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ZDF-Satiriker und Preisträger sagt seine Teilnahme an der Verleihung des Preises ab. Marl – Der wegen seiner Satire über den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan in die Kritik und ins Visier der Staatsanwaltschaft geratene ZDF-Moderator Jan Böhmermann hat seine Teilnahme an der Verleihung des Grimme-Preises am Freitagabend abgesagt. Bei Facebook zeigte sich Böhmermann zutiefst angegriffen von der Debatte um seine Person. Ich fühle mich erschüttert in allem, an das ich je geglaubt habe, schrieb er. Deshalb bitte er um Verständnis, nicht in Marl feiern zu können, erklärte Böhmermann. Das Grimme-Institut bestätigte die Absage. Weitergehende Angaben zu den Gründen habe Böhmermann gegenüber dem Institut nicht gemacht, sagte ein Sprecher. Wir finden das natürlich sehr bedauerlich. Böhmermann wolle den ihm für eine Satire über den ehemaligen griechischen Finanzminister Giannis Varoufakis zugedachten Preis aber annehmen, er verzichte nicht darauf. Er hat im Prinzip die Öffentlichkeit abgelehnt, nicht den Preis, sagte der Sprecher. Böhmermann hatte in der vor einer Woche ausgestrahlten Folge seiner Satiresendung Neo Magazin Royale Erdogan scharf angegriffen, sein Haussender ZDF distanzierte sich von der Satire und strich sie aus dem Archiv. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft Mainz gegen Böhmermann.
6Etat
Däne erzielte in 31 Ligaspielen nur drei Tore – Allofs: "Eine Gefahr für unsere Gemeinschaft". Wolfsburg – Der VfL Wolfsburg hat sich vorzeitig von Nicklas Bendtner getrennt. Der bis 2017 laufende Vertrag mit dem 28-Jährigen wurde nach Vereinsangaben am Montag mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Der Klub hatte den Dänen nach zahlreichen Eskapaden Ende März vom Training freigestellt, in 31 Ligaspielen erzielte er lediglich drei Tore für Wolfsburg. Manager Klaus Allofs hatte Bendtner zuletzt im NDR als Gefahr für unsere Gemeinschaft bezeichnet. Der Stürmer war bei Trainer Dieter Hecking wegen mehrerer Vorfälle in Ungnade gefallen und zuletzt in der 20. Runde eingesetzt worden. Nicklas und wir hatten uns von seinem Engagement beim VfL Wolfsburg viel versprochen, sagte Allofs nun in einer Vereinsmitteilung. Nach knapp zwei Jahren mussten wir leider feststellen, dass sich diese Erwartungen weder für ihn selbst noch für uns erfüllt haben und eine weitere Fortsetzung für niemanden mehr Sinn gemacht hätte.
4Sport
Frage: Stacheldrahtzäune und Wachtürme. Wo hört das auf? Wo geht das hin?. Es hat übrigens niemand die Absicht, Mauern zu errichten, nicht in diesem historisch so schön zusammengewachsenen Kontinent, nicht in einem so schön zusammengewachsenen Land, wenigstens nicht in Deutschland, diesmal nicht. Und in Österreich schon gar nicht, solange Österreich den einen oder anderen Schleusungskorridor aufrechterhalten kann, das läuft aber ganz gut, nicht nur in diesem schönen Transitland, das seine Schönheiten aber zu verbergen trachtet, damit der Transit nicht aufgehalten wird; mit dieser Übung in Bescheidenheit steht es auch keinesfalls allein da, es gibt noch ganz andere schöne Länder, die eifrig den Menschenverkehr befördern, das reicht schon an eine optimierte Förderkette heran, man kann ja nicht an jedem Ort, den niemand will und in dem niemand bleiben will, gleich Mauern bauen und exklusive Räume definieren, in denen der Einschluss dann gleich inklusive ist. Zum Ausschluss reichen Stachelkränze leider Gottes nämlich auch nicht aus, das sieht man nebenan in Ungarn, nur so als Inspirationsquelle, die haben dafür durchaus ästhetische Qualitäten. Das kann was, so eine Drahtrolle, nur leider reißt sie unschöne Wunden in Fremdkörper, die sich unter ihr durch zwängen. Dafür steht sie in einer schö- nen Traditionskette, die krönt sie eigentlich, genau genommen, wenn sich denn eine Kette krönen ließe: Das Königs-K wurde aus dem gemischten Doppel sehr anständig herausgearbeitet, das muss mal festgehalten werden, nicht gleich in Stein. (In diesen Gegenden hat man es traditionell nämlich weniger mit Mauern, mehr mit Eisernen Vorhängen, die sich die Kinder des Kalten Kriegs in erster Annäherung an die Begrifflichkeit als Theaterdekoration vorstellen durften, bunt und in neobarockem Stil gehalten). Man bleibt gern unter sich und sortenrein, wenn das nicht um sich greift! Dann werden wir mit dem Sortieren nicht mehr fertig. Der Transit besteht aus einer Summe flüchtiger Begegnungen zwischen der durchquerten Landschaft und den sie durchquerenden Menschen, Letztere meist in Zug- oder Businnenräumen, manchmal auch zu Fuß, hinter den Polizeiautos her wie hinter dem Lehrkörper, das ist wie beim Wandertag! Der geht mit uns durch, dieser flüchtige Transit, und setzt sich höchstens fest in Transiträumen, träumen vom Transit wird man noch dürfen, und behüten dürfen wird man die Träume auch. Eingezäunt werden sollen höchstens grenznahe Zonen, die sich dann offiziell nicht entscheiden werden können, auf welcher Seite sie liegen, die sind dann: niemandsländlich, ein bisschen hinterwäldlerisch inmitten der grenzenlosen europäischen Idee, wie praktisch. Da kann schon mal die Integration in die nichtstaatliche Existenz eingeübt werden von den Insassen, das sind ja auch irgendwie deplatzierte Personen. Deplatzierte Zonenpersonen, vom innerstaatlichen Platz gewiesen, einem Platz zugewiesen im Träumeland, immer nur: Die zweite rechts und dann geradeaus bis morgen! Das schafft aber niemand, dieses Ziel zu erreichen, das ist nicht zu schaffen, nicht von den Menschen, die in diesen Exterritorialbereich hineinsollen, und auch nicht von denen, die vor den Menschen, die dort womöglich aber wieder herauswollen, bewahrt werden sollen, den Menschen nämlich in den dem Staat durchaus eingemeindeten Gemeinden, ganz braven Staatsbürgergemeinden, bei allem guten Willen, und der ist durchaus da. Und weil nicht nur der gute Wille anwächst und eine allseitige Überforderung, wie sie Krisen immanent ist, sondern so manches andere gleich mit, ist mit dem Anwachsen von Schlimmerem zu rechnen, vom Schlimmsten gar nicht zu reden, das angeblich durch das Schlimmere verhütet werden soll – das Schlimmste mit dem Schlimmeren ausgetrieben, wann hätte das je funktioniert? Das Schlimmste, das mit dem Schlimmeren verhütet werden soll, wird aber doch stets nur befördert, wenn man die Deutungshoheit den Brandsätzen überlässt: Stacheldrahtzäune, Wachtürme, Galgenattrappen, wo hört das auf? Wo geht das hin? Geradeaus bis gestern? (Olga Flor, 6.11.2015)
8Kultur
Wien – Der ÖVP-Parlamentsklub hat Zuwachs erhalten. Die nicht unumstrittenen Team-Stronach-Mandatare Marcus Franz und Georg Vetter finden in der VP-Fraktion Unterschlupf. Das wurde in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit VP-Klubobmann Reinhold Lopatka bekannt. Dieser bezeichnete das Duo als ebenso parteiunabhängig wie den parteifreien Wissenschaftssprecher Karlheinz Töchterle. Dass er das Team Stronach verlässt, begründete Vetter etwa damit, dass es schwer sei, auf einem schlingernden Schiff Politik zu machen. Mit den beiden Abgeordneten wächst der schwarze Parlamentsklub auf 49 Nationalratsabgeordnete. Die ÖVP hat damit nur noch drei Mandatare weniger als die SPÖ (52). Und auch auf eine schwarz-blaue Mehrheit im Nationalrat fehlen nur noch drei Abgeordnete (ÖVP 49, FPÖ 40). Das Team Stronach schrumpft hingegen auf neun Abgeordnete ist damit nun genauso stark wie die Neos. Die Grünen haben 24 Abgeordnete. derStandard.at berichtet live.
5Inland
Rudolf Hundstorfer galt schon einmal als Notnagel und legte einen späten Aufstieg hin. Wien – Rudolf Hundstorfer ist nicht das, was man eine Rampensau nennt. Die Stimme ist zu leise für Mikrofone, seine Formulierungen liefern selten Schlagzeilen. Vor der Kamera wirkt der 64-Jährige spröder als er im echten Leben ist, das Scheinwerferlicht kann ihm bei so manchem Anlass gestohlen bleiben – etwa wenn Hundstorfer, im kleinen Kreis und ohne Journalisten, Flüchtlingslager oder Sozialprojekte besucht. Es ist die Aura des angegrauten Gewerkschaftsfunktionärs, die manche SPÖ-Kollegen für die Präsidentenwahl Schlimmes befürchten lässt. Ein Typ wie Hundstorfer, glauben Genossen, ziehe maximal bei roten Stammwählern; aus anderen Lagern werde er als einziges Regierungsmitglied unter den Kandidaten nur den geballten Frust über die rot-schwarze Koalition abbekommen. Vielleicht sind es gerade diese Zweifel, die Rudolf Hundstorfer angespornt haben, das mächtigste Ministerium in SP-Hand für eine unsichere Mission aufzugeben. Vom Notnagel zum Dauerbrenner: Dieses Kunststück ist dem Spätaufsteiger aus Wien-Favoriten schon einmal gelungen. Hundstorfer war bereits 55, als ihn ein Krisenfall nach Jahren in geschützter Werkstätte in die erste Reihe bugsierte. Im Wiener Rathaus war er vom Kanzleilehrling zum mächtigen und machtbewussten Chef der Gemeindebediensten aufgestiegen – um 2006 die Gunst einer für seine Hausmacht ungünstigen Stunde zu nützen. Im Sog des Skandals um die hauseigene Bank Bawag suchte die Gewerkschaft einen neuen Frontmann. Weil die Chefs der mächtigen Teilorganisationen weder einig noch mutig genug waren, sprang Hundstorfer als Kompromisskandidat ein. Zweieinhalb Jahre später die nächste Krise, der nächste Aufstieg: Die Gewerkschaft betrieb eifrig den Sturz von Kanzler und SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer mit, Nachfolger Werner Faymann lohnte es Boss Hundstorfer mit dem Posten des Sozialministers. Die Rolle des Troubleshooters blieb ihm erhalten, zumal der Amtsantritt mit dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise zusammenfiel. Die Arbeitslosigkeit wurde zum permanenten Stimmungskiller: Erst stieg sie dank Notmaßnahmen von Regierung und Sozialpartnern langsamer als befürchtet, dann jedoch schneller als erhofft. Die zentralen Gründe, das lässt sich schwer bestreiten, liegen außerhalb der Reichweite des Ministers. Mageres Wachstum und starker Zuzug auf den Arbeitsmarkt feuern die Quote an – der Versuchung, alles auf die Ausländer zu schieben, erlag Hundstorfer dennoch nicht. Getriebener war der Ressortchef auch in einer zweiten Schlüsselfrage. Von mageren Erhöhungen über saftige Abschläge bis hin zu Schranken für die Frühpension ließ er, wenn auch in gemächlichen Schritten, mehr Einschnitte im Pensionssystem zu, als das weitverbreitete Vorurteil einem Gewerkschafter als Minister zugestehen will. Die Kosten kletterten infolge von Alterung und Wirtschaftsflaute trotzdem nach oben. Obwohl die ÖVP dies regelmäßig beklagt, genoss Hundstorfer beim Koalitionspartner lange eine gute Nachred. Mit Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner bildete er die stabilste Achse in einer nicht rund laufenden Koalition, wöchentlich erneuert bei einem Jour fixe am Montagmorgen. Zuletzt ist das Verhältnis jedoch abgekühlt. Seit dem Aufstieg zum VP-Chef muss Mitterlehner angriffiger auftreten, ein Stil, der Hundstorfer nicht liegt. Als Prototyp eines Sozialpartners zieht er Verhandlungen hinter verschlossenen Türen dem Schlagabtausch in der Arena vor – nicht die beste Qualifikation für einen anstehenden Wahlkampf. Ein Trumpf ist hingegen der Rückhalt in den eigenen Reihen: Wiener SPÖ und Gewerkschafter werden sich bedingungslos für ihren Rudi ins Zeug legen. Überdies spricht die anbrechende Ballsaison für einen guten Kampagnenstart. Die Salons des Bürgertums bieten eine glänzende Bühne für staatstragende Auftritte – und auf diesem Parkett, heißt es, bewege sich Ballroutinier Hundstorfer so gewandt, wie man es einem Vertreter der Arbeiterklasse kaum zutrauen möchte.
5Inland
Rapids makellose Bilanz im Frühjahr ist wegen fehlender Effizienz in Altach Geschichte. Fußball/Bundesliga/Nationale Meisterschaften/Vorarlberg – Wiener gaben bei 0:0 in Altach im sechsten Frühjahrsspiel erstmals Punkte ab – Barisic traurig, dass Mannschaft für gute Leistung nicht belohnt wurde – Für Altach müssen jetzt Siege her Altach – Fußball-Rekordmeister Rapid hat seine makellose Frühjahrsbilanz in der Fußball-Bundesliga verloren. Trotz klarer Überlegenheit musste sich die Truppe von Chefcoach Zoran Barisic wegen fehlender Effizienz in Altach am Sonntag mit einem 0:0 begnügen und gab im sechsten Ligaspiel 2016 erstmals Punkte ab. Die Tabellenführung wanderte somit wieder zu Titelverteidiger Red Bull Salzburg. Die beiden Teams halten nach 26 Spielen bei 50 Punkten und sind nur durch fünf Tore voneinander getrennt. Zehn Runden vor Schluss ist also im Titelrennen, in das auch die fünf Zähler dahinter drittplatzierte Wiener Austria noch einsteigen könnte, alles offen. Die in der Cashpoint-Arena verlorenen zwei Punkte waren für die Rapidler da besonders bitter. Es war eine tolle Leistung meiner Mannschaft, sie ist über 90 Minuten sehr dominant aufgetreten und hat sich viele Chancen erarbeitet. Dass sie sich für das gezeigte Spiel nicht belohnt hat, macht mich traurig, sagte Barisic. Dämpfer für Mission 33 Die Wiener bekamen auf ihrer Mission 33 einen kleinen Dämpfer. Wir haben diese Saison noch nie so viele Torchancen gehabt. Natürlich ist der eine Punkt zu wenig, erklärte Rapids Linksverteidiger Stefan Stangl. Der 33. Meistertitel der Vereinsgeschichte scheint dank der bisherigen Vorstellungen nach der Winterpause aber realistisch. Mit fünf Siegen in sechs Spielen ist Rapid die Nummer eins im Frühjahr, nur beim 3:2-Sieg gegen Grödig musste Goalie Richard Strebinger Gegentreffer in der Liga hinnehmen. Nach dieser gezeigten Leistung kann man optimistisch sein. Unsere Leistung, unser Spiel war noch einmal eine Stufe höher als zuletzt. Irgendwann hoffe ich, dass das Glück wieder zu uns zurückkommt, schilderte Barisic seine Sicht. Vor dem Heimschlager gegen Salzburg am 3. April gilt es für seine Elf noch die Pflichtaufgaben Admira Wacker Mödling (Samstag/h) und Ried (20. März/a) zu lösen. Matej Jelic fand seinen Meister In Altach hätte alleine Matej Jelic vor allem in der Schlussphase für die Entscheidung sorgen müssen. Der Kroate fand aber aus spitzem Winkel und in der Nachspielzeit aus bester Position seinen Meister in Altach-Tormann Martin Kobras. Bereits zuvor hatte es das Duell der beiden gegeben: Beim einzigen Fehler von Kobras schoss dieser bei einem Abschlag Jelic an, die Oberkante der Latte rettete aber für den Ersatzmann des verletzten Andreas Lukse. Auf der gegenüberliegenden Seite hatte ein Tormann einen überragenden Tag wieder einmal gegen Rapid, den er so schnell nicht wieder haben wird, lobte Barisic im Sky-Interview Altachs Matchwinner. Der 29-jährige Vorarlberger rückte damit bei seinem erst zweiten Liga-Saisoneinsatz positiv in den Vordergrund. Ich bin froh, dass ich dem Team helfen konnte, sagte Kobras. Sein Coach wusste, bei wem er sich hauptsächlich für den ersten Punktgewinn nach vier Niederlagen in Folge bedanken musste. Mit ein wenig Glück und Martin Kobras hinten drinnen ist ein Unentschieden gelungen, meinte Damir Canadi. Das war für beide Teams eine Rarität, Rapid hält nun bei zwei Remis, Altach bei drei. Richtig Luft verschaffen konnten sich die nach der Pause deutlich aggressiveren Vorarlberger im Abstiegskampf aber nicht. Nur zwei Punkte beträgt der Polster des Neunten auf Schlusslicht Grödig zehn Runden vor Schluss. Am Samstag wartet in Ried gegen den Achten ein enorm wichtiges Duell, die Innviertler sind der einzige Gegner, gegen den die Altacher noch zweimal ranmüssen. Auf die Leistung können wir aufbauen, jetzt müssen aber Siege her, ist sich Kobras bewusst. Drei Punkte wären vor allem auch zum Auftakt des letzten Saisonviertels wichtig, da geht es am 19. März zu Hause gegen Grödig.
4Sport
Anstehende Novelle des Kraftfahrgesetzes: Smartphone als Navi nur mehr mit geeigneter Halterung erlaubt. Wien – Das Verbot von Telefongesprächen ohne Freisprecheinrichtung im Auto stammt aus einer Zeit, als Handys noch nicht smart waren. Noch heuer sollen auch fast alle anderen Nutzungen der Geräte beim Autofahren ausdrücklich verboten werden. Was Verkehrsminister Gerald Klug (SPÖ) jüngst im STANDARD-Interview angekündigt hat, stammt aus der Feder seines Vorgängers und Parteikollegen Alois Stöger. Mit der geplanten 32. Novelle des Kraftfahrgesetzes werden nicht nur auch SMS-Schreiben, E-Mail-Checken und Surfen im Internet am Steuer unter Strafe gestellt, sondern alles, was vielleicht künftig noch mit mobilen Kommunikationsgeräten möglich sein wird (etwa den Hausroboter zum Gassigehen mit dem Hund losschicken). Das einzige, was neben Telefonieren mit Freisprecheinrichtung erlaubt bleibt, ist: navigieren. Konkret: Die Navi-Funktion eines Smartphones darf im Auto verwendet werden, wenn das Gerät in einer geeigneten Halterung befestigt ist, erklärt Ursula Zelenka von der Rechtsabteilung des ÖAMTC. Im Prinzip sind schon jetzt Nebentätigkeiten am Steuer verboten, die einen Lenker in seiner Aufmerksamkeit beeinträchtigen können. Dem allgegenwärtigen Handy wurde eine eigene gesetzliche Erwähnung zuteil, um Rechtssicherheit zu schaffen. Künftig kann jeder, der am Steuer mit einem Handy in der Hand erwischt wird, sofort gestraft werden. Wird per Organstrafmandat gleich kassiert, werden in der Regel 50 Euro fällig.Es können aber auch ohne Anhaltungen später Strafmandate ins Haus flattern. Dann nämlich, wenn das Auge des Gesetzes beobachtet hat, dass ein Lenker offenkundig durch ein Gespräch (und zwar egal ob mit Freisprecheinrichtung oder mit Handy am Ohr) abgelenkt wurde und deswegen einen Fahrfehler begangen hat. Wird in einer derartigen Situation etwa ein Fußgänger gefährdet, drohen bis zu 2180 Euro Strafe. Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung ist recht beliebt. Diverse Umfragen ergaben, dass sich nur die Hälfte des autofahrenden Volkes an das Verbot hält.
1Panorama
Der Volksheld Hadschi Lojo kämpfte 1878 in Sarajevo gegen die Okkupation. Hadschi Lojo? Das war der Verteidiger von Sarajevo 1878, als die Österreicher Bosnien-Herzegowina besetzten, meint Amir B., der vor der Markthalle in Sarajevo wartet. Damals hatten manche Muslime Angst vor der neuen christlichen Herrschaft. Aber dann war alles anders, und die Muslime waren froh, Teil der Monarchie zu sein. Meine Kinder studieren heute in Wien, und wir haben ein ausgezeichnetes Verhältnis zu Österreich. So wie Amir sprechen viele Sarajlis heute über Hadschi Lojo, den Rebellen, Insurgentenhäuptling, Garibaldi von Bosnien, die Seele des Aufstands gegen die österreichischen Besatzer im Jahr 1878. Der damals in Sarajevo lebende Arzt Josef Koetschet beschrieb ihn als einen herumschweifenden Hodscha, der an der Spitze der religiösen Agitation stand, ein Mann, dessen unruhiges Wesen und abenteuerlicher Geist den Behörden wohlbekannt war. Die Charakterisierungen von ausländischen Autoren sind aber ziemlich unterschiedlich. Koetschet: Er war gross, von athletischem Wüchse, mit langen Händen und Füssen, von tölpelhaftem Benehmen. Er glich allem anderen mehr als einem Angehörigen des geistlichen Standes; er war ganz und gar unwissend, kannte nur seine wenigen Koransprüche und war bei grosser Armut mit einem nie zu stillenden Appetit gesegnet. Andere beschreiben ihn als unstreitig interessanten kraftvollen Menschen. Der österreichische Soldat Friedrich Franceschini bewundert seine merkwürdige Zähigkeit und dass er trotz seiner schweren Verletzung nichts von seiner Geistesfrische eingebüßt habe. Sein Gesicht zeigt viel Intelligenz, und wie alle Orientalen begleitet er seine Reden mit überaus lebhaftem Mienenspiele. Seine großen, hellblauen Augen sind im Ausdruck bald milde wie die eines Kindes, bald blitzen sie in unheimlichem Feuer auf. Er gebietet über ein seltenes Rednertalent und über ein ungewöhnlich starkes Gedächtniß – den Koran weiß er von der ersten bis zur letzten Seite auswendig. Hadschi Lojo ließ jedenfalls niemanden kalt. Sein Stolz vielleicht und seine opferbereite Sturheit machten ihn zu einem Mythos in Österreich-Ungarn. Er wurde als Salih Vilajetović 1834 in Sarajevo geboren, arbeitete in einem Steinbruch und wurde später Imam einer Moschee. Bekannt wurde er, als er 1872 den Widerstand gegen den Bau der serbisch-orthodoxen Kathedrale in Sarajevo organisierte, die den Christen mehr Gleichberechtigung geben sollte. Die osmanischen Verwalter mussten sogar Trompeter in der Stadt aufstellen, so viele Gerüchte gab es damals, dass fanatische Muslime gegen die Christen vorgehen würden. Hadschi Lojo wurde deshalb in eine Kaserne verbannt. Nach ein paar Jahren – angeblich lebte er dazwischen als Bandit und Viehdieb in den Wäldern – kam er 1878 nach Sarajevo zurück. Am 13. Juli wurde am Berliner Kongress die Okkupation Bosnien-Herzegowinas beschlossen, die osmanische Verwaltung sollte sich friedlich zurückziehen. Doch Hadschi Lojo stellte sich nicht nur gegen die österreichisch-ungarische Okkupation, sondern auch gegen die Hohe Pforte in Istanbul, weil diese die alte Ordnung nicht mehr garantieren konnte. Er war ein Volksheld, ein Revolutionär, wenn man so will, einer jedenfalls, der für Selbstbestimmung eintrat und eine eigene revolutionäre Regierung begründete. Gleichzeitig war er ein Agitator, ein Mann, der die Sprache des Volkes sprach, jemand, der nicht zu den Eliten gehörte. Und genau das machte ihn so beliebt. Er war einer gegen die da oben, glaubwürdig, volksnah und kämpfte für die Armen und für die Entrechteten. Angeblich soll er an Kinder Fleisch, Obst, Kleidung, Schuhe und Geld verteilt haben. Die Legende besagt zudem, dass er so groß und stark gewesen sei, dass er einen Bären besiegt habe. Am 5. Juli nach dem Morgengebete rief er jedenfalls dazu auf, den österreichisch-ungarischen Generalkonsul Konrad Wassitsch und seine Leute vorsichtshalber aus der Stadt zu vertreiben, bevor die österreichischen Truppen kommen sollten. Am 20. Juli schickte der Volksausschuss, den Lojo unter seine Kontrolle gebracht hatte, schließlich ein Protesttelegramm an Bismarck. Der Inhalt: Man werde mit den Beschlüssen des Berliner Kongresses nicht mitmachen und Bosnien verteidigen. Lojo und seine Gefährten forderten den Rücktritt der osmanischen Würdenträger. Die Osmanen versuchten zu kalmieren und kundzutun, dass der Widerstand gegen die Okkupation zwecklos sei. Doch das nützte nichts. Denn Lojo war ein charismatischer Redner und überzeugte die Leute. Und selbst der Pascha ließ sich von dem Räuber erpressen: Er gewährte ihm nicht nur Immunität, sondern bezahlte ihm sogar Schutzgeld. Am 25. Juli verlangte Hadschi Lojo schließlich Zugang zu den Waffen der osmanischen Verwaltung. Sowohl die osmanischen Würdenträger als auch der österreichische Konsul Konrad Wassitsch, der auf den Einmarsch der k. und k. Truppen wartete, bekamen Panik. Der Übersetzer (Dragoman) des österreichischen Konsulats, Thomas Herkalović, berichtete, dass auch der Konsul Lojo zehn Napoleon dor gegeben habe, um sich Sicherheit zu erkaufen. Hadschi Lojo, damals 44 Jahre alt, marschierte am 27. Juli mit seinen Leuten Richtung Konak, wo der Pascha residierte. Dazwischen machte er vor dem Haus des Serben Petro Petrović halt, der ihm einen roten mit Gold bestickten Pelzmantel schenkte. Dies galt als Zeichen der Verbrüderung zwischen den muslimischen und orthodoxen Sarajlis. Die meisten Christen in Sarajevo versteckten sich aber einstweilen. Vor dem Konak kam es schließlich zu Schießereien. Mazhar-Pascha flüchtete am 28. Juli aus Sarajevo, weil ihm die Dinge entglitten waren. Am gleichen Tag wurde eine Volksregierung im Hof der Gazi-Husrev-Beg-Moschee in Sarajevo ernannt. Hadschi Lojo wurde in der Zeit auch bosnischer Kaiser genannt, wenn auch nur für 22 Tage. Es war die Zeit eines anarchistischen Interregnums – die Osmanen waren entmachtet und die Österreicher noch nicht da. Am 29. Juli drang die österreichisch-ungarische Armee schließlich an vier Stellen in Bosnien-Herzegowina ein. Weil man aber von dem Widerstand hörte, beschloss man in Wien, die Truppen auf drei Mal so viele, nämlich auf 268.000 Mann, aufzustocken. Doch noch war man nicht in Sarajevo. Wassitsch floh mit seinen Angestellten am 4. August aus der Stadt Richtung Mostar. Vor der Abreise gab er Hadschi Lojo weitere 20 Napoloen dor für ein Pferd. Lojo geleitete den verängstigten Wassitsch aus der Stadt: Das Volk hat sich erhoben, es kann eine Katastrophe entstehen. Ihr werdet wie Lämmer abgeschlachtet, wenn Ihr hierbleibt, soll er dem Konsul ausgerichtet haben. Am 7. August hieß es in einem Aufruf des Volksausschusses: Wir, die wir in Bosnien leben, Muslime, Christen und Lateiner, sind entschlossen, uns den Feinden entgegenzustellen. Als Lateiner wurden damals Katholiken bezeichnet. Hadschi Lojo verkündete in den Moscheen, dass der Großscherif von Mekka ihm persönlich die Erlaubnis gegeben habe, den Heiligen Krieg zu proklamieren. Der Koran gebiete jedem Gläubigen, bei seinem Seelenheil den Feind zu bekämpfen. Die Aufständischen versuchten die Wasserleitungen zu den Barracken der osmanischen Soldaten und die Telegrafenmasten zu zerstören, um zu verhindern, dass man aus Istanbul Nachschub anordnete. Es ist eigentlich um jeden Blutstropfen schade, der zur Pazifikation eines Volkes vergossen wird, welches lieber einem türkischen Vagabunden und Räuber wie diesem Hadschi Loja gehorcht, bevor es sich dem menschenfreundlichen Feldherrn einer zivilisierten Großmacht unterwirft, schrieb damals die Satirezeitschrift Kikeriki in Wien. Am 19. August schließlich bombardierte die k. und k. Armee Sarajevo mit 52 Kanonen, 14.000 Soldaten marschierten in die Stadt. Etwa 5.000 Sarajlis rund um Hadschi Lojo leisteten Widerstand. Gewehrschüsse empfingen die Truppen von jedem Haus, jedem Fenster, von jedem Tor, sogar die Frauen nahmen teil. Insgesamt sollen 57 Soldaten und 400 Aufständische getötet worden sein. Bereits am 23. August kam es zu einem Gericht – neun Aufständische wurden gehängt. Für die Ergreifung von Lojo wurden 500 Forint ausgesetzt. Der österreichische Infanterist Franz Noir beschreibt in dem Buch Die Österreicher in Bosnien, wie ein Bauer schließlich den Österreichern mitteilte, dass Hadschi Lojo verletzt im Wald gefunden worden sei. Noir über die Reaktion der Österreicher: Wenn er gesagt hätte, dass zwei mal zwei gleich fünf sei, so hätte man ihm eher geglaubt als dieser Botschaft, denn man meinte fest, Hadschi Lojo sei längst hinter allen bosnisch-herzegovinischen Bergen, heile seine wunden Beine, bete zum Mohamed um ein langes Leben und lache sich ins Fäustchen. Als der Lojo schließlich nach Sarajevo gebracht wurde, lag er auf der Tragbahre, den Kopf aufrecht und sah um sich, als ob ihn das Alles gar nichts angienge, und als ob er in seinem ganzen Leben keine Revolution gemacht hätte; ich frug den neben mir stehenden Telegraphenbeamten, ob das wirklich der Lump wäre, der einen so grossen Krawall angezettelt hätte und der schuld an meiner Mobilisierung wäre, schreibt Noir weiter. Hadschi Loja sei sehr marod gewesen, und damit uns der rare Bursch nicht etwa von den Türken gestohlen werde, wurde gleich eine Arrestantenwache aufgestellt. In Sarajevo wurde ihm das Bein amputiert. Er hatte sich, als er von einem Minarett heruntereilte, unabsichtlich mit einem Schuss in den Knöchel selbst schwer verletzt. Manche Quellen meinen, dass der Begriff Hatscheter damals und wegen Hadschi Lojo in Österreich in Gebrauch kam. Auch ein schwarzes Kümmelweckerl wurde in Wien nach dem berühmten Aufständischen benannt. Lojo wurde in Österreich-Ungarn sogar so berühmt, dass etwa im Jahr 1879 der zeitgeschichtliche Sensationsroman Hadschi Loja und die schwarze Sultanin von Trebinje erschien, der wohl dem damaligen Bedürfnis nach exotisierenden Orient-Abenteuern entsprach. Noir berichtet, dass Lojo zusammengezuckt sei, als man ihm mit dem Hängen gedroht habe, aber nicht aus Furcht vor dem Tode, denn dieses Ding kennen da unten kaum die alten Weiber, aber nach der Ansicht der Türkei kommt ein an einem Galgen zu Tode Gekitzelter nicht in den rechten Himmel hinein, sondern muss irgendwo in einem Himmelsvorhaus die Freuden des Paradieses entbehren, so Noir. Und Hadschi Loja hatte doch schon so viel für seine Seligkeit gethan, dass ihm die erste Classe der himmlischen Freuden sicher schien, wozu hätte er den Koran auswendig gelernt und eine Procession nach Mekka unternommen? Am 27. September wurde Salih Vilajetović alias Hadschi Lojo wegen des Verbrechens wider die Kriegsmacht des Staates und der öffentlichen Gewaltthtätigkeit durch Erpressung zum Tode durch den Strang verurteilt. Franz Joseph I. setzte jedoch die Todesstrafe aus. Stattdessen kam Hadschi Lojo nach Theresienstadt in den Kerker, wie später Gavrilo Princip. Dort blieb er fünf Jahre. Die Rückkehr nach Bosnien war ihm verwehrt, doch er konnte seinen Wohnsitz wählen und ging nach Mekka. Dort wurde er angeblich als Held begrüßt. Sein jüngerer Sohn Muhammad zog nach Syrien, Hadschi Lojos Frau Fatima mit ihrer Tochter Aisha nach Istanbul. Heute passt Hadschi Lojo nicht mehr so recht als Held in die Ikonografie von Sarajevo. Denn nach dem jüngsten Krieg (1992–1995) und der Unabhängigkeit von Bosnien-Herzegowina sind die meisten Bosniaken eher pro-österreichisch gestimmt. Der Verteidiger des Islams in Bosnien wird heute höchstens von religiösen Eiferern verehrt. In Sarajevo ist ein kleines Gässchen auf einem Hügel nach dem hageren Mann benannt. Nach einigen der anderen Aufständischen, die von den Österreichern gehängt wurden, wurden in Sarajevo größere Straßen benannt. Darunter: die Gebrüder Mulić, Avdo Jabučica und Mešo Odobaša. Wer der große Verteidiger von Sarajevo 1878 war, der die Österreicher das Fürchten lehrte, weiß in seiner Heimatstadt heute kaum jemand mehr.
1Panorama
Niedrigster Stand seit fast 25 Jahren. Washington – Die Zahl der Hinrichtungen ist in den USA dieses Jahr mit 28 auf den niedrigsten Stand seit fast 25 Jahren gefallen. Zudem sank die Zahl neuer Todesurteile auf den Stand von Anfang der 1970er-Jahre. Dies geht aus dem Jahresbericht des unabhängigen Death Penalty Information Center (DPIC) vom Mittwoch hervor. Die 28 Hinrichtungen waren der geringste Wert seit 1991, als 14 Personen hingerichtet wurden. Der Einsatz der Todesstrafe wird in den Vereinigten Staaten zunehmend selten und zunehmend isoliert, sagte DPIC-Direktor Robert Dunham. Das sind nicht nur jährliche Kurzzeitphänomene in der Statistik, sondern es spiegelt eine umfassende Änderung in der Haltung zur Todesstrafe quer über das Land wider. Sowohl die Zahl der Hinrichtungen als auch die Zahl neu verkündeter Todesurteile ist seit Ende der 1990er-Jahre rückläufig. Sechs davon wurden dieses Jahr aufgehoben, darunter das Urteil gegen die in Berlin geborene Debra Milke. Zudem wurden Exekutionen wegen Problemen mit Giftspritzen ausgesetzt, etwa in Oklahoma und Ohio. Legal ist die Todesstrafe in 31 von 50 Staaten, sie wird aber häufig nicht angewandt. Auch die öffentliche Meinung scheint sich langsam zugunsten lebenslanger Haftstrafen ohne Chance auf Bewährung als Ersatz für die Todesstrafe zu ändern. Einer Umfrage des Public Religion Research Institute zufolge befürworten 52 Prozent der US-Bürger die nichttödliche Strafe für verurteilte Mörder, während 47 Prozent für die Todesstrafe sind. Dem Umfrageinstitut Gallup zufolge geht die Zahl der Befürworter der Todesstrafe seit Mitte der 90er-Jahre zurück.
1Panorama
Nach nur 24 Stunden war das neue Betriebssystem bereits auf mehr als zwölf Prozent aller iPhones und iPads zu finden. Es ist fraglos eine der großen Stärken von iOS im Vergleich zu Android: Nicht zuletzt dadurch, dass Apple die Update-Auslieferung exklusiv im Griff hat, verbreiten sich neue iOS-Versionen geradezu in Windeseile. Und die aktuellste Release des mobilen Betriebssystem bildet hier keine Ausnahme. Gerade einmal 24 Stunden nach dem Start der Auslieferung von iOS 9 war das neue Apple-Betriebssystem bereits auf mehr als zwölf Prozent sämtlicher iPhones und iPads zu finden. Das zeigen die Zahlen der Marktforscher von Mixpanel, die stündliche Updates zur Verbreitung liefern. Damit verbreitet sich iOS 9 fast so schnell wie sein direkter Vorgänger: iOS 8 war nach den ersten 24 Stunden auf rund 15 Prozent sämtlicher Apple-Smartphones und -Tablets zu finden. Bleibt abzuwarten, ob iOS 9 das erneut ziemlich hohe Starttempo fortsetzen kann. Vergangenes Jahr hatte es rund ein Monat gedauert bis iOS 8 seinen Vorgänger überholt hat.
0Web
Favorit verspricht in Landwirtschaft zu investieren und Arbeitsplätze zu schaffen. Porto-Novo – Im westafrikanischen Land Benin ist am Sonntag ein neuer Präsident gewählt worden. Eine Rekordanzahl von 33 Kandidaten bewarb sich für das höchste Staatsamt. Amtsinhaber Thomas Boni Yayi durfte nach zwei Perioden nicht wieder antreten. Premierminister Lionel Zinsou galt als Favorit. Der 61-Jährige, der die französische sowie beninische Staatsbürgerschaft besitzt, ist der einzige Kandidat der Regierungspartei. Er hat versprochen, in die Landwirtschaft zu investieren und Arbeitsplätze zu schaffen. Benin ist ein kleines, verarmtes Land in Westafrika. Die Wirtschaft ist hauptsächlich von Baumwollexporten abhängig. Das Land hat mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit und mit Korruption zu kämpfen. Beobachtern zufolge ließen sich während des Wahlkampfs zahlreiche einflussreiche religiöse und politische Würdenträger sowie Stammesältere kaufen, um für die Kandidaten zu werben. Als Zinsous schärfste Rivalen gelten Baumwoll-Tycoon Patrice Talon (57), Lebensmittel-Magnat Sebastien Ajavon (51), der ehemaligen Premierminister Pascal Koupaki (64) sowie der frühere Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Afrika, Abdoulaye Bio Tchane (63). Rund 4,7 Millionen Wahlberechtigte der knapp elf Millionen Einwohner sollten ihre Stimme bis 18.00 Uhr MEZ abgeben können. Wahlergebnisse werden innerhalb von fünf Tagen erwartet. Sollte keiner der Kandidaten in der ersten Runde eine absolute Mehrheit gewinnen, ist eine Stichwahl für den 20. März geplant. Vor einigen Wahllokalen bildeten sich lange Schlangen. Zehntausende warteten friedlich darauf, ihre Stimme abgeben zu können. Die Afrikanische Union (AU) entsandte 40 Wahlbeobachter, die quer durch das kleine Land, das zwischen Nigeria und Togo liegt, stationiert waren.
2International
Treffen soll Augen für Fortschritte öffnen und Wege zu Verbesserungen ebnen. Nicht nur Österreichs neue Regierung gelobt, gegen die schlechte Laune anzukämpfen – auch in Bosnien-Herzegowina soll nun eine Imageoffensive für ein besseres Geschäftsklima sorgen. In unserer Gesellschaft geht es mehr um Vorstellungen als um Fakten, sagte der Premierminister des bosnischen Landesteils, Fadil Novalić, anlässlich der zweitägigen Konferenz in Sarajevo, bei der es darum ging, die Reformagenda vorwärtszuschieben. Und wir sind leider ertränkt in negativen Vorstellungen. Die Johns-Hopkins-Universität (SAIS) in Washington und die amerikanische Botschaft in Sarajevo brachten Anfang der Woche führende Figuren aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zusammen, um zu demonstrieren, dass man Bosnien-Herzegowina weder aus dem Auge lassen noch zulassen will, dass die Reformen wieder einmal verwässert werden. Ein weiterer Teil der Konferenz findet am Freitag an der Diplomatischen Akademie in Wien statt. Nach den Worten des Hohen Repräsentanten für Bosnien und Herzegowina, Valentin Inzko, geht es auch darum, Aufmerksamkeit auf das Land zu lenken. Er sprach am Donnerstag von einem Wettbewerb der Krisen. Das Land habe das Glück, nicht als Krisenstaat in den Schlagzeilen zu sein. Nun sollen aber Schlagzeilen der positiven Art folgen. Das wünscht sich auch Mujo Selimovic, Vorstandsvorsitzender des Handelsunternehmens Mims Group, der bei der Konferenz am Freitag ebenfalls dabei ist: Aus der Ferne sieht manches tatsächlich nicht so gut aus. Aber wenn man das echte Leben sieht, dann stellt man fest, dass vieles in Wirklichkeit besser ist. Was nicht heiße, dass sich nicht einiges ändern müsse, vor allem in Sachen Geschäftsklima. Dabei gehe es vor allem um die längst anstehenden Reformen: Nach der 2014 gestarteten deutsch-britischen Initiative wurden zumindest mit viel Druck der EU das Arbeitsgesetz geändert und das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der EU in Kraft gesetzt. Nun geht es darum, die Bedingungen für die Wirtschaftstreibenden zu verbessern, sagt Premier Novalić. Weitere Punkte auf der Agenda sind: Verringerung der staatlichen Ausgaben auf allen Ebenen, Budgetdisziplin, Reform des Gesundheitssystems, Privatisierung von staatlichen Unternehmen, gerechtere Verteilung von Sozialhilfen (Kürzungen für Veteranen), Vereinfachung der Bürokratie für Investoren und mehr Rechtssicherheit. Was bislang noch immer fehlt, ist ein Koordinationsmechanismus zwischen den beiden Landesteilen (Föderation und Republika Srspka), damit diese mit der EU zusammenarbeiten können. Bisher können keine Vorbeitrittshilfen ausgezahlt werden, weil dieser Mechanismus fehlt. Insgesamt geht es um 850 Millionen Euro für das Land, die nicht ausgezahlt werden können. Als Novalić auf der Konferenz gefragt wurde, woran es eigentlich liege, dass dieser Mechanismus nach monatelangen Verhandlungen noch immer nicht vorhanden ist, sagte er, es ginge um so unwichtige Details, dass er sich nicht einmal daran erinnern könne. Das ist typisch für Bosnien-Herzegowina. In den 20 Jahren nach dem Krieg hat man sich geradezu daran gewöhnt, dass nichts funktioniert und dass sich keiner verantwortlich fühlt. Die politischen Eliten gelten als lahm, der Druck der Wähler fehlt. Daniel Hamilton vom Zentrum für Transatlantische Studien an der SAIS, rief die bosnischen Politiker deshalb dazu auf, klarer zu sagen, dass die Reformen im Interesse des eigenen Landes und der Gesellschaft seien und nicht deshalb gemacht werden sollten, weil der Westen dies wolle. Das sieht im Gespräch in Wien auch Regierungsberaterin Aida Soko so. Sie war lange in der Privatwirtschaft und bei internationalen Organisationen, bevor sie im vergangenen Jahr in die Politik ging. Wieso sie gerade nun, nach zahlreichen Ankündigungen, glaubt, dass sich tatsächlich etwas ändern könnte? Die Regierung hat nun konkrete Reformziele, und sie hat einen Fahrplan. Immerhin habe man auch die Änderungen beim Arbeitsgesetz trotz der Proteste letztlich beschlossen. Rund ein Drittel des Fahrplans sei bereits erfüllt, und zwar schneller als erwartet. Das habe auch erste Erfolge beim Kampf gegen den Braindrain gebracht – auch wenn in diesem Bereich noch viel mehr getan werden müsse. Interessant waren bei der Konferenz in Sarajevo auch die Beiträge von Investoren, die vor allem beklagten, dass sie sich in dem Zuständigkeitsdschungel von Landesteilen und Kantonen verirren würden. Auch sie forderten eine proaktivere Zugangsweise der Regierung. In Bosnien-Herzegowina ist nicht einmal das Firmengesetz zwischen der Föderation und der Republika Srpska harmonisiert. Kritik gab es auch an ungerechtfertigten Steuerforderungen. Auf dem gesamten Balkan werden Steuerstrafen immer wieder dazu verwendet, Firmen zu bestrafen. Als positives Beispiel für eine enge Koordination zwischen Bildungspolitik und den Bedürfnissen der Wirtschaft wurde Goražde genannt. Die ostbosnische Stadt gilt seit geraumer Zeit als Vorzeigebeispiel für wirtschaftliche Entwicklung. Zurzeit wird an einem neuen Kredit von Weltbank und IWF für Bosnien-Herzegowina verhandelt. Der IWF verlangt Änderungen in der Verwaltung und dass Pensionen mit der Anzahl geleisteter Arbeitsjahre verknüpft werden. Die Republika Srpska soll laut internen Informationen doppelt so hoch verschuldet sein wie die Föderation. Immer wieder werden in Bosnien-Herzegowina gar keine Löhne ausgezahlt. Und die Situation wird von Tag zu Tag prekärer. Sasha Toperich von SAIS betont, dass die Zusammenarbeit zwischen den Regierungen der Föderation und der RS verbessert wurde. Die bisherigen Reformmaßnahmen hätten zu einem Anstieg der Einnahmen im Ausmaß von 3,8 Prozent geführt, die Schulden seien um 1,4 Prozent gesunken. Doch der Abschluss der IWF-Vereinbarung wird der Hauptschritt sein, um das Investitionsklima zu verbessern, so Toperich zum STANDARD. Natürlich muss Bosnien-Herzegowina schneller vorangehen, mahnt er. Doch es sei auch wahr, dass es bereits sichtbare Resultate gibt. In den USA hätten zwei Senatoren weitere Finanzhilfe des Kongresses für den Privatsektor in Bosnien-Herzegowina versprochen. (Adelheid Wölfl aus Sarajevo, Manuel Escher, 19.5.2016)
2International
Das deutsche Kraftfahrtbundesamt hat die Vorschläge des Konzerns genehmigt. Die großangelegte Rückrufaktion beginnt im Jänner. Wolfsburg – In der Abgasaffäre hat das deutsche Kraftfahrtbundesamt die Vorschläge des Autoherstellers Volkswagen zur Überarbeitung der ersten manipulierten Dieselmotoren genehmigt. Damit können – wie von VW-Konzernchef Matthias Müller bereits angekündigt – beim 1,6-Liter-Antrieb eine Veränderung am Luftgitter und ein Software-Update eingesetzt werden, um die gültigen Emissionsnormen zu erreichen. Für die größeren 2,0-Liter-TDI-Motoren reiche dagegen das Aufspielen eines neuen Programms aus, teilte VW am Mittwoch in Wolfsburg mit. Eine Lösung für die kleinen 1,2-Liter-Motoren soll bis zum Monatsende vorliegen. Auch hierbei handle es sich voraussichtlich um ein Software-Update. Man werde mit jedem Kunden Kontakt aufnehmen und den betroffenen Autobesitzern während des ab Jänner geplanten Rückrufs eine kostenlose Ersatzmobilität anbieten, hieß es. Zudem verzichte VW bis Ende 2016 auf eine Verjährung von Gewährleistungsansprüchen. Ziel der Nachrüstungen sei es, dass auch Leistungs- und Verbrauchswerte nicht verändert werden. Die Überarbeitungspläne beziehen sich nicht auf in den USA oder in Kanada verkaufte Modelle aus dem VW-Konzern. Die technischen Maßnahmen für die Motoren vom Typ EA 189 mit einem Hubraum von 1,6 und 2,0 Litern seien vom Kraftfahrtbundesamt nach intensiver Begutachtung bestätigt worden. Damit herrscht für den Großteil der betroffenen Fahrzeuge Klarheit zur Behebung der Unregelmäßigkeiten, erklärte Volkswagen in Wolfsburg. Bei den 1,6-Liter-Motoren werde ein Software-Update vorgenommen und ein sogenannter Strömungstransformator vor dem Luftmassenmesser befestigt, erklärte Volkswagen. Dieses Gitternetz beruhige den verwirbelten Luftstrom vor dem Luftmassenmesser und verbessere dessen Messgenauigkeit entscheidend. Betroffene Autobesitzer müssten für den Einbau voraussichtlich weniger als eine Stunde einkalkulieren. Der Luftmassenmesser ermittelt laut VW die aktuell durchgesetzte Luftmasse; diese sei ein für das Motormanagement sehr wichtiger Wert für einen optimalen Verbrennungsvorgang. Auch bei den Zwei-Liter-Motoren werde ein Software-Update aufgespielt, erklärte Volkswagen am Mittwoch. Dies sei ein Aufwand in der Werkstatt von rund einer halben Stunde. VW hatte im September zugegeben, dass in etwa 11 Millionen Dieselfahrzeugen eine Software eingesetzt wurde, die den Ausstoß von Stickoxiden im Testbetrieb als zu niedrig auswies. Anfang November gestand das Wolfsburger Unternehmen zudem ein, dass bei vermutlich rund 800.000 seiner Autos der tatsächliche Ausstoß des klimaschädlichen Gases CO2 höher ist als angegeben. Die nun vorgestellten Maßnahmen beziehen sich ausschließlich auf die Manipulationssoftware. An einem anderen Schauplatz der Abgasaffäre schwelt der Zwist zwischen der Bundesregierung und dem TÜV Nord weiter. Der TÜV Nord hat weiterhin keine Erklärung für die von VW genannten falschen CO2-Werte, sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums der Zeitung Die Welt nach einer Sitzung der Untersuchungskommission zur Aufklärung der Abgasaffäre beim Wolfsburger Auto-Hersteller. Der Bild sagte der Sprecher, die Kommission habe den TÜV Nord aufgefordert, sie bei der Aufklärung des Sachverhalts zu unterstützen. TÜV-Nord-Chef Guido Rettig hatte der Regierung zuletzt vorgeworfen, sie habe den Prüfern auf Drängen der Automobilindustrie untersagt, die Motorensoftware zu untersuchen. Aus diesem Grund hatten unsere Sachverständigen keine Chance, die Manipulationen bei Stickoxiden von Dieselfahrzeugen zu erkennen.
3Wirtschaft
Tadic und Avdijaj sorgten schon in Halbzeit eins für klare Verhältnisse – Wolfsberger nach vier Runden mit nur einem Punkt Vorletzter. Wolfsberg – Sturm Graz hat am Mittwochabend in der 4. Fußball-Bundesliga-Runde einen verdienten 2:0-Sieg beim WAC gefeiert. Josip Tadic (14.), der schon bei sechs Pflichtspieltoren hält, und Donis Avdijaj (20.) trafen für die weiterhin ungeschlagenen Steirer, die mit dem zweiten Saisonsieg vier Punkte hinter Spitzenreiter Rapid auf Platz zwei vorstießen. Der WAC ist dagegen mit nur einem Punkt Vorletzter. Im Duell der in der dritten Europa-League-Qualifikationsrunde gescheiterten Clubs kam Sturm nach zehn Minuten so richtig auf Touren. Und wieder war es Tadic, der im Anschluss an einen Freistoß nach Potzmann-Vorarbeit und gleich mehreren Fehlern der WAC-Abwehr für die Blackies scorte. Für den Kroaten, der am 22. August 28 Jahre alt wird, war es das dritte Liga-Tor in der noch jungen Saison. Dazu traf Tadic noch zweimal im Cup sowie einmal in der Europa-League-Quali. Nur sechs Minuten danach erhöhte Avdijaj nach Hadzic-Pass mit einem Schuss ins kurze Eck bereits auf 2:0. Wenig später hätte Silvio nach Standfest-Querpass auf 1:2 verkürzen müssen, doch der WAC-Stürmer brachte mitten im Fünfer das Kunststück zuwege, den Ball am langen Eck vorbeizuschießen (24.). Auf der Gegenseite hätte Tadic auf 3:0 erhöhen können, scheiterte aber an Tormann Kofler (29.). Auch Avdijaj hatte die Chance auf einen Doppelpack, schob den Ball aber knapp am kurzen Eck vorbei (35.). Nach dem Wechsel beschränkte sich Sturm dann erfolgreich auf das Verwalten des Resultats, auch weil die Wolfsberger nach den Strapazen der vergangenen Wochen durch die Europacup-Teilnahme nicht entsprechend reagieren konnten. Deshalb hatte Trainer Dietmar Kühbauer seine Startelf im Vergleich zur unglücklichen 1:2-Niederlage am Sonntag bei Rapid gleich auf fünf Positionen geändert. Dies brachte nicht den gewünschten Effekt für die Wolfsberger, deren beste Chance nach dem Wechsel Manuel Seidl hatte. Doch Sturm-Goalie Michael Esser zeichnete sich mit einer Glanzparade aus (78.). Im Finish waren dann wieder die Gäste aus Graz am Drücker. Doch Thorsten Schick scheiterte zweimal an Kofler (85., 91.) und ein Volleyschuss von Anel Hadzic verfehlte sein Ziel nur knapp (86.). Der WAC war deshalb mit dem 0:2 am Ende noch gut bedient. Kühbauer schmerzte aber auch die Verletzung von Tadej Trdina, der nur acht Minuten nach seiner Einwechslung vom Feld humpelte und ersetzt werden musste (70.). (APA, 12.8.2015) Wolfsberger AC – SK Sturm Graz 0:2 (0:2) Wolfsberg, Lavanttal-Arena, 5.600 Zuschauer, SR Jäger. Tore: 0:1 (14.) Tadic0:2 (20.) Avdijaj WAC: A. Kofler – Standfest, Sollbauer, Hüttenbrenner, Palla – Tschernegg, Putsche – Zündel, Seidl, Jacobo (57. Wernitznig) – Silvio (62. Trdina/70. Zulj) Sturm: Esser – Ehrenreich, Madl, Kamavuaka, Potzmann – Piesinger, Hadzic – Schick (93. Gruber), Avdijaj (81. Offenbacher), Dobras – Tadic (69. Kienast) Gelbe Karten: Putsche bzw. Ehrenreich, Kamavuaka
4Sport
Debatte um Zukunft des Gotteshauses in Istanbul neu belebt. Istanbul – Der neue türkische Kulturminister Yalcin Topcu befürwortet die Umwandlung der Hagia Sophia in Istanbul in eine Moschee. Er wünsche sich das von ganzem Herzen, sagte Topcu laut Presseberichten vom Donnerstag. Die Debatte über die Zukunft des Gotteshauses in der Istanbuler Altstadt lebt damit wieder auf. Die islamistische Zeitung Yeni Akit berichtete, aus religiösen Kreisen erhalte der Minister viel Unterstützung. Vor Topcu, der in der derzeitigen Übergangsregierung bis zu den Neuwahlen im November für Kultur und Tourismus zuständig ist, hatten sich bereits namhafte Politiker der islamisch-konservativen Partei AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan für die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee ausgesprochen. Der Minister ist jedoch der erste für Kulturgüter zuständige Ressortchef, der sich für einen solchen Schritt ausspricht. Die Hagia Sophia war von ihrer Errichtung im 6. Jahrhundert bis ins 15. Jahrhundert die Reichskirche der Byzantiner und wurde nach der Eroberung durch die muslimischen Osmanen zur wichtigsten Moschee des Osmanischen Reiches, das im Ersten Weltkrieg zerbrach. Seit den 1930er-Jahren ist die Hagia Sophia ein Museum, in dem Gottesdienste aller Art verboten sind.
2International
ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka will Sozialleistungen für Flüchtlinge kürzen. Dadurch würde ein Flüchtlingsproletariat entstehen, befürchtet Martin Schenk. Wien – Die ÖVP drängt bei der Mindestsicherung auf Verschärfungen. Zwar wurde der Vorschlag nach einer Deckelung bei 1500 Euro schon vor Monaten das erste Mal ventiliert, durch die hohe Zahl an Flüchtlingen habe sich die Lage aber dramatisch verschärft, wie ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka im Streitgespräch mit Martin Schenk meint. Der Diakonie-Experte wirft der ÖVP Populismus vor. STANDARD: Sie verdienen als Klubobmann knapp 14.800 Euro im Monat. Könnten Sie mit Familie auch von 1500 Euro leben? Das stellen Sie sich als Obergrenze bei der Mindestsicherung vor. Lopatka: Erstens hätte ich dazu die Kinderbeihilfe, die Sie verschweigen. Zweitens ist Ihr Vergleich unfair. Mein Gehalt ist ein Bruttobetrag, von dem Klub- und Parteibeiträge abgezogen werden – und weniger als 50 Prozent bleiben, während die Mindestsicherung ein Nettobetrag ist und eine Reihe von Gebührenbefreiungen impliziert. STANDARD: Stimmt schon, aber die Frage war, ob Sie mit Familie von 1500 Euro leben könnten. Lopatka: Wenn es sein muss, wird man damit auskommen. Mein Punkt ist: Gibt es Anreize, dass man aus der Mindestsicherung rausmöchte? Oder sagt man: Es geht auch in dem System. Der Rechnungshof hat eine Reihe von Fällen aufgezeigt, wo bei der Mindestsicherung mehr als 4000 Euro herausgekommen sind. Das versteht niemand, der einen Kollektivvertrag von unter 1500 Euro hat – und das sind große Gruppen. Schenk: In diesem Bericht ist nicht alles richtig. Und er ist nicht repräsentativ. Das fiktive Familienbeispiel würde in Salzburg, Tirol und Vorarlberg vier Fälle betreffen, die 4000 Euro bekommen – und nicht alles aus der Mindestsicherung. Da geht es um Behinderung eines Elternteils und Kindeswohl. Lopatka: Wir haben allein in Oberösterreich hunderte Fälle, die mehr als 2000 Euro Mindestsicherung bekommen. Da muss ein Arbeitnehmer 3200 brutto verdienen, um netto gleich viel zu haben. STANDARD: Was spricht aus Ihrer Sicht gegen eine Deckelung? Schenk: Dass die wenigsten Eltern die volle Mindestsicherung beziehen. Ich erzähle Ihnen ein Beispiel aus der Sozialberatung. Nennen wir sie Judith. Diese Frau hat drei Kinder, arbeitet Teilzeit als Restaurateurin und bekommt, weil sie sonst nicht über die Runden kommt, einen Aufstockerbeitrag aus der Mindestsicherung. Eines ihrer Kinder ist krank und braucht Diätnahrungsmittel. Wenn man Judith die Unterstützung auf 1500 Euro runterkürzt, kann sie sich die Nahrungsmittel für das Kind nicht mehr leisten. Und das ist kein Einzelfall. Fast 70 Prozent der Mindestsicherungsbezieher sind solche Aufstocker, die ein Einkommen aus einer Erwerbstätigkeit haben, Unterhalt, Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe beziehen. Sie verbreiten also ein altes Bild der Sozialhilfe aus den 80ern, dass das alles Alkoholiker, Spielsüchtige und Haftentlassene sind. Lopatka: Das ist einfach falsch. Ich habe in meinem Heimatort, in Penzendorf, einen tschetschenischen Flüchtling, der fünf Kinder hat, seit zehn Jahren bei uns ist, noch nie gearbeitet hat, immer Sozialleistungen bezogen hat, und – wie es aussieht – immer in der Mindestsicherung bleiben wird. Schenk: Ich spreche von der Empirie, nicht von Anekdoten. Lopatka: Das ist doch keine Anekdote. Das ist das reale Leben. Schenk: Real haben wir heute eine ganz andere Situation als in den 80ern. Damals gab es in der Sozialhilfe viele Dauerempfänger: Leute mit starken Einschränkungen, die kaum aus der Sozialhilfe herausgekommen sind. Seither hat sich das stark verändert. Heute gibt es in der Mindestsicherung viele Mütter mit Kindern, viele Alleinerziehende, Pflegebedürftige, viele Behinderte, Leute, die prekär beschäftigt sind. Lopatka: Und immer mehr Flüchtlinge. Die haben einfach das Pech, dass sie den Einstieg in den Arbeitsmarkt nicht schaffen. Oder wollen Sie das bestreiten? Schenk: Es werden mehr. Wir rechnen heuer mit 30.000 bis 40.000 Flüchtlingen in der Mindestsicherung – je nachdem, wie schnell die Verfahren abgewickelt werden. Die Deckelung würde aber alle treffen. Außerdem wissen wir: Entgegen der Lohnabstandstheorie kommen Leute mit Kindern wesentlich schneller aus der Mindestsicherung heraus als Alleinstehende. Insgesamt beträgt die durchschnittliche Bezugsdauer sechs bis neun Monate. Das Bild, dass es sich die Leute in der Mindestsicherung bequem machen, stimmt so einfach nicht. 20 Prozent beziehen sie sogar kürzer als drei Monate. Statt über Deckelungen sollten wir darüber reden, wann Menschen wieder aus der Mindestsicherung herauskommen. Da geht es um Kinderbetreuung, um gesundheitliche Hilfe und um Jobs, von denen sie leben können. STANDARD: Aber was macht man mit jenen, die nicht Teilzeit arbeiten und mit vier Kindern jahrelang 2000 Euro Mindestsicherung kriegen? Fehlen hier nicht tatsächlich Anreize, einen Job anzunehmen? Schenk: Hauptproblem bleibt: Auf einen Job kommen 15 Bewerber. Aber es gibt auch für die Mindestsicherung gescheite Vorschläge: Man könnte die Zuverdienstgrenzen erhöhen – auf 25 oder 33 Prozent der Mindestsicherung. Diese Idee gab es schon 2010, das Finanzministerium hat das damals abgelehnt. Man könnte auch die Eingliederungsbeihilfe ausweiten – also Betrieben eine Unterstützung gewähren, damit sie Leute anstellen. Auch wenn wir auf Mitnahmeeffekte achten müssen, das würde wirken. STANDARD: Zu wenig? Lopatka: Ich finde schon. Wir müssen eines sehen: Jenen, die durch ihre Steuerleistung unser dichtes Sozialnetz finanzieren, reicht es irgendwann. 2009, bei der Einführung, hatten wir 170.000 Mindestsicherungsbezieher, jetzt haben wir allein in Wien mehr. Und heuer werden noch einmal 40.000 Flüchtlinge dazukommen. Die Lage hat sich also dramatisch verschärft. 30 Prozent der Afghanen, die zu uns kommen, haben nicht einmal ei- nen Grundschulabschluss. Die werden in unserer hochtechnologisierten Welt in den nächsten Jahren nicht den Einstieg in den Arbeitsmarkt schaffen. Im Gegensatz zu Deutschland haben wir auch keine Budgetüberschüsse, daher stellt sich die Frage der Finanzierbarkeit unseres Sozialsystems. Da ist es mir lieber, rechtzeitig einzuschleifen als dann brutale Kahlschläge machen zu müssen. STANDARD: Aber eine Deckelung trifft natürlich auch heimische Familien. Normalerweise behauptet die ÖVP immer, die Familien seien ein Kernthema für sie. Lopatka: Absolut, dafür gibt es aber die Familienleistungen. Außerdem gibt es längst in anderen Bereichen eine Deckelung: Beim Arbeitslosengeld oder auch bei Pensionisten. STANDARD: Würden Sie sagen, dass generell der Arbeitswille fehlt? Lopatka: Nein, mir wird aber aus dem AMS berichtet, dass es vor allem in Wien leicht ist, in der Mindestsicherung zu bleiben und Jobs nicht anzunehmen. Schenk: Das Verhältnis zwischen Stadt und Umland ist bei anderen Städten ähnlich: zwischen drei zu eins und sieben zu eins. Für höhere Bezieherzahlen in Großstädten gibt es Gründe: keine Anonymisierung, weniger verwertbare Eigentumswohnungen. Und die Sozialämter im Umland schicken die Leute oft in die Städte. Insgesamt macht die Mindestsicherung 0,7 Prozent des Sozialbudgets aus. Das wird den Sozialstaat nicht zusammenbrechen lassen, auch wenn die Zahl der Bezieher noch steigt. Verteilungspolitisch reden wir von den untersten drei Prozent der Bevölkerung. STANDARD: Oberösterreich will die Mindestsicherung für Flüchtlinge sogar halbieren. Wie soll man von weniger als 400 Euro leben? Lopatka: Alle Flüchtlinge, die in der Grundversorgung sind, müssen schon jetzt mit einer ähnlichen Summe auskommen. Wir müssen Regeln aufstellen, damit eine möglichst große Gruppe in der Grundversorgung bleibt und nicht in die Mindestsicherung kommt. Subsidiär Schutzberechtigte sollen generell aus dem Bund-Länder-Vertrag zur Mindestsicherung herausgenommen werden. STANDARD: Befürchten Sie nicht, dass die Kriminalität steigt, wenn Leute auf Dauer von weniger als 400 Euro leben müssen? Lopatka: Um es klar zu sagen: Das Paradies gibt es nicht auf dieser Welt. Die Menschen haben ja die Wohnversorgung. Zehntausende Flüchtlinge schaffen es auch jetzt, da durchzukommen, ohne kriminell zu werden. Schenk: Ich sehe zwei Schwierigkeiten: Wir werden ein Quartierproblem bekommen, wenn die Leute nicht aus der Grundversorgung kommen. Und wir schaffen eine Art Flüchtlingsproletariat, das keine Perspektive hat und dahinverelendet – mit allen gesellschaftlichen Kosten. Und in 20 Jahren sagen wir dann: Wir haben geglaubt, die gehen eh wieder heim und haben sie deshalb nicht integriert. Daher: Seien wir pragmatisch, investieren wir in diese Leute und unterstützen sie, in den Arbeitsmarkt zu kommen. STANDARD: Die ÖVP möchte auch verstärkt auf Sach- statt Geldleistungen setzen. Nicht ein Widerspruch zur Wahlfreiheit, die sonst gerne propagiert wird? Lopatka: Es ist kein Widerspruch. Zum einen gibt es durch die Flüchtlinge immer mehr Bezieher mit vielen Kindern. Da möchte ich, dass die Unterstützung wirklich bei den Kindern für Schulartikel, Lebensmittel etc. ankommt. STANDARD: Wie stellen Sie sich das konkret vor? Ich kriege dann 28 Euro für Schulartikel? Lopatka: Man vergibt Gutscheine und kann somit das Geld nicht für andere Dinge ausgeben. Bei Lebensmittelgutscheinen würde explizit geregelt, dass ich keine Alkoholika kaufen kann. Schenk: Das geht jetzt schon, und bei Alkoholkranken wird das auch gemacht, weil es hier um Kinderschutz geht. Sachleistungen bei Wohnen, Bildung, Arbeitsmarkt sind gut, werden wir zusätzlich brauchen. Aber: Sie gehen wieder von einem Bild aus, als müssten alle 250.000 Bezieher der Mindestsicherung paternalistisch betreut werden und könnten nicht mit ihrem Geld umgehen. Das Gegenteil ist der Fall: Der Großteil sind Leute wie du und ich, die gezwungen sind, mit jedem knappen Cent genau zu planen. Die brauchen sich nicht von Ihnen entmündigen lassen. Das pauschal zu machen, halte ich für nicht sachgerecht, sondern für populistisch. Lopatka: Ich halte es für die beste Form, dass das Geld wirklich zu 100 Prozent dafür verwendet wird, wofür es vorgesehen ist. Es stimmt, dass man das alles jetzt schon kann. Wir wollen statt einer Kann- eine Mussbestimmung.
5Inland
ÖFB-Stürmer sorgte bei Sieg gegen die Grasshoppers zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Zürich – ÖFB-Teamstürmer Marc Janko hat bei seinem Pflichtspiel-Debüt für den FC Basel sein erstes Tor erzielt. Beim Baseler 3:2-Sieg über die Grasshoppers traf Janko im Zürcher Letzigrund Stadion kurz vor der Pause zum 2:2-Ausgleich (38.). Mit sechs Punkten aus zwei Spielen liegt der amtierende Meister aus Basel an der Tabellenspitze der Schweizer Super League.
4Sport
Antrag wird in nächster Gemeinderatssitzung eingebracht. Linz – Freien Eintritt für Polizisten in die städtischen Bäder fordert die Linzer FPÖ-Gemeinderätin Susanne Walcher. Als Grund nannte sie laut APA vermehrte Übergriffe wie sexuelle Belästigung aber auch Raufereien und Eigentumsdelikte in den Einrichtungen. Der Antrag wird in der nächsten Gemeinderatssitzung eingebracht, berichtete Walcher in einer Presseaussendung am Sonntag. In Wien hätte man nach der Vergewaltigung eines Zehnjährigen und anderen Vorfällen in Hallenbädern prompt reagiert. Hier hätten Exekutivorgane schon gratis Eintritte. Mit diesem Schritt soll einerseits das Sicherheitsempfinden der Badegäste erhöht werden, andererseits sollen diese Polizisten vor Ort ihre uniformierten Kollegen unterstützen.
1Panorama
Christian Haschek im Interview über sein Benotungssystem der nächsten Generation. Wie kann man Schüler und Schülerinnen motivieren, besser zu werden? Für den Wiener Informatiklehrer Christian Haschek liegt ein Teil der Antwort auf diese Frage in einem modernen Benotungssystem, das sich stark am Belohnungssystem von Rollenspielen wie World of WarCraft orientiert und damit Transparenz über Erfolge und Misserfolge bietet - der GameStandard berichtete. Im Interview mit Insert Moin erzählt Haschek über die Entwicklung seiner Idee, den Einsatz im Unterricht, viel positives Feedback und wie sich ein reines XP (Experience Points)-Modell positiv für die Arbeitswelt auswirken könnte. (red, 6.6.2015) >>> User-Umfrage: Sollte man Schüler wie Videospieler benoten?
0Web
US-Amerikanerin baut Weltcup-Führung trotz Knieverletzung aus, Antreten sorgt auch für Kritik – Brunner als beste ÖSV-Dame Siebente. Soldeu – Die Kanadierin Marie-Michele Gagnon hat am Sonntag die Alpine Kombination in Soldeu vor Wendy Holdener (SUI) gewonnen. Siegerin des Tages war aber Lindsey Vonn. Während Lara Gut im Slalom ausschied, baute die 24 Stunden davor gestürzte US-Amerikanerin als Kombi-13. ihre Führung in der Gesamtwertung wieder auf 28 Zähler aus. Beste Österreicherin war Stephanie Brunner als Siebente. Wegen der anhaltenden Neuschneefälle musste auch der Kombinations-Bewerb der Damen im Pyrenäen-Kleinstaat mehrmals verschoben werden. Der Super-G ging wie schon tags zuvor der Spezialbewerb nur vom Reservestart aus und damit stark verkürzt in Szene. Damit war klar, dass die Technikerinnen auf dem steilen Hang klare Vorteile haben würden. Dass Endergebnis mit der nun vom ehemaligen Shiffrin-Coach Roland Pfeifer trainierten Gagnon vor Stockholm-Siegerin Holdener sowie der Französin Anne-Sophie Barthet bewies das auch. Die Story des Tages schrieb aber Vonn. Am Samstag war sie nach ihrem eher harmlosen Sturz im Super-G lange regungslos liegen geblieben und nach langer Behandlung auf der Piste im Rettungsschlitten abtransportiert worden. Dadurch hatte man sogar ein vorzeitiges Saison-Ende befürchten müssen. Nach stundenlanger Nachrichtensperre hatte Vonn dann am Abend selbst einen Haarriss im linken Knie verkündet und später ein Video, in dem ihr in einem privaten Quartier Blut und Flüssigkeit aus dem Knie punktiert wird, gepostet. Drama-Queen Dass sie am Sonntag überraschend dennoch mit Orthesen an beiden Knien zur Kombination antrat, brachte der vierfachen Weltcup-Gesamtsiegerin nicht nur Respekt ein. Der Verdacht, sie habe sich nur deshalb so lange auf der Piste behandeln lassen, weil nach ihr bei starkem Schneefall die Hauptkonkurrentin Lara Gut am Start gewesen war, wurde in Sozialen Medien vielfach geäußert. Vonn reagierte darauf empört. Das ist nicht lustig und tut weh. Aber ich werde damit leben. Es ist unglaublich, dass Leute auf dem Sofa sitzen und so etwas behaupten oder sagen, ich hätte einen (Schauspiel, Anm.) Oscar gewonnen, gab sie sich enttäuscht. Ich bin da gelegen und hatte Schmerzen. Ich wollte nicht verletzt sein, sondern fahren und gewinnen. Deshalb können sie alle gerne etwas sagen, aber es ist mir wurscht, erklärte die Amerikanerin trotzig. Dass sie trotz ihrer neuerlichen Knieverletzung am Sonntag Schnellste im Super-G war, zeugte aber undiskutierbar von der Ausnahmestellung der Amerikanerin im Skirennsport. Geschickt wich sie diesmal allen Problemen aus und gab erst in der zweiten Rennhälfte Gas, was zur Bestzeit reichte, während Gut nur Fünfte wurde. Die Schweizerin war dann im Slalom zwar sehr gut auf dem Weg, schied aber kurz vor dem Ziel aus. Gut bleibt cool Gut, die in Val dIsere die erste Saison-Kombi noch vor Vonn gewonnen hatte, versuchte es mit Fassung zu ertragen. Sowas kann passieren. Ich kann mich entweder die ganze Zeit ärgern, oder einfach das Gute von gestern und heute mitnehmen und das andere hierlassen, lautete ihre Parole vor dem kommenden Riesentorlauf in Jasna. Gut ist sicher: Der Weltcup wird am 20. März entschieden, bis dahin fahren wir Rennen. Wie verletzt die um ihren fünften Gesamtsieg kämpfende Vonn (Das Knie ist wie ein Ballon) wirklich ist, sollte eine MRI-Untersuchung noch am Sonntagnachmittag klären. Aufgeben will sie auf keinen Fall. Ich möchte diese Kugel gewinnen. Ich hatte so viele Verletzungen und habe trotzdem so hart gearbeitet. Jetzt habe ich aber nur noch zwei Jahre und ich weiß nicht, ob ich nochmals die Chance bekomme, erklärte sie, warum sie auch mit einem verletzten Knie angetreten ist. Nur deshalb habe ich heute so hart gekämpft. Ich gebe immer alles. Für die ÖSV-Damen war in der zweiten Saison-Kombi mehr als Platz sieben durch Stephanie Brunner nicht drin. Das war ein großer Schritt für mich, freute sich die junge Tirolerin, die sich sogar knapp vor US-Mitfavoritin Mikaela Shiffrin (8.) platzierte. Michaela Kirchgasser, die in Val dIsere nach ähnlichem Rückstand dank guter Slalomleistung noch Dritte geworden war, wurde diesmal nur 18. Am meisten ärgert mich der depperte Fehler im Super-G, der hätte eine gute Slalomnummer gesichert, ärgerte sich die Salzburgerin. Zur Causa Vonn meinte Kirchgasser: Es steht mir nicht zu, das zu beurteilen. Keiner kann in einen Menschen hinein schauen. Ich würde es aber, wenn geht, immer vermeiden, in einem Schlitten runter zu fahren. Wenn ich da mal drin bin, glaube ich nicht, dass ich dann am nächsten Tag fahren könnte. Aber Lindsey ist immer schnell, ob mit oder ohne Wehwehchen. (APA, 28.2.016) Ergebnis Kombi Soldeu
4Sport
Betreiber sollen laut Hauptverband der Sozialversicherungsträger bis Ende des Jahres feststehen. Wien – Bereits vor mehr als einem Jahr haben sich Sozialversicherungen und die Bundesländer auf den gemeinsamen Ausbau der Rehabilitation für schwerkranke Kinder geeinigt. Diese Woche startet nun der Hauptverband der Sozialversicherungen das Ausschreibungsverfahren, bestätigte Hauptverbandssprecher Dieter Holzweber einen Bericht des Ö1-Morgenjournal. Wo genau und wie viele Reha-Zentren es geben wird, ist noch unklar. Die europaweite Ausschreibung für das zweistufige Verfahren erfolgt diese Woche, sagte Holzweber. In der ersten Phase geht es um Interessentensuche, die zweite ist die Verhandlungsphase. Bis Jahresende sollen dann die Standorte und Betreiber feststehen. Aktuell ist es in Österreich so, dass Kinder, die eine Rehabilitation brauchen, entweder ins benachbarte Ausland oder in Einrichtungen für Erwachsene ausweichen müssen. Daher sollen hierzulande insgesamt 343 Reha-Plätze in vier Versorgungsregionen entstehen – aufgeteilt auf Nord, Ost, Süd und West. Die Ausschreibung erfolgt nach der medizinischen Indikation, also der Art der Behandlung. Bei der Reha für krebskranke Kinder gab es laut dem Morgenjournal bereits im Vorfeld eine Einigung, dass hier ein Zentrum entstehen soll – entweder in Salzburg oder in Oberösterreich. Bereits im Juli 2014 einigten sich Sozialversicherungen und Bundesländer in der Frage der Finanzierung. Die Kosten von 33 Millionen Euro pro Jahr im Vollausbau übernehmen großteils die Sozialversicherungen, die Länder finanzieren eine Pauschalsumme von 8,5 Millionen Euro jährlich. Dass die Länder dadurch noch Druck machen können, um bei den Standorten mitzureden, glaubte Peter McDonald, Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträgern, im Interview mit dem Morgenjournal nicht. Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) begrüßte in einer Aussendung den nächsten Umsetzungsschritt zum Ausbau der Kinder-Reha. Ich hoffe, dass zu Jahresende dann rasch in die konkrete Umsetzung vor Ort gegangen werden kann, meinte Oberhauser.
5Inland
Neues Windows wird seit Mittwoch als Download an private Nutzer verteilt. Da ist es nun also. Das erste Windows unter der Ägide des neuen Microsoft-Chefs Satya Nadella. Und sein Baby namens Windows 10 soll nicht nur jene Nutzer zurückgewinnen, die mit dem zu radikal auf Touch first ausgerichteten Windows 8 nichts anfangen konnten, sondern auch die Ära von Windows 10 als Dienstleistung einleiten. Seit heute verteilt Microsoft sein neues Betriebssystem Windows 10 an private Anwender – als Download. Das Upgrade gibt es kostenlos für alle, die derzeit mit Windows 7 oder 8 arbeiten. Später soll es dann parallel auf allen Geräten laufen, auch auf dem Smartphone und der Xbox. Einen Nachfolger soll es nicht mehr geben – nur noch fortlaufende Funktions- und Sicherheitsupdates. Nach einem Flop mit dem Vorgängersystem Windows 8 übersprang Microsoft die Nachfolgenummer 9, um mit einer runden Zahl neu durchzustarten. Das Betriebssystem ist als Unterlage gedacht, auf der das Unternehmen seine wachsende Anzahl an Cloudangeboten – vom Cloudspeicher Onedrive bis hin zu Office – durch komfortable Integrationsmöglichkeiten an die Kundschaft bringt. Freilich auch, um einige davon auch zum Bezahlen für Premiumleistungen zu bewegen. Das Zeitalter, in dem Microsofts eigene Produktivsoftware als Vehikel für Windows genutzt wurde, ist vorbei. Doch kann der Plan aufgehen? Kann Windows 10 die Verfehlungen seines Vorgängers ausmerzen und an den einstigen Erfolg von Windows 7 anschließen? Der WebStandard hat das neue Betriebssystem genauer unter die Lupe genommen. Es ist eine gute Nachricht, mit der man diesen Test einleiten kann: Wer schon ein Windows-8-System installiert hat, wird auch Windows 10 problemlos aufsetzen können. Und selbst wer kaum Erfahrung mit der Installation eines Betriebssystems hat, dürfte von dem weitgehend selbsterklärenden Prozedere kaum überfordert sein. Abseits von Einstellungen wie Sprache, Zeitzone und ähnlichem ist nicht viel zu tun. Auch verschiedene Datenschutz-Einstellungen lassen sich konfigurieren, ebenso wie die Kopplung des Systems mit Onedrive als Synchronisationslösung über mehrere Windows-Geräte hinweg (was hinsichtlich der Systemeinstellungen auch zwischen Windows 10 und Windows 8.1 reibungslos klappt). Voraussetzung dafür ist allerdings die Verwendung eines Microsoft-Kontos (auf dieser Basis erfolgte auch der Test), das denn auch Zutritt zum Windows Store ermöglicht. Etwas versteckt gibt es aber weiterhin die Option, ein lokales Konto ganz ohne Verbindung mit Microsofts Onlinediensten anzulegen. Der Rest der Installation besteht hauptsächlich daraus, darauf zu warten, dass die Daten vom USB-Stick oder der DVD auf den Rechner geschaufelt werden. Zwischen 22 und 23 GB belegte das Testsystem (Windows 10 Pro x64) nach der Installation, wobei in diesem Falle von einer frisch installierten Windows Insider-Build auf die RTM-Version aktualisiert und anschließend eine Systembereinigung durchgeführt wurde. Sämtliche Treiber der Laptopkomponenten waren korrekt vorinstalliert, aktuellere Versionen für manche wurden per Windows-Update nachgeliefert. Danach wird man von einem etwas moderner gestalteten Login-Screen begrüßt. Vorgeschlagen wird die Einrichtung eines kurzen PINs, der statt eines Passwortes verwendet werden kann. Während das Kennwort universal den Zugang zu allen eigenen Windows-Rechnern ermöglicht, ist die kurze Ziffernfolge nur für das jeweilige Gerät gültig, auf dem sie eingerichtet wurde. Ebenso zur Auswahl steht die Möglichkeit, drei selbstdefinierte Punkte auf einem Bild in bestimmter Reihenfolge anzuklicken. Mit entsprechender Hardware sind auch Iris-Scan, Gesichtserkennung und Fingerabdruckscan möglich. Getestet wurde mit einem Notebook mit Touchdisplay. Dementsprechend tauchte nach dem Login der Desktop auf. Die einst transparente Taskleiste ist einem dunklen und undurchsichtigen Streifen gewichen. Auch der Hintergrund des leicht durchsichtigen Startmenüs ist schwarz gehalten. Dies lässt sich allerdings ändern, Windows 10 kann die Akzentuierung auch automatisch an die Farbstimmung des Hintergrundbildes anpassen. In der Taskleiste finden sich drei neue Elemente. Dies wären das Suchfeld der Sprachassistentin Cortana (sofern diese aktiviert wurde), die neue Taskansicht sowie die Benachrichtigungszentrale. Letztere ist an die Stelle der ehemaligen Charm Bar gerückt. Sie bietet Schnelleinstellungen und liefert Benachrichtigungen des Systems von anderen Apps als auch Hinweise auf neue Mails oder anstehende Kalenderereignisse. Sie entspricht, auch äußerlich, der Notification Bar von Windows Phone 8.1. Sie macht als solche einen guten Job, kann bei vielen Nachrichten allerdings auch etwas überladen wirken. Trotz kleinerer Defizite ist es wichtig, dass es nun einen einheitlichen Hub für Benachrichtigungen gibt. Die Taskansicht tut genau das, was ihr Name verheißt. Sie zeigt aktuell geöffnete Programme mit einer kleinen Vorschau an und ermöglicht das schnelle Beenden oder flotten Wechsel. Über sie erreicht man auch eine Funktion, die in anderen Betriebssystemen schon lange Usus ist: das Anlegen virtueller Desktops. Während die User von OS X oder diverser Linux-Systeme teils seit Jahrzehnten mit mehreren Ablagen arbeiten können, musste man sich unter Windows dafür bisher der Software von Drittherstellern bedienen. War er in Windows 8 ganz weg, in Windows 8.1 lediglich ein Shortcut zum bildschirmfüllenden Kachelmenü, folgt der Startknopf nun wieder seinem ursprünglichen Zweck. Mit dem klassischen Listenmenü hat das neue Startmenü allerdings nur noch bedingt zu tun. Stattdessen ist es eine verkleinerte, mit variabel konfigurierbarer Fläche ausgestattete Version der Metro UI, garniert um Shortcuts zu zuletzt und besonders häufig verwendeten Programmen sowie Verweise auf die Gesamtliste installierter Software und die Systemeinstellungen. Was zuerst ungewohnt erscheint, entpuppt sich aber als brauchbare Lösung. Die eigenen Lieblings-Tools und Games können gruppenweise angeordnet werden und bieten in dieser Form trotz (größenverstellbarer) Kacheln gute Erreichbarkeit per Maus. Am schnellsten ist es zwar immer noch, die Anfangsbuchstaben eines Programms einzutippen und es mit Enter zu starten, doch nicht jeder merkt sich die Namen jeder Software, die im Laufe der Zeit auf dem Rechner landet. Das Einsortieren funktioniert allerdings nur, wenn ein Programm auch in der Alle Apps-Liste aufscheint. Das ist noch nicht immer nicht überall der Fall – derzeit etwa nicht bei Spielen, die via Steam heruntergeladen wurden. Auch die Erfassung der meistgenutzten Programme scheint noch nicht zuverlässig zu funktionieren. Beim Test tauchte etwa kein einziges Mal der manuell gestartete Lenovo Companion in der Auflistung auf. Auch bei anderen Bereichen hat Microsoft Hand angelegt. Die Systemsteuerung wurde vereinfacht und weist neun Rubriken auf. Eine Auflistung aller einzelnen Wahlmöglichkeiten lässt sich nicht mehr erzwingen. Die Bedienlogik entspricht jener der Windows 8-Touchmenüs, die Gestaltung ist aber insgesamt übersichtlicher. Überhaupt hat man die Systemoberfläche und viele der vorinstallierten Apps nun derart gestaltet, dass sie sich gut per Maus und Finger bedienen lassen. Das System kann, wenn nur noch ein Touchdisplay als Eingabegerät vorhanden ist, automatisch in den Tabletmodus schalten. Mit zwei Klicks lässt sich der Wechsel auch erzwingen – etwa eben auf einem Laptop mit berührungsempfindlichem Bildschirm. Ebenso lässt sich manuell festlegen, in welcher Ansicht der Rechner bootet. Im Tablet-Modus erscheint das Startmenü in kacheliger Vollbildpracht. Auch Programme werden in Maximalansicht geöffnet. Bekannte Gesten aus Windows 8, etwa zur Nutzung von zwei Apps mit variabler Anzeigebreite gleichzeitig, funktionieren weiterhin. Die Taskleiste bleibt bestehen, die Icons laufender Programme lassen sich optional einblenden. Sowohl für Nutzer des klassischen Desktops von Windows 7, wie auch für jene, die ein Windows 8-Tablet ihr Eigen nennen, wird die Lernkurve damit niedrig gehalten. Von Perfektion und Vollständigkeit ist man allerdings ein paar Schritte entfernt. Einerseits neigt das neue Startmenü am Desktop gelegentlich noch zu Aussetzern – mal startet ein Programm erst extrem verzögert oder der Klick wird gar nicht erst registriert, mal bleibt das gesamte Menü 20 Sekunden lang hängen – und andererseits sind zwar viel mehr Einstellungen jetzt auch fingertauglich, aber eben nicht alle. Der Gerätemanager ist beispielsweise nach wie vor ein reines Desktopfenster und wirft den Nutzer auf eben jene Oberfläche zurück, was ungute Erinnerungen an Windows 8 weckt. Und dann gibt es nach wie vor keinen vorinstallierten, touchoptimierten Dateimanager. Der Windows Explorer wurde kaum verändert und ist selbst auf einem 14-Zoll-Display mit der Hand nicht angenehm zu bedienen. Ein absolut vermeidbares Manko. Auch die Konfiguration der Audiowiedergabe ist abseits des einfachen Lautstärkereglers noch immer auf Mauseingabe ausgelegt. Bei den vorinstallierten Apps aus Eigenproduktion hat Microsoft ausgemistet. Das Sortiment umfasste eine Uhr mit Wecker, Weltzeit und Zeitmessung, Nachrichtenprogramme, Mailprogramm, Taschenrechner, eine Wetter-App, Galerie, Solitaire und Systemtools wie die Powershell. Die wichtigsten Neuzugänge sind allerdings Cortana und der Edge-Browser. Das neue Surftool existiert parallel zum Internet Explorer und nutzt eine entschlackte Weiterentwicklung der IE-Rendering-Engine Trident. Der Browser kommt mit einem freundlichen, touch- wie maustauglichen Interface und netten Features. So können etwa auf jeder Website Notizen angelegt werden. Dafür gibt es eine Stiftfunktion mit verschiedenen Farben und Größen, einen Textmarker, eine Option für eingetippte Kommentare und einen Radiergummi. Auch Ausschnitte von Seiten lassen sich einfach erstellen. Ebenso können Fundstücke schnell mit anderen geteilt werden, etwa per Mail oder als Cloudnotiz in Onenote. Seiten lassen sich als Favoriten markieren und tauchen dann in einer entsprechenden Liste auf. Artikel können in eine Leseliste für späteren Konsum aufgenommen werden. Der Verlauf zeigt die zuletzt besuchten Adressen an und auch die letzten und laufenden Downloads spuckt der Browser übersichtlich aus. All diese Features sind über die bei Bedarf ausklappende und auch anheftbare rechte Seitenleiste realisiert, was gut funktioniert. Der Inprivate-Modus verhindert das Anlegen eines Verlaufes und löscht die Daten der aktuellen Sitzung nach seiner Beendigung, ist also das, was man von anderen Browsern als Inkognito-Funktion kennt. Weiters kennt der Browser einen Lesemodus, der die Textinhalte einer Seite mit reduzierter oder komplett ausgesparter Bildauswahl in eine buchartige Form rückt, die sich in Farbgebung und Schriftgröße beeinflussen lässt. In puncto Performance lieferte Edge bei anspruchsvolleren Seiten wie Youtube subjektiv eine gute Figur ab. Erweiterbar, so wie etwa Firefox oder Chrome mit ihren Extensions, ist er allerdings nicht. Cortana startete einst auf Windows Phone und soll auch für Windows 10 das werden, was Siri und Google Now für iOS und Android sind – ein Sprachassistent. An den vollständigen Möglichkeiten von Cortana dürfen sich Windows-10-Nutzer aber nur erfreuen, wenn sie im englischsprachigen Raum leben und ihr System auch auf Englisch eingestellt haben. Denn die deutschsprachige Cortana, die sich beim Test auch nur mit der Regionseinstellung Deutschland, nicht jedoch Österreich, verwenden ließ, hinkt noch weit hinterher. Letzte E-Mails lassen sich anzeigen, Apps starten, Kalendertermine anlegen und abrufen. Auch das gezielte Suchen von lokalen und online per Onedrive gesicherten Fotos bestimmten Datums klappt. Und auch manche persönlichen Fragen beantwortet Cortana mehr oder weniger humorvoll, ebenso hat sie ein paar Witze auf Lager. Doch ein Radio über Groove Music lässt sich ebenso wenig starten wie Cortana Umrechnungskurse oder Sportergebnisse liefert. Bei sehr vielen Fragen antwortet sie nicht direkt, sondern öffnet einfach den Browser und übergibt die Suche 1:1 an Bing – mit wechselhaftem Erfolg. Auch die Integration in Edge scheint in der deutschen Ausgabe trotz entsprechend gesetzter Einstellung im Browser noch nicht zu funktionieren. Cortana kann zwar per normaler Sprachausgabe die Frage beantworten, wie groß Tom Cruise ist (1,70 Meter), doch eine Echtzeitabfrage im Browser, wo das Ergebnis auftauchen sollte, ohne dass man extra die Suchanfrage abschicken muss, funktioniert nicht. Die US-Ausgabe, wie sich etwa bei The Verge nachlesen lässt, kann dies. Mit Groove hat Microsoft seine eigene Musikplattform auf Basis des einstigen Xbox Music integriert, die optisch etwas an Google Play Music erinnert. Der Umfang an Bewertungs- und Empfehlungsfeatures ist im Vergleich zu anderen Anbietern aber noch sehr gering. Neben dem eigenen lokalen Content kann hier auch Onlinemusik organisiert und abgespielt werden. Es lässt sich ein kostenpflichtiges Streaming-Abo mit der Möglichkeit eines Gratis-Testmonats abschließen. Das Tool kann iTunes-Wiedergabelisten importieren, dazu lassen sich die Suchorte für Musikinhalte auf der Festplatte genau definieren. Zum Einkauf neuer Musik dient allerdings nicht Groove, sondern der Microsoft Store. Dieser bildet das zentrale Inhaltsangebot der Windows-Welt. Hier gibt es Apps, Spiele, Musik und Videoinhalte zu kaufen. Im Softwarebereich sind bereits einige namhafte Vertreter – etwa Adobe – präsent, wie gehabt finden sich aber auch noch allerlei Games und Werkzeuge eher trashiger Qualität im Sortiment. Der Bezug von Software über den Store soll eine einheitliche Installation ermöglichen und Sicherheit gewährleisten. Wie schon in Windows 8 ist er allerdings eine optionale Bezugsquelle. Programme lassen sich nach wie vor normal herunterladen und installieren beziehungsweise von einem Datenträger einspielen. Wenngleich Microsoft natürlich versucht, seine eigenen Angebote attraktiv zu platzieren, findet man bei Windows 10 keinen sogenannten Walled Garden vor. Wichtig, weil potenziell auch heikel: Wer für den Windows-Login einen PIN eingestellt hat, nutzt diesen auch zur Bestätigung der Zahlung bei Einkäufen im Store. Eine Möglichkeit, dies separat umzustellen, war nicht auffindbar. Die integrierte Sicherheitslösung von Windows 10 firmiert nach wie vor unter dem Namen Windows Defender. Allzu umfassende Einstellungen bietet dieser nicht. Der Nutzer kann den Echtzeitschutz, die Cloudkommunikation (mit der laut Datenschutzrichtlinien anonymisierte Hardware- und Nutzungsinformationen zur Produktverbesserung erfasst werden) sowie den Upload von entdeckter Malware auf die Server von Microsofts Sicherheitsteam nach Wunsch ein- und ausschalten. Dazu können sich Dateien, Ordner und Prozesse definieren lassen, die vom Scan ausgenommen werden, etwa wenn harmlose Software einen Fehlalarm auslöst. Etwas verwirrend ist, dass sich diese Einstellungen nur in der Systemsteuerung finden, während die Möglichkeit, manuell nach aktuellen Signaturupdates suchen zu lassen und einen Systemscan vorzunehmen wiederum in der Defender-App geparkt ist. User können freilich statt der auf Basisschutz ausgelegten Microsoft-Lösung auch andere Antivirensoftware verwenden. Gut gestaltet sind die kleineren Helfer. Die Foto-App erlaubt das einfache Anlegen von Alben und kann anhand des Datums von Fotos gleich eine Vorsortierung treffen. Dazu bringt sie einfache Bearbeitungsfunktionen und eine Reihe an Filtern mit. Die Karten-App ermöglicht Routenplanung für Autoverkehr und Fußwege. Öffis und Radwege fehlen, zumindest in Österreich und Deutschland. Sehr schön anzusehen: Die 3D-Abbildungen, die für einige Städte zur Verfügung stehen. Der überarbeitete Mail-Client ermöglicht auch die Erstellung komplexerer Nachrichten ohne viel Bedienaufwand, selbst im Touchmodus. Die Kalender-App kann nun endlich auch Termine vom Google-Kalender importieren und wirkt aufgeräumter. Die Xbox-App richtet sich vornehmlich an Besitzer der gleichnamigen Konsole. Sie liefert Aktivitäten und Erfolge von Freunden auf Xbox Live und erlaubt es, mit ihnen zu kommunizieren. Per Game DVR kann man in unterstützten Spielen mittels Tastenshortcut Screenshots und Videoclips anlegen, die sich anschließend an die Community freigeben lassen. Das bedeutendste, allerdings nicht getestete Feature ist die Möglichkeit, Xbox-One-Games auf den PC zu streamen. Das soll, bei entsprechender Netzwerkausstattung, auch per WLAN nahezu ohne Verzögerung funktionieren. Wer möchte, kann in der Xbox-Oberfläche auch Verknüpfungen zu Games anlegen, die nicht aus dem Store stammen. Von diesen werden allerdings keine Aktivitäten oder Achievements erfasst. Zudem ergibt sich hier das gleiche Problem wie beim Startmenü: Steam-Spiele lassen sich gar nicht erst wählen. Auch in diesem Bereich ist Microsoft noch nicht, wo der Konzern hinmöchte. Erst wenn Windows 10 auch die Xbox One erreicht, soll die PC- und Konsolenwelt zumindest ein Stück weiter zusammenwachsen. Angekündigt ist sogar Cross-Plattform-Multiplayer. Der erste Titel, der dies unterstützen wird, ist das von Lionhead Games entwickelte Action-Rollenspiel Fable Legends. Die Spielezukunft von Windows 10 entscheidet sich also noch nicht heute. Mit dem 3D Builder-Tool demonstriert Microsoft, dass Windows 10 nativ 3D-Drucker unterstützt. Neben der Möglichkeit, die Erstellung eines plastischen Kunstwerks in Auftrag zu geben, bringt die Software eine Betrachtungsfunktion sowie rudimentäre Bearbeitungsmöglichkeiten für bestehende Modelle mit. Wer selbst Figuren erschaffen will, muss auf Drittsoftware zurückgreifen – etwa mächtige Open-Source-Tools wie Blender. An anderer Stelle hat Microsoft entschlackt. Office-Apps sind nicht vorinstalliert, lediglich eine App, über die sich Office 365 abonnieren lässt. Im Store finden sich Word Mobile, Excel Mobile und Powerpoint Mobile, die die wichtigsten Funktionen mit übersichtlicher und für Maus und Finger geeigneter Oberfläche liefern. Sie können ohne Office 365-Abo (in der Personal-Lizenz kostet dies sieben Euro im Monat oder 69 Euro im Jahr, bringt aber einen TB Speicher auf Onedrive sowie 60 Gesprächsminuten in Telefonnetze pro Monat per Skype mit), allerdings nur zum Lesen genutzt werden. Als Dauerlösung für Einmalzahlung bietet Microsoft nach wie vor Office 2013 an, das aber wiederum nicht zum Volleinsatz der Mobile-Umsetzungen berechtigt. Office 365 kann in einem einmonatigen Gratisabo getestet werden. Es handelt sich hierbei um kein Windows-10-Spezifikum. Die gleiche Situation finden auch Windows-8-Nutzer vor. Zur Textanzeige- und Bearbeitung finden sich der Editor und Wordpad auf Windows 10 vorinstalliert. Die in Windows 8 noch eigens integrierte App zur Anzeige von E-Books und PDFs wurde entfernt. Für EPUBSs muss zusätzliche Software installiert werden, PDFs gehen standardmäßig im Edge-Browser auf. An dieser Stelle ein wichtiger Hinweis: Es handelt sich hier um die Softwareausstattung einer nackten Windows-10-Installation. Die tatsächliche Auswahl vorinstallierter Programme, die sich etwa auf einem neu gekauften Laptop findet – inklusive im Kaufpreis inbegriffener Office 365-Abos –, kann stark variieren. Auch ein andere Punkt soll zumindest am Rande thematisiert werden. Berichten zufolge soll sich Windows 10 auf manchen Rechnern mit Intel-Prozessor durch einen Fehler negativ auf die Akkulaufzeit auswirken. Soweit dies im kurzen Testzeitraum mit der RTM-Version beurteilbar ist, war dies zumindest beim Testgerät (mit mobiler Intel-Core-i5-CPU der vierten Generation) nicht der Fall. Die Ausdauer der Batterie entsprach der Erfahrung unter Windows 8. Will man ein Fazit zu Windows 10 ziehen, so kann es zu diesem Zeitpunkt und obwohl Microsoft das System offiziell als fertig ansieht, nur ein vorläufiges sein. Für die meisten Endanwender, also jene, die Windows privat, im Homeoffice und im Büro am PC oder Laptop verwenden, stellt Nadellas Erstling einen Schritt nach vorne dar. Die Zielgruppe der Windows-7-Nutzer, die sich gemeinsam mit Windows-8-Besitzern fürs Gratisupdate qualifizieren, können auf eine modernere Plattform wechseln, ohne allzu viel Einarbeitung zu benötigen. Windows-8-Umsteiger erhalten sowohl ein Startmenü zurück als auch eine deutliche Erweiterung der Touchoberfläche. Doch ganz fertig scheint, wie erwähnt, keine von beiden zu sein. Auch die Überarbeitung mancher Standard-Apps und der Verzicht auf unnötigen Ballast sind positiv anzumerken. Mit Edge zeigt Microsoft, dass man in der Lage ist, einen modernen Browser zu liefern und sich von angesammeltem Ballast zu trennen, ohne komplett mit dem Internet Explorer zu brechen, der die Windows-Welt wohl noch begleiten wird, bis auch die letzte Internet- und Intranetseite auf aktuelle, standardkonforme Webtechnologien umgestellt ist. Cortana, jedenfalls ihre deutschsprachige Ausgabe, zeigt aktuell nur eine kleine Vorschau ihres Könnens. Derzeit bietet die Sprachassistentin aber noch zu wenig Mehrwert, um Nutzer an die tägliche Verwendung gesprochener Befehle zu gewöhnen. Andere Teile von Windows 10, etwa die Xbox-App, geben ebenfalls nur einen kleinen Eindruck der Zukunft wieder. Eine wichtige Unique Selling Proposition von Windows 10 ist derzeit überhaupt noch fast ganz ausgeklammert: Continuum. Während die Synchronisation von Daten und Einstellungen softwareseitig recht ausgereift ist, wird man auf die Erfüllung der Vision vom Handy, das sich einfach zum kleinen Desktoprechner umfunktionieren und fließend mit anderen Geräten abgleichen lässt, noch warten müssen. Windows 10 Mobile ist noch in einem frühen Stadium der Entwicklung und wird am Jahresende zusammen mit neuen Microsoft-Lumia-Smartphones erscheinen. Und auch der tragbare Augmented-Reality-Rechner Hololens ist noch Zukunftsmusik. Windows 10 wird außerdem noch von kleineren Bugs geplagt. Verschiedene Hänger sowie auch Aussetzer des Startmenüs und anderer Schaltflächen konnten während des Tests beobachtet werden – schwere Fehler allerdings nicht. Für den Alltagseinsatz ist das System also prinzipiell geeignet – auch wenn der äußere Fortschritt die innere Baustelle nicht zu verstecken vermag.
0Web
Petry sieht AfD als "Fieberthermometer" der Gesellschaft. Stuttgart – Die AfD nimmt Kurs auf den Deutschen Bundestag und erneuert ihre Kampfansage an die etablierten Parteien: Parteichefin Frauke Petry erhob am Samstag auf dem Bundesparteitag in Stuttgart den Machtanspruch ihrer Partei. Ihr Ko-Vorsitzender Jörg Meuthen sagte, das künftige Parteiprogramm werde weg vom links-rot-grün versifften 68er-Deutschland führen. Vor dem Tagungsort gab es gewaltsame Proteste, die Polizei nahm 400 Demonstranten in Gewahrsam. Die AfD wolle nicht dauerhaft als Juniorpartner in den Parlamenten sitzen, sagte Petry unter dem Beifall der mehr als 2.000 Parteimitglieder. Wir wollen Mehrheiten erringen, damit wir unsere Programmatik als Gegenentwurf zum politischen Establishment durchsetzen können. Die AfD trage als am schnellsten wachsende Partei in Deutschland eine Riesenverantwortung, sagte Petry weiter. Sie sei das Fieberthermometer einer Gesellschaft, die die demokratische Kontroverse wieder mühsam erlernen muss. Die AfD-Chefin verwies darauf, dass die von ihrer Partei verfolgte direkte Demokratie ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal sei. Parteivize Alexander Gauland sagte, die Erfolge der AfD würden den etablierten Parteien inzwischen das Fürchten lehren. Petry kritisierte in ihrer Rede den Umgang der Medien mit ihrer Partei. Für den gebetsmühlenartigen Vorwurf des Rechtsrucks gebe es keine Belege, sagte sie. Trotz einer massiven Diffamierung und Dämonisierung wachse der Zuspruch für die AfD. Petrys Ko-Vorsitzender Meuthen sagte, Ziel sei, die AfD als neue konservative Größe im Land zu etablieren. Der Fraktionschef im baden-württembergischen Landtag betonte die Geschlossenheit der Parteispitze und nannte explizit auch den als Rechtsaußen geltenden Thüringer Landeschef Björn Höcke: Wir stehen zu dem breiten Meinungsspektrum, das es in unserer Partei gibt. Das erste Parteiprogramm, das am Sonntag beschlossen werden soll, solle auch Ausdruck eines gesunden Patriotismus sein. Die AfD wolle zudem einen schlanken Staat, der Sozialpolitik nicht mit der Gießkanne für alle und jeden betreibt, sagte Meuthen. Die AfD will in dem Programm einen Anti-Islam-Kurs festschreiben, der Islam soll als unvereinbar mit dem Grundgesetz erklärt werden. Weitere Schwerpunkte sind die Forderung nach einem Ausstieg aus dem Euro, ein Plädoyer für die traditionelle Familie, der Ruf nach mehr direkter Demokratie und das Festhalten an der Atomenergie. Zu dem Leitantrag des Vorstands liegen mehrere hundert Änderungsanträge vor, die zum Teil deutlich schärfere Positionen enthalten. Die AfD ist nach ihren Erfolgen in den Ländern, wo sie inzwischen in acht Parlamenten vertreten ist, auch auf Bundesebene im Aufwind. Anderthalb Jahre vor der Bundestagswahl liegt sie in Umfragen zwischen zwölf und 14 Prozent. Der AfD-Europaabgeordnete Marcus Pretzell kündigte auf dem Parteitag an, er wechsele nach seinem Rauswurf aus der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) im EU-Parlament in das Lager um die Chefin der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen. Am Samstagvormittag versuchten teils vermummte Demonstranten, die Zufahrtswege zu dem am Stuttgarter Flughafen gelegenen Tagungsort zu blockieren. Die Beamten setzten nach Polizeiangaben Pfefferspray ein, außerdem wurde der Einsatz von Wasserwerfern angedroht. Die Demonstranten setzten den Angaben zufolge Reifen in Brand und warfen Feuerwerkskörper. Eine Demonstration in der Stuttgarter Innenstadt, an der sich laut Polizei 1.800 Menschen beteiligten, blieb friedlich.
2International
Eine Einigung droht nicht nur an Deutschlands Haltung zu scheitern. Widerstand kommt auch aus Finnland– heute wird weiter nach einer Lösung gesucht. Wien/Brüssel – Eine Einigung mit Griechenland im Schuldenstreit droht nicht nur an der harten Haltung Deutschlands zu scheitern, sondern auch am Widerstand Finnlands. Dem Vernehmen nach hat der zuständige finnische Parlamentsausschuss am Samstag gegen die Aufnahme der Verhandlungen mit Athen über ein drittes Hilfspaket gestimmt. Die Finanzminister der Eurozone unterbrachen ihr Treffen um Mitternacht, eine geplante Pressekonferenz wurde abgesagt. Sie sollen am Sonntag um 11 Uhr erneut zusammentreffen. Für 16 Uhr ist dann ein Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Eurozone angesetzt. Der zwei Stunden später geplante EU-Gipfel wurde mittlerweile abgesagt. Der Chef der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem, sagte nach dem Treffen der Finanzminister in einem kurzen Statement, es sei weiterhin sehr schwierig, man arbeite aber nach wie vor an einer Lösung. Zuvor wurde angekündigt, dass eine Lösung noch dieses Wochenende gefunden werden müsste, ansonsten stehe Griechenland vor dem Austritt aus der Währungsunion. Wie Diplomaten bei der Eurogruppen-Sondersitzung laut finnischen Medien erklärten, hat die rechtspopulistische Partei der Wahren Finnen damit gedroht, die Koalitionsregierung in Helsinki zu verlassen. Grund dafür war angeblich die Höhe des Finanzvolumens, das Griechenland braucht. Dies soll sich laut Diplomaten mittlerweile auf 82 Mrd. Euro belaufen. Finnland könnte aber überstimmt werden, wenn am Montag eine Notfallklausel im ESM-Vertrag aktiviert würde. Diese würde vorsehen, dass Finanzhilfe im Notfall für die Eurozone erteilt werden kann, wenn der Antrag von 85 Prozent der Stimmen unterstützt wird. Maßgeblich ist der Beitragsschlüssel der 19 Euro-Staaten. Über 15 Prozent liegen dabei nur drei Länder, nämlich Deutschland, Frankreich und Italien. Sie haben damit bei Nothilfen de facto ein Vetorecht. Aber auch ansonsten schien die Eurogruppe der 19 Finanzminister ist gespalten in der Frage, ob Griechenland auf Grundlage der jüngsten Spar- und Reformvorschläge, neue Kredite gewährt werden sollen. Während etwa der Italiener Pier Carlo Padoan vor Beginn ihrer Sitzung am Samstagnachmittag in Brüssel grünes Licht für neue Verhandlungen forderte, nannte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble das in der Nacht zu Freitag vorgelegt Papier bei Weitem nicht ausreichend. Sein Pariser Kollege Michel Sapin wiederum begrüßte den Mut der griechischen Regierung, auf die Gläubiger zugegangen zu sein und ein entsprechendes Verhandlungsmandat im Parlament erwirkt zu haben. Dagegen nannte der slowakische Minister Peter Kazimir die Wiedervorlage der im Referendum des Vorwoche abgelehnten Vorschläge gut genug für den Abschluss des zweiten Programms, sie reichen aber für ein neues drittes nicht aus. Entsprechend erwartete auch Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem aus den Niederlanden ein ziemlich schwieriges Treffen. Schäuble sprach dennoch davon, dass – wie von den Staats- und Regierungschefs am Dienstag beschlossen – an diesem Wochenende eine Entscheidung zustande kommen muss. Entweder werden neue Verhandlungen aufgenommen oder es kommt zum Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone. Ich hoffe, dass ein Grexit nicht stattfindet, sagte Spaniens Finanzminister Luis de Guindos. Einige Mitgliedstaaten haben einfach die Schnauze voll, berichtete dagegen ein EU-Diplomat dieser Zeitung. Am Rande der Sitzung wurde bekannt, dass Deutschland ein befristetes Ausscheiden Athens aus der Währungsunion in Erwägung zieht, wie mehrere EU-Diplomaten am Samstagabend übereinstimmend berichteten. Griechenland sollten zügig Verhandlungen über eine Auszeit von der Eurozone von mindestens fünf Jahren angeboten werden, zitierte ein Diplomat gegenüber dieser Zeitung aus einem Papier des Bundesfinanzministeriums. Heres the Schäuble Grexit plan everybody is talking about - via @sven_giegold pic.twitter.com/zYwTeyx4Q5 Dies soll einhergehen mit einer Schuldenumstrukturierung in einem Format, ähnlich dem Pariser Club. Das ist ein informelles Gremium, in dem seit 1956 staatliche Gläubiger mit einem in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Schuldnerland Verhandlungen über eine Umschuldungen oder einen Schuldenerlass führen. In der Bundesregierung wurde die Existenz des Papiers bestätigt, seine aktuelle Relevanz jedoch bestritten. Das ist ein Arbeitspapier mit Überlegungen für den Fall, dass Plan B zum Einsatz kommen muss, und nicht für die heutige Sitzung gedacht, so ein EU-Diplomat. Entsprechend habe Schäuble dies seinen Kollegen auch nicht vorgetragen, was andere Sitzungsbeobachter wiederum bestätigten. Das Papier sei im Vorfeld lediglich an like-minded countries weitergegeben worden, so der Diplomat weiter. Damit werden in der EU gewöhnlich jene Länder bezeichnet, die in einem Punkt ähnliche Ziele verfolgen wie die eigene Regierung. Einige Beobachter werteten das Papier als Teil der Drohkulisse gegenüber Griechenland. Selbst unter den Ländern, die Griechenland im Euroraum halten wollen, herrschte am Samstag jedoch Skepsis, ob die Athener Regierung die zugesagten Reformen auch wahrmachen würde. Es muss eine Garantie Griechenlands geben, dass eine unmittelbare Umsetzung der Maßnahmen erfolgt, sagte der österreichische Minister Hans Jörg Schelling. Der Umsetzungswille der griechischen Regierung wird ein wichtiger Teil unserer Sitzung sein, kündigte der Luxemburger Vertreter Pierre Gramegna an. Zu den von vielen Ländern geforderten Zeichen der griechischen Seite, dass sie es ernst meint, könnte einem EU-Diplomaten zufolge gehören, dass vor einer vorsorglich für Mittwoch angesetzten Bundestagssitzung das Athener Parlament am Montag oder Dienstag konkrete Gesetze verabschiedet. Am Abend arbeiteten die Minister an einer entsprechenden Erklärung. Wenn die Griechen unterschreiben, dass sie am Montag mit der Verabschiedung von Gesetzen beginnen, wäre das ein gutes Zeichen, sagte eine EU-Diplomatin. Eine Einigung darüber zeichnete sich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht ab: Gut möglich, dass die Staats- und Regierungschefs das am Sonntag politisch entscheiden müssen. Nicht minder umstritten ist jedoch der Inhalt eines dritten Hilfsprogramms selbst. Schäuble sagte vor der Sitzung, man habe es mit Finanzierungslücken zu tun, die jenseits all dessen sind, womit wir uns in der Vergangenheit beschäftigt haben, da der aus Schäubles Sicht vorhandene Erfolg der bisherigen Rettungspolitik von der neuen Regierung auf unfassliche Weise zerstört worden ist. Griechenlands zusätzlicher Finanzbedarf für die Jahre bis 2018 ist von den drei Institutionen EU-Kommission, Europäische Zentralbank und Internationaler Währungsfonds auf 52 bis 74 Milliarden Euro beziffert worden. Das haben mehrere EU-Diplomaten dem STANDARD übereinstimmend bestätigt. Sollten tatsächlich Verhandlungen über ein drittes Kreditprogramm aufgenommen werden, würde dann die genaue Summe errechnet – abhängig von möglichen Spar- und Reformmaßnahmen, die den Geldbedarf verringern könnten. Nach Aussage des Slowaken Kazimir ist auch die Sicherung von Athens Schuldentragfähigkeit ein riesiges Problem. Die Zahlen seien, so Schäuble, furchtbar schlecht. Der griechische Finanzminister Euklid Tsakalotos äußerte sich in Brüssel nicht öffentlich. In der Nacht zu Samstag war er jedoch im Athener Parlament fest davon ausgegangen, dass seinem Land im Gegenzug zu dem Spar- und Reformpaket Schuldenerleichterungen gewährt werden würden. Worum wir gebeten haben, dass nämlich von der Europäischen Zentralbank gehaltene griechische Schuldpapiere auf den Eurorettungsschirm ESM übergehen, wird passieren. (Christopher Ziedler aus Brüssel, APA, 11.7.2015)
3Wirtschaft
Sozialdemokraten einigen sich mit drei Mitte-rechts-Parteien auf Koalition. Bratislava – Trotz erheblicher Verluste bei der Parlamentswahl Anfang März steht der slowakische Regierungschef Robert Fico vor einer dritten Amtszeit. Seine linkspopulistische Smer-SD einigte sich am Mittwoch auf eine Koalition mit der rechten Slowakischen Nationalpartei (SNS), der konservativen Sieť und der Partei der ungarischen Minderheit, Most-Híd. Die Koalition verfügt über 81 der 150 Abgeordneten. Als stärkste Partei stelle seine Smer-SD neben dem Ministerpräsidenten auch die Minister für Auswärtiges, Inneres, Wirtschaft, Finanzen, Gesundheit, Arbeit, Soziales und Kultur, sagte Fico am Mittwoch. Allerdings verweigerten sich drei Abgeordnete von Sieť und ein Abgeordneter von Most-Híd einem Regierungseintritt. Die neue Regierung kündigte an, in den kommenden vier Jahren 100.000 Jobs zu schaffen. Zudem will sie die Körperschaftssteuer von 22 auf 21 Prozent senken. Fico will seine Koalition so bald wie möglich dem Präsidenten vorstellen. Bei der Wahl am 5. März hatte es eine Rekordzahl von acht Parteien ins Parlament geschafft, weshalb eine schwierige Regierungsbildung erwartet wurde. Mit der Einigung wurden nun Neuwahlen vor der slowakischen EU-Ratspräsidentschaft ab Juli vermieden. Der Politologe Pavol Baboš sprach deshalb von einem reinen Zweckbündnis. Von 2006 bis 2010 hatte Ficos Smer-SD schon einmal mit der nationalistischen SNS koaliert. Beide setzten im Wahlkampf auf einen strikten Kurs gegen Muslime und Flüchtlinge. Ficos Rechnung ging nicht auf: Seine Partei verfügt statt 83 nur noch über 49 Sitze. Stattdessen zog die rechtsextreme LS-Naše Slovensko (Unsere Slowakei) mit 14 Mandaten erstmals ein. Fico spielte bei der Regierungsbildung in die Hände, dass ihm der Europaskeptiker Richard Sulík das Amt streitig machen wollte. Sulíks Partei Freiheit und Solidarität (SaS) war überraschend zweitstärkste Kraft geworden. Die gemäßigten Parteien Sieť und Most-Híd stellten sich zwar zunächst hinter Sulík, machten aber klar, dass sie mit dessen hartem Kurs in der Europa- und Flüchtlingspolitik keine Freude haben. Den Ausschlag bei der Regierungsbildung gab die Entscheidung der SNS, keine Gespräche mit den oppositionellen Rechtsparteien führen zu wollen. Weil eine Rechtsregierung somit rechnerisch nicht möglich war, erklärten sich Sieť und Most-Híd doch zu Verhandlungen mit Smer bereit. Vordringliche Aufgabe der Regierung müsse nun sein, gegen die Korruption vorzugehen, sagte der Politologe Zsolt Gál. Diese finde sich überall, ob bei öffentlichen Auftragsvergaben oder der Nutzung von EU-Geld.
2International
Früherer Giro-Sieger veröffentlicht Buch: "Ich bereue nichts. Ich habe gelogen, ich habe betrogen". Rom – Ohne schlechtes Gewissen gibt Danilo Di Luca in seinem Buch Bestie di Vittoria (Siegesbestie) einen Einblick in seine langjährigen Betrügereien mit Doping im Radsport. Ich bereue nichts. Ich habe gelogen, ich habe betrogen. Ich habe das gemacht, was zu tun war, um Erster zu werden. Hätte ich nicht gedopt, hätte ich niemals gewonnen, schrieb der frühere Giro-Sieger. Der seit 2013 als Wiederholungstäter lebenslang gesperrte Italiener führte aus, er habe 2001 mit Doping angefangen, nachdem er von einem Fahrer besiegt worden war, den er als Amateur noch hinter sich gelassen habe. Er habe EPO, Testosteron und Cortison genommen. Doping verbessert deine Leistung zwischen fünf und sieben Prozent, in einer Top-Verfassung vielleicht sogar zehn bis zwölf Prozent, so der 40-Jährige in seinem Buch, das am 26. April erscheint und aus dem das italienische Online-Portal Tuttobiciweb in Auszügen berichtet. Doping sei Teil des Geschäfts gewesen. Wirst du erwischt, dann weil du die Dopingpraktiken falsch getimed hast. Jeder weiß, wie viele Stunden vergehen, bis du nicht mehr positiv bist, erklärte Di Luca, der 2007 die Italien-Rundfahrt gewann. Im gleichen Jahr wurde er wegen seiner Verwicklung in die Affäre Oil for Drugs erstmals für drei Monate gesperrt. 2009 wurde der Italiener positiv auf das EPO-Präparat Cera getestet, aufgrund der Kronzeugenregelung konnte er aber eine Verkürzung seiner ursprünglich auf zwei Jahre angelegten Sperre auf neun Monate erwirken. 2013 wurde ihm wieder EPO nachgewiesen. Damals habe er mit Mikrodosen gearbeitet, sei aber aufgrund eines verfeinerten Testverfahrens erwischt worden, so Di Luca.
4Sport
Die Ausstellung in der Wiener Galerie Georg Peithner Lichtenfels spielt mit den Worten und hat im weitesten Sinn etwas mit Hanffasern zu tun. Wien – Angeblich hat Canvas, also die Leinwand, tatsächlich etwas mit Cannabis zu tun. Jenseits solcher Wortstamm-Spekulationen gilt es aber als gesichert, dass man Leinwände früher auch aus Hanffasern produziert hat. In der Ausstellung Canvas in der Galerie GPL contemporary wollte Künstler-)Kurator Christian Stock so aber vor allem ein Verhältnis zwischen Kunst, Musik und Rock’n’Roll aufgebauen. Zu sehen ist in der mehr als 40 Positionen umfassenden Schau jedenfalls nicht nur ein rauchender Erwin Wurm (Bild). Beim Rundgang durch die verschiedenen Etagen sind vielmehr eine ganze Reihe durchaus berauschender Leinwandarbeiten, Plastiken und Installationen zu sehen – etwa von Franco Kappl, Ekaterina Shapiro-Obermair, Herbert de Colle, Maruša Sagadin und vielen anderen mehr.
8Kultur
"Zu allem bereit" – "Aus Plaste und Elaste ist ihr Rückgrat gemacht" – "Tschüss, Kunstfreiheit" – Verleger ist für weite Auslegung künstlerischer Freiheit. Berlin – Der deutsche Komiker Dieter Hallervorden hat im Satirestreit nachgelegt und ein Lied auf Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gedichtet. Seinen neuen satirischen Song mit dem Titel Merkel – zu allem bereit postete er am späten Sonntagabend bei Facebook. Sie war einst junger Pionier. Sie hat schon früher gut taktiert. Und danach auf Jungfrau Maria gemacht. Und uns jetzt ein Stückchen Scharia gebracht, singt er darin. Hallervorden reagiert damit auf die Entscheidung der Berliner Bundesregierung, auf Wunsch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan den Weg für ein gesondertes Strafverfahren gegen den Satiriker Jan Böhmermann frei zu machen. In seinem Liedtext heißt es auch: Aus Plaste und Elaste ist ihr Rückgrat gemacht. Über den Diktator wird hier nicht mehr gelacht. Tschüss, Kunstfreiheit. Böhmermann hatte Ende März in seiner Fernsehshow Neo Magazin Royale mit einem Schmähgedicht gegen Erdogan ein gewaltiges politisches Echo ausgelöst. Am Wochenende kündigte Böhmermann eine Fernsehpause an. Es gebe möglicherweise bedeutsamere Themen als die Diskussion um ein Gedicht, stand auf seiner Facebook-Seite am Samstag. Darüber hinaus ist die Redaktion davon überzeugt, dass ein weiterer Song von Dieter Didi Hallervorden zum Thema unbedingt zu verhindern ist. Jan Böhmermanns Verleger Helge Malchow plädiert für möglichst wenig Beschränkungen bei der künstlerischen Freiheit. Ich bin der Meinung, dass eine freie Gesellschaft eine extrem weite Auslegung von künstlerischer Freiheit braucht, sagte er der Süddeutschen Zeitung (Montag). Natürlich könne man Böhmermanns Gedicht über den türkischen Präsidenten sexistisch oder rassistisch finden. Aber das würde irgendwann zu einer Kunst führen, bei der freies Denken verboten wäre. Malchow warnte: Dann gibt es nur noch puritanisches Sprechen, keine Ironie mehr, keine Satire, keine Kunst. Malchow hat Böhmermanns Buch Alles, alles über Deutschland: Halbwissen kompakt im Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch auf den Markt gebracht und ist in der Vergangenheit mehrfach für seine Autoren wie Heiner Müller, Bret Easton Ellis, Maxim Biller vor Gericht gezogen, wenn es um die Freiheit der Kunst ging. Böhmermann hatte in seiner satirischen ZDF-Show Neo Magazin Royale den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in dem Gedicht mit drastischen Worten angegriffen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte die deutsche Justiz am Freitag ermächtigt, gegen ihn zu ermitteln. Böhmermann hat angekündigt, eine Fernsehpause einzulegen. Ich habe das Gefühl, dass ihn das emotional stark getroffen hat. Aber auch nicht umbringt, sagte Malchow der Zeitung.
6Etat
Termin und Fragestellung wird laut Bürgermeister Pfeffer im Februar beschlossen – Bürgerliste MIT beharrte auf einer zweiten Befragung. Traismauer – Die Stadtgemeinde Traismauer (Bezirk St. Pölten-Land) wird ihre Bürger erneut zum Thema Windkraft befragen. Aufgrund eines Stadtratsbeschlusses werde zur Fragestellung ein Rechtsgutachten vom Verfassungsrechtler Theo Öhlinger eingeholt, kündigte Bürgermeister Herbert Pfeffer (SPÖ) am Freitag an. MIT (Unabhängige Bürgerliste Miteinander in Traismauer) hatte auf einer zweiten Befragung beharrt. Der Gemeinderat werde in seiner nächsten Sitzung im Februar den Termin für die Volksbefragung sowie die Fragestellung beschließen, sagte Pfeffer. In der ersten Volksbefragung im November 2014 hatten sich fast zwei Drittel für die Umwidmung von Teilflächen in der Windkrafteignungszone im Gemeindegebiet ausgesprochen, sodass maximal fünf Windräder errichtet werden können. Die Bürgerliste MIT forderte daraufhin eine erneute Volksbefragung und sammelte Unterschriften. Der Gemeinderat stellte fest, dass das Thema bereits erledigt sei, doch die Initiative blieb bei ihrem Standpunkt. Zuletzt wandte sich MIT mit einer Aufsichtsbeschwerde an die Bezirkshauptmannschaft St. Pölten. Diese verwies in ihrer Stellungnahme auf die Gemeindeordnung. Demnach ist bei Beharren einer Initiative, die von mehr als zehn Prozent aller Wahlberechtigten unterstützt wird, eine Volksbefragung anzuordnen. In einer Gemeinderatssitzung am 16. Dezember 2015 wurde mit Stimmen der SPÖ und des Grünen Gemeinderates das Umwidmungsverfahren begonnen – aufbauend auf dem Ergebnis der ersten Volksbefragung, wie Pfeffer betonte. Die Flächen befinden sich laut dem Bürgermeister in einer vom Land NÖ ausgewiesenen Eignungszone. Die Bürgerliste habe in dieser Woche eine Sachverhaltsdarstellung zur Flächenwidmung im Gebiet des Seelackenberges und Reutbühels bei der Volksanwaltschaft eingebracht, teilte MIT-Sprecherin Elisabeth Wegl am Freitag in einer Aussendung mit. Wegl forderte, bis zum Vorliegen des Ergebnisses der Volksbefragung alle weiteren Schritte zur Realisierung von Windkraftanlagen mit sofortiger Wirkung auszusetzen.
1Panorama
Wiesenthals Enkelin versucht die Familiengeschichte des Shoah-Rechercheurs zu erforschen. Wien – Ein einsames Gefühl sei es, keine Familie zu haben, sagt Racheli Kreisberg-Greenblatt – umso mehr, wenn diese Familie einmal groß und verzweigt gewesen war, bevor ihre Mitglieder ermordet oder jene, die überlebten, in alle Welt versprengt wurden. Simon Wiesenthal, der große Rechercheur der NS-Verbrechen, war diesbezüglich einer von vielen. Nachdem man uns alle ausgemordet hat, haben wir niemanden, schreibt er in einem Brief im Jahr 1963 über seine Verwandtschaft. Wiesenthals Enkelin, die in Israel lebende Racheli Kreisberg-Greenblatt, machte es sich zur Aufgabe, nachzuforschen, wer sie waren, die vielen Opfer der Wiesenthal-Familie – und ob es nicht doch noch weitere Überlebende gibt. Die Ergebnisse stellte sie im Rahmen eines Vortrags im Jüdischen Museum Wien, veranstaltet vom Wiener Wiesenthal-Institut für Holocaust-Studien (VWI), am Montag in Wien vor. Ausgangspunkt ihrer Recherche war die Zahl 89: So viele Familienmitglieder väter- und mütterlicherseits habe Wiesenthal im Holocaust verloren, so steht es in allen Biografien geschrieben. Doch wer war wie auf diese Zahl gekommen? Mir hat mein Großvater nie gesagt, dass es genau 89 Opfer waren, und wenn ich ihn fragte, erhielt ich keine Antwort, sagt Kreisberg-Greenblatt, die 38 Jahre alt war, als Simon Wiesenthal 2005 im Alter von 96 Jahren verstarb. Wiesenthal, der sein Leben lang Namen recherchiert hatte, war in seiner eigenen Familie nicht weit gekommen. Alle, die meinen Großvater kannten, wussten, was für ein enormes Gedächtnis er hatte, sagt seine Enkelin. Umso erstaunlicher war es, wie wenig ich vorfand, sagt sie, und zeigt auf einen ausgedünnten Stammbaum. Seit sie mit ihrer Recherche begann, sind viele Äste hinzugekommen. Es war wie bei vielen Nachkommen von Shoah-Überlebenden eine äußerst schwierige Recherche: Im Holocaust wurde vieles von dem, was Ahnenforschern üblicherweise an Quellenmaterial zur Verfügung steht, verwüstet – also Briefe, Grabsteine, Urkunden der jüdischen Gemeinden, Fotos. Kreisberg-Greenblatt, die im Hauptberuf Biotechnologin ist und in Israel ein Reiseveranstalterunternehmen managt, klammerte sich an Postkarten und Briefe ihres Großvaters, Korrespondenzen aus den frühen Nachkriegsjahren und aus den 1960ern, um erste Rechercheschritte zu tun. Er sei 1908 im galizischen Buczacz geboren, schreibt Wiesenthal in einem Brief im Jänner 1961, er erwähnt darin auch den Geburtsort seiner Eltern. Die Enkelin lässt sich dort Heiratsurkunden ausheben. Sie stößt so auf eingeheiratete Familiennamen, recherchiert sie in der für viele Überlebende unersetzlichen Datenbank des Holocaust-Memorial-Zentrums Yad Vashem in Jerusalem und kittet in mühsamer Kleinstarbeit diverse Löcher in der Genealogie. Bis dato hat Kreisberg-Greenblatt 42 Namen ermordeter Familienmitglieder herausgefunden. Für sachdienliche Hinweise ist sie weiterhin dankbar. Einblicke in das Wirken Simon Wiesenthals und seine Sichtweise der offiziellen Vergangenheitspolitik der Stadt Wien eröffnen auch die Ausstellung Wiesenthal in Wien, die anlässlich des zehnten Todestages im vergangenen September eröffnet wurde und noch bis 8. Mai im Museum Judenplatz zu sehen ist.
5Inland
US-Taxi-Dienst liefert sich mit dem chinesischen Anbieter Didi Kuaidi ein heißes Gefecht. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
0Web
45 Tote nach Bootsunglücken vom Freitag geborgen. Athen/Piräus – In der griechischen Hafenstadt Piräus sind am Samstag erneut knapp 3.700 Flüchtlinge an Bord von zwei Fähren von den Inseln Lesbos und Chios eingetroffen. Am späten Nachmittag sollte eine weitere Fähre mit gut 700 Menschen von der Insel Kos in Piräus einlaufen. Die hohe Zahl der Ankünfte hängt mit einem zweitägigen Streik der griechischen Seeleute zusammen. Zwischen Mittwoch und Freitagvormittag war keine Fähre in der Ägäis ausgelaufen. In ihrer Mehrheit stammen die Flüchtlinge aus Syrien. Es seien aber auch viele Migranten aus nordafrikanischen Staaten wie Marokko und Algerien angekommen, sagte ein Offizier der Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur weiter. Erst am Vortag waren in der Ägäis bei der gefährlichen Überfahrt von der Türkei zu den nahe gelegenen griechischen Inseln mindestens 45 Menschen – darunter 17 Kinder – ums Leben gekommen. Die griechische Küstenwache barg 43 Leichen, die türkische zwei, berichtete das griechische Staatsradio. Dutzende Menschen werden noch vermisst. Die Suchaktion musste am Samstag wegen stürmischer Winde eingestellt werden, teilte die griechische Küstenwache mit.
1Panorama
Nach Einigung mit US-Gläubigern – Sofern beide Parlamentskammern der Streitbeilegung mit Fonds zustimmen. Buenos Aires – Argentinien will nach einer Einigung mit seinen US-Gläubigern schon im April an den internationalen Kapitalmarkt zurückkehren. Die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas wolle fünf-, zehn- und 30-jährige Anleihen nach US-Recht im Volumen von 11,68 Milliarden Dollar (10,72 Mrd. Euro) begeben, sagten hochrangige Vertreter des Finanzministeriums am Donnerstag dem Kongress. Voraussetzung sei aber, dass die beiden Parlamentskammern der Beilegung des Streits mit den amerikanischen Hedgefonds zügig zustimmten. Die Bonds dürften mit einem Zinskupon von 7,5 Prozent ausgestattet werden. Der gerichtlich bestellte Vermittler Daniel Pollack hatte vor kurzem erklärt, es gebe eine prinzipielle Einigung mit wichtigen Geldgebern, die auf eine Zahlung von rund 4,65 Milliarden Dollar hinauslaufe. Argentinien war 2002 in die Staatspleite gerutscht und hatte sich danach mit den meisten Geldgebern auf einen Schuldenerlass und einen Umtausch von Anleihen geeinigt. Mehrere Hedgefonds kauften die Bonds, die Argentinien nach US-Recht begeben hatte, damals zu einem Bruchteil des Nennwertes und pochten später auf volle Auszahlung. Argentinien stellte sich aber quer. Im Zuge des Streits wurde das Land dann Mitte 2014 für zahlungsunfähig erklärt. Bewegung gab es erst Ende 2015 mit der Wahl von Mauricio Macri zum neuen Präsidenten des Landes. Macri hatte jüngst erklärt, er hoffe auf eine Einigung in den kommenden Wochen. Seine Vorgängerin Cristina Fernandez hatte die Kläger als Geierfonds geschmäht.
3Wirtschaft
Nähe zum rechten Rand wurde mehreren FP-Funktionären zum innerparteilichen Verhängnis. Wien – Der Abgang von Susanne Winter aus der FPÖ reiht sich ein in eine lange Liste von Parteiausschlüssen, -austritten und Entmachtungen innerhalb der Freiheitlichen Partei. Einem Teil davon gingen wie auch in Winters Fall ausländer- oder islamfeindliche bzw. rassistische Äußerungen voran. Die wohl prominentesten Fälle von Rücktritten in jüngster Zeit waren wohl das Zurückziehen von Andreas Mölzer von der Spitzenkandidatur zur EU-Wahl 2014 sowie der Verzicht auf eine weitere Amtszeit von Martin Graf als Dritter Nationalratspräsident im Wahljahr 2013. Graf war vor seinem Verzicht bereits seit längerem unter Druck gestanden, weil Mitarbeiter Produkte bei einem rechtsradikalen Internet-Versand bestellt hatten. Zur echten Belastung für die Partei wurde das Mitglied der Burschenschaft Olympia allerdings erst, als ihm eine alte Dame vorwarf, er hätte sie als Vorstand ihrer Privatstiftung falsch beraten und Gelder für eigene Zwecke verwendet – ein Vorwurf, von dem ihn Gerichte später freilich entlasteten. Mölzer wurde es zum Verhängnis, dass er die EU mit der NS-Diktatur und einem Negerkonglomerat verglich, außerdem verfasste er in der Zeitschrift Zur Zeit einen rassistischen Artikel über Österreichs Vorzeige-Fußballer David Alaba, was zu einer Belastung für den blauen EU-Wahlkampf zu werden drohte. Er verzichtete dann auf eine Kandidatur, Generalsekretär Harald Vilimsky sprang für ihn ein. Davor war 2012 der Innsbrucker FP-Spitzenkandidat August Penz wegen rassistischer Wahlplakate (Heimatliebe statt Marokkanerdiebe) aus der FPÖ ausgetreten. Ausgeschlossen wurde 2011 der Tiroler Nationalratsabgeordnete Werner Königshofer. Er hatte das von einem Rechtsradikalen auf der norwegischen Ferieninsel Utoya angerichtete Massaker mit der Fristenlösung verglichen. Winter selbst stand schon einmal wegen islamfeindlicher Äußerungen scharf unter Beschuss: Im Wahlkampf für die Grazer Gemeinderatswahl 2008 sprach sie beim Neujahrestreffen der Freiheitlichen in der steirischen Landeshauptstadt von einem muslimischen Einwanderungs-Tsunami und meinte, der Prophet Mohammed wäre im heutigen System ein Kinderschänder. Eine Verurteilung wegen Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren war die Folge. Und schon 2005 bereitete der Kontakt mit dem Verbotsgesetz dem blauen Bundesrat John Gudenus ein Karriereende als Bundesrat: Er musste sein Mandat zurücklegen, nachdem er in Interviews die Existenz von Gaskammern im Dritten Reich infrage gestellt hatte. Aber auch abseits von durch Fremdenfeindlichkeit oder Nähe zum rechten Rand ausgelösten Rücktritten einzelner FP-Mitglieder gab es innerhalb der Partei Parteiausschlüsse und Austritte. Einer der bemerkenswertesten Parteiausschlüsse war jener des legendären Parteichefs Jörg Haider, nachdem dieser 2005 die FPÖ gespalten und das BZÖ gegründet hatte. Dieser Parteispaltung in Blau und Orange war ebenfalls ein Parteiausschluss, nämlich jener von Mölzer, vorangegangen – Mölzer stand dann nach der Parteispaltung dem neuen FPÖ-Chef Strache treu zur Seite. Auch Ewald Stadler verließ die Partei im Streit: Nachdem er von der Parteispitze als Präsident der Freiheitlichen Akademie entmachtet wurde, kam es zu einem heftigen Konflikt. Dieser erreichte seinen Höhepunkt mit der Veröffentlichung von wehrsportähnlichen Fotos von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Die Parteispitze sah Stadler als Initiator an, dieser bestritt das. Für Stadler endete die Angelegenheit mit dem Parteiaustritt. Im Burgenland folgte wenig später der nächste Parteiausschluss. Der frühere Landesparteiobmann Wolfgang Rauter wurde wegen der Gründung der Plattform freie Bürgerlisten aus der FPÖ geworfen. Kurz davor wurde der frühere burgenländische Klubobmann Manfred Kölly ausgeschlossen, weil er eine Vereinbarung über Posten in landesnahen Betrieben mit SPÖ-Landesgeschäftsführer Georg Pehm geschlossen hatte. Auch nach der Nationalratswahl 2008, die der FPÖ eine Konsolidierung brachte, gingen die Zankereien weiter. 2008 wurde der Kärntner Abgeordnete und stellvertretende Parteichef, Karlheinz Klement, wegen parteischädigenden Verhaltens aus der Partei ausgeschlossen. Klement hatte seine Zurückreihung vom ersten Kärntner Listenplatz auf eine aussichtslose Stelle als undemokratisch bezeichnet und dem Bundesparteivorstand deswegen Vorwürfe gemacht. Und auch in Salzburg kam es zuletzt zu heftigen Reibereien: Nach monatelangen Streitereien in der Landesgruppe griff die Bundespartei ein und setzte im Juni 2015 die Parteispitze mit Klubobmann Karl Schnell und Parteiobmann Rupert Doppler ab. Schnell, Doppler und weitere Landtagsabgeordnete spalteten sich daraufhin ab und machten sich als Freie Partei Salzburgs (FPS) selbstständig.
5Inland
Android-Version der Streaming-App mit leichter Überarbeitung. Wer Android nutzt und ein Apple Music-Abo besitzt, kann künftig Songs auch auf seiner SD-Karte abspeichern. Damit soll es Nutzern erleichtert werden, Musik offline zu speichern. Apple optimiert seinen Streaming-Dienst also weiterhin auch für Android, bei iPhones werden SD-Karten ja nicht unterstützt. Außerdem kann das Musikangebot nun auch nach Komponisten durchforstet werden. Das Programm von Beats 1 wurde übersichtlicher gestattet. Die Android-Version von Apple Music gilt immer noch als Beta, sie wurde vergangenen November veröffentlicht. Nutzer sind allerdings nicht vollends zufrieden: Im Google Play Store hat die App lediglich drei Sterne, wie TheVerge berichtet.
0Web
Die Umweltverträglichkeitsprüfung für den Stadttunnel Feldkirch, ein 230-Millionen-Euro-Projekt, ist beendet. Der Bescheid ist positiv. Feldkirch – Sieben Monate wurde die Umweltverträglichkeit des geplanten Feldkircher Stadttunnels geprüft. Nun gibt das Land Vorarlberg grünes Licht für den Bau des 230-Millionen-Euro-Projekts. Die Vorteile des Projekts überwiegen, sagte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) am Dienstag beim Regierungsfoyer. Dass sich die Behörde die Entscheidung nicht leicht gemacht habe, zeigten die zahlreichen Auflagen. Über 300 Auflagen und 60 Empfehlungen umfasst der Bescheid. Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser (ÖVP) spricht von Unmengen von Auflagen, die bis zur wie auch nach der Teilinbetriebnahme erfüllt werden müssten. Am schwierigsten sei wohl der Nachweis der Verkehrsentlastung, sagte Rüdisser auf Nachfrage. Der Nachweis muss ein halbes Jahr vor Inbetriebnahme erbracht werden, die Entlastungswirkung müsse laufend evaluiert werden. Rüdisser ist optimistisch: Der Nachweis wird gelingen. Feldkirchs Bürgermeister Wilfried Berchtold (ÖVP) beziffert die Entlastung mit 25 Prozent beim Autoverkehr und 60 Prozent beim Schwerverkehr. Entlastung und Sinnhaftigkeit der Tunnelspinne, wie der vierarmige unterirdische Kreisverkehr von Gegnern genannt wird, zweifeln Bürgerinitiativen, Umweltorganisationen und betroffene Anrainer an. Nur einem Teil der Gegnerschaft wurde Parteistellung zuerkannt. So müssen Bürgerinitiativen, die in erster Instanz Parteistellung erhielten, sie in zweiter Instanz aber wieder verloren, nun auf eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes warten. Nicht oder nur teilweise anerkannt wurden die Einwendungen der Naturfreunde, einiger Anrainer und jene von Liechtensteiner Anrainergemeinden. Die Parteistellung ist im weiteren Verfahren relevant, denn Einsprüche gegen den Bescheid können nur Parteien machen. Sie haben dazu vier Wochen Zeit. Die Grünen, die im Regierungsübereinkommen dem ersten Teilabschnitt zugestimmt haben, nehmen den Bescheid gelassen. Die Vielzahl an Auflagen zeige die Kompliziertheit des Verfahrens, sagt Umweltlandesrat Johannes Rauch (Grüne): Ob und wann ein rechtskräftiger Bescheid zustande kommen wird, ist zum heutigen Zeitpunkt offen.
1Panorama
Eine Wahlniederlage in Oberösterreich ist für den schwarzen Landeschef kein Rücktrittsgrund. STANDARD: Die Asylkrise ist vor allem auch in Österreich voll entbrannt – hätten Sie sich nicht ein weniger emotionales Thema für den Wahlkampf in Oberösterreich gewünscht? Pühringer: Natürlich, keine Frage. Jeder Landespolitiker wünscht sich, dass die Themen des Landes im Vordergrund stehen und nicht europaweite Themen wie die Asylpolitik. Aber man kann sich das nicht aussuchen. STANDARD: Sie haben jüngst dem Bund ausgerichtet, Sie würden sich in der Asylfrage endlich Lob und Anerkennung und eine Ende der Kritik erwarten. Haben sich die Länder angesichts des monatelangen Hickhacks um Quote und Quartier tatsächlich Lob verdient? Pühringer: Die Länder haben die Verpflichtung der Quote freiwillig übernommen – Asylfragen wären Bundesfragen. Und dafür, dass wir alleine in Oberösterreich bisher 7500 Asylplätze gesucht, organisiert und geschaffen haben, erwarte ich mir eine entsprechende Anerkennung. Egal, ob ich die Quote mit 93, 97 oder 101 Prozent erfülle: Es ist eine Riesenherausforderung. Und jedes Bundesland bemüht sich jeden Tag – auf einen Rüffel vom Kanzler kann ich verzichten. STANDARD: Das Asylantragsplus ist nicht unerwartet gekommen. Warum hat sich die Situation in Österreich dennoch so zugespitzt? Hat der Bund Fehler gemacht? Pühringer: Fehlerfrei ist niemand – Sie nicht und ich nicht. Aber der Grund für die Probleme liegt in der Massivität, wie der Flüchtlingsstrom sich entwickelt hat. Man darf nicht vergessen, dass noch zu Jahresbeginn geschätzt wurde, dass es 30.000 Flüchtlinge sein werden. Jetzt werden es 70.000 bis 80.000 sein. Und zaubern können wir nicht. Es braucht unglaublich viel an Überzeugungsarbeit, um passende Quartiere zu finden. STANDARD: Ein Blick auf aktuelle Umfragen offenbart, dass es bei so einem dominanten Bundesthema schwer ist, in Oberösterreich zu punkten – der ÖVP drohen bei der Landtagswahl am 27. September herbe Verluste. Nervös? Pühringer: Also ich werde mir am Wahltag nicht vorhalten müssen, dass ich nicht den maximals ten Einsatz geleistet habe. Ich schone mich absolut nicht, gebe mein Bestes – mehr kann ich nicht tun. Aber in aller Klarheit: Ja, Verluste drohen. Nicht nur der ÖVP. STANDARD: Sie wirken ungewöhnlich angespannt. Pühringer: Jetzt interpretieren Sie bitte nicht zu viel hinein. Souveränität widerspricht nicht einem gesunden Ausmaß an Nervosität. Wenn es nicht mehr prickelt, ist keine Emotion mehr da – und dann darfst du das nicht mehr machen. Es braucht immer die entsprechende Leidenschaft. STANDARD: Vor allem prickelt es offensichtlich im Moment ziemlich in Ihrer Landespartei. In der oberösterreichischen ÖVP fürchtet man, dass Sie bei einem ordentlichen Wahldämpfer vorzeitig gehen ... Pühringer: Sie wollen sich da an Fragen heranschleichen, die ich nicht beantworten werde. Ich kandidiere für die kommende Periode, das ist allen bewusst. Es ist bedauerlich, dass womöglich jene Parteien Verluste hinnehmen müssen, die gerade jetzt in dieser heiklen Flüchtlingsfrage Tag und Nacht arbeiten – während jene gewinnen, die fußfrei in der Zuschauerloge sitzen, ein wenig auf das Spielfeld hineinhetzen, aber zur Lösung der Probleme überhaupt nichts beitragen. So etwas ärgert mich gewaltig. STANDARD: Bei allem Verständnis für Ihren Ärger über die FPÖ – der eigentlichen Frage sind Sie elegant ausgewichen: Wird Josef Pühringer bei einer deutlichen Wahlniederlage vorzeitig in Politpension gehen? Pühringer: Schon vorab zu sagen, bei diesem Prozentsatz gehe ich, hat sich schon in der Steiermark nicht bewährt. Aber: Bei einer Niederlage muss man Stärke zeigen. Ich werde also auch bei einem schlechten Ergebnis nicht so einfach davonlaufen. STANDARD: Bei der Landtagswahl 2009 erreichte die ÖVP 47 Prozent. Das Ergebnis wird kaum zu halten sein. Was ist Ihr Ziel? Pühringer: Ziel ist es, eindeutig einen Führungsauftrag zu bekommen. Und ein ordentlicher Abstand zum Zweiten und Dritten. STANDARD: Die Zusammenarbeit mit den Grünen hat zwölf Jahre lang weitgehend gut funktioniert. Warum wagen Sie keine schwarz-grüne Koalitionsansage? Pühringer: Weil es zutiefst undemokratisch wäre. Wenn man im Vorhinein sagt, was man tut, dann sagt man auch zum Wähler: Du kannst wählen, was du willst, ich tu sowieso, was ich will. STANDARD: Auch die FPÖ ist also für Sie ein möglicher Partner? Pühringer: Ich rede über Koalitionspartner zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht. STANDARD: Vor allem der Industriellenflügel innerhalb der Landes-ÖVP soll ordentlich Druck in Richtung Schwarz-Blau ausüben. Können Sie das bestätigen? Pühringer: Ich verspüre überhaupt keinen Druck in diese Richtung. STANDARD: Aber Sie schließen Schwarz-Blau definitiv nicht aus? Pühringer: Ich grenze zum jetzigen Zeitpunkt niemanden aus. STANDARD: Sie zählen zu den mächtigen Landeshauptleuten, Ihre Stimme hat vor allem im Bund Gewicht. Ein gutes Gefühl? Pühringer: Landeshauptmann von Oberösterreich ist in erster Linie eine oberösterreichische Aufgabe. Und ich betrachte auch mein gesamtes Bundesengagement aus dem Landesblickwinkel. Aber ja, man braucht unbedingt eine gute Basis zum Bund – nachgeschmissen werden einem die Erfolge auf Landesebene nicht. STANDARD: Sie sind seit mehr als 20 Jahren im Amt. Können Sie der Idee, die Amtszeit der Länderchefs zu begrenzen, etwas abgewinnen? Pühringer: Mein Vorgänger Heinrich Gleißner war 30 Jahre im Amt – und er war hervorragend. Wenn der Gleißner nach zehn Jahre hätte gehen müssen, wäre das für Oberösterreich ein Schaden gewesen. Und selbst will ich mich nicht beurteilen. STANDARD: Ob Sie nun gleich nach der Wahl gehen, noch eine halbe oder eine volle Legislaturperiode bleiben – irgendwann winkt die Pension. Können Sie sich damit anfreunden? Pühringer: Ich werde keiner sein, der sagt: Ab dem Tag betrete ich das Haus nicht mehr, sondern weiter am politischen Geschehen teilnehmen. Doch ich werde mehr Zeit haben für meine Familie, zum Wandern, für die Sauna. Aber machen Sie sich heute noch keine Sorgen, der Zeitpunkt ist noch fern.
5Inland
Süßes und Fast-Food dominieren quantitativ – Selbstkontrolle in der Foto-Community. Sie sind neben Katzen ein Fixpunkt in der Fotoflut des Internets: Fotos von verlockend zubereiteten Speisen. Das Phänomen ist schon länger als Foodporn, also Essensporno, bekannt. Auch in der Fotocommunity Instagram nehmen sie großen Raum in den Streams vieler Nutzer ein, die ihr Essen per Ablichtung mit dem Rest der Welt teilen. Forscher aus Katar haben die Entwicklung nun etwas genauer untersucht. Und obwohl Foodporn üblicherweise mit fettigen Geschmacksbomben und zuckerreichen Desserts in Verbindung gebracht wird, könnte er sogar zu gesünderer Ernährung beitragen, so die überraschende Erkenntnis laut Technology Review. Um eine Übersicht zu gewinnen, sammelte man sämtliche Fotos, die Nutzer zwischen November 2014 und April 2015 mit dem #foodporn-Hashtag auf Instagram geteilt hatten. Die Gesamtmenge belief sich dabei auf fast zehn Millionen Schnappschüsse aus 222 Ländern. Für die Stichprobe wurde schließlich die Nahrungserotik aus 72 Nationen herangezogen. Von den 1,7 Millionen Usern, die die Bilder hochgeladen hatten, kam der überwiegende Teil aus den USA, auf kontinentaler Ebene dominiert Asien. Die populärsten Foodporn-Motive sind laut der Erhebung klassische Desserts wie Kuchen sowie Schokolade und süße Nahrungsmittel wie Nutella. Generell attestieren die Forscher hohes Aufkommen von Zuckerhaltigem und Fast-Food. Hinter Schoko und Co finden sich Pizza, Salate oder auch Burger. Das am häufigsten abgelichtete Getränk ist Kaffee, unter den Spirituosen dominiert Wein. Daneben warfen die Forscher auch einen Blick auf die weiteren Hashtags bei den Bildern, um die Einstellung zum jeweiligen Essen einschätzen zu können. Die Hälfte der 50 meist genutzten Tags bezogen sich dabei auf gesunden Lebensstil und Sport. Ein Trend, der vor allem in Australien, Neuseeland sowie West- und Nordeuropa auffiel. Spannend verlief die Analyse der Reaktionen. Trotz der quantitativen Dominanz von ungesundem Essen schnitten bekömmliche Speisen in Sachen Zustimmung besser ab. Gemessen wurden dafür die Likes pro Foto. Die Wissenschaftler vermuten daher, dass die Instagram-Community in Lifestyle-Belangen eine Art Selbstkontrolle pflegt. Zumindest in reicheren Ländern scheint Instagram-Foodporn dazu anzustiften, sich gesünder zu ernähren.
0Web
Zeitung hat Vorab-Meldung zurückgezogen, laut der der Bundeskanzler das Lohnniveau des Heimatlandes für ausländische Arbeiter in Österreich gefordert hätte. Wien – Gleicher Lohn für gleiche Arbeit würde Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) fordern, berichtete die Tageszeitung Österreich vorab per APA-OTS-Presseaussendung – und zwar, was Ostarbeiter betreffe. Das heißt: Ein Arbeitnehmer, der etwa aus Ungarn nach Österreich arbeiten kommt, soll die gleiche Entlohnung erhalten, wie in Ungarn, heißt es in der Presseaussendung, die allerdings kurz darauf wieder zurückgezogen wurde. Faymann dürfte falsch zitiert worden sein. In der Samstag-Ausgabe der Zeitung wird Gleicher Lohn für gleiche Arbeit so erklärt, dass Ungarn in Österreich die gleiche Bezahlung wie Österreicher erhalten sollen. Der sozialdemokratische Bundeskanzler spricht sich aber – wie in der zurückgezogenen Aussendung angekündigt – insgesamt für einen restriktiveren Zugang für Arbeitskräfte aus der östlichen EU aus.
6Etat
Überlebende des Atomangriffs loben Bereitschaft zu Rede, kritisieren aber fehlenden Inhalt. Hiroshima – Zum ersten Besuch eines US-Präsidenten ist Barack Obama am Freitag in Hiroshima eingetroffen. Zusammen mit Japans Regierungschef Shinzo Abe besucht er die Stadt, die im August 1945 von einer amerikanischen Atombombe zerstört wurde. Der historische Besuch folgt auf den Abschluss des G7-Gipfels in Ise-Shima, das rund 400 Kilometer von Hiroshima entfernt liegt. Vor seiner Rede legte Obama am Mahnmal für den Atombombenabwurf einen Kranz für die Opfer nieder. Obama schloss kurz die Augen, als er vor dem Mahnmal innehielt. An seiner Seite war Abe, der sich verbeugte. Obama sprach in seiner Rede erneut von seiner Vision einer Welt ohne Atomwaffen, die er in seinem ersten Amtsjahr bei einem Besuch in Prag dargelegt hatte. Es gebe eine gemeinsame Verantwortung, der Geschichte ins Auge zu schauen und sich zu fragen, wie ein solches Leid künftig verhindert werden könne. Die Atomwaffenstaaten müssten den Mut aufbringen, der Logik der Furcht zu entkommen und eine Welt ohne Atomwaffen zu schaffen. Friedensforscher hatten Obama schon vor seinem Besuch vorgeworfen, zwar immer wieder von dieser Version zu sprechen, tatsächlich aber an einer Modernisierung des US-Atomwaffenarsenals zu arbeiten. Eine Entschuldigung für den Abwurf der Atombomben in Hiroshima und Nagasaki äußerte Obama nicht. Diese war auch nicht erwartet worden, auch weil der US-Präsident schon allein wegen seines Besuchs in Hiroshima zu Hause in die Kritik geraten ist. Im Vorfeld hatte es geheißen, die Rede werde vor allem eine Warnung vor den Gräueln des Krieges sein. Vor 71 Jahren fiel der Tod vom Himmel, und die Welt veränderte sich, sagte Obama vor zahlreichen Überlebenden des Abwurfs. Wichtig sei, die Lehren aus Hiroshima zu ziehen und die Toten des Weltkriegs ehren. In dem Bild der aufsteigenden Pilzwolke, die über dieser Stadt aufstieg, werden wir stark an die Widersprüche der Menschheit erinnert, sagte Obama. Wissenschaftliche Entdeckungen und Innovation brächten nicht nur Fortschritt, sondern schüfen auch immer wirksamere Tötungsmaschinen. Die USA hielten große Arsenale von Atomwaffen. Aber wir müssen der Logik der Angst entkommen. Auch Abe äußerte sich nicht konkret zur Vergangenheit. Er betonte aber, der Besuch eröffne Japan und den USA ein neues Kapitel der Versöhnung. Er würdigt den Besuch als historisch. Wir schlagen eine neue Seite in unseren Geschichtsbüchern auf, sagte er am Freitag nach einer gemeinsamen Kranzniederlegung am Mahnmal für die Toten des Atombombenabwurfs vor 71 Jahren. Präsident Obama habe mit seinem Besuch eine schwierige, aber wundervolle Entscheidung getroffen. Abe steht immer wieder in der Kritik, weil er Japans kriegerische Kolonialvergangenheit verharmlost und stattdessen den Stolz auf die japanische Geschichte betont. Mehrere Überlebende, die der Rede in Hiroshima beiwohnten, lobten Obamas Worte. Ich glaube, die Rede selbst war eine Entschuldigung, sagte etwa der heute 73-jährige Eiji Hattori, dessen gesamte Familie bei der Explosion ums Leben kam. Hattori, der an drei verschiedenen Krebsarten leidet, hatte vor der Rede gesagt, nur eine Entschuldigung könne seinen Schmerz lindern. Ich fühle mich nun anders, ich hatte nicht erwartet, dass er so weit gehen würde. Auch der 85-jährige Takeo Sugiyama sagte, er sei sehr bewegt von der Rede. Andere kritisierten, dass Obama keine exakten Schritte angekündigt habe. Ich fürchte, ich habe nichts Konkretes gehört, sagte etwa Miki Tsukishita (75). Nur seinem Besuch zu applaudieren, ist nicht genug. Andere merkten an, dass sich auch Japan für den Angriff auf den US-Stützpunkt Pearl Harbor entschuldigen solle. Unmittelbar vor seinem Besuch in Hiroshima hatte Obama das enge Verhältnis zwischen den USA und Japan gelobt. Beide Länder verbinde eine der größten Allianzen weltweit, sagte er am Freitag auf dem Militärstützpunkt in Iwakuni. Die USA haben rund 47.000 Soldaten in Japan stationiert, Obama sprach vor US-amerikanischen und japanischen Soldaten. Iwakuni liegt wenige Kilometer von Hiroshima entfernt. Sein Besuch sei eine Gelegenheit, an all jene zu erinnern, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren hätten, sagte Obama in Iwakuni. Er sei zudem ein Beleg dafür, dass auch die größte Kluft zwischen zwei Ländern überwunden werden könne.
2International
Skandinavier zogen nach 33:34-Niederlage ihren Protest zurück– Spanien bezwingt Kroatien. Wroclaw/Krakau – Spaniens Handballer greifen nach ihrem ersten EM-Titel. Die Iberer besiegten im zweiten Halbfinale der europäischen Titelkämpfe in Krakau im Duell der ehemaligen Weltmeister Kroatien mit 33:29 (18:14) und treffen am Sonntag (17.30 Uhr/ARD) auf Deutschland, das sich zuvor in Wroclaw gegen Norwegen nach Verlängerung denkbar knapp mit 34:33 (27:27, 14:13) durchsetzte. Den ersten Vergleich der beiden Teams zum Turnierauftakt hatten die Spanier mit 32:29 für sich entschieden. Beste Werfer beim Erfolg gegen den zweimaligen Olympiasieger waren Antonio Garcia und Valero Rivera mit jeweils sechs Toren. Die Kroaten um den Kieler Domagoj Duvnjak erwischten in der Tauron Arena den besseren Start und gingen mit 10:7 (17.) in Führung. Doch mit einer starken Abwehrleistung und einfachen Toren nach Tempogegenstößen kamen die Spanier wieder zurück ins Spiel. Mit fünf Treffern in Serie ging Spanien mit 15:13 (26.) in Führung. Die Partie blieb auch in der zweiten Halbzeit eng, Kroatien kämpfte sich auf 23:24 (46.) heran. Doch die Spanier hatten das bessere Ende für sich. Deutschland musste kurz um den Finaleinzug bangen, denn Norwegen legte gegen die Wertung des Spiels Protest ein. Nach Ansicht der norwegischen Offiziellen soll Deutschland in den letzten Sekunden einen zusätzlichen Spieler in einem gelben Leibchen auf das Feld geschickt haben, obwohl Tormann Andreas Wolff seinen Kasten nicht verlassen hatte. Am Samstag zogen die Norweger ihren Protest aber zurück. Bester deutscher Werfer war vor rund 7.500 Zuschauern Tobias Reichmann mit zehn Treffern, den Siegtreffer erzielte Kai Häfner. Damit haben die deutschen Handball-Männer erstmals seit dem Titelgewinn 2004 wieder ein EM-Finale erreicht. Der bisher letzte große Erfolg war der WM-Triumph 2007 im eigenen Land. Von Beginn an hatte sich das erwartete Duell auf Augenhöhe entwickelt. Die deutsche Deckung war für den im Turnierverlauf bisher so starken norwegischen Rückraum eine nur schwer zu überwindende Wand. Norwegen hatte im Turnierverlauf Titelverteidiger Frankreich, Gastgeber Polen und Kroatien geschlagen Das deutsche Team hatte im Angriff Probleme, die Lockerheit der vergangenen glanzvollen Auftritte fehlte. Einige technische Fehler ermöglichten dem Gegner zudem einige leichte Tore bei Tempogegenstößen. Die Spannung steigerte sich von Minute zu Minute, in der packenden Schlussphase glich Kühn für die Deutschen mit seinem vierten Tor beim vierten Versuch zum 22:22 (49.) aus. Doch die Norweger legten wieder vor. 19 Sekunden vor dem Ende rettete Dahmke seine Mannschaft in die Verlängerung. Häfner sorgte dort mit zwei Toren in Folge für die erste deutsche Führung (30:29/64.) seit der 47. Minute. Es blieb dramatisch. Bis Häfner fünf Sekunden vor dem Ende für die Entscheidung sorgte.
4Sport
Roland-Berger-Studie: Finanzpolster sind kräftig gestiegen, ein besonders fruchtbarer Boden ist Berlin. Wien – Die digitale Gründerlandschaft Europas ist reifer geworden heißt es seitens des Unternehmensberater Roland Berger. Die europäische Gründerszene steht laut einer Studie besser da als noch vor einigen Jahren. Die finanzielle Ausstattung der Start-ups in Europa ist demnach heuer im ersten Halbjahr um 86 Prozent gestiegen. Den Unternehmenswert größerer europäischer Start-ups bezifferte Roland Berger auf 110 Milliarden Dollar (97 Milliarden Euro). Der Erfolg europäischer Start-ups zeige sich auch an den eingesammelten Investorengeldern: 2014 waren es knapp drei Milliarden Dollar, heuer bereits 5,7 Milliarden. Laut der Studie schließen die Europäer mit enormen Tempo zu den USA auf. Auch die Zahl der Börsengänge sei heuer schon um gut ein Drittel höher als 2014. Mythen überholt Damit sei der Myhos, der europäische Markt sei nicht attraktiv genug für Gründer überholt: Ein besonders fruchtbarer Boden für Entrepreneure sei Berlin. Roland Berger zufolge entsteht in der deutschen Hauptstadt alle 20 Stunden ein neues Internetunternehmen. Das Beratungsunternehmen führt dies unter anderem auf gut ausgebildete Fachkräfte und günstige Immobilienmieten für Neugründungen zurück. Durch Big Data, Cloud-Computing und die verstärkte Robotisierung der Industrieproduktion beginne jetzt eine neue Phase der digitalen Revolution: Silikon war gestern. Daten sind der neue Rohstoff der Start-up-Industrie, erklärt Roland Falb den Umbruch. Und diese neue Entwicklungswelle eröffnet Europa die Möglichkeit, seine traditionellen Stärken besser einzusetzen: Industriekompetenz, Vielfalt und Internationalisierung.
3Wirtschaft
Im Konrad-Lorenz-Institut in Klosterneuburg wird theoretische Biologie erörtert. Johannes Jäger ist seit kurzem der Direktor. Wien – Es waren schon die späten 1970er-Jahre, als der österreichische Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Konrad Lorenz in seiner Villa in Altenberg mit dem Meeresbiologen Rupert Riedl Gesprächsrunden veranstaltete. Mit dabei war Gerd Müller, heute theoretischer Biologe an der Uni Wien und Vorstandspräsident des Konrad-Lorenz-Instituts für Evolutions- und Kognitionsforschung (KLI). Man diskutierte buchstäblich über Gott und die Welt. Es wurden Weltanschauungen ausgetauscht. Lorenz entwickelte seine evolutionäre Erkenntnistheorie. Er hielt tierisches Verhalten für vorbestimmt durch Gene, Riedl war der Ansicht, dass man die Evolutionsbiologie auch anwenden könnte, um Erklärungen für gesellschaftliche Entwicklungen zu finden. Viele dieser Ideen gelten heute als überholt, die Diskussionen waren aber Anlass für eine Institutsgründung. Riedl hob 1990, ein Jahr nach Lorenz Tod, das KLI aus der Taufe, eine Denkwerkstatt für theoretische Fragen in der Biologie. Hier beschäftigt man sich mit der Frage, was das Leben denn eigentlich überhaupt ist. Die Basisfinanzierung erhält das Institut von einer Privatstiftung, die vollständig unabhängig ist von der Familie Lorenz. Doktoranden und Postdocs sind eingeladen, sich um ein Fellowship zu bewerben. STANDARD: Die Uni Salzburg hat Konrad Lorenz im Dezember 2015 posthum ein Doktorat aberkannt. Stand der Name Ihres Instituts jemals zur Debatte? Johannes Jäger: Nein. Der Name Konrad Lorenz reflektiert ja die Geschichte des Instituts. Eine Namensänderung würde in diesem Fall sicher nicht zur Vergangenheitsbewältigung beitragen, an der das Institut maßgeblich beteiligt war. Unsere Archive wurden intensiv genutzt für die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit von Lorenz. STANDARD: Die Uni argumentierte, Lorenz habe die aktive Mitgestaltung oder Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie verschwiegen. Hat man in Salzburg richtig oder falsch gehandelt? Jäger: Es ist nicht an uns, die Entscheidungen anderer akademischer Institutionen zu kommentieren. Konrad Lorenz war durchaus widersprüchlich. Er hat die Theorie vertreten, dass Menschen, wenn es ihnen zu gut geht, genetisch und moralisch degenerieren. Er hat da aus dem, was er für wissenschaftliche Gründe hielt, einen moralischen Verfall angeprangert. Das war nicht rassistisch im eigentlichen Sinn. Andererseits sprach er aber auch von der Aussonderung kranken Erbmaterials zur Erhaltung der Zivilisation. Das ist Eugenik, wie sie zwar gang und gäbe war in den Dreißigerjahren, aber auch im Nationalsozialismus praktiziert wurde. Lorenz war wohl eher ein Opportunist. Er war aber auch ein in seiner Zeit hervorragender Wissenschafter und Denker. STANDARD: Haben diese Ideen von Lorenz heute noch Geltung? Jäger: Er hat einzelnen Genen eine zu starke Wirkung zugeschrieben. Man weiß mittlerweile, dass Gene mit anderen Genen und mit der Umwelt interagieren und nur so Verhaltensmuster entstehen können. Das sind komplexe Netzwerke, über die wir noch recht wenig wissen. Wir wissen über einzelne Gene Bescheid, aber noch fast nichts darüber, wie sie einander ein- oder ausschalten während der Entwicklung des Organismus. Das Problem ist, dass man, wenn mehr als zwei bis drei Faktoren auf komplexe Art und Weise zusammenwirken, nichts mehr vorhersagen kann. Das KLI beschäftigt sich mit solchen Fragestellungen. STANDARD: Aber es gibt monogenetische Erkrankungen? Jäger: Eines der seltenen Beispiele ist der Veitstanz, also Chorea Huntington. Verstärkte Muskelbewegungen sind hier erste Krankheitssymptome. Wenn man einen Defekt eines bestimmten Gens entdeckt, kann man vorhersagen, dass diese Krankheit sicher ab dem 60. Geburtstag auftritt. Bei Phänotypen, wo mehrere Gene und die Umwelt einen Einfluss haben, ist dies nicht mehr so einfach. STANDARD: Sie selbst haben in den vergangenen Jahren evolutionsbiologische Entwicklungen von Fliegen im Labor studiert. Sie sind seit einem halben Jahr wissenschaftlicher Leiter des Konrad-Lorenz-Instituts und arbeiten daher ausschließlich theoretisch. Ist das nicht ein harter Schnitt in ihrer Biografie? Jäger: Die Jahre im Labor waren sehr spannend, haben aber auch viel Energie gekostet. Es war nämlich auch eine von Unsicherheiten geprägte Zeit, obwohl das Centre for Genomic Regulation (CRG) in Barcelona, meine letzte Arbeitsstätte vor dem Wechsel nach Österreich, eine recht solide Finanzierung hatte. Die Unsicherheiten entstanden durch die Projektfinanzierung und die Karriereentwicklung, die man an diesem Institut genauso wie an der Max-Planck-Gesellschaft und anderen renommierten wissenschaftlichen Institutionen verfolgt. Nach dem Postdoc gibt es eine Fünf-Jahres-Befristung für die Gruppenleiter. Da herrscht enormer Erfolgszwang, die Leute müssen so viel wie möglich publizieren und kommen aus dem Antragschreiben kaum mehr heraus. Das macht viele Wissenschafter kaputt. STANDARD: Wünschen Sie sich die alten Zeiten wieder zurück? Jäger: Nein. Die früher übliche Gangart, mit genügend Sitzfleisch und Beziehungen zu einer Fixanstellung zu kommen, hat nichts in einem modernen Wissenschaftsbetrieb verloren. Aber es müsste auch einen Mittelweg zwischen diesen Extremen geben, um den Produktionswahn in der Wissenschaft auf ein normales Level zu bringen. Ich sehe das KLI als einen Ort, wo Fellows für eine bestimmte Zeit Pause machen können von diesem akademischen Alltag und finanziert werden, um ungestört neue Ideen für wissenschaftliches Arbeiten zu haben. Die einzige Vorgabe: Es muss sich um theoretische Fragen in der Biologie handeln. Und wir müssen keine externen Projektfinanzierungen beantragen. Das ist ein Luxus.
7Wissenschaft
In dem Lokal befanden sich nur Mitarbeiter, verletzt wurde niemand. Stockholm – In einem Restaurant mitten in Stockholm ist in der Nacht zum Mittwoch ein Sprengsatz explodiert. Die Polizei fahndet nach einem unbekannten Täter. In der Nacht zum Mittwoch hatten die Ermittler einen Anruf bekommen, dass eine Person einen Sprengsatz in das Restaurant geworfen habe, sagte eine Polizeisprecherin in der schwedischen Hauptstadt der Deutschen Presse-Agentur. Es war nicht geöffnet, und niemand wurde verletzt, aber es befanden sich Mitarbeiter in dem Restaurant. Bombentechniker nahmen den Tatort unter die Lupe, um herauszufinden, was für ein Sprengkörper in dem Restaurant gelandet war. Wir wissen aber noch nicht, was da explodiert ist, sagte ein Polizeisprecher am späten Mittwochmittag. Wir haben einige Dinge vom Tatort mitgenommen, aber wir müssen sie erst untersuchen, um sicher zu sein, was es ist. Die Ermittler befragten die Angestellten des Restaurants und der Läden in der Umgebung – zunächst aber ohne Erfolg. Erkenntnisse erhofften sie sich von der Kameraüberwachung. Das Restaurant ist Teil des Berns, eines über 150 Jahre alten Etablissements, zu dem auch ein Hotel und ein Nachtclub gehören.
1Panorama
Die Gegenwart kommt beim Schwelgen in Erinnerungen zu kurz – Sonntag 22.45 in ORF 2. Es gehört zu den Privilegien der Veteranen, dass sie in Erinnerungen schwelgen dürfen. Darin findet sich immer jene Wehmut, die das Gefühl begleitet, dass es früher besser war. Die am Sonntag im ORF 2 ausgestrahlte Dokumentation Meine Leopoldstadt über den zweiten Wiener Gemeindebezirk bot reichlich von dieser Nostalgie. An einem Tisch zu sitzen kamen in der Leopoldstadt aufgewachsene Erzähler wie Jazz Gitti, Lydia Kolarik vom Schweizerhaus, Louie Austen und der Künstler Rudi Holdhaus. Zusätzlich memorierten der Autor Robert Menasse und Richard Lugner ihre Kindheit im zweiten Bezirk. Mit den von Regisseur Chico Klein unterfütterten historischen Beiträgen ergab das ein individuell gefärbtes Mosaik der Leopoldstadt. Menasse klärte volksbildnerisch über die Geschichte der Marienbrücke auf, Lugner darüber, wo im Zweiten man am besten einen lädierten Fiat Topolino im dritten Gang anstartet. Holdhaus besuchte Orte seiner Kindheit und zeigte, was daraus geworden ist. Die Gegenwart kam dabei zu kurz. Warum ziehen heute so viele Leute in den Zweiten, warum boomt der Bezirk? Warum kamen keine jener Menschen zu Wort, die den Bezirk heute mitgestalten und lebenswert machen? Das Angebot an Lokalbetreibern und den Bezirk prägenden Personen und Phänomenen ist ja nicht gerade klein. Andererseits ist es den Leopoldstädtern wahrscheinlich lieber, ihre kleinen Alltagsgeheimnisse bleiben solche. Die vielen Busse, die bewegungsfaule Touristen tagtäglich auf Fotosafari durch den Hieb kutschieren, empfinden manche Bewohner auch ohne aktive Beteiligung der Gäste am Bezirksleben bereits als Belästigung.
6Etat
ÖFB-Teamspieler wegen einer Erkältung nicht im Training. Bremen – Der deutsche Fußball-Bundesligist Werder Bremen bangt vor dem Heimspiel gegen den FC Ingolstadt am Samstagnachmittag (15.30 Uhr) um den Einsatz von Mittelfeldspieler Zlatko Junuzovic. Der ÖFB-Legionär kann derzeit wegen einer Erkältung nicht am Training teilnehmen. Wir haben noch Hoffnungen, aber ich gehe nicht davon aus, dass er dabei ist, sagte Werder-Trainer Viktor Skripnik am Donnerstag.
4Sport
Titelverteidigung nach 9:10-Niederlage in Paris gegen Frankreich außer Reichweite – England Tabellenführer. Paris/Cardiff – Das von Chefcoach Guy Novès in Aussicht gestellte Flair machte sich zwar rar, doch Frankreichs Rugby-Nationalmannschft gewann am Samstag auch ihr zweites Match in den Six Nations 2016. Und das nicht gegen irgend jemanden, sondern gegen den regierenden Champion Irland, der sich am Ende 9:10 geschlagen geben musste. Lange deutete nicht viel darauf hin, denn die Gäste waren seit der 15. Minute ununterbrochen in Führung gelgen, ehe der einzige Try der Partie durch Maxime Medard im Finish den Umschwung brachte (70.). Es war nicht allzu hübsch anzusehen, was sich im regnerischen Stade de France abspielte. Die Iren hatten im Scrum die Oberhand und kontrollierten so recht kommod das Geschehen. Frankreich kam nicht in die Partie, konnte sich ohne Ballbesitz logischerweise auch nicht entfalten. Die Backs waren kaum involviert, das galt auch für den flamboyanten Flügel Virimi Vakatawa, den Novès aus Frankreichs 7er-Team in seinen Kader gelotst hatte. Zu tief steckten er und seine Kameraden zumeist in ihrer eigenen Spielhälfte fest. Die Blauen hielten mit Härte dagegen, ihre Tacklings schrammten mehrfach sehr knapp an den Grenzen der Regularität entlang. Darüber hinaus ging es zweifellos, als Irlands Spielmacher Johnny Sexton durch Yoann Maestri von hinten zu Boden gebracht wurde und vom Ball weit und breit nichts zu sehen war. Eine Gelbe Karte wäre angebracht gewesen, doch keiner der Referees hatte etwas gesehen. Manchmal roch das alles doch sehr nach einem ungesunden Überfluss von Motivation. Sexton hatte mit drei Penaltykicks für neun Punkte gesorgt (15., 29., 39.), sein Gegenüber Jules Plisson konnte allein mit einem solchen dagegenhalten (32.). Eine weitere Möglichkeit ließ er kurz vor der Pause ungenützt, 3:9 also der Stand. Frankreich wirkte zwar fokussierter als vor einer Woche gegen Italien, als man am selben Ort mit Ach und Krach ein 23:21 herausgewurschtelt hatte, ein bisschen wuchs die Equipe vielleicht auch mit dem Gegner. Sehenswertes gelang aber allzu selten. Keine schnellen Bälle, stattdessen umso mehr Knock-ons. Das sind Situationen, in denen ein Spieler den Ball nicht kontrollieren kann und dieser nach vorne wegspringt. Sein sofortiger Verlust ist die Folge. All das spielte der irischen Taktik in die Hände, den Gegner zu Fehlern zu zwingen. Die Champions blieben wie erwartet jederzeit diszipliniert und verstopften alle Kanäle für mögliche Offensivaktionen. Allerdings verlor man bereits in den ersten 40 Minuten Sean OBrien (Oberschenkel) und nach einem weiteren brutalen Tackle Dave Kearney (Schulter) mit Verletzungen. Die zweite Halbzeit sah zunächst mehr von demselben. Sexton griff nun öfter auf den guten alten Garryowen zurück, einen steil nach oben abgeschickten Kick, unter dem die Angreifer auf die letzten Männer des Gegners zustürmen und versuchen, ihnen ein Fangen des sich wieder senkenden Balles zu verunmöglichen. Gerade bei schmierigen Verhältnissen wie an diesem Nachmittag ist das ein ideales Mittel, um das verteidigende Team gehörig unter Druck zu bringen. Zählbares kam aber nicht dabei heraus. Dann wurde Mike McCarthy nach einem Zusammenprall ausgeknockt, der nächste Aderlass auf Seiten der diesbezüglich bereits schwer in Mitleidenschaft gezogenen Gäste. Nach einer Stunde kam Irland erstmals wirklich in Schwierigkeiten, erreichten die Franzosen endlich die irische 22-Meter-Zone, Synonym für: jetzt könnte etwas gehen. Um jeden Zentimeter Fortschritt beinhart kämpfend, näherte man sich langsam aber doch der Trylinie. Ein Haufen Leiber lag schließlich aufeinandergeschichtet genau zwischen den Malstangen, es war nicht zu sehen, ob ein Franzose den Ball irgendwo ganz unten hinter der Linie zu Boden hatte bringen können. Als selbst der Video-Referee w.o.-gegeben hatte, blieb dem Unparteiischen nur eine Entscheidung: Scrum statt Try. Aber es war nun Leben im Stade, ein Funke war übergesprungen, die Crowd versammelte sich endlich hinter ihrem Team. Die Marseillaise schallte durchs Rund. Es war offensichtlich: die entscheidende Phase war angebrochen. Die Franzosen setzten alles daran, den Versuch zu erzwingen. Nach dem vierten Scrum ergab sich endlich eine Option zu rennen. Schnell war der Ball aus dem Gedränge gekommen, und Medard marschierte nach einem ebenso flotten Pass zur Erlösung. Die Conversion war kein Problem für Plisson, Frankreich führte. Es hatte sich gerächt, dass die Iren ihre Überlegenheit nicht in mehr Punkte umgesetzt, sich stattessen auf das Management ihres Vorsprungs verlegt hatten. Frankreich hingegen profitierte von seiner potenten Ersatzbank, die mit einer Reihe starker Forwards bestückt war. Bereits in der 44 Minute hatte Novès seine Props ausgewechselt, die ihre Gegenüber in der Folge mehr und mehr zermürbten. Sexton erwischte es dann auch noch, erschüttert an Kopf und Genick wankte er vom Feld. Die Iren, die seit fünf Jahren nicht mehr gegen Frankreich verloren hatten, bekamen nun keinen Zugriff mehr. Unter Chorälen der Ränge brachten die Blauen den zweiten knappen Sieg im zweiten Match der Nations 2016 über die Runden. Doch auch solche bringen zwei Punkte für die Tabelle – und einen massiven Schub für das französische Selbstvertrauen. Schließlich sind Erfolge immer noch der geschmeidigste Katalysator für ein Team im Aufbau. Für Irland hingegen, 2014 wie 2015 die Nummer eins im europäischen Rugbykonzert, scheint der dritte Titel in Folge bereits jetzt unerreichbar. Bereits vor einer Woche beim 16:16 gegen Wales in Dublin hatte man nicht gewonnen. Die Waliser ihrerseits verlängerten im zweiten Spiel des Tages die Niederlagenserie Schottlands mit einem 27:23-Sieg in Cardiff auf nunmehr neun Matches, ein neuer Negativrekord für die Geschichtsbücher. Tries von Jamie Roberts und George North in der zweiten Halbzeit brachten die Entscheidung. Die Schotten konnten lange überraschend gut mithalten, Wales überzeugte erneut nicht wirklich. Immerhin: die Dragons sind ein Mitfavorit, der noch im Rennen ist. Am Sonntag setzte sich England an die Tabellenspitze, bezwang Italien in Rom am Ende klar mit 40:9 (11:9). 50 Minuten lang konnten die Azzurri die Partie offenhalten, dann aber öffneten sich den Gästen Tür und Tor. Der zweite Try für England durch Jonathan Joseph in der 53. Minute ließ das Match zu einem gänzlich anderen werden, der Centre legte noch zwei weitere Versuche zum Hattrick nach (58., 71.). Am Ende lief alles doch wieder so, wie in den 21 früheren Vergleichen der beiden Nationen, gewonnen allesamt von England. (Michael Robausch, 14.2. 2016) Link: Tabellenstand
4Sport
Verfassungsausschuss des Nationalrats vertagte mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP einen Antrag der Grünen, in dem eine Abschaffung dieser Ämter vorgesehen ist. Wien – Die sehr gut bezahlten, aber ohne Machtbefugnisse und nur mit Kontrollrechten ausgestatteten Posten als nicht amtsführende Stadträte wird es trotz großer Debatten in Wien weiterhin geben. Der Verfassungsausschuss des Nationalrats hat am Montag einen Antrag der Grünen, der eine Abschaffung dieser Ämter vorsieht, erneut vertagt. Unterstützt wurde der grüne Antrag von den Neos. Die Entscheidung zur Vertagung wurde mit einer SPÖ-ÖVP-Mehrheit getroffen. Dabei hatte sich Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) für eine Abschaffung des Proporzes ausgesprochen. Dafür ist aber nicht nur eine Neuregelung der Wiener Stadtverfassung, sondern auch der Bundesverfassung (BVG) notwendig. Dafür ausschlaggebend ist Wiens Sonderstatus als Land und Stadt: Laut Artikel 117 BVG muss jede im Gemeinderat vertretene Partei auch im Gemeindevorstand – in Wien ist das der Stadtsenat – vertreten sein. In der zu Ende gehenden Legislaturperiode stellte die rot-grüne Regierung acht amtsführende Stadträte – darunter Maria Vassilakou als einzige grüne Stadträtin. Der FPÖ gebührten drei Posten als nicht amtsführende Stadträte, der ÖVP einer. Bleibt der neue Stadtsenat wie von Häupl angekündigt bei zwölf Mitgliedern, verliert die SPÖ aufgrund des Wahlergebnisses einen amtsführenden Stadtratsposten. Die Freiheitlichen gewinnen ein Amt und halten künftig bei vier nicht amtsführenden Stadträten. Mit Johann Gudenus erhält einer davon zusätzlich den Posten eines Vizebürgermeisters. Die Freiheitlichen im Bund sowie in der Stadt sprechen sich für den Proporz aus.
5Inland
Der neue Gesetzesentwurf enthält zahlreiche Verbote. Juristen ziehen bereits düstere Parallelen zu Russland. Die Einladung zur Diskussion über den umstrittenen chinesischen Gesetzesentwurf zu Rechten und Pflichten ausländischer Nichtregierungsorganisationen (NGOs) kam überraschend – und kurzfristig: Schon am nächsten Tag mögen sich die Vertreter der Schanghaier Generalkonsulate von Deutschland, den USA und Großbritannien mit Polizeiminister Guo Shengkun sowie mit den Vizeministern des Außen- und Zivilministeriums und Schanghais Bürgermeister treffen. Ebenso kurzfristig wurden auch die Vertreter der Mercator-Stiftung sowie von zwei NGOs und mehrere Wirtschaftsdelegierte eingeladen. Thema der ungewöhnlichen, zweistündigen Konferenz war dann das im zweiten Entwurf vorliegende, bald verabschiedungsreife neue chinesische NGO-Gesetz. Kritiker nennen es eine Bedrohung für die Nichtregierungsorganisationen und werten es als Zeichen für die innenpolitische Verhärtung und als ideologische Hürde für die weitere Reform und Öffnung des Landes. Polizeiminister Guo versicherte, dass hinter dem neuen Gesetz nur gute Absichten steckten, um die Arbeit der NGOs und ihren Rechtsstatus zu schützen. Chinas Regierung würde ihr Engagement hochgradig anerkennen, und er fügte hinzu: Wir heißen NGO-Initiativen willkommen und unter-stützen sie, wenn sie zum freundschaftlichen Austausch und zur Kooperation zu uns kommen – und wenn sie sich an Chinas Recht halten. Doch die Gegner des Gesetzes sagen, dass es die zivilen Organisationen mit ihren 24 vage formulierten Verboten unter Generalverdacht stelle: Die Polizei entscheide, ob eine NGO gegen das Gesetz verstößt. Tatsächlich darf sie Büros auf Verdacht hin durchsuchen, Unterlagen und Bankkonten inspizieren, Pläne einsehen und Mitarbeiter befragen. Rechtsgrundlage: Das neue Gesetz unterstellt die Kontrolle über Auslands-NGOs den Sicherheitsbehörden – bisher war das Zivilministerium zuständig. China rücke so dem Polizeistaat näher, heißt es. Betroffen sind derzeit rund 7.000 Nichtregierungsorganisationen aller Art, auch Stiftungen und Wirtschaftsverbände. 1.000 sind sogenannte 100-Prozent-Auslands-NGOs. Alle anderen arbeiten mit dem Ausland wenigstens teilweise zusammen. Die weltweite Kritik an solchen Gesetzen, die der Willkür Tür und Tor öffnen, hat Chinas Image als Reformstaat belastet. Mit der unauffällig in Schanghai einberufenen Konferenz startete Polizeiminister Guo nun eine Propagandaoffensive zur Schadensbegrenzung: Motto: China mag die NGOs. Auslandskorrespondenten wurden allerdings nicht eingeladen – im Gegensatz zu chinesischen Fernseh- und Zeitungsjournalisten, die später sogar auf den Titelseiten die von Peking erwünschte Botschaft brachten, wie positiv ausländische NGOs doch gesehen würden. Das Parteiblatt Global Times lobte gar: China mag sie und verhält sich ihnen gegenüber besonders tolerant. Ein Termin, wann das NGO-Gesetz in Kraft tritt, wurde bisher nicht genannt – und auch nicht, ob sich an den 67 Paragrafen des Entwurfs noch etwas geändert hat. Die Schanghaier Diplomaten sprachen die internationalen Bedenken gegen das neue Gesetz an. Xu Xianming, Vizeleiter der Gesetzgebungskommission im chinesischen Volkskongress, gab ihnen als Antwort, dass gegen den NGO-Gesetzesentwurf nur einige Hundert Einsprüche eingegangen seien – weit weniger als bei anderen neuen Gesetzen. Er wertete dies als Zeichen der überwiegenden Zustimmung der Bevölkerung. Xu erwähnte aber nicht, was aus dem kollektiv unterzeichneten Einspruch von 30 Anwälten aus 13 Provinzen Chinas wurde: Sie schrieben, dass die Lex Auslands-NGOs – Teil eines Pakets von 2015 auf den Weg kommenden nationalen Sicherheits- und Internetgesetzen – nicht zur Politik der Reform und Öffnung passt. China gehe repressiver gegen NGOs vor als Russland. Die Anwälte, die ihren Einspruch auch ins Internet stellten, fanden auch das überhastete Tempo verdächtig, mit dem Peking den Gesetzesentwurf durch das Parlament getrieben hat. Am 30. Oktober 2013 sei das Gesetz nicht einmal in der Planung des Volkskongresses enthalten gewesen, außerdem würden die vielen Verbote gegen die NGOs nicht das Selbstbewusstsein China als große und aufsteigende Nation widerspiegeln.
2International
19-Jähriger im Cup als erster Österreicher für den Großklub im Einsatz – Trainer Benitez setzt nicht spielberechtigten Kicker ein. Cadiz – In der 77. Minute des Cup-Duells mit Cadiz war es so weit: Der 19-jährige Philipp Lienhart lief als erster Österreicher für Real Madrid ein. Seit 2014 kickt der Innenverteidiger für den Nachwuchs der Königlichen, er gehört in der von Zinedine Zidane gecoachten B-Truppe, die in der dritten Liga spielt, zum Stammpersonal. Begünstigt durch verletzungsbedingte Ausfälle hat der ÖFB-U21-Teamspieler eine Chance in der Kampfmannschaft bekommen. Er wurde für James Rodriguez eingewechselt. Schon einmal hatte Benitez den Ex-Rapidler Mitte Oktober für das Ligaspiel gegen Levante in seinen Kader geholt, damals saß er aber nur auf der Bank. Gesperrter Spieler traf Ob Real den 3:1-Sieg im Viertrunden-Hinspiel des Cupbewerbs beim Drittligisten am Mittwoch in guter Erinnerung behalten wird, ist aber eine andere Frage. Trainer Rafael Benitez stellte den offenbar nicht spielberechtigten Dmitri Tscheryschew auf. Nun droht der Ausschluss aus dem Bewerb. Der Russe hatte in der Vorsaison als Leihgabe an den FC Villarreal drei gelbe Karten in der Copa del Rey kassiert und wäre damit in Reals Auftaktspiel gesperrt gewesen. Das fiel allerdings erst auf, nachdem Tscheryschew in der zweiten Minute das Führungstor für Real geschossen hatte. Dabei hatte Spaniens Verband die Sperre des Stürmers offiziell verkündet. Davon wussten wir nichts. Villarreal und der Verband haben uns nicht gewarnt, sagte Benitez: Als wir davon erfahren haben, haben wir ihn ausgewechselt, um unseren guten Willen zu demonstrieren. Emilio Butragueno, Reals Direktor für institutionelle Beziehungen, bestätigte Benitez Darstellung. Ich möchte betonen, dass auch Tscheryschew nichts von einer möglichen Sperre wusste, sagte er. Die Cadiz-Fans skandierten höhnisch: Benitez, schau mal auf Twitter! Der Real-Coach nahm Tscheryschew zwar kurz nach Anpfiff der zweiten Halbzeit vom Platz, viel nützen dürfte ihm das aber nicht. Für ein vergleichbares Vergehen war in der laufenden Saison bereits Zweitligist CA Osasuna aus dem Cup verbannt worden. Sollte Reals Ausschluss perfekt werden, könnte dies Benitez den Job kosten. Cadiz hat wie erwartet am Donnerstag Einspruch gegen die Spielwertung eingelegt. Was Reals total verkorksten Auftritt noch kurioser machte: Auf der Bank saß in Borja Mayoral ein weiterer wohl nicht spielberechtigter Akteur – der Youngster hatte im Nachwuchs-Cup Rot gesehen. Wiederholungstäter Benitez Zudem ist es nicht das erste Mal, dass Benitez ein fataler Wechselfehler unterlief. Als Trainer des FC Valencia hatte er im Pokal-Zweitrundenmatch 2001/02 gegen Novelda in der 91. Minute den Rumänen Dennis Serban als vierten Nicht-EU-Ausländer eingewechselt, das Spiel wurde 0:3 gegen Valencia gewertet. Der unter den Spielern nicht sonderlich beliebte Benitez steht nicht erst seit der 0:4-Pleite im Clasico gegen den FC Barcelona unter Druck.
4Sport
"Wichtige Informationen ignoriert". Kiew – Russland wehrt sich weiter gegen die Erkenntnisse des niederländischen Abschlussberichts zum MH17-Abschuss über der Ostukraine. Der Bericht sei unvollständig, sagte der Vizechef der Luftfahrtbehörde, Oleg Stortschewoj, am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge in Moskau. Wichtige Informationen – etwa über Raketenteile und Explosionssplitter – seien ignoriert worden. Russland hatte früher behauptet, ein ukrainischer Kampfjet oder ukrainische Regierungseinheiten hätten im Juli 2014 das malaysische Passagierflugzeug MH17 abgeschossen – und nicht die moskautreuen Separatisten. Die ukrainische Regierung und westliche Staaten werfen Russland vor, den Verdacht von den Aufständischen ablenken zu wollen. Der Separatistenführer Alexander Sachartschenko wies eine Beteiligung der Aufständischen am MH17-Absturz erneut zurück. Wir haben es schon einmal gesagt und sagen es wieder: Wir haben dieses Flugzeug nicht abgeschossen, sagte er in Donezk. (APA, 14.10.2015)
2International
Der britische Ökonom widmet sich der Frage, wie Armut entsteht und wie sie am besten zu bekämpfen ist. Stockholm – Der britische Ökonom Angus Deaton, der derzeit an der Princeton University in den USA lehrt, ist am Montag in Stockholm als Wirtschaftsnobelpreisträger des Jahres 2015 verkündet worden. Der 1945 in Edinburgh geborene Deaton studierte Ökonomie an der Cambridge University und promovierte dort 1974. 2009 wurde er zum Präsidenten der American Economic Association gewählt. Deatons Forschungsinteressen sind Gesundheits- und Entwicklungsökonomie sowie die Befragung und das mikroökonomische Verhalten von Haushalten. Deaton erhält den Preis für seine Analyse von Konsum, Armut und Wohlfahrt, sagte Göran Hansson, Generalsekretär der Nobel-Akademie. Der diesjährige Preis handelt von Konsum im Großen und Kleinen. Um Politik so zu gestalten, dass sie für Wohlstand sorge und Armut senke, müsse man zunächst die individullen Konsumentscheidungen der Menschen verstehen, so Hansson in seiner Würdigung. Mehr als jeder andere habe Deaton zu diesem Verständnis beigetragen. Deaton nutzte für seine Ergebnisse die Befragung von Haushalten in Entwicklungsländern. Mithilfe von Daten zu den Konsumausgaben habe er Lebensstandard und Armut berechnet, erklärte die Akademie. Der Brite lehrt seit 30 Jahren in Princeton und hat einen herausragenden Ruf in der Wachstums- und der Glücksforschung. Eine der Fragen, die er stellte, lautet: Warum gibt es heute noch extreme Armut auf der Welt? Seine These: Es fehlt nicht am Geld, sondern daran, dass es sinnvoll eingesetzt wird. Armutsbekämpfung auf dem falschen Weg In seinem 2013 erschienen Buch The Great Escape unternimmt Deaton einen Streifzug durch die Menschheitsgeschichte von Wachstum und Gesundheit und stellt die Frage, wie Armut überhaupt entsteht und wie einige Leute reicher werden als andere. Er sieht die Menschheitsgeschichte als eine Flucht aus Armut und Krankheit. Dass die Reichen den Armen mehr Geld abgeben, könne die Probleme nicht beheben, glaubt Deaton. Deshalb sieht er die Armutsbekämpfung auf dem falschen Weg. Am wichtigsten sei, nicht im Weg zu stehen und die Armen sich selbst helfen zu lassen. Viel zu oft richte Entwicklungshilfe mehr Schaden an, als sie nutze. Den reichen Ländern habe schließlich auch niemand Vorschriften darüber gemacht, wie sie sich zu entwickeln hätten. Konkret hieße das: Produkte aus Entwicklungsländern leichter ins Land, lassen, weniger Zölle erheben. Die Industrieländer könnten auch ihren Pharmafirmen Anreize geben, um wirksame Mittel gegen Armutskrankheiten wie Malaria und Tuberkulose zu entwickeln. Geld direkt in die armen Länder zu schicken sei der falsche Weg. Länder mit guter Politik könnten ihre Armut selbst bekämpfen, Ländern mit schlechter Politik helfe auch das Geld nicht. Preis der Reichsbank Die Auszeichnung geht, anders als die klassischen Nobelpreise, nicht auf das Testament von Alfred Nobel (1833–1896) zurück. Den Preis stiftete die schwedische Reichsbank erst 1968. Der auch wegen der nachträglichen Stiftung umstrittene Wirtschaftspreis wird von der Nobel-Stiftung offiziell nicht als Nobelpreis eingestuft. Er heißt daher Preis der Reichsbank Schwedens für die ökonomische Wissenschaft zum Andenken an Alfred Nobel. Verliehen wird die mit acht Millionen schwedischen Kronen (rund 860.000 Euro) dotierte Auszeichnung gemeinsam mit den anderen Nobelpreisen am 10. Dezember, dem Todestag Nobels. Die Vergabe des Preises an den Briten Deaton setzt eine mit dem Franzosen Jean Tirole im Vorjahr soeben erst begonnene Tradition fort. Denn zumeist geht der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften an einen US-Forscher.
3Wirtschaft
Wirtschaft dagegen: "Wenn etwas kein großes Thema ist, muss ich es auch nicht gesetzlich regeln". Wien – Der Vorschlag von Wifo-Chef Karl Aiginger, nach zehn Jahren Betriebszugehörigkeit ein Recht auf Teilzeit oder eine Auszeit (Sabbatical) einzuführen, wird von der Gewerkschaft begrüßt. Man habe diese Forderung in der Vergangenheit bereits wiederholt eingebracht, sei aber immer am Widerstand der Wirtschaft gescheitert, sagte der Leitende ÖGB-Sekretär Bernhard Achitz am Donnerstag im Gespräch mit dem STANDARD. Derzeit nur für Eltern Rechtsanspruch Derzeit gibt es den Rechtsanspruch nur bei der Elternteilzeit (wobei er laut Regierungsprogramm sogar vom siebenten auf das fünfte Lebensjahr des Kindes verkürzt werden soll). Andere Formen der Arbeitszeitreduktion benötigen die Zustimmung des Arbeitgebers. Auch bei der Bildungskarenz muss die Firma ihren Sanktus geben. Achitz wäre für einen generellen Rechtsanspruch, allerdings mit Einschränkungen. So müsse man wohl auf die Betriebsgröße Rücksicht nehmen, so der ÖGB-Experte. Bei der Elternteilzeit gibt es den Anspruch, wenn der Betrieb mindestens 20 Mitarbeiter hat. Achitz: Wenn es dort funktioniert, wird es wohl bei anderen Formen der Teilzeit auch funktionieren. Keine Alternative zur sechsten Urlaubswoche Die von Aiginger ins Spiel gebrachte Mindestbetriebszugehörigkeit von zehn Jahren wäre auch für Achitz denkbar. Als Alternative zur Gewerkschaftsforderung nach einem leichteren Zugang zur sechsten Urlaubswoche will er das Teilzeitthema aber nicht verstanden wissen. Man muss alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, die die Arbeitsfähigkeit der Menschen erhalten. Rolf Gleissner, Sozialexperte bei der Wirtschaftskammer, sieht hingegen keinen Handlungsbedarf. Sabbaticals würden in der Praxis keine große Rolle spielen, sagt er. In Deutschland habe man Auszeiten mit dem Zeitwertkonto fördern wollen, tatsächlich sei es dann aber vor allem für Frühpensionen genutzt werden. Auch in anderen Ländern habe man derartige Erfahrungen gemacht. Rattenschwanz an weiteren Regeln Die Umstellung von Vollzeit auf Teilzeit funktioniere auch jetzt schon, ist der WKO-Experte überzeugt. Wer will, findet eine Lösung. Daher gelte aus seiner Sicht: Wenn etwas kein großes Thema ist, muss ich es auch nicht gesetzlich regeln. Sobald man nämlich einen Rechtsanspruch einführe, löst das einen Rattenschwanz an weiteren Regeln und Problem aus. Uneinig sind sich ÖGB und WKO auch beim Thema Überstunden. Aiginger schlägt vor, die steuerliche Begünstigung zu streichen, um Mehrarbeit weniger attraktiv zu machen. Gleissner hat dafür durchaus Verständnis: Wenn ich die Arbeitsstunden reduzieren will und Mehrarbeit gleichzeitig steuerlich begünstige, ist das eindeutig ein Widerspruch. Achitz hingegen will vor allem bei den Arbeitgebern ansetzen: Sie ordnen Überstunden an, daher muss man die Attraktivität für die Arbeitgeber reduzieren. Die Gewerkschaft plädiert daher für einen Überstunden-Euro, also eine Verteuerung jeder Überstunde um einen Euro.
3Wirtschaft
"Kurier"-Fotograf Jürg Christandl hat den FPÖ-Chef geklagt, der Immunitätsausschuss beschäftigt sich damit am 14. Oktober. Wien – Der Immunitätsausschuss des Nationalrats beschäftigt sich am 14. Oktober mit dem Ersuchen des Wiener Straflandesgerichts nach Auslieferung von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Grund ist eine Privatanklage von Kurier-Fotograf Jürg Christandl wegen übler Nachrede, nachdem Strache ein Foto von Asylwerbern bei einer FPÖ-Protestaktion als gestellt bezeichnet hatte. In der Causa geht es um eine Protestaktion der Freiheitlichen vor einem Flüchtlingsquartier in Wien-Erdberg. Ein Kurier-Bild – es zeigte ein Flüchtlingskind und zwei erwachsene Flüchtlinge vor FPÖ-Anhängern, die Nein zum Asylantenheim-Schilder hochhalten – sorgte in der Folge für breite Kritik an den Freiheitlichen. In der Folge sprach Strache sowohl im ORF-Talk Im Zentrum als auch in der Zeit im Bild 2 von einer inszenierten Aufnahme. Christandl wies den Vorwurf der Manipulation zurück und ging vor Gericht. Das Straflandesgericht hat schriftlich um eine Entscheidung des Immunitätsausschusses gebeten. Die inkriminierte Handlung stehe nicht offensichtlich in keinem Zusammenhang mit der politischen Tätigkeit des Abgeordneten, heißt es in der Anfrage, daher ist eine solche notwendig. Anders sieht das die FPÖ, die bereits im August erklärt hatte, sie werde dem Auslieferungsbegehr sicher nicht zustimmen. Denn die Aussagen Straches seien ganz offensichtlich in einem politischen Zusammenhang getroffen worden, betonte damals FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl. Beschäftigten wird sich der Immunitätsausschuss darüber hinaus auch mit dem Auslieferungsbegehr der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt zur behördlichen Verfolgung des FPÖ-Abgeordneten Christian Höbart. In dieser Causa geht es um Vorwürfe der Urkundenfälschung und -unterdrückung sowie um Verbreitung falscher Nachrichten bei einer Wahl oder Volksabstimmung im Zusammenhang mit den niederösterreichischen Kommunalwahlen vom 25. Jänner in Guntramsdorf, wo Höbart Ortsparteiobmann der Freiheitlichen ist. Eine Frau soll ohne ihr Einverständnis auf eine FPÖ-Wahlliste gesetzt und ihre Unterschrift bei der entsprechenden Einverständniserklärung gefälscht worden sein, so der Vorwurf laut einer Anzeige.
5Inland
Im zweiten Quartal ist die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent gestiegen. Berlin – Die deutsche Wirtschaft hat ihr Wachstumstempo nach Einschätzung der Bundesregierung im Frühjahr wohl nicht steigern können. Das Bruttoinlandsprodukt sei im abgelaufenen zweiten Quartal voraussichtlich wie zu Jahresanfang um etwa 0,3 Prozent gestiegen, teilte das Finanzministerium am Montag in seinem Monatsbericht mit. Die Experten ließen damit erstmals eine aktuelle und konkrete Prognose der Regierung für den Zeitraum April bis Juni durchblicken. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht die Daten zum Bruttoinlandsprodukt Mitte August. Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin im Aufschwung, schrieben die Ministeriums-Experten. Die Erholung werde sich im Jahresverlauf fortsetzen. Die Bundesregierung geht davon aus, dass die Konjunktur in diesem und im nächsten Jahr jeweils um 1,8 Prozent anzieht.
3Wirtschaft
Polizeiaufgebot sicherte Jagdveranstaltung von Mensdorff-Pouilly im Burgenland wegen "allgemeiner Gefahr". Wien – Die Jagd, die Alfons Mensdorff-Pouilly am Samstag im burgenländischen Bildein veranstaltet hat, zieht weite Kreise. Nach einer Anzeige gegen Mensdorff wegen Tierquälerei werden jetzt auch Parlament und Innenministerium mit der Causa befasst. Der Grüne Peter Pilz stellt eine Anfrage betreffend Platzverbot für Gatterjad. Bei der Veranstaltung waren in einem Gatter Wildschweine aus einem Zuchtbetrieb sowie Rehe, Hirsche und andere Tiere von Treibern vor die Flinten der Jagdgäste getrieben worden, die von Hochständen aus schossen. Um empörte Tierschützer fernzuhalten, rückte die Polizei mit einem Großaufgebot aus und erließ ein Platzverbot unter Berufung auf das Sicherheitspolizeigesetz. Dieses Platzverbot sei rechtswidrig gewesen, behauptet Pilz. Die allgemeine Gefahr für Leben oder Gesundheit mehrerer Menschen, auf die sich die Polizei berief, setze gefährliche Angriffe voraus. Wenn schon, dann seien diese von der Jagdgesellschaft zu erwarten gewesen. Also hätte die Jagd – und nicht der Protest dagegen – verboten werden müssen. Pilz verweist in seiner Anfrage an die Innenministerin auch auf die Situation in Spielfeld. Dort fehlten Polizisten. Pilz: Warum ist Ihnen die Geschäftssicherheit Mensdorff-Pouillys wichtiger als die öffentliche Sicherheit Österreichs? (völ, 10.11.2015)
5Inland
Kritiker sprechen von "Annexion durch die Hintertür". Jerusalem – Die israelische Knesset-Partei Jüdisches Heim (HaBajit haJehudi) will den Geltungsbereich israelischer Gesetze künftig automatisch auf die Siedlungen in besetzten Gebieten ausdehnen. Das Vorhaben stieß am Montag auf heftige Kritik von Opposition und palästinensischen Medien. Justizministerin Ayelet Shaked hatte am Sonntagabend angekündigt, binnen Jahresfrist sollten alle von der Knesset verabschiedeten Gesetze auch in der komplett von Israel verwalteten Zone des palästinensischen Gebiets gelten. In diesem sogenannten C-Gebiet, das 60 Prozent der Fläche des besetzten Westjordanlands ausmacht, leben inzwischen rund 400.000 Israelis in Siedlungen, die international als völkerrechtswidrig und als ein Haupthindernis für eine friedliche Lösung des Nahost-Konflikts angesehen werden. Ein Gesetzentwurf werde in Kürze abgestimmt mit dem Verteidigungsministerium in die parlamentarische Beratung eingebracht, erklärte die Justizministerin. Shakeds Parteichef, Bildungsminister Naftali Bennett, unterstützte den Vorstoß: Es gehe darum, eine Anomalie zu beenden, sagte er am Montag im staatlichen Radio. Derzeit gelten in den Siedlungen Erlasse der Militärverwaltung, die sich am israelischen Zivilrecht orientieren. Bennett erklärte, es gehe darum, diese Anpassung zu beschleunigen und zu automatisieren. Für die palästinensische Bevölkerung soll weiterhin die Militärjustiz zuständig sein. Der liberale Oppositionsabgeordnete Jaakov Peri, früherer Chef des Inlandsgeheimdienstes, kritisierte, die angestrebte Gesetzesänderung sei eine Annexion unter der Hand. Auch die meistverkaufte Tageszeitung Yediot Ahronot bezeichnete das Vorhaben als Annexion durch die Hintertür. Die Schlagzeilen der palästinensischen Presse waren ebenfalls dem Vorhaben gewidmet. Die Regierungszeitung Al-Hayat al-Yadida nannte ihn eine politische Bombe, die letztlich darauf ziele, das Westjordanland Israel einzuverleiben.
2International
Youtuber nutzt Universal Windows Platform auf Entwicklerkonsole. Die Xbox One nutzt gleich mehrere Betriebssysteme und Firmwares, um Anwendungen parallel und plattformübergreifend laufen zu lassen. Seit dem großen Update von vergangenem Herbst nutzt Microsofts Konsole ein Interface basierend auf Windows 10. Eine Reise zurück in die Vergangenheit ist nun einem Youtuber mit dem Namen Vcfan geglückt. Ihm ist es gelungen, eine virtuelle DOS-Maschine auf der Konsole zum Laufen zu bringen, mittels der er schließlich Windows 95 und die eine oder andere verstaubte Software wie Duke Nukem 3D starten konnte. Gelungen ist dem User dies allerdings nur mit einer Entwicklerkonsole der Xbox One, die bereits eigens kreierte Anwendungen auf Basis der Universal Windows Platform (UWP) unterstützt, die auf allen Windows-10-Systemen funktionieren. Kommenden Sommer will Microsoft die UWP-Unterstützung für alle Xbox-One-Konsolen frei geben. Wie uneingeschränkt man die Funktion nutzen können wird, bleibt allerdings abzuwarten.
0Web
Koordinator Clapper: Jihadisten "ziemlich geschickt" beim Fälschen von Pässen. Washington – Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) schleust nach Angaben von US-Geheimdienstkoordinator James Clapper als Flüchtlinge getarnte Kämpfer nach Europa ein. Clapper sagte am Dienstag bei einer Anhörung im US-Senat, dass die IS-Miliz den Flüchtlingsstrom ausnutzt. Außerdem seien die Jihadisten ziemlich geschickt bei der Herstellung falscher Pässe, mit denen sie ihre Kämpfer ausstatten würden. Die größte Gefahr in den Vereinigten Staaten ist laut Clapper, dass sich Menschen durch die IS-Propaganda im Internet radikalisieren und Anschläge verüben. Als Beispiel nannte er die Attacke Anfang Dezember im kalifornischen San Bernardino, als ein pakistanischstämmiger US-Bürger zusammen mit seiner pakistanischen Ehefrau die Weihnachtsfeier seines Arbeitgebers gestürmt und 14 Menschen getötet hatte. Die USA fliegen an der Spitze einer internationalen Koalition Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien und im Irak. Die Jihadisten kontrollieren weite Teile beider Länder und haben für das Gebiet ein Kalifat, einen islamischen Gottesstaat, ausgerufen. Für den Kampf am Boden setzt Washington auf verbündete syrische Rebellen, kurdische Verbände und die irakische Armee, die mit Waffenlieferungen und Militärausbildern unterstützt werden. Auch US-Spezialkräfte sind im Einsatz, einen groß angelegten Einsatz von Bodentruppen lehnt US-Präsident Barack Obama aber ab. Der IS sei die vordringliche Terrorbedrohung, sagte Clapper. Neben dem in Syrien und im Irak ausgerufenen Kalifat schlage die Organisation auch in anderen Ländern Wurzeln, insbesondere in Libyen. Der US-Geheimdienstkoordinator zeigte sich besorgt über die wachsende Fähigkeit, Anschläge gegen eine große Reihe von Zielen rund um die Welt auszuführen und zu inspirieren.
2International
Coach des Absteigers SC Paderborn wechselt für eine Ablösesumme nach Gelsenkirchen. Gelsenkirchen - Andre Breitenreiter wird neuer Trainer des deutschen Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04. Der bisherige Coach des Absteigers SC Paderborn erhält in Gelsenkirchen einen Vertrag bis 30. Juni 2017, wie der Club am Freitag mitteilte. Breitenreiter tritt die Nachfolge von Roberto Di Matteo an, von dem sich der Traditionsclub nach einer enttäuschenden Saison mit dem sechsten Endrang getrennt hatte. Für den 41-Jährigen müssen die Schalker eine Ablösesumme an Paderborn zahlen, im Gespräch sind 500.000 Euro. Der Zweitligist wird voraussichtlich am Montag seinen neuen Trainer präsentieren. Nach dem Abschied von Roberto Di Matteo habe ich betont, was wir uns vom neuen Coach erwarten: attraktiven, leidenschaftlichen Offensivfußball und ein Teamgedanke, der unsere Fans begeistert, erklärte Schalke-Sportvorstand Horst Heldt. Breitenreiter habe alle Verantwortlichen beim Club umfassend überzeugt, dass er der Richtige für unsere Ziele ist. Er ist ein junger, mutiger Trainer, der keine Angst vor unbequemen Entscheidungen hat, betonte Heldt weiters. Breitenreiter genießt trotz des Bundesliga-Abstiegs mit Paderborn einen guten Ruf und kann seinen bis 2016 datierten Vertrag mittels einer Ausstiegsklausel vorzeitig beenden.
4Sport
Übergänge grundsätzlich von 6 bis 22 Uhr offen. Wien – Das Innenministerium hat wie geplant am Freitag auf tägliche Obergrenzen für Flüchtlinge umgestellt. Seit 8 Uhr werde das neue Grenzmanagement angewendet, hieß es aus dem Ministerium. Grundsätzlich werden ab Samstag die Übergänge von 6 bis 22 Uhr geöffnet sein. Das neue Grenzmanagement sieht vor, dass maximal 80 Asylanträge pro Tag angenommen werden, das wären im Schnitt fünf pro Stunde. Dazu kommen noch jene Flüchtlinge, die in einen anderen, aufnahmebereiten Staat weiterreisen wollen. Hier lässt Österreich ab sofort nur noch 3.200 Personen pro Tag durch, im Schnitt also 200 pro Stunde. Ist das Kontingent ausgeschöpft, müssen die Asylsuchenden auf slowenischer Seite warten, bis am nächsten Tag um 6 Uhr Österreich wieder die Grenze öffnet.
1Panorama
Firma von Leonardo Di Caprio und Paramount Pictures kauften Filmrechte. New York – Der Abgasskandal von Volkswagen soll in Hollywood verfilmt werden. Paramount Pictures und die Produktionsfirma von Schauspieler Leonardo Di Caprio hätten die Filmrechte eines geplanten Buches des New York Times-Journalisten Jack Ewing gekauft, teilten das Studio und die New Yorker Literaturagentur Marly Rusoff am Montag mit. Demnach ist noch unklar, welche Schauspieler und Regisseure an dem Projekt arbeiten werden. VW wird gerade vom größten Skandal in der 78-jährigen Geschichte des Unternehmens erschüttert. Der Konzern hat zugegeben, Abgastests von Dieselfahrzeugen manipuliert zu haben. Die Affäre kostete bereits dem Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn den Job. Di Caprio war Hauptdarsteller und Produzent des Films The Wolf of Wall Street, in dem er einen Börsenmakler spielt. Der Star engagiert sich auch für den Umweltschutz.
3Wirtschaft
Ein starker, zum Spiel erweckter Thriller zwischen atemberaubender Naturgewalt, Humor und menschlichem Makel. Wenn man jung ist, blickt man voraus und denkt sich, dass alles gut werden wird. In der Planlosigkeit liegt unbekümmerte Schönheit. Und wenn man dann älter ist, blickt man zurück und weiß, dass das Leben nicht so einfach ist. In dem Story-Adventure Firewatch schlüpft man in die Rolle des Mittvierzigers Henry. In einer emotionalen Sackgasse angelangt, nimmt er einen Sommerjob als Feuerwache im Shoshone National Forest an. Abgeschnitten von der Zivilisation starrt er von seinem Turm aus in die Ferne und hat keine Ahnung, was ihn jetzt erwartet. Es ist das Jahr 1989 und der einzige Kontakt zu Menschen erfolgt für Henry per tragbarem Funkgerät. Am anderen Ende der Leitung wartet seine Vorgesetzte Delilah, die ihn mit den Pflichten eines Waldschützers auf Trab hält. Mit ihrer Stimme im Ohr, einem Rucksack voller Seile und einer Landkarte und einem Kompass in der Hand, ist man bereit für die idyllischen Wanderwege bei drückender Hitze und kitschigen Sonnenuntergängen. Irgendwo am Horizont zündet ein Feuerwerk und schon waltet man seines Amtes. Es beginnt wie ein Sommermärchen. Mit zwei rebellischen jungen Damen, die sich unter Wyomings tieforangem Himmelszelt zu einem Nacktbad entschließen. You creep!, schreit eine der Gören und stößt Henry aus dem Traum, während Delilah einem ins Ohr lacht und zur erfolgreichen Vertreibung der fahrlässigen Pyrotechnikerinnen gratuliert. Es ist die Direktheit und Schlagfertigkeit dieser Dialoge, die einen schon nach wenigen Metern über Stock und Stein in der Isolation versinken lassen. Die Autoren und Entwickler des kleinen kalifornischen Studios Campo Santo haben es geschafft, mit der gewaltigen Schönheit einer stilisierten Natur und Humor ein Umfeld für eine sehr menschliche Begegnung des Unbekannten zu schaffen. Und den perfekten Anlauf für den Moment, in dem man plötzlich vor den Abgründen eben dieser Menschlichkeit steht. Denn das Problem mit einem einsamen Geist ist, dass er bei aller Eskapismuskunst nur zu gern zwischen Naivität und Paranoia schwankt. Es wird dunkel und auf dem Weg zurück zum Stützpunkt kündigt sich ein Gewitter an. Man passiert eine versperrte Höhle und beim Aufstieg leitet einem bloß noch der Schein der Taschenlampe durch die Dunkelheit. Man blickt den Berg hinauf und für eine Sekunde steht dort jemand am Ende des Pfades. Zurück im Wachturm findet man ein verwüstetes Domizil vor und den Anfang einer Geschichte, die einen für die nächsten fünf Stunden bis zu ihrem Ende nicht mehr loslässt. Firewatch verzichtet in den über rund fünf Stunden gespannten Episoden auf Actioneinlagen und fesselt einen anstelle dessen mit rätselhaften Ereignissen, die Henry zum Detektiv machen. Während einen im virtuellen Shoshone National Forest, mit seinen lang gezogenen Tälern, romantischen Seen und blühenden Wiesen, die als prachtvolle Ablenkungen dienen, die Wanderlust packt, entfaltet sich ein Krimi samt Schnitzeljagd. Vom Realitätsflüchter wird man zum Gefangenen einer unberührten Schönheit, die sich schleichend zu einem Feuerkessel entwickelt. Ein Waldbrand in der Ferne beginnt, dieses mysteriöse Naturschutzgebiet zu umzingeln. Delilah wandelt sich von der Stimme des Verstandes zur mitleidenden Zeugin. Die Anzahl merkwürdiger Vorkommnisse häuft sich und immer wieder kursieren die gleichen Fragen im Kopf: Was hat es mit dem fremden Mann auf sich? Wer waren diese Mädchen und wer hat randaliert? Und sollte man eine verschlossene Höhle betreten? Besonders an diesem Nervenkitzel ist, wie er aufgebaut wird. Firewatch braucht als modernes Story-Adventure keine stereotypen Helden oder aufwendige Spielmechaniken, um einen vor den Bildschirm zu fesseln und vergeudet keine Minute nur um der Spiellänge Willen. Anstelle dessen wird man Teil einer Welt und eines Storygeflechts, das einem nahegeht, permanent auf Trab hält und zumindest den Anschein hat, selbstbestimmt zu sein. So darf das Areal frei erkundet werden und verschiedene Antwortmöglichkeiten färben den Beziehungston zwischen Henry und Delilah, wenngleich der Ablauf der Geschichte sich damit nicht dramatisch ändern lässt. Firewatch bietet eine bildschöne offene Videospielwelt auf Basis der Unity-Engine. Die getestete PS4-Version lief weitgehend gut, allerdings waren Bildrateneinbrüche bei den Autospeicherpunkten zu verzeichnen. Nachdem es nicht auf Reaktionsschnelligkeit ankommt, fiel dies jedoch nicht gravierend ins Gewicht. Ein Patch für den Feinschliff könnte dennoch nicht schaden, um allfällige Stotterer auszumerzen. Wer das Spiel mit einer Auflösung von mehr als 1080p und mehr als 30 Bildern pro Sekunde erleben möchte, benötigt laut den Entwicklern einen nicht näher spezifizierten leistungsstarken PC. Die Minimalanforderungen sehen einen Rechner mit Intel Core i3-Prozessor, eine Geforce GTS 450 (v4)-Grafikkarte sowie 6GB Arbeitsspeicher vor. Eine eingeschränkte Entscheidungsfreiheit und kleine technische Schnitzer ändern letztendlich nichts an der Freude, im Wald nach allen Hinweisen zu suchen. Henry ist witzig und wir lachen, Henry ist depressiv und wir sind es auch. Henry bekommt Panik und wir rennen mit ihm davon. Und selbst wenn die eigentliche Spielmechanik abseits der Erkundung und der Dialoge im Vergleich zu traditionelleren Games seicht ausfällt, ist Firewatch vom rührenden Prolog bis zum Finale ein brillant zum Spiel erweckter und erfrischend menschlicher Thriller. Ein neuer narrativer Lichtblick am Spielehorizont. Ach, eines noch: Im Spiel erhalten Sie eine Kamera. Vergessen Sie nicht, viele Fotos zu schießen. Denn an diesen Erinnerungen werden Sie festhalten wollen. (Zsolt Wilhelm, 9.2.2016) Firewatch erscheint am 9. Februar für Windows-PC, Mac, Linux und PlayStation 4. UVP: 19,99 Euro.
0Web
Staatssekretärin Muna Duzdar will sich der Integration annehmen. Kurz biete Migranten wenig an. Wien – Muna Duzdar, neue Staatssekretärin im Bundeskanzleramt, kritisiert im STANDARD-Interview die bisherige Integrationspolitik der Regierung. Sanktionen seien dabei im Vordergrund gestanden. Ich glaube nicht, dass es richtig ist, allein mit Sanktionspolitik vorzugehen. Es bringe nichts, sich darauf zu fokussieren, dass es Menschen gibt, die nicht Deutsch lernen wollen. Wenn es gleichzeitig nicht ausreichend Deutschkurse gibt, ist das nicht fair. Duzdar zeigt sich erfreut, dass eine Diskussion über eine qualitätsorientierte Inseratenpolitik im Gange ist: Auch ethische Grundsätze sollten zählen. Der Staat könnte sich schon überlegen, wo und wie er seine Gelder einsetze, sagte die SPÖ-Politikerin. STANDARD: Sie sind das erste Regierungsmitglied mit muslimischem Glauben. Geht es nach Ihnen, soll das eine Randnotiz bleiben. Warum nervt Sie diese Religionisierung der Politik? Duzdar: Es ist richtig, dass ich einen muslimischen Background habe, aber warum muss ich darüber definiert werden? Ich bin nicht deswegen Staatssekretärin. Genauso wie ich die erste Muslimin in der Bundesregierung bin, bin ich auch die erste Kaisermühlnerin in der Bundesregierung. Beides ist bemerkenswert, aber es ist nicht die Hauptsache. STANDARD: Hätten Sie bei Ihrer Angelobung ein Kopftuch getragen – ein Bundespräsident Norbert Hofer hätte Sie nicht angelobt. Was kontern Sie ihm? Duzdar: Mir wäre gar nicht in den Sinn gekommen, ein Kopftuch zu tragen. Dass er überhaupt auf so eine Idee kommt, ist merkwürdig. STANDARD: Warum sorgt es immer noch für Aufsehen, wenn eine Person mit Migrationshintergrund Teil der Bundesregierung wird? Duzdar: Weil es das bisher noch nicht gegeben hat – ganz einfach. Es sollte nichts Besonderes sein, sondern etwas Selbstverständliches – ist es halt noch nicht. Es stört mich auch nicht, dass man darüber diskutiert, aber ich will nicht, dass ich nur darauf reduziert werde. Ich glaube, dass Christian Kern bis zum Schluss nicht gewusst hat, ob ich Muslimin bin oder nicht. Es ist um meine Qualifikation gegangen, um das, was ich einbringen kann. STANDARD: Lastet da ein gewisser Druck auf Ihnen, weil sie die erste Frau mit Migrationshintergrund in der Regierung sind? Duzdar: Nein, ich empfinde es als positiv. Es spiegelt die Gesellschaft wider, in der wir leben. Es zeigt, dass wir immer mehr auf eine vielfältigere Gesellschaft zugehen. Politik sollte die Gesellschaft widerspiegeln. STANDARD: Integration ist Ihnen ein wichtiges Anliegen. Werden Sie sich um Agenden bemühen, die in die Zuständigkeit von Integrationsminister Sebastian Kurz fallen? Duzdar: Es gibt eine klare Kompetenzverteilung. Aber ich habe auch meine Meinung dazu. Mich berechtigt ja nicht die Tatsache, dass ich Migrationshintergrund habe, dazu, zum Thema Integration zu reden. Ich beschäftige mich seit vielen Jahren damit, wie man das Zusammenleben stärken kann, wie man das Gemeinsame vor das Trennende stellen kann. Es geht darum, das Beste für das Land zu tun. Nicht wir und die anderen. STANDARD: Sehen Sie sich als Konterpart zu Kurz? Duzdar: Ich würde das nicht zu einem persönlichen Match machen. Wir haben gemeinsame Aufgaben. STANDARD: Wo gibt es Unterschiede? Duzdar: Ich würde sagen, in der Rhetorik. Sanktionen sind immer legitim, aber als letztes Mittel. Ich glaube nicht, dass es richtig ist, allein mit Sanktionspolitik vorzugehen. Ich bin der Überzeugung, dass die überwältigende Mehrheit der Migrantinnen und Migranten ein großes Interesse daran hat, in der Gesellschaft weiterzukommen, dass ihre Kinder gut in der Schule und bemüht sind. Es geht darum, Stärken zu stärken und Schwächen zu schwächen. STANDARD: Mit Ihrer Kritik an Sanktionen meinen Sie, dass der Verdacht der Integrationsunwilligkeit im Vordergrund steht? Duzdar: In unserer Gesellschaft wird oft das Bild des integrationsunwilligen Migranten gezeichnet. Es gibt auch sicher welche. Aber ich bin der Überzeugung, dass die Mehrheit ambitioniert ist und Chancen sucht. Es bringt nichts, sich darauf zu fokussieren, dass es Menschen gibt, die nicht Deutsch lernen wollen. Wenn es gleichzeitig nicht ausreichend Deutschkurse gibt, ist das nicht fair. Die Regierung hat durch den neuen Budgetrahmen bereits versucht, Chancen und Möglichkeiten zu schaffen. Erst danach kann man die Menschen beurteilen. Aber es braucht ausreichende Möglichkeiten, flächendeckende Angebote. STANDARD: Für Bürgermeister Michael Häupl ist Kurz als Integrationsminister abgetreten, weil er sich zu wenig um Integration kümmere. Sehen Sie das auch so? Duzdar: Kurz und ich haben gemeinsame Aufgaben. Integration ist harte Arbeit. Integration bedeutet auch, dass man besonders den Städten Gelder zur Verfügung stellt. Wenn ich von Integration rede, dann muss ich auch Maßnahmen in die Wirklichkeit umsetzen. STANDARD: Da werden Sie mit Kurz Gespräche führen müssen. Duzdar: Ich bin natürlich offen für alle Gespräche mit ihm und werde weiter meine Meinung haben. Aber ich habe nicht das Budget dazu. Integration ist nicht mein Ressort. STANDARD: Wie stehen Sie zu einer teilweisen Öffnung des Arbeitsmarktes für Asylwerber? Duzdar: Wenn jemand als Flüchtling kommt, ist es wichtig, dass er schon im Asylverfahren die Sprache lernt und sich darum bemüht und die Möglichkeit erhält, seine Bildungsabschlüsse anerkennen zu lassen. Es geht nicht darum, dass man sofort auf den Arbeitsmarkt kommt. Vor zwei Wochen gab es eine Veranstaltung der Zahnärztekammer mit 70 syrischen Zahnärzten. Sie haben vor zwei Jahren nicht gewusst, dass sie jemals ihr Land verlassen müssen. Aber es ist nun einmal so. Sie haben gefragt: Was machen wir jetzt? Die Nostrifikationshürden sind hoch. Zahnärzte brauchen drei, vier Jahre. STANDARD: Diese Prozesse sollen vereinfacht werden? Duzdar: Ich bin dafür, dass man sich das genau anschaut, ohne dass die Qualität darunter leidet. Aber ich denke mir: Das sind ausgebildete Zahnärzte. Die Ausbildung in anderen Ländern ist oftmals gleichwertig, mitunter besser. STANDARD: Sie haben jenen vier SPÖ-Frauen Respekt gezollt, die im Nationalrat gegen die Verschärfungen des Asylrechts gestimmt haben. Nun sind Sie Teil der Regierung, die mit diesem Gesetz arbeiten muss. Werden Sie anstreben, dieses Gesetz rückgängig zu machen? Duzdar: Ich habe das Gesetz immer kritisch gesehen. Daran hat sich nichts geändert. Aber es wurde so im Nationalrat beschlossen. Jetzt muss man den Schwerpunkt auf Integration legen. STANDARD: Was genau stört Sie an dem Gesetz? Duzdar: Wenn die Rede davon ist, dass so viele Männer in Österreich sind, und gleichzeitig nicht die Möglichkeit gegeben wird, die Familie nachzuholen, dann frage ich mich: Worin bestehen die Chancen auf Integration? Damit hemme ich sie. Wer nimmt einen Lehrling auf, von dem er nicht weiß, ob er in zwei Jahren noch da ist? Wer investiert in die Ausbildung von Menschen, wenn man nicht weiß, ob sie bleiben können? Aber ich bin Demokratin und akzeptiere natürlich, dass die breite Mehrheit im Parlament dafür gestimmt hat. STANDARD: Ihre Eltern stammen aus Palästina, Sie sind in Österreich geboren. Wie haben Sie Integration wahrgenommen? Duzdar: In den roten Jugendorganisationen war es egal, woher meine Eltern stammen. Ich war einfach nur die Muna. Dieses Gefühl der Gleichheit habe ich in der Sozialdemokratie erlebt. Deshalb fühle ich mich dieser verpflichtet. Ich bin eine wirkliche Rote. STANDARD: Sie haben in Interviews erzählt, dass Ihnen in der Schule die deutsche Sprache sehr schwergefallen ist. Dennoch sitzen Sie jetzt hier. Duzdar: Meine Eltern haben immer Arabisch mit mir gesprochen. Das ist der Grund, weshalb ich die Sprache heute beherrsche. In meinem Beruf als Anwältin ist das ein Asset. In Wien gibt es genau drei Arabisch sprechende Anwälte. Meinen Eltern war Bildung sehr wichtig. Ich habe in der Volksschule in Deutsch geschwächelt, die Eltern wollten mich aber ins Gymnasium schicken. Sie haben deswegen Nachhilfe bezahlt. In der ersten Klasse Gymnasium hatte ich in Mathematik einen Fetzen. Dank meines Klassenvorstandes bekam ich die Klausel und konnte aufsteigen. Das war entscheidend, deshalb konnte ich später maturieren und studieren. STANDARD: Welche Schlüsse ziehen Sie aus Ihrer eigenen Biografie für Integrationsmaßnahmen? Duzdar: Ich bin eine starke Befürworterin der Gesamt- und Ganztagsschule. Hätte ich nicht diesen Klassenvorstand gehabt, hätte ich eine andere Laufbahn eingeschlagen. Diese Verpflichtung, sich im Alter von zehn Jahren entscheiden zu müssen, ist viel zu verfrüht. Das ist zum Nachteil jener, die aus Migranten- und sozial schwachen Familien kommen. STANDARD: Sie sind Präsidentin der Palästinensisch-Österreichischen Gesellschaft. Werden Sie den Palästinenserkonflikt thematisieren? Duzdar: Ich bin Staatssekretärin für den öffentlichen Dienst und Digitalisierung. Außenpolitik ist nicht mein Ressort, auch wenn es mir ein persönliches Anliegen ist. STANDARD: Kürzlich gab es Aufregung, weil die palästinensische Aktivistin Leila Khaled für einen Auftritt nach Wien eingeladen wurde. Verstehen Sie die Kritik? Duzdar: Ich verstehe sie, ja. Sie hat vor fünfzig Jahren ein Flugzeug entführt. Aber ich sehe keinen Anlass, über Leila Khaled zu reden. Ich habe mit der Geschichte nichts zu tun gehabt. Das Österreichisch-Arabische Kulturzentrum OKAZ hat sie eingeladen. Es gibt keine Verbindung zu unserer Gesellschaft. STANDARD: Die Israelitische Kultusgemeinde hat sich skeptisch zu Ihrer Bestellung zur Staatssekretärin geäußert. Duzdar: Ich verstehe das nicht. Ich war jahrelang in der internationalen sozialistischen Jugend. Wir haben daran geglaubt, dass wir den Friedensprozess einleiten können. Wir haben palästinensische mit israelischen Jugendvertretern zusammengebracht. Als Vertreterin der österreichischen Jugendorganisation habe ich eine starke Vermittlerrolle gehabt. Ich habe an vielen Peace-Camps teilgenommen. Insofern finde ich die Skepsis mir gegenüber ungerecht. STANDARD: In einem Facebook-Posting haben Sie die Inseratenpolitik von Exkanzler Werner Faymann kritisiert. Dort stand zudem: Die gekauften Österreich und Kronen Zeitung verdrehen alles so, dass einem richtig übel wird. Werden Sie sich für eine Änderung der Inseratenpolitik starkmachen? Duzdar: Kanzleramtsminister Thomas Drozda ist für die Medien zuständig. Es ist ja auch schon eine Diskussion in Gange über eine qualitätsorientierte Inseratenpolitik. Ich finde das richtig, damit hat man sich auseinanderzusetzen. Auch ethische Grundsätze sollten zählen. Der Staat könnte sich schon überlegen, wo und wie er seine Gelder einsetzt. STANDARD: Werden Sie sich in die Diskussionsgruppe einbringen? Duzdar: Ich werde sicher ab und zu meine Meinung dazu sagen. Aber es ist Minister Drozda zuständig. Das ist sein Bereich. Ich werde das beobachten. (INTERVIEW: David Krutzler, Rosa Winkler-Hermaden, 20.5.2016)
5Inland
16 Prozent mehr Passagiere von April bis Juni. Dublin – Für Europas größten Billigflieger Ryanair geht es weiter kräftig aufwärts. Im ersten Geschäftsquartal bis Ende Juni verdiente der irische Easyjet-Rivale 245 Millionen Euro und damit ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor, wie er am Montag in Dublin mitteilte. Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende März 2016 peilt Vorstandschef Michael OLeary jetzt das obere Ende der im Mai ausgegebenen Spanne von 940 bis 970 Millionen Euro an. Für eine Anhebung der Gewinnprognose sei es allerdings noch zu früh. In den Monaten April bis Juni steigerte Ryanair die Zahl der Passagiere um 16 Prozent auf 28 Millionen. Der Umsatz legte lediglich um 10 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro zu. Dank gesunkener Treibstoffpreise ging es beim Gewinn noch stärker aufwärts. Für die ersten beiden Geschäftsquartale rechnet OLeary nun mit Ticketpreisen auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Im Winterhalbjahr dürften sie zwar zurückgehen, doch nicht unbedingt so stark wie zuletzt gedacht. Dabei bleibt Ryanair auf Wachstumskurs: Die Zahl der Fluggäste soll im Geschäftsjahr mit 103 Millionen noch einmal um 3 Millionen höher ausfallen als bisher geplant.
3Wirtschaft
Durch persönliche Assistenz können Menschen mit Behinderung eigenverantwortlich leben. Anders als in Schweden steht das Modell in Österreich noch am Beginn. Stockholm/Wien – Anika weicht Tony nicht von der Seite. Sie sitzt neben ihm, wenn Tony isst. Sie schiebt seinen Rollstuhl, geht mit ihm spazieren und einkaufen. Beide sind fröhliche Menschen, davon kann man sich an jenem Nachmittag in Stockholm ein Bild machen, als sie Journalisten aus ihrem Alltag erzählen. Seit fünf Jahren sind Anika und Tony ein Team. Sie ist seine persönliche Assistentin, eine von fünf, die Tony rund um die Uhr betreuen. Ich borge ihm meine Arme und Beine, beschreibt Anika ihre Tätigkeit. Sie sei weder Pflegerin noch Ärztin, die Tony etwa Medikamente verabreiche. Vielmehr führe sie das aus, was Tony aufgrund seiner Behinderung – er hat eine zerebrale Lähmung – nicht kann. Wenn Tony fernsehen will, dreht sie ihm das Gerät auf, ohne ihm zu erklären, wie viele Stunden er schauen darf. Wenn Tony einmal Lust auf etwas Ungesundes zu essen hat, bereitet sie es zu, ohne ihn zu belehren, wie viele Kalorien er damit zu sich nimmt. Persönliche Assistenz könnte man auch als Laienhilfe beschreiben. Entscheidend ist, dass die Menschen mit Behinderung die Auftraggeber sind. Sie sind keine Bittsteller, sondern Assistenznehmer und erhalten je nach Schweregrad der Behinderung eine Geldsumme, über die sie verfügen können. Sie entscheiden, wen sie anstellen – ob sie selbst Arbeitgeber sind oder eine Dienstleistungsfirma um Vermittlung bitten. In Schweden ist das Modell seit den 1990er-Jahren verbreitet und staatlich institutionalisiert. Behindertenvertreter schwören darauf. Etwa der Deutsche Adolf Ratzka, der maßgeblich an der Entwicklung des Ansatzes in Schweden beteiligt war: So gut wie alles, das ich in meinem Leben machen konnte, habe ich meinen persönlichen Assistenten zu verdanken, zieht er in einem Aufsatz Resümee. Ohne persönliche Assistenz hätte er nicht studieren oder arbeiten können. Ohne persönliche Assistenz hätte er wahrscheinlich auch nicht geheiratet: Wer möchte sich an einen lebenslangen Pflegefall binden? Mittlerweile profitieren rund 16.000 Menschen in Schweden von persönlicher Assistenz. Auch Österreich hat sich mit der Ratifizierung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen 2008 dazu bekannt, das Modell nicht nur im Privatbereich, sondern auch am Arbeitsplatz (siehe Wissen unten) einzuführen. Tatsache ist, dass persönliche Assistenz hierzulande noch am Beginn steht. Die Regelungen in den Bundesländern variieren stark. In Wien, wo persönliche Assistenz seit 2008 eine Regelleistung ist, wird sie derzeit nur rund 260 Personen in Anspruch genommen. Das kostet die Stadt 11,8 Millionen Euro pro Jahr. Österreichweite Daten liegen nicht vor, Schätzungen zufolge handelt es sich um bis zu 2000 Menschen. Martin Ladstätter vom Verein Bizeps sieht mehrere Gründe. Zum einen seien die Regeln in manchen Bundesländern sehr strikt. Während persönliche Assistenz in Wien jene beantragen dürfen, die Pflegegeld der Stufen drei, vier, fünf, sechs und sieben erhalten, sind in Niederösterreich nur die höchsten Stufen – also fünf, sechs und sieben – anspruchsberechtigt. In Wien wiederum gibt es persönliche Assistenz in der Regel nur für körperlich behinderte, nicht aber sinnesbehinderte Personen oder Personen mit Lernschwierigkeiten. In Tirol gab es bis vor kurzem Sach- statt Geldleistungen. Ladstätter plädiert für bundesweit einheitliche Regelungen: Derzeit machen die Länder, was sie wollen. Das Potenzial an Leistungsbeziehern will er nicht an einer Zahl festmachen. Für ihn sind das all jene behinderten Menschen, die im Alltag Unterstützung brauchen. Personen in der Verwaltung würden sich ob dieser nach oben offenen Beschreibung an den Kopf greifen. Ladstätter argumentiert: Je mehr Leute ihr in das System nehmt, desto günstiger wird es – denn jene, die nachkämen, hätten nicht so schwere Behinderungen wie bereits Anspruchsberechtigte. Riitta-Leena Karlsson, in Stockholm Ombudsfrau für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, sagt im STANDARD-Gespräch, dass es auch in Schweden oft zu politischen Diskussionen wegen der Kosten für persönliche Assistenz (rund 290 Millionen Euro pro Jahr) komme: Man muss auch immer in die Zukunft schauen. Wenn Menschen Zugang zur Gesellschaft haben, dann ist auch eher damit zu rechnen, dass sie Steuern zahlen. Das Geld kommt dann wieder zurück. Außerdem seien mit Einführung der persönlichen Assistenz die großen Heime aufgelöst worden – die auch sehr kostspielig waren. Adolf Ratzka sieht das Modell auch als wichtiges Arbeitsbeschaffungsinstrument: Die 16.000 Assistenzberechtigten beschäftigen 50.000 Assistenten auf Vollzeitbasis. Österreich kann von Schweden viel lernen, resümiert Ladstätter. Wenngleich es auch Kritikpunkte gibt. Dass die Sozialversicherung entscheidet, wer wie viel Geld erhält, findet er nicht gut. Da befindet man sich gleich in der Krankenschiene – also dem medizinischen Modell von Behinderung. Behinderte Menschen sind nicht krank. Zur Kritik an Laienhelfern ohne Fachausbildung sagt er: Ich brauche keinen diplomierten Pulloveranzieher. Sprich: Persönliche Assistenten erledigen seiner Meinung nach Aufgaben, für die sie angelernt werden können. Kompliziert wird es bei medizinischen Tätigkeiten, die Unausgebildete nicht durchführen dürfen. Aber auch dafür gebe es gesetzliche Regeln, denn individuelle Ausbildungen lassen sich nachholen. Im Gespräch ist derzeit ein Inklusionsfonds ähnlich dem Pflegefonds, in den Bund und Länder einzahlen sollen, um Leistungen zu finanzieren – auch für persönliche Assistenz. Ladstätter appelliert an die Bundesländer, nicht nur finanzielle Mittel in die Hand zu nehmen, sondern auch Behindertenorganisationen einzubeziehen: Wenn ich Menschen die volle Teilnahme am Leben geben möchte, dann kostet mich das Mühe, Geld und Verständnis.
1Panorama
Ändert der Bund die Verfassung nicht, gibt es in Wien auch künftig nicht amtsführende Stadträte. Wien – Johann Gudenus hat gute Aussichten auf einen Posten, den zuletzt Erhard Busek im Jahr 1978 errungen hat: Nach aktuellem Stand der Wiener Landesverfassung und dem Wahlergebnis steht der FPÖ jetzt (wie der ÖVP im Jahr 1978) der Sessel des Vizebürgermeisters zu. Ein Anspruch auf irgendwelche Zuständigkeiten, auf eine exekutive Tätigkeit in der Stadtverwaltung, ist damit allerdings nicht verbunden. Das hat mit einem Kuriosum der Wiener Stadtverfassung zu tun: Deren § 34 sieht vor: Im Gemeinderat vertretene Wahlparteien haben nach Maßgabe ihrer Stärke Anspruch auf Vertretung im Stadtsenat. Die Mitglieder des Stadtsenats, nach derzeitiger Rechtslage zwölf Stadträte, haben in der Gemeindeverwaltung und der Landesregierung Sitz und Stimme. Aber nicht alle haben Anspruch darauf, auch an einer Exekutivfunktion beteiligt zu werden. In der abgelaufenen Legislaturperiode teilten sich sieben rote Regierungsmitglieder unter Führung von Michael Häupl mit der Grünen Maria Vassilakou die Regierungsgeschäfte, die FPÖ stellte drei, die ÖVP einen nicht amtsführenden Stadtrat. Ein Zustand, der schon seit längerer Zeit für Unmut sorgt – wobei alle Anläufe, ihn zu ändern, bisher gescheitert sind. Denn eine Neuregelung bedürfte nicht nur einer Änderung der Wiener Stadtverfassung, sondern auch der Bundesverfassung (BVG). Diese sieht im Artikel 117 nämlich zwingend vor, dass in einem Gemeindevorstand die im Gemeinderat vertretenen Parteien ebenfalls vertreten sein müssen – und das gilt für Kleingemeinden genauso wie für die Bundeshauptstadt, deren Gemeindevorstand gleichzeitig Landesregierung ist. Die grüne Verfassungssprecherin Daniela Moser hat im Frühjahr einen Antrag auf entsprechende Änderung des BVG gestellt, nach kurzer Debatte im Verfassungsausschuss des Nationalrats am 23. Juni wurde die Behandlung auf die Sitzung am 9. November vertagt. Was in die Phase der Bildung der neuen Wiener Stadtregierung fällt. Vor dem Sommer waren jedenfalls nur die Neos auf der Linie der Grünen – die Freiheitlichen, die durch ihren Wahlerfolg nun mehr nicht amtsführende Stadträte bekommen sollten, haben schon im Juni die derzeitige Praxis als gute Tradition bezeichnet, weil sie alle wesentlichen Kräfte einbindet, wie die Parlamentskorrespondenz aufgezeichnet hat. Die ÖVP, die in den vergangenen Jahrzehnten im Wiener Gemeinderat zumeist die Oppositionsbank gedrückt hat, will ebenfalls weiter kontrollierende Stadträte haben – nur durch sie kann nämlich Einblick in Regierungsakten genommen werden. In einem Punkt trifft sie sich mit der SPÖ: Sie will, dass die Gemeinde Wien keinesfalls schlechter als andere Gemeinden gestellt wird.
5Inland
"Kein Faschingsscherz" betont Herr "Obfrau" Reinhard Schinner, er sieht Symbolwirkung für alle Geschlechter. Klagenfurt – Die Klagenfurter Grünen haben ihr neues Parteistatut in ausschließlich weiblicher Form abgefasst. Partei-Obfrau Reinhard Schinner begründete diesen Schritt auf APA-Anfrage mit der Symbolwirkung, man erkenne alle Geschlechter an und habe deshalb die klassische Form fallen lassen. Trotzdem bleibe ich Obmann Schinner, meinte er. Der Beschluss sei schon vor einer Woche gefasst worden und nicht als Faschingsscherz aufzufassen, betonte Schinner am Mittwoch. Man habe die Statuten der Stadtpartei an jene der Landespartei angepasst und bei dieser Gelegenheit zusätzlich die Verweiblichung durchgeführt, die mit großer Mehrheit befürwortet worden sei. Schinner: Wir sind außerdem nicht die ersten in Österreich, das Tiroler Kinder- und Jugendhilfegesetz ist bereits im Jahr 2013 in weiblicher Form abgefasst worden.
5Inland
Deutsche Kanzlerin müsse klarstellen, dass Flüchtlinge Zielland nicht aussuchen können. Wien – Österreich hat Deutschland am Dienstag aufgefordert, die Schließung der Balkanroute für Flüchtlinge zu unterstützen. Ich kann nur dabei bleiben, dass wir auch die deutsche Kanzlerin ersuchen, eine klare Sprache an den Tag zu legen, sagte Kanzler Werner Faymann (SPÖ) nach dem Ministerrat. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) betonte, dass die Balkanroute geschlossen bleiben muss. Faymann erwartet von Deutschland eine Klarstellung, dass sich niemand aussuchen kann, wo er hinkommt. Ansonsten werde es weiterhin starken Druck auf die Balkanroute und auf andere Ausweichrouten geben. Entsprechende Kontrollen an der Brenner-Grenze würden vom Innenministerium vorbereitet. Den Flüchtlingen müsse klar werden, dass sie auch andere Angebote annehmen müssen, verwies Faymann auf die aus seiner Sicht mangelnde Bereitschaft, Relocation-Angebote nach Frankreich oder Portugal anzunehmen. Vom Europäischen Rat am Donnerstag und Freitag erwartet Faymann Unterstützung für das Ende der Politik des Durchwinkens. Eine Einigung mit der Türkei über eine bessere Grenzsicherung würde der Kanzler zwar begrüßen, betonte aber, keine inhaltlichen Zugeständnisse bei Visafreiheit und EU-Beitrittsverhandlungen machen zu wollen. Allenfalls könne man die Geschwindigkeit der Gespräche steigern: Es gibt hier keine inhaltlichen Zugeständnisse. Die Zugeständnisse beziehen sich auf den Faktor Zeit, auf die Intensität der Diskussion und auf finanzielle Unterstützung, nicht auf die türkische Regierung, sondern auf die Flüchtlinge. Als positiv werteten Faymann und Mitterlehner das Gespräch mit Bundespräsident Heinz Fischer über die Flüchtlingskrise vor der Regierungssitzung. Er sei dankbar für den nationalen Schulterschluss innerhalb der Regierung und auch mit dem Staatsoberhaupt, betonte Faymann. Der Bundespräsident selbst wollte sich im Anschluss nicht im Detail zum Gespräch äußern. Es sei für ihn nützlich und informativ verlaufen. Inhaltlich waren nach der Regierungssitzung zwischen SPÖ und ÖVP in der Flüchtlingsfrage keine Differenzen erkennbar – auch wenn Mitterlehner sichtlich noch mit Faymanns Soloauftritt in der ORF-Diskussion Im Zentrum haderte und dem Kanzler bei der Beantwortung der Frage eines ORF-Journalisten demonstrativ den Vortritt ließ: Ich halte mich da an die Reihenfolge.
1Panorama
Alexander Wrabetz über die Generalswahl 2016, geplante Youtube-Kanäle, die neue Fußball-App und vermeintliche Schulterschlüsse. Wien – Wie nervös macht den ORF-General der Gebührenentscheid des Verwaltungsgerichtshofs? Dieses und eine Handvoll andere Probleme, Projekte und Pläne erklärt Alexander Wrabetz im STANDARD-Interview: Wer allein über Web Radio hört, muss keine Gebühren zahlen, entschieden die Höchstrichter. Wrabetz wirkt gelassen: Der Problemdruck ist in den nächsten Jahren nicht so groß. Höchstens ein paar Tausend Menschen konsumierten ORF-Radio allein über das Web. Aber: In zehn Jahren sollte es diese Gebührenlücke nicht mehr geben – dann könnte das schon relevantere Größenordnungen haben. In politisch nicht aufgeheiztem Klima stehe die Entscheidung an: Rundfunkgebühr auch für Web-Konsum oder gleich eine Abgabe für alle Haushalte. Schon 2016 steht laut Gesetz ein Antrag auf Gebührenerhöhung an. Wie hoch die ausfallen soll, will Wrabetz noch nicht gerechnet haben. In der digitalen Welt hat der ORF einiges vor. Eine Arbeitsgruppe bastelt an Youtube-Kanälen des ORF, etwa für Comedy. Die Medienbehörde hat das Social-Media-Konzept des ORF darüber und mehr Aktivitäten auf Facebook gerade abgenickt. Vor allem ein verlängertes Marketingtool für den ORF, kein neues Geschäftsfeld, sagt er. Ein länger angekündigter ORF-Programmguide mit Empfehlungsfunktionen, auch für User, überfordert die Fernseh-IT des ORF noch. Und das Gesetz beschränkt Social-Media-Möglichkeiten des ORF für diesen Programmführer. Und er sieht heute keine Anzeichen für deren Lockerung. Als ersten Schritt kündigt Wrabetz nun eine Individualisierung der ORF-TVthek an, vor 2017. Ab Mitte September soll die Fußball-App des ORF um Nationalteam, Bundesliga, EURO und Champions League, Maßstäbe setzen, sagt Wrabetz – mehr zu Social TV und zur App hier. Wrabetz war im Frühsommer mit Medienmachern wie Niko Pelinka (Kobza Media) und Marcin Kotlowski (Wien Holding/W24) auf Kurz-Studienreise bei Google und Co im Silicon Valley. Sein Befund über die Herausforderer: Da sitzen einige Tausend bis Zehntausend der intelligentesten Kids der Welt mit den größten Geldmengen und denken nach, wie sie eine Branche nach der anderen genau zwischen die Augen treffen können. Sie denken auch darüber nach, wie sie das klassische Fernsehen und Radio zwischen die Augen treffen. Sie meinen das nicht böse. Sie sind überzeugt, dass alles Bestehende verändert werden muss. – Mehr dazu hier. Netflix etwa habe das klassische Fernsehen bisher nicht ersetzt, auch nicht in den USA – aber man muss es ernst nehmen. Der ORF setzt das Videoabrufportal Flimmit dagegen; bis 2016 will der ORF ein Klassik-Streamingportal starten. Hat Wrabetz mehr Streamingpläne? Ich sehe heute keine weiteren Felder. Sehr schwer umsetzbar ist laut Wrabetz eine geplante Videokooperation des ORF mit Zeitungsportalen – die Wettbewerbsbehörde habe Einwände. Plan B lautet nun, das über die APA zu organisieren. Das wird geprüft. Die Video-Zulieferung sah Wrabetz als Beitrag des ORF zum vielbeschworenen Schulterschluss österreichischer Medien gegen internationale Giganten wie Google und Facebook. Seine Erfahrung, etwa bei unsinnigen App-Beschränkungen: Kaum kommt man zur konkreten Medienrealität und zu einvernehmlichen Lösungen, dann finden sich plötzlich alle wieder in ihren Medien-Schrebergärten wieder, die sie ängstlich behüten. Wie für Bewegungsspielraum bei Apps bräuchte es für einen Regional-Fernsehkanal des ORF bräuchte es eine Gesetzesänderung, und die sieht Wrabetz derzeit nicht. Vorerst – ab Frühjahr 2016 – kommt die Regionalität vor allem ins neue Frühfernsehen. Von sechs bis neun Uhr meldet sich der ORF aus einer Gemeinde, in der tunlichst gerade etwas los ist – Hahnenkammrennen, Salzburger Festspiele, Narzissenfest oder Beach-Volleyball. Tritt Wrabetz, 2016 zehn Jahre ORF-Chef, wieder an? Er wirkt so, sagt es aber nicht – nur: Die Aufgabe und Herausforderung gehen weiter. Und eines schließt er aus: Ganz sicher will er nicht Bundeskanzler werden – was ja nicht alle bisherigen ORF-Generäle ausschließen. Wrabetz geht nicht davon aus, dass Finanzdirektor Richard Grasl 2016 gegen ihn antritt. Ein Direktorenteam für 2016 kommentiert er nicht. Aber eine Bewerbung sollte jedenfalls die geplante neue Führungsstruktur des ORF enthalten: mit Direktoren für Information und Programm über alle Medien. Die ORF-Redakteure sorgen sich um redaktionelle Vielfalt in dieser neuen Struktur. Wrabetz sagt, er überdenkt seine Organisationspläne dazu. Doch schon in jüngsten Ressortleiter-Besetzungen vermutet die Redakteursvertretung politische Geschäfte mit Blick auf die Generalswahl. Wrabetz findet öffentliche Debatten darüber absolut entbehrlich. Und: Ich verstehe, dass sich immer mehr Mitarbeiter über öffentliche Abqualifizierung von Redakteuren durch den Redakteursrat beschweren. Dem Betriebsrat ist Wrabetz dankbar, dass der die Betriebsvereinbarung über Hearings gekündigt hat. Mit Form und Gewichtung der Hearings war Wrabetz so unglücklich wie Betriebsrat, Gleichstellungsbeauftragte und Kandidaten, sagt er. Das hindert den ORF offenbar nicht daran, für kommende Woche zu einem Hearing über die Funktion des Chefredakteurs im Landesstudio Niederösterreich zu laden. Als Favorit gilt, wie berichtet, Vize und Bundesländerkoordinator Robert Ziegler. Der ORF-Betriebsrat hat zudem beim Obersten Gerichtshof eine Feststellungsklage über die millionenschwere Anrechnung von Vordienstzeiten eingebracht. Er beruft sich auf eine Entscheidung des EU-Gerichtshofs. Wrabetz: Offensichtlich war den EU-Richtern nicht bewusst, dass sie hier Unsinn rechtsprechen. Und wenn man Wrabetz nach einer Bilanz der ersten neun, bald zehn Jahre fragt und auch nach Entwicklungen, die er lieber ausgelassen hätte? Da kommt er auf Mitten im Achten – auch eine Erfahrung – und leitet elegant zu einem Lob der größtenteils weniger schwierigen Fiction-Produktion des ORF über. Lob für Fernsehfilm- und -serienchef Heinrich Mis, Exprogrammdirektor Wolfgang Lorenz, TV-Direktorin Kathrin Zechner und ihre Teams. Und fürchtet sich Wrabetz schon vor Aufregung um die Schalko-Serie Altes Geld im Herbst, die um 20.15 oder kurz nach 21 Uhr laufen soll mit ihren durchaus gewagten Dialogen über Inzest, Sexualpraktiken, NS-Vergangenheit und Wiener Stadtpolitik? Eher nein: Wer Vorstadtweiber ausgehalten hat, wird auch Altes Geld aushalten. Hier gehts zum Interview – und zum Start die Haushaltsabgabe
6Etat
Pensionsexperte übernimmt Leitung der US-Hochschule in Wien. Der Sozialwissenschafter und Pensionsexperte Bernd Marin wird neuer Direktor der Webster University in Wien. Das gab Julian Schuster, Provost der Mutter-Uni in St. Louis (USA), am Dienstag vor den Mitarbeitern der Privatuniversität bekannt. Marin tritt am 15. Oktober sein Amt an. Der 1948 in Wien geborene Wissenschafter ist erst vor wenigen Tagen als Direktor des European Centre for Social Welfare Policy and Research, das er 27 Jahre leitete, ausgeschieden. Schuster bezeichnete Marin als den bei weitem besten Nachfolgekandidaten für Arthur Hirsh, der sich nach 15 Jahren an der Webster-Spitze zurückzieht. Die Uni hat im Vorjahr ein neues Gebäude an der Wiener Praterstraße bezogen. Sie hat mehr als 500 Studenten aus aller Welt.
5Inland
Angreifer stürmten Hotel im Geschäftsviertel Ouagadougous – 126 Geiseln befreit. Ouagadougou – Bei dem Angriff von Islamisten auf ein vor allem von Ausländern genutztes Hotel und ein Restaurant in der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou sind offiziellen Angaben zufolge mehr als 20 Menschen getötet worden. Es gebe mindestens 23 Tote, sagte Präsident Roch Marc Christian Kabore am Samstag. 126 Menschen wurden aus dem Hotel Splendid gerettet. Das Militär hatte das Hotel und das ebenfalls angegriffene Restaurant Cappucino in den Morgenstunden erstürmt und dabei nach Angaben von Innenminister Simon Compaore drei Angreifer getötet, einen Araber und zwei Schwarzafrikaner. 33 der Geiseln seien verletzt. Unter den Todesopfern des Angriffs von Extremisten auf ein Hotel in Burkina Faso sind nach Angaben der Regierung zahlreiche Ausländer. Compaore ergänzte im staatlichen Rundfunk, unter den Toten seien Opfer mit 18 verschiedenen Nationalitäten. Nach Angaben Compaores wurde unterdessen ein zweites Hotel, das Ybi neben dem Cappuccino, angegriffen. Diese Attacke dauere noch an, sagte der Innenminister. Ob es dabei Opfer gab, war zunächst unbekannt. Feuerwehrleute hätten auf der Terrasse des Restaurants weitere zehn Tote entdeckt, teilt das Innenministerium am Samstagvormittag mit. Zuvor hatte der Direktor des Universitätskrankenhauses bereits von mindestens 20 Toten gesprochen. Zu dem Anschlag hatte sich laut der auf Terrorgruppen spezialisierten US-Organisation Site die Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM) bekannt. Die Terrorgruppe AQIM will 30 Menschen getötet haben, berichtet Site, die Jihadisten-Propaganda analysiert. Die Angreifer – laut Augenzeugen mindestens drei Männer mit Turbanen – hatten das fünfstöckige Splendid-Hotel im Geschäftsviertel Ouagadougous gegen 19.45 Uhr Lokalzeit gestürmt und dabei auch das Feuer auf Gäste eines danebenliegenden Restaurants eröffnet. Sie schossen um sich und setzten Autos in Brand. Danach verschanzten sie sich mit Geiseln im Gebäude. Nach rund einstündiger Ruhe kam es Augenzeugen zufolge wieder zu Schusswechseln. Dabei soll ein Zivilist getötet worden sein. Sanitäter brachten vor dem Hotel Verletzte in Sicherheit. Journalisten berichteten zudem von einem Feuer in der Eingangshalle, auch Schreie seien zu hören gewesen. Einsatzkräfte hätten rund um den Anschlagsort eine Sperrzone errichtet und würden sich auf die Erstürmung des Gebäudes vorbereiten, sagte Außenminister Barry. Beim dem Militäreinsatz werden die einheimischen Sicherheitskräfte von französischen und US-Spezialkräften unterstützt. Französische Kräfte unterstützen die burkinischen Kräfte, verlautete am Samstag früh aus dem Elysee-Palast in Paris. Französische Soldaten sind im Rahmen der Terrorismusbekämpfung in der Sahel-Region am Stadtrand von Ouagadougou stationiert. Auch die USA haben 75 Militärangehörige in Burkina Faso. Einige davon unterstützen die französischen Spezialkräfte bei dem laufenden Einsatz, hieß es aus Washington. Der Direktor der Universitätsklinik in Ouagadougou, Robert Sangare, sagte, eine verwundete Europäerin habe ihm erzählt, es schiene, als ob es die Angreifer bewusst auf Menschen mit weißer Hautfarbe abgesehen hätten. Das Splendid ist bei Ausländern, UN-Mitarbeitern sowie Soldaten der französischen Barkhane-Mission zur Bekämpfung radikaler Islamisten in der Region beliebt. Der französischen Botschaft zufolge wurde eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Sie rief ihre Landsleute in der Stadt auf, zu Hause zu bleiben. Österreicher waren nach bisherigen Erkenntnissen nicht von der Gewalt in Ouagadougou betroffen. Das sagte Außenamts-Sprecher Thomas Schnöll der APA auf Anfrage. Bisher ist die frühere französische Kolonie Burkina Faso weitgehend von Anschlägen islamistischer Gruppen verschont worden, die in anderen Ländern der Region immer wieder Gewalttaten verüben. So hatte sich die Al-Kaida im Islamischen Maghreb mit anderen Gruppen zu einem Angriff auf ein Hotel im benachbarten Mali bekannt, bei dem im November in der Hauptstadt Bamako 20 Menschen getötet wurden.
2International
Uruguays Stürmerstar fast zwei Jahre nach seiner Beißattacke: "Werde intelligenter sein" – Argentinien hofft nach schwachem Quali-Start auf Messi-Rückkehr. Montevideo/Santiago de Chile – Luis Suarez steht fast zwei Jahre nach seiner Beißattacke bei der WM 2014 in Brasilien erstmals wieder in Uruguays Fußball-Nationalteam. Am Freitag geht es in der WM-Qualifikation in Recife gegen Rekordweltmeister Brasilien. Er werde bei seinem Comeback intelligenter vorgehen, versicherte der Stürmerstar des FC Barcelona. Die Art und Weise, wie er Fußball spielt, werde er aber nicht ändern. Ich werde immer noch dieselbe Einstellung haben. Ich werde immer noch laufen, Druck machen und kämpfen, weil niemand meine Art zu spielen ändern kann, erklärte Suarez in einer Pressekonferenz in Montevideo. Aber ich werde es überlegter machen, wie jetzt in Barcelona, und bei vielen Dingen intelligenter sein. Sein einziger großer Wunsch sei es gewesen, wieder in der Nationalmannschaft spielen zu dürfen. Suarez hatte bei der WM 2014 durch einen Biss gegen den italienischen Verteidiger Giorgio Chiellini für Aufsehen gesorgt. Auf Nationalteam-Ebene wurde der Torjäger daraufhin für neun Pflichtspiele gesperrt. Diese Sperre ist nun abgesessen. Ich habe keinen Druck, versicherte Suarez. Mit Teamchef Oscar Tabarez habe er seine emotionale Rückkehr ausführlich besprochen. Von Mensch zu Mensch. Nach vier von 18 Spielen liegt Uruguay in der südamerikanischen Qualifikation für die WM 2018 in Russland hinter Überraschungs-Spitzenreiter Ecuador auf Rang zwei. Die Brasilianer folgen dahinter auf Rang drei. Argentinien dagegen hat den Start wieder einmal verschlafen. Der Vizeweltmeister liegt mit lediglich fünf Punkten auf Rang sechs. Am Donnerstag (0.30 Uhr in der Nacht auf Freitag MEZ) im Schlager in Chile kehrt allerdings Superstar Lionel Messi zurück. Argentiniens Kapitän hatte die vier bisherigen Quali-Spiele im Herbst wegen seiner Knieverletzung verpasst. Mit den Chilenen hat Messi nach dem im Elfmeterschießen verlorenen Finale bei der Copa America vergangenen Sommer noch eine Rechnung offen. Eine Revanche ist das nicht, aber wir erwarten ein hartes Spiel, sagte der 28-Jährige. Die drei Punkte sind wichtig für die Qualifikation. Auf Messi lastet in der Nationalmannschaft ein enormer Erwartungsdruck. Großes Turnier hat der Ausnahmekönner des FC Barcelona mit der Albiceleste noch keines gewonnen. Im Sommer wartet die 100-jährige Jubiläumsausgabe der Copa America in den USA. Davor gilt es aber, in der Qualifikation für Russland auf Kurs zu kommen. Nach dem Gastspiel in Chile geht es nächste Woche in Cordoba gegen Bolivien weiter.
4Sport
Tesla veröffentliche Patches – Autos können nicht aus der Ferne manipuliert werden. Es war auch eine Demonstration, welchen Stellenwert Software in modernen Autos mittlerweile einnimmt. Mitarbeitern der Securityfirma Lookout gelang es einen Tesla Model S unter ihre Kontrolle bringen. Über eine Sicherheitslücke im Unterhaltungssystem des Wagens konnten sie weiter in das System des Autos vordringen. So konnten die Sicherheitsexperten während einer Fahrt die Geschwindigkeit des Tesla verringern oder ihn sogar zum Stillstand bringen. Details will Lookout am Freitag auf der Hackermesse Defcon präsentieren. Tesla hat bereits reagiert und entsprechende Patches veröffentlicht. Auch betont das Unternehmen, dass die Lücken nur lokal ausgenutzt werden können. Der italienisch-amerikanische Autobauer Fiat Chrysler musste vor wenigen Tagen rund 1,4 Millionen Wagen wegen Sicherheitsrisiken bei Hackerangriffen zurückrufen. Betroffen seien verschiedene Modelle der Marken Dodge, Ram und Jeep. Durch einen Tausch der Software soll verhindert werden, dass die Fahrzeuge manipuliert werden können. Genau das war Sicherheitsexperten in den USA mit einem Jeep gelungen – der WebStandard berichtete. Die Hacker schafften es ebenfalls über eine Sicherheitslücke in dem Unterhaltungssystem des Wagens, das mit dem Internet verbunden ist, Bremsen, Geschwindigkeit, Klimaanlage und Radio des Jeep Cherokee fernsteuern.
0Web
Resümée: Ein U-Bahn-Schacht im Ruhrgebiet kann ein Dschungelcamp in Australien nicht ersetzen. Die Bombe platzte zu früh im Finale der Dschungel-Heimkehrershow. Der Goldpapierregen ergoss sich, als der Sieger noch gar nicht gekürt war und sorgte für einen flüchtigen Moment an Authentizität: Sonja Zietlow und Daniel Hartwich erschraken ehrlich, kurz wackelte das einstudierte Programm. So ein Bild hat Seltenheitswert. Denn das Echte ist ein rares Gut im Unterhaltungsfernsehen. Brigitte Nielsen kann ein Lied davon singen. Die Siegerin war buchstäblich überwältigt und rief begeistert: „Ich muss am erst alle diese wunderbaren Leute, dat diese Abend angeruft habe: ich danke euch alle!“ Gut möglich, dass Nielsen hauptsächlich deshalb gewonnen hat, weil sie neben Otto und Gretchen Mankusser in der deutschen Fassung von Malcolm in the Middle zweifellos das charmanteste Dänendeutsch spricht. Sie habe in ihrem Leben viele Fehler gemacht, parlierte die Nielsen weiter, aber sie „habe immer aufgestanden – mit Positivität.“ Das ist schließlich nicht irgendetwas, und allein für den Satz: „Du musst natürlich sein“, gebührt ihr die goldene Anstecknadel für die beste Realsatire. Als Resümée lässt sich festhalten, dass ein U-Bahn-Schacht im Ruhrgebiet ein Dschungelcamp in Australien nicht ersetzen kann. Viele der „Prüfungen“ erinnerten an Topfschlagen beim Kindergeburtstag. Mit dem avantgardistischen Possenspiel des eigentlichen Camps hatte das Ganze nichts zu tun. Das Publikum verstand schnell und blieb fern. Der Nielsen-Sieg geht in Ordnung, ebenso hätte man sie allerdings ein weiteres Mal ohne lähmende Sommershow nominieren können. Und Costa Cordalis gleich dazu. Der Winter kann kommen.
6Etat
Wiens Bürgermeister will ein bis zwei Mandate dazugewinnen und hat Ideen zur Entzauberung der FPÖ. Wien – Wer gedenkt, Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) vorzuschlagen, eine Koalition mit der FPÖ einzugehen, ist gut beraten, in Deckung zu gehen. Dem Nächsten, der sagt, wir sollen eine Koalition mit der FPÖ machen, dem haue ich eine Watsche runter, sagte er beim Sommerfest der Wiener SPÖ-Frauen am Donnerstag im EGA-Frauenzentrum im sechsten Gemeindebezirk. Die eine oder andere verbale Ohrfeige galt auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Dieser tauche nämlich so wie das Seeungeheuer Nessie alle fünf Jahre in Wien auf. Dann hauen wir ihm eines über die Rübe, und dann ist er wieder weg. Wien sei für viele Menschen in Europa eine Glitzerstadt, ein Leuchtturm. Nur: Bei uns rennen ein paar Koffer herum und reden deppert über diese Stadt. Soziale Heimatpartei entzaubern Man müsse den Wählern die Wahrheit über die soziale Heimatpartei erzählen, die etwa gegen die bedarfsorientierte Mindestsicherung gestimmt und auch viele andere soziale und frauenpolitische Maßnahmen abgelehnt habe, schlägt der Bürgermeister zur Entzauberung der FPÖ vor. Außerdem formuliert Häupl ein Wahlziel: Zu den 49 Mandaten und dem Mandat, dass er als politisches Asyl bezeichnet (gemeint ist Şenol Akkılıç, der im März von den Grünen zur SPÖ wechselte), will Häupl ein bis zwei Mandate dazugewinnen, was der absoluten Mehrheit entspricht. Wenn auch in wenig schmeichelnde Worte verpackt, ließ er eine Koalitionspräferenz für die Grünen durchklingen. Nach wie vor streite er lieber zu Verkehrsthemen als über Bildung. Und: Nach fünf Jahren Lehrlingsausbildung dürfte es jetzt zum politischen Facharbeiter reichen, sagte er über den derzeitigen Regierungspartner. Auch wenn so manchen die Zusammenarbeit mit den Grünen auf die Nerven geht, skizzierte er die Alternative einer Regierung mit der ÖVP: Einsparen des Personals in der Verwaltung, Leistungen abbauen, Sparen in Spitälern und Schulen. Außerdem kritisierte Häupl die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung: Entschieden Charakter zu halten ist im erstaunlichen Ausmaß verlorengegangen. Was ist daran so schwer zu sagen, ja, wir helfen euch? Das Kind auf den Bugl picken Zuvor hatte Vizebürgermeisterin Renate Brauner die SPÖ-Frauen auf die unendlich wichtigen Wahlen eingeschworen. Sie plädierte dafür, mehr Erfolgsgeschichten zu erzählen. Im Gegensatz zu Wien hätten in vielen anderen Bundesländern Kindergärten zu viele Schließzeiten. Frei nach dem Motto: Pick dir das Kind auf den Bugl und geh damit in die Arbeit. Diese Errungenschaft sei nicht vom Himmel gefallen, daran müsse man die Wähler erinnern.
5Inland
Wechselseitiger Austausch von Unfreundlichkeiten über Presseaussendungen. Klagenfurt – In der Kärntner Regierungskoalition ist ob des zu schnürenden Sparpakets ein Zwist zwischen SPÖ und ÖVP aufgebrochen. Landesrat Christian Benger (ÖVP) hatte in den letzten Tagen mehrmals – auch bei gemeinsamen Pressekonferenzen – massive Sparmaßnahmen in den SP-Ressorts Verwaltung, Gesundheit und Soziales gefordert. Von der SPÖ kamen Gegenattacken, auch am Donnerstag gab es Auseinandersetzungen. Den Schwarzen stoßen vor allem die hohen Kosten der öffentlichen Krankenhäuser auf. Sie werfen Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) mangelnden Sparwillen vor. Dass das Landeskrankenhaus Villach um 60 Millionen Euro saniert und erweitert – obwohl das Klinikum Klagenfurt nur 35 Kilometer entfernt sei, wie von ÖVP-Seite immer wieder betont wird – macht die Sache aus schwarzer Sicht nicht besser. Das öffentliche Spitalswesen in Kärnten ist überdurchschnittlich teuer und unterdurchschnittlich effizient, tönte es am Donnerstag aus der Wirtschaftskammer, die eine Pressekonferenz zum Thema Kärntens krankes Gesundheitswesen veranstaltet hatte. Prettners Reform- und Einsparungspläne seien lächerlich, meinte dabei Präsident Jürgen Mandl. Unterschiedliche Zugangsweisen Landeshauptmann-Stellvertreterin Prettner konterte im Gespräch mit der APA, ÖVP-Landesrat Benger solle für Reformen bei der Landwirtschaft sorgen. Etwa sei es nicht nachvollziehbar, dass es für 1.300 Schüler im landwirtschaftlichen Schulwesen acht Standorte gebe. Einen Koalitionszwist ortete sie allerdings nicht. Man habe eben unterschiedliche Zugangsweisen und es sei Teil des politischen Alltags, dass Parteien unterschiedliche Standpunkte vor der Bevölkerung darstellten. Als weitere Sparmaßnahme im Gesundheitsbereich könne sie sich vorstellen, die Abgangsdeckung bei den privaten Spitälern zu verringern. Derzeit gleiche das Land 98 Prozent der Verluste aus, den Anteil könne man auf 92 bis 90 Prozent senken. Der ÖVP warf sie beim Thema Gesundheit ein doppeltes Spiel vor. SPÖ-Klubobmann Herwig Seiser forderte die ÖVP auf, mit Phrasendreschereien aufzuhören, und zu sagen, welches Krankenhaus sie schließen wolle. Krause Ideen und Theorien Doch nicht nur bei der Gesundheitspolitik gab es Unstimmigkeiten. Am vergangenen Freitag hatte die Koalition etwa bei einem gemeinsamen Medientermin zum Sparpaket die Erhöhung von Verkehrsstrafen angekündigt. Benger meinte dann in einem Interview mit dem Kurier, bevor dies passiere, werde man im Sozialbereich sparen. Das brachte die SPÖ-Landtagsabgeordnete Ines Obex-Mischitz auf. Sie warf dem ÖVP-Landesrat in einer Aussendung unter anderem vor, mit krausen Ideen und Theorien seine Partner und die Kärntner Bevölkerung zu provozieren. Angesichts der öffentlich ausgetauschten Unfreundlichkeiten meinte FPÖ-Landesparteisekretär Ewald Mödritscher: Es kracht im koalitionären Gebälk. Die Koalition stehe am Abgrund. Egal ob in Asylfragen oder dem Gesundheitswesen, die Zerfallserscheinungen dieser Koalition treten mittlerweile täglich zutage. Der Streit lähme das Land. Die ÖVP müsse sich entscheiden, ob sie Regierungs- oder Oppositionspolitik betreiben wolle.
5Inland
Im Vergleich zu 2014 fallen bei Benzin marktbedingt rund 300 Millionen Euro weniger Kosten an, bei Diesel gar 700 Millionen weniger. Wien – Auto- und Motorradfahrerer profitieren heuer vom Ölpreisverfall, der auch auf die Zapfsäulen durchschlägt. Die Treibstoffrechnung für ganz Österreich fällt heuer um rund eine Milliarde Euro geringer aus als noch 2014, wie der Fachverband der Mineralölindustrie errechnete. Im Jahresvergleich verringerten sich die Spritkosten bei öffentlich zugänglichen Tankstellen bei Benzin von 2,9 auf 2,6 Milliarden Euro, beim Diesel sank die Gesamtrechnung marktbedingt von rund 5,6 auf 4,9 Milliarden. Berechnet wurde der Absatz von Kraftstoffen bei öffentlichen Tankstellen bei gleichzeitiger Schätzung des Verbrauchs für das Restjahr heuer sowie im Vergleich mit den Jahresdurchschnittspreisen von 2014. Im Vorjahr zahlte man im Jahresdurchschnitt als Otto-Normal-Fahrer für Diesel 1,30 Euro pro Liter; für Benzin waren es für den Normalverbraucher 1,35 Euro. Heuer sind es dem Fachverband zufolge für Diesel 1,12 Euro und für Benzin 1,20 Euro je Liter. Der Dieselabsatz im gewerblichen Bereich, also vor allem für Frächter, ist in dieser Rechnung der Mineralölindustrie nicht inkludiert. Der deutsche Mineralölwirtschaftsverband hatte gestern Nachrichtenagenturen zufolge erklärt, dass die Tankrechnung Deutschlands heuer im Vorjahresvergleich um 10,5 Milliarden Euro geringer ausfalle. 2,9 Milliarden Euro der marktbedingten Preisminderung entfielen auf Benzin, 7,6 Milliarden Euro auf Diesel.
3Wirtschaft
Noch ist unklar, ob es sich dabei tatsächlich um Kommunikation mit Artgenossen handelt. Wien/Berlin/Kopenhagen – Es ist seit langem bekannt, dass Giraffen Töne produzieren können. Allerdings ist nach wie vor unklar, ob sie diese auch zur Kommunikation verwenden. Aufgezeichnet wurden bisher vor allem Schnaub- und Grunzgeräusche. Forscher der Universität Wien und des Berliner Tierparks berichten nun im Fachjournal BioMedCentral, dass die Tiere in der Nacht summen – warum genau, konnten sie noch nicht klären. Für ihre Untersuchung zur möglichen Kommunikation zwischen den Giraffen sammelten die Wissenschafter rund 1.000 Stunden Audiomaterial von in den Zoos von Wien, Berlin und Kopenhagen. Zur ihrer Überraschung begannen die Tiere in der Nacht mit einem harmonischen, kontinuierlichen, frequenzmodulierten Summen – in Kopenhagen rund zwei Stunden vor Sonnenaufgang, in den anderen beiden Zoos vor allem in der Mitte der Nacht. Da die Wissenschafter nur über Audioaufnahmen verfügen, konnten sie jedoch nicht nachweisen ob bzw. in welchem Zusammenhang die Töne der Kommunikation mit Artgenossen dienen. In allen drei Zoos wurden die Tiere während der Untersuchung in der Nacht vergleichbar gehalten: In Kopenhagen wurde eine schwangere Giraffenkuh von der Herde getrennt, in Wien ein Giraffenbulle vom Rest der Tiere. In Berlin wiederum verbrachte jede Giraffe die Nacht in einem eigenen Stall, nur Kälber wurden zusammen mit der Mutter gehalten. Die Forscher vermuten daher, dass das Summen im Dunkeln zur Kontaktaufnahme dienen könnte, etwa um die restlichen Herdenmitglieder zu rufen. Zur weiteren Erforschung des rätselhaften Summens schlägt das Team um Angela Stöger-Horwath und Anton Baotic von der Universität Wien ein automatisches akustisches Monitoring-System vor, das mit Videoaufnahmen gekoppelt ist. So könnte einerseits das Verhalten der Tiere nach dem Summen analysiert und andererseits das rufende Tier eindeutig identifiziert werden.
7Wissenschaft
Mitterlehner wünscht sich ein politischeres Verständnis des Amtes und mehr Profil. Wien – Er hatte schon mit einem großartigen Tag gerechnet. Was seit Tagen gemunkelt und Donnerstagfrüh von Peter McDonald zunächst via Twitter angedeutet wurde, war eine halbe Stunde später endlich offiziell: Der bisherige Hauptverbandschef ist neuer Generalsekretär der ÖVP. Vorgänger Gernot Blümel, der nach der schwarzen Schlappe bei der Wien-Wahl die Landespartei übernimmt, überreichte noch schnell einen Handyakku (Das kann man immer brauchen), wollte den von ihm begonnenen Parteierneuerungsprozess als Hinterlassenschaft verstanden wissen – und weg war er. Parteichef Reinhold Mitterlehner freute sich, dass der Neue mit den unkonventionellen Ideen per Umlaufbeschluss vom ÖVP-Vorstand abgesegnet wurde. Damit würde es auch wieder in Richtung eines politischeren Generalsekretariats gehen – eine Entwicklung, die Mitterlehner offensichtlich sehr begrüßt: Wir müssen uns da und dort besser profilieren. McDonald ist derzeit Direktor des Österreichischen Wirtschaftsbunds und trat erst im Oktober 2014 als Nachfolger von Hans Jörg Schelling den Vorsitz im Hauptverband der Sozialversicherungsträger an. Den Job gibt er laut seiner ersten Wortmeldung als neuer ÖVP-General auch nicht leichtfertig auf, aber: Mit einer Stärkung der ÖVP könne er einen wichtigeren und entscheidenderen Beitrag zur Zukunft des Landes leisten. Er wolle mithelfen, dass die ÖVP wieder in der obersten Liga mitspielt, knüpfte McDonald an die verbale Stoßrichtung an, die Schelling bei seiner Budgetrede am Mittwoch vorgegeben hatte. Ich freu mich, heute wird ein großartiger Tag!#einDonnerstagimOktober McDonald ist in der ÖVP gut verankert, er ist seit mehr als zehn Jahren im Wirtschaftsbund, 2013 kandidierte der 42-jährige Oberösterreicher mit irischen Wurzeln bei der Nationalratswahl auf der Bundesliste der ÖVP. Das Engagement begann bereits während seines Studiums, da engagierte sich McDonald als Vorsitzender der Hochschülerschaft der Johannes-Kepler-Universität in Linz. Über sich selbst sagt McDonald, er habe bewiesen, dass ich nicht davor zurückschrecke, heiße Eisen zu schmieden und heilige Kühe zu schlachten. Gemeint ist etwa die Senkung der Sozialversicherungsbeiträge, die er als Obmann der Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft für jene Mitglieder eingeführt hat, die sich zum Erreichen bestimmter Gesundheitsziele verpflichten. Mit Mitterlehner, ebenfalls ein Oberösterreicher, versteht sich McDonald sehr gut, die beiden verbinde ein sehr vertrautes Verhältnis, heißt es. Es sei auch kein Zufall, dass der Herr Vizekanzler auf mich zugekommen ist – er sei bereits beim Auftakt des Evolutionsprozesses für die inhaltliche Erneuerung der Volkspartei dabei gewesen. Mitterlehner betonte, dass die Nominierung McDonalds mit allen bündischen Vertretern abgestimmt ist, und sie haben alle zugestimmt. Nachsatz: Das gilt auch für den ÖAAB. Die Nachfolge McDonalds im Hauptverband ist noch nicht geklärt. Der Wirtschaftsbund werde jemanden nominieren, letztlich muss der neue Kandidat von Trägerkonferenz und Vorstand bestätigt werden, skizzierte der neue VP-General. Sein Vorgänger Blümel war noch von Ex-Parteichef Michael Spindelegger, in dessen Kabinett er arbeitete, in die Parteizentrale geholt worden. Spekulationen über eine Umbildung des ÖVP-Regierungsteams wies Mitterlehner zurück: Wir für unseren Bereich denken nicht daran. Gerüchte über eine Rückkehr von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nach Niederösterreich halten sich dennoch hartnäckig. Er habe auch aus der SPÖ keine derartigen Signale vernommen, sagte Mitterlehner. Zuletzt gab es Gerüchte, dass es zu personellen Änderungen bei den Sozialdemokraten kommen könnte, wenn Klubobmann Andreas Schieder in die Wiener Stadtregierung wechseln sollte.
5Inland
Artikel bringt Debatte über relativ gehaltlose Apple-Neuvorstellungen ins Rollen. Vor rund einem Jahr ist erstmals das neue Macbook erschienen: sehr schlank, daher nicht ganz so leistungsfähig und mit nur einem einzigen USB C-Anschluss ausgerüstet. Am Dienstag wurde das Macbook in einer neuen Version ausgeliefert – aber noch immer herrscht Unklarheit darüber, was dieses Modell eigentlich bringen soll. Denn mit Macbook Pro und Macbook Air gibt es bereits zwei Varianten des Apple-Laptops: einen hochleistungsfähigen, größeren sowie einen schmaleren mit etwas weniger Power. Dafür gibt es seit drei Wochen auch ein kleineres iPad Pro, das 9,7 Zoll Bildschirmgröße aufweist. Also auf gut Deutsch: ein kleineres größeres iPad. Beziehungsweise ein iPad, das genauso groß ist wie das iPad Air 2, das aber keinen Nachfolger erhält. Das klingt verwirrend – und deutet laut einigen Kritikern darauf hin, dass Apple zurzeit keine sehr ausgereifte Strategie fährt. So sorgt momentan ein Beitrag des Wirtschaftsmagazins Forbes für Wirbel, der Apple überflüssige Produkte vorwirft. Forbes verweist auf den legendären Ausspruch des verstorbenen Apple-Gründers Steve Jobs, seine Firma sei mit weniger als 30 Produkten rund 30 Milliarden schwer geworden. Das hatte Jobs 2008 gesagt, als im Smartphone-Bereich noch viel Luft nach oben war. Mittlerweile ist Apple zwar um einiges reicher, allerdings gilt der Markt für iPhones als einigermaßen gesättigt. Die Logik eines riesigen Konzerns zwingt Apple jedoch dazu, konstant für großes Wachstum zu sorgen. Da offenbar die einschneidende Idee fehlt, greift die Konzernspitze um Tim Cook auf kleinere Variationen bestehender Produkte zurück. Dass diese Taktik allzu lang erfolgreich ist, darf bezweifelt werden. Unlängst kursierten Berichte, dass sich sowohl die beiden iPhone-6s-Varianten als auch das kleine neue iPhone SE nicht sonderlich gut verkauften. Auch beim iPad Pro soll sich der Enthusiasmus in Grenzen halten. Der Minimalismus, der Apple auszeichnet(e), schwindet jedenfalls dahin. Apple hat momentan 13 Macbook-Varianten in drei unnötigen Produktlinien, vier iPad-Versionen, von denen zwei gleich aussehen, und drei aktuelle iPhones. Im Herbst erwarten wir uns also ein iPhone 7, ein iPhone 7 Plus und ein drittes iPhone 7, das wie ein Plus aussieht, aber gar keines ist, schließt Forbes zynisch. Oder, wie das Satiremagazin The Onion schon 2013 unkte: One more thing: Apple enthüllt panischen Mann ohne Ideen.
0Web
Das Sora-Institut hat errechnet, woher die Wähler für Van der Bellen und Hofer gekommen sind. Im zweiten Wahlgang der Bundespräsidentenwahl hat es am Sonntag noch keinen klaren Sieger gegeben: Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen lagen gemäß Sora-Hochrechnung inklusive Briefwählerprognose mit 50 zu 50 Prozent gleichauf. Nach dem ersten Wahlgang war Hofer Favorit für die Stichwahl. 35,1 Prozent hatte der FPÖ-Kandidat erhalten, lediglich 21,3 Prozent Alexander Van der Bellen. Uneinholbar, wie viele Beobachter urteilten. Aus der Wählerstromanalyse des Sora-Instituts geht hervor, dass Alexander Van der Bellen bei Nichtwählern sowie bei ehemaligen Wählern von Irmgard Griss und Rudolf Hundstorfer gepunktet hat. Betrachten wir die Zusammensetzung der Wähler Alexander Van der Bellens, ist ersichtlich, dass das Überzeugen der Griss-Wähler für die Aufholjagd am wichtigsten war. Der Zuwachs bei seinem Kontrahenten Norbert Hofer lässt sich durch das Wechseln von Irmgard-Griss- und Andreas-Khol-Wählern ins blaue Lager erklären. Hier die Zusammensetzung des Wahlergebnisses von Norbert Hofer: Nur etwa jeder zehnte Griss-, Hundstorfer- und Khol-Wähler ist im zweiten Wahlgang nicht zur Wahl gegangen. 84 Prozent der Nichtwähler sind ihrem Wahlverhalten auch im zweiten Wahlgang treu und somit zu Hause geblieben.
5Inland
Mit zweifelhaftem Hinweis auf Copyright-Verletzungen – HBO macht Druck, Youtube nach Kritik Rückzieher. Beim Fernsehsender HBO hat man einen neuen Lieblingsfeind: Ein unter dem Namen Frikidoctor auftretender, spanischsprachiger Youtube-User veröffentlicht seit Wochen Spoiler für kommende Game of Thrones-Episoden. Ähnliche Gerüchtevideos gibt es im Internet zwar zuhauf, ein Fakt hat nun aber das Interesse des Pay-TV-Senders auf sich gezogen: Die Voraussagen von Frikidoctor sind verblüffend gut. Zu gut, wie man bei HBO meint, und nun auf rechtlichem Wege versucht, gegen diese Leaks vorzugehen, wie Torrentfreak berichtet. Auf Drängen des Senders hat Youtube vor wenigen Tagen sämtliche Videos von Frikidoctor blockiert. Als Begründung wird auf einen Copyright-Anspruch von HBO verwiesen. Dies verblüfft insofern, da die Clips praktisch zur Gänze aus Aufnahmen des Users selbst bestanden haben, der in die Kamera spricht. Der aktuellste Beitrag zur Folge 3 der laufenden Staffel kam sogar ganz ohne Material aus Trailern aus – und wurde trotzdem entfernt. Der Anspruch von HBO dürfte sich insofern also nur auf die Inhalte beziehen, und hier wird es rechtlich ziemlich schwierig. Die vorherrschende Rechtsmeinung geht davon aus, dass sich der US-amerikanische Digital Millenium Copyright Act nicht dermaßen breit auslegen lässt, sondern nur gegen direkte Piraterie von Video- oder Audio-Material anwendbar ist. Insofern steht auch Youtube-Betreiber Google in der Kritik, da man der Aufforderung von HBO Folge geleistet hat. Mittlerweile hat sich Google aber offenbar umbesonnen, und einer Beschwerde von Frikidoctor recht gegeben. Die entfernten Videos wurden allesamt wieder hergestellt. Ob sich HBO damit zufrieden gibt, muss sich natürlich erst zeigen. In den letzten Wochen hat der Pay-TV-Sender seine Maßnahmen gegen Piraterie massiv verschärft, so wurden nicht nur zahlreiche Videos auf Youtube entfernt, auch viele Bittorrent-Seiten haben DMCA Takedown Aufforderungen erhalten. Dies kommt insofern etwas überraschend, da HBO in der Vergangenheit immer betont hatte, dass man die Piraterie von Game of Thrones-Episoden vor allem als kostenlose Werbung – und entsprechend gelassen – sieht.
0Web
Studienautor Ednan Aslan über Grundlagen möglicher Radikalisierung. Wien – Es gehe ihm um eine Versachlichung der Diskussion, betont Ednan Aslan, Projektleiter der vieldiskutierten Evaluierung islamischer Kindergärten/-gruppen in Wien, im Gespräch mit dem STANDARD. Im Zentrum der Auseinandersetzung dürfe nicht die Position Sebastian Kurz oder der Wiener SPÖ stehen, sondern die Lage der Kinder in den islamischen Kindergärten. In rund einem Viertel solcher Einrichtungen stellt Aslans Studie Probleme fest. Konkret gehe es dabei um schwarze Pädagogik, erläutert der Politikwissenschafter und Pädagoge: Wie anders ist es zu bezeichnen, wenn man kleinen Kindern vermittelt, dass sie das Höllenfeuer fürchten müssen und dass sie sündig sind?, fragt er. Eine solche Erziehung, so Aslan, mache Angst. Hinzu komme eine in den problematischen Kindergärten vielfach vermittelte Verachtung anderer Lebensentwürfe. Werde diese in der Folge theologisiert, sei eine Grundlage für Radikalismen gelegt. Was er nun vorschlage? Wichtiger als die Erstellung eines Leitfadens, wie es die Wiener Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) im STANDARD angekündigt hat, sei zu klären, mit welchen Verbänden man zusammenarbeitet. Von Gruppen, die mit der Muslimbruderschaft oder Milli Görüs in Verbindung stehen, seien keine Verbesserungen zu erwarten. Vor allem jedoch müsse man das System der Verbände insgesamt verstehen, um künftig professioneller vorzugehen. Laut Aslan hat das Wiener Amt für Jugend und Familie (MA 11), das auch Kindergärten überprüft, eine Beteiligung an der Studie abgelehnt. Im Büro der zuständigen Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) bestätigt man dies. In der Folge konnte Aslan das Integrationsministerium als auftraggebenden Studienpartner gewinnen.
1Panorama
Erstaufnahmelager im Lokalaugenschein: In Traiskirchen muss eine Schwangere im Freien schlafen, in Krumpendorf spielen Asylwerber Fußball. 21.05 Uhr, ORF 2. Wien – Wer in Traiskirchen über die Situation der Flüchtlinge berichten will, muss zum Zaun. Drinnen stehen Asylwerber und beanworten Fragen von Journalisten draußen, denen der Zutritt zum Lager verwehrt ist. Drinnen steht Ali F. 10.000 Dollar zahlte der junge Afghane einem Schlepper, der ihn und seiner Frau Shirin nach Österreich brachte. Große Strecken mussten die beiden zu Fuß zurücklegen, bevor sie nach Traiskirchen kamen. Einen Platz zum Schlafen hatten hier weder er noch Shirin, obwohl sie im neunten Monat schwanger war. Das Baby kam im Spital in Mödling zur Welt. Inzwischen ist die Familie in Unterwaltersdorf: Wenn ich gewusst hätte, dass es hier so ist, wären wir nicht hergekommen, sagt F. Nur bis zum Zaun kam auch Nina Horowitz für den Schauplatz, Donnerstag, 21.05 Uhr auf ORF 2. Gemeinsam mit Christine Grabner zeigt sie Bilder der Erstaufnahmelager im niederösterreichischen Traiskirchen und im Kärntner Krumpendorf. Nicht frei zugänglich Die Idee haben die Reporterinnen am 9. Juli: Beamte des Innenministeriums führen Medienarbeiter durch das ansonsten für Journalisten nicht frei zugängliche Lager. Zu sehen bekommen sie leere Räume: „Wir konnten uns kein eigenes Bild machen“, sagt Horowitz. Im Hof seien Flüchtlinge dann auf sie zu gekommen und hätten erzählt – von den verdreckten Toiletten, von Duschen ohne Vorhänge, von fehlenden Schlafplätzen. Als wäre man nicht in Österreich, beschreibt Horowitz die Situation in Traiskirchen. Die meisten Asylwerber wollen nicht erkannt werden. Sie haben Angst, dass das für ihr Asylverfahren schlecht sein könnte. Oder dass es für ihre Familien im Kriegsgebiet gefährlich wird, wenn die falschen Menschen sie im Fernsehen oder im Internet sehen. Horowitz bringt Ärzte und Therapeuten zum Zaun, etwa Georg Psota vom psychosozialen Dienst: Mit Österreichern würde man so nie umgehen. Die Kinderärztin Nicole Grois warnt: Wenn eine Masernwelle ausbricht, gibt es hier große Probleme. Während des Interviews wird sie zu Hilfe gerufen: Ein Kind drinnen hat Fieber, dehydriert wahrscheinlich aufgrund der großen Hitze noch vor wenigen Tagen. Die Ärztin kann nicht helfen: Sie ist auf der anderen Seite des Zauns und darf nicht rein. Beklemmend geht es weiter: Im Traiskirchner Schwimmbad fühlen sich Stammgäste gestört, weil nach 17 Uhr viele Flüchtlinge kommen, wenn der Eintritt nur noch 1,50 kostet. Und im Stift Melk erklärt ein Pater wortreich, warum das Stift keine Flüchtlinge aufnehmen kann. Der Traiskirchner Siegfried Voith erklärt, warum der Ort eine Schande ist und er sich im Stich gelassen fühlt. Die Stimmung ist aufgeladen. Anders in Krumpendorf: Seit Juli sind 240 junge Männer am Wörthersee in Zelten untergebracht. Die Krumpendorfer fühlten sich vom Innenministerium überrumpelt. An den Flüchtlingen lassen sie ihren Groll aber nicht aus, sondern kümmern sich, stellen Freizeitmöglichkeiten zur Verfügung, etwa einen Fußballplatz: Zum Aggressionsabbau, sagt der Obmann. Das Leben im Lager sei nicht einfach. In Krumpendorf traf Grabner Walaa aus Syrien. Der 26-jährige Tänzer bekam die Chance, in einem Klagenfurter Studio zu tanzen. Er fand Freunde, doch dann musste er wieder weg. Nach Thalgau in Salzburg, wieder in ein Notquartier. Walaa ist traurig – und trotzdem dankbar, weil er in Sicherheit ist. Sobald der Krieg vorbei ist, will er wieder heim. Die Kärntner Landesreferentin für Flüchtlingsfragen, Barbara Payer, zeigt die Mühen der Ebene. Payer prüft die Unterkünfte: Wenn 20 pro Woche angeboten werden, ist sie froh, wenn eines den bürokratischen Anforderungen entspricht. Niemand hat mit den hohen Antragzahlen gerechnet, sagt Payer. Auch in dieser Nacht müssen in Traiskirchen tausende Menschen unter freiem Himmel schlafen.
6Etat
Eine Pilotstudie der FH Gesundheitsberufe Oberösterreich untersucht Methoden zur Reduktion berufsbedingter Schmerzen bei OP-Pflegern. Linz/Wien – Ausgerechnet jene Berufsgruppe, die sich täglich um die Gesundheitsversorgung anderer kümmert, ist selbst gesundheitlich gefährdet: das Pflegepersonal. Laut dem österreichischen Arbeitsgesundheitsmonitor – ein Projekt der Arbeiterkammer Oberösterreich zur Messung des subjektiven Gesundheitsbefindens der Österreicher am Arbeitsplatz – leiden Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegeberufen häufiger unter körperlichen Beschwerden als Arbeitnehmer in anderen Berufsgruppen. Eine Pilotstudie der Fachhochschule für Gesundheitsberufe in Oberösterreich, die im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge des Allgemeinen Krankenhauses Linz durchgeführt wird, widmet sich nun einer Gruppe, die besonders betroffen ist, aber bis dato etwas vernachlässigt wurde: die Operationspflegekräfte. Bisher war vor allem die Bürotätigkeit im Fokus der betrieblichen Gesundheitsvorsorge gewesen, stehende oder einseitige Tätigkeiten eher nicht, sagt der Leiter der Pilotstudie Peter Hoppe. Dabei wissen wir aber aus zahlreichen Studien in diesem Bereich, dass diese Kollegen und Kolleginnen mindestens genau so viele Beschwerden haben wie jene, die einer sitzenden Tätigkeit nachgehen. Die körperlichen Beschwerden, unter denen OP-Schwestern und Pfleger leiden, beruhen hauptsächlich auf den langen monotonen Köperhaltungen, die sie im OP einnehmen müssen. Während einer Operation haben instrumentierende Pfleger und Schwestern die Aufgabe, dem Operateur das Operationsinstrument zuzureichen, damit dieser ohne Einschränkung seiner Aufmerksamkeit operieren kann. Und so etwas kann dauern: Je nachdem, um welches Operationsgebiet es sich handelt, können sich Operationen von vier bis zu zehn Stunden hinziehen. Die Folge davon: Unter dem pflegenden Personal im OP gibt es niemanden, der keine Schmerzen hat, sagt Physiotherapeut Hoppe. Betroffene Körperregionen sind dabei vor allem der Fuß- und Knöchelbereich, das Hüftgelenk und die Lendenwirbelsäule. Das Ziel der Pilotstudie – für die sich 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem zentralen Operationsbereich des Linzer Allgemeinen Krankenhauses zur Verfügung stellten – ist, die Schmerzbelastung der Mitarbeiter durch eine Kombination aus Wahrnehmungsschulung und Ausgleichsübungen zu reduzieren. Ganz am Beginn steht die Schulung der eigenen Wahrnehmung: Die Pflegerin oder der Pfleger soll sich dabei klar werden, welche Situationen im OP genau belastend sind und wie sich diese Belastungen auf ihren Körper auswirken. Um dies zu erfassen, entwickelten Hoppe und sein Team einen speziellen Fragebogen, in dem die Probanden den Körperbereich, in dem Schmerzen auftreten, und die Intensität der Schmerzen eintragen können und auch beschreiben können, in welchen Situationen diese Schmerzen genau auftreten. Im zweiten Schritt werden den Probanden in einer weiteren Schulung Übungen gezeigt, die sie einerseits direkt im OP durchführen können, andererseits aber auch präventiv zu Hause machen sollen. Da im OP nachvollziehbarerweise keine Turnübungen aufgeführt werden können, handelt es sich hierbei um einfache Ausgleichsübungen wie Schulterkreisen und Gewichtsverlagerungen, die akuten Spannungszuständen entgegenwirken sollen. Die Übungen für zu Hause folgen einem alltagsnahen Ansatz: Sie sollen überall leicht durchführbar sein und dienen vor allem dem Muskelaufbau. Das Programm ist darauf angelegt, dass die Mitarbeiter eigenverantwortlich arbeiten, sagt Hoppe. Von unserer Seite kommt nur der Input. Nachdem die Mitarbeiter die Übungen über einen festgelegten Zeitraum regelmäßig durchgeführt haben, wird der Fragebogen zum dritten und letzten Mal ausgefüllt. Zeigt sich, dass sich die Schmerzen zwischen dem zweiten und dem dritten Fragebogen reduziert haben, spräche das für die Wirksamkeit der Übungen. Hoppe und sein Team hoffen, dass sich die Kombination aus geschulter Wahrnehmung und Ausgleichstraining bewähren wird. Die Pilotstudie hat im September 2015 begonnen und läuft noch bis Ende Jänner 2016. Genaue Ergebnisse werden zwischen Mai und Juni 2016, nach genauer Auswertung der Ergebnisse, erwartet.
7Wissenschaft
Auf Initiative von ÖSV-Präsident Schröcksnadel – Mutmaßliches Vorbild: Lindsey Vonn. Flachau – Beim Österreichischen Skiverband wird kaum etwas dem Zufall überlassen. So wird bekanntlich stets am Materialsektor getüftelt, an der Technik gefeilt und an der Fitness gearbeitet. Neu ist aber, dass nun auch von Verbandsseite Wert auf das äußere Erscheinungsbild gelegt wird – zumindest was die weibliche Abteilung der ÖSV-Aktiven betrifft. Auf Initiative von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel höchstpersönlich konnten sich die Läuferinnen am Mittwoch in Flachau bei einer freiwilligen und kostenlosen Beauty- und Styling-Beratung im Teamhotel Schminktipps holen. Als Vorbild gilt wohl Lindsey Vonn. Wirklich interessant Für Michaela Kirchgasser war die Beratung, die einige ÖSV-Damen in Anspruch nahmen, wirklich interessant. Schminktipps kann man sich als Frau nie genug holen, meinte die Salzburgerin. Es geht nicht darum, dass man viel drauftut, sondern um die gewissen Sachen, wie man vielleicht die größeren Augen hat, damit man einen schöneren Durchblick hat. Damit es nicht nur optisch, sondern auch sportlich bergauf geht, gibt es am Freitag im zweiten Slalom (15.30, 18.30 Uhr) in Flachau Gelegenheit zur Revanche für das Nachtslalomdebakel vom Dienstag, als Bernadette Schild als beste ÖSV-Läuferin auf Platz 18 landete.
4Sport
Team darf erstmals bei einer Europameisterschaft spielen. Tirana – Die freudetrunkenen albanischen Profis schickten das obligatorische Kabinenselfie Richtung Heimat, in der Hauptstadt Tirana wurde die Nacht zum Tag: Nach dem historischen Triumph des Fußballzwergs gab es in dem kleinen Land auf der Balkanhalbinsel nur ein Thema. Bonjour France titelte die Tageszeitung Mapo – Albanien fährt tatsächlich zur Fußball-EM. Ein unfassbarer Traum ist wahr geworden, schrieb Ministerpräsident Edi Rama auf Twitter: Albanien geht in die EM-Geschichte ein. Die Zeitung Shekulli erhob die Spieler und den italienischen Trainer Giovanni De Biasi, die die Qualifikation am Sonntag mit einem 3:0 in Armenien perfekt gemacht hatten, zum Stolz der Nation. Ich bin überglücklich, das sind die Früchte außergewöhnlicher Arbeit, sagte Armando Duka, Präsident des albanischen Fußballverbandes FSHF. Dessen größter Erfolg war bislang der Gewinn des längst nicht mehr stattfindenden Balkan-Cups – vor 69 Jahren. Wir feiern alle, nur wenige haben an uns geglaubt. Albanien hat sich diesen Sieg verdient, sagte Duka. Als Beweis schickte Mittelfeldspieler Shekelzen Gashi das Foto der feiernden Mannschaft aus der Kabine in die Welt. Dass sich der Fußballzwerg hinter Portugal als Zweiter der Gruppe I für das Turnier in Frankreich qualifiziert hat, ist eine Sensation. Die weitaus stärker eingeschätzten Dänen müssen dafür in die Playoff-Spiele, Serbien war trotz des Siegs in Albanien in der vergangenen Woche (2:0) chancenlos. Nach der Niederlage gegen Serbien haben wir noch einmal viel verändert, sagte Kapitän Lorik Cana: Jetzt können sie uns vor dem Fernseher zuschauen. Im Hinspiel in Serbien vor einem Jahr war es zu einem folgenschweren Skandal gekommen. In der politisch hochbrisanten Partie flog kurz vor dem Halbzeitpfiff eine Drohne mit einer Nationalflagge, auf der die Umrisse eines großalbanischen Reiches zu sehen waren, über den Rasen – es kam zu schweren Krawallen, das Spiel wurde in der 41. Minute beim Stand von 0:0 abgebrochen. Der Vorfall zog Kreise bis auf die höchste politische Ebene. Der Drohnenpilot ist inzwischen festgenommen worden. Stellen Sie sich eine Situation vor, in der Israel Deutschland in Tel Aviv empfängt und jemand eine Hakenkreuzfahne mit dem Kopf Adolf Hitlers entrollt. Etwas Ähnliches hat sich im Partizan-Stadion ereignet, hatte Serbiens Verbandsvize Goran Milanovic gesagt. Gewertet wurde das Spiel erst nach dem Urteil des Internationalen Sportgerichtshofes CAS mit 3:0 für Albanien. Beim Rückspiel waren 1500 Polizisten im Einsatz.
4Sport
Weil Microsoft seine Xbox für andere PC- und Konsolenplattformen öffnen will, ergeben sich neue Möglichkeiten für Gamer. Bei ausgewählten Spielen können bereits PS4-Spieler gegen PC-Spieler zocken und Microsoft will dies nun auch für Xbox One und Windows 10 ermöglichen und darüber hinaus sogar verschiedene Konsolen miteinander vernetzen. PC- gegen PlayStation- gegen Xbox-Spieler? Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein! Die Vorteile liegen für Gamer klar auf der Hand. Wenn der eine gerne Rocket League auf dem Computer spielt und der andere lieber auf der Couch mit dem Xbox-Controller in der Hand zocken möchte, kann man sich die Diskussion sparen, auf welcher Plattform man denn nun den rasanten E-Sport-Titel spielen sollte, der ab Frühling das erste Spiel sein wird, das diese Möglichkeit bietet. Viele Spiele, die einen guten Multiplayer-Modus haben, bieten sich für dieses Feature an, doch welche Probleme dabei auftreten könnten, steht noch in den Sternen. Wirft man einen Blick auf die Cheater-Problematik, die derzeit in der The Division-Version für den PC auftritt, werden sich Konsolenspieler vielleicht fragen, ob bei PC-Spielern immer alles mit rechten Dingen zugeht. Schummeleien und Betrügereien sind auf Konsolen seltener, da ein erheblicher Mehraufwand notwendig ist, um sich mit externen Programmen und verschiedenen Hacks einen Vorteil zu verschaffen – im Gegensatz zu Computern. Und weit banaler noch: Wie kann in Genres, die eine Steuerungseingabe bevorzugen, soetwas wie Chancengleichheit gewahrt werden? Man denke bspw. an Egoshooter. Welche Probleme und Chancen sehen Sie bei Multiplattform-Gaming? Macht Ihnen die Hack-Problematik als Konsolenspieler Sorgen? Und: Welches Spiel wollten Sie als Konsolero schon immer einmal gegen PC-Gamer spielen? (mahr, 17.3.2016)
0Web
Ithaca – Dass zuckerhaltige Getränke, Fast Food und Süßigkeiten nicht gesund sind, ist unumstritten. Forscher der Cornell University behaupten nun aber in einer Studie, dass der Konsum solcher Lebensmittel nicht die Hauptursache für Fettleibigkeit in den USA sei. Das allgemeine Ernährungs- und Bewegungsverhalten sei weitaus bedeutsamer für die Entwicklung von Adipositas als häufiger Verzehr ungesunder Nahrungsmittel allein. LinkObesity Science & Practice (red, 6.11.2015)
7Wissenschaft
Seit Tagen werden Hollywood-Blockbuster im Netz veröffentlicht. Seit einer Woche tauchen fast täglich Hollywood-Blockbuster im Netz auf. Bisher wurden Filme wie James Bond: Spectre, Steve Jobs oder The Hateful Eight von Quentin Tarantino auf einschlägigen Streaming- und Torrentseiten veröffentlicht – in DVD-Qualität. Seit gestern gesellt sich auch Suffragette dazu, ein Film der über die Anfänge der Frauenbewegung erzählt. In heimische Kinos kommt er erst im Februar des nächsten Jahres. Die Kopien der Filme stammen von Vorab-DVDs, die vor anstehenden Preisverleihungen an Branchenvertreter verschickt wurden. Deren Veröffentlichung dürfte für einen ordentlichen Schaden bei den Filmstudios sorgen, dementsprechend versucht man einiges, um die Filme wieder aus dem Netz zu bekommen. So werden Betreiber von Torrentseiten aufgefordert, die Links zu den Filmen zu löschen. Auch das FBI ermittelt unter Hollywood-Managern.
0Web
Der Facebook-Gründer will seine Anteile "verschenken". Er hat in seiner Sturm-und-Drang-Zeit mehr und tiefere Spuren hinterlassen, als andere von sich behaupten können. Dass er nun, mit 31, weniger stürmisch und dränglerisch unterwegs sein könnte, ist vielleicht die Hoffnung seiner Frau Priscilla, die ihm gerade Töchterlein Max geschenkt hat. Vom Naturell her dürfte es Mark Zuckerberg, dem Gründer und CEO von Facebook, schwerfallen, ruhig zu sitzen. Er ist ein Getriebener, manche sagen gar, er sei ein Soziopath ohne Bindungen zur Gesellschaft. Mark Elliot Zuckerberg kam am 14. Mai 1984 in White Plains im US-Bundesstaat New York zur Welt. Der Sohn eines Zahnarztes und einer Psychologin wuchs mit seinen drei Schwestern Randi, Donna und Arielle in Dobbs Ferry, New York auf. Bereits an der Highschool stach er durch sein Faible für griechische Sagen, Sprachen und Naturwissenschaften hervor. Mit 19 ging Zuckerberg nach Harvard, Psychologie und Informatik studieren. Dort trat er der jüdischen Bruderschaft Alpha Epsilon Pi bei. Auf einer Party der Bruderschaft lernte Zuckerberg seine spätere Ehefrau Priscilla Chan kennen. Dass Priscilla chinesischer Abstammung ist, weckte in Mark das Interesse, Chinesisch zu lernen. Französisch, Altgriechisch, Hebräisch und Latein beherrschte er schon. Akademisch betrachtet ist Priscilla der Überflieger. Sie schloss ihre Studien der Biologie und Medizin in rekordverdächtig kurzer Zeit ab, Mark verließ Harvard ohne Abschluss. 1,5 Milliarden Facebook-Nutzer sind vielleicht froh darüber. Manche aber könnten sich jetzt noch in den Allerwertesten dafür beißen, mit Zuckerberg überhaupt etwas angefangen zu haben. Dazu zählen die Winklevoss-Zwillinge Cameron und Tyler. Sie waren mit Zuckerberg in Harvard und baten ihn, für ihre Idee eines sozialen Netzwerks das Programm zu schreiben. Zuckerberg hielt sie monatelang hin, bis dann sein Facebook online ging. Eduardo Saverin ist ebenfalls ein Ex-Freund Zuckerbergs. Ohne dessen Dollars wäre Facebook nie ans Netz gegangen. Saverin wurde aus der Firma gedrängt, als sich diese zur Gelddruckmaschine entwickelte. Beide Male traf man sich vor Gericht. Dass Zuckerberg nach Börsengang und Expansion nun schrittweise sein Milliardenvermögen verschenken will, mag der Versuch sein, neben virtuellen nun auch echte Freunde zu gewinnen. Ein Freund von Anzug und Krawatte, das wird Zuckerberg mit Sicherheit nicht mehr.
3Wirtschaft
Szijjarto: Bundeskanzler sieht keinen Unterschied zwischen Solidarität und Dummheit. Budapest/Wien – Ungarns Außenminister Peter Szijjarto hat am Sonntag gegenüber der ungarischen Nachrichtenagentur MTI Kritik an Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) geübt. Laut Szijjarto würde Faymann hinsichtlich der Migration keinen Unterschied sehen zwischen Solidarität und Dummheit, zitierte MTI. Hintergrund sind laut der Nachrichtenagentur Aussagen Faymanns in österreichischen Medien, in denen er die Bedeutung der Solidarität in der Flüchtlingsfrage betonte und für die Kürzung von EU-Mitteln für jene Staaten eintrete, die sich einer EU-weiten Aufteilung von Flüchtlingen verweigern. Laut Szijjarto sei es Solidarität, wenn notleidenden Menschen dabei geholfen werde, dass sie nahe ihrer Heimat, unter menschenwürdigen Bedingungen, leben und nach Beendigung der Konflikte in ihre Heimat zurückkehren könnten, schrieb MTI. Dummheit wiederum sei, wenn jemand Hunderttausende, Millionen unkontrolliert nach Europa holen will. Dabei sei bereits jedem klar, dass weder die Europäer noch die Migranten das erhalten, womit sie gerechnet haben. Faymann würde wie üblich Lügen über Ungarn verbreiten, wobei er mit der prinzipienlosen Erpressung von EU-Ländern versuchen würde, noch mehr Einwanderer nach Europa zu holen und diese nach den verpflichtenden Quoten zu verteilen, kritisierte Szijjarto.
1Panorama
Laut dem Gesetzesentwurf des Sozialministeriums sollen Arbeitsverträge einfach für nichtig erklärt werden können. Wien – Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) wird zwar möglicherweise wegen der Bundespräsidentschaftskandidatur bald das Amt des Sozialministers zurücklegen, am Freitag hat er aber noch einen lange erwarteten Gesetzesentwurf vorgelegt: Künftig soll eine Ausbildungspflicht bis 18 gelten. DER STANDARD beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Vorhaben. Frage: Wen betrifft die neue Ausbildungspflicht? Antwort: Sie gilt grundsätzlich für alle Jugendlichen unter 18 Jahren. Wer die allgemeine Schulpflicht erfüllt hat, muss laut dem Gesetzesentwurf des Sozialministeriums entweder eine weiterführende Schule besuchen oder eine berufliche Ausbildung absolvieren. Als berufliche Ausbildung zählt sowohl die Lehre in einem Betrieb als auch eine überbetriebliche (also vom Staat organisierte) Lehrausbildung. Die Ausbildungspflicht gilt auch als erfüllt, wenn AMS-Maßnahmen im Ausmaß von mindestens 16 Wochenstunden besucht werden. Frage: Um wie viele Betroffene geht es? Antwort: Ursprünglich ging man von 10.000 Jugendlichen pro Jahr aus, die über keine weiterführende Ausbildung verfügen. Mittlerweile hat das Sozialministerium diese Zahl auf 5.000 nach unten revidiert. Frage: Gibt es auch Ausnahmen von der Ausbildungspflicht? Antwort: Ja. Zunächst gilt die Ausbildungspflicht erst dann als verletzt, wenn man länger als vier Monate keiner Ausbildung nachgeht. Nicht zur Anwendung kommt das Gesetz weiters in Phasen, in denen Jugendliche Kinderbetreuungsgeld beziehen, ein freiwilliges Sozialjahr oder den Präsenz- beziehungsweise Zivildienst leisten. Frage: Wie soll überprüft werden, ob die Ausbildungspflicht erfüllt wird? Antwort: Laut Gesetz sind zunächst die Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten verpflichtet, Koordinierungsstellen zu verständigen, wenn ein Jugendlicher keiner schulischen oder beruflichen Ausbildung nachgeht. In jedem Bundesland soll eine solche Koordinierungsstelle eingerichtet werden, die sich um die Unterstützung der Jugendlichen kümmern soll. Gleichzeitig werden die Schulen, Lehrlingsstellen, das AMS und die Krankenkassen verpflichtet, die Daten von Jugendlichen, die eine Ausbildung beginnen oder beenden, an die Statistik Austria zu schicken. Darauf können die Behörden dann zugreifen. Frage: Was passiert, wenn man der Ausbildungspflicht nicht nachkommt? Antwort: Die erwähnten Koordinierungsstellen sollen in solchen Fällen Kontakt zu den Jugendlichen und den Erziehungsberechtigten aufnehmen. In weiterer Folge soll gemeinsam mit den Betroffenen ein Perspektiven- und Betreuungsplan erstellt werden. Es soll also festgelegt werden, welche Art von Ausbildung am sinnvollsten wäre. Zuständig dafür ist – je nach Zielgruppe – das AMS oder eine Servicestelle des Sozialministeriums, wobei die Aufgabe in der Praxis an Beratungs- und Betreuungseinrichtungen übertragen werden kann. Frage: Wann drohen Strafen? Antwort: Zunächst: Geldstrafen drohen nur den Eltern, nicht den Jugendlichen. Sie können – wie bei Verletzungen der Schulpflicht – zwischen 100 und 500 Euro ausmachen, im Wiederholungsfall können sie auf 200 bis 1.000 Euro steigen. Die Geldbuße droht aber nur, wenn sich die Erziehungsberechtigten bewusst querlegen oder die Jugendlichen sogar daran hintern, Ausbildungsangebote wahrzunehmen. Scheitert es am Einsichtsvermögen der jungen Leute, liegt keine Strafbarkeit vor. Frage: Was passiert, wenn ich trotz Ausbildungspflicht mit 16 einen Job als Hilfsarbeiter annehme? Antwort: Dann leitet das Sozialministerium ein Prüfverfahren ein, ob die Beschäftigung gegen die Ausbildungspflicht verstößt. Zunächst werden die Eltern und die Jugendlichen zu einem Beratungsgespräch geladen. Wird dieser Einladung wiederholt nicht nachgekommen, gilt das Arbeitsverhältnis automatisch als nichtig. Auch wenn im Zuge des Prüfverfahrens herauskommt, dass die Tätigkeit nicht mit dem Perspektiven- oder Betreuungsplan vereinbar ist, wird diese für nichtig erklärt. Der Arbeitgeber kann diesen Jugendlichen dann also nicht mehr weiterbeschäftigen. Frage: Warum möchte man nicht, dass die Jugendlichen als Hilfsarbeiter tätig sind? Antwort: Weil ungelernte Arbeitskräfte das mit Abstand höchste Arbeitslosenrisiko haben. Solche Beschäftigungsverhältnisse sind meist niedrig entlohnt und bieten kaum Chancen der persönlichen beruflichen Weiterentwicklung, heißt es dazu in den Erläuterungen des Gesetzesentwurfs. Frage: Ist der Entwurf mit der ÖVP akkordiert? Antwort: Nein. Im Wirtschaftsministerium von Reinhold Mitterlehner (ÖVP) zeigte man sich am Donnerstag überrascht, dass Hundstorfer den Entwurf bereits ausgeschickt hat. Weitere Verhandlungen seien nötig. Alleingänge zur eigenen Profilierung dienen nicht der Sache, heißt es. Auch in der Wirtschaftskammer wird bekrittelt, dass der Entwurf nicht den bisherigen Beratungen entspreche. Man könne nicht mit der Ausbildungspflicht starten, solange es im Bildungssystem nicht die entsprechenden Ausbildungsmöglichkeiten gebe. Kritisch wird in der ÖVP auch gesehen, dass Arbeitsverträge über Hilfstätigkeiten einfach für nichtig erklärt werden können. Und auch die Finanzierungsfrage (im ersten Jahr 22 Millionen, ab 2019 sogar 80 Millionen Euro) sei ungeklärt. Frage: Ab wann soll das Gesetz gelten? Antwort: Der Großteil soll bereits mit 1. Juli in Kraft treten. Es würde also für Jugendliche zur Anwendung kommen, die mit Ende des Schuljahrs 2015/16 ihre allgemeine Schulpflicht erfüllt haben. Der Paragraf zu den Sanktionen soll aber erst am 1. Juli 2017 in Kraft treten.
5Inland
Mehrere Kinder offenbar ohne Genehmigung an Bord – Möglicherweise zu hohes Tempo. Straßburg – Beim bisher schwersten Unglück des Hochgeschwindigkeitszugs TGV in Frankreich sind elf Menschen getötet worden. Ein verletzter Passagier sei im Krankenhaus gestorben, sagte Alexandre Chevrier von der Staatsanwaltschaft Straßburg. Die Ursache des Unfalls war auch am Montag noch unklar. Ebenso, ob bei der Testfahrt tatsächlich Kinder von Bahnmitarbeitern an Bord waren. Es gebe eine große Zahl von Verletzten, sagte Chevrier laut der Zeitung Dernieres Nouvelles dAlsace. Vier Menschen befanden sich demnach in Lebensgefahr. Die Bahngesellschaft SNCF hatte zuvor zehn Tote und 37 Verletzte bestätigt. Unter den Verletzten befinden sich laut der Nachrichtenagentur AFP auch Kinder. Der Zug war am Samstag bei einer Testfahrt auf einer neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke im Elsass entgleist, zwei Triebwagen und sechs Waggons stürzten von einer Brücke in den Rhein-Marne-Kanal. Die regionale Nachrichtenseite France Bleu Alsace hatte gemeldet, mindestens ein Kind sei getötet worden. Das wurde zunächst nicht offiziell bestätigt. Die Behörden der Präfektur gingen von überhöhter Geschwindigkeit als Ursache aus. Der Zug soll an der Kanalbrücke nördlich von Straßburg nahe Eckwersheim mit mehr als 350 km/h unterwegs gewesen sein, berichteten Lokalmedien. Ein Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris vom Freitag wurde vorerst ausgeschlossen. Pepy wollte die Vermutungen zunächst nicht bestätigen: Derzeit ist der Unfall unerklärbar. Auch die genaue Zahl der Menschen im Zug wurde zunächst nicht bekannt. Nach ersten Angaben der Bahngesellschaft sollen es etwa 50 gewesen sein. Der Unfall war ein schwerer Schock, sagte SNCF-Chef Guillaume Pepy. Es sei das erste tödliche Unglück mit einem TGV, seit die Schnellzüge 1981 ihren Dienst aufnahmen. Der Bahnchef betonte, dass sich ein solcher Unfall im Normalbetrieb nicht ereignen könne – es gebe automatische Sicherheitssysteme, die bei Testfahrten nicht aktiv seien. Die Fahrtenschreiber des TGV würden noch untersucht. Das Unglück ereignete sich auf einer neuen Strecke, die im April 2016 in Betrieb gehen sollte. Als Folge des Unglücks könne eine Verschiebung dieses Termins nicht ausgeschlossen werden, berichtete AFP unter Berufung auf die Bahngesellschaft. Die TGV-Schnellverbindung zwischen Straßburg und Paris soll dann nur noch eine Stunde und etwa 50 Minuten dauern. Zurzeit sind es etwa zwei Stunden und 20 Minuten.
1Panorama
Lebensmittel, die eines der EU-Gütesiegel haben, müssen ab Jahreswechsel fix damit gekennzeichnet werden. Brüssel/Wien – Nahrungsmittel, die aus der EU stammen und eines der EU-Lebensmittelgütesiegel haben, müssen ab Jahreswechsel das entsprechende Logo fix auf der Verpackung anführen. Bisher war die Kennzeichnung für diese oftmals berühmten Nahrungsmittel in den meisten EU-Mitgliedsstaaten nicht gesetzlich verpflichtend, auch in Österreich nicht. Berühmte Vertreter der geschützten Ursprungsbezeichnung (gU) und der geschützen geografischen Angaben (ggA) sind beispielsweise Parmaschinken oder Nürnberger Lebkuchen. In Österreich haben Steirisches Kürbiskernöl oder Vorarlberger Bergkäse eines der Logos. Zwar war es in den allermeisten Fällen so, dass ein Hersteller, der eine Ware mit einem EU-Gütesiegel produzierte, diese auch entsprechend kennzeichnete. Da dies aber freiwillig war, war die Kennzeichnung nicht durchgängig. Vor allem Länder mit einer langen Tradition bei geschützten Ursprungsbezeichnungen – Italien, Frankreich, Portugal – setzen viel und gerne auf die gU- bzw. ggA-Siegel. Auch die Slowenen haben sich binnen weniger Jahre 27 Lebensmittelspezialitäten so absichern lassen – allen voran die Kranjska Klobasa (Krainer Wurst). Wegen Parallelen zur Käsekrainer erhob Österreich dagegen erfolglos in Brüssel Einspruch. Die Brüsseler Entscheidung war salomonisch: Kranjska Klobasa erhielt das ggA-Logo; Österreich kann die Käsekrainer weiter Käsekrainer nennen. Österreich ist nachlässig Österreich ist, was die Kennzeichnung traditioneller Lebensmittel betrifft, nachlässig. Dies wird von Beobachtern mit bürokratischen Hemmnissen aufgrund von vielerlei Zuständigkeiten erklärt. Neben Landwirtschafts- und Gesundheitsministerium entscheidet auch das Patentamt. Erst nach diesem Behördenweg kann ein Antrag bei der EU-Kommission gestellt werden. Und in Brüssel wird nicht unter zehn Monaten geprüft. Deshalb sind es lediglich 15 österreichische Nahrungsmittel, die solche Gütesiegel haben. In der Brüsseler Warteschlange für ein Okay ist Heumilch, für das um das Logo einer garantiert traditionellen Spezialität (gtS) angesucht wurde. In der derzeit problematischen Situation wegen des niedrigen Milchpreises hätten solche Waren bessere Absatzchancen als Milch von Kühen, die mit Silagefutter aufgezogen wurden, meint man. Grundsätzlich dürfte die Bedeutung solcher Gütesiegel zulegen – innerhalb der EU ebenso wie auf Drittmärkten. Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) hat jedenfalls angekündigt, den Behördenweg zur Erlangung eines EU-Logos zu vereinfachen. Ein EU-Qualitätsregelungen-Durchführungsgesetz ist in Vorbereitung. Darin ist vorgesehen, dass das Patentamt die alleinige Entscheidungsbehörde in Österreich wird. Außerdem soll es zu einer Stelle kommen, wo interessierte Produzenten fachliche und juristische Beratung erhalten können. Als Beispiel dafür, wie man mit gU-, ggA- und gtS-Logos erfolgreiches Marketing betreibt, wird häufig Bayern angeführt. Die Bayern haben sich in den letzten Jahren verschiedenste traditionelle Produkte absichern lassen: Neben Bieren und Brezeln auch die pikante Käsespezialität Obazda.
3Wirtschaft
Festival von 9. bis 12. Juni in Nickelsdorf. Nickelsdorf – Rund 100 Bands sollen es insgesamt werden. Am Mittwoch wurden die Auftritte von Cypress Hill und Puscifer, das elektronisch gefärbte Nebenprojekt von Tool-Sänger Maynard James Keenan, fixiert. Weiters bestätigt: die Indie-Bands Garbage und Editors. Eher ruhigere Töne dürfte Singer-Songwriter Tom Odell anschlagen, während We Came As Romans, Periphery oder Zebrahead ihre Duftmarken zwischen Metalcore und Punkrock setzen. Ein gitarrentechnisches Highlight erwartet die Festivalbesucher beim Auftritt von Gary Clark Jr., der sich auf seinem jüngsten Album The Story of Sonny Boy Slim auch souligen Ausflügen nicht abgeneigt zeigte. Diesjährige weitere heimische Acts sind unter anderem Krautschädl, Bloodsucking Zombies From Outer Space und A Caustic Fate. Schon bisher standen Kapazunder wie Red Hot Chili Peppers, Korn, Deftones, Alice Cooper oder The Offspring fest. Dass aber auch heimische Acts für ordentlichen Publikumsandrang sorgen können, werden nicht zuletzt Wanda sowie Seiler und Speer auf den Pannonia Fields unter Beweis stellen.
8Kultur
Rund 6.000 Flüchtlinge leben in Nordfrankreich neben zwei Fabriken. Calais – Das unter dem Namen Neuer Jungle bekannte Flüchtlingslager am Rande der nordfranzösischen Stadt Calais befindet sich auf einem Risikogebiet für Chemieunfälle. Dies ergaben am Montag Nachforschungen der Nachrichtenagentur AFP in Unterlagen der Baubehörde der Region Nord-Pas-de-Calais. Das Lager, dessen Einwohnerzahl sich in den vergangenen Wochen auf bis zu 6.000 Menschen in etwa verdoppelt hat, befindet sich demnach in der Nähe zweier Chemieanlagen, von denen ein leicht bis mittelmäßig erhöhtes Risiko ausgeht. Die beiden Anlagen stehen rund 300 Meter vom Eingang des Lagers entfernt und fallen unter die sogenannte Seveso-Richtlinie der Europäischen Union. Diese nach dem Ort eines Chemieunglücks in den 1970er-Jahren in Norditalien benannte Richtlinie verlangt von den Mitgliedstaaten besondere Auflagen bei Bauvorhaben in der Nähe von potenziell gesundheitsgefährdenden Chemieanlagen. Den Unterlagen der Baubehörde zufolge besteht durch die Anlagen bei Calais Gefahr durch Brände, Explosionen und den Austritt gefährlicher Substanzen. Zudem befindet sich das Flüchtlingslager in einem wegen der dortigen Artenvielfalt unter besonderem Schutz stehenden Gebiet, in dem bauliche Maßnahmen untersagt sind. Die Regierung plant indes, ab Ende Oktober zur besseren Unterbringung der Flüchtlinge Wohncontainer für rund 1.500 Menschen in dem Gebiet aufzustellen. Für diese müsste ein Teil des von einer Dünenlandschaft geprägten Areals zunächst eingeebnet werden, was jedoch laut den französischen Umwelt-Richtlinien nicht gestattet ist. Das Lager Neuer Jungle mit einer Ausdehnung von etwa einem halben Quadratkilometer entstand Anfang 2015 und wird von den Behörden toleriert. Die meisten der dort in selbst errichteten Unterkünften ausharrenden Flüchtlinge wollen weiter nach Großbritannien. Seitdem der Hafen von Calais und der Eurotunnel unter dem Ärmelkanal aber massiv abgesichert wurden, ist dies kaum mehr möglich – deswegen ist das Lager in den vergangenen Wochen stark angewachsen.
1Panorama
Entscheidendes Tor zum 3:2 fiel knapp vor Spielende. Pittsburgh– Die Pittsburgh Penguins haben in der NHL das erste Finalspiel um den Stanley Cup gewonnen. Sie nutzten am Montag ihren Heimvorteil und kamen gegen die San Jose Sharks zu einem knappen 3:2-Erfolg. Pittsburgh hat am Mittwoch erneut Heimrecht. Bryan Rust sorgte in der 13. Minute für den Penguins-Führungstreffer, Conor Sheary erhöhte nur 62 Sekunden später auf 2:0. Die Gäste, die erstmals in ihrer 25-jährigen Vereinsgeschichte die Endspiele erreicht hatten, glichen im Mitteldrittel durch Tomas Hertl (24.) und Patrick Marleau (39.) aus. Nick Bonino erlöste schließlich die knapp 19.000 Fans in der ausverkauften Arena, als er in der 58. Minute aus kurzer Distanz das 3:2 markierte. Er ist in jedem Aspekt ein toller Spieler. Wir benötigen ihn in so vielen wichtigen Situationen im Spiel, offensiv und defensiv, lobte Trainer Mike Sullivan Matchwinner Bonino. Er ist mutig, er blockiert Schüsse. Er hat so viel für dieses Team getan und uns zu dem Punkt verholfen. Auf der Gegenseite haderte Coach Peter DeBoe mit der Leistung im ersten Drittel. Da haben wir einfach unser Spiel nicht gemacht, wir sind herumgestanden und haben geschaut. (APA, 31.5.2016) NHL-Playoff, 1. Finalspiel, Montag Pittsburgh Penguins – San Jose Sharks 3:2 (2:0, 0:2, 1:0) Stand in der Serie 1:0, nächstes Spiel am Mittwoch in Pittsburgh
4Sport
Medienberichten zufolge wurden bei dem Angriff mehrere Menschen verletzt. Sanaa – Eine Klinik von Ärzte ohne Grenzen in der jemenitischen Provinz Sadaa wurde Ziel von Luftangriffen der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition. Das gab die Organisation am Dienstag bekannt. Unsere Einrichtung ... wurde vergangene Nacht von mehreren Luftangriffe getroffen, mit Patienten und Personal in der Einrichtung, hieß es am Dienstag auf Twitter. Our facility in #Saada #Yemen was hit by several airstrikes last night with patients & staff inside the facility. Dabei sollen mehrere Menschen verletzt worden sein, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Saba unter Berufung auf Aussagen des Spitalsdirektors. Die Luftangriffe führten zu der Zerstörung des gesamten Spitals samt der medizinischen Einrichtung, sagte Ali Mughli. .@MSF first photos for its health facility in Haydan #Saada after the airstrikes that took place last night. #Yemen pic.twitter.com/PUFEF0Yiq5 Saudi-Arabien und andere Golf-Staaten gehen seit vergangenen März gemeinsam mit jemenitischen Truppen gegen die Huthi-Rebellen vor. Die Militärallianz unterstützt die Regierung von Abd Rabbu Mansur Hadi, der vor den Rebellen nach Saudi-Arabien geflohen war. Truppen der sunnitischen Golf-Staaten versuchen, in die Hochburgen der mit dem Iran verbündeten schiitischen Rebellen im Norden des Landes vorzustoßen und die Hauptstadt Sanaa zurückzuerobern. Dabei werden auch immer wieder zivile Ziele getroffen. Laut Saba wurden bei weiteren Luftangriffen unter anderem eine Mädchenschule und mehrere Wohnhäuser beschädigt. Ärzte ohne Grenzen leistet in Krisengebieten auf der ganzen Welt medizinische Hilfe. Anfang Oktober war ein Spital von Ärzte ohne Grenzen im afghanischen Kunduz zum Ziel von US-Luftangriffen geworden, dabei wurden dutzende Menschen getötet und verletzt.(red, Reuters, 27.10.2015)
2International