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6
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1,735 |
13. Welche Bundesministerien bzw. Bundesbehörden beteiligen sich an der „GCTF C-UAS” des „Global Counterterrorism Forum (GCTF), und welche Treffen fanden diesbezüglich seit 2019 statt?
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Innerhalb der Bundesregierung hatte das Auswärtige Amt (AA) die Federführung für die Initiative. Inhaltlich stimmte sich das AA insbesondere mit dem
Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) ab, das wiederum Teilnehmer aus dem BKA und dem Bundespolizeipräsidium entsandte. Landesbehörden waren nicht beteiligt, vgl. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE. auf Bundestagsdrucksache 19/7620.
Im Rahmen der Initiative fanden 2019 drei Treffen statt: am 30./31. Januar 2019 in Amman, am 19./20. März 2019 in Seoul und am 28./29. Mai 2019 in Amsterdam.
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260300
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1,736 |
14. Welche Bundesbehörden beteiligen sich an der Drohnenarbeitsgruppe der „Association of Personal Protection Services“ bzw. des „European Network for the Protection of Public Figures“?
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Das BKA beteiligt sich an der Drohnenarbeitsgruppe der „Association of Personal Protection Services“ bzw. am „European Network for the Protection of Public Figures“.
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260300
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1,737 |
15. Welche Bundesbehörden führen Ausbildungsmaßnahmen zur Drohnenabwehr durch, und welche Behörden welcher Länder waren davon in den letzten fünf Jahren begünstigt?
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Die Antwort zu Frage 15 ist in einer als „VS – Nur für den Dienstgebrauch“ eingestuften Anlage* aufgeführt und wird gesondert übermittelt.
Im Übrigen wird auf die Vorbemerkung der Bundesregierung verwiesen.
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260300
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1,738 |
1. Wie viele Fälle Politisch motivierter Kriminalität-rechts (PMK-rechts) hat es nach Kenntnis der Bundesregierung im Februar 2022 in der Bundesrepublik Deutschland gegeben, und wie verteilen sie sich auf die Bundesländer?
2. Wie verteilen sich die der Antwort zu Frage 1 unterfallenden Fälle auf Gewaltdelikte und sonstige Straftaten, insbesondere Äußerungsdelikte, bezogen jeweils auf die Bundesländer?
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Die Fragen 1 und 2 werden aufgrund des Sachzusammenhanges gemeinsam beantwortet.
Für den Monat Februar 2022 wurden bislang insgesamt 873 Straftaten, darunter 40 Gewalttaten, gemeldet, die dem Phänomenbereich „Politisch motivierte Kriminalität -rechts-“ (PMK -rechts-) zugeordnet wurden.
Tabelle 1: Verteilung der Straftaten im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
BB 3 73
BE 11 85
BW 1 55
BY 6 83
HB 0 21
HE 1 36
HH 1 14
MV 0 37
NI 5 45
NW 1 101
RP 5 34
SH 0 36
SL 1 15
SN 3 69
ST 2 81
TH 0 48
Summe: 40 833
Die aufgeführten sonstigen politisch rechtsmotivierten Straftaten beinhalten unter anderem: 554 Propagandadelikte (§ 86 und § 86a des Strafgesetzbuches – StGB), 113 Volksverhetzungen (§ 130 StGB), eine Öffentliche Androhung von Straftaten (§ 111 StGB), drei Störungen des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten (§ 126 StGB), 89 Beleidigungen (§§ 185 bis 188 StGB) sowie sieben verhetzende Beleidigungen (§ 192a StGB).
Eine Aufschlüsselung nach Ländern kann aufgrund der Vorläufigkeit der Angaben und der noch nicht ausermittelten Sachverhalte nicht vorgenommen werden.
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260301
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1,739 |
3. Wie verteilen sich die der Antwort zu Frage 1 unterfallenden Gewaltdelikte PMK-rechts nach Kenntnis der Bundesregierung auf die Deliktsbereiche Tötungsdelikte, Körperverletzungen, Brand- und Sprengstoffdelikte, Landfriedensbruch, gefährliche Eingriffe in den Schiffs-, Luft-, Bahn- und Straßenverkehr, Freiheitsberaubung, Raub, räuberische Erpressung, Widerstandsdelikte und Sexualdelikte auf die Bundesländer?
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Die in der Antwort zu Frage 1 aufgeführten politisch rechtsmotivierten Gewalttaten umfassen folgende Straftatbestände: 29 Körperverletzungen und elf Widerstandsdelikte.
Eine Aufschlüsselung nach Ländern kann aufgrund der Vorläufigkeit der Angaben und der noch nicht ausermittelten Sachverhalte nicht vorgenommen werden.
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260301
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1,740 |
4. Wie verteilen sich nach Kenntnis der Bundesregierung die der Antwort zu Frage 1 unterfallenden Fälle entsprechend dem Kriterienkatalog „Hasskriminalität“ auf die Kategorien einer Motivation nach der zugeschriebenen oder tatsächlichen Nationalität, ethnischen Zugehörigkeit, Hautfarbe, Religionszugehörigkeit, nach dem sozialen Status, nach der physischen und/ oder psychischen Behinderung oder Beeinträchtigung, sexuellen Orientierung und/oder sexuellen Identität bzw. nach dem äußeren Erscheinungsbild (bitte nach Bundesländern aufschlüsseln)?
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300 Straftaten im Phänomenbereich PMK -rechts-, darunter 25 Gewalttaten und 44 Propagandadelikte, wurden dem Oberthemenfeld (OTF) „Hasskriminalität“ zugeordnet. Die erfassten politisch motivierten Straftaten in den jeweiligen Unterthemenfeldern (UTF) sind den nachfolgenden Tabellen zu entnehmen. Im Hinblick auf antisemitische und fremdenfeindliche Straftaten wird auf die Antwort zu Frage 5 verwiesen.
Tabelle 2: Verteilung der Straftaten im Oberthemenfeld Hasskriminalität im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
BB 1 20
BE 9 43
BW 1 11
BY 5 21
HB 0 17
HE 1 10
HH 1 9
MV 0 6
NI 0 11
NW 0 35
RP 4 16
SH 0 15
SL 1 5
SN 2 22
ST 0 24
TH 0 10
Summe 25 275
Tabelle 3: Verteilung der Straftaten im Unterthemenfeld (UTF) Antiziganistisch im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
BB 0 0
BE 0 0
BW 0 0
BY 0 0
HB 0 0
HE 0 1
HH 0 0
MV 0 0
NI 0 0
NW 0 2
RP 0 0
SH 0 0
SL 0 0
SN 0 0
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
ST 0 0
TH 0 0
Summe 0 3
Tabelle 4: Verteilung der Straftaten im Unterthemenfeld (UTF) Ausländerfeindlich im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
BB 1 9
BE 9 19
BW 0 7
BY 3 9
HB 0 16
HE 1 3
HH 1 5
MV 0 2
NI 0 4
NW 0 16
RP 4 11
SH 0 7
SL 1 4
SN 2 13
ST 0 8
TH 0 5
Summe 22 138
Tabelle 5: Verteilung der Straftaten im Unterthemenfeld (UTF) Behinderung im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
BB 0 0
BE 0 0
BW 0 0
BY 0 0
HB 0 0
HE 0 0
HH 0 0
MV 0 0
NI 0 1
NW 0 0
RP 0 0
SH 0 0
SL 0 0
SN 0 0
ST 0 1
TH 0 0
Summe 0 2
Tabelle 6: Verteilung der Straftaten im Unterthemenfeld (UTF) Christenfeindlich im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
BB 0 0
BE 0 0
BW 0 0
BY 0 0
HB 0 0
HE 0 0
HH 0 0
MV 0 0
NI 0 1
NW 0 0
RP 0 0
SH 0 0
SL 0 0
SN 0 0
ST 0 1
TH 0 0
Summe 0 2
Tabelle 7: Verteilung der Straftaten im Unterthemenfeld (UTF) Deutschfeindlich im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
BB 0 0
BE 0 0
BW 0 0
BY 0 1
HB 0 0
HE 0 0
HH 0 0
MV 0 0
NI 0 0
NW 0 0
RP 0 0
SH 0 0
SL 0 0
SN 0 0
ST 0 0
TH 0 0
Summe 0 1
Tabelle 8: Verteilung der Straftaten im Unterthemenfeld (UTF) Gesellschaftlicher Status im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
BB 0 0
BE 0 0
BW 0 0
BY 0 0
HB 0 0
HE 0 0
HH 0 0
MV 0 0
NI 0 0
NW 0 0
RP 0 0
SH 0 0
SL 0 0
SN 0 0
ST 0 0
TH 0 0
Summe 0 0
Tabelle 9: Verteilung der Straftaten im Unterthemenfeld (UTF) Islamfeindlich im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
BB 0 1
BE 1 5
BW 0 2
BY 0 0
HB 0 1
HE 1 2
HH 0 0
MV 0 0
NI 0 0
NW 0 2
RP 0 1
SH 0 1
SL 0 0
SN 0 1
ST 0 0
TH 0 1
Summe 2 17
Tabelle 10: Verteilung der Straftaten im Unterthemenfeld (UTF) Rassismus im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
BB 1 5
BE 3 14
BW 0 5
BY 4 7
HB 0 3
HE 0 2
HH 1 1
MV 0 4
NI 0 1
NW 0 14
RP 0 2
SH 0 9
SL 1 3
SN 0 2
ST 0 4
TH 0 2
Summe 10 78
Tabelle 11: Verteilung der Straftaten im Unterthemenfeld (UTF) Sonstige ethnische Zugehörigkeit im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
BB 0 0
BE 0 0
BW 0 1
BY 0 0
HB 0 0
HE 0 0
HH 0 0
MV 0 0
NI 0 0
NW 0 1
RP 0 0
SH 0 0
SL 0 1
SN 0 0
ST 0 1
TH 0 0
Summe 0 4
Tabelle 12: Verteilung der Straftaten im Unterthemenfeld (UTF) Sonstige Religionen im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
BB 0 0
BE 0 0
BW 0 0
BY 0 0
HB 0 0
HE 0 0
HH 0 0
MV 0 0
NI 0 0
NW 0 0
RP 0 0
SH 0 0
SL 0 0
SN 0 0
ST 0 0
TH 0 0
Summe 0 0
Tabelle 13: Verteilung der Straftaten im Unterthemenfeld (UTF) Sexuelle Orientierung im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
BB 0 1
BE 0 1
BW 0 1
BY 0 0
HB 0 0
HE 0 0
HH 0 0
MV 0 0
NI 0 0
NW 0 1
RP 0 0
SH 0 0
SL 0 0
SN 0 2
ST 0 0
TH 0 1
Summe 0 7
Tabelle 14: Verteilung der Straftaten im Unterthemenfeld (UTF) Geschlecht/ Sexuelle Identität PMK -rechts- im Februar 2022
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
BB 0 0
BE 0 0
BW 0 0
BY 0 0
HB 0 0
HE 0 0
HH 0 0
MV 0 0
NI 0 0
NW 0 0
RP 0 0
SH 0 0
SL 0 0
SN 0 0
ST 0 0
TH 0 0
Summe 0 0
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260301
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1,741 |
5. Wie viele der der Antwort zu Frage 4 unterfallenden Fälle werden der Teilmenge „fremdenfeindliche Straftaten“ und welche der Teilmenge „Antisemitische Straftaten“ zugeordnet (bitte nach Bundesländern aufgeschlüsselt aufführen)?
Wie verteilen sich die aufgeführten Fälle nach Gewaltdelikten bezogen auf die Bundesländer?
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Bei 289 Straftaten im Bereich PMK-rechts-, darunter 25 Gewalttaten und 39 Propagandadelikte, konnte ein fremdenfeindlicher Hintergrund festgestellt werden.
Tabelle 15: Verteilung der Straftaten im Unterthemenfeld (UTF) Fremdenfeindlich im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
BB 1 17
BE 9 42
BW 1 10
BY 5 20
HB 0 17
HE 1 10
HH 1 9
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
MV 0 6
NI 0 9
NW 0 35
RP 4 15
SH 0 15
SL 1 5
SN 2 21
ST 0 23
TH 0 10
Summe 25 264
Bei 78 Straftaten im Phänomenbereich PMK -rechts-, darunter drei Gewalttaten und zwölf Propagandadelikte, konnte ein antisemitischer Hintergrund festgestellt werden.
Tabelle 16: Verteilung der Straftaten im Unterthemenfeld (UTF) Antisemitisch im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Gewalttaten Sonstige Straftaten
BB 0 8
BE 1 8
BW 1 0
BY 1 7
HB 0 3
HE 0 4
HH 0 5
MV 0 1
NI 0 4
NW 0 9
RP 0 2
SH 0 0
SL 0 1
SN 0 10
ST 0 10
TH 0 3
Summe 3 75
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260301
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1,742 |
6. Wie viele Personen wurden nach Kenntnis der Bundesregierung durch die der Antwort zu Frage 1 unterfallenden Gewaltdelikte und sonstigen Delikte, insbesondere Äußerungsdelikte, aus dem Bereich Politisch motivierter Kriminalität-rechts im Februar 2022 geschädigt, wie viele davon im Falle von Gewaltdelikten verletzt bzw. getötet (bitte nach Bundesländern auf- führen)?
7. Welches Geschlecht hatten die Personen, zu deren Nachteil die der Antwort zu Frage 1 unterfallenden Fälle Politisch motivierter Kriminalität-rechts erfolgt sind, nach Kenntnis der Bundesregierung (bitte zum einen nach männlich, weiblich, divers und zum anderen nach Gewaltdelikten und sonstigen Delikten, insbesondere Äußerungsdelikten aufschlüsseln)?
|
Die Fragen 6 und 7 werden aufgrund des Sachzusammenhanges zusammen beantwortet.
Im Februar 2022 wurden insgesamt 23 Personen infolge von Straftaten, die dem Phänomenbereich PMK -rechts- zuzuordnen sind, verletzt. Es wurden keine Todesopfer rechter Gewalt gemeldet.
Tabelle 17: Verletzte bei Straftaten im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Anzahl der verletzten Personen PMK-rechts
männlich weiblich
BB 1 0
BE 1 2
BW 0 0
BY 2 1
HB 0 0
HE 0 0
HH 0 1
MV 0 0
NI 2 0
NW 0 0
RP 7 1
SH 0 0
SL 1 0
SN 2 0
ST 1 1
TH 0 0
Summe 17 6
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260301
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1,743 |
8. Wie viele Tatverdächtige wurden nach Kenntnis der Bundesregierung im Zusammenhang mit den der Antwort zu Frage 1 unterfallenden Fällen ermittelt, und gegen wie viele davon wurde ein Haftbefehl erlassen (bitte nach Bundesländern, konkretem Tatvorwurf und Geschlecht der Beschuldigten aufschlüsseln)?
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Zu den für den Monat Februar 2022 bislang erfassten 873 politisch rechtsmotivierten Straftaten wurden insgesamt 409 Tatverdächtige, davon 356 männlich, ermittelt. Es wurde kein Haftbefehl erlassen.
Tabelle 18: Tatverdächtige bei Straftaten im Phänomenbereich PMK -rechts- im Februar 2022
Land Tatverdächtige vorläufige Festnahmen Haftbefehle
BB 53 0 0
BE 49 2 0
BW 10 0 0
BY 42 0 0
HB 6 0 0
HE 11 0 0
HH 7 0 0
MV 20 0 0
NI 15 0 0
NW 34 0 0
RP 23 0 0
SH 19 0 0
SL 10 0 0
SN 34 0 0
Land Tatverdächtige vorläufige Festnahmen Haftbefehle
ST 44 0 0
TH 32 0 0
Summe: 409 2 0
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260301
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1,744 |
9. Wie viele Nachmeldungen zur PMK-rechts sind nach Kenntnis der Bundesregierung im Jahr 2022 von den Ländern bisher insgesamt übermittelt worden (bitte nach Ländern aufschlüsseln)?
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Eine automatisierte Erhebung der Nachmeldungen für das Jahr 2022 aus der Fallzahlendatei „Lagebild Auswertung politisch motivierte Straftaten“ (LAPOS) des Bundeskriminalamtes ist nicht möglich.
Vor diesem Hintergrund werden die aktuellen Fallzahlen für die Monate Januar bis Februar 2022 aufgeführt.
In den Monaten Januar bis Februar 2022 wurden insgesamt 2 216 Straftaten mit politisch rechtsmotiviertem Hintergrund gemeldet. Darunter waren 99 Gewaltdelikte.
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260301
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1,745 |
Vorbemerkung der Fragesteller
Am 6. November 2020 trat der Nutri-Score, ein erweitertes Nährwertkennzeichen auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen, in Deutschland in Kraft (vgl. https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittel-kennzeic hnung/freiwillige-angaben-und-label/nutri-score/nutri-score_node.html). Dieser soll dazu beitragen, ganz einfach gesünder einzukaufen und besser zu essen, so das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (vgl. https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittel-kennzeichnung/frei willige-angaben-und-label/nutri-score/nutri-score_node.html).
Jedoch hat der Nutri-Score einige Schwachstellen: Positive Inhaltsstoffe wie Omega-3-Fettsäuren und Vitamine, aber auch negative Inhaltsstoffe wie Zusatzstoffe werden beispielsweise bei seiner Berechnung überhaupt nicht berücksichtigt (vgl. https://www.bayern3.de/nutri-score-gesund-kritik). Dadurch besteht die Gefahr, dass hochverarbeitete Lebensmittel besser bewertet werden als naturbelassene Produkte (vgl. https://www.fitbook.de/food/nutri-score-exp ertenmeinung). Erhöhter Konsum solcher hochverarbeiteten Lebensmittel begünstigt jedoch nach Studiendaten viele Krankheiten (vgl. https://www.aerzte-zeitung.de/Medizin/Gesunde-Ernaehrung-Welchen-Einfluss-haben-hochverarbeitete-Lebensmittel-427109.html).
Die Europäische Union (EU-Kommission), hat angekündigt, bis zum vierten Quartal 2022 einen Legislativvorschlag zu einer harmonisierten und verbindlichen erweiterten Nährwertkennzeichnung in der EU zu erarbeiten (vgl. Antwort zu Frage 1b auf Bundestagsdrucksache 19/20990). Im Koalitionsvertrag zwischen SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP hat die Bundesregierung vereinbart, „ein EU-weites Nutriscore wissenschaftlich und allgemeinverständlich“ weiterzuentwickeln (vgl. Koalitionsvertrag, https://www.spd.de/ fileadmin/Dokumente/Koalitionsvertrag/Koalitionsvertrag_2021-2025.pdf, S. 46).
1. Was steckt hinter der Vereinbarung der Koalition der Fraktionen der SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP, dass ein EU-weiter Nutri-Score wissenschaftlich und allgemeinverständlich weiterentwickelt werden soll (vgl. https://cms.gruene.de/uploads/documents/Koalitionsvertra g-SPD-GRUENE-FDP-2021-2025.pdf, S. 46)?
a) Plant die Bundesregierung hierzu Maßnahmen, und wenn ja, welche?
b) Genügen aus der Sicht der Bundesregierung vor diesem Hintergrund die Informationen, die durch den Nutri-Score übermittelt werden, um sich besser bzw. gesünder zu ernähren (bitte begründen)?
c) Welche zusätzlichen Angaben wären nach Ansicht der Bundesregierung noch sinnvoll?
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Die Fragen 1 bis 1c werden gemeinsam beantwortet.
Die Bundesregierung hält eine EU-weit einheitliche erweiterte Nährwertkennzeichnung, wie sie auch von der EU-Kommission vorgesehen ist, für erforderlich. Aus Sicht der Bundesregierung ist der Nutri-Score grundsätzlich sehr gut auch für eine EU-weite Verwendung geeignet. Allerdings bleibt der für das vierte Quartal 2022 angekündigte konkrete Legislativvorschlag der EU-Kommission abzuwarten. Die Bundesregierung wird daher die EU-Kommission bei ihren Arbeiten zur EU-weiten Harmonisierung der erweiterten Nährwertkennzeichnung unterstützen und ihre Position in Bezug auf den Nutri-Score in den Prozess einbringen.
Gemeinsam mit anderen am Nutri-Score beteiligten Staaten (Belgien, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, der Schweiz und Spanien) setzt sich die Bundesregierung für eine einheitliche Anwendung und eine zweckdienliche Weiterentwicklung des Nutri-Scores ein. Teil der staatenübergreifenden Zusammenarbeit ist ein Wissenschaftliches Gremium, in dem unabhängige Expertinnen und Experten prüfen, ob und falls ja, wie der Nutri-Score perspektivisch weiterentwickelt werden soll. In diesem Gremium ist auch das Max Rubner-Institut (MRI) – Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel vertreten.
Das MRI bewertet den Nutri-Score in seiner aktuellen Form als geeignet, um den Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland die Auswahl ernährungsphysiologisch günstigerer Produkte zu erleichtern. Lediglich zu wenigen Fragen, wie etwa der Bewertung des Ballaststoffgehaltes, bestehe Klärungs- bzw. Weiterentwicklungsbedarf des Nutri-Scores. Die Bundesregierung teilt die Einschätzung des MRI, nach der der Nutri-Score mit den aktuellen Berechnungskomponenten bereits zutreffende Ergebnisse für einen sinnvollen Produktvergleich liefert.
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1,746 |
2. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, wie viele aus Deutschland stammende Unternehmen neben den 283 Unternehmen, die sich aktuell für eine Verwendung des Nutri-Scores bei der zuständigen Markeninhaberin registriert haben, den Nutri-Score nutzen könnten, dies aber noch nicht tun (vgl. https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelkennzeichnung/freiwillige-angaben-und-label/nutri-score/naehrwertkenn zeichnung-hilfestellungen.html#:~:text=Als%20Mitglied%20des%20im %20Januar,Einf%C3%BChrung%20des%20Nutri%2DScore%20betei ligt.)?
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Mit der Registrierung für den Nutri-Score bei der zuständigen Markeninhaberin, der Santé publique France, verpflichtet sich ein Unternehmen, alle unter der registrierten Marke vertriebenen Lebensmittel mit dem Nutri-Score zu kennzeichnen. Der nach den Benutzungsbedingungen des Nutri-Scores hierfür gewährte Zeitraum von in der Regel 24 Monaten ab dem Zeitpunkt der Registrie-
rung, ist in Deutschland für die überwiegende Mehrheit der Unternehmen noch nicht abgelaufen. Weitergehende Erkenntnisse liegen der Bundesregierung hierzu nicht vor.
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1,747 |
3. Ist der Bundesregierung bekannt, wie häufig die unterschiedlichen Buchstaben (A, B, C, D, E) des Nutri-Scores auf dem Markt vertreten sind?
a) Wenn ja, wie sieht die Verteilung der Buchstaben des Nutri-Scores auf dem Markt aus?
b) Wenn nein, soll die Verteilung der Buchstaben auf den Markt mittels einer Studie überprüft werden, um ausschließen zu können, dass der Nutri-Score nicht als Positiv-Kennzeichnung für hochverarbeitete Produkte dient (vgl. https://www.europeanscientist.com/de/umwelt/n utri-score-ein-schlag-auf-den-magen-und-die-umwelt/#:~:text=Letzte %20Woche%20endete%20die%20Einsendefrist,von%20ges%C3%B Cnderen%20Lebensmitteln%20anregen%20soll.)?
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Die Fragen 3 bis 3b werden gemeinsam beantwortet.
Informationen über eine entsprechende Verteilung für die Produkte auf dem deutschen Markt liegen der Bundesregierung nicht vor. Einer Untersuchung des französischen Gesundheitsministeriums zufolge (https://solidarites-sante.gouv.f r/IMG/pdf/nutri-score_follow-up_report_3_years_26juillet2021.pdf) tragen drei Jahre nach der Einführung des Nutri-Scores in Frankreich 31,7 Prozent der auf dem französischen Markt vertriebenen und mit dem Nutri-Score gekennzeichneten Produkte eine „A“ Bewertung, 18,2 Prozent ein „B“, 19,6 Prozent ein „C“, 20,9 Prozent ein „D“ und 9,6 Prozent ein „E“.
Da sich die Unternehmen auf dem deutschen Markt überwiegend noch in der Einführungsphase des Nutri-Scores befinden, in der noch nicht alle Produkte einer für den Nutri-Score angemeldeten Marke mit dem Nutri-Score versehen sein müssen, wäre eine entsprechende Studie nur von eingeschränkter Aussagekraft. Die Befürchtung, dass der Nutri-Score als Positivkennzeichen genutzt werden könnte, teilt die Bundesregierung nicht, da nach den Benutzungsbedingungen des Nutri-Scores nach der Übergangsphase alle Produkte einer angemeldeten Marke, also auch die mit ungünstigerer Nährstoffzusammensetzung, einen Nutri-Score tragen müssen.
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1,748 |
4. Zieht die Bundesregierung Konsequenzen für ihr Handeln aus der Aussage, dass Lebensmittelkonzerne kaum rot bewertete Produkte auf den Markt bringen werden, was zu einem größeren Konsum von hochverarbeiteten Lebensmitteln führt, und wenn ja, welche (vgl. https://www.euro peanscientist.com/de/umwelt/nutri-score-ein-schlag-auf-den-magen-und-die-umwelt/#:~:text=Letzte%20Woche%20endete%20die%20Einsendefr ist,von%20ges%C3%BCnderen%20Lebensmitteln%20anregen%20soll)?
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Die Bundesregierung teilt die Einschätzung, dass Unternehmen Lebensmittel selektiv mit dem Nutri-Score versehen werden, nicht. Auf die Antwort zu Frage 3 wird verwiesen. Dass Unternehmen versuchen werden, durch Änderungen der Rezeptur eine günstigere Nährstoffzusammensetzung von Lebensmitteln zu erreichen, ist ein gewünschter Effekt des Nutri-Scores.
Die erweiterte Nährwertkennzeichnung mit dem Nutri-Score soll Verbraucherinnen und Verbrauchern den nährwertbezogenen Vergleich von Lebensmitteln der gleichen Kategorie erleichtern. Der Nutri-Score soll allein diesen Vergleich der Nährstoffzusammensetzung von Lebensmitteln bieten und hat nicht zum Ziel, nährwertfremde Aspekte wie den Verarbeitungsgrad eines Lebensmittels zu berücksichtigen. Hierfür stehen getrennt vom Nutri-Score auch bereits eige-
ne Indikatoren zur Verfügung, beispielsweise das NOVA-System. Über Ziele und Grenzen und die korrekte Verwendung des Nutri-Scores informiert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen seiner Informationskampagne unter www.nutri-score.de.
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1,749 |
5. Gibt es nach Kenntnis der Bundesregierung bereits Studien, die zeigen, dass Produkte mit der Nutri-Score-Bewertung D oder E seit Einführung des Nutri-Scores seltener gekauft werden?
a) Wenn ja, welche?
b) Wenn nein, ist geplant, dies zu evaluieren, um den Nutzen des Nutri-Scores beurteilen zu können?
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Die Fragen 5 bis 5b werden gemeinsam beantwortet.
Studien zu den Verkaufszahlen einzelner Produkte sind der Bundesregierung nicht bekannt. Der Nutri-Score macht Lebensmittel einer Kategorie hinsichtlich der Nährstoffzusammensetzung miteinander vergleichbar, z. B. Pizza A mit Pizza B oder Joghurt A mit Joghurt B, nicht aber Pizza mit Joghurt, da diese in der Ernährung für gewöhnlich keine Alternativen für spezifische Verzehrgelegenheiten sind, sondern sich ergänzen. Daher geht die Bundesregierung davon aus, dass auch Lebensmittelkategorien, in denen die Lebensmittel Bewertungen mit „C“, „D“ oder „E“ aufweisen, dauerhaft von den Verbraucherinnen und Verbrauchern nachgefragt werden, wobei auch hier ernährungsbewusste Menschen zu den Produkten mit den besseren Bewertungen greifen werden.
Die Bundesregierung plant zum jetzigen Zeitpunkt nicht, den Nutzen des Nutri-Scores evaluieren zu lassen. Zur Begründung wird auf die Antwort zu Frage 3b verwiesen.
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1,750 |
6. Wie viele Verbraucher kennen heutzutage nach Kenntnis der Bundesregierung den Nutri-Score in Deutschland und nutzen diesen beim Einkaufen?
a) Gibt es hierzu eine aktuelle Studie oder ist eine Studie hierzu seitens der Bundesregierung geplant?
b) Gibt es nach Kenntnis der Bundesregierung noch Verständnisprobleme für die deutschen Verbraucher bei der Nutzung des Nutri-Scores, und wenn ja, werden hierzu Maßnahmen geplant?
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Die Fragen 6 bis 6b werden gemeinsam beantwortet.
Den Ergebnissen des BMEL-Ernährungsreportes 2021 zufolge (https://www.b mel.de/DE/themen/ernaehrung/ernaehrungsreport2021.html) haben 44 Prozent der Befragten den Nutri-Score beim Einkauf schon einmal auf einer Produktpackung wahrgenommen. 33 Prozent derjenigen, die den Nutri-Score schon einmal wahrgenommen haben, haben Produkte innerhalb einer Produktgruppe anhand des Nutri-Scores miteinander verglichen, bei 45 Prozent von ihnen hat der Nutri-Score die Kaufentscheidung schon einmal beeinflusst.
Dass der Nutri-Score von den Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland verstanden wird, belegen die Ergebnisse einer vom BMEL beauftragten unabhängigen Verbraucherforschung (https://www.bmel.de/SharedDocs/Downl oads/DE/_Ernaehrung/Lebensmittel-Kennzeichnung/Ergebniszusammenfassun g_eNWK.pdf?__blob=publicationFile&v=3).
Das BMEL begleitet die Einführung des Nutri-Scores in Deutschland mit Informationsmaßnahmen, um möglichen Verständnisproblemen entgegenzuwirken und die korrekte Verwendung des Nutri-Scores zu unterstützen. Auch das Bun-
deszentrum für Ernährung fördert das Verbraucherverständnis für den Nutri-Score durch entsprechende Informationen.
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7. Gibt es nach Kenntnis der Bundesregierung wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse aus beispielsweise wissenschaftlichen Studien, die aufzeigen, dass mit Hilfe des Nutri-Scores Bürger transparentere Kaufentscheidungen treffen können und leichter die gesunde Wahl hierdurch treffen?
a) Wenn ja, welche?
b) Wenn nein, liegen der Bundesregierung Informationen darüber vor, wieso nicht (bitte ausführen)?
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Die Fragen 7 bis 7b werden gemeinsam beantwortet.
Auf die in der Antwort zu Frage 6b wird verwiesen. Der günstige Einfluss des Nutri-Scores auf die ernährungsphysiologische Qualität des Warenkorbes wird unter anderem auch in folgender Studie belegt (Julia C., Hercberg S. (2017) Nutri-Score: evidence of the effectiveness of the French front-of-pack nutrition label. Ernahrungs Umschau 64(12): 181–18). Weitere Studien zum positiven Einfluss des Nutri-Scores auf die Kaufentscheidung sind in der Übersichtsarbeit von Hercberg et al. aufgeführt (Hercberg S., Touvier M., Salas-Salvado J., on behalf of the Group of European scientists supporting the implementation of Nutri-Score in Europe (2021) The Nutri-Score nutrition label – A public health tool based on rigorous scientific evidence aiming to improve the nutritional status of the population. International Journal for Vitamin and Nutrition Research 1-11.).
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8. Ist der Bundesregierung die öffentliche Initiative, bei der Veränderungsvorschläge zum Nutri-Score gemacht werden konnten und mit der diverse Kritikpunkte des Systems geklärt werden sollten, bekannt, und wenn ja, gibt es nach Kenntnis der Bundesregierung Ergebnisse, die bezogen auf die Verbesserung des Nutri-Scores erzielt wurden (vgl. https://ww w.europeanscientist.com/de/umwelt/nutri-score-ein-schlag-auf-den-mage n-und-die-umwelt/)?
a) Wenn ja, welche, und wie wurden diese erzielt, und durch wen?
b) Sieht die Bundesregierung in der Existenz dieser Initiative die Tatsache, dass der Nutri-Score bei Weitem nicht die Akzeptanz der Verbraucher genießt, wie bisher behauptet wurde (ebd.)?
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Die Fragen 8 bis 8b werden gemeinsam beantwortet.
Die Möglichkeit für die Öffentlichkeit, Änderungsvorschläge zum Nutri-Score vorzubringen, wurde initiiert durch den Lenkungsausschuss des Nutri-Scores, in dem sich die Staaten, die den Nutri-Score bereits eingeführt haben bzw. die die Einführung planen, zusammenfinden. Die Bundesregierung ist in diesem Gremium durch das BMEL vertreten. Ziel der Initiative war es, sich eine umfassende Sichtweise der am Nutri-Score beteiligten Akteure zu verschaffen, um unter Berücksichtigung dieser Sichtweisen die wichtigsten Bereiche zu identifizieren, in denen möglicherweise Änderungen am Nutri-Score erforderlich sein könnten. Die eingegangenen Änderungsvorschläge, die die Berechnungsweise des Nutri-Scores betreffen, hat der Lenkungsausschuss dem Wissenschaftlichen Gremium zur Bewertung übergeben. In seinem kürzlich veröffentlichten Zwischenbericht definiert das Wissenschaftliche Gremium z. B. die Bepunktung von pflanzlichen Speiseölen mit günstiger Nährstoffzusammensetzung und eine größere Differenzierung bei Vollkornprodukten als relevante Arbeitsbereiche (https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ernaehrung/Lebensmittel-
Kennzeichnung/nutri-score-zwischenbericht-wissenschaftl-gremium.pdf?__blo b=publicationFile&v=3). Voraussetzung für Änderungen des Bewertungsverfahrens ist jedoch, dass diese nicht die Erreichung der Ziele des Nutri-Scores verschlechtern.
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9. Ist der Bundesregierung die Kritik am Nutri-Score bekannt, dass dieser ein Affront gegen die mediterrane Küche sei (vgl. https://www.faz.net/ak tuell/wirtschaft/nutriscore-schaerfere-regeln-fuer-die-mediterrane-kuech e-17852224.html)?
Wenn ja, hat sich die Bundesregierung hierzu eine eigene Positionierung erarbeitet (bitte ausführen), und zieht die Bundesregierung hieraus Schlussfolgerungen für ihr eigenes Handeln (wenn ja, welche)?
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Der Bundesregierung ist dieser Vorwurf bekannt, die Bundesregierung teilt ihn jedoch nicht, da die Kritik letztlich auf die Bewertung weniger einzelner Lebensmittel abstellt, nicht aber auch die Gesamtheit der mediterranen Ernährungsweise. Die Kritik entzündet sich insbesondere an einer vermeintlich zu schlechten Bewertung von Olivenöl und Käse, wesentliche Bestandteile der Mittelmeerdiät wie Gemüse, Fisch oder Brot und Zerealien, die positive Bewertungen des Nutri-Scores erhalten, werden von den Kritikern nicht betrachtet.
Aus Sicht der Bundesregierung fördert eine mediterrane Ernährungsweise weder den Verzehr von Käse und Wurstwaren noch den uneingeschränkten Verzehr von Olivenöl. Die Ernährungsempfehlungen der mediterranen Ernährung ermutigen die Verbraucherinnen und Verbraucher dazu, Olivenöl anderen pflanzlichen Speiseölen und insbesondere tierischen Fetten vorzuziehen. Zu dieser Empfehlung trägt auch der Nutri-Score bei, der Olivenöl mit der bestmöglichen Punktzahl „C“ einstuft und es somit besser bewertet als z. B. Soja-, Sonnenblumen- und Maisöl (eingestuft als „D“), Kokosnuss- oder Palmöl (eingestuft als „E“) und Butter (eingestuft als „E“). Der Kritik in Bezug auf die angeblich unrealistische Bezugsangabe von 100 Millilitern bei Olivenöl ist entgegenzuhalten, dass es keine allgemein akzeptierten Portionsgrößen gibt, da diese individuell unterschiedlich sein müssten, zudem kann der Kritik leicht durch Verbraucherinformation entgegengewirkt werden. Außerdem wird diese Basis bei allen Ölen angewandt, sodass Olivenöl nicht benachteiligt wird.
Dass viele Käse und Wurstwaren in die Kategorien „C“, „D“ und „E“ eingestuft werden, ist aus ernährungsphysiologischer Sicht nachvollziehbar und notwendig, da diese Lebensmittel häufig große Mengen an gesättigten Fetten und Salz enthalten und oft hochkalorisch sind.
Bei Käse ist anzumerken, dass dieser im Nutri-Score eine eigene Lebensmittelkategorie bildet, um eine hinreichende Differenzierung der möglichen Bewertungen zu erhalten, und hierdurch schon eine gewisse, aber sachlich gerechtfertigte Sonderstellung genießt.
Durch Verbraucheraufklärung wird deutlich gemacht, dass, wie alle Produkte, die im Nutri-Score mit „D“ oder „E“ eingestuft sind, auch Käse und Wurstwaren im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung verzehrt werden können. Sie sollten jedoch nicht den Großteil der Ernährung bilden, sondern in Maßen bzw. geringerer Häufigkeit verzehrt werden. Insofern stimmen die Gepflogenheiten der mediterranen Ernährungsweise mit der Einstufung auf der Nutri-Score-Skala überein.
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10. Ist der Bundesregierung die Kritik am Nutri-Score bekannt, dass hochverarbeitete Produkte besser als Naturprodukte abschneiden, und wenn ja, welche Konsequenzen zieht sie daraus für ihr eigenes Handeln (vgl. https://www.tt.com/artikel/30813589/nutri-score-system-streit-um-kennz eichnung-von-lebensmitteln)?
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Die Kritik ist der Bundesregierung bekannt, sie wird von ihr aber nicht geteilt. Es wird auf die Antwort auf Frage 4 verwiesen, wonach der Nutri-Score nicht zum Ziel hat, nährwertfremde Aspekte, zu berücksichtigen. Zudem existieren bereits Indikatoren, die den Verarbeitungsgrad anzeigen können.
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11. Sieht die Bundesregierung einen Widerspruch zwischen dem Nutri-Score und dem Anstreben einer nachhaltigen Ernährung in Deutschland, weil naturbelassenes Essen geringere Umweltauswirkungen habe (vgl. https:// www.europeanscientist.com/de/umwelt/nutri-score-ein-schlag-auf-den-m agen-und-die-umwelt/#:~:text=Letzte%20Woche%20endete%20die%20 Einsendefrist,von%20ges%C3%BCnderen%20Lebensmitteln%20anrege n%20soll.)?
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Die Bundesregierung sieht keinen Widerspruch zwischen dem Nutri-Score und der Förderung einer nachhaltigen Ernährung in Deutschland. Verwiesen sei hier auch auf das Vorhaben der EU-Kommission im Rahmen der „Vom Hof auf den Tisch“-Strategie, bis zum Jahr 2024 einen Vorschlag für den Rahmen einer Kennzeichnung der Nachhaltigkeit von Lebensmitteln vorzulegen, das von der Bundesregierung unterstützt wird.
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12. Ist der Bundesregierung bekannt, dass die italienische Wettbewerbsbehörde gegen Lebensmittelunternehmen in ganz Europa eine Untersuchung eingeleitet hat, weil diese bereits damit begonnen haben, ihre Produkte, die sie in Italien verkaufen, mit dem Nutri-Score zu versehen (vgl. https://orf.at/stories/3242591/)?
a) Wenn ja, sind nach Kenntnis der Bundesregierung auch deutsche Unternehmen hiervon betroffen, und rechnet die Bundesregierung mit einer Geldstrafe für diese?
b) Wenn ja, welche Schlussfolgerungen für ihr eigenes Handeln zieht die Bundesregierung hieraus?
c) Wenn ja, könnte dies aus Sicht der Bundesregierung ein Hindernis für die Aussicht auf eine verpflichtende Einführung des Nährwertkennzeichnungssystems in der gesamten EU darstellen?
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Die Fragen 12 bis 12c werden gemeinsam beantwortet.
Der Bundesregierung ist die Untersuchung der italienischen Wettbewerbsbehörde durch Medienberichte bekannt. Diesen zufolge ist unter den untersuchten Unternehmen auch eines aus Deutschland. Die Ergebnisse der Untersuchung sind aus Sicht der Bundesregierung zunächst abzuwarten, sie sieht aus dem Vorgehen der italienischen Wettbewerbsbehörde keinen Handlungsbedarf hinsichtlich ihrer eigenen Aktivitäten.
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13. Finden aktuell nach Kenntnis der Bundesregierung auf EU-Ebene Gespräche zu einer harmonisierten EU-weiten Nährwertkennzeichnung statt?
a) Wenn ja, in welchem Rahmen, und wie ist der aktuelle Status hierzu?
b) Wenn ja, ist nach Kenntnis der Bundesregierung bereits ein genaues Datum bekannt, wann die EU-Kommission ihren Legislativvorschlag hierzu präsentieren möchte (ggf. bitte nennen)?
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Die Fragen 13 bis 13b werden gemeinsam beantwortet.
Die EU-Kommission hat in der „Vom Hof auf den Tisch“-Strategie angekündigt, bis zum Ende des Jahres 2022 einen Legislativvorschlag für eine EU-weit einheitliche und verpflichtende erweiterte Nährwertkennzeichnung vorzulegen.
Die EU-Kommission führt derzeit eine Folgenabschätzung durch. Im Rahmen der Folgenabschätzung fanden im ersten Quartal 2022 eine öffentliche Konsultation für alle beteiligten Stakeholder sowie gezielte Befragungen der Mitgliedstaaten zu diesem Thema statt.
Ein genaues Vorlagedatum für den Legislativvorschlag der EU-Kommission ist der Bundesregierung nicht bekannt.
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14. Setzt sich die Bundesregierung derzeit auf europäischer Ebene dafür ein, dass der Nutri-Score zum verpflichtenden Nährwertkennzeichnungssymbol in Europa wird, und wenn ja, wie?
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Es wird auf die Antworten zu den Fragen 1 und 13 verwiesen. Die Bundesregierung hält den Nutri-Score für gut geeignet, als verpflichtendes Modell auf EU-Ebene eingeführt zu werden und vertritt diese Position auch in der aktuellen Diskussion. Der konkrete Vorschlag der EU-Kommission im vierten Quartal 2022 ist jedoch abzuwarten.
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15. Womit beschäftigen sich nach Kenntnis der Bundesregierung aktuell der Lenkungsausschuss und das unabhängige Wissenschaftliche Gremium zum Nutri-Score, und über welche möglichen Weiterentwicklungen des Nutri-Score-Algorithmus wird derzeit beraten (vgl. https://www.bmel.de/ DE/themen/ernaehrung/lebensmittel-kennzeichnung/freiwillige-angaben-und-label/nutri-score/nutri-score-coen-berichte.html;jsessionid=C0ADD 144C6BE3E4088FF51C38F817D9F.live852)?
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Auf die Antwort zu Frage 8b wird verwiesen. Über die Inhalte und den Stand der Arbeiten informieren der Nutri-Score Lenkungsausschuss und das Wissenschaftliche Gremium in zwei Berichten (Bericht Lenkungsausschuss: https://w ww.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ernaehrung/Lebensmittel-Kennzeic hnung/nutri-score-jahresbericht-lenkungsausschuss.pdf?__blob=publicationFile &v=3; Bericht Wissenschaftliches Gremium: https://www.bmel.de/SharedDoc s/Downloads/DE/_Ernaehrung/Lebensmittel-Kennzeichnung/nutri-score-zwisc henbericht-wissenschaftl-gremium.pdf?__blob=publicationFile&v=3).
Demzufolge umfassen die aktuellen Arbeiten des Wissenschaftlichen Gremiums unter anderem die Festlegung und Testung der verschiedenen Szenarien für potentielle Änderung der Komponenten des Algorithmus. Zudem untersucht das Wissenschaftliche Gremium die Änderungen am endgültigen Algorithmus und den endgültigen Schwellenwerten für die Zuweisung der Nutri-Score-Farben.
Der Lenkungsausschuss widmet sich vorrangig der Koordinierung einer einheitlichen Auslegung, Organisation und Weiterentwicklung des Nutri-Scores.
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Vorbemerkung der Fragesteller
Seitdem Wladimir Präsident Putin am 24. Februar 2022 den Angriff auf die Ukraine befahl, befinden sich Hunderttausende Menschen auf der Flucht vor Krieg und Zerstörung. Laut des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) sind mit Stand 15. März 2022 bereits über 2,9 Millionen Menschen aufgrund des Kriegs in der Ukraine auf der Flucht (siehe https://dat a2.unhcr.org/en/situations/ukraine). Die meisten Flüchtlinge befinden sich derzeit hauptsächlich in den Anrainerstaaten der Ukraine, insbesondere in Polen, Rumänien, Moldawien und Ungarn. Mit Bezug auf Deutschland registrierten die deutschen Behörden laut Medienberichterstattung mit Stand 15. März 2022 knapp 160 000 Menschen aus der Ukraine, die vor dem russischen Angriffskrieg nach Deutschland geflohen sind. Täglich kämen etwa 12 000 Menschen an. Die Zahl dürfte allerdings deutlich höher sein, da keine regulären Grenzkontrollen an den EU-Binnengrenzen durchgeführt werden und somit kein kompletter Überblick existiert (siehe https://www.zeit.de/politi k/deutschland/2022-03/bundesinnenministerin-fluechtlinge-verteilung-ukrain e-koenigsteiner-schluessel). Mit der weiteren Eskalation des Kriegs in der Ukraine ist davon auszugehen, dass auch die Zahlen der nach Deutschland flüchtenden Menschen rapide zunehmen werden. Schätzungen des UNHCR zufolge werden schlimmstenfalls bis zu 4 Millionen Menschen aus der Ukraine fliehen (siehe Erwägungsgrund (4) des Durchführungsbeschluss (EU) 2022/382 des Rates vom 4. März 2022 zur Feststellung des Bestehens eines Massenzustroms von Vertriebenen aus der Ukraine im Sinne des Artikels 5 der Richtlinie 2001/55/EG und zur Einführung eines vorübergehenden Schutzes).
Für die Fragesteller steht fest: Neben den unmittelbaren Nachbarstaaten der Ukraine ist natürlich auch Deutschland gefordert, europäischen Binnenflüchtlingen zu helfen, sei es mit Hilfe in der Region, sei es durch Aufenthaltsgewährung zum vorübergehenden Schutz gemäß § 24 des Aufenthaltsgesetzes (AufenthG) oder durch Gewährung von Asyl. Die Aktivierung der sogenannten Massenzustrom-Richtline (Richtlinie 2001/55/EG des Rates vom 20. Juli 2001) ist nach Ansicht der Fragesteller eine gute Nachricht, da Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine somit vorübergehender Schutz in der Europäischen Union schnell gewährt werden kann. Fluchtsituationen muss aus Sicht der Fragesteller prioritär mit Hilfe vor Ort und in der betroffenen Region begegnet werden. Jetzt ist Europa und Deutschland selbst die betroffene Nachbarregion,
und die Aufnahme von europäischen Binnenflüchtlingen bei uns ist daher selbstverständlich.
Die Aufnahme einer potenziell großen Anzahl von Flüchtlingen aus der Ukraine setzt eine gewissenhafte und vollumfängliche Vorbereitung auf die Situation voraus. Insbesondere sind genaue Daten über die Lage an den deutschen Grenzen und die Anzahl der nach Deutschland flüchtenden Personen erforderlich, damit der Bund und die betroffenen Bundesländer und Kommunen schnell reagieren können.
Der Krieg in der Ukraine hat außerdem auch auf anderen Politikfeldern der inneren Sicherheit Deutschlands Auswirkungen. Dies betrifft insbesondere die Bereiche Cybersicherheit und Bevölkerungsschutz. Auch hier ist es erforderlich, dass sich die Bundesregierung umfassend auf mögliche Ereignisse vorbereitet.
1. Wie viele ukrainische Staatsbürger haben seit Beginn der Invasion einen Antrag auf Asyl oder einen Antrag auf Aufenthaltsgewährung zum vorübergehenden Schutz gemäß der Richtlinie 2001/55/EG in der EU gestellt (bitte nach den jeweiligen EU-Mitgliedstaaten, in denen der Asylantrag bzw. Antrag auf Aufenthaltsgewährung gemäß Richtlinie 2001/55/EG gestellt wurde, auflisten)?
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Im Monat März 2022 haben 257 ukrainische Staatsangehörige in Deutschland einen förmlichen Asylantrag gestellt.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat aktuell (Stand: 8. April 2022) insgesamt etwa 110 000 Personen erfasst, die als Schutzsuchende registriert und erkennungsdienstlich behandelt wurden.
Nach Angaben der EU-Kommission wurden von 28. Februar bis 7. April 2022 mindestens 19 828 Asylanträge von ukrainischen Staatsangehörigen in den EU-Mitgliedstaaten sowie EWR-Staaten (Europäischer Wirtschaftsraum) gestellt. Die meisten Anträge wurden in Rumänien (20 Prozent), Schweden (16 Prozent) und Norwegen (14 Prozent) aufgenommen.
Nach Angaben der EU-Kommission lagen mit Stand 7. April 2022 insgesamt 1 775 593 Anträge nach RL 2001/55/EG vor. Der folgenden Tabelle ist eine Aufschlüsselung nach Mitgliedstaaten der EU und EWR-Staaten zu entnehmen.
Quelle: EU-KOM Anträge nach RL 2001/55/EG
Polen 802 453
Rumänien 4 392
Ungarn 13 468
Slowakei 63 911
Tschechien 271 154
Österreich 49 505
Bulgarien 51 759
Italien 47 090
Spanien 47 104
Litauen 41 285
Estland 17 022
Frankreich 27 209
Belgien 30 807
Portugal 29 694
Niederlande 27 934
Schweiz 27 435
Schweden 26 076
Dänemark 12 585
Quelle: EU-KOM Anträge nach RL 2001/55/EG
Lettland 14 043
Irland k. A.
Griechenland k. A.
Finnland 16 427
Slowenien 6 841
Kroatien 7 205
Zypern 5 369
Norwegen 10 497
Luxemburg 4 255
Island 698
Malta 278
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2. Welche Informationen liegen der Bundesregierung über die Anzahl der Binnenflüchtlinge innerhalb der Ukraine vor?
Wie schätzt die Bundesregierung die Entwicklung der Flüchtlingsströme aus der Ukraine kurz- mittel- und langfristig ein?
Auf welche Szenarien bereitet sich die Bundesregierung bezüglich der Flüchtlingsströme aus der Ukraine nach Deutschland vor, und von welchen Größenordnungen geht sie dabei aus?
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Nach Informationen des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) wird derzeit von 7,1 Millionen Binnenvertriebenen innerhalb der Ukraine ausgegangen. Die weitere Entwicklung von Fluchtbewegungen und -zahlen hängt vom weiteren Verlauf des Kriegsgeschehens ab. Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration vom 16. März 2022 zufolge, basierend auf einer repräsentativen Befragung von 2 000 Personen in der Ukraine, erwogen 19 Prozent der Binnenvertriebenen (entspräche rund 1,2 Millionen Personen) eine mögliche Weiterreise (nicht unbedingt außerhalb des Landes). Von den noch nicht vertriebenen Personen erwägen vier Prozent eine Flucht (entspräche rund 1,2 Millionen Personen), und davon erwägen 38 Prozent (entspräche rund 450 000 Personen) eine Ausreise aus der Ukraine. Von den Personen, die eine Ausreise aus der Ukraine erwogen, gaben 29 Prozent (entspräche rund 130 000 Personen) Deutschland als mögliches Zielland an.
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3. Wie viele Personen, die weder ukrainische noch EU-Staatsbürger sind, sind seit Ausbruch des Krieges von der Ukraine aus in die Europäische Union eingereist?
Wie viele von ihnen haben einen Asylantrag oder einen Antrag auf Aufenthaltsgewährung zum vorübergehenden Schutz gemäß der Richtlinie 2001/55/EG gestellt (bitte nach den jeweiligen EU-Mitgliedstaaten, in denen der Asylantrag bzw. Antrag auf Aufenthaltsgewährung gemäß Richtlinie 2001/55/EG gestellt wurde, und Herkunftsstaat auflisten)?
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Bezogen auf Deutschland liegen der Bundesregierung folgende Erkenntnisse vor:
Die Erfassung von registrierten Schutzsuchenden durch das BAMF wurde ab dem 15. März 2022 dahingehend erweitert, dass nunmehr auch Personen mit nicht-ukrainischer Staatsangehörigkeit, die aus der Ukraine geflüchtet sind, gesondert ausgewiesen werden können.
Seitdem wurden im Sinne der Fragestellung mit Stand 4. April 2022 4 449 Personen erfasst. Die Hauptstaatsangehörigkeiten auf Basis des Zeitraums seit dem
15. März 2022 mit Stand 4. April 2022 können der nachfolgenden Tabelle entnommen werden:
Staatsangehörigkeiten Anzahl
Nigeria 484
Aserbaidschan 299
Marokko 287
Turkmenistan 286
Vietnam 257
Russische Föderation 256
Armenien 251
Afghanistan 244
Georgien 188
Syrien 164
Tadschikistan 146
Iran 128
Irak 115
Türkei 100
Algerien 97
Ägypten 96
Moldau, Republik 95
Usbekistan 86
Libanon 74
Kamerun 68
übrige Staaten 728
Asylanträge im Sinne der Fragestellung werden im Asylverfahren des BAMF statistisch nicht gesondert erfasst.
Bezogen auf andere EU-Mitgliedstaaten liegen der Bundesregierung folgende Erkenntnisse vor:
Nach Angaben der EU-Kommission haben zwischen dem 24. Februar und 7. April 2022 rund 179 600 Drittstaatsangehörige die Grenzen zwischen der Ukraine und der EU überschritten, und zwar nach Polen (85 700), Rumänien (68 000), Ungarn (13 100) und in die Slowakei (12 800). Zu den TOP-5-Herkunftsländern von Drittstaatsangehörigen gehören:
● IND – 17 300,
● AZE – 13 800,
● RUS – 13 400,
● TUR – 11 400,
● USA – 9 200.
Darüber hinausgehende Informationen liegen der Bundesregierung nicht vor.
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4. Verzichtet die Bundesregierung auf das Erfordernis eines Asylverfahrens und gewährt einen Aufenthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG bei Personen, die keine ukrainische Staatsbürgerschaft besitzen, aber aufgrund des Kriegsgeschehens in der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind, obwohl dieser Personenkreis, im Gegensatz zu ukrainischen Staatsbürgern, potenziell in sichere Herkunftsländer zurückkehren kann?
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Gemäß Artikel 2 Absatz 2 des Durchführungsbeschlusses (EU) 2022/382 des Rates vom 4. März 2022 zur Feststellung des Bestehens eines Massenzustroms von Vertriebenen aus der Ukraine im Sinne des Artikels 5 der RL 2001/55/EG
und zur Einführung eines vorübergehenden Schutzes sollen Staatenlose und Staatsangehörige anderer Drittländer als der Ukraine Schutz erhalten, wenn sie nachweisen können, dass sie sich vor dem 24. Februar 2022 auf der Grundlage eines nach ukrainischem Recht erteilten gültigen unbefristeten Aufenthaltstitels rechtmäßig in der Ukraine aufgehalten haben, und sie nicht in der Lage sind, sicher und dauerhaft in ihr Herkunftsland oder ihre Herkunftsregion zurückzukehren. Die Möglichkeit einer Asylantragstellung bleibt hiervon unberührt, vgl. Artikel 17 Absatz 1 der RL 2001/55/EG. Drittstaatangehörige, für die der Durchführungsbeschluss keine Anwendung findet, können ebenfalls einen Asylantrag stellen.
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5. Wenden alle EU-Mitgliedstaaten die Richtlinie 2001/55/EG gleichermaßen an, oder gibt es Unterschiede, beispielsweise bezüglich des von der Anwendung umfassten Personenkreises (bitte nach EU-Mitgliedstaat und den jeweils der Bundesregierung bekannten Informationen zur unterschiedlichen Anwendung auflisten)?
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Der Durchführungsbeschluss (EU) 2022/382 des Rates vom 4. März 2022 zur Feststellung des Bestehens eines Massenzustroms von Vertriebenen aus der Ukraine im Sinne des Artikels 5 der RL 2001/55/EG räumt den Mitgliedstaaten in Artikel 2 Absatz 3 Ermessen bei der Berücksichtigung weiterer Personen ein. Die Richtlinie 2001/55/EG legt zudem nur „Mindestnormen“ fest. Ein gesichertes Bild, wie die Mitgliedstaaten der Europäischen Union den Durchführungsbeschluss im Detail anwenden, liegt bislang noch nicht vor.
Der Durchführungsbeschluss kann unter folgendem Link abgerufen werden: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:32022D0382
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1,765 |
6. Hat die Bundesregierung eine Ausweitung der Anwendbarkeit der Richtlinie 2001/55/EG im Rahmen von Artikel 2 (3) des Durchführungsbeschlusses (EU) 2022/382 des Rates vom 4. März 2022 geprüft, und wenn ja, mit welchem Ergebnis?
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Der Durchführungsbeschluss wird entsprechend seines Wortlautes und des Mindestnormenkonzeptes der Richtlinie 2001/55/EG angewandt. Eine „Ausweitung“ über die unionsrechtlichen Grundlagen hinaus findet nicht statt. Unter Nutzung des den Mitgliedstaaten der EU nach Artikel 2 Absatz 3 des Durchführungsbeschlusses eingeräumten Ermessens hat das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) mit Länderschreiben vom 14. März 2022 den Ländern erste Hinweise zur Umsetzung gegeben.
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7. In welcher Größenordnung hat die Bundesregierung Aufnahmekapazitäten, die gemäß Artikel 5 Abs 3 c) der Richtlinie 2001/55/EG im Rahmen eines entsprechenden Beschlusses des Rates enthalten sein müssen, an die EU-Kommission übermittelt?
Für den Fall, dass keine entsprechenden Zahlen übermittelt wurden, warum wurde von der Übermittlung bisher abgesehen, und wann rechnet die Bundesregierung mit Übermittlung entsprechender Zahlen?
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Die Bundesregierung hat am 15. März 2022 eine erste Meldung in Höhe von 70 000 Unterbringungsmöglichkeiten für Deutschland an die Kommission übermittelt.
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1,767 |
8. Hat die Bundesregierung gegenüber der EU-Kommission darauf gedrängt, dass die aus Sicht der Fragesteller zwingende Voraussetzung des Artikels 5 Absatz 3 c) der Richtlinie 2001/55/EG bei Beschluss des Rates erfüllt wird, und wenn nein, warum nicht?
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Die Bundesregierung hat sich von Beginn an für eine verbindliche Verteilung bei der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine eingesetzt, und der Durchführungsbeschluss vom 4. März 2022 sieht für die EU-Kommission eine koordinierende Rolle beim Informationsaustausch über die Kapazitäten und Bedürfnisse der Mitgliedstaaten vor. In ihrem 10-Punkte-Plan, den die EU-Kommission beim Rat für Justiz und Inneres am 28. März 2022 vorstellte, sieht die EU-Kommission u. a. eine EU-Plattform zur Registrierung zum Informationsaustausch über Personen, denen vorübergehender Schutz und nationaler Schutz gewährt worden ist, und eine Gegenüberstellung der Bedarfe und Kapazitäten der Mitgliedstaaten zum Zwecke der Organisation von Transfers aus den meistbelasteten Mitgliedstaaten vor.
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1,768 |
9. Welche Informationen liegen der Bundesregierung zu Zusagen anderer EU-Mitgliedstaaten zu Aufnahmekapazitäten gemäß Artikel 5 Absatz 3 c) der Richtlinie 2001/55/EG vor, beziehungsweise in welcher Größenordnung erwartet die Bundesregierung Zusagen für Aufnahmekapazitäten von den anderen EU-Mitgliedstaaten (bitte nach den jeweiligen EU-Mitgliedstaaten auflisten)?
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Der Bundesregierung liegen hierzu derzeit keine verlässlichen Informationen vor.
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10. Welches Verfahren haben die EU-Mitgliedstaaten vereinbart, um den Fortbestand des Massenzustroms und die Ausweitung beziehungsweise Einschränkung nationaler Aufnahmekapazitäten unter der Richtlinie 2001/55/EG zu beraten?
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Die EU-Mitgliedstaaten beraten in den hierzu zuständigen Gremien auf EU-Ebene. Der Durchführungsbeschluss (EU) 2022/382 des Rates vom 4. März 2022 zur Feststellung des Bestehens eines Massenzustroms von Vertriebenen aus der Ukraine sieht die Einrichtung einer Solidaritätsplattform auf EU-Ebene vor, welche bereits mehrmals getagt hat.
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1,770 |
11. Inwieweit wird die Bundesregierung die Verteilung der aus der Ukraine nach Deutschland kommenden Flüchtlinge auf die Länder und Kommunen steuern und koordinieren?
Wurde zwischen Bund und Ländern ein Verteilschlüssel für Personen, denen ein vorübergehender Schutz nach § 24 AufenthG gewährt wird, vereinbart, oder erfolgt die Verteilung entsprechend § 24 Absatz 3 Auf- enthG nach dem Königsteiner Schlüssel?
Werden Personen, die z. B. bei Verwandten oder Freunden untergekommen sind, auf eine erfolgte Verteilung angerechnet?
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Bezogen auf die Beförderung nach und in Deutschland hat das BMI gemeinsam mit dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und den Ländern ein ad-hoc Verfahren zur Verteilung von Kriegsflüchtlingen abgestimmt. Weiter wurde beim Bundesamt für Güterverkehr (BAG) eine Stabstelle zur Koordinierung der Verteilung der Schutzsuchenden eingerichtet. Seit dem 16. März 2022 ist in Abstimmung mit Polen für die Koordinierung der Weiter-
reise nach Deutschland und in andere EU-Staaten eine Steuerung des deutsch-polnischen Zugverkehrs erfolgt.
Eine Verteilung der Geflüchteten gemäß § 24 Absatz 3 des Aufenthaltsgesetzes (AufenthG) erfolgt auf Grundlage des Königsteiner Schlüssels. Personen, die legal nach Deutschland einreisen und kein Schutzgesuch äußern, sondern privat und auf eigene Kosten bei Freunden oder Verwandten unterkommen, werden nicht verteilt, so dass in diesen Fällen auch keine Anrechnung auf die Verteilungsquote erfolgt.
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12. Inwieweit steuert und koordiniert die Bundesregierung Hilfsangebote von Hilfsorganisationen und ehrenamtlichen Initiativen?
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Im Bereich des Bevölkerungsschutzes koordiniert das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) alle über das EU-Katastrophenschutzverfahren eingehenden Hilfeersuchen mit den Ressorts, Bundesbehörden, Ländern und Hilfsorganisationen. Das BBK koordiniert zudem die Abwicklung von privaten Großspenden (ab 300 000 Euro Warenwert) unter Einbindung des EU-Katastrophenschutzverfahrens. In Zusammenarbeit mit DB Cargo unterstützt die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) mit einigen Einsatzkräften Spendenannahmestellen in Köln, Hannover, München, Darmstadt.
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13. Mit welcher Unterstützung des Bundes können die Länder und Kommunen im Hinblick auf Mehrausgaben rechnen, die durch die Unterbringung und Betreuung der aus der Ukraine geflüchteten Menschen entstehen?
14. Wie stellt sich die momentane Verteilung der Kosten für die Aufnahme, Unterbringung und Integration von Asyl- und Schutzsuchenden zwischen Bund, Ländern und Kommunen dar, und sieht die Bundesregierung Anlass, Länder und Kommunen aufgrund des Flüchtlingszustroms durch den Krieg in der Ukraine stärker zu unterstützen, und wenn ja, in welchem Umfang?
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Die Fragen 13 und 14 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet.
Für die Aufnahme, Unterbringung und Integration von Geflüchteten liegt die Zuständigkeit und die damit verbundene Finanzierungsverantwortung nach dem Grundgesetz bei den Ländern.
Ungeachtet dessen hat der Bund die besondere Flüchtlingssituation 2015/2016 als gesamtstaatliche Aufgabe betrachtet und entlastet die Länder und Kommunen auch aktuell finanziell deutlich. Allein in den Jahren 2015 bis 2021 belief sich die Entlastung der Länder und Kommunen im Zusammenhang mit den durch die Flüchtlingsaufnahme entstehenden Ausgaben durch den Bund auf insgesamt rund 38,6 Mrd. Euro.
Auf der Konferenz des Bundeskanzlers mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder (MPK) am 17. März 2022 bestand Einvernehmen, dass die Unterbringung, Verpflegung und Betreuung der Flüchtlinge und Vertriebenen aus der Ukraine eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei, und der Bund bekannte sich daher zu seiner Mitverantwortung auch bei der Finanzierung.
Zur Klärung der Finanzierungsfragen wurde eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe eingerichtet, eine Einigung erfolgte im Rahmen der MPK am 7. April 2022. Auf den Beschluss der MPK wird verwiesen: https://www.bundesregierung.de/
resource/blob/974430/2024136/2b9c8c9e35437cf86f840fab2ebeb052/2022-04-07-mpk-beschluss-data.pdf?download=1
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15. Wurde die Rücküberstellung im Rahmen der Dublin-III-Verordnung ausgesetzt, und wenn ja, für welchen Personenkreis?
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Die sogenannte Dublin-III-Verordnung findet nur bei Asylantragstellungen Anwendung.
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16. Welche rechtlichen und tatsächlichen Unterschiede bewirkt der Status des „vorübergehenden Schutzes“ nach § 24 AufenthG im Vergleich zum regulären und subsidiären Flüchtlingsschutz?
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Mit Annahme und Inkrafttreten des Durchführungsbeschlusses (EU) 2022/382 des Rates vom 4. März 2022 zur Feststellung des Bestehens eines Massenzustroms von Vertriebenen aus der Ukraine im Sinne des Artikels 5 der RL 2001/55/EG und zur Einführung eines vorübergehenden Schutzes können für den im Ratsbeschluss umfassten Personenkreis Aufenthaltserlaubnisse nach § 24 Absatz 1 AufenthG erteilt werden.
Zwischen den oben als „regulärem und subsidiärem Flüchtlingsschutz“ bezeichneten Schutzformen nach § 25 Absatz 1 und 2 AufenthG und § 24 Auf- enthG bestehen folgende wesentliche Unterschiede:
● Der Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG geht kein
Asylverfahren voraus. Der rechtmäßige Aufenthalt nach § 24 AufenhtG wird durch Entscheidung der Ausländerbehörde ohne Bindung an einen vorangegangenen Bescheid des BAMF erteilt.
● Die Aufenthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG kann nach drei Jahren nicht
mehr verlängert werden. Eine aufenthaltsrechtliche Verfestigung nach § 26 AufenthG ist aktuell grds. nicht möglich.
● Im Falle einer Hilfebedürftigkeit sind Drittstaatsangehörige mit einer Auf-
enthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG aktuell nicht nach dem Zweiten oder Zwölften Buch Sozialgesetzbuch (SGB II oder SGB XII) leistungsberechtigt, sondern nach dem Asylbewerberleistungsgesetz; ausweislich des in Frage 14 aufgewiesenen MPK-Beschlusses soll dies zum 1. Juni 2022 geändert werden.
● Die Gewährung von Familienleistungen erfolgt bei Drittstaatsangehörigen
mit einer Aufenthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG aktuell nur bei Ausübung einer Erwerbstätigkeit sofort und damit nicht in allen Fällen gleich mit Erteilung der Aufenthaltserlaubnis, sondern oftmals erst nach 15 Monaten Aufenthalt im Bundesgebiet.
● Mit der Aufenthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG besteht kein Anspruch
auf Teilnahme an einem Integrationskurs nach § 44 Absatz 1 Satz 1 Auf- enthG, sondern die Möglichkeit der Zulassung im Rahmen verfügbarer Kursplätze nach § 44 Absatz 4 AufenthG.
● Die Familienzusammenführung zu Personen mit einer Aufenthaltserlaubnis
nach § 24 AufenthG erfolgt nach § 29 Absatz 4 AufenthG.
● Eine Einbürgerung unter Hinnahme von Mehrstaatigkeit ist bei Personen
mit einer Aufenthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG nach § 10 Absatz 1 Satz 1 Nummer 2 des Staatsangehörigkeitsgesetzes (StAG) nicht vorgesehen.
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17. Welche Möglichkeiten haben vorübergehend Schutzberechtigte im Sinne von § 24 AufenthG, in ein dauerhaftes Bleiberecht hineinzuwachsen?
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Nach Artikel 4 der RL 2001/55/EG kann der vorübergehende Schutz für maximal drei Jahre gewährt werden. Die Erteilung einer Niederlassungserlaubnis richtet sich nach den Maßgaben des Aufenthaltgesetzes. Grundsätzlich ist u. a. Voraussetzung der fünfjährige Besitz einer Aufenthaltserlaubnis (§ 9 Absatz 2 Nummer 1 und § 26 Absatz 3 und 4 AufenthG).
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18. Was unternimmt die Bundesregierung, um die EU-Sanktionen gegen russische Einzelpersonen wirksam umzusetzen?
Plant die Bundesregierung, Vermögen sanktionierter Personen nicht nur einzufrieren, sondern auch einziehen und abschöpfen zu können?
Wenn ja, wie?
Wenn nein, warum nicht?
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Die Bundesregierung hat am 16. März 2022 eine Taskforce zur Durchsetzung der EU-Sanktionen eingerichtet. Diese steht unter gemeinsamer Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und des Bundesministeriums der Finanzen (BMF).
Die förmliche Sicherstellung und Einziehung von Vermögen sanktionierter Personen richtet sich nach den einschlägigen Vorschriften des Außenwirtschaftsgesetzes (AWG) und des Straf- und Bußgeldrechts.
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19. Liegen der Bundesregierung Kenntnisse darüber vor, dass Asylbewerber in Polen, die letztes Jahr über Belarus eingereist sind, deren Anträge in Polen allerdings noch geprüft werden und die bis zum Abschluss der Vorprüfung einer gewissen Residenzpflicht beziehungsweise Gewahrsam unterliegen, nun frühzeitig von dieser Pflicht befreit werden und nach Deutschland weiterreisen?
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Die Bundesregierung, die mit den polnischen Behörden auch zu grenzpolizeilichen und aufenthaltsrechtlichen Themen im Austausch steht, hat keine Erkenntnisse über eine vorzeitige Entlassung von Personen aus geschlossenen Aufnahmeeinrichtungen im Sinne der Fragestellung.
Nach Kenntnis der Bundesregierung regelt das polnische Flüchtlingsschutzgesetz, unter welchen Voraussetzungen Personen, die internationalen Schutz in Polen beantragen, sofern es ihr (Gesundheits-)Zustand erlaubt, in geschlossenen Aufnahmeeinrichtungen untergebracht werden.
Nach Artikel 398 b des polnischen Flüchtlingsschutzgesetzes sollen beispielsweise Personen, denen der Flüchtlingsschutz oder subsidiärer Schutz zugesprochen werden soll (Personen mit Bleibeperspektive), aus den geschlossenen Aufnahmeeinrichtungen entlassen werden.
Alle gesetzlichen Grundlagen mit Blick auf die Unterbringung in und Entlassung aus geschlossenen Aufnahmeeinrichtungen haben bereits vor dem Konflikt in der Ukraine existiert und wurden angewandt. Gesetzesnovellierungen sind nicht erfolgt. Es ist nicht bekannt, dass es zu einer Praxisänderung bezogen auf vorzeitige Entlassungen aus den geschlossenen Aufnahmeeinrichtungen gekommen ist.
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20. Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, dass der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko Drittstaatsangehörige, denen bislang die Einreise nach Polen und andere EU-Staaten verweigert wurde, nun gezielt in die Ukraine verbringen lässt, um im Zuge des aktuellen Flüchtlingszustroms doch noch in die EU einzureisen?
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Der Bundesregierung liegen keine eigenen Erkenntnisse im Sinne der Fragestellung vor.
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21. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über aktuelle Desinformationskampagnen in Deutschland?
Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, inwieweit Desinformationskampagnen, insbesondere solche auf sozialen Netzwerken bzw. Messengerdiensten wie Telegramm, WhatsApp, Instagram, TikTok oder Facebook, auf russische Quellen zurückführen sind, und wenn ja, welche?
Was gedenkt die Bundesregierung, gegen die Verbreitung von Desinformationen, insbesondere die virale Verbreitung auf besagten Netzwerken und Messengerdiensten, zu tun?
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Die Sicherheitsbehörden beobachten seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ein erhöhtes Aufkommen insbesondere von Desinformation seitens russischer staatsnaher Medien, russlandnaher Desinformationsportale und Proxy-Webseiten sowie kremlnaher Twitter-Accounts. Grundsätzlich werden hierbei verschiedene Narrative in opportunistischer Weise bedient, die den Interessen der russischen Regierung dienen. Deren Verbreitung kann jedoch von unterschiedlichen, auch nichtstaatlichen Akteuren unterstützt werden.
Seit der durch die westlichen Sanktionen bewirkten Einschränkung der Reichweite russischer staatsnaher Medien wird pro-russische Desinformation verstärkt über Accounts in sozialen Medien verbreitet. Aufgrund von Maßnahmen seitens der Betreiber sozialer Netzwerke gegen Accounts, die Desinformation verbreiten, gibt es Tendenzen, auf Messenger-Kanäle zur Verbreitung von Desinformation auszuweichen.
Die Bundesregierung misst der Stärkung gesellschaftlicher Resilienz, aber auch der Entwicklung reaktiver Maßnahmen gegen Desinformation durch den Dialog mit verschiedenen relevanten Akteuren und Sensibilisierungsmaßnahmen in der Breite besondere Bedeutung bei.
Hierzu tauscht sich die Bundesregierung fortlaufend ressort- und behördenübergreifend auf Bundes- und Landesebene sowie auch mit internationalen Partnern, Plattformbetreibern und zivilgesellschaftlichen Akteuren zu wirksamen Maßnahmen gegen Desinformation aus. Hierbei werden insbesondere aktuell relevante Desinformationsnarrative im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine identifiziert, und zu allen relevanten Themen wird eine transparente und faktenbasierte Kommunikation betrieben. Konkrete Richtigstellungen einzelner falscher oder irreführender Informationen erfolgen auf Basis einer Einzelfallprüfung durch die jeweils zuständigen Ressorts und Behörden.
Auf den Internetseiten www.bundesregierung.de, www.germany4ukraine.de sowie weiteren Webseiten der Ressorts stellt die Bundesregierung ein umfassendes Informationsangebot zur Verfügung. Dort werden verlässliche Informationen für die Öffentlichkeit sowie auch insbesondere für ukrainische Geflüchtete bereitgestellt und es wird über Desinformation aufgeklärt.
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22. Wie haben sich die Cyberangriffe auf Deutschland, die russischen Quellen zugeordnet werden können, seit Beginn des russischen Angriffskrieges entwickelt?
Welche konkreten Maßnahmen hat die Bundesregierung getroffen, um deutsche Unternehmen vor Cyberangriffen zu schützen?
Welche konkreten Maßnahmen hat die Bundesregierung getroffen, um die kritische Infrastruktur zu schützen?
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Generell besteht ein abstrakt erhöhtes Risiko von Cyberangriffen gegen deutsche Stellen (v. a. gegen Kritische Infrastrukturen [KRITIS]) in Reaktion auf Sanktionen und die Entscheidung der Bundesregierung, sich an Waffenlieferungen zu beteiligen. Bisher konnte jedoch weder quantitativ noch qualitativ ein signifikant erhöhtes Aufkommen an russischen staatlichen Stellen zugeschriebenen Cyberangriffen auf Deutschland festgestellt werden.
Wirtschaftsunternehmen und KRITIS-Einrichtungen werden durch den Verfassungsschutzverbund und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gezielt sensibilisiert und ggf. mit entsprechenden technischen Indikatoren versorgt, die den Unternehmen erlauben, ihre eigenen Netze zu härten oder ggf. bereits erfolgte Kompromittierungen zu erkennen. Ein solcher Austausch erfolgt darüber hinaus zur gemeinsamen Gefahrenabwehr auch mit nationalen und internationalen Partnerbehörden.
Die Allianz für Cyber-Sicherheit (ACS) hat eine Sonderseite zu den Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine erstellt. Hier wird der derzeit werktäglich erscheinende Sonderlagebericht zu den Entwicklungen des Ukrainekriegs veröffentlicht. Auch sind hier sowohl allgemeine Maßnahmenempfehlungen, als auch besondere Maßnahmenempfehlungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) im Hinblick auf die aktuelle Lage in der Ukraine veröffentlicht. Weiterhin führen das BSI und die Allianz für Cyber-Sicherheit mit Branchenverbänden verschiedene Informationsveranstaltungen durch, um den Unternehmen weitere Informationen und Hilfestellungen zu bieten. Weitere konkrete Handlungsempfehlungen und aktuelle Hinweise werden darüber hinaus auch zielgruppenspezifisch mit den Betreibern kritischer Infrastrukturen und der öffentlich-privaten Zusammenarbeit UP KRITIS proaktiv geteilt.
Das Bundeskriminalamt (BKA) intensiviert seine Kontakte in die Privatwirtschaft und nutzt diese, um Unternehmen auf das Gefahrenpotenzial von Cybercrime hinzuweisen und dahingehend zu sensibilisieren. Ergänzend werden Unternehmen für den Fall einer Betroffenheit von Cybercrime Verhaltensempfehlungen gegeben. Des Weiteren erfolgen anlassbezogen öffentliche Warnmeldungen und -hinweise zu neuen Modi Operandi, Bedrohungen oder Akteuren.
Eine Vielzahl der jüngst im Jahr 2021 mit zweitem Gesetz zur Erhöhung der Sicherheit informationstechnischer Systeme (IT-Sicherheitsgesetz 2.0) auf den Weg gebrachten umfangreichen Maßnahmen sind auch in der aktuellen Lage geeignet, den Schutz von kritischen Infrastrukturen und anderen Unternehmen vor Cyberangriffen weiter zu verbessern. Die Umsetzung dieser Maßnahmen wird durch die Bundesregierung weiterhin mit Nachdruck verfolgt. Zusätzlich wurden die mit dem IT-Sicherheitsgesetz 2.0 neu eingeführten Unternehmen im besonderen öffentlichen Interesse dazu aufgerufen, gesetzliche Vorgaben bereits vorab freiwillig umzusetzen. Darüber hinaus wurde durch die Bundesregierung in der aktuellen Lage konkret insbesondere der Informationsaustausch zwischen den zuständigen Behörden und den betroffenen Unternehmen intensiviert.
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23. Mit welchen Angriffsszenarien rechnet die Bundesregierung?
Welche Szenarien werden als wahrscheinlich und welche als wenig wahrscheinlich eingestuft?
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Die derzeitige Lage entwickelt sich dynamisch. Die Anzahl und die Heterogenität beteiligter Cyberakteure nimmt zu. Die Gefährdungslage für IT-Infrastruktur wird damit komplexer und kann dazu führen, dass auch Nicht-Konfliktbeteiligte in den Wirkungskreis von Cyberangriffen einbezogen werden. Dies gilt insbesondere für Unternehmen mit Handelsbeziehungen zu Russland oder der Ukraine. Es besteht dadurch insgesamt eine erhöhte Bedrohungslage für Cyberangriffe auch in Deutschland.
Die Entwicklung von Szenarien ist in einer derartigen Lage grundsätzlich mit vielen Unwägbarkeiten behaftet. Insofern sind in der aktuellen Cyberbedrohungslage neben Distributed-Denial-of-Service (DDoS)-Attacken auch Ransomware-Angriffe und Angriffe mit sog. „Wipern“ als Cyberangriffsszenarien denkbar. Die beobachteten Angriffsoperationen russischer Dienste sind in aller Regel auf Informationsbeschaffung, also Spionage, gerichtet. Im Einzelfall zeigen russische Nachrichtendienste aber auch die Bereitschaft zu Sabotage sowie Einflussnahme, Desinformation und Propaganda in Form von Hack-and-Leak- oder Hack-and-Publish-Operationen.
Daneben besteht ein generelles Risiko unbeabsichtigter oder hingenommener Kollateralschäden mit Auswirkungen auf Deutschland im Zuge von Angriffen gegen internationale Ziele.
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24. Plant die Bundesregierung, die finanziellen und personellen Ressourcen in der Cyberabwehr auf Bundesebene auszubauen?
Wenn ja, bei welchen Behörden in welchem personellen und finanziellen Umfang (bitte separat auflisten), und wenn nein, bitte begründen?
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Die Bundesregierung beobachtet kontinuierlich die Lage in der Ukraine auch mit Blick auf die Gefahren im Cyberraum. In diesem Zuge werden finanzielle und personelle Bedarfe der Sicherheitsbehörden erneut geprüft. Die Ergebnisse dieser Prüfung fließen in die Haushaltsplanung ein. Auswirkungen des Ukrainekriegs sind derzeit Gegenstand der regierungsinternen Abstimmung.
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25. Wie ist in der aktuellen Lage die Zusammenarbeit mit den für die polizeiliche Gefahrenabwehr originär zuständigen Ländern organisiert?
Inwiefern wird darüber nachgedacht, die Länder auch im Nationalen Cyberabwehrzentrum (NCAZ) zu beteiligen?
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Die Zusammenarbeit des BKA mit den Polizeibehörden der Länder erfolgt primär im Rahmen der Zentralstellenfunktion des BKA und den Bund-Länder-Gremien.
Im Rahmen einer Pilotphase sind Vertreter der Justiz (Bayern und Nordrhein-Westfalen) sowie von Innenbehörden (Bayern und Hessen) derzeit in die Arbeit des Cyberabwehrzentrums eingebunden. Die Pilotphase wird derzeit evaluiert. Basierend auf dieser Evaluierung wird im Anschluss die weitere Zusammenarbeit mit den Ländern ausgestaltet.
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26. Wie plant die Bundesregierung, einem länger anhaltenden Cyberangriff auf kritische Infrastrukturen in Deutschland zu begegnen?
Wie bewertet die Bundesregierung den Bedarf für eine „aktive Cyberabwehr“?
Inwiefern besteht hier aus Sicht der Bundesregierung Handlungsbedarf?
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Für länger anhaltende Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen in Deutschland, die zu einem Ausfall oder zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit der kritischen Infrastrukturen geführt haben oder führen können, sind im Gesetz über das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI-Gesetz) umfangreiche Maßnahmen vorgesehen. Gemäß § 8b Absatz 4a BSI-Gesetz kann das BSI während einer erheblichen Störung gemäß § 8b Absatz 4 Satz 1 Nummer 2, § 8f Absatz 7 Satz 1 Nummer 2 oder Absatz 8 Satz 1 Nummer 2 BSI-Gesetz im Einvernehmen mit der jeweils zuständigen Aufsichtsbehörde des Bundes von den betroffenen Betreibern Kritischer Infrastrukturen oder den Unternehmen im besonderen öffentlichen Interesse die Herausgabe der zur Bewältigung der Störung notwendigen Informationen einschließlich personenbezogener Daten verlangen. Betreiber Kritischer Infrastrukturen und Unternehmen im besonderen öffentlichen Interesse sind befugt, dem BSI auf Verlangen die zur Bewältigung der Störung notwendigen Informationen einschließlich personenbezogener Daten zu übermitteln, soweit dies zur Bewältigung einer erheblichen Störung gemäß § 8b Absatz 4 Satz 1 Nummer 2, § 8f Absatz 7 Satz 1 Nummer 2 oder Absatz 8 Satz 1 Nummer 2 BSI-Gesetz erforderlich ist. Gemäß § 8b Absatz 6 BSI-Gesetz kann das BSI hierbei soweit erforderlich vom Hersteller der betroffenen informationstechnischen Produkte und Systeme die Mitwirkung an der Beseitigung oder Vermeidung einer Störung nach § 8b Absatz 4, oder § 8f Absatz 7 oder 8 BSI-Gesetz verlangen. Handelt es sich bei einer Beeinträchtigung der Sicherheit oder Funktionsfähigkeit eines informationstechnischen Systems eines Betreibers einer Kritischen Infrastruktur oder eines Unternehmens im besonderen öffentlichen Interesse um einen herausgehobenen Fall im Sinne des § 5b Absatz 2 BSI-Gesetz, so kann das BSI auf Ersuchen des betroffenen Betreibers die Maßnahmen treffen, die zur Wiederherstellung der Sicherheit oder Funktionsfähigkeit des betroffenen informationstechnischen Systems erforderlich sind. Das BSI kann sich bei diesen Maßnahmen gemäß § 5b Absatz 5 BSI-Gesetz mit der Einwilligung des Ersuchenden der Hilfe qualifizierter Dritter bedienen, wenn dies zur rechtzeitigen oder vollständigen Wiederherstellung der Sicherheit oder Funktionsfähigkeit des betroffenen informationstechnischen Systems erforderlich ist, oder den Ersuchenden auf qualifizierte Dritte verweisen.
Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine hat sich auch für Deutschland die Gefährdungslage durch Cyberangriffe erhöht. Cyberangriffe sind mittlerweile ein gebräuchliches Mittel in Konfliktsituationen. Daher wird geprüft, wie die Cyberabwehrfähigkeiten der Bundesbehörden weiter gestärkt werden können.
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27. Wenn künftig 2 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) gemäß NATO-Beschlusses von 2014 in Wales in den Wehretat investiert werden – in welchem Umfang plant die Bundesregierung künftig Investitionen in den Zivilschutz, und welche konkreten Investitionen umfasst dies?
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Im Rahmen der Gesamtverteidigung nimmt die Bundesregierung neben der militärischen auch die zivile Verteidigung in den Blick. Die Fähigkeiten im Zivilschutz sollen weiter gesteigert und die zuständigen Fachbehörden wie das BBK und das THW deutlich gestärkt werden. Die Stärkung des Zivilschutzes ist Gegenstand der laufenden Beratungen innerhalb der Bundesregierung.
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28. Plant die Bundesregierung, die ergänzende Ausstattung der Katastrophenschutzbehörden der Länder im Rahmen des Zivilschutzes aufzustocken, und wenn ja, in welchem Rahmen?
Sind hier Schwerpunktförderungen mit Blick auf die sehr unterschiedlich starken Fähigkeiten der Länder geplant?
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Ziel der Bundesregierung ist die Umsetzung des zwischen Bund und Ländern im Jahr 2007 vereinbarten Ausstattungssolls. Das aktuelle Ausstattungssoll umfasst 5 421 Fahrzeuge nebst Fachdienstausstattung für die Bereiche CBRN-Schutz (chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahren), Sanitätsdienst, Brandschutz und Betreuung. Der Bund ergänzt die Ausstattung der Länder, die ihrerseits für die Dislozierung der Ausstattung in den Ländern und auf die Träger des Katastrophenschutzes verantwortlich sind. Der Bund stellt dabei allen Ländern gleichermaßen die zivilschutzbezogenen Fähigkeiten zur Verfügung, um sicherzustellen, dass im Zivilschutzfall Einsatzkräfte aus unterschiedlichen Ländern verzugslos zusammenwirken können. Eine Aufstockung des Ausstattungssolls ist derzeit nicht vorgesehen.
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29. Inwiefern erfüllt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) schon eine Zentralstellenfunktion im Bevölkerungsschutz?
Plant die Bundesregierung eine Weiterentwicklung des BBK im Sinne einer Zentralstellenfunktion?
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Das BBK ist seit 2004 die zentrale Stelle des Bundes für den Bevölkerungsschutz in Deutschland. Im BBK werden alle Bereiche der Zivilen Sicherheitsvorsorge fachübergreifend und damit zu einem wirksamen Schutzsystem für die gesamte Bevölkerung zusammengesetzt. Somit ist das BBK nicht nur Fachbehörde des BMI, sondern berät und unterstützt kompetent die anderen Bundes- und Landesbehörden bei der Erfüllung ihrer Aufgaben.
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30. Welche Erfahrungen lassen sich aus den ersten zwei Monaten der Pilotphase des neuen Gemeinsamen Kompetenzzentrums von Bund und Ländern beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe berichten?
Sind alle Länder dort vertreten?
Können auch die kleineren Länder effektiv am Kompetenzzentrum mitwirken?
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Das Gemeinsame Kompetenzzentrum Bevölkerungsschutz (GeKoB) ist Bestandteil des Konzeptes zur Neuausrichtung des BBK. Bund und Länder verfolgen mit dem GeKoB das gemeinsame Ziel, den Bevölkerungsschutz zu stärken und das ebenenübergreifende Risiko- und Krisenmanagement zu fördern. Aktuell finalisieren Bund und Länder die Verwaltungsvereinbarung zum GeKoB, die bei der Sitzung der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder (IMK) Anfang Juni 2022 unterzeichnet werden soll. Erst unmittelbar danach soll das GeKoB offiziell seine Arbeit mit jeweils fünf entsendeten Mitarbeitenden aus Bund und Ländern aufnehmen, weshalb sich noch keine Erfahrungen berichten lassen. Es soll eine schrittweise Einbindung der weiteren am Bevölkerungsschutz Beteiligten erfolgen. Ziel ist es, dass perspektivisch im GeKoB alle relevanten Akteure aus dem Bund, den Ländern und den Kommunen sowie den Hilfsorganisationen zusammenkommen, um den Fach- und Informationsaustausch zu vereinfachen und zu beschleunigen.
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31. Inwiefern gibt es Bemühungen, die unterschiedlichen Leistungsfähigkeiten bei Ländern und Kommunen im Katastrophenschutz durch einen passgenauen Zivilschutz auszugleichen?
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Gemäß der grundgesetzlichen Kompetenzverteilung im Bevölkerungsschutz ist es die Aufgabe des Bundes, die Bevölkerung vor kriegsbedingten Gefahren zu schützen (Zivilschutz). Die Zuständigkeit für den Katastrophenschutz liegt bei den Ländern. Dies schließt die Verantwortung für die Vorhaltungen für einen leistungsfähigen Katastrophenschutz mit ein. Der Bund ergänzt dabei zivilschutzbezogen die Fähigkeiten der Länder, die diese im Sinne des Doppelnutzens auch im Katastrophenschutz einsetzen können. Im Übrigen wird auf die Antwort zu Frage 28 wird verwiesen.
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32. Inwiefern wird das Förderprogramm für den Ausbau des Sirenennetzwerkes in Deutschland fortgeführt?
Können die Kommunen aktuell Mittel für den Ausbau des Sirenennetzwerkes abrufen?
33. Welche Überlegungen hat die Bundesregierung, um eine einheitliche Versorgung mit Sirenen bundesweit sicherzustellen, vor dem Hintergrund, dass beispielsweise die bayerische Staatsregierung keine Rechtsgrundlage hat, um die Kommunen in Bayern zum Ausbau der Sireneninfrastruktur anzuweisen?
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Aufgrund des Sachzusammenhangs werden die Fragen 32 und 33 gemeinsam beantwortet.
Für die Umsetzung des Sirenenförderprogramms des Bundes stehen aus dem Corona-Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket der Bundesregierung für die Länder insgesamt 88 Mio. Euro zur Verfügung. Auf der Grundlage jeweiliger Verwaltungsvereinbarungen werden den Ländern in den Jahren 2021 und 2022 jeweils Festbeträge nach Königsteiner Schlüssel im Rahmen der Bundesauftragsverwaltung zum Abruf zur Verfügung gestellt. Die Entscheidung über die Verteilung der vom Bund zugeflossenen Mittel und über die Dislozierung der neu zu errichtenden Sirenen liegt in der Verantwortung der Länder. Sie entscheiden, ob und in welcher Höhe Fördermittel zur zweckentsprechenden Verwendung an Städte und Gemeinden bzw. Landkreise weitergegeben werden oder diese unmittelbar für eigene dem Förderzweck entsprechende Projekte eingesetzt werden. Im Rahmen des Förderprogramms ist es dem Land Bayern demzufolge möglich, Mittel an Kommunen für die Errichtung und Instandsetzung von Sirenen weiterzugeben.
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34. Welche Überlegungen gibt es, um die Sicherheitsbehörden wie die Bundespolizei, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik oder das Bundeskriminalamt im Falle eines längerfristigen Katastrophenfalls autark und damit leistungsfähig zu halten?
In welchem Umfang werden Wasseraufbereitungsanlagen, beheizbare Zelte, mobile Küchen und Sanitäranlagen für die Sicherheitsbehörden vorgehalten?
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In einer Krise muss sichergestellt sein, dass Regierung und Verwaltung funktionsfähig bleiben. Hierzu ist die Umsetzung von Maßnahmen zum internen behördlichen Risiko- und Krisenmanagement erforderlich. In der „Konzeption Zivile Verteidigung“, die 2016 vom Bundeskabinett als Gesamtkonzept der Bundesregierung für die Zivile Verteidigung beschlossen wurde, ist vorgesehen, dass ein entsprechendes Konzept zur Aufrechterhaltung der Staats- und
Regierungsfunktionen erstellt, abgestimmt und umgesetzt wird. Das Konzept zur Aufrechterhaltung der Staats- und Regierungsfunktionen (VS – Nur für den Dienstgebrauch) wurde 2016 allen Ressorts zur Verfügung gestellt und 2018 redaktionell überarbeitet. Es umfasst u. a. Vorkehrungen zur Sicherstellung der Kommunikationsfähigkeit und der technischen Betriebsfähigkeit. Hierzu gehört zum Beispiel die Einrichtung einer unterbrechungsfreien Stromversorgung zum Schutz sensibler technischer Systeme (insbesondere der Lagezentren, Serverräume, Kommunikationseinrichtungen) und zum unterbrechungsfreien Betrieb beim Ausfall der öffentlichen Stromversorgung z. B. über eine Netzersatzanlage (NEA) als mit Dieselmotor angetriebenem Generator. Die Umsetzung des Konzeptes wird von den Ressorts und den Geschäftsbereichsbehörden im Rahmen ihrer Organisationshoheit in eigener Verantwortung wahrgenommen.
Das THW als Zivilschutzorganisation des Bundes verfügt derzeit über 17 Trinkwasseraufbereitungsanlagen, zehn mobile Sanitäranlagen und 67 Fachgruppen Logistik Verpflegung mit mobilen Küchen, die im Bedarfsfall u. a. zur Unterstützung der o. g. Behörden herangezogen werden können. Darüber hinaus verfügt das THW über ca. 1 950 nicht isolierte Zelte, deren Beheizung grundsätzlich möglich ist.
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1,792 |
Vorbemerkung der Fragesteller
Seit 2006 existiert bei der Deutschen Bundesbank (Filiale Leipzig) ein sogenanntes Schuldentilgungskonto des Bundes (IBAN: DE17 8600 0000 0086 0010 30, BIC: MARKDEF1860). Bürgerinnen und Bürger können dem Bund auf diesem Wege Geldbeträge überweisen, die dann zur Tilgung der Schulden des Bundes verwendet werden. In der Vergangenheit waren die Zahlungseingänge auf dieses Konto sowohl hinsichtlich der Anzahl der Transaktionen als auch hinsichtlich der absoluten Beträge sehr gering.
Angesichts der ansonsten großen Spendenbereitschaft in Deutschland stellt sich daher nach Ansicht der Fragesteller die Frage, wie die Spendenbereitschaft für dieses Konto erhöht werden kann. Vor diesem Hintergrund möchten sich die Fragesteller nach dem aktuellen Stand des Schuldentilgungskontos des Bundes und seiner Zukunft erkundigen.
1. Wie beurteilt die Bundesregierung das Schuldentilgungskonto seit seiner Einführung im Jahr 2006, und wie sieht sie die Zukunft dieses Kontos?
2. Plant die Bundesregierung eine Fortführung und/oder Reform des Schuldentilgungskontos in seiner derzeitigen Form (bitte begründen)?
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Die Fragen 1 und 2 werden gemeinsam beantwortet.
Das Schuldentilgungskonto wurde auf vielfachen Wunsch von engagierten Bürgerinnen und Bürgern durch das Bundesministerium der Finanzen (BMF) eingerichtet und steht für freiwillige Einzahlungen zur Verfügung. Aus diesem Grund soll es auch in Zukunft in seiner derzeitigen Form fortgeführt werden.
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1,793 |
3. Wie verhält sich nach Kenntnis der Bundesregierung seit dem 1. Januar 2021 bis zum heutigen Stichtag die monatliche Anzahl der Einzahlungen auf das Schuldentilgungskonto des Bundes zu den jeweils am Monatsende verzeichneten Gesamteinnahmen (bitte tabellarisch darstellen und nach Monat, den jeweils fünf höchsten Einzahlungen pro Monat in Euro samt Betreff der Transaktion, Anzahl der monatlich verzeichneten Zahlungseingänge und Gesamthöhe der monatlich eingegangenen Zahlungen in Euro aufschlüsseln)?
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Monat Anzahl Einzahler 5 höchsten Einzahlungen in Euro Betrag in Euro
Jahr 2021
Januar 26 4 000 500 500 300 200 5 828,35
Februar 16 1 000 500 100 40 22 1 742,63
März 23 1 900 1 400 300 250 100 4 261,63
April 21 1 000 1 000 120 100 50 2 441,63
Mai 15 1 000 40 23 20 15 1 140,63
Juni 22 1 000 500 180 100 100 2 125,73
Juli 21 100 100 100 50 40 495,65
August 17 2 050 51,27 50 50 23 2 305,90
September 19 25 000 9 500 100 100 50 34 879,63
Oktober 17 55 50 23 20 15 229,13
November 21 4 500 1 000 200 100 50 5 988,13
Dezember 18 1 000 760 500 100 50 2 549,50
Gesamt 2021 236 63 988,54
Jahr 2022
Januar 24 14 322 2 500 1 000 600 200 18 959,03
Februar 17 114 100 100 73,62 50 541,75
25. März 20 1 000 300 100 50 50 1 726,13
Der Betreff lautet i. d. R. „Schuldentilgung“, „Schuldenabbau“ oder „Spende für das BMF“ und lässt damit eine klare Zuordnung zum Schuldentilgungskonto zu.
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1,794 |
4. Gab es nach Kenntnis der Bundesregierung in den letzten zehn Jahren Rückforderungen von auf dem Schuldentilgungskonto des Bundes eingegangenen Spenden (bitte tabellarisch darstellen und nach Jahr, Anzahl der Rückforderungen pro Jahr, Gesamthöhe der Rückforderungen pro Jahr in Euro und Grund der Rückforderung aufschlüsseln)?
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Jahr der Rückforderung Anzahl Grund Höhe in Euro
2015 1 irrtümliche Einzahlung 171,00
2019 2 irrtümliche Einzahlung 25 746,00
2020 2 fehlender Verwendungszweck und irrtümliche Einzahlung 25 403,05
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1,795 |
5. Sind nach Kenntnis der Bundesregierung in den Jahren 2020 und 2021 Kosten für die Führung des Schuldentilgungskontos des Bundes angefallen, und wenn ja, wie hoch waren die Kosten in Euro jeweils pro Jahr?
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Nein.
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1,796 |
6. An wen können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger bei Fragen, Anmerkungen, Hinweisen u. Ä. zum Schuldentilgungskonto des Bundes wenden?
a) Falls es keinen entsprechenden Ansprechpartner gibt, warum nicht?
b) Falls es keinen entsprechenden Ansprechpartner gibt, erwägt die Bundesregierung, dies zu ändern?
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Die Fragen 6 bis 6b werden gemeinsam beantwortet.
Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich mit allen Fragen zum Schuldentilgungskonto an das Referat L B 3 „Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerdialog“ im BMF unter https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/St andardartikel/Service/Kontakt/kontakt.html#kontakt wenden. Hierunter findet man auch die Postanschrift des Bundesministeriums der Finanzen.
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1,797 |
7. Welche Maßnahmen eignen sich nach Ansicht der Bundesregierung zur Erhöhung der Bereitschaft der Bevölkerung, durch Spenden an den Bund zur Tilgung der Schulden des Bundes beizutragen?
a) Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung dazu bereits umgesetzt?
b) Welche Maßnahmen wird sie umsetzen bzw. zieht sie in Erwägung?
8. Erwägt die Bundesregierung, das Schuldentilgungskonto des Bundes zukünftig zu bewerben, und wenn nein, warum nicht?
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Die Fragen 7 bis 8 werden gemeinsam beantwortet.
Der Bund tilgt seine Schulden aus seinen regulären Einnahmen, zu denen die Bevölkerung durch die Steuerpflicht bereits einen erheblichen Beitrag leistet. Die Bundesregierung ermöglicht auf Wunsch engagierter Bürgerinnen und Bürger freiwillige Einzahlungen zur Schuldentilgung. Sie erwartet solche Beiträge aber nicht und strebt auch nicht an, die Bevölkerung zu solchen Zahlungen zu ermutigen oder dies in anderer Form zu befördern. Aus Sicht des Bundesministeriums der Finanzen sollte der Staat nicht durch aktives Werben um Spenden zum Beispiel für gemeinnützige Zwecke mit gemeinnützigen Einrichtungen bzw. Vereinen konkurrieren. Würden Kosten für Werbung, Dankesschreiben oder sonstige Honorierungen und daraus resultierender Verwaltungsaufwand gedeckt werden müssen, würde zudem die bezweckte Schuldentilgung nur zum Teil erreicht werden. Dies dürfte nicht im Sinne der Bürgerinnen und Bürger sein, die sich für eine freiwillige Geldleistung an den Bund ausschließlich zur Schuldentilgung entschieden haben.
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1,798 |
9. Erwägt die Bundesregierung, Informationen zum Schuldentilgungskonto des Bundes zukünftig besser zur Verfügung zu stellen, beispielsweise auf den Internetseiten der Bundesregierung und/oder des Bundesministeriums der Finanzen, und wenn nein, warum nicht?
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Der Bund erwägt keine Änderung der Information über das Schuldentilgungskonto, zur Begründung wird auf die Antwort zu Frage 7 verwiesen.
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1,799 |
10. Erwägt die Bundesregierung, Bürgerinnen und Bürger bei Zahlungen auf das Schuldentilgungskonto des Bundes künftig zu honorieren und/oder zu würdigen, und wenn ja, in welcher Form?
11. Erwägt die Bundesregierung, Zahlungseingänge, sofern der ausdrückliche Wunsch oder das ausdrückliche Einverständnis der Spenderin oder des Spenders besteht, künftig mit Angabe des Namens zu veröffentlichen, und wenn nein, warum nicht?
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Die Fragen 10 und 11 werden gemeinsam beantwortet.
Auf die Antwort zu Frage 7 wird verwiesen.
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1,800 |
12. Erwägt die Bundesregierung die Einführung weiterer zweckgebundener Spendenkonten des Bundes (wie beispielsweise für den Bereich Klimaschutz), und wenn ja, zu welchem Zweck bzw. welchen Zwecken?
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Nein.
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1,801 |
13. Ist es nach Ansicht der Bundesregierung für Deutschland notwendig oder gar sinnvoll, Schulden zu haben, und welche Vor- und Nachteile ergeben sich aus einem schuldenfreien Bundeshaushalt?
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Eine solide und wachstumsfreundliche Finanzpolitik trägt neben dem starken Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre dazu bei, die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen nachhaltig zu verbessern und – nicht nur mit Blick auf künftige Zinsausgaben – die Handlungsfähigkeit des Staates im Falle unvorhergesehener Krisen zu stärken. Daher bekennt sich die Bundesregierung ausdrücklich zur Schuldenregel des Grundgesetzes (GG). Der Abbau krisenbedingt gestiegener Schuldenquoten mit zukünftig geringeren Defiziten und gezielten Wachstumsimpulsen bekräftigt dabei Deutschlands Rolle als ein Stabilitätsanker.
Seit dem Jahr 2013 war der Bundeshaushalt im Ergebnis ausgeglichen. Bis zum Corona-Jahr 2020 wurden damit nur Kredite zur Refinanzierung fälliger Kredite aufgenommen. Die Verfügbarkeit deutscher Staatsanleihen am Kapitalmarkt gewährleistet die Handlungsfähigkeit der Fiskalpolitik in Deutschland sowie die Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte in Deutschland und im Eurogebiet.
Bundesanleihen als Anleihen höchster Bonität haben seit Einführung des Euros einen Benchmark-Status im Eurogebiet. Dieser Benchmark-Status sichert dem deutschen Staat einen dauerhaften strukturellen Finanzierungskostenvorteil. Zur Aufrechterhaltung dieses Benchmark-Status ist ein an den Bedürfnissen der Marktteilnehmer ausgerichtetes Angebot von Bundeswertpapieren in allen relevanten Laufzeiten erforderlich. Das Angebotsvolumen richtet sich dabei nach den Finanzierungsbedürfnissen des Bundes und seiner Sondervermögen. Ein solches dauerhaftes Angebot an Bundeswertpapieren auch in normalen Zeiten ermöglicht eine schnelle, angemessene und kostengünstige fiskalpolitische Handlungsfähigkeit in Krisenzeiten. Die deutliche unterjährige Ausweitung des Emissionsvolumens zur Finanzierung von Stabilisierungsmaßnahmen in Krisenzeiten wie bspw. während der Finanzkrise oder im Corona-Jahr 2020 wäre ohne ein dauerhaftes Angebot nur zu hohen Kosten möglich. Eine maßvolle Kreditaufnahme auch in normalen Zeiten steht nicht im Widerspruch zum Ziel tragfähiger Staatsfinanzen, da die der Verschuldung gegenüberstehende Wirtschaftsleistung bzw. Besteuerungsbasis im Zeitverlauf tendenziell ansteigen.
Aufgrund ihres Benchmark-Status gilt die Bundesanleihe zudem als die sichere Anleihe des Eurogebiets („safe asset“). Die Verfügbarkeit einer sicheren Anlagemöglichkeit ist wichtig für die Funktionsfähigkeit und Liquidität der Finanzmärkte in Deutschland und im Eurogebiet sowie für die Erfüllung regulatorischer Vorgaben.
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1,802 |
14. Strebt die Bundesregierung einen schuldenfreien Bundeshaushalt an, und wenn ja, welche Maßnahmen hat sie getroffen und/oder zieht sie in Erwägung, um das Ziel eines schuldenfreien Bundeshaushalts zu erreichen?
Wenn nein, warum strebt sie keinen schuldenfreien Bundeshaushalt an?
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Die Schuldenregel des Grundgesetzes setzt der Kreditaufnahme des Bundes klare Grenzen und erfordert für Kreditaufnahmen nach Artikel 115 Absatz 2 Satz 6 und 7 GG, die die zulässige Regelgrenze überschreiten, verbindliche Tilgungspläne. Eine grundgesetzliche Verpflichtung für einen Bundeshaushalt ohne Schulden besteht nicht. Auch die europäischen Vorgaben des Stabilitäts- und Wachstumspakts enthalten klare Grenzen für staatliche Defizite und Schuldenquoten, schließen eine Kreditaufnahme jedoch ausdrücklich nicht aus.
Im Übrigen wird auf die Antwort zu Frage 13 verwiesen.
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1,803 |
15. Wie hoch lag nach Kenntnis der Bundesregierung der Schuldenstand der Bundesrepublik Deutschland in Euro und in Prozent des Bruttoinlandsprodukts zum Ende des Jahres 2021?
Wie sind die Projektionen der Bundesregierung hinsichtlich der Maastricht-Schuldenstandsquote der Bundesrepublik Deutschland bis einschließlich 2025?
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Die Bundesbank hat am 31. März 2022 die (vorläufige) Maastricht Verschuldung 2021 veröffentlicht, die sich mit 2 476 Mrd. Euro auf 69,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts beläuft. Eine aktuelle Projektion des Maastricht Schuldenstands wird die Bundesregierung mit dem Stabilitätsprogramm Ende April vorlegen. Die letzte Projektion anlässlich des Stabilitätsrats im Dezember 2021 hatte Quoten im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt von 68 Prozent, 66 Prozent, 64,25 Prozent und 62,25 Prozent für Jahre 2022 bis 2025 respektive zum Ergebnis.
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1,804 |
16. Wie hoch war nach Kenntnis der Bundesregierung die Pro-Kopf-Verschuldung in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union jeweils zu den Stichtagen 31. Dezember 2021, 31. Dezember 2020, 31. Dezember 2019, 31. Dezember 2018 und 31. Dezember 2017 (bitte tabellarisch darstellen und nach Mitgliedstaat und Höhe der Pro-Kopf-Verschuldung in Euro aufschlüsseln)?
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Pro-Kopf-Verschuldung in Euro
2017 2018 2019 2020
Belgien 39 829 40 101 40 547 44 547
Bulgarien 1 870 1 775 1 771 2 188
Tschechien 6 458 6 332 6 404 7 654
Dänemark 18 288 17 671 17 885 22 570
Deutschland 25 515 24 856 24 609 27 832
Estland 1 648 1 606 1 786 3 833
Irland 41 668 41 974 41 089 43 521
Griechenland 29 557 31 211 30 889 31 941
Spanien 24 542 24 998 25 117 28 393
Frankreich 33 634 34 399 35 290 39 157
Kroatien 9 344 9 485 9 712 10 834
Italien 38 520 39 813 40 408 43 444
Zypern 21 770 24 268 23 601 27 737
Lettland 5 438 5 633 5 895 6 737
Litauen 5 889 5 483 6 272 8 249
Pro-Kopf-Verschuldung in Euro
2017 2018 2019 2020
Luxemburg 21 086 20 497 22 326 25 042
Ungarn 9 333 9 554 9 641 10 850
Malta 11 990 11 469 11 113 13 520
Niederlande 24 463 23 477 22 666 24 880
Österreich 32 866 32 215 31 513 35 336
Polen 6 349 6 341 6 473 7 746
Portugal 24 018 24 255 24 279 26 266
Rumänien 3 305 3 651 4 040 5 347
Slowenien 15 431 15 496 15 149 17 745
Slowakei 8 005 8 143 8 296 10 075
Finnland 25 108 25 293 25 870 29 669
Schweden 18 910 17 907 16 333 18 979
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1,805 |
17. Wie wird sich die Pro-Kopf-Verschuldung in Deutschland nach Projektionen der Bundesregierung bis zum 31. Dezember 2025 entwickeln?
Welchen Betrag müsste jede Einwohnerin bzw. jeder Einwohner Deutschlands auf das Schuldentilgungskonto des Bundes einzahlen, damit der Bund schuldenfrei ist (bitte mit konkreter Höhe der erforderlichen Einmalzahlungen in Euro; bitte den spätestmöglichen Stichtag anhand der Verfügbarkeit vorliegender Daten auswählen)?
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Eine aktuelle Projektion des Maastricht Schuldenstands wird die Bundesregierung mit dem Stabilitätsprogramm Ende April vorlegen. Auf Basis der letzten Projektion anlässlich des Stabilitätsrats im Dezember 2021 würde sich der Schuldenstand in Maastricht-Abgrenzung unter Zugrundelegung des Bevölkerungsstands Januar 2021 von rund 30 923 Euro pro Kopf im Jahr 2022 auf 30 812 Euro pro Kopf im Jahr 2025 verringern. Die Kreditaufnahme des Bundes per 28. Februar 2022 betrug rund 1 457 Mrd. Euro. Die aktuellste verfügbare Zahl zur Bevölkerungszahl gibt diese mit Stand 30. September 2021 mit 83 222 442 an. Somit ergäbe sich als Einmalzahlung pro Kopf ein Betrag von 17 507 Euro. Hierbei ist zu beachten, dass die Höhe der Kreditaufnahme des Bundes nicht identisch ist mit dem Schuldenstand nach Maastricht-Abgrenzung, der z. B. auch Verbindlichkeiten von Abwicklungsanstalten oder Garantien gegenüber der Kreditanstalt für Wiederaufbau enthält.
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1,806 |
Vorbemerkung der Fragesteller
Die Polizeien des Bundes und der Länder sollen als staatliche Exekutive nicht nur die Einhaltung von Gesetzen garantieren bzw. die Rechtsprechung umsetzen, sondern auch die Demokratie schützen. Gleichwohl ist in den vergangenen Monaten immer wieder über die innere Verfasstheit der Polizeibehörden, die dort nach Ansicht der Fragestellenden herrschende Dominanzkultur und mehr oder minder verbreitete negative Einstellungen gegenüber Minderheiten, Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Demonstrationen linker oder umweltpolitischer Gruppen – sei derlei latent bei einzelnen Beamten vorhanden oder infolge der Dienstausübung bzw. des Arbeits- und Kommunikationsklimas entstanden – diskutiert (vgl. u. a. https://www.zeit.de/politik/deutschland/202 0-09/rechtsextreme-chatgruppen-polizei-rassismus-problem-nrw/komplettans icht; https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-08/rafael-behr-racial-profiling-poli zeigewalt-ausbildung-polizisten; https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/reu l-appelliert-an-polizei-rechtsextreme-umtriebe-zu-melden-16957776.html).
Die öffentliche Diskussion hatte mit der Aufarbeitung der im Zusammenhang mit den Ermittlungen zur Mord- und Anschlagsserie des NSU bekannt gewordenen Fehler der polizeilichen Ermittlungen und des vorurteilsbehafteten Umgangs mit den Hinterbliebenen der Opfer Fahrt aufgenommen. Diese hat u. a. mit den rassistischen Morden von Hanau noch zugenommen (https://www.f r.de/rhein-main/landespolitik/terror-von-hanau-der-auftrag-der-hinterbliebene n-91355608.html; https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/hanau-jahrestag-gedenken-anschlag-rassismus-100.html; https://www.sueddeutsche.de/panora ma/kriminalitaet-hanau-integrationsbeauftragte-strukturellen-rassismus-angeh en-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220221-99-224564; https://www.tage sspiegel.de/politik/terror-von-rechts-hanau-kann-jederzeit-wieder-passieren/28 083682.html).
Die Prüfung von und der Umgang mit demokratie- oder verfassungsfeindlichen Einstellungen bzw. rassistischen und menschenfeindlichen Haltungen bzw. Anzeichen dafür bei Polizistinnen und Polizisten und auch Mitarbeitern anderer Behörden oder öffentlicher Stellen stellt Behörden und Gesellschaft vor große Herausforderungen (https://plus.tagesspiegel.de/berlin/gericht-bestat igt-rauswurfe-funktionar-bei-afd-jugend-sieg-heil-bei-alba-spiel--nicht-als-ber liner-polizist-399937.html). Diese sind auch nach Ansicht hochrangiger Poli-
zeibeamter geeignet, das Vertrauen in die Polizei- und Sicherheitsbehörden grundsätzlich zu beschädigen (https://www.spiegel.de/panorama/justiz/holger-muench-rechtsextremismus-faelle-in-nrw-erschuettern-vertrauen-in-polizei-a-1cb7fe8c-8778-4fc4-8765-6142854e6236). Dazu gehört auch, dass hinsichtlich der aufgedeckten bzw. öffentlich bekannt gewordenen Fälle ungeachtet der Fürsorgepflicht der jeweiligen Behördenleitung eine transparente und offene Diskussion innerhalb und durch die Behörden auch mit der Öffentlichkeit, deren Vertrauen in die Integrität der Behörden beschädigt ist, geführt werden muss.
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Vorbemerkung der Bundesregierung
Die größte extremistische Bedrohung für unsere Demokratie ist der Rechtsextremismus. Die Morde des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), das Attentat auf den Kasseler Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke und die Anschläge von Halle und Hanau haben eine neue Dimension der extremistischen Gefahr offenbart.
Mit dem kürzlich veröffentlichten „Aktionsplan gegen Rechtsextremismus“ (abrufbar unter: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffe ntlichungen/2022/aktionsplan-rechtsextremismus.pdf?__blob=publicationFile &v=1) wird das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) erste wichtige Schwerpunkte im Kampf gegen Rechtsextremismus in der neuen Legislaturperiode setzen und ein effektives Bündel kurzfristiger repressiver und präventiver Maßnahmen umsetzen (siehe auch die Pressemitteilung abrufbar unter: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2022/03/a ktionsplan-rechtsextremismus.html).
Der Aktionsplan umfasst auch das Ziel, Verfassungsfeinde schneller als bisher aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen. Der Aktionsplan greift hierdurch ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag (Z 191 bis 193) mit dem Ziel einer zügigen Umsetzung auf.
Das Beamten- und Disziplinarrecht verfügt über wirksame Mechanismen zum Vorgehen gegen extremistische Bestrebungen. Diese Instrumente sollen ausgebaut werden, um Verfassungsfeinde schneller als bisher aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen. In der Praxis oft mehrere Jahre dauernde Disziplinarverfahren sollen durch eine Änderung des Bundesdisziplinargesetzes (BDG) beschleunigt und die Ermittlungsführer mit Best-Practice-Empfehlungen unterstützt werden, um einheitliches und konsequentes Handeln bei Dienstpflichtverletzungen mit verfassungsfeindlichem Bezug sicherzustellen.
Die Bekämpfung des Rechtsextremismus im öffentlichen Dienst wird im Verfassungsschutzverbund weiter intensiviert. Betroffenen Bundesbehörden wird die beim Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) eingerichtete Koordinierungsstelle umfangreiche Beratungs- und Informationsmöglichkeiten anbieten. Das BfV wird in diesem Zusammenhang nur unterstützend tätig; die Feststellung und Würdigung der Verdachtsmomente obliegt der für den Vollzug des Dienstrechts zuständigen Stelle. Die Vorstellung des zweiten Lageberichts „Rechtsextremisten, Reichsbürger und Selbstverwalter in Sicherheitsbehörden“ ist für Frühjahr 2022 vorgesehen. Der Lagebericht soll schrittweise auf den gesamten öffentlichen Dienst ausgeweitet werden.
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1,807 |
1. Gegen wie viele Beamte und Tarifbeschäftigte von Bundespolizei, Bundeskriminalamt (BKA) und Zoll wurden seit 2020 interne Ermittlungen, Disziplinar- oder Strafverfahren eingeleitet (bitte nach Jahr, Behörde, Art des Beschäftigungsverhältnisses sowie Dienst- und Amtsbezeichnung, Tatvorwurf aufschlüsseln)?
2. Wie viele der gegen die in Frage 1 genannten Personen geführten internen Ermittlungen, Disziplinar- oder Strafverfahren sind dem „Phänomenbereich Politisch motivierte Kriminalität-rechts“ (PMK-rechts) zuzuordnen (bitte nach Jahr, Behörde, Tatvorwurf aufschlüsseln)?
3. Gegen wie viele der in Frage 1 genannten Personen liefen oder laufen gleichzeitig oder zeitlich versetzt mehrere interne Ermittlungen, Disziplinar- oder Strafverfahren (bitte nach Jahr, Behörde, Art des Beschäftigungsverhältnisses sowie Dienst- und Amtsbezeichnung, Tatvorwurf aufschlüsseln)?
4. Wie viele der in Frage 1 genannten Personen wurden seit 2020 aufgrund von internen Ermittlungen, Disziplinar- oder Strafverfahren versetzt, beurlaubt, suspendiert oder aus dem Dienst entlassen (bitte nach Jahr, Behörde, Art des Beschäftigungsverhältnisses sowie Dienst- und Amtsbezeichnung, Tatvorwurf aufschlüsseln)?
5. Wie vielen der in Frage 1 genannten Personen wurden bei den geführten Verfahren rassistische, antisemitische, sexistische, homophobe oder sonstige menschenfeindliche bzw. verfassungsfeindliche Äußerungen oder Handlungen oder die Teilnahme daran vorgeworfen bzw. waren entsprechende Vorwürfe Ausgangspunkt der eingeleiteten Verfahren?
6. Bei wie vielen der in Frage 1 genannten Personen wurden zunächst wegen allgemeiner Vorwürfe Ermittlungen geführt bzw. Verfahren eingeleitet und erst infolge dieser Ermittlungen Hinweise auf rassistische, antisemitische, sexistische, homophobe oder sonstige menschenfeindliche bzw. verfassungsfeindliche Äußerungen oder Handlungen oder die Teilnahme an dem Phänomenbereich PMK-rechts zuzuordnende Straftaten oder Dienstverfehlungen festgestellt?
7. Wie viele der in Frage 1 genannten Personen gehörten oder gehören nach Kenntnis der Bundesregierung Gruppierungen, Organisationen oder Parteien der extrem rechten Szene an oder sind in der Vergangenheit mit Straftaten im Phänomenbereich der PMK-rechts in Erscheinung getreten (bitte nach Behörde, Gruppierungen oder Organisationen der rechten bzw. rechtsextremen Szene, Tatvorwurf aufschlüsseln)?
8. Wie viele der gegen die in Frage 1 genannten Personen geführten internen Ermittlungen, Disziplinar- oder Strafverfahren wurden eingestellt (bitte nach Jahr, Behörde, Art des Beschäftigungsverhältnisses sowie Dienst- und Amtsbezeichnung, Tatvorwurf aufschlüsseln)?
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Die Fragen 1 bis 8 werden gemeinsam beantwortet.
Vorbemerkung
Zur nachfolgenden Beantwortung wird mitgeteilt, dass statistische Daten zu Disziplinarverfahren aufgrund einer Dienstpflichtverletzung in der jährlich vom BMI veröffentlichten Disziplinarstatistik einheitlich für die Bundesressorts erfasst werden, s. https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffe ntlichungen/themen/oeffentlicher-dienst/beamte/disziplinarstatistik-2020.html. Darüber hinaus werden die erfragten Daten in den Geschäftsbereichsbehörden Bundespolizei (BPOL), Bundeskriminalamt (BKA) sowie Zoll in unterschiedlicher Weise statistisch erfasst; dies betrifft insbesondere interne Ermittlungen im Vorfeld von Disziplinarmaßnahmen sowie Strafverfahren.
Soweit in den Fragestellungen eine Aufschlüsselung nach der Art des Beschäftigungsverhältnisses sowie nach Dienst- und Amtsbezeichnungen erbeten wird, kann dies nicht beantwortet werden. Insoweit gibt die Bundesregierung mit Blick auf das allgemeine Persönlichkeitsrecht sowie das Recht auf informatio-
nelle Selbstbestimmung und die beamtenrechtlichen Schutzrechte hierzu keine Auskunft. Darüber hinaus erfassen die nachfolgenden Daten ausschließlich die bis zum Eingang der Kleinen Anfrage beim Bundeskanzleramt am 15. März 2022 abgeschlossenen Verfahren. Die Bundesregierung äußert sich nicht zu Einzelheiten laufender Verfahren, um den Fortgang der Ermittlungen nicht zu gefährden.
Die Fragen 1 bis 8 werden aufgrund des inhaltlichen Zusammenhangs gemeinsam und wie folgt beantwortet:
Im Zeitraum gemäß Fragestellung wurden in den Behörden BPOL, BKA und Zoll folgende Verfahren erfasst.
BPOL
Im Jahr 2020 wurden in der BPOL insgesamt 69 interne Ermittlungsverfahren, 230 Disziplinarverfahren sowie 69 Strafverfahren erfasst.
Es erfolgte eine Zuordnung folgender Tatvorwürfe in Anlehnung an die Disziplinarstatistik zu folgenden beamtenrechtlichen Pflichtverletzungen:
1x § 60 Absatz 1 Satz 2 des Bundesbeamtengesetzes (BBG); 2x § 60 Absatz 1 Satz 3 BBG; 15x § 61 Absatz 1 Satz 1 BBG; 65x § 61 Absatz 1 Satz 2 BBG; 165x § 61 Absatz 1 Satz 3 BBG; 6x § 62 Absatz 1 Satz 1 BBG; 37x § 62 Absatz 1 Satz 2 BBG; 1x § 67 Absatz 1 BBG; 2x § 71 Absatz 1 BBG; 3x § 96 BBG; 2x § 97 BBG.
Darüber hinaus werden keine Zuordnungen statistisch erfasst.
Im Jahr 2020 wurden aufgrund von internen Ermittlungen, Disziplinar- oder Strafverfahren drei Suspendierungen und sechs Entlassungen ausgesprochen; in 50 Fällen wurden die geführten internen Ermittlungen, Disziplinar- und Strafverfahren eingestellt.
Im Jahr 2021 wurden in der BPOL insgesamt 147 interne Ermittlungsverfahren, 297 Disziplinarverfahren sowie 138 Strafverfahren erfasst.
Es erfolgte eine Zuordnung folgender Tatvorwürfe in Anlehnung an die Disziplinarstatistik zu folgenden beamtenrechtlichen Pflichtverletzungen:
13x § 60 Absatz 1 Satz 2 BBG; 1x § 60 Absatz 1 Satz 3 BBG; 10x § 61 Absatz 1 Satz 1 BBG; 29x § 61 Absatz 1 Satz 2 BBG; 241x § 61 Absatz 1 Satz 3 BBG; 2x § 62 Absatz 1 Satz 1 BBG; 132x § 62 Absatz 1 Satz 2 BBG; 3x § 67 BBG; 1x § 91 BBG; 9x § 96 BBG; 3x § 97 BBG.
Darüber hinaus werden keine Zuordnungen statistisch erfasst.
Im Jahr 2021 wurden aufgrund von internen Ermittlungen, Disziplinar- oder Strafverfahren zwei Versetzungen, 13 Suspendierungen und 32 Entlassungen ausgesprochen; in 79 Fällen wurden die geführten internen Ermittlungen, Disziplinar- und Strafverfahren eingestellt.
Im Jahr 2022 wurden in der BPOL insgesamt zwei interne Ermittlungsverfahren, elf Disziplinarverfahren sowie sieben Strafverfahren erfasst.
Es erfolgte eine Zuordnung folgender Tatvorwürfe in Anlehnung an die Disziplinarstatistik zu folgenden beamtenrechtlichen Pflichtverletzungen:
2x § 61 Absatz 1 Satz 1 BBG; 10x § 61 Absatz 1 Satz 3 BBG; 1x § 62 Absatz 1 Satz 2 BBG.
Darüber hinaus werden keine Zuordnungen statistisch erfasst.
Im Jahr 2022 wurden aufgrund von internen Ermittlungen, Disziplinar- oder Strafverfahren eine Suspendierung und eine Entlassung ausgesprochen; in neun
Fällen wurden die geführten internen Ermittlungen, Disziplinar- und Strafverfahren eingestellt.
Im Gesamtzeitraum der Fragestellung erfolgte keine Zuordnung von internen Ermittlungs- und Disziplinarverfahren zu dem Phänomenbereich „Politisch motivierte Kriminalität (PMK) rechts“. Hingegen bestand in 49 Fällen der Anfangsverdacht rassistischer, antisemitischer, sexistischer, homophober oder sonstiger menschenfeindlicher bzw. verfassungsfeindlicher Äußerungen oder Handlungen oder der Teilnahme daran.
Es ist im Gesamtzeitraum der Fragestellung zudem kein Fall bekannt, in dem die Person nach Kenntnis der Bundesregierung Gruppierungen, Organisationen oder Parteien der extrem rechten Szene angehörte oder in der Vergangenheit mit Straftaten im Phänomenbereich der PMK-rechts in Erscheinung getreten ist.
Im Gesamtzeitraum der Fragestellung ist kein Fall bekannt, in welchem gegen die Person zunächst wegen allgemeiner Vorwürfe Ermittlungen geführt bzw. Verfahren eingeleitet und erst in Folge dieser Ermittlungen Hinweise auf rassistische, antisemitische, sexistische, homophobe oder sonstige menschenfeindliche bzw. verfassungsfeindliche Äußerungen oder Handlungen oder die Teilnahme bzw. dem Phänomenbereich PMK-rechts zuzuordnende Straftaten oder Dienstverfehlungen festgestellt wurden.
Im Gesamtzeitraum der Fragestellung ist kein Fall von gleichzeitig oder zeitlich versetzten mehreren internen Ermittlungen, Disziplinar- oder Strafverfahren bekannt.
BKA
Im Jahr 2020 wurden im BKA insgesamt zwei interne Ermittlungsverfahren/ Disziplinarverfahren geführt. Zudem wurden vom BKA Sachverhalte zu fünf Mitarbeitenden (Beamte/Beamtinnen/Tarifbeschäftigte) wegen möglicher strafrechtlicher Relevanz an die zuständigen Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet.
Es erfolgte eine Zuordnung folgender Tatvorwürfe in Anlehnung an die Disziplinarstatistik zu folgenden beamtenrechtlichen Pflichtverletzungen:
2x Verletzung der Pflicht zum achtungs- und vertrauenswürdigen Verhalten.
Im Jahr 2020 wurden insgesamt drei Entlassungen ausgesprochen; ein Verfahren wurde eingestellt.
Im Jahr 2021 wurden im BKA insgesamt zwei interne Ermittlungsverfahren/ Disziplinarverfahren geführt. Zudem wurden drei weitere Sachverhalte an die zuständigen Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet. Im Jahr 2021 wurde daneben eine Anzeige wegen des Verdachts der Volksverhetzung (Phänomenbereich PMK-rechts) erstattet. In diesem Verfahren wurde die Aufnahme strafrechtlicher Ermittlungen durch die zuständige Staatsanwaltschaft gemäß § 152 Absatz 2 der Strafprozessordnung (StPO) abgelehnt.
Es erfolgte eine Zuordnung folgender Tatvorwürfe in Anlehnung an die Disziplinarstatistik zu folgenden beamtenrechtlichen Pflichtverletzungen:
1x sexuelle Belästigung und 1x Verdacht der Bedrohung.
Im Jahr 2021 wurde eine Entlassung ausgesprochen; insgesamt neun Verfahren wurden eingestellt.
Im Jahr 2022 wurden im BKA insgesamt vier interne Ermittlungsverfahren/ Disziplinarverfahren geführt.
Es erfolgte eine Zuordnung folgender Tatvorwürfe in Anlehnung an die Disziplinarstatistik zu folgenden beamtenrechtlichen Pflichtverletzungen:
1x Verdacht der versuchten Körperverletzung; 1x Verdacht der unerlaubten Nebentätigkeit; 1x Munitionsverlust; 1x sexistische Äußerung.
Im Jahr 2022 wurden bislang keine Maßnahmen im Sinne der Fragestellung ausgesprochen; insgesamt drei Verfahren wurden eingestellt.
Über die Anzeige im Jahr 2021 hinaus erfolgte im Gesamtzeitraum der Fragestellung keine Zuordnung von internen Ermittlungs- und Disziplinarverfahren zu dem Phänomenbereich „PMK-rechts“. In zwölf der im Zeitraum der Fragestellung erfassten Fälle standen rassistische, antisemitische, sexistische, homophobe oder sonstige menschenfeindliche bzw. verfassungsfeindliche Äußerungen oder Handlungen oder die Teilnahme daran im Raum.
Es ist im Gesamtzeitraum der Fragestellung zudem kein Fall bekannt, in welchem die Person nach Kenntnis der Bundesregierung Gruppierungen, Organisationen oder Parteien der extrem rechten Szene angehörte oder in der Vergangenheit mit Straftaten im Phänomenbereich der PMK-rechts in Erscheinung getreten ist.
Im Gesamtzeitraum der Fragestellung ist kein Fall bekannt, in welchem gegen die Person zunächst wegen allgemeiner Vorwürfe Ermittlungen geführt bzw. Verfahren eingeleitet und erst in Folge dieser Ermittlungen Hinweise auf rassistische, antisemitische, sexistische, homophobe oder sonstige menschenfeindliche bzw. verfassungsfeindliche Äußerungen oder Handlungen oder die Teilnahme bzw. dem Phänomenbereich PMK-rechts zuzuordnende Straftaten oder Dienstverfehlungen festgestellt wurden.
Im Gesamtzeitraum der Fragestellung ist kein Fall von gleichzeitig oder zeitlich versetzten mehreren internen Ermittlungen, Disziplinar- oder Strafverfahren bekannt.
Zoll
Auf die beigefügten Anlagen wird verwiesen.
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9. Zu wie vielen Fällen von Strafverfahren gegen Beamte und Tarifbeschäftigte von Landespolizeibehörden hat die Bundesregierung seit 2020 Kenntnis erhalten oder war in geführte Ermittlungen in irgendeiner Weise (Informations- oder Datenaustausch, auch über als Zentralstellen fungierende Bundesbehörden) involviert?
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Die Bundesregierung nimmt zu Sachverhalten die Länder betreffend aus kompetenziellen Gründen keine Stellung.
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10. Von wie vielen Fällen hat die Bundesregierung Kenntnis, bei denen in ihrem Geschäftsbereich eingesetzte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von privaten Sicherheitsdienstleistern, die im Objekt- und Veranstaltungsschutz eingesetzt werden (beispielsweise der Bundespolizei oder des Bundeskriminalamts) mit einschlägigen Straftaten oder Bezügen in den Phänomenbereich PMK-rechts oder mit entsprechenden verfassungsschutzrelevanten Bestrebungen auffällig geworden sind?
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Die Fragestellung beinhaltet weder eine Eingrenzung der Geschäftsbereichsbehörden noch eine Eingrenzung in zeitlicher Hinsicht. Angesichts der notwendigen Abfrage von allen 15 Bundesministerien, des Bundeskanzleramts sowie aller Geschäftsbereichsbehörden der Bundesregierung (allein 22 Geschäftsbereichsbehörden des Bundesministeriums des Innern und für Heimat) würde allein der Koordinierungsaufwand der federführenden Arbeitseinheit einen Arbeitsaufwand von mindestens 15 Personentagen erfordern und damit die Erledi-
gung der Fachaufgaben gefährden. Der Bundesregierung ist es daher nicht möglich, mit zumutbarem Arbeitsaufwand hierzu eine Beantwortung zu übermitteln.
Anlagen
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260305
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1,810 |
Vorbemerkung der Fragesteller
Die B61 ist eine nichtstrategische US-amerikanische Atombombe, welche u. a. in Deutschland (Büchel) gelagert wird (vgl. https://www.tandfonlin e.com/doi/full/10.1080/00963402.2019.1701286).
Die B61-12 soll die bestehende US-Atomwaffe B61 modernisieren und die Lebensspanne verlängern (vgl. https://www.defensenews.com/congress/2019/ 09/04/nuclear-gravity-bomb-and-warhead-upgrades-face-new-delays/). Sie soll in den Jahren 2022 bis 2024 in Europa die älteren B61-Modelle ersetzen (vgl. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00963402.2019.1701286). Unter anderem zeichnet sie sich durch eine erhöhte Zielgenauigkeit aus (Präzision, vgl. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00963402.2019.170 1286). Kritiker machen darauf aufmerksam, dass die modernisierte B61 noch mehr Einsatzmöglichkeiten bietet und durch die Flexibilisierung des Einsatzes die Hemmschwelle für den Einsatz gesenkt werden könnte (vgl. https://www.a tomwaffena-z.info/glossar/b/b-texte/artikel/5b142d7101722b56da1839f54ec1f 2ae/b61-bombe.html).
Eine mögliche Herabsenkung der Einsatzschwelle widerspricht nach Ansicht der Fragesteller der gemeinsamen Erklärung der P5-Staaten (ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrats, allesamt Atommächte) vom 3. Januar 2022, in der es heißt:
„Wir betonen, dass ein Atomkrieg nicht gewonnen werden kann und niemals geführt werden darf“ (vgl. https://www.zeit.de/news/2022-01/03/vetomaechte-gegen-weiterbreitung-von-atomwaffen).
In dieselbe Richtung geht eine Äußerung der Bundesministerin des Auswärtigen Annalena Baerbock, wonach Deutschland das Ziel einer weltweiten nuklearen Abrüstung verfolgt, die in einer Nuklearwaffen-freien Welt münden soll (vgl. https://english.alarabiya.net/News/world/2022/01/05/Germany-wants-to-see-concrete-progress-on-nuclear-disarmament-after-P5-statement).
Deutschland als Mitglied der Nuclear Planning Group der NATO kann nach Ansicht der Fragesteller darauf hinwirken, dass zwischen der NATO und Russland konkrete nukleare Abrüstungsziele vereinbart werden (vgl. https://w ww.euractiv.com/section/defence-and-security/news/germany-to-remain-part-of-natos-nuclear-sharing-under-new-government/). Dies wäre auch insofern
von Belang, als dass Russland und China gemäß dem damaligen Staatssekretär im Auswärtigen Amt Miguel Berger ihre nuklearen Kräfte modernisieren und aufrüsten (vgl. Antwort auf die Schriftliche Frage 26 der Abgeordneten Katja Keul auf Bundestagsdrucksache 20/40).
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Vorbemerkung der Bundesregierung
Die Bundesregierung nimmt die Vorbemerkung der Fragesteller zur Kenntnis. Sie stimmt weder den darin enthaltenen Wertungen zu, noch bestätigt oder bestreitet sie die darin enthaltenen Aussagen oder Darstellungen.
Die Informationspolitik hinsichtlich der Nuklearstreitkräfte der NATO unterliegt aus Sicherheitsgründen den verpflichtenden Geheimhaltungsregeln des Bündnisses. Demzufolge können zu der Anzahl, den Lagerorten, dem Umgang mit und den Spezifika der Nuklearwaffen sowie ihrer Trägersysteme keine Angaben gemacht werden, ebenso wenig zur Ausbildung, Übung und zu den Absicherungsmaßnahmen.
Zur Gewährleistung eines Höchstmaßes an Schutz und Sicherheit dienen neben infrastrukturellen, technischen und verfahrensmäßigen Maßnahmen auch die Mittel der Geheimhaltung dazu, rechtswidrigen Angriffen und Störungen und damit möglichen Risiken für die Wirksamkeit der Abschreckung sowie für Bevölkerung und Umwelt vorzubeugen. Die Bundesregierung wird deshalb entsprechend den unverändert gültigen Geheimhaltungsregeln des Bündnisses und in Übereinstimmung mit der bisherigen Praxis auch in Zukunft aus Sicherheitsgründen bei dem bewährten Geheimhaltungsgrundsatz bleiben.
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1,811 |
1. Ist die Modernisierung von US-Atomwaffen in Deutschland, insbesondere der B61-12, Thema beim Besuch des Bundeskanzlers Olaf Scholz in Washington im Februar 2022 gewesen?
Wenn ja, welche Aspekte wurden dabei besprochen?
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Der Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden haben sich im Anschluss an ihr Gespräch in Washington am 7. Februar 2022 ausführlich im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz erklärt, vgl. https://www.bundesregie rung.de/breg-de/aktuelles/pressekonferenz-von-bundeskanzler-scholz-und-de m-praesidenten-der-vereinigten-staaten-von-amerika-biden-am-7-februar-2022-in-washington-2003648. Darüber hinaus äußert sich die Bundesregierung grundsätzlich nicht zu vertraulichen Gesprächen.
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1,812 |
2. In welchen NATO-Staaten sollen nach Kenntnis der Bundesregierung die modernisierten B61-12 in welcher Stückzahl und ab wann stationiert werden?
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Auf die Vorbemerkung der Bundesregierung wird verwiesen.
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1,813 |
3. Welche Position vertritt die Bundesregierung zur Modernisierung der US-Atomwaffen in Deutschland, insbesondere der B61-12?
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Zu militärischen Fähigkeiten Alliierter nimmt die Bundesregierung keine Stellung. Im Übrigen wird auf die Vorbemerkung der Bundesregierung verwiesen.
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1,814 |
4. Wie kann nach Ansicht der Bundesregierung ausgeschlossen werden, dass durch die Modernisierung von US-Atomwaffen in Deutschland (wie z. B. der B61-12) Atomkriege leichter geführt werden können (siehe Vorbemerkung der Fragesteller)?
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Zu militärischen Fähigkeiten Alliierter nimmt die Bundesregierung keine Stellung. Im Übrigen wird auf die Vorbemerkung der Bundesregierung verwiesen.
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1,815 |
5. Wie kann nach Ansicht der Bundesregierung ausgeschlossen werden, dass durch die Modernisierung von US-Atomwaffen in Deutschland (wie z. B. der B61-12) der nukleare Rüstungswettlauf mit Russland verstärkt wird?
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Zu militärischen Fähigkeiten Alliierter nimmt die Bundesregierung keine Stellung. Im Übrigen hält die Bundesregierung am Ziel einer nuklearwaffenfreien Welt fest. Rüstungskontrolle und Abrüstung bleiben prioritäre Ziele deutscher Außen- und Sicherheitspolitik, auf die Antwort zu Frage 10 wird diesbezüglich verwiesen.
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1,816 |
6. Auf welche Weise wirkt die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen der Nuclear Planning Group der NATO darauf hin, dass zwischen der NATO und Russland konkrete nukleare Abrüstungsziele vereinbart werden (vgl. Vorbemerkung der Fragesteller)?
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Die NATO ist nicht Vertragspartei von Rüstungskontrollabkommen. Gleichwohl setzt sich die Bundesregierung auch in der NATO umfassend für Rüstungskontrolle und Abrüstung ein.
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1,817 |
7. Wie kann nach Ansicht der Bundesregierung die Modernisierung der US-Atomwaffen in Deutschland mit dem durch die Bundesministerin des Auswärtigen Annalena Baerbock zum Ausdruck gebrachten Ziel der weltweiten nuklearen Abrüstung, die in einer atomwaffenfreien Welt münden soll, in Einklang gebracht werden (vgl. Vorbemerkung der Fragesteller)?
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Zu militärischen Fähigkeiten Alliierter nimmt die Bundesregierung keine Stellung. Auf die Vorbemerkung der Bundesregierung wird verwiesen. Im Übrigen hält die Bundesregierung am Ziel einer nuklearwaffenfreien Welt fest und setzt sich für die Intensivierung der Bemühungen zur internationalen Abrüstung und Rüstungskontrolle sowie die Stärkung internationaler Abrüstungsinitiativen und Nichtverbreitungsregime ein.
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1,818 |
8. Wie viele Proteste (Demonstrationen und Kundgebungen) fanden seit dem 1. Januar 2017 bis heute am Fliegerhorst Büchel bzw. in dessen näherer Umgebung im Zusammenhang mit der dortigen Stationierung von US-Atomwaffen statt (bitte nach der durchführenden Organisation und Vereinigung sowie den teilnehmenden Organisationen und Vereinigungen, dem Datum und der Anzahl der Teilnehmer aufschlüsseln)?
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Es wird auf die Vorbemerkung der Bundesregierung und die beigefügte Anlage 1* verwiesen.
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1,819 |
9. Welche Finanzmittel wurden nach Kenntnis der Bundesregierung durch die USA oder durch die Bundesrepublik Deutschland selbst seit dem 1. Januar 2017 bis heute investiert, um die Sicherheit der Lagerung von US-Atomwaffen im Fliegerhorst Büchel zu erhöhen (bitte nach Jahren aufschlüsseln)?
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Auf die Vorbemerkung der Bundesregierung wird verwiesen.
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1,820 |
10. Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung zur nuklearen Aufrüstung bzw. Modernisierung Russlands und Chinas vor (vgl. Vorbemerkung der Fragesteller)?
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Die Antwort auf die Frage kann nicht offen erfolgen. Sie enthält unter dem Aspekt des Staatswohls schutzbedürftige Informationen, die im Zusammenhang mit nachrichtendienstlichen Aufklärungsaktivitäten stehen. Aus ihrem Bekanntwerden können Rückschlüsse auf Arbeitsmethoden und Vorgehensweisen des Bundesnachrichtendienstes unter Einschluss von Kooperationen mit anderen Behörden und anderen Nachrichtendiensten im Rahmen der Aufgabenwahrnehmung gezogen werden. Dies hätte für die Aufgabenwahrnehmung des Bundesnachrichtendienstes und mithin für die Interessen der Bundesrepublik Deutschland negative Folgewirkungen. Der Schutz von Einzelheiten betreffend die Fähigkeiten des Bundesnachrichtendienstes stellt für die Aufgabenerfüllung des Bundesnachrichtendienstes einen überragend wichtigen Grundsatz dar. Er dient der Aufrechterhaltung der Effektivität nachrichtendienstlicher Informationsbeschaffung durch den Einsatz spezifischer Fähigkeiten und damit dem Staatswohl. Folge einer offenen Bekanntgabe solcher Informationen wäre eine wesentliche Schwächung des dem Bundesnachrichtendienst zur Verfügung stehenden Aktionsradius. Insofern könnte die Offenlegung solcher Informationen die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland gefährden oder ihren Interessen schweren Schaden zufügen. Deshalb sind die entsprechenden Informationen als Verschlusssache gemäß der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum materiellen Geheimschutz vom 10. August 2018 (Verschlusssachenanweisung – VSA) mit dem VS-Grad „VS – Geheim“ eingestuft.*
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1,821 |
11. Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung zur nuklearen Aufrüstung bzw. Modernisierung der USA vor?
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Zu militärischen Fähigkeiten Alliierter nimmt die Bundesregierung keine Stellung.
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1,822 |
Vorbemerkung der Fragesteller
Mit dem „SPIEGEL“-Artikel vom 27. November 2020 „Medaillen über Mädchen – Psychische Gewalt, Schmerzmittel, Essstörungen: Athletinnen erheben schwere Vorwürfe gegen die Trainerin Gabriele Frehse am Bundesstützpunkt in Chemnitz“ waren die Vorgänge im Deutschen Turner-Bund (DTB) keine interne Angelegenheit mehr, sondern auch ein Thema für die Sportpolitik im Deutschen Bundestag und im für den Spitzensport zuständigen Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI). Es folgten Hunderte Presseartikel, Fernseh- und Rundfunkberichte (auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehfunk) bei voller Namensnennung der langjährig tätigen erfolgreichen Trainerin und unter Außerkraftsetzung der üblichen Unschuldsvermutung.
Umfassend befasste sich der Sportausschuss am 24. Februar 2021 in Anwesenheit mehrerer Sachverständiger (die betroffene Trainerin sowie Elternvertreter der in Chemnitz trainierenden Turnerinnen durften nicht teilnehmen) mit der Situation im Turnsport (siehe auch „Vorwürfe gegen Turntrainerin am Olympiastützpunkt Sachen“ unter www.bundestag.de/presse/hib/824404-82 4404 sowie in „Fall Frehse und die Folgen, nicht nur im Turnen“ in Sächsische Zeitung online vom 24. Februar 2021). Grundlage dafür war u. a. das vom DTB in Auftrag gegebene Gutachten, welches weder zu dem Zeitpunkt und auch nicht bis heute den Mitgliedern des Ausschusses sowie den betroffenen Personen vollständig zur Verfügung gestellt wurde (Ausschussdrucksache 19(5)299). Nach Informationen von Frau Frehse wurden ihr als betroffene Person lediglich 230 Seiten des Berichtes, davon 172 Seiten geschwärzt, zur Verfügung gestellt.
In der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion der FDP auf Bundestagsdrucksache 19/27177 erklärte das BMI u. a., dass es alle beteiligten Akteure um Stellungnahmen gebeten und umfassende Aufklärung gefordert habe. Auch könne die Bundesregierung die Gesamtergebnisse der Untersuchung der Kanzlei Rettenmaier nicht beurteilen. Zudem kündigte sie an, dass Verstöße gegen die Integrität und Gewaltfreiheit des Sports Konsequenzen hinsichtlich der Förderung durch den Bund haben kann.
Erklärungsbedürftig sind nach Auffassung der Fragestellerinnen und Fragesteller die Gründe, die zur Berufung gegen das Urteil des Arbeitsgerichtes Chemnitz führten, mit dem die Kündigung gegen die auch mit Bundesmitteln
finanzierte Trainerin Gabriele Frehse für unwirksam erklärt wurde (siehe „Die fragwürdige Rolle des Turner-Bundes“ in Sächsische Zeitung vom 8. Oktober 2021 und „Fall Frehse: OSP legt keine Berufung ein“ in Freie Presse vom 23. Oktober 2021).
Verbunden mit den Vorwürfen gegenüber der Trainerin Gabriele Frehse sind auch die Entwicklung und Perspektive des Bundesstützpunktes Chemnitz, die Abwanderung von Kaderathletinnen zu anderen Bundesstützpunkten und eine instabile, unzureichende Personalsituation in Chemnitz (siehe Antwort der Bundesregierung auf die Schriftliche Frage 32 des Abgeordneten Dr. André Hahn auf Bundestagsdrucksache 19/32373 sowie: „Warum nur eine deutsche Turnerin bei der WM startet“ in Sächsische Zeitung vom 14. Oktober 2021).
Am 14. Februar 2022 stellte der DTB der Presse bzw. der Öffentlichkeit zwei neue Bundestrainer vor. Einer davon, der 44-jährige Gerben Wiersma, ist künftig für das Frauenteam zuständig. Wiersma war vorher niederländischer Auswahltrainer, der wegen Vorwürfen wegen körperlichen und emotionalen Misshandlungen seiner Schützlinge im Frühjahr 2021 von seinem Amt zurücktrat. DTB-Präsident Alfons Hölzl erläuterte zu seiner Personalentscheidung: „Wir sind fest davon überzeugt, dass uns seine Erfahrung helfen wird, den richtigen, respektvollen Weg einzuschlagen und zugleich international erfolgreich zu sein.“ (Presseinformation des DTB vom 14. Februar 2022)
Im Jahr 2021 hatte der DTB das Projekt „Leistung mit Respekt“ ins Leben gerufen und hierzu im Februar 2022 ein Zwischenfazit gezogen. Bemerkenswert auch mit Blick auf die Vorgänge im niederländischen Turnverband ist, dass der DTB als Anstoß für dieses Projekt nicht Vorwürfe gegen mehrere Trainerinnen und Trainer benennt, sondern „aufgrund bekannt gewordener Vorwürfe gegenüber einer Trainerin …“ (gemeint ist hier nach Ansicht der Fragestellerinnen und Fragesteller ohne Zweifel Frau Frehse) aktiv wurde.
Die Pressemitteilung des DTB veranlasste Gabriele Frehse am 14. Februar 2022 zu einem Schreiben an das BMI, den Vorsitzenden des Sportausschusses des Bundestages sowie die Fragesteller, aus dem sich eine Reihe von Fragen ergeben.
Aus Sicht der Fragesteller fand gegen die Turntrainerin Gabriele Frehse eine nun schon über ein Jahr dauernde bespiellose Kampagne und Vorverurteilung in der Öffentlichkeit statt, bei der weder der DTB noch das für den Leistungssport zuständige BMI sich für eine sachgerechte Aufklärung der im Raum stehenden Vorwürfe und den Schutz der betroffenen Person eingesetzt haben. Dies hat dem Ansehen des Sports und auch allen Bemühungen, Sportlerinnen und Sportler, vor allem Kinder und Jugendliche wirksam vor Gewalt im organisierten Sport zu schützen, schwer geschadet. Umso mehr sind umfassende Aufklärung, Analyse der zurückliegenden Abläufe und – sofern sich die Unhaltbarkeit der Vorwürfe gegen Gabriele Frehse bestätigen – deren Rehabilitation nötig. Die Antworten der Bundesregierung auf die nachfolgenden Fragen können hierzu einen Beitrag leisten.
1. Welche Akteure hat das BMI um eine Stellungnahme zu den im Raum stehenden Vorwürfen am Olympiastützpunkt (OSP) Chemnitz gebeten, und von wem hat sie eine entsprechende Stellungnahme erhalten (siehe Antwort zu Frage 3 auf Bundestagsdrucksache 19/27177)?
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Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) hat zu den Vorwürfen am Bundesstützpunkt (BSP) Turnen in Chemnitz mehrfach Stellungnahmen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), des Deutschen Turner-Bundes (DTB) und des Olympiastützpunkts (OSP) Sachsen angefordert und erhalten.
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1,823 |
2. Inwieweit teilt die Bundesregierung das vom DTB gezogene Zwischen- fazit zum Kultur- und Strukturwandel im DTB, und welche Schlussfolgerungen ergeben sich aus den vorgelegten Ergebnissen und Erkenntnissen für die Tätigkeit der Bundesregierung hinsichtlich der Förderung sowie der Arbeit mit den bei Bundeswehr und Bundespolizei beschäftigten Bundeskadern (Bericht des DTB vom 3. Februar 2022)?
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Die Bundesregierung und die Bundeswehr begrüßen den durch den DTB mit dem Projekt „Leistung durch Respekt“ angestoßenen Kultur- und Strukturwandelprozess und stimmen diesem grundsätzlich zu. Das Zwischenfazit hat die Bundesregierung zur Kenntnis genommen. Handlungsbedarfe für die Spitzensportförderung der Bundeswehr und der Bundespolizei ergeben sich aus dem Zwischenfazit des DTB nicht.
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1,824 |
3. War die Berufung von Gerben Wiersma als Bundestrainer mit dem BMI abgestimmt, und wenn ja, inwieweit teilt die Bundesregierung die Auffassung des DTB-Präsidenten Hölzl, dass Gerben Wiersma mit seinen Erfahrungen die geeignete Person für dieses Amt ist?
4. Hat sich die Bundesregierung in diesem Zusammenhang das erweiterte Führungszeugnis von Gerben Wiersma vorlegen lassen, und wenn nein, warum nicht?
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Die Fragen 3 und 4 werden gemeinsam beantwortet.
Die von der Bundesregierung geförderten Bundessportfachverbände entscheiden im Rahmen ihrer Autonomie eigenständig über die Besetzung von Stellen. Die Bundesregierung nimmt deshalb keine öffentliche Bewertung der Personalentscheidungen des DTB vor.
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1,825 |
5. Kennt die Bundesregierung den Brief von Gabriele Frehse vom 14. Februar 2022, und welche Reaktionen gab es von ihr auf diesen Brief?
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Gabriele Frehse übersandte den genannten Brief am 14. Februar 2022 zur Kenntnis an das BMI, welches diesen am 1. März 2022 beantwortet hat.
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1,826 |
6. Inwieweit und seit wann hat die Bundesregierung Kenntnis von Vorwürfen von Turnerinnen und deren Eltern über psychischen und emotionalen Missbrauch von Trainern anderer Stützpunkte sowie einem nach Ansicht der Fragestellerinnen und Fragesteller erheblich belastenden Brief einer ehemaligen Nationalmannschaftsturnerin vom Bundesstützpunkt Stuttgart an die DTB-Führung (siehe Brief Gabriele Frehse vom 14. Februar 2022), und was hat sie diesbezüglich unternommen?
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Die Bundesregierung hat lediglich Kenntnis über mögliches Fehlverhalten an zwei in einem Artikel des Magazins „DER SPIEGEL“ (52/2020, S. 108) genannten Standorten. Dabei handelt es sich um das Landesleistungszentrum Kunstturnen in Detmold und den ehemaligen BSP Gerätturnen weiblich in Bergisch-Gladbach. Dieser war bis zum 31. Dezember 2018 als BSP anerkannt und wurde nicht wieder vom DTB beantragt. Mit auslaufendem Status als BSP entfallen bundesseitige Fördermöglichkeiten. Damit liegt die Zuständigkeit für diese Standorte beim Land Nordrhein-Westfalen.
Der Bundesregierung ist der Brief einer ehemaligen Nationalmannschaftsturnerin am BSP Stuttgart an die Führung des DTB nicht bekannt.
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1,827 |
7. Inwieweit waren die im Brief von Gabriele Frehse vom 14. Februar 2022 geschilderten Vorgänge zu den Vorwürfen gegen Gabriele Frehse im Oktober und November 2020 bekannt, und welche Position hat die Bundesregierung dazu?
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Die in dem Brief geschilderten Vorgänge am BSP Turnen in Chemnitz waren der Bundesregierung weitestgehend bekannt. Die Bundesregierung äußert sich aufgrund des laufenden Berufungsverfahrens von Gabriele Frehse vor dem Landesarbeitsgericht nicht zu den geschilderten Vorgängen.
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1,828 |
8. Ist der Bundesregierung bekannt, dass es seitens des DTB keine Gesprächsversuche gegeben haben soll, und wenn ja, welche Schlüsse bzw. Konsequenzen für ihr eigenes Handeln zieht sie daraus?
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Anhand der Formulierung der Fragestellung ist unklar, welche Gesprächsversuche des DTB gemeint sind.
Die Bundesregierung hat davon Kenntnis, dass es von Seiten des DTB Gesprächsangebote an Gabriele Frehse wie auch an den Olympiastützpunkt Sachsen gegeben hat.
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1,829 |
9. Wer hat seitens der Bundesregierung mit Gabriele Frehse zu den Vorwürfen gegen ihre Person gesprochen (bitte die Personen bzw. Funktionen, Datum, Gesprächsform und Ergebnisse nennen)?
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Von Seiten der Bundesregierung hat die Abteilungsleiterin Sport des BMI am 26. April 2021 mit Gabriele Frehse telefoniert. Zu den Inhalten wurde Vertraulichkeit zugesagt.
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1,830 |
10. Hat die Bundesregierung ebenso wie das DTB-Präsidium das im Januar 2021 erschienene Gutachten über die Untersuchung der gegen Gabriele Frehse gerichteten Vorwürfe erhalten?
Wenn ja, wann, und von wem sowie in welcher Form (im Original oder geschwärzt)?
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Der Bundesregierung liegt dieses Gutachten nicht vor.
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1,831 |
11. Welche Schlüsse bzw. Konsequenzen zieht die Bundesregierung daraus, dass dieses Gutachten Gabriele Frehse und dem Arbeitgeber (OSP Sachsen) nur als überwiegend geschwärztes Exemplar zur Verfügung gestellt wurde?
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Nach Kenntnis der Bundesregierung hat der Hessische Datenschutzbeauftragte zur Wahrung von Persönlichkeitsrechten lediglich der Übersendung des überwiegend geschwärzten Exemplars des Gutachtens zugestimmt. Die im Rahmen des arbeitsrechtlichen Verfahrens vorgenommenen rechtlichen Einschätzungen Dritter werden von der Bundesregierung nicht bewertet.
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1,832 |
12. Kennt die Bundesregierung das vom OSP Sachsen in Auftrag gegebene Gutachten von Prof. Dr. Udo Rudolph, in dem Verfahrensfehler bei der Durchführung der Anhörung von Gabriele Frehse durch die Rechtsanwaltskanzlei Rettenmaier festgestellt wurde (siehe auch „Das Chemnitzer Dilemma“ in Tageszeitung „neues deutschland“ vom 27./28. März 2021), und wenn nein, gab es Bemühungen, dieses Gutachten einzusehen?
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Das Gutachten von Prof. Dr. Udo Rudolph ist der Bundesregierung bekannt und liegt dem BMI vor.
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1,833 |
13. Welche Förderungen erhielt der DTB in den Jahren 2018 bis 2022 vom Bund, welche Förderungen der Olympiastützpunkt Sachsen sowie die für das Geräteturnen weiblich zuständigen Bundesstützpunkte Chemnitz, Mannheim und Stuttgart (bitte detailliert nennen und nach Jahren, bei 2022 laut aktueller Planung, aufschlüsseln)?
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Die Höhe der Bundesförderung des DTB betrug für das Jahr 2018 etwa 2,54 Mio. Euro, für das Jahr 2019 ca. 3,07 Mio. Euro, für das Jahr 2020 etwa 2,28 Mio. Euro und für das Jahr 2021 ca. 3,57 Mio. Euro. Für das Jahr 2022 wurde dem DTB ein Betrag von etwa 2,90 Mio. Euro in Aussicht gestellt.
Die für die Olympiastützpunkte in Sachsen sowie die für BSP Gerätturnen bewilligten Förderungen der Jahre 2018 bis 2022 können der nachfolgenden Übersicht entnommen werden.
2018 2019 2020 2021
2022 (Teilbewilligung)
in Euro
OSP Chemnitz/Dresden Betrieb und Betreuung 1 930 873,00 - - - -
Projekte 0,00 - - - -
Häuser der Athleten 20 000,00 - - - -
Trainermischfinanzierung 470 700,00 - - - -
OSP Leipzig Betrieb und Betreuung 1 141 095,74 - - - -
Projekte 0,00 - - - -
Häuser der Athleten 1 932,80 - - - -
Trainermischfinanzierung 156 991,13 - - - -
OSP Sachsen (seit 2019 aus Fusionierung OSP Chemnitz/Dresden und OSP Leipzig) Betrieb und Betreuung 1 764 109,00 1 637 595,40 1 650 797,00 775 429,00
Projekte 0,00 0,00 0,00 64 000,00
Häuser der Athleten 0,00 0,00 0,00 0,00
Trainermischfinanzierung 689 957,00 652 335,00 614 753,39 282 915,00
Trainingsstättenförderung* BSP Chemnitz gesamt 69 000,00 106 000,00 58 833,00 118 255,00 -
keine Differenzierung möglich 69 000,00 - - - -
weiblich - 52 000,00 34 500,00 43 645,00 -
männlich - 54 000,00 24 333,00 74 610,00 -
2018 2019 2020 2021 2022 (Teilbewilligung)
in Euro
BSP Stuttgart 24 000,00 70 000,00 70 000,00 87 270,00 -
keine Differenzierung möglich 24 000,00 70 000,00 70 000,00 87 270,00 -
weiblich - - - - -
männlich - - - - -
BSP Mannheim - 17 000,00 17 000,00 22 435,00
keine Differenzierung möglich - - - - -
weiblich - 17 000,00 17 000,00 22 435,00 -
männlich - - - - -
Bau OSP Chemnitz/Dresden 0 0 0 0 0
OSP Leipzig 0 0 0 0 0
OSP Sachsen 0 0 0 0 0
BSP Chemnitz (Kunstturnen – ohne Differenzierung nach männlich/ weiblich)
180 980,00 410 756,00 308 264,00 0 100 000,00
BSP Stuttgart 0 0 0 0 0
BSP Mannheim 0 0 0 0 0
Die dargestellten Förderungen im Stützpunktsystem werden im investiven Sportstättenbau als einzelprojektbezogene Förderung und im konsumtiven Bereich als jährlich neu festzulegende Projektförderungen gewährt. Aufgrund der noch bestehenden vorläufigen Haushaltsführung zum Bundeshaushalt 2022 wurden zur Aufrechterhaltung des Betriebs bisher nur vorläufige Teilbewilligungen für die Förderbereiche OSP und die Trainermischfinanzierung (TMF) bewilligt. Eine abschließende Aussage zu den im Jahr 2022 vorgesehenen Gesamtfördersummen ist aktuell noch nicht möglich.
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1,834 |
14. Inwieweit sind aus Sicht der Bundesregierung die Vorkommnisse am OSP Chemnitz inzwischen umfassend bzw. abschließend aufgeklärt, die sachgerechten Schlussfolgerungen gezogen und erforderliche Maßnahmen ergriffen worden (siehe Antworten zu den Fragen 8 und 9 auf Bundestagsdrucksache 19/27177)?
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Nach Ansicht der Bundesregierung sind die Vorkommnisse am BSP Chemnitz nicht abschließend aufgeklärt, insbesondere vor dem Hintergrund des laufenden Berufungsverfahrens vor dem Landesarbeitsgericht.
Die Initiierung des Kultur- und Strukturwandelprozesses „Leistung mit Respekt“ durch den DTB begrüßt die Bundesregierung ausdrücklich (vgl. Antwort zu Frage 2).
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Subsets and Splits
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