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Niedrige Inflation führt laut dem EZB-Chef zur Umverteilung von jüngeren Haushalten mit höheren Schulden hin zu älteren Haushalten. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Israels Premier stellt Palästinenserchef keine Vorbedingungen. Die bekannten Positionen bleiben aber aufrecht. Jerusalem – Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hat sich zu sofortigen Friedensgesprächen mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas ohne Vorbedingungen bereiterklärt. Ich bin bereit, nach Ramallah oder jedem anderen Ort zu gehen, um direkt zu verhandeln, sagte er am Dienstag vor Mitgliedern der Gruppe Women Wage Peace (Frauen machen Frieden). Ich habe keine Vorbedingungen für Verhandlungen, sagte Netanyahu. Die Bemerkungen wurden nach dem Treffen mit den Aktivistinnen von seinem Büro verbreitet. Bekannte Positionen Allerdings betonte Netanyahu darin auch seine altbekannte Position: Die Lösung ist zwei Staaten für zwei Völker – ein demilitarisierter palästinensischer Staat, der den Nationalstaat des jüdischen Volkes anerkennt. Wenn die Aktivistinnen den palästinensischen Präsidenten träfen, sollten sie ihm sagen: Ich bin bereit zu einem Treffen, wenn er es ist, sagte Netanyahu. Die letzte Runde der Friedensgespräche unter US-Schirmherrschaft war im April 2014 nach neun Monaten abgebrochen worden. Kurswechsel nach der Wahl Seit seiner Wiederwahl als Chef der israelischen Mitte-rechts-Regierung betont Netanyahu seine Bereitschaft, einen Palästinenserstaat anzuerkennen. Vor der Wahl hatte er Israels wichtigsten Verbündeten USA gegen sich aufgebracht, weil er diese Anerkennung strikt ablehnte. Jüngst kursierten Gerüchte, dass Palästinenserchef Abbas, frustriert vom Scheitern der Friedensverhandlungen, seinen Rücktritt überlegt. Women Wage Peace ist eine jüdisch-arabische Frauenorganisation, die nach dem Gazakrieg 2014 gegründet wurde und sich für ein friedliches Zusammenleben der beiden Völker einsetzt.
2International
Nach Anleger-Abstimmungen gegen Managervergütungen. Oslo/London/Boulogne-Billancourt – Der norwegische Pensionsfonds, größter Staatsfonds der Welt, will künftig auch die Chefgehälter der Unternehmen unter die Lupe nehmen, in die er investiert. Das ist ein Thema, das wir uns ansehen werden, sagte eine Sprecherin der norwegischen Zentralbank, die den Fonds steuert. Es werde dazu demnächst ein Positionspapier geben. Der Chef des Fonds, Yngve Slyngstad, hatte der Financial Times gesagt, bisher sei bei Investitionsentscheidungen eher die Gehaltsstruktur eines Unternehmens unter die Lupe genommen worden. Angesichts der Entwicklung bei den Gehältern denken wir, dass wir uns auch anschauen sollten, welche Höhe angemessen ist. Im April hatten die Aktionäre zweier großer Unternehmen gegen die Bezahlung des Chefs revoltiert. Die Anleger des britischen Ölkonzerns BP und des französischen Autokonzerns Renault hatten gegen die Gehälter der Unternehmenschefs gestimmt. Der norwegische Pensionsfonds hat in rund 9.000 Unternehmen weltweit Geld investiert. Er ist auch sehr einflussreich, weil andere Investoren seinen Entscheidungen folgen. Der Fonds speist sich aus den Einnahmen der Ölförderung. Die Leitlinien verbieten bereits Investitionen in Unternehmen, die schwere Menschenrechtsverletzungen begehen, Kinderarbeit ausnutzen, besonders inhumane Waffen fertigen oder Tabakprodukte herstellen.
3Wirtschaft
Allen Unkenrufen zum Trotz ist der Lebensstandard kaum irgendwo auf der Welt so hoch wie in Österreich. Der Euro hat einen Teuerungsschub gebracht, der in der Geschichte Österreichs beispiellos war. Der Euro ist ein Teuro: Dieses weitverbreitete Vorurteil kennen die meisten Österreicher aus ihrem nahen Umfeld. Jährlich durchgeführte Umfragen nach Einführung der Gemeinschaftswährung als Zahlungsmittel im Jahr 2002 sprachen eine klare Sprache. Rund zwei Drittel gaben regelmäßig an, dem Euro negativ gegenüberzustehen, weil die neue Währung die Inflation dramatisch nach oben getrieben habe. Spürt man diese Entwicklung nicht auch heute im Geldbörsel? In den gutbürgerlichen Wiener Kaffeehäusern zahlt man vier Euro, also 55 Schilling, für einen großen Braunen – wo hat es das früher gegeben? An dieser Darstellung gibt es einen Schönheitsfehler: Sie ist falsch. Der Euro ist kein Teuro. Volkswirtschaftlich gesehen war die Periode nach 2002 die Phase mit einer der niedrigsten Inflationsraten in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg. Ende der 1960er-Jahre und in den goldenen 1970ern lag die Teuerungsrate zwischen 4,9 und 5,5 Prozent jährlich. Auch in den 1980ern und Anfang der 90er-Jahre war die Inflation höher, seit 1995 liegt sie um die zwei Prozent. Das bedeutet nicht, dass die eigene Wahrnehmung ganz falsch ist. Viele Produkte, besonders jene des täglichen Bedarfs, wie Lebensmittel, Kaffee und Alkohol, haben sich in den Jahren nach der Euroeinführung jenseits der offiziellen Inflationsrate verteuert. Doch berücksichtigt man alle Waren und Dienstleistungen, die für einen Konsumenten wichtig sind, wie Wohnen, Mobilität, Elektrogeräte, Freizeit- und Kulturprogramm, leben wir in einer Zeit, in der Geldentwertung über Inflation de facto keine Bedeutung mehr spielt. Aber liegt sonst nicht einiges im Argen? Die Arbeitslosigkeit steigt seit Monaten an, und das Wirtschaftswachstum ist in Österreich schwächer geworden und liegt unter dem europaweiten Schnitt. Deshalb sind zuletzt eine Reihe von Abgesängen auf die Republik erschienen: Österreich hat seinen Vorsprung als wirtschaftliches Erfolgsmodell verspielt, schrieben die Ökonomen der Agenda Austria vor kurzem. Bei einem Ranking des Standorts durch die Wirtschaftsprüfer von Deloitte fiel Österreich sogar aus den Top 20 wegen angeblicher Reformunwilligkeit. Angesichts dieser Kritik von Experten darf auch die mediale Schelte nicht ausbleiben: Ob Arbeitslosigkeit, Vermögensschwund, Wirtschaftswachstum : Österreich verliere an Boden, warum protestiert dagegen niemand?, fragten unlängst die Salzburger Nachrichten. Vielleicht deshalb, weil die Abgesänge auf die Republik nicht dadurch richtiger werden, dass man sie wiederholt. Denn ein Blick auf die volkswirtschaftlich wichtigsten Indikatoren zeigt, dass Österreich in puncto Wohlstand zu einer ganz kleinen Superelite an Ländern weltweit gehört und von einem Absturz keine Rede sein kann. Als Ausgangspunkt bietet sich die Wirtschaftsleistung an, also der Wert der im Land produzierten Waren und Dienstleistungen. Lag die Wirtschaftsleistung pro Kopf vor zehn Jahren bei 29.000 Euro, so sind es inzwischen 38.000 Euro. Österreich ist damit nicht nur eines der fünf EU-Länder mit der höchsten Wirtschaftskraft pro Kopf. Es ist auch einer der wenigen Staaten, in denen auch nach Krisenausbruch 2008 die Wirtschaftsleistung von einer Ausnahme abgesehen immer gestiegen ist. Nun lässt sich einwenden, dass Wachstum ein ungenauer Indikator zur Wohlstandsmessung ist. Wie also sieht es mit den Einkommen aus? Tatsächlich sind die Prop-Kopf-Nettoeinkommen in Österreich seit ein paar Jahren rückläufig. Inflation und kalte Progression (Vorrückungen in der Steuerklasse) fressen die Lohnerhöhungen auf. Doch eine genaue Analyse der Statistik Austria zeigt, dass in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren auch die Einkommen deutlich gestiegen sind (siehe Grafik). Sieht man sich die verfügbaren Haushaltseinkommen mitsamt sozialen Transferleistungen an, liegt das Nettoeinkommen heute im Schnitt um fast ein Fünftel über jenem Mitte der 1990er-Jahre. Erst in den vergangenen zwei Jahren gab es hier einen Knick. Die gute Nachricht: Mit der Steuerentlastung 2016 wird die Kurve wieder nach oben zeigen. Die Österreicher haben auch ein beträchtliches Vermögen angesammelt. Zahlen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeigen, dass das Netto-Finanzvermögen der Haushalte seit 1995 um das Eineinhalbfache auf 405 Milliarden Euro gewachsen ist. Diese stolze Summe haben die Österreicher auf Sparbüchern liegen oder in Aktiendepots und Lebensversicherungen gesteckt. Nun lässt sich sagen, dass diese Statistik wenig über die Verteilung aussagt. Und in der Tat: Eine Vermögensstudie der OeNB von 2012 hat gezeigt, dass Vermögen in Österreich extrem ungleich verteilt sind. Die reichsten fünf Prozent der Haushalte halten fast die Hälfte des Finanz- und Immobilienvermögens in ihren Händen. Doch immerhin mehr als die Hälfte der Haushalte besitzt ein Nettovermögen von über 76.000 Euro. Klingt nicht nach viel? In Schilling-Zeiten war man damit Millionär. Nur die ärmsten zehn Prozent der Haushalte besitzen abzüglich ihrer Schulden tatsächlich kein Vermögen. Das sind zwar zu viele – doch rund 70 Prozent der Haushalte haben einen ansehnlichen Besitz angehäuft. Und ja, es gibt Armut in Österreich: Laut Statistik Austria sind rund 1,5 Millionen Menschen von Armut oder Ausgrenzung gefährdet. Doch das sind um fast 130.000 Menschen weniger als noch 2008. Armut ist also rückläufig. In puncto Arbeitslosigkeit liegt Österreich innerhalb der EU-28 unter den Top-sechs-Ländern. Die Menschen zeigen sich mit ihrem Lebensstandard auch zufrieden. Seit rund zehn Jahren beschäftigten sich Statistiker in Europa mit der Messung der Zufriedenheit der Bürger. Als wichtigste Untersuchung gelten die SILC-Erhebungen (Community Statistics on Income and Living Conditions). Allein in Österreich nehmen 6000 Haushalte an diesen Befragungen teil. Bei den Fragen zur Zufriedenheit müssen immer Werte zwischen eins (gar nicht zufrieden) und zehn (absolut zufrieden) angegeben werden. Die Arbeitsplatzzufriedenheit liegt in Österreich laut jüngsten SILC-Erhebungen bei acht, nur in Dänemark und Finnland ist dieser Wert etwas höher. Die Wohnungssituation wird mit 8,3 beurteilt – der EU-Schnitt liegt bei 7,5. Die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben wird im Schnitt mit 7,8 bewertet – bei den Spitzenreitern Dänemark, Finnland und Schweden ist dieser Wert nur leicht höher. Selbst Haushalte mit niedrigem und ganz niedrigem Einkommen sind vergleichsweise zufrieden – was zeigen würde, dass der Sozialstaat hält, was er verspricht. Zu einem erfüllten Leben zählt natürlich mehr als nur materieller Wohlstand. Die Statistik Austria hat vier Faktoren zusammengetragen, die entscheidend dafür sind, ob Menschen zufrieden sind: Neben materiellen Lebensbedingungen sind dies Gesundheit, Wohnumgebung und Partnerschaften/Freundschaften. In Österreich scheint die Gesamtmischung zu stimmen. Bemerkenswert ist ein Paradoxon: Während das eigene Leben positiv beurteilt wird, bekommt das Umfeld miserable Noten. Das Vertrauen in das politische System liegt gerade bei 4,4. Auch mit dem Rechtssystem, der Polizei und Gemeindebehörden sind die Menschen weniger zufrieden als mit dem eigenen Leben, zum Teil deutlich weniger. Es gibt eine starke Divergenz zwischen Mikro- und Makroebene, sagt Konrad Pesendorfer, Chef der Statistik Austria. Aber wie kann es sein, dass das eigene Leben so positiv gesehen wird, während alles, was objektiv dafür verantwortlich sein kann – Politik, das Rechtssystem, die Verwaltung -, als schlecht beurteilt wird? Der Statistiker Pesendorfer sieht eine Unfähigkeit der Politik, auf aktuelle Krisen zu reagieren, wie man an den Beispielen der Pleitebank Hypo oder der Asylkrise sehe. Das hinterlasse einen tiefen Eindruck bei vielen Menschen. Vielleicht liegt die Ursache aber woanders. Der britische Soziologe Nikolas Rose argumentiert, dass der Neoliberalismus die Rolle des Individuums in der Gesellschaft nachhaltig transformiert hat. Der Bürger soll eigenverantwortlich und im Konkurrenzkampf mit seinen Mitmenschen sein Glück und Wohl erkämpfen. Vorbild ist eine Ethik des Unternehmertums. In modernen Risikogesellschaften ist aber kein Lebensweg nur von Erfolg gekennzeichnet. Beruflich und privat gibt es Rückschläge. Wer gelehrt wird, für diese allein verantwortlich zu sein, entwickelt schnell Frust und sucht die Schuldigen erst recht woanders. Für diese Enttäuschung bietet der Neoliberalismus eine Zielscheibe an, wie Rose in seinem Aufsatz Das Regieren von unternehmerischen Individuen beschreibt. Zum Feindbild wird der Wohlfahrtsstaat, mit seiner Bürokratie und Ineffizienz, gemacht. Somit erzeugt und kanalisiert der Neoliberalismus jenen Frust, aus dem seine Stärke erwächst.
3Wirtschaft
Hektik um Flüchtlinge: Treffen Merkel, Faymann mit Regierungschefs von Balkan und Anrainerstaaten. Brüssel – Wegen der Flüchtlingskrise auf der Balkanroute und mit Blick auf den nahenden Wintereinbruch zeichnet sich auch in der europäischen Politik eine Zuspitzung ab. Auf Drängen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und des Kanzlers Werner Faymann hat EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker für kommenden Sonntag zu einem EU-Sondergipfel in Brüssel eingeladen. Es gebe Bedarf nach viel mehr Zusammenarbeit, mehr ausführlichen Gesprächen und sofortigem operativem Handeln, hieß es in einer Mitteilung der Kommission. Die kurzfristige Einladung kam doppelt überraschend: Zum einen hatten die Staats- und Regierungschefs der EU vor einer Woche gerade einen (eher erfolglosen) EU-Gipfel zum Thema Flüchtlinge absolviert. Zum anderen sind neben Merkel und Faymann nur die Premiers von Ungarn, Slowenien, Kroatien, Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Luxemburg (als EU-Ratsvorsitz) eingeladen, zusätzlich jene der Balkanstaaten Serbien und Mazedonien. Ergänzt werden sie von UNHCR-Chef António Guterres, Ratspräsident Donald Tusk und den Chefs der EU-Behörden Frontex und der EASO, also für Grenzen und Asyl. Dieses Format hat es überhaupt noch nie gegeben. Dass Frankreich nicht dabei ist, soll an der Ablehnung von Staatspräsident François Hollande liegen. Wie berichtet, war Merkel mit ihren Forderungen nach mehr Solidarität und Aufteilung von Flüchtlingen auf alle EU-Staaten auf taube Ohren gestoßen. Nun soll es darum gehen, dass wenigstens die direkt betroffenen Länder besser zusammenarbeiten. Es kommt der Winter, da könnten die Leute erfrieren, heißt es in einer Staatskanzlei. Man müsse sich abstimmen, die Erstregistrierungszentren (Hotspots) müssten rascher kommen, die Abschiebung jener, die kein Asyl bekommen, beschleunigt werden. Das soll auch auf EU-Innenministerebene besser laufen – sie kommen am 9. November zu einem Sondertreffen. In der Kommission heißt es, die im September beschlossene Aufteilung von 160.000 Flüchtlingen sei ein Flop, die Staaten setzten nicht um.
1Panorama
Wirtschaftsleistung im Schlussquartal 2015 um 1,4 Prozent gesunken – Nikkei-Index legt sieben Prozent zu. Tokio – Japans Wirtschaft ist im Schlussquartal 2015 stärker geschrumpft als befürchtet. Wie die Regierung in Tokio am Montag auf der Basis vorläufiger Daten bekanntgab, sank die wirtschaftliche Leistung des Landes vor allem wegen der schwachen Verbraucherausgaben sowie rückläufiger Exporte um eine hochgerechnete Jahresrate von 1,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorquartal schrumpfte die Wirtschaft um 0,4 Prozent. Das ist ein stärkerer Rückgang als Ökonomen erwartet hatten. Der private Konsum, der in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt zu 60 Prozent zur wirtschaftlichen Leistung des Landes beiträgt, sank dabei um real 0,8 Prozent. Die enttäuschenden Daten untergraben die Abenomics genannte Wirtschaftspolitik von Premier Shinzo Abe, der eigentlich die Inflation und das Wachstum ankurbeln will. Trotzdem ging die Börse in Tokio am Montag durch die Decke. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte gewann 1.069,97 Punkte oder 7,16 Prozent auf 16.022,58 Punkte hinzu. Dazu trugen nicht nur positive Vorgaben der Wall Street und gute Konjunkturdaten aus den USA bei, sondern auch Erwartungen am Markt, dass die Bank von Japan die geldpolitischen Zügel angesichts der miesen Daten abermals lockern könnte. Erst kürzlich hatte sie Negativzinsen von minus 0,1 Prozent beschlossen, die ab diesen Dienstag gelten. Geschäftsbanken – ähnlich wie bereits in der Eurozone – sollen so davon abgehalten werden, große Mengen an Geld bei der Notenbank zu parken, anstatt sie als Kredite für Investitionen an die Unternehmen zu vergeben. Dahinter steht auch die Sorge über die konjunkturelle Abkühlung in China, Japans größtem Handelspartner. Japans Notenbankchef Haruhiko Kuroda hatte bei der Verkündung der Negativzinsen bereits deutlich gemacht, man sei zu einer weiteren Lockerung der Geldpolitik bereit, sollte dies nötig sein, um die Deflation mit stetig fallenden Preisen dauerhaft zu überwinden. Sein Ziel ist eine Inflationsrate von 2 Prozent. Doch dies gestaltet sich schwierig. Ökonomen in Tokio warnen vor wachsenden Risiken für Japans Wirtschaft. Der jüngst plötzlich deutlich gestiegene Außenwert des Yen könnte sich negativ auf die Exporte und die Investitionen der Unternehmen auswirken. Bisher hatten viele Unternehmen von einer Abschwächung des Yen als Folge der massiven Geldflut durch die Notenbank profitiert und teils Rekordgewinne eingefahren. Doch zuletzt zog der Yen an, was Japans Exportgüter wieder verteuert. Hinzu kommt der schwache Privatkonsum in Japan. Dazu trägt bei, dass die Löhne und Gehälter nicht so anziehen wie von der Regierung erwünscht. Dabei war Premier Abe Ende 2012 angetreten, mit seiner Abenomics genannten Wirtschaftspolitik aus schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen, der flankierenden Geldflut durch die Notenbank und versprochenen Reformen Japan wieder auf Wachstumskurs zu bringen und die jahrelange Deflation dauerhaft zu überwinden. Doch stattdessen geht es mit Japans Wirtschaft seit Abes Amtsantritt mal auf, mal ab. Zuletzt ging es im Dezember wieder nach unten, sowohl mit den Ausgaben der privaten Haushalte wie auch mit der Industrieproduktion und dem Export. Die Ausfuhren verringerten sich im Schlussquartal 2015 um 0,9 Prozent, nachdem sie im Vorquartal noch um 2,6 Prozent zugelegt hatten. Manche Ökonomen in Tokio prophezeien bereits, dass Japan in den nächsten zwölf Monaten erneut in eine Rezession abrutschen könnte. Dennoch übte sich die Regierung am Donnerstag trotz der miesen Konjunkturdaten unbeirrt in Zuversicht. Schuld am schwachen Konsum sei das ungewöhnlich warme Wetter. Die Wirtschaft werde sich weiter graduell erholen, meinte ein Sprecher. Und auch Premier Abe gab sich zuversichtlich. Japans wirtschaftliche Fundamentaldaten seien weiterhin solide. Die Investoren sollten nicht so nervös auf die täglichen Kursschwankungen am Aktienmarkt reagieren, empfahl Abe.
3Wirtschaft
Der Chef der Telekom Austria, Hannes Ametsreiter, verlässt das Unternehmen. Der mexikanische Co-Aktionär hat seinen Spielraum eingeschränkt. Wien – Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter verlässt Ende Juli überraschend das Unternehmen. Der langjährige Manager des teilstaatlichen Konzerns hat um eine einvernehmliche Vertragsauflösung ersucht. Sein Vertrag wäre bis Ende 2016 gelaufen. Über seine Nachfolge soll der Aufsichtsrat in seiner kommenden Sitzung, voraussichtlich am 24. Juli, beraten. Der 48-jährige Ametsreiter war seit 2009 Vorstandsvorsitzender der Telekom und zuvor bereits viele Jahre in der Gesellschaft tätig. An der Telekom hält die Staatsholding Öbib 28,4 Prozent. Mehrheitlich gehört die Telekom Austria (TA) dem mexikanischen Mobilfunkriesen América Móvil des Milliardärs Carlos Slim. Über die Gründe des Abgangs von Ametsreiter werden offiziell keine Angaben gemacht. Insidern zufolge hätten sich die Zeiten unter den Mexikanern völlig geändert, die neuen Mehrheitseigner wollen vorankommen, politische Abmachungen wie unter der ÖIAG gibt es nicht mehr, analysiert ein TA-Experte. Aufsichtsratsmitglied Ronny Pecik habe mit Ametsreiter zudem nie etwas anfangen können – dass sich die Ergebnisse der Gesellschaft zunehmend verschlechtern, habe dessen Abgang noch beschleunigt. Im Vorstand der Telekom war die Stimmung zuletzt angeblich mehr als angespannt. Die Mexikaner haben die Kontrolle voll übernommen, es sei zu Schreiduellen im Vorstand gekommen, wird kolportiert. Ametsreiter wurden die zentralen Bereiche Marketing und Vertrieb abgenommen, ihm blieben nur noch Personal und Regulierung. Der im März von den Mexikanern in den Vorstand entsandte Alejandro Plater nahm seine Kollegen zudem streng an die Kandare: Alle Rechnungen ab 100.000 Euro müssten von ihm unterschrieben werden, heißt es. Was die neuen Mehrheitseigner Ametsreiter angeblich vorwerfen: In der TA werde zu locker mit Geld umgegangen. Sie sollen Ametsreiter auch Problemfälle aus der jüngeren Vergangenheit vorwerfen, etwa den Kauf der Orange-Diskonttochter yesss! um 390 Millionen Euro. Mitgekauft hat die Telekom damals, vor zwei Jahren, 500.000 Kunden, die meisten von ihnen hatte der Diskonter Hofer an Bord geholt. Die Crux des Deals: Ende 2013 machte Hofer von seinem Kündigungsrecht Gebrauch und beendete per Ende 2014 den Vertriebsvertrag mit der Telekom. Auch das teure Abenteuer mit dem Wettgeschäft in der Telekom-Enkelgesellschaft Airwin soll den Mexikanern nicht gefallen haben. Airwin wurde im Juli 2011 gegründet; über die Plattform der Gesellschaft sollte der Einstieg der TA in Handy-Wetten und Online-Gaming erfolgen. 2013 war in einem Studio von Marx Media Vienna (an ihr war die TA beteiligt) bereits eine Rennbahn für afrikanische Rennmäuse aufgebaut, die Videos von den Rennen sollten online übertragen werden, die TA-Kunden per Handy auf die Sieger wetten. Im Juni 2013 allerdings wurde Airwin wieder verkauft, die Telekom schoss rund 4,5 Millionen Euro ins verlustreiche Start-up ein. Abseits dessen soll es auch bei Bilanzierungsthemen zu Differenzen zwischen den Österreichern und den Mexikanern gekommen sein.
3Wirtschaft
Eine TV-Serie über den American-Football-Star O. J. Simpson rollt den "Prozess des Jahrhunderts" neu auf. Das amerikanische Fernsehpublikum erlebt ein Déjà-vu – und schaut wieder zu. Wien – Sie müssen entschuldigen, wenn ich Sie vorhin angestarrt habe, sagt der Chauffeur der Luxuslimousine zu seinem Fahrgast. Ich habe noch nie eine Berühmtheit gefahren. – Ist okay, erwidert der Mann auf der Rückbank. Und erinnert sich an seine Begegnung mit dem berühmten Baseballspieler Willie Mays: Es war unglaublich. Fortan habe es nur einen Wunsch gegeben: Zu werden wie er. Der Mann auf der Rückbank ist O. J. Simpson, wir schreiben den 12. Juni 1994, 23.15 Uhr. Vor der Haustür des Schauspielers und American-Football-Stars bellt ein Hund. Dessen Pfoten sind blutig. Was folgt, wird heute als Prozess des Jahrhunderts bezeichnet. Seit 2. Februar spielt die Fernsehserie The People vs. O. J. Simpson – American Crime Story die Ereignisse von damals nach. Mit regem Publikumsinteresse: 5,1 Millionen sahen an dem Abend die erste Folge, das bedeutet einen Rekord für den Abosender FX. Hinter dem Erfolg steht der Fall, der wochenlang die amerikanische Öffentlichkeit beschäftigte, ein munteres Ensemble, allen voran Cuba Gooding jr. (Jerry Maguire) als O. J. Simpson sowie David Schwimmer (Friends) und John Travolta (Pulp Fiction) als dessen Anwälte Robert Kardashian und Robert Shapiro. Die von Scott Alexander und Larry Karaszewski entworfene Dramaturgie sollte auch in den nächsten neun Folgen keine Wünsche offenlassen. Zumal die True Crime Story den Zeitnerv trifft. In dem Jahr, in dem Fox das traditionelle Wettsingen American Idol in seinem 15. Jahr wegen Zuschauerschwundes einstellt, das US-Publikum also – unfassbar! – doch einmal genug von Retortenmusik hat, zeigt sich verstärkt ein weiteres Grundinteresse unter Fernsehschauern: die Lust, wahre Verbrechen in dramatisierter Form zu schauen. Das muss nicht nur wie im Fall O. J. Simpsons die qualitätvoll aufgepimpte Spielart der guten alten Gerichtsshow sein. Produktionsstätten schaufeln derzeit massenhaft wahre Geschichten herein: etwa jene von Charles Manson in Aquarius, von Robert Oppenheimer in Manhattan, die Frauen der ersten US-Astronauten in The Astronaut Wives Club, das Netflix-True-Crime-Schlachtschiff Making a Murderer und Podcasts wie Serial von Sarah Koenig. Sie alle sind – hoch erwünscht – virales Gut in sozialen Medien. Diskutiert wird da unter anderem die Frage, wie der Prozess heute ablaufen würde. Damals berichteten CNN, Court-TV und eine Handvoll Bezahlsender live, brachten Sex, Crime und Hollywood in medial aufgeladene US-Haushalte. Verhandelt wurde nicht nur ein Verbrechen, sondern ein System aus Rassismus und Vorverurteilung. Simpson wurde freigesprochen, trotz erdrückender Beweise. Seit 2008 sitzt er wegen eines Raubüberfalls im Gefängnis. Würde sich die Aufmerksamkeit potenzieren, weil inzwischen Handy, Facebook und Twitter den veröffentlichten Dialog mitbestimmen? Jeffrey Toobin, Autor des Buches, auf dem die Serie basiert, glaubt nicht: Heute werden Zweiminutenvideos viral und keine monatelangen Prozesse, schreibt Toobin im New Yorker. Die maximal beschleunigte Mediengesellschaft wäre für mehrere Monate nicht zu fesseln, lautet seine Theorie. Da könnte was dran sein.
6Etat
Neue Maßnahme im langjährigen Kampf gegen verbotene Kurden-Partei. Ankara – Im langjährigen Kampf gegen die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan nun erstmals vorgeschlagen, PKK-Unterstützern die türkische Staatsbürgerschaft abzuerkennen. Wir müssen alle Maßnahmen treffen, dazu gehört, den Anhängern der terroristischen Organisation (der PKK) die Staatsbürgerschaft abzuerkennen. Dies sagte Erdoğan am Dienstag vor Anwälten in Ankara. Als Unterstützer bezeichnete Erdoğan Akademiker, Journalisten und Politiker, die wie ein Wolf im Schafspelz agierten. Diese Leute haben es nicht verdient, unsere Mitbürger zu sein, sagte Erdoğan. Wir sind nicht dazu verpflichtet, Leute mitzutragen, die ihren Staat und ihr Volk verraten. Die Unterstützer der PKK seien auch nicht anders als Terroristen, die Bomben werfen. Es sei nicht zulässig, Verrat an Staat und Nation zu begehen. Gegen die linksliberale, prokurdische Demokratische Partei der Völker (HDP) betreiben Erdoğan und seine islamisch-konservative Regierung seit längerem eine Kampagne wegen angeblicher Unterstützung der in der Türkei als Terrororganisation verbotenen PKK. So soll den beiden HDP-Vorsitzenden, Selahattin Demirtaş und Figen Yüksekdağ, und weiteren Abgeordneten der Partei die parlamentarische Immunität entzogen werden. Die Freiheitsfalken Kurdistans (TAK), nach Einschätzung der türkischen Behörden eine Untergruppe der PKK, bekannten sich zu zwei Selbstmordanschlägen in der Hauptstadt Ankara, bei denen im Februar und März insgesamt 65 Menschen getötet wurden. Friedensgespräche zwischen der Regierung und der PKK, die im Herbst 2012 begonnen hatten, brachten kein Ergebnis. Nach einer zweijährigen Waffenruhe flammte der Konflikt im Sommer 2015 neu auf. Seit 1984 wurden in dem Konflikt rund 40.000 Menschen getötet. Die türkische Polizei ging unterdessen mit einer neuen Festnahmewelle gegen die Bewegung des Erzfeindes von Erdoğan, des islamischen Predigers Fethullah Gülen, vor. Bei Razzien in zahlreichen Landesteilen wurden nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu insgesamt 68 Menschen festgenommen, darunter Beamte, Lehrer und Geschäftsleute. Die Razzien richteten sich gegen Mitglieder von Gülens sogenannter Hizmet-Bewegung (zu Deutsch: Dienst). Der Prediger lebt in den USA. Die Gülen-Anhänger betreiben in der Türkei Schulen, Medien und Wirtschaftsunternehmen und haben sich im Laufe der Jahre auch im Behördenapparat großen Einfluss verschafft. Erdoğan wirft der Bewegung eine Unterwanderung des Staatsapparats mit dem Ziel eines Umsturzes vor, was Hizmet zurückweist. Gülen, ein ehemaliger Unterstützer Erdoğans, hatte sich Ende 2013 mit dem damaligen Regierungschef und heutigen Präsidenten überworfen. Seitdem geht die Regierung immer wieder mit Entlassungswellen in Justiz und Polizei sowie Festnahmewellen gegen Gülen-Anhänger vor. Insgesamt sollten bei der Aktion am Dienstag 120 Menschen in Polizeigewahrsam genommen werden; nach einer Meldung der Onlineausgabe der Zeitung Hürriyet befanden sich einige der Gesuchten jedoch im Ausland.
2International
Die SPÖ tut sich schwer, junge männliche Arbeitnehmer zu erreichen – und genau in diesen Bereich stoßen die Freiheitlichen vor. Frühere Wähler der Großparteien haben am Sonntag Wahlabstinenz geübt. Graz/Eisenstadt – Ziemlich genau 600.000 von 965.000 wahlberechtigten Steirern haben am Sonntag von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht – und damit der Gruppe der Nichtwähler einen erneuten Zuwachs von 73.000 Personen beschert. Die 37,7 Prozent der Wahlberechtigten ausmachende Gruppe der Nichtwähler ist damit die weitaus größte politische Gruppe in der Steiermark, mehr als doppelt so groß wie die Wählerschaft der SPÖ. Im Burgenland (Wahlbeteiligung 76 Prozent) ist der Effekt nicht so stark, hier sind die 77.949 SPÖ-Wähler die größte Gruppe. Tatsächlich zeigen die Wählerstromanalysen des Sora-Instituts, dass es beachtliche Abflüsse an die Nichtwähler gegeben hat – vor allem enttäuschte ehemalige SPÖ-Wähler sind daheimgeblieben. Die niedrige Wahlbeteiligung lässt den Wählerzuwachs der FPÖ noch stärker erscheinen, als er in absoluten Zahlen ist. Den Tabellen sind die absoluten Zahlen zu entnehmen – in Anteilen an der früheren Wählerschaft wird es noch deutlicher. Verschiebungen ergaben sich laut Sora vor allem dadurch, dass in der Steiermark die beiden Großparteien nur rund 60 Prozent ihrer Wähler halten konnten – der SPÖ ist jeder siebente Wähler von 2010 daheim geblieben, zudem jeder achte Wähler direkt zur FPÖ übergelaufen. Die ÖVP hat sogar noch deutlicher an die Freiheitlichen verloren (beinahe jeder vierte Wähler von 2010 hat direkt gewechselt), dafür hat sie weniger an Nichtwähler abgeben müssen. Im Burgenland waren die Effekte ähnlich, aber nicht ganz so stark, weil die Haltequoten für SPÖ (78 Prozent der früheren Wähler) und ÖVP (75 Prozent) doch höher waren. Dennoch ist jeder elfte burgenländische SPÖ-Wähler von 2010 daheimgeblieben, sechs Prozent sind zur FPÖ gewechselt. Auch hier hat die ÖVP stärker direkt an die FPÖ abgegeben als an die Nichtwähler. Die Ursachenforschung ging am Montag weiter: Wahlforscher Christoph Hofinger meinte im STANDARD-Chat, dass die Landeshauptleute Franz Voves und Hans Niessl in der Asyldebatte der FPÖ zu sehr recht gegeben hätten – damit hätten sie nicht die eigene Flanke geschützt, sondern die Freiheitlichen gestärkt. Die Sora-Analysen zeigen auch, dass die FPÖ vor allem bei Menschen mit geringer Bildung, bei Arbeitern und bei jüngeren männlichen Wählern punkten konnte. Die FPÖ wurde in der Steiermark mehr als doppelt so häufig von Männern wie von Frauen gewählt und wurde unter Männern mit 38 Prozent überhaupt zur stärksten Partei. Unter Frauen liegt hingegen mit 37 Prozent die SPÖ vor der ÖVP mit 31 Prozent und der FPÖ mit 17 Prozent. Im Burgenland dagegen konnte die FPÖ in keiner Wählergruppe eine relative Mehrheit erzielen. In der Betrachtung nach Altersgruppen zeigt sich die FPÖ diesmal in der mittleren Altersgruppe der 30- bis 59-Jährigen mit einem Ergebnis von 33 Prozent stärker als unter Jungen oder Alten. Unter 16- bis 29-Jährigen liegt die SPÖ mit 29 Prozent vor der FPÖ mit 25 Prozent und der ÖVP mit 18 Prozent. Auch die Grünen sind mit 17 Prozent unter jungen Wählern stark. Die SPÖ ist besonders in der Steiermark auf ihre Kernschichten (ältere Frauen, Pensionisten) zurückgeworfen.
5Inland
Hunderte israelische Sicherheitskräfte im Einsatz in Jerusalem. Jerusalem – Hunderte israelische Sicherheitskräfte sind am Mittwoch in ein palästinensisches Viertel eingedrungen, um dort das Haus eines Attentäters zu zerstören. Rund 1.200 Polizisten und Soldaten seien an der Aktion in Shuafat im arabischen Ostteil Jerusalems beteiligt, berichtete die Nachrichtenseite ynetnews. Das Haus gehöre einem Palästinenser, der vor einem Jahr in Jerusalem eine Gruppe von Israelis mit seinem Auto gerammt und zwei von ihnen getötet hatte. Der Attentäter wurde bei dem Anschlag erschossen. Die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas hatte sich damals zu der Tat bekannt. Die Familie des Attentäters, ein Vater von fünf Kindern, hatte ebenfalls Unterstützung bekundet. Die Sicherheitskräfte stellten sich während des Einsatzes in Shuafat auf mögliche Unruhen ein. Polizisten begleiteten die schweren Militärfahrzeuge. Israels Höchstes Gericht hatte die Maßnahme gebilligt. Die Zerstörung der Häuser von mutmaßlichen, verurteilten oder auch getöteten Terroristen ist allerdings völkerrechtlich umstritten. Menschenrechtsorganisationen lehnen die Strafmaßnahme als Kriegsverbrechen ab. Israel rechtfertigt sie hingegen als wichtige Abschreckung. In den Häusern leben in der Regel die Familien der Attentäter, die durch die Zerstörung häufig obdachlos werden.
2International
Im Gegenzug kurbeln 20 Prozent der heimischen Manager mit Geschenken das Geschäft an. Wien (APA) – Jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) in Österreich wurde nach eigenen Angaben in den letzten zwei Jahren Opfer eines bedeutsamen Betrugs- oder Korruptionsfalls. 2014 lag der Anteil noch bei zwölf Prozent, schreiben die Wirtschaftsprüfer EY (Ernst & Young) in einer Aussendung. Die Zahl der entdeckten Fälle sei damit größer als in anderen Ländern. Weltweit seien nur in zwölf Prozent der Unternehmen größere Betrugs- oder Korruptionsfälle entdeckt worden. Häufiger als in Österreich wurde Betrug nur in der Ukraine (48%), in Kenia (36%) und in Südafrika (26%) erkannt – geht man nach den Aussagen der von EY im Global Fraud Survey befragten 2.800 Manager, davon 50 aus Österreich. Die wenigsten Fälle wurden in der Slowakei (keiner), in der Türkei und in Indonesien (jeweils 2 Prozent) entdeckt. Man dürfe aus der Steigerung in Österreich nicht ungeprüft ableiten, dass die Kriminalität in den heimischen Unternehmen im gleichen Ausmaß gestiegen ist, schreibt Andreas Frohner, Leiter der Abteilung Fraud Investigation & Dispute Services bei EY Österreich. Vielmehr würden die Unternehmen immer professioneller und transparenter im Umgang mit solchen Fällen. Vor allem Whistleblower-Hotlines und eine stärkere interne Revision würden helfen. Grundsätzlich sei aber die Kriminalität von Außen in Form von Cyber-Attacken tatsächlich stark ansteigend. Im Gegenzug sind 39 Prozent der Manager weltweit bereit, mit Geschenken ihr Geschäft anzukurbeln, oder dazu die Finanzergebnisse absichtlich falsch darzustellen. In Österreich liegt dieser Anteil mit 20 Prozent nur halb so hoch. Dazu wurden von EY pro Land 50 Unternehmer. Am wenigsten Hemmungen haben die weltweit von EY befragten 2.825 Manager damit, Unterhaltungsdienstleistungen, also Tickets für Konzerte oder Fußballspiele oder ähnliche Vergünstigungen zu verteilen. Ein Viertel (24 Prozent) der Befragten hält dies für zulässig. Persönliche Geschenke würden 12 Prozent verteilen, Bargeld zustecken würden 13 Prozent. Vier Prozent wären bereit, Finanzergebnisse bewusst falsch darzustellen, um ihrem Unternehmen zu helfen. Zumindest einen dieser Schritte würden 39 Prozent der Befragten setzen. Die Österreicher zeigen sich deutlich zurückhaltender. 16 Prozent würden Tickets verteilen, 12 Prozent persönliche Geschenke, 2 Prozent Bargeld. Auf Bilanzfälschung würden 4 Prozent zurückgreifen. In Summe können sich 20 Prozent zumindest eine dieser Maßnahmen vorstellen. Offenbar sehen viele Österreicher solche Gaben nicht als Korruption. Denn weltweit gehen 39 Prozent davon aus, dass Bestechung bzw. korrupte Methoden im Geschäftsleben in Ihrem Land weit verbreitet sind – ebenso viele wie selber zur Geschenkgabe bereit wären. In Österreich sehen nur 10 Prozent Korruption als weit verbreitet an, obwohl 20 Prozent gerne milde Gaben verteilen. Im Korruptionsranking von EY steht Brasilien (90 Prozent) an erster Stelle vor der Ukraine (88 Prozent), Thailand und Nigeria (je 86 Prozent) und Kenia (84 Prozent). Musterschüler sind Finnland (Null Prozent) vor Saudi-Arabien, Schweden und Dänemark (je 4 Prozent). In Österreich ist das Unrechtsbewusstsein nach Einschätzung von Andreas Frohner, Leiter der Abteilung Fraud Investigation & Dispute Services bei EY, stark ausgeprägt, die Kontrolle vergleichsweise effektiv. 52 Prozent der heimischen Manager sind der Ansicht, dass die österreichischen Strafverfolgungsbehörden Fälle von Bestechung und Korruption verfolgen und zu einer Verurteilung bringen. Weltweit sind nur 33 Prozent dieser Ansicht.
3Wirtschaft
Gegen Kriegskommandanten von Srebrenica Naser Oric läuft in Sarajevo soeben ein Prozess. Sarajevo – Naser Oric, der einstige Kriegskommandant von Srebrenica, der sich in Sarajevo derzeit wegen einer Kriegsverbrechenanklage zu verteidigen hat, ist in Bosnien zum Ministerberater bestellt worden. Wie heute, Freitag, bosnische Medien berichteten, soll Oric den Minister für Kriegsveteranen in der Bosniakisch-Kroatischen Föderation, Salko Bukvarevic, beraten. Die Bestellung von Oric zum Ministerberater sei schon seit längerer Zeit besprochen worden. Nun seien die Voraussetzungen dafür geschaffen worden, hieß es in Medienberichten. Oric und eine weitere Person haben sich in Sarajevo wegen Morden an drei bosnisch-serbischen Kriegsgefangenen bei Srebrenica im Jahre 1992 zu verteidigen. Die Festnahme des Kriegskommandanten von Srebrenica im Juni 2015 in der Schweiz auf Basis eines serbischen Haftbefehls hatte für Spannungen zwischen Sarajevo und Belgrad gesorgt. Oric wurde allerdings nach Sarajevo überstellt, wo im August auch die Anklage gegen ihn erhoben wurde. Oric war 2006 vor dem Uno-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien zunächst zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Er soll in zwei Fällen Morde und Misshandlungen nicht verhindert haben. Im Berufungsverfahren wurde er 2008 von den Vorwürfen freigesprochen. Erst kürzlich hatte die bosnische Wahlkommission Grünes Licht für die Bestellung des in Untersuchungshaft sitzenden Politikers Bakir Dautbasic zu neuem Verkehrsminister Bosnien-Herzegowinas gegeben. Der Politiker war wegen angeblicher Zeugenbeeinflussung im Verfahren gegen den mutmaßlichen Drogendealer Naser Kelmendi festgenommen worden.
2International
Superwahljahr 2015 ließ Ausgaben in die Höhe schnellen – Im September liegen ÖVP, SPÖ und FPÖ nah beieinander. Wien – Österreichs politische Parteien und Institutionen haben 2015 bisher 29 Millionen Euro für Werbung ausgegeben. Grund dafür sind laut dem Marktforschungsunternehmen Focus die Landtagswahlen in Wien, Oberösterreich, Steiermark und Burgenland. 2010 gaben politische Parteien und Institutionen 19 Millionen aus. Damals gab es Wahlen in Wien, Steiermark und Burgenland. Das ist ein Plus von circa 50 Prozent, sagte Focus-Marktforscher Ronald Luisser am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Und die Wahlperiode ist noch nicht zu Ende. Ein paar Millionen dürften in der Schlussphase des Wiener Landtagswahlkampfes noch dazukommen. Dabei sind die tausenden Plakatständer in den Focus-Werbewertberechnungen beziehungsweise der ganze September noch gar nicht berücksichtigt. Gravierendste Änderung in der Wahlwerbestrategie in den vergangenen Jahren: Die Werbeausgaben der Parteien werden zunehmend auf das Wahlkampffinale und die letzten zwei Wochen vor einer Wahl konzentriert. Die Werbeschlacht zum Wahltag hin wird immer intensiver. Wir haben eine hohe Anzahl an Unentschlossenen. Da ist es für die Parteien wichtig, in den letzten zwei Wochen vor der Wahl Werbepräsenz zu zeigen, erklärte Focus-Geschäftsführer Klaus Fessel. Und es gibt einen starken Fokus auf die Medienkanäle Print und Außenwerbung. 90 Prozent der Wahlwerbung geht in diese beiden Mediengattungen. Politische Parteien und Institutionen leisten in Wahljahren einen hohen Beitrag zur Werbekonjunktur, erläuterte Luisser. Wir werden dadurch im Jahr 2015 einen Werbeimpuls von etwa fünf Prozent in der klassischen Werbung haben: Jeder 20. Werbeeuro kommt dieses Jahr von politischen Parteien oder politiknahen Institutionen. Besonders der Wien-Wahlkampf lässt die politische Werbung steigen. Stärkste Werber sind laut Focus SPÖ und ÖVP: Die SPÖ gab demnach heuer bisher 9,9 Millionen Euro aus, die ÖVP 9,8 Millionen, die FPÖ 5,3 Millionen, die Grünen 2,8 Millionen, Neos und Team Stronach je 700.000 Euro. Im September rückten die großen Parteien bei den Werbeausgaben zusammen. Die SPÖ gab laut Focus 3,1 Millionen aus, die ÖVP 2,9 Millionen und die FPÖ 2,6 Millionen. Neben Kronen Zeitung und Österreich profitierten – je nach Landtagswahl – vor allem regionale Printmedien von den Werbeaktivitäten der Parteien. Auf die Krone entfielen laut Focus von Jänner bis September 15,2 Prozent der politischen Werbung, auf die Gratiszeitung Österreich 11,3 Prozent, auf die Woche Steiermark 9,5 Prozent, die Oberösterreichischen Nachrichten 8,4 Prozent, die Bezirksrundschau Oberösterreich 7,7 Prozent, Heute 6,0 Prozent, und Kleine Zeitung 5,5 Prozent. Im September, dem Monat vor der Wien-Wahl, gingen über 40 Prozent des Printvolumens an nur drei Zeitungen – Krone, Österreich und Heute.
5Inland
Österreich unterlag 1:2 in Wien. Junuzovic hatte die Führung erzielt, ein schwerer Fehler von Keeper Özcan führte in einem guten Spiel zur Niederlage. Wien – Marcel Koller neigt doch zu kleinen Überraschungen. Der Teamchef hat die Startformation im Vergleich zum 2:1 gegen Albanien an vier Positionen verändert, wobei zwei Wechsel nicht zu verhindern waren. Julian Baumgartlinger, Österreichs Kilometerfresser im Mittelfeld, das Herz und die Lunge der Mannschaft, fehlte krankheitsbedingt (Husten). Rechtsaußen Martin Harnik ist heim nach Stuttgart geflogen, seine Frau liegt in den Wehen, es gibt Prägenderes als ein Testspiel am 29. März 2016 im Happel-Stadion gegen die Türkei. Stefan Ilsanker und Guido Burgstaller rückten nach. Freiwillig hat Koller den Tormann getauscht, Ramazan Özcan ersetzte Robert Almer, mit Özcans türkischen Wurzeln hat das angeblich nichts zu tun gehabt. Rubin Okotie stürmte statt Marc Janko, dessen Können und Gefährlichkeit bekannt, nahezu legendär sind. Da die Zeit vergeht, bestritt Marko Arnautovic sein 50. Länderspiel, er wurde mit einem Leiberl (Nummer 50), überreicht von ÖFB-Präsident Leo Windtner, belohnt. Mehr kann man vom Leben echt nicht erwarten. Das Publikumsinteresse war überschaubar (26.700), die EM-Euphorie findet vorerst in den Köpfen und vor dem Fernseher statt. Fast die Hälfte der Fans war der Türkei zugetan. Deren Teamchef Fatih Terim schwärmte im Vorfeld von den Österreichern, nicht nur aus reiner Höflichkeit. Eine gute, interessante, komplette Mannschaft. Es gibt keinen Gegner auf der Welt, dem sie nicht ein Tor schießen können. Koller wiederum hatte den Auftrag erteilt, mehr zu laufen als gegen Albanien, keine Löcher zuzulassen. David Alaba interpretierte seine Rolle auf Anordnung weit defensiver als gegen Albanien. Der Start war durchaus engagiert, mit einem 2:0 nach 13 Minuten wie am Samstag konnte natürlich nicht gedient werden. 3. Minute: Flüssige Kombination, Kapitän Christian Fuchs schickt Arnautovic in die Tiefe, der legt für Alaba auf, ein Verteidiger wirft sich in den Schuss. Die Türkei machte mit, Arda Turans Klasse blitzte mehrmals auf. Er kickt hauptberuflich für den FC Barcelona. 22. Minute: Jubilar Arnautovic legt einen seiner unwiderstehlichen Läufe auf der linken Seite hin, er hat das Auge für den freistehenden Zlatko Junuzovic, der Bremen-Legionär übernimmt den Ball direkt, trifft aus 14 Metern zum 1:0 ins lange Eck. Koller entwischte ein breites Lächeln. 43. Minute: Koller lächelt nicht breit. Foul oder Foulchen von Fuchs an Hakan Calhanoglu, der Mann von Leverkusen ist ein Freistoßspezialist, erzielt aus 22 Metern den Ausgleich. Prädikat wertvoll. Fazit der ersten Halbzeit: eine sehr solide, kompakte, disziplinierte, konzentrierte Vorstellung. Die Wiederaufnahme brachte eine Druckphase der ÖFB-Auswahl, ein Heber von Arnautovic und Alabas wuchtiger Weitschuss waren die nicht zählbaren Zeichen. 56. Minute, der Schock: Haarsträubender Fehlpass von Goalie Özcan, der humorlose Arda Turan schießt den Ball aus rund 25 Metern zum 1:2 ins verlassene Tor. Koller bringt Sebastian Prödl, Jakob Jantscher, Lukas Hinterseer, Janko, Alessandro Schöpf und György Garics. Aleksandar Dragovic, Burgstaller, Okotie, Junuzovic, Alaba und Klein weichen. Der Ausgleich gelang nicht mehr, die Leistung war aber recht respektabel. Junuzovic sagte: Es war intensiv, hätte besser sein können. Kollers Fazit: Wir haben nicht viel zugelassen. Es ist ärgerlich. Am 22. Mai beginnt das Trainingslager in Laax, am 31. Mai wird in Klagenfurt gegen Malta geprobt, am 4. Juni in Wien gegen die Niederlande. Die EM-Kugel rollt ab dem 10. Juni. (Christian Hackl, 29.3.2016) Länderspiel in Wien: Österreich – Türkei 1:2 (1:1)Ernst-Happel-Stadion, 26.700 Zuschauer, SR Gil (POL). Tore:1:0 (22.) Junuzovic1:1 (43.) Calhanoglu (Freistoß)1:2 (56.) Arda Turan Österreich: Özcan – Klein (78. Garics), Dragovic (59. Prödl), Hinteregger, Fuchs – Ilsanker, Alaba (78. Schöpf) – Burgstaller (67. Jantscher), Junuzovic (73. Hinterseer), Arnautovic – Okotie (67. Janko) Türkei: Babacan – Gönül (46. Özbayrakli), Calik, Topal, Erkin (69. Köybasi) – Selcuk Inan – Arda Turan, Özyakup (46. Volkan Sen/80. Öztekin), Tufan, Calhanoglu (73. Malli) – Cenk Tosun (86. Nuri Sahin) Gelbe Karten: Dragovic, Ilsanker beziehungsweise Calhanoglu, Malli
4Sport
Die Band um den schnauzbärtigen Sänger Jesse Hughes spielt live im Conrad Sohm. Die breitbeinige Pose des Gitarrenrockers zu überhöhen, dem hat sich Sänger und Gitarrist Jesse Hughes verschrieben. Derart übertrieben ist sein Bühnengehabe, dass es eigentlich nur als Parodie verstanden werden kann. Jetzt kommt er mit seiner Band Eagles Of Death Metal für ein Konzert nach Dornbirn, ins Conrad Sohm. Hughes ist ein Freund von Josh Homme (Kyuss, Queens Of The Stone Age ...). 1998 trafen sie sich in ihrer Heimatstadt, dem kalifornischen Palm Desert. Das war die Geburtsstunde der Eagles Of Death Metal, die mit Todesblei nichts zu tun haben. Kein Knurr- und Grunzalarm also, denn schon mit dem Debütalbum Peace Love Death Metal bewies das von etlichen Kumpeln verstärkte Duo seinen Hang zu eingängigem Garagen- und Glamrock sowie zu verhatschten Lo-Fi-Boogie- und Hardrock-Stampfern. Hemdsärmelig vorgetragen von Hughes, der mit seinem Riesenschnauzer – gemeint ist hier keine Hunderasse, sondern der mächtige Pornobalken, den der Zeremonienmeister der White-Trash-Geschmackssicherheit neben der verspiegelten Sonnenbrille immer im Gesicht trägt – die Fahne des hedonistischen Beidelrocks hochhält. Live gibt es wohl bereits Vorboten von der neuen, für Oktober angekündigten Platte Zipper Down (samt Duran-Duran-Cover Save A Prayer ), auf der Hughes und Homme wieder gemeinsame Sache machen. Heute wird Homme allerdings leider fehlen. (dog, 6.7.2015)
8Kultur
Am 18. Mai läuft die 6000. Folge – Noch nie hat eine Serie in Deutschland 6.000 Folgen erreicht – Gastauftritte von Schröder und Wowereit, Sprungbrett für Gesangskarrieren. Köln – Gute Zeiten, schlechte Zeiten ist so etwas wie die Mutter aller deutschen Daily Soaps. Was seit 1992 nicht alles passiert ist! Liebschaften, Trennungen, verschollene Verwandte, Entführungen, Autobomben. am 18. Mai läuft die 6000. Folge. Ein Vater, der eine Beziehung mit seiner Tochter eingeht, eine Leiche, die verschwinden muss und eine Ananas als Tatwaffe. Ja, eine Ananas. Gute Zeiten, schlechte Zeiten (GZSZ) hat zuletzt mal wieder einen Plot erzählt, der zwischen bittersüßer Liebesgeschichte, Drama und ein paar Skurrilitäten schwankte. Und der unter GZSZ-Fans den immensen Drang hervorgerufen hat, nun endlich wissen zu wollen, in was das alles gipfeln wird. Erleichterung ist nun in Sicht. Morgen, Mittwoch, um 19.40 Uhr läuft auf RTL die 6000. Folge – in Spielfilmlänge. Traditionell kracht es da, auch inhaltlich. Nach Angaben von RTL hat noch nie eine Serie in Deutschland 6.000 Folgen erreicht, ein Rekord. GZSZ läuft seit 1992 mit guten Einschaltquoten, wenige Sendungen prägten so das Gesicht des Privatsenders. Es ist ein kleiner GZSZ-Kosmos entstanden, der auch in andere Bereiche herüberschwappt – man denke an die mehr oder minder erfolgreichen Gesangskarrieren einstiger GZSZ-Schauspieler wie Oliver Petszokat (besser bekannt als Oli P., 37) oder Yvonne Catterfeld (36). Oder die Politik. Gerhard Schröder (er bestellte eine Rechnung) und Klaus Wowereit hatten jedenfalls Gastauftritte. In der Jubiläumsfolge muss nun die Leiche von Frederic Riefflin (Dieter Bach) verschwinden, dem Ganzen ist eine dramatische Inzest-Geschichte vorausgegangen. Ab 20.15 Uhr soll der Plot monothematisch erzählt werden, erklärt Producer Damian Lott. Das ist für GZSZ eher ungewöhnlich. Normalerweise haben wir bei GZSZ ja eine Drei-Strang-Dramaturgie, sagt Lott. Das bedeutet im Idealfall: eine Liebesgeschichte, ein humoriger Plot und daneben noch eine Drama-Erzählung. Es ist die Mischung, die GZSZ so beliebt gemacht hat. Am Jubiläumsabend soll diese Struktur in den ersten 30 Minuten der Folge auch beibehalten werden – danach folgt der Wechsel. Der Eindruck, dass gewisse Muster bei GZSZ wiederkehren, ist nicht ganz falsch. Wer der Serie guckt, hat Serien-Fiesling und Deutschlands besten Anwalt Jo Gerner (Wolfgang Bahro) gefühlt schon zigmal verschlagen und mit hochgezogener Augenbraue hinter einer Häuserecke hervorlugen sehen. Das macht vielleicht auch einen Teil des Kults aus. Man kann sagen, dass es etwa 20 Grundplots gibt, nicht nur für eine tägliche Serie. Das Entscheidende ist, sie gut zu erzählen, meint dazu Schauspielerin Ulrike Frank, die bei GZSZ die Katrin Flemming spielt. Das Spannende ist immer, wie die einzelnen Protagonisten sich darin behaupten, sagt Producer Lott. An Katrin Flemming lässt sich ein weiterer Reiz von GZSZ beobachten. Was ihr nicht schon alles widerfahren ist! Die Serie lebt auch davon, manche Geschichte hemmungslos zu überzeichnen. Ich erinnere mich, wie Katrin Flemming Jo Gerner an einen Eisenhaken gehängt hat, um zu erfahren, ob ihre gemeinsame Tochter Johanna noch lebt, berichtet Schauspielerin Frank aus dem Leben ihres Serien-Ichs. Der Anwalt hatte der Flemming zwei Millionen geboten, damit sie das Kind bekommt, das sie eigentlich nicht haben wollte. Danach entführte er sie. Frank nennt das vielleicht schon ein bisschen extrem. Aber letztendlich sei es eine spannende Geschichte gewesen. Producer Lott nennt solche Wendungen Larger than life (größer als das Leben). Das sei oft so bei einem Daily Drama. Das ist auch das, was die Zuschauer lieben, meint Lott. Manche Plots seien natürlich zu skurril, um wirklich stattzufinden und doch angeknüpft an den Alltag. Da wird auch mal aus einer Ananas ein Corpus Delicti. (APA/dpa, Jonas-Erik Schmidt)
6Etat
Bundesmittel sollen laut Kurz in den kommenden Jahren vervierfacht werden. Alle Kinder sollen bei Schuleintritt "Unterricht in deutscher Sprache folgen" können. Ein hier gerngesehener Freund, wie Landeshauptmann Günther Platter sagt, ist derzeit auf Tirol-Besuch: Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (beide ÖVP) kam am Mittwoch für ein Arbeitsgespräch vorbei. Und das mit dem Freund, das sage er nicht leichtfertig, ergänzte Tirols Landeschef auf der gemeinsamen Pressekonferenz. Sprache ist die Basis für gelungene Integration, waren sich dann auch beide einig und verkündeten eine Verlängerung der Bund-Länder-Vereinbarung zur sprachlichen Frühförderung von Kindern. In den kommenden drei Jahren will der Bund dafür 60 Millionen Euro zur Verfügung stellen, weitere 30 Millionen Euro kommen von den Ländern. Das ist eine Vervierfachung der Bundesmittel, sagt Kurz. Besser früh investieren als später teuer reparieren. Das Ziel ist, dass alle Kinder, wenn sie in die Schule kommen, schon so gut Deutsch sprechen, dass sie dem Unterricht folgen können. In Tirol läuft bereits seit dem Jahr 2008 ein Projekt zur sprachlichen Frühförderung im Kindergarten. Die Drei- bis Sechsjährigen stehen besonders im Fokus, weil da das Erlernen der deutschen Sprache am leichtesten ist, sagt Platter. Nach Angaben des Landes sind in Tirol derzeit in 450 Kindergärten ausgebildete Sprachförderpädagogen im Einsatz.
5Inland
Grün-weiße Euroraketen leisten sich Fehlzündung in Salzburg, der Brasilianer Venuto wird mit zwei Toren Matchwinner. Grödig – Rapid unterlag am Sonntag zum Abschluss der 15. Runde der Fußball-Bundesliga nach einer schwachen Vorstellung in Grödig 1:2. Anstatt zu schmelzen, wuchs der Abstand auf das Führungsduo Austria und Salzburg damit auf sechs respektive drei Punkte. Die auf Platz sieben vorrückenden Grödiger sind seit fünf Heimspielen ungeschlagen. Vor 2.845 Zuschauern war Lucas Venuto mit zwei Toren der Matchwinner (34., 76.). Dem Ex-Grödiger Tomi gelang für Rapid lediglich der zwischenzeitliche Ausgleich (75.). Drei Tage nach dem Europa-League-Sieg (2:1) in Pilsen fanden die Wiener nie ein Rezept, um die clever agierende Grödiger Hintermannschaft auszuhebeln. Wir haben zu viele Fehler im Passspiel gemacht. Der Knackpunkt war nach dem Ausgleich postwendend wieder das Tor zu kassieren. Es war ziemlich unglücklich für uns, meinte Rapid-Trainer Zorian Barisic, dessen Elf es verpasste, den Rückstand auf Stadtrivale Austria und Salzburg zu verringern, die sich am Samstag im Spitzenspiel 1:1 getrennt hatten. Im Vergleich zum Donnerstag veränderte Barisic seine Elf an fünf Positionen. Tomi feierte gegen seinen Ex-Klub sein Bundesligadebüt für Rapid und wurde zentral hinter der blassen Solospitze Matej Jelic platziert. Kapitän Steffen Hofmann wurde erst Mitte der zweiten Hälfte eingewechselt. Srdjan Grahovac ersetzte Thanos Petsos und in der Abwehr kamen Stephan Auer und Maximilian Hofmann zum Zug. Rapid hatte von Beginn an zwar mehr Ballbesitz (am Ende 74 Prozent), lief sich jedoch an den dicht gestaffelten Grödigern die meiste Zeit über fest. So kam es, dass die Hausherren mit schnell vorgetragenen Angriffen – meist über die quirligen Außenspieler Lucas Venuto und Daniel Schütz – die gefährlichere Mannschaft waren. Nach zwanzig Minuten nahm sich Florian Kainz aus der Distanz ein Herz, der Schuss des frischgebackenen Teamspielers strich knapp an der linken Stange vorbei. In der 28. Minute traf Tomi aus kurzer Distanz nach Schobesberger-Flanke nur das Lattenkreuz. Dann ging Hofmann gegen Roman Kerschbaum im Strafraum zu rustikal in den Zweikampf. Schiedsrichter Manuel Schüttengruber entschied richtigerweise auf Elfmeter und musste das Spiel knapp zwei Minuten unterbrechen, weil Rapid-Anhänger unzählige Stangenhalter aufs Spielfeld warfen. Venuto behielt die Nerven, verlud Rapid-Goalie Jan Novota und traf ins linke Eck (34.). Barisic reagierte und brachte zur Pause Petsos für Grahovac ins Spiel. Die Gäste zogen in der Folge eine Art Belagerungsfußball rund um den Grödig-Strafraum auf, ohne jedoch den finalen Pass an den Mann zu bringen. Die Salzburger dagegen lancierten immer wieder gefährliche Konter. Bei einem Sulimani-Schuss von der Strafraumgrenze war Novota auf dem Posten (54.), so manch aussichtsreiche Überzahlsituation spielten die Salzburger aber zu wenig präzise zu Ende. Dann ließ Grödig-Torhüter Pirmin Strasser einen völlig harmlosen Ball von Kainz fallen, Tomi staubte zum 1:1 ab. Doch nur 17 Sekunden später lagen die Gastgeber wieder vorn: Venuto ließ einen Schuss vom Stapel, Auer fälschte noch etwas ab – 2:1. Rapid konnte danach trotz der Einwechslung von Steffen Hofmann und Philipp Prosenik nicht mehr zusetzen. (APA, red, 8.11.2015) Bundesliga, 15. Runde, Sonntag SV Grödig – SK Rapid Wien 2:1 (1:0)Goldberg-Stadion, 2.845 Zuschauer, SR Schüttengruber Tore: 1:0 (34.) Venuto (Foul-Elfmeter), 1:1 (75.) Tomi, 2:1 (76.) Venuto Grödig: Strasser – T. Kainz, Maak, Pichler, Denner – Brauer, Rasner (82. Strobl) – Venuto, Kerschbaum (81. Völkl), Schütz (61. Itter) – B. Sulimani Rapid: Novota – Auer, Sonnleitner, M. Hofmann, Stangl – Schwab (64. S. Hofmann), Grahovac (46. Petsos) – Schobesberger, Tomi, F. Kainz – Jelic (74. Prosenik) Gelbe Karten: Venuto, Pichler bzw. M. Hofmann, Auer, Sonnleitner
4Sport
Team USA holte dritten WM-Titel mit 5:2 gegen Japan – Torreichstes Frauen-Finale der WM-Geschichte. Vancouver – Der amerikanische Traum vom dritten Stern ist in Erfüllung gegangen: In einem historischen WM-Finale besiegten die US-Fußballerinnen, angeführt von der überragenden Kapitänin Carli Lloyd, Titelverteidiger Japan mit 5:2 (4:1). Durch die mehr als gelungene Revanche für das Endspiel 2011 schwang sich der Olympiasieger mit dem dritten WM-Titel nach 1991 und 1999 zum Rekordweltmeister auf. Lloyd erzielte Dreierpack Mittelfeldspielerin Lloyd erzielte beim torreichsten Frauenfußball-Finale der WM-Geschichte als erste Spielerin einen Dreierpack (3./5./16.) in einem WM-Endspiel. Die weiteren US-Treffer legten Lauren Holiday (14.) und Tobin Heath (54.) nach, für die Nadeshiko trafen Yuki Ogimi (27.) sowie Julie Johnston (52.) per Eigentor. Vor vier Jahren hatten die USA das WM-Finale gegen Japan mit 1:3 im Elfmeterschießen verloren. Vor 53.341 Zuschauern, fast ausschließlich frenetische US-Fans, gelang der Auswahl von Nationaltrainerin Jill Ellis in einer überaus unterhaltsamen Partie in Vancouver ein Traumstart. Nach zwei Standardsituationen war beide Male Lloyd zur Stelle: Erst traf die 32-Jährige nach einer Ecke von Megan Rapinoe aus rund zehn Metern, dann schob sie nach einem Freistoß von Holiday aus kurzer Distanz ein. Nach einem Abwehrfehler von Azusa Iwashimizu eroberte Holiday den Ball, zog volley ab – und das Spiel war nach nicht einmal einer Viertelstunde entschieden. Nur zwei Minuten darauf krönte Lloyd ihre Galavorstellung mit einem Traumtor: Von der Mittellinie hämmerte sie den Ball im hohem Bogen über die weit vor dem Tor postierte japanische Schlussfrau Ayumi Kaihori – und das BC Place Stadion explodierte förmlich. Japan unter Schock Japan stand völlig unter Schock und wusste überhaupt kein Mittel gegen die physische und spielerische Dominanz der US-Girls, die im Halbfinale den Titeltraum der deutschen Auswahl beendet hatten (0:2). Quasi aus dem Nichts spielten sich die Asiatinnen dann doch einmal in den Strafraum, wo Ogimi im Zentrum Johnston austanzte und dann in den linken Winkel einschoss. Im zweiten Durchgang blieben die USA am Drücker, hatten aber Pech, als Johnston einen weiten Freistoß von Aya Miyama per Kopf unglücklich ins eigene Tor traf. Doch die Antwort gegen die unaufmerksame japanische Abwehr kam postwendend: Nach einer flachen Hereingabe von Morgan Brian drückte Heath den Ball aus zentraler Position über die Linie. Japan steckte nicht auf, war aber im Abschluss zu harmlos. (sid, 6.7.2015) Ergebnis der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft in Kanada am Sonntag: Finale: USA – Japan 5:2 (4:1).Vancouver, 53.341 (ausverkauft). Tore: Lloyd (3., 5., 16.), Holiday (14.), Heath (54.) bzw. Ogimi (27.), Johnston (52./Eigentor). Beste Spielerin des Turniers: Carli Lloyd (USA) Torschützenkönigin: Celia Sasic (GER) 6 Die bisherigen WM-Endspiele 1991 Guangzhou: USA – Norwegen 2:1 (1:1) 1995 Solna: Norwegen – Deutschland 2:0 (2:0) 1999 Los Angeles: USA – China 5:4 i.E. (0:0) 2003 Carson: Deutschland – Schweden 2:1 n.V. (1:1,0:1) 2007 Shanghai: Deutschland – Brasilien 2:0 (0:0) 2011 Frankfurt/Main: Japan – USA 3:1 i.E. (2:2,1:1,0:0) 2015 Vancouver: USA – Japan 5:2 (4:1)
4Sport
Debatte über die Zukunft des Fernsehens bei Digitalkonferenz: Netflix und Youtube als Konkurrenz. ZDF-Anchorman Claus Kleber outete sich zu Beginn seines Interviews auf der Münchner Digitalkonferenz DLD als Netflix-Kunde seit 1998. Damals war er Korrespondent in den USA. Heute sieht er sich als Beute und seinen Interviewpartner als Raubtier. Denn Netflix-Gründer Reed Hastings stehe mit seinem Streaming-Dienst dafür, Fernsehen, wie er es mache, zu vertreiben. Auf die Frage, ob es künftig überhaupt noch Platz gebe für lineare Medien, antwortet Hastings: Es gibt immer eine Tendenz, die Vergangenheit zu romantisieren. Jede neue Technologie bringe Bereicherungen und Verluste. Zwar produzierten die meisten Sender immer noch lineares Fernsehen und stellten ihre Inhalte dann ins Netz, allerdings gelte heutzutage: Wer eine Website produzieren könne, der könne auch ein TV-Netzwerk haben. Erst vor wenigen Tagen wurde Netflix in 130 weiteren Ländern freigeschaltet, sodass der Streamingdienst nun in 190 Staaten verfügbar ist. Auf Klebers Frage, wann es so weit sei, dass auch China dazukomme, räumte Hastings ein, er könne dies nicht einschätzen. Apple hat sechs Jahre gebraucht, um das iPhone dort auf den Markt bringen zu dürfen.Außerdem gebe es Verständnisprobleme, erzählte Hastings schmunzelnd. Chinesische Blogger dachten, dass es sich bei der Politserie House of Cards um eine Dokumentation handle. Wie Hastings im Gespräch mit Journalisten am Rande der Konferenz ausführte, werde sich Netflix weiterhin auf Filme und Serien konzentrieren. Er sieht Netflix nicht als Konkurrenz zu lokalen Angeboten. Netflix bemühe sich, Inhalte für ein globales Publikum zu produzieren. Der Onlinedienst will jedoch noch heuer eine erste TV-Serie aus dem deutschsprachigen Raum ins Programm nehmen, aber man habe noch nicht das Richtige gefunden. In Europa filmt Netflix bisher nur die Krimiserie Marseille in Frankreich. Dass Netflix, wie jüngst angekündigt, nun Inhalte regional begrenzen müsse, tut Hastings nach eigenem Bekunden leid. Das Vorgehen gegen VPN-Dienste und Proxy-Server gehe auf Druck von Rechteinhabern zurück. Nach seinen Zielen gefragt, nannte Hastings die Nutzerzahlen von Youtube: Netflix habe 70 Millionen Mitglieder, Youtube nutzten mehr als eine Milliarde jeden Monat. Robert Kyncl, der unmittelbar nach Hastings sprach, ergänzte: 82 Prozent der Youtube-Nutzer seien außerhalb der USA, jede Minute werden rund 400 Stunden an Videomaterial hochgeladen. Youtube habe auch rund 20 Millionen Content-Partner, mit denen man Inhalte gemeinsam monetarisiere, sagte der für Inhalte und Geschäftsmodelle verantwortliche Manager. Aber anders als Hastings sieht er Dienste wie Netflix und Youtube als Ergänzung. Das traditionelle Fernsehen hat bisher kaum Seher verloren. Seine Sicht: Raubtier und Beute friedlich nebeneinander. Eine ziemlich überraschende Mitteilung machte Whatsapp-Chef Jan Koum. Er kündigte bei der DLD in München an, dass der Messaging-Dienst künftig komplett auf Gebühren verzichtet. Damit wird der beliebteste Messenger der Welt kostenlos. Im Augenblick fallen 0,89 Euro nach zwölf Monaten Nutzung an. Das Bezahlmodell habe nicht gut funktioniert, räumte der Gründer und Firmenchef ein. Viele Nutzer der App besäßen keine Bank- oder Kreditkarten und hätten Sorge, nach einem Jahr den Kontakt zu Freunden zu verlieren. Die Bezahlfunktion wird daher im Laufe der kommenden Wochen aus allen Apps verschwinden. Koum betonte, dass Whatsapp dennoch weiterhin keine Werbung schalten werde und kündigte gleichzeitig den Ausbau des Angebots mit Hilfe von Facebook an, das die Firma 2014 für 22 Milliarden Dollar übernommen habe. Dieses Jahr wolle man sich vor allem darum kümmern, wie der Dienst für Unternehmen interessanter gestaltet werden könne. Verschiedene Wege würden derzeit getestet. So sei vorstellbar, dass jemand mit seiner Bank über Whatsapp kommuniziere, wenn eine verdächtige Kontobewegung festgestellt werde. Whatsapp zählt weltweit fast eine Milliarde Nutzer.
6Etat
Neues Open-World-Survival-Game verspricht großes Abenteuer alleine und mit Freunden. Der norwegische Spielhersteller Funcom hat das Open-World-Survival-Spiel Conan Exiles angekündigt. Im brutalen Land von Conan dem Barbaren gilt es laut den Entwicklern zu überleben, eine Basis aufzubauen und sein Territorium zu beherrschen. Das Abenteuer wird sich sowohl alleine als auch online mit Kameraden und menschlichen Feinden auf öffentlichen und privaten Servern bestreiten lassen. Erscheinen soll Conan Exiles zunächst im Sommer 2016 als Early-Access-Version für PC. Die fertige Fassung wird auch für PS4 und XBO erhältlich sein. Der Geschichte zufolge spielt man einen von tausenden Ausgestoßenen, die im barbarischen Ödland bei brütender Hitze und zerstörerischen Sandstürmen umzingelt sind von feindseligen Wesen. Hungrig, durstig und auf sich allein gestellt, gilt es zunächst gegen die harsche Umgebung anzukommen. Dafür wird man Gemüse anbauen und Tiere jagen können. Sammler können aus Ressourcen Waffen und Werkzeuge sowie eine Unterkunft bauen. Alleine oder im Bund mit Freunden werde man das Land reitend erkunden können und sich gemeinsam in kompletten Siedlungen niederlassen, um Invasionen abzuwehren. Fühlt man sich schließlich stark genug, kann man in den Krieg schreiten und versuchen, das Land zu dominieren. Dabei würden Dynamiken zwischen Spielern eine große Rolle spielen. So werde man gefangen genommene feindliche Spieler am Altar den Göttern opfern und so das Kräfteverhältnis zu seinen Gunsten beeinflussen können. Wie dies genau vonstatten gehen soll, erklären die Entwickler bislang allerdings nicht. Für die Schlachten wird eine brutales und schnelles Kampfsystem versprochen, das blutige Exekutionen und knochenbrechende Attacken vorsieht, bei dem man Köpfe rollen und Gliedmaßen fliegen sehen wird. Demnach wird sich Funcom kein Blatt vor den Mund nehmen, um nach einigen finanziellen Fehlschlägen im Bereich der Online-Multiplayer-Spiele wie Age of Conan und The Secret World einen neuen Hit zu generieren. In den vergangenen Jahren musste der Hersteller seinen Gürtel etwas enger schnallen. Derzeit arbeitet man neben Conan Exiles auch am Einzelspieler-Horror-Game The Park, das noch im ersten Quartal für PS4 und XBO erscheinen soll.
0Web
Wienerin seit 2007 bei Goldman Sachs in Frankfurt tätig. Frankfurt/New York – Die gebürtige Wienerin Monika Schaller (45) wechselt zur Deutschen Bank. Schaller ist seit 2007 bei Goldman Sachs in Frankfurt als Unternehmenssprecherin für Deutschland, Schweiz, Österreich Zentral-Osteuropa und Russland beschäftigt. Sie verstärkt in der Deutschen Bank die Kommunikationsabteilung um Jörg Eigendorf (48), berichtet das Hamburger Wirtschaftsmagazin Bilanz online. Schaller hat demnach ihre Karriere bei Bloomberg begonnen, später ging sie zur Citigroup und gehörte bei Goldman Sachs zu den engsten Mitarbeitern des ehemaligen Deutschland-Chefs Alexander Dibelius.
3Wirtschaft
Allein im ersten Quartal 2016 wurden 319 Attacken von Rechten registriert. Berlin – Die Zahl fremdenfeindlicher Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland ist weiterhin hoch und liegt bisher noch über den Vergleichszahlen des Vorjahres. Das geht aus der Antwort der deutschen Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Ulla Jelpke hervor, die am Dienstag in Berlin bekannt wurde. Demnach wurden von der Polizei allein im ersten Quartal 2016 insgesamt 319 solcher rechtsmotivierter Angriffe registriert. Die Gesamtzahl der politisch motivierten Angriffe betrug der Antwort zufolge, über die zuerst am Dienstag der Berliner Tagesspiegel berichtete, sogar 347 im Zeitraum von Januar bis März. Einige dieser Taten wurden aber nicht oder nicht eindeutig dem rechten Spektrum zugeordnet. Erfahrungsgemäß dürften sich die Zahlen durch Nachmeldungen noch erhöhen. Bei den Angriffen wurden nach den Angaben Jelpkes 40 Menschen verletzt, mehr als in jedem anderen Quartal seit dem Beginn der separaten Erfassung solcher Straftaten 2014. In 76 Fällen ging es um Gewaltdelikte wie Sprengstoffvergehen, Brandstiftungen, Körperverletzungen oder versuchten Mord. 2015 waren im gesamten Jahr 1047 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte registriert worden. Die meisten Angriffe gab es laut Tagesspiegel in Nordrhein-Westfalen (92), gefolgt von Bayern (45), Niedersachsen (40) und Sachsen (39). Besonders hoch war die Zahl im sächsischen Freital bei Dresden mit allein zehn Attacken. Dort hatten Spezialkräfte der Polizei im April mehrere Mitglieder einer rechtsextremen Gruppe festgesetzt. Es ist erschreckend, dass Menschen, die gerade so ihr Leben aus den Kriegs- und Bürgerkriegsgebieten dieser Welt retten konnten, in Deutschland Angst vor Neonazis und Rassisten haben müssen, erklärte dazu Jelpke. Umso mehr müsse jetzt der Kampf gegen Nazis und Rassisten verstärkt werden. Mitverantwortlich sei jedoch auch die Bundesregierung, die durch ständige Verschärfungen des Asylrechts dazu beiträgt, Flüchtlinge zu stigmatisieren und Ressentiments zu befeuern, kritisierte die Linken-Politikerin.
1Panorama
Ab 2017 – "Wollen Anstrengungen auf mobile Plattformen konzentrieren, die die große Mehrheit nutzt". Der populäre Messenge Whatsapp ist in Sachen Plattformunterstützung extrem breit aufgestellt. Kaum ein mobiles Betriebssystem, auf dem es keine App für den Kommunikationsdienst gibt. Nun will man sich allerdings so mancher Altlasten entledigen und hat das Ende der Unterstützung mancher Systeme mit Ende des Jahres bekannt gegeben. Manche Einträge auf der Liste dürften wenig überraschend sein. Beispielsweise beendet man den Support für Nokia S40 und Nokia Symbian S60, Plattformen aus 2007 bzw. 2001. Auch für Android 2.1 und 2.2 (2009 und 2010) gibt es künftig kein Whatsapp mehr. Android 2.3, die sich lange als dominierende Version gehalten hat und heute laut dem Android Dashboard immer noch 2,7 Prozent aller Nutzer der Google-Plattform auf sich vereint, bleibt vorerst noch verschont. Gekappt wird auch der Support für Windows Phone 7.5 aus 2011. Whatsapp spricht von Windows Phone 7.1, da Letzteres die interne Versionsnummer des Systems ist. Windows Phone 7.8 wird weiterhin mit Whatsapp versorgt. Einen durchaus radikalen Schritt setzt Whatsapp bei Blackberry. Man streicht nicht nur die Unterstützung für ältere Ausgaben der Plattform des gleichnamigen kanadischen Herstellers, sondern auch für dessen aktuelles Blackberry 10. Ursache dürfte sein, dass diese kaum verbreitet ist. Wir wollen unsere Anstrengungen auf mobile Plattformen konzentrieren, die die große Mehrheit nutzt, argumentiert Whatsapp nämlich den Abschied von verschiedenen Systemen. Blackberry selbst baut mittlerweile auch Android-Smartphones, auf denen man die eigenen Dienste vorinstalliert. Diese Geräte waren ein wichtiger Teil unserer Geschichte, aber sie bieten nicht die Kapazitäten, die wir benötigen, um die Funktionen unserer App in Zukunft zu erweitern, heißt es bei Whatsapp weiter. Man empfiehlt allen Betroffenen bis Ende des Jahres den Umstieg auf ein Handy mit einer aktuellen Version von Android, iOS oder Windows.
0Web
"Focus" deckte den Drahtzieher der einflussreichen Seite auf. Fast zwei Millionen Fans hat die Facebook-Seite Anonymous.Kollektiv angesammelt. Kurz nachdem das Hacker-Kollektiv angekündigt hatte, die IS-Propaganda im Netz zu bekämpfen, tauchte die Seite erstmals auf und konnte in kürzester Zeit etliche Menschen anlocken. Doch nach nur wenigen Postings wurde klar, dass diese Seite selbst Propaganda verbreitet – die Netzbewegung distanzierte sich auch davon. Nun ist es dem deutschen Magazin Focus gelungen, den Drahtzieher der einflussreichen Facebook-Seite aufzudecken. Laut Focus soll ein gewisser Mario R. die Seite betreiben, eine Schlüsselfigur in der rechten Szene. Vermutungen, dass der Deutsche hinter Anonymous.Kollektiv steht, gab es schon länger. Der Erfurter bestritt dies allerdings vehement und gab sogar eine eidesstattliche Erklärung ab, dass er weder Administrator noch Betreiber der Seite sei. Gegenüber Focus gaben allerdings mehrere Insider auf Nachfrage an, dass Mario R. Betreiber der Seite sein soll. Am 8. Dezember soll er sich sogar unabsichtlich selbst geoutet haben. In einem Facebook-Dialog wurde R. als Betreiber der Seite bezichtigt. Nach kurzer Zeit meldete sich niemand geringerer als Anonymous.Kollektiv selbst und drohte Wenn ihr hier weiter meinen Namen nennt, verklage ich euch alle!. Nach kurzer Zeit war das Posting gelöscht, offenbar hatte R. die Accounts vertauscht. Problematisch an der Seite ist, dass nach wie vor viele Fans glauben, dass es sich hierbei um einen authentischen Auftritt des Hacker-Kollektivs handelt. Allerdings werden auf der Seite immer häufiger Falschmeldungen und Artikel veröffentlicht, die Hass gegen Ausländer schüren. Auffällig ist zudem, dass die Seite besonders gerne AFD-Meldungen teilt. Kein Wunder, ist R. laut Focus-Recherchen AFD-Mitglied der ersten Stunde. Bis mindestens 2014 war er in der Partei. Auf eine Nachfrage des deutschen Magazins wurde auch von dieser Seite nicht reagiert. Facebook selbst hat zwar immer wieder verlautbart, dass man etwas gegen Hassbotschaften auf der Plattform unternimmt, die Seite bleibt aber nach wie vor online. Zuletzt machte Anonymous.Kollektiv übrigens Werbung für einen Online-Waffenhändler. Beworben wurde dieser mit Videos, in denen ein Unbekannter auf Bilder von deutschen Politikern feuert. Migrantenschreck.net hieß der digitale Waffenladen, der auf einen gewissen Mario R. registriert war. Die Website ist mittlerweile offline, der Online-Shop ist auf einen russischen Server umgezogen. Die Facebook-Seite wurde Samstagabend überraschenderweise offline genommen. Dies war bereits einmal der Fall, offenbar dürfte die Sperre aber nun endgültig sein.
0Web
Marty Stroud hat einst beantragt, Glenn Ford zum Tode zu verurteilen. Für einen Mord, den der Schwarze nicht begangen hatte, war dieser 30 Jahre in Haft. Stroud geht nun schonungslos mit sich selbst ins Gericht. Marty Stroud mag historische Filme, er mag alte Bücher, er blättert gern in vergilbten Zeitschriften und hätte wohl Geschichte studiert, wäre sein Vater nicht strikt dagegen gewesen. Er gebe sein Geld doch nicht dafür aus, dass der Junge ein liberaler Geschichtsprofessor werde, zitiert Stroud den Senior, einen Generalmajor der Nationalgarde. Liberal, erklärt er, das klang hier unten im Süden so, als rede man von Kommunisten. Sein Interesse für Geschichte jedenfalls hat nie nachgelassen, man merkt es schon an den Vergleichen, die er anstellt. Der Prozess gegen Glenn Ford, sagt Stroud, lasse ihn an den Titel eines Magazins denken, auf dem zu sehen war, wie äthiopische Krieger nur mit Speeren bewaffnet versuchen, die vorrückenden Panzer des italienischen Diktators Benito Mussolini aufzuhalten. Ford sei der Mann mit dem Speer gewesen. Er hatte nicht die Spur einer Chance. Und ich war noch stolz darauf. Ford saß fast drei Jahrzehnte lang in der Death Row, dem Gefängnistrakt, in dem zum Tode Verurteilte auf ihre Hinrichtung warten. In einer winzigen Zelle, anderthalb Meter breit und zwei Meter lang. Wegen eines Mordes, den er nicht begangen hatte. Angola, die Haftanstalt, in der er eingesperrt war, hat einen denkbar schlechten Ruf: In den schwülheißen Sommern Louisianas können die Temperaturen in den Zellen auf über vierzig Grad Celsius steigen. Als Ford am 11. März 2014 freigelassen wurde, weil einer, von dem Stroud nur sagen darf, er sei Polizeiinformant, überzeugend seine Unschuld nachwies, hatte er 29 Jahre, drei Monate und fünf Tage hinter Gittern verbracht. Stroud war der Staatsanwalt, der die Todesstrafe beantragte. Er ist der erste und bisher einzige, der sich öffentlich für einen Fehler entschuldigt. Zwar wurden seit 1973, seit es entsprechende Statistiken gibt, 156 Death-Row-Insassen rehabilitiert, die meisten entlastet im Zuge nachträglicher DNA-Analysen. Von den Juristen, die an den falschen Urteilen mitwirkten, lässt indes nur einer sichtbar Reue erkennen. Ansel Martin Stroud III, genannt Marty. Wenn etwas schiefgehe, sagt er, halte die Bürokratiemaschine entrüstet dagegen, dass man doch nur seinen Job gemacht habe. Keiner übernimmt Verantwortung. Aber verdammt noch mal, ich war damals der Chefankläger. Wenn ihr bei jemandem Schuld sucht, dann sucht sie bei mir. Der Weg zu dem 64-Jährigen führt in ein gesichtsloses Allerweltsviertel der Stadt Shreveport, zu einem Betonklotz, der den spröden Charme der 1970er-Jahre verströmt. Shreveport liegt im Nordwesten Louisianas, am Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs war es die letzte Hauptstadt der Südstaaten-Konföderierten, deren Niederlage bereits besiegelt war. Bis 2011 wehte vor dem imposanten Gerichtsgebäude an der Texas Street die Flagge der Konföderierten, jenes blaue Diagonalkreuz auf rotem Grund, in dem nicht nur Afroamerikaner – aber diese vor allem – ein Symbol des Rassendünkels sehen. Es gibt hier Leute, die noch immer den Krieg gegen die Yankees ausfechten wollen, sagt Stroud. Er empfängt Besucher im Kunstblumenambiente seiner privaten Anwaltskanzlei. 1989 hat er die Seiten gewechselt, seitdem ist er Verteidiger in Strafprozessen, kein Ankläger mehr. Er spricht schleppend, sucht lange nach Worten, ein Melancholiker, der manchmal wirkt wie ein gebrochener Mann. Ich war zu jung für den Fall, räumt er schnörkellos ein. Mit 34 fehlt dir einfach die Lebenserfahrung. Ich wollte Erfolge. Ich wollte, dass es schnell geht. Ein Zeuge habe ihm hinterher – es war als Glückwunsch gedacht – eine rhetorische Frage gestellt: Na, wie fühlt es sich an, den schwarzen Handschuh zu tragen? Den Handschuh der Macht, den Lederhandschuh des Polizisten. Damals war ich stolz. Heute könnte ich mich übergeben. Rückblende. Der 5. November 1983. In Shreveport wird Isadore Rozeman, ein alter Mann, der Uhren repariert und Schmuck verkauft, in seinem kleinen Laden im Parterre seines Hauses ermordet. Ford, der bei Rozeman den Rasen mähte, gerät ins Visier der Ermittler. Nachbarn wollen ihn zur Tatzeit in der Nähe des Tatorts gesehen haben. Als der Afroamerikaner erfährt, dass die Polizei nach ihm sucht, geht er freiwillig zur nächsten Wache. Ärger kann er nicht gebrauchen, er ist aktenkundig bekannt. In Kalifornien, wo er eine Zeitlang lebte, brach er in Wohnungen ein, um Wertsachen zu stehlen. Zurück in Louisiana, seiner alten Heimat, will er ein neues Kapitel aufschlagen. Den Beamten erzählt er, dass ihm ein Bekannter, den er nur O. B. nennt, Schmuck aus Rozemans Besitz gab und er bei einem Pfandleiher ein paar Dollar dafür kassierte. Hinter O. B. verbirgt sich ein gewisser Henry Robinson, Indizien lassen vermuten, dass er und sein Bruder Jake den Juwelier auf dem Gewissen haben. Als drei Monate später Anklage gegen Ford und die Robinsons erhoben wird, lenkt Jake Robinsons Freundin Marvella Brown den Verdacht auf Ford: Sie habe ihn am Tag des Mordes mit einer Schusswaffe in der Nähe des Rozeman-Anwesens gesehen. Beim Kreuzverhör nimmt sie die Aussage zurück: Ich habe das Gericht belogen, alles war erfunden. Zu dieser Zeit aber, erinnert sich Stroud, habe er sich schon ganz auf Ford eingeschossen. Gutachter liefern Gutachten, die ihn belasten, auch wenn sie auf schlampiger Arbeit beruhen. Die beiden Pflichtverteidiger verzichten aufs Einholen von Expertenmeinungen, weil sie glauben, selber die Kosten dafür tragen zu müssen. Der eine hat Erfahrungen in der Öl- und Gasindustrie, der andere mit Versicherungsfällen. Nominiert wurden sie von der lokalen Anwaltskammer; sie waren dem Alphabet nach an der Reihe. Die Geschworenenjury, die Ford schuldig spricht, besteht durchwegs aus Weißen, obwohl die Bewohner des Caddo Parish, des Verwaltungsbezirks, zu dem Shreveport gehört, zu rund 40 Prozent dunkle Haut haben. Die sechs schwarzen Kandidaten sortiert Stroud ausnahmslos aus, bevor der Richter seine Auswahl genehmigt. Nach der Urteilsverkündung geht er mit Kollegen in eine Kneipe. Sie singen, feiern, bringen Trinksprüche aus. Der aufstrebende Staatsanwalt Marty Stroud hat seinen ersten großen Fall erfolgreich abgeschlossen und eine weitere Sprosse auf der Karriereleiter erklommen. Am 11. März 2014 durfte Glenn Ford das Gefängnis verlassen, im Jahr darauf, am 29. Juni 2015, starb er an Lungenkrebs. Seitdem versuchen seine Hinterbliebenen dem Bundesstaat Louisiana eine Entschädigung abzuringen. Für jedes Jahr in der Zelle hätten ihm 11.000 Dollar zugestanden, insgesamt also 330.000 Dollar. Tatsächlich bekam er am Tag seiner Entlassung 20 Dollar in Form eines Geschenkgutscheins. Von dem Geld kaufte er sich ein Brathähnchen, Pommes und eine Cola. Danach hatte er acht Dollar und 67 Cent übrig, erzählt Stroud mit trauriger Akkuratesse. Der Staat Louisiana habe sich damit herausgeredet, dass Ford schon vor 1983 Straftaten begangen habe – Irrelevant, protestiert der Jurist. Als das Lokalblatt Shreveport Times in einem Leitartikel angemessene Wiedergutmachung verlangte, schrieb er den ersten Leserbrief seines Lebens. Es war kein faires Verfahren, ich weiß es, ich war dabei. Ich war arrogant, narzisstisch und selbstgerecht. Gerechtigkeit hat mich weniger interessiert als zu gewinnen. Gewinnen war alles. Kurz darauf traf er sich zum ersten Mal mit Ford, 15 Minuten nur, in New Orleans. Er habe den Todkranken um Verzeihung gebeten. Er sagte: Verzeihen kann ich Ihnen nicht, dazu haben Sie mein Leben zu sehr geprägt. In den Jahren nach dem verhängnisvollen Richterspruch ist Stroud ins Grübeln gekommen. Ein Buch der amerikanischen Ordensschwester Helen Prejean, Dead Man Walking, hat nach seinen Worten dabei eine wichtige Rolle gespielt. Wir können der Regierung nicht einmal vertrauen, wenn es ums Ausbessern von Schlaglöchern geht. Wie können wir ihr dann Fragen von Leben und Tod anvertrauen?, wiederholt er einen Einwand Prejeans. Einer seiner Gegenspieler, ein Jurist namens Dale Cox, bis Mitte November kommissarisch Bezirksstaatsanwalt im Caddo Parish, hält in so drakonischen Worten dagegen, dass er es zu landesweiter Berühmtheit brachte. Ich denke, wir sollten noch mehr Menschen töten, sagte Cox der New York Times. Wirkungsvolle Vergeltung liegt im gesellschaftlichen Interesse. Der Mann, kommentiert Stroud, hätte besser in die Ära Heinrichs VIII. gepasst, des englischen Königs, der wie im Wahn Köpfe rollen ließ. Cox übrigens war als junger Mensch gegen die Todesstrafe, als Stroud noch fest an ihren Sinn glaubte. Heute verweist dieser auf Statistiken, nach denen jeder Neunte, ausgehend von der Zahl der nachträglich Entlasteten, zu Unrecht im Todestrakt sitzt. Wäre die amerikanische Justiz eine Fluglinie, wäre das so, als würde jede neunte Maschine abstürzen. Niemand würde sich bei einer solchen Fehlerquote noch in ein Flugzeug setzen. Wir aber machen unbeirrt weiter.
1Panorama
Bahn, Infrastrukturministerium und Mobilfunker nehmen 100 Millionen Euro in die Hand. Die ÖBB, das Infrastrukturministerium und die drei großen Mobilfunker A1, T-Mobile und 3 nehmen 100 Millionen Euro in die Hand, um die Mobilfunkabdeckung entlang wichtiger Bahnstrecken auszubauen. So lösen wir etwas, das uns seit Jahren Probleme gemacht hat, sagte ÖBB-Chef Christian Kern bei einer Pressekonferenz am Freitag. Tatsächlich ist Telefonieren und Surfen entlang den meisten Bahnstrecken bislang eine Tortur. Gesprächsabbrüche bei Telefonaten sind eher die Regel, als die Ausnahme. Es ist leichter, im Spaceshuttle WLAN bereitzustellen als in einem Zug, erklärte Kern. Die Isolierung der Züge, die Zahl der Passagiere und die Geschwindigkeit von 230 km/h sind keine einfache Hürde. Diese wird aber nun gemeistert. Die ÖBB montieren nun auf jedem Waggon eine Antenne und einen Repeater, der das Mobilfunksignal im Wageninneren an die Fahrgäste verteilt. Bahnfahrer können sich noch heuer über bessere Verbindungen auf den Strecken Wien – Wiener Neustadt und Wien Mitte – Flughafen Wien freuen, sagte Kern. Bis Ende 2016 soll zudem die Netzabdeckung entlang der S-Bahn-Strecken in Wien und Niederösterreich sowie die Weststrecke Wien – Salzburg ausgebaut werden. In einer weiteren Etappe werden dann ab 2016 die Südstrecke sowie die S-Bahn-Strecken in der Steiermark, Kärnten, Innsbruck und Vorarlberg mit einer verbesserten Mobilfunkversorgung ausgestattet. Nebenstrecken wie etwa die Bahnverbindung von Linz nach Freistadt, jene im Waldviertel oder die Zugstrecken über Selzthal werden vorerst nicht ausgebaut. Der Ausbau würde sich hier wirtschaftlich nicht rechnet, so Kern. Die Bahn betont aber, durch den Ausbau 95 Prozent der Kunden zu erreichen. Insgesamt werden rund 900 neue Mobilfunksender entlang von 1.500 Kilometern Bahnstrecke errichtet. Bevorzugt soll dabei bestehende Infrastruktur wie die GSM-R Sendemasten der Bahn oder auch Masten für den Fahrstrom der Bahn genützt werden. Etwa alle fünf Kilometer wird eine zusätzliche LTE-Sendestation errichtet, jeder Standort ist mit 200 Mbit/Sekunde angebunden. Auch in Tunneln soll es danach keine Problem beim Surfen oder Telefonieren mehr geben. Dieses neue Netz ist so groß wie ein Mobilfunknetz in Montenegro, erklärte T-Mobile Chef Andreas Bierwirth, der ebenso wie 3-Chef Jan Trionow und A1-Technikchef Marcus Grausam bei der Präsentation war. Wir bauen gemeinsam die beste digitale Bahn Europas, sagte Bierwirth. Rund zwei Drittel der Kosten tragen das Infrastrukturmisterium und die ÖBB, die Mobilfunker übernehmen den Rest. Infrastrukturminister Alois Stöger bezeichnete den Ausbau als großen Schritt, der sich auch International sehen lassen kann. Das Geld stammt aus dem Rahmenbudget der ÖBB. In Sachen WLAN-Versorgung der Züge, kündigte Kern in den kommenden Wochen einige Neuerungen an. So planen die ÖBB In-Zug Entertainment-Systeme via drahtlosem Internet anzubieten. Das offene WLAN an Bahnhöfen und in den Railjets bleibt. Für die ÖBB soll der Netzausbau der Auftakt einer Digitalisierungsinitiative sein, dazu sind auch neue Onboard-Systeme geplant. Kern schweben etwa Catering-Bestellungen per App und ein Unterhaltungsportal mit Medieninhalten und Nachrichten vor. Wir wollen Bahnfahren zum modernen Lifestyle machen, erklärte Kern.
0Web
"Können wir. WOMAN." lautet die Botschaft – Entwickelt wurde die Kampagne gemeinsam mit MarkenStern. Wien – Österreichs Frauenmagazin Woman startet einen neuen Markenauftritt, entwickelt wurde die Kampagne gemeinsam mit der Agentur MarkenStern. Können wir. WOMAN. lautet die Botschaft. Im Mittelpunkt stehen Österreichs Frauen in all ihrer Individualität, mit ihren konkreten Zielen, Wünschen und Sehnsüchten, ihren Persönlichkeiten und Lebensphasen. Heldin ist nicht die Marke, sondern die Frau, heißt es in einer Aussendung. Der neue Auftritt startet mit einer crossmedialen Kampagne in Print, TV, Kino, Hörfunk, OOH, Digital. Unterstützt und abgerundet wird die neue Markenkommunikation durch eine Hashtag-Kampagne #könnenwir über Social Media. Euke Frank, Herausgeberin und Chefredakteurin: Mit der neuen Kampagne wollen wir ein Mal mehr zeigen: Wir sind Wegbegleiter für alle Frauen in diesem Land, egal in welchem Alter, egal in welcher Lebenssituation sie sich befinden, egal wie klein oder groß ihre Anliegen sind. Und deshalb spielen in unseren neuen Spots auch ganz authentische Frauen die Hauptrolle.
6Etat
Britisches Außenministerium empfiehlt umgehende Heimreise. Ein neuer Anschlag sei "sehr wahrscheinlich". London – Britische Reiseanbieter wollen aus Angst vor weiteren Terror-Anschlägen in den nächsten 48 Stunden mehrere Tausend Tunesien-Touristen zurück in die Heimat holen. Am Donnerstagabend hatte Außenminister Philip Hammond alle Briten zum Verlassen des Landes aufgefordert. Die Fluggesellschaft Monarch etwa plant von Freitagabend bis Sonntag vier zusätzliche Flüge vom Flughafen Enfidha nach London. Weitere Anschläge in Tunesien seien sehr wahrscheinlich, sagte Hammond. Auch die von den tunesischen Behörden aufgestockten Sicherheitsmaßnahmen böten nicht ausreichend Schutz. Nach Angaben des Verbandes britischer Reiseunternehmen sind noch rund 2.500 bis 3.000 britische Pauschaltouristen sowie rund 300 Individualreisende im Land. Vor zwei Wochen waren bei einem Anschlag in der Urlauberhochburg Sousse insgesamt 39 Menschen bei einem islamistisch motivierten Anschlag getötet worden. Unter den Opfern waren 30 Briten. Tunesiens Botschafter in Großbritannien verurteilte die Reisewarnung. Das ist das, was die Terroristen wollen, sagte er der BBC am Freitag. Hotels müssten schließen, Menschen würden arbeitslos. Hoffnungslosigkeit ist eine Quelle von Terrorismus, sagte der Diplomat. Österreich hat eine Partielle Reisewarnung für Tunesien – für das Saharagebiet – erklärt. Zur Urlauberhochburg Sousse heißt es: Es wird dringend empfohlen, sich über die Sicherheitslage vor Ort genauestens informiert zu halten und den Anweisungen der Hotels, Reiseveranstalter und der Sicherheitsorgane unbedingt Folge zu leisten. (...) Am 4. Juli 2015 wurde der Ausnahmezustand, der im März 2014 aufgehoben worden war, wieder eingeführt, ist auf der Homepage des Außenministeriums zu lesen. 2008 wurden zwei österreichische Touristen von der Terrororganisation Al-Kaida im islamischen Maghreb im Grenzgebiet von Tunesien und Algerien entführt. Da weiterhin mit gewaltsamen Terroraktionen dieser Gruppe zu rechnen ist, besteht in den südlichen Sperrzonen in den Grenzgebieten zu Algerien und Libyen und abseits von den Touristenzentren am Rande der Sahara ein hohes Entführungsrisiko. Vor Reisen in diese Regionen wird gewarnt, ist weiter zu lesen. Hohes Sicherheitsrisiko gelte für den Rest des Landes. Von allen nicht unbedingt notwendigen Reisen wird abgeraten. Erhöhte Aufmerksamkeit sei in ganz Tunesien angeraten, besonders in städtischen Ballungszentren und an touristisch stark frequentierten Plätzen.
2International
Vergangene Woche musste der Vorstandsvorsitzende wegen der "Fake President"-Verluste gehen, nun auch Aufsichtsrat Gregory Peters. Wien/Ried im Innkreis – Der oberösterreichische Luftfahrtzulieferer FACC kommt nicht zur Ruhe: Nach der überraschenden Ablöse des langjährigen CEOs und Firmengründers Walter Stephan hat nun ein Aufsichtsrat sein Mandat zurückgelegt. Gregory B. Peters habe dem Unternehmen mitgeteilt, dass er sein Amt mit sofortiger Wirkung zurücklege, teilte FACC am Montagvormittag mit. Peters Sitz soll bei der nächsten Hauptversammlung Mitte Juli nachbesetzt werden, sagte ein Sprecher. Genaueres weiß er nicht. Peters Rücktritt mit sofortiger Wirkung lässt den Rückschluss zu, dass sein Abgang im Zusammenhang mit den Ereignissen der letzten Woche steht, sagte der Sprecher. Da er mit Peters aber nicht persönlich gesprochen habe, wisse er seine genaue Motivation nicht, so der Sprecher. Die nächste FACC-Hauptversammlung findet am 15. Juli in der Messe Ried statt. Nach dem Abgang Peters verbleiben noch zehn Mitglieder im Aufsichtsrat. Vier sind vom Betriebsrat delegiert, weiters bleiben unter Vorsitz von Geng Ruguang noch Tang Jun, Gong Weixi, Lei Yanzheng, Wang Xuejun und Yang Chunsheng. Der Aufsichtsrat hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass Stephan seine Pflichten schwerwiegend verletzt hat, insbesondere im Zusammenhang mit dem Fake President-Vorfall. Dabei war FACC durch eine offenbar von Betrügern ausgelöste Überweisung ein Schaden von mehr als 50 Millionen Euro entstanden, wie das Unternehmen im Jänner mitteilte. Im Februar musste daraufhin bereits die FACC-Finanzchefin gehen. FACC ist seit 2009 mehrheitlich in chinesischer Hand, als die staatliche chinesische Luftfahrt- und Militärindustriegesellschaft Avic über ihren kommerziellen Arm die Firma fast zur Gänze übernahm. 2014 schickten die Chinesen die FACC an die Börse, heute halten sie 55 Prozent an dem Unternehmen. Knapp fünf Prozent hält der Erste-Group-Konzern (über Töchter), 39,6 Prozent sind im Streubesitz. Die Gruppe machte 2015/16 mit rund 3.100 Beschäftigten einen Umsatz von 587,5 Millionen Euro und hatte wegen des Betrugsfalls einen operativen Verlust von 23,4 Millionen zu verbuchen.
3Wirtschaft
In Antoine Fucquas Film geht Jake Gyllenhaal als Prügelknabe an seine Grenzen. Eine ambitionierte Geschichte von Fall und Aufstieg, die vom Kämpfer als Spielball der Interessen erzählt. Wien – Der Name Hope für einen Boxer kann nur als frivol bezeichnet werden. Denn es gibt eigentlich nur zwei mögliche Vornamen dazu: Great White. Um eine Große weiße Hoffnung ging es 1967 in einem Bühnenstück, in dem eine rassistische Gesellschaft darauf wartete, dass ein erfolgreicher afroamerikanischer Boxer endlich auf einen weißen Herausforderer trifft. Mit ein wenig Großzügigkeit könnte man sagen, dass sich diese Hoffnung in Antoine Fucquas Southpaw erfüllt hat. Denn der Billy Hope, von dem hier erzählt wird, ist ein Boxer auf der Höhe des Erfolgs. Und er ist weiß, jedenfalls von der Hautfarbe her. Aber so wie der weiße Rapper Eminem in die Domäne eingedrungen ist, die einst von Public Enemy oder Niggers with Attitude bestimmt wurde, haben sich die Grenzen zwischen class und race verwischt, die Rassismen sind subtiler geworden, ihre Überwindung wird ausgestellt. So findet sich Billy Hope in Southpaw, nachdem er von ganz oben ziemlich heftig nach ganz unten gerumpelt ist, in einem Umfeld von schwarzen Professionals wieder, die aus unterschiedlichen Motiven und mit je eigenen Methoden versuchen, ihn noch einmal nach oben zu bringen: der Coach Tick Wills (Forest Whitaker) und der Manager Jordan Mains (50 Cent, noch ein Querbezug zur Welt des Hip-Hop). Dass der Coach eher für die Weisheit zuständig ist, während der Promoter seinen Mann ohne Weiteres verheizen würde, zeugt davon, dass Southpaw keinerlei revisionistisches Interesse hat, sondern sich ziemlich direkt in die Tradition von Rocky stellen möchte. Das Drehbuch von Kurt Sutter (bekannt von der Serie Sons of Anarchy) lässt von Beginn an erkennen, dass hier dramaturgisch die kurzen Wege zählen: Von Hells Kitchen in Manhattan bis zum Madison Square Garden ist es nicht weit, und zwar in beide Richtungen. Ausgerechnet bei einem Charityevent lässt Billy Hope sich blöd provozieren, und schon ersäuft sein Leben buchstäblich in Negativität. Seine schutzbefohlene Tochter macht den Gewissenswurm und das sentimentale Motiv für die Versehrungen, die er auf dem zweiten Weg nach oben erleiden muss. Boxerfilme bilden längst einen eigenen kleinen Kanon innerhalb der Filmgeschichte. Sie werden, spätestens nach Martin Scorseses Raging Bull, an der Wucht gemessen, mit der sie auf das Genre einschlagen. Southpaw lässt hier durchaus eine vergleichbare Ambition erkennen: Jake Gyllenhaal geht in der Hauptrolle zwar nicht durch all die körperlichen Extreme, die Robert De Niro 1981 einen Oscar einbrachten. Aber er macht sich doch mit Haut und Haar zu einem Prügelknaben des Schicksals und der eigenen Impulse, nur um danach umso fester zurückzuschlagen. Wobei der Southpaw auf die bevorzugte Haltung von Linkshändern im Ring verweist: die rechte Körperhälfte ein wenig vorgeschoben, den linken Schwinger in Reserve haltend für den relevanten Schlag. Jake Gyllenhaal hat zweifellos etwas vor mit seiner Karriere. Er wählt seine Rollen anscheinend danach aus, dass sie ihn an bestimmte Extreme heranführen: der soziopathische Journalist, den er in Nightcrawler spielte, erforderte von ihm ganz andere Register als die Rolle des Billy Hope, für die er dem Vernehmen nach neun Monate nicht einfach trainiert hat, sondern für die er tatsächlich zum Boxer wurde. Was er in Nightcrawler an interessanter Verfremdung aufbrachte, kompensiert Gyllenhaal in Southpaw durch naturalistische Anverwandlung. Vor allem dieser Aspekt rechtfertigt ein Interesse an Southpaw, der im Übrigen in der glatten Regie von Antoine Fucqua allzu unmittelbar die überdeutlichen Motive des Drehbuchs einfach umsetzt. Jake Gyllenhaals große, weiße Hoffnung auf einen Oscar wird sich vermutlich mit Southpaw (noch) nicht erfüllen.
8Kultur
Regionalchef einer kriminellen Organisation. Mexiko-Stadt – Fast ein Jahr nach der Entführung und dem mutmaßlichen Mord an 43 Studenten in Mexiko ist einer der Hauptverdächtigen festgenommen worden. Die Bundespolizei habe Gildardo Lopez Astudillo alias El Gil in Taxco im Teilstaat Guerrero gefasst, sagte der Nationale Sicherheitsbeauftragte Renato Sales am Donnerstag. Er soll der Regionalchef der kriminellen Organisation Guerreros Unidos sein und den Mord an den jungen Männern angeordnet haben. Örtliche Polizisten hatten die Studenten am 26. September vergangenen Jahres in der Stadt Iguala angegriffen und sie den Guerreros Unidos übergeben. Mehrere Bandenmitglieder räumten ein, die jungen Männer getötet und ihre Leichen verbrannt zu haben. Der Vorfall warf ein Schlaglicht auf die engen Kontakte zwischen Politik, Sicherheitskräften und organisiertem Verbrechen in Mexiko.
2International
Chinas Notenbank pumpt 19 Milliarden Euro in den Markt, Analysten erwarten dennoch anhaltende Probleme. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Insider: "30 Prozent sind es auf jeden Fall", weitere Schritte darüber hinaus sind möglich – VW dementiert Bericht über Halbierung der Boni. Hamburg – Der VW-Vorstand will trotz Forderungen aus dem Aufsichtsrat offenbar nicht komplett auf seinen Bonus verzichten. Inmitten der schwersten Krise des Unternehmens erklärte sich das Top-Management einem Insider zufolge zwar bereit, die erfolgsabhängigen Bezüge um mindestens ein Drittel zu kürzen. 30 Prozent sind es auf jeden Fall, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Darüber hinaus seien weitere Maßnahmen im Gespräch, um die Bezüge zusätzlich zu verringern. Volkswagen wies eine Meldung von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR zurück, wonach die Konzernspitze bereit sei, auf etwa die Hälfte der Bonus-Zahlungen zu verzichten. Der größere Teil der Boni solle endgültig gestrichen werden, der kleinere Rest zurückgelegt werden. Im Verlauf der nächsten Jahre solle aufgrund der Geschäftsentwicklung bei VW entschieden werden, ob dieser Teil nachträglich doch noch an das Management ausbezahlt werde oder nicht, so SZ, NDR und WDR. Diesen Bericht dementiere ich, sagte ein Volkswagen-Sprecher. Damit zeichnet sich kein Komplettverzicht auf die Boni ab, wie ihn das Land Niedersachsen als Großaktionär anstrebt. Insidern zufolge fordert das Land, dass die VW-Vorstände auf alle erfolgsabhängigen Zahlungen verzichten. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) verlangte im Landtag in Hannover von VW ein deutliches Signal bei der Kürzung der Vorstandsbezüge. Das Bundesland ist zweitgrößter Aktionär des Wolfsburger Autobauers und hat bei wichtigen Entscheidungen ein Vetorecht. Volkswagen selbst teilte mit, Aufsichtrat und Vorstand seien einig, dass angesichts der Lage des Unternehmens ein Zeichen auch bei den Vorstandsvergütungen gesetzt werden müsse. Derzeit würden verschiedene Modelle diskutiert. Über die Höhe der geplanten Kürzungen machte VW keine Angaben. Aktionärsschützer unterstützen die Forderung nach einem kompletten Boni-Verzicht. Es ist aus unserer Sicht ganz klar angesagt, dass keinerlei Boni an Vorstand und Führungskräfte ausgeschüttet werden, teilte die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) mit. Volkswagen sei durch Dieselgate in eine schwere Unternehmenskrise geschlittert. So lange die Geschehnisse und Verantwortlichkeiten im Zusammenhang mit der Manipulation von Abgaswerten bei Millionen Fahrzeugen nicht vollständig aufgeklärt seien, sollten keinerlei variable Vergütungsbestandteile mehr ausgeschüttet werden. Die Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erklärte, es sei richtig, dass der Vorstand freiwillig verzichte. Die Schritte gehen in die richtige Richtung, aber die Schrittlänge ist zu kurz,, sagte DSW-Präsident Ulrich Hocker. Die Kürzungen sollen rückwirkend auch für Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch gelten, der zuvor Finanzvorstand von VW war. Ministerpräsident Weil, der im Aufsichtsrat des Wolfsburger Konzerns sitzt, sagte: Diesen Schritt von Herrn Pötsch begrüße ich sehr. Pötsch war nach den Turbulenzen im Herbst an die Spitze des Aufsichtsrats gerückt. Weil er im Kontrollrat weniger verdient als im Vorstand, wurde ihm der Wechsel durch eine millionenschwere Wechselprämie versüßt, die in der Öffentlichkeit für Kritik gesorgt hat. Investoren werfen Pötsch zudem einen Interessenkonflikt vor, weil er von den Manipulationen gewusst haben könnte und als Aufsichtsratschef nun die Aufklärung vorantreiben soll. Volkswagen hatte im September zugegeben, millionenfach Diesel-Emissionswerte durch eine Software manipuliert zu haben. Der Konzern muss mit Strafen und Schadensersatzforderungen in Milliardenhöhe rechnen. Eine erste Bilanz der internen Ermittlungen über die Hintergründe und Verantwortlichen des Abgasbetrugs will Volkswagen am 22. April ziehen, wie Weil ankündigte. Experten der US-Kanzlei Jones Day werten seit Monaten große Datenmengen aus und befragen Mitarbeiter. Daneben ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig. In den USA, wo der Skandal im vergangenen Jahr aufgeflogen war, laufen zugleich Verhandlungen mit den Behörden über eine Reparatur oder den Rückkauf der manipulierten Dieselautos weiter. Ein Bezirksrichter in San Francisco hat Volkswagen und der US-Umweltbehörde EPA eine Frist bis nächsten Donnerstag für einen außergerichtlichen Kompromiss gesetzt. Wenn der nicht gelingt, droht im Sommer ein Prozess.
3Wirtschaft
Lionel Messi (argentinischer Weltfußballer): All meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Verwandten der gestrigen Tragödie. Wir müssen immer wieder wiederholen, heute öfter denn je, dass es nur einen Weg gibt: Liebe und Frieden zwischen der Menschheit und ein Zusammenschluss der Welt. Usain Bolt (jamaikanischer Sprintstar): Es ist so traurig, von der Attacke in Paris zu hören. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Geliebten. Rafael Nadal (spanischer Tennisstar): Ich bin niedergeschlagen aufgrund der Geschehnisse gestern Abend in Paris. Ich möchte Frankreich und den Parisern all meine Zuwendung und Unterstützung aussprechen. Lebron James (US-amerikanischer Basketballstar): Ich kann nicht anders, als an die Tragödie in Paris zu denken. Mein Gott, was ist mit den Menschen los. Meine Gebete gehen an all die Familien. Thierry Henry (ehemaliger französischer Fußball-Nationalspieler): Meine Gedanken sind bei den Opfern und den trauernden Angehörigen.
4Sport
Gesetz in Vorbereitung. Wien/Braunau am Inn – Die Eigentümerin des Hitler-Geburtshauses in Braunau am Inn in Oberösterreich soll nun doch enteignet werden. Das Innenministerium habe entschieden, den Weg der Enteignung konkret zu prüfen und auch mit entsprechenden legistischen Maßnahmen vorzugehen, zitierten die Oberösterreichischen Nachrichten in einer Vorabmeldung Freitagabend einen Sprecher des Ressorts. Es gebe dazu Gespräche mit dem Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes. Für die Enteignung müsse eine eigene gesetzliche Grundlage geschaffen werden. Die bisherigen Gespräche mit der Eigentümerin hätten kein Ergebnis gebracht. Wir haben in den vergangenen Jahren gesehen, dass die Enteignung der einzige Weg ist, um eine Nutzung des Gebäudes im Sinne einer nationalsozialistischen Wiederbetätigung ausschließen zu können, so der Sprecher. Die Eigentümerin soll eine Entschädigung erhalten, wobei Bestimmungen angewendet werden sollen, wie man sie aus Enteignungen im Zuge von Eisenbahnbauten kenne. Ein entsprechendes Gesetz könnte demnächst in Begutachtung gehen. Verfassungsrechtler Heinz Mayer hatte im Vorjahr auf dessen Notwendigkeit hingewiesen.
1Panorama
Booles mathematische Gesetze sind das Fundament der modernen IT. Wer heute etwas im Internet sucht, findet dank George Boole das gewünschte Ergebnis: Der britische Selfmade-Mathematiker hat Mitte des 19. Jahrhunderts die Gesetze der Logik formuliert, nach denen Computer, Smartphones, Datenbanken und eben auch Internet-Suchmaschinen funktionieren. Die Boolesche Algebra ist das Fundament der modernen Informationstechnologie. Google feiert seinen 200. Geburtstag am 2. November mit einem animierten Doodle. Der von Booleeingeführte Begriff der Booleschen Algebra sitzt tief im Herzen der modernen Logik und damit in der Schaltzentrale jedes modernen Computers, so der Vorsitzende der Deutschen Vereinigung für Mathematische Logik und für Grundlagenforschung der exakten Wissenschaften (DVMLG), Benedikt Löwe. Die Booleschen Operatoren wie UND, ODER, NICHT sind heute Kernstücke von Computerprogrammen und Datenbankabfragen. Booles Vater John war Schuhmacher mit einem Faible für Naturwissenschaft und Mathematik, seine Mutter Mary Ann eine Kammerzofe. George war das erste Kind des Paars, das nach neun Jahren kinderloser Ehe die Hoffnung auf Nachwuchs schon beinahe aufgegeben hatte. Sein Vater unterrichtete George, der noch zwei Brüder und eine Schwester bekommen sollte, schon früh in Mathematik und impfte ihm eine Vorliebe für die Konstruktion optischer Instrumente ein. In der Schule interessierte sich George besonders für Sprachen und brachte sich selbst Altgriechisch, Französisch und Deutsch bei. Mit 14 übersetzte er ein Werk des antiken griechischen Dichters Meleagros so brillant, dass Kritiker bezweifelten, irgendein 14-Jähriger könne zu einer derart tiefgründigen Übersetzung imstande sein, wie John OConnor und Edmund Robertson in der Biografie des MacTutor-Archivs zur Geschichte der Mathematik schreiben. Das Archiv wird von der schottischen Universität St. Andrews betrieben. Zwei Jahre später, mit 16 Jahren, wurde Boole Hilfslehrer, um seine Familie finanziell zu unterstützen, nachdem das Schustergeschäft seines Vaters in die Pleite gerutscht war. Mit 19 eröffnete George seine eigene Schule. Nebenbei studierte er die Werke großer Mathematiker. Ein Fachaufsatz, den Boole 1844 mit 29 Jahren veröffentlichte, brachte ihm ersten wissenschaftlichen Ruhm ein. Fünf Jahre später wurde er schließlich – ohne selbst jemals eine Universität besucht zu haben – zum Mathematikprofessor am Queens College im irischen Cork berufen, dem heutigen University College Cork. Dort veröffentlichte Boole 1854 sein wichtigstes Werk, An investigation into the Laws of Thought (Eine Untersuchung der Gesetze des Denkens). Schon Gottfried Wilhelm Leibniz hoffte, dass man das menschliche Argumentieren in algorithmisches Rechnen überführen und somit über den Zweifel der Subjektivität erhaben machen könne, berichtet Löwe, der an der Universität Hamburg forscht. UndBooles algebraische Sichtweise der Logik ermöglicht die Verwirklichung des Leibnizschen Traums in der Form des heutigen Computers. Erst durch die Ideen Alan Turings Anfang des 20. Jahrhunderts und die Entwicklungen im Zweiten Weltkrieg habe die Boolesche Algebra allerdings ihren Siegeszug als Kernbestandteil moderner Computerarchitektur antreten können. Boole selbst hatte zwar vermutlich keine Computer vorausgesehen, die Tragweite seiner Arbeit aber durchaus erkannt, die er in einem Brief an Lord Kelvin einmal als meinen wertvollsten, wenn nicht meinen einzigen wertvollen Beitrag zu Wissenschaft bezeichnet hat. Außer mit Logik beschäftigte sich Boole auch mit Differenzialgleichungen, Zahlentheorie und numerischen Methoden. Mit seiner 17 Jahre jüngeren Frau Mary Everest, nach deren Onkel – einem britischen Geodäten – der höchste Berg der Welt benannt ist, hatte er fünf Töchter. George Booles Karriere kam zu einem jähen Ende, als er sich auf dem drei Kilometer langen Fußweg von seinem Heim zur Universität im strömenden Regen eine Lungenentzündung zuzog. Angeblich soll Booles Frau in dem Versuch, Gleiches mit Gleichem zu heilen, George im Krankenbett wiederholt mit Wasserkübeln übergossen haben. Boole erholte sich nicht mehr und starb am 8. Dezember 1864 mit 49 Jahren in Ballintemple bei Cork.
0Web
Trumps Image ist im Keller. Bei den Vorwahlen der Republikaner ist das offenbar kein Problem, im November sehr wohl. Der Flugzeughangar ist gut gefüllt. Dicht gereiht steht Mann neben Mann – und manchmal Frau – in der Halle vor einem riesigen Privatjet. Hunderte sind nach Columbus im US-Bundesstaat Ohio gekommen, um ihrem Idol dabei zuzuhören, wie er verklausuliert über die Größe seines Penis spricht: Er hat behauptet, ich hätte kleine Hände. Sie sind aber nicht klein. Ich habe das noch nie zuvor gehört. Menschen haben bisher immer gesagt: Donald, du hast die schönsten Hände. Die Menge johlt. Der Mann auf der Bühne ist Donald Trump, der sich um das höchste politische Amt der Vereinigten Staaten bewirbt. Monat für Monat stolpert er von Kontroverse zu Kontroverse; Monat für Monat wird sein Niedergang vorhergesagt. Doch es ist anders gekommen: Trotz der jüngsten Niederlage bei den parteiinternen Vorwahlen in Colorado und Wyoming ist Trump auf dem besten Weg, republikanischer Kandidat bei der Präsidentenwahl zu werden. Bei den Vorwahlen in New York am Dienstag gilt sein Sieg als wahrscheinlich. Egal wer ihn angreift, egal wie tief das Niveau von Trumps Auftritten sinkt, der umstrittene New Yorker Baulöwe scheint immun zu sein und fast immer zu gewinnen. Ein Sieg bei der Wahl im November ist – so sind sich seine Anhänger sicher – gewiss. Doch das könnte ein Trugschluss sein. Denn während seine polarisierende Kampagne den Zuspruch bei der Basis stärkte, verursachte sie beim amerikanischen Durchschnittswähler Kollateralschäden. Trumps Image, das schon schlecht war, bevor er sich um das Präsidentenamt bewarb, ist in Umfragen auf nie dagewesene Tiefen gefallen. Der Anteil der Amerikaner, die eine negative Meinung von Trump haben, ist schon jetzt historisch. In einer unlängst von der Nachrichtenagentur AP durchgeführten Umfrage hatten 69 Prozent der Befragten eine schlechte Meinung von dem Immobilientycoon. Negatives Image von Donald Trump bei US-Bürgern Wird Trump im Juli tatsächlich zum Kandidaten der Republikanischen Partei nominiert, wäre er der unpopulärste Kandidat in der Geschichte von US-Umfragen. Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der Lewinsky-Affäre hatten laut Umfragen nur 50 Prozent der US-Bürger eine negative Meinung von Präsident Bill Clinton. Einzig ein US-Präsident schaffte es bisher, schlechtere Werte als Trump zu erreichen: Richard Nixon. 1975, ein Jahr nach seinem Rücktritt, hatten 71 Prozent der US-Bürger eine negative Meinung über ihn. Damit nicht genug: Noch schlimmer für die Hoffnungen der Republikaner auf das höchste Amt im Staat ist die demografische Entwicklung der amerikanischen Wählerschaft. Um eine Mehrheit bei der Wahl im November zu erreichen, muss ein Republikaner-Kandidat laut dem republikanischen Strategen Whit Ayres neben der Basis entweder 30 Prozent der nichtweißen Wähler oder 65 Prozent aller weißen Wähler für sich gewinnen, um einen Sieg zu erringen. Für Trump ist dieses Ziel in weiter Ferne: Von den nichtweißen Wählern gaben zuletzt 81 Prozent der Befragten an, eine negative Meinung von ihm zu haben. Unter den Hispanics, der am stärksten wachsenden Wählergruppe in den USA, haben gar 85 Prozent der Befragten eine negative Meinung von Trump. Doch selbst bei den weißen Wählern könnte es für Trump schwierig werden, im November genug Stimmen zu bekommen. Er zieht zwar derzeit die Massen an, seine Wahlkampfveranstaltungen werden von Tausenden gestürmt. Doch Frauen sieht man in der Menge selten. Das spiegeln auch die Umfragen wider: Nur 23 Prozent der befragten Frauen haben eine gute Meinung von Trump, 70 Prozent eine schlechte. All diese schlechten Daten werden die Demokraten für sich zu nutzen wissen. Die Gefahr ist groß, dass sich Trumps Umfragewerte im Lauf des Wahlkampfs – wenn negative Werbespots hinzukommen – weiter verschlechtern werden. Und noch nie wurde ein Kandidat mit so schlechtem Image zum Präsidenten gewählt. Ist die Wahl für Trump also verloren? Nicht unbedingt. Zum einen geben die Umfragen nur ein aktuelles Stimmungsbild wieder. Außerdem haben sowohl Trumps innerparteilicher Konkurrent Ted Cruz als auch seine wahrscheinliche demokratische Gegnerin Hillary Clinton ebenfalls keine berauschenden Beliebtheitswerte vorzuweisen. Darüber hinaus ziehen sich über Clinton wegen ihrer E-Mail-Affäre dunkle Wolken zusammen. Den Vorwurf, dass sie in ihrer Zeit als Außenministerin teilweise geheime Regierungsmails auf einem privaten Server gespeichert hat, untersuchen derzeit dutzende FBI-Beamte. Einem ihrer ehemaligen Mitarbeiter hat die Justiz Immunität im Gegenzug für belastende Aussagen zugesichert. Und gegen eine Präsidentschaftskandidatin, die vor Gericht muss, hätte sogar ein unbeliebter Donald Trump gute Chancen. (Stefan Binder, Illustration: DonkeyHotey (CC BY-SA 2.0), 19.4.2016)
2International
Schweizer Forscher kamen in Modellrechnungen zum Schluss, dass zu viel Wasser schlecht für die Entwicklung von Leben sein kann. Bern – Bei einigen Monden in unserem Sonnensystem wird angenommen, dass sie unter ihrer Oberfläche über Ozeane aus flüssigem Wasser verfügen. Und dann ist da natürlich noch die Erde, deren Oberfläche zu zwei Dritteln von Wasser bedeckt ist. In anderen Sternsystemen könnte es aber in deren jeweiliger habitabler Zone sogar wahre Ozeanplaneten geben, die von einem tiefen globalen Ozean dominiert werden. Für Astrobiologen wären das Hoffnungsträger erster Güte, denn flüssiges Wasser ist eine potenziell lebensfreundliche Umgebung. Die Universität Bern relativiert solche Hoffnungen nun. Forscher der Universität haben Modellrechnungen angestellt, welche Auswirkungen ein planetenweiter Ozean hätte. Ihren Ergebnissen nach wären sie ungünstiger als gedacht: Sie würden dazu neigen, sowohl Erwärmungs- als auch Abkühlungstrends immer mehr zu verstärken, es fehle ein stabilisierender Ausgleich wie bei der Erde. Auf den ersten Blick bieten Ozeanplaneten also sehr lebensfreundliche Bedingungen, ließ sich Erstautor Daniel Kitzmann vom Berner Center for Space and Habitability (CSH) zitieren. Doch die große Wassermenge hat auch einen stark negativen Einfluss auf das Klima eines Ozeanplaneten, wie sein Team nun in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society berichtet. Die Forscher erstellten Modelle vom Austausch von Kohlendioxid zwischen dem Ozean und der Atmosphäre solcher Planeten. CO2 stammt aus dem Gestein und hat über den Treibhauseffekt einen großen Einfluss auf die Oberflächentemperatur des Planeten. Auf der Erde reguliert die chemische Verwitterung von Gestein den CO2-Gehalt der Atmosphäre. Im Gegensatz zu einem solchen gesteinsbasierten Carbonat-Silikat-Zyklus weisen Ozeanplaneten einen wasserbasierten CO2-Zyklus auf, und das hat Folgen. Bedeckt viel Wasser den Planeten, steigt der Druck am Grund des Ozeans so stark an, dass das Wasser dort in Form von exotischem Hochdruckeis (sogenanntem Eis VII und Eis VI) vorkommt. Es hat eine derart hohe Dichte, dass es sich auf dem Meeresboden ablagert. Dort bildet es eine Barriere zwischen dem Gestein auf dem Meeresgrund und dem Wasser darüber – und unterbindet so den Austausch von CO2 zwischen dem planetaren Gesteinsmantel und dem Ozean. Da auf Ozeanplaneten nur Wasser mit der Atmosphäre in Kontakt kommt, bestimmt die Löslichkeit von CO2 in Wasser den CO2-Gehalt in der Atmosphäre. Dieser Prozess ist stark temperaturabhängig: Kühlt sich die Atmosphäre ab, nimmt das Wasser mehr CO2 auf, der Treibhauseffekt reduziert sich und das Klima kühlt sich weiter ab. Umgekehrt würde eine Erwärmung zu einer verstärkten Freisetzung von CO2 führen und den Treibhauseffekt fortlaufend ankurbeln. Dieser destabilisierende CO2-Zyklus führt laut Kitzmann zu einer wesentlich kleineren habitablen Zone als ursprünglich vermutet – und somit zu einer kleineren Wahrscheinlichkeit, dort Leben zu finden. Kitzmann fasst es kurz und knapp zusammen: Zu viel Wasser ist schlecht fürs Leben. (APA/red, 30. 8. 2015)
7Wissenschaft
Zusammenbau von Ikea-Einrichtung erweist sich als gutes Lernspielfeld. Ihr Aufbau soll einfach und schnell sein, doch trotz beigelegter Anleitung bringen sie Menschen regelmäßig zur Verzweiflung: Bausatz-Möbel von Ikea und anderen Herstellern. Selbst wenn dem Paket alle Teile beiliegen, was bekanntlich nicht immer der Fall ist, wird die Zusammensetzung gelegentlich zur Tagesbeschäftigung. Eine Odyssee, die sich als idealer Lernspielplatz für Roboter anbietet, dachten sich hier Forscher von der Nanyang Technological University in Singapur. Sie haben sich darauf spezialisiert, Industriemaschinen nach und nach den Aufbau solcher Inneneinrichtung beizubringen, wie Technology Review berichtet. Die Komplexität dieser Aufgaben ist dabei nicht zu unterschätzen. Dass die Roboter den ausgedruckten Anleitungen selbständig folgen ist derweil noch Zukunftsmusik. Die einzelnen Aufgaben werden von den Forschern in einzelne Schritte eingeteilt und anschließend übermittelt. Die zwei Wissenschaftler nutzten für ihr letztes Experiment einen Roboter mit zwei Greifarmen, bei denen es sich um weit genutzte Standardausführungen handelt. Er verfügt über ein kamerabasiertes, optisches System zur Unterstützung seiner eigenen Arbeitsschritte und Sensoren zur Messung und Anpassung der Greifkraft. Als jüngste Errungenschaft konnte man der Maschine erfolgreich beibringen, einen Holzstift in ein vorgefrästes Loch zu stecken, eine sehr häufige Aufgabe beim Zusammenbau von Fertigmöbeln. Dabei gab es zwei Hindernisse: Sowohl der Stift, als auch das Loch sind so klein, dass der Roboter sie auf optischem Wege allein nicht mehr sicher nachverfolgen kann. Daher nutzten die Forscher die Drucksensoren, um den Roboter den Stift langsam ertasten und greifen zu lassen. Mit dem anderen Arm hob er das Bein des Stuhles an und führte den Stift heran. Durch Entlanggleiten an der Oberfläche bei gleichzeitigem Ausmessen auf Basis der Kanten ist es gelungen, der Maschine beizubringen, ihn schließlich so lange entlang der Mitte zu führen, bis er sich über dem Loch befindet und dort einrastet. Dieser Schritt mag klein erscheinen, benötigte aber einigen Aufwand zur erfolgreichen Umsetzung. In einem Fachartikel haben die Wissenschaftler ihre Arbeit näher beschrieben. Ihr finales Ziel ist es, dem Roboter die Ausführung sämtlicher Schritte für den Aufbau einfacher Ikea-Möbel beizubringen.
0Web
Streitigkeiten zwischen Linux-Distribution und Mozilla nach zehn Jahren beigelegt – Thunderbird ersetzt Icedove. Seit Jahren schwelt ein Streit zwischen dem Debian-Projekt und dem Browserhersteller Mozilla. Kern der Auseinandersetzung ist die Frage was einen echten Firefox konstituiert und was viel mehr ein Derivat darstellt, das konsequenterweise auch nicht Markename und Logo des Browsers übernehmen darf. Dieser Konflikt führte dazu, dass im Jahr 2006 der Firefox-Abkömmling Iceweasel entstand. Fast zehn Jahre später ist diese Trennung nun Geschichte. Bereits vor einigen Wochen fiel die Entscheidung, Iceweasel in den Paket-Repositorys von Debian durch den Firefox zu ersetzen. Mittlerweile ist diese Änderung auch in den Unstable-Zweig der Distribution eingeflossen. Für den Stable-Zweig nimmt man sich etwas mehr Zeit, hier soll der Wechsel erst nach dem End-of-Life von Iceweasel ESR38 erfolgen – in etwa zweieinhalb Monaten soll es soweit sein. Entscheidend für diese Kehrtwende war, dass Mozilla mittlerweile die Verbreitungsrichtlinien für den Firefox angepasst hat. Zudem habe sich eine Vertrauensbasis entwickelt, auf deren Basis Mozilla daraufsetzt, dass Debian keine tiefgreifenden Änderungen am Browser vornimmt, heißt es. Parallel dazu wurde die gleiche Änderung auch für den Mail-Client von Mozilla vorgenommen. Statt Icedove gibt es nun also auch bei Mozilla wieder den Thunderbird im Angebot.
0Web
Zhanna Nemzowa, die Tochter des ermordeten Oppositionspolitikers Boris Nemzow, erklärte bei einer Veranstaltung des Wiener Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), warum ein politischer Umschwung in Russland vermutlich noch länger dauern wird. Vor fast einem Jahr wurde der russische Oppositionspolitiker Boris Nemzow auf offener Straße erschossen. Die Ermittlungen gehen nur schleppend voran, Spuren führen jedoch in die russische Teilrepublik Tschetschenien. Deren politisches Oberhaupt, Ramsan Kadyrow, fiel zuletzt durch harsche Kritik an der russischen Opposition auf. Deren Vertreter seien als Verräter und Volksfeinde zu behandeln. Genau solche Form von negativer Propaganda, die Hass und Gewalt in der Gesellschaft verbreite, macht Zhanna Nemzowa, Boris Nemzows älteste Tochter, für den Mord an ihrem Vater verantwortlich. Nachdem sie sich in Russland nicht mehr sicher gefühlt hatte, verließ sie im Mai 2015 ihre Heimat und lebt seither in Deutschland. Bei der Diskussion im Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) zum Thema Russischer Nationalismus am Dienstagabend in Wien betonte Nemzowa, niemals große Hoffnungen gehegt zu haben, dass der Mord an ihrem Vater vollständig aufgeklärt werden würde. Sie wirft dem russischen Staatsapparat vor, die Ermittlungen nicht ernsthaft zu betreiben, und kritisiert den fehlenden politischen Willen des Regimes: Die Verdächtigen im Mordfall Nemzow seien ihres Erachtens Männer, deren Namen zuvor niemand – weder in Russland noch im Ausland – gehört hätte. Sie dienten im tschetschenischen Bataillon Sewer, das unter der Kontrolle des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow steht. Auf ihre Forderung, Kadyrow im Rahmen der Ermittlungen zu befragen, erhielten die Hinterbliebenen laut Nemzowa jedoch eine Absage. Im Rahmen der Diskussion äußerte sich Zhanna Nemzowa jedoch nicht nur zum Mord an ihrem Vater, sondern unternahm auch den Versuch, die russische Gesellschaft – betont auf der Grundlage persönlicher Erfahrungen – zu analysieren. Die Journalistin bezeichnete das russische Regime dabei als hybrides System, eine Mischung aus Demokratie und Autokratie. Um dieses System zu erhalten, bediene sich die politische Elite Russlands einer neuen nationalen Ideologie, eines wiederentdeckten Patriotismus. Gemeinsam mit imperialistischem Gedankengut und festgefahrenen archaischen Strukturen werde so versucht, Instabilität und ideologischen Krisen entgegenzuwirken. Im diesem Rahmen werde die Gesellschaft laut Nemzowa in zwei Gruppen unterteilt: Patrioten und Verräter. Diese Polarisierung wird der Journalistin zufolge vor allem durch die effektive Propagandamaschinerie in Russland gefördert. Darin liegt ihrer Meinung nach auch das Geheimnis der ungebrochen hohen Umfragewerte des russischen Präsidenten. Wenngleich es kritische Medien (wie die Zeitung Nowaya Gazeta oder den Fernsehsender Doshd) gibt, hält Nemzowa deren Reichweite für zu gering, um viele Menschen zu erreichen. Der Großteil der Fernsehsender befinde sich unter staatlicher Kontrolle und kritisches Denken werde weder medial noch an Universitäten zugelassen. Nemzowa betonte, dass beruflicher Erfolg an absolute Loyalität gegenüber dem Regime gekoppelt sei. Nur regimetreue Ideologien und Ideen seien an Universitäten und im öffentlichen Raum erwünscht. Aufgrund des Mangels an öffentlicher politischer Diskussion haben junge Menschen meist kaum die Möglichkeit, kritisches Denken zu erlernen. Unter anderem aus diesem Grund habe sich eine gewisse Gleichgültigkeit innerhalb der russischen Bevölkerung entwickelt, glaubt Nemzowa. Die meisten Menschen fallen nicht in eine der beiden Kategorien, seien weder Patrioten oder Verräter. Ein Großteil glaube einfach, dass man am politischen Prozess ohnehin nichts ändern könne. Die Verantwortung, etwas in Russland zu verändern, liegt laut Nemzowa dennoch beim russischen Volk: Veränderung wird nicht durch die internationale Gemeinschaft herbeigeführt, sondern durch das Volk selbst. Nemzowa erachtet es jedoch als unwahrscheinlich, dass sich die russische Gesellschaft so schnell wie der Ölpreis verändern wird, da soziale Veränderungen bekanntlich Zeit brauchen: Vor dem Fall der Sowjetunion waren die Menschen in Russland arm und litten an Hunger. Auch damals dauerte es einige Jahre, bis sich etwas in der Bevölkerung regte. Heute gehe es den Menschen vergleichsweise gut, weshalb dieser Prozess noch lange dauern werde. Wenngleich die russische Mehrheitsgesellschaft derzeit noch keine Veränderung fordert, glaubt Nemzowa, dass diese Zeit kommen wird. Über ihren Platz in der russischen Gesellschaft sagte die junge Frau: Das mag vielleicht befremdlich wirken, aber ich selbst sehe mich als Patriotin, aus diesem Grund beschäftige ich mich auch mit diesen Themen. An eine baldige Rückkehr in ein Russland, in dem Rechtsstaatlichkeit herrscht, glaubt sie derzeit eher nicht.
2International
Am Wochenende startet Noriaki Kasai in seine 27. Weltcup-Saison als Skispringer. Der 43-jährige Japaner ist kein Mitspringer, hat noch viele Ziele. Das Karriereende kann warten. Selbst die Olympischen Spiele 2026 sind noch ein Thema. Klingenthal – Sein silbernes Dienstjubiläum hat er schon hinter sich. Noriaki Kasai, am 6. Juni 1972 in Shimokawa auf Hokkaido geboren, war Skispringer, ist Skispringer, bleibt Skispringer. Am Wochenende beginnt wieder der einschlägige Weltcup – in Klingenthal, Deutschland. Kasai ist dabei. Natürlich. Es ist des Japaners 27. Saison. Sein Debüt gab er am 17. Dezember 1988 in Sapporo. Der 16-jährige Noriaki Kasai wurde 31., Matti Nykänen gewann damals vor Dieter Thoma. Ernst Vettori wurde 13. – die meisten von Kasais heutigen Konkurrenten waren da noch nicht geboren. Und die damaligen Konkurrenten haben allesamt längst ihre Karriere beendet. Kasai war ab damals ein fixer Bestandteil des Skisprung-Weltcups. Nur die Saison 1994/95 ließ er komplett aus. Ans Aufhören denkt Kasai, 43 Jahre alt, noch nicht. Als ich 40 wurde, habe ich beschlossen, mit 50 aufzuhören. Nun aber kandidiert Japan, kandidiert Sapporo, wohl für Olympia 2026. Ein Anreiz für den Ewigjungen. Dann werde ich zwar fast 54 Jahre alt sein, aber es ist eine zu große Chance, um aufzugeben. Vorerst aber steht die Saison 2015/16 an. Eine Saison ohne Olympia, ohne WM, aber Kasai hat Ziele. Nur mitzuspringen reicht ihm bei weitem nicht. Kasai ist viel zu gut. Der vergangene Winter war einer seiner besten. Sechsmal sprang er aufs Podest, einmal, in Ruka, Finnland, gewann er sogar – ex aequo mit dem Schweizer Simon Ammann. 42 Jahre und 176 Tage war Kasai damals alt. In der Rangliste der ältesten Sieger von Weltcupspringen führt damit Kasai vor Kasai (Sieg beim Skiflugweltcup am 11. Jänner 2014 am Kulm). 2014 hatte er sich – bei seinen siebenten Spielen – auch endlich den Traum von einer Olympia-Medaille erfüllt. In Sotschi gewann er Silber von der Großschanze. Heuer, verriet er der Tageszeitung Japan Times, will ich meinen Rekord als ältester Weltcupsieger brechen. Außerdem will ich die Nummer eins im Gesamtweltcup werden. Die große Kugel fehlt Kasai noch. 1993 und 1999 wurde er jeweils Dritter, die vergangene Saison beendete er als Sechster. Insgesamt gewann Kasai 17 Einzel-Weltcupspringen. Am 22. März 1992 holte er beim Skifliegen in Harrachov seinen ersten Sieg, damit war er gleichzeitig einschlägiger Weltmeister. Drei Olympia-Medaillen nennt er ebenso sein Eigen wie siebenmal Edelmetall bei Nordischen Weltmeisterschaften. Die Goldene fehlt Kasai ebenso noch wie der Erfolg bei der Vierschanzentournee. Es bleiben also noch Ziele. Freude am Sport hat er sowieso. Es macht mir viel Spaß, noch Skispringen zu können, sagt Kasai. Die Konkurrenz ist auch angetan. Jede Sportart braucht solche Typen, die ein bisschen extrem sind, sagt der deutsche Weltmeister Severin Freund (27). Er ist eine Koryphäe für unseren Sport, sagt Ammann (34). Und Michael Hayböck (24), Oberösterreicher, sagte anlässlich Kasais Olympia-Silber in Sotschi: Für Kasai jubelt jeder noch ein bisserl lauter, weil es einfach eine coole Geschichte ist, wenn man mit dem Alter da vorne mithupft. Der ist fast doppelt so alt wie ich. Die Sache mit dem Karriereende will sich Kasai jedenfalls noch überlegen. Wenn Sapporo die Spiele 2026 nicht bekommt, dann höre ich mit 50 auf.
4Sport
Etliche Institute zur Selbstanzeige aufgerufen. Berlin – Deutsche Steuerfahnder haben laut einem Medienbericht belastendes Material zu mehr als 100 Banken und Fonds gesammelt, die den Fiskus mit dubiosen Aktiendeals um mehr als zehn Milliarden Euro betrogen haben sollen. Etlichen Instituten drohten Razzien, wenn sie nicht Selbstanzeige erstatten, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Für die Banken sei es höchste Zeit zu handeln, sagte Nordhrein-Westfalens Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) dem Blatt. Die Banken und die Fonds stehen unter Verdacht, im großen Stil Aktien mit (Cum) und ohne (Ex) Dividende mit dem einzigen Ziel gehandelt haben, sich eine nur einmal gezahlte Kapitalertragsteuer auf die Dividenden hinterher vom Fiskus auf trickreiche Art und Weise gleich mehrmals erstatten zu lassen. Ermittelt werde wegen Steuerhinterziehung. Das Land Nordrhein-Westfalen hatte vor kurzem für fünf Millionen Euro eine CD mit etlichen tausend Datensätzen gekauft. Die Datensätze werde dem Zeitungsbericht zufolge von NRW gerade bundesweit an die örtlich zuständigen Steuerfahndungen verteilt, damit diese dann zugreifen können. Die Steuerfahndungen in Nordrhein-Westfalen und andern Ländern werden die neuen Indizien konsequent und zügig für ihre Ermittlungen nutzen, sagt Walter-Borjans.
3Wirtschaft
Würde die Innenministerin Flüchtlinge in Kasernen übersiedeln, müsste es keine Zelte mehr geben. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Unterbringungskrise. Frage: Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat angekündigt, ab 19. Juni in den vom Verteidigungsministerium für die Flüchtlingsunterbringung vorgeschlagenen Kasernen per Verordnung Quartiere schaffen. Was heißt das? Antwort: Dass jene Länder, die säumig sind, bis 19. Juni Zeit haben, aus eigener Kraft Zusatzquartiere zu schaffen oder aber sich zu entscheiden, besagte Kasernenplätze als Länderquartiere zu eröffnen, um ihre Asylquoten zu erfüllen. Tun sie das nicht, wird das Innenministerium die laut Grundversorgungsgesetz bestehende Möglichkeit nutzen, die Kasernen im Einvernehmen mit dem Verteidigungsministerium zu zusätzlichen Flüchtlings-Betreuungsstellen des Bundes zu erklären. Frage: Warum sind die Länder nicht bereit, die Kasernenstandorte als Länderquartiere zu führen? Das wäre für sie doch ein leicht gangbarer Weg zur Quotenerfüllung. Antwort: Von Länderseite wird vielfach argumentiert, dass Kasernen als Massenquartiere für die Flüchtlingsunterbringung ungeeignet seien. Bei der NGO Asylkoordination hält man dem entgegen, dass die Zeltlager für derzeit bereits mehr als 1000 Flüchtlinge noch viel ungeeigneter wären; es sei unverständlich, warum Mikl-Leitner mit der Kasernenlösung bis 19. Juni warten wolle. In Kreisen des Innenministeriums heißt es, die Länder würden schlicht die mit der Kasernenunterbringung verbundenen Konflikte mit Gemeinden scheuen. Frage: Welche Kasernenstandorte gibt es? Antwort: In den vergangenen Wochen wurden vier österreichische Kasernen vom Innen- und Verteidigungsministerium geprüft - und für geeignet befunden: In Vomp (Tirol), Tamsweg (Salzburg), Horn (Niederösterreich) und Bleiburg (Kärnten) könnten demnach ab Juni mehrere Hundert Asylwerber untergebracht werden. Auch Probleme wegen Grundstückswidmungen - auf deren Basis betroffene Ortschefs Einspruch gegen die Flüchtlinge in der Kasernen erheben könnten - wurden dort ausgeräumt. Insgesamt könnten laut Heeresministerium in Kasernen 800 und in Containern auf Heeresgrund zusätzlich 2000 Flüchtlinge unterkommen. Frage: Würde die Kasernenunterbringung das Quartierproblem lösen? Gäbe es dann keine Zelte mehr? Antwort: Fürs Erste wohl schon - zumindest was die Unterbringung von neu nach Österreich gekommenen Schutzsuchenden angeht. Angesichts der aktuellen Prognosen - heuer werden in Österreich bis zu 70.000 Anträge erwartet, 2014 waren es 28.000 - erscheint jedoch auch darüber hinaus das Schaffen weiterer Vorsorgekapazitäten geboten. Auch würden die Kasernenquartiere die Frage nicht lösen, wo die Asylwerber in weiterer Folge während ihres Verfahrens wohnen sollen. Frage: Was tun, um die nötigen zusätzlichen langfristigen Asylwerber-Wohnplätze zu finden? Derzeit gibt es ja gegen fast jedes Wohnprojekt Bürgermeisterproteste oder Demos. Antwort: Hinter vorgehaltener Hand heißt es bei Behörden, dass die Quartierfindung, wie sie laut Grundversorgungsvereinbarung sein sollte - also per Quoten -, gescheitert sei. Die vom Innenministerium - sowie den Neos - vorgeschlagene Übernahme der gesamten Asylwerberbetreuung durch den Bund haben die Länder jedoch abgelehnt. Flüchtlings-NGOs wiederum meinen, dass das derzeitige System Zukunft hätte, wenn mehr Geld zur Verfügung stünde, um neue Wohnquartiere zu schaffen. Der normale Tagsatz für die Asylwerberunterbringung müsse rasch von derzeit 19 auf rund 25 Euro erhöht werden. Frage: Warum hat sich die Lage Anfang Mai derart zugespitzt? Antwort: Erstens, weil sich die Asylantragszahlen plötzlich um das Dreieinhalbfache erhöht haben, von durchschnittlich 67 auf 230 Schutzersuchen pro Tag - eine Entwicklung, die laut Experten in dieser Drastik nicht vorhersehbar war. Zweitens, weil dies zu einem Zeitpunkt geschah, wo im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen, das Steigerungen jahrzehntelang aufgefangen hat, bereits 1500 Asylwerber warteten, die eigentlich in langfristigen Länderquartieren leben sollten. Unter ihnen 500 unbegleitete Minderjährige. (Irene Brickner, Katharina Mittelstaedt, 6.6.2015)
1Panorama
Luxemburger neuer-Spitzenreiter – Neo-Profi Ciccone gewann Bergetappe – Ausreißer Preidler, Zoidl eingeholt. Sestola – Die zweite Bergankunft des 99. Giro dItalia hat am Dienstag erneut einen Führungswechsel gebracht. Der Luxemburger Bob Jungels übernahm nach den 219 km von Campi Bisenzio über vier Bergwertungen nach Sestola das Rosa Trikot. Neoprofi Giulio Ciccone schloss eine Flucht solo erfolgreich ab, die Österreicher Georg Preidler und Riccardo Zoidl fielen hingegen aus der Spitzengruppe zurück. Der bisherige Gesamt-Zweite Jungels erreichte das Ziel nach dem 7,4 km langen Schlussanstieg mit der Gruppe der Anwärter auf den Gesamtsieg als 15. (+2:15 Minuten) und übernahm die Spitzenposition von seinem Etixx-Teamkollegen Gianluca Brambilla. Der Italiener war drei Kilometer vor dem Ziel zurückgefallen war, nachdem er Helferdienste für den besseren Bergfahrer Jungels geleistet hatte. Der 23-jährige Jungels führt nun 26 Sekunden vor Audrey Amador aus Costa Rica (Tages-6./+2:10) – er ist der erste Luxemburger seit 57 Jahren im Rosa Trikot. Charly Gaul hatte den Giro 1959 gewonnen. Ciccone nützte einen Zwischenfall in der letzten Abfahrt zur Vorentscheidung. Sein Bardiani-Teamkollege Stefano Pirazzi verbremste sich offenbar vor einer Kurve und drückte den ebenfalls dem Spitzentrio angehörenden Damiano Cunego zur Seite. Der 21-jährige Ciccone absolvierte die Schlusssteigung mit Bravour und durfte gleich in seinem ersten Giro jubeln. In der ursprünglich 13-köpfigen Spitzengruppe befanden sich auch die Österreicher Preidler und Zoidl. Der Steirer Preidler zog nach dem Gewinn der zweiten Sprintwertung durch und setzte sich in der folgenden Abfahrt ab. Der Vorsprung des Giant-Profis von knapp 30 Sekunden schmolz aber im schwierigsten, 16,3 km langen Anstieg des Tages auf den Pian de Falco. 1,7 km vor der Bergwertung wurde Preidler eingeholt. Er vermochte das Tempo des Spitzentrios nicht zu halten und vergab damit auch die Chance auf die Übernahme des Bergtrikots. (APA, 17.5.2016) Giro, 10. Etappe (Campi Bisenzio – Sestola/219 km): 1. Giulio Ciccone (ITA) Bardiani 5:44:32 Std. – 2. Iwan Rownij (RUS) Tinkoff +0:42 Min. – 3. Darwin Atapuma (COL) BMC 1:20 – 4. Nathan Brown (USA) Cannondale 1:53 – 5. Damiano Cunego (ITA) Nippo 2:04 – 6. Andrey Amador (CRC) Movistar 2:10 – 7. Giovannoi Visconti (ITA) Movistar 2:11 – 8. Alejandro Valverde (ESP) Movistar – 9. Esteban Chaves (COL) Orica – 10. Jakob Fuglsang (DEN) Astana, alle gleiche Zeit – 11. Rafal Majka (POL) Tinkoff 2:15 – 12. Steven Kriujswijk (NED) LottoNL. Weiter: 14. Vincenzo Nibali (ITA) Astana – 15. Bob Jungels (LUX) Etixx, alle gleiche Zeit. Weiter: 29. Georg Preidler (AUT) Giant 2:57 – 31. Riccardo Zoidl (AUT) Trek 3:27 – 32. Gianluca Brambilla (ITA) Etixx 3:27 – 101. Stefan Denifl (AUT) IAM 27:33 – 182. Matthias Brändle (AUT) IAM 37:35. Aufgegeben u.a.: Mikel Landa (ESP) Sky. Nicht gestartet u.a.: Fabian Cancellara (SUI) Trek Gesamtwertung: 1. Jungels 40:19:52 Std – 2. Amador 0:26 – 3. Valverde 0:50 – 4. Kruijswijk 0:50 – 5. Nibali 0:52 – 6. Brambilla 1:11 – 7. Majka 1:44 – 8. Fuglsang 1:46. Weiter: 37. Preidler 17:31 – 57. Zoidl 35:58 – 60. Ciccone 42:23 – 131. Denifl 1:15:34 Std. – 181. Brändle 1:51:41
4Sport
Suche nach Salah Abdeslam läuft weiter auf Hochtouren – Unklarheit über Ausmaß der Gefahr in Hannover. Paris/Brüssel/Berlin – In Frankreich, Belgien und Deutschland laufen nach der Terrorserie von Paris die Ermittlungen. Wie viele Täter beteiligt waren und wie viele noch auf freiem Fuß sind, bleibt unklar. Ebenso die Hintergründe des Terrorverdachts, der zur Absage des Fußball-Länderspiels in Hannover führte. Eine Übersicht: PARIS: BRÜSSEL: HANNOVER:
2International
Deutscher folgt Sergio Markarian aus Uruguay nach. Athen – Der Deutsche Michael Skibbe ist neuer Fußball-Nationaltrainer Griechenlands. Der 50-Jährige unterschrieb am Donnerstag einen Zweijahresvertrag, wie der griechische Verband EPO mitteilte. Sollte sich Skibbe mit Griechenland für die WM 2018 in Russland qualifizieren, würde sich der Vertrag verlängern. Nach dem schwachen Abschneiden der Griechen in der EM-Qualifikation soll der ehemalige Bundesliga-Coach schon am 13. November in einem Freundschaftsspiel gegen Luxemburg erstmals auf der Bank sitzen. Skibbe ist nach Otto Rehhagel, der mit Griechenland 2004 sensationell Europameister geworden war, der zweite deutsche Trainer der Hellenen. Rehhagel hatte die Griechen von 2001 bis 2010 betreut. Der zuletzt in der Türkei bei Eskisehirspor tätige Skibbe folgt Sergio Markarian aus Uruguay nach, der im Sommer zurückgetreten war. Seither hatte die Mannschaft Kostas Tsanas interimistisch betreut.
4Sport
Eine Bürgerinitiative führt den Tierschutz gegen Windpark Schwarzenbach ins Treffen. Wiener Neustadt – Die Oberseite, der Kopf, der Hals und die Vorderbrust glänzen metallisch schwarz, das Gefieder schillert je nach Lichteinfall grünlich, purpurn oder kupferfarbig. Nur die Brust, der Bauch und der rumpfnahe Teil des Unterflügels sowie die Unterschwanzdecken sind weiß. Beim Vogel, auf den diese Beschreibung passt, handelt es sich um einen Schwarzstorch. Er ist Schreckgespenst für die einen und Hoffnungsträger für die anderen. Schreckgespenst ist der Vogel für die Proponenten eines Windparks in Schwarzenbach an der niederösterreichisch-burgenländischen Grenze. Dort, in Sichtweite der Burg Forchtenstein, sollten auf niederösterreichischem Boden nach ursprünglichen Plänen vier 90 Meter hohe Windräder aufgestellt werden. Dann wurde auf acht Anlagen mit je 200 Meter Höhe aufgestockt, bevor die Zahl der geplanten Windräder wieder etwas zurückgenommen wurde – auf nunmehr sechs. Kurz nachdem die Pläne von dreien der fünf Söhne des früheren niederösterreichischen Landesrats Franz Blochberger (VP) ruchbar geworden waren, in Schwarzenbach einen Windpark zu errichten, formierte sich Widerstand, und zwar in der Nachbargemeinde Hochwolkersdorf. Dort ist der Schwarzstorch ein Hoffnungsträger, haben doch Anrainer heuer im Sommer einen mit zwei Schwarzstorchjungen sowie dem Elternpaar bestückten Horst im Wald gefunden. Nach Ansicht der Naturschutzorganisation Birdlife dürfen im Radius von zwei Kilometern um den Horst keine Windkraftanlagen errichtet werden. Damit würde die recht kleine Zone zur Gewinnung von Windenergie in Schwarzenbach ausscheiden. Dieser Meinung hat sich auch der Leiter der Niederösterreichischen Umweltanwaltschaft, Thomas Hansmann, angeschlossen. Die Flächenwidmung Grünland/Windkraftanlagen sei aus zwingenden artenschutzfachlichen und -rechtlichen Gründen unverträglich. Helmuth Berghofer vom Komitee gegen den Windpark Schwarzenbach will die Causa bis zum Ende durchfechten, wie er dem STANDARD sagte. Auch wenn derzeit Gutachten gegen Gutachten steht. Wir haben noch einiges im Köcher, sagte Berghofer.
1Panorama
Mark Osborne verwebt eine computeranimierte Geschichte aus der grauen Gegenwart mit dem Märchen vom reisenden Prinzen in reizvoller Stop-Motion-Technik. Dass Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry längst zu einem Kinderbuch geworden ist, hat sich bei den zahlreichen Adaptionen für Theater und Kino oft als Nachteil erwiesen. Es ist wohl zu verführerisch, bewusst Einfachheit mit Naivität zu verwechseln. Bei der Verfilmung von Mark Osborne sollte man sich gleich zu Beginn von einer entsprechenden Erwartungshaltung verabschieden. Die Geschichte eines kleinen Mädchens mit großen Augen, das mit den verbotenen Besuchen beim alten, verschrobenen Nachbarn das Reich der Fantasie betritt, ist mehr als bloß Rahmenhandlung. Osborne verwebt die computeranimierte Geschichte aus der grauen Gegenwart mit dem Märchen vom reisenden Prinzen in reizvoller Stop-Motion-Technik. Ganz nebenbei fallen die berühmten Zitate, eingebettet in ein liebevoll gestaltetes Plädoyer für die Erinnerung an das Schöne.
8Kultur
Kritik auch an Finanzierung durch Saudi-Arabien. Berlin/Wien – In deutschen Moscheen predigen laut einem Zeitungsbericht derzeit rund 970 Imame, die von der türkischen Religionsbehörde (Diyanet) entsandt worden sind. Ihre Aufenthaltsdauer in Deutschland liege in der Regel bei fünf Jahren, schreibt die Welt am Sonntag unter Berufung auf die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB). Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir sagte der Welt am Sonntag, in DITIB-Moscheen gebe es zwar viele engagierte Gemeindemitglieder, die tolle Arbeit leisteten. Der Dachverband selbst aber sei der verlängerte Arm des türkischen Staates. Ankara mache DITIB immer mehr zu einer politischen Vorfeldorganisation der regierenden islamisch-konservativen AKP (Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung). Er forderte: Die Türkei muss die Muslime endlich freigeben. Özdemir sieht vor allem den Einfluss des Wahhabismus als großes Problem. Vertreter dieser puritanischen Interpretation des sunnitischen Islam, die in Saudi-Arabien Staatsreligion ist, versuchen seiner Ansicht nach auch in Deutschland den Mehrheitsislam zurückzudrängen. Der Regierung fehle in Bezug auf saudische Finanzmittel für hiesige islamische Einrichtungen das Problembewusstsein, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Man behandelt Saudi-Arabien mit Samthandschuhen und arbeitet sich stattdessen an Symbolthemen wie dem Burka-Verbot ab. Die Bürgermeisterin des Berliner Bezirks Neukölln, Franziska Giffey (SPD) sagte der Welt am Sonntag, sie sehe es kritisch, wenn Moscheevereine fremdgesteuert sind und dort Imame predigen, die nicht nach dem deutschen Werteverständnis ausgebildet und nicht hier aufgewachsen sind. Das Bundesvorstandsmitglied der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD), Georg Pazderski, sagte: Die Türkei mischt sich mit dieser Praxis massiv in die deutsche Innenpolitik ein. Dies dürfe genauso wenig geduldet werden wie die Finanzierung von Moscheen in Deutschland aus dem Ausland. Die religionspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Christine Buchholz, betonte, es dürfe keine Sonderbehandlung einzelner Religionen geben. Deshalb brauche Deutschland auch kein Islamgesetz, wie in Österreich. Aus der CSU war zuletzt die Forderung gekommen, die Finanzierung von Moscheen aus dem Ausland zu stoppen. Das im Vorjahr in Österreich in Kraft getretene Islamgesetz brachte als einen zentralen Punkt ein Verbot der Finanzierung aus dem Ausland.
2International
Rektoren bekommen damit 2016 einen neun Präsidenten. Wien – Die Universitätenkonferenz, kurz uniko genannt, bekommt 2016 einen neuen Präsidenten: Amtsinhaber Heinrich Schmidinger (Uni Salzburg) strebt keine dritte zweijährige Amtszeit mehr an. Ich habe die Herausforderung unterschätzt, so Schmidinger in den Salzburger Nachrichten. In dem Amt kann man etwas bewirken, wenn Unis und Forschung für die Politik nicht nur eine nebengeordnete Rolle haben. Das ist offensichtlich nicht der Fall. Sonst müssten wir nicht seit Jahren dieselben Forderungen erheben, begründete der Rektoren-Chef seinen Schritt. Nicht nur die Forderungen sind die gleichen – auch die Reaktion auf die knappen Kassen der Unis. Da die von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ausverhandelten zusätzlichen 615 Millionen Euro für die Jahre 2016 bis 2018 immer stärker für Aufgaben wie die Finanzierung der neuen Ärzte-Arbeitszeitregelung oder von FWF-Kosten herangezogen werden, die bisher nicht von den Unis getragen werden mussten, stellte Schmidinger erneut die Streichung von Studienangeboten mit nur wenigen Studenten bzw. von Projekten wie der School of Education in den Raum.
5Inland
Madrid möchte eine Trennung nicht zulassen. Madrid/Barcelona – Die Zeichen in Spanien stehen auf Sturm. Während eine Regierungsbildung in Madrid auch drei Wochen nach der Parlamentswahl nicht absehbar ist, bekommt es der südliche EU-Mitgliedstaat nun mit einem großen Problem zu tun: Katalonien will sich vom Rest des Landes abspalten. Die neue Regionalregierung in Barcelona verfolgt das Ziel, die wirtschaftsstärkste Region Spaniens bis Mitte 2017 in einen unabhängigen Staat zu verwandeln. Nächste Station Unabhängigkeit, heißt die Devise, die Oriol Junqueras ausgegeben hat, einer der führenden Politiker im katalanischen Regierungsbündnis Junts pel Sí (Gemeinsam fürs Ja). Dabei hatte in Spanien eigentlich niemand damit gerechnet, dass die Separatistenallianz sich mit der linksradikalen Partei CUP auf eine Regierungsbildung einigen würde. Alles hatte auf Neuwahlen in der Region mit 7,5 Millionen Einwohnern hingedeutet, denn die antikapitalistische CUP weigerte sich, dem bisherigen Regierungschef Artur Mas zu einer neuen Amtszeit zu verhelfen. Beide Seiten verständigten sich jedoch im letzten Moment überraschend auf ein Regierungsbündnis. Sie traten die Flucht nach vorn an, weil sie bei Neuwahlen deutliche Stimmenverluste zu befürchten gehabt hätten. Die Separatisten ließen Mas fallen, die linksradikale CUP verzichtete auf Oppositionspolitik und verpflichtete sich dazu, dem neuen katalanischen Regierungschef Carles Puigdemont in wichtigen Abstimmungen eine Mehrheit zu sichern. Die Wahl des neuen separatistischen Premiers in Katalonien trifft Spanien zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Die konservative Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy ist seit der Parlamentswahl am 20. Dezember 2015 nur noch geschäftsführend im Amt. Wer die neue Regierung in Madrid bilden wird, steht in den Sternen. Rajoy war davon ausgegangen, dass er sich mit der Suche nach einer Mehrheit Zeit lassen könnte. Aber dieses Kalkül wurde nun von den Katalanen über den Haufen geworfen. Die Konservativen verstärken jetzt den Druck auf die Sozialisten (PSOE) und deren Parteichef Pedro Sanchez, die strikte Ablehnung einer großen Koalition aufzugeben. Die PSOE ist die einzige Partei, die Rajoy zu einer stabilen Mehrheit und zu einer neuen Amtszeit verhelfen könnte. Kataloniens neuer Regierungschef Puigdemont tritt noch energischer für eine Abspaltung der Region von Spanien ein als der Vorgänger Mas. Der 53-jährige Sohn eines Bäckers war in Spanien und weiten Teilen Kataloniens bisher weitgehend unbekannt. Der Ex-Journalist stand bei der Katalonien-Wahl am 27. September 2015 nur an dritter Stelle auf der Wahlliste der Separatisten in Gerona. Er wurde von Mas per Fingerzeig zum Nachfolger auserkoren. Die Opposition bezeichnete das Vorgehen als undemokratisch: Puigdemont wurde neuer Regierungschef, obwohl er bei der Regionalwahl nicht als Spitzenkandidat angetreten war. Seine Regierung will nun den Fahrplan zur Unabhängigkeit umsetzen, auf den das Separatistenbündnis Junts pel Sí sich verständigt hatte. Danach sollen zunächst drei Gesetzesvorhaben in Gang gesetzt werden: die Ausarbeitung einer Verfassung für einen unabhängigen Staat Katalonien, der Aufbau einer eigenen Pensionsversicherung und die Schaffung einer katalanischen Steuerbehörde. Der Prozess soll bis Mitte 2017 mit einem Referendum über die Unabhängigkeit Kataloniens abgeschlossen werden. Rajoy betonte, die Spanier können beruhigt sein. Eine Abspaltung der Region werde es nicht geben.
2International
111:101-Erfolg über die Charlotte Hornets – Draymond Green mit siebtem Triple-Double in dieser Saison. Oakland (Kalifornien) – Die Golden State Warriors sind zu Hause weiter nicht zu bezwingen. Der amtierende NBA-Champion feierte am Montag in Oakland mit dem 111:101-Erfolg über die Charlotte Hornets den saisonübergreifend bereits 35. Heimsieg in Serie. Power Forward Draymond Green verbuchte dabei mit 13 Punkten, 15 Rebounds und 10 Assists sein bereits siebentes triple-double für die Warriors in dieser Saison. (APA, 5.1.2016) Montag-Ergebnisse der NBA: Cleveland Cavaliers – Toronto Raptors 122:100Philadelphia 76ers – Minnesota Timberwolves 109:99Brooklyn Nets – Boston Celtics 94:103Detroit Pistons – Orlando Magic 115:89Miami Heat – Indiana Pacers 103:100 n.V.Milwaukee Bucks – San Antonio Spurs 98:123Oklahoma City Thunder – Sacramento Kings 104:116Utah Jazz – Houston Rockets 91:93Portland Trail Blazers – Memphis Grizzlies 78:91Golden State Warriors – Charlotte Hornets 111:101
4Sport
Finanzprüfer sind wesentliches Element der Kontrolle. Wien – Für die Gebührenzahler hat die Tätigkeit der ORF-Prüfungskommission unmittelbare Bedeutung, denn eine ihrer wesentlichen Aufgaben besteht in der Kontrolle der wirtschaftlichen, sparsamen und zweckmäßigen Verwendung des ORF-Programmentgelts. Außerdem obliegen ihr die jährlichen Abschlussprüfungen des ORF und seiner Konzerngesellschaften. Die Kommunikationsbehörde Austria (KommAustria) hat jetzt die zwei Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzleien KPMG Austria und PKF Wien zu der nach dem ORF-Gesetz vorgeschriebenen Prüfungskommission bestellt, die aus mindestens zwei Mitgliedern zu bestehen hat. Die neue Prüfungskommission nimmt ihre Arbeit im Oktober 2015 auf, wenn die gesetzlich auf fünf ORF-Geschäftsjahre befristete Tätigkeit der gegenwärtigen Prüfungskommission endet. Die Mitglieder der ORF-Prüfungskommission werden streng nach dem Bundesvergabegesetz auf Basis einer europaweiten Ausschreibung ermittelt, sagt Mag. Michael Truppe, Mitglied des für die Wirtschaftsaufsicht zuständigen Senates I der KommAustria. Es zählt die Qualifikation, das Prüfkonzept, das die Bewerber vorschlagen, und last but not least der Preis. Wir hatten unter sehr guten Bewerbungen auszuwählen, die in allen Punkten dicht beieinander lagen. Unter dem Aspekt der Qualifikation überzeugten PKF und KPMG Austria die Medienbehörde unter anderem durch ihre bereits mehrfach in der Tätigkeit für große Unternehmen erprobte Zusammenarbeit. Zudem weisen die beiden, von den Kanzleien benannten Schlüsselpersonen persönliche Berufserfahrungen auf, die sie für die gegenständliche Aufgabe besonders geeignet erscheinen lassen. So war Peter Ertl, Mitglied des Geschäftsleitungsausschusses der KPMG, ab April 2003 ein Jahr lang Mitglied des ORF-Stiftungsrates und ist daher mit den internen Abläufen des Programmveranstalters vertraut. PKF-Geschäftsführer und Wirtschaftsprüfer Andreas Staribacher verfügt über Erfahrungen als gerichtlich beeideter Sachverständiger und war ehemaliger Finanzminister. Die gemäß gesetzlichen Vorgaben spätestens im Jahr 2017 erforderliche Überprüfung und allfällige Anpassung des ORF-Programmentgelts wird einen der Tätigkeitsschwerpunkte der neuen Prüfungskommission darstellen. Die noch im Dienst befindlichen Prüfungskommission besteht aus BDO Austria GmbH und Grant Thornton Unitreu GmbH.
6Etat
US-Drogenbekämpfungsbehörde in Ermittlungen eingeschaltet – Frühere Band von Prince will wieder auftreten. Washington – Popstar Prince hatte nach Informationen von US-Medien zum Zeitpunkt seines Todes Opiate bei sich. Der US-Sender CNN berichtete am Mittwochabend, der 57-Jährige habe die Tabletten bei sich gehabt, als er in der vergangenen Woche tot in seinem Anwesen Paisley Park bei Minneapolis aufgefunden wurde. Auch in seinem Haus seien die Opiate, die als Schmerzmittel dienen, gefunden worden. Die Zeitung Minneapolis Star Tribune berichtete, die Rolle der verschreibungspflichtigen Medikamente beim Tod des Stars sei Gegenstand von Ermittlungen; laut CNN wurde die US-Drogenbekämpfungsbehörde eingeschaltet. Die Website TMZ hatte berichtet, Prince sei sechs Tage vor seinem Tod wegen einer Überdosis in einem Krankenhaus behandelt worden. Dort sei ihm ein Gegenmittel gegen eine Überdosis an Opiaten gespritzt worden, schrieb TMZ unter Berufung auf zahlreiche Quellen. Entgegen der Empfehlung der Ärzte sei Prince nicht 24 Stunden zur Beobachtung in der Klinik geblieben, sondern habe diese bereits nach drei Stunden wieder verlassen, hieß es bei TMZ weiter. Bis der endgültige Obduktionsbericht vorliegt, können noch mehrere Wochen verstreichen. Eine erste Obduktion hatte zunächst keine Hinweise auf einen Suizid oder eine Überdosis Drogen oder ein Verbrechen erbracht. Der leblose Körper des 57-jährigen Musikers war am Donnerstag vergangener Woche auf seinem Anwesen Paisley Park in Chanhassen, einem Vorort der Großstadt Minneapolis, gefunden worden. Inzwischen hat die frühere Band des Popsängers kundgetan, dass sie wieder gemeinsam auftreten möchte. Wir haben entschieden, nachdem wir jetzt drei oder vier Tage gemeinsam den Tod von Prince betrauert haben, dass wir gerne wieder auftreten würden, sagte Bandmitglied Wendy Melvoin in einem auf Facebook veröffentlichten Video. Zahlreiche US-Medien berichteten darüber am Donnerstag. Wann und wo genau die Auftritte stattfinden sollen, teilte die Band nicht mit. Unter dem Namen The Revolution waren die fünf Mitglieder der Gruppe zwischen 1979 und 1986 mit Prince aufgetreten.
8Kultur
Hersteller versprechen, Rennsportzirkus aus nächster Nähe erleben zu können. Sega hat eine inoffizielle Formel-1-Simulation namens Motorsport Manager für Windows, Mac und Linux angekündigt. Das Spiel wird im September erscheinen und bietet Spielern die Möglichkeit, sich in der Welt des Motorsports ein eigenes Team aufzubauen. Man stellt die Fahrer ein, treibt die technische Entwicklung voran und legt die Renntaktik fest. Ein gleichnamiges Spiel des Herstellers ist bereits für mobile Geräte erhältlich. In Motorsport Manager sollen Spieler den Rennsportzirkus aus nächster Nähe erleben können, umgeben von ständig wechselnden Teams, Fahrern, Ingenieuren und Mechanikern, die man anstellen, feuern oder im Rennen schlagen muss, um selber zur Legende zu werden, heißt es in einer Aussendung der Entwickler. Spieler entwerfen vor Saisonbeginn Ihren Wagen von Grund auf und bis ins kleinste Detail, um nicht nur für alle Rennbedingungen die passenden Teile und die richtige Abstimmung parat zu haben, sondern auch gezielt die Weiterentwicklung aller Komponenten vorantreiben zu können. Dabei beeinflusst man die Infrastruktur dieses Sports und stimmt aktiv mit ab, welche Regeländerungen für die nächste Saison vorgenommen werden, um den Erfolg des Teams zu sichern. Die Rennen werden mittels einer eigenen Race-Engine simuliert, die von den Trainings-Sessions über das Qualifying bis hin zur vollen Rennlänge durch das komplette Rennwochenende führt und immer wieder Entscheidungen abverlangt, um mit seinen Fahrern als Erster die Zielflagge zu passieren.
0Web
Nach Brand eines Wagens in Norwegen. New York – Der kalifornische Autobauer Tesla hat im vergangenen Jahr 50.580 Elektroautos verkauft und ist damit im selbst gesteckten Rahmen von 50.000 bis 52.000 geblieben. In den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres lieferte das Unternehmen 17.400 Autos aus – auch das im Anfang November vorgegebenen Plan von 17.000 bis 19.000 Exemplaren. Dennoch rutschte der Kurs der Aktie im vorbörslichen Handel an der Wall Street am Montag um 4,17 Prozent auf 230 Dollar (211 Euro). Grund war vermutlich der Brand eines Tesla am Wochenende in Norwegen. Das Auto brannte aus ungeklärter Ursache vollkommen aus. Verletzt wurde niemand. Autos der Marke Tesla sind in Norwegen sehr beliebt. Der Kauf elektrischer Wagen wird dort steuerlich gefördert. In den ersten elf Monaten 2015 erreichte Tesla einen Marktanteil von 2,7 Prozent – und damit mehr als Opel, Renault oder Honda. Teslas Elektroautos sind im Luxussegment angesiedelt, das Model S kostet je nach Ausstattung zwischen 70.000 und 130.000 Dollar. In diesem Jahr will das Unternehmen einen kostengünstigeren Mittelklassewagen vorstellen.
3Wirtschaft
Fahrer kämpfen um Einstufung als Angestellte. Der juristische Druck auf den umstrittenen Fahrdienst-Vermittler Uber steigt auch im US-Heimatmarkt. In Kalifornien wurde die Ausweitung einer Sammelklage von Fahrern zugelassen, die von dem Unternehmen als Angestellte und nicht als freie Unternehmer behandelt werden wollen. Der zuständige Richter Edward Chen entschied am Mittwoch in San Francisco, dass sich bis zu 160.000 weitere Uber-Fahrer, die seit 2009 in Kalifornien tätig waren, der Klage anschließen können. Ziel der Kläger ist es, den arbeitsrechtlichen Status von Angestellten zu erstreiten. Bisher gelten die Fahrer als unabhängige Unternehmer. Dadurch müssen sie nicht nur für Autos, Benzin und Versicherung selbst aufkommen, auch Arbeitgeber-Leistungen wie Sozialversicherung kann Uber sich sparen. Die Firma sieht sich mit ihrer App und Online-Plattform lediglich als Vermittlerin von Fahrdiensten und findet die Einstufung der Fahrer als ungebundene Vertragspartner deshalb korrekt.
0Web
Mercedes-Pilot hat die Hoffnung auf den Weltmeistertitel noch nicht aufgegeben. Für seine verzweifelte Jagd auf Teamkollege Lewis Hamilton im Formel-1-Titelrennen setzt Nico Rosberg nun sogar auf ein Zweckbündnis mit den Ferrari-Piloten. Es ist wichtig für mich, dass sie zwischen uns ins Ziel kommen, appellierte Rosberg vor dem fünftletzten Formel-1-Saisonlauf im russischen Sotschi an Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen. Der Mercedes-Fahrer liegt als Zweiter 48 Punkte hinter dem britischen Titelverteidiger und kann selbst mit Siegen in allen verbleibenden Grand Prix nicht mehr aus eigener Kraft Weltmeister werden. Jetzt brauche ich Glück, aber wir haben im Sport schon gesehen, dass alles passieren kann, sagte der Deutsche. Genau deshalb aber hat Vettel wohl kein Interesse an einer Allianz. Wir sind am besten beraten, unser eigenes Ding zu machen, sagte der WM-Dritte am Donnerstag. Schließlich liegt Vettel nur elf Punkte hinter Rosberg, selbst die 59 Zähler Abstand zu Hamilton scheinen zumindest ihm nicht unaufholbar. Wir haben nach wie vor die Chance, in diesem Jahr sehr viel zu erreichen, bekräftigte der vierfache Weltmeister. Nach dem jüngsten Aufschwung und dem Sieg vor drei Wochen in Singapur darf die Scuderia durchaus damit kalkulieren, Mercedes im Endspurt zu ärgern. Zumindest der zweite Konstrukteurstitel in Serie aber dürfte den Silberpfeilen nicht mehr zu nehmen sein. Schon am Sonntag könnte die Entscheidung fallen, wenn Hamilton und Rosberg zusammen drei Punkte mehr holen als Vettel und Räikkönen. Letztes Jahr haben wir gesagt, das ist unser bestes Jahr, das können wir nicht übertreffen. Jetzt sind wir wieder hier und haben es geschafft, sagte Hamilton. Schon im Vorjahr hatte Mercedes den Team-Titel in Sotschi bejubeln können. Weil diese für die Verteilung der Gelder wichtige Wertung entschieden scheint, könnte sich das Privatduell der beiden Mercedes-Fahrer noch einmal zuspitzen. Rosberg muss schließlich Missgeschicke von Hamilton erzwingen oder auf Ausfälle hoffen, um doch noch die Wende schaffen zu können. Lewis hat es in dieser Saison besser gemacht als ich, das ist nicht gut. Aber ich kämpfe immer noch, sagte Rosberg dem französischen TV-Sender Canal+. Jetzt geht es um die Wahl der Mittel und die Frage, wie kompromisslos Rosbergs Attacken auf Hamilton in den kommenden Wochen ausfallen. Bei der Premiere des Russland-Rennens im Olympia-Ort von 2014 hatte sich der Deutsche im Vorjahr mit einem übereilten Angriff auf seinen Teamgefährten schon in Runde eins die Reifen ruiniert und war Zweiter geworden. Es geht mir nicht um Wiedergutmachung, ich denke nicht ans letzte Jahr. Ich will gewinnen, das versuche ich, mehr nicht, sagte Rosberg. Für Hamilton sind sämtliche Strategiespiele ohnehin nebensächlich. Ich denke nicht weit über dieses Wochenende hinaus. Worauf ich mich konzentriere, das ist der dritte WM-Titel, sagte der 30-Jährige. Acht Saisonsiege hat er schon auf dem Konto, der Weg zum nächsten WM-Triumph ist vorgezeichnet. Selbst eine Allianz seiner Verfolger wäre da wohl ein eher geringes Restrisiko.
4Sport
Modell mit Swarovski-Kristallen und monochromem OLED. HP hat gemeinsam mit dem Designer Isaac Mizrahi eine neue Smartwatch kreiert. Die Uhr ist mit einem monochromen OLED-Screen und ausgestattet, Zeiger und Ziffern sind allerdings analog. Der Computerhersteller hat bereits einige Smartwatches gemeinsam mit Designern und Marken entwickelt – das neue Modell soll nun Frauen ansprechen. Beim Design setzen der Computerhersteller und der US-Modeschöpfer auf klassische Optik und Glitzerelemente: so ist das 42 mm messende, wasserdichte Edelstahlgehäuse mit Swarovski-Kristallen besetzt. Einen Touchscreen gibt es nicht, die Bedienung erfolgt über die Knöpfe an der Seite. Die Uhr zeigt Benachrichtigungen, eingehende Anrufe, E-Mails und Termine an. Telefonieren oder Textnachrichten verschicken kann man damit nicht. Die Infos werden auf der unteren Hälfte des Ziffernblatts angezeigt. Die Smartwatch kann per Bluetooth sowohl mit iPhones als auch mit Android-Smartphones verbunden werden. Laut HP hält der Akku für etwa fünf Tage, bis die Uhr wieder über ein USB-Kabel aufgeladen werden muss. Das Gehäuse ist wahlweise in den Farben Silber und Gold erhältlich. Die Armbänder können gewechselt werden. Die Uhr ist im Online-Shop des Herstellers um 250 US-Dollar erhältlich.
0Web
Leicesters Titelgewinn ist für Stürmer Vardy "ein unglaubliches Gefühl". Leicester – Arm in Arm standen Leicester Citys neue Fußball-Helden im Haus von Torjäger Jamie Vardy vor dem riesigen Flachbild-Fernseher. Als Schiedsrichter Marc Clattenburg die Partie zwischen Chelsea und Tottenham (2:2) am Montagabend abpfiff, kannte der Jubel des neuen englischen Meisters keine Grenzen mehr. ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs und seine Teamkollegen ließen ihren Emotionen freien Lauf. Wie kleine Kinder fielen die Leicester-Profis übereinander her, schrien, kreischten und sprangen wild durcheinander. Die ausgelassene Freude war berechtigt, schließlich hatten Fuchs und seine Teamkollegen gerade eine der größten Sensationen im Weltfußball geschafft. Der 30-jährige Niederösterreicher zeigte auf Twitter und Facebook die Jubelszenen, sein Video wurde in kürzester Zeit zum großen Renner im Netz. CHAMPIONS!!!, schrieb Fuchs voller Stolz dazu. CHAMPIONS!!!! pic.twitter.com/pFtvo5XUNx Ein unglaubliches Gefühl, schilderte Torjäger und Englands Nationalstürmer Vardy seine Emotionen nach dem Titelgewinn. Ich habe so etwas bisher noch nicht gekannt. Wir haben letztes Jahr gerade noch den Klassenerhalt geschafft und werden nun am Samstag die Trophäe in die Höhe stemmen. Es ist der größte Erfolg in der Geschichte eines großen Vereins, und wir alle haben einen Teil dazu beigetragen. Glückwünsche an das Team von Trainer Claudio Ranieri gab es auch vom geschlagenen Verfolger Tottenham. Zuerst möchte ich Claudio und seine Spieler beglückwünschen. Sie haben eine unglaubliche Saison gespielt und den Titel verdient, sagte Trainer Mauricio Pochettino. Vor der Villa von Vardy versammelten sich Hunderte Fans und huldigten ihren Idolen. Auch rund um das King Power Stadium in Leicester und in den Pubs der Stadt feierten die Anhänger den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte bis in die Morgenstunden. (APA; 3.5.2016)
4Sport
Massiver Unmut in SPÖ wegen Abgabe des Landeshauptmannsessels. Graz/Wien – Der Verzicht der SPÖ auf den Landeshauptmannsessel in der Steiermark sorgt in der Partei weiterhin für massive Irritationen. “Ich mag dazu gar nichts mehr sagen. Nur so viel: Das war der schwärzeste Tag für die SPÖ, so etwas habe ich in meinem ganzen Leben in der Partei noch nicht erlebt. Ich bin noch immer fassungslos”, sagte Horst Schachner, steirischer ÖGB-Chef und eines von vier Vorstandsmitgliedern, die am Mittwoch gegen den von Franz Voves vorgegebenen Pakt mit der ÖVP gestimmt hatten. Er habe davor gewarnt, was es bedeutet, wenn die SPÖ jetzt den Landeshauptmannsessel abgebe, in der offenen Abstimmung darüber hätten aber alle bis auf die vier Abweichler dafür gestimmt. Ich muss das als demokratische Entscheidung zur Kenntnis nehmen, sagte Schachner dem STANDARD. Verwirrung um Abstimmung Der SPÖ-Landesparteivorstand hatte am Mittwoch mit großer Mehrheit beschlossen, die Koalition mit der ÖVP fortzusetzen und den Landeshauptmann-Posten der ÖVP zu überlassen. Vier Vorstandsmitgliedern waren dagegen, darunter ÖGB-Chef Schachner, AK-Präsident Josef Pesserl und der Landtagsabgeordnete Franz Schleich. Der Vierte soll Verteidigungsminister Gerald Klug gewesen sein – oder SJ-Mann David Rautner. Im Landesparteivorstand waren laut Landesgeschäftsführung 50 von 70 stimmberechtigten Mitgliedern anwesend. In der Frage der Koalition mit der ÖVP soll es neben den Neinstimmen auch eine Enthaltung gegeben haben. APA-Recherchen haben ergeben, dass Schachner, Pesserl und Schleich auf jeden Fall mit Nein gestimmt haben. Das wird von allen Seiten übereinstimmend bestätigt. Wer die vierte Neinstimme war, ist dagegen nicht ganz klar. Sowohl Klug als auch Rautner behaupten auf APA-Nachfrage, ebenfalls dagegen gestimmt zu haben. Aus der SPÖ hieß es, dass man keine Auskunft über das Stimmverhalten einzelner Vorstandsmitglieder geben könne beziehungsweise dürfe. Halbzeitlösung gewünscht Wortkarg gab sich Arbeiterkammerchef Pesserl: Ich habe meine Meinung im Vorstand nochmals offen kundgetan, dass wir mit allen hätten reden müssen. Ich verstehe nicht, warum wir nicht zumindest eine Halbzeitlösung ausgehandelt haben. Genau das will Baugewerkschafter Josef Muchitsch jetzt endlich aufgeklärt wissen: Es ist unerträglich, dass uns nicht erklärt wird, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist. Hat jetzt die ÖVP mit einer schwarz-blauen Koalition gedroht, oder hat Franz Voves alles freiwillig hergegeben, weil es angeblich in der SPÖ keinen Nachfolger für ihn gibt? Das soll uns die Parteiführung jetzt endlich erklären. Noch immer sehr empört zeigte sich Schleich im Gespräch mit dem STANDARD: Ich habe in der Sitzung Nachverhandlungen verlangt und gesagt, wenn es mit der ÖVP nicht möglich ist, dann machen wir es auch mit der FPÖ. Das, was die ÖVP, was Hermann Schützenhöfer mit uns gemacht hat, ist charakterlich einfach nicht in Ordnung. So kann man einen Partner nicht erpressen. Diese neue Regierung hat schon jetzt eine Schieflage. Keiner rennt mehr Richtig angefressen ist der steirische Nationalratsabgeordnete Erwin Spindelberger. Aus einem einfachen Grund: Da rennen sich unzählige Funktionäre die Haxen aus, damit wir wieder Nummer eins werden, und dann kommt so ein Ergebnis heraus. Das kann ich nicht goutieren, sagte der rote Gesundheitssprecher im STANDARD-Gespräch. Wie schon andere rote Vertreter vor ihm wirft er der ÖVP – namentlich Parlaments-Klubobmann Reinhold Lopatka – Erpressungsversuche vor. Auch wenn dieser zuvor in einer ORF-Diskussionsrunde alle Vorwürfe, er habe an Schwarz-Blau gebastelt, bestritt, sagt Spindelberger. Klar bestreitet er alles. Aber diese taktischen Spielchen kennen wir von Lopatka. Er ist für sein Dirty Campaigning mehr als bekannt. Nachhaltiger Schaden Spindelberger befürchtet, dass der Verzicht der SPÖ auf den Landeshauptmannsitz nachhaltigen Schaden angerichtet hat. So realistisch bin ich, dass ich nicht glaube, wir könnten bei der nächsten Wahl wieder eine Chance auf den ersten Platz bekommen. Aber was wäre die Alternative gewesen? Spindelberger hätte den Gang in die Opposition bevorzugt. Da gehe ich lieber mit fliegenden Fahnen unter und mache dann eine kantige Oppositionspolitik. Der Deal mit der ÖVP nutze der SPÖ nicht. Denn: Wir werden nicht mehr ernst genommen. Die Bevölkerung wirft uns vor: Es geht euch nur darum, in der Regierung zu bleiben. Alles andere ist euch egal. Schmutziger Wahlkampf Die rot-blaue Karte nicht zu zücken sei aber richtig gewesen, widerspricht Spindelberger anderen Parteikollegen. Nach diesem schmutzigen Wahlkampf der FPÖ bin ich dafür nicht zu haben. Die SPÖ müsse aber die Themen Asyl und Migration endlich offen ansprechen. Nicht mit populistischer Hetze, sondern auf sachliche Art. Nicht ganz so dramatisch sieht die Nationalratsabgeordnete und frühere steirische Landesrätin Elisabeth Grossmann Schwarz-Rot. Der Verlust des Landeshauptmanns ist natürlich schmerzlich. Noch schmerzlicher wäre Schwarz-Blau gewesen. Regierungsmitglieder unbeeindruckt Während an der SPÖ-Basis Ratlosigkeit und Irritation nach dem Verlust des Landeshauptmannes vorherrschen, zeigen sich die SPÖ-Regierungsmitglieder relativ unbeeindruckt und vermitteln eine völlig andere Sicht der Vorkommnisse. Der designierte SPÖ-Vorsitzende und Landeshauptmann-Vize, Michael Schickhofer, versichert, die Verhandlungen mit der ÖVP seien in bestem Einverständnis beider Partner über die Bühne gegangen. Nein, wir sind nicht erpresst worden, wir sind in offenen Verhandlungen zu einem vernünftigen Kompromiss gekommen, sagte Schickhofer am Donnerstag nach der letzten Sitzung der alten Regierung. ÖVP: Haben nicht gedroht Und auch der von SP-Politikern jetzt scharf angegriffene neue Landeshauptmann Schützenhöfer weist alle Spekulationen, er und seine Partei hätten die SPÖ mit der blauen Option unter Druck gesetzt, zurück. Wer mich kennt, weiß, der Hermann Schützenhöfer führt nie Parallelverhandlungen. Ich habe auch nie mit irgendwelchen Karten gedroht. Das angebliche Mastermind hinter dem steirischen Landeshauptman-Coup, Klubchef Reinhold Lopatka, beharrt auf STANDARD-Nachfrage ebenfalls auf der Darstellung, keine Gespräche mit Freiheitlichen im Hintergrund geführt zu haben. Das ist nicht mein Job. Er habe lediglich in Interviews gesagt, es solle niemand als Partner ausgeschlossen werden, der das Programm der ÖVP unterstütze. Wenn das ausreicht, um Druck aufzubauen, dann ist das nicht mein Problem. Was von beiden Seiten – zumindest inoffiziell – bestätigt wird: Die ÖVP hätte einer Halbzeitlösung zugestimmt, wenn sie die zweite Hälfte bekommen hätte. Voves hat dies abgelehnt. Am Ende hatte die ÖVP aber den ganzen Landeshauptmann. Initiative gegen Rot-Blau Gegen eine Koalition mit dem Rassismus haben laut einer Aussendung vom Donnerstag Ex-Finanzminister Ferdinand Lacina (SPÖ), die Autoren Karl-Markus Gauß und Josef Haslinger, Schauspieler Karl Markovics und der ehemalige Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, unterzeichnet. Initiator der Aktion ist der Republikanische Club, Unterstützung soll es von der Organisation SOS Mitmensch geben. Der burgenländische Pakt mit den Freiheitlichen mache die Hetze salonfähig, hieß es in dessen Aussendung. Wir fordern von den Parteien jenseits des rechtsextremen Populismus: Keine Koalition mit dieser FPÖ – nicht im Bund und nicht im Land. Weder im Burgenland noch sonst irgendwo in Österreich.
5Inland
Im April verstorbener Philosoph habe "Hegel'sche Lehre in die Gegenwart transformiert", so die Begründung. Stuttgart – Der Philosoph Michael Theunissen (1932-2015) ist posthum mit dem renommierten Hegel-Preis der Stadt Stuttgart ausgezeichnet worden. Die Jury würdigte Theunissen als einen der radikalsten und scharfsinnigsten Philosophen der Nachkriegszeit. Er habe die Hegelsche Lehre in die Gegenwart transformiert, begrümdete der Präsident der Internationalen Hegelvereinigung, Axel Honneth, die Entscheidung. Theunissen starb im April 2015 mit 82 Jahren in seinem Geburtsort Berlin. Bis zu seiner Emeritierung 1998 hatte er den Lehrstuhl für Theoretische Philosophie an der Freien Universität Berlin inne. Den Preis soll nun sein Sohn Oliver Theunissen entgegennehmen. Die mit 12.000 Euro dotierte Auszeichnung wird seit 1970 alle drei Jahre verliehen und erinnert an den Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der 1770 in Stuttgart geboren wurde. Der Preis geht an Personen, die sich um die Entwicklung der Geisteswissenschaften verdient gemacht haben – darunter waren bisher Jürgen Habermas, Niklas Luhmann, Charles Taylor, Richard Sennett und Michael Tomasello.
7Wissenschaft
Teststrecke in Bayern wird mit neuester Technik ausgestattet. Fahren per Autopilot wird nach Einschätzung des deutschen Verkehrsministers Alexander Dobrindt (CSU) ab 2020 auf deutschen Autobahnen möglich sein. In fünf Jahren werden wir hochautomatisierte Systeme serienmäßig haben, die unsere Autos digital über die Autobahn lenken, sagte Dobrindt (CSU) dem Münchner Magazin Focus laut Vorabmeldung vom Freitag. Auf dem digitalen Testfeld Autobahn an der A9 bei Ingolstadt sei dazu nun das neueste Mobilfunknetz mit einer Geschwindigkeitsqualität nahe dem zukünftigen 5G-Standard errichtet worden. Die fahrenden Autos könnten dort in Echtzeit miteinander Daten austauschen und sich vernetzen, sagte Dobrindt. Dafür statte man die Straße mit intelligenter Sensorik aus und entwickle die Kommunikation zwischen Infrastruktur und Fahrzeug weiter. 2016 erweitern wir das Testfeld auf Stadtteile von Ingolstadt, kündigte der Minister an. So könnten Unternehmen auch automatisiertes Fahren im realen Stadtverkehr testen. Der Bund fördert laut Dobrindt die vernetzte Mobilität mit 40 Mio. Euro, davon fließen 25 Mio. Euro ins digitale Testfeld Autobahn. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hatten im vergangenen September erklärt, hochautomatisiertes Fahren auf Autobahnen sei bis 2020 technisch möglich und biete große Chancen für Wertschöpfung und Beschäftigung. Mit der Technologie könnten 2025 rund 131.000 Jobs verbunden sein.
0Web
Die bisherige Chefredakteurin Christiane Teschl wechselt für das Frühstücksfernsehen in die ORF-Generaldirektion. Wien – Der ORF hat den Posten des Chefredakteurs für das ORF-Landesstudio Niederösterreich ausgeschrieben. Hintergrund: Die bisherige Chefredakteurin Christiane Teschl wechselt – wie berichtet – in die ORF-Generaldirektion und wird das Team um das Frühstücksfernseh-Projekt Guten Morgen Österreich verstärken. Teschl wurde zuletzt als mögliche Sendungsverantwortliche für das Format, das im Frühjahr 2016 starten soll, gehandelt. In Niederösterreich wird nun ein Nachfolger für Teschl in der Verwendungsgruppe 9 (Bruttojahresgehalt mindestens Euro 58.814,70 inkl. Sonderzahlungen und UDZ. Höheres Gehalt abhängig von Erfahrung und Ausbildung) gesucht, wie es am Dienstag in der in der Wiener Zeitung veröffentlichten Stellenausschreibung heißt. Als aussichtsreichster Kandidat für den Posten wird Robert Ziegler gehandelt. Ziegler bestätigte, sich um den Posten bewerben zu wollen. Der Niederösterreich heute-Moderator ist auch Koordinator der Landesstudios in der ORF-Generaldirektion, bürgerlicher Zentralbetriebsrat und seit 2011 als Belegschaftsvertreter im ORF-Stiftungsrat vertreten. 2011 wies er in Niederösterreich Mitarbeiter per Rund-Mail an, den norwegischen Attentäter Anders Breivik nicht als christlichen Fundamentalisten zu bezeichnen, sondern als religiösen Fanatiker oder Rechtsextremisten. Nach Protesten der ORF-Redakteursvertreter und einer Beschwerde der Initiative Religion ist Privatsache befassten sich die Medienbehörde KommAustria, der Bundeskommunikationssenat und später der Verfassungsgerichtshof mit Zieglers Sprachreglung. Als letzte Instanz urteilte der Verfassungsgerichtshof, dass er damit nicht das ORF-Gesetz verletzt habe.
6Etat
Keine Papiere, kein Rückreisezertifikat – einziger Ausweg Grundversorgung. Wíen – Seit dem Eisenstangen-Mord an einer 54-jährigen Frau am Wiener Brunnenmarkt vor eineinhalb Wochen wird viel über nicht abschiebbare Ausländer diskutiert. Wie war es möglich, dass ein psychisch auffälliger, gefährlicher Mensch, der Österreich bereits vor zwei Jahren hätte verlassen müssen, obdachlos in Wien lebte? – wird gefragt. Tatsächlich dürfte der 21-jährige Kenianer Francis N., der mangels Rückreisepapiere nicht abgeschoben werden konnte, in kein Versorgungsnetz gepasst haben. Offenbar ist er mit einem regulären Visum eingereist. Das heißt, dass für ihn eine Garantieerklärung zur Übernahme aller in Zusammenhang mit seinem Aufenthalt anfallenden Kosten abgegeben wurde. In solchen Fällen greift auch die Grundversorgung nicht, sagt Kathrin Hulla, Rechtsexpertin der Caritas. Tatsächlich ist die Grundversorgung für nicht abschiebbare Fremde, bei denen es sich im Unterschied zu Francis N. meist um rechtskräftig negativ beschiedene Asylwerber handelt, die einzige Möglichkeit legalen Auskommens. Wobei sie nur dann eine Chance auf Grundversorgungsleistungen – Quartier und Verköstigung – haben, wenn sie unbescholten sind und sich aktiv bemühen, ins Heimatland zurückzukehren. Auch sei man, so Hulla, in Wien beim Gewähren von Grundversorgung an rechtskräftig ausgewiesene Menschen großzügiger als etwa in Niederösterreich. Aber nicht aus reiner Menschenliebe, sondern auch aus sicherheitspolitischen Gründen: Jemand, der in Grundversorgung angemeldet ist, ist greifbar – jemand, der untertaucht, nicht. Derzeit leben österreichweit rund 2800 in Asylverfahren rechtskräftig negativ beschiedene Menschen in Grundversorgung – insgesamt sind es 85.500 Personen. Jene nicht Abschiebbaren, deren Identität feststeht, können eine Duldung beantragen. Nach einem Jahr haben sie dann die Möglichkeit, Aufenthaltsbewilligung für ein Jahr zu beantragen. Diese Umstiegsmöglichkeit soll nicht abschiebbaren Ausländern eine Chance geben, die unverschuldet in diese Lage geraten sind. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn keine gültigen Personalpapiere des Heimatlands existieren und mit dem Heimatland kein Rückreiseüberkommen existiert – so wie etwa im Fall Algeriens und Marokkos. Keine Chance auf Versorgung durch den Staat haben abschiebbare Ex-Asylwerber, wenn sie vorbestraft sind. Wie – aus anderen Gründen – Francis N. befinden auch sie sich in einer aussichtslosen Lage: keine Papiere, kein legales Auskommen, Festnahme bei jeder Kontrolle. Wobei binnen Kurzem wieder die Enthaftung folgt: Sie sind ja nicht abschiebbar. Wie viele solch Illegalisierte es in Österreich gibt, weiß niemand.
1Panorama
59 Prozent der Wähler lehnen die SVP-Durchsetzungsinitiative ab, höchste Wahlbeteiligung seit 14 Jahren. Zürich – Die Schweizer haben am Sonntag schärfere Bestimmungen zur Ausweisung straffälliger Ausländer abgelehnt. Einer Hochrechnung des Fernsehens zufolge lehnten gut 59 Prozent der Wähler die sogenannte Durchsetzungsinitiative der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) ab. Es ist eine herbe Niederlage für die Partei um ihren Vordenker Christoph Blocher, die immer wieder mit Ausländerthemen punkten konnte. Entscheidend zum Nein beigetragen hat laut dem Politologen Claude Longchamp, dass die Gegner der Initiative die Wähler im großen Stil mobilisieren konnten. Man hat gesehen, dass die Mobilisierung insbesondere in den großen Städten exemplarisch hoch ist, sagte der Leiter des Forschungsinstituts GFS Bern. Die Wahlbeteiligung erreichte mit 62 Prozent den vierthöchsten Wert bei Volksbefragungen in der Schweiz. In manchen Regionen betrug die Wahlbeteiligung um die 70 Prozent. Mit ihrem Vorschlag wollte die SVP die Ausweisung von Ausländern erzwingen, die gegen Gesetze verstoßen haben. Weil die Partei mit der Umsetzung ihrer 2010 von der Bevölkerung angenommenen Ausschaffungsinitiative unzufrieden war, wollte sie einen mehr als 50 Delikte umfassenden Katalog in der Verfassung verankern lassen, um einen absoluten Ausweisungsmechanismus zu schaffen. Nicht nur eine Verurteilung wegen Verbrechen wie Mord, Vergewaltigung und Einbruch, sondern auch leichtere Delikte wie wiederholte Geschwindigkeitsübertretungen sollten automatisch zu einem Landesverweis führen – ohne Einspruchsmöglichkeit. Gegen die Pläne der mit 29,4 Prozent Wähleranteil stärksten Partei formierte sich breiter Widerstand. Die wirtschaftsfreundliche FDP und die Sozialdemokraten stellten sich ebenso dagegen wie Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft. Befürchtet wurde, dass bei einem Ja der Ruf der Schweiz als Wirtschaftsstandort wie schon nach dem Einwanderungsvotum schweren Schaden nimmt. Die Zivilgesellschaft ist erwacht und hat klargemacht, dass sie Rechtsstaat, Minderheitenschutz und Menschlichkeit über Fremdenfeindlichkeit und den totalitären Machtanspruch einer einzelnen Partei stellt, sagte Christian Levrat, Präsident der Sozialdemokraten. Ebenfalls abgelehnt haben die Wähler am Sonntag ein von der Jugendorganisation der Sozialdemokraten angestrebtes Spekulationsverbot für Nahrungsmittel. Hingegen hieß die Bevölkerung die Pläne der Regierung für eine zweite Tunnelröhre durch den Alpenpass Gotthard in den Süden der Schweiz gut.
2International
Patienten mussten trotz Behandlungsmöglichkeiten in Isolation leben. Tokio – Japans Justiz hat sich für die jahrzehntelange Diskriminierung früherer Lepra-Kranker entschuldigt. Obgleich Lepra bereits seit den 1940er-Jahren behandelbar ist, zwang die japanische Regierung noch bis 1996 Leprapatienten, völlig isoliert vom Rest der Bevölkerung zu leben. Auch Justizverfahren wurden aufgrund der unbegründeten Angst vor Infektionen nicht in normalen Gerichtssälen abgehalten, sondern in den Zwangslagern der Patienten. Dies sei nicht rechtmäßig gewesen, räumte der Oberste Gerichtshof am Montag laut Medienberichten ein und bat die Opfer um Entschuldigung. Bereits 1941 war das erste Medikament zur Behandlung von Lepra entwickelt worden. Dennoch verschärfte die japanische Regierung zwölf Jahre später sogar noch das Gesetz zur Zwangsisolation der Leprakranken aus dem Jahre 1931. Die japanischen Ärzte konnten damals nicht glauben, dass Lepra heilbar ist. Die Betroffenen in den Sanatorien genannten Kolonien auf isolierten Inseln waren den Fachleuten ausgeliefert. Japans Staat und Gesellschaft haben diese Menschen zu Aussätzigen gemacht, stigmatisiert bis an ihr Lebensende. Erst 2001 räumte Japan ein, dass die jahrzehntelange Isolationspolitik falsch gewesen sei. Viele Betroffene blieben auch nach Abschaffung des Gesetzes 1996 in ihren Kolonien, aus Angst vor andauernder Diskriminierung. Viele änderten ihre Namen, damit die Angehörigen keine Nachteile im Beruf oder bei der Heirat erlitten. 2014 begann auf Verlangen früherer Patienten eine Untersuchung früherer Justizverfahren. Solche Sondergerichte in den isolierten Leprakolonien gab es demnach in den Jahren zwischen 1948 und 1972 in insgesamt 95 Fällen.
1Panorama
Erst flog er raus, nun kehrt er in den Nationalrat zurück: Grün-Politiker über rechte Hetze, Strache als Vorbild und brutale interne Kämpfe.. Er war langjähriger grüner Sozialsprecher und Betreiber des Rechtsextremen-Watchblogs Stoppt die Rechten, bis er 2013 keinen aussichtsreichen Platz mehr auf der Grünen Liste bekam. Nun rückt er nach, wenn die vor ihm auf der Wiener Liste gereihte Nationalratsabgeordnete Daniela Musiol im Frühjahr ausscheidet. Im STANDARD-Interview erklärt Karl Öllinger, warum er glaubt, dass Parteien lernen müssen, anders zu kommunizieren. STANDARD: Ihr Spezialgebiet ist der Rechtsextremismus. Hetze nimmt auch im Mainstream zu. Ist es zeitgemäß, sich auf Rechtsaußen zu konzentrieren? Karl Öllinger: Ja und nein. Sie haben recht, dass sich das mittlerweile über die gesamte Gesellschaft ergossen hat. Aber andererseits gibt es allein im blauen Umfeld 40 bis 60 Facebook-Gruppen, die gut administriert sind und systematisch Hetze verbreiten. STANDARD: Es gäbe weniger Hetze, würde die extreme Rechte sie nicht gezielt anstacheln? Öllinger: Ja. Dazu kommt, dass die FPÖ, und mit ihr das Gros ihrer Wähler, sich weitgehend von den Medien und von einer sachlichen Auseinandersetzung verabschiedet. Ich habe auf Facebook einen Beitrag über die syrische Hungerstadt Madaya geteilt. Daraufhin schreibt mir eine Frau, das sei doch erfunden. Ich antworte: Entschuldigung, aber das wird von egal welcher Seite bestätigt. Sie darauf: Ich glaube das trotzdem nicht. Diese Frau ist nicht blöd, keine Rechtsextreme, aber sie ist nicht mehr erreichbar – sie glaubt nur noch was sie will. STANDARD: Wenn viele den klassischen Medien nicht mehr glauben, wie muss sich die Kommunikation der Politiker ändern? Öllinger: Das kann ich noch nicht beantworten. Die grüne Medienstrategie ist genauso wenig ausreichend wie die der anderen Parteien mit Ausnahme der FPÖ. Das ist ein katastrophales Hinterherhinken.Wenn Heinz-Christian Strache schreibt Ich wünsche euch einen guten Sonntag, dann antworten 5000 Leute: Danke, dass du MIR einen guten Sonntag gewünscht hast! Das ist eine irrsinnig hierarchische Struktur. Wenn ich auf Facebook schreibe, ich wünsche euch einen guten Sonntag, dann sagen wahrscheinlich 90 Prozent der Leute: Lass mich in Ruh mit dem Schas. STANDARD: Klingt da Neid durch? Öllinger: Nein, das sind die Mühen der Ebene. Wenn Strache behauptet, eine Asylwerberfamilie bekomme so viel und eine österreichische Facharbeiterfamilie so viel weniger, dann sage ich: Lieber Strache, du kannst nicht eine Familie mit sechs Kindern mit einer Familie mit drei Kindern vergleichen. Gut, das hat er dann korrigiert. Wir haben vorgerechnet, dass auch das nicht stimmt, er hat es korrigiert. Aber das Interessanteste war: Als ich meine Reaktion gepostet habe, fragten viele: Woher hast du die Zahl? Einerseits ist das gut, die Leute sollen ja nicht fressen was ihnen der Öllinger erzählt. Andererseits ist es mühsam. Wir brauchen eine neue Kommunikationsstrategie, eine andere als die FPÖ – aber welche, weiß ich noch nicht. STANDARD: Scheitert es auch daran, dass die Grünen zu wenig provozieren? Öllinger: Es ist nicht die Zeit fürs Provozieren. Aber lassen Sie mich noch eines sagen: Ich bin 1994 in den Nationalrat gekommen und habe ein gegenüber Jörg Haider völlig sprachloses Parlament erlebt. Es ist ganz still, keiner macht einen Zwischenruf! Er konnte die widerlichsten Sachen behaupten, ohne dass jemand sagte Das stimmt nicht. Ich habe mich bemüht, in anderen Parteien Parlamentarier zu finden, die ähnlich ticken. Dann hat es geklappt mit der Gegenwehr. STANDARD: Sie werden nun wieder Verbündete in SPÖ und ÖVP suchen? Öllinger: Versuchen werde ich es, aber es wird schwieriger. Es gibt diese Leute, ich weiß nicht, warum sie schweigen. Das Land steuert auf die Wiederauflage von Schwarzblau zu, und die SPÖ läuft der ÖVP in der Asylpolitik nur noch hinterher. STANDARD: Die Grünen kritisieren Obergrenzen, Zäune – aber wo ist die eigene, grüne Vision? Öllinger: Die fehlt mir manchmal auch. Das ist nicht nur ein Vorwurf, ich kenne den politischen Alltag, man kommt aus dem Reagieren oft nicht raus. Wir leben in einer erstarrten politischen Kultur, das Verhältnis Regierung-Opposition ist ritualisiert. Man diskutiert nicht mehr, sondern sagt nur noch: Der Vorschlag kommt von denen, also ist er gut, oder von denen, also ist er schlecht. Tödlich. STANDARD: Welches Thema wollen Sie im Grünen Klub übernehmen? Öllinger: Ich strebe keine Sprecherrolle an, bemühe mich aber wieder im Sozialausschuss zu sein. Zwei Jahre, kein interner Wiederwahlkampf – befreiend. STANDARD: Also ein klar auf zwei Jahre befristeter Wiedereinstieg? Öllinger: Das soll man nie sagen. Aber es ist realistisch. STANDARD: Bei der letzten Wahl hat die Partei Sie übergangen, sie fanden keinen aussichtsreichen Platz auf der Liste. Was sagt das über den Status antifaschistischer Politik bei den Grünen aus? Öllinger: Die Grünen haben mich 19 Jahre lang im Nationalrat arbeiten lassen, eine lange Zeit. Ich dachte: Entweder schätzen sie meine Arbeit, oder sie lassen es bleiben. Das Kalkül ist nicht aufgegangen. Natürlich erwarten auch wohlmeinende Grüne, dass man an innerparteilichen Wahlkämpfen teilnimmt. Der interne Kampf ist in den ersten vier Jahren milder als in anderen Parteien, im fünften Jahr aber brutaler. STANDARD: Also eher ein Kampf der Gesichter als der Inhalte? Öllinger: Das werden alle abstreiten, aber natürlich geht es auch um Gesichter. Ich war dafür zu müde – jetzt weiß ich, es war der Krebs, der mich müde gemacht hat. Andererseits wollte ich auch nicht kämpfen. Ich dachte: Wird die Arbeit wertgeschätzt, ja oder nein? Man könnte sagen, sie wurde nicht wertgeschätzt, aber das würde ich nicht gelten lassen: Die Grünen haben sich dann ja bemüht, Stoppt die Rechten weiterzuführen. STANDARD: Wie finden Sie es, dass die grüne Basis nicht über die Kandidatur Alexander Van der Bellens abstimmen durfte? Öllinger: Ich habe das Wording unabhängiger Kandidat vielleicht extrem gefunden. Andererseits sage ich aus Kenntnis Van der Bellens, dass es wohl keinen unabhängigeren Kandidaten gibt als ihn. Alles wissen, dass er weitab von Parteiwordings agiert. Und ich glaube es gibt auch niemanden bei den Grünen, der die Kandidatur an sich kritisiert. STANDARD: Die Jungen Grünen haben ihn als zu neoliberal bezeichnet. Öllinger: Diese Kritik verkennt ihn. Er war nie ein Dogmatiker. Auch in Sozialfragen, wo er mich manchmal gezwungen hat, detailliert Antworten zu geben, waren das oft lange Diskussionen. STANDARD: Es war also auch eine Art Vorsichtsmaßnahme, ihn als Unabhängigen zu präsentieren – weil er unberechenbar ist? Öllinger: Ich weiß nicht, was die Überlegung war, aber Vorsichtsmaßnahme gefällt mir nicht schlecht. STANDARD: Sie wissen es nicht, wurde das nicht breit diskutiert? Öllinger: Wenn du draußen bist aus dem Klub, bist du aus allen Kanälen draußen. Es wurde dann bis in die Ortsgruppen kommuniziert, aber ich war ja auch einige Zeit weg. Aber ich war lang genug in Gremien – es geht mir nicht ab.
5Inland
Vorarlberg bekommt seinen ersten Untersuchungsausschuss. Die SPÖ will die Hypo Landesbank durchleuchten. Auch dieser Ausschuss wird wohl unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Die Hypo Landesbank in Panama unterwegs und der Abfallentsorger Häusle, oft und gerne als Vorzeigebetrieb gehandelt, als Tatort für illegale Mülltransaktionen entlarvt – im subara Ländle löst sich der Putz von der Fassade. Das freut die Opposition und bringt sie gleichzeitig ins Dilemma. Denn beide Skandale gäben Stoff für einen Untersuchungsausschuss her. Geld- und Müllgeschäfte zu untersuchen, geht aber nicht. Denn laut Geschäftsordnung des Landtags dürfen nicht mehrere Untersuchungsausschüsse gleichzeitig laufen. So entschied sich die SPÖ für die Prüfung der Geldgeschäfte, den Müll überlässt sie der Staatsanwaltschaft. Briefkasten-Geschäfte der Landesbank hätte es eigentlich seit 2009 keine mehr geben dürfen. Damals wurde die Liechtensteiner Tochter mit all ihren steueroptimierenden internationalen Ausläufern abgestoßen. Die Grünen hatten mit Recherchen zu den Verflechtungen gehörig Druck im Landtag gemacht. Der damalige Landeshauptmann Herbert Sausgruber (ÖVP) wies die Bank in ihre regionalen Schranken. Ganz hielt man sich nicht an die Order des Landeschefs, wie die Panamapapers zeigen. Die Nähe zu den Zürcher Bank-Hinterhöfen in Liechtenstein dürfte zu verlockend gewesen sein. Spuren führen aus Bregenz über Liechtenstein nach Panama und zurück. Die Vorarlberger hätten einem unter US-Sanktionen stehenden russischen Oligarchen über verschachtelte Firmen beim Bootsbau geholfen, ist zu lesen. Man habe sich an die Geldwäschegesetze gehalten, immer gewusst, wer die (Liechtensteiner) Kunden sind, beteuern die Bankverantwortlichen. Ob man auch wusste, wer die Kunden der Kunden der Kunden waren, darf die Öffentlichkeit nicht erfahren. Bankgeheimnis. Datenschutz. Die Banker ließen die Landtagsabgeordneten im Kontrollausschuss mehr oder weniger höflich abblitzen. Nun soll ein Untersuchungsausschuss Klarheit über die Verantwortung von Landesverwaltung und Regierung bringen. Lang hat die Vorarlberger Opposition um mehr Kontrollrechte gekämpft. 2014 im Frühling war es dann so weit. Alle vier Parteien stimmten dafür, Untersuchungsausschüsse als Minderheitenrecht festzuschreiben. Nun lässt es sich Michael Ritsch, der sich nach dem Debakel bei der Landtagswahl 2014 (drei Mandate für die SPÖ) am Ende seiner politischen Karriere befindet, nicht nehmen, als erster Untersuchungsausschuss-Vorsitzender in die Geschichte des Landtags einzugehen. Der Weg zum Aufdecker ist steil und steinig. Für Ritsch heißt es vorerst: Zurück an den Start. Denn der Antrag der SPÖ wurde von den Landesjuristen in einer dreiseitigen Stellungnahme zerpflückt. Laut Geschäftsordnung dürfen nur behauptete Missstände in der Verwaltung des Landes geprüft werden. Im Falle der Hypo Aufsichtspflichten und Weisungen. Der Blick in direkte Geschäfte der Bank, sprich in die Briefkästen, wird dem Landtag verwehrt bleiben. Nun müssen die Sozialdemokraten ihren Antrag umformulieren. Sonst, sagen die Landesjuristen, wäre der Ausschuss nicht rechtswirksam. Sprich, für die Katz. Auch rechtlich einwandfreie Formulierungen werden die Aversion der Volkspartei gegen den Ausschuss nicht mindern. Man fürchte um das das Renommee der Landesbank, ließ Klubobmann Roland Frühstück via Aussendung mitteilen. Die Hypo dürfe durch diese politische Untersuchung keinen Schaden erleiden, fordert Frühstück und droht der SPÖ auch gleich: Wir werden darauf achten, dass der Ausschuss nicht zur Bühne für politische Profilierungen verkommt. So wird der erste Vorarlberger Untersuchungsausschuss wie alle Landtagsausschüsse hinter verschlossenen Türen stattfinden. Einen Antrag auf Öffentlichkeit wird die Volkspartei ablehnen.
5Inland
Menschliche Sprache wird in erster Linie in der linken Hirnhälfte verarbeitet. Nun haben Forscher eine erstaunliche Ausnahme von der Regel entdeckt. Bochum/Wien – Die im kurzen Videoclip festgehaltene Szene ist schon beim Hinschauen erstaunlich: In einer bewaldeten Berglandschaft pfeifen einander zwei Personen abwechselnd ziemlich elaborierte Laute zu. Die Entfernung der pfiffigen Männer beträgt 700 Meter Luftlinie, ihre Standorte sind durch ein Tal getrennt. Vollends verblüffend wird die Szene mit Übersetzung: Nachdem die beiden Männer Grüße ausgetauscht haben, fragte der eine den anderen, ob er später ins Café herüberkommen würde. Der solcherart Angepfiffene bejaht pfeifend. Dann kommt der Forscher ins Spiel, der die Szene filmt: Er lässt Grüße ausrichten. Prompt wird von drüben zurückgepfiffen, wann der Professor das Dorf verlassen wird. Morgen lautet die pfiffige Antwort, worauf der andere von drüben eine gute Reise wünscht, pfeifend. Das Video hat Onur Güntürkün aufgenommen, ein an der Uni Bochum tätiger Hirnforscher mit türkischen Wurzeln, der sich seit einigen Jahren mit dem gepfiffenen Türkisch beschäftigt. Dass diese Sprache überhaupt existiert, sei ein unglaublicher Glücksfall, so Güntürkün: Es ist wie ein Experiment der Natur. Vor der Einführung von Telefonen war gepfiffenes Türkisch in den Bergregionen der nordöstlichen Türkei die wichtigste Kommunikationsform über weite Strecken. Schuld daran ist die zerklüftete Topografie, die Ortswechsel erschwert: Über hunderte Meter hinweg ist Pfeifen besser hörbar. Gepfiffenes Türkisch ist keine andere Sprache, nur Türkisch in einer anderen Form, erklärt Güntürkün. Es sei aber selbst für Personen, die des Türkischen mächtig sind, nur sehr schwer zu verstehen, so der Forscher. Noch faszinierender als das gepfiffene Türkisch ist für den Neurowissenschafter aber, was sich dabei im Hirn abspielt. Während nämlich alle Sprachen – egal ob gesprochen oder gelesen – vor allem in der linken Hemisphäre verarbeitet werden, werden beim gepfiffenen Türkisch beide Hirnhälften benötigt, berichtet Güntürkün im Fachblatt Current Biology: Für die Pfeifsprache braucht es Informationen über Frequenz, Melodie oder Tonhöhe – und die werden in der rechten Hemisphäre verarbeitet.
7Wissenschaft
Zweimal 6,8 – Ein Toter – Präsident Correa schickte alle Schüler nach Hause. Quito – Ecuador ist am Mittwoch von zwei schweren Erdbeben erschüttert worden, mindestens ein Mensch ist dabei getötet worden. Bei einem Beben um 11.46 Uhr Ortszeit wurde wie zuvor bei einem Erdstoß in der Nacht die Stärke 6,8 gemessen, teilte Präsident Rafael Correa mit. Beim zweiten Beben gab es laut Correa mindestens einen Toten und 87 Verletzte, wie die Nachrichtenagentur Andes berichtete. Das Beben ereignete sich in der Nähe des Küstenortes Mompiche in der Provinz Esmeraldas. Beim ersten Beben, dessen Zentrum vor der Pazifikküste lag, gab es elf Verletzte und geringe Schäden. Mitte April waren bei einem Erdbeben der Stärke 7,8 in dem südamerikanischen Land rund 660 Menschen ums Leben gekommen. Seither gab es etwa 1.500 Nachbeben, die meisten waren harmlos. Definitivo IG: Réplica 6.8 Richter. Epicentro sur de Muisne. Pequeños daños materiales.Todos tranquilos.Quito puede regresar a casas. Correa richtete einen Krisenstab ein. Das zweite Beben war auch in der Hauptstadt Quito deutlich zu spüren, Menschen rannten auf die Straßen. In der am stärksten betroffenen Küstenregion wurden mehrere Gebäude beschädigt. In einigen Regionen fiel der Strom aus. Correa ordnete ein Ende des Schulunterrichts im ganzen Land an. In den Provinzen Manabí und Esmeraldas wird der Unterricht laut Correa bis Montag ausgesetzt, um Risiken bei Nachbeben zu vermeiden. Ecuador mit seinen rund 16 Millionen Einwohnern liegt geografisch am Pazifischen Feuerring, einem Gürtel Hunderter aktiver Vulkane. Der ist etwa 40.000 Kilometer lang und wie ein Hufeisen geformt. Dort treffen verschiedene Platten der Erdkruste aufeinander. Es kommt häufig zu tektonischen Verschiebungen und Verwerfungen, die Vulkanausbrüche, Erdbeben und Tsunamis zur Folge haben können. (APA, 18.5.2016)
1Panorama
Baumwollmagnat wird neuer Präsident im westafrikanischen Land. Aufatmen in der Wirtschaftsmetropole Cotonou: Nach wochenlangen Diskussionen, Spekulationen und Gerüchten ist endlich klar, dass der gut 10,6 Millionen Einwohner zählende westafrikanische Staat künftig von Patrice Talon (57) regiert wird. In der Stichwahl um das Präsidentenamt setzte er sich am Sonntag überraschend deutlich mit 65 Prozent der Stimmen gegen Lionel Zinsou durch. Im ersten Wahlgang hatte der 61-jährige Banker noch vorn gelegen und mit 28 Prozent das beste Ergebnis geholt. Zinsou hatte schon in der Nacht auf Montag seinem Kontrahenten zum Sieg gratuliert. Die nationale autonome Wahlkommission Cena bestätigte dann das Ergebnis am Montagnachmittag. Zwar wirkte Zinsou präsenter als Talon, doch Letzterem gelang es, sich als Mann des Volkes zu platzieren. Dabei dürfte der Geschäftsmann, der laut Forbes mit einem Vermögen von 400 Millionen US-Dollar der reichste Beniner ist, weit entfernt von den Alltagssorgen seiner Landsleute sein. Der Staat wird zwar gerne als Musterdemokratie gelobt, der vor 25 Jahren der friedliche Wechsel zum Mehrparteiensystem gelang; wirtschaftlich tut sich in dem Land, das hauptsächlich Baumwolle exportiert, jedoch schon seit Jahren kaum noch etwas. Gerade im Vergleich zum großen Nachbarn Nigeria wirkt es sehr verschlafen. Viele Beniner kritisieren vor allem die massive Verschwendung von Staatsgeldern durch den bisherigen Präsidenten Boni Yayi. Korruption im Kleinen lähmt das System zusätzlich. Zinsou sollte die Macht von Yayi übernehmen, was die Wähler am Sonntag jedoch deutlich boykottierten. Die Sorge, dass Letzterer weiter mitregiert, war zu groß – und auch der Ärger darüber, dass der 61-Jährige erst vor nicht einmal einem Jahr ins Land gekommen war. Zinsou, Sohn einer Französin und eines Beniners, hat fast sein ganzes Leben auf dem Territorium der einstigen Kolonialmacht verbracht. Im Juni 2015 machte Yayi ihn zum Premierminister und Kronprinzen. Die Wahl Talons, der ebenfalls viel Zeit im Ausland verbringt, gilt deshalb mindestens genauso stark wie ein Protest gegen Yayi. Ironischerweise ist der Wahlsieger aber viel stärker als Zinsou mit den alten Strukturen verbandelt. Der Geschäftsmann finanzierte beide Wahlkämpfe des Noch-Präsidenten. Erst als dieser mithilfe einer Verfassungsänderung ein drittes Mal antreten wolle, entschied Talon: Es reicht. Er lehnte die finanzielle Unterstützung des Coups ab. Yayi warf ihm dann vor, er hätte ihn vergiften wollen. Nach mehreren Jahren im französischen Exil konnte Talon jedoch im Spätherbst 2015 zurück in sein Heimatland kommen. Mit dem clever gewählten Zeitpunkt machte Talon sofort seine Ambitionen auf das höchste Amt im Staat deutlich, das Präsident Yayi nun ausgerechnet an seinen ärgsten Feind verloren hat. Die formelle Machtübergabe findet am 6. April statt.
2International
Nächste dubiose Crowdfunding-Kampagne für Windows-Handy – unrealistische Versprechungen, wenig bekannt über Initiatoren. Mit dem Lumia 950 kann Microsoft wohl Windows Phone-Fans zufrieden stellen, doch das Gerät erweist sich nicht als der erhoffte Heilsbringer, der der Windows-Plattform auf Mobiltelefonen zum dringend notwendigen Aufschwung verhelfen kann. So lautet die weitestgehend einhellige Meinung vieler Tester. Die enttäuschten Hoffnungen soll nun SyncPhone von Nurve Technologies erfüllen. Denn statt mit Windows 10 Mobile soll das Handy dank Intel-Chip mit vollwertigem Windows 10 laufen und dazu auch Stifteingabe unterstützen. Damit entspricht es dem Traum vom Surface Phone, den Microsoft bislang noch nicht erfüllt hat. Die Sache hat allerdings mehrere Haken. Keine Kompromisse wolle man eingehen, schreiben die Erfinder des SyncPhone auf Indiegogo, jener Crowdfunding-Plattform, über welche die Herstellung des Gerätes finanziert werden soll. Drei Varianten des Geräts, SyncPhone, SyncPhone S (die Ausgabe mit Stift) und SyncPhone Pro, plant man. Die Plattform dafür soll die Atom Z8000-Reihe auf Basis der Cherry Trail-Architektur bilden. Je nach Gerät sollen dabei bis zu acht GB RAM, 128 GB Speicher und eine 20-MP-Kamera neben den üblichen Standard-Features verbaut werden. Obendrauf gibt es einen microHDMI-Port und USB-C. Die Displaydiagonale wird, noch ohne Auflösung, mit 5,4 Zoll angegeben. Ein integrierter Kickstand soll das Gerät auf Wunsch sowohl in der Porträt- als auch in der Landscape-Position stehen lassen können. Fotos existieren von dem Gerät bislang nicht, es gibt lediglich verschiedene Renderings, die auch in einem kurzen Video zu sehen sind. Trotzdem soll der Release in greifbarer Nähe sein. Als voraussichtliches Lieferdatum wird der Februar 2016 genannt. Wer früh zusagt, soll schon ab 199 Dollar ein SyncPhone, für 299 Dollar ein SyncPhone S und für 499 Dollar ein SyncPhone Pro erhalten, die geplanten Handelspreise liegen deutlich darüber. Dass das SyncPhone jemals vom Fabriksband läuft, ist allerdings auszuschließen. Trotz definierter Preise geben die Macher in einem ersten Update zu ihrer Kampagne an, dass sie sich noch nicht für Kapazität und chemische Zusammensetzung des Akkus entschieden hätten, aber derzeit ein 3.000-mAh-Modell mit Schnellladefunktion favorisieren würden. Dazu könnten sich noch viele Komponenten und das Aussehen des Gerätes ändern. Zu beachten ist hier etwa der zeitliche Aspekt. Das Smartphone so es überhaupt in Entwicklung ist, hat offenbar noch nicht einmal den Status eines Prototyps erreicht. Unter Berücksichtigung realistischer Zeiten für Entwicklung und Fertigung, die durch Weihnachtsfeiertage bzw. das chinesische Neujahrsfest zusätzlich beeinträchtigt wären, wäre es unmöglich, die Handys bereits in drei Monaten auszuliefern. Auch das Finanzierungsziel erscheint unrealistisch, es werdem allerdings keine Angaben über bisher eingeflossenes Eigen- und Fremdkapital gemacht. Die angestrebten 750.000 Dollar alleine sind für die Entwicklung und Herstellung eines Smartphones, insbesondere mit einer dafür bis dato nicht verwendeten Plattform, zu diesem Preis viel zu wenig. Relevante Erfahrungswerte kann das Team ebenfalls nicht aufweisen. Nurve-Gründer Drew Maben ist nach eigenen Angaben Chef eines über die Kunstplattform Deviantart operierenden Verlags. Das Aushängeschild, ein Buch namens Chief Executive Warrior, ist seit letztem Juli im Sortiment von Amazon.com zu finden. Dort rangiert es bei null Bewertungen aktuell abgeschlagen am achtmillionsten Platz. Maben ist nach eigenen Angaben zudem erfahrener Programmierer, Techniker und hat Viele Kurse in Computerwissenschaften belegt. Das zweite genannte Teammitglied, besucht laut einem durch Namen und Foto zuordenbaren Facebook-Profil eine Oberschule in England, die dritte Person ist 3D-Künstler ohne weiter bekanntem Hintergrund. Das SyncPhone erweist sich schnell als unerfüllbares Versprechen, das potenziell auch ein PR-Gag sein könnte. Eine Finanzierung erscheint derzeit allerdings ohnehin unrealistisch. Die 750.000 Dollar sind als Fixbetrag definiert, müssen also bis zum Ablauf der Kampagne Ende Dezember erreicht werden, damit es tatsächlich zu einer Auszahlung kommt. Davon ist man aktuell aber weit entfernt. In jedem Fall demonstriert die Existenz der Kampagne erneut, dass Plattformen wie Indiegogo oder Kickstarter neue Projekte offenbar nicht auf Glaubwürdigkeit prüfen. Das hat einige größere Seiten allerdings nicht davon abgehalten, teils unkritisch über das SyncPhone zu berichten – beispielsweise Neowin, WinBeta und Digital Trends. Ähnlich unglaubwürdig präsentierte sich vor einigen Monaten das schwimmende Smartphone Comet Core. Dort stellte man die vor dem Scheitern stehende Kickstarter-Kampagne angeblich wegen einer den Kickstarter-Richtlinien widersprechenden Beigabe ein und startete auf Indiegogo einen neuen Versuch – und konnte den Zielbetrag von 120.000 Dollar übertreffen. Auch der Laserrasierer Skarp, dessen Echtheit stark in Zweifel zu ziehen ist, gelang ein Comeback. Auf medialen Druck hin forderte Kickstarter weitere Nachweise für die Existenz eines funktionstüchtigen Prototyps. Daraufhin wichen die Initiatoren ebenfalls zu Indiegogo aus, wo die Finanzierung trotz weniger Zulauf glückte. Während man sich bei CNet nach einem Vorort-Besuch bei den Entwicklern Ende November einigermaßen optimistisch gibt, scheint der Rasierer seit der Kickstarter-Kampagne im Oktober technisch kaum Fortschritte gemacht zu haben. Dennoch erklärt Skarp, im kommenden März ein fertiges Produlkt ausliefern zu wollen. In beiden Fällen ist anzuzweifeln, dass die Unterstützer jemals ein fertiges, funktionierendes Produkt erhalten werden. Ein Schaden nicht nur für sie, sondern auch für das Konzept des Crowdfundings.
0Web
Schritt könnte erneut den Unmut der türkischen Regierung nach sich ziehen. Berlin – Die deutsche Bundesregierung will auch zum Berufungsprozess gegen die regierungskritischen Journalisten Can Dündar und Erdem Gül in der Türkei einen diplomatischen Beobachter ins Gericht schicken. Das kündigte das Auswärtige Amt am Montag in Berlin an. Der Schritt könnte erneut den Unmut der türkischen Regierung nach sich ziehen, die bereits die Beobachtung des ersten Prozesses durch westliche Diplomaten scharf kritisiert hatte. Cumhuriyet-Chefredakteur Dündar war am Freitag in Istanbul zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden, Ankara-Büroleiter Gül zu fünf Jahren. Am ersten Verhandlungstag war der deutsche Botschafter in der Türkei, Martin Erdmann, zusammen mit anderen Diplomaten als Beobachter im Gerichtssaal gewesen. Erdmann war im März gleich zweimal ins türkische Außenministerium einbestellt worden, unter anderem ging es dabei um seine Teilnahme an dem Prozess. Nach dem ersten Verhandlungstag fand der Prozess gegen Dündar und Gül bis zur Urteilsverkündung unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der Termin für den Berufungsprozess steht noch nicht fest. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, die Bundesregierung gehe davon aus, dass die Türkei die Grundprinzipien ihrer eigenen Verfassung bewahre, insbesondere die Unabhängigkeit der Justiz und das Recht auf ein faires Verfahren. Dündar und Gül waren wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente verurteilt worden. Hintergrund war ein Cumhuriyet-Bericht über angebliche Waffenlieferungen der Türkei an Extremisten in Syrien.
6Etat
Keine Angabe zu Kaufpreis, Closing im vierten Quartal erwartet – Bawag will mit Übernahme im Kerngeschäft weiter wachsen. Wien – Die ÖVAG-Abbaugesellschaft Immigon verkauft die VB Leasing Finanzierungsgesellschaft an die Bawag PSK Leasing. Das Signing erfolgte am 12. August, teilte Immigon am Mittwochabend mit. Das Closing werde – vorbehaltlich Erfüllung vertraglicher Voraussetzungen inklusive der Zustimmung der zuständigen Behörden – voraussichtlich im vierten Quartal 2015 erfolgen. Die VB Leasing Finanzierungsgesellschaft-Gruppe hatte per Ende Juni Kundenforderungen in Höhe von 653 Millionen Euro. Die Bawag Leasing übernimmt mit den Anteilen auch die gesamte Refinanzierung. Über den Kaufpreis und weitere Details der Transaktion sei Stillschweigen vereinbart worden, hieß es in der Mitteilung. Die Übernahme sei Teil der Strategie der Bawag, im Kerngeschäft Retail Banking and Small Business in Österreich zu wachsen, so die Bank in einer Aussendung. Die VB Leasing bringe ein breit aufgestelltes Netz an Kfz-Händlern, die Erweiterung des Produktportfolios sowie ein Team an Branchenexperten ein.
3Wirtschaft
Lebensmittel sind in Österreich durchschnittlich um ein Viertel teurer als im EU-Durchschnitt, nur die Dänen essen teurer. Wien – Österreich war bei Lebensmitteln schon immer auf der teureren Seite. Jetzt ist der Preisabstand zum Durchschnittsniveau in der EU-28 noch größer geworden. Das hat eine Statistikauswertung von Eurostat ergeben, die am Freitag auf der Homepage der in Luxemburg beheimateten Institution veröffentlicht wurde. Den Berechnungen zufolge liegt Österreich bei Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken um 24 Prozent über dem EU-Durchschnitt und ist damit das zweitteuerste Land. Nur Dänemark ist mit 139 Prozent des EU-Schnitts noch teurer (siehe Grafik). Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2014. Aktionspreise, mit denen in Österreich häufig geworben wird, sind in der Erhebung nicht berücksichtigt, ebenso wenig die Qualität der Produkte. Von 2013 auf 2014 hat Österreich in der Kategorie Lebensmittel und alkoholfreie Getränke erstmals Schweden von Platz zwei der teuersten Länder verdrängt. 2013 lag das einschlägige Preisniveau in Österreich um 22 Prozent über dem EU-Schnitt, im Jahr davor um 20 Prozent. Nahrungsmittel (Brot, Getreideerzeugnisse, Fleisch, Fisch, Milch, Käse, Eier, Gemüse) und alkoholfreie Getränke waren 2014 in Polen am günstigsten; das Preisniveau lag dort bei 61 Prozent des EU-Schnitts. Dänemark als teuerstes Land lag mit 139 Prozent um 39 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt. Die Preise für alkoholische Getränke und Tabakwaren wiesen Unterschiede bis zum Dreifachen auf. Am teuersten sind diese Produkte in Irland (170 Prozent), am billigsten in Bulgarien (58 Prozent). Laut Eurostat sind die hohen Preisunterschiede in erster Linie auf die unterschiedliche Besteuerung zurückzuführen. Generell liegen die Preise in Österreich mit 107 Prozent des EU-Schnitts im oberen Drittel. Teurer ist Einkaufen unter anderem in Dänemark (138 Prozent), Schweden (125 Prozent), Finnland (123 Prozent) und Großbritannien (122 Prozent). In Deutschland und Italien (102 Prozent) ist Einkaufen billiger. Am niedrigsten ist das Preisniveau im Vergleich der EU-28 in Bulgarien (48 Prozent).
3Wirtschaft
Methan könnte noch bis Ende März ausströmen. Los Angeles – Wegen eines schon vor Monaten entdeckten Gaslecks in der Nähe von Los Angeles hat Kaliforniens Justizministerin Kamala Harris die verantwortliche Firma verklagt. Das Unternehmen Southern California Gas habe Gesundheits- und Sicherheitsgesetze des Bundesstaats an der US-Westküste verletzt, teilte Harris am Dienstag mit. Die Firma hätte das bereits im Oktober entdeckte Leck, aus dem weiter Methan strömt, sofort schließen und die Behörden informieren müssen. Gouverneur Jerry Brown hatte Anfang Jänner den Notstand für das betroffene Gebiet ausgerufen. Rund 4.500 Familien mussten ihre Häuser bereits verlassen, weitere 1200 Haushalte werden derzeit umgesiedelt. Experten warnten vor schweren Umweltschäden durch das Methan, das seit Ende Oktober aus einem unterirdischen Gasspeicher der Firma im Aliso Canyon bei Los Angeles strömt – nach offiziellen Angaben zwischen 30.000 und 58.000 Kilogramm pro Stunde. Fast 2.200 Familien aus dem Vorort Porter Ranch, die über Kopfschmerzen, Übelkeit und Nasenbluten klagten, wurden über Weihnachten von dem Gasversorger in Notunterkünfte gebracht. Porter Ranch liegt knapp 50 Kilometer nordwestlich vom Stadtzentrum von Los Angeles. Viele Bewohner haben sich bereits einer Sammelklage gegen das Unternehmen angeschlossen. Eine Unternehmenssprecherin versicherte im Jänner, dass alles getan werde, um das Leck in mehr als 2.400 Metern Tiefe schnell und sicher zu schließen und die Auswirkungen für die Anrainer zu verringern. Es könne aber noch bis Ende März dauern, bis es es komplett abgedichtet sei. Von dem Leck geht nach Behördenangaben keine unmittelbare Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung aus. Das ausströmende Methan hat aber gravierende Auswirkungen auf die Umwelt: Als Ende November besonders viel Gas ausströmte, erhöhten sich die Treibhausgas-Emissionen Kaliforniens um ein Viertel, wie die Behörde für Luftqualität in Kalifornien mitteilte.
1Panorama
Im zehn Kilometer langen Plabutschtunnel schlug die Warnanlage an, die Männer werden angezeigt. Graz – Zwei Briten haben am Sonntag mit ihren Pkw auf der Pyhrnautobahn (A9) bei Graz 25 Kilometer als Geisterfahrer zurückgelegt. Dabei durchquerten sie vier Tunnel, zuletzt den zehn Kilometer langen Plabutschtunnel. An dessen Einfahrt wurde die Geisterfahrerwarnanlage aktiviert, der Tunnel gesperrt und die Autobahnpolizei alarmiert. Bei Seiersberg stoppten Polizisten die zwei Lenker. Die beiden Briten, 61 und 56 Jahre alt, waren nach dem Tanken bei Deutschfeistritz irrtümlich entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung gen Süden auf die Autobahn aufgefahren. Laut Polizei waren sie nicht alkoholisiert. Die Männer werden wegen Gefährdung der körperlichen Sicherheit im Straßenverkehr bei der Staatsanwaltschaft Graz angezeigt.
1Panorama
Parteichef Oo: Werden Ergebnis akzeptieren – Oppositionschefin Suu Kyi hofft auf demokratischen Neubeginn. Rangun – In Burma zeichnen sich nach der ersten freien Wahl seit 25 Jahren deutliche Gewinne für die oppositionelle Nationale Liga für Demokratie (NLD) von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ab. Nach eigenen Hochrechnungen hat die Partei mehr als 70 Prozent der zu vergebenden Mandate erobert. Dieses Resultat beruhe auf Ergebnissen einzelner Wahllokale im ganzen Land, teilte ein NLD-Sprecher am Montag mit. In den dicht besiedelten Gebieten habe die NLD mehr als 90 Prozent der Sitze gewonnen. Sollten die Berechnungen stimmen, könnte Suu Kyis Partei die Regierung bilden. Laut Verfassung sind 25 Prozent der Parlamentssitze für das Militär reserviert. Offizielle Ergebnisse liegen noch nicht vor. Die regierende Solidaritäts- und Entwicklungspartei (USDP) hat ihre Niederlage bereits eingeräumt. Wir haben verloren, sagte Parteichef Htay Oo der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Seine Partei werde den Wahlausgang akzeptieren. Auch einer der ranghöchsten USDP-Vertreter, Parlamentspräsident Shwe Mann, gestand auf Facebook seine Niederlage im Wahlkreis Phyu 200 Kilometer nördlich der Hafenstadt Rangun ein. Ich gratuliere Thein Nyunt von der Nationalliga für Demokratie zum Mandatsgewinn, schrieb er. Die Wahl verlief unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und ohne größere Zwischenfälle, mehr als 30 Millionen Menschen waren wahlberechtigt. Ein Mitarbeiter der Wahlkommission gab die Wahlbeteiligung mit rund 80 Prozent an. Das Staatsfernsehen zeigte die Stimmenauszählung live. Die Wahlkommission wollte sich im Lauf des Montags mit ersten Ergebnissen melden. Präsident Thein Sein und Oberbefehlshaber Min Aung Hlaing haben versichert, sie würden das Ergebnis anerkennen. Die USA begrüßten die Wahl, benannten aber zugleich einige Mängel. Außenminister John Kerry sagte am Montag, die hohe Wahlbeteiligung sei ein Zeichen für den Mut und die Aufopferung der Menschen in dem seit Jahrzehnten vom Militär regierten Land. Die Wahl sei aber weit davon entfernt gewesen, perfekt zu sein. Es habe wichtige strukturelle und systembedingte Hindernisse für eine demokratische Wahl gegeben. Kerry verwies unter anderem darauf, dass ein bestimmter Anteil der Sitze im Parlament von vornherein für Militärvertreter reserviert war. Wir werden die Auszählung weiter beobachten, so Kerry. Bei der Wahl entscheidet sich, ob Burma nach mehr als 50 Jahren die Dominanz des Militärs in der Politik abschütteln kann. Rund 10.000 Wahlbeobachter befanden sich im Land, tausende Kandidaten von 91 Parteien traten bei den Parlaments- und Regionalwahlen an. Bereits vor Tagesanbruch warteten die Menschen in Rangun in langen Schlangen vor den Wahllokalen. Ich habe für diejenige gestimmt, die das Volk regieren sehen will, sagte der 74-jährige Myint Aung. Wir wollen, dass sich das System ändert, sagte der pensionierte Hochschullehrer Khin Myint Myint. Suu Kyi selbst kam – landestypisch gekleidet und mit den zu einem ihrer Erkennungszeichen gewordenen Blumen im Haar – am Vormittag in ein Wahllokal in Rangun und wurde von Journalisten umringt. Im Hof des Wahllokals riefen ihre Anhänger Sieg, Sieg!. Nach der Wahl versammelten sich tausende Anhänger Suu Kyis vor der Parteizentrale. Ein Parteivertreter verlas eine Botschaft, in der die Menge aufgerufen wurde, die Ergebnisse zu Hause abzuwarten. Wenn die Ergebnisse kommen, dann will ich, dass ihr sie ruhig akzeptiert, hieß es. Am Montag sagte Sii Lyo laut der Deutschen Presse-Agentur vor Anhängern in der Parteizentrale: Es ist zu früh, unseren Kandidaten zu gratulieren, aber ihr habt sicher alle eine Vorstellung, wie die Ergebnisse aussehen. Sie mahnte, niemand solle prahlen. Das verletzte die Gefühle der Verlierer. Suu Kyi hofft, durch einen Sieg ihrer NLD den demokratischen Neubeginn in Burma besiegeln zu können. Die Partei hatte bereits 1990 die Parlamentswahl deutlich gewonnen, das Militär weigerte sich aber, das Ergebnis anzuerkennen. Vor vier Jahren wurde die Militärherrschaft beendet und die Macht an eine formal zivile Regierung unter dem ehemaligen Junta-Führer Thein Sein übertragen. Mit Hochspannung wird nun darauf geblickt, ob das Militär im Fall seiner Wahlniederlage tatsächlich die Macht an eine demokratisch gewählte Regierung abtritt. Thein Sein gab in der Hauptstadt Naypyidaw seine Stimme ab. Er hatte zugesichert, den Wahlausgang anzuerkennen. Aber das heißt nicht, dass auch die Leute hinter ihm dem folgen werden, sagte Phil Robertson von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Im Parlament ist gemäß der Verfassung ein Viertel der Mandate nominierten Militärs vorbehalten. Daher benötigt die von der Armee unterstützte Regierungspartei USDP nur rund ein Drittel der Mandate, um gemeinsam mit den Militärs eine Mehrheit zu haben. Das Militär hat auch sichergestellt, dass es Zugang zu Schlüsselpositionen in Ministerien besitzt und über entsprechende Holdinggesellschaften Einfluss auf die Wirtschaft nehmen kann. Das neue Parlament wird Anfang kommenden Jahres auch einen neuen Präsidenten bestimmen. Suu Kyi darf gemäß der vom Militär ausgearbeiteten Verfassung nicht kandidieren, weil ihre direkten Angehörigen eine ausländische Staatsbürgerschaft haben. Die 70-Jährige will dennoch die Regierung anführen und nur einen Staatschef akzeptieren, der in Übereinstimmung mit der Politik der NLD arbeitet, wie sie kürzlich sagte. Sollte es letztlich doch zu einem knappen Ergebnis zwischen NLD und USDP kommen, könnten die kleinen Parteien in die Rolle des Königsmachers rutschen. Viele von ihnen vertreten ethnische Minderheiten. Immer wieder kommt es in Burma zu religiös motivierten Zusammenstößen zwischen Buddhisten und Muslimen. In dem Land leben etwa 1,1 Millionen muslimische Rohingya. Die meisten sind staatenlos und waren von der Parlamentswahl ausgeschlossen. Im Vorfeld gab es Sorge vor Ungereimtheiten bei der Wahl. Ausländische Beobachter kritisierten insbesondere, dass sie die im Vorhinein erfolgte Stimmabgabe der bis zu 500.000 Militärangehörigen nicht kontrollieren konnten. Der deutsche FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff, der die Mission der europäischen Wahlbeobachter anführt, sagte am Sonntag, während der Stimmabgabe habe es keine Hinweise auf Wahlbetrug gegeben. Manipulationen seien aber noch bei Transport und Auszählung der Stimmzettel möglich.
2International
Ja, warum eigentlich? Teilen Sie Ihre Beweggründe im Forum!. Peinlich, peinlich, peinlich, man kommt aus dem Fremdschämen kaum heraus und kann die geradezu provokant zur Schau gestellte Lebensfreude kaum ertragen. Und doch, Jahr für Jahr kleben die Massen vor den Bildschirmen, um sich an den Kitschfestspielen des Eurovision Song Contest (ESC) zu erfreuen und sich eine Auszeit vom grauen Alltag zu nehmen. Viele stellen sich jedes Jahr die Frage: Warum schau ich mir das eigentlich an? Es sind immerhin ein paar Stunden Lebenszeit, wenn man sich auch durch beide Vorausscheidungen quält. Oder ist es gerade die Lust an der erwartbaren Peinlichkeit, die einen immer wieder in die Arme des ESC zurücktreibt? Das kollektive Fremdschämen, der Spaß, den man beim gemeinsamen Schauen mit Freunden, beim Nachlesen im Liveticker und auf Twitter hat? Wir haben uns auf die Suche nach den denkwürdigsten, absurdesten Beiträgen begeben und ein paar wunderschöne Beispiele gefunden. Dieser Beitrag hat einfach alles: Butterstampfen, Dirndlstriptease, altmodisches Wäschewaschen und traditionelle Volkstänze: So ein Song Contest dauert schon recht lange. Wie praktisch, wenn ein paar singende Omis gleich direkt auf der Bühne Kekse backen! Bitte achten Sie ausschließlich auf den Saxofonisten: Tja, und für diesen Beitrag haben wir keine Erklärung. Was geschieht hier? Warum fährt die Dame Einrad? Was hat es mit den Hüten auf sich? Warum schauen Sie trotz allem den Song Contest? Was sind dann doch die Momente, für die es sich auszahlt? Welche Auftritte sind Ihnen als besonders denkwürdig in Erinnerung geblieben? (aan, 14.5.2016)
8Kultur
Frist bis 31. August verlängert – Wäre sonst in wenigen Tagen verstrichen. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
0Web
Hersteller hoffen nach einem Umsatzeinbruch auf einen Schub für ihr Geschäft. Riesige Bildschirme mit Größen weit über einem Meter Diagonale, gebogene Displays und leuchtende Farben bis zum tiefsten Schwarz – die IFA in Berlin ist wieder traditionell die Bühne für die neuesten Flachbild-TV-Modelle. Die Hersteller hoffen nach einem Umsatzeinbruch um 16,5 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro im ersten Halbjahr in Deutschland auf einen Schub für ihr Geschäft. Unter den Top-Geräten gehört die Bildschirmtechnologie Ultra-HD für besonders scharfe Bilder derzeit zum Standard. Doch auch an der nächsten Generation von Displays wird bereits intensiv gearbeitet. Organische Displays (OLED) werden ebenfalls auf der IFA zu sehen sein. Lange stand es in den Sternen, wann erste Fernseher in ausreichender Größe zur Marktreife kommen. Aber der südkoreanische Hersteller LG hat ehrgeizige Ziele. Mindestens 1,5 Millionen OLED-Fernseher will LG Electronics im kommenden Jahr in den Handel bringen. Das Unternehmen sieht in der Bildschirmtechnik die Zukunft und erhofft sich einen großen Schub für das Geschäft mit Displays. LG dürfte das einzige Unternehmen sein, das in Berlin große, serienreife Flachbildfernseher mit dieser Technologie zeigen wird. Die organischen LED-Displays ermöglichen es unter anderem, ein perfektes Schwarz wiederzugeben. Die Leuchtdioden benötigen keine zusätzliche Hintergrundbeleuchtung mehr, sodass die Farben deutlich brillanter – und zudem energiesparender – wiedergegeben werden können. Und die Dicke der Gehäuse orientiert sich im Prinzip nur noch daran, wie der Fernseher am besten einen guten Stand hat. Bisher war die Produktion von OLED-Displays vor allem in Größen, die für Fernseher benötigt werden, besonders aufwendig und teuer. Pioniere wie Sony hatten sich deshalb schon vor Jahren aus der Forschung zurückgezogen. Auch Samsung fuhr sein Engagement zunächst zurück und produziert zur Zeit nur OLED-Displays in kleinerem Format. Samsung sei zwar über alle Display-Größen hinweg gesehen einer der weltweit größten Hersteller von OLED-Bildschirmen, sagt Kai Hillebrandt, Manager der Unterhaltungselektroniksparte von Samsung Deutschland. Für das TV-Geschäft werde OLED aber auf der diesjährigen IFA kein Thema bei Samsung sein. Der Markt für Ultra-HD wachse derzeit sehr dynamisch. Das entscheidende Kriterium beim Kauf eines Fernsehers ist die Bildschirmqualität, sagte Hillebrandt. Wir brauchen nicht mehr, sondern schönere Pixel. Die hauseigene Technologie SUHD etwa optimiert in aktuellen Ultra-HD-Displays die Farbqualität. Dabei soll die Technik Nano Crystal für bessere Farben sorgen – und nun auch in Mittelklasse-Geräten zur Verfügung stehen. Mit neuen Streaming-Angeboten erhält Ultra-HD laut Hillebrand einen weiteren Schub. Bisher konnten zwar die Geräte entsprechende Inhalte darstellen, aber in Ultra-HD aufgenommene Filme gab es allenfalls über einige Demo-Kanäle. Die Fernsehanstalten haben gerade erst in teures Equipment für den Standard Full-HD investiert. Online-Anbieter wie Netflix dagegen bieten bereits heute zahlreiche Inhalte in Ultra-HD. Das Internet verändert alles, sagte vor einigen Wochen Noesjka van der Helm von Netflix. Der Fernsehzuschauer will heute selbst entscheiden, was er zu welcher Uhrzeit sieht, sagt Hillebrandt. Das Nutzerverhalten habe sich deutlich verändert. 42 Millionen Menschen in Deutschland nutzten heute schon Streaming-Dienste. Ein Viertel greife auch auf Portale mit Bezahl-Angeboten zu. Ein Internet-Anschluss am Fernsehgerät gehört denn auch quasi zur Standardausstattung der modernen Flachbildfernseher. Laut Gesellschaft für Unterhaltungselektronik gfu steht mit rund 18 Millionen verkauften Geräten inzwischen in 42 Prozent aller Haushalte in Deutschland mindestens ein sogenanntes Smart-TV. Rund 70 Prozent von ihnen sind auch tatsächlich ans Netz angeschlossen. Bei den Betriebssystemen gehen die Hersteller verschiedene Wege. Während Philips und inzwischen auch Sony Googles Android nutzen, setzt Samsung künftig auf das eigene Betriebssystem Tizen. Konkurrent LG aus Südkorea nutzt dagegen das einstige Smartphone-System WebOS des Taschencomputer-Pioniers Palm und Panasonic das System von Firefox. Ob sich bei so viel neuen Möglichkeiten und ultrascharfen Bildern auch die Verbraucher zum Kauf eines neuen Gerätes animieren lassen und der Branche wieder Aufschwung geben, bleibt abzuwarten. Der Fernseher sei in der Unterhaltungselektronik noch immer das meist genutzte Gerät, sagt Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu. Und es seien heute dank der Möglichkeiten von Software-Updates über das Netz zukunftssichere Produkte. Da hat die Industrie kräftig dazugelernt.
0Web
Brachte verdächtige Plastikbehälter aufs Polizeirevier – Nun wird ermittelt, woher das Gefahrengut stammt. Marchtrenk – Mit Handgranaten und drei Kilo Sprengstoff ist am Samstagnachmittag in Marchtrenk (Bezirk Wels-Land) in Oberösterreich ein Mann aufs Polizeirevier marschiert. Das Gut war in Plastikbehältern in der Traun geschwommen. Es handelte sich um scharfe Waffen und amerikanischen Sprengstoff aus Militärbeständen. Auf legalem Weg kann man das nicht erwerben, so ein Sprengstoffexperte der Polizei. Drei große Plastikröhren brachte der Zeuge auf die Inspektion. In jeder war eine Stange C4, ein Plastiksprengstoff des amerikanischen Militärs. In jeder Röhre lag auch je eine Handgranate, aus der zwar die Sprengkapsel herausgeschraubt war. Der darin enthaltene Sprengstoff war aber scharf. Hätte man den Zünder wieder reingeschraubt, wäre die Granate jederzeit einsatzfähig gewesen. Der Mann gab an, er habe das Gefahrengut bei einem Bootshaus in der Traun gesehen und aus dem Wasser geholt. Die Polizei konnte bei späteren Erhebungen im näheren Umkreis des Bootshauses keine weiteren Funde entdecken. Die drei Handgranaten stammten aus Militärs verschiedener Nationen, sagte Kurt Schneider, der als Sprengstoffexperte der Polizei hinzugerufen wurde. Dabei handelte es sich definitiv nicht um Weltkriegsbestände, sondern um Waffen moderner Produktion. Aus welchen Ländern oder Jahrzehnt die Granaten stammten, wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekanntgeben. Die Kunststoffbehältnisse waren ebenfalls spezielles Militäreigentum. Darin werden Granaten und ähnliche Dinge transportiert. Die Röhren schließen auch wasserdicht ab. Solche Röhren würden aber von allen Militärs verwendet und ließen sich keinem Land speziell zuordnen. In akuter Gefahr befanden sich der Finder und die Polizisten aber nicht. Der amerikanische Sprengstoff C4 kann laut Experten nur schwer zur Explosion gebracht werden.
1Panorama
Weiterhin deutlich weniger Ankünfte. Skopje – Soldaten der mazedonischen Armee haben Montagfrüh die Errichtung eines Zauns an der Grenze zu Griechenland fortgesetzt. Am Wochenende hatte Mazedonien mit dem Zaunbau bei Gevgelija begonnen. Bisher wurde laut Medienberichten ein Metallzaun in der Länge von acht Kilometern errichtet, geplant sind 50 Kilometer. Der Flüchtlingszustrom war auch am Montag gering. Flüchtlinge würden nur in kleineren Gruppen eintreffen, hieß es in den lokalen Medien, ohne dass genaue Zahlen genannt wurden. Als Grund für den Rückgang bei den Ankünften wurden die schlechten Witterungsverhältnisse in Griechenland genannt. Vor eineinhalb Wochen hat Mazedonien damit begonnen, nur noch Flüchtlinge aus den Konfliktstaaten Syrien, Afghanistan und Irak einreisen zu lassen. Alle anderen Flüchtlinge werden als sogenannte Wirtschaftsmigranten angesehen und an der Grenze abgewiesen. Ähnliche Regelungen bestehen in Serbien und Kroatien.
1Panorama
Innenressort verweist bei Gegenrechnung für Spenden auf das Finanzministerium. Wien – Die Anrechnung der Spenden auf die Förderungen für Flüchtlingshilfe sorgt für Aufregung. Unterschiedliche Ansichten über die Kostenübernahme und Prüfung entzweien auch Finanz- und Innenressort. Hektische Betriebsamkeit herrschte am Montag im Finanz- und im Innenministerium beziehungsweise in den Kabinetten von Hans Jörg Schelling und Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP). Kaum war, per Ö1 und STANDARD, öffentlich geworden, dass die Ministerien die Förderungen für die Flüchtlingshilfe um deren Spendeneinnahmen reduzieren werden, fegte ein Sturm der Empörung über den Bund. NGOs wie Politiker kritisierten das Vorhaben – auch der Flüchtlingskoordinator der Regierung, Christian Konrad (ÖVP), bemühte sich (vorerst vergeblich), das Vorhaben aus der Welt zu schaffen, wie er dem STANDARD sagte. Im Finanzministerium versteht man die Aufregung nicht: Das Innenressort habe in dem Brief an die zwölf Hilfsorganisationen lediglich erinnert, dass es einen Vertrag (Sonderrichtlinie; Anm.) gibt, der oh Wunder, auch eingehalten werden muss. Der Staat könne Bundesgelder nicht freihändig vergeben. Kurz zur Erinnerung: In der Sonderrichtlinie ist die Anrechenbarkeit der Spenden auf die Förderung fixiert. Allerdings hinterfragen auch Juristen, ob dieser Passus bei der Flüchtlingshilfe eine Berechtigung hat, hätten doch die Hilfsorganisationen die Arbeit des Staates übernommen. Der habe bei der Flüchtlingsversorgung versagt, wie es der Chef des Fundraising Verbands Austria (FVA), Günther Lutschinger, ausdrückte. Auch diese Argumentation wischt eine Sprecherin des Finanzministers vom Tisch: Eine Förderung könne nie mehr als 100 Prozent betragen. Wenn es um Steuergeld gehe, müsse die höchste Ethik gelten. Das Innenministerium (BMI) verantwortete sich wie am Wochenende: Der Brief sei aufgrund einer erstmaligen Einwendung des Finanzministeriums geschrieben worden. Und genau da gab es am Montag Querelen zwischen den Ministerien beziehungsweise Kabinetten. Zunächst hieß es im Finanzministerium gegenüber Dritten, das Innenressort habe da etwas missverstanden – eine Linie, von der später wieder abgegangen wurde. Tatsächlich gibt es zwischen Herrengasse (BMI) und Johannesgasse seit längerem gewisse Spannungen in der Frage der Finanzierung der Flüchtlingshilfe. Die Budgetsektion des Finanzressorts kritisierte Anfang des Jahres sinngemäß, dass das Innenministerium die Abrechnungen der NGOs zu 100 Prozent auszahlen lassen wollte – eben ohne Spendenabzug. Die Hilfsorganisationen hätten es seit September unterlassen, die nötigen Daten zu übermitteln. Das Innenministerium solle die Hilfsorganisationen also daran erinnern, dies zu tun – oder selbst Schätzungen vornehmen und die Akontozahlungen um diese Summe reduzieren –, so ungefähr sah die Gemengelage aus. Zur Erklärung: Die Hilfsorganisationen geben immer am Fünften eines Monats ihre mit Kostenaufstellungen untermauerten Förderansuchen ab und bekommen dafür Akontozahlungen. Endgültig abgerechnet wird das Jahr 2015 dann vertragsgemäß spätestens im April. Zudem soll das Finanzministerium gewisse Probleme in der Kontrolle der Abrechnungen geortet haben. Angeblich hat es Plausibilitätsprüfungen durch das Innenministerium vermisst – und solche dann selbst stichprobenartig durchgeführt. Und die sollen nicht zur Zufriedenheit des Finanzressorts ausgefallen sein. In diversen Kostenaufstellungen hätten die Prüfer im Konnex mit dem Förderzweck Unplausibles und Hinterfragungswürdiges gefunden, wird berichtet. Allerdings wird sowieso genau geprüft: Derzeit ist die Buchhaltungsagentur des Bundes dabei, jede (geplante) Förderung (beziehungsweise den Abrechnungsantrag) zu prüfen, wie offiziell bestätigt wird. Das Finanzressort dürfte Anfang dieses Jahres jedenfalls auf die Kostenbremse gestiegen sein. Laut dortigen Beamten sollte sich die Entspannung der Lage bei den Transitflüchtlingen im Winter auch in sinkenden Kosten (Förderungen) abbilden. Nur das wirklich Notwendige solle noch unterstützt werden, forderten sie ihre Kollegen im Innenministerium dem Vernehmen nach auf. Mitte Februar schrieb das Innenministerium dann den Brief an die NGOs; allerdings nicht, ohne vorher eine Korrektur vorgenommen zu haben. Im Entwurf des Schreibens wurde auf die Tatsache hingewiesen, dass das Finanzministerium Auslöser des Auftrags zur Spendenmeldung war – ein Hinweis, den das Kabinett Schelling aufgrund der Kompetenzverteilung nicht nötig fand. Im Brief an die NGOs kommt er dann jedenfalls nicht mehr vor. Dass das Finanzministerium bei der Diskussion nun auch die Absetzbarkeit der Spenden in die Waagschale wirft (200 Millionen Euro wurden zuletzt abgesetzt), wird im Ministerium dementiert. Dort geht man davon aus, dass alles so kommt, wie in den Verträgen vereinbart. Die NGOs, so eine Vermutung im Ministerium, hätten die Aufregung nur erzeugt, um Druck für die anstehenden Vertragsverhandlungen zu machen.
1Panorama
Der Flachbildfernseher auf Raten, ein Handy für die Verwandtschaft. Zu Weihnachten tappen viele Menschen in die Schuldenfalle. Wien – Ein Flachbildfernseher auf Raten, ein Handy und dazu noch allerlei Kleingeschenke für die Verwandtschaft. Zu Weihnachten tappen viele Menschen in die Schuldenfalle. Weil das ganze so emotionalisiert abläuft, übernimmt man sich leichter, sagt der langjährige Schuldnerberater Hans Grohs. Gleichzeitig ortet er einen Trend zum Verzicht. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation gehen viele dazu über, gar nichts zu schenken oder Geschenke zu kaufen, die nicht mehr so teuer sind, so der Ex-Geschäftsführer des Dachverbands der staatlich anerkannten Schuldnerberatungen (asb) zur APA. Bei manchen freilich sei Weihnachten nach wie vor ein blinder Fleck. Sprich, die Leute denken beim Geschenkekauf nicht darüber nach, wie viel Geld sie tatsächlich zur Verfügung haben. Das treffe potenziell auf Menschen aller Einkommensklassen zu. Die, die emotional anfälliger sind und etwas kompensieren wollen, werden zu Weihnachten eher auf den Putz hauen – ob sie es sich leisten können oder nicht. Grohs rät zu Bargeld. Wenn ich mir vorher ansehe, wieviel ich tatsächlich zur Verfügung habe, nehme ich das Geld in bar und gehe damit einkaufen. Noch immer sei der Bezug zu Bargeld stärker als zu Plastikkarten. Weihnachtsgeld zu früh Das Weihnachtsgeld kommt für manche zu früh. Vor allem bei Menschen, die knapp bei Kasse sind, ist das, was Ende Oktober oder im November ausgezahlt wurde, zu Weihnachten längst futsch. Das Weihnachtsgeld deckt das Minus am Konto ab. Wenn man dann Weihnachtseinkäufe macht, ist man wieder im Minus, berichtet Grohs. Generell empfiehlt er, das Minus am Girokonto schnellstmöglich wegzubringen. Die Überziehungszinsen seien noch immer sehr, sehr hoch. Wenn das nicht gelingt, sollte man mit der Bank wegen eines Kredits reden. Von Käufen auf Pump rät Groh ab. Zwar gebe es mittlerweile schon kostenneutrale Angebote ohne Kreditgebühren, aber der Überblick über die eigene Finanzsituation gehe verloren, wenn zu viele Zahlungen vom Konto abgehen. Der Schuldenexperte setzt auf die gute alte Methode des Ansparens. Den Fernseher also erst dann kaufen, wenn das Geld tatsächlich da ist. Weihnachten ist in Grohs Augen für die Gesamtwirtschaft wichtig, dem Handel beschere der Advent einen zusätzlich Umsatzmonat. Der Einzelne sollte dennoch wissen, was er wirklich braucht und was er dafür ausgeben kann – und sich nicht von Verkaufszielen von Unternehmen beeinflussen lassen. Die Schuldnerberatungen haben zu Jahresbeginn traditionell Hochbetrieb. Zu Weihnachten denkt kaum jemand an seine Schulden, weiß Grohs.
3Wirtschaft
Erste Episode erscheint in weniger als zwei Wochen. Ein neuer, mehr als zwei Minuten langer Trailer zu Game of Thrones sorgt für Begeisterungsstürme in sozialen Medien. Die Serie gilt als im Netz beliebteste und führt regelmäßig Piraterie-Rankings an. Nach einem spektakulären Todesfall in der vergangenen Staffel hoffen Fans, dass der Schein trügt und die Hauptperson doch noch am Leben ist. Darauf gibt der neue Trailer jedoch keine Auskunft. Die sechste Staffel der erfolgreichen Serie ist die erste, die nicht auf bereits veröffentlichten Büchern von George R.R. Martin beruht. Auch deshalb sind die Erwartungen hoch. Die Staffel wurde von Juli bis Dezember 2015 gedreht, das Budget dafür betrug über 100 Millionen Dollar. Die Show soll laut seinen Produzenten noch zwei Staffeln haben, wenngleich Fernsehsender HBO auf mehr Folgen hofft. Die sechste Staffel feiert am 24. April Premiere, hierzulande können Sky-Kunden vor der Free-TV-Premiere auf sie zugreifen.
0Web
Filme ohne Filmmusik sind nur sehr schwer vorstellbar – welche Filmmusik hören Sie auch abseits vom Film gern?. Man hört nur die ersten Streicherklänge der von Yann Tiersen komponierten Filmmusik zu Die fabelhafte Welt der Amélie und ist bereits mitten in dem verzauberten Paris dieses Films – egal ob man den Film nun mag oder nicht. Wie keine zweite Kunstform versteht es die Musik, den Charakter und die Emotionen von Filmen zu transportieren und zu verstärken, harmlose Situationen bedrohlich wirken zu lassen oder bedrohliche Situationen mit fröhlicher Musik zu verfremden. Man denke da nur an die unheimliche Anfangssequenz aus The Shining, bei der eine einfache Totale auf ein Auto in einer Landschaft schon alle möglichen Ängste hervorruft, oder an die fröhliche Hintergrundmusik beim enthusiastischen Gemetzel in American Psycho. Eingeführt in der Stummfilmzeit, um den Filmen zusätzlich Stimmung zu verleihen und unter anderem auch das laute Rattern der Projektoren zu übertönen, hat Filmmusik längst ihren fixen Platz im Film-Olymp besetzt, und ihre Komponisten werden verehrt wie ihre Kollegen im regulären Musikgeschäft. Wer meint, dass es sich bei Filmmusik lediglich um Hintergrundbeschallung handelt, der soll einmal versuchen, sich seinen Lieblingsfilm ohne Musik anzusehen. Was wäre Darth Vader ohne seinen Imperial March? Ein röchelnder Mann mit Maske und schwarzem Umhang. Und wie spannend wäre Spiel mir das Lied vom Tod noch ohne die dramatisch aufgeladene Musik von Ennio Morricone? Morricone ist ein gutes Beispiel dafür, wie es Filmmusik abseits von Soundtrackaufnahmen von der Leinwand herunter und in die klassische Musikwelt geschafft hat. Er ist auch 2015 wieder auf Tour und bringt Westernatmosphäre in die großen Konzertsäle der Welt. Welche Filmmusik haben Sie daheim in Ihrer CD/Platten/MP3-Sammlung? Waren Sie bereits einmal auf einem Filmmusikkonzert? Gibt es auch Filmmusik, die Sie schlichtweg nicht aushalten? Und wie stehen Sie zur Filmmusik in Dogma 95-Filmen? (Anya Antonius, 6.7.2015)
8Kultur
Prüfung soll ein paar Tage dauern – Vorsitzender des Journalistenverbands fände Verfahren in Ordnung, rechnet aber nicht mit Anklage. Berlin/Ankara/Mainz – Die Affäre um ein Gedicht des Satirikers Jan Böhmermann wird mitten in der Flüchtlingskrise zunehmend zu einer Bewährungsprobe für die deutsch-türkischen Beziehungen. Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert bestätigte am Montag, dass die Türkei eine Verbalnote im deutschen Außenministerium eingereicht habe mit der Aufforderung, gegen den ZDF-Moderator ein Strafverfahren einzuleiten. Die Anfrage werde nun geprüft, sagte Seibert und betonte mit Blick auf die Freiheit von Kunst und Presse: Die Grundwerte des Grundgesetzes sind unverhandelbar. Hintergrund ist ein als Schmähkritik vorgetragenes Gedicht Böhmermanns über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in der ZDF-Sendung Neo Magazin Royale. Die türkische Regierung bezieht sich mit ihrer Forderung auf Paragraf 103 des deutschen Strafgesetzbuchs. Darin heißt es: Wer ein ausländisches Staatsoberhaupt (...) beleidigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe, im Falle der verleumderischen Beleidigung mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft. Die deutsche Regierung muss nun dazu Stellung beziehen. Gibt sie der Aufforderung der Türkei statt, nimmt die Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf. Laut Seibert prüfen derzeit Mitarbeiter von Auswärtigem Amt, Kanzleramt und Justizministerium die türkische Forderung. Auf welcher Ebene die Prüfung laufe, wollte er nicht sagen. Die Minister seien daran zunächst aber nicht beteiligt. Die Prüfung werde ein paar Tage dauern, aber nicht Wochen. Dem Ergebnis wolle er nicht vorgreifen. In der Sache hatte sich Böhmermann auch an Kanzleramtsminister Peter Altmaier gewandt. Dieser lehnte eine Stellungnahme mit der Begründung ab, die Anfrage Böhmermanns sei privat gewesen. Die Staatsanwaltschaft Mainz, die schon wegen mehrerer Anzeigen gegen Böhmermann und ZDF-Verantwortliche ermittelt, wurde nach eigenen Angaben bisher nicht über das Strafverlangen der Türkei informiert. Hier liegt noch nichts vor, und ich bin auch von keiner amtlichen Seite diesbezüglich unterrichtet, teilte die Leitende Oberstaatsanwältin Andrea Keller mit. Für eine Strafverfolgung in solchen Fällen brauche es neben dem Strafverlangen auch eine entsprechende Ermächtigung der Regierung. Der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbands (DJV), Frank Überall, findet ein Strafverfahren gegen Böhmermann grundsätzlich in Ordnung. Aufgabe der Staatsanwaltschaft ist dabei aber immer, Be- und Entlastendes zusammenzutragen, sagte Überall am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Der starke Protest Erdoğans gegen die NDR-Satiresendung Extra 3 – was Auslöser für Böhmermanns Schmähgedicht war – sei zwar eine instinktlose Provokation gewesen, sagte Überall. Böhmermann hat darauf aber mit einer nicht minder instinktlosen Provokation reagiert. Er habe damit rechnen müssen, dass die Schmähkritik an Erdoğan juristisch auf den Prüfstand gestellt werde. Ein Strafverfahren wäre völlig in Ordnung, sagte der DJV-Chef, der allerdings nicht damit rechnet, dass das Gericht Anklage erhebt. Und ich kann und will mir nicht vorstellen, dass Böhmermann tatsächlich verurteilt wird. Der Satiriker habe mit seinem Gedicht außerdem eine Debatte darüber ausgelöst, was Satire darf. Das muss man ihm zugutehalten. In der Türkei dürften wir diese Diskussion mit Sicherheit nicht führen. Und ich bin glücklich, in einem Land zu leben, in dem das möglich ist. Das ZDF will Böhmermann trotz des Ärgers die Treue halten. Dessen Neo Magazin Royale stehe nicht zur Disposition, teilte der Sender mit. Die Sendung wird wie bisher fortgeführt. Die Late-Night-Show werde am Donnerstagabend in der Mediathek und auf ZDF neo sowie am Freitag im ZDF zu sehen sein. Das Gedicht hatte das ZDF jedoch nach der Sendung vom 31. März aus seiner Mediathek entfernt. Böhmermann, der am Freitagabend für eine frühere Satireaktion (Varoufake) in Abwesenheit den begehrten Grimme-Preis erhielt, hält sich seit Tagen aus der öffentlichen Diskussion heraus. Eine Einladung zur Talkshow von Anne Will schlug er aus – die Runde diskutierte am Sonntagabend in der ARD das Thema Streit um Erdogan-Kritik – Kuscht die Bundesregierung vor der Türkei?. Unterstützung erhielt Böhmermann von Springer-Chef Mathias Döpfner. Ich finde Ihr Gedicht gelungen. Ich habe laut gelacht, schrieb er in einem offenen Brief, der am Sonntag in der Welt veröffentlicht wurde. Dass Ihr Gedicht geschmacklos, primitiv und beleidigend war, war ja – wenn ich es richtig verstanden habe – der Sinn der Sache, schrieb Döpfner, sie haben doch einfach alle beleidigenden, insbesondere alle in der muslimischen Welt beleidigenden Stereotype zusammengerafft, um in grotesker Übertreibung eine Satire über den Umgang mit geschmackloser Satire zu machen. Auch Komiker Dieter Hallervorden nahm sich der Causa an und legte mit Erdoğan, zeig mich an! ein eigenes Spottlied nach. Hallervorden nennt Erdoğan darin einen Terroristen und erinnert ihn: Viele User sind noch frei – auch in der Türkei.
6Etat
Auto stieß mit Kleinbus zusammen – Sieben Personen leicht verletzt. Straßburg – Bei einem Verkehrsunfall in Straßburg (Bezirk St. Veit) sind Dienstagfrüh laut Rotem Kreuz neun Personen zum Teil schwer verletzt worden. Wie die Freiwillige Feuerwehr Althofen in einer Aussendung mitteilte, stieß kurz nach 6.00 Uhr ein Auto mit einem Kleinbus zusammen, woraufhin sich der Bus überschlug. Ein Schwerverletzter wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Klinikum Klagenfurt geflogen. Die Unfallursache war vorerst unklar. Der Zusammenstoß war so heftig, dass der Kleinbus auf eine Nebenfahrbahn geschleudert wurde. Die verletzten Personen konnten sich laut Angaben der Feuerwehr selbst aus den Unfallfahrzeugen befreien und wurden nach der Erstversorgung in Krankenhäuser in Klagenfurt und Friesach gebracht. Sieben Personen wurden leicht verletzt.
1Panorama
Pilot sah prügelnde Männer als Sicherheitsrisiko. Limoges – Wegen zwei betrunkener und sich prügelnder Briten hat eine Passagiermaschine auf dem Weg von England nach Spanien außerplanmäßig in Frankreich landen müssen. Der Pilot der Ryanair-Maschine auf dem Weg von Liverpool nach Alicante entschied sich am Donnerstag wegen der Streithähne zu einer Landung auf dem Flughafen von Limoges und rief die Polizei zur Hilfe, wie die Behörden mitteilten. Die beiden Briten landeten in einer französischen Ausnüchterungszelle. Die besonders überdrehten und betrunkenen Männer hätten eine Gefahr für die Sicherheit der anderen Passagiere dargestellt, teilte die Polizei mit. Beamte holten die Briten nach der Landung in Limoges aus der Maschine. Das Flugzeug mit mehr als 180 Passagieren an Bord konnte die Reise nach Alicante dann fortsetzen.
1Panorama
"Es braucht sich niemand um mich zu sorgen". Wien – Bundespräsident Heinz Fischer sieht keinen Anlass, eine Diskussion über die Funktion von Altpräsidenten zu führen. Ich werde bis zum letzten Tag meine aktuellen Aufgaben erfüllen, sagte er am Rande eines Termins am Montagabend. Alles andere liege in der Zukunft. Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) hatte sich dafür ausgesprochen, dass Altpräsidenten auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt weiterarbeiten und das Land repräsentieren dürfen. Es braucht sich niemand um mich zu sorgen, meinte Fischer dazu. Man könne sich darauf verlassen, dass ihm nicht langweilig sein werde. Freizeit und Bergsteigen haben Vorrang, sagte er, er denke aber etwa auch über den Vorschlag einer Uni nach, Vorträge über Zeitgeschichte zu halten. Dass ich ein Altpräsident sein werde, ist eine Realität, die ich nicht ändern kann und will, sagte Fischer. Man könne sich anschauen, wie Länder wie Deutschland, Italien, Frankreich oder Ungarn mit Präsidenten, die ihrer Periode hinter sich haben, umgehen. Österreich soll keine Extrawurst braten, so Fischer. Diese Diskussion wolle er aber nicht jetzt führen.
5Inland
Neuer Player unterstützt zahlreiche Formate. Sony hat einen von User lange geforderten, neuen Mediaplayer für PlayStation 4 veröffentlicht, der es ermöglicht, Videos, Musik und Fotos von USB-Datenträgern und Heimnetzwerken über die Konsole auszugeben. Der Player steht ab sofort als Download zur Verfügung. Unterstützt wird eine Vielzahl von Formaten. Musik kann auch während des Spielens im Hintergrund laufen.
0Web
Zwei Prozesse werden durch die Tatorte und die Begleitumstände geeint und zeigen: In Transdanubien geht es mitunter rau zu. Wien – Sicher, die Abkürzung ACAB könnte auch für Acht Cola, acht Bier stehen. Gemeinhin geht man aber doch davon aus, dass All cops are bastards (Alle Kieberer sind Arschlöcher, wäre wohl eine solide Übersetzung ins Österreichische) gemeint ist, wenn man derartiges grölt. Wie es Gerhard S. bei den Stürmischen Tagen, einem Weinfest in Wien-Floridsdorf, getan hat – während ihn drei Exekutivbeamte beim Wildpinkeln beobachteten. Der 25-Jährige findet sich mit einer Anklage wegen versuchten Widerstands gegen die Staatsgewalt vor Richter Christian Gneist wieder. Die Erinnerung von S. ist ein klein wenig eingeschränkt. Ich habe einiges getrunken, schildert er. Was ist einiges?, will Gneist wissen. Na ja, wir waren vorher schon fort, sind erst um 22 Uhr nach Stammersdorf gekommen. Wie später ausgerechnet wird, hatte G. 1,9 Promille. Ihn überkam jedenfalls dringender Harndrang, er absentierte sich zwecks Erleichterung in die Büsche. Dort habe ich ACAB geschrien, gibt er zu. Wie kommt man auf so was? – Weiß ich nicht mehr. Aber ich habe die Polizisten nicht gesehen, beteuert der Angeklagte. Die Streife sah allerdings ihn und schwenkte Taschenlampen in seine Richtung. Dass er daraufhin I siach eich, es Oaschlecha, ihr brauchts net leichten! gerufen hat, hat die Situation nicht entschärft. Die Beamten verlangten seinen Ausweis und zeigten ihn wegen des Urinierens an. Seine Acht Cola, acht Bier-Erklärung hätten die Polizisten nicht so lustig aufgenommen, weiß S. noch. Auch, dass er im Weggehen zur Einsatzkraft Woamer gesagt hat. Plötzlich sei er von hinten gepackt worden und dann auf dem Boden gelegen. Dorthin hatten ihn die Beamten gebracht, warum, bleibt eigentlich offen. Einige Polizisten behaupten, er habe einen von ihnen angreifen wollen. Er sagt, es sei nie eine Festnahme ausgesprochen worden, er habe sich nur befreien wollen, als er umfasst worden sei. Beim gemeinsamen Sturz zog sich ein Beamter eine blutende Wunde am Knie zu. Da sich aber im Lauf des Verfahrens nicht wirklich klären lässt, wann S. zu Fall gebracht wurde und ob er sich wirklich gewehrt hat, wird er im Zweifel freigesprochen. Auch im Nebensaal geht es bei Richterin Claudia Moravec-Loidolt um Floridsdorf und Alkohol. Petra A. ist 31 Jahre alt und soll nicht nur im volltrunkenen Zustand einer Frau den Arm gebrochen haben, sondern später dasselbe auch mit einer 15-Jährigen getan haben. Der erste Fall wurde schon einmal verhandelt, damals kam A. mit einer Diversion davon. Auch diesmal gesteht sie, damals an einem Würstelstand mit einer Frau in Streit geraten zu sein und ihr einen Stoß versetzt zu haben. Da sie am 16. Juni im Wasserpark an der Alten Donau aber mit einer Kontrahentin ihrer elfjährigen Tochter in Streit geraten ist, sitzt sie wieder hier, und beide Delikte werden gemeinsam verhandelt. Die Sache hat zwei Wochen Vorlaufzeit: Damals soll Liza W. die Tochter der Angeklagten Hurenkind genannt und ihr Prügel angedroht haben. Am Tattag traf A. dann auf die Schülerin. Haben Sie etwas getrunken?, fragt die Richterin. Drei Bier. Moravec-Loidolt runzelt die Stirn. Was machen wir mit Ihrem Alkoholproblem? – Ich habe kein Alkoholproblem. – Aber jedes Mal, wenn Sie Alkohol trinken, gibt es ein Problem. – Jetzt nicht mehr. Fest steht, dass die 31-Jährige und die Schülerin einander zunächst beschimpften. Dann sei man sich im Wortsinn in die Haare geraten und gestürzt, sagt die Angeklagte. Das Opfer hatte dagegen ausgesagt, sie sei von A. zu Boden gerissen worden. Die meisten Zeugenaussagen entlasten die Angeklagte und stützen ihre Version, die Freundinnen der Verletzten sind dagegen ziemlich widersprüchlich. Liza W. selbst erscheint nicht – wie sich herausstellt, ist sie zumindest bis zum Sommer im Rahmen eines sozialpädagogischen Projekts im Ausland. Da auch die Staatsanwältin mit der Verlesung von W.s Aussage einverstanden ist, ergeht schließlich ein rechtskräftiger Freispruch. Damit bleibt auch die Diversion aus dem ersten Fall bestehen, obgleich die Probezeit neu zu laufen beginnt.
1Panorama
Leipzig – Kleinkinder gelten mitunter als stur und unfähig, mit anderen zu teilen. Forscher vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und von der Uni Manchester haben nun nach Experimenten herausgefunden, dass schon dreijährige Kinder über ein hohes Maß an Fürsorge und Sinn für Gerechtigkeit verfügen. Wie die Forscher im Fachblatt Science berichten, geben die Kleinen verlorene Dinge am liebsten an die rechtmäßigen Eigentümer zurück. Ist das unmöglich, hindern sie andere daran, zu nehmen, was diesen nicht gehört. Princeton – Seit vielen Jahren diskutieren Forscher darüber, wie Tiere, die in einer hierarchischen Sozialstruktur leben, zu Entscheidungen kommen. Ungeklärt ist die Frage auch deshalb, weil sie – im Fall wildlebender Wölfe oder Primaten – schwer zu untersuchen ist. Einem Forscherteam ist das nun bei Pavianen mittels GPS gelungen. Das in Science veröffentlichte Ergebnis: Zumindest die Frage, wohin sich die Tiere als Nächstes begeben, wird im Kollektiv entschieden.
7Wissenschaft
Chinas Wirtschaft wächst langsamer, laut einem neuen Bericht ist das Land in der Entwicklung noch weit zurück. Peking – Ein neue chinesische Untersuchung stellt den raschen Aufstieg der Volksrepublik zur modernen Industriemacht infrage und sorgt für kontroverse Debatten in Peking. Wissenschafter vom Forschungszentrum für industrielle Modernisierung an der Akademie der Wissenschaften veröffentlichten Anfang der Woche den 500 Seiten starken Modernisierungsbericht China. Sie fanden heraus, dass die tatsächliche Ausgangslage der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, sich rasch modernisieren zu können, viel schwächer ist als angenommen – vor allem, wenn es darum geht, die Wende zu einem effizienten, nachhaltigen Wachstum schnell über die Bühne zu bringen. Chinas Industrieentwicklung verlaufe extrem ungleichzeitig, urteilt der Bericht. Sie glänze auf Feldern wie der Bahnindustrie mit ihren Highspeed-Zügen, hinke aber auf anderen hinterher. Die Forscher legten ihrem weltweiten Vergleich das Jahr 2010 zugrunde. Sie untersuchten die Industriemodernisierung anhand von drei Maßstäben: der Arbeitsproduktivität, dem Wachstumstempo in der Wertschöpfung und dem Anteil der industriellen Arbeitskräfte an der Gesamtbevölkerung. Forschungsleiter He Chuanqi nannte das Ergebnis: 2010 lag China 100 Jahre hinter dem Stand von England und Deutschland und 60 Jahre hinter Japan zurück. Das Einholen hochentwickelter Industriestaaten wird demnach eine langwierige Angelegenheit. Beim Vergleich anderer Daten befinde sich das Land im Mittelfeld, antworteten die Forscher auf Vorhaltungen. Doch Kennziffern wie der Anstieg der Arbeitsproduktivität, bei dem China nur auf ein Neuntel der USA kam, und der Wertschöpfung entscheiden nun einmal über den Erfolg des Umkehrkurses in der chinesischen Wirtschaftsweise hin zum qualitativen, innovativen und ökologisch nachhaltigen Wachstum. Die Studie stuft China auf den Stand der ersten Phase moderner Industrialisierung ein. Pekings Führung verfolgt ehrgeizigere Ziele. Sie nimmt sich Deutschlands Industrieplan 4.0 als Vorbild für die Modernisierung. Experten sind sich einig: Um dahin zu kommen, müssten einschneidende und durchgreifende Reformen umgesetzt werden. Sonst bleibt das Land auf halbem Weg stehen. Nicht nur Forscher sorgen sich, ob Peking den Reformwillen aufbringt. Wir brauchen keine Propagandalösungen und Kampagnen mit leeren Worten, kritisierte Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer in China, den wieder spürbaren Reformstau. Nur im Finanzbereich tue sich wirklich etwas. Vertreter der europäischen Wirtschaft in China fühlten sich vor unsicheren Zeiten. Laut einer Umfrage zum Geschäftsklima 2015, die Wuttke am Mittwoch in Peking vorstellte, sank bei den Kammermitgliedern die Zuversicht über Wachstum und Profitabilität ihrer Geschäfte auf einen Tiefstand seit 2011. Auf den ersten Blick scheinen das die Zahlen nicht herzugeben. 58 Prozent aller Befragten sehen die Lage positiv. Doch so, wie das reale Wirtschaftswachstum in China von zweistelligen Zuwachsraten vor wenigen Jahren auf 7,4 Prozent 2014 abbröckelte und weiter fällt, gehe auch diese Optimismuskurve in den Keller. 2011 waren noch 79 Prozent positiv gestimmt, vergangenes Jahr 68 Prozent. 2015 sind es weitere zehn Prozentpunkte weniger. Das hat Folgen. Fast jedes dritte EU-Unternehmen in China (31 Prozent) gab an, 2015 den Ausbau seiner Investitionen zu stoppen, sechs Prozent mehr als 2014. Mehr als jedes dritte Unternehmen will bei seinen Ausgaben sparen (39 Prozent), 15 Prozent mehr als 2014. Fast zwei Drittel darunter (61 Prozent) werden erstmals den Rotstift bei ihren Mitarbeitern ansetzen, ein Hiobsbotschaft für Peking. Die umfangreiche Befragung durch die EU-Kammer und Roland Berger, an der sich 541 von 1.487 Kammer-Unternehmen beteiligten, zeigt, wie schnell sich Chinas abschwächendes Wachstum, verschlechternde Standortbedingungen und steigende Arbeits- und Produktionskosten negativ auf Auslandsunternehmen, ihre Gewinnerwartungen, Margen oder Neuinvestitionen auswirken. Vor allem, weil höhere Löhne nicht von steigender Produktivität, besserem Marktzugang und den Abbau von regulatorischen Hürden begleitet werden. Die Bürokratie wird trotz Aufrufen von Premier Li Keqiang nicht weniger. Unvorhersehbare Behördenregelungen nennen 57 Prozent der EU-Unternehmen an erster Stelle ihrer zehn größten Probleme, drei Prozentpunkte mehr als 2014. Ihre früher prominente Sorge des Schutzes des geistigen Eigentums fällt auf Platz sieben zurück. Erstmals zeigt die neue Studie, wie sich die Unternehmen nach Branchen polarisieren. Nur eine einzige Gruppe fühlt sich noch richtig im Aufwind und glaubt, dass es auch so bleibt. 84 Prozent der Automobilhersteller wollen 2015 in China expandieren, dagegen nur noch 48 Prozent der Maschinenbauer. 77 Prozent der Autobranche erwartet weiteres Wachstum für sich über die kommenden zwei Jahre. Nur 36 Prozent der Maschinenbauer glauben das für sich auch. Der Trend zum Pessimismus zeichnete sich schon im Vorjahr ab. Zum ersten Mal sagten fast die Hälfte der befragten Unternehmen, dass Chinas goldenes Zeitalter für multinationale Gesellschaften und andere Auslandsfirmen vorbei ist. Es war eine Warnung an die Regierung, für mehr Marktöffnung zu sorgen, damit der Standort wieder Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit gewinnt, sagte Wuttke. Ein Jahr später fällt das Urteil noch schlechter aus: Große Firmen, die seit langem im Markt sind, sehen schärfer als die Neuankommenden schon die Zeichen an der Wand. Vor wenigen Jahren hieß es bei Problemen, das Glas sei doch halb voll. Heute laute der Spruch: Es ist halb leer. China brauche dringlich wieder den Reformdrive, wie es ihn für seine Aufnahme 2001 in die Welthandelsorganisation (WTO) entfachte und davon zehn Jahre zehrte, sagte Wuttke. Er hoffe, dass Pekings Reformer die komplexen Verhandlungen um bilaterale Investitionsschutzabkommen mit den USA und mit der EU jetzt zum Anlass nehmen, um eine solche Offensive zur Marktliberalisierung erneut zu starten. Vorsicht überwiege bei der EU-Wirtschaft, gerade wenn es um Investititionen in Forschung und Entwicklung (R&D) gehe. Mehr als zwei Drittel der EU-Unternehmen, die in ihrer Heimat eigene R&D-Forschung und Entwicklung betreiben, unterhalten kein solches Zentrum in China. Eines ihrer Probleme sind auch Chinas viel zu langsame Internetgeschwindigkeiten und die übertriebenen Zugangsbeschränkungen. 57 Prozent sprechen von negativen Auswirkungen auf ihr Geschäft. Die Studie zeigt auch, dass die Unternehmen trotz aller Kritik dem Land nicht den Rücken kehren. Der Markt ist zu wichtig und zu groß, um ihn zu verlassen, sagt Wuttke. Aber anders als vor wenigen Jahren sei er nicht mehr alternativlos, sondern nur noch einer der Märkte. Die USA ziehen Investitionen wieder an, ebenso Europa und die Wachstumsregionen von Mexiko bis Indien. Ein Ergebnis der Umfrage sollte Peking besonders zu denken geben: 55 Prozent der EU-Unternehmen, die über ungleiche und unfaire Behandlung klagten, sagten 2014, sie würden mehr in China investieren, wenn Peking mit Reformen ihren Marktzugang verbesserte. Für 2015 sagen das Gleiche 60 Prozent.
3Wirtschaft
Trainer Fink vor Gastspiel in Südstadt: "Es geht nicht darum, tollen Fußball zu zeigen, sondern darum, dass wir die Punkte mitnehmen". Wien – Die Austria will den Polster auf die Verfolger Sturm Graz und Admira nicht weiter schmelzen lassen. Auf dem als Saisonziel definierten dritten Platz liegend, haben die Wiener nach 24 Runden fünf Zähler Vorsprung auf das Duo. Im Duell mit der Admira am Mittwoch (18.30) soll der Abstand nicht kleiner werden, sondern sich im Idealfall erhöhen. Dieses Ziel hat Austria-Coach Thorsten Fink vorgegeben. Die vollste Konzentration gelte nun der Absicherung des dritten Europacup-Startplatzes in der Liga. Das ist sehr wichtig, um unsere Ziele zu erreichen. Es geht nun nicht darum zu versuchen, tollen Fußball zu zeigen, sondern darum, dass wir die Punkte mitnehmen, gab Fink die Devise für die kommenden Wochen aus. Nach dem Auswärtsspiel beim Fünften in Maria Enzersdorf wartet auf die Austria am Samstag zu Hause Ried, ehe es eine Woche später auswärts in Graz weiter geht. Das Thema Meistertitel wollte Fink nach dem 1:4 in Salzburg am Sonntag ad acta gelegt haben. Sieben Punkte beträgt der Rückstand auf die Topteams Salzburg und Rapid. Diesen Abstand handelte sich die Austria in den vergangenen Runden ein. Drei Ligaspiele sind die Violetten nun sieglos. Diese schlechte Phase überwinden steht in der Südstadt ebenfalls auf dem Programm. Nun müssen wir schauen, dass wir unseren Vorsprung wieder ausbauen. Jedenfalls werden wir bis zum Ende pfeifen, damit wir diesen dritten Platz erreichen, betonte Fink. Angst müsse man keine haben. Die Mannschaft arbeite im Training gut, wollte der Deutsche betont wissen. Gegen die Admira kehrt der zuletzt gesperrte Christoph Martschinko wieder in die Start-Elf zurück, Roi Kehat ist aufgrund seiner Sprunggelenksverletzung fraglich. In den jüngsten vier Aufeinandertreffen zwischen der Admira und der Austria gab es keinen Sieg der Heimmannschaft. In dieser Saison entführten die Favoritner zunächst einen 1:0-Erfolg aus dem Süden Wiens, zu Hause kassierte die Austria dann in letzter Sekunde den 1:1-Endstand. Die Admira war beide Male zumindest ebenbürtig, für Trainer Ernst Baumeister sowieso die bessere Mannschaft. Unser Ziel ist es, nun auch einmal zu gewinnen, sagte Baumeister. Den Druck sieht der Erz-Austrianer natürlich aufseiten seines Ex-Clubs. Die mit dem Ziel Klassenerhalt in die Saison gestartete Admira hat den Europacup nie als Pflicht ausgegeben. Dabei haben die Niederösterreicher wie die Austria auch im ÖFB-Cup noch die Chance auf den Titel. Wir sind mit unserem derzeitigen Platz sehr zufrieden. Wenn sich mehr ergibt, hätten wir natürlich nichts dagegen, meinte Baumeister. Admiras Trainerteam überlegt, auch mit Blick auf den Heimauftritt gegen den WAC am Samstag leicht zu rotieren. In die Elf zurückkehren wird der beim glücklichen 2:1 in Altach gesperrt gewesene Thomas Ebner. Der Ex-Austrianer Srdjan Spiridonovic ist aufgrund von Adduktorenproblemen fraglich. (APA, 1.3.2016) FC Admira Wacker Mödling – FK Austria Wien (Maria Enzersdorf, BSFZ-Arena, 18.30 Uhr, SR Eisner). Bisherige Saisonergebnisse: 0:1 (h), 1:1 (a). Admira: Siebenhandl – Ebner, Schößwendter, Wostry, Zwierschitz – Lackner, Malicsek – Bajrami, Blutsch, Spiridonovic/Grozurek – Starkl Ersatz: Kuttin – Posch, Pavic, Ayyildiz, Knasmüllner, Monschein, P. Zulj, R. Schicker Es fehlen: Toth (Steißbeinprellung), Sax (Muskelfaserriss), Vastic (nach Kreuzbandriss) Fraglich: Spiridonovic (Adduktoren) Austria: Hadzikic – F. Koch, Windbichler, Rotpuller, Martschinko – Holzhauser, Grünwald – Gorgon, Kehat/Serbest, Venuto – Kayode Ersatz: Pentz – Larsen, Sikov, Vukojevic, De Paula, Meilinger, Friesenbichler Es fehlen: Almer (krank), Salamon (Sprunggelenksverletzung) Fraglich: Kehat (Sprunggelenksverletzung)
4Sport