Tatsache an sich ist ja schon ziemlich erschreckend. Die Initiative hofft auf den Schockmoment, der durch Hetze gegen die lieben Vierbeiner ausgelöst werden soll. Tatsächlich lösen Vergleiche zwischen den Lebensumständen etwa von Obdachlosen und verhätschelten Haustieren ein Unwohlsein beim Betrachter aus. Genauso irritieren Texte, die sich an Parolen gegen Ausländer bedienen, aber gegen Hunde hetzen: Wien ist eine wunderschöne Stadt, heißt es da etwa. Aber: Täglich verschmutzen zehntausende Hunde die Grünanlagen, welche der Mensch mühsam in die Stadt reintegriert hat. Die Hunde scheißen auf Wien. Wollen wir uns das wirklich bieten lassen? Den Betreibern fiel es dabei nicht immer leicht, in die Rolle eines Rechtspopulisten zu schlüpfen. Ein typisches Hunde raus aus Österreich/(HRAÖ)-Posting entsteht nach Angaben der Seiten-Admins etwa folgendermaßen: Ein typischer Rechtswähler auf Facebook sagt: Diese Asylanten kennen keine Dankbarkeit und vergewaltigen unsere Frauen. In 10 Jahren müssen alle unsere Frauen eine Burka tragen. Anschließend wird dieser Gedanke auf Hunde übertragen, deren Anzahl in Österreich übrigens die Einwohnerzahl Kärntens übersteigt. Dann heißt es: Diese Köter integrieren sich nicht, sprechen kein Wort Deutsch und Dankbarkeit kennen die auch nicht, oder hat jemals einer Danke zu euch gesagt? Die Hetze gegen Hunde wird dann weiter auf die Spitze getrieben: Sie gehen mit unseren Frauen Gassi. Ihr werdet sehen, in 10 Jahren müssen unsere Frauen Maulkorb und Leine tragen. Nicht jeder Nutzer erkennt, dass es sich dabei um Satire handelt. Bedrohungen und wüste Beschimpfungen sind keine Seltenheit. Oftmals geht das sogar so weit, dass Menschen gleichzeitig Hunde raus aus Österreich kritisieren und gegen Ausländer hetzen. Hauptsache, die Asylanten kriegen alles in den Arsch gesteckt, aber die Hunde wollen s raus haben – ganz check ich die Logik nicht, schreibt etwa eine junge Nutzerin. Der Witz ist: Die Hunde wollen sie raus haben, aber immer mehr Asylanten zu uns – in was für einer Welt leben wir eigentlich, eine andere. Selbstreflektion ist ein schwieriger Prozess, so einer der Seiten-Betreiber zum STANDARD. Allerdings will die Initiative auch gar nicht auf den ersten Blick als Satireprojekt erkennbar sein. Denn: Um die Menschen vor den Kopf zu stoßen, muss man ihnen erst einmal deutlich machen, dass sie sich hier genau darüber aufregen, was sie anderswo gegen Menschen vorzubringen haben. Die Betreiber reagieren dabei auch blitzschnell auf aktuelle Ereignisse: Die Nationalratsabgeordnete Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ) ließ vor wenigen Tagen mit dem Vorschlag aufhorchen, Asylwerber sollten in Herkules-Maschinen abgeschoben werden, da sie dort so laut schreien können, wie sie wollen. Blitzschnell wandelte die Seite den Sager um: Dann hieß es, Hunde könnten dort so viel jaulen und winseln, wie sie möchten. Mittlerweile hält die Seite bei über 4.000 Gefällt Mir-Angaben. Gegründet wurde sie von einem 33-Jährigen, der in der Behindertenhilfe arbeitet, nach einem deutschen Vorbild. Durch die Seite lernte er die zwei anderen Betreiber kennen. Lustig ist das Projekt für sie nicht: Wir können über das, was wir fabrizieren, nicht lachen. Wenn man uns vorwirft, geschmacklos zu sein, dann muss ich diesen Menschen absolut recht geben. Jedoch sind die Vorbilder, denen wir unsere Bilder entnehmen, nicht selten noch viel verabscheuungswürdiger.
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Die neue Hauptverbandschefin sieht Vorteile für Patienten durch Selbstbehalte und Boni. STANDARD: Am Montag haben Gesundheitsministerium und Hauptverband erstmals mit der Ärztekammer über das Primärversorgungsgesetz verhandelt. Bislang waren die Ärzte nicht sehr begeistert, nannten den Entwurf inakzeptabel. Wie geht es weiter? Ulrike Rabmer-Koller: Wir brauchen die Primärversorgungszentren (PHC) unbedingt, weil die Spitalsambulanzen mit Leuten überlastet sind, die dort eigentlich gar nicht hingehören. Sie könnten in einem PHC, in dem Allgemeinmediziner und anderen Gesundheitsberufe zusammenarbeiten, gleich gut, aber günstiger behandelt werden. Mir ist wichtig, dass wir dafür eine einheitliche Regelung haben. Das geht nur mit den Ärzten. STANDARD: Inhaltlich wollen Sie nichts verraten. Sind Sie zuversichtlich, dass man mit den Ärzten bis Mitte 2016 eine Regelung findet, um bis Jahresende wie geplant ein Prozent der Bevölkerung in Primärversorgungszentren zu versorgen? Rabmer-Koller: Ja, nur müssen sich alle Seiten bewegen. Aber wir haben ja schon ein PHC in Wien, ein zweites im Aufbau, eines entsteht in Oberösterreich. Ein Ausbau war also schon bisher möglich – ohne Gesetz. STANDARD: Braucht es überhaupt ein Gesetz? Rabmer-Koller: Ich will österreichweit eine einheitliche Regelung haben. Derzeit gibt es viel Unsicherheit. Deshalb muss bis zum Sommer entschieden sein: Gibt es ein Gesetz? Wenn nicht, muss man trotzdem einheitliche Richtlinien festlegen und umsetzen, damit wir im nächsten Jahr in jedem Bundesland zwei bis drei PHCs haben. STANDARD: Mediziner klagen, dass es nicht mehr attraktiv sei, einen Kassenvertrag zu übernehmen. Sie widersprechen. Warum? Rabmer-Koller: Sicher müssen wir uns an die veränderten Lebensrealitäten der Ärzte anpassen. Viele Frauen möchten Beruf und Familie vereinbaren. Die wollen keine 40-Stunden-Woche. Wir können aber keinen Teilzeit-Kassenvertrag vergeben. STANDARD: Ein Kassenarzt verdient nur dann gut, wenn er möglichst viele Patienten in kurzer Zeit behandelt. Ist das nicht der Grund für die Unattraktivität von Kassenverträgen? Rabmer-Koller: Für die PHCs wird auch ein neues Tarifmodell angedacht. Ein dreistufiges Modell mit einem Pauschalbetrag, zusätzlich werden spezielle Behandlungsfälle einberechnet. Bei der Erfüllung bestimmter Zielvereinbarungen kann es eine Bonusmöglichkeit für den Arzt geben. STANDARD: Welche Reformvorhaben stehen für Sie in Sachen Dringlichkeit zuvorderst? Rabmer-Koller: Jedenfalls die Primärversorgung, aber auch der weitere Ausbau von Elga. Das nächste wichtige Vorhaben ist für mich Teweb – also eine telefon- und webbasierte Erstberatung für Patienten. STANDARD: Würden wir Patienten nach der Dringlichkeit von Reformvorhaben fragen, würden die wohl die langen Wartezeiten bei bestimmten Kassenarztgruppen anführen. Rabmer-Koller: Das darf man nicht verallgemeinern, das ist nicht so. Es gibt etwa Augenärzte, die sehr lange Wartezeiten haben, bei einem anderen bekommen Sie innerhalb einer Woche einen Termin. Teweb bietet die Möglichkeit, das besser zu verteilen. STANDARD: Die Zahl der Kassenordinationen zu erhöhen, steht für Sie nicht zur Debatte? Rabmer-Koller: Nein, ich sehe dafür keine Notwendigkeit. STANDARD: Das Anreizmodell der Selbstversicherten, die sich zu individuellen Gesundheitszielen verpflichten, gefällt Ihnen. Wann kommt das für alle Versicherten? Rabmer-Koller: Prävention ist für mich ein ganz wichtiges Thema. Ich würde mir wünschen, dass wir solche Bonussysteme bei allen Kassen haben. Aber das kann ich leider nicht alleine umsetzen. Viele sagen mir, Anreize sind nicht das, was wir wollen. Ich möchte hier trotzdem überzeugen. Einen konkreten Umsetzungszeitpunkt kann ich aber noch nicht nennen. STANDARD: Jeder Patient soll mitarbeiten? Rabmer-Koller: Genau. Das bedeutet aber nicht, dass das SVA-Modell exakt von allen Kassen übernommen werden soll. Das geht gar nicht, weil wir ja nicht überall Selbstbehalte haben, die man reduzieren könnte. Aber es spricht nichts gegen ein Anreizmodell bei allen Kassen. STANDARD: Wie kann das aussehen? Rabmer-Koller: Wenn ich die mit dem Arzt bei der Vorsorgeuntersuchung vereinbarten Gesundheitsziele erreiche, bekomme ich eine Art Bonus. Etwa einen Gutschein für eine Gesundheitseinrichtung. STANDARD: Warum sind manche Kassen dennoch dagegen? Rabmer-Koller: Viele sagen, gesundes Leben ist ja teuer. Das können sich nur Menschen leisten, die gut verdienen. Ich halte entgegen: Ein Glas Leitungswasser ist günstiger als ein Softdrink. STANDARD: Wenn Geld ein Argument für gesundes Verhalten ist, warum dann nicht die Zigarettenpreise anheben? Rabmer-Koller: Ich bin grundsätzlich eine Gegnerin von immer mehr Steuern. STANDARD: Spricht da die Wirtschaftskammerfunktionärin? Rabmer-Koller: Nein, da spricht die Unternehmerin. Wir müssen jetzt einmal versuchen das vorhandene Geld bestmöglich einzusetzen. Sonst müsste ich auch eine Softdrinksteuer einführen. Das hält aber niemanden davon ab, Cola zu kaufen. STANDARD: Das kollidiert doch mit Ihrer Vorliebe für Prävention? Dem Gesundheitssystem entstehen durch Raucher Folgekosten. Rabmer-Koller: Im Grunde ja. Bei diesem Thema wohnen zwei Seelen in meiner Brust. Ich habe ein Problem mit zusätzlichen Steuern, aber natürlich brauchen wir Maßnahmen, damit die Menschen gesünder leben. STANDARD: Sind für Sie Selbstbehalte ein Steuerungsinstrument? Rabmer-Koller: Das Thema ist schwierig, weil es ideologisch besetzt ist. Wir brauchen Gesamtkonzepte, das System muss laufend angepasst und verändert werden, aber auch in Zukunft finanziell abgesichert sein. Derzeit müssen wir Selbstbehalte nicht diskutieren, was in zehn Jahren sein wird, weiß ich nicht. STANDARD: Könnten Sie einer solchen Diskussion etwas abgewinnen? Rabmer-Koller: Ein Vorteil von Selbstbehalten wäre, dass jeder Patient sofort sieht, wie hoch die Kosten für seine Behandlung sind. STANDARD: Bereits Ihre Vorgänger hatten die Idee eines Kinder- und Jugendgesundheitspasses auf der Agenda. Werden wir auch Ihren Nachfolger danach fragen müssen? Rabmer-Koller: Ich hoffe nicht. Bei mir steht es sehr weit oben. Zwischen dem Auslaufen der regelmäßigen Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen und den Gesundenuntersuchungen im frühen Erwachsenenalter klafft eine Lücke. Hierfür wollen wir ein Konzept erarbeiten und den Pass im nächsten Jahr umsetzen. STANDARD: Sollen mit dem Pass bestimmte Verpflichtungen verknüpft sein? Rabmer-Koller: Ich will keine Zwangsmaßnahmen, sondern positive Anreize. Konkreten Plan gibt es dazu noch keinen. STANDARD: All Ihre Pläne kosten, gleichzeitig schreiben die Kassen wieder rote Zahlen. Was erwarten Sie sich von der angekündigten Effizienzstudie, wann wird sie fertig sein? Rabmer-Koller: Die Studie ist zwar im Regierungsprogramm verankert, aber noch nicht in Auftrag gegeben. Derzeit führe ich Gespräche mit den zuständigen Ressortchefs, welches Ministerium sie zahlen soll. Wichtig ist mir, dass die Studie wirklich offene Ergebnisse hervorbringen kann. Aber klar ist, das Konzept darf dann nicht in der Schublade verschwinden. Wir müssen auch entsprechende Handlungen setzen und die Empfehlungen Schritt für Schritt umsetzen, um die Sozialversicherung zukunftsfit aufzustellen. Ich will noch in diesem Jahr Zahlen, Daten und Fakten auf dem Tisch haben und darauf basierend Entscheidungen treffen. STANDARD: Angenommen die Studie empfiehlt eine Zusammenlegung der Sozialversicherungen, würden Sie es umsetzen? Rabmer-Koller: Wenn wir dadurch viel einsparen können, dann müssen wir handeln.
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Bewertung bedeutet, Athen ist mit der Rückzahlung seiner Schulden in Zahlungsverzug. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
| 3Wirtschaft
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Bioinvasoren gefährden die einheimische Tierwelt auf den Antipoden-Inseln. Wellington – Sie scheinen die harmlosen Cousins von Ratten zu sein, aber Mäuse zählen ebenso wie diese zu den schlimmsten Bioinvasoren weltweit. Auf den vulkanischen Antipoden-Inseln im Südpazifik haben sie sich mangels natürlicher Feinde derart vermehrt, dass sie den Lebensraum der einheimischen Vögel und anderer Tiere kahlfressen. Alleine auf der nur 20 Quadratkilometer großen Hauptinsel des subantarktischen Archipels wimmeln geschätzt 200.000 Mäuse. Nun will Neuseeland, zu dessen Hoheitsgebiet die Inselgruppe gehört, hart durchgreifen und rückt mit einem Expertenteam, zwei Schiffen, drei Hubschraubern und 65.500 Kilogramm Mäusegift aus. Es sei die schwierigste Ausrottungsaktion, die ihre Regierung je unternommen habe, sagte die neuseeländische Umweltministerin Maggy Barry: Die Insel liegt in rauer See und wird von antarktischen Stürmen gepeitscht, es ist wirklich am Ende der Welt und die Expedition war eine enorme logistische Herausforderung. Die Aktion auf der Hauptinsel wird umgerechnet rund 2,4 Millionen Euro kosten. Die Mäuse wurden wahrscheinlich im 19. Jahrhundert von Robbenjägern eingeschleppt. Durch ihre große Zahl werden sie zur Gefahr für einheimische Arten. Auf der unwirtlichen Insel nisten zahlreiche Seevogelarten, unter anderem Albatrosse. Und es gibt dort eine Papageienart, die sonst nirgendwo vorkommt: den Einfarblaufsittich (Cyanoramphus unicolor). Laufsittiche leben die meisten Zeit am Boden und ernähren sich vorwiegend pflanzlich. In der südpazifischen Inselwelt hat sich eine ganze Reihe unterschiedlicher Arten auf isolierten Inseln entwickelt. Einige der gegenüber Umweltveränderungen empfindlichen Arten sind bereits ausgestorben – das soll sich nun auf den Antipoden-Inseln nicht wiederholen.
| 7Wissenschaft
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Danach wird wieder Rückkehr ins Revier ermöglicht – Gemeinsames Projekt mit Vier Pfoten. Wien – Die Stadt Wien hat nun gemeinsam mit der Tierschutzorganisation Vier Pfoten eine Initiative gestartet, das unkontrollierte Wachstum von Streunerkatzen einzudämmen. Die Tiere werden eingefangen, um sie zu Tierärzten zu bringen. Dort werden die Katzen untersucht und kastriert. Danach dürfen sie wieder in ihr Revier zurück. In Wien wurden viele der heimatlosen Exemplare ausgesetzt, obwohl das gesetzlich verboten ist. Bei Freigängern gibt es auch eine gesetzliche Verpflichtung zur Kastration. Wer fixe Standorte von Streunerkatzen kennt, der kann sich nun sogar an eine eigene Hotline wenden, die unter der Nummer 0664/4522430 erreichbar ist.
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Der Unterricht in separaten Klassen soll vermieden werden, ergibt eine OECD-Studie. Wien/Paris – Die OECD warnt in einer am Donnerstag erschienenen Studie auf Basis der Pisa-Daten vor einer Konzentration von Migrantenkindern in Schulen, die bereits mit sozialen Problemen zu kämpfen haben. Kurzfristig sollte gezielte Sprachförderung parallel zur schnellen Integration in reguläre Klassen erfolgen, heißt es im Bericht: Unterricht von Migranten in separaten Klassen sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Weitere kurzfristige Handlungsempfehlungen der OECD: Migranten sollten dazu ermuntert werden, ihre Kinder möglichst rasch in qualitativ hochwertigen Einrichtungen der frühkindlichen Bildung anzumelden. Und: Alle Schulen sollten in die Lage versetzt werden, Migranten aufzunehmen. Mittelfristig rät die OECD, Schüler gemischt und nicht nach Leistungsniveau getrennt zu unterrichten: Frühe Aufteilung auf verschiedene Schulzweige und Klassenwiederholung sollten vermieden werden. Außerdem wird empfohlen, Eltern von Migrantenkindern zusätzlich zu unterstützen. Unbedingt vermieden werden soll dagegen eine Zusammenfassung von Schülern mit Migrationshintergrund an benachteiligten Schulen: Die Konzentration von Schülerinnen und Schülern aus schwierigen sozialen und ökonomischen Verhältnissen hat einen stärkeren Einfluss auf die Leistungen aller Schüler an solchen Schulen, als ein hoher Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund. Im Regelfall seien Migranten sehr motiviert, wenn es um gute Bildung gehe, konstatiert die Studie: Allerdings seien die Schulsysteme nicht in gleichen Maße erfolgreich, diese hohe Motivation in Bildungserfolg umzumünzen. Das gelte auch, wenn man den Erfolg von Migranten aus einzelnen Herkunftsländern vergleiche. Auffällig: Länder wie Australien, Kanada, die USA und Großbritannien, aber auch Israel, schaffen es, trotz hoher Migrantenanteile an den Schulen die Leseleistungen zwischen einheimischen Schülern sowie Migranten erster bzw. zweiter Generation praktisch anzugleichen. In den meisten europäischen Ländern – darunter Österreich, aber auch Finnland – fallen die Ergebnisse der Migrantenkinder beim Pisa-Test dagegen wesentlich schlechter aus. Deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Ländern zeigen sich auch in der Entwicklung der Pisa-Leistungen der Migranten im Vergleich zwischen den Jahren 2003 und 2012: In Österreich und auch OECD-weit zeigten sich dabei praktisch keine Veränderungen. In Deutschland verbesserte sich die Mathematik-Performance der Migranten zweiter Generation dagegen um gleich 44 Punkte (von 432 auf 476). Deutliche Abstürze gab es dagegen in Frankreich und Finnland, wobei in diesen beiden Staaten auch die Leistungen der Einheimischen in diesem Zeitraum (wenn auch etwas weniger stark) abnahmen.
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ORF dementiert "Bild"-Gerüchte über Einstellung – ARD, ORF und SRF beraten nach Silvestershow. Wien – Nach gerade einmal einer Episode wackelt die Stadlshow, das Nachfolgeformat des traditionsreichen Musikantenstadls, ganz gewaltig. Nach einem Bericht der Bild-Zeitung vom Mittwoch hätten sich die beteiligten Sender entschieden, die Show sterben zu lassen. Der ORF weist das zwar zurück, allerdings soll die Show nach der Silvesterausgabe von den Sendern auf den Prüfstand gestellt werden. Die Behauptung, dass intern schon eine Entscheidung gefallen ist, entspricht nicht den Tatsachen, heißt es im ORF. Neben dem ORF sind auch noch die ARD und das Schweizer Fernsehen SRF beteiligt. Die Partnersender haben beschlossen, nach der Silvesterausgabe nochmals zu beraten und dann über die Zukunft der Stadlshow zu entscheiden, teilte der Bayerische Rundfunk in München mit. Der ORF äußerte sich wortgleich – ebenso die Agentur von Moderator Alexander Mazza (42), der gemeinsam mit Francine Jordi (38) in die Fußstapfen von Andy Borg (55) getreten ist, um so etwas wie einen Stadl 2.0 ins Leben zu rufen. Dieses Ziel hatten die Sender formuliert, als sie im vergangenen Jahr das Aus für Moderator Borg verkündeten. Über die Sendungen 2016 haben wir noch nicht gesprochen, sagt Jordis Manager Wolfgang Kaminski. Nach Informationen der Bild-Zeitung sollen für das kommende Jahr noch keine Hallen gebucht sein. Dass die Macher mit der ersten Stadlshow aus Offenburg, die am 12. September in Deutschland nur 2,46 Millionen Menschen (9,6 Prozent Marktanteil) einschalteten, nicht zufrieden sein dürften, liegt auf der Hand. Die Kritiken für die Show waren zum Teil vernichtend. In Österreich erreichte die erste Ausgabe der Stadlshow immerhin 526.000 Zuschauer und 22 Prozent Marktanteil. So wird schon die zweite Ausgabe der Show zu Silvester aus Linz zur alles entscheidenden Bewährungsprobe. In den nächsten Tagen wollen sich die Verantwortlichen mit den Moderatoren zusammensetzen, um zu beraten, was anders werden soll in Sendung Nummer zwei, sagt Jordis Manager Kaminski und verspricht: Die Zuschauerwünsche und -kritiken werden Einfluss auf die Gestaltung der Show haben. Auch er räumt ein: Die Quote am 12. September war alles andere als berauschend. Die Bild berichtete am Mittwoch sogar von Gerüchten, es habe inzwischen wieder verworfene Überlegungen des ORF gegeben, den unfreiwillig ausgeschiedenen Moderator Andy Borg (55) wieder ins Stadl-Boot zu holen. Ob das stimmt, ist völlig unklar. Borg holte im vergangenen Jahr mit seinem Silvesterstadl allerdings in Deutschland immerhin 3,93 Millionen Zuschauer (Marktanteil 17,8 Prozent) vor die Fernseher – fast eineinhalb Millionen mehr als Mazza und Jordi mit ihrer ersten Stadlshow.
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Experimenteller Twitter-Bot fiel mit rassistischen und sexistischen Nachrichten auf. Nur 16 Stunden war Microsofts Twitter-Bot Tay aktiv. Nachdem die Chatbot-Software unter anderem Hitler angepriesen hatte, den Holocaust verleugnete, Schwarze sowie Mexikaner beleidigte und Feminismus mit Krebs verglich, war es dem Konzern genug. In einem Blog-Eintrag gab Microsoft bekannt, dass man diese Aussagen zutiefst bedauere und sich dafür entschuldige. Ein Großteil der Tweets ist mittlerweile gelöscht. Am gestrigen Freitag gestand Microsoft auch ein, dass das Experiment extrem schief gelaufen ist. Ganz wolle man Tay aber nicht abschreiben. Vielmehr sollen die Entwickler einen Weg finden, dass der Bot keine Aussagen mehr trifft, die die Prinzipien und Werte des Konzerns unterwandern. Peter Lee, Microsofts Vizechef für Entwicklung, entschuldigte sich noch einmal und betonte, dass die Tweets weder für den Konzern stehen, noch dafür, wie der Bot entwickelt wurde. Tay hätte mithilfe eines Algorithmus Twitter-Konversationen simulieren und auch von Unterhaltungen lernen sollen. Die Hauptentwicklerin des Projekts gab an, dass es einen Filter gegen obszöne Ausdrücke gab – offenbar hatte man allerdings die destruktive Energie einiger Nutzer unterschätzt. Laut Lee sollen die entgleisenden Tweets auf eine koordinierte Attacke einiger User zurückzuführen sein. Tay ist übrigens nicht Microsofts erstes Experiment mit Chatbots. In China startete der Konzern bereits 2014 eine Software namens XiaoIce, die bisher mit interessanten Geschichten und Konversationen aufgefallen sein soll. 40 Millionen Nutzer soll der Bot bereits angesammelt haben. Von Tay will Microsoft ebenso einiges gelernt haben und weiter daran arbeiten um zu einem Internet beizutragen, das die beste und nicht die schlechteste Seite der Menschheit repräsentiert.
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Ein kräftiger Dämpfer im Außenhandel verstärkt die Sorgen um die Konjunktur in der Volksrepublik. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
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Der Kraftwerksbetreiber öffnete Schleusen 2012 zu spät und verschlimmerte so die Hochwasser-Katastrophe, sagt der Generalanwalt. Ljubljana/Wien – Der slowenische Staat verklagt den mehrheitlich staatlichen österreichischen Verbund-Konzern wegen der Hochwasserschäden vom November 2012. Slowenien macht den Verbund für das große Ausmaß der Verwüstungen verantwortlich und fordert Schadenersatz, der Stromkonzern weigere sich jedoch zu bezahlen, berichtete die slowenische Nachrichtenagentur STA am Freitag. Nach Ansicht der slowenischen Hydrologen wäre der Wasserdurchfluss der Drau während der Flut wesentlich geringer gewesen, hätte der Verbund in Kärnten damals mit der Öffnung der Schleusen ihrer Kraftwerke nicht so lange gewartet. Der slowenische Generalanwalt wollte die Höhe der Forderung nicht beziffern, erklärte aber, man habe aber jetzt eine Klage einreichen müssen, um eine Verjährung zu vermeiden. Die Schäden, die dem slowenischen Staat damals durch das Hochwasser entstanden sind, werden auf 97 Millionen Euro geschätzt. Der Verbund betonte gegenüber der STA, dass er für die Schäden nicht verantwortlich sei und deshalb keine Entschädigung bezahlen werde. Der regionale Verbund-Sprecher Robert Zechner sagte, das Hochwasser von 2012 sei eine Naturkatastrophe gewesen und der Verbund habe vorschriftsgemäß gehandelt. Nicht die Verbund-Kraftwerke seien für die Überflutungen verantwortlich, sondern unzureichende Hochwasserschutz-Maßnahmen entlang der Drau in Slowenien. Dem Verbund drohen in Slowenien auch Sammelklagen von privaten Opfern der Hochwasserschäden.
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Abschlusserklärung wendet sich auch gegen Abwertungen von nationalen Währungen. London/Sendai – Die Sorge vor einem EU-Austritt Großbritanniens sowie Konflikte wie der Bürgerkrieg in Syrien und der internationale Terrorismus haben die G-7-Finanzminister bei ihrem Treffen im japanischen Sendai beschäftigt. Die Unsicherheiten beim globalen Ausblick haben zugenommen, während geopolitische Konflikte, Terrorismus, Flüchtlingsströme und die Erschütterung durch einen potentiellen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union das globale wirtschaftliche Umfeld ebenfalls verkomplizieren, erklärten die Minister am Samstag gemeinsam. Die sieben führenden Industrienationen vereinbarten, international auf einen verstärkten Kampf gegen die Finanzierung von Terror hinzuarbeiten. Gewalttätigen Terrorismus zu bekämpfen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen, bleiben oberste Prioritäten für die gesamte internationale Gemeinschaft, erklärten die Finanzminister von Deutschland, den USA, Kanada, Frankreich, Großbritannien, Italien und Japan. Dabei seien gezielte Finanzsanktionen und das Einfrieren der Guthaben von Gruppen wie dem Islamischen Staat (IS) und ihrer Mitglieder entscheidend. Einen Monat vor dem Brexit-Referendum erhielt der britische Finanzminister George Osborne von der G-7 Rückendeckung für einen Verbleib Großbritanniens in der EU. Das Treffen mit seinen G-7-Kollegen habe die Bedeutung der Entscheidung unterstrichen, sagte Osborne dem britischen Rundfunksender BBC. Wenn die Briten am 23. Juni für einen EU-Austritt stimmten, würde es extrem schwierig, Handelsabkommen mit EU-Ländern zu schließen. Außerdem müsste Großbritannien dann auch mit mehr als 50 Ländern neu verhandeln, die nicht in der EU sind. In diesem jahrelangen Prozess hätten britische Unternehmen keine Sicherheit und würden daher auf Neueinstellungen und Investitionen verzichten, warnte Osborne in der BBC. Das trifft die Einkommen der Leute, den Wert von Häusern, es trifft Unternehmen und Jobs. Die Minister und die Zentralbankchefs der G-7 befassten sich überdies mit der Währungspolitik, wobei das Bemühen von Japans Regierungschef Shinzo Abe um einen weicheren Yen auf Ablehnung der anderen Länder stieß. US-Finanzminister Jacob Lew forderte, von wetteifernder Abwertung abzusehen. In der Abschlusserklärung hieß es, die Minister hätten existierende G-7-Vereinbarungen zu Wechselkursen bestätigt und die Wichtigkeit hervorgehoben, dass alle Länder von wetteifernder Abwertung absehen. Durch eine Abwertung der nationalen Währung werden Exporte billiger und Importe teurer. Die japanische Regierung hatte angedeutet, Maßnahmen gegen den derzeit starken Yen ergreifen zu wollen. Die Staats- und Regierungschefs der G-7-Länder treffen sich am kommenden Donnerstag und Freitag zu einem Gipfel im japanischen Ise-Shima.
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Bezeichnet Flüchtlingskommentar als "Fehler" und setzt "für einige Zeit aus" – "Ich habe das Augenmaß verloren" – "Krone": "Schlussfolgerungen, die nicht restlos überprüfbar sind". Christoph Biró, Chefredakteur der Steiermark-Ausgabe der Kronen Zeitung, wird sich aus eigenen Stücken für einige Zeit aus der Redaktion zurückziehen. Dies teilte die Krone Dienstagabend in einer Stellungnahme gegenüber der APA mit. Ein Kommentar Birós zur Flüchtlingssituation hatte zuvor für heftige Kritik und zahlreiche Beschwerden beim Österreichischen Presserat gesorgt. Biró schrieb in der Sonntagsausgabe der Steiermark-Krone von Übergriffen und Sachbeschädigungen durch Flüchtlinge. Nun spricht Biró von einem Fehler: Ich bin seit 39 Jahren Journalist. Ich habe gelernt, Fakten von Indizien zu unterscheiden und Beweise zu würdigen. Hintergrundinformationen zu bekommen zählt zum Handwerk. In meiner Kolumne vom Sonntag habe ich aber das Augenmaß verloren. Natürlich gibt es auch unter den Flüchtlingen schwarze Schafe und böse Vorfälle. Auch ich persönlich habe diesbezüglich eine Enttäuschung erlebt, nachdem meine Frau und ich in unserem Urlaub Syrern Deutschunterricht gegeben haben. Diese Enttäuschung hat wohl mitgespielt, dass ich die Zustände so überzeichnet habe. Das war ein Fehler, wie er mir in 39 Jahren noch nicht passiert ist. Fehler passieren? Ja, aber dieser ist besonders bedauerlich. Man muss bei diesem Thema ein ganz besonderes Fingerspitzengefühl haben. Und das habe ich vermissen lassen. Laut Kronen Zeitung sei der Kommentar Birós Ausfluss der Beurteilung der aktuellen Lage rund um die Flüchtlingssituation am Grenzübergang Spielfeld bzw. die Flüchtlingslager in der Steiermark. Diese Situation mache vielen Menschen Sorgen. Sorgen, die die Kronen Zeitung auch sehr ernst nimmt. Man informiere wie andere Medien ausführlich über die Zustände und Missstände in der Flüchtlingsfrage und spare dabei auch nicht mit notwendiger Kritik. Zugleich distanziert sich die Tageszeitung vom Steiermark-Chefredakteur: In seinem Kommentar hat Christoph Biró in überspitzter Form Missstände angeprangert, sich dabei aus persönlichen Erlebnissen zu vermeintlichen Tatsachenfeststellungen und Schlussfolgerungen hinreißen lassen, die nicht restlos überprüfbar sind. Die Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch hat zuvor bei der Staatsanwaltschaft Graz eine Sachverhaltsdarstellung zum umstrittenen Flüchtlings-Kommentar des Chefredakteurs eingebracht. Biró spricht darin von Plünderungen, sexuellen Übergriffen und Sachbeschädigungen durch Flüchtlinge – Gerüchte, die vor allem in sozialen Medien seit langem kursieren und teils längst widerlegt wurden. Laut SOS Mitmensch sei zu prüfen, ob der Kommentar nach dem Strafgesetzbuch als Verhetzung und/oder die wissentliche Verbreitung falscher, beunruhigender Gerüchte zu beurteilen sei.
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Ein 13-Jähriger starb am Heiligen Abend, zwei Leichen im Zillertal entdeckt. Innsbruck/Bregenz/Salzburg – Am verlängerten Feiertagswochenende zu Weihnachten sind in Österreich dutzende Menschen bei Alpinunfällen verletzt worden, ein 13-Jähriger starb bei einer Klettertour am Heiligen Abend, im Zillertal wurden am Montag zwei Leichen entdeckt. Die Unfälle passierten sowohl auf der Piste als auch im Gebirge. Zahlreiche Wanderer waren aufgrund des ungewöhnlich warmen Wetters auch rund um Weihnachten in den Bergen unterwegs. Nach einer vorläufigen Bilanz forderten Skiunfälle in den beiden westlichsten Bundesländern mindestens 19 Verletzte, 16 in Tirol und drei in Vorarlberg. Hauptursache waren Kollisionen zwischen Wintersportlern. Die milden Temperaturen und apere Wege und Hänge bis in höhere Lagen lockten zahlreiche Wanderer. In Vorarlberg meldete die Polizei zwei Wanderunfälle mit zum Teil schweren Verletzungen. Überschattet wurde das lange Feiertagswochenende von einem tödlichen Absturz in Osttirol: Am Heiligen Abend kam ein 13-jähriger Bub aus Kartitsch ums Leben, der mit einem um zwei Jahre älteren Freund eine Bergtour unternommen hatte. Beide waren ortskundig und geübte Kletterer. Zum Verhängnis wurde ihnen ein steiler Hang, den sie beim Abstieg vom Weißen Knoten im Glocknergebiet queren wollten. Der 15-Jährige, der ebenfalls mehrere hundert Meter abstürzte, überlebte mit Beinverletzungen. Im Bundesland Salzburg haben sich am verlängerten Wochenende sechs zum Teil schwere Skiunfälle zugetragen. Vier davon ereigneten sich innerhalb von 25 Stunden im Skigebiet Pongau. Der erste Zusammenstoß passierte Donnerstagvormittag bei der Seespitzkarbahn. Eine 25-jährige Deutsche wurde von einer Unbekannten gerammt und mit einem Kreuzbandriss im rechten Knie verletzt liegen gelassen. Eine 17-jährige Urlauberin aus Deutschland stieß am Donnerstagnachmittag auf einer Abfahrt am Zehnerkar mit einer vor ihr fahrenden 59-jährigen Wienerin zusammen. Die Österreicherin wurde dabei am Oberarm verwundet. Freitagvormittag fuhr eine 13-jährige Deutsche mit ihren Skiern auf der Plattenkarbahn über die Skispitzen eines 44-jährigen Deutschen. Der Mann stürzte und erlitt eine Schulterluxation. Zu Mittag des Christtages kollidierten in Zauchensee ein 18-jähriger Niederländer und eine 37-Jährige aus Belgien miteinander. Die Belgierin erlitt Prellungen und Abschürfungen am linken Unterarm und im Gesicht. Am Nachmittag rammte ein sechsjähriger Niederländer beim Skifahren eine Schneekanone. Der Bub zog sich trotz Helm Kopfverletzungen zu und musste mit einem Hubschrauber ins Spital geflogen werden. Am Abend brach sich ein 47-jähriger Deutscher beim Skifahren den rechten Unterarm. Ein Unbekannter stieß frontal gegen den Urlauber, der mit dem Unterarm auf der harten Piste aufschlug. Der andere fuhr weiter, ohne sich auszuweisen. In Kärnten ist am Christtag eine 56-Jährige bei einer Wanderung im Bezirk Klagenfurt gestürzt und musste mit dem Rettungshubschrauber ins Spital geflogen werden. Die Frau war auf einem vereisten Wegstück ausgerutscht. Auf der Gerlitzen ist ein 46-jähriger Liftangestellter von einem Motorschlitten gefallen und ebenfalls schwer verletzt worden. Das Gerät war auf einer steilen Stelle den Berg hinabgeschlittert und kippte um. Der Mann musste auch mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden. Seit Montagmittag ist es Gewissheit, dass es sich bei den beiden tödlich Verunglückten im Zillertal um eine 56 Jahre alte Urlauberin aus Deutschland und ihren 24-jährigen Sohn handelt. Die beiden waren am Sonntag nicht von einer Bergtour bei Mayrhofen zurückgekehrt und abgängig gemeldet. Noch am Sonntagabend war eine Suchaktion nach den beiden Vermissten eingeleitet worden. Montag früh wurden die beiden Leichen entdeckt. Nach ersten Ermittlungen waren die Urlauber im Bereich Gamshütte in Ginzling zwischen Mayrhofen und Finkenberg in einer Rinne rund 500 Meter weit abgestürzt. Sie dürften auf der Stelle tot gewesen sein, so die Polizei. Die Bergung gestaltete sich in dem unwegsamen Gelände äußerst schwierig. Da nicht einmal Funkkontakt zu den Einsatzkräften aufgebaut werden konnte, mussten die Angehörigen über mehrere Stunden hinweg bangen.
| 1Panorama
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E-Piano mit Mechanik eines Konzertflügels: Das Start-up Alpha Pianos tüftelt an neuartiger Technik für kleine Klaviere. Wien – Wer einst im Wiener Bürgertum etwas auf sich hielt, der hatte einen prachtvollen Flügel im Salon stehen. Die Zeiten der berüchtigten Flügelkämpfe des 19. Jahrhunderts sind vorbei und die Zahl der Salons und Musikzimmer, in die man eines dieser imposanten Instrumente stellen könnte, rar. Die Zeit der kleineren Pianos und ihrer elektronischen Pendants ist angebrochen. Sie sind zweifellos praktisch, spielen sich aber auch anders. Ein Gründer eines Start-ups in Niederösterreich hatte eine Idee, wie man mehr Flügel in ein kompaktes E-Piano packen könnte. Mario Aiwasian war schon bei Bösendorfer für den Computerflügel Ceus zuständig, ein Klavier, das die Bewegungen der Mechanik exakt speichert und selbsttätig reproduziert. Nach der Übernahme des traditionsreichen Klavierherstellers durch Yamaha hat sich Aiwasian selbstständig gemacht und begonnen, in seinem Unternehmen Alpha Pianos auf eigene Faust Instrumente zu entwickeln. Das erste Projekt war ein elektronisches Instrument, das eine Flügelmechanik mit einer ausgefeilten Sensortechnik kombiniert. Das Ziel: Das kompakte Gerät sollte sich beim Spielen wie eines der großen Geschwister anfühlen. Genau diese Sensortechnik ist der innovative Kern des Alpha Pianos, so Aiwasian. Eine Konzertflügelmechanik lässt beim Tastenanschlag einen sogenannten Hammerkopf auf zwei oder drei Saiten schlagen. Bis zum Hammerkopf ist beim Alpha Piano alles eins zu eins wie beim Konzertflügel. Statt auf die Saiten schlägt er aber auf einen Sensor. Bei der Entwicklung dieses Sensors, der also Klaviersaiten möglichst genau imitieren sollte, wurde ein sogenannter Dehnmessstreifen, der auch in einer Waage für die richtige Gewichtsanzeige sorgt, in eine Leiterplatte integriert. Eine spezielle Dickschichtpaste macht es dabei möglich, den Widerstand, der sich durch das Dehnen des Streifens ergibt, zu messen. Die dahinterliegende Software wertet die gesammelten Sensordaten aus und gibt weiter, welche Taste wie stark angeschlagen wurde. Für Software-Updates greift man auf das Gerät per LAN-Anschluss und Webbrowser zu. Bei einer ersten Version waren die Messstreifen noch nicht in Leiterplatten integriert, sondern auf Aluminiumbalken angeordnet, erinnert sich Aiwasian. Von jedem der Sensoren gingen dabei aber vier Kabel weg. Bei 88 Tasten sind das fast 400. Mit den Leiterplatten haben wir jetzt nur noch ein Kabel, das weitergeführt wird. Nach 18 Monaten Entwicklungszeit wurde ein erster Prototyp auf Tour geschickt. Chick Korea, Konstantin Wecker und Musiker des Mozarteum Salzburg testeten das Gerät und gaben Feedback, das in die Optimierung des Systems einfloss. Gefördert wurde das Unternehmen vom Austria Wirtschaftsservice und dem Land Niederösterreich. Die Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützte die Sensorentwicklung. Das Alpha-Klavier, das 2014 auf den Markt kam, ist ab 25.000 Euro erhältlich. Ein weiteres Produkt des Start-ups soll in wenigen Wochen präsentiert werden: das M-Piano, an dem selbst Popstar Lady Gaga schon Interesse anmeldete. Auch der Entwicklungsweg zu diesem Instrument war aufwändig. Die Benutzeroberfläche ist durch eine Tablet-App zugänglich, die per WLAN mit dem Keyboard kommuniziert. So kann man das Instrument konfigurieren und etwa die Klaviatur auf mehrere Bereiche aufsplitten, Schemata für einzelne Songs speichern und in einer Setlist für den Auftritt anordnen. Besonders die Tasten haben es in sich: Ihre Oberfläche ist berührungsempfindlich. Man kann mit dem Finger darüberrutschen und den Ton damit noch modulieren, erklärt Aiwasian. Die Technik dahinter ähnelt den Touch-Displays von Smartphones. Unterhalb des Tastenbelags sitzt eine Leiterplatte, die anhand der Feuchtigkeit der Finger ihre Position erkennt. Ein Alleinstellungsmerkmal besteht in der Technik, die die Tastenhärte einstellen lässt. Auch hier gab es eine erste Version, die verworfen wurde: Gemeinsam mit der TU Wien wurden Metalltöpfe und Spulen verbaut, um die Tasten mithilfe einer Wirbelstrombremse magnetisch zu steuern, sodass sich durch entsprechende Bestromung der Druckwiderstand verändert. Das habe zwar gut funktioniert, sorgte aber für hohes Gewicht und hohen Aufwand an Leistungselektronik. Also suchte man nach einer anderen Lösung und wurde bei einer Technik fündig, die von Zahnärzten bekannt ist. Sie verwenden Bohrer, die zwei verschiedene Zustände annehmen können, etwa weich für die Wurzelkanäle und starr beim Zahnaufbau. Beim M-Piano wurde das Material mit Formengedächtnis für Federn unter den Tasten genutzt. Die Technik benötigt keine dauerhafte Bestromung wie die Magnetlösung. Die Federn ändern durch einzelne Impulse ihren Härtegrad, sodass sich die Tasten unterschiedlich weich oder hart anfühlen.
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10.000 Menschen fliehen aus umkämpfter Stadt Silvan. Diyarbakir – Bei Kämpfen zwischen kurdischen Rebellen und der türkischen Armee sind drei türkische Soldaten und mindestens elf Mitglieder der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) getötet worden. Wie die Behörden im Südosten der Türkei am Freitag mitteilten, wurden die PKK-Kämpfer am Donnerstag bei Gefechten in den Bezirken Cizre und Silopi in der Provinz Sirnak getötet. Die Armee wiederum teilte mit, bei einem Einsatz gegen die PKK in der Region Van in der Nähe der Grenze zum Iran seien ein Soldat getötet und drei weitere verwundet worden. Die Soldaten seien von PKK-Kämpfern von einem Haus aus beschossen worden. Zwei weitere Soldaten seien am Freitag bei der Explosion einer Mine an einer Straße im Bezirk Lice in der Region Diyarbakir getötet worden. Die Zeitung Hürriyet berichtete unterdessen, dass etwa 10.000 Menschen aus Silvan im Südosten der Türkei geflohen seien. Über die Stadt hat die Armee eine umstrittene Ausgangssperre verhängt, zudem ist sie seit elf Tagen abgeriegelt. Lokale Abgeordnete hätten über eine fürchterliche Knappheit an Lebensmitteln, Wasser und Strom berichtet. Es gab Medienberichten zufolge mehrere Tote, sowohl bei der Polizei als auch unter der Zivilbevölkerung. Die türkischen Sicherheitskräfte versuchen in der Gegend die Kontrolle über drei Bezirke wiederzuerlangen, in denen die Jugendorganisation der PKK aktiv ist. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte am Freitag, die gegen die PKK gerichtete Offensive in der Stadt sei weitgehend abgeschlossen. Er fügte aber hinzu: Sie wird weitergehen bis Friede in jedem Viertel von Silvan wieder hergestellt ist. Die Türkei, die Europäische Union und die USA stufen die PKK als Terrororganisation ein. Die PKK hatte einen einseitig verkündeten Waffenstillstand vor den Parlamentswahlen vom 1. November wieder aufgekündigt, nachdem die siegreiche islamisch-konservative Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan ein weiterhin hartes Vorgehen gegen die Rebellen angekündigt hatte. Der Konflikt war im Juli erneut eskaliert. Seither wurden mehr als 150 Vertreter von türkischer Armee und Polizei getötet sowie hunderte PKK-Kämpfer. Die Armee fliegt vor allem Luftangriffe gegen PKK-Stellungen im Nordirak und im Südosten der Türkei.
| 2International
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60 Jahre bilaterale Beziehungen Anlass des Besuchs. Jerusalem/Wien – Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) hat am Montag den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu in Jerusalem getroffen. Bei dem Gespräch sollten die bilateralen Beziehungen, der Kampf gegen Antisemitismus, der Nahost-Friedensprozess sowie Syrien und der Iran zur Sprache kommen. Gegenüber österreichischen Journalisten wollte sich Netanyahu nicht äußern. Mir ist nicht erlaubt, auf Fragen zu antworten. Der Premierminister erlaube das dem Außenminister nicht, scherzte Netanyahu, der sowohl das Amt des Regierungschefs als auch das des Außenamtschefs ausübt. Anlass für den Besuch von Kurz ist das 60-jährige Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und Israel. Diese waren von Höhen und Tiefen gekennzeichnet. Als Kurt Waldheim 1986 Präsident wurde und als die FPÖ 2000 in die Regierung kam, legte Israel die Beziehungen auf Eis. Kurz meinte zu mitreisenden Journalisten, dass Österreich aufgrund seiner historischen Verantwortung den besonderen Auftrag habe, sich um ein gutes Verhältnis zu Israel und dem Judentum zu bemühen. Österreich habe die Verantwortung, einen intensiven Austausch zu Israel zu pflegen, sagte der Außenminister. Österreich habe außerdem die Verantwortung, gegen jede Form des Antisemitismus anzukämpfen. Hier gebe es viel zu tun: Die Sicherheitssituation von Juden in Europa habe sich verschlechtert. Viele wandern nach Israel aus, vor allem aus Frankreich. Ein Europa ohne Juden ist nicht mehr Europa, betonte Kurz. Kurz und Netanyahu unterzeichneten am Montag das Working Holiday-Abkommen. Dabei handelt es sich um eine bilaterale Vereinbarung über Ferien-Arbeitsaufenthalte von jungen Menschen. Zwischen 18- und 30-Jährige können so während eines Urlaubs bis zu sechs Monate im jeweils anderen Land unbürokratisch einer Beschäftigung nachgehen. Nach seinem Gespräch mit Netanyahu besucht Kurz das Herzl-Museum. Dort legt er auf dem Grab von Theodor Herzl, dem Vordenker eines Judenstaats, einen Kranz nieder. Danach sind ein Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sowie ein Treffen mit österreichischen Holocaust-Überlebenden geplant. Am Abend findet ein Empfang im Israel Museum anlässlich 60 Jahre Österreich-Israel Diplomatische Beziehungen statt. Dort hat sich von israelischer Seite Justizministerin Ayelet Shaked angesagt.
| 2International
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Experten sprachen bei Konferenz der Sterbehilfegesellschaften über moralische und gesetzliche Dilemmas. Jeder muss die Möglichkeit bekommen, sich für ein würdiges Lebensende entscheiden zu können. Und deshalb muss ein jeder selbst bestimmen dürfen, wie und wann er aus dem Leben scheidet: Das ist das Ziel der Weltkonferenz für Sterbehilfe in Amsterdam, die alle zwei Jahre vom Weltverband der Sterbehilfegesellschaften organisiert wird. Sterbehilfe ist eine persönliche Entscheidung, betont Rob Jonquière, ehemaliger Hausarzt und Altvorsitzender der Niederländischen Vereinigung für ein freiwilliges Lebensende (NVVE). Man kann dafür oder dagegen sein – aber es gibt zu viele Menschen auf der Welt, die diese Option noch nicht haben. Jonquière ist Mitorganisator der Konferenz und gehört zu den rund 400 Teilnehmern, die in den vergangenen vier Tagen Erfahrungen ausgetauscht und von den moralischen und gesetzlichen Dilemmas berichtet haben, mit denen sie konfrontiert werden – Ärzte, Politiker, Juristen und Aktivisten aus 26 verschiedenen Ländern. Die Niederlande waren die Ersten, die 2002 den internationalen Alleingang wagten und ärztliche aktive Sterbehilfe gesetzlich regelten. Zwar ist Sterbehilfe nach wie vor verboten, aber hält sich der Arzt an bestimmte Richtlinien, kann die Staatsanwaltschaft von einer Strafverfolgung absehen: Der Patient muss unerträglich und ohne Aussicht auf Genesung leiden und den Wunsch nach Sterbehilfe selbst mehrfach geäußert haben. Der Arzt hat die Angehörigen zu informieren und einen unabhängigen Kollegen zurate zu ziehen. Dann muss er den Fall umgehend einer der fünf regionalen Prüfungskommissionen melden: Sie kontrollieren, ob er sorgfältig gehandelt hat oder strafrechtlich verfolgt werden muss. So weit ist es seit der Verabschiedung der gesetzlichen Sterbehilferegelung 2002 noch nie gekommen. Und das, obwohl sich die Zahl der geleisteten Sterbehilfefälle seitdem mehr als verdoppelt hat – von rund 2000 auf mehr als 5000. Das sind rund vier Prozent aller Sterbefälle in den Niederlanden. Inzwischen sind die Niederländer nicht mehr allein auf weiter Flur: Viel ist in Bewegung gekommen, konstatiert NVVE-Vorsitzende Margo Andriessen. Sterbehilfe ist auch in Luxemburg, Belgien und Kolumbien gesetzlich erlaubt. In Kanada liegt ein entsprechender Gesetzesentwurf vor. Darin geht es nicht nur um die ärztliche aktive Sterbehilfe, sondern auch um assisted suicide: um Hilfe bei Selbsttötung, die auch von Nichtärzten, beispielsweise Familienangehörigen, geleistet werden kann. In den Niederlanden ist das verboten, Sterbehilfe darf ausschließlich von einem Arzt geleistet werden: In dieser Hinsicht stehen wir still, sagt NVVE-Vorsitzende Andriessen, die sich dafür einsetzen will, dass dies auch in den Niederlanden erlaubt wird. Tabuisiert hingegen wird Sterbehilfe nach wie vor in Ländern wie Frankreich, Österreich und Deutschland: Am Vorabend der Weltkonferenz hat die deutsche Stiftung Patientenschutz vor einer weiteren Zunahme aktiver Sterbehilfe gewarnt: Offenkundig ist Töten ansteckend, so Vorstand Eugen Brysch. Die Befürworter hingegen weisen darauf hin, dass Sterbehilfe überall stattfindet – auch wenn sie verboten ist. Aber dann heimlich und unkontrollierbar, so Heleen Dupuis, Professorin für medizinische Ethik, die sich als ehemalige Senatorin 2002 für den niederländischen Sterbehilfeparagrafen eingesetzt hat.
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Die ersten Gläubiger haben eine Absichtserklärung unterschrieben. Der Bund soll Heta-Erlöse vorfinanzieren. Wien/Klagenfurt – Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und aller Heta/Hypo-Belange, mag sich Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) gedacht haben, als er am Mittwoch die Eckpunkte der Absichtserklärung von Bund und Heta-Anleihegläubigern für einen Vergleich präsentierte. Wir ziehen damit unter die dramatische Affäre Hypo einen hoffentlich endgültigen Schlussstrich, erläuterte er in einem Pressegespräch seine Hoffnung, für den Bund gebe es daraus keine weiteren Belastungen. Und, so Schelling: Wenn damit der Rucksack, den ich übernommen habe, von den Schultern der Republik kommt, ist das ein guter Tag. Der gute Tag hatte gegen acht Uhr im Ministerrat begonnen, der Schelling die Ermächtigung zum Abschluss des Memorandum of Understanding (MoU) gegeben hatte, danach wurde unterschrieben. Die Eckpunkte des Kompromisses (der STANDARD hat berichtet): Der Kärntner Zahlungs-Ausgleichsfonds (KAF) wird die von der FMA geschnittenen landesbehafteten Anleihen um 75 Prozent des Nominales zurückkaufen (Nachranganleihen: 30 Prozent). Statt das Cash zu nehmen, können die Gläubiger ihre Anleihen aber auch in unverzinste KAF-Anleihen tauschen, die 13,5 Jahre laufen. Für Nachranggläubiger gilt das Tauschverhältnis 2:1 oder eine Laufzeit von rund (MoU) 54 Jahren. Klappt das alles, kommen die Gläubiger auf rund 90 Prozent ihrer Forderungen. Der Unterschied zum ersten Rückkaufanbot, das die Gläubiger im März abgelehnt haben: Da hätte die Laufzeit des Zerobonds 18 Jahre betragen, was rund 82 Prozent gebracht hätte. Und: Diesmal begibt der KAF (und nicht der Bund) die Anleihe – der Bund garantiert sie. Wobei die Gläubiger vorsichtig geworden sind: Die Anleihe wird nach britischem Recht begeben, Streitigkeiten müssen in London ausgefochten werden. Und die unwiderrufbare und bedingungslose Garantie des Bundes unterliegt laut MoU, das dem STANDARD vorliegt, deutschem Recht – allfällige Gerichtsprozesse dazu würden in Frankfurt am Main landen. Von Streit war im Finanzministerium natürlich nicht die Rede, sehr wohl aber von Schmerz. Gläubigervertreter Friedrich Munsberg, Chef der Dexia Kommunalbank, zählte zunächst ein paar der per Haltevereinbarung gebundenen Investoren auf, die das MoU bereits unterschrieben haben. Etwa: Dexia, Commerzbank, NordLB oder Pimco. Insgesamt hätten 72 Heta-Gläubiger das MoU unterschrieben, sie repräsentieren 48,7 Prozent des Volumens an Senior-Bonds – das ist ein Gesamtnominale von knapp 4,829 Mrd. Euro. Für die endgültige Annahme des Offerts ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit des Gesamtnominale der Heta-Schuldtitel nötig. Die deutsche Bad Bank der Hypo Real Estate, FMS, unterschreibt laut Reuters allerdings nicht und wird das laufende Verfahren vor dem Frankfurter Landgericht auch fortsetzen. Munsberg eben beschrieb die Verhandlungen als kostspielig, langwierig und schmerzhaft, Letzteres vor allem, weil die Differenz auf die 100 Prozent von den Kunden der Heta-Investoren und zum Teil vom deutschen Steuerzahler getragen wird. Wobei er auch Linderung erwähnte, die aber nur den Verhandlern zugutekam: Die Gespräche hätten Gelegenheit geboten, ins schöne Wien zu reisen. Die Alternative zum angestrebten Vergleich wäre offenbar noch schmerzhafter als der nun angepeilte Kompromiss gewesen: Die Gläubiger weichen langwierigen, teuren Gerichtsverfahren mit ungewissem Ausgang (Munsberg) aus. Die Absichtserklärung ist nur der erste Schritt eines steinigen Weges, an dessen Ende zwei Drittel aller Gläubiger das Rückkaufoffert annehmen müssen, damit es gilt. Bis dahin erarbeiten die Kärntner das Anbot, zudem müssen genügend rechtlich verbindliche Annahmezusagen eingesammelt werden. Im September soll das Offert dann laut MoU stehen. Die Kärntner müssen dafür 1,2 Milliarden Euro in die Hand nehmen, die ihnen der Bund kreditiert. Sieben Milliarden Euro erhofft man aus der Heta-Verwertung, notfalls muss der Bund draufzahlen. Geht alles nach Plan, soll der Deal im Oktober über die Bühne gehen. Porzellankistenerprobt äußerte sich am Mittwoch dann übrigens auch der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ): Die Absichtserklärung biete Grund für vorsichtige Freude.
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Transferunterlagen zu spät eingelangt – Gegenseitige Schuldzuweisungen. Madrid – Für die einen war es ein galaktisches Pfuschwerk, für die anderen eine beispiellose Lachnummer. Real Madrid und Manchester United sind nach dem geplatzten Wechsel von Startorhüter David de Gea zu den Königlichen medial mit Hohn und Spott überschüttet worden. Sollte nicht noch ein Wunder geschehen, steht der 24-jährige Keeper bei United nun auf dem Abstellgleis. Der spanische Nationaltorhüter hatte bei Real die wichtigste Neuverpflichtung dieses Sommers sein sollen. Nach übereinstimmenden Medienberichten sollte De Gea für eine Ablösesumme von etwa 30 Millionen Euro nach Madrid gehen, Real-Goalie Keylor Navas im Gegenzug für 15 Millionen Euro nach Old Trafford wechseln. Sogar der Termin für die offizielle Vorstellung des Neuzugangs war schon anberaumt. Doch dann lief kurz vor der Schließung des Transfermarkts um Mitternacht etwas schief. Wie die spanische Profiliga (LFP) mitteilte, waren die relevanten Dokumente nicht rechtzeitig vor Ablauf der Frist eingegangen. Daher konnte der Tormann nicht als Spieler von Real registriert und in das Fifa-Transfersystem eingegeben werden. Nach Informationen des Sportblatts As soll die LFP die Unterlagen um 0.28 Uhr MESZ erhalten haben – 29 Minuten zu spät. Die Frist ist abgelaufen In einem Statement auf der offiziellen Vereins-Webseite teilte Real am Dienstag mit, dass man alles Notwendige getan habe, damit der Transfer wie vorgesehen über die Bühne gehe. Für die Verspätung könne man nichts. Man habe die unterschriebenen Verträge von De Gea und Navas um 23.32 Uhr MESZ zu United geschickt – 28 Minuten vor der Deadline. Zur möglichen weiteren Vorgehensweise in der Angelegenheit machte Real keine Angaben. Die Frist ist abgelaufen, und die Regeln sind für alle gleich, sagte ein LFP-Sprecher der Zeitung El Pais. Sollte Real erwägen, bei der Fifa Einspruch zu erheben, wären die Erfolgsaussichten nach Ansicht der LFP gleich null. Die Fifa hat nicht die Kompetenz, die Zulassung von Spielern anzuordnen, sagte der Sprecher. Im vorigen Winter hatte die Fifa in einem ähnlichen Fall einen Einspruch von UD Levante gegen die Annullierung eines Transfers abgelehnt. Der aus Madrid stammende De Gea, der vor seinem Wechsel zu ManUnited das Tor bei Atletico gehütet hatte, sollte bei Real die Nachfolge der langjährigen Club-Ikone Iker Casillas antreten. Er lehnte eine Verlängerung seines bis 2016 laufenden Vertrags in Manchester ab und überwarf sich mit Trainer Louis van Gaal. Nun stellt sich die Frage: Wird der Niederländer den ausgemusterten Keeper wieder in den Kader aufnehmen? Keylor Navas hatte auf der Gegenseite nie einen Hehl daraus gemacht, dass er bei Real bleiben wollte. Beim 5:0-Sieg der Madrilenen am Samstag über Betis Sevilla wehrte er einen Elfmeter ab und wurde nach mehreren Glanzparaden von den Fans als Held gefeiert. Wozu braucht Real einen De Gea?, fragte El Pais.
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Barisic glaubt nicht an Nachwirkungen des Schachtar-Spiels – SVM-Coach Vastic sieht Grund für Auswärtsschwäche auch in unterschiedlichen Bällen. Wien/Mattersburg – Vier Tage nach dem bitteren Aus im Play-off der Fußball-Champions-League will sich Rapid gegen den SV Mattersburg den Frust von der Seele schießen. Auch wenn das unglückliche 2:2 bei Schachtar noch in den Knochen steckt, so zeigte sich Coach Zoran Barisic dennoch optimistisch, dass seine Truppe am Samstag die Enttäuschung schnell wegstecken und an die zuletzt starken Leistungen anknüpfen kann. Wir sind traurig, dass wir ausgeschieden sind, aber das ist abgehakt, unsere zwei Trauertage haben wir hinter uns. Das Schachtar-Match kommt in unsere sogenannte Schatztruhe, daraus kann man viel lernen, erklärte der Wiener. Nachwirkungen auf das Duell mit Mattersburg erwartet Barisic nicht. Die Mannschaft hat im Training einen guten Eindruck hinterlassen. Meine Vorfreude auf das Spiel ist sehr groß, weil ich gesehen habe, dass die Jungs brennen, meinte der 45-Jährige und betonte: Die Meisterschaft ist unser tägliches Brot und für uns das Allerwichtigste. Wie viele Änderungen Barisic im Vergleich zur Partie am vergangenen Dienstag in der Ukraine vornehmen wird, ließ er naturgemäß offen. Es wird eine Mannschaft auf dem Platz stehen, die hundertprozentig fit ist und mit einer super Einstellung ins Spiel geht, versprach der Coach. Vor den Mattersburgern zeigte Barisic großen Respekt. Sie sind gut organisiert und sehr gefährlich bei Standard-Situationen und Kontern. Wir wissen, dass es schwierig wird, aber wir haben ein Heimspiel, wollen den Fans etwas bieten und so auftreten wie zuletzt. Von einem Pflichtsieg wollte Barisic nicht sprechen. Für mich gibt es keine Muss-Siege, kein Sieg ist selbstverständlich. Wir wissen, dass es nicht reicht, nur 99 Prozent zu geben. Das Kräftemessen mit dem Aufsteiger ist für den seit 18 Liga-Partien ungeschlagenen Tabellenführer das elfte Bewerbsmatch innerhalb von 36 Tagen und gleichzeitig der letzte Auftritt vor der zweiwöchigen Länderspielpause, in der Jan Novota (Slowakei), Thanos Petsos (Griechenland), Louis Schaub (ÖFB-U21) und möglicherweise Robert Beric (Slowenien) wegen Verpflichtungen mit ihren Nationalteams fehlen. Danach geht es aufgrund der Europa-League-Teilnahme mit einem dicht gedrängten Spielplan weiter, doch Barisic verzichtete auf Wehklagen darüber, als einziger österreichischer Club eine Doppelbelastung bewältigen zu müssen. Es ist uns egal, ob die anderen noch im Europacup dabei sind oder nicht. Wir freuen uns darauf und nehmen die Herausforderung an. Mattersburg-Coach Ivica Vastic zeigte sich von Rapids jüngsten Europacup-Auftritten angetan. Rapid ist eine eingespielte Truppe, die aufgrund der zuletzt gezeigten Leistungen höchsten Respekt verdient hat. Sie haben noch dazu einen sehr breiten Kader, allein im letzten Spiel saßen etwa Stefan Schwab, Deni Alar oder auch Philipp Schobesberger auf der Bank. Dies verdeutlicht, dass mein Kollege auch kräftig rotieren und trotzdem noch viel Qualität auf den Platz bringen kann, somit die immer wieder in den Medien erwähnte Mehrfachbelastung kein Thema sein darf, wurde Vastic auf der Club-Homepage zitiert. Während die Burgenländer alle ihre drei bisherigen Heimspiele gewonnen haben, setzte es in allen drei Auswärtspartien Niederlagen. Es ist immer etwas anderes, wenn du in der Fremde ran musst, da entscheiden oft Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage. In erster Linie verlässt du dein gewohntes Umfeld, doch auch die Bälle können entscheidend sein. Aufgrund der Situation, dass es keinen Ligaball gibt, jeder seine eigenen Bälle verwendet, musst du dich da immer neu einstellen. Schließlich haben die eine andere Flugbahn, fühlen sich auch nicht gleich an, und Gefühl ist im Fußball kein unwichtiger Faktor, lautete die Erklärung von Vastic. (APA, 28.8.2015) SK Rapid Wien – SV Mattersburg (Samstag, Wien, Ernst-Happel-Stadion, 18.30 Uhr, SR Drachta). Keine Saisonergebnisse 2014/15. Rapid: Novota/Strebinger – Pavelic, Sonnleitner, Dibon, Auer – Petsos, Schwab – Schobesberger, Schaub, F. Kainz – Beric/Prosenik Ersatz: Strebinger/Novota – M. Hofmann, Schimpelsberger, Nutz, Grahovac, S. Hofmann, Alar, Huspek Es fehlen: Schrammel, Kuen (beide Kreuzbandriss), Stangl (rekonvaleszent nach Muskelfaserriss) Fraglich: M. Hofmann (Sprunggelenksverletzung) Mattersburg: Kuster – Farkas, Malic, Mahrer, Fran – Jano – Röcher, Prietl, Perlak, Onisiwo – Pink Ersatz: Borenitsch – Erhardt, Hawlik, Höller, Sprangler, Templ, Grgic, Ibser Es fehlt: Novak (Meniskusriss)
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Zahlreiche Menschen in Jaffa niedergestochen, weitere Angriffe in Jerusalem und Tel Aviv – Vier palästinensische Attentäter getötet. Tel Aviv – Bei einer Messerattacke im Süden von Tel Aviv ist am Dienstag mindestens ein Mensch getötet worden, 12 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Bei dem Todesopfer soll es sich um einen US-amerikanischen Touristen handeln. Der palästinensische Attentäter habe an drei verschiedenen Orten auf Passanten eingestochen, teilte eine Polizeisprecherin mit. Ein Polizist erschoss den Angreifer. Der Anschlag ereignete sich im Stadteil Jaffa an einer auch bei Touristen beliebten Promenade am Mittelmeer. Zuvor waren bei einer Serie neuer Anschläge auf Israelis am Dienstag drei palästinensische Attentäter getötet worden. In Jerusalem habe ein Palästinenser auf Polizisten geschossen und zwei von ihnen schwer verletzt, teilte eine Polizeisprecherin mit. Andere Beamte hätten ihn dann erschossen. In Tel Avivs Vorstadt Petah Tikva stach ein Palästinenser auf einen Israeli ein. Das Opfer und der Besitzer eines Geschäfts hätten ihm das Messer entrissen und den Angreifer dabei verletzt, berichteten Augenzeugen. Herbeigerufene Polizisten hätten den Palästinenser dann erschossen. Wenige Stunden zuvor war eine Palästinenserin erschossen worden, nachdem sie in Jerusalems Altstadt einen israelischen Grenzpolizisten mit einem Messer angegriffen hatte. Bei einer Gewaltwelle sind seit Anfang Oktober 29 Israelis und rund 190 Palästinenser getötet worden. Die meisten Palästinenser wurden bei Anschlägen auf Israelis erschossen. Andere kamen bei Konfrontationen mit israelischen Sicherheitskräften ums Leben.
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IAEA-Plan zur Klärung offener Fragen zu Atomprogramm ist für Gegner einzige Angriffsfläche. Wien – Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), aber auch das US-Außenministerium sind am Donnerstag Medienberichten über angebliche Details einer Vereinbarung zwischen der IAEA und dem Iran entgegengetreten: Einem (nicht verifizierten) Entwurf einer Abmachung zufolge, der der Nachrichtenagentur AP zugespielt worden war, würde die IAEA ihre Einschätzung der iranischen Militäranlage Parchin – wo früher Aktivitäten stattgefunden haben sollen, die auf ein Atomwaffenprogramm hindeuten – ausschließlich auf vom Iran gelieferte Proben und Informationen stützen. Der Iran inspiziert Parchin selbst, war der Sukkus der Geschichte. Dazu meldete sich IAEA-Generaldirektor Yukiya Amano zu Wort und nannte den AP-Bericht eine falsche Darstellung. Ein Sprecher des US-State-Department stellte klar, dass die IAEA dem Iran auf keinen Fall die Parchin-Inspektion überlassen werde: Das ist nicht, wie die IAEA arbeitet. Was die meisten Experten für einen Spin von Gegnern des zwischen dem Iran und der inter nationalen Gemeinschaft am 14. Juli in Wien abgeschlossenen Aktionsplans (JCPOA) halten, wurde jedoch von Medien und Gruppen, die Argumente gegen den JCPOA suchen, aufgegriffen. Die gesamte Parchin-Story hatte schon immer großes Aufregungspotenzial – während sich Inspektoren von einer physischen Inspektion schon allein deshalb wenig er warten, weil die Aktivitäten laut Geheimdiensteinschätzungen vor etwa 13 Jahren eingestellt wurden und reichlich Zeit war, alle Spuren zu entfernen. Ausführliche Abtrage- und Umbauarbeiten in Parchin sind durch Satellitenaufnahmen dokumentiert. Das heißt, die Parchin-Inspektionen werden eher überschätzt. Die Auseinandersetzung mit dem Iran um Inspektionen war auch prinzipieller Natur: Es geht um den Willen zur Transparenz und zu Kooperation. Dass es auf der Roadmap zwischen IAEA und dem Iran, die ebenfalls am 14. Juli abgeschlossen wurde, Störgeräusche geben würde, war erwartet worden. Die Abarbeitung der offenen Fragen, die die IAEA zu vergangenen nu klearen Aktivitäten des Iran hat – den sogenannten PMDs (Possible Military Dimensions) –, ist Vor aussetzung dafür, dass der JCPOA umgesetzt werden kann. Die Roadmap ist momentan die einzige Angriffsfläche für die Gegner des Deals. Nachdem der Iran wie vorgesehen bis 15. August den IAEA-Fragenkatalog beantwortet hat – ob zufriedenstellend oder nicht, weiß man nicht –, beginnt in Kürze die heiße Verifizierungsphase. Angreifbar ist der Prozess auch deshalb, weil er vertraulich ist. Für den Wunsch nach Vertraulichkeit – die für inspizierte Länder immer wichtig ist – hat der Iran spezielle Gründe, nicht zuletzt der nationalen Sicherheit gerade dann, wenn es sich um so etwas wie eine Generalbeichte handelt, etwa was in der Militäranlage Parchin gemacht wurde, auch wenn es nicht Teil eines Atomprogramms war. Es wird interessant sein zu sehen, wie viel davon im Abschlussbericht der IAEA, der am 15. Dezember vorliegen soll, landen und wie viel davon öffentlich werden wird. Dass die IAEA ihre seit der Abwicklung der südafrikanischen Atomwaffen und der Entdeckung des irakischen Atomprogramms, beides zu Beginn der 1990er-Jahre, sorgsam entwickelten Inspektionsstandards unterschreitet, ist jedenfalls mehr als unwahrscheinlich. Was die IAEA und der Iran konkret ausgemacht haben, weiß man nicht. Aber einiges weist darauf hin, dass bei den Parchin-Inspektionen dem iranischen Misstrauen – der Furcht vor Manipulationen und gefälschten Beweisen – stattgegeben wurde: Das würde die iranische Rolle beim Sammeln von Proben erklären, die der AP-Bericht anspricht. Es ist ja selten die ganze Geschichte erfunden. Die Skepsis der Gegner des Deals, ob auch alles seriös ablaufe, hat natürlich auch ihre Gründe in der Realität. Es ist nicht zu bestreiten, dass der politische Wille vorhanden ist, über die Vergangenheit des iranischen Atomprogramms hinwegzusehen, wenn eine höchstmögliche Sicherheit für die Gegenwart vorhanden ist, dass das iranische Atomprogramm zivil bleibt. IAEA-Chef Amano ist nicht der Mann, so die allgemeine Einschätzung, sich dem US-Willen entgegenzusetzen – anders als sein Vorgänger Mohamed ElBara dei 2003 vor dem Irakkrieg. Damals meldete die IAEA keine Hinweise auf ein Atomprogramm, das die US-Regierung jedoch für einen Krieg brauchte.
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Miteigentümerin eines Hauses wurde nicht um Zustimmung gefragt – Unterlassungsklage laut Zivilrichterin berechtigt – Urteil nicht rechtskräftig. Salzburg/Zell am See – In Salzburg ist in einem Rechtsstreit über ein Flüchtlingsquartier in privatem Eigentum ein brisantes Urteil ergangen. Ein Wohnungsbesitzer wurde von einer Miteigentümerin eines Hauses im Bezirk Zell am See auf Unterlassung geklagt, weil seine Räume an das Land für die Unterbringung von rund 40 Flüchtlingen weitervermietet wurden. Die Frau bekam Recht: Ihre Zustimmung wäre erforderlich gewesen. Die Klägerin sei nicht gefragt worden, ob sie mit der Flüchtlingsunterkunft einverstanden ist. Sie wurde einfach vor vollendete Tatsachen gestellt. Das widerspricht dem Wohnungszweck und dem Wohnungseigentumsrecht, sagte ihr Anwalt Alexander Schuberth zur APA. Ende vergangenen Jahres wurde die Unterlassungsklage am Landesgericht Salzburg eingebracht. Zivilrichterin Ursula Meßner kam in ihrem Urteil vom 16. Februar zu dem Schluss: Für die Vermietung zur Aufnahme von Flüchtlingen hätte eine rechtmäßige Widmungsänderung durch Beschluss der Wohnungseigentümer vorliegen müssen. Es hätten also alle Eigentümer zustimmen müssen. Bei Uneinigkeit hätte nach dem Wohnungseigentumsgesetz ein Außerstreitrichter einen Beschluss fassen müssen, erläuterte Gerichtssprecher Imre Juhasz das Urteil. Nicht nur Juhasz, auch Schuberth bezeichnete die richterliche Entscheidung als einen Präzedenzfall bzw. richtungsweisend in Österreich. Das Urteil ist allerdings nicht rechtskräftig. Der Beklagte kann dagegen berufen. Dann muss sich das Oberlandesgericht Linz mit dem Fall befassen. Juhasz geht davon aus, dass die Causa ausjudiziert wird. Das betreffende Gebäude im Pinzgau besteht aus zwei Wohnungseigentumseinheiten. Die Klägerin betreibt dort ein Restaurant. Der Beklagte führte in seinen Räumen zunächst einen Beherbergungsbetrieb, dann verpachtete er sie eine Zeit lang für einen Gastronomiebetrieb und zur Zimmervermietung. Im Kauf- und Wohnungseigentumsvertrag wurde als Widmung Geschäft angeführt. Am 1. Dezember 2015 vermietete der Beklagte das Objekt an einen Mieter, der bekundete, darin Asylwerber unterzubringen. In der Weitervermietung an das Land und der Unterbringung von Flüchtlingen sei aber eine Widmungsänderung zu sehen, da weder ein Geschäft vorliege, noch ein Hotel- und Beherbergungsbetrieb samt Restaurant, konstatierte die Richterin. Die Interessen der Miteigentümerin, nämlich der Klägerin, können schon dadurch berührt sein, da in Teilen der Bevölkerung Vorbehalte gegen Flüchtlingsunterkünfte bestehen und daher beispielsweise im Falle des Verkaufes der Verkehrswert der Anteile der Klägerin gemindert sein könnte. In dem Verfahren entgegnete der Beklagte durch seinen Anwalt: Es sei nicht nachvollziehbar, warum es zu einer Widmungsänderung kommen solle, wenn die Räume statt an ausländische Gäste an Asylwerber vermietet würden. Die Klägerin sei in ihrem Restaurantbetrieb auch nicht beeinträchtigt. Die 44 Asylwerber seien ja potenzielle Kunden, zumal es sich um Selbstversorger handle und damit zu rechnen sei, dass sie das Restaurant der Klägerin häufig frequentieren würden. Bei den Flüchtlingen handelt es sich um Familien und Einzelpersonen. Sie verfügen über mehrere Schlafzimmer, Küchen, ein Wohnzimmer und über einen Aufenthaltsraum, in dem auch Sprachkurse abgehalten werden. Die Räumlichkeiten wurden laut dem Beklagten vom Land Salzburg geprüft und für die Unterbringung von Flüchtlingen für geeignet befunden. Der Anwalt des Beklagten gab keine Stellungnahme zu dem Urteil ab. Er müsse noch seinen Mandanten um Erlaubnis fragen, ob er gegenüber einem Medium eine Auskunft erteilen dürfe, erklärte der Jurist.
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Eine Menge Wartender und 200 Polizisten auf dem Wiener Westbahnhof: Sonderzüge gab es keine mehr. In Ungarn sollen Asylsuchende rasch durchgewunken worden sein. Berlin/Wien – Deutlich mehr Polizeibeamte als an den vergangenen Tagen kontrollierten am Donnerstag am Wiener Westbahnhof das Kommen, Warten und Gehen der Flüchtlinge. Jeweils mehrere Dutzend Personen wurden am Beginn eines Bahnsteigs oder auf der Fläche dahinter gruppenweise organisiert, umstellt von Beamten. Insgesamt befanden sich am frühen Nachmittag rund 200 Polizisten vor Ort. Dolmetscher erläuterten den Menschen die Situation. Insgesamt passierten mehrere tausend, jedenfalls mehr als 3000 Flüchtlinge den Bahnhof. Laut Burgenlands Polizeichef Hans Peter Doskozil sind am Donnerstag insgesamt 7.500 Flüchtlinge über die Grenze in Nickelsdorf nach Österreich gekommen. Aufgrund des hohen Personenaufkommens am Westbahnhof praktizierte die Polizei dort eine Art Stop-and-go-System. Grund für den Stau in der Flüchtlingsbewegung: Es fuhren keine Sonderzüge mehr Richtung Deutschland. Wir tun unser Möglichstes, aber es reicht nicht, sagte Michael Braun, Konzernpressesprecher der ÖBB-Holding, zum STANDARD. In den vergangenen 14 Tagen haben wir an Garnituren alles fahren lassen, was geht. Jetzt mussten viele Züge ins technische Service sowie in die Reinigung. Daher, so Braun, könnten seit Donnerstag keine eigenen Züge für Flüchtlinge mehr vom Wiener Westbahnhof aus nach Deutschland fahren. Bahninsider nannten als Grund dafür auch hohe Sonderzugskosten, etwa für Lokführer und Schienenmaut, vor denen die ÖBB zurückschreckten. Das ist unrichtig. Wir haben diese Kosten noch gar nicht erhoben, meint dazu Braun. Mangels Sonderzügen konnten die Schutzsuchenden am Donnerstag nur die regulären Bahnverbindungen – bei Tag zwei pro Stunde – vom Westbahnhof nach Deutschland nehmen. Etwa 60 bis 80 Menschen pro Fahrt durften mit. Für die in Wien zwischenzeitlich Gestrandeten sollten vorübergehend Kasernen geöffnet werden. Auch in der Grazer Belgier-Kaserne sollte ein Zwischenquartier eingerichtet werden. Seitens der Caritas rechnete man mit mehr Bettenbedarf für die Nacht auf Freitag als in der Nacht zuvor, in der 1000 Menschen am oder beim Westbahnhof schliefen. Die Münchner Polizei bestätigte, dass weniger Flüchtlinge aus Österreich ankamen. Ein am Donnerstag kursierendes Gerücht, wonach die deutsche Polizei und die Deutsche Bahn nach Anordnung aus dem Büro von Kanzlerin Angela Merkel die Annahme von Sonderzügen aus Österreich gestoppt hätten, wurde nicht bestätigt. Unterdessen erreichten aus Ungarn kommend weiter hunderte Menschen den Grenzübergang Nickelsdorf; zu Fuß, nachdem die meisten von ihnen im ungarischen Hegyeshalom aus den Zügen aussteigen mussten. Am Donnerstag fuhren die ÖBB-Züge wieder nur bis zur Grenze. Diese hatten zwischen Mittwoch und Donnerstagnachmittag insgesamt rund 8.000 Asylsuchende passiert, davon alleine 4.300 am Donnerstag bis zum Nachmittag. Die Flüchtlinge aus Nickelsdorf sollen verstärkt in eigens gecharterten Bussen direkt nach Deutschland gebracht werden, sagte Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck. Bisher geschah dies nur in geringem Ausmaß. Die Informationspolitik der ungarischen Behörden sei weiterhin sehr dürftig, sagte Grundböck. Fakt aber sei, dass die Flüchtlinge derzeit besonders rasch durch Ungarn durchreisen könnten. Somit sei zu erwarten, dass jene Menschen, die sich heute in Serbien an der ungarischen Grenze befinden, morgen schon in Österreich sein werden . Freiwillige in Ungarn berichteten, dass sich viele Flüchtlinge aus den Camps davonmachten. In der nordserbischen Stadt Kanjiža trafen zwischen Mittwoch- und Donnerstagmittag 4.000 Menschen ein, so viele wie noch nie binnen eines Tages. Flüchtlingsexperten meinen, dass die Schutzsuchenden die Tage vor Inkrafttreten der scharfen neuen ungarischen Gesetzeslage am 15. September nutzen. Danach droht in Ungarn auf illegale Einreise Haft. Außerdem wird derzeit am Grenzzaun zu Serbien mit besonderem Druck gearbeitet. Am Donnerstag hieß es, dass er schon Anfang Oktober fertiggestellt werden soll, statt wie geplant bis zum 31. Oktober. Der ungarische Außenminister Péter Szijjártó hat die Abschiebung von Flüchtlingen nach Serbien angekündigt, wenn diese in seinem Land um Asyl ansuchten und von den Behörden abgelehnt wurden.
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Die EU-Kommission hat insgesamt Geldstrafen von 49,15 Millionen Euro gegen die ÖBB und die Deutsche Bahn verhängt. Brüssel/Wien – Die EU-Kommission hat am Mittwoch Geldstrafen von 49,15 Millionen Euro gegen die ÖBB und die Deutsche Bahn verhängt. Express Interfracht, ein Teil der ÖBB, muss demnach 17,36 Millionen Euro zahlen. Bei den ÖBB betont man, dass für die Kunden und Abnehmer der an den Absprachen beteiligten Unternehmen (es geht um den Zeitraum von 2004 bis 2012, Anm.) zu keinem Zeitpunkt ein Schaden durch erhöhte Preise entstanden sei. Gleichzeitig teilte die Staatsbahn mit, dass sie sich von allen involvierten Führungskräften und Mitarbeitern getrennt habe. Für alle anderen gäbe es mittlerweile strengste Verhaltensvorgaben. Auf DB Schenker entfällt eine Strafe von 31,8 Millionen Euro wegen Beteiligung an einem Kartell für sogenannte Ganzzugladungen. Neben den beiden Unternehmen war auch Kühne+Nagel aus der Schweiz als eines der größten Transport- und Logistikunternehmen in Europa am Kartell beteiligt, wurde aber mit keiner Geldbuße belegt. Das Unternehmen fiel unter die Kronzeugenregelung der Kommission von 2006. Die drei trafen Preisabsprachen und teilten ihre Kunden für ihre Balkantrain- und Soptrain-Dienstleistungen in Europa untereinander für fast acht Jahre auf. Vergleich reduziert Strafe Da die Unternehmen einem Vergleich mit der Kommission zustimmten, wurden die Bußgelder um zehn Prozent reduziert. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager erklärte, es sei sehr enttäuschend, dass ein Projekt zur Verbesserung der Transporteffizienz und zur Förderung eines umweltfreundlichen Gütertransports durch ein Kartell beeinträchtigt worden sei. Die EU brauche Güterschienenverkehrsmärkte, um auf der Grundlage eines wirksamen Wettbewerbs effizient zu funktionieren und nicht von den Einzelinteressen zulasten der Kunden gelenkt zu werden. Bei Ganzzugladungen handelt es sich um ein Güterbeförderungssystem von einem Knotenpunkt zum anderen, ohne dass die Waggons aufgeteilt oder zwischendurch abgestellt werden. Dies spart Zeit und Geld für Kunden aus einer Vielzahl von Branchen. Ganzzugladungen sind grundsätzlich wirtschaftlich effizienter als der herkömmliche Güterschienentransport, vor allem bei der Beförderung eines einzigen Guts.
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Aktien können bis Mittwoch gezeichnet werden, Unsicherheit an Börsen drückt auf Stimmung von Investoren. Frankfurt am Main – Der deutsche Internet-Kleinanzeigenbetreiber Scout 24 ist auf Kurs für seinen Börsengang. Das Unternehmen engte die Preisspanne für die angebotenen Aktien auf 29,50 bis 31 Euro ein, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Bisher hatte Scout 24 eine Spanne von 26,50 bis 33 Euro je Stück genannt. Anleger können die Aktien noch bis Mittwoch zeichnen, am Donnerstag will der Betreiber der Kleinanzeigenbörsen Immobilienscout 24 und Autoscout 24 sein Debüt an der Frankfurter Börse feiern. Bei hoher Nachfrage könnte die Emission bis zu 1,63 Milliarden Euro schwer werden. Vor ein paar Tagen hatten Insider gesagt, die Auftragsbücher seien am unteren Ende der Preisspanne bereits mehr als einmal gefüllt. Die Finanzinvestoren Hellman & Friedman und Blackstone sowie die Telekom wollen mindestens 21 Millionen Aktien an den Mann bringen. Das Umfeld an der Börse ist derzeit jedoch alles andere als rosig. Die Unsicherheit bei Investoren ist groß, der Dax verlor allein in der vergangenen Woche mehr als zwei Prozent. Die Abgasaffäre beim Autobauer Volkswagen und Sorgen über das schleppende Wirtschaftswachstum in China trüben die Stimmung. Dabei drängen in den nächsten Tagen und Wochen neben Scout 24 noch einige Schwergewichte an die Börse – und es läuft nicht bei allen wie geplant: Die Bayer-Kunststoffsparte Covestro will ihr Debüt am Freitag feiern, laut Insidern läuft die Nachfrage eher schleppend. Der Autozulieferer Schaeffler steht für Montag auf dem Zettel und hat zuletzt die Bekanntgabe seiner Preisspanne verschoben. Um die Gunst von Investoren buhlen zudem der Baustoffhersteller Xella und die Reederei Hapag-Lloyd, die statt einer Milliardenemission nur einen Mini-Börsengang angekündigt hat.
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So soll eine bessere Parteidisziplin erzielt werden. Prag – Die tschechische Protestbewegung ANO von Finanzminister Andrej Babis will ihre Kandidaten bei Wahlen künftig im Voraus einem Psychotest unterziehen. Damit soll eine bessere Parteidisziplin erzielt werden und möglichen neuen Parteirebellen vorbeugend aus dem Weg gegangen werden, schrieb die Tageszeitung Hospodarske noviny (Mittwoch-Ausgabe). Kürzlich hatte es in mehreren Regionen Aufstände gegen die ANO-Führung gegeben. Ich stelle mir vor, dass die ersten zehn Kandidaten auf der Liste in jedem Kreis einen Psychotest absolvieren, sagte der erste Vizechef von ANO, Jaroslav Faltynek. Als früherer Spitzenmanager von Babis Holding Agrofert habe er sich selbst einer Psycho-Diagnostik unterzogen. Dabei wird man so gründlich gecheckt, dass man nach dem vierstündigen Test nicht einmal mehr weiß, wie man heißt, so Faltynek. Auch der Brünner Oberbürgermeister Petr Vokral (ANO) unterstützt die Idee mit der Begründung, die Bewegung sollte sich vor Karrieristen schützen. ANO sei noch so jung, dass sie noch nicht dem Ansturm von Leuten standhalten kann, die sich nur ihre Ambitionen (...) erfüllen wollen , so Vokral. ANO wurde erst 2011 gegründet. Einen größeren Zulauf von Mitgliedern verzeichnete ANO erst 2013, nachdem die Bewegung in den Wählerumfragen zu punkten begonnen hatte. Im selben Jahr trat sie erstmals bei Parlamentswahlen an und landete gleich auf Platz zwei, knapp hinter den Sozialdemokraten (CSSD). Es kam sogleich zur Regierungsbeteiligung. Aus der EU-Wahl im Mai 2014 und den Kommunalwahlen in Tschechien im Herbst 2014 ging die Babis-Bewegung jeweils als stärkste Kraft hervor. Seit Monaten liegt ANO an der Spitze der Wählerumfragen. (APA. 29.7.2015)
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Täglich kommen hunderte Flüchtlinge über Griechenland nach Mazedonien. Die Regierung in Skopje hat für die Grenzregionen im Süden und Norden den Krisennotstand erklärt. Skopje – Mazedoniens Regierung will nun sogar Soldaten an die Grenze zu Griechenland schicken. Am Donnerstag erklärte das Innenministerium den Ausnahmezustand an der nördlichen und südlichen Grenze des Balkanstaats, durch den täglich hunderte Flüchtlinge reisen. Sie gehen seit Monaten über die grüne Grenze bei Gevgelija im Süden und bei Kumanovo im Norden Richtung Serbien. Mittlerweile sollen aber tausende Flüchtlinge auf der griechischen Seite festsitzen, weil sie von der Polizei auf dem Weg nach Mazedonien aufgehalten werden. Die Behörden argumentieren, dass sie die Sicherheit der Bevölkerung erhöhen und eine menschlichere Behandlung der Asylsuchenden ermöglichen wollen. Das Innenministerium will ein Zentrum für Krisenmanagement und einen Aktionsplan schaffen. Seit Wochen gibt es von vielen Flüchtlingen Berichte, dass sie von Sicherheitskräften in Mazedonien misshandelt werden. Nabeel al-Shwaykh, ein Geschäftsmann aus Aleppo, kann sich noch sehr genau erinnern. Die Polizei hat ihre Stecken benutzt, um uns in eine Richtung zu treiben, die haben einige Leute sehr stark geschlagen, erzählt er dem STANDARD über seine Ankunft in Gevgelija. Wir dachten, dass wir Papiere bekommen werden, wenn wir nach Mazedonien kommen, aber es gab gar nichts. Die Polizei wollte nur, dass wir rasch zum Zug gehen. Sie wollten verhindern, dass wir in irgendwelche Städte in Mazedonien reisen. Der Balkanstaat will ein Transitland sein, aber sicherlich kein Aufnahmestaat. Mittlerweile dürfen die Flüchtlinge die Züge benutzen, wenn sie Mazedonien durchqueren. Vor ein paar Wochen noch kamen einige Flüchtlinge auf der Route ums Leben, weil sie auf den Gleisen gehend von Garnituren erfasst wurden. Seit Juni dürfen sie nun 72 Stunden durchreisen. In Gevgelija können sie sich bei der Polizei registrieren lassen. In den letzten beiden Monaten haben dies etwa 35.000 Flüchtlinge getan. Mazedonien hat das Asylgesetz geändert und dem serbischen angepasst, erzählt der Leiter des UNHCR in Belgrad, Hans Schodder. Seitdem die Flüchtlinge Papiere bekommen und öffentliche Verkehrsmittel benutzen können, sind die Berichte über Verbrechen zurückgegangen. Viele Flüchtlinge wollen sich dennoch nicht in Mazedonien registrieren lassen, weil sie Angst haben, dann aus Ungarn zurückgeschoben zu werden. Ungarn hat dies kürzlich durch eine Änderung des Asylgesetzes ermöglicht. Und dies, obwohl Mazedonien aus EU-Sicht kein sicheres Drittland ist. Mazedonien hat weder die Kapazitäten noch die rechtlichen Rahmenbedingungen, um für die Flüchtlinge zu sorgen. Auffallend oft erzählen diese, dass sie beim Überqueren der Grenze sowohl von Griechenland nach Mazedonien als auch von Mazedonien nach Serbien von Banden überfallen worden wären. Manche sprechen von Afghanen, manche von lokalen Leuten. Offensichtlich ist, dass für die Sicherheit der Flüchtlinge nicht ausreichend gesorgt wird. Auch in Mazedonien gibt es aber viele hilfsbereite Leute. Sie spenden Lebensmittel, Wasser, Medizin und Kleidung und bringen sie zu den Zügen. Auch das Rote Kreuz ist vor Ort. Viele Flüchtlinge sind völlig erschöpft und übermüdet, manche richtig ausgehungert, wenn sie hier ankommen.
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Frau erlitt stark blutende Halswunde am Rand der Wahlparty. Wien – Eine Wahlhelferin der FPÖ ist am Rand der Party der Partei im Wiener Rathauspark nach der Wien-Wahl am 11. Oktober verletzt worden. Polizeisprecher Christoph Pölzl bestätigte einen entsprechenden Bericht der Gratiszeitung Heute vom Mittwoch. Die 20-Jährige gab demnach an, sie sei auf dem Rückweg vom WC ins Festzelt von einem Unbekannten attackiert worden. Sie erlitt eine stark blutende Schnittwunde im rechten Halsbereich, so Pölzl. Die Wahlhelferin gab an, dass sie der Unbekannte niederschlug und mit einem spitzen Gegenstand verletzte. Ob ein Zusammenhang mit ihrer politischen Tätigkeit bestehe, war laut Pölzl am Mittwoch noch unklar. Dazu könne man erst nähere Angaben machen, wenn man den Täter habe. Laut Heute gab die FPÖ-Helferin an, dass der Mann sie zunächst gefragt habe, ob sie von der Parteifeier komme.
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Freundin hatte ihn hinausgeworfen – Polizei sieht dennoch Bereicherungsvorsatz. Köflach – Ein 47-jähriger Steirer ist am Freitag in Köflach (Bezirk Voitsberg) wegen Bankraubes festgenommen worden. Das Motiv war laut seiner Aussage aber nicht die Beute sondern eine geheizte Gefängniszelle und drei warme Mahlzeiten am Tag, wie Medien am Samstag berichteten. Seine Freundin, bei der er wohnte, habe ihn hinausgeworfen und der Winter komme, sagte er zur Polizei, bestätigte diese. Grundsätzlich wäre nach dieser Argumentation keine Verurteilung wegen Raubes möglich, das Strafgesetz verlangt bei Raub nämlich einen Bereicherungsvorsatz. Der Bereicherungsvorsatz ist bei ihm, wie es ausschaut, aber doch gegeben, sagte Werner Rampitsch vom steirischen Landeskriminalamt am Samstag zur APA. Es hat Umstände gegeben, die darauf schließen lassen, dass er den Bereicherungsvorsatz gehabt hat. Bereicherung könnte demnach eines von mehreren Motiven gewesen sein. Diese Entscheidung ist aber Sache des Gerichts, dem wollen wir nicht vorgreifen. Der Ablauf der Vorfälle am Freitag zeigt, dass der Verdächtige nicht gerade zielstrebig und professionell an den Banküberfall heranging. Am Nachmittag war er das erste Mal in der Bank. Um eine Waffe vorzutäuschen, wickelte er ein Handtuch um seinen Unterarm. Das ist ein Überfall, Geld, das ist kein Schmäh, sagte er zum Kassier, was diesen nicht zuletzt wegen des Alkoholgeruchs, den der Übeltäter verströmte, nicht sonderlich beeindruckte. Der unmaskierte 47-Jährige verließ das Gebäude unverrichteter Dinge wieder und ging in eine Bar ein Bier trinken. Wieder Erwarten kam keine Polizei, um ihn zu verhaften. Er ging zurück zur Bank, auch dort waren keine Beamten. Also kaufte sich der Mann ein Fleischermesser mit 20 Zentimeter langer Klinge und ging wieder in die Bank. Die auf ihn gerichtete Messerspitze bewegte den Kassier nun doch dazu, den Täter ernst zu nehmen. Er übergab ihm Bargeld. Damit verließ der 47-Jährige die Bank und ging zurück in die Bar, wo er fünf Minuten später tatsächlich festgenommen wurde. Bei der Polizei legte er ein umfassendes Geständnis ab und wurde anschließend in die Justizanstalt Graz-Jakomini gebracht.
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Neues israelisches Hightech-Zentrum entsteht. Erst kamen die Bäume und nun die Computerfreaks. Israel setzt nach der gebietsweisen Aufforstung auf die Cyberelite, um die öde Südhälfte des Landes zu beleben. Beerscheba, das schon lange den Beinamen Hauptstadt der Negev-Wüste führt, wird nun zum Cyber-Capital ausgebaut. Rund einhundert Kilometer weiter kommt am Dienstag die Weltbranche zur CyberTech-Messe in Tel Aviv zusammen. Egal ob Deutschland, USA oder Israel – die Bedrohung durch Computerattacken wächst sprunghaft, sagt Dudu Mimran, Technischer Leiter der Innovation Laboratories der Deutschen Telekom in Beerscheba. Aber insbesondere Israel habe sich zu einem Impulszentrum für die Cybersicherheit entwickelt. Laut Tom Ahi Dror vom National Cyber Bureau, das direkt dem Ministerpräsidenten untersteht, werden in Israel ein Fünftel der globalen privaten Investitionen in Cybersicherheit getätigt. Die Deutsche Telekom war mit ihren Innovationslabors, die sie seit zehn Jahren gemeinsam mit der örtlichen Ben Gurion Universität (BGU) betreibt, einer der ersten Mieter im Technologiepark von Beerscheba. Seit einem Monat ist dieser Advanced Technology Park dank einer futuristisch gestalteten Fußgängerbrücke direkt mit der BGU verbunden. Das dritte Element im großangelegten Regierungsprojekt CyberSpark ist die Verlagerung all jener Einheiten der israelischen Streitkräfte nach Beerscheba, die mit Technologie und Überwachung zu schaffen haben. In wenigen Jahren sollen dort 15.000 Beschäftigte für die Sicherheit der Informationstechnologie tätig sein. Zwei Hauptprobleme sehen die Experten im eskalierenden Cyberkrieg. Die gesetzestreue Seite hat bisher immer monatelange Verspätung, wenn neue Schadprogramme auftauchen, sagt Joav Zruja, einer der Partner von JVP Cyber Labs in Beerscheba. Dieser Venturekapitalfonds ist der größte israelische Investor in Cybersicherheit. Deshalb habe JVP zuerst das Startup-Unternehmen Cyaktive gefördert, das Varianten böser Software schneller entwickeln will als die Angreifer. So können wir schon vorausschauend die Abwehr entwickeln, sagt Zruja. Inzwischen testen Siemens und Oracle die Cyaktive-Strategie. Das zweite große Problem entsteht aus dem wachsenden Internet der Dinge, also der breiten Einbeziehung unserer gegenständlichen Alltagsumwelt und der klassischen Industrie in Onlinenetzwerke. Das vermehrt die Zahl leicht angreifbarer Ziele sprunghaft, sagt Joni Schohet von SCADAfence, einem weiteren Startup, das JVP in Beerscheba als Inkubator ausbrütet. Der Jungunternehmer verweist auf ein deutsches Stahlwerk, wo Hacker bis in die Produktionsnetze vordringen konnten und für Ausfälle sorgten, die einen Hochofen massiv beschädigten. So nachzulesen im Lagebericht der Bundesregierung zur IT-Sicherheit für 2014. Und vor wenigen Wochen erzeugte eine Cyber-Attacke in der West-Ukraine einen Stromausfall in 700.000 Haushalten. Ob Wirtschaftsspionage, Erpressung, Diebstahl oder kriegerischer Angriff – die Bedrohungen aus dem Internet nehmen zu. Und Israel nimmt im Abwehrkampf eine Spitzenstellung ein. Die permanente Bedrohung im Nahen Osten, die allgemeine Wehrpflicht in einer technologisch hochgerüsteten Armee, welche die dafür talentiertesten Rekruten zur Cyberabwehr ausbildet, sind wichtige Gründe dafür. Dass Beerscheba mit heute 200.000 Einwohnern zum Hauptquartier der boomenden Branche ausgebaut wird, ist eine politische Entscheidung. Der Negev bietet sechzig Prozent der Fläche Israels, beherbergt aber nicht einmal zehn Prozent seiner Bevölkerung. Am Ende soll die Wüstenmetropole mit einer halben Million Einwohnern nach Jerusalem die zweitgrößte Stadt im Lande sein. Arbeitsplätze schafft für sie der neue Wachstumsmagnet: Im Technologiepark wird derzeit das dritte von 27 geplanten Bürogebäuden gebaut. Und die Streitkräfte schreiben im Februar die Errichtung ihres Technologie-Campus aus, der gleich nebenan liegen wird.
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Zehn Prozent Radanteil am Gesamtverkehr hat sich Rot-Grün bis 2015 zum Ziel gesetzt. Das wurde mit nur sieben Prozent deutlich verfehlt. Maria Vassilakou kündigte mehr Budget für den Ausbau von Radwegen an. Wien – Die rot-grüne Stadtregierung baut das Radwegenetz in Wien kontinuierlich aus. In der vergangenen Legislaturperiode wurde das Netz um 124 Kilometer erweitert. In diesem Jahr kommen 20 Kilometer dazu, sagte die grüne Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou am Donnerstag. Mindestens vier Millionen Euro würden in die Radinfrastruktur investiert. Es ist aber üblich, dass dieser Betrag überschritten wird, sagte die Vizebürgermeisterin. Etwa dann, wenn Bezirke zusätzlichen Bedarf anmelden. Die Stärkung des Radverkehrs ist Vassilakou ein Anliegen. Seit 2010 wurden rund 40 Millionen Euro in neue Radwege investiert. Richtig zulegen konnte der Radanteil am Gesamtverkehr aber dennoch nicht. 2009, also im Jahr vor der ersten grünen Regierungsbeteiligung, betrug der er sechs Prozent. 2015 waren es sieben Prozent. Das Ziel Vassilakous, den Anteil auf zehn Prozent zu steigern, es ist im ersten rot-grünen Regierungsübereinkommen festgehalten, wurde mehr als deutlich verfehlt. Vassilakou kündigte am Donnerstag daher an, das Radbudget zu erhöhen – sprich, in den kommenden Jahren mehr als heuer für Radwege auszugeben. Es sei auch dank neuer Bezirksvorsteher einfacher geworden, Akzeptanz für Radwege zu schaffen. Im ersten Bezirk etwa gebe es mit Markus Figl (ÖVP), dem Nachfolger von Ursula Stenzel, jetzt eine andere Basis der Zusammenarbeit. Fertiggestellt wird in diesem Jahr jedenfalls die durchgängige Befahrung des Äußeren Ringradweges auf Höhe des Schottentores sowie die ausstehende Verbindung von Getreidemarkt und Operngasse nahe des Naschmarkts. Mit der Goldschlagstraße im 15. Bezirk entsteht ab Herbst die dritte Fahrradstraße der Stadt. Damit wird eine Radverbindung vom Außenbezirk ins Zentrum möglich. Im Zuge der U4-Sperre von 30. April bis 4. September zwischen Hütteldorf und Hietzing beziehungsweise Schönbrunn (ab 2. Juli) kommen Schienenersatzbusse der Wiener Linien zum Einsatz. Für Räder als Ersatzverkehrsmittel will die Mobilitätsagentur werben: Es werden E-Bikes und Falträder zum Ausprobieren verliehen und kostenlose Radchecks angeboten. Für ÖVP-Wien-Klubchef Manfred Juraczka setzt Vassilakou mit dem Ausbau der Radwege die Politik der Schikanen in der Verkehrspolitik fort. Andere Themen herrschten im Landtag: Dort wurde mit den Stimmen von SPÖ und Grünen die umstrittene Novelle der Bauordnung in zweiter Lesung beschlossen. Diese erleichtert die Errichtung temporärer Flüchtlingsunterkünfte. Die Sitzung dauerte nur wenige Minuten. Am 20. März hatten FPÖ und ÖVP den Beschluss mit Dauerreden verhindert: Die damalige Landtagssitzung dauerte 29 Stunden. Danach ging es auf Antrag der FPÖ um Islamische Kindergärten in Wien – rot-grünes Versagen und schwarze Mitverantwortung. Das ließ ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel nicht auf sich sitzen: Die FPÖ sei lediglich Trittbrettfahrer der Aufklärung. Einig waren sich Blaue und Schwarze in ihrer Kritik an der Stadtregierung. Der multikulturelle Traum hat sich als islamistischer Alptraum herausgestellt, sagte Vizebürgermeister Johann Gudenus (FPÖ).
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Untersuchungen zeigten, dass die Mutation von nur zwei Genen die Veränderungen an den zirkadianen Rhythmen bewirkte. Köln – Bei der Kultivierung der Tomate haben sich im Laufe der Zeit offenbar nicht nur Geschmack und Aussehen verändert: Deutsche Forscher konnten nun zeigen, dass auch die innere Uhr der Tomate während ihrer Domestizierung einem Wandel unterworfen war: sie hat sich verlangsamt. Die aus der äquatorialen Region Südamerikas stammende Pflanze wurde vom Menschen in die temperierten Breiten gebracht. Die Verlangsamung der Uhr stellt vermutlich eine Anpassung an die dort herrschenden langen Sommertage dar. Die innere Uhr verleiht einen Selektionsvorteil, indem sie eine genaue Abstimmung von physiologischen, verhaltens- und entwicklungsbiologischen Prozessen mit dem Tag/Nacht Zyklus ermöglicht. Jeder, der schon einmal in eine andere Zeitzone gereist ist, weiß, was passiert, wenn die innere Uhr nicht synchron zur externen Umwelt läuft: Jetlag. Tatsächlich scheint auch in der Natur eine genaue Abstimmung der inneren Uhr auf die lokale Umgebung von Bedeutung zu sein. Hierbei spielt die natürliche Variation zirkadianer Rhythmen (von der inneren Uhr gesteuerte Rhythmen mit einer Periodizität von etwa 24 Stunden) eine wichtige Rolle. Wissenschafter vom Kölner Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung haben nun nachgewiesen, dass diese Variation auch während der Tomatendomestizierung von Bedeutung war. Die Domestizierung der Tomate begann in Ecuador, wo man auch heute noch eine Vielzahl unterschiedlicher wilder Tomatenarten entlang der Anden finden kann. Sie wachsen als Unkraut häufig in extremen Habitaten von Meereshöhe bis über 3000 m und unterscheiden sich erheblich von den kultivierten Varietäten. Diese wilden Arten können alle mit der kultivierten Art gekreuzt werden, was sie zu einer wertvollen Quelle positiver Eigenschaften – wie beispielsweise Schädlingsresistenzen – für die Tomatenzüchtung macht. Zusätzlich können an den wilden Arten aber auch Eigenschaften, die eine Rolle bei der Domestizierung gespielt haben, genetisch untersucht werden. Durch den Vergleich der zirkadianen Rhythmen von 34 kultivierten Varietäten und 68 wilden Sorten konnten die Forscher um José M. Jiménez-Gómez und Niels A. Müller zeigen, dass die innere Uhr der kultivierten Tomaten langsamer läuft als die ihrer wilden Verwandten. Während der Domestizierung müssen Genvarianten entstanden sein, welche für diesen veränderten Rhythmus verantwortlich sind, erklärt Jiménez-Gómez. Durch genetische Analysen konnten die Forscher zeigen, dass die Verlangsamung der zirkadianen Uhr durch Mutationen in nur zwei Genen erreicht wurde. Eines dieser Gene ist EID1, ein Gen, welches eine Rolle bei der Signalübertragung von Licht spielt. Die Wissenschaftler konnten die kausale Genvariante von EID1 auf eine einzelne Aminosäure eingrenzen. Des Weiteren entdeckten die Forscher durch vergleichende Genomanalyse, dass die Region um EID1 Anzeichen positiver Selektion aufweist. Dies deutet darauf hin, dass der verzögerte Rhythmus vom Menschen selektiert wurde und für die kultivierte Art von Nutzen ist erklärt Jiménez-Gómez. Wir denken, dass die verlangsamte innere Uhr eine Anpassung an die langen Sommertage der temperierten Breiten darstellt, in welche die aus der äquatorialen Region Südamerikas stammende Pflanze während der Domestizierung gebracht wurde. Da die kultivierte Tomate von Ecuador nach Mittelamerika und schließlich bis nach Europa transportiert wurde, wurde sie im Verlauf der Domestizierung einem stark veränderten Tag/Nacht Rhythmus ausgesetzt – in Neapel (Italien) beispielsweise sind die Tage im Sommer mehr als drei Stunden länger als in Ecuador. Die Tomate ist hier kein Einzelfall. Viele Nutz- und Kulturpflanzen wurden durch den Menschen über weite Gebiete verbreitet. Eine interessante Frage für die Zukunft ist, ob solche Migrationen auch bei anderen Pflanzen mit Veränderungen der inneren Uhr einhergegangen sind. Die genauere Untersuchung der inneren Rhythmik verschiedener Nutz- und Kulturpflanzen könnte neue Ansatzpunkte für deren Verbesserung bieten.
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Geben sich als "Abnimm-Coach" aus, wollen "Unterwerfung" und Nacktfotos per WhatsApp. Mit dem Aufkommen von Mikro-Blogs wie Tumblr und Messengern wie WhatsApp und Snapchat hat auch die sogenannte Pro-Ana-Szene magersüchtiger Teenager neue Formen der Organisation erfahren. Oft unbemerkt von Erziehungsberechtigten leben die jungen Menschen ihre krankhafte Sucht nach weniger Kilos im Netz aus, dabei suchen sie oft nach sogenannten Twins, mit denen sie ihre Erfolge teilen und sich per Fotos gegenseitig anspornen. Die Szene ist in letzter Zeit auch Pädophilen aufgefallen – was die ohnehin gefährliche Situation nun noch mehr verschärft. Selbsternannte Pro-Ana-Coaches nutzen das labile Gefühlsleben der Magersucht-Kranken aus und versprechen eigens entwickelte Therapien für schnelleres Abnehmen. Eine Vice-Reporterin hat nun undercover Kontakt mit einem Pädophilen aufgenommen und dessen Strategien offengelegt. So behaupten die Coaches, nur Unterwerfung führe zum Erfolg. Tatsächlich gilt Strenge und Disziplin – beides natürlich vollkommen fehlgeleitet – als Leitmotiv in der Szene. Die Trainer nutzen das voll aus. Nur wer sich sexuell unterwerfe, könne auch den Hunger besiegen, behaupten diese – und verlangen regelmäßig Nacktfotos per WhatsApp. Nach dem Artikel auf Vice wurden bereits Ermittlungen eingeleitet, sogar Interpol ist eingeschaltet. Allerdings steht zu befürchten, dass die gefährliche Mischung aus Pädophilie und Pro-Ana bereits weit verbreitet ist. In Frankreich wurde unlängst ein Gesetz beschlossen, mit dem Websites, die Magersucht bewerben, gesperrt werden können. In Österreich können besorgte Angehörige oder Hilfe suchende beispielsweise bei der Initiative S-O-Ess Informationen über Therapien erhalten.
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Die Hofburgwahl hat eine neue Kandidatin. Anna Hochreiter will die Ironie auf die Staatsspitze treiben und Schmiergeld gerechter verteilen. Wien – Anna Hochreiter ist reich, schön und korrupt. So zumindest lautet ihr Wahlkampfslogan, mit dem sie ins Rennen um die Hofburg ziehen will. Am Montag wird sie auf einer Pressekonferenz ihre Kampagne offiziell vorstellen, schon jetzt kann man online Fragen an die Kandidatin stellen und – wenn man die möchte – auch die Antworten selbst formulieren. Ab 23. Februar wird die Kandidatin dann auf Unterschriftenjagd gehen, 6.000 wird sie brauchen, um am 24. April tatsächlich auf dem Wahlzettel zu stehen. Ob das gelingt, ist fraglich. Es dürfte aber ohnehin nicht das dringlichste Ziel Hochreiters sein. Ins Rennen geschickt wird die Kandidatin nämlich vom Institut für angewandte Korruption (IfaK). Im Mai 2013 offiziell gegründet, bietet der Verein heute vor allem Stadtrundgänge in Wien an. Humorvoll und charmant werden dabei die korruptesten Schauplätze der Innenstadt präsentiert, wie es auf der Website des Instituts heißt. Auch Hochreiter hat solche Touren schon geleitet. Jetzt wollen wir die Ironie auf die Spitze treiben – gewissermaßen auf die Staatsspitze, sagt Institutssprecherin Claudia Scheinecker im Gespräch mit dem STANDARD. Entsprechend hochgesteckt sind auch die Ziele der Kampagne. Die Korruption, die es in Österreich gebe, solle allen zugänglich gemacht werden. Es darf nicht sein, dass das Schmiergeld in den Händen einiger weniger bleibt, sagt Scheinecker. Wir wollen die Korruption demokratisieren. Standesgemäß gibt es auch schon ein Video, in dem Hochreiter ihre Motivation für das Antreten verrät. Österreich, so die Kandidatin, habe in den letzten Jahren anerkannte Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Korruption hervorgebracht. Leistungsorientiert, charakterstark und, wenn es der Erfolg verlangt, moralisch flexibel seien die Werte, die diese Leute ausmachen und die es jetzt zu stärken gelte. Als Politpunk-Aktivismus bezeichnet die Pressesprecherin die Umtriebe des Instituts und seiner Kandidatin, eine Überhöhung der Realität, die letztlich nicht so weit davon entfernt sei. Auch Anna Hochreiter ist keine gänzlich echte Figur, verkörpert wird sie von der Schauspielerin Barbara Braun.
| 5Inland
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Bei "Perlen aus Freital" werden Kommentare fremdenfeindlicher Mitbürger gesammelt. Wie mit hetzerischen Kommentaren auf Facebook umgehen? Bei dieser Frage gehen die Meinungen weit auseinander: Während manche dafür plädieren, Hassposter am besten zu ignorieren, wollen andere dem rassistischen Treiben Einhalt gebieten – und Hetzer die Konsequenzen ihres Tuns spüren lassen. Zu letzterer Kategorie gehören auch die Betreiber des Tumblr-Blogs Perlen aus Freital. Dort werden mit vollem Namen täglich neue Hassposter vorgestellt. Geben diese bei Facebook ihren Arbeitgeber an, wird der ebenfalls informiert. Die Betreiber der Seite haben bereits mehrere Entlassungen bewirkt, was auf ihrem Blog dann auch bekanntgegeben wird. Der deutsche Ort Freital war ab vergangenen Juni in die Schlagzeilen gelangt, weil Neonazis ein Flüchtlingsheim blockiert hatten. Zigtausende Bürger hatten Initiativen gegen die Unterkunft unterstützt. Auch in Österreich macht eine Gruppe auf Facebook gegen Hassposter mobil. Die entdeckten Kommentare wurden beim Verfassungsschutz gemeldet. Bei hetzerischen Äußerungen muss die Polizei Ermittlungen aufnehmen. Allerdings ist der Paragraph durchaus eng gesetzt. Beim Fall eines 19-jährigen Porsche-Lehrlings, der Flammenwerfer gegen Flüchtlinge forderte, wurden die Ermittlungen etwa abgebrochen. Seinen Ausbildungsplatz verlor er trotzdem. Arbeitgeber argumentieren oft, dass das Ansehen der Firmen durch solche Äußerungen beschädigt wird. Laut Berliner Zeitung können Entlassungen vor allem folgen, wenn Personen in einer höheren Position beschäftigt sind. Bei strafrechtlich relevanten Aussagen kann es jedoch auf jeder Ebene zum Beenden des Arbeitsverhältnisses kommen.
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Die Schweiz gibt ab April 2016 eine neue Banknotenserie aus. Bis 2019 soll Umstellung abgeschlossen sein. Die insgesamt achte Serie von Franken-Banknoten wird die Schweizerische Nationalbank (SNB) ab April kommenden Jahres in Umlauf bringen. Den Anfang macht der 50-Franken-Schein, dessen Aussehen aus Sicherheitsgründen erst knapp vor der Ausgabe der Öffentlichkeit präsentiert wird. Im Jahr darauf sollen die neuen Banknoten mit einem Wert von 20 Franken in Umlauf kommen. Die übrigen Geldscheine sollen im Abstand von mindestens einem halben Jahr emittiert werden, sodass im Jahr 2019 die Umstellung auf die achte Serie abgeschlossen sein soll. Wir müssen ungefähr alle 15 bis 20 Jahre eine neue Serie auflegen, um einen Vorsprung gegenüber den Fälschern zu behalten, erläutert ein SNB-Sprecher den Grund für die Umstellung. Die Banknoten aus der derzeit in Umlauf befindlichen, sechsten Serie sollen mit Sicherheit bis 2020 oder 2021 gesetzliches Zahlungsmittel bleiben. Danach können diese weitere zwanzig Jahre bei der SNB in Banknoten der aktuellen Serie umgetauscht werden. Obwohl die fünfte Serie Ende April 2000 den Status als gesetzliches Zahlungsmittel verloren hat, sind noch insgesamt Geldscheine im Wert von 1,2 Milliarden Franken gewissermaßen als Altpapier in Umlauf. Bis April 2020 können diese bei der SNB aber wieder zu Geld gemacht werden. Zwei Serien sind übrigens niemals in Umlauf gekommen, darunter auch die siebente, die seit vielen Jahren in den Tresoren der Notenbank Staub ansetzt. Diese Varianten waren laut dem SNB-Sprecher noch aus Zeiten des Kalten Kriegs als Reserveserien geplant, für den Fall, dass die Eidgenossen von fremden Mächten großflächig mit Falschgeld geschwemmt werden sollten. Diese Gefahr scheint nun gebannt, künftig gedenken die Schweizer Währungshüter nämlich keine Reserveserien mehr zu drucken.
| 3Wirtschaft
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Konzern setzt nach Neuausrichtung auf integrierte Hard- und Softwareentwicklung. Lange pflegte Microsoft mit Firmen wie Hewlett-Packard, Dell und Co. eine eingespielte Partnerschaft. Die Redmonder lieferten ihr Windows-Betriebssystem mit der zugkräftigen Office-Suite, die anderen bauten Hardware für verschiedene Geldbeutel. Doch der Paarlauf dürfte in dieser Form der Vergangenheit angehören. Und das, so analysiert Jason Snell bei Winsupersite.com, ist der strategischen Neuausrichtung des Konzerns geschuldet. Microsoft nimmt das Schicksal von Windows 10 stärker in die eigene Hand und schneidet sich dabei mehrere Scheiben von Apple ab. Abgezeichnet hat sich ein möglicher Schwenk schon länger, war doch die Veröffentlichung des ersten Surface Convertibles bereits für viele eine Überraschung. Mit seinen jüngsten Produkten – den neuen Lumia-Smartphones, dem Surface Pro 4 und insbesondere dem Surface Book beweist der Redmonder Konzern aber klar, dass er bereit ist, mit seiner eigenen Hardware zu zeigen, was sich aus Windows 10 machen lässt. Wenngleich dies freilich zu Verstimmungen mit den Hardware-Partnern führen könnte, hat dieser von Apple seit je her gepflegte Zugang wichtige Vorteile. Microsoft kann auf diese Weise seine Software und Dienste und die Hardware punktgenau aufeinander abstimmen. Den anderen Herstellern bleiben die Marktsegmente und Kategorien, die der Konzern nicht selbst abdeckt. Sie haben im Consumer-Bereich ohnehin kaum eine andere Wahl, als auf Windows zu setzen. Dabei geht es auch um Markentreue. Mit dem Surface Pro 3 hat Microsoft den Marktdurchbruch im dritten Anlauf endlich geschafft. Mit dem Surface Book, dessen Verkaufserfolg abzuwarten ist, bewies man, dass man in der Lage ist, Geräte zu bauen, die von vielen Konsumenten und Beobachtern als innovativ und cool wahrgenommen werden, argumentiert Snell. Man hat bei der Gestaltung des Hybrid-Laptops offensichtlich gelernt, dass es Käufern nicht nur um technische Spezifikationen, sondern auch um Design und erfüllende Nutzererfahrung geht. Entsprechend wird das Surface Book auch platziert und beworben. Snell verweist dabei auf ein Steve-Jobs-Zitat. Der mittlerweile verstorbene Apple-Mitgründer hatte einst gesagt, dass seine Firma sich darauf spezialisiert habe, magische Erfahrungen zu bieten und Hardware nicht nur um ihrer selbst Willen zu bauen. Man wähle die einzelnen Komponenten daher sorgfältig aus. Ein Zitat, das sich auch auf die Präsentation des Microsoft-Laptops anwenden lässt, der als MacBook Pro-Konkurrent präsentiert wird. Die Redmonder lassen ihre Partner mit ihrer neuen Strategie nicht im Stich, kochen nun aber auch nach dem Rezept von Apple.
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Astronomen stießen bei Trappist-1 auf drei Planeten, auf denen Leben möglich sein könnte. Lüttich/Wien – Bei der Suche nach extraterrestrischem Leben in unserem Sonnensystem gelten der Mars und Jupiter-Mond Europa als heißeste Kandidaten, obwohl es dort eher kalt ist. Außerhalb unseres Sonnensystems gibt es nun neue mögliche Kandidaten: drei Planeten, die sich um einen Braunen Zwerg namens Trappist-1 drehen und nur rund 39 Lichtjahre entfernt sind. Braune Zwerge sind zwar Sterne, aber man kann sie mit bloßem Auge nicht sehen. Sie sind nämlich erstens viel lichtschwächer und zweitens kleiner als unsere Sonne. Gleichwohl zählen sie zu den häufigsten Bewohnern unserer Milchstraße. Bisher glaubte man, dass diese Sonnen zu klein sind, um Planeten zu beherbergen. Doch nun wurden Astronomen um Michael Gillon (Uni Lüttich) mit dem Teleskop Trappist fündig. Wie sie im Fachmagazin Nature berichten, entdeckten sie drei vermutlich habitable Planeten, die rund um den Braunen Zwerg Trappist-1 kreisen, der kaum größer als der Planet Jupiter ist und sehr viel weniger heiß als unsere Sonne. Sowohl Größe als auch Temperatur dieses Planetensystems seien vergleichbar mit den Verhältnissen auf der Erde und der Venus, behaupten die Forscher. Sie hatten ihre Beobachtungen mit dem Teleskop Trappist im September 2015 begonnen, das darauf ausgerichtet ist, 60 kleine Sterne in der Nähe unseres Sonnensystems zu beobachten. Wie sich zeigte, ziehen drei Objekte regelmäßig vor einem dieser Braunen Zwerge vorbei, zwei davon brauchen für eine Umkreisung 1,5 beziehungsweise 2,4 Tage. Damit trifft auf sie ähnlich viel Energie wie auf die Erde. Der dritte Planet ist etwas weiter entfernt und benötigt zwischen vier und 73 Tagen für eine Umrundung. Nach den Berechnungen der Astronomen sollten alle drei Planeten von Trappist-1 Bereiche aufweisen, in denen die die Temperatur deutlich unter 126 Grad Celsius liegt. Und das wiederum könnte bedeuten, dass es dort auch flüssiges Wasser gibt – eine Voraussetzung für Leben, so wie wir es kennen. Das Besondere an dieser Entdeckung ist die Nähe des Planetensystems und die geringe Größe des Sterns. Denn dadurch sollte es möglich werden, in nächster Zukunft die Atmosphäre und deren Zusammensetzung zu analysieren – und eben auch, ob es auf den Planeten Leben gibt.
| 7Wissenschaft
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IT-Konzerne liefern sich Wettbieten um junge Talente, auch Facebook und Twitter vorn dabei. Es ist Frühling – auch wenn man es in Wien nicht glauben mag – und wieder einmal überlegen tausende US-Studenten, bei welchem IT-Konzern sie heuer ein Praktikum absolvieren wollen. Deshalb geistert wieder einmal eine Liste an Verdienstmöglichkeiten durchs Netz, die anhand von Interviews mit ehemaligen und aktuellen Praktikanten erstellt worden ist. Sie zeigt, dass mittlerweile der Messenger Snapchat zu den zahlungswilligsten IT-Konzernen gehört. Rund 10.000 Dollar können Praktikanten dort monatlich verdienen, dazu kommen 1.500 Dollar, die direkt in die Miete einer Unterkunft fließen. Auch Pinterest und Twitter zahlen kräftig: Die Bilderplattform bietet 9.000 Dollar monatlich, 1.000 Dollar für den Umzug und 3.000 Dollar für die Unterbringung; während Twitter zwar nur 8.400 Dollar überweist, dafür aber 6.000 Dollar in Benefits, also etwa Spesen oder Versicherung anbietet. Dahinter folgen Quora und Facebook mit rund 8.000 Dollar monatlich. Die Liste zeigt, dass die ältere Riege an Firmen wie Apple, Google oder Amazon etwas weniger als die frische Konkurrenz bezahlen (wenngleich einige mit Zusatzleistungen punkten). 💰 state of top tech internship offers, 2016 #talkpay pic.twitter.com/Mkp5XWQyuE Die IT-Konzerne bieten den Studenten so viel Geld, weil sie Talente mit einem Praktikum gleich an sich binden wollen. Der Wettstreit um die besten Ideen und klügsten Köpfe ist im Silicon Valley schon seit Jahren voll entbrannt. Nachdem illegale Absprachen zur Mitarbeiterbezahlung zwischen Firmen aufgeflogen waren, herrscht nun auch beim Abwerben und Wettbieten eine härtere Gangart vor.
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Vorgeschlagener Übernahmepreis für Syngenta zu niedrig – Monsanto setzt nun auf Wachstum aus eigener Kraft – Syngenta-Aktien stürzen auf Niveau vor Übernahmespekulationen ab. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
| 3Wirtschaft
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Die "Verschmutzungsrechte", die die Firmen für das Jahr 2014 gratis bekommen haben, sind vielfach höher als die tatsächlichen Emissionen.. Wien/London – Die nun vorliegenden Daten über die Zuteilung von Verschmutzungsrechten am Treibhausgas CO2 (Kohlendioxid) für die österreichische Industrie zeigen für 2014 ein neues Bild: Den weiterhin hohen Gratiszuteilungen an den Zertifikaten standen im Vorjahr vielfach niedrigere tatsächliche Emissionen gegenüber, so eine Analyse des Londoner Beratungsunternehmens Carbon Market Data über die 50 größten österreichischen Emittenten. Dafür gibt es zwei Gründe, so der zuständige Experte in der Industriellenvereinigung, Dieter Drexel: einerseits die Wirtschaftskrise, die den Werken Auslastung kostete. Andererseits sieht er in den Daten auch eine self-fulfilling prophecy: Die Unternehmen würden laufend in energiesparende Technologien investieren, weshalb sie weniger fossile Energie benötigten. Und dies schlägt sich natürlich auf die Treibhausgasemissionen nieder. Unverminderter Preisdruck Die Überallokation (mehr Emissionserlaubnisse als tatsächlicher Ausstoß) war im Vorjahr in Österreichs Industrie bei einigen Firmen beträchtlich. Dies drückt natürlich auf den Preis der Zertifikate, der, wie berichtet, weit unter sieben Euro je Zertifikat (erlaubt die Emission von einer Tonne CO2) liegt. Bei Einführung des EU-weiten Handelssystems (ETS) vor einigen Jahren war man zumindest von 13 bis 15 Euro ausgegangen. Ab einem solchen Preis müssten die Unternehmen forciert in Alternativenergie umsteigen, so die Überlegung damals. Aktuell aber besitzen die Emittenten (und zwar alle in der EU) bereits so viele ungenutzte Zertifikate, dass sie rund ein Jahr ohne weitere Zukäufe auskommen könnten. Denn die Zuteilung an Gratiszertifikaten basiert auf früheren Emissionsaufzeichnungen der Firmen. Wenn ein Unternehmen ein Werk runterfährt, bekommt es die Gratiszertifikate weiter und kann diese an andere Handelsteilnehmer weiterverkaufen. Beispiele aus den Vorjahresemissionen, die, so die Kommission, publiziert werden müssen: · Zementhersteller Wietersdorfer & Peggauer erhielten für das Werk Wietersdorf Zertifikate für 511.592 Tonnen; die Emissionen beliefen sich auf 397.425 Tonnen. Die sehr konjunkturabhängige Baustoff- und Zementindustrie ist nach Ansicht der EU keine Branche, die besonders von Importen geschützt werden muss. Allerdings kommen auf dem Schiffweg über die Donau immer wieder Baustoffe aus dem EU-Ausland, wo es keine Zertifikatsaufschläge gibt. Ernstbrunner Kalktechnik erhielten 37.920, haben aber nur 26.343 verbraucht. · OMV Bei der Raffinerie Schwechat dürfte die Unterdeckung mit Gratiszertifikaten so sein, wie die EU es will. 1,75 Millionen Zuteilung stehen Emissionen von 2,7 Millionen gegenüber. · Voest Der Stahlerzeuger ist Österreichs größter CO2-Emittent und ein Kritiker des Emissionshandels in der derzeitigen Form. Die historische Zuteilungsbasis benachteilige Unternehmen wie die Voest, die die Produktion stark ausweiteten. Energievergeudende osteuropäische Stahlerzeuger würden mit Gratiszertifikaten künstlich am Leben gehalten. Die Voest-Zahlen: Bei einem Bedarf von 12,4 Millionen Tonnen belaufen sich die free allowances auf 9,4 Millionen.
| 3Wirtschaft
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Nicht angepasste Anwendungen werden im Desktop-Modus von Smartphones nicht laufen. Das Continuum-Feature von Windows 10 soll es künftig möglich machen, das eigene Handy mittels Dock wie einen Laptop zu verwenden. Die ersten Geräte, die die Funktion mitbringen, sind die im November erscheinenden Microsoft-Modelle Lumia 950 und 950 XL. Allerdings wird das Erlebnis zumindest zu Beginn noch durch einen Mangel an Apps eingeschränkt sein. Denn einerseits hat das Windows-Ökosystem hier generell noch aufzuholen, andererseits werden mit Continuum nur Universal Apps laufen, erläutert Dr. Windows. Das bedeutet: Es wird keine Unterstützung für Programme geben, die nicht für eine Anzeige im Desktop-Format optimiert sind – etwa durch Einpassung in einen Rahmen. Microsoft selbst legt dementsprechend vor und hat unter anderem seine Office-Suite entsprechend angepasst. Doch die Vorgabe an die App-Entwickler ist nicht ganz unriskant, spielt doch Windows Phone unter den mobilen Betriebssystemen nach wie vor nur eine untergeordnete Rolle. Gleichzeitig hat der klassische Desktop-Rechner vor allem im Consumer-Bereich in den vergangenen Jahren an Bedeutung verloren. Hier bleibt abzuwarten, für wie viel Schwung Windows 10 noch sorgen kann. (gpi, 11.10.2015)
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Das Tesla-Werk in Kalifornien ist eine Autofabrik der anderen Art. Mit dem Model X will Gründer Elon Musk weiter Druck auf Autobauer machen. Was für ein herrlicher Tag, sagt der knapp dreißigjährige Hipster, strotzend vor Selbstbewusstsein. Und das Schönste liegt noch vor uns. Übrigens, ich heiße Jeb. Der Handschlag ist fest, der Körper durchtrainiert. Jeb scheint seinen Job zu lieben. Er steckt in Jeans, trägt ein ausgebleichtes Hemd und strahlt übers ganze Gesicht. Dabei hat er schon zwei Werksführungen hinter sich und zumindest eine noch vor sich. Die Stimme ist kräftig, die Botschaft klar: Wir bauen hier an der Zukunft. Was er nicht sagt, was aber ohnehin klar wird bei der anschließenden Tour durch die Produktionshallen von Tesla, dem Elektroautopionier von Kalifornien: Die Zukunft hat hier längst begonnen. Unkonventionelles vom Band Tesla ist so etwas wie der Gottseibeiuns der konventionellen Autobauer. Konventionell ist hier so gut wie nichts. Seit Mitte 2012 läuft in Fremont, wenige Meilen von der San Francisco Bay entfernt, das Model S vom Band. Das ist jenes Gefährt, mit dem Tesla die verschlafene Konkurrenz erstmals geschockt hat. In einem Teil des Werks wurde erst heuer Platz geschaffen für den Bau des neuen Hoffnungsträgers – Model X. Das Auto, das seit dieser Woche in den USA verkauft und im Lauf des nächsten Jahres auch in Europa erhältlich sein wird, hat durchaus das Zeug, eine Ikone zu werden. Das liegt nicht nur, aber auch an den nach oben hin aufgehenden Türen. In offenem Zustand scheint es, als könnte das Auto, einem Raubvogel gleich, durch Flügelschlag jeden Moment vom Boden abheben. Was die Firma sonst noch am Köcheln hat, will Jeb, der Tour-Guide, nicht verraten. Treibende Kraft hinter Tesla ist Elon Musk. Der gebürtige Südafrikaner, der, wie einer jüngst erschienenen Biografie des US-Journalisten Ashlee Vance (Tesla, PayPal, SpaceX – wie Elon Musk die Welt verändert) zu entnehmen ist, nicht nur eine schwere Kindheit hatte, sondern auch zahlreiche andere Schicksalsschläge meistern musste, macht es seinen Mitarbeitern um nichts leichter. Jeb will dazu nichts sagen. Weiß nicht, antwortet er freundlich, aber bestimmt auf entsprechende Fragen. Es gibt Geschichten, die Musk jede Form von Empathie absprechen. Etwa die, wonach er eine langjährige Assistentin, die ihn teils ganze Nächte hindurch betreut hat, in den Urlaub schickte, als sie mehr Geld wollte. Bei ihrer Rückkehr soll er ihr kurz angebunden gesagt haben, sie werde nicht mehr gebraucht. Aus, vorbei. Und dennoch – wer für Tesla arbeitet, tickt anders. Die Vision, mit einem völlig neu konzipierten Auto die Welt zu verändern, scheint von der Chefetage bis zu den Mitarbeitern am Fließband, die die unzähligen Kabel an den richtigen Stellen zusammenführen, durchgesickert zu sein. Kabelstränge gibt es wahrlich genug zu bestaunen im Tesla-Werk in Fremont. Und Batteriesätze. Die aber, zugegeben, nur theoretisch. Denn der Raum mit den Zellen, die das Model S in fünf Sekunden von null auf 100 bringen, ist einer jener Bereiche, zu dem Außenstehende keinen Zutritt haben. 7.100 Batterien sind im Boden des Model S verbaut, dazu viele Kilometer Kabel, unzählige Sensoren und Chips, sprudelt Jeb. Allein von Infineon, einem auf Halbleiter spezialisierten deutschen Unternehmen mit großer Produktion auch in Villach, steckten in jedem Modell rund 200 Chips. Auch aus Österreich? Maybe, sagt Jeb und lacht verschmitzt. Die Affäre um manipulierte Dieselmotoren des VW-Konzerns könnte Elektroantrieben nun insgesamt Rückenwind bescheren. Dabei hätte Investor und Mastermind Musk das gar nicht nötig. Er selbst steht für Schubkraft und träumt nicht nur vom Mars, sondern möchte dereinst dort sterben, wie er einmal kundtat. Die Menschheit retten, das treibt ihn um. Falls das auf dieser Welt nicht möglich sein sollte, weil der Klimawandel doch zu schnell voranschreitet, dann eben auf dem Mars. Raketenbauer SpaceX, ebenfalls ein Unternehmen von Musk, ist auf den Bau von Weltraumraketen spezialisiert. Es hat für die US-Weltraumbehörde Nasa schon diverse Versorgungsflüge durchgeführt. Ein großer Redner ist er nicht, sagt einer, der Musk schon live erlebt hat. Er beeindruckt durch das, was er schon geleistet hat, gegen viel Widerstand, trotz Spott und Hohn, die sich regelmäßig über ihn ergossen haben, wenn es Rückschläge gab. Und die gab es oft. Wer es bis zum Minizug auf Rädern geschafft hat, mit dem die Besucher anschließend durch die Werkshallen geführt werden, hat schon ein Stück Arbeit hinter sich. Jeder muss sein Namenskärtchen selbst gestalten und ausdrucken. Um bei stärkerem Besucherandrang Staubildung zu vermeiden, sind mehrere Automaten in Eingangsnähe postiert. Die Eingabe des Namens erfolgt mittels eines Tablet-großen Touchscreens. Ähnliche sind auch in den Autos verbaut, mit denen sich mehr oder weniger alle Funktionen des Fahrzeugs steuern lassen. Manche sagen, Tesla sei kein Auto, sondern ein Computer auf Rädern. Sobald die Namen gut sichtbar auf der Kleidung kleben, geht auch schon die Tür in die Fabrik auf. Dann folgt gleich so etwas wie ein Schock. Man glaubt, irrtümlich im Newsroom eines großen Medienhauses gelandet zu sein: Schreibtisch reiht sich an Schreibtisch, Computer an Computer, dazwischen viele Grünpflanzen, schallschluckende Böden, geschäftiges Treiben. Statt Schlagzeilen werden hier allerdings Designstudien fabriziert, Autoteile am Bildschirm optimiert und vieles mehr. Dann die Erleichterung: In der riesengroßen Halle werden tatsächlich auch Autos produziert. Jeb geht in Riesenschritten voran, grüßt nach links, schaut nach rechts, kontrolliert, ob das Mikrofon, das er um den Hals hängen hat, tatsächlich funktioniert. Tut es. Fabrik zum Schnäppchenpreis 1984 hatten sich General Motors und Toyota zusammengetan und am Standort einer früheren GM-Fertigungsstätte am Rand des Silicon Valley New United Motor Manufacturing, Inc., gegründet. NUMMI, so der Namen der gemeinsamen Fabrik, sollte die besten Seiten der Autokompetenz von Amerika und Japan vereinen und zu niedrigeren Kosten Autos mit höherer Qualität produzieren. Das ging eine Zeitlang mehr oder weniger gut. Dann kam die Rezession und das Aus für das Joint Venture. Damit bot sich für Tesla plötzlich die Chance, eine 500.000 Quadratmeter große Fabrik einschließlich der riesigen Metallformmaschinen und anderer Anlagen zu kaufen – zum Schnäppchenpreis von 42 Millionen Dollar (37,5 Millionen Euro). Strahlende Werbung Einer der ersten Schritte von Neoeigentümer Musk war, dass er auf der Längsseite des Gebäudes riesige Buchstaben anbringen ließ: T-E-S-L-A. Damit wurden Menschen, die auf dem Highway daran vorbeifuhren, auf die Existenz des Unternehmens aufmerksam. Das Innere der Fabrik, ursprünglich in dunklen und düsteren Tönen gehalten, erstrahlte auf Geheiß von Musk bald in kräftigem Weiß, Böden inklusive. Ein Großteil der Anlagen, einschließlich der rund 1.000 Roboter im Werk, ist rot gefärbt. Für andere Farbtöne sorgen die Mitarbeiter. Wenn die 5000, die in zwei Schichten arbeiten, an den Pausentischen zusammensitzen, stechen auch Gelb, Grün und Blau hervor – von Overalls, T-Shirts und Hosen. Gegessen wird nicht in einer zentralen Kantine, sondern im Werk verteilt, neben Kabelsträngen, Seitentüren und anderen Autoteilen. Manchmal ist auch der Chef dabei.
| 3Wirtschaft
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Strecken Richtung Süden in Oberösterreich, Steiermark, Salzburg und Tirol sowie Kärnten betroffen. Wien – Viel Geduld mussten am Samstag Autofahrer haben, die auf Österreichs Transitrouten unterwegs waren. Neben der brütenden Hitze gab es seit den frühen Morgenstunden zahlreiche, kilometerlange Staus, wie die Autofahrerklubs ARBÖ und ÖAMTC vermeldeten. Besonders betroffen waren die Routen in Richtung Süden in Oberösterreich, Steiermark, Salzburg und Tirol sowie Kärnten. In Oberösterreich wurden auf der Pyhrnautobahn (A9) seit den frühen Vormittagsstunden rund zwei Kilometer Stau bei Klaus/Pyhrnbahn gemeldet. Im weiteren Verlauf der A9 wurde der Verkehr in Richtung Spielfeld im Gleinalmtunnel nur mehr blockweise durch die Tunnelröhre geschleust. Die Auswirkung war binnen weniger Minuten ein kilometerlanger Stau. Weiter westlich auf der Tauernautobahn (A10) wurden die Autofahrer vor dem Tauerntunnel auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Zwischen Zederhaus und St. Michael ging es auf rund 15 Kilometern nur sehr langsam voran. Autofahrer verloren nach Berechnungen der ARBÖ-Experten rund eine Stunde. Auf der Ausweichstrecke – der Katschberg Bundesstraße (B99) – ging auf rund 25 Kilometern zwischen Bischofshofen und Radstadt im Stop und Go-Verkehr so gut wie nichts mehr. Das Bundesland mit den meisten Staupunkten war am Vormittag Tirol. Auf der Brennerautobahn (A13) wurden in Richtung Italien sowohl vor der Baustelle bei Nösslach als auch vor der Mautstelle Schönberg mehrere Kilometer Stau gemeldet. Auf der Fernpassstraße (B179) brauchten die Autofahrer sowohl vor dem Grenztunnel Vils/Füssen als auch vor dem Lermoosertunnel einiges an Geduld. Vor dem Lermoosertunnel wurde der Verkehr ab dem frühen Vormittag nur mehr blockweise in Richtung Nassereith geschleust. Ebenfalls Blockabfertigung ab den Vormittagsstunden wurde vor dem Brettfalltunnel auf der Zillertal Bundesstraße (B169) verhängt. Die Autofahrer standen bei Straß im Zillertal taleinwärts in einem ebenfalls kilometerlangen Staus. Auch im benachbarten Ausland war für Reisende, die mit dem Auto unterwegs waren, ein langer Geduldsfaden gefragt. Der längste Stau wurde auf der bayrischen A3 (Verbindung Nürnberg-Passau) in Richtung Österreich gemeldet. Zwischen der Grenze Suben und Passau-Süd wurden rund 25 Kilometer lange Staus gemeldet. Autofahrer mussten laut ÖAMTC mit drei Stunden Zeitverlust rechnen. 15 Kilometer Stau wurden laut ARBÖ in Richtung Süden von der Autobahn A4 in Slowenien zwischen Maribor und Ptuj gemessen. In Südtirol erwies sich wieder einmal die Brennerautobahn (A22) als die Staustrecke schlechthin. In Richtung Süden gab es sowohl zwischen dem Brenner und der Mautstelle Sterzing als auch zwischen Klausen und Rovereto Verzögerungen. In der Gegenrichtung wurden laut ARBÖ kilometerlange Staus und zäher Verkehr zwischen Brixen und Sterzing sowie zwischen Nogarole/Rocca und Auer gemeldet.
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Unfall bei Recherchetermin in Räumen der Pressestelle. Bremerhaven – Bei der Vorführung von Dienstwaffen der Polizei Bremerhaven ist ein 44-jähriger Journalist angeschossen und verletzt worden. Der Schuss habe sich am Dienstag bei einem Recherchetermin in den Räumen der Polizeipressestelle unbeabsichtigt aus der Dienstpistole eines Beamten gelöst, sagte der Leiter der Ortspolizeibehörde, Harry Götze. Das Projektil traf den Reporter der Nordsee-Zeitung am Oberschenkel. Der Mann wurde ins Krankenhaus gebracht, Lebensgefahr bestand aber nicht. Die Nordsee-Zeitung teilte auf Facebook mit, dass es dem Journalisten nach ersten Erkenntnissen den Umständen entsprechend gut gehe. Er habe für eine Polizei-Serie recherchiert, um die Ausrüstung der Beamten vorzustellen. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nun, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Eigentlich darf das nicht passieren, betonte Götze. Bei der Präsentation von Waffen verstehe es sich von selbst, dass sie ungeladen seien. Alle vorgeführten Waffen seien beschlagnahmt und untersucht worden. In keiner habe sich Munition befunden. Warum in der einen Schusswaffe ein Projektil steckte, werde nun untersucht.
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