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Slowakin fährt beim Nachtslalom zu ihrem zweiten Weltcup-Sieg, Bernadette Schild als beste Österreicherin auf dem 18. Platz. Veronika Velez-Zuzulová hat den Nachtslalom in der Flachau gewonnen. Die Slowakin carvte am Dienstagabend mit 1:46.58 Minuten die Bestzeit in den weichen Salzburger Schnee. Mit 31 Hundertstel Rückstand folgte die Tschechen Šárka Strachová auf Platz zwei, Dritte wurde mit der Schwedin Frida Hansdotter die Führende in der Slalom-Weltcupwertung (+1.05). Da die nach dem ersten Durchgang auf Rang acht liegende Lokalmatadorin Michaela Kirchgasser im Finale ausfiel, erlebte der ÖSV im Heimrennen einen ernüchternden Abend. Als erste Österreicherin schien Bernadette Schild (+3,50) erst auf Platz 18 des Klassements auf. Eva-Maria Brem beschloss dieses als 26. (+ 5,15). Ich habe versucht, fokussiert zu bleiben, meinte Velez-Zuzulová, die als Halbzeitführende als Letzte ins Finale startete. Das gelang bestens, mit einer cleveren Fahrt sicherte sich die Slowakin ihren zweiten Sieg in einem Weltcup-Rennen. Hansdotter schob sich von Platz sechs nach dem ersten Durchgang nach vorne, die Schwedin, Siegerin von Lienz, stand damit auch im sechsten Slalom hintereinander auf dem Podest der besten drei. Beim Kampf um das höchste Weltcup-Preisgeld von 168.000 Euro hatte sich das Wetter als Spielverderber entpuppt. Am Montag hatte es in Strömen geregnet, am Renntag schneite es zunächst wie den ganzen Winter davor nicht. Die mit Wasser und Salz bearbeitete Piste machte vor allem im ersten Lauf Probleme. Schon da scheiterten gleich acht der insgesamt zwölf meist blutjungen ÖSV-Starterinnen. Allein Kirchgasser hätte vor etwa 15.000 Zuschauern die Chance auf den ersten Podestplatz einer Österreicherin in der laufenden Saison gehabt, nur fünf Zehntel fehlten der Salzburgerin zur Halbzeit auf Rang drei. Doch nach 20 Toren fädelte sie in der Entscheidung ein. Die Rückkehr von Slalom-Ass Mikaela Shiffrin in den Weltcup wird sich übrigens verzögern. Die am Knie verletzte US-Weltmeisterin und Olympiasiegerin hatte gehofft, schon diese Woche wieder mit dem Schneetraining beginnen zu können. Daraus wird nach einer weiteren ärztlichen Untersuchung aber vorerst nichts. Denn bei einem weiteren Check von US-Teamarzt Bill Sterrett wurde klar, dass die Amerikanerin nicht nur eine Bänderverletzung im Knie sowie eine Knochenprellung, sondern auch einen kleinen Bruch erlitten hat. Ich hatte gehofft, dass es sich bis Maribor vielleicht wieder ausgeht. Jetzt ist aber klar, dass ich noch einige Wochen warten muss, bis das wirklich verheilt ist, sagte Shiffrin am Dienstagabend während des Rennens in Flachau. (red, APA, 12.1.2016) Ergebnis: Slalom in Flachau
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Kurz vor Abschluss der Klimaverhandlungen ringen Industrie- und Entwicklungsländer um ein Abkommen. Nach zehntägiger Dauer setzt die Klimakonferenz COP21 in Le Bourget bei Paris zum Endspurt an. Der französische Gastgeber Laurent Fabius legte am Donnerstag einen neuen, vorletzten Entwurf vor, um am Freitagabend ein Abkommen unterzeichnen zu können. Der nach mehrfachen Verzögerungen präsentierte Text sollte in der Nacht zunächst weiter beraten werden. Aus der EU-Delegation hieß es Donnerstagabend: Es liegt noch viel harte Arbeit vor uns. Verhandlungsinsider erachten es aber für normal, dass die Gespräche erst in den letzten 24 Stunden zu einem Durchbruch kommen: Da alle Paragrafen und Themen miteinander verknüpft sind, kann sich die Blockade eigentlich erst auf der Zielgeraden lösen, sagte Pierre Radanne vom Ökostudienbüro Futur Facteur 4. Viele der 10.000 Länderdelegierten in Le Bourget rechnen mit einer Verlängerung der Konferenz ins Wochenende. Bei Kapiteln wie Offenlegung der CO2-Politik, Schutz vor Abholzung oder Technologietransfer schien eine Einigung am Donnerstag in Griffweite zu sein. Die großen Brocken bleiben aber ungelöst. So etwa die Frage, wie das zentrale Klimaziel formuliert werden soll: 1,5 oder zwei Grad Temperaturzunahme bis zum Jahrhundertende – oder eine mittlere Formulierung wie bedeutend weniger als zwei Grad? Die Verbindlichkeit dieser Maßnahmen bleibt aber weiterhin unsicher. Die EU möchte zudem, dass die Ziele bereits von 2018 oder 2019 an alle fünf Jahre überprüft und anschließend, etwa ab 2021, nachgebessert werden. China will sich darauf nicht verpflichten lassen. Heikel bleibt die Geldfrage: In welcher Höhe und auf welche Weise – Schenkung oder Leihe – sollen die reichen Nationen die Folgen des Klimawandels in Entwicklungsländern lindern? Und wozu sollen die rund 91 Milliarden Euro pro Jahr dienen – zur Senkung der CO2-Emissionen oder zur Behebung von Schäden? Es gibt noch Schwierigkeiten in Bezug auf die Finanzen und die Verteilung, gestand am Donnerstag der französische Präsident François Hollande, der mit Fabius für ein Abkommen kämpft, um ein Scheitern der Konferenz wie 2009 in Kopenhagen zu verhindern. Der Unterhändler Malaysias, Gurdial Singh Nijar, erklärte schroff: Der Text mag ausgeglichen sein – aber alle sind unzufrieden damit. Weiter meinte er, man könne die Entwicklungsländer nicht zwingen, ihr Wirtschaftswachstum aus Klimarücksicht zu drosseln. Ähnlich äußerten sich Sprecher Chinas und Südafrika, die sich im Namen der größten Ländergruppe aus Entwicklungs- und Schwellenländern äußerten. Beide verlangten vom Norden mehr Finanzzusagen. Der härteste Widerstand kommt von erdölproduzierenden Ländern wie Venezuela und Saudi-Arabien. Sie lobbyieren hinter den Kulissen massiv gegen die Nichtnutzung förderbarer fossiler Brennstoffe – was als Voraussetzung gilt, das Zwei-Grad-Ziel einzuhalten. Ein saudischer Delegierter meinte, Nachhaltigkeit müsse auch Armutsbekämpfung und Lebensmittelproduktion einschließen. Hinter diesen diplomatischen Floskeln verbirgt sich schlicht die Weigerung, auf die Ausbeutung von Öl und Gas in der arabischen Halbinsel zu verzichten.
| 1Panorama
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Morgensendung "Café Puls" beginnt ab 30. November um 5.30 statt 6.00 Uhr – ORF-Frühstücks-TV startet im März. Wien – Das Frühstücksfernsehen des Privatsenders Puls 4 beginnt künftig eine halbe Stunde früher. Ab 30. November sendet Café Puls bereits ab 5.30 Uhr Nachrichten, Wetterprognosen und Lifestyle-Geschichten. Laut Senderchef Johannes Kampel reagiert man damit auf die Nachfragen unserer sehr früh aufstehenden Zuschauer, so könne man außerdem mit noch mehr Sendezeit unseren Inhalt weiter stärken. Zumindest eine Nebenrolle bei der Entscheidung dürften allerdings die Pläne des ORF für ein Frühstücksfernsehen gespielt haben. Guten Morgen Österreich soll Ende März 2016 erstmals auf Sendung gehen. In der – wenig lukrativen – Frühschiene produziert in Österreich derzeit nur Puls 4 eigenen nennenswerten Content.
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An der Fachhochschule Kärnten arbeiten Forscher an einem Fluggerät, das auf neue Art Daten zu Bodenbeschaffenheit, Wetter und Vegetation erheben soll. Wien – Sie machen Filmaufnahmen aus schwindelnder Höhe, inspizieren die Rotorblätter von Windrädern und vermessen Gebäude. In Zukunft sollen sie Pakete ins Haus bringen, Vögelschwärme aus Weinbergen vertreiben und Düngemittel ausbringen. Flugdrohnen drängen für viele Anwendungen auf den Markt. Auch die Wissenschaft interessiert sich für die boomende Technik. Die Atmosphäre könnte auf neue Art untersucht werden – ebenso Fauna und Flora, archäologische Stätten, Verkehrsströme und geologische Phänomene. Gernot Paulus vom Studiengang Geoinformation & Umwelttechnologie der Fachhochschule Kärnten entwickelt mit seinem Team eine Drohne für Anwendungen in der Meteorologie und der Ökologie. Das Projekt RPAMSS (Remotely Piloted Aircraft multi Sensor System), das im Rahmen des Coin-Programms der Förderagentur FFG vom Verkehrsministerium unterstützt wird, soll eine hochauflösende Erfassung von multidimensionalen Umweltdaten aus der Luft möglich machen. Wir sind an Drohnen interessiert, weil wir dadurch im Vergleich zur bemannten Luftfahrt sehr detaillierte Geodaten mit sehr hoher Wiederholungsrate aufnehmen können, erklärt Paulus. Anwendungsgebiete sollen die Erhebung von Wetter- und Luftgütedaten sowie die Überwachung von Vegetation und anderen Faktoren in Flussumgebungen sein. Paulus Drohne ist allerdings keines der verbreiteten rotorbasierten Systeme, sondern ein leichtes Flächenflugzeug, das mehrere Stunden in der Luft bleiben kann. Es hebt per Katapult ab und landet per Fallschirm. Ein Autopilotsystem erleichtert die Wiederholbarkeit der Flüge, um Vergleichsdaten zu generieren. Dabei wird etwa auch die Neigung des Fluggeräts protokolliert. Ein präzises GPS-Modul ermöglicht die Verortung der Aufnahmen. Wir kommen damit rechnerisch bis in den Zentimeterbereich, sagt der Entwickler. Für die Wetterbeobachtung kooperieren die Forscher mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Ein Wetterfrosch-Modul zeichnet Temperatur, Luftdruck und Feuchte auf, was gerade bei den kleinräumigen Wetterphänomenen des Alpenraums Vorteile bringt. Die Meteorologen können so ihre Rechenmodelle mit dreidimensionalen Messdaten referenzieren. Die Möglichkeit, ein dreidimensionales Volumen abzudecken, unterscheidet die Drohne auch von Messballonen, die ein vertikales Atmosphärenprofil erstellen. Die Drohne hat drei Kamerasysteme an Bord. Eines knipst überlappende Normalbildaufnahmen, aus denen ein 3D-Modell der Bodenoberfläche errechnet werden kann. Ein weiteres macht Aufnahmen im nahen Infrarotbereich, wodurch eine Klassifizierung der aufgenommenen Vegetation möglich wird. Aus den Daten einer kleinen Spektralkamera, die ein weites Strahlungsspektrum aufzeichnet, sollen Rückschlüsse auf Trockenheit, Wasserhaushalt und Gesundheitszustand von Pflanzen gezogen werden. Ökologen verwenden die Sensordaten beispielsweise, um den Vegetationsaufbau von rückgebauten Flussabschnitten an Drau und Gail sukzessive zu verfolgen. Seit dem Jungfernflug im März hat das Team 45 Missionen absolviert. Die Flüge, die etwa einen Quadratkilometer abdecken, dürfen nur auf Sicht und mit einer Maximalhöhe von 150 Metern durchgeführt werden. Wenn wir für Wettermissionen höher fliegen wollen, brauchen wir eine Ausnahmegenehmigung, so Paulus. Die technische Zukunft wird zivile Drohnen bringen, die autonom agieren und etwa nicht kooperierenden Flugobjekten wie Vögeln automatisch ausweichen. Ein rechtlicher Rahmen für Flüge, bei denen kein Augenkontakt besteht, existiert noch nicht. Der Einsatz von Drohnen wird nicht auf der technischen, sondern auf der rechtlichen Seite entschieden, sagt Paulus. Um all die offenen Fragen im Bereich Privatsphäre, Besitzrechte und Zertifizierungen zu bewältigen und die bestehenden rechtlichen Vorgaben zu erfüllen, ist ein Rechtsanwalt unter den Projektpartnern.
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Werbefreies Lesen nur mit Zusatz-Abo. Im Kampf der Medienbranche gegen Anti-Reklame-Software im Internet will Axel Springer deren Anbieter mit ihren eigenen Mitteln schlagen. Für Nutzer sogenannter Werbeblocker würden ab sofort auch die redaktionellen Inhalte des Portals Bild.de automatisch gesperrt, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Wer die normalerweise frei zugänglichen, werbefinanzierten Berichte und Videos trotzdem ohne Reklame sehen wolle, müsse dafür ein gesondertes Abo abschließen. Wer den Adblocker nicht ausschaltet oder nicht zahlt, kann ab sofort keine Inhalte mehr auf Bild.de nutzen, erklärte der Medienkonzern. Zahlreiche Online-Medien laufen Sturm gegen die Werbeblocker, weil sie dadurch ihre wichtigste Erlösquelle in Gefahr sehen. Denn wenn Leser und Zuschauer die Anzeigen und Werbespots auf ihren Computern und Smartphones systematisch ausblenden, seien die Werbekunden nicht mehr zahlungswillig, lautet das Argument. Die meisten Online-Medien finanzieren sich zum größten Teil oder sogar ausschließlich durch Werbung. Nach Angaben von Axel Springer verwenden 23 Prozent der Bild.de-Nutzer Werbeblocker. In den vergangenen Jahren seien es stets rund 20 Prozent oder knapp darüber gewesen. In Deutschland hat besonders der Werbeblocker-Anbieter Eyeo den Zorn der Branche auf sich gezogen. Doch in mehreren Prozessen scheiterten Medienkonzerne wie Springer, ProSiebenSat.1 und RTL vorläufig mit dem Versuch, Eyeo das Geschäft verbieten zu lassen. Gerichte wollten in erster Instanz kein illegales Treiben erkennen. Springer hat bereits angekündigt, den juristischen Kampf gegen das Kölner Startup-Unternehmen fortzusetzen. Doch nach Einschätzung von Beteiligten dürften bis zu einer finalen Entscheidung durch den Bundesgerichtshof Jahre vergehen Springer greift nun zur technischen Selbsthilfe. Nutzer der Anti-Reklame-Software werden beim Aufruf der Bild-Internetseite gebeten, diese auszuschalten. Alternativ können Leser für diesen Teil des Online-Auftritts ein Monatsabo für 2,99 Euro abschließen. Dann würden die Inhalte nahezu werbefrei und mit deutlich verkürzter Ladezeit angezeigt, teilte Springer mit. Unabhängig davon bietet der Verlag den Nutzern bereits seit gut zwei Jahren einen erweiterten Online-Zugang zu Preisen ab 4,99 im Monat an. Auch im Netz müssen sich journalistische Angebote über die beiden bekannten Erlössäulen, nämlich Werbe- und Vertriebseinnahmen, finanzieren, um weiterhin unabhängigen Journalismus zu bieten, erklärte Bild-Geschäftsführerin Donata Hopfen.
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Ein 34-Jähriger soll in einer Wohnung eine große Hanfplantage betrieben haben. Er leugnet, Zeugen belasten überraschenderweise die Polizei. Wien - Wem bei den derzeitigen Temperaturen schon die Balkonblumen verdorrt sind, weiß: Auch für Pflanzen braucht man Talent. Hannes L. habe so einen grünen Daumen, sagt Verteidiger Arthur Machac in seinem Eröffnungsplädoyer. Aus Sicht von Staatsanwalt Florian Kranz soll er den aber für Illegales genutzt haben: Cannabis-Züchtung im großen Stil. Dass der 34-jährige L. vor einem Schöffensenat unter Vorsitz von Wilhelm Mende sitzt, verdankt er einem technischen Gebrechen. In der Mietwohnung, in der sich die Plantage befand, kam es im Jahr 2013 zu einem Wasserrohrbruch. Die Feuerwehr war doch überrascht, als sie dort über 1700 Cannabis-Pflänzchen fand. Der mehrfach wegen Drogendelikten vorbestrafte Angeklagte beteuert, in die Sache nur am Rande involviert zu sein. Der eigentliche Bauer sei ein gewisser Fips. Ich habe ihm mit Ratschlägen geholfen, da er wusste, dass ich mich auskenne, hört Mende. Im Endeffekt habe ich ihm dann auch beim Aufbau geholfen, erklärt L. seine DNA-Spuren in der Wohnung, die er laut einer Zeugin definitiv nicht angemietet hat. Vorgeworfen wird L. auch, die Stromleitung angezapft und Energie um über 16.000 Euro gestohlen zu haben, was er ebenso bestreitet. Mende fällt auf, dass die Installation äußerst professionell aussieht. Die Polizei hat von überall DNA-Proben genommen, nur vom Sicherungskasten nicht, grummelt der Vorsitzende. Ihn stimmt ein weiteres Detail nachdenklich: Laut Anklage soll die Plantage schon vier Monate bestanden haben - gefunden wurden aber nur nichtblühende Pflanzen, obwohl das nach dieser Zeit schon der Fall sein müsste. Auch die Verteidiger Machac und Christian Werner betonen, dass Hochrechnungen und Schätzungen der Rauschmittelmenge laut Judikatur nicht zulässig sind. Dann wird es seltsam: Zwei Häftlinge, die bei der Polizei noch sagten, L. habe ihnen Drogen verkauft, bestreiten das als Zeugen nun. Einer behauptet dezidiert, er sei zu einer belastenden Aussage gedrängt worden, was er verweigert habe. Tatsächlich hat der Polizist einen Aktenvermerk über ein nachträgliches informelles Gespräch angefertigt, erst in diesem kommt der Angeklagte vor.Sie wissen schon, dass Sie sich in einem kleinen Minenfeld bewegen?, weist Mende den Zeugen auf eine mögliche Verleumdungsklage hin. Minenfeld hin oder her, ich kann nur sagen, was passiert ist, antwortet der. Zur Klärung der Protokollfrage wird auf Juli vertagt.
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Frauen kamen mit milden Strafen davon – Urteil nicht rechtskräftig. Graz – Mit teilweise unbedingten mehrjährigen Haftstrafen ist am Montag der Prozess gegen sechs Tschetschenen zu Ende gegangen. Drei Männer und eine Frau wurden der terroristischen Vereinigung für schuldig befunden, zwei Frauen wurden wegen Falschaussage verurteilt. Die Männer wurden zu fünf und sechs Jahren Haft verurteilt, die Frauen kamen mit drei, fünf und 15 Monaten, großteils bedingt, davon. Die höchste Strafe, sechs Jahre unbedingt, wurde über einen 42-Jährigen verhängt, der als Imam in einer Grazer Moschee tätig war. Er habe durch seine Predigten Männer bewogen, nach Syrien zu gehen, wenn es ihm auch nicht in allen angeklagten Fällen nachgewiesen werden habe können, hieß es in der Urteilsbegründung. Bei den beiden andern Männern bestehe an der Schuld kein Zweifel, so der Richter. Beide sind nach Meinung des Gerichts als Kämpfer für die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) tätig gewesen und müssen jeweils fünf Jahre Haft verbüßen.. Die junge Frau, die mit drei Kindern nach Syrien gehen wollte, wurde zu 15 Monaten Haft, davon ein Monat unbedingt, verurteilt. Ihre Schwester und ihre Mutter kamen wegen Falschaussage mit drei bzw. fünf Monaten bedingt davon. Der Prozess hatte am 5. Februar begonnen, nur sechs von ursprünglich acht Angeklagten waren erschienen. Die Hauptrolle spielte jener 42-Jährige, der in der Funktion eines Imam – ohne offizielle Ausbildung – in einer Grazer Moschee tätig war. Ihm wurde vorgeworfen, mehrere junge Männer nach als Kämpfer nach Syrien vermittelt zu haben, von denen einige bereits kurz nach ihrer Ankunft ums Leben kamen. Unter ihnen war auch der Mann jener Angeklagten, die nach seinem Tod mit ihren drei Kindern nach Syrien ziehen wollte. Ausschlaggebend für die Auswanderungsgedanken soll auch das Angebot des Imams an sie gewesen sein, seine dritte Frau zu werden. Die Schwester und die Mutter der junge Frau verhinderten die Ausreise, indem sie sie anzeigten und durchblicken ließen, sie wolle sich dem IS anschließen. Doch später zogen sie ihre Aussage zurück, weswegen sie wegen Falschaussage auf der Anklagebank landeten. Doch der Staatsanwalt hatte ein gewisses Verständnis für alle drei Frauen: Es war eine Situation unmittelbarer Not, meinte er. Einer der beschuldigten Männer war in Syrien, angeblich um einen Film zu drehen, mit dem er Geld für den Kampf in Tschetschenien auftreiben wollte. Der dritte Angeklagte soll für den IS gekämpft haben, hat das aber stets geleugnet. Ein ehemaliger Kämpfer, der nun im Zeugenschutzprogramm ist, hatte ihn belastet. Der Ankläger forderte für alle drei Männer strenge Strafen: Österreich ist ideal für die Tschetschenen, die Männer können nach Syrien kämpfen gehen und die Frauen werden hier vom Staat versorgt. Das ist ein extremer Missstand, der hier zutage kommt. In Syrien gehe es beim IS gar nicht um den Kampf gegen Machthaber Assad, sondern um Raub, Mord und Versklavung. Das alles sei nichts anderes als praktizierter Faschismus mit Führerkult, eine Kriegsverherrlichung sondergleichen, wie bei den Nationalsozialisten oder Stalin, immer der gleiche Mist, wetterte der Staatsanwalt. Die Männer sind nur groß, wenn sie eine Maschinenpistole haben, sonst sind sie sehr, sehr feig und schicken ihre Frauen vor, um zu lügen, fuhr er auf die Angeklagten gemünzt, weiter fort. Die verurteilten Männer entschieden sich sofort für Berufung, die Frauen nahmen an oder erbaten drei Tage Bedenkzeit. Der Staatsanwalt kündigte Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an. Das Urteil ist damit nicht rechtskräftig.
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Der Preis dafür erhöht sich auf 10,99 Dollar, über Pläne in Europa ist nichts bekannt. Onlineversandhändler Amazon löst seine Prime-Angebot von der Verpflichtung zu einem Jahresabo. Kunden können künftig auch nur ein Monat Mitglied werden und dadurch auf den Video- und Musikstreamingservice des Versandhändlers zugreifen. Außerdem werden Pakete schneller geliefert. Das Monatsabo ist dadurch in den USA mit 10,99 Dollar kumuliert etwas teurer als das Jahresabo, in Europa kostet Prime 49 Euro jährlich (ist aber auch erst später gestartet). Die von CNN berichteten Änderungen waren am Montagmorgen noch nicht offiziell. Amazon hatte monatliche Mitgliedschaften bei Prime bereits 2012 getestet. In Europa sind monatliche Mitgliedschaften beim Videodienst Amazon Video bereits möglich, in den USA ist auch das eine Neuerung. Mit einem Preis von 8,99 Dollar schlägt Amazon dort Netflix, für das Kunden bald 9,99 Dollar monatlich bezahlen müssen.
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Italien erhält als letztes westeuropäisches Land ein Gesetz zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und Ehen ohne Trauschein. Premier Renzi griff dazu einmal mehr zum Mittel der Vertrauensabstimmung. Italiens Premier feierte den Sieg, bevor dieser feststand: Heute ist ein Festtag für viele – für alle, die sich endlich anerkannt fühlen, schrieb Matteo Renzi schon am Mittwochvormittag auf seiner Facebook-Seite. Und: Gesetze würden für Personen gemacht, nicht für Ideologien. Der Regierungschef konnte sich den vorzeitigen Jubel leisten. In der Abgeordnetenkammer, in der das Gesetz über die unioni civili (zivilen Partnerschaften) am Mittwoch endgültig verabschiedet werden sollte, verfügt seine Regierung über eine solide Mehrheit. Das bestätigte sich in der Vertrauensabstimmung, die die Regierung mit 369 zu 193 Stimmen überstand. Das Gesetz selbst wurde schließlich, noch deutlicher, mit 372 zu 51 Stimmen angenommen. Die Vertrauensfrage ist ein brachiales Instrument – es bedeutete, dass die Abgeordneten zum Gesetz keine Abänderungsanträge mehr stellen konnten und die Vorlage in der vom Senat bereits im Februar verabschiedeten Form zur Abstimmung gelangte. Die Opposition bezeichnete dieses Vorgehen als undemokratisch und als Missachtung des Parlaments. Reformenministerin Maria Elena Boschi konterte, das es sich bei den zivilen Partnerschaften um ein zentrales Projekt im Regierungsprogramm handle, was das Stellen der Vertrauensfrage rechtfertige. Tatsächlich hatte Renzi das Gesetz zur persönlichen Prestigeangelegenheit erhoben: Wir schreiben heute ein weiteres wichtiges Kapitel für das Italien, das wir wollen, erklärte der Premier. Italien war bis Mittwoch das einzige westeuropäische Land, in dem weder ein Rechtsrahmen für homosexuelle Partnerschaften noch Regelungen für die hunderttausenden Ehen ohne Trauschein existierten. Diese Lücke ist nun geschlossen. Das italienische Gesetz orientiert sich am deutschen Modell der eingetragenen Partnerschaften. Homosexuelle und unverheiratete heterosexuelle Paare werden, nachdem sie sich amtlich haben registrieren lassen, künftig in Steuer- und Erbschaftsfragen, bei Pensionen und in diversen anderen Bereichen den traditionellen Ehepaaren weitgehend oder vollständig gleichgestellt. Sie können künftig den Nachnamen ihres Partners oder Doppelnamen annehmen; sie übernehmen aber auch die gegenseitigen Fürsorgepflichten. Gegen das Gesetz waren katholische und konservative Kreise innerhalb und außerhalb des Parlaments während Monaten Sturm gelaufen. Auch die Kirche mischte sich kräftig in die Diskussion ein. Als Niederlage für alle bezeichnete der Präsident der Bischofskonferenz, Nunzio Galatino, die Vertrauensabstimmung. Gemeint war in erster Linie der Gegenstand der Abstimmung, also das Gesetz selber. Der enge Papst-Vertraute forderte die katholischen Abgeordneten auf, trotz des neuen Gesetzes weiterhin eine Politik zu verfolgen, die die Wichtigkeit der traditionellen Familie – bestehend aus Mann, Frau und Kindern – ins Zentrum rücke. Die Kritik wirkt etwas überzogen: Im Einklang mit den Bischöfen und dem Papst hatten die katholischen Parlamentarier sorgsam darauf geachtet, dass im neuen Gesetz die Wörter Ehe und Trauung fehlen und jeder Anschein einer Gleichsetzung der unioni civili mit der Ehe zwischen Mann und Frau vermieden wird. Dabei schreckten die Traditionalisten im Parlament auch vor abstrusen Maßnahmen nicht zurück: Aus dem Gesetz gekippt wurde unter anderem die Erwähnung der Treuepflicht für homosexuelle Paare – weil diese dazu ohnehin nicht in der Lage seien. Auch auf die Stiefkind-Adoption, also die Möglichkeit, dass homosexuelle Partner die leiblichen Kinder ihrer Lebensgefährten adoptieren, musste Renzi verzichten. Der Widerstand war auch in der eigenen Partei, dem sozialdemokratischen PD, zu groß gewesen.
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Am 1. Juni wird der 57 Kilometer lange Gotthard-Basistunnel eröffnet. Zwölf Milliarden Franken kostete die Schweizer ihr größtes Bauprojekt aller Zeiten. Ein Pfeifen. Der Ton wird immer schriller. Dann setzt ein Dröhnen ein. Wackelt der Berg? Da rollt gerade ein Testzug durch eine der beiden Röhren, ruft Renzo Simoni und formt seine Hände zu einem Trichter. Er zeigt auf das Ende eines Zugangsstollens, der hier auf eine der beiden Röhren des Gotthard-Basistunnels stößt. Trotz des fahlen Lichts im Gotthardmassiv ist dem drahtigen Renzo Simoni die Zufriedenheit, der Stolz anzusehen: Der Bauingenieur aus Graubünden und seine Truppe schreiben sich in diesen Tagen in die Geschichtsbücher der Schweiz ein, ja, sie können sich sogar eines Weltrekords rühmen: Simoni, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Alptransit Gotthard AG, und seine Männer haben den längsten Eisenbahntunnel der Welt vollendet: den Gotthard-Basistunnel. Die zwei Röhren ziehen sich 57 Kilometer lang durch die Alpen. Vom Nordportal Erstfeld, Kanton Uri in der Zentralschweiz, bis zum Südportal Bodio im Kanton Tessin. Am 1. Juni wird das mehr als zwölf Milliarden Franken teure Jahrhundertwerk offiziell und mit großem Bahnhof eröffnet. Die Schweizer erwarten Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel, den französischen Präsidenten François Hollande, Italiens Premier Matteo Renzi – und Österreichs neuen Kanzler Christian Kern. Europa wird durch unseren Tunnel näher aneinanderrücken, verspricht Alptransit-Chef Simoni. Mehr als 20 Millionen Menschen allein im Einzugsgebiet zwischen Süddeutschland und Norditalien können von der neuen Verbindung profitieren. Das größte Bauprojekt, das die Schweiz jemals gesehen hat, erfüllt auch eine umwelt- und verkehrspolitische Mission: Die Eidgenossen wollen den Transport von Gütern und Menschen mehr und mehr von der Straße auf die Schiene verlagern. Die einzigartige Alpenlandschaft soll somit vor der Zerstörung bewahrt werden. Den Zeithorizont steckten die Eidgenossen auch schon ab: Unser Bauwerk ist für mindestens 100 Jahre Nutzungsdauer ausgelegt, macht Simoni klar. Der Alptransit-Chef zieht einen Plan aus der Tasche, legt ihn auf einen staubigen Tisch neben einer Felswand. Eine Taschenlampe erhellt die Skizze. Dann erklärt Simoni seine hochmoderne Konstruktion mit einem Enthusiasmus, den es braucht, um Berge zu versetzen: Wir haben mehr als 28 Millionen Tonnen Material aus dem Gotthard herausgeholt, mit Bohrungen und Sprengungen. Das Gestein würde einen 7.100 Kilometer langen Güterzug füllen: von Zürich bis Chicago. Der Clou des Basistunnels: Die Strecke weist nur minimale Steigungen und Kurven auf, doziert Simoni. Die Folge: Mehr Güterzüge und mehr Personenzüge können sicherer und schneller durch das Innere der Alpen sausen. Die erste Flachbahn durch die Alpen macht Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern möglich. Nach Abschluss der Arbeiten auf der gesamten Gotthard-Achse werden Reisende zwischen Zürich und Lugano rund 45 Minuten einsparen, wirbt Simoni. Die gesamte Gotthard-Achse umfasst auch den kleineren Ceneri-Basistunnel im Tessin: Er wird 2019 eröffnet. Im historischen, 1882 fertiggestellten Gotthard-Scheiteltunnel kommen noch heute Schiebeloks zum Einsatz: Ohne sie könnte so mancher Güterzug die Bergstrecke nicht überwinden. Durch den neuen Basistunnel, vollgepackt mit bester Eisenbahntechnik, gleiten die bis zu 750 Meter langen Güterzüge mit 2.000 Tonnen Anhängerlast ohne Hilfe dahin. Damit alles reibungslos verläuft, heuerte die Alptransit tausende Fachkräfte aus aller Welt an – etwa den Deutschen Ralf Rüdiger. Der Diplomingenieur für Eisenbahnbau leitet die Inbetriebsetzung des Tunnels. Rüdiger ließ seine Familie in Bayreuth zurück und folgte dem Ruf aus den Alpen. Die Projekte kommen nicht zu dir. Du musst zu ihnen, sagt der Sammler von Modelleisenbahnen. Neben einer guten Bezahlung lockten die Schweizer Tunnelbauer vor allem mit dem Renommee. Schließlich kann nicht jeder von sich sagen, bei der ersten elektrischen Fahrt im Tunnel im längsten Tunnel der Welt dabei gewesen zu sein und dafür Mitverantwortung getragen zu haben, erklärt Rüdiger. Den weitesten Weg in die Alpen mussten Minenarbeiter aus Südafrika zurücklegen. Sie bohrten bei Sedrun, im mittleren Teil des Tunnelsystems, zwei 800 Meter tiefe Schächte. Die südafrikanischen Mineure kennen das Geschäft aus dem Gold- und Diamantabbau, bei uns in Europa bohrt man nicht so tiefe Löcher, erinnert sich Alptransit-Chef Simoni und streicht mit der Hand über den Spritzbeton an der Tunnelwand. Hinter der grauen Oberfläche spannen sich Stahlbögen. Der Tunnel liegt bis zu 2.300 Meter unter der Oberfläche des Gotthards. Auch das ist Weltrekord – und verursacht Probleme. Weil die starken Spannungen die Röhren zu verformen drohten, tüftelten Ingenieure lange an einer Lösung: Sie entwarfen flexible Stahlbögen, diese schieben sich bei aufkommendem Druck zusammen und verhindern eine Katastrophe. Überhaupt ist die Sicherheit das oberste Gebot im Berg. Weil kein Schweizer Zug ein Tempo von 275 Stundenkilometer für Testfahrten schafft, mietete die Alptransit einen speziellen Testzug aus Deutschland: einen ICE-S. Der ICE ist bis unter die Decke voll mit Messinstrumenten, sagt Maurus Huwyler, Sprecher von Alptranist. Auf dem Prüfstand steht das Zusammenspiel von Fahrbahn, Fahrzeugen und Fahrleitung. Als Höhepunkt der Sicherheitschecks simulierten die Tunnelbauer einen Brand. Bei der Großübung saßen 800 Menschen in den Wagons, die rasche Evakuierung klappte bis auf einige Holprigkeiten nach Plan. Was passiert genau bei einem Notfall? Alle 325 Meter befinden sich Querschläge, sie verbinden die beiden parallelen Tunnelröhren, erklärt Huwyler. Er schreitet am Nordportal in Erstfeld einige Meter in den linken Tunnel hinein. Diese Querschläge dienen im Notfall als rasch erreichbare Fluchtwege in die andere Röhre. Die Fluchtwege sind eingebettet in ein ausgeklügeltes Konzept: Es reicht von Notbelüftung über Lösch- und Rettungszügen bis hin zu Videokameras, die mutmaßliche Terroristen filmen sollen. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen auch während der Bauarbeiten musste Alptransit den Verlust von Mitarbeitern beklagen: Neun Männer ließen in den vergangenen Jahren im Gotthardmassiv ihr Leben. Es waren tragische Unfälle, Unachtsamkeit, ein Mitarbeiter fiel von der Leiter, erzählt Simoni mit ernster Miene. Hinter ihm ist im Kerzenlicht eine Statue der heiligen Barbara zu sehen, Schutzpatronin der Bergleute. Die Hinterbliebenen werden am letzten Tag im Mai an einem Tunneleingang der Toten gedenken – am 1. Juni werden die Megaröhren eröffnet. Und Mitte Dezember sollen die Züge dann regulär nach Fahrplan durch den Gotthard rauschen.
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Erste Asylwerber aus Traiskirchen in Gabčíkovo. Grenzkontrolle! titelte die tschechische Tageszeitung Lidové noviny in großen Lettern und deutscher Sprache, nachdem Berlin vor einer Woche angekündigt hatte, das Schengener Abkommen wegen der Flüchtlingskrise auszusetzen. An den Kiosken mag der deutsche Aufmacher als Blickfang funktioniert haben, doch was die Bereitschaft betrifft, den freien Personenverkehr zu kippen, so sind auch die Tschechen nicht zimperlich: Angesichts der Bilder von provisorischen Zeltlagern und überfüllten Bahnhöfen in anderen Ländern sprachen sich in einer Umfrage des tschechischen Fernsehens jüngst 74 Prozent für Grenzkontrollen aus. Ähnlich die Stimmung in der Slowakei: In Gabčíkovo, wo am Donnerstag die ersten syrischen Flüchtlinge aus Österreich eintrafen, hatten in einem nicht bindenden Referendum 97 Prozent gegen die vorübergehende Unterbringung von 500 Asylwerbern aus Traiskirchen gestimmt. Die slowakische Regierung ist strikt gegen die von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen verbindlichen Quoten und will auf freiwilliger Basis nur 100 Menschen dauerhaft Asyl gewähren. Tschechiens Regierung glaubt ebenfalls, dass die Flüchtlinge ohnehin nicht im Land bleiben möchten, und argumentiert damit gegen einen fixen Verteilungsschlüssel: Wie sollen wir tausende Menschen aufnehmen, die gar nicht bei uns sein wollen?, fragt der sozialdemokratische Innenminister Milan Chovanec. 99 Prozent wollen nach Deutschland! Der Weg dorthin ist jedoch laut Hilfsorganisationen voller Hürden. Schutzsuchende, die in Tschechien aufgegriffen werden, würden häufig in Abschiebelager mit eindeutigem Gefängnischarakter gesteckt, erklärt Martin Rozumek, Chef der Prager Organisation für Flüchtlingshilfe im Gespräch mit dem STANDARD. Die Rechtsgrundlage für ihre Inhaftierung fehle jedoch meist, da eine Rückführung nach Ungarn oder gar Syrien derzeit keine Option sei. Eine reine Abschreckungsstrategie also, meint der Jurist. Die meisten würden nach einigen Wochen einfach wieder freigelassen und setzen ihre Reise nach Deutschland fort. In der Regel seien sie dann ärmer als vorher: Der Staat verrechnet pro Person und Tag 250 Kronen (circa neun Euro, Anm.) für die Unterbringung, berichtet Monika Horáková von der Hilfsorganisation Hlavák, die am Prager Hauptbahnhof Flüchtlinge mit Essen und Kleidung versorgt. Jiří Dienstbier, tschechischer Minister für Menschenrechte, plädierte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Prag dafür, in der Flüchtlingsfrage ein freundliches Antlitz zu zeigen. Verbindliche Quoten lehnt zwar auch er ab, Tschechien könne aber freiwillig bis zu 15.000 Flüchtlinge aufnehmen – weit mehr als die 4300 aus dem Kommissionsvorschlag. Das Nein des Innenministers kam prompt. Es handle sich um eine persönliche Initiative Dienstbiers, erklärte Parteifreund Chovanec: Ich wusste gar nicht, dass der Kollege eine so große Wohnung hat.
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Tränengas und Gummigeschosse eingesetzt. Istanbul – Mit Gummigeschossen und Tränengas hat die türkische Polizei am Freitag eine Studentendemonstration in Istanbul aufgelöst. Bereitschaftspolizisten kesselten die Studenten vor der Universität ein und nahmen zahlreiche Demonstranten fest, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Es gab mehrere Verletzte. An dem Protest waren etwa 200 Studenten beteiligt, sie forderten die Abschaffung des Hochschulkontrollgremiums YÖK, das am Freitag auf den Tag genau vor 34 Jahren von der Militärjunta eingerichtet worden war. Die Jugend lässt sich nicht einschüchtern, (Staatspräsident Recep Tayyip) Erdogan und der YÖK werden zusammenbrechen, stand auf einem Plakat. Die Mörder-Regierung muss zur Rechenschaft gezogen werden, skandierten die Studenten. Auch in Antalya im Süden des Landes protestierten Studenten am Jahrestag gegen den YÖK, der als Kontrollgremium der Regierung verhasst ist. Dort setzte die Polizei Wasserwerfer ein. Medienberichten zufolge wurden in Antalya neun Demonstranten in Polizeigewahrsam genommen. In Antalya findet kommende Woche der Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) statt.
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Hisham Barakat durch Explosion eines offenbar ferngezündeten Sprengkörpers getötet. Kairo – Wenige Stunden nach einem Bombenanschlag auf seinen Autokonvoi ist Montag Ägyptens Generalstaatsanwalt Hisham Barakat seinen Verletzungen erlegen. Das teilte die staatliche Nachrichtenagentur Mena am Nachmittag mit. Unmittelbar nach dem Angriff vor der Militärakademie im Kairoer Vorort Heliopolis hatte es noch geheißen, Barakat sei in guter Verfassung. Zwei Polizisten und zwei Passanten wurden bei der Explosion eines offenbar ferngezündeten Sprengkörpers ebenfalls verletzt. Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon hat den Anschlag auf Barakat scharf verurteilt. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, verlangte er. Der Familie des Opfers sprach Ban am Montag sein Beileid aus. In Ägypten war schon vor dem Anschlag von einer erhöhten Gefahr neuer Gewalt ausgegangen worden. Am Montag jährte sich zum zweiten Mal der Beginn jener Proteste, die 2013 in der Absetzung des 2012 gewählten Präsidenten Mohammed Morsi von den Muslimbrüdern endeten. Auf die Absetzung folgten blutige Ausschreitungen, unter dem Titel des Krieges gegen den Terror führte die neue Regierung von General Abdelfattah al-Sisi, der sich 2014 zum Präsidenten wählen ließ, eine blutige Kampagne gegen mutmaßliche Mitglieder der Muslimbrüder. Hunderte, darunter Morsi und der Muslimbrüder-Chef Mohammed Badie, wurden zum Tod verurteilt. Viele weitere, auch einfache Mitglieder und andere Regierungsgegner, landeten in Gefängnissen. Generalstaatsanwalt Barakat war eines der Gesichter dieser Kampagne. Allerdings hatte auch ein Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu Anschlägen auf Mitglieder der ägyptischen Justiz aufgerufen, nachdem kürzlich sechs mutmaßliche Mitglieder der Gruppierung in Ägypten zum Tod verurteilt worden waren. (red, 29.6.2015)
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Nach zwei Jahren in Hannover nimmt Royer beim dänischen FC Midtjylland den nächsten Anlauf, im Ausland Fuß zu fassen. Wien – Viele Trophäen stehen noch nicht in der Vereinsvitrine des FC Midtjylland. Der dänische Klub gewann in der vergangenen Saison seine erste Meisterschaft, international sorgte er bis dato für wenig Aufsehen. Dennoch zählt er zu den derzeit wohl aufregendsten Fußballklubs Europas. Es sind weniger die sportlichen Erfolge, als vielmehr die bannbrechenden Scouting- und Analysemethoden, die die Herzen von Statistikfreaks und Fußballliebhabern in gleichem Maße höher schlagen lassen. Eine geheime Mixtur aus mathematischen Modellen, Algorithmen und Statistiken soll dem Klub dazu verhelfen, eine perfekt harmonierende Truppe zusammenzustellen. Im Sommer spuckte der Midtjylland-Computer auch den Namen Daniel Royer aus. Welche Leistungsdaten für sein Engagement ausschlaggebend waren, weiß der Schladminger allerdings nicht. Ich glaube, auch die anderen Spieler haben keine Ahnung, wie dieses Scoutingsystem genau funktioniert. Hier ist alles viel ruhiger Für den sechsfachen Teamspieler komme es bei der Verpflichtung eines Fußballers ohnehin auf mehr an als auf die Auswertung trockener Daten. Bevor ich unterschrieben habe, bin ich ja nach Dänemark geflogen, um die Leute hier kennenzulernen, sagt er. Ich glaube, dass man auch menschlich zum Verein passen muss, um hier spielen zu dürfen. Nach seinem Besuch im 48.000-Einwohner-Städtchen Herning, wo der Verein beheimatet ist, habe er mit seiner Zusage nicht lange gezögert. Mir war sofort klar: Hier stimmt die Atmosphäre, hier verstehe ich mich mit den Menschen. Ausschlaggebend für den Wechsel von der Wiener Austria zum dänischen Meister sei auch der Wunsch gewesen, auf internationaler Bühne aufzutreten. Der Traum wurde wahr: Nach drei Spielen in der Europa League hält Midtjylland bei sechs Punkten. Unser Ziel ist es, die Gruppenphase zu überstehen. Das wäre für den Verein eine Riesensache. Der Wegzug aus der österreichischen Hauptstadt sei dennoch mit kleinen Entbehrungen verbunden gewesen. Man muss ja nicht ständig Party machen, aber wenn du in Wien vor die Haustür gehst, bieten sich dir tausende Möglichkeiten, sagt Royer. Hier ist alles viel kleiner und ruhiger – aber trotzdem schön. Das dänische Red Bull Salzburg Hohe Mathematik hin oder her, am FC Midtjylland kommt in Dänemark kaum jemand vorbei. Im Juli feierte der Klub, der durch eine Fusion der in wirtschaftliche Nöte geratenen Vereine Herning Fremad und Ikast FS aus der Taufe gehoben wurde, sein erst 16-jähriges Bestehen. Wie andere Fußballklubs, die auf eine verhältnismäßig kurze Geschichte zurückblicken und in die viel Geld gesteckt wird, werde Midtjylland von vielen dänischen Fans angefeindet. Man kann den Verein ein bisschen mit Red Bull Salzburg vergleichen, sagt Royer. Midtjylland stößt immer wieder auf Gegenwind. Die Atmosphäre in der Herninger MCH-Arena findet Royer dennoch stimmungsvoll. Ins Stadion passen zwar nur 12.000 Menschen, es ist aber sehr kompakt gebaut. Im Meisterjahr 20014/15 saßen im Schnitt 8.570 auf den Tribünen. Trotzdem war es meistens laut. Irrationalität ist der Feind Der Unterschied zum österreichischen Meister: 2014 stand Midtjylland noch vor dem Ruin. Gerettet wurde der Verein durch das Geld eines smarten Briten namens Matthew Benham. Der 52-Jährige machte mit einem gefinkelten Sportwettsystem ein Vermögen. Mit seinem Unternehmen Smartodds wettet er seit mehr als zehn Jahren mit mathematischen Methoden auf Fußballspiele. An die acht Millionen Euro soll Benham in den Verein gesteckt haben, bereits 2010 übernahm er den FC Brentford in England. Mit seiner analytischen Herangehensweise will er irrationalen, subjektiven und emotionalen Entscheidungen den Garaus machen, wie der Sportnachrichtendienst SID schreibt. Wir können unsere Gegner nicht mit finanziellen Mitteln schlagen, also müssen wir schlauer sein als sie, sagt Vereinsboss Rasmus Ankersen, das zweite Mastermind hinter dem Erfolg. Denn es gibt einen weiteren Unterschied zu Red Bull Salzburg: Im Gegensatz zum Mateschitz-Klub verfügt Midtjylland nicht über das höchste Budget der Liga. So spielt die Statistik nicht nur beim Scouting eine wichtige Rolle. Wenn wir in der Halbzeit in die Kabine gehen, hat der Trainer schon bestimmte Statistikwerte parat, sagt Royer. Das funktioniert hier sehr schnell und hilft uns dabei, unser Spiel bei Bedarf anzupassen. Der dänische Fußball sei ohnehin taktisch sehr anspruchsvoll. Und physisch. Robuste und große Spieler sind es auch, die für das Meisterstück der Ulvene (Wölfe) mitverantwortlich sind: Kaum ein Verein in Europa schießt nach Standardsituationen so viele Tore wie Midtjylland. Ein besonderes Training für ruhende Bälle verneint Royer allerdings. Ich denke, dass wir einfach die richtigen Spielertypen in der Mannschaft haben, um freistoß- und eckballgefährlich zu sein. Ups and Downs in Deutschland Midtjylland ist Royers zweite Auslandsstation. Zwischen 2011 und 2013 stand der ehemalige Jugendspieler des SK Sturm Graz beim deutschen Bundesligisten Hannover 96 unter Vertrag, 2012 wurde er an den 1. FC Köln in die zweite Liga verliehen. Ob er in Deutschland gescheitert sei? Der Durchbruch ist mir dort jedenfalls nicht gelungen, sagt Royer. Der Konkurrenzkampf war damals sehr groß. Als ich nach Hannover gekommen bin, war die Mannschaft so erfolgreich wie selten zuvor. 2012 drangen die Niedersachsen bis ins Viertelfinale der Europa League vor, die Meisterschaft wurde auf dem siebenten Platz beendet. In Köln hat es mir dann wieder Spaß gemacht. Seinem Engagement bei Hannover gewinnt Royer trotzdem einen positiven Aspekt ab: Wenn man durch schwierige Zeiten geht, entwickelt man sich als Mensch weiter. Nun scheint Royer gerade in dem Land glücklich zu werden, in dem Studien zufolge die glücklichsten Menschen der Welt leben. Ob sich das im Alltag bemerkbar mache? Das ist schwierig zu beantworten, sagt der Schladminger, der derzeit mit anderen ausländischen Spielern Dänisch lernt. Was mir aber sofort aufgefallen ist: Die Menschen sind extrem freundlich und begegnen einem immer mit Respekt. Das habe ich in dieser Intensität noch nirgends erlebt. Mit Midtjylland will Royer seine erste Meisterschaft gewinnen. Der Triumph im ÖFB-Cup mit der SV Ried (2011) stellt seinen bisher größten Erfolg dar. Mit dem FC Kopenhagen und Brøndby haben wir zwei starke Konkurrenten, aber warum sollten wir es nicht schaffen? Die Zeichen stehen zumindest derzeit nicht schlecht: Punktegleich mit Kopenhagen liegt Midtjylland auf dem zweiten Platz der Superliga. Ob dafür Mathematik, Statistiken oder Menschen verantwortlich sind, spielt für Royer nicht die wichtigste Rolle.
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Energiewende-Vertrag und europäisch einheitliche CO2-Abgabe als Ersatz für Emissionshandel vorgeschlagen. Wien/Paris – Die am 30. November in Paris beginnende UN-Klimakonferenz werde nach den Terroranschlägen in der französischen Hauptstadt sicher eine der bestbewachten internationalen Verhandlungen sein, sagte Umwelt- und Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) am Sonntag in der Fernseh-Pressestunde des ORF. Ihr Stattfinden sei immens wichtig, seine Zielrichtung die Dekarbonisierung der Gesellschaft. Auf EU-Ebene betonte Rupprechter zwei Vorschläge: Zum einen müssten die stark fossil und nuklear ausgerichteten europäischen Energiesysteme massiv in Richtung erneuerbare Energien gesteuert werden. Wir wollen einen Energiewende-Vertrag. Das ist unser Vorschlag, den wir auf den Tisch legen werden. Wir müssen auf jeden Fall heraus aus der Kohle, europaweit. Zweiter Ansatzpunkt sei das nicht wirklich gut funktionierende Emissionshandelssystem. Hier möchte Rupprechter eine europäisch einheitliche CO2-Abgabe als Ersatz diskutieren, um dem Kohlenstoff einen Preis zu geben. Die Voraussetzungen für die Umsetzung einer solchen CO2-Steuer schätze er als sehr gut ein, aus wissenschaftlicher Sicht sei dieser Weg heute Mainstream. In Österreich sei eine Ökologisierung des Steuersystem bei der zuletzt umgesetzten Reform nicht möglich gewesen, bei der nächste Etappe müsse dies aber kommen, betonte der Minister. Zur Mineralölsteuer meinte Rupprechter, diese sei ja auch eine Art CO2-Steuer. Wir müssen über alle diese Fragen diskutieren. Österreich beteiligt sich mit 25 Millionen Dollar für vier Jahre an der Klimafinanzierung, was immer wieder als zu wenig kritisiert wurde. Im kommenden Budget stünden zusätzliche zwölf Millionen Euro zur Verfügung, sagte Rupprechter dazu und verwies zudem auf einen Beitrag Österreichs von 130 Millionen Euro jährlich durch klimarelevante Projekte. Bezüglich eines international verbindlichen Abkommens zur Reduktion der Treibhausgase gab sich Rupprechter, der Österreich beim Gipfel vertreten wird, weiterhin vorsichtig optimistisch. Schließlich hätten bereits mehr als 150 Staaten, darunter die USA und China, im Vorfeld Angebote auf den Tisch gelegt. Rupprechter hat sich kritisch zum Stand der Verhandlungen um das umstrittene Freihandelsabkommen der EU mit den USA, TTIP, geäußert. Ich bin sehr skeptisch, dass es bis zum März zu einem Abschluss kommt, sagte Rupprechter. Auf der Seite der USA gebe es überhaupt keine Bewegung in den Kernthemen, resümierte er nach dem Debriefing über die letzte Verhandlungsrunde. Auch bei den geschützten Herkunftsbezeichnungen wie dem Tiroler Speck gebe es von US-Seite kein Entgegenkommen. Der Gen-Lachs dürfe keineswegs nach Europa kommen. Die Amis sind ein bisschen lax bei der Lebensmittelsicherheit, meinte der Minister. Grundsätzlich sei er für ein Freihandelsabkommen mit den USA, aber es muss ein gutes, faires, ausgewogenes sein. Europa habe keinen Zeitdruck, dass es im März unbedingt zu einem Abschluss kommen müsse. Ein Abkommen könne man auch mit einer späteren US-Administration schließen. Im Skandal um manipulierte Abgaswerte bei VW-Autos sieht der Umweltminister nun den Konzern gefordert. Der VW-Konzern solle seine Energie in die Entwicklung umweltfreundlicherer Antriebssysteme stecken, forderte Rupprechter. Betroffene Autofahrer müssten keine Strafsteuern bezahlen. Das mutmaßlich betrügerische Vorgehen des Auto-Konzerns sei gerichtsanhängig. Angesprochen auf die nun angehobenen Abgaswerte, die bei Tests in der Realität statt im Labor erreicht werden sollen, zeigte sich Rupprechter nicht begeistert. Beschlossen hätten diese Normen die Verkehrsminister, sagte er.
| 5Inland
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25-Jähriger stürzte auf die Gleise und wurde beim Hochklettern von Garnitur erwischt. Wien – Ein tödlicher Unfall hat sich Sonntag zeitig in der Früh bei der Wiener U-Bahnlinie U2 ereignet. Ein 25-jähriger Mann stürzte bei der Station Rathaus auf die Gleise. Beim Hochklettern wurde er von einer einfahrenden Garnitur zwischen Bahnsteig und Zug eingeklemmt und erlitt dabei tödliche Verletzungen, berichteten die Wiener Linien. Das Unglück passierte gegen 5.30 Uhr. Der junge Mann, der laut Polizei möglicherweise alkoholisiert war, versuchte zunächst, in eine Garnitur der U2 einzusteigen, was ihm aufgrund seiner Beeinträchtigung nicht gelang. Als dieser Zug wieder abfuhr, ging er torkelnd am Bahnsteig entlang und fiel auf die Gleise. Als er sich wieder hochziehen wollte, fuhr bereits die nächste Garnitur ein, wie die Auswertung der Überwachungsbilder zeigte. Der Fahrer leitete laut Wiener Linien-Sprecher Dominik Gries noch eine Notbremsung ein, der 25-Jährige wurde jedoch zwischen Zug und Bahnsteig eingeklemmt. Er erlag noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen. Der U-Bahn-Fahrer erlitt einen Schock und wird psychologisch betreut. Der 25-Jährige befand sich völlig allein in der Station, sodass ihm andere Fahrgäste nicht zu Hilfe kommen konnten.
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Italien verschärft Offensive gegen Steuerflucht. Rom/San Marino – Italiens Steuerfahndung macht zur Zeit eine Aktion Scharf gegen italienische Finanztransaktionen nach San Marino. Geprüft werden die Bankkonten von 20.000 Italienern mit Bankkonten im Kleinstaat. Sie werden der Steuerflucht verdächtigt, berichtete das italienische Wochenmagazin L Espresso am Freitag. Die Steuerfahnder prüfen Transaktionen zwischen 2006 und 2014 mit San Marino. Über 22 Milliarden Euro sollen in diesem Zeitraum in den Kleinstaat geführt worden sein. Ins Visier der Fahnder sind auch Industrielle und Bankiers geraten. Dank der neuen Untersuchung hat die Steuerpolizei Daten gesammelt, die drei Mal umfangreicher sind als jene der bekannten Liste, die der HSBC-Angestellte Herve Falciani 2007 gestohlen und französischen Steuerbehörden übergeben hat. Die Ermittlungen rund um San Marino werden noch Monate dauern, berichtete L ´Espresso. Seit Jahren bemüht sich San Marino, seinen schlechten Ruf als Steueroase abzuschütteln. Wesentliche Schritte hat der Kleinstaat seit 2010 unternommen, um sich internationalen Transparenzstandards anzupassen und das Bankgeheimnis abzuschaffen. Einen schmerzhaften Umwandlungsprozess musste die Enklave an der Adria durchstehen, um ihr Bankensystem transparenter zu gestalten. Der hinter dem Schleier des Bankgeheimnisses blühende Finanzsektor, der bis 2010 noch 18 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachte, musste Riesenverluste verkraften. Dies steigerte die Rezession in San Marino, die ohnehin von der Krise im benachbarten Italien verschärft wurde. Die kleine Republik bekommt wie andere Steuerparadiese von der Schweiz bis in die Karibik den Druck des internationalen Kampfes gegen Steuerflucht zu spüren.
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Messenger wird 48 Stunden lang gesperrt – Strafe für mangelnde Kooperationsbereitschaft von Facebook. Der Facebook-Nachrichtendienst Whatsapp soll in Brasilien für 48 Stunden blockiert werden. Ein Gericht in Sao Bernardo do Campo (Bundesstaat Sao Paulo) habe alle Telefongesellschaften dazu aufgefordert, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Agencia Brasil am Mittwochabend. Hintergrund sei ein Strafverfahren, in dem das Unternehmen nicht kooperiert habe. Auf einen Gerichtsbeschluss vom 23. Juli habe Whatsapp nicht reagiert, am 7. August sei im Falle der Nichtkooperation die Blockade angedroht worden. Da wieder keine Reaktion erfolgt sei, habe die Staatsanwaltschaft die Sperrung für einen Zeitraum von 48 Stundenverfügt.
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Erstes Gerät soll auf kommendem Event in London präsentiert werden. Nach der Übernahme der Smartphone-Sparte von Microsoft will der finnische Konzern Nokia im kommenden Jahr mit seiner eigenen Marke in das Geschäft zurückkehren. Ein Tablet hat das Unternehmen bereits veröffentlicht. Und schon nächste Woche, so berichtet Recode, will man in die virtuelle Realität vorstoßen. Am 28. Juli steigt in London ein VIP-Event von Nokia, der auf der Einladung mit der kryptischen Botschaft Nowhere – Now Here angekündigt wurde. Das wurde zuerst vielfach als Hinweis auf eine Ankündigung des Kartendiensts Here verstanden, der laut jüngsten Berichten an deutsche Autohersteller verkauft wird. Doch nun soll es laut informierten Quellen ein VR-Gerät werden, womit Sony zum Kreis anderer namhafter Hersteller vorstoßen würde, die diese neuen Gewässer bereits erkunden. Vorne mit dabei sind etwa Facebook (mit Oculus VR), Sony, Samsung und HTC. Hergestellt werden soll das Device von Nokia Technologies, jener Technikabteilung, die beim Verkauf der Telefonsparte an Microsoft beim Konzern verblieben ist. Dort gibt man keinen Kommentar zur kommenden Veranstaltung ab.
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Internet-Glücksspiel ist steuerpflichtig, "wenn die Teilnahme vom Inland aus erfolgt". Doch das ist technisch nicht eindeutig feststellbar. Wien – Die Besteuerung der von Inländern im Internet abgeschlossenen Glücksspiele und Wetten erscheint legitim und aus Gründen des Wettbewerbs notwendig. Deshalb werden Ausspielungen elektronischer Lotterien (zum Beispiel Online-Glücksspiel) dann mit 40 Prozent der Jahresbruttospieleinnahmen und Wetten in Höhe von zwei Prozent des Einsatzes besteuert, wenn die Teilnahme vom Inland aus erfolgt. Der Gesetzgeber wählt damit einen Anknüpfungspunkt an das Inland durch die Festlegung eines geografisch festlegbaren Ortes. Das Problem dabei ist nur, dass es keine geeignete massentaugliche Methode gibt, durch die der physische Aufenthalt des Teilnehmers zum Zeitpunkt des Abschlusses der Internetwette bewiesen werden kann. Keine der denkbaren Varianten zur Feststellung des Aufenthaltsortes bringt einen direkten Beweis. Der Anbieter erhält zwar bei Abschluss eine Adresse des Internet-Protokolls (IP-Adresse), der ein Ort mittels Geolocation via IP-Nummer zugeordnet werden kann (zum Beispiel www.utrace.de). Dieser Ort muss aber nicht in allen Fällen der Ort sein, an dem sich der Teilnehmer als Sender tatsächlich aufhält. Der Teilnehmer kann sich etwa in einem VP-Netzwerk mit einer ausländischen IP-Adresse befinden. Es wurde bereits gerichtlich festgestellt, dass nicht mit hundertprozentiger Sicherheit ein Teilnehmer mithilfe der Computertechnik geografisch lokalisiert und die IP-Adressen einem Ort zugeordnet werden können. Dies ist besonders problematisch, da im Wettgewerbe rund fünf Prozent der Kunden um die 80 Prozent der Umsätze verantworten. Zudem dürfen aus Gründen des Datenschutzes derzeit IP-Adressen nicht gespeichert werden, was ein Spannungsverhältnis zu abgabenrechtlichen Aufzeichnungspflichten schafft. Wenn die Daten nicht aufbewahrt werden dürfen, ist außerdem eine nachträgliche Überprüfung durch die Abgabenbehörden nicht möglich. Vor diesem Hintergrund versuchten die Behörden zunächst, die Bemessungsgrundlage im Schätzungswege nach dem Verhältnis der statistisch festgestellten Auslandsaufenthalte von Inländern zu den Inlandsaufenthalten von Ausländern festzustellen. Nach einem Erkenntnis des VwGH (20.11.2014, 2013/16/ 0085) kann die Antwort auf die Frage, ob an einer Wette vom Inland aus teilgenommen wurde, aber nicht geschätzt werden, sondern muss Ergebnis einer Beweiswürdigung sein, die den Sachverhalt anhand von Indizien feststellt. Als Indiz für die Teilnahme aus dem Inland könnte nach Auffassung des VwGH zusätzlich zur IP-Adresse die Wohnanschrift dienen, da anzunehmen ist, dass eine große Anzahl von Teilnehmern von zu Hause aus spielt. Doch werden Glücksspiele und Wetten immer öfter mobil (via Smartphone oder Tablet) abgegeben, sodass es zunehmend wahrscheinlich ist, dass der Teilnehmer unterwegs ist. Auch wenn dies meist im Inland sein wird, lässt sich das Ausmaß allenfalls durch Umfrage statistisch schätzen oder einzeln erfragen, aber nicht für den Einzelfall zweifelsfrei feststellen. Somit kann der die Steuerpflicht auslösende Tatbestand wiederum nur geschätzt werden, was der VwGH eben als unzulässig erkannt hat. Sind schon beide Merkmale, Wohnsitz und IP-Adresse, für sich gesehen mit einem hohen Maß an Unsicherheit behaftet, wird das Ergebnis durch die Zusammenschau beider Merkmale in vielen Fällen nicht besser. Denn sie können sich allzu leicht widersprechen. So kann ein Inländer während eines Urlaubsaufenthalts vom Ausland aus teilnehmen, was sich in der Geolocation via IP-Adresse widerspiegeln könnte, oder umgekehrt ein Ausländer sich im Inland aufhalten. Welches Indiz sollte in diesen Fällen dann den Ausschlag für die Zuordnung zum In- oder Ausland geben? Die Teilnahme an der Wette oder dem Spiel vom Inland aus kann daher anhand der vom VwGH angeführten Merkmale auch im Rahmen des Indizienbeweises für den Einzelfall nicht widerspruchsfrei festgestellt werden. Daraus ergeben sich ernsthafte verfassungsrechtliche Bedenken. Da es offensichtlich technisch nicht möglich ist, verlässlich festzustellen, ob ein registrierter User an einer Wette oder einem Glücksspiel vom Inland aus oder vom Ausland aus teilnimmt, wird für den Tatbestand der Teilnahme vom Inland aus das verfassungsrechtliche Bestimmtheitsgebot (Art 18 B-VG) nicht erfüllt. Dadurch ist auch der Gleichheitssatz (Art 7 B-VG) gefährdet. Gerade im Steuerrecht hat der Gesetzgeber die rechtsstaatliche Verpflichtung, die Steuertatbestände so zu umschreiben, dass sie gleichmäßig angewendet werden können. Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) hat diese Bedenken bisher nicht aufgegriffen. Eine umfassende Auseinandersetzung des Gerichtshofes wäre aber schon deshalb wünschenswert, weil die Frage, ob beim Glücksspiel im Internet Steuerpflicht besteht, in diesen Konstellationen weder vom Steuerpflichtigen bei der Selbstbemessung noch von der Finanzverwaltung zweifelsfrei bejaht oder verneint werden kann (vgl. Aigner/Kofler/Moshammer/Tumpel, Taxlex 2015, S. 296). Auch der Gesetzgeber wäre gefordert, nur solche Anknüpfungsmerkmale auszuwählen, die technisch tatsächlich umsetzbar sind. Eine verfassungskonforme Lösung wäre möglich, wenn die Steuerpflicht beispielsweise statt an den Aufenthaltsort bei der Teilnahme an den Wohnsitz des Teilnehmers anknüpfen würde, der sich bei der ohnedies notwendigen Prüfung seines Identitätsausweises ergibt.
| 3Wirtschaft
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US-Singer-Songwriter Eric Andersen ziert das Americana Fest Wien, bei dem bis 11. November auch viele heimische Musiker live zu erleben sind. Wien – Nicht erst seit Blues, Country, Singer-Songwriter, Folk, Bluegrass, Tex-Mex und die daraus zusammengerührten Roots-Rock-Bastarde das vermarktungsfreundliche Label Americana umgehängt bekommen haben, erfreuen sich diese Musikstile in unseren Breiten großer Beliebtheit. Immerhin hat man es mit mythenschweren US-Musikstilen zu tun, die Projektionsflächen für Sehnsüchte aller Art bieten. Seit vergangenem Jahr hat nun auch Wien sein eigenes Americana-Fest, das heuer als eine mehrwöchige Veranstaltungsreihe mit rund 25 Clubkonzerten in zehn verschiedenen Clubs angelegt ist. Bereits am Dienstag tritt ein schon seit längerem in Wien lebender US-Singer-Songwriter, Douglas Linton, in der Local-Bar auf, wo er von den Lokalmatadoren The Plan Bs begleitet wird. Ein Mix aus internationalen Gästen wie dem Texaner Eric Taylor oder der Band 610 aus Chicago und zahlreichen heimischen Americana-Adepten, darunter Johnny-Cash-Überfan Christian Masser und Fia Sco & The Majestics, steht auch in den kommenden Wochen auf dem Programm. Internationales Aushängeschild ist der 72-jährige Singer-Songwriter Eric Andersen, der sich seine Sporen einst in der Folkszene des Greenwich Village der 1960er-Jahre verdiente und mit Songs wie Blue River oder Thirsty Boots einige veritable Klassiker des Genres im Gepäck hat. In Wien ist Andersen, der in den 1980er-Jahren nach Europa übersiedelte, an zwei Abenden zu Gast: Während er sich am 23. Oktober im Haus der Musik der Auseinandersetzung mit literarischen Vorbildern widmet, stehen am Tag danach im Schwarzberg die eigenen Songs im Vordergrund. Ein Säulenheiliger der Americana-Szene wird am 2. Oktober gewürdigt, wenn sich Musiker verschiedener Bands im Reigen für ein Tribute für den 1973 im Alter von nur 26 Jahren verstorbenen Country-Rock-Pionier Gram Parsons einfinden. Der hat einst unter anderem einem gewissen Keith Richards entscheidende Impulse auf den weiteren musikalischen Weg mitgegeben.
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Treffen mit Abbas – Deutschlands Haltung in UN offen. Berlin – Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Siedlungspolitik Israels in den Palästinensergebieten scharf kritisiert, Deutschlands Haltung zu einer UN-Resolution aber offengelassen. Berlin unterstütze die jüngste französische Nahost-Friedensinitiative, sagte Merkel am Dienstag nach einem Treffen mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas in Berlin. Angesichts der Sprachlosigkeit zwischen den Konfliktparteien sei es wichtig, dass jede auch noch so unwahrscheinliche Möglichkeit genutzt wird, um Fortschritte zu erzielen. Es sei aber nicht sehr wahrscheinlich, dass morgen ein Friedensplan auf dem Tisch liegt. Die französische Initiative verzögert sich, ein Ministertreffen könnte Anfang Juni stattfinden. Merkel pochte darauf, dass sich alle wichtigen Akteure an einem solchen Vorstoß beteiligen müssten. Die Palästinenser wollen nicht auf Frankreich warten, sondern nach den Vorstellungen von Abbas mit einer Resolution im UN-Sicherheitsrat Druck auf Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu aufbauen. Merkel sagte, sie verstehe, dass Abbas immer wieder den Weg in den Sicherheitsrat suche. Noch besser wäre, wir würden es schaffen, dass kein Siedlungsbau mehr stattfindet, ergänzte sie. Abbas bezeichnete die Lösung des Nahostkonflikts erneut als Schlüssel auch im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat. Den Palästinensern bleibe keine andere Möglichkeit als jene über die Vereinten Nationen: Wir wissen, dass Israel zwölf Resolutionen ignoriert hat, und trotzdem haben wir keinen anderen Weg.
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Freunde des Tippens, die Champions-League-Saison 2014/15 ist vorbei. Durchgesetzt hat sich Userin: Vlatilatiah Kongrazia, und das ziemlich deutlich. Mit 238 Punkten hat sich unsere Gewinnerin vor Captain Willard (226) durchgesetzt. Den dritten Platz teilen sich emir_k und Pla Ton (jeweils 222). Die vier mögen sich unter [email protected] melden, wir machen ein sommerliches Goodie-Bag bereit! Das war spannend, das war lustig. Nächstes Jahr starten alle wieder bei Null. So ist das. Hier geht es zum Tippspiel
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Konsolenfassungen erscheinen weiterhin im November. Electronic Arts hat den Veröffentlichungstermin der PC-Version der Neuauflage von Need for Speed um einige Monate nach hinten verlegt. Anstatt gleichzeitig mit den Fassungen für PS4 und Xbox One am 5. November zu erscheinen, soll die PC-Ausgabe nun erst im Frühjahr 2016 folgen. Wenngleich damit offenbar die Priorität auf der Fertigstellung der Konsolenversionen liegt, soll die zusätzliche Zeit genutzt werden, um die Erwartungen der PC-Spieler zu erfüllen. Die Entwickler versprechen unter anderem, dadurch Spielern eine variable Bildrate zu ermöglichen sowie die Leistungsvorteile starker PCs für eine schönere Grafik zu nutzen. Als Trostpflaster werde die PC-Fassung zum Start überdies alle bis dahin veröffentlichten Zusatzinhalte inkludieren. Es ist heuer nicht die erste Verspätung eines PC-Blockbusters. Ende August erklärte Ubisoft, dass man sich für die PC-Fassung einen Monat länger Zeit lassen werde.
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Entsetzen über Terrorakte, Absage an "Scharfmacher gegen Flüchtlinge". Villach/Wien – Die Grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig sich hat am Samstag erschüttert über die Terrorakte in Paris gezeigt, gleichzeitig aber für Offenheit gegenüber Flüchtlingen und gegen eine Abschottung Europas argumentiert. Lasst uns den Schutzsuchenden Rettungsringe zuwerfen, sagte sie beim Bundeskongress der Grünen in Villach. Den Scharfmachern gegen Flüchtlinge erteilte sie eine Absage. Ursprünglich habe sie über Bildung und die Klimakonferenz in Paris reden wollen, so die Grüne, die sich am Sonntag der Wiederwahl als Bundessprecherin stellt. Angesichts des wahllosen, ziellosen Mordens in Paris habe sie sich aber anders entschieden. Glawischnig sprach von einem wahllosen, barbarischen Angriff auf unsere offene Gesellschaft und Lebensweise, auf Freiheit, Grundwerte und Demokratie. Wir lassen uns nicht einschüchtern betonte sie. Die Gefahr islamistischer Anschläge müsse mit allen rechtsstaatlichen Mitteln begegnet werden, Täter und Hintermänner mit aller Härte des Gesetzes bestraft werden. Die Ein- und Ausreise zur Terrorausbildung müsse unterbunden und generell die Jugendlichen von IS-Rekrutierern und Hetzern geschützt werden. Dennoch erteilte sie Bestrebungen, als Konsequenz auf einen repressiven Überwachungsstaat zu setzen, eine Absage. Auch gegen Scharfmacher gegen Flüchtlinge und jene, die den Zerfall der EU betrieben, wandte sie sich und nannte hier speziell FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache. Flüchtlinge seien keineswegs Invasoren im Auftrag des IS, betonte Glawischnig. Wir dürfen ihnen gegenüber unsere Herzen nicht verschließen. Statt eine Festung Europa zu bauen, müssten Friedensinitiativen gesetzt und die Hilfe für vom Krieg betroffene massiv erhöht werden. Die europäische Staatengemeinschaft habe die strauchelnden Banken gerettet, nun müsse sie den Schutzsuchenden einen Rettungsring zuwerfen. Für Menschen, die das Glück haben, in Frieden zu leben, kann nur radikale Solidarität handlungsleitend sein, betonte Glawischnig. Die Grünen, so versprach sie, würden keinen Millimeter davon abrücken, dass Schutzsuchende ein Recht auf Asyl hätten. Man werde Widerstand gegen eine entsolidarisierte Konkurrenzgesellschaft leisten und sich weiter für eine intakte Umwelt, Frauenrechte und Bildungsgerechtigkeit einsetzen.
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Oberösterreicher festigt mit Top-Resultat Platz drei in Gesamtwertung – Kraft Elfter. Almaty – Michael Hayböck hat seine aktuelle Topform im Skisprung-Weltcup prolongiert. Nach drei Siegen in Folge erreichte der 24-Jährige am Samstag in Almaty als Zweiter einen weiteren Spitzenplatz und festigte seinen dritten Rang in der Gesamtwertung. Saison-Dominator Peter Prevc war aber unantastbar und feierte seinen zwölften Erfolg in diesem Winter. Er kann schon am Sonntag den Gesamtsieg fixieren. Hayböck musste nach Flügen auf 138 und 133 Meter Peter Prevc zwar um 18 Punkte den Vortritt lassen, durfte aber neuerlich sehr zufrieden bilanzieren. Mit seinem neunten Podestplatz des Winters (3/5/1) baute er in der Gesamtwertung den Vorsprung auf Verfolger Kenneth Gangnes auf 54 Punkte aus. Der Norweger landete an der achten Stelle. Prevc hatte im ersten Durchgang mit 141 m seinen Schanzenrekord egalisiert, im Finale erzielte er mit 137,5 m bei Rückenwind erneut Bestweite. Damit war der 18. Weltcupsieg des 23-Jährigen perfekt. Sein erster Verfolger Severin Freund erreichte als Dritter den 50. Karriere-Podestplatz, der Rückstand des Pokalverteidigers in der Gesamtwertung beträgt sieben Bewerbe vor Saisonende aber schon 599 Punkte. Damit könnte Prevc, der Gewinner der Vierschanzen-Tournee und der Skiflug-WM, schon am Sonntag erstmals auch im Gesamt-Weltcup triumphieren. Gelingt dem Überflieger ein weiterer Sieg, würde er sogar die Bestmarke von Gregor Schlierenzauer von 13 Erfolgen in einer Saison einstellen. Auch der Punkterekord des Tirolers mit 2.083 Zählern, ebenfalls aus der Saison 2008/09, ist in greifbare Nähe gerückt. Hayböck schaffte diesmal den einzigen Top-Ten-Platz der ÖSV-Athleten. Stefan Kraft verbesserte sich im Finale vom 17. auf den elften Platz, Manuel Poppinger wurde 14. und Manuel Fettner 16. Philipp Aschenwald hatte mit dem Rückenwind im Finale Probleme und fiel vom 16. auf den 28. Rang zurück. (APA, 27.2.2016) Link: Ergebnis Skispringen Almaty
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Der 20-jährige Wiener schreibt Sportgeschichte und wechselt als erster Österreicher in die beste Liga der Welt. Salt Lake City/Wien – Die Anspannung war Jakob Pöltl anzumerken, aber letztlich brachte er die salbungsvollen Worte ohne Unterbrechung heraus. Ich möchte in die NBA gehen. Das ist der nächste Schritt, den ich in meiner Basketball-Karriere machen möchte, sagte der 20-Jährige Wiener bei einer Pressekonferenz seines Collegeteams Utah Utes in Salt Lake City am Mittwoch. Ebenfalls auf dem Podium saß sein Trainer Larry Krystkowiak. Der klopfte ihm zwar nicht auf die Schulter, sagte aber, dass wir alle aufgeregt sind. Es ist die richtige Entscheidung. Was nun folgt? Der 2,13 Meter große Pöltl wird sich für den NBA-Draft am 23. Juni in New York anmelden. Für das Auswahlverfahren der NBA-Teams werden ihm Chancen auf einen Platz unter den ersten zehn eingeräumt. Pöltl wird damit im Herbst als erster Österreicher in der stärksten Basketball-Liga der Welt debütieren. Das ist schon ein bisschen verrückt. Ich will da aber auch nicht zu viel hineininterpretieren. Es ist eine Auszeichnung. Und auch nicht unwichtig: Ich hoffe, dass ich das Ansehen von Basketball in Österreich heben kann. Ein Genuss Pöltl hat zwei Jahre für Utah in der US-Collegeliga NCAA gespielt, mit einem Saisonschnitt von 17,5 Punkten und 9,1 Rebounds lag er im absoluten Spitzenfeld, hatte die beste Bilanz auf der Center-Position. Ich habe es sehr genossen, daher fällt mir die Entscheidung schwer. Es waren zwei der besten Jahre meines Lebens. Krystkowiak betete sogleich die Vorzüge des Menschen Jakob Pöltl herunter. Dass er das Leben an der Uni aufgesogen habe, dass er ein guter Teamkamerad war, dass er wenige schlechte Tage hatte. Er hätte auch in Europa als Profi sein Geld verdienen können. Aber er wollte sich bei uns verbessern. Das spricht für ihn. Ein Geschäft Pölts nächste Station wird etwas härter. Die NBA wird 99 Prozent meiner Zeit beanspruchen. Das wird schwierig. Vom 10. bis 15. Mai findet die diesjährige Draft Combine in Chicago statt. Etwa 60 Spieler werden vor den Augen von Coaches, Managern und Scouts von NBA-Klubs durchgetestet (Sprunghöhe, Bankdrücken, Sprint, Agilität et cetera). Auch relevante Körpermaße werden vermessen. Pöltl wird bis dahin viel trainieren und Gewichte schupfen. Im Reigen der Preisverleihungen bekam Jakob Pöltl als einer der besten Collegespieler übrigens auch Input von NBA-Legende Kareem Abdul-Jabbar. Die NBA ist ein beinhartes Business. Er sagte zu mir, dass ich auf mich selbst schauen muss, sonst bleibe ich übrig. Es ist ein Job. Und es wird erwartet, dass du immer in der Halle stehst. Ich habe also noch viel Arbeit vor mir.
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Der Mann soll von seinem Ex-Partner beim Arbeitgeber als HIV-positiv und homosexuell geoutet worden sei. Innsbruck – Einem HIV-positiven Mann sind vom Landesgericht Innsbruck als Schadenersatz für erlittene Diskriminierung unter anderem 35.000 Euro an Entschädigung zugesprochen worden. Laut dem Rechtskomitee Lambda (RKL) hatte das Land den Dienstnehmer innerhalb der Probezeit wegen seiner HIV-Infektion und seiner Homosexualität entlassen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der Mann soll von seinem Expartner gestalkt und bei seinem Arbeitgeber, dem Land Tirol, als HIV-positiv und homosexuell geoutet worden sein. Auch habe der Expartner ein (mit Freispruch) abgeschlossenes Strafverfahren bekanntgemacht. Daraufhin sei der Mann zu seinem Vorgesetzten zitiert worden, heißt es beim RKL. Ihm sei nahe gelegt worden, sich nach einer anderen Stelle umzusehen. Kurz darauf löste das Land Tirol das Dienstverhältnis auf. Eine Schlichtung vor der Gleichbehandlungsanwaltschaft scheiterte. Die gesetzten Personalmaßnahmen stehen in keinster Weise mit der sexuellen Orientierung oder der HIV-Infektion des Mannes in Verbindung, reagierte das Land Tirol am Mittwoch. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Es wird von beiden Seiten bekämpft, erklärte ein Sprecher des Landesgerichts.
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Investitionsschutzprämie wird auf 30 Prozent erhöht - Ausnahmen für Zigarrenclubs - Oberhauser hofft auf rasche Umsetzung durch Gastronomie. Wien - Die Regierung hat am Dienstag das Tabakgesetz ins Parlament geschickt, wo es noch vor der Sommerpause beschlossen werden soll. Gegenüber dem ersten Entwurf gesteht sie den Wirten eine höhere Investitionsschutzprämie zu. Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) hofft daher, dass viele vorzeitig umstellen, sagte sie vor dem Ministerrat. Inkrafttreten soll das generelle Rauchverbot, wie auch ursprünglich geplant, im Mai 2018. Dadurch, dass die Gastronomen getätigte Investitionen vorzeitig abschreiben könnten und die Prämie dafür auf 30 Prozent erhöht wird, geht die Ministerin davon aus, dass viele Betriebe früher rauchfrei werden. Auch Wirtschaftsminister und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) freut sich: Man habe das Gesetz nochmal deutlich verbessert. Das Rauchverbot gilt auch in Räumen, in denen Vereinstätigkeiten in Anwesenheit von Kindern und Jugendlichen ausgeübt werden. Nicht verboten ist das Rauchen in Vereinsräumen, die ausschließlich von Erwachsenen und zu internen Zwecken genutzt werden - damit dürfen Mitglieder von Männergesangsvereinen ebenso qualmen wie Besucher von Zigarrenclubs. Man stelle aber sicher, dass das Rauchverbot nicht durch Vereinskonstruktionen umgangen werden kann, betonte Oberhauser. Die Ministerin bekräftigte überdies, dass auch die sogenannten E-Zigaretten unter das Rauchverbot fallen. Sie zeigte sich zuversichtlich, dass Österreich sich mit dem Gesetz einen Schritt vom Aschenbecher der Welt entferne. Mitterlehner unterstrich, Österreich folge mit den geplanten Maßnahmen einem ganz klaren europäischen Trend: Der Vergleich mit anderen Ländern macht einfach sicher. Die Experten-Initiative Dont Smoke zeigte sich erfreut über die Verabschiedung der Novelle im Ministerrat. Es ist der richtige Schritt, das Rauchverbot in der Gastronomie umzusetzen, erklärte der Grazer Onkologe Hellmut Samonigg. Er zitierte aus dem kürzlich veröffentlichten Eurobarometer der EU-Kommission, wonach europaweit in zwölf Prozent der Gasthäuser der Griff zum Glimmstängel toleriert wird, während in Österreich schätzungsweise in 44 Prozent der Restaurants geraucht wird. Österreich fällt im europaweiten Vergleich unverändert negativ auf, bemerkte Samonigg in einer Aussendung. Ein strengeres Tabakgesetz nimmt nun konkrete Formen an - damit kann sich Österreich endlich vom letzten Platz in der Tabakprävention nach vorne bewegen und vielleicht sogar international Vorreiter werden, meinte Jan Oliver Huber, Generalsekretär der Pharmig, des Verbands der pharmazeutischen Industrie. Im internationalen Vergleich (Tobacco Control Scale) nehme Österreich den letzten Platz bei der Umsetzung von Tabakpräventionsmaßnahmen ein. Dass wir hier endlich aus unserer Schlusslichtposition kommen, ist höchste Zeit, erklärte Huber.
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Häupl: Keine "politische Trompete" Straches in die Hofburg. Wien – Altkanzler Franz Vranitzky (SPÖ) wird das Personenkomitee für SPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer leiten. Das gab er bei einer Veranstaltung Donnerstagabend bekannt. Begründet wurde von ihm die Initiative damit, dass der früherer ÖGB-Präsident und Sozialminister sein Leben lang für sozialen Zusammenhalt gestanden sei und an Europa glaube. Präsentiert wurde Vranitzky als Hauptproponent im Rahmen einer Veranstaltung des Vereins Idee, der schon die Wiederwahl Michael Häupls als Wiener Bürgermeister unterstützt hatte. Der Stadtchef selbst zeigte sich dabei optimistisch, nach dem Halten des Bürgermeisteramtes in der Bundeshauptstadt auch bei der Hofburgwahl einen Sieg des SPÖ-Kandidaten zu erreichen. Es gelte zu verhindern, das die politische Trompete von FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache in die Präsidentschaftskanzlei einziehe. Dass ihm stark daran gelegen ist, freiheitliche Erfolge zu verhindern, machte auch Vranitzky klar. Der Erfolg Häupls sei ein zeithistorisches Ergebnis gewesen, da damit dieser schreckliche Populist Strache abgewehrt worden sei. Mit Hundstorfer in der Hofburg würde jedenfalls verhindert, dass das Verbot der Wiederbetätigung gelockert würde. FPÖ-Kandidat Norbert Hofer hatte ja vor einigen Jahren das Verbotsgesetz infrage gestellt, die Position allerdings zuletzt deutlich revidiert. Hundstorfer zeigte sich in seiner Dankesrede optimistisch, aber nicht überheblich was seine Wahlchancen angeht. Populismus werde er sachlich entgegentreten. Die Mitglieder des Personenkomitees wurden am Donnerstag noch nicht präsentiert. Fix ist bereits, dass die frühere Staatssekretärin und Siemens-Managerin Brigitte Ederer Vranitzky bei seiner Arbeit unterstützen wird. Dieser versicherte, bereits eine ansehnliche Anzahl an Unterstützern für das Komitee gefunden zu haben. Alle Anwesenden forderte er auf, sich an der Initiative zu beteiligen. Zu den Gästen des Events gehörten zahlreiche ehemalige Größen der Sozialdemokratie, unter anderem der früherer Verkehrsminister und gescheiterte Hofburgkandidat Rudolf Streicher sowie Ex-Innenminister Karl Blecha, der noch immer den SPÖ-Pensionistenverband leitet.
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Lara Gut gewinnt nach der Kombination auch die Abfahrt, Landsfrau Suter dahinter – Hütter verpasst Podest als Vierte knapp. Val dIsere – Lara Gut verlässt Val dIsere als Doppelsiegerin. Nicht einmal 24 Stunden nach ihrem Premierenerfolg in der Super-Kombination gewann die 24-jährige Schweizerin am Samstag knapp vor ihrer Teamkollegin Fabienne Suter (+0,16 Sek.) auch die Weltcup-Abfahrt in Hochsavoyen. Die Steirerin Cornelia Hütter (0,43) verpasste das Podest nur um zwei Hundertstel und wurde hinter der Kanadierin Larisa Yurkiw Vierte. Val dIsere ist immer schön, ich fühle mich wohl, es macht Spaß, sagte Gut nach dem 15. Weltcupsieg ihrer Karriere, dem fünften in der Königsdisziplin und insgesamt dritten in Val dIsere, wo sie vor drei Jahren ihren ersten Abfahrtserfolg gefeiert hatte. In der Gesamtwertung liegt die dreifache Saisonsiegerin nun nur noch zwei Zähler hinter der führenden Lindsey Vonn, die in ihrem 350. Weltcup-Rennen nach überlegener Zwischenbestzeit ausschied. Vonn vermied zwar in akrobatischer Manier einen Sturz, sagte aber, dass sie sich nicht wohlfühle und rauschte sofort ins Hotel ab, um sich vom Teamarzt genauer durchchecken zu lassen. Hinter ihrem Riesentorlauf-Start am Sonntag (10.30 Uhr/13.30 Uhr) in Courchevel stand deshalb vorerst ein Fragezeichen. Vonn hatte zuletzt vor einer Woche in Aare den Riesentorlauf gewonnen und hält bei 71 Weltcup-Siegen. Die Egalisierung der Abfahrtsbestmarke von Annemarie Moser-Pröll, die 36-mal in der schnellsten Alpin-Disziplin triumphierte, schien zunächst zum Spaziergang zu werden. Mit 58,34 Sekunden lag Vonn bei Halbzeit klar voran. Zum Vergleich: Die Zwischenzeit von Gut lautete an dieser Stelle nur 58,82. Doch dann verschnitt es Vonn den Ski und der Weg war damit erneut frei für Gut, die am Vortag mit dem Minimalvorsprung von einer Hundertstel die Super-Kombination vor der US-Topfavoritin gewonnen hatte. Suter, die schon in Lake Louise Abfahrtszweite gewesen war, machte den Schweizer Doppel-Erfolg perfekt. Man hat schon in Lake Louise gesehen, dass sie gut drauf ist. Doch viele unterschätzen sie, denn es gibt wenige, die Kurven so gut fahren können wie sie, meinte Gut zur Leistung ihrer 30-jährigen Teamkollegin. Hütter verfehlte im vierten Speed-Rennen der Saison erstmals das Podest. Ich dachte mir schon bei der Zieldurchfahrt, dass die zwei Hundertstel nicht hätten sein müssen, so die 23-Jährige, die auch wusste, wo sie die entscheidende Zeit verloren hatte. Ich war im unteren Teil bei einer Kurve zu spät, da hat mir ein Meter gefehlt und auch der eine oder andere km/h an Geschwindigkeit. Im Abfahrts-Weltcup fehlen ihr als Dritter nur zehn Punkte auf das Spitzen-Duo Vonn und Suter. Ich schaue trotzdem nur von Rennen zu Rennen, alles andere wäre nicht richtig, sagte Hütter. Mit Nicole Schmidhofer (+0,89) und Mirjam Puchner (0,92) auf den Plätzen sieben und acht noch zwei weitere ÖSV-Damen in die Top Ten. (APA/red, 19.12. 2015) Ergebnis: Abfahrt in Val dIsère
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Rekordzulauf bei 20. Auflage der LGBT-Parade erwartet. Der Bürgermeister würde sie am liebsten aus der Innenstadt verbannen. Nach der Entscheidung des amerikanischen Obersten Gerichts für die Homo-Ehe und einem analogen Ja beim Referendum in Irland spürt Ungarns LGBT-Gemeinde Aufwind. Für die 20. Budapester Pride, die am Samstag im Zentrum der Hauptstadt startet, rechnen die Organisatoren mit einer Rekordbeteiligung. Die Eröffnungsansprache hält der international renommierte Dirigent Iván Fischer, der das Berliner Konzerthausorchester leitet. Heuer legen wir Augenmerk darauf, dass einzelne Gruppen sichtbar hervortreten, dass sie mit eigenen Transparenten erscheinen, erklärte Pride-Sprecherin Dominika Milanovich am Freitag. Das können lokale LGBT-Gruppen ebenso sein wie etwa sympathisierende Lehrer, die Initiative Christen für Schwule oder Zivilorganisationen mit anderen Schwerpunkten wie Flüchtlings- oder Obdachlosenhilfe. In Ungarn ist nicht nur Homophobie ein Problem, auch andere Minderheiten wie Flüchtlinge oder Roma haben es schwer, meinte Milanovich. Die Budapester Pride erfreut sich seit 2012 eines – für ungarische Verhältnisse – bemerkenswerten Zulaufs. Im vergangenen Jahr kamen an die 10.000 Menschen – neben Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen auch Bürger, die gegen das minderheitenfeindliche Klima im Lande demonstrieren wollten. Nicht nur Vertreter der rechtsextremen Jobbik-Partei hetzen in Ungarn gegen die Minderheiten, sondern auch Politiker der rechtspopulistischen Regierungspartei Fidesz. Regierungschef Viktor Orbán meinte etwa neulich, bei einer Pressekonferenz auf das Thema Homophobie angesprochen, dass ihm dazu Witze einfallen könnten, er aber zugleich den ungarischen Schwulen dankbar sei, dass sie nicht provozieren. Der Budapester Oberbürgermeister István Tarlós gab sich noch unverblümter: Das ganze Phänomen (der Homosexualität) ist widernatürlich und ekelhaft. Die Budapester Pride würde er am liebsten aus der Innenstadt verbannen und irgendwohin an den Stadtrand verlegen. Allerdings gebe es dafür keine juristische Handhabe, fügte er bedauernd hinzu. Derartige Äußerungen sind verantwortungslos und verstärken nur die Homophobie in der Gesellschaft, so Pride-Sprecherin Milanovich. Homosexuelle seien in Ungarn damit konfrontiert, dass sie in staatlichen Institutionen, in der Arbeitswelt oder in der Schule Diskriminierungen erfahren können. Doch die steigenden Teilnehmerzahlen der Pride signalisieren auch einen tieferen gesellschaftlichen Gegentrend. Hinzu kommen die Coming-Outs von Prominenten: So bekannten sich in letzter Zeit der Schauspieler János Kulka, der Theaterregisseur Róbert Alföldi, der Politologe Zoltán Lakner und der Start-up-Star und Gründer des IT-Unternehmens Prezi, Péter Árvai, offen zu ihrer Homosexualität.
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"Befunde mussten persönlich, per Telefon oder Fax übermittelt werden". Eine Cyber-Attacke hat die digitale Kommunikation eines Krankenhauses im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen unterbrochen. Das Klinikum Arnsberg habe am Freitag auf einem Computersystem eine Schadsoftware entdeckt, sagte ein Sprecher des Spitals am Montag und bestätigte damit Medienberichte. Daraufhin sei der betreffende Teil des Kommunikationssystems abgeschaltet und das komplette System heruntergefahren worden. Sonntagvormittag liefen die Computer demnach wieder. Außer Notfällen seien bis dahin keine neuen Patienten aufgenommen worden. Es seien Meldungen mit Geldforderungen aufgetaucht Mit dem Abschalten der Computer sei die digitale Kommunikation zwischen den Abteilungen unterbrochen gewesen. Befunde mussten persönlich, per Telefon oder Fax übermittelt werden, schilderte der Sprecher. Der Virus sei mit einem E-Mail-Anhang, der besser nicht geöffnet worden wäre, eingedrungen. Ein Erpressungsversuch werde vermutet: Es seien Meldungen mit Geldforderungen aufgetaucht. Ein Sprecher des Landeskriminalamts sagte am Montag, das Klinikum Arnsberg sei der dritte der Behörde bekannt gewordene Fall seit dem vergangenen Jahr. Erst wenige Tage zuvor hatte das Lukaskrankenhaus in Neuss von einer Cyber-Attacke berichtet. 2015 sei eine weitere Klinik betroffen gewesen.
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Forscher mit neuen Prothesen, die antibaktierell beschichtet sind. Laufen Menschen bald mit einem Mund voller Zähne aus dem 3D-Drucker herum? Das Szenario liegt vermutlich noch in ferner Zukunft. Doch Forscher der Universität Groningen arbeiten mit Hochdruck daran, 3D-gedruckte Zähne zur Realität salonfähig zu machen. Sie waren laut Guardian in der Lage, eine spezielle antibakterielle Schicht auf gedruckte Zähne zu packen. Dadurch würden diese vor Karies und Co gefeit sein. 99 Prozent der Bakterien sollen allein durch die Schicht getötet worden sein, während keine negativen Effekte auf den Zahnträger beobachtete worden sind. Allerdings gibt es noch viele Fragezeichen: Etwa, wie die 3D-Zähne auf Zähneputzen reagieren (falls das überhaupt nötig ist). Es handelt sich um ein medizinisches Produkt, dass in der nahen Zukunft angewandt wird, versichert Forscher Andreas Herrmann. Klassische Zahnprothesen stammen schon länger aus dem 3D-Drucker, der eine schnelle Individualisierung von Produkten ermöglicht. Außerdem sind die Geräte in der Lage, hochpräzise zu arbeiten, ohne hohe Kosten zu verursachen. Im Feld des Biodruck wurden testweise bereits Knochen, Haut und sogar Organe hergestellt.
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Regisseur hofft als Fan und Gamer die Erwartungen der Fans erfüllen zu können. Blizzard und Legendary haben im Zuge der Blizzcon-Konferenz den ersten Trailer zur Verfilmung von Warcraft veröffentlicht. Regisseur Duncan Jones, bekannt von den Filmen Moon und Source Code, outete sich als großer Fan und Spieler der Strategie- und Rollenspiele des Franchises und hofft, die Erwartungen der Fans erfüllen zu können. Laut Blizzard-Gründer Mike Morhaime habe man sich lange Zeit gelassen, bis man den richtigen Partner für dieses Projekt gefunden hatte. Im Film wird der Konflikt zwischen Menschen und Orcs gezeigt. Letztere befinden sich angesichts ihres sterbenden Kontinents Draenor auf der Flucht. Als sich ein Portal zur bislang friedlichen Welt Azeroth öffnet, stürmen die Orcs ein und es kommt zum Zusammenstoß zweier Armeen und Zivilisationen, der Allianz und der Horde. In den Hauptrollen spielen Travis Fimmel als Sir Anduin Lothar, Anführer der Allianz, und Toby Kebbell als Durotan, zentrale Figur bei der Horde. Der Kinostart ist hierzulande für den 26. Mai 2016 angesetzt.
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Griechenlands Wirtschaft steht still: Alles wartet auf die Einigung mit den Gläubigern. Apotheker wie Fischhändler kämpfen mit Engpässen. Die eiserne Reserve liegt in der Schublade: zwei Packungen eines Blutverdünnungsmittels, das ein großer Schweizer Pharmahersteller verkauft. Das behalte ich für Patienten, die es am nötigsten haben, erklärt die Apothekerin und zeigt die beiden gelb-weißen Schachteln. Engpässe bei Arzneimitteln gab es in Griechenland immer wieder seit Ausbruch der Finanzkrise vor fünf Jahren. Doch seit die Kapitalkontrollen in Kraft und die Banken geschlossen sind, wird es zumindest für einige Apotheker in Athen eng – und erst recht für die Kunden. Die müssten jetzt vier, fünf Geschäfte abklappern, bis sie ein bestimmtes Präparat finden, sagt Peggy, die Apothekerin in Mets, einem kleinen gutbürgerlichen Viertel nahe der Ruine des Zeus-Tempels. Wenn Griechenland von einem Pharmariesen – sagen wir einmal – 100 Stück eines Medikaments will, dann bekommt es sieben, so beschreibt Haris Talarougkas, ein anderer Athener Apotheker, die Hackordnung auf dem internationalen Markt. Griechenlands Ramschbonität, von den Ratingagenturen durchbuchstabiert, schlägt sich auch auf das Importgeschäft durch. Ein bestimmtes Insulinpräparat, ebenfalls aus der Schweiz, bekomme man schon seit zwei Jahren nur in limitierten Mengen, so berichtet Haris Talarougkas; jetzt könnte es aber wirklich ein Problem werden. Einkauf via Zwischenhändler Wie alle Apotheker im Land bezieht Talarougkas seine Medikamente von einem griechischen Zwischenhändler, der wiederum bei den Pharmaherstellern einkauft. 90 Prozent der Präparate, die seine Kunden wünschen, habe er im Moment auf Lager, versichert der Apotheker. Talarougkas Geschäft in Nea Psychiko, im Athener Norden, gilt als gut sortiert. Zwei Lieferanten kommen nacheinander an diesem Mittwochmittag in den Laden. Sie bringen Prüfstreifen für Diabetiker und ein Präparat, das bei der Vorbereitung einer künstlichen Befruchtung verwendet wird. Talarougkas zeigt die Rechnungen des deutschen und des US-amerikanischen Pharmaproduzenten, beide jeweils um die 2.500 Euro. Er wird sie auf einem griechischen Konto begleichen, denn Auslandszahlungen sind derzeit nur mit Einschränkungen möglich. Wenn man einen guten Namen hat, ist es einfacher, sagt der Apotheker, die Händler trauen mir. Griechenlands Wirtschaft ist fast zum Stillstand gekommen. Es wird wenig produziert und wenig gekauft. Alles wartet auf die Einigung in Brüssel mit den Kreditgebern. Wir werden ein hartes Maßnahmenpaket bekommen, glaubt Antonis Zairis, Vizepräsident der griechischen Einzelhändlervereinigung. Er hat im Fernsehen soeben die Rede von Regierungschef Alexis Tsipras im Europaparlament verfolgt. Zairis schätzt den Verlust im Handel in den vergangenen zwei Wochen gar auf zehn Milliarden Euro. Der Umsatz sei je nach Branche zwischen 30 und 80 Prozent gefallen, wobei Kleidung und Kosmetik zu den großen Verlierern zählen, Supermärkte sich dagegen behaupten – aus verständlichen Gründen, so merkt Zairis an, die Leute legen Proviant an. Manche Obsthändler rechnen mit Schwierigkeiten beim Import von Bananen und Grapefruits schon in den nächsten Tagen. Lieferanten im Ausland können nicht bezahlt werden, griechische Lastwagenfahrer sind auf europäischen Autobahnen gestrandet – ihre Kreditkarten funktionieren nicht mehr. Mit Lachs aus Norwegen wird es in Athener Fischläden auch schwierig. Aber die Leute kaufen ohnehin jetzt deutlich weniger. Fisch ist ein Luxusartikel geworden, sagt Andreas, ein 39 Jahre alter Händler in Pangrati. Er ist nun auf alles gefasst, auf Grexit und Kollaps. Es ist ein Krieg. Unsere Großeltern sind an die Front gezogen, bei uns schließen die Banken, sagt er. Mir ist es egal, wenn ich schließen muss. Ich werde in Würde untergehen.
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Grüne verkleideten sich als Bäume. Bezirksvorsteherin Stenzel (ÖVP) ist gegen einzelne Maßnahmen, hält an verkehrsberuhigter Begegnungszone fest. Wien – Oberkörper, Gesicht und Arme sind mit grüner Körperfarbe bemalt. Aus dem grünen Rucksack schaut ein großer Bund kürzlich von einer Hecke heruntergeschnittener Zweige heraus. In dieser Montur, verkleidet als Bäume, spazierten zehn Grünen-Bezirkspolitiker der Inneren Stadt am Dienstag von der Seilerstätte in Richtung Schwarzenbergstraße in Wien, um ihrer Forderung nach mehr Bäumen, Alleen, Sträuchern oder begrünten Fassaden im ersten Bezirk Ausdruck zu verleihen. Der Grünraum sei in der Wiener City nämlich ungleichmäßig verteilt. Viel Baumbestand und grüne Flächen gebe es nur in der Ringstraßenzone, nicht aber in jenen Vierteln, in denen die meisten Leute wohnen. Und die würden deshalb unter dem Phänomen der Urban Heat Island leiden, also der Erhitzung von asphaltierten und betonierten Flächen, die dann auch nachts Wärme abgeben, sodass sich die Luft nicht abkühlen kann. Dieses Problem wird sich in Städten künftig verschärfen, heißt es etwa im österreichischen Sachstandsbericht zum Klimawandel. Die Anzahl der Hitzetage – Tagen mit Temperaturen über 30 Grad Celsius – stieg demnach von zwei im Jahr 1910 auf 17 im Jahr 2000. Studien – etwa von der Universität für Bodenkultur – zeigen, dass Grünflächen und Pflanzen das Mikroklima im urbanen Raum regulieren und dem Wärmeinsel-Effekt entgegenwirken können. Der Wiener erste Bezirk sei einer der europäischen Stadtkerne mit dem größten Grünflächenanteil, beruhigt eine Sprecherin von Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (ÖVP). Wo Begrünung möglich ist, werde begrünt, sagt sie zum STANDARD. Den Spaziergang der grünen Bezirksfraktion in Baumverkleidung bezeichnet sie als netten Aktionismus und Wahlkampfmethode. Die Bezirksvorsteherin sehe kleine kosmetische Aktionen – wie das Pflanzen einzelner Bäume – als nicht zielführend und halte an ihrer Forderung eines Gesamtkonzepts für die Wiener City fest. Stenzel verkündete im Februar dieses Jahres, den ganzen ersten Bezirk zu einer Begegnungszone umgestalten zu wollen. Der erste Bezirk liegt mit einem Grünflächenanteil von 9,5 Prozent deutlich über anderen inneren Bezirken, wie etwa der Wien-weit mit 1,9 Prozent am wenigsten grünen Josefstadt. Der neunte Bezirk – von der Fläche her ungefähr genauso groß wie der erste – hat einen Grünflächenanteil von 7,4 Prozent. Die Stadt zählt laut Baumkataster rund 4.000 Bäume in der Wiener City. Kfz-Stellplätze gibt es rund 10.000.
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Todesschütze soll Website mit rassistischen Inhalten betrieben haben – Ruf nach schärferen Waffengesetzen. Charleston – Nach dem Massaker in einer Kirche der Stadt Charleston ermitteln die US-Behörden wegen eines angeblichen rassistischen Manifests des Tatverdächtigen im Internet. Auf einer inzwischen gesperrten Seite finden sich dutzende Fotos des mutmaßlichen Todesschützen Dylann R. sowie Beschimpfungen von Schwarzen, Juden, Latinos und anderen Minderheiten. Ob die Internetseite tatsächlich von R. betrieben wurde, sei Gegenstand von Ermittlungen, teilten die Polizei in Charleston und die Bundespolizei FBI mit. R., ein 21 Jahre alter weißer Mann aus South Carolina, soll am Mittwoch in einer Methodistenkirche während einer Bibelstunde neun Afroamerikaner erschossen haben. Er habe rassistische Sprüche von sich gegeben und das Feuer eröffnet, berichtete eine Überlebende. Das Justizministerium und die Bundespolizei FBI ermitteln wegen des Verdachts auf ein Hassverbrechen und heimischen Terrorismus. Der Fall werde von jedem Winkel aus geprüft, sagte ein Sprecher. Auf der Internetseite breitet der Autor seine Wut und Vorurteile gegen Minderheiten aus. Ich habe keine Wahl, hieß es in dem Manifest. Niemand habe den Mut, etwas zu tun, also müsse er etwas unternehmen, schrieb er weiter. R. habe die Web-Adresse im Februar auf seinen Namen und unter der Anschrift seiner Mutter registriert, berichtete die Washington Post unter Berufung auf Ermittlerkreise. Dem Bericht zufolge wurde die Seite nur wenige Stunden vor der Tat bearbeitet. Wie die Zeitung The Post and Courier berichtete, sollte am Sonntag wieder ein Gottesdienst in der Kirche abgehalten werden. Am Freitag hatten Angehörige der neun Mordopfer dem mutmaßlichen Täter öffentlich vergeben. Mit einer Sondererlaubnis des Richters durften sich die Verwandten bei der Anhörung von R. äußern. Sie sei böse und traurig, sagte eine Frau, deren Schwester erschossen wurde. Es dürfe aber keinen Raum für Hass geben, fügte sie hinzu. Wir müssen vergeben. R., der sich wegen neunfachen Mordes sowie wegen Waffenbesitzes zur Durchführung eines Verbrechens verantworten muss, wurde per Video aus dem Gefängnis zugeschaltet. Er trug ausgeblichene Sträflingskleidung und wurde von zwei schwer bewaffneten Wärtern bewacht. Ein erster Gerichtstermin wurde auf den 23. Oktober festgesetzt. Die Familie des mutmaßlichen Todesschützen äußerte Beileid für die Angehörigen der Toten. Wir sind bestürzt und traurig, schrieben sie in einem Brief, der in einer Lokalzeitung veröffentlicht wurde. Worte könnten den Schock und die Trauer nicht ausdrücken. US-Präsident Barack Obama sagte in San Francisco: Rassismus bleibt ein Übel, das wir gemeinsam bekämpfen müssen. Er kritisierte die laxen Waffengesetze. Er glaube zwar nicht, dass der Kongress bald dagegen vorgehen werde. Aber ich vertraue darauf, dass wir irgendwann das Richtige tun. US-Medien beschrieben den Täter als Einzelgänger, der 2010 seine Schulausbildung abgebrochen habe. Zuletzt sei er mehrmals mit der Polizei in Konflikt geraten, etwa wegen unerlaubten Besitzes verschreibungspflichtiger Medikamente. Auch die demokratische US-Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton sprach sich für schärfere Waffengesetze aus. Sie wisse, dass der Waffenbesitz Teil des Gefüges vieler gesetzestreuer Gemeinschaften ist, sagte die frühere Außenministerin. Daher plädiere sie für Reformen der Waffengesetze mit Menschenverstand. Ziel müsse sein, Kriminellen den Zugang zu Waffen zu versperren.
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Treffen mit Nordkoreas Staatschef wäre Bruch mit bisheriger US-Linie. Washington – Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump würde sich mit Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un zu einem direkten Gespräch treffen, sagte Trump in einem Internview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Dies wäre ein Bruch mit dem bisherigen Vorgehen der USA. Ich würde mit ihm reden, ich hätte kein Problem damit, mit ihm zu reden. Gleichzeitig würde er auf China massiv Druck ausüben, denn wir haben eine riesige wirtschaftliche Macht über China. Trump ist der einzig verbliebene Bewerber im Rennen der US-Republikaner. Die formelle Ernennung zum Präsidentschaftskandidaten soll auf einem Parteitag im Juli erfolgen. Trump will nach einem Sieg bei der Wahl im November das Pariser Klima-Abkommen neu aushandeln. Das Vertragswerk sei unfair den USA gegenüber, sagte der Milliardär. Eine Neuverhandlung des Pariser Klima-Abkommens wäre ein schwerer Rückschlag für das Projekt, das eine Begrenzung der Treibgasproduktion vorsieht. Die Regierung des scheidenden US-Präsidenten Barack Obama hatte im April zugesagt, das Abkommen noch zu ratifizieren. Trump kündigte zudem an, als Präsident die nach der Finanzkrise 2008 erlassenen Reformen zur Bankenregulierung – die sogenannten Dodd-Frank-Vorgaben – fast vollständig aufzuheben. Dodd-Frank hat einen sehr negativen Einfluss und hat einen sehr schlechten Ruf, sagte er über das Gesetzespaket. Trump erklärte weiter, er wolle langfristig einen Republikaner an der Spitze der US-Notenbank (Fed) sehen. Dabei sei er kein Feind von Amtsinhaberin Janet Yellen. Trump und die Moderatorin Megyn Kelly haben sich unterdessen öffentlich versöhnt. Trump hatte die Journalistin über Monate beleidigt. In einem Interview, das am Dienstagabend (Ortszeit) ausgestrahlt wurde, schlugen beide einen sehr respektvollen und weichen Ton an. Ich mag unsere Beziehung jetzt, sagte Trump am Ende. Kelly erwiderte: Jetzt hast du meine Handynummer. Die Fehde ging auf die erste TV-Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber im August zurück. Damals sprach Kelly Trump auf frühere sehr herablassende Bemerkungen über Frauen an. Trump reagierte empört und attackierte sie in den Monaten danach immer wieder. So bezeichnete er sie etwa als Tussi. Kellys Sender Fox News sprach von einer krankhaften Obsession. Das Interview der Moderatorin mit dem 69-Jährigen war bereits vor einigen Tagen aufgezeichnet worden. Trump gibt darin auch sehr persönliche Einblicke – etwa bei der Frage, ob jemand ihm schon einmal wehgetan habe. Wenn ich verletzt werde, greife ich Menschen hart an und ich versuche, mich zu heilen, erklärte er.
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Bahnbetreiber verkaufte Anlage an Zwischenhändler, der sie laut Eigenaussage nach China verschiffte – Direktexport wäre Verstoß gegen UN-Sanktionen. Wien – 14 Jahre lang brachte die Pardatschgratbahn Wintersportler auf die Pisten des Tiroler Schigebiets Ischgl, jetzt verkehren die gebrauchten Gondeln im nordkoreanischen Resort Masikryong. Dem englischsprachigen Nachrichtenportal nknews.org liegen Fotos vor, die die Gondeln auf ihrem Weg zum Taehwa-Gipfel im Kangwon-Distrikt im Süden des Landes zeigen. 2014 legte die Silvrettaseilbahn AG die Pardatschgratbahn still, weil sie die Funktion als wesentliche Zubringeranlage in das Schigebiet nicht mehr ausreichend erfüllen konnte. Während in Ischgl um 35 Millionen Euro ein neues Seilbahnsystem installiert wurde, habe man das komplette alte System an den Vorarlberger Industriehändler Müller & Stark verkauft, sagt Silvrettaseilbahn-Geschäftsführer Hannes Parth auf Nachfrage des STANDARD. Brisanz birgt die Transaktion, weil Sanktionen der Vereinten Nationen Exporte von Luxusprodukten, zu denen auch Sport- und Freizeit-Infrastruktur zählt, nach Nordkorea verbieten. Das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) verhinderte 2013 ein ähnliches Geschäft eines dortigen Liftproduzenten aus diesem Grund. Der Verkauf hätte dem Regime in Pjöngjang zur Errichtung eines prestigeträchtigen Propagandaprojekts verholfen, sagte ein Seco-Sprecher damals. Es sei undenkbar, dass das Masikryong-Resort, das 2013 in nur zehn Monaten von Soldaten der Koreanischen Volksarmee errichtet wurde, dem Volk zugänglich werde. Im aktuellen Fall sei Parth nur das Vorhaben des neuen Besitzers bekannt gewesen, die Seilbahn nach China zu veräußern. Ob es eine oder mehrere Zwischenstationen auf dem Weg nach Nordkorea gegeben hat, sei ihm nicht bekannt. Müller & Stark-Geschäftsführer Mario Müller wollte zu der Sache keine Stellung nehmen; eine Sprecherin bestätigte die Verschiffung nach China, man distanziere sich aber ganz stark von Vorwürfen, vom Weiterverkauf nach Nordkorea gewusst zu haben. Bei dem betroffenen Seilbahnsystem handelt es sich um eine Bahn der Art 4-MGD des österreichischen Herstellers Doppelmayr, die in Ischgl eine Höhendifferenz von 527 Meter überwand.
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VGN-Boss Pirker: "War immer allen Beteiligten klar – und sie sind auch dazu bereit" – Fellners offenbar nicht. Wien – Österreichs marktbeherrschender Magazinkonzern, die Verlagsguppe News, braucht Geld von seinen Gesellschaftern, um Verluste abzudecken. Das bestätigt Horst Pirker, der den Verlag von News, Profil, Woman, TV-Media, Trend, Gusto, Autorevue seit Juni 2014 führt und umstrukturiert. Er positionierte etwa News mit neuer Mannschaft neu am Wochenende, fusionierte die Wirtschaftsmagazine Trend und Format und stoppte etwa First. Die News-Gruppe gehört zu 56 Prozent der Hamburger Bertelsmann-Tochter Gruner+Jahr. 18,7 Prozent hält die News-Gründerfamilie Fellner, die nun die Mediengruppe um Österreich betreibt. Gruner und Fellner besitzen über eine gemeinsame Beteiligungsgesellschaft 74,7 Prozent an der Verlagsgruppe. 25,3 Prozent hält der Kurier, eine Tochter von Raiffeisen und deutscher Funke-Mediengruppe. Pirker schweigt auf Anfrage zu STANDARD-Infos, wonach 2015 acht bis neun Millionen Minus angefallen seien, andere Quellen sprechen sogar von noch schlechter erwarteten Ergebnissen. Die Bilanz 2015 sei noch nicht abgeschlossen, erklärt Pirker dazu; ihre Testierung durch die Wirtschaftsprüfer stehe aber außer Zweifel, erklärt er. In der Bilanz 2014 steht, die Geschäftsführung finde wegen der Sanierungsmaßnahmen überwiegend wahrscheinlich, dass ab 2016 wieder positive Jahresergebnisse erzielt würden und die jederzeitige Zahlungsfähigkeit gewährleistet ist. 2014 sank der Umsatz laut Bilanz von 99 auf 89 Millionen Euro; das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen betrug minus 4,6 Millionen Euro, der Jahresverlust 5,4 Millionen. Pirker: Richtig ist, dass die Verlagsgruppe News – wie bekannt und veröffentlicht – in den letzten Jahren, wie viele andere Medienunternehmen verlegerischer Herkunft, negative Betriebsergebnisse hinnehmen musste. In den vielen erfolgreichen Jahren hätten die Gesellschafter die Gewinne – mit Recht – immer zur Gänze entnommen. Also müssten sie jetzt zur Abdeckung der negativen Betriebsergebnisse der letzten Jahre (nicht bezifferte) Mittel zuführen. Pirker: Das war immer allen Beteiligten klar, und dazu sind sie auch bereit. Nicht alle Beteiligten offenbar: Die News-Gründerfamilie Fellner hält durchgerechnet 18,7 Prozent an dem Magazinkonzern. Doch als die Fellners 2006 Österreich starteten, setzte der deutsche News-Mehrheitseigentümer Gruner+Jahr durch, dass die Fellners nur noch eine Finanzbeteiligung ohne Mitspracherechte an der News-Gruppe halten, wenn sie ihr schon mit täglichen Magazinbeilagen Konkurrenz machen. Die damals ausverhandelten neuen Verträge sollen die Fellners aber dezidiert von Nachschusspflichten ausnehmen. Auf den Passus sollen die Fellners nun pochen. Auch der Kurier soll (naturgemäß) nicht gerade gern und eilig zu – offenbar millionenschweren – Nachzahlungen bereit sein. Die drei Eigentümergruppen der Verlagsgruppe News schweigen gleichermaßen auf STANDARD-Anfragen zu den genannten Informationen.
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Störerhaftung in Deutschland bringt Anschlussinhaber in Bedrängnis. Wer in Deutschland einen drahtlosen Internetzugang für andere öffnet, muss in vielen Fällen auch für deren Missetaten geradestehen. Das umstrittene Konzept der Störerhaftung ist ein Grund, warum vielerorts die Dichte an kostenlosen WLAN-Hotspots in der Bundesrepublik überschaubar ist. Durch den verstärkten Zustrom von Flüchtlingen ergeben sich hier nun neue Problematiken. Die Neuankömmlinge werden vermehrt zum Geschäft für Abmahn-Anwälte, berichtet ct. Ursache für Abmahnungen, die dieser Tage an Menschen ergehen, die ihr WLAN geöffnet haben, dürfte die unterschiedliche Rechtslage der Herkunftsländer sein. In ihrer einstigen Heimat konnten die Schutzsuchenden oftmals urheberrechtlich geschütztes Material herunterladen, ohne strafrechtliche Verfolgung fürchten zu müssen. Nicht so allerdings in Deutschland, wo vor einiger Zeit eine Anwaltskanzlei sogar wegen Streamings von Videos auf der Pornoseite Redtube massenhaft Abmahnungen verschickte – was allerdings zum Bumerang wurde. ct schreibt etwa über den Fall von Mohamad S., ein geflohener Syrer und Filmfreund. Er kam im August 2015 nach Deutschland und ist mittlerweile in der Nähe von Hannover ansässig. Ein Nachbar ermöglichte ihm Zugriff auf sein WLAN, den S. unter anderem dafür nutzte, sich den Film Margos Spuren via Bittorrent herunterzuladen. Ein Verhalten, das für ihn in Syrien sanktionslos geblieben wäre. Dem Nachbarn brockte dies als Anschlussinhaber allerdings ein Abmahnschreiben mit einer Forderung von 815 Euro, davon 600 Euro als Schadenersatz für den Rechteinhaber, ein. Berichtet wird von mehreren Fällen dieser Art. Bei einigen Kanzleien, die sich mit mit ihren Mahnbriefen bereits einen zweifelhaften Ruf erarbeitet haben, dürfte demnach Hochkonjunktur herrschen. Im Falle von S. kam das Schreiben vom Büro Waldorf-Frommer. Dort erklärte man, im Vorfeld nicht zu wissen, wen eine solche Abmahnung treffe. In Härtefällen seien allerdings Milderungen, Teilzahlungen oder ein Erlass der Forderungen möglich. Flüchtlinge haben in der Regel nicht die monetären Ressourcen, um Forderungen über hunderte Euros zu begleichen. Die ct empfiehlt, dass Bürger, die Flüchtlingen Internetzugang ermöglichen, diese über die Rechtslage aufklären. Die grobe Empfehlung lautet: Bittorrent oder darauf basierende Streamingtools wie Popcorn Time sind zu meiden, weil der Nutzer hier nicht nur Downloads durchführt, sondern gleichzeitig auch zum Uploader wird. Das läuft in Konflikt mit der Gesetzeslage, die die Verbreitung von urheberrechtlich geschützten Inhalten untersagt – was schließlich zu den Abmahnungen führt. In Österreich sieht die Rechtslage etwas anders aus. Downloads von urheberrechtlich geschütztem Material sind hierzulande legal, wenn sie nur privaten Zwecken dienen, keine Weitergabe erfolgt und die Quelle nicht offensichtlich rechtswidrig ist. Die Weiterverbreitung, darunter fallen auch P2P-Uploads wie bei Bittorrent, steht jedoch unter Strafe. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es allerdings keine pauschale Störerhaftung. Ein Anschlussinhaber kann nur dann abgestraft werden, wenn das illegale Filesharing des jeweiligen Internetnutzers in seiner Kenntnis liegt und er keine Maßnahmen zur Unterbindung gesetzt hat. Er ist allerdings verpflichtet, bei der Aufklärung etwaiger strafbarer Handlungen mitzuwirken.
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ÖFB-Team bei Auslosung für Endrunde 2018 in St. Petersburg in Lostopf zwei – Boss Windtner: "Unser Team wird vor großen Namen nicht einknicken". Wien/St. Petersburg – Trommelwirbel. Österreichs Fußball-Nationalmannschaft erfährt am Samstag – reichlich früh – seine Gegner in der Qualifikation für die WM-Endrunde 2018. Ab 17 Uhr werden in St. Petersburg die Qualifikationsgruppen für das Turnier in Russland ermittelt. Die Ausgangsposition für das ÖFB-Team ist gut: Aufgrund der jüngsten Erfolge wird Österreich aus Topf 2 gezogen. Auf zusätzliches Losglück hofft man freilich dennoch. Wenn am Samstag die gesamte Fußballwelt gespannt nach St. Petersburg blickt, wird neben Russlands Präsidenten Wladimir Putin und Fifa-Boss Joseph Blatter, der erstmals seit den Verhaftungen von Fifa-Funktionären in Zürich am 27. Mai wieder ausländischen Boden betritt, auch ÖFB-Präsident Leo Windtner in den Stühlen im prunkvollen Konstantinpalast Platz nehmen. Ein Wunschlos hat Windtner nicht. Darüber nachzudenken wäre sinnlos, weil es sowieso nicht eintrifft. Wir würden es aber bevorzugen, wenn uns weite Auswärtsreisen erspart blieben, sagte Windtner im Vorfeld des Events. Gemeinsam mit ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner und Teammanager Christian Schramm wird Windtner am Freitag nach Russland fliegen. Die jüngsten Ergebnisse der Auswahl von Teamchef Marcel Koller sorgten für eine Aufbruchstimmung, in der Fifa-Weltrangliste thront der souveräne Tabellenführer der EM-Qualifikations-Gruppe G auf Platz 15 und ist damit so gut wie nie zuvor platziert. Die Ansprüche der ÖFB-Equipe sind gestiegen, ebenso das Selbstvertrauen. Unser Team wird vor großen Namen nicht einknicken, sagte Windtner angesichts möglicher Gruppengegner wie Weltmeister Deutschland, Spanien oder Belgien, die allesamt aus Topf 1 gelost werden. Österreich ist an dieser Setzung als zweitbestes Topf-2-Team knapp vorbeigeschrammt. Natürlich wäre Topf eins ein sensationeller Sprung gewesen, allerdings gibt es auch in Topf zwei eine Reihe großer Kaliber, die wir jetzt vermeiden können, erklärte Windtner mit Blick auf die Ex-Weltmeister Frankreich und Italien. Auch wenn der Fokus auf dem endgültigen Erreichen der EM-Endrunde 2016 in Frankreich liegt, die langfristigen Ziele der Österreicher sind hoch gesteckt: Bei uns liegt jetzt die volle Konzentration darauf, das EM-Ticket endgültig zu fixieren, aber auf dem weiteren Horizont gibt es das Bestreben, erstmals seit 20 Jahren wieder bei der WM dabei zu sein. Auch wenn es aufgrund der geringeren Startplätze im Vergleich zur EM schwieriger wird, sagte Windtner. Die neun europäischen Gruppensieger qualifizieren sich direkt für Russland 2018, während die acht besten Gruppenzweiten im November 2017 die verbleibenden vier Startplätze wie gehabt in einem Playoff untereinander ausspielen. Unter Berücksichtigung der Fifa-Weltrangliste werden in St. Petersburg sieben Gruppen mit je sechs Teams und zwei Gruppen mit je fünf Teams gelost. WM-Gastgeber Russland ergänzt eine dieser beiden Fünfer-Gruppen und bestreitet die Qualifikation außer Konkurrenz in Freundschaftsspielen. Deutschland, England, Frankreich, Italien, die Niederlande und Spanien werden in jedem Fall in einer Sechser-Gruppe spielen. Das bringt mehr Spiele und mehr TV-Einnahmen. Der Spielplan sieht ein Format mit Hin- und Rückspielen vom 4. September 2016 bis 10. Oktober 2017 vor. Die Spielpaarungen werden direkt im Anschluss vom Fifa-Computer festgelegt. Mit Ausnahme von Asien werden zudem die Qualifikationsgruppen aller restlichen fünf Konföderationen in den einst von Peter dem Großen in Auftrag gegebenen Räumen direkt an der Küste ermittelt werden. Eine Änderung gab es bezüglich der Besetzung des Jobs der Glücksfee. Nicht der ursprünglich gecastete Brasilianer Hulk wird die Kugeln aus den Töpfen fischen, sondern der ehemalige russischen Teamkapitän Alexey Smertin. Offiziell begründet die Fifa das mit Verpflichtungen Hulks bei seinem Klub Zenit St. Petersburg, der am Sonntag ein Meisterschaftsmatch zu absolvieren hat. Der Stürmer hatte im Zuge des neuerlichen Rassismus-Skandals in Russland erst am Montag deutliche Kritik geübt. Es ist eine Schande. So etwas geschieht in der Liga beinahe in jedem Spiel, hatte er gesagt: Wenn das in drei Jahren ebenfalls passiert, wäre es hässlich und widerlich. Am ersten Spieltag war der Ghanaer Emmanuel Frimpong im Moskauer WM-Stadion mit Affenrufen von den Zuschauerrängen verunglimpft worden. Er hatte sich anschließend mit eindeutiger Geste revanchiert und war daraufhin ausgeschlossen worden. Sportminister Witali Mutko kündigte immerhin eine härtere Gangart gegen Fremdenfeindlichkeit an. Wir werden unseren Kampf verstärken, sagte der 56-Jährige: Die Sanktionen für solche Dinge haben wir bereits verschärft. Die Übeltäter werden nicht ungestraft davonkommen. Wenigstens organisatorisch läuft derweil vieles rund. Die Arbeiten in den elf WM-Städten und zwölf Stadien gehen zumeist gut voran. Laut offiziellen Angaben liegen die Baufortschritte in allen Austragungsorten mindestens im Zeitplan – und das trotz Budget-Kürzungen um knapp 500 Millionen Euro. (APA, sid, red, 24.7.2015) Topf 1: Deutschland (Weltranglistenplatz 2), Belgien (3), Niederlande (5), Portugal (7), Rumänien (8), England (9), Wales (10), Spanien (12), Kroatien (14) Topf 2: Slowakei (15), Österreich (15), Italien (17), Schweiz (18), Tschechien (20), Frankreich (22), Island (23), Dänemark (24), Bosnien-Herzegowina (26) Topf 3: Ukraine (27), Schottland (29), Polen (30), Ungarn (31), Schweden (33), Albanien (36), Nordirland (37), Serbien (43), Griechenland (44) Topf 4: Türkei (48), Slowenien (49), Israel (51), Irland (52), Norwegen (67), Bulgarien (68), Färöer (74), Montenegro (81), Estland (82) Topf 5: Zypern (85), Lettland (87), Armenien (89), Finnland (90), Weißrussland (100), Mazedonien (105), Aserbaidschan (108), Litauen (110), Moldau (124) Topf 6: Kasachstan (142), Luxemburg (146), Liechtenstein (147), Georgien (153), Malta (158), San Marino (192), Andorra (202) MOSKAU – Einwohner: 12,2 Millionen – Stadien: Luschniki (81.000 Plätze, im Umbau), Spartak (45.000 Plätze, bereits fertig) JEKATERINBURG – Einwohner: 1,4 Millionen – Stadion: Zentralstadion (35.000 Plätze, im Umbau) KALININGRAD – Einwohner: 453.000 – Stadion: Neue Arena (35.000 Plätze, Fertigstellung 2017 geplant) KASAN – Einwohner: 1,2 Millionen – Stadion: Kasan Arena (45.000 Plätze, bereits fertig) NISCHNI NOWGOROD – Einwohner: 1,3 Millionen – Stadion: Neue Arena (44.000 Plätze, Fertigstellung 2017 geplant) ROSTOW AM DON – Einwohner: 1,1 Millionen – Stadion: Rostow Arena (44.000 Plätze, Fertigstellung 2017 geplant) SAMARA – Einwohner: 1,2 Millionen – Stadion: Neue Arena (45.000 Plätze, Fertigstellung 2017 geplant) SARANSK – Einwohner: 300.000 – Stadion: Mordowija Arena (45.000, Fertigstellung 2017 geplant) SOTSCHI – Einwohner: 400.000 – Stadion: Fischt-Olympiastadion (48.000 Plätze, im Umbau) ST. PETERSBURG – Einwohner: 5,2 Millionen – Stadion: Zenit Arena (69.501 Plätze, Fertigstellung 2016 geplant) WOLGOGRAD (früher Stalingrad) – Einwohner: 1 Million – Stadion: Siegesarena (45.000 Plätze, Fertigstellung 2017 geplant) 4.–6. September 2016 3.–11. Oktober 7.–15. November 20.–28. März 2017 5.–13. Juni 28. August – 5. September 2.–10. Oktober Play-off: 6.–14. November WM-Endrunde von 14. Juni bis 15. Juli 2018 in Russland.
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Organisation sieht zahlreiche Menschenrechtsverletzungen. Paris – Amnesty International hat den nach den Anschlägen von Paris verhängten Ausnahmezustand scharf kritisiert und zahlreiche Menschenrechtsverletzungen angeprangert. In einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht kritisiert die Menschenrechtsorganisation brutale Notmaßnahmen wie nächtliche Wohnungsdurchsuchungen und Hausarreste. Damit würden die Rechte hunderter Männer, Frauen und Kinder mit Füßen getreten. Amnesty forderte die Regierung auf, den Ausnahmezustand nicht wie geplant erneut zu verlängern. Staatschef François Hollande hatte den Ausnahmezustand nach der Anschlagsserie vom 13. November mit 130 Toten verhängt. Er räumt den Behörden umfassende Befugnisse ein, darunter nächtliche Wohnungsdurchsuchungen ohne richterlichen Beschluss, Versammlungsverbote sowie Hausarrest für mutmaßliche Gefährder. Seit den Anschlägen wurden auf dieser Grundlage mehr als 3.200 Wohnungen durchsucht, mehr als 400 Menschen wurden unter Hausarrest gestellt. Traumatisiert und stigmatisiert Die Betroffenen seien traumatisiert und stigmatisiert, erklärte nun die Menschenrechtsorganisation, die Interviews mit 60 Menschen führte. Einige hätten angegeben, ihre Arbeit verloren zu haben. Zugleich kritisierte Amnesty, die Maßnahmen hätten kaum Ergebnisse gebracht: Es seien lediglich vier polizeiliche Voruntersuchungen wegen Terrorvergehen und 21 Ermittlungen wegen Terrorverherrlichung eingeleitet worden. In Ausnahmesituationen können Regierungen außergewöhnliche Maßnahmen ergreifen, sie müssen es aber mit Vorsicht tun, erklärte der Amnesty-Direktor für Europa und Zentralasien, John Dalhuisen. In Frankreich haben ausgeweitete Exekutivbefugnisse mit nur sehr wenig Kontrolle über ihre Ausübung zu einer ganzen Reihe von Menschenrechtsverletzungen geführt. Die Anwendung des Ausnahmezustands in Frankreich ist bereits von mehreren Menschenrechtsorganisationen kritisiert worden, ebenso vom Europarat. Die Regierung will die umstrittene Maßnahme trotzdem ein zweites Mal verlängern: Der Ausnahmezustand läuft noch bis zum 26. Februar und soll dann um drei Monate bis Ende Mai verlängert werden. Das Parlament muss dem noch zustimmen. Amnesty forderte die Regierung auf, das Vorhaben einer Verlängerung aufzugeben. Es gebe keine befriedigenden Garantien für einen Respekt der Menschenrechte. Die Regierung will den Ausnahmezustand auch in der französischen Verfassung verankern. Die Debatte für eine solche Verfassungsreform in der Nationalversammlung beginnt am Freitag.
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Tiroler mit guter Vorstellung und fünf Auswärtstoren beim FAC. Liefering schlägt St. Pölten, Remis zwischen Salzburg und Klagenfurt. Das mit Spannung erwartete Aufsteiger-Duell der Erste Liga hat am Freitag keinen Sieger gebracht. Austria Salzburg und Austria Klagenfurt trennten sich in Schwanenstadt 1:1. Beide sind damit nach zwei Runden in der zweithöchsten Fußball-Spielklasse weiter ungeschlagen. Wie die Klagenfurter halten auch Wacker Innsbruck und der Kapfenberger SV bei vier Punkten. Die Innsbrucker setzen sich beim FAC in Wien klar mit 5:1 durch, die Kapfenberger bezwangen Austria Lustenau dank eines späten Treffers zu Hause 1:0. Der FC Liefering besiegte St. Pölten 2:1. Die Niederösterreicher halten unter Neo-Trainer Karl Daxbacher damit erst bei einem Zähler. Die Runde wurde am Freitagabend (Beginn 20.30 Uhr) mit dem Schlager zwischen Bundesliga-Absteiger Wr. Neustadt und Titelfavorit LASK abgeschlossen. 2.650 Zuschauer waren zur Heimpremiere der neuen Salzburger Austria im Profifußball gekommen. Die Violetten erkämpften im Ausweichstadion in Schwanenstadt wie schon zum Auftakt in St. Pölten (2:2) nach Rückstand einen Punkt. Der starke Slowene Rajko Rep brachte die Klagenfurter nach Vorarbeit seines Landsmannes Patrik Eler zwar in Führung (45.), Max Müller gelang nach einer Freistoßflanke von Ernst Öbster aber per Kopf der Ausgleich (70.). Die Salzburger sind damit bereits seit 17 Pflichtspielen ungeschlagen. Schon in der Regionalliga West waren sie als Meister in der vergangenen Saison ohne Heimniederlage geblieben. Die Kärntner ließen nach ihrem 4:0-Auftaktsieg gegen Liefering die Chance auf den zweiten Dreipunkter in Folge aus. Dennoch liegen sie vor dem LASK-Spiel vorübergehend gleichauf mit Innsbruck an der Tabellenspitze. Die Innsbrucker landeten im Ernst-Happel-Stadion, in das der FAC wegen der Arbeiten am eigenen Sportplatz ausweichen musste, einen Kantersieg. Die Wiener konnten nur vor der Pause mithalten, erzielten durch einen Kopfball von Mehmet Sütcü den zwischenzeitlichen Ausgleich (26.). Für die Tiroler, die sich in der Vorsaison vor allem auswärts mit dem Toreschießen schwergetan hatten, waren Danijel Micic (15./Handelfmeter), Thomas Pichlmann (44.), Christoph Freitag (61.), Armin Hamzic (89.) und Alexander Gründler (90.) erfolgreich. Liefering rehabilitierte sich gegen St. Pölten für die Auftaktpleite in Klagenfurt. Die Tore erzielten der Südkoreaner Hwang Hee-chan (25.) und Michael Brandner (49.). Auf der Gegenseite war Daniel Segovia im zweiten Versuch per Elfmeter erfolgreich (36.). Luan hatte Segovia zu Fall gebracht. Der Brasilianer wurde nach der Pause ebenso ausgeschlossen (63.) wie der ebenfalls eingewechselte Raphael Dwamena (82.). Die Lieferinger retteten die Führung aber auch mit neun Mann über die Zeit. Luan war nach einer halben Stunde für Jungstar Dayot Upamecano ins Spiel gekommen. Der 16-jährige Franzose, im Sommer für mehr als zwei Millionen Euro aus Valenciennes ins Red-Bull-Imperium gewechselt, schied bei seinem Erste-Liga-Debüt verletzungsbedingt aus. Davor hatte er für ein rotwürdiges Foul an Lukas Thürauer als letzter Mann nur Gelb gesehen. Kapfenberg blieb als einziges Team der Liga auch im zweiten Saisonspiel ohne Gegentreffer. Mit der Minimalausbeute von einem Tor halten die Steirer bei vier Zählern. Für die Entscheidung gegen die in der ersten Runde gegen Wr. Neustadt siegreichen Lustenauer sorgte eine weite Flanke von Markus Farnleitner, die dank vom Spanier Sergi Arimany gestifteter Verwirrung ihren Weg ins Tor fand (88.). Im Finish verloren die Kapfenberger noch Kapitän Manfred Gollner mit Gelb-Rot (92.). Titelaspirant LASK hat sich zum Abschluss der Runde mit einem 0:0 bei Wiener Neustadt begnügen müssen. Die Elf von Trainer Oliver Glasner hatte bei zwei Stangenschüssen von Christopher Drazan und Rene Gartler Pech und kam trotz spielerischer Überlegenheit nur zu wenigen Chancen. Damit haben nach dem zweiten Spieltag bereits alle Clubs Punkte abgegeben. 1.500 Zuschauer in Wiener Neustadt sahen von Beginn an dominierende Athletiker. Gegen die gut stehenden Niederösterreicher forcierten die Linzer das Flankenspiel, dies war aber lange Zeit kein probates Mittel. So musste Domenik Schierl im Wiener Neustädter Tor erst in der 23. Minute zum ersten Mal eingreifen. Nach einer Ullmann-Flanke fiel der Abschluss von LASK-Stürmer Rene Gartler aber ungefährlich aus. Dann zog Markus Rusek aus etwa 20 Metern ab und zwang LASK-Goalie Pavao Pervan zu einer Parade (28.). Es entwickelte sich nur kurze Zeit ein offenes Spiel, denn der LASK erhöhte bis zur Pause kontinuierlich den Druck – und hatte am Ende der ersten Halbzeit auch Pech: Über Umwege kam Drazan im Strafraum an den Ball und scheiterte mit seinem Schuss an der rechten Stange (39.). Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich an den Spielanteilen nichts, klare Torchancen waren aber Mangelware. Den Matchball der mit vielen bundesligaerprobten Spielern angetreten Oberösterreicher fand Gartler vor, doch der frühere Rapid-Angreifer traf mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze nur den rechten Pfosten (82.). (APA, 31.7.2015) Ergebnisse: 2. Runde Erste Liga vom 31. Juli 2015 FC Liefering – SKN St. Pölten 2:1 (1:1) Grödig, Das.Goldberg Stadion, SR Kolleger. Tor: Hwang (25.), Brandner (48.) bzw. Segovia (36./Foulelfmeter). Gelb-Rot: Luan (63., Liefering), Rote Karte: Dwamena (82., Liefering/Tätlichkeit) Kapfenberger SV – SC Austria Lustenau 1:0 (0:0) Kapfenberg, Franz-Fekete-Stadion, SR Katona. Tor: Farnleitner (88.). Gelb-Rot: Gollner (92., Kapfenberg) FAC – Wacker Innsbruck 1:5 (1:2) Wien, Ernst-Happel-Stadion, SR Ciochirca. Tor: Sütcü (26.) bzw. Micic (15./Handelfmeter), Pichlmann (44.), Freitag (61.), Hamzic (89.), Gründler (92.) Austria Salzburg – Austria Klagenfurt 1:1 (0:1) Volksbankstadion Schwanenstadt, SR Grobelnik. Tor: Müller (70.) bzw. Rep (44.) SC Wr. Neustadt – LASK Linz 0:0 Stadion Wiener Neustadt, SR Altmann.
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Frauenfeindlichkeit, Lügen und Intrigen im ÖSV? Gibt es, sagt Kilian Albrecht, Ex-Rennläufer und Manager von US-Star Mikaela Shiffrin. Wien – Der Vorarlberger Kilian Albrecht hatte einst seine liebe Not mit dem Österreichischen Skiverband, der ÖSV stimmte einem Nationenwechsel des Slalomfahrers nur widerwillig zu. Heute ist der 42-Jährige als Manager von Olympiasiegerin Mikaela Shiffrin und Schladming-Triumphator Alexander Choroshilov tätig. Und macht sich auch seine Gedanken zur Situation rund um Gesamtweltcupsiegerin Anna Fenninger. STANDARD: Ist so ein Riss, wie er zwischen Fenninger und dem ÖSV entstanden ist, überhaupt noch zu kitten? Albrecht: Das ist sicher schwer. Das Problem ist, dass das Misstrauen nicht kleiner geworden ist und der Karren ziemlich verfahren ist. Ich glaube aber, dass es dem Präsidenten eher wurscht ist, Anna ist eine Frau. Und bei Schröcksnadel zählen in erster Linie die Männer. STANDARD: Kann oder soll eine Athletin, die ein derartiges Misstrauen gegen den Verband hegt, überhaupt noch für den ÖSV fahren? Albrecht: Sagen wir so, es wird wohl die einzige Möglichkeit sein, für Österreich zu fahren. Der ÖSV könnte ihr die Lizenz geben und sie als unabhängige Athletin fahren lassen. Bode Miller ist so Gesamtweltcupsieger geworden. Ich denke nicht, dass der ÖSV einer Athletin wie ihr das Startrecht verwehren kann. Außer er will sich mit einer Schadenersatzklage in Millionenhöhe auseinandersetzen. STANDARD: Nicht eingehaltene Versprechen, Lügen und Frauenfeindlichkeit. Fenninger fährt harte Geschütze auf. Ist das dem ÖSV alles zuzutrauen? Albrecht: Ich habe es selber erlebt. Ich war eh nur noch knapp unter den Top 30 der Welt, und es war ihnen nicht zu blöd, ausländische Botschafter anzurufen, um zu verhindern, dass ich einen Pass kriege. Was Frauen betrifft, ist es ein offenes Geheimnis, dass Frauen nur gelegen kommen, wenn die Herren grad mal nicht so gut sind und sie die Medaillenbilanz auffetten können. STANDARD: Das klingt alles etwas rückständig. Albrecht: Der ÖSV lebt noch im letzten Jahrhundert. Eine Frau darf niemals so viel wie ein Mann verdienen, das geht ja gar nicht. Ich denke, es geht hier nicht nur um die Mercedes-Kampagne. In Wahrheit geht es darum, dass ein kleines Mädchen den Mut hat, dem Herrn Schröcksnadel zu widersprechen. Und das in einem Umfeld voller Jasager. STANDARD: Der Verband ist ob der für Mercedes werbenden Fenninger erzürnt, man schneidet lieber mit. Angesichts der Ausbildungskosten auch irgendwo verständlich, oder? Albrecht: Ach, immer diese Ausbildungskosten. Irgendwann sind die doch amortisiert. Dann ist der Sportler für den Verband eine reine Cashcow. Im Fall von Fenninger war dieser Punkt schnell erreicht. Was sie den Verband gekostet hat, ist ja marginal im Vergleich zu dem, was sie über die Jahre geleistet hat. STANDARD: Und was ist mit den zur Verfügung gestellten Trainingsbedingungen? Albrecht: Ein Trainingsumfeld bieten, also bitteschön, das ist ja wohl die Aufgabe des Verbandes. Der Verband kriegt ja auch genug Förderungen und Sponsorengelder. Und die gibt es nur wegen der Topathleten. STANDARD: Es heißt aber oft, die Voraussetzungen seien in Österreich optimal. Muss man dafür nicht auch die Kehrseite in Kauf nehmen? Albrecht: Die anderen Nationen haben längst aufgeholt. Wenn ich mir ansehe, wie Alexander Choroschilow Slalom trainiert, kann ich Ihnen sagen, dem fehlt es an überhaupt nichts. Alles ist auf ihn abgestimmt, die Trainer gehen auf ihn ein, er hat ein optimal abgestimmtes Programm. Das Gleiche gilt im Übrigen für Mikaela Shiffrin. STANDARD: Ist das in Österreich nicht so? Albrecht: Für die Topleute schon, aber nicht für alle. Wenn ich zurückdenke, habe ich zehn Jahre dieselben Trainer gehabt und nur zu ganz wenigen einen Draht gefunden. Ich war nur die Nummer drei oder vier im Slalomteam, da sind die anderen wichtiger. Was aber auch irgendwie verständlich ist. STANDARD: Haben Sie jemals versucht, das zu ändern? Albrecht: Ich wollte nur ein paar Tage mit Dietmar Thöni trainieren, da war gleich ein großer Aufruhr. Wir sind eh die Besten, was brauchst du jemand anderen? Motto: Wenn es dir nicht passt, kannst du gehen. Aber Freigabe geben wir dir keine, und schriftlich kriegst du auch nichts. Diese Politik ist im ÖSV die Regel. STANDARD: Werden Athleten im ÖSV gezielt ruhig gehalten? Albrecht: Ich kann mich an Medienschulungen erinnern, die waren unglaublich. Hauptthema: Was kann ich am Wochenende im Interview sagen, um am Montag keine Probleme mit Hans Pum oder anderen Offiziellen beim ÖSV zu bekommen. STANDARD: Sie sind dann für Bulgarien angetreten. Wurde Ihnen zuvor auch eine Stehzeit angedroht? Albrecht: Man wollte mich ein ganzes Jahr warten lassen, es wurde auf Zeit gespielt. Ich habe mir einen Anwalt genommen, dann wurde eine Vereinbarung gefunden. Da musste ich bereits hinten im Feld starten. Aber ich war ja nur eine kleine, unbedeutende Nummer. STANDARD: Warum gibt sich der ÖSV in Trainerfragen traditionell stur? Albrecht: Weil man Grundsätzliches nicht verstehen will: Der Skisport ist kein Teamsport, der Skisport ist ein Einzelsport. Jeder muss schauen, wie er selbst weiterkommt. Mit einem Trainer muss die Chemie passen. STANDARD: Man spricht oft von Knebelverträgen im ÖSV. Ist dieses Wort angebracht? Albrecht: Das sind sicher Knebelverträge. Das Vertragswerk wurde noch nie angefochten, aber es sind einige Punkte drinnen, die so sicher nicht halten würden. STANDARD: Wäre ein Rechtsstreit zwischen dem ÖSV und Fenninger also gar keine schlechte Sache? Albrecht: Das gehört alles schon längst geregelt. Wo bleiben die Persönlichkeitsrechte? Kann man die einem Sportler einfach abnehmen? Was muss der Athlet alles für den Verband machen? Und was darf er sich ansonsten erlauben? STANDARD: Warum hat sich noch kein Sportler gegen die Unklarheiten aufgelehnt? Albrecht: Weil bisher alle gemeint haben, dass es ohnehin nichts bringen würde. Weil es zu lange dauert, die Gerichtsmühlen mahlen langsam. Alle haben unter Druck unterschrieben. Spielt man nicht mit, bekommt man vom Verband keine Lizenz. Der Athlet ist der Letzte in der Nahrungskette. STANDARD: Arbeitet der ÖSV als einziger Verband mit solchen Methoden? Albrecht: Viele Punkte werden von der FIS vorgegeben. Die FIS ist aber nichts anderes als die Vereinigung der nationalen Verbände. Die Verbände reden sich wiederum auf die FIS aus. Ein lustiges Spiel. STANDARD: Sind die Verbände also einer wie der andere? Albrecht: Viele Verbände sind grundsätzlich nicht einfach. Sie vergessen gerne, dass es ohne Sportler keinen Verband gäbe. Ohne Athleten können sich die Verbände im Ziel selber feiern. Das wäre ganz schön einsam. STANDARD: Wer ist nun eigentlich der Gewinner in der Causa Fenninger? Albrecht: Im Moment Mercedes. Wäre ich dort der Marketingchef, würde ich eine Flasche Champagner aufmachen.
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Die Iran-Gespräche sind eine politische Domäne. Aber die IAEA spielt eine große Rolle bei der Umsetzung. Das Zauberwort heißt "Zusatzprotokoll". Wien/Teheran – Die mediale Aufmerksamkeit für die Atomgespräche mit dem Iran verlagerte sich am Freitag nach Teheran. Aus der iranischen Hauptstadt hieß es vormittags, dass eine Einigung über die Inspektion von Militäranlagen durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) erreicht sei. Das wurde später von IAEA-Generaldirektor Yukiya Amano relativiert: Trotz Fortschritten sei der Durchbruch noch nicht da. Amano war nach Teheran gereist, um Gespräche über jene Teile des Abkommens zu führen, bei denen die IAEA eine wichtige Rolle spielen wird. Dass er dies nicht mit den iranischen Vertretern in Wien aushandeln wollte, sei aussagekräftig, sagt ein Iran-Experte und Beobachter der Verhandlungen, der nicht genannt werden will, zum STANDARD: Wiederholt habe bei der Frage der Militäranlagen der religiöse Führer, Ali Khamenei, so starke Ansagen gemacht – und damit auch den iranischen Verhandlern in Wien den Boden unter den Füßen weggezogen –, dass die IAEA Teheran nun für den einzigen Ort halte, wo das zu klären sei. Die Debatte über die Militäranlagen hat sich zuletzt auf beiden Seiten aufgeschaukelt, und zwar in der bereits üblichen propagandistisch ungenauen Art. Im Westen wurde von Hardlinern die Forderung erhoben, dass es ohne komplette Öffnung aller iranischen Militäranlagen nicht gehe, und im Iran identifizierten die Hardliner das Additional Protocol der IAEA als bösen Trick der internationalen Gemeinschaft, um sich Zugang zu allen Orten der nationalen Sicherheit im Iran zu verschaffen. Beim Additional Protocol handelt es sich um einen Zusatz zum Atominspektionsabkommen, das ein Staat mit der IAEA schließt, dem sogenannten Safeguards-Abkommen. Nach den Erfahrungen mit dem Irak, wo 1991 geheime Urananreicherungsprogramme mit einer militärischen Dimension entdeckt wurden, einigten sich die IAEA-Mitgliedsstaaten – denn sie sind es, die die Regeln machen – auf verschärfte Inspektionsinstrumente. In früheren Zeiten wurde gar nur das Nuklearmaterial inspiziert, das ein Staat der IAEA erklärt hatte. Das Additional Protocol – das der Iran bereits einmal unterzeichnet und bis 2005 angewandt hat, aber nie ratifizierte – sieht im Wesentlichen vor: schärfere Inspektionen, auch mit ganz kurzen Ankündigungszeiten (zu kurz, um etwas verschwinden zu lassen), Inspektionen in allen Anlagen, die ein Atomprogramm betreffen (das heißt nicht nur in solchen, wo angereichertes Material im Spiel ist), und Anlagen, von denen vermutet wird, dass sie etwas mit einem Atomprogramm zu tun haben, auch wenn sie keine Nuklearanlagen sind. Im Iran ist das die umstrittene Militäranlage Parchin. Es ist keineswegs so, dass die IAEA unter dem Zusatzprotokoll einfach in jede Militäranlage hineinspaziert – das würde kein Land der Welt akzeptieren. Die IAEA stellt die Anfrage, das Land antwortet darauf – und im konkreten iranischen Fall wäre etwa eine Möglichkeit, eine dritte Instanz zu schaffen, die sich mit strittigen Fragen befasst. So etwas wäre im Rahmen des Additional Protocol möglich. In der Lösung dieses Punktes ist viel mehr enthalten als nur eine zukünftige Möglichkeit für tiefgreifendere Inspektionen. Auch den sogenannten PMDs, Possible Military Dimensions – jenen Aspekten der iranischen Atomforschung, die unter Verdacht stehen, einem Waffenprogramm gegolten zu haben –, ist nur so beizukommen. Bisher lehnt der Iran gewisse Inspektionen mit der Argumentation ab, dass es keine rechtliche Grundlage gäbe: Mit dem Additional Protocol wäre das anders. Dass die PMDs erst im Rahmen einer Umsetzung eines Abkommens bearbeitet werden würden, ist seit längerem klar. Die Zeit wäre zu kurz gewesen, vor allem aber war der Iran zu dieser Vorausleistung mangels Vertrauens nicht bereit.
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Geldmangel: Die russische Raumfahrtagentur Roskosmos verschiebt eine bemannte Landung auf dem Mond auf frühestens 2033. Moskau – Das russische Mondfahrtprogramm verzögert sich: Die ambitionierten Pläne der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos haben durch die Wirtschaftskrise des Landes einen herben Dämpfer bekommen. Die erste Landung werden die Russen daher wohl nicht vor 2033 in den Mondsand setzen. Die Finanzierung des Entwicklungsprojekts PPTK-2 wurde etwa um die Hälfte gesenkt, was zur Verzögerung bei der Schaffung und Erprobung des Mondflug- und –landekomplexes um zwei bis drei Jahre führt, heißt es in der Roskosmos-Präsentation. PPTK-2 steht für einen neuen bemannten Raumfrachter. In den nächsten zehn Jahren sind für das Projekt noch 20,8 Milliarden Rubel (entspricht knapp 300 Millionen Euro) reserviert. Die Raumfahrtagentur schätzt, dass die Erprobung der Mondfähre damit nicht eher als 2029 oder 2030 beginnt. Die Testphase erstreckt sich nach Angaben von Andrej Ijonin von der Ziolkowski-Akademie auf mindestens drei bis vier unbemannte Flüge. Wenn ein Start im Jahr gelingt, so dauert es bestenfalls drei bis vier Jahre vom ersten Testflug bis zum ersten bemannten Start, fügte er hinzu. Noch im April hatte Roskosmos-Chef Igor Komarow Journalisten erklärt, die erste Mondlandung sei 2029 geplant. Es ist nicht das erste Mal, dass die hochfliegenden Pläne nach hinten verschoben werden müssen. Vor vier Jahren hatte Roskosmos der russischen Regierung noch vorgemalt, im Jahr 2030 bereits eine Mondbasis errichten zu können. Selbst für den Standort der Station gab es schon konkrete Pläne. Sie solle in der Nähe der Polzone liegen, wo das Vorhandensein von Wasser am wahrscheinlichsten ist, hieß es in der damaligen Präsentation. Trotz der Verzögerungen bleibt der Mond weiter Priorität für Roskosmos. Auf dem Erdtrabanten werden wichtige und seltene Rohstoffe vermutet. Der neue Wettlauf zum Mond ist damit auch ein Kampf um Rohstoffe. Die Kosmonauten sollen daher auch nicht zu einem Kurzausflug aufbrechen, sondern bereits bei der ersten Landung mindestens 14 Tage auf dem Mond bleiben. Natürlich verspricht die Mondlandung auch einen Imagegewinn. Interessant in dem Zusammenhang ist, dass in jüngster Zeit vermehrt Verschwörungstheorien über die angeblich gefälschte Mondlandung der Amerikaner 1969 in den russischen Medien auftauchen.
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Will laut Bericht seine Partner zu schnelleren Updates drängen – Führt Liste über säumige Unternehmen. Erstaunlich offen hat sich Android-Chef Hiroshi Lockheimer zuletzt zur Update-Situation rund um das mobile Betriebssystem zu Wort gemeldet. So betonte er in einem Pressegespräch auf der Entwicklerkonferenz I/O vergangene Woche, dass die derzeitige Realität auch für ihn frustrierend sei. Fehlende Updates seien aktuell das größte Sicherheitsproblem unter Android, betonte der Google-Manager im Nachsatz. Aussagen, die auch deswegen überraschend kamen, da Google in den vergangenen Jahren zu diesem Thema – aus Rücksicht auf die eigenen Partner – nur reichlich diplomatische Statements abgegeben hat. Ein aktueller Bericht von Bloomberg liefert nun ein Spur, wie es zu diesem Sinneswandel gekommen ist. Demnach scheint dem Softwarehersteller der Geduldsfaden mit den Hardwareherstellern und Provider gerissen zu sein, die neue Parole laute nun Druck auf diese auszuüben – und wenn nötig bedient man sich dabei eben auch der Öffentlichkeit. Laut den Recherchen von Bloomberg versucht Google auf mehreren Wegen sowohl Zahl als auch Geschwindigkeit von Updates zu heben. So habe man mittlerweile viele Netzanbieter dazu gewinnen können, die monatlichen Sicherheitsupdates in einem beschleunigten Verfahren durchzulassen anstatt jedes Update – wie bisher oft – wochen- oder gar monatelang zu testen. Lockheimer hofft, dass man diesen beschleunigten Prozess künftig auch auf größere Updates anwenden könne. Fürs erste gehe es aber vor allem um die monatlichen Sicherheitsaktualisierungen, die Google im Gefolge des Auftauchens zahlreicher kritischer Lücken im Mediaserver Stagefright eingeführt hat. Ob dieser Plan aufgeht muss sich erst zeigen, laut Bloomberg gibt es aber durchaus frühe positive Anzeichen. Beim US-Provider Sprint betont man den Prüfprozess für größere Updates von 12 Wochen auf einige wenige Wochen reduziert zu haben. Bei Motorola setzt man sich zum Ziel statt wie bisher zwei immerhin vier Updates pro Jahr für seine Geräte auszuliefern. Noch immer keine befriedigende Situation – aber doch eine Verbesserung des Status Quo. Dass die aktuelle Situation so ist, wie sie ist, liege mittlerweile kaum mehr an Google, betont denn auch Sicherheitsforscher Joshua Drake, der die Stagefright-Lücken entdeckt hat. Beim Android-Hersteller habe sich gerade in den letzten Monaten viel getan. Viele Provider würden aber Sicherheit noch immer nicht als wichtiges Thema begreifen, und bei den Smartphone-Herstellern herrschen andere Motive vor. So sehen hier viele neue Softwareversionen auch als Lockmittel für den Verkauf neuer Geräte, wodurch der Anreiz sinkt, aktuelle Smartphones und Tablets mit Updates zu versorgen. Google will dem offenbar nun mit zunehmenden Druck begeben. So habe das Unternehmen eine Liste zusammengestellt, die detailliert ausführe, wie gut – oder eher: schlecht – sich einzelne Hardwarehersteller bei Updates schlagen. Dieses Ranking sei intern vor einigen Wochen an die Android-Partner verteilt worden. Dies mit dem Hinweis, dass man darüber nachdenke diese Liste öffentlich zu machen – ein Schritt der einige Hersteller wegen der damit verbundenen, negativen PR ins Schwitzen bringen könnte. Zusätzlich versucht Google die Strategien der letzten Jahre weiter zu forcieren, und das heißt: Immer mehr Komponenten über den Play Store aktualisierbar machen, damit diesbezügliche Lücken ohne Systemupdates vorgenommen werden können. Zudem haben offenbar schon jetzt einige Partner Zugriff auf das kommende Android N bekommen, damit sie ihre Geräte früher als in vergangenen Jahren auf ein Update vorbereiten können. Ob diese Rechnung aufgeht, ist allerdings alles andere als gewiss. Bisher haben alle Bestrebungen von Google, die Hardwarehersteller früher einzubinden, wenig gefruchtet. Mike Chan, Mitgründer des Smartphone-Herstellers Nextbit und ehemaliger Android-Entwickler bei Google, sieht langfristig nur eine wirklich wirkssame Lösung: Ein grundlegendes Redesign des Betriebssystem, in dessen Zug Google die Verantwortung über die Update-Auslieferung in die Hand nimmt. Freilich wäre die technische Umsetzung eines solchen Vorhabens nur ein Teil des nötigen Aufwands. Immerhin müsste man die eigenen Partner vom Vorteil einer solchen Lösung überzeugen, und das könnte schwierig werden. Hersteller wie Samsung nehmen zum Teil tiefe Eingriffe in das Betriebssystem vor, die weit über einen angepassten Look oder zusätzliche Apps hinausgehen, und diese Macht werden sie kaum freiwillig abgeben. Auch würde ein solcher Schritt bedeuten, dass Google mehr Kontrolle über die Android-Welt erhält – was erst recht wieder Regulierungsbehörden von der EU bis Russland auf den Plan rufen könnte. Fürs erste scheint sich Google einmal darauf zu konzentrieren, die eigenen Hausarbeiten zu machen, um den Update-Prozess zu erleichtern. So wird mit Android N der Update-Mechanismus von Chrome OS übernommen, wodurch das Einspielen neuer Versionen erheblich beschleunigt wird – und automatisch erfolgen kann.
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3DS-Speicherchipkarten-Hersteller Macronix rechnet Verkaufsanstieg dank der neuen Spielkonsole. Nintendos 2017 erscheinende nächste Spielkonsole NX könnte möglicherweise kein Laufwerk für optische Disks verbaut haben. Anstelle dessen dürfte das System auf ähnliche Speicherchipkarten setzen, wie sie bei der Handheldkonsole 3DS zum Einsatz kommen. Davon gehen derzeit zumindest einige Branchenmedien aus, die auf einen Geschäftsbericht von 3DS-Karten-Hersteller Macronix verweisen. Erste Gerüchte, dass die Nintendo NX keine optischen Disks nutzen wird, kamen unterdessen bereits vor mehr als einem Jahr auf. Der Vorteil von derartigen Speicherchipkarten ist üblicherweise eine kürzere Ladezeit bei Spielen. Nachteile sind die vergleichsweise hohen Produktionskosten sowie die daraus resultierende Speicherplatzlimitierung. Macronix rechnet für das dritte und vierte Quartal mit einem deutlichen Verkaufsanstieg seiner Speicherkartenprodukte und nennt als Grund dafür Nintendos nächste Konsolenplattform. Bestellungen für neue Speicherkarten sollten demnach in den vorhergehenden Quartalen zum Marktstart im März erfolgen. Welche Speicherkarten für die Nintendo NX zum Einsatz kommen könnten, ist bislang ebenso Gegenstand der Spekulationen. Während beim 3DS 75 nm Chips mit einer Speichergröße von 8 GB verwendet werden, dürfte Nintendo bei der NX aufgrund der höheren technischen Anforderungen der Spiele deutlich mehr Platz benötigen. Macronix testet seit geraumer Zeit bereits neue 32 nm ROM-Karten.
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Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt befasst – Hintergrund laut Medien ein Nachbarschaftsstreit. Wiener Neustadt – Nach zwei angeblichen Hakenkreuz-Attacken auf einen 52-Jährigen seit September 2015 hat sich nun der Verdacht erhärtet, dass er sich die Verletzungen selbst zugefügt haben könnte. Er wurde wegen Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung, Verleumdung und falscher Zeugenaussage bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt angezeigt, bestätigte Sprecher Erich Habitzl am Dienstag Medienberichte. Die Erhebungen seien noch im Gang, ehe über eine Anklage entschieden werde, so Habitzl. Bereits Anfang März hatte es geheißen, dass in alle Richtungen ermittelt und die Plausibilität der Angaben des Opfers überprüft würden. Hintergrund der offenbar erfundenen Überfälle dürfte ein Nachbarschaftsstreit sein. Der Schichtarbeiter hatte im September angegeben, von drei vermummten Tätern in der Nacht vom Fahrrad gerissen worden zu sein und ein Hakenkreuz in die Stirn geritzt bekommen zu haben. Der verdächtige Schwiegersohn des Nachbarn wurde nach drei Monaten U-Haft knapp vor Weihnachten aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Mitte Februar zeigte der 52-Jährige einen neuerlichen Überfall an, diesmal wies er Verletzungen auf der Brust auf.
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Bei Aufträgen hat aber Airbus die Nase voran. Chicago/Toulouse – Der Flugzeugbauer Boeing hat im abgelaufenen Jahr deutlich mehr Flugzeuge ausgeliefert als 2014 und sein eigenes Ziel übertroffen. Die Zahl der Auslieferungen stieg um 39 Stück auf 762 Maschinen, wie der Airbus-Rivale aus den USA am Donnerstag in Chicago mitteilte. Vor allem vom jüngsten Langstreckenjet 787 Dreamliner wurden mehr Exemplare fertig. Insgesamt liegt Boeing aufs Jahr gesehen voraussichtlich um 127 Flugzeuge vor seinem Konkurrenten Airbus, der Insidern zufolge auf 635 Auslieferungen kam. Eigentlich hatten sich die Amerikaner nur 755 bis 762 Auslieferungen zum Ziel gesetzt. Bei den Aufträgen dürfte nach bisherigen Zahlen hingegen Airbus vorn liegen. Die Europäer kamen bereits bis Ende November auf 1007 Bestellungen, Stornierungen herausgerechnet. Bei Boeing standen bis 22. Dezember 743 Netto-Bestellungen zu Buche. Der US-Konzern wollte den Stand vom Jahresende mit möglichen weiteren Aufträgen noch im Laufe des Donnerstags bekanntgeben. Der europäische Flugzeugbauer will seine Zahlen am kommenden Dienstag (12. Jänner) veröffentlichen.
| 3Wirtschaft
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Urteil im Streit Mainz vs. Müller: befristete Verträge rechtens – 2014 aussortierter Torhüter klagte nach Ablauf seines Vertrags. Mainz – Fußballvereine dürfen ihren Spielern auch weiterhin befristete Verträge geben. In einem brisanten Rechtsstreit zwischen dem FSV Mainz 05 und seinem früheren Torhüter Heinz Müller fällte das Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz am Mittwoch ein Urteil, das den Profifußball vor radikalen Umwälzungen bewahrt. Müller hatte 2014 nach Ablauf eines Zweijahresvertrages auf eine Feststellung des Fortbestandes als unbefristetes Arbeitsverhältnis geklagt. Das Arbeitsgericht Mainz entschied daraufhin, dass auch Fußballprofis arbeitsrechtlich wie normale Arbeitnehmer behandelt werden müssen und nicht ständig Zwei-, Drei- oder Vierjahresverträge erhalten dürfen. Das Landesarbeitsgericht als nächst höhere Instanz änderte dieses Urteil jetzt wieder ab, ließ aber auch gleichzeitig eine Revision zu. Sowohl Mainz 05 als auch Müller können jetzt noch vor das Bundesarbeitsgericht ziehen. Der 37-Jährige und sein Anwalt haben nach eigenen Angaben noch nicht entschieden, ob sie in die Revision gehen und wollen das Urteil erst genau prüfen. Vereine und Verbände hatten einen neuen Fall Bosman bis hin zum völligen Zusammenbruch des gängigen Transfersystems befürchtet. Dass das Landesarbeitsgericht dieses erstinstanzliche Urteil nun gekippt hat, sorgte im Profifußball für große Erleichterung. Wir freuen uns über dieses klare Votum, erklärte die Deutsche Fußball Liga in einer ersten Reaktion. Müller hatte 2012 einen neuen Zweijahresvertrag in Mainz unterschrieben. Der sollte sich ab einer bestimmten Anzahl von Liga-Einsätzen automatisch verlängern. Ein halbes Jahr vor Ablauf dieses Vertrages sortierte der damalige Mainz-Trainer Thomas Tuchel den Torhüter aus. Müller musste den Verein im Sommer 2014 verlassen und zog vor Gericht. Durch die sportliche Degradierung sah er sich vor allem um die Chance gebracht, dass sich sein Vertrag noch einmal automatisch verlängert. Das Landesarbeitsgericht wies Müllers Klage nun zur Gänze zurück. Die Entscheidung des beklagten Vereins, dem Kläger die Chance auf die Teilnahme am aktiven Spielbetrieb und damit die Möglichkeit, die vereinbarte Punkteprämie in der Rückrunde der Saison 2013/2014 zu erreichen, zu versagen, war rechtlich nicht zu beanstanden, heißt es. Die Entscheidung darüber, ob der Spieler in Bundesliga-Spielen eingesetzt wird, unterliegt dem freien Ermessen des Trainers. Müller war es nie darum gegangen, dass System Profifußball ins Wanken zu bringen. Da das Arbeitsgericht aber entschied, dass solche Befristungen nur im Falle eines sachlichen Grundes zulässig seien, befürchteten Vereine und Verbände schwerwiegende Folgen für die gesamte Branche. Wenn wir jeden Spieler mit einem unbefristeten Vertrag ausstatten würden, hätten wir ja 50, 60 Profis im Kader, meinte Mainz-Präsident Harald Strutz. Eine weitere Befürchtung war, dass Topspieler ihre Verträge künftig jedes Jahr im Rahmen gesetzlicher Kündigungsfristen kündigen und danach ablösefrei zu einem anderen Club wechseln könnten.
| 4Sport
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War während des Oktoberfestes 2015 mit 1,4 Promille erwischt worden. München – Der ehemalige Fußball-Profi und aktuelle Zweitliga-Trainer Stefan Effenberg (47) muss sich wegen einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss vor Gericht verantworten. Am 1. April soll der Coach des SC Paderborn im Münchner Amtsgericht auf der Anklagebank Platz nehmen. Das Gericht bestätigte am Dienstag einen Bericht der Bild-Zeitung. Während des Oktoberfestes 2015 hatte die Polizei Effenberg in München-Schwabing kontrolliert. Nach einem Atemalkoholtest wurde dem früheren Nationalspieler Blut abgenommen. Das Ergebnis lag laut Bild bei 1,4 Promille. Die Grenze für die absolute Fahruntüchtigkeit liegt bei Autofahrern bei einer Blutalkoholkonzentration von 1,1 Promille. Nachdem Effenberg gegen einen Strafbefehl der Justiz Einspruch eingelegt hat, steht jetzt der Gerichtstermin bevor. Effenberg hatte im September um Entschuldigung für seine Fahrt gebeten. Ich habe einen Riesenfehler gemacht, da gibt es gar nichts zu diskutieren, zitierte die Bild-Zeitung ihn damals. Es geht hier auch gar nicht darum, dass ich das nach einem Wiesn-Besuch gemacht habe, erläuterte der 47-Jährige. Es ist generell eine riesige Dummheit, Auto zu fahren, wenn man etwas getrunken hat. Ich kann dafür nur um Entschuldigung bitten.
| 1Panorama
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Innenministerium weist Kritik zurück – Gespräch zwischen Ministerien und NGOs am Mittwoch auf Beamtenebene. Wien – Viel Verhandlungsspielraum bleibt den involvierten Parteien nicht: Am Donnerstag, also Ende März, läuft die Sonderrichtlinie des Bundes aus, die seit 23. Oktober 2015 die Auszahlung von Förderungen an Hilfsorganisationen im Zusammenhang mit Hilfsmaßnahmen für Transitflüchtlinge regelt. Am Mittwoch treffen sich Beamte des Innen- und Finanzministeriums mit Vertretern von neun NGOs (Rotes Kreuz, Caritas, Johanniter, Arbeiter-Samariter-Bund, Kinderfreunde, Volkshilfe Wien, Islamische Föderation, Malteser Hospitaldienst und Wiener Hilfswerk), um eine Neuregelung zu beschließen. Die Gespräche bergen einiges an Zündstoff: Die Hilfsorganisationen treten in Vorleistung zum Bund und rechnen am Fünften des Folgemonats den vorangegangenen Monat mit dem Innenministerium ab. Der Bund bleibt aber weiter Geldleistungen säumig. Noch ist keine Überweisung für die Monate Jänner und Februar bei uns eingelangt, hieß es am Dienstag in einer Stellungnahme des Roten Kreuzes zum STANDARD. Der Zahlungsverzug ist eine Bosheit und schäbig, kritisierte Eva Glawischnig, Grünen-Bundessprecherin. Es würde sich mittlerweile um Millionenbeträge handeln. Landesorganisationen seien bereits am Rand der Zahlungsunfähigkeit angekommen. Überhaupt steht die Sonderrichtlinie für die Flüchtlingshilfe in der Kritik: Ein Passus ermöglicht es, dass der Bund den NGOs Spendengelder, die sie für ihre Arbeit für Transitflüchtlinge erhalten, von den ersetzten (geförderten) Kosten abzieht. Auf diese Möglichkeit verwies ein Brief des Innenministeriums an die NGOs – verbunden mit der Aufforderung, Spenden mit der Widmung Flüchtlingshilfe zu melden. Dagegen sträuben sich die Hilfsorganisationen. Man würde Spendengelder vorrangig für Belange verwenden, die nicht aus staatlichen Mitteln finanziert werden, heißt es. Man habe die Sonderrichtlinie unterschrieben, sagte ein NGO-Vertreter. Dass der Bund private Spenden abkassieren wolle, sei aber eine moralisch-ethische Frage. Für Hilfswerk-Präsident Othmar Karas ist das Vorgehen ein verheerendes Signal. Für Erich Fenninger, Chef der Volkshilfe Österreich, habe die Republik hoheitliche Aufgaben wie die Notversorgung zu erfüllen. Wenn der Staat diese auslagert, muss er die Leistung, die er bestellt hat, auch finanzieren. Das ist keine Förderung, sagte er dem STANDARD. Spendengelder für Flüchtlingshilfe würden natürlich nicht doppelt mit dem Ministerium verrechnet werden. Für die Grünen ist die Sonderrichtlinie rechtswidrig, wie Glawischnig sagte. Diese sei mit der allgemeinen Richtlinie im Widerspruch. Es liege eine Falschbewertung des Begriffs Förderung vor. Das Innenministerium hätte das alleine nie geschafft, sagte Glawischnig. Sie forderte eine Gleichbehandlung von NGOs mit privaten Firmen, die das Innenministerium beauftragt hat – etwa im Schubhaftzentrum Vordernberg. Rechtswidrigkeit könne man im Innenministerium nicht erkennen, sagte ein Sprecher. Die Regelung zwischen den Hilfsorganisationen und dem Ministerium sei gültig, die Verträge nicht einseitig verordnet, sondern auf Augenhöhe abgeschlossen worden. Beim Treffen am Mittwoch gehe es darum, eine Nachfolgeregelung ab April zu finden – die Debatte um die Anrechnung privater Spenden auf die staatliche Fördersumme werde aber nicht ausgespart, heißt es aus dem Innenministerium. Dort will man mitgeteilt haben, dass auch das Finanzministerium für die Verträge mit den NGOs verantwortlich ist. Zuletzt kam es in dieser Frage – wie berichtet – ja zu Spannungen zwischen den beiden Ministerien.
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Die Risiken für Konzerne bei einer Veröffentlichung von länderweisen Berichten sind laut Finanzminister "unverhältnismäßig hoch". Wien – Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) hat in einer Stellungnahme für den Bundesrat seine Haltung bekräftigt, dass länderweise Berichte der multinationalen Firmen mit Steuerdetails besser nicht veröffentlicht werden sollten. Es reiche, wenn sie den Finanzbehörden zur Verfügung gestellt werden. Gleichlautend hatte er sich schon vor dem EU-Finanzministerrat im April geäußert. Die EU-Kommission hat zuletzt einen Gesetzesvorschlag gemacht, der für multinationalen Unternehmen mit mehr als 750 Mio. Euro Jahresumsatz die Veröffentlichung der länderweisen Ergebnisse (Country by Country/CbC) vorsieht. Der aktuelle Entwurf sieht keine Veröffentlichung der Steuerdaten vor. Heute, Donnerstag, hat das EU-Parlament allerdings gefordert, dass die Kommission unverzüglich einen Vorschlag zur Veröffentlichung der Daten machen soll, sofern sich bei einer Folgenabschätzung herausstellen sollte, dass dies keine negativen Folgen für multinationale Unternehmen habe. Das verpflichtende Country-by-Country Reporting werde mehr Transparenz in der Besteuerung schaffen, sagte die FPÖ-Europaabgeordnete Barbara Kappel, die Konzerne müssen Umsatz, Gewinn und Ertragsteuern den nationalen Steuerbehörden offenlegen und es erfolgt ein Datenaustausch zwischen den Mitgliedstaaten. Die OECD-Länder haben sich schon vor längerem dagegen ausgesprochen, dass Steuerinformationen veröffentlicht werden, schreibt auch Schelling in seiner Stellungnahme von Mittwoch, für den Bundesrat. Für die veröffentlichungspflichtigen Firmen gebe es ein unverhältnismäßig großes Risiko, dass Geschäftsgeheimnisse verletzt werden und dass die Daten von der Öffentlichkeit fehlinterpretiert werden, was wiederum den Wettbewerb negativ beeinflussen könne. Dazu komme, dass die einzelnen Länderberichte über den automatischen Informationsaustausch bzw. die Regeln für die Amtshilfe zwischen den Ländern ausgetauscht werden sollten. Dieser sehe aber Vertraulichkeit der Daten vor. Somit würde eine Veröffentlichung der CbC Reports einen Bruch völkerrechtlicher Verpflichtungen Österreichs darstellen, heißt es in der Stellungnahme. Daher kann der vorgeschlagenen (teilweisen) Veröffentlichung des CbC Reports nicht zugestimmt werden. Die Nichtregierungsorganisation Attac, die am Donnerstag in einer Aussendung auf die Stellungnahme aufmerksam gemacht hat, verweist darauf, dass für Banken und Rohstofffirmen bereits öffentliche Publikationspflichten bestehen und keine Wettbewerbsnachteile festgestellt würden. Auch könne es keinen Völkerrechtsbruch geben, wenn ergänzende Verpflichtungen eingeführt werden. Die EU schätzt, dass bei einem Umsatz von 750 Mio. Euro zumindest 6.000 Multis länderweise Berichte erstellen müssten. 2.000 davon haben ihr Hauptquartier in der EU. Nur 10 bis 15 Prozent der international tätigen Firmen wären betroffen, sie stünden aber für 90 Prozent des Umsatzes aller Multis. Veröffentlicht werden sollten das grundlegende Tätigkeitsfeld, die Mitarbeiterzahl, der Umsatz, Gewinn vor Steuern, die im einzelnen Land für den ausgewiesenen Gewinn fällige Steuer, die tatsächliche Steuerleistung im Land und die akkumulierten Gewinne. Veröffentlicht werden sollen die Berichte auf den Homepages der Firmen, wo sie fünf Jahre zugänglich bleiben sollen, so der Vorschlag. Schelling hatte bereits vor dem EU-Finanzministerrat darauf verwiesen, dass erst einmal in der EU eine Diskussion über die Veröffentlichung der Daten geführt werden müsse. Österreich habe eines der strengsten Steuergeheimnisse, es reiche, wenn die Behörden die Daten zu sehen bekommen. Aber letztlich: Wenn die überwiegende Mehrheit für eine Veröffentlichung ist, wird es so sein, so der Minister vor drei Wochen.
| 3Wirtschaft
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"Im Moment Überforderung zu groß". Brüssel – Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) sieht derzeit keine Chance für eine Aufnahme von anerkannten Flüchtlingen aus der Türkei. Im Moment ist die akute Überforderung so groß, dass ich mir kein Land in der Europäischen Union vorstellen kann, das bereit wäre ad hoc eine große Zahl an Flüchtlingen zu übernehmen, sagte Kurz am Montag in Brüssel. Er halte sehr viel von solchen Resettlement-Programmen, betonte der Außenminister. Durch sie werde auch den Ärmsten der Armen geholfen. Aber die Überforderung in Europa, insbesondere in Deutschland, Österreich und Schweden ist im Moment so groß, dass es zunächst notwendig ist, diese ungesteuerten Zuströme an Flüchtlingen in den Griff zu bekommen und Grenzsicherheit zu schaffen, sagte Kurz. Erst dann könne man parallel dazu über solche Programme nachdenken. Kurz traf am Montag am Rande des EU-Außenministerrates auch mit seinem türkischen Ressortkollegen Mevlüt Cavusoglu in Brüssel zusammen. Dabei sei das Resettlement kein Thema gewesen, sagte Kurz. Kurz äußerte sich auch zu dem erwarteten positiven Vorschlag der EU-Kommission für eine Visabefreiung für die Ukraine, Georgien und den Kosovo. Bei dieser Frage dürfe sich die EU nicht von Emotionen leiten lassen, forderte er. Für Visafreiheit gebe es klare Spielregeln. Wenn die Kriterien nicht erfüllt seien, dürfe sich die EU auch nicht zu Schritten in diese Richtung treiben lassen.
| 2International
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Im November Plus von 1,8 Prozent. Athen – In Griechenlands geht es im Verarbeitenden Gewerbe wieder bergauf. Nach einem Durchhänger im Oktober steigerte es die Produktion im November um 1,8 Prozent, wie der Statistikdienst Elstat am Freitag mitteilte. Die Industriefirmen erhöhten den Ausstoß um 1,1 Prozent und die Energieversorger ihre Leistung sogar um 5,5 Prozent. Im Bergbau wurde die Förderung jedoch um 1,3 Prozent gedrosselt. Das Verarbeitende Gewerbe hatte die Produktion im Oktober um 1,9 Prozent verringert, nachdem sie in den beiden Vormonaten gesteigert worden war. Die griechische Wirtschaftsleistung war von Juli bis September um 0,9 Prozent geschrumpft. Einer der Gründe dafür war die zeitweilige Schließung der Banken nach dem monatelangen Ringen um Finanzhilfen mit den Geldgebern aus der Euro-Zone.
| 3Wirtschaft
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Nach 35 Jahren legt das Land eine Novelle zum Behindertengesetz vor. Für die Menschen, um die es dabei geht, dürfte sich kaum etwas ändern. Salzburg – Arbeit macht Freude, ist sinnstiftend und kann ein wichtiger Beitrag zur sozialen Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen sein. Seit November sind zehn von dem Salzburger Verein Lebenshilfe betreute Menschen bei der Personalvermittlungsfirma Teampool im Flachgauer Seekirchen beschäftigt. Sie sortieren Werbemittel und verpacken diese. Ein ähnliches Modell gibt es bei einem Betrieb für Reinigungstechnik. Der Wermutstropfen dabei: Alle sind nur auf geringfügiger Basis beschäftigt. Würden sie mehr verdienen, würden sie aus der Behindertenbeihilfe des Landes fallen, sagt Vereinssprecherin Claudia Tomasini. Nicht zuletzt diese Konstruktion in dem von 1981 stammenden Salzburger Behindertengesetz führe dazu, dass die meisten der Lebenshilfe-Klienten nur für ein Taschengeld von etwa 100 Euro im Monat arbeiten können. 200 der 740 von der Lebenshilfe Betreuten sind so bei Firmen oder Gemeinden tätig – nur unfallversichert, ohne sonstige sozialversicherungsrechtliche Ansprüche. Dass es auch anders gehe, zeige das Vorarlberger Projekt Spagat, sagt Tomasini. Bei diesem Inklusionsprojekt werden Behinderte angestellt, der Betrieb bezahlt aber nur die tatsächlich erbrachte Leistung. Die Differenz auf das kollektivvertragliche Entgelt – maximal 1.000 Euro monatlich – legt das Land dazu. Insgesamt nehmen in Vorarlberg bereits rund 300 Menschen an dem Arbeits- und Inklusionsprojekt teil. Von solchen Fortschritten können die Salzburger nur träumen. Denn auch in der von Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) vor einigen Wochen vorgelegten Novelle zum Behindertengesetz seien solche Projekte nicht vorgesehen, kritisiert man bei der Lebenshilfe. Es sei eben in Österreich immer noch eine Frage des Glücks, wo man auf die Welt kommt, so Tomasini. Auch Lebenshilfe-Geschäftsführer Guido Güntert sieht in der Gesetzesnovelle wenige Fortschritte. Generalkritikpunkt aus seiner Sicht: Das zentrale Grundprinzip der UN-Behindertenrechtskonvention – die Selbstbestimmung im Rahmen der Möglichkeiten – spiegelt sich im Landesgesetz in keinster Weise wider. Als Beispiel für die Selbstbestimmung nennt Güntert die Wohnplatzwahl. Auch weiterhin werde Menschen mit Beeinträchtigungen ein Wohnort zugewiesen, Mitbestimmung sei im neuen Gesetz nicht vorgesehen. Ähnlich die Beurteilung durch die gesetzliche Bewohnervertretung des Vereins Vertretungsnetzwerk. Die Novelle enthalte vor allem Änderungen in der Terminologie, es gebe keinen Paradigmenwechsel und keine Verbesserungen für die betroffenen Menschen, sagt die stellvertretende Bereichsleiterin für Salzburg und Tirol, Alexandra Niedermoser. Der von Schellhorn – er war urlaubsbedingt für eine Stellungnahme nicht erreichbar – als Kernstück bezeichnete Inklusionsbeirat, in dem auch Betroffene sitzen, ist für Niedermoser wenig glaubwürdig. Dieser habe keine durchgreifenden Kompetenzen, und seine Unabhängigkeit ist aufgrund der organisatorischen Nähe zum Land fraglich. Im Kern dürfte sich der neue Gesetzesinhalt vom Text des Jahres 1981 jedenfalls wenig unterscheiden. Ein Beispiel von vielen: Die Feststellung der Behinderung und der notwendigen Maßnahmen solle weiterhin nur durch die Ärzte des Landes erfolgen. Die Beiziehung anderer Experten wie etwa Sonder- oder Heilpädagogen sei nicht vorgesehen, kritisiert Niedermoser.
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Helene Maimann erinnert am Dienstag an eine Pionierin der Frauenbewegung, die 1942 von den Nazis ermordet wurde. Wien – Das Gedenkschild in der Ebendorferstraße 7 im ersten Wiener Gemeindebezirk ist verstaubt. Helene Maimann wischt die Tafel ab, so dass man erkennen kann, was darauf zu lesen ist. Käthe Leichter war von 1925 bis 1934 erste Leiterin der AK-Frauenabteilung. Sie wurde 1942 von den Nationalsozialisten ermordet. Das Bild im Film Käthe Leichter – Eine Frau wie diese, Dienstag um 22.30 Uhr auf ORF 2, hat Symbolcharakter: Vom Staub des Vergessens befreit die Journalistin Maimann die Lebensgeschichte dieser Politikerin, Wissenschafterin und Ikone der Frauenbewegung. 1895 geboren, studiert Marianne Käthe Pick an der Universität Wien Staatswissenschaft. Für das Doktorat muss sie nach Heidelberg ausweichen, da Frauen der Abschluss in Wien verwehrt ist. Dieses und andere Erlebnisse in der frühen Biografie bringen Leichter zur Arbeiterbewegung. Ihre Publikationen Handbuch der Frauenarbeit und So leben wir setzen bis heute Maßstäbe. Ich fürchte mich vor diesen Lumpen nicht, soll Leichter über die Nationalsozialisten gesagt haben. Die Geschichte ihrer Verhaftung drückt den Wahnsinn der Zeit aus: Sowohl ihrem Ehemann als auch den beiden Söhnen Heinz und Franz gelingt die Flucht nach Paris. Die Mutter wollte nur mehr die Abreise organisieren. Von einem Spitzel verraten, wird sie 1939 verhaftet. In Gefangenschaft im Wiener Landesgericht schreibt sie ihre Kindheitserinnerungen. Ende 1939 wird sie ins KZ Ravensbrück deportiert, im März 1942 ermordet. Nur noch wenige lebende Zeitzeugen kann Maimann dazu befragen. Um nicht nur Archivmaterial aneinanderreihen zu müssen, verwickelt die Journalistin die Historikerinnen Veronika Duma und Linda Erker in Dialoge. Weitere Experten geben Auskunft. Zu Wort kommt auch Käthe Leichters Sohn Franz. Der langjährige State Senator von New York war bei der Präsentation in Wien anwesend.
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Wir prüfen, ob ein Computer mit aktuellem Intel-Atom-Chip den Rollenspielklassiker von 2002 stemmen kann. Eigentlich ging es ja um die GPD Win, eine Handheld-Konsole eines chinesischen Herstellers, für deren Produktion Interessenten mittlerweile eine Viertelmillion Dollar auf Indiegogo beigesteuert hatten. Ansprechen dürfte das Gerät vor allem Casual Gamer und Freunde älterer Spiele, denn es setzt auf Einsteigerhardware – genauer gesagt Intels Atom-Chip X5-Z8500. Dazu entsponn sich eine kleine Diskussion in den Artikelkommentaren. User Vater von Peter W1 träumte davon, auf dem Gerät vielleicht die Bethesda-Rollenspiele Skyrim und Fallout 3 laufen zu lassen. Angesichts dessen hielt ich einen kleinen Einwand für gerechtfertigt, um keine übertriebenen Hoffnungen aufkeimen zu lassen. Die beiden genannten Spiele würden unmöglich zufriedenstellend auf dem GPD Win laufen, attestierte ich. Die beiden ersten Fallout-Teile, die noch aus dem Hause Interplay stammten und vor der Jahrtausendwende veröffentlicht wurden, sollten die Konsole aber problemlos schaffen. Und mit ein wenig Arbeit an den Einstellungen könnte sogar The Elder Scrolls: Morrowind – der Vorvorgänger von Skyrim – darauf gespielt werden. Eine Einschätzung, die Leser Mathias Steinlaus für unrealistisch hielt. Seine Vermutung: Morrowind würde aufgrund seiner Ansprüche an die Grafikhardware zu einer Diashow werden. Das verlangte nach einem Experiment. Offiziell setzte Morrowind 2002 einen Rechner mit 500-Mhz-CPU, 256 MB Arbeitsspeicher und eine Grafikkarte mit 32 MB Videospeicher. Empfohlen war allerdings eine deutlich bessere Ausstattung, um ein angenehmes Spielerlebnis zu gewährleisten. Trotzdem sind dies Anforderungen, die ich von der Atom-Plattform – wenngleich ein direkter Vergleich von Speichergrößen und Megahertz nicht möglich ist – als durchaus erfüllt sah. Und so wurde kurzerhand das Cube iWork 11 als Testplattform herangezogen, ein Convertible mit dem Atom X5-Z8300, dem geringfügig schwächeren Bruder des bereits angesprochenen Intel-Chips. Getestet wurde mit der Game of the Year-Edition von Morrowind, einmal mit und einmal ohne dem Morrowind Graphics Extender zur Freischaltung von Widescreen-Auflösungen. Denn im Original unterstützt der Titel nur das 5:4-Format. Installation und Start verliefen reibungslos. Ohne Grafikpatch quetscht sich Morrowind als Kästchen in die Mitte des Bildschirms. Genutzt wurde die Auflösung 1.280 x .1024, die zweithöchste der angebotenen Optionen. Effektiv lief das Spiel damit in 1.280 x 960 Pixel (Seitenverhältnis 4:3). Zum Test wurde jeweils die Einführung absolviert, eine Runde durch Balmora spaziert und ein kleiner Ausflug ins Umland unternommen. Mit den Standard-Einstellungen des Spiels, die mittlere Sichtweite festschreiben, tut sich der Rechner gelegentlich schwer, wenn viel komplexere Geometrie und verschiedene Effekte sich im Sichtfeld versammeln. Dann bricht die (per Fraps dokumentierte) Framerate gelegentlich in den kritischen Bereich unter 25 Bildern pro Sekunde ein. Das Phänomen betraf allerdings nur Balmora. Abseits der Stadt konnte man in dieser Einstellung ruckelfrei abenteuern. Nach einer geringfügigen Absenkung der Sichtweite, blieb die Bildwiederholrate auch innerstädtisch im grünen Bereich. Deutlich bessere Ergebnisse ließen sich nach dem Umschalten auf eine dem Displayformat angemessene Auflösung dank dem Graphics Extender erzielen. In 1.280 x 720 Pixel füllte das Elder Scrolls-Abenteuer nicht nur den gesamten Bildschirm aus, sondern lief auch performanter. Ein Grund dafür ist die der Auflösung geschuldete Reduktion an von der Grafikeinheit zu schaufelnden Pixeln, deren Menge hier um 25 Prozent niedriger liegt. Selbst wenn man hier die Sichtweite auf das Maximum erhöht, gerät das epische Abenteuer nicht ins Stottern. Aktiviert man obendrein zweifaches Antialiasing (Kantenglättung), gerät der integrierte Grafikchip in Balmora gelegentlich an seine Grenzen. In der Wildnis bleibt die Darstellung flüssig. Erhöht man allerdings über die Grafikerweiterung die Größe der Texturen, gibt sich der Chip geschlagen. Dass das Spiel unter Verwendung von Paketen wie dem Morrowind Graphical Overhaul gut spielbar ist, ist nicht anzunehmen. Ein Phänomen gab es in jeder getesteten Einstellung zu beobachten: Gelegentlich setzte das Spiel für eine Sekunde komplett aus, nur um danach problemlos wieder weiter zu laufen. Ob dies der Atom-Plattform, Wärmeentwicklung, etwaigen Kompatibilitätsproblemen mit Windows 10 oder einem anderen Problem geschuldet ist, ließ sich hierbei nicht eruieren. Der Rollenspielklassiker Morrowind hat 2002 selbst gut ausgestattete PCs gefordert. Dem Fortschritt der Technik ist es zu verdanken, dass das Spiel aber heute auch auf Einsteigergeräten aus dem 200-Euro-Segment flüssig läuft. Ganz ohne Tüfteln geht es allerdings nicht. Der Einsatz des Morrowind Graphic Extender macht sich aber bezahlt. Denn in voller Sichtweite, Kantenglättung und Breitbild-Auflösung lässt das Game auch heute noch die Herzen von Rollenspiel-Freunden und Games-Nostalgikern höher schlagen. PS: Auch für etwas jüngere Titel gibt es Hoffnung. User Christian Keichel hat Youtube-Videos aufgespürt, auf denen demonstriert wird, wie Fallout: New Vegas auf einem Atom X5-Z8500 läuft. Der gleiche Youtuber hat das Experiment auch mit Skyrim versucht. Mit reduzierten Einstellungen scheinen die Games auch in einigermaßen spielbaren Framerates zu laufen. Bei Kämpfen muss man allerdings mit deutlichem Ruckeln (über)leben.
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Der 18-Jährige kam nahe dem Gelände des Sziget-Festival auf der Budapester Donauinsel ums Leben. Budapest – Mit nur 18 Jahren ist der deutsche Schauspieler Fynn Henkel (Die schwarzen Brüder) gestorben. Er wurde am Dienstagmorgen am Sziget-Musikfestival auf einer Donauinsel in Budapest von einem Ast erschlagen. Wie die Festivalverantwortlichen dem Portal blikk.hu mitteilten, war das Festival zu dem Zeitpunkt schon vorbei. Henkel habe sich in einem Zelt aufgehalten, das außerhalb des Festivalgeländes aufgebaut war, in einem gefährlichen Bereich, wo es verboten ist zu zelten, hieß es. In einer ersten Stellungnahme gegenüber bluewin.ch zeigte sich der Schweizer Schwarze Brüder-Regisseur Xavier Koller am Mittwoch bestürzt. Ja, es ist furchtbar! Die Nachricht hatte mich gestern Nacht erreicht. Ich kann es noch immer nicht glauben. Fynn sei ein superintelligenter, einfühlsamer junger Mann gewesen. Die Schauspielerei war mehr in seiner Neugierde verankert, als eine seiner großen Ambitionen.
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Onlinehändler verlängern den Black Friday und bieten noch weitere Preisnachlässe. Nach dem Kaufrausch ist vor dem Kaufrausch. Nach dem Start des Weihnachtsgeschäfts mit Rabattaktionen am vergangenen Black Friday, folgen heute die Onlineshops mit dem Cyber Monday. Vor etwa einem Jahrzehnt begann man in den USA am Montag nach dem langen Thanksgiving-Wochenende damit, nochmals in Online-Shops zuzuschlagen. Die Händler sprangen auf und schufen den Cyber Monday. Mittlerweile sind sowohl Black Friday als auch sein Onlinependant auch nach Europa übergeschwappt. Am Freitag gab es auch in Österreich zahlreiche Händler, die mit Rabatten lockten. In diesem Jahr wird in der gesamten Onlinebranche am Cyber Monday alleine in den USA erstmals ein Umsatz von mehr als drei Milliarden US-Dollar erwartet, ein Plus von zwölf Prozent. Amazon, das bereits vor einer Woche die Cyber Monday-Woche ausgerufen hat, bietet heute noch bis um 21:40 Angebote im Zehn-Minuten-Takt. Nach eigenen Angaben sind es über 1.500 sogenannte Blitzangebote, die maximal für zwei Stunden verfügbar sind. Zusätzlich lockt das Unternehmen bis Mitternacht mit Angeboten des Tages. Dazu zählen etwa das Lenovo Tablet Tab 2 um 49 Euro, Bose-AE2w-Kopfhörer um 149 Euro und Amazons Kindle-Reader- und Tablets. Bis zu 50 Prozent Preisnachlass sollen Kunden so einstreifen können. Der Vergleich bezieht sich auf die unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller. Auch Mediamarkt und Saturn machen beim vorweihnachtlichen Shopping-Wahn mit. Statt Black ist der Rabattaktion ein Super vorangestellt. So gibt es etwa Microsofts Xbox One mit 500 GB inklusive Fifa 16 und einem Monat EA Access um 299 Euro oder den Samsung-Fernseher UE 55 J um 599 Euro. Bei Saturn waren die Angebote am Vormittag allerdings zeitweise nicht erreichbar bzw. nur mit langen Ladezeiten. Der Versandhändler Universal bietet am Montag als Highlight unter seinen Schnäppchenpreisen Samsungs Android-Flaggschiff Galaxy S6 um 399 statt 699 Euro. Wie Amazon ebenfalls eine ganze Woche mit Preisnachlässen bis inklusive Montag gibt es beim heimischen Händler Conrad. Hier finden potenzielle Kunden auch einige Apple-Produkte vergünstigt, etwa das iPad Mini 3 (16 GB, WLAN) um 389 Euro statt 459 Euro. Das iPhone 6 Plus mit 64 GB wird um 777 Euro statt 849 Euro. Apple selbst hat dieses Jahr in Österreich keine Sonderangebote in einem Online-Shop gewährt. Ebenfalls eine ganze Woche bis zum 30. November gibt es Rabatte bei Electronic4You. Der Händler bietet mitunter allerdings nicht sehr viele und teilweise etwas ältere Modelle an. So gibt es Apples iPhone 5S mit 16 GB um 439 Euro statt 499 Euro. Mehr Preisnachlass gibt es beim Samsung-Fernseher UE 48 J, den der Händler um 444 Euro anbietet, für den in anderen Shops ab 70 Euro mehr verlangt wird. Der Linzer Fitness-App-Entwickler Runtastic bietet am Montag seine Personenwaage Libra und den Fitness-Tracker Orbit im Bundle um rund 200 Euro an. Regulär würden beide Geräte zusammen 250 Euro kosten. Der US-Einzelhandel ist nach ersten Erhebungen in diesem Jahr stark ins Feiertagsgeschäft eingestiegen. Allerdings lagen die vorläufigen Zahlen leicht unter den Vorjahreswerten. Die Bedeutung des früher für den amerikanischen Einzelhandel so wichtigen Tages nimmt ab, da Sonderangebote nun öfter vorgezogen werden. Gleichzeitig gewinnt der Online-Handel an Bedeutung.
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Klimatisierung steigt laut Wien Energie, Hagelversicherung rechnet mit 100 Millionen Euro Dürreschäden. Wien – Nicht nur die langen Hitzeperioden sind heuer ungewöhnlich, sondern auch die vielen Tage mit hohen Temperaturen. In einigen Regionen gab es in den letzten Jahrzehnten pro Jahr noch nie so viele Tage mit mehr als 35 Grad, sagte Robert Klonner von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Neue Rekorde gibt es zum Beispiel schon an den Wetterstationen Wien Hohe Warte mit zehn Tagen über 35 Grad, St. Pölten mit neun Tagen, Eisenstadt mit sieben Tagen und Bregenz mit drei Tagen über 35 Grad. In Linz-Stadt wurde mit fünf Tagen der Rekord von 2013 eingestellt, sagte Klonner. Eine weitere Zahl verdeutlicht, wie extrem die Hitze besonders im Osten Österreichs ist: In Wien könnte sich die Zahl der Tage mit mehr als 35 Grad im Laufe der Woche auf 15 erhöhen. Im gesamten Zeitraum von 2005 bis 2014 gab es an der Wetterstation Wien Hohe Warte insgesamt vierzehn derart extrem heiße Tage, unterstrich der Meteorologe. Die Klimaexperten der ZAMG sehen vor allem drei Faktoren, die in diesem extrem heißen Sommer zusammenspielen: Erstens ist durch die Klimaerwärmung der vergangenen Jahrzehnte das Temperaturniveau deutlich höher als früher. Zweitens liegt heuer der sehr sonnige und heiße Bereich des subtropischen Hochdruckgürtels weiter im Norden als in durchschnittlichen Jahren. Drittens sind die Böden in Süd- und Mitteleuropa heuer extrem trocken, wodurch der kühlende Effekt durch Verdunstung entfällt und sich auch weniger Gewitter bilden. Die Landwirtschaft hat durch die Hitze mit schwerwiegenden Folgen zu rechnen. Der Schaden, den die Landwirtschaft aufgrund extremer Wettersituationen mit ihrer Werkstatt unter freiem Himmel heuer erleidet, wird enorm. Wir rechnen aus heutiger Sicht mit mittlerweile deutlich mehr als 100 Millionen Euro Dürreschäden in der Landwirtschaft. Zudem verzeichnen wir mehr als 30 Millionen Euro Schaden in der Landwirtschaft durch die schweren Hagelereignisse bis Ende Juli, sagte Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Hagelversicherung. Diese Zwischenbilanz zeige, wie verletzbar die standortgebundene Landwirtschaft ist. Die eingetretenen Hitzeschäden durch die extrem hohen Temperaturen an den Wüstentagen und die ausbleibenden Niederschläge bei den Ackerkulturen, insbesondere Mais, Kürbis, Sonnenblumen, Sojabohnen sowie Kartoffeln, und dem Grünland sind dramatisch. Betroffen sind vor allem Niederösterreich und das Burgenland, doch auch in anderen Bundesländern spitzt sich die Situation zu, meinte Weinberger. Das Wetter in Österreich bleibt auch zumindest bis Freitag hochsommerlich. Im Großteil des Landes liegen die Höchstwerte in den nächsten Tagen zwischen 30 und 38 Grad, wobei es im Osten am heißesten wird. Einige Regenschauer und Gewitter bilden sich in den nächsten Tagen am ehesten in der Westhälfte Österreichs. Erste Signale für ein Ende der Hitzewelle zeigen die Vorhersagemodelle der ZAMG für Sonntag und den Beginn der nächsten Woche. Die Hitze und der vermehrte Einsatz von Klimaanlagen und Kühlgeräten haben in den vergangenen Tagen den Stromverbrauch in Wien und in Niederösterreich erhöht, er liegt aber nach wie vor unter den Höchstwerten des Winters, hieß es heute aus Wien Energie und EVN. Im Versorgungsgebiet der Wiener Netze wurden am Donnerstag der Vorwoche 33.410 Megawattstunden (MWh) Strom verbraucht. Das entspricht zirka dem durchschnittlichen Jahresstromverbrauch von 10.000 Haushalten. Im heurigen – vergleichsweise milden – Winter lag der höchste Tagesverbrauch im Jänner bei 37.050 MWh und damit um zehn Prozent unter dem Wert von Donnerstag der Vorwoche. Durchschnittlich wird laut Wien Energie im Juli und August um rund 15 Prozent weniger Strom verbraucht als im Winter. Den höchsten jemals gemessenen Winterverbrauch gab es laut Wien Energie am 13. Jänner 2009 mit 40.334 MWh. Auch im Versorgungsgebiet von Netz Niederösterreich wird mehr Strom verbraucht. Am Nachmittag sei der Verbrauch derzeit um knapp zehn Prozent höher als an üblichen Sommernachmittagen, hieß es aus der EVN. Im Winter werde aber deutlich mehr Strom verbraucht. Aktuell liege die abgerufene Leistung bei rund 1.000 Megawatt (MW), im Winter seien es rund 1.400 MW in diesem Versorgungsgebiet. An extrem heißen Tagen liefen auch in Wien vermehrt Klimaanlagen, von Dimensionen wie in den USA sei man aber weit entfernt, so die Wien Energie. Die Klimatisierung steige, aber wir haben die Verbrauchsspitzen beim Strom noch im Winter, heißt es aus der Wien Energie. Im Juli und August seien wegen der Ferienzeit weniger Menschen in der Stadt, auch aus diesem Grund werde weniger Strom verbraucht als in den Wintermonaten. In der kalten Jahreszeit steige der Stromverbrauch nicht nur wegen der Heizung, auch die Lichter würden länger und häufiger eingeschaltet, die Menschen seien generell mehr zu Hause, und es werde mehr gekocht als gegrillt. Bei der Klimatisierung von Bürogebäuden oder Krankenhäusern mittels Fernkälte gebe es an Tagen mit 35 Grad plus die dreifache Kühlleistung im Vergleich zu Temperaturen von 25 Grad. Bei der Stromerzeugung aus Wasserkraft gibt es laut Verbund Einschränkungen, diese seien aber in der Bandbreite der üblichen Schwankungen.
| 1Panorama
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Liechtensteinerin holt im Super G von La Thuile ersten Saisonsieg, wieder keine Österreicherin unter den besten Zehn. La Thuile – Die Speed-Frauen des ÖSV konnten auch beim sonntäglichen Weltcup-Super-G in Thuile nicht mit der Weltklasse mithalten. Wie schon bei der Abfahrt tags zuvor kam keine der Österreicherinnen unter die besten Zehn des Feldes. Den Sieg im Aosta-Tal holte sich Tina Weirather. Die Liechtensteinerin verwies bei ihrem ersten Saison-Erfolg mit einer Zeit von 01:17.73 Minuten Lara Gut (+0,57) und Lindsay Vonn (+0,64) auf die Plätze. Der 26-Jährigen gelang im Gegensatz zur Abfahrt, in der sie als 35. sogar die Punkteränge verpasst hatte, diesmal ein wunderbarer Lauf. Sie distanzierte so zunächst die lange führende Schweizerin Fabienne Suter (am Ende 4.) klar, auch Vonn und Gut kamen danach an Weirathers Marke nicht heran. Weirather: Gestern war ich am Boden, heute war es ganz einfach gut Ski zu fahren. Auf weichem Schnee funktioniert offenbar meine Abstimmung besser. Von den Österreicherinnen erreichte keine fehlerfrei das Ziel. Tamara Tippler war noch am ehesten konkurrenzfähig, sie fuhr mit einem Rückstand von 1,68 Sekunden auf den elften Platz. Cornelia Hütter, im Super-G-Weltcup auf Platz drei, verpatzte ihre Fahrt auf Frühlingsschnee völlig und sammelte einen Rückstand von 2,43 Sekunden an. Das reichte auf dem vom eigenen Trainer gesetzten Kurs für Platz 17. Damit lag sie aber immer noch vor Elisabeth Görgl (18., +2,81), Ramona Siebenhofer (20., +3,04), Stephanie Venier (21., +3,46) Mirjam Puchner (22., +3,59), Sabrina Maier (23., +3,98) sowie Ricarda Haaser (25., +4,17). Es ist dies das schwächste ÖSV-Abschneiden in einem Super G seit 19 Jahren. Damals, am 6. März 1997, war Alexandra Meissnitzer als 16. die beste Österreicherin gewesen. Hütter: Ich habe einen Schlag erwischt und dann komplett die Linie verloren. Da weiß man, dass das Rennen vorbei ist. Im Gesamtweltcup behielt Vonn, die zum 43. Mal in einem Super-G auf dem Podest stand, die Führung. Sie hat nun 23 Punkte Vorsprung auf Verfolgerin Gut. Das nächste Weltcuprennen findet bereits am Dienstag in Stockholm statt. In der schwedischen Hauptstadt steht sowohl für Damen als auch für Herren ein Parallelslalom auf dem Programm. Während sich Weirather und Vonn noch mit ihren Trainern beraten wollten, ob sie sich das antun wollen, gab Gut eine Zusage zu Protokoll. Es gibt dort 100 Punkte zu holen, und es wäre dumm, darauf zu verzichten. Ergebnis: Super G in La Thuile
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DFB setzt Zeichen gegen den Terror: Auch Merkel soll kommen. Hannover – Das Länderspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden findet am Dienstag wie geplant statt. Die Weltmeister setzen damit gemeinsam mit Kanzlerin Angela Merkel und allen Ministern ein Zeichen gegen den Terror. Nach den Terroranschlägen von Paris und einer Nacht der Extreme im Stade de France für das deutsche Team war über eine Absage des Länderspiels diskutiert worden. Der deutsche Fußball, aber auch die Regierung will in Hannover die Verbundenheit mit Frankreich dokumentieren. Nach Informationen der Bild-Zeitung will die gesamte Regierung das Länderspiel besuchen. Gerade jetzt dürfen und werden wir nicht weichen, zitierte die Bild SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel. Eine offizielle Bestätigung des DFB ließ am Sonntag lange auf sich warten. Das Ja zum Spiel sickerte beim Verband aber von mehreren Seiten durch. Es darf nicht sein, dass der Terror siegt, hatte DFB-Interimschef Rainer Koch schon vorher erklärt.
| 4Sport
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Rechtsausschuss gab am Dienstag sein Okay - Plenarabstimmung am 9. Juli. Im Europäischen Parlament zeichnet sich eine breite Mehrheit für die Reform der EU-Urheberrechtsrichtlinie ab. Der Rechtsausschuss des Parlaments befürwortete am Dienstag fraktionsübergreifend einen entsprechenden Bericht der deutschen Europaabgeordneten Julia Reda (Piratenpartei). Das Parlament erkennt an, dass eine Urheberrechtsreform notwendig ist, die nicht nur Marktbarrieren abbaut, sondern den Zugang zu Wissen und Kultur für alle Menschen in der EU verbessert, erklärte Reda am Dienstag nach der Abstimmung. Sie bedauerte jedoch gleichzeitig, dass Änderungsanträge das Papier an wichtigen Stellen verwässert hätten. Ein vom Parlament akzeptierter Änderungsantrag fordere beispielsweise, dass die Abbildung von Werken im öffentlichen Raum (etwa von Skulpturen oder Gebäuden) durch den Rechteinhaber genehmigt werden müsse. Dies gefährde die Panoramafreiheit und produziere eine neue Rechtsunsicherheit beispielsweise für Dokumentarfilmproduktionen und kommerzielle Fotosharing-Dienste. In dem Report wird aber auch zur Freude von Reda die Forderung nach einem Urhebervertragsrecht gestärkt, das die Verhandlungsposition von Kunstschaffenden gegenüber Verwertern verbessern soll. Außerdem wird in dem verabschiedeten Papier die Blockade von Inhalten über Ländergrenzen hinweg angelehnt. Weiterhin wird in dem Report die Bedeutung von gemeinfreien Werken anerkannt. So solle die EU-Kommission überprüfen, ob bestimmte Werke auch vor Ablauf der Schutzfristen von den Rechteinhabern in die Public Domain übergeben werden können. Ausnahmen im Urheberrecht im Bildungssektor sollten nicht nur an Schulen und Universitäten, sondern für alle Bildungszwecke gelten. Die Plenarabstimmung über den Bericht findet am 9. Juli statt. Den Legislativentwurf für die Reform des europäischen Urheberrechts hat EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) für Ende des Jahres angekündigt.
| 0Web
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Außenminister Steinmeier nun auf Platz eins. Berlin – Die Beliebtheit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ist in gleich mehreren Umfragen im Sinken begriffen. Auf der Politikertreppe des Nachrichtenmagazins Der Spiegel musste die Kanzlerin erstmals in dieser Legislaturperiode den Spitzenplatz an einen Sozialdemokraten abgeben – und zwar an Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Von Steinmeier wollten 67 Prozent der Befragten, dass er künftig eine wichtige Rolle spielt. Merkel rutschte auf Rang vier – noch hinter Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU/Rang zwei) und Präsident Joachim Gauck (Rang drei). Auf die Frage, ob die Kanzlerin auch künftig eine wichtige Rolle spielen sollte, antworteten 63 Prozent der Interviewten mit Ja. Im Vergleich zur letzten Umfrage dieser Art im Juni verschlechterte sich ihr Wert damit um fünf Punkte. Auch im jüngsten ZDF-Politbarometer war Merkel in einer Umfrage zu den wichtigsten Politikern auf Platz vier abgerutscht. Auf einer Skala von plus 5 bis minus 5 kam sie dort auf einen Durchschnittswert von 1,9 – ihren schlechtesten Wert in dieser Legislaturperiode. Im aktuellen Wahltrend von Stern und RTL büßte die Kanzlerin drei Punkte auf 49 Prozent ein und erzielte damit den niedrigsten Wert in diesem Jahr.
| 2International
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Erst verteuerte er ein Medikament um 5.500 Prozent, dann kaufte er das Wu-Tang-Clan-Album, nun wurde er wegen Betrugs verhaftet. New York – Der umstrittene Pharmamanager Martin Shkreli ist wegen Betrugsvorwürfen in New York festgenommen worden. Es geht um Anschuldigungen aus seiner Zeit als Chef der Pharmafirma Retrophin und als Hedgefondsmanager. Laut der Staatsanwaltschaft hatte Shkreli ein Schneballsystem aufgebaut und mit von Retrophin abgezweigten Mitteln Verluste in seinem Hedgefonds ausgeglichen. Shkreli weist die Vorwürfe zurück und wurde auf Kaution freigelassen, trat aber als CEO von Turin Pharmaceutics mittlerweile zurück. One simple graphic that explains why the FBI arrested Martin Shkreli https://t.co/p87o5jhG6k pic.twitter.com/iAoJIB2EJx Der 32-Jährige war in den vergangenen Wochen heftig in die Kritik geraten, nachdem seine Firma Turing Pharmaceuticals das Entzündungsmedikament Daraprim kaufte und den Preis im September auf 750 Dollar pro Pille vervielfachte. Das Medikament zur Behandlung der von Parasiten übertragenen Infektionskrankheit Toxoplasmose ist seit 62 Jahren auf dem Markt und wird auch bei Aids-Patienten und schwangeren Frauen eingesetzt. Turings Preissteigerung entspricht einem Aufschlag von rund 5.500 Prozent. Anfang Dezember gab es deswegen bereits erste Anhörungen im US-Senat. Neben dem Kongress beschäftigt sich auch die US-Staatsanwaltschaft mit der Preispolitik. Diese ist auch im Präsidentschaftswahlkampf ein Thema: Die demokratische Bewerberin Hillary Clinton hat ein Maßnahmenpaket vorgelegt, um einen von ihr ausgemachten Preiswucher in der Pharmabranche zu stoppen. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern gibt es in den USA dort bisher kaum Kontrollen. Einige Unternehmen, darunter auch Turing, haben nach dem öffentlichen Aufschrei inzwischen angekündigt, ihre Preispolitik anzupassen. Zuletzt sorgte Shkreli auch für Schlagzeilen, weil er Millionen Dollar für ein neues Album der Rap-Band Wu-Tang Clan ausgab, von dem es nur ein Exemplar gibt. Dem Finanzdienst Bloomberg zufolge zahlte er bei einer Auktion rund zwei Millionen Dollar. Shkreli sagte danach, er habe keine Eile, es anzuhören.
| 3Wirtschaft
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Verbindungen zu Brüsseler Selbstmordattentätern werden untersucht – Nachricht in Mobiltelefon kurz vor Anschlag. Düsseldorf/Gießen – Im Zusammenhang mit den Terroranschlägen von Brüssel hat die deutsche Polizei zwei Verdächtige in Gießen und im Raum Düsseldorf festgenommen. Demnach wurde bereits am Mittwochabend in Gießen ein Mann festgenommen, in dessen Mobiltelefon die Beamten Hinweise auf einen Zusammenhang mit den Attentaten von Brüssel fanden. Im Raum Düsseldorf sei am Donnerstag ein den Behörden in Nordrhein-Westfalen als Salafist bekannter Mann festgenommen worden, der möglicherweise zum Umfeld der Brüssel-Attentäter gehört. Entsprechende Berichte des Magazins Der Spiegel und der ARD wurden der Deutschen Presse-Agentur in Berlin am Freitag aus Sicherheitskreisen bestätigt. Offiziell bestätigten die Behörden am Freitag lediglich zwei Festnahmen, sie wollten sich aber nicht zu Details äußern. Nach ARD-Informationen war ein 28-jährige Marokkaner bei einer Routinekontrolle auf dem Bahnhof in Gießen einer Streife der Bundespolizei aufgefallen. Eine Ausweiskontrolle habe ergeben, dass für den Mann eine Einreisesperre in den Schengenraum gelte – und dass er in Italien und Deutschland straffällig geworden war. 2014 hatte er demnach erfolglos in Deutschland einen Asylantrag gestellt. Als sich die Polizei daraufhin am Donnerstag intensiver mit dem Mann beschäftigte, hätten sich Papiere über einen Krankenhausaufenthalt wegen einer nicht näher beschriebenen Verletzung am 18. März 2016 gefunden, berichtet die ARD. An diesem Tag war der Terrorverdächtige Salah Abdeslam in der belgischen Hauptstadt festgenommen worden. Laut Spiegel kommt in einer Kurznachricht des in Gießen festgenommenen Verdächtigen der Name des U-Bahn-Attentäters von Brüssel, Khalid El Bakraoui, vor. Eine weitere SMS-Nachricht enthielt nur das Wort fin – französisch für Ende. Diese Nachricht sei offenbar am Dienstag um 9.08 Uhr gesendet worden. Nach bisherigen Erkenntnissen sprengte sich Bakraoui laut Spiegel um 9.11 Uhr in die Luft. Die Ermittler versuchten nun zu klären, inwieweit der Mann zum Umfeld der Attentäter gehört haben könnte. Ein Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft bestätigte auf dpa-Anfrage nur, dass am Donnerstag ein Mann festgenommen worden sei, gegen den nun unter anderem wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt werde. Bei dem Mann soll es nach Spiegel-Informationen um den Salafisten Samir E. gehen. Er sei ebenso wie der Brüsseler Flughafenattentäter Ibrahim El Bakraoui im Sommer 2015 von den türkischen Behörden im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien aufgegriffen worden. (In einer ersten Version des Artikels hatte es noch geheißen, Samir E. sei mit Khalid El Bakraoui, dem U-Bahn-Attentäter, abgeschoben worden). Die türkischen Behörden hätten beide verdächtigt, sich auf der Seite der Islamisten am syrischen Bürgerkrieg beteiligt zu haben oder noch beteiligen zu wollen. Beide seien daraufhin nach Amsterdam abgeschoben worden, dem Ausgangspunkt ihrer Reise. Der Verdächtige sei am Donnerstagnachmittag im Raum Düsseldorf von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei festgenommen worden. Die Behörden wollten nun untersuchen, ob sich E. und Bakraoui näher gekannt haben oder gemeinsam in der Türkei unterwegs waren.
| 2International
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Die Justiz verschiebt die Entscheidung über die Berufung von Ex-Präsident Lula in die Regierung. Brasilia – Der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff sind drei weitere Regierungsmitglieder abhandengekommen. Nach Angaben der Präsidentschaft legten der Bergbau- und Energieminister des Landes und die Staatssekretäre für Hafenangelegenheiten sowie Wissenschaft und Technologie am Mittwoch ihre Ämter nieder. Sie gehören der Zentrumspartei PMDB von Vizepräsident Michel Temer an, einem einstigen Verbündeten Rousseffs. Mit dem Weggang von Energieminister Eduardo Braga sowie den Staatssekretären Helder Barbalho und Celso Pansera sind nunmehr nur noch zwei PMDB-Politiker von ursprünglich sieben in der Regierungsmannschaft. Zahlreiche Ministerposten werden übergangsweise betreut. Auch der Posten des Stabschefs der Regierung ist weiterhin offen: Die brasilianische Justiz verschob eine für Mittwoch geplante Entscheidung darüber, ob die Nominierung des ehemaligen Staatspräsidenten Luiz Inacio Lula da Silva dafür rechtens ist. Rousseff droht der Verlust ihres Amtes. Die Abgeordnetenkammer hatte am Wochenende den Weg für ein Amtsenthebungsverfahren freigemacht, über das nun noch der Senat entscheiden muss. Stimmt er ebenfalls dafür, verliert Rousseff zunächst vorübergehend ihr Amt an ihren Stellvertreter Temer, solange das Verfahren läuft. Der brasilianischen Staatschefin wird Korruption zur Last gelegt. Sie soll zudem Budgetzahlen geschönt haben, um vor der Präsidentschaftswahl 2014 ihre Chancen zu verbessern. Sie selbst sieht sich als Opfer einer Verschwörung und wirft ihren Gegnern einen Putsch vor.
| 2International
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Vor einem Jahr kaufte Innsbruck die Patscherkofelbahn zurück, weil sie Peter Schröcksnadel damals nicht mehr wollte. Nun soll eine neue Bahn gebaut werden – ein umstrittenes Vorhaben. Innsbruck – Er gilt als der Vulkan im Süden Innsbrucks – der Patscherkofel mit seiner charakteristischen Antenne ist der legendäre Hausberg der Stadt: Franz Klammer holte dort im Jahr 1976 Olympiagold, so gut wie jeder Innsbrucker hat am Patscherkofel Ski fahren gelernt. Die Zukunft des Berges ist zweifelsfrei eine städtische Herzensangelegenheit. Seit rund einem Jahr ist das auch wieder der Betrieb der dortigen Pendelbahn. Im Oktober vergangenen Jahres wurde der Deal fixiert: Der langjährige Eigentümer Peter Schröcksnadel, nebenbei Präsident des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV), verkaufte die Anlage damals für 10,7 Millionen Euro an die Stadt – er wollte sie nicht mehr haben, weil sich der Betrieb nicht rentiert. Die Stadt musste also eine neue Lösung finden. Den Schweizer Tourismusberater Grischconsulta ließ man eine Studie erstellen. Deren Ergebnis: Der Patscherkofel müsse als ganzjähriger Ausflugsberg und – vor allem – als Sommererlebnis positioniert werden. Für den Winter sei bloß ein mittelfristig reduzierter klassischer Skibetrieb mit deutlich niedrigeren Investitions- und Betriebskosten sinnvoll. Ob das, was die Stadt nun plant, dem Folge leistet, ist umstritten. Heute, Freitag, wurde das Vorhaben in einem Sondergemeinderat beschlossen: Die alte Pendelbahn und die kleineren Lifte, die Schröcksnadel bauen ließ, werden abgerissen. Eine neue Umlaufseilbahn soll stattdessen das gesamte Gebiet versorgen. Darüber hinaus ist eine Rodelbahn geplant, und der dortige Speicherteich, in dem schon jetzt geschwommen wird, obwohl das eigentlich verboten ist, soll adaptiert und die Nutzung erlaubt werden. Kostenpunkt: rund 41 Millionen Euro. Dagegen stimmten nur die freiheitlichen Mandatare und der Inn-Pirat. Grob fahrlässiger Blödsinn und wenig Bahn für viel Geld, schimpfen die Blauen bereits im Vorfeld. FPÖ-Klubobmann Winfried Vescoli befürchtet weit höhere Kosten und kritisiert: Für den neuen Parkplatz müssen mehrere Hektar Land gerodet werden, und all das für ein Skigebiet mit einem Lift. Die Freiheitlichen fordern eine Sanierung der alten Pendelbahn. Damit sind sie nicht allein. Im Stadtteil Igls, wo derzeit noch die Talstation liegt, hat sich eine Bürgerinitiative formiert. Es wurden mehrere Hundert Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Seilbahnbetreiber, der dortige Golfplatzbesitzer und Baufirmen dominieren den Prozess, nicht die Bedürfnisse der Bürger, sagt Berthold Schwan, Sprecher der Initiative. Schröcksnadel wollte einen touristischen Skiberg aus dem Patscherkofel machen und ist daran gescheitert, was die Stadt nun plant, ist ein Millionengrab. Dass die Bahn künftig Gewinn abwirft, damit rechnet auch die von der Liste Für Innsbruck der Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer, den Grünen und der SPÖ regierte Stadt Innsbruck nicht. Doch: Ein weiterer Betrieb der Pendelbahn würde nicht nur bedeuten, dass die restliche teure Liftinfrastruktur erhalten bleibt, es ist auch kaum abzuschätzen, wie lange die 100 Jahre alte Bahn betrieben werden könnte und wie viel die Sanierung kostet – neben den schon bekannten Schäden, sagt der grüne Gemeinderat Thomas Carli.
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Landesparteiobmann wurde überdeutlich bestätigt. Graz – Die steirischen Freiheitlichen haben bei ihrem 33. ordentlichen Landesparteitag am Samstagnachmittag in Graz ihren Landeschef Mario Kunasek überdeutlich bestätigt: Er erhielt 99,28 Prozent der abgegebenen Stimmen. Schon bei seiner ersten Wahl am 17. Oktober 2015 in Bruck/Mur auf einem außerordentlichen Parteitag hatte er 98,21 Prozent erreicht. Von den 417 abgegebenen Delegiertenstimmen waren lediglich drei ungültig. 414 stimmten für Landtagsklubchef Kunasek. Der Parteitag war von großem Selbstbewusstsein geprägt – in Bruck/Mur hatten vor über einem halben Jahr noch 284 stimmberechtigten Delegierte für den Nachfolger von Gerhard Kurzmann gestimmt. Kunasek ist Berufssoldat und lebt in Gössendorf bei Graz.
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Lutz Staacke hat einen Blog für Willkommensbotschaften gestartet – durchwegs positive Reaktionen. Hasspostings zeichnen derzeit ein sehr negatives Bild davon, wie die Begegnung mit Flüchtlingen in Europa abläuft. Zuletzt kam es zu mehreren Entlassungen, nachdem Personen verhetzende Postings veröffentlicht hatten. Dass es auch eine andere Seite gibt, will der deutsche Social-Media-Experte Lutz Staacke zeigen. Auf seinem Blog 1.000 Mal Willkommen veröffentlicht er Willkommensbotschaften für Flüchtlinge. Ein Selfie, ein Schild mit ein paar freundlichen Worten, und fertig ist der Gruß, den jeder auf dem Blog hochladen kann. 1.000 ist das Ziel, mehr als 100 hat man bisher veröffentlicht, so Staacke zum WebStandard. Unter den ersten Einsendungen finden sich neben zahlreichen Privatpersonen auch der Rektor der Ruhr-Universität Bochum sowie mehrere Mitarbeiter einer deutschen Bank. Über Buzzfeed ist die Aktion breiter bekannt geworden. Wer Flüchtlinge willkommen heißen mag, ist herzlich eingeladen mitzumachen http://t.co/l8vKSHA3ud #1000malwillkommen pic.twitter.com/p6gYG17yr4 Ein automatischer Upload wäre vielleicht schneller, aber man will verhindern, dass ungewollte Inhalte auf der Seite landen. Also wird jedes Bild geprüft. Bis wir die 1.000 Bilder zusammenhaben, wird es noch eine Weile dauern. Aber je mehr Unterstützung wir haben, desto besser, sagt der Initiator. Mit dem Blog will er die schweigenden Helfer und Befürworter ermutigen, zu lauten Unterstützern zu werden. Und ein Gegengewicht zu den Demos besorgter Bürger, Berichten über Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte und Aussagen einiger Politiker bieten. Irgendwie passt das so gar nicht zu mir. Und eigentlich auch nicht in das seit der Fußball-WM gelobte Gastgeberland Deutschland. Die Reaktionen auf die Aktion seien bisher nur positiv gewesen. Nur eine Nutzerin habe auf Instagram gepostet: Wer keine Ahnung hat, solle bitte mal die Füße stillhalten. Aber genau das wolle er nicht tun. Selbst wenn ich nicht alle Statistiken des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auswendig kenne, sich für eine gute Sache engagieren kann trotzdem jeder, meint Staacke. Und wenn doch noch Hasspostings kommen, weiß er als Communitymanager, wie er damit umgehen kann. Manche Trolle soll man eben nicht füttern, andere Nutzer wollen einfach nur Informationen, und die ganz Harten müssen sich mit dem Delete-Button anfreunden.
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Der bei Stars aller Genres gefragte Schlagzeuger gastiert am Donnerstag mit eigener Band im Wiener Porgy & Bess. Wien – Beim von einer halben Million Menschen besuchten Reunion-Konzert von Simon & Garfunkel im New Yorker Central Park ist Steve Gadd ebenso am Schlagzeug gesessen wie für das Album Concierto des großen Jazzgitarristen Jim Hall. Die lange Liste an prominenten Arbeitgebern aus dem Pop- und Rock-Bereich, von Steely Dan und Paul McCartney bis zu Eric Clapton, zu dessen aktueller Tour-Band er zählt, ist nur eine Facette des gefragten Drummers mit ausgeprägten Jazz-Wurzeln. Bereits als Elfjähriger jammte Gadd mit Dizzy Gillespie, später sorgte er unter anderem bei Chick Corea und George Benson für das rhythmische Fundament. Daneben fand Gadd, ein Meister ebenso erfindungsreicher wie unwiderstehlicher Grooves, immer wieder Zeit für eigene Projekte wie die Gadd Gang. Mit der aktuellen Steve Gadd Band gastiert er am Donnerstag auch wieder im Wiener Porgy & Bess. Dabei handelt es sich um das gleiche Ensemble, mit dem Gadd regelmäßig den Singer-Songwriter James Taylor begleitet. Man darf davon ausgehen, dass Gitarrist Michael Landau, Keyboarder Larry Goldings, Bassist Jimmy Johnson und Trompeter Walt Fowler ihr gut geöltes Zusammenspiel ohne singenden Frontman deutlich freier entfalten können. Und Schlagzeug-Fans können sich aus nächster Nähe Antworten auf ihre Lieblingsfrage geben: Wie hätte Steve Gadd das gespielt? (glicka, 11.11.2015)
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Höchstens Unternehmensaktien im Wert von 8 statt 15 Mio. Euro. Unter dem Druck öffentlicher Proteste streicht der französische Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent die Millionen-Abfindung für Ex-Chef Michel Combes zusammen. Combes könne nun höchstens auf 8 Mio. Euro kommen, teilte der Konzern heute, Freitag, mit. Bisher hatte sich der Manager Medien zufolge auf Alcatel-Aktien im Wert von 15 Mio. Euro freuen können. Combes hatte erst den Verkauf des Unternehmens an Nokia eingefädelt und dann seinen Wechsel zur Konkurrenz angekündigt. Dies hatte in Frankreich für scharfe Kritik bis in die obersten politischen Ränge gesorgt, weil Combes vor Abschluss des Geschäfts mit dem finnischen Rivalen von Bord gehen wollte. Doch Alcatel erklärte nun, Combes habe sich bereiterklärt, dem Konzern bis zum Ende des Nokia-Deals zur Verfügung zu stehen. Combes selbst habe den Verwaltungsrat zudem aufgefordert, seine Abfindungsvereinbarung zu ändern. Demnach bekommt er höchstens 4,85 Mio. Euro in bar, wenn das Nokia-Geschäft abgeschlossen ist. Außerdem erhalte er 3,1 Mio. Euro dafür, dass er nicht bei der Konkurrenz anfange. In der Zwischenzeit hatte Combes eigentlich schon als Top-Manager beim Netzwerkbetreiber Altice angeheuert und den Vorsitz des Verwaltungsrats der Altice-Tochter Numericable-SFR übernommen. Auch seine zunächst fast doppelt so groß geplante Vergütung zum Abschied bei Alcatel hatte er zunächst gegen die Kritik von Aufsichtsbehörden und dem französischen Wirtschaftsminister Emmanuel Macron verteidigt: Schließlich habe er Alcatel gerettet, erklärte er. Combes hatte Anfang April 2013 bei dem angeschlagenen Konzern das Ruder übernommen. Zwei Jahre später brachte er die Vereinbarung zum Verkauf an Nokia für fast 16 Milliarden Euro unter Dach und Fach. Der Aktienkurs war seit Combes Start von einem Euro auf zwischen drei und vier Euro in diesem Jahr gestiegen. Am Freitag notierten die Papiere 0,5 Prozent schwächer bei 3,11 Euro.
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Bis heute prägen Karl Mays Romane das Bild der amerikanischen Ureinwohner. Mit der Realität hat das wenig zu tun. Wien – Der deutsche Held heißt nicht Siegfried, sondern Winnetou. Seit er in Karl Mays Romanen gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf der Bildfläche erschien, haben Generationen zu dem Apachen mit der Silberbüchse aufgesehen. Das hat auch im deutschsprachigen Raum das Bild der amerikanischen Ureinwohner nachhaltig geprägt. Edel, hilfreich, tapfer und gut – auf dem Pferd unterwegs durch die Prärie: So stellen sich immer noch viele die indigene Bevölkerung Amerikas vor. Das ist jedoch ein Trugbild, sagt Nicole Perry vom Institut für Germanistik der Universität Wien: Dieses Klischee hat wenig gemeinsam mit jenem Leben, das die Nachfahren der amerikanischen Ureinwohner heute führen. Als Lise-Meitner-Stipendiatin des Wissenschaftsfonds FWF, untersucht Perry, wie diese kollektive Vorstellung konstituiert wird und wie indigene Künstler sich mit diesem Klischee auseinandersetzen. Die Philologin analysiert verschiedene performative Zugänge von Musikern, Performancekünstlern und Filmemachern, die in ihrer Dekonstruktion eines idealisierten Indianerbildes Widersprüche dieser Sichtweise offenlegen und Stereotypen thematisieren. Die Künstler wollen so aufzeigen, dass die verklärte Bewunderung der amerikanischen Ureinwohner ebenso eine Form der Diskriminierung ist. Perry: Ein positives Vorurteil bleibt ein Vorurteil. Mit der Dekonstruktion solcher Vorstellungen versuchen indigene Kunstschaffende, ihre Kultur zurückzuerobern. So montierte etwa der Filmemacher Bear Witness Ausschnitte aus Karl-May-Filmen und Videospielszenen, um deutlich zu machen, wie klischeehaft die Darstellung der Indianer im deutschen Nachkriegskino war. An dem den Deutschen so lieben Karl May kommt man nämlich bei diesem Thema nicht vorbei. Perry hat sich bereits in ihrer Dissertation mit dem deutschen Abenteuerromanautor auseinandergesetzt, den sie als die wesentliche und prägende Kraft für das deutsche Indianerbild ansieht: Die Vorstellung der amerikanischen Ureinwohner stützt sich in Deutschland zu einem guten Teil auf das neoromantische Bild, das Karl May mit Winnetou als Identifikationsfigur vermittelt. Dass Karl May von Anfang an so erfolgreich war und zu einem der Lieblingsautoren der Deutschen wurde, lag laut Perry vor allem daran, dass er einen Nerv traf: Sein fiktives Amerika befriedigte zur Zeit der Industrialisierung die Sehnsucht der Bevölkerung nach einem Ort, an dem man sich neu erfinden kann wie Old Shatterhand, der wie zahlreiche von Mays Romanfiguren ein deutscher Einwanderer ist. Eigentlich ist das auch die wahre Nationalität Winnetous. Wie diesen Indianer stellte man sich im wilhelminischen Kaiserreich den idealen deutschen Mann vor: aufopferungsvoll, loyal und tapfer. So wurde Winnetou zum Idol einer Nation – auch in ihrer dunkelsten Stunde: Adolf Hitler, ein begeisterter Karl-May-Leser, bezeichnete den Häuptling der Apachen laut Albert Speer als das Musterbeispiel eines Kompanieführers. Perry gibt zu bedenken: Der Pazifist Karl May hätte sich angesichts dieser Instrumentalisierung im Grab gedreht. 500.000 Bände Karl May wurden insgesamt an das deutsche Heer ausgegeben: Winnetou, der sich nie ergibt und für sein Vaterland stirbt, sollte den Soldaten auf dem Weg in den Untergang als fatales Vorbild dienen. Der Liebesbeziehung zwischen May und den Deutschen tat das aber keinen Abbruch – im Gegenteil: Durch die Buchadaptionen, die zu Beginn der 1960er-Jahre in die Kinos kamen, wurde die Rezeption Karl Mays noch einmal intensiviert und von einer neuen Generation vollzogen. Aus der Tristesse der Nachkriegsrealität flüchtete man nun in die jugoslawischen Berglandschaften, durch die die Leinwandhelden ritten – eine kulturhistorische Konstante, meint die Wissenschafterin: Für die Deutschen verkörpert der Mythos Winnetou eine Alternative zur europäischen Realität. Sowohl im 19. Jahrhundert als auch nach dem Zweiten Weltkrieg dienten Winnetou und die indigenen Charaktere der Romane und Filme als Repräsentanten eines Kampfs gegen die Moderne und der Sehnsucht nach einer Rückkehr in eine ursprüngliche Idylle. So wurde die deutsche Vorstellung vom Indianer auch filmisch maßgeblich geprägt und bekam dazu mit Pierre Brice ein Gesicht, das im kollektiven Gedächtnis vom amerikanischen Ureinwohner nun nicht mehr zu trennen war. Perry: Durch das Medium des Films wurde das romantische Bild der Ureinwohner als Repräsentanten einer vergangenen Zeit über Generationen hinweg stabilisiert. Die Sauerkraut-Western zogen das Publikum auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs in ihren Bann: In der DDR entstand ebenso eine Reihe von Karl-May-Filmen, mit denen auch Propaganda gegen den Klassenfeind gemacht wurde: Mit klaren antiamerikanischen und antikapitalistischen Tendenzen wurde die Besiedlung als kriminelle Landnahme dargestellt, weshalb die Indianer hier noch ein bisschen edler dargestellt sind als in den westdeutschen Varianten. Aber auch heute noch sind Karl Mays Figuren weiterhin ein äußerst wertgeschätzter Teil des deutschen kulturellen Gedächtnisses, wie die Forscherin selbst zu spüren bekam: Eine Vorführung der von ihr untersuchten Dekonstruktionen auf der Berlinale löste kontroverse Diskussionen aus: Kindheitserinnerungen und Sehnsüchte lässt man sich nur ungern nehmen. Winnetou ist in Deutschland heilig. Ob für die nächsten deutschen Generationen Karl May auch so einen prägenden Eindruck hinterlassen wird, bezweifelt Perry. Im Zuge der Globalisierung habe sich auch der Medienkonsum immer mehr vereinheitlicht: In den meisten Kinderzimmern hat Winnetou schon längst das Zepter an Harry Potter abgegeben.
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Erste Auslandsreise führt den Kanzler in die Schweiz – Merkel, Hollande und Renzi bei Jungfernfahrt durch längsten Bahntunnel der Welt – EU-Spitzen zeigen Eidgenossen die kalte Schulter. Berlin – Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) reist am Mittwoch zur Eröffnung des Gotthard-Eisenbahntunnels in die Schweiz und wird dort zum ersten Mal auch seine deutsche Amtskollegin Angela Merkel treffen. Dies verlautete am Montag aus Diplomatenkreisen in Berlin. Ein offizieller Besuch in Berlin kommt jedoch frühestens in der zweiten Juli-Hälfte zustande, hieß es. Die Regierungszentralen in Wien und Berlin suchen noch nach einem passenden Termin für den Antrittsbesuch des dienstjüngsten EU-Regierungschefs bei der dienstältesten EU-Regierungschefin. Merkel ist in der ersten Juni-Hälfte durch Auslandsreisen und feste Inlandstermine nicht verfügbar. Mitte Mai hatte sie Bundespräsident Heinz Fischer empfangen, der ihr bei seinem Abschiedsbesuch in Berlin unter anderem vom Kanzlerwechsel berichtete. Kerns Vorgänger Werner Faymann (SPÖ) galt in der Flüchtlingskrise als engster Verbündeter der deutschen Kanzlerin, stieß diese aber im Jänner durch einen Kurswechsel vor den Kopf. Merkel übte daraufhin offene Kritik an der österreichischen Entscheidung, in Abstimmung mit den Staaten des Westbalkans den Flüchtlingsstrom an der mazedonisch-griechischen Grenze zu stoppen. Kern distanzierte sich von einer Abschottungspolitik nach ungarischem Vorbild, bekannte sich aber zu den umstrittenen Verschärfungen der Asylgesetze. Mit Spannung wird erwartet, welchen Ton Merkel ihm gegenüber anschlagen wird. Die Eröffnung des längsten Bahntunnels der Welt am Mittwoch könnte auch zu einem kleinen EU-Gipfel werden. Merkel, der französische Präsident Francois Hollande und der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi werden zu den Staatsgästen zählen, die als erste durch den 57 Kilometer langen Basistunnel zwischen Erstfeld im Kanton Uri und Bodio im Tessin fahren werden. Spitzenvertreter der EU-Institutionen wie Ratspräsident Donald Tusk oder Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker haben die Schweizer Einladung jedoch ausgeschlagen, berichtete die Neue Zürcher Zeitung. Die Beziehungen zwischen Bern und Brüssel sind gespannt, weil die Schweizer Stimmbürger vor zwei Jahren für eine Deckelung der Personenfreizügigkeit für EU-Bürger gestimmt haben. Sollten dieses Volksvotum umgesetzt werden – eine entsprechende Frist läuft kommendes Jahr aus – will die EU die Schweiz vom gemeinsamen Binnenmarkt ausschließen.
| 5Inland
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Kinder mit Migrationshintergrund würden pauschal verunglimpft. Wien – Der Österreichische Presserat hat die rechtskonservative Wochenzeitung Zur Zeit wegen Pauschalverunglimpfung und Diskriminierung verurteilt. Das Blatt hatte ein Bild von Kindergartenkindern veröffentlicht, auf dem unter anderem auch Kinder mit schwarzer Hautfarbe und anderem Migrationshintergrund zu sehen waren. Die Bildunterschrift dazu lautete: Kindergarten in Wien: Die rassische Durchmischung ist unübersehbar. Der Presserat sah darin einen Verstoß gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse. Der Begriff rassische Durchmischung sei in der heutigen Zeit nicht mehr adäquat. Der Begriff erinnere an die NS Zeit, in der eine rassische Vermischung verhindert werden sollte und wurde. Das Foto wurde einem Artikel beigefügt, in dem Missstände der Wiener Stadtregierung aufgezeigt wurden. Vor diesem Hintergrund wurde offenbar bewusst eine derartig negativ konnotierte Formulierung gewählt und Kinder mit Migrationshintergrund pauschal verunglimpft, da offenbar ein vermeintlicher weiterer Missstand aufgezeigt werden sollte, wie der Presserat urteilte. Zudem sei auch der Persönlichkeitsschutz der Kinder missachtet worden. Diese würden für ideologische Zwecke missbraucht und öffentlich an den Pranger gestellt. Bei Kindern greife der Persönlichkeitsschutz aber besonders stark, so der Presserat. Bei Zur Zeit handelt es sich laut der Enzyklopädie Wikipedia um eine Wochenzeitung mit rechtskonservativer deutschnationaler Ausrichtung. Herausgegeben wird das Blatt vom ehemaligen EU-Parlamentarier und FPÖ-Funktionär Andreas Mölzer sowie dem FPÖ-nahen früheren ORF-Chefredakteur Walter Seledec.
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Wohnbauoffensive einer der Kernpunkte. Wien – Für den von der Bundesregierung lange versprochenen Arbeitsmarktgipfel gibt es nun einen Termin: Er soll am 30. Oktober gemeinsam mit den Sozialpartnern abgehalten werden, gaben Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) am Dienstag nach dem Ministerrat bekannt. Es werde um Fragen der Rahmenbedingungen der Beschäftigung gehen, sagte Faymann. Mitterlehner zeigte sich zuversichtlich, mit diesem Datum noch zielgerichtet und wirksam Maßnahmen setzen zu können, um im Jahr 2016 die Konjunktur zu unterstützen. Mitterlehner verwies in diesem Zusammenhang auf das gerade in Begutachtung befindliche Wohnbaupaket als wesentlichen Bestandteil. Die technischen Fragen dafür seien nun geklärt. Alle weiteren Punkte wolle man beim Gipfel präsentieren.
| 3Wirtschaft
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Ist-Gehälter steigen um 1,34 Prozent – Lehrlinge bekommen um 1,4 Prozent mehr – weitere Gespräche folgen. Nach sechs Verhandlungsrunden haben sich die Sozialpartner auf einen neuen Kollektivvertrag für rund 50.000 Beschäftigte in der IT-Branche geeinigt. Rückwirkend mit 1. Jänner steigen die Mindestgrundgehälter im Durchschnitt um 1,39 Prozent und die Ist-Gehälter um 1,34 Prozent. Lehrlinge bekommen um 1,4 Prozent mehr, gaben Wirtschaftskammer und die Gewerkschaft GPA-djp bekannt. Die Verhandlungspartner sehen in der Vereinbarung einen für beide Seiten tragfähigen Kompromiss. Änderungen im Rahmenrecht wurden vorerst nicht beschlossen, man will dieses aber gemeinsam weiterentwickeln. Hierzu sollen ab März weitere Verhandlungen stattfinden, um über zeitgemäße Änderungen zu verhandeln, heißt es laut Aussendung. Die beschlossenen Gehaltsanhebungen treten rückwirkend mit erstem Jänner 2016 in Kraft.
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Toby Lanzer ohne Begründung zur Persona non grata erklärt. New York/Juba – Die Regierung des Südsudan hat nach Angaben der Vereinten Nationen den Vize-Chef der UN-Mission ausgewiesen. Toby Lanzer sei zur Persona non grata erklärt worden und dürfe nicht wieder einreisen, sagte ein UN-Sprecher am Montag in New York. Ein Grund für die Entscheidung war nicht bekannt. Offenbar hat die Regierung in Juba den Vereinten Nationen die Ausweisung nicht mitgeteilt. Lanzer hatte demnach versucht, wieder einzureisen, wurde jedoch abgewiesen. Die Vereinten Nationen teilten die Ausweisung mit, nachdem nun klargeworden ist, dass die Regierung ihre Entscheidung nicht zurücknimmt, sagte der UN-Sprecher. Lanzers Dienstzeit wäre Ende dieses Monats ohnehin abgelaufen. Der Nachfolger des Briten, der Ghanaer Eugene Owusu, stehe bereits fest. Lanzer soll künftig den Posten des Regionalkoordinators für die Sahel-Zone übernehmen. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte die Ausweisung und forderte von der südsudanesischen Regierung volle Zusammenarbeit. Der Südsudan ist das jüngste der 193 UNO-Mitglieder und erst seit Juli 2011 ein Staat. Seit Dezember 2013 erschüttert ein Bürgerkrieg zwischen den Anhängern von Präsident Salva Kiir und seinem früheren Stellvertreter Riek Machar das Land. Dabei kamen schon Tausende Menschen ums Leben, etwa ein Viertel der acht Millionen Südsudanesen sind Flüchtlinge im eigenen Land.
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Wiens Vizebürgermeisterin rechnet in Sachen Heumarkt "dieser Tage" mit einer Entscheidung. Die Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou will an die künftige Stadtplanung nicht mit dem Lineal in der Hand herangehen müssen. Trotz des Wiener Weltkulturerbestatus müssten bei Bauprojekten Freiheiten da sein. Beim umstrittenen Projekt am Heumarkt rechnet sie dieser Tage mit einer Einigung. Als Nächstes plant sie eine Begegnungszone in der Rotenturmstraße in der Wiener Innenstadt. Die Grünen-Politikerin wirft dem ÖVP-geführten Innenministerium Säumigkeit bei Zahlungen für Flüchtlingshilfe vor. Es geht nicht, den Notstand herbeizurufen und eigene Aufgaben nicht zu erfüllen, sagt sie im STANDARD-Interview. Mit mehr Mitteln könnte man die Betreuung verstärken. Es müsse aber auch der Zugang zum Arbeitsmarkt für Flüchtlinge erleichtert werden. STANDARD: Sie haben bei der Neugestaltung des Heumarkts die Stopptaste gedrückt. Wie lange wird die Nachdenkpause dauern? Vassilakou: Ich strebe eine rasche Lösung an. Das Verfahren dauert ja schon ein paar Jahre. STANDARD: Der Investor und die Projektpartner werden nicht mehr ewig warten können, und es wird bald eine konkrete Ansage von Ihrer Seite brauchen. Können Sie einen Zeitrahmen nennen? Vassilakou: Wir sind in intensiven Gesprächen mit dem Investor, um eine gemeinsame Vorgehensweise zu vereinbaren. Ich bin zuversichtlich, dass wir dieser Tage zu einer Einigung kommen. STANDARD: Ist ein Verlust des Status des Weltkulturerbes eine Option? Vassilakou: Es ist jedenfalls nicht wünschenswert. STANDARD: Das klingt nicht danach, dass Sie den 73-Meter-Turm erlauben werden. Vassilakou: Das hat bereits der Fachbeirat festgehalten. Ich habe auf die Stopptaste gedrückt, weil die Bedenken derartig maßgeblich sind, dass man nicht mit leichten Adaptierungen auskommt. STANDARD: Geht man also mehr in die Breite als in die Höhe? Vassilakou: Prognosen sind verfrüht. Es wurde die Proportionalität des Turms kritisiert. STANDARD: Warum braucht Wien den Unesco-Weltkulturerbe-Status? Vassilakou: Es geht nicht darum, was Wien braucht. Der Gedanke des Weltkulturerbes ist entstanden, um kulturelle Schätze, die von globaler Bedeutung sind, für künftige Generationen zu wahren. Das gilt genauso in Syrien oder in Afghanistan, wo kulturelle Schätze vernichtet werden. Es gilt aber auch in europäischen Städten, wo der größte Feind von Kulturstätten die Geldgier ist. Ich rede nicht von der Investorengier. Auch die kleine Gier reicht, wenn ich an Tourismusgebiete denke. STANDARD: Wien kann man nicht mit Kriegsgebieten vergleichen. Vassilakou: Nein, aber Weltkulturerbe versteht sich in Summe als Korrektiv. Die Unesco hat ja nicht die Möglichkeit, unmittelbar einzugreifen. Wenn man den Vertrag eingeht, muss man die Unesco als Korrektiv anerkennen. Wien hätte sich die Frage stellen müssen, bevor man darum angesucht hat. Nun gibt es Konflikte, weil eine lebendige Stadt nicht unter die Käseglocke gestellt werden kann. STANDARD: Könnte man sich städteplanerisch besser bewegen, wenn man das Weltkulturerbe auf bestimmte Gebiete reduziert? Vassilakou: Das löst das Dilemma nicht. Wir müssen die Stadt weiterentwickeln können. Ich habe nämlich nicht vor, unsere Stadt mit dem Lineal in der Hand zu gestalten. Freiheiten müssen da sein. Die Doktrin, es dürfe keinen Zentimeter höher gebaut werden, war wohl mehr Zuspitzung, die aus der Kontroverse entstanden ist. STANDARD: Die Grünen haben mitgemacht und gegen den Spekulantenturm argumentiert. Vassilakou: Das ist die Sichtweise einiger Kollegen auf das Projekt. Es hat mich aber nicht zu beeinflussen. Die Entscheidung, ob eine bestimmte Höhe zulässig ist oder nicht, hat sich einzig an städtebaulichen Kriterien zu orientieren. STANDARD: Auch bei der Umgestaltung des Schwedenplatzes steht eine Entscheidung an. Wurde bereits ein Projekt ausgewählt? Vassilakou: Das Siegerprojekt wird demnächst präsentiert. Es freut mich, dass die Jury eine Entscheidung getroffen hat, die sehr viele Wünsche der Bevölkerung aufgegriffen hat. Es soll mehr Grün auf dem Schwedenplatz geben und keine Asphaltwüste. Ebenso öffnet das neue Projekt jetzt auch eine Tür, nämlich die Umgestaltung der Rotenturmstraße anzugehen. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir diese in eine Begegnungszone umwandeln sollten, und hoffe, dass der Bezirksvorsteherwechsel in der City mehr Offenheit mit sich bringt. STANDARD: Gibt es schon Kontakt? Vassilakou: Wegen der Rotenturmstraße noch nicht. Ich möchte mit dem Bezirksvorsteher auch über die Bäckerstraße sprechen. Und insgesamt über seine Vorstellungen, was die Verkehrsberuhigung in der City betrifft. STANDARD: Im Wahlkampf forderten die Grünen kürzere Intervalle bei Bussen und S-Bahn. Wie weit ist der Ausbau? Vassilakou: Entlang der S-Bahn-Tangente vom 23. in den zwölften Bezirk gibt es viel Stadtentwicklung. In den nächsten Jahren ziehen tausende Menschen dorthin. Es braucht auf dieser Linie eine zusätzliche Haltestelle am Rosenhügel. Sie wird in den kommenden Jahren gebaut. Wir müssen uns allerdings von der Politik der kleinen Schritte verabschieden und bei der Intervallverkürzung in den Randlagen den großen Wurf angehen. Dazu brauchen wir den Bund, die Stadt kann das nicht allein bewältigen. STANDARD: Was würde dieser große Wurf umfassen? Vassilakou: Dass man nirgendwo in Wien länger als 15 Minuten auf die Öffis warten muss – ebenso bei den S-Bahnen ins Umland. Das würde den Pendlern endlich eine Alternative zum Auto bieten, sich aber auch mit etlichen Millionen zu Buche schlagen. Ich setze Hoffnung in den neuen Infrastrukturminister, der als Verkehrslandesrat von der Problematik weiß. STANDARD: Einige Millionen könnten aus der Kürzung des Inseratenbudgets resultieren. Von den Grünen hieß es, 50 Millionen könnten gespart werden. Ist das realistisch? Vassilakou: Wesentlich sind strukturelle Änderungen. Die Stadt soll Inserate nach transparenten Kriterien vergeben und klarmachen, warum man eine Kampagne macht und warum man sich für ein bestimmtes Medium entschieden hat. Die Inserate müssen in periodisch erscheinenden Medien geschalten werden und nicht als Ummantelungen oder einmal erscheinende Publikationen getarnt. Keine Wahlwerbung auf Steuerzahlerkosten. Eine solche Verschwendung ist ethisch unvertretbar und daher abzustellen. Daraus ergeben sich Einsparungen von mindestens einem Drittel des derzeitigen Volumens. STANDARD: Sie haben einheitliche Standards bei der Mindestsicherung gefordert. Ist die Debatte mit dem Kanzlerwechsel abgekühlt? Vassilakou: Sie wird dann zurückkommen, wenn ein Bundesland wieder einen Alleingang versucht. Wir brauchen ein bundesweites Rahmengesetz, um Alleingänge einzelner Kollegen abzustellen, die von der eigenen Misere ablenken und Mindestsicherungsbezieher nach Wien schicken wollen. Wien kann das à la longue nicht schultern. Das leistet einer Entwicklung Vorschub, an deren Ende die Mindestsicherung für alle gekürzt wird, nicht nur für Flüchtlinge. STANDARD: Wie viele Flüchtlinge kann sich Wien noch leisten? Vassilakou: Die zuständigen Stadträtinnen haben den Überblick über die Betreuungskapazitäten. Allerdings können diese erhöht werden, wenn man zusätzliche Mittel bekommt. Lässt man Wien allein, gelangen wir irgendwann an die Grenzen der finanziellen Kapazitäten. Entscheidet sich der Bund dafür, die Stadt wie vereinbart zu unterstützen, können wir die Aufgabe leichter bewältigen. Der Bund ist mit seinem Anteil säumig. Es geht nicht, den Notstand herbeizurufen und eigene Aufgaben nicht zu erfüllen. Die ÖVP schaut zu, wie sich Wien abstrampelt. STANDARD: Am 1. Juni tritt eine Gesetzesnovelle in Kraft, die die Drogenkriminalität einschränken soll. Sind die Gefängnisse für mehr Dealer in U-Haft gerüstet? Vassilakou: Die Polizei vertritt den Standpunkt, mit dieser Novelle besser eingreifen zu können. Ich gehe davon aus, dass sie die untragbare Situation in den Griff bekommen wird und die Verantwortlichen gerüstet sind. STANDARD: Das klingt nicht, als ob die Novelle die Drogenkriminalität allein eindämmen wird. Vassilakou: Eine Sache ist es, der Polizei die Handhabe zu geben, um wirksam einschreiten zu können. Wir müssen aber auch die Ursachen bekämpfen, die junge Männer ohne Perspektive dazu bringen, auf die kriminelle Bahn zu geraten. Wir wissen, dass eine gute Betreuung ab dem ersten Tag, die Möglichkeit zu arbeiten und bei Minderjährigen die Möglichkeit auf Bildung zentrale Voraussetzungen dafür sind einen anderen Lebensweg einzuschlagen, statt entlang der U6 zu stranden. STANDARD: Sozialarbeiter meinen, dass durch die Freigabe von Cannabis etwa die Drogenkriminalität eingeschränkt werden könnte. Vassilakou: Ich fürchte, das greift zu kurz. Wenn Cannabis freigegeben wird, verkaufen sie etwas anderes. Es braucht Perspektiven, wie einen Arbeitsmarktzugang. Als Stadt müssen wir für Sozialarbeit um die Hotspots sorgen. STANDARD: Was bedeutet der Erfolg von Alexander Van der Bellen bei der Präsidentschaftswahl in Wien für die Wiener Grünen? Vassilakou: Es ist ein Ansporn und eine Motivation. In Kombination mit dem Kanzlerwechsel ist die Hoffnung da, viele Blockaden in der Politik zu überwinden. Aber ich warne davor, diesen Erfolg für die Grünen zu vereinnahmen. Das ist ein gemeinsamer Erfolg einer sehr breiten Bewegung. (Oona Kroisleitner, Rosa Winkler-Hermaden, 31.5.2016)
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Die Nachrichtenagentur wurde ebenso wie die Zeitung Zaman unter staatliche Aufsicht gestellt. Istanbul – Nach der regierungskritischen Zeitung Zaman ist in der Türkei auch die mit dem Blatt eng verbundene Nachrichtenagentur Cihan unter staatliche Zwangsaufsicht gestellt worden. Cihan meldete am Montagabend, das Istanbuler Gericht habe dieselben Treuhänder wie bei Zaman ernannt. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu bestätigte, dass Cihan unter Zwangsverwaltung gestellt wurde. Zaman – die bisher größte Oppositionszeitung der Türkei – und Cihan gehören beide zum Medienkonzern Feza Gazetecilik, der der Bewegung des Predigers Fethullah Gülen nahesteht. Der im US-Exil lebende Gülen war einst Verbündeter von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, hat sich mit ihm aber überworfen. Gülens Hizmet-Bewegung wurde in der Türkei zur Terrororganisation erklärt. Anadolu meldete, Feza Gazetecilik werde beschuldigt, die Gülenistische Terrororganisation zu unterstützen. Erdogan wirft Gülen vor, Parallelstrukturen im Staat geschaffen zu haben, um ihn zu stürzen. Zaman und das englischsprachige Schwesterblatt Todays Zaman waren am Freitag unter Zwangsaufsicht gestellt worden. Zaman wurde anschließend auf Regierungslinie gezwungen.
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Drei Immobilien in Wien an private Investoren verkauft – Gesamtfläche von rund 3.200 m2. Wien – Die Oesterreichische Nationalbank hat den Verkauf von Bankwohnungen nun abgeschlossen: Mit Ende Oktober wurden die letzen drei Liegenschaften in Wien im Zuge eine öffentlichen Bieterverfahrens an drei private Investoren verkauft, teilte die Notenbank am Montag mit. Verkauft wurden zwei Wohnhäuser 19. Bezirk und ein Wohnhaus im 20. Bezirk mit einer Gesamtfläche von rund 3.200 m2. Am 1. November seien die Häuser von den neuen Eigentümern übernommen worden. Bei allen drei Objekten konnte ein attraktiver Erlös, der über dem Mindestverkaufspreis liegt, erzielt werden, so Hermann Klein, Geschäftsführer der OeNB-Tochter BLM Betriebsliegenschafts Management GmbH, in der Pressemitteilung. Der Verkaufsprozess startete im Frühjahr. Das öffentliche Bieterverfahren sei durch den Exklusivmakler EHL Immobilien durchgeführt worden , hieß es heute. Im Dezember 2014 hat die OeNB bereits Bankwohnungen mit einer Gesamtfläche von 18.762 Quadratmetern in Wien und Graz verkauft. Vier Liegenschaften in Wien hat damals die Wiener Städtische Versicherung erworben, die Grazer Liegenschaft ist an die Venta Consulting gegangen. Zum Preis hatte es damals geheißen, der Verkaufserlös der fünf Liegenschaften sei über dem Mindestverkaufspreis von 48 Mio. Euro gelegen.
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Herbert Fritsch wird nach seiner Karriere als Castorf-Schauspieler als Regisseur viel gefeiert. Mit Molières "Der eingebildete Kranke" gibt er am Samstag seinen lang erwarteten Burgtheater-Einstand. STANDARD: Was ist Bradypepsie? Fritsch: O Gott, da fängt schon das Hauptproblem an. Denn für mich ist nicht so sehr entscheidend, was ein Wort bedeutet, sondern vielmehr dessen Klang. Der vermittelt wesentlich mehr als das, was die Worte angeblich meinen. Deshalb inszeniere ich vor allem nach dem Klang, wie sich die Körper zu einem Klang bewegen. Was Bradypepsie genau ist, weiß ich jetzt gar nicht. Wohl so etwas Ähnliches wie Dyspepsie, Apepsie oder Hydropsie. STANDARD: Sämtliche Verdauungserkrankungen, an denen der eingebildete Kranke bei Molière zu leiden meint. Fritsch: Ja, genau, Wassersucht, Austrocknung, Durchfall usw. STANDARD: Molière, der sein Theater auch aus dem eigenen Spiel heraus entwickelte, passt sehr gut zu Ihrem Theaterverständnis. Warum hat es mit dem eingebildeten Kranken doch so lange gedauert? Fritsch: Um den eingebildeten Kranken habe ich einen großen Bogen gemacht – aus ganz persönlichen Gründen. Aber nachdem ich mit Joachim Meyerhoff in Hamburg Die Schule der Frauen gemacht habe, fasste ich Mut. STANDARD: Molières Truppe hat zu einer Zeit gespielt, als in Paris viele Ballhäuser in Theater umgewandelt wurden, auch das Palais Royale, in dem Le Malade imaginaire 1673 uraufgeführt wurde. Sehen Sie sich dieser Tradition des Feierlichen verpflichtet? Fritsch: Ich fühle mich jedenfalls von Molière vollkommen verstanden. Ich stehe aber sehr gern in der Tradition des Burgtheaters, Josef Kainz vergöttere ich. Das interessiert mich tausendmal mehr als viele moderne Sachen. Ich bin ein konservativer Regisseur. STANDARD: Gehen Sie an collagehafte Abende anders heran als an klassische Stücktexte? Fritsch: Nein, denn auch Abende mit Nummerncharakter, wie sie zum Beispiel in der Barockoper üblich waren, haben einen Bogen. Bei Molière ist das Stück ja auch zusammengesetzt aus einzelnen Uhrwerken. Lauter kleine Mechaniken, die ganz sauber funktionieren. So eine Komödienmaschine findet man in der zeitgenössischen Theaterliteratur kaum. Ich stehe aber voll ein für das So-tun-als-ob. Arm abhacken! Grimassen schneiden! Wir betrügen die Leute bis zum Gehtnichtmehr. STANDARD: Als Regisseur erspielen Sie mit dem Ensemble den Text. Einen Plan muss es aber geben. Fritsch: Es schwebte mir nichts vor. Ich wusste zu Beginn nur, dass ich Joachim Meyerhoff besetzen möchte. Erst die Schauspieler, die so nach und nach dazukommen, inspirieren mich und treiben alles weiter. Natürlich habe ich eine grundsätzliche Idee von Spielweisen. Ich bin ja nach wie vor nicht wirklich ein Regisseur, sondern ein Schauspieler. Und als solcher versuche ich die Spieler zu coachen. Ich habe also kein Konzept, in das ich Leute hineinzwänge. Ich will ermutigen zum Fratzenschneiden, zum Körperverrenken, um damit noch viel mehr zu erzählen. Es kommt doch immer auf das Dazwischen an. STANDARD: Können Sie dieses Dazwischen näher erklären? Fritsch: Die Commedia dellarte zum Beispiel: Ein Pärchen will zusammenkommen, der böse Onkel ist dagegen, dann kommen ein paar Hanswurste, machen Faxen, und am Ende können sie doch zusammen sein. Die Story ist immer simpel, aber das, was die Spieler dazwischen artistisch erzeugen, das sagt tausendmal mehr aus als die Worte im Text. Das Artistische ist für mich etwas sehr entscheidendes, die große Präzision, mit der Sachen stattfinden. Jede Szene muss ein Kunststück sein! Theater ist nicht der Ort der Dichterverehrung und Literaturzelebration. Theater entsteht im Theater, nicht am Schreibtisch. STANDARD: Ihr Theater wird oft als schrill oder überdreht beschrieben. Fühlen Sie sich zu eindimensional betrachtet? Fritsch: Ja, doch. Klamauk heißt es auch oft. Niemand würde Picassos Guernica als albern bezeichnen, auch wenn die einzelnen Figuren Witzfiguren sein könnten. Sie sagen dennoch etwas sehr Dramatisches aus. Ich denke, man könnte mit meinen Mitteln sicher auch eine Tragödie machen. Ich werde das eines Tages probieren. STANDARD: Sie mögen den Begriff Sprechtheater nicht. Wie werden Sie mit Moliére dagegen vorgehen? Fritsch: Bunt, laut und schnell. STANDARD: Sie schätzen das Pathos der Monologe von Alexander Moissi oder Josef Kainz und wollen keine Realitätsnähe auf der Bühne. Sind Sie gewissermaßen ein Befürworter des falschen Tons? Fritsch: Ja, in der Tat. Ich bin auch ein Befürworter von Bad Acting! Wenn das mit Selbstbewusstsein gemacht wird. Da steckt viel drin. Ich will diese ehrlichen Bilder brechen, sie zerreißen. Übrigens auch Fernsehbilder. Alle haben dort ein und dasselbe Gesicht, ein und dieselbe Pose; es gibt keinen Ausdruck mehr, keine Gestikulation. Wie langweilig! Wenn einer eine Grimasse schneidet, haben alle sofort Angst. Der Harlekin hat in manchen Masken an der Stirn noch die zwei Höcker, des Teufels Hörner. Früher musste der Teufelsdarsteller außerhalb des Friedhofs begraben werden, so viel Angst hatte man vor ihm. Das wirkt bis heute noch nach. Harlekins wurden hingerichtet für das, was sie gespielt, für die Freiheiten, die sie sich genommen haben. STANDARD: Was nimmt man von Ihrem Abend mit nach Hause? Fritsch: Das Theater macht uns nicht besser. Wir hätten genug Zeit gehabt, das Gegenteil zu beweisen. Ich finde es schön, dass das Theater verrucht, kriminell und bis zur Hysterie lustig sein kann. Es ist keine Universität, keine Schule, kein Krankenhaus, sondern ein kultischer Ort. Wir nehmen vom Theater keineswegs unser Päckchen schön mit nach Hause und sprechen dann nochmal darüber. Das ist völliger Blödsinn. Es muss nur eines: Spaß machen, ein Rausch sein.
| 8Kultur
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Der Pianist und Schriftsteller feiert am Dienstag seinen 85. Geburtstag. Ein Gespräch über das Glück, zeitgerecht Schluss zu machen, Pessimismus, Wunderkinder und nachlassende Hörkräfte. Es gab späte Konzerte von Alfred Brendel, da kredenzte er als Zugabe – zur Überraschung wohl aller – Ludwig van Beethovens kleines Klavierstück Für Elise. Solche Repertoirepointen und delikaten Interpretationen, die nicht nur Werke der Wiener Klassik, Schuberts und Liszts erstrahlen, sondern auch dieser ein wenig verpönten Miniatur poetisch Gerechtigkeit wiederfahren ließen, muss man seit Jahren vermissen. Brendel, der in London lebende Weltbürger, gab am 18. Dezember 2008 sein Abschiedskonzert im Wiener Musikverein – an seiner Seite die Wiener Philharmoniker unter Dirigent Charles Mackerras. Griff er auch seit damals nicht mehr öffentlich in die Tasten, so hielt und hält er die Verbindung mit dem interessierten Publikum mithilfe von immer auch witzigen Lesungen und Vorträgen aufrecht. So wird Alfred Brendel am 25. Jänner bei der Salzburger Mozartwoche über Wolfgang Amadeus Mozart sprechen. Wer ihn als Pianisten studieren mag, dem bietet sich allerdings nun eine opulente Gelegenheit: Aus Anlass seines 85. Geburtstags am Dienstag hat Decca eine 114-teilige CD-Edition mit Aufnahmen Brendels (auf dem Philips-Label) veröffentlicht. Brendel selbst vermag seine Einspielungen allerdings nicht mehr zu genießen, wie er im Exklusivinterview schildert. Seit einem Hörsturz klingen für ihn Klaviertöne vor allem verzerrt. Geigentöne kann Brendel hingegen störungsfrei erleben. Ein Mysterium nennt das Alfred Brendel, eines, das ihm noch niemand hinreichend erklären konnte. STANDARD: Sie beschließen aufzuhören, denken, es berührt Sie nicht. Dann aber ist der letzte Ton gespielt ... War aufzuhören schmerzhafter, als Sie dachten? Brendel: Es war nicht schwerer als gedacht. Ich habe mir das genau vorgestellt, ich wollte ja schon zwei Jahre früher aufhören, mit 75. Freunde haben dann gesagt: Nein, du musst noch weiterspielen! Es ist so eingetroffen, wie ich wollte. Es hat sich bestätigt, was ich von mir angenommen hatte: dass ich nämlich freiwillig Konzerte spiele und nicht gleichsam drogenabhängig vom Spielen bin. Ich wusste auch genau, was ich danach machen würde: Schreiben, Vorträge halten, Streichquartette und junge Pianisten beraten, Kunst schauen, ins Theater gehen, Filme ansehen – auch Filmreihen kuratieren. Ich saß vor vier Jahren in einem Restaurant neben einem sehr netten Mann, wir unterhielten uns über alte Filme – den ganzen Abend lang. Nachher fragte er: Möchten Sie nicht eine Filmreihe kuratieren?. Das war Viennale-Chef Hans Hurch. Zwei Tage später habe ich ihm eine Liste von zwölf Filmen unter dem Titel zwischen Grauen und Gelächter geschickt. Leider konnte ich nur an den letzten Aufführungen teilnehmen, da ich eine Rückenoperation hatte. Mit dieser Serie ging es in Prag und Berlin weiter. Jetzt gab es eine zweite Serie in Prag. Das macht mir großen Spaß. Als ich mit dem Spielen aufhörte, habe ich aber manches nicht vorausgesehen – etwa das Gesundheitliche. Das rechte Ohr war schon weitestgehend ausgeschaltet, aber das Linke hat gut kompensiert. Dann kam der Hörsturz, von einem Tag auf den anderen. Ich wollte ja in meinem Alter viele meiner früheren Aufnahmen anhören. Das ist jetzt leider durch den Hörsturz nicht mehr möglich. Und es wird nicht besser. Leider klingt das Klavier zeitweise sehr verzerrt. Aber die Geige kann ich genau hören, und das ist wirklich mysteriös. Niemand konnte mir bisher erklären, warum der Geigenton, die Qualität des Tons und die Intonation erhalten bleiben. Aber immerhin können wir uns ja noch unterhalten, ich kann immer noch Vorträge halten, Streichquartette hören, schreiben ... Und mit den Plattenaufnahmen ist es ohnedies so: Wenn man sie als seine Kinder betrachtet, die man in die Welt setzt, kann man denen nicht sagen: Ich entlasse euch in die Welt, und werdet nun erwachsen! Es verändern sich eher die Ohren und das Gemüt der Hörer. Aber wenn ich im Ganzen daran denke, sehe ich es als schönen Vertrauensbeweis der Firmen, dass ich so viel aufnehmen konnte. STANDARD: Hat man jemals versucht, Sie zu einem Comeback zu überreden? Brendel: Ja, aber ich denke nicht daran. Ich bin froh, dass ich aufgehört habe, als ich noch meinen Rhythmus und meine Nuancen kontrollieren konnte. Die letzten Konzerte liegen in Aufnahmen vor. Man kann das nachprüfen. STANDARD: Sie waren wohl ein Konzerttyp und auch einer, der gerne ins Studio ging? Brendel: Genau das, beides. Das hat auch sehr früh angefangen. Mit 19 schenkten mir freundliche Leute ein Magnetofon, ich hatte damals kein Geld. Ich hatte dieses Revox-Magnetofon aus der Schweiz, es funktioniert wahrscheinlich noch, obwohl ich es lange nicht benutzt habe. Damit habe ich mich selbst aufgenommen. Es hat mir geholfen, mir während des Spielens zuzuhören, etwas, das ja für junge Spieler gar nicht so leicht ist. Je leidenschaftlicher die Musik wird, umso weniger hört man zu. Es gab auch prominente Pianisten, die, wenn sie leise spielten, ihren Klang kontrollierten, und wenn sie laut spielten leider nicht. STANDARD: Haben Sie je Aufnahmen abgelehnt, die man Ihnen zu machen vorgeschlagen hatte? Brendel: Das ist vorgekommen, aber selten. Es gab auch Aufnahmen, die ich nicht veröffentlicht sehen wollte. Aber ich kam immer gut vorbereitet ins Studio, wusste, was ich machen wollte. Ich habe eine Tochter, die schreibt Pop- und Rocklieder und hat eine Band, mit der sie in England herumfährt. Wenn die eine Aufnahme macht, dauert das ein Vielfaches von der Zeit, die ich gebraucht habe. Ich habe damals in der Regel zwei Tage gebraucht. Bei ihr ist das ein monatelanges Verfahren. STANDARD: Träumen Sie Musik? Brendel: Ja, aber jedenfalls werden mir in Träumen die falschen Noten nicht vorgehalten, die ich gespielt habe. Es ist jedoch praktisch in jeder Nacht etwas Musikalisches los. Es sind verschiedenste Stücke dabei, auch Lied, Oper und auch Orchester. STANDARD: Bekannte Stücke? Brendel: Mir bekannte Stücke. Angstträume sind es meistens nicht. Aber es gibt Träume, da muss ich irgendwo ein Konzert erreichen, aber ich habe den Weg verloren oder finde meine Kleider nicht. Ich hab auch vor längerer Zeit geträumt, ich stehe beim Eingang zum Podium und muss die 3. Symphonie von Brahms dirigieren. Und ich überlege: Wie fängt die an? Aber das Ganze ist ohne schreckliche Gefühle. Mittlerweile ist es im Halbschlaf so, dass ich an Stücken weiterarbeite. Ich benehme mich in meinem Kopf manchmal so, als ob ich noch spielen könnte, als ob es möglich wäre, Stücken neu zu begegnen. STANDARD: Die Sehnsucht bleibt? Brendel: Ich wollte immer Dinge noch besser machen. Als ich jung war, merkte ich, dass da ein Talent war, dem gegenüber eine gewisse Verantwortung vonnöten war. Ich stellte mir mit 20 vor, gewisse Dinge erreichen zu wollen, wenn ich 50 bin. Und nicht mit 25, wie viele andere. Das meiste ist so ziemlich wie vorgestellt eingetreten. STANDARD: Das Schreiben als Tätigkeit kam hinzu. War es da, um interpretatorische Fragen schriftlich denkend zu klären? Brendel: Ich verstehe mich nicht als Intellektuellen, sondern als Musiker, der auch denkt. Im Moment denke ich über Mozart-Interpretation nach, da ich im Jänner bei der Mozartwoche einen Vortrag darüber halte. Ich habe ja meistens über Themen geschrieben, zu denen ich in der Literatur keine Antworten fand. Ich habe mich immer danach gerichtet, was Artur Schnabel gesagt hat: Analyse kommt nach dem Stück und nicht vor dem Stück. Wenn man es gut kennt, bekommt man Einsicht. Wenn sie die harmonische Analyse eines Stückes vorher machen, hilft es Ihnen bei der Interpretation überhaupt nicht. Man muss die harmonischen Spannungen spüren, und zwar auch im richtigen Ausmaß spüren. Es gab das Vorurteil in der Musikwissenschaft, dass Form und Struktur allein wichtig sind, und alles andere ist entweder Fantasie oder ergibt sich sowieso aus dieser Art der Analyse. Und das stimmt nicht. Es gibt die Struktur und den Charakter der Stücke. Die Komponisten sprachen, wenn sie über ihre Stücke gesprochen haben, nicht über die Struktur, sondern über den Charakter, die Atmosphäre, die poetische Idee, was immer. Ich habe eine Lieblingsnotiz von Novalis, sie lautet: Beim Kunstwerk soll das Chaos durch den Flor der Ordnung schimmern. Aber ohne den Flor der Ordnung gibt es kein Kunstwerk. Es ist eine kontrollierende Instanz, selbst wenn man mit dem Gefühl beginnt und mit dem Gefühl endet. Es gibt natürlich immer Variationen. Ich hatte eine sehr liebe Freundin, die viele meiner Konzerte besucht hat. Sie kam oft hinterher zu mir und sagte: Das hast du aber heute ganz anders gespielt!. So ganz anders wars wahrscheinlich nicht, aber ich habe sicher keine Abziehbilder gespielt. STANDARD: Haben Sie es als Kompliment empfunden? Brendel: Schon. Aber auch als eines, das nicht ganz den Tatsachen entsprach. Ich hatte doch meistens ein Konzept, innerhalb des Konzepts gab es Freiheit. Deswegen sprach ich auch vom Charakter eines Stückes. Es ist so wie mit Leuten, die man kennt. Man weiß, die haben Eigenschaften, Möglichkeiten, Schwächen, und außerhalb dieser Zone ist der Charakter nicht mehr da. Wenn man diese Grenzen nicht kennt, missversteht oder verfälscht man das Stück. STANDARD: Kann ein großer Interpret ein mittelprächtiges Stück zu einem großartigen machen? Brendel: Das könnte hier und da passieren, die guten Werke sind meistens überlegen... Es gibt ja auch Leute, die sagen, ein Stück wird erst lebendig, wenn man es zum Klingen bringt. Damit bin ich nun gar nicht einverstanden. Vieles Leben ist schon in der Partitur, aber es schläft, und der Interpret hat das Privileg, das Stück aufzuwecken, es wachzuküssen. STANDARD: Aber sich selbst kann der Spieler nicht ausschalten, bei allem Wunsch nach Objektivität. Brendel: Natürlich muss etwas vom persönlichen Verständnis und Gefühl dabei sein, man soll sich ja nicht ausradieren. Aber ich habe bei gewissen Komponisten zusehends gesehen, wie wichtig die Vortragszeichen sind. Gerade bei Beethoven sollte man mindestens 90 Prozent befolgen und verstehen. Tut man dies nicht, ist es zum Schaden des Interpreten. STANDARD: Pausen, Krisen? Brendel: Ich habe wenig abgesagt. Aber es gab eine Phase vor 20 Jahren, da hatte ich einen sogenannten Tennisarm. Ich musste drei, vier Monate aussetzen. Ich musste auf einer Reise beide Brahms-Konzerte spielen – dazu noch andere Dinge. Danach musste ich überlegen, was ich machen soll. Ich änderte mein Repertoire bis zu einem gewissen Grad, die athletischsten Stücke nahm ich raus. Aber es ist weitergegangen. Haydn, Mozart Beethoven und Schubert haben mich sehr schön über die Runden gebracht durch den Rest meines Lebens. Es gibt nichts zu klagen. STANDARD: Beim Ihrem ersten Konzert in Graz, sie waren 17, war noch eine fugenorientierte Komposition von Ihnen dabei. Das Komponieren wurde es dann aber doch nicht? Brendel: Mir wurde klar, dass das Spielen wichtiger ist und das Komponieren nicht so dringend oder begnadet, wie es sein sollte. Schreiben wurde wichtig, auch das Schreiben von Gedichten. STANDARD: Dieses hat bei einem Flug nach Japan begonnen, es war für Sie eine Überraschung. Brendel: Ja, ich habe das nicht geplant. Plötzlich kamen ein paar Texte, ich habe sie mir dahingehend angesehen, ob sie eine persönliche Note haben. Dann hat jemand ohne mein Wissen zehn dieser Texte einem Verleger gezeigt. Der meinte: Na gut, wenn das weitergeht, machen wir ein Buch. Und es ging weiter. Diese Dinge müssen aber kommen, sie lassen sich nicht herbeizitieren. Ich habe jetzt seit Längerem keine Gedichte mehr geschrieben, nur eine komplette englische Ausgabe meiner Gedichte herausgebracht. STANDARD: Warum gingen Sie vor 40 Jahren nach England? Brendel: Es gab viele Gründe, auch private. Mir war Wien damals zu provinziell. Das hat sich seit der Öffnung zum Osten hin geändert. London war eine kosmopolitische Stadt, ich schätzte die parlamentarische Tradition, die Toleranz Exzentrikern gegenüber, die Fähigkeit, sich selbst nicht ganz ernst zu nehmen, schätzte den Hang zum Nonsens. Ich besuche Wien gerne, aber ich würde hier wohl nicht wieder wohnen. STANDARD: Ein Arturo Benedetti Michelangeli hatte immer einen eigenen Flügel dabei, Sie neigten nicht zu solch einem Aufwand? Brendel: Ich hatte eine Tournee in Dänemark und dabei immer denselben Flügel. Nun, es hat mir gezeigt, dass derselbe Flügel in verschiedenen Sälen nicht nur anders klingt, sondern auch mechanisch anders reagiert. So habe ich das später kaum gemacht. STANDARD: Betreuen Sie junge Musiker? Brendel: Einem Kit Armstrong habe ich viel Zeit gewidmet, ihn habe ich schon getroffen, als er 11 war. Er zog dann nach England und wollte mit mir studieren, aber ich wollte eigentlich nicht mit Kindern arbeiten. Dann hat er mir eine Aufnahme von Chopins Nocturne in Des-Dur mitgebracht. Es war so perfekt, so schön und völlig überlegt! Ich musste mir Zeit für ihn nehmen. Ich musste aber einiges darüber lernen, wie man so junge Leute behandelt. Es gab auch schon Agenten, die ihn überall hinschicken wollte – das habe ich gestoppt. Inzwischen ist es sehr gut gelaufen, es hat sich alles gelöst, auch am Klavier. Er sah am Anfang aus wie eine Marionette, jetzt ist alles viel lockerer. Ich habe ihn einmal gezwungen, etwas von Schubert zu lernen, was überhaupt nicht in seinem Blickfeld war, auch vom Temperament her nicht. Ich wollte ihn wirklich rasend machen, wollte, dass er das Gefühl hat, der Stuhl unter ihm würde brennen. Es hat etwas gebracht, man kann auf solche Weise etwas provozieren, was bei begabten Leuten da ist. Kit Armstrong war ein richtiges Wunderkind, er komponiert auch, kann alles in kürzester Zeit lernen, wirklich alles. Er kann jetzt auch technisch alles bewältigen und überrascht mich immer wieder. Natürlich sucht er seinen Weg, er äfft mich ja nicht nach. Beobachten Sie ihn, es gibt eine Einspielung mit sehr schönen Orgelchoralspielen von Bach. Die hat er selbst arrangiert. STANDARD: Dachten Sie eigentlich: Als ich so alt war wie er, war ich nicht so gut? Brendel: Ich war kein Wunderkind, sicher nicht. Ich kam außerdem nicht aus Verhältnissen, die mir Musik nahegebracht hätten. Wenn ich früh Kammermusik gespielt hätte, irgendeinen Wunderlehrer für Technik gehabt hätte, hätte ich mich wohl schneller entwickelt. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das ein Vorteil gewesen wäre. Ich bin dankbar, dass es stückweise gegangen ist, dass ich Dinge allein herausfinden musste. STANDARD: Werden Rückblicke mit den Jahren wichtiger als Ausblicke. Schaut Sie gerne zurück? Brendel: Na, zum Vorausschauen ist ja nicht mehr viel da. Außerdem, wenn ich mir die Welt so ansehe... Mit fällt immer ein, was Max Born an Einstein geschrieben hat: Im Menschen sind Gefühl und Verstand unheilvoll vermischt. Ich bin kein Optimist, bin nie einer gewesen. STANDARD: Denken sie mit Freude an ihren Geburtstag? Brendel: Doch, mit Freude. Es ist auch schön, dass sich die Plattenfirma dazu entschlossen hat, all diese Dinge zu veröffentlichen. Es ist schön, wenn sich die Leute noch an einen erinnern – möglichst freundlich erinnern. STANDARD: Viele offizielle Termine um Ihren Geburtstag herum? Brendel: Ich werde mich aufs Land zurückziehen, mich verbergen! (Ljubiša Tošić, Album, 3.1.2016)
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Es sei noch zu früh, um Rückschlüsse zu ziehen, sagte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
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Das Programm des 1713 gegründeten Verlags umfasst Titel aus Architektur, Kunst, Fotografie, Kultur- und Zeitgeschichte. Berlin – Die Unternehmerin Christiane zu Salm hat den Berliner Nicolai Verlag gekauft. Die ehemalige MTV-Chefin ist Tochter eines Mainzer Verlegers und gelernte Verlagsbuchhändlerin. Mit dem Erwerb des Verlages kehre sie nach ihren Erfolgen im Fernseh-Business zu den Anfängen ihres unternehmerischen Wirkens zurück, heißt es in der Mitteilung vom Montag. Nicolai wurde 1713 in Berlin gegründet und gilt als einer der ältesten Buchverlage Deutschlands. Sein Programm umfasst Titel aus Architektur, Kunst, Fotografie, Kultur- und Zeitgeschichte. Zuletzt war der Verleger Andreas von Stedmann Geschäftsführer, außerdem gab es stille Gesellschafter. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.
| 8Kultur
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Ex-Minister sollen in der Causa Alijew interveniert haben. Auch Alfred Gusenbauer steht im Dienste Astanas. Doris Schröder-Kopf rückte in die sozialen Medien aus, um die Ehre ihres Mannes zu verteidigen. Die Spiegel-Titelgeschichte ist – was Gerhard Schröder betrifft – absolut falsch!, postete die Gattin des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers auf Facebook. Es ist nur eine von vielen Wellen, die besagter Artikel am Wochenende beim großen Nachbarn auslöste. Auf den Punkt gebracht geht es um die Zahlung hunderttausender Euro von Kasachstan an hochrangige deutsche Ex-Politiker, um das Regime in Astana in einem besseren europäischen Licht erscheinen zu lassen. Doch auch in der in Österreich allseits bekannten Causa Alijew soll es in Deutschland zweifelhafte Bemühungen gegeben haben. Ehemalige Regierungschefs, Bundespräsidenten und Minister, schreibt Der Spiegel, sollen sich auf Initiative Gabriel Lanskys und seiner Wiener Rechtsanwaltskanzlei Lansky, Ganzger + Partner in den Dienst des kasachischen Diktators Nursultan Nasarbajew begeben haben. Das flächenmäßig neuntgrößte Land der Welt ist reich an Öl- und Gasvorkommen – Geld spielt keine Rolle. Das weiß auch Alfred Gusenbauer. Der frühere österreichische SPÖ-Bundeskanzler ist neben anderen prominenten Ex-Politikern wie dem früheren britischen Premier Tony Blair Mitglied des Independent International Advisory Council (IIAC), eines laut offizieller Diktion unabhängigen Gremiums, das Nasarbajew in politischen und wirtschaftlichen Fragen berät. Kritiker gehen aber davon aus, dass sich Kasachstan mithilfe dieser großer Namen einen guten Ruf in Europa erkaufen will – Gusenbauers Jahressalär wird auf 400.000 Euro beziffert. Der Spiegel will nun über ein Datenleck in Lanskys Kanzlei erfahren haben, dass Gerhard Schröder zumindest kurzfristig bezahltes Mitglied des IIAC war. Kurz davor stand auch Ex-Bundespräsident Horst Köhler, bis ihn vor Vertragsunterschrift ein Angebot der Uno ereilte. Richtig interessant wird die Angelegenheit bei Otto Schily. Der frühere SPD-Innenminister soll ab 2012 als bekanntester von mehreren Ex-Politikern Einfluss auf Medien und Behörden genommen haben, um den bei Nasarbajew in Ungnade gefallenen Rachat Alijew ins Gefängnis zu befördern. Gegen Alijew, der sich damals auf Malta befand, wurde im deutschen Krefeld wegen Geldwäsche ermittelt. Schily, ein Rechtsanwalt, soll – letztendlich vergeblich – versucht haben, dass die Ermittlungen in diesem Fall intensiviert werden. Dafür kassierte er laut Bericht im Oktober 2012 70.000 und einen Monat darauf weitere 75.000 Euro von der Wiener Kanzlei. Gegenüber dem Spiegel verwies Schily auf seine Schweigepflicht als Rechtsanwalt. Damit geben sich die Linken und Grünen aber nicht zufrieden, sie fordern Aufklärung in diesen Deals. Lansky, der nicht nur die Witwen der möglichen Alijew-Mordopfer vertritt, sondern auch das IIAC-Sekretariat in Wien betreibt, legt im STANDARD-Gespräch Wert auf die Feststellung, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun habe. Beim IIAC gehe es nur um Beratung – im total unterschätzten Wettbewerb zwischen Europa und China um die künftige Orientierung von Ländern wie Kasachstan spielten jene Ex-Politiker, die durch ihre Beratungstätigkeit versuchen, demokratische, rechtsstaatliche Werte in die dortige Entwicklung einzubringen, eine wichtige Rolle. Lanskys Einschätzung: Pseudomoralische Attacken führen dazu, dass man das Feld Leuten, die andere Werte vertreten, überlässt. Er glaube, dass Kasachstan auf dem Weg der Demokratisierung ist – und hoffe das auch für andere Länder in Zentralasien. (ksh, cs)
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Grazer Michael Madl und Marvin Potzmann sehen Gelb-Rot. Graz – Der SK Sturm hat zum Start der Rückrunde in der Fußball-Bundesliga am Samstag einen weiteren Rückschlag einstecken müssen. Die Grazer mussten im Heimspiel gegen die Admira nach einem Gegentreffer in der 96. Minute den Ausgleich zum 1:1-(1:0)-Einstand hinnehmen. Die nun schon vier Spiele sieglosen Steirer verpassten damit den Sprung auf den weiter von der Admira eingenommenen vierten Tabellenrang. Der eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselte Peter Zulj traf in der UPC-Arena praktisch aus der letzten Aktion des Spiels. Sascha Horvath hatte Sturm bereits in der 9. Minute in Führung gebracht. Ein am Ende mit vielen Emotionen geführtes Spiel beendeten die Hausherren nur zu neunt. Sturm-Kapitän Michael Madl wurde in der 70., Teamkollege Marvin Potzmann in der 88. Minute mit Gelb-Rot ausgeschlossen. Sturm erwischte wie schon beim 1:2 gegen die Austria einen Blitzstart, wobei Horvath abermals als Torschütze erfolgreich war. Der für den verletzten Roman Kienast erstmals in dieser Saison von Beginn an aufgebotene Bright Edomwonyi setzte sich gegen die Admira-Defensive energisch durch und legte für den U21-Teamspieler auf, der überlegt einschoss. Die ob des bisherigen Saisonverlaufs unzufriedene Sturm-Anhängerschaft durfte jubeln. Sie äußerte in den ersten Minuten in einem großflächigen Transparent erneut den Wunsch nach professionellen Strukturen im Verein. Die Elf von Trainer Franco Foda präsentierte sich in einem temporeichen Spiel, in dem die Präzision jedoch mitunter fehlte, jedenfalls verbessert. Die mit Debütant Markus Pavic eingelaufene Admira deutete aber ebenfalls an, warum sie zuletzt Rapid als Verlierer nach Hause geschickt hatte. Bei einer Doppelchance scheiterte Christoph Knasmüllner zunächst an der Latte, Kapitän Christoph Schößwendter jagte den Abpraller über das Gehäuse (beide 12.). Mit Fortdauer der Partie übernahm Sturm jedoch die Kontrolle über die Partie und führte mit Pausenpfiff verdient. Die ersten Minuten nach dem Seitenwechsel gehörten aber wieder den Gästen: Rene Schicker schoss am langen Eck vorbei (53.). Die Grazer kamen ihrerseits durch Horvath (62.) zunächst zur Möglichkeit auf ihr zweites Tor, schwächten sich aber 20 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit erstmals selbst. Der bereits in der 55. Minute verwarnte Madl ging im Mittelfeld zu forsch ins Tackling und wurde völlig korrekt des Feldes verwiesen. Die Admira warf danach alles nach vorne, bei Sturm machte sich zunehmend Nervosität breit. Nach Madl war das Spiel auch für Potzmann nach einem unnötig harten Einsteigen vorzeitig zu Ende. Sturm zitterte, schien den Heimsieg dennoch über die Zeit bringen zu können – bis sich Zulj in Szene setzte. Der Offensivmann zog aus über 20 Meter platziert ab und ließ Sturm-Keeper Michael Esser keine Chance. (APA, 5.12.2015) Bundesliga – 19. Runde: SK Sturm Graz – FC Admira Wacker Mödling 1:1 (1:0)Graz, UPC-Arena, 5.129, SR Drachta
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Schnellaufladung und Datenübertragung – Projekt wird Crowdfunding-Erfolg. Verschleißteile sind der natürliche Begrenzer der Lebensdauer von Geräten. Das gilt auch für mobile Begleiter wie Smartphones oder Tablets. Einer, der sich praktisch auf jeder tragbaren Elektronik findet, ist ein Anschluss für Datenübertragung und Stromversorgung – also in der Regel ein microUSB-Anschluss oder ein Lightning-Port auf Apple-Devices. Wird dieser durch Kabelbewegungen und häufiges Ein- und Ausstecken locker, gestaltet sich die Reparatur des eigentlich nur wenige Cent teuren Bauteils oft mühsam und kostspielig. Ein Problem, das das US-Start-up Charge Labs mit einem magnetischen Ladekabel und kleinen Adaptern namens Zaptip lösen will. Das Prinzip: Ein winziger Stecker mit magnetischen Eigenschaften wird in den USB- oder Lightning-Anschluss des Gerätes eingeschoben. Er verfügt bei beiden Varianten über die gleichen flachen Kontakte nach Außen und ist dafür gedacht, im Gerät zu verbleiben, da er nur einen Millimeter über den USB-Slot hinaus ragt. Den zweiten Teil des Sets bildet das Ladekabel selbst. Dieses verfügt auf der einen Seite über einen normalen USB-Stecker zur Verbindung mit einer Datenquelle oder einem Ladegerät. Am anderen Ende befindet sich das Gegenstück zum Magnetport, das sich an diesen bei Annäherung automatisch anheftet. Verkehrtes Anbringen ist nicht möglich, da der Stecker in beiden Ausrichtungen arbeitet. Somit soll auch das einhändige Anstecken des Ladekabels problemlos möglich sein. Der Hersteller verspricht dabei einen hohen Stromdurchsatz, der je nach Stromquelle und Endgerät den Aufladevorgang deutlich beschleunigen kann. Im Gegensatz zu manchen ähnlichen Lösungen funktioniert über Zaptip auch die Übertragung von Daten. Zur Finanzierung der bereits angelaufenen Produktion haben die Charge Labs eine Crowdfunding-Kampagne bei Indiegogo ins Leben gerufen. Diese läuft in wenigen Tagen ab und hat sich bislang sehr erfolgreich gestaltet. Mindestens 8.000 Dollar wollten die Hersteller auf diesem Wege lukrieren, mittlerweile steht man bei über 110.000 Dollar. Unterstützer erhalten ein Set mit zwei Magnetstecker und einem Kabel für 21 Dollar (aktuell etwa 18,6 Euro), das Porto beträgt je nach Zielland zwischen drei und fünf Dollar. Auch größere Sets werden als Belohnung für das Investment angeboten. Es wird vier Farben zur Auswahl geben, außerdem überlegen die Entwickler, in Zukunft auch eine Variante für USB-C-Anschlüsse zu produzieren. Die Auslieferung könnte noch im September starten, soll aber spätestens im Oktober beginnen.
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Spotify, Apple und auch Taylor Swift haben nichts vom aktuellen Streit. Tagelang hagelte es heftige Kritik seitens Indie-Labels gegen Apples Pläne, keine Tantiemen aus dem kostenlosen Probezeitraum für Apple Music zu bezahlen. Erst ein offener Brief von Popstar Taylor Swift bewegte das Unternehmen letztendlich zum Umdenken. Künstler werden nun doch bezahlt, wenn Nutzer ihre Songs in der Testphase hören. Taylor Swift zwang Apple damit in die Knie. Doch wirklichen Gewinner gibt es dabei keinen. So bleibt zunächst alles beim Alten, analysiert etwa Nilay Patel von The Verge. Apple zahlt, wie auch Konkurrent Spotify. Eine Garantie, dass Swifts aktuelles Album 1989 über Apple Music verfügbar sein wird, gibt es allerdings nicht. Dafür müsse wohl noch Verträge ausgehandelt werden. Auch auf Spotify wird 1989 nicht angeboten. In diesem Fall stoßen sich Swift und ihr Label am kostenlosen Basisdienst von Spotify. Spotify zahlt aus dem Gratisdienst niedrigere Tantiemen und argumentiert damit, dass viele Nutzer des kostenlosen Dienstes zu zahlenden Kunden würden. Von den Premium-Abos erhalten die Künstler mehr. Apple wird Musikern aus der dreimonatigen Testphase ebenfalls nur wenig bezahlen und verspricht ebenfalls, dass daraus zahlende Kunden werden. Nach dem Ende des Probezeitraums leitet Apple höhere Erträge an die Musikindustrie weiter, sofern Nutzer dann zahlen. Swift zieht schon seit geraumer Zeit gegen Streamingdienste vom Leder. Die Dienste würden zu wenig bezahlen und keinen Respekt für die Arbeit der Musikbranche zollen. Bei Spotify sieht man das freilich anders und hat schon öfter vorgerechnet, wie viel Tantiemen ausgeschüttet wurden. Swift macht aber klar, dass sich an ihrer Haltung nichts ändern wird. Wie sich Streamingdienste in Zukunft als Ersatz für langsam sinkende Musikdownloads etablieren wollen, wenn populäre Künstler dagegen Stimmung machen, bleibt offen. Apple Music startet am 30. Juni.
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Sicherheitssplint war gezogen, Geschoß explodierte jedoch nicht. Villingen-Schwenningen – In Deutschland haben Unbekannte in der Nacht auf Freitag eine scharfe Handgranate auf eine Flüchtlingsunterkunft geworfen. Der Sicherheitssplint war gezogen, die Granate explodierte jedoch nicht. Menschen kamen nicht zu Schaden. Der Vorfall ereignete sich in einer Erstaufnahmestelle in Villingen-Schwenningen, im Bundesland Baden-Württemberg. Ein Sicherheitsmann bemerkte die Granate nach Angaben der Polizei gegen 1.30 Uhr auf dem Boden und alarmierte die Behörden. Die Polizei sperrte das Gelände und angrenzende Straßen weiträumig ab. Die Granate wurde von Entschärfern gesprengt. Derzeit suchen Ermittler die Umgebung des Tatorts nach Beweisen ab, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Einzelheiten wollte die Polizei im Laufe des Vormittages mitteilen.
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Franziskus fordert Abkehr von Ideologiehörigkeit und warnt vor einem "Weltkrieg in Etappen". Havanna/Puebla – Vor zehntausenden Gläubigen hat Papst Franziskus in Havanna am Sonntag den Dienst am Nächsten in den Mittelpunkt seiner Messe gestellt. Wer nicht lebt, um den Nächsten zu dienen, vergeudet sein Leben, sagte er in einer kurzen, aber einprägsamen Predigt, die er mit dem Rangstreit der Jünger im Matthäusevangelium begonnen hatte. In einer Anspielung auf die kämpferische Verteidigung des Sozialismus, die Kubas Staatschef Raúl Castro am Vortag bei Franziskus’ Ankunft unternommen hatte, warnte der Papst vor der Verherrlichung von Ideologien und Machtgelüsten. Man dient Menschen, nicht Ideologien, schrieb er den seit 56 Jahren auf Kuba regierenden Castro-Brüdern ins Stammbuch. Wie auch schon bei seiner Ankunft am Vortag wirkte der 79-Jährige dabei etwas matt und ermüdet. Der Papst kritisierte auch die Korruption – ein in Lateinamerika weitverbreitetes Übel. Es gebe viele, die mehr sich selbst dienten als den Nächsten, warnte er. In vorderer Reihe saßen Raúl Castro sowie rund 3500 Würdenträger, darunter der brasilianische Befreiungstheologe Frei Betto und die argentinische Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner, eine enge Verbündete der Castros. Nicht zur Messe kam die Tochter des argentinisch-kubanischen Befreiungskämpfers Ernesto Che Guevara – trotz eines entsprechenden Aufrufs der kommunistischen Partei. Das sei heuchlerisch, sagte die Ärztin der Nachrichtenagentur AFP. Seit den frühen Morgenstunden hatten sich Zehntausende auf dem Platz eingefunden, darunter auch Dissidenten wie die Bloggerin Yoani Sánchez, die live twitterte. Nach Berichten der US-Nachrichtensender NBC und Univision nahm der kubanische Sicherheitsdienst aber auch drei Demonstranten fest, die in weißen T-Shirts auf dem Platz vor der Messe Flugblätter verteilten. Im Gegensatz zum Besuch von Johannes Paul II., der als erster Papst 1998 Kuba besucht hatte, hielt sich die Begeisterung der Anwesenden jedoch in Grenzen; kein spontaner Beifall, keine Sprechchöre brandeten auf. Auf der Fahrt zum Gottesdienst säumten Tausende mit den Flaggen Kubas und des Vatikans den Weg des offenen Papamobils, aus dem Franziskus den Gläubigen zuwinkte. Am Nachmittag traf er sich mit Staatschef Raúl Castro zu einem privaten Gedankenaustausch treffen; auch dessen bettlägerigem Bruder Fidel besuchte er für ein Gespräch. Anschließend war ein Gedankenaustausch mit kubanischen Jugendlichen geplant, bevor der Papst dann am Montag nach Holguín weiterreisen wollte. Bei seiner Ankunft am Samstag hatte der Papst einen eindringlichen Friedensappell formuliert und vor einem Dritten Weltkrieg in Etappen gewarnt. Außerdem hatte er Kuba und die USA zu einer Fortsetzung ihrer Annäherung aufgefordert, bei der der Vatikan als Vermittler eine Schlüsselrolle gespielt hatte. Von Kuba aus wird der Papst in die USA weiterfliegen, wo er unter anderem vor dem US-Kongress und der UN-Vollversammlung sprechen wird.
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US-Konzern übernimmt Firma Ascending Technologies – Keine Details zu Kaufpreis. Der Chip-Riese Intel setzt bei Drohnen auf Technik aus Deutschland. Der US-Konzern übernimmt die Firma Ascending Technologies aus Krailing bei München, die unter anderem Autopilot-Software für die kleinen Fluggeräte entwickelt. Ein Kaufpreis wurde bei der Ankündigung zur Technik-Messe CES in Las Vegas am Montag nicht genannt. Intel hatte die Technologie von Ascending Technologies schon vor einem Jahr auf die große CES-Bühne geholt. Bei einem Auftritt von Konzernchef Brian Krzanich wurde demonstriert, wie die deutschen Drohnen gepaart mit Sichttechnologie von Intel anderen beweglichen Objekten ausweichen können. Intel arbeitet daran, sein Geschäft über Chips für Personal Computer auszuweiten. Sie machen nach wie vor den Großteil der Umsätze aus, der Markt schrumpft aber. Als weiteres Standbein für die Zukunft sieht Intel die Vernetzung aller möglichen Gegenstände im Internet der Dinge.
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Attentäter sprengt sich unter Gläubigen in Chalgari in die Luft. Quetta – Bei einem Selbstmordanschlag auf eine schiitische Moschee im Südwesten Pakistans sind am Donnerstag mindestens zehn Menschen getötet worden. Zwölf weitere Gläubige seien verletzt worden, als sich ein Attentäter in der Moschee der Stadt Chalgari in der Provinz Baluchistan in die Luft sprengte, wie der Innenminister der Provinz, Sarfaz Bugti, der Nachrichtenagentur AFP sagte. Unter den Toten seien sechs Kinder. Die Opferzahl könnte noch steigen, warnte Bugti. Ein Beamter sagte, der etwa 18-jährige Attentäter sei in eine Burka gehüllt gewesen. Die schiitische Minderheit, die rund 20 Prozent der pakistanischen Bevölkerung ausmacht, ist seit Jahren Opfer von Angriffen radikaler sunnitischer Islamisten. Besonders von der konfessionellen Gewalt betroffen ist die unruhige Provinz Baluchistan. Die Gläubigen in Chalgari waren anlässlich des schiitischen Trauermonats Muharram versammelt, in dem an den Tod von Imam Hussein in der Schlacht von Kerbala im Jahr 680 erinnert wird. Radikale Sunniten lehnen öffentliche Trauerfeiern für den Prophetenenkel ab.
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Lehrergewerkschafter: "In der Praxis völliger Nonsens". Wien – An ganztägig geführten AHS-Unterstufen sollen künftig die Aufgaben in der individuellen Lernzeit am Nachmittag absolviert werden. Das sieht eine Verordnung von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) vor. Lehrervertreter glauben allerdings nicht, dass sich dadurch in der Praxis etwas ändert: Das ist für die Tribüne, so der Chef der AHS-Lehrergewerkschaft, Eckehard Quin, zur APA. Die ab dem kommenden Schuljahr geltende Verordnung sieht unter anderem die Neugestaltung der Betreuungspläne für ganztägige Schulen vor. Zu den Hausübungen heißt es etwa: An ganztägigen Schulen sollen die Aufgabenstellungen aus dem Unterricht (z.B. Hausübungen) hinsichtlich Quantität und Qualität in Abstimmung mit den Pädagoginnen und Pädagogen des Betreuungsteils erfolgen. Die Aufgaben sind so zu stellen, dass sie nach Möglichkeit im zeitlichen Ausmaß der im Betreuungsteil für die individuelle Lernzeit anberaumten Wochenstunden (meist vier pro Woche, Anm.) erledigt werden können. Lernzeit Ebenfalls geregelt wird das Ausmaß der Lernzeit: Dabei wird zwischen gegenstandsbezogener und individueller Lernzeit unterschieden. Erstere wird von Lehrern gehalten (grundsätzlich drei Stunden pro Woche) und dient der Sicherung und Festigung des Unterrichtsertrags, etwa durch Üben. In der individuellen Lernzeit (vier Stunden pro Woche) sollen Hausübungen erledigt und etwa für Prüfungen gelernt werden. Das Ausmaß der Lernzeiten kann schulautonom geändert werden: Möglich sind auch nur eine Stunde gegenstandsbezogene Lernzeit pro Woche (bei dann acht Stunden individueller), zwei Stunden (bei sechs Stunden individueller), vier Stunden (bei zwei Stunden individueller Lernzeit) oder in Sonderfällen fünf Stunden (ohne individuelle Lernzeit). Hier setzt auch die Kritik der Lehrer an: Werden etwa zwei Stunden individuelle Lernzeit pro Woche festgelegt, müssten in diese 100 Minuten nach Möglichkeit sämtliche Hausübungen aus allen Fächern gepackt und nebenbei noch für Prüfungen gelernt werden. In ihrer Stellungnahme zur Verordnung sehen die Gewerkschafter darin de facto ein Hausübungsverbot. Selbst bei vier Stunden individueller Lernzeit sei die Vorgabe in der Praxis kaum umsetzbar, so Quin. Wobei ich die Intention durchaus verstehe: Wenn ein Kind an einer ganztägigen Schule ist, soll es nachher nichts mehr tun müssen. In verschränkter Ganztagsschule o.k. Nur in der Praxis sei das völliger Nonsens, meinte Quin: Im Schnitt besuchen ein paar Kinder einer Klasse eine ganztägige Schulform, meist in der nichtverschränkten Form und auch nicht an jedem Tag der Woche. Wenn jetzt vier Kinder einer Klasse in der Nachmittagsbetreuung sind und der Rest nicht, muss sich die Hausübung jetzt an diesen vier Kindern orientieren. Das werde vor allem zu Protesten beim Rest führen, wenn diese vier zu den leistungsstarken oder -schwachen Schülern zählen. Man kann das in der Praxis nicht leben – völlig unabhängig, wie man jetzt dazu steht, meinte Quin. Das ist vielleicht in der verschränkten Form der Ganztagsschule (wird von allen Kindern einer Klasse besucht, Anm.) realistisch umsetzbar, und dort wäre das auch o.k. Allerdings würden sicher 90 Prozent der Kinder, die eine ganztägige Schulform besuchen, eben nicht die verschränkte Variante besuchen, sondern die Nachmittagsbetreuung. Dort ist das nicht umsetzbar, deshalb wird sich in der Praxis nicht viel ändern. Das sei auch der Grund, warum in der Verordnung so oft die Wörter nach Möglichkeit und soll vorkommen – im Endeffekt werde vieles daher eben nicht möglich sein. Ministerium versteht Kritik nicht Im Bildungsministerium kann man die Kritik der AHS-Lehrer nicht nachvollziehen. Ziel müsse sein, dass die Kinder in diesen Schulformen ohne Schultaschen nachhause kommen, hieß es in einer Stellungnahme. Die Hausübungen sollten soweit möglich bereits in der Schule gemacht werden können. Mit den neuen Betreuungsplänen, die in ähnlicher Form auch an den Pflichtschulen gelten, würde die Grundlage für höhere Qualität in ganztägigen Schulen gelegt, das Angebot im Freizeitteil und in der Lernzeit damit konkretisiert und klare Zielvorgaben erstellt. Durch die Verankerung im Lehrplan werde außerdem die Qualitätskontrolle durch die Schulaufsicht ermöglicht. Es sind Zielvorgaben die je nach den gegebenen Rahmenbedingungen umgesetzt werden sollen und den Standorten auch Gestaltungsfreiräume lassen. Unter anderem sollen die Aufgabenstellungen aus dem Unterricht – also Hausübungen – von der Quantität und Qualität her so gestellt werden, dass sie grundsätzlich im Zuge der ganztägigen Schule bewältigt werden können.
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Pühringer, Wallner, Platter halten Heinisch-Hosek zentralistischen Ansatz vor. Auf den Abgang der Landeshauptleute Erwin Pröll (ÖVP, Niederösterreich) und Hans Niessl (SPÖ, Burgenland) aus der Bildungsreformkommission reagierten die Amtskollegen recht unterschiedlich: Während die SPÖ rasch Wiens Bürgermeister Michael Häupl für Niessl nachnominierte, stellte Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) gleich klar, dass er für Pröll nicht nachrücke. Verständnis zeigte er aber für dessen Vorgehen. Meine beiden Kollegen sind nicht ausgeschieden, weil sie gegen eine Reform sind, erklärte Pühringer. Aber sie glauben nicht daran, dass eine Reform unter Heinisch-Hosek möglich ist. Die andere Seite will eine komplette Zentralisierung – und dafür stehe man ebenso wenig zur Verfügung wie für rein kosmetische Änderungen. Zurückhaltender Pühringers Salzburger Parteifreund Wilfried Haslauer: Er will in der Reformgruppe weiter mitarbeiten. Das Bemühen, die Verhandlungen wie geplant bis zum 17. November abzuschließen, sei da. Für Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) dagegen ist die Entscheidung von Pröll und Niessl nicht nachvollziehbar. Er habe als Mitglied der Reformgruppe den Eindruck, dass viel weitergegangen ist und wir zwei von drei Hauptbereichen außer Streit gestellt haben. Die Schulautonomie sei ausdebattiert. Der zweite Punkt – die bundeseinheitliche Bildungspolitik, die Gesetzgebung, Lehrerqualifikation- und ausbildung, die Standards – stünde auch außer Streit. Einzig offenes Problem sei die Verwaltung. Wir dürfen nicht die so wichtige Bildungsreform an dieser Frage, an einer vermeintlichen Machtfrage scheitern lassen, sagt Kaiser. Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) hingegen wirft Heinisch-Hosek – ähnlich wie Pühringer – vor, den Vorschlag der Landeshauptleute, Bildungsdirektionen einzurichten, durch Zentralbürokratie zu konterkarieren. Schulautonomie und Zentralbürokratie würden sich im Grundsatz widersprechen. Und auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bleibt dabei: Ein zentralistischer Ansatz führt sicher nicht zu Verbesserungen im Bildungssystem. Er stehe hinter dem Landeshauptleutebeschluss, Bildungsdirektionen in den Ländern einzurichten. Nachsatz: Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass auch die Ministerin dies als den besten Bildungsweg für unsere Kinder erkennt.
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